1830 / 119 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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tismus und Aberglaubens in einem Lande erwarten, wo seit 14 Jahren mehr als 40 vollstaͤndige Ausgaben der 80 Baͤnde Voltaire's erschienen und verkauft worden sind, waͤhrend die Generation von 1789, die die Revolution her⸗ beigefuͤhrt hat, nur mit einer oder zwei Ausgaben bedacht wurde.“

„Nachdem ich hiernach den Zustand der religioͤsen Frei⸗ heit in meinem Vaterlande dargethan habe, bliebe mir noch das Kapitel der buͤrgerlichen Freiheit in Frankreichs In⸗ stitutionen und Sitten zu verhandeln.“

„Was die Institutionen betrifft, so glaube ich mich auf des Herrn von Malchus Statistik und Staatenkunde (1826) Cap. „Staats⸗Verfassung“, beziehen zu duͤrfen. Es erhellt dar⸗ aus, daß Frankreich das einzige Land in Europa ist, wo uͤber der Nation nur der Koͤnig (die Regierung) steht. Unsere Verfassung laͤßt eben so viel Freiheit zu, als die Englische, und uͤberdies Gleichheit. Der Adel ist in Frankreich ein bloßer Titel, wie in Deutschland das Wohlgeboren; in England dagegen ist die Aristokratie eine Thatsache und ein

rivilegium; weshaib man mit Recht gesagt hat, daß rankreich eine ganze Revolution vor England voraus habe. Aus diesem Grunde walten auch die jetzi⸗ gen politischen Streitigkeiten in Frankreich zwischen der Na⸗ tion und dem Koͤnige, in England aber zwischen der Nation einerseits, und der Aristokratie und dem Klerus andererseits ob.“

„Die politischen Sitten anlangend, so ist zuvoͤrderst die Justiz⸗Verwaltung in Frankreich nur mit hoͤchst unbe⸗ deutenden Kosten verknuͤpft und voͤllig frei von aller Beste⸗ chung, mit Ausnahme derjenigen, die etwa der Parteigeist zuweilen uͤbt, die sich jedoch nur bei einigen politischen Prozessen und bei diesem oder jenem Unter⸗Tribunale gezeigt hat. Die eigentliche Verwaltung (der absetzbaren Staats⸗

Beamten) ist nicht frei von Parteilichkeit, von dem, was

man in Frankreich Ministerialismus nennt, aber sie ist durch⸗ weg rein von aller Verkaͤuflichkeit. Wie viele Reklamationen sind z. B. nicht uͤber falsche Wahlen erhoben worden; nach der genauesten Untersuchung haben sich jedoch nur einige we⸗ nige als gegruͤndet ergeben, und soviel mir bekannt ist, keine einzige, wobei das Geld eine Rolle gespielt haͤtte. Man betrachte dagegen England. Hier findet man einerseits die verfallenen Burg⸗ flecken, andererseits lauter mit Geld erkaufte Wahlen, ohne daß man einmal ein Geheimniß daraus machte. In Frankreich wuͤrde ein Waͤhler sich schaͤmen, irgend einen Lohn fuͤr die Kosten seiner Reise oder seines Aufenthalts am Hauptorte der Provinz anzunehmen. Man bedenke endlich, wie viel Zugestaͤndnisse die oͤffentliche Meinung von der Regie⸗ rung, ungeachtet des Mangels an Einigkeit zwischen ihr und dem Lande, erlangt hat: die Unabhaͤngigkeit von Haiti, die faktische Anerkennung der Suͤd⸗Amerikanischen Freistaaten, die Verordnung von Andujar bei Gelegenheit des Krieges in Spanien; die Expedition nach Morea, ein Seitenstuͤck zu der Expedition Ludwigs XVI., zu Gunsten der Nörd⸗Ameri⸗ kanischen Freistaaten, nur daß diesmal kein Eigennutz dabei im Spiele war. Und man glaube ja nicht, daß, falls dze

Eypedition nach Algier gluͤcken sollte, Frankreich sich damit begnuͤgen werde, sie zu seinem alleinigen Nutzen ausschlagen zu lassen, wie England selches bei der Expedition des Lord Exmouth gethan hst. Ich habe vielmehr die Ueberzeugung, daß ganz Europa aus jener Expedition Nutzen ziehen und daß sie zur voͤlligen Ausrottung der Afrikanischen Raubstaa⸗ ten fuͤhren wird. Kein Minister in Frankreich wuͤrde nach den nachtheiligen Schilderungen, die von Dom Miguels sitt⸗ lichem Charakter entworfen worden sind, es wagen, den Kam⸗ mern, wie Lord Aberdeen im Britischen Parlamente, zu sa⸗ gen: „„Wir wollen diesen Fuͤrsten, trotz aller seiner Fehler, dennoch anerkennen, denn unser Vortheil erheischt solches.““ Kein Pair, kein Deputirter in Frankreich wuͤrde sich, wie Lord Holland, darauf beschraͤnken, dem Minister zu antworten: „„Warum habt Ihr Euch in diese Nothwendig⸗ keit versetzt?“ Es haben sich in Frankreichs Politik viel⸗ leicht schon manche nicht durchweg zu vertheidigende Dinge zugetragen, uUnd es koͤnnen sich moͤglicher Weise deren auch in der Folge noch zutragen; aber nie wird man eine un⸗ moralische Handlung so dreist und unverhohlen eingestehen, als in England.“ 8

„Moͤgen diese Ansichten eines Franzosen, der seinem Lande mit Liebe, aber doch nicht bis zur Verblendung zuge⸗ than ist, dazu beitragen, manche irrige Meinungen, die sich im Auslande uͤber Frankreich verbreitet haben, zu beseitigen.“

Gedruckt bei A. W. Hayn.

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Freitag, 30. April.

und Ritters Herrn Spontiininu.

Koͤnigliche Schauspiele. reit 11 Im Opernhause: Die Belagerung von Korinth, lyrisches Dramg in 3 Abtheil., mit Ballets; Musik von Rossini. (Dlle. Sontag, Koͤnigl. Kammersaͤnge⸗ rin: Pamyra, als Gastrolle.)

Zu dieser Vorstellung sind nur noch Billets zum Par⸗ terre und Amphitheater zu haben. DSonnabend, 1. Mai. Im Schauspielhause: Kabale und Liebe, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von Schiller.

Mittwoch, 5. Mai. Im Opernhause: Concert Spiri⸗ tuel, ausgefuͤhrt von den Koͤnigl. Saͤngern und Saͤngerinnen, so wie von den saͤmmtlichen Mitgliedern der Koͤnigl. Kapelle und dem gesammten Chor⸗Personale des Koͤnigl. Theaters, unter der Direction des Koͤnigl. General⸗Musik⸗Direktors

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Koͤnigstaͤdtisches Theater.

itag, 30. April. Das Strandrecht, Schauspiel in 1

Akt. ierauf: Staberl als Freischuͤtz, Parodie mit Gesang, in 3 Akten. 8

Sonnabend, 1. Mai. Aschenbroͤbel, komische Oper in

2 Akten; Musik von Rossini. (Dlle. Vio, vom K. K. priv.

Theater an der Wien, engagirtes Mitglied dieser Buͤhne:

Aschenbroͤdel, als zweites Debuͤt. Hr. Schuster, erster Teno⸗

rist des K. K. Hof⸗Opern⸗Theaters in Wien, neu engagirtes

Mitglied dieser Buͤhne: Prinz Ramiro, als erstes Debuͤt.)

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Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preusss. Cour.) ——EAEE 11012 101.sUomm. Flandbr.] 4 (106 8 105 H s[Kur- u. Neum. do. 106 ½ 105 Schlesische do. 4 [1074 tot Pomm. Dom. do. 101 Märk. do. do. 102 Ostpr. do. do. 100 [KRkst. C. d K.u N. 102 Z7.-Sch. d. K. u. N. 102 ½ IHIoll vollw. Duc. 102 ½ Neue dito Friedrichsd'or-. 1102 ½ 1 Disconto..

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St.-Schuld-Sch.] Pr. Engl. Anl 18 Pr Engl. Anl 22 Kurm 0 5b m.]J. C. Neum. Int. Sch.d Berl. Stadt-Ob. Königsbg. do. Elbinger do. Danz. do. in TH. Westpr. Pfdb. A. dito dito B. Gröfshz. Pos. do. Ostpr. Pfandbrf.

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Brief. Gea. Amsterdaim . . 7. . . . . . 250 Fie Puee 143 dito 1. 1. 250 FI. 2 Mt. 143 Hamburg .. 300 Mk. Kurz dlihmx . 3900 Mk. 2 Mt. Lon ion 8 1 LStl. 3 Mt. 1e44“*“ 300 Fr. 2 Mt. Wien in 20 Xr. 1 150 Fl. 2 Mt. Augsburg . .. 150 Fl. 2 Mt. Breslau. . .. 100 Thl. [2 Mt. Leipzig.. 100 Thl. Uso

Frankfart a. M. WZ 150 Fl. 2 Mt. 100 Rbl. 3 Woch.

Petersburg BN. .. Wanschau. 600 Fl. Kurz

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ärtige Börsen. Amsterdam, 24. April.

Niederl. wirkl. Schuld 65 v. Kanzbill. 31. Cesterr. Sproe-

Metall. 984¼. 88 12 8 G 1 n f 19. Sevn F. eevas Hamburg, 27. April.

Oesterr. 5proe. Metall. 102 ⅛. 4proc. pr. ult. 97 ¾. Part.-Ob- lig. desgl. 140 ¾. Bank-Actien desgl. 1380. Russ. Engl. Anl. 109 ⅞. Russ. Anl. Hamb. Cert. 104 5. Poln. pr. ult. 132 ½. Däan.

Wien, 24 April. 88. 5proc. Metall. 102 ¾4, 4proc. 98. Loosc zu Port.-Oblig. 139 ¾. Bank-Actien 1356278. Betichtigung. eilage zum gestrigen Blatt dieser Zeitung, 2, Z. 22 l. „1 1,932,990“ st. 11,942,990.

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