1830 / 146 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Truppen zu sammeln. Die Nachrichten aus den Vereinigten Staaten beschraͤnken sich auf kaufmaͤnnische und finanzielle Gegenstaͤnde. Der Kongreß soll ein Gesetz erlassen haben, nach welchem die Zoͤlle auf Thee, Kaffee und Cacao nach Ver⸗ lauf dieses Jahres fast auf Nichts reduzirt werden. Der Capitain eines in diesen Tagen in Cowes angekom⸗ menen Schiffes, das St. Domingo am 21. Maͤrz verlassen hatte, bringt die Nachricht mit, daß sich dort Alles in der groͤßten Verwirrung befand, indem man taͤglich einen An⸗ gsriff der Spanier von Porto⸗Rico und Havana aus erwar⸗ tete, um ihre verlorenen Besitzungen wieder zu erobern; auch sagte er aus, daß bereits 3 Regimenter in Port⸗au⸗Prince angekommen seyen, die mit den fruͤher dort schon einquartir⸗ ten Regimentern eine Truppenzahl von 3000 Mann bildeten; außerdem sollten sich auch in der Nachbarschaft noch mehr Truppen befinden. 1 Aus Canton sind Nachrichten bis zum 22. Dezbr. ein⸗ gelaufen. Das erwaͤhlte Comité hatte einige Dokumente uͤber die noͤthigen Reformen in den Handels⸗Verhaͤltnissen mit den Chinesen bekannt gemacht; uͤber die obwaltenden Streitpunkte war jedoch noch nichts entschieden worden. Von dem neuen Hoppo oder Gouverneur war ein Edikt erlassen worden, in welchem verboten wird, Schmuggelhandel zu trei⸗ ben und die Europaͤer mit willkuͤhrlichen Abgaben zu belegen. Der Styl dieses Edikts ist aͤcht Chinesisch; am Ende dessel⸗ ben heißt es: „Meine Augen und Ohren sind sehr nahe; so wwie meine Worte vorwaͤrts gehen, folgen ihnen die Gesetze, nehmt Euch in Acht, daß Ihr nichts thuet, was ihr zu be⸗

Bruͤssel, 21. Mai. Der Direktor der Steuern, der

Fin⸗ und Ausfuhr⸗Zoͤlle, so wie der Acrisen, Visser, ist zum Staatsrathe im außerordentlichen Dienste ernannt worden. 1 Von der Anklagekammer des hiesigen Gerichtshofes sind der Advokat Claes und der Drucker Neervoort, welche be⸗ schuldigt werden, zu einem Coraplotte aufgefordert zu haben, das den Zweck hatte, die gegenwaͤrtige Reg erungsform zu veraͤndern oder umzustuͤrzen, vor die Assisen gewiesen worden.

Deutschland. Muznchen, 20. Mai. Nachdem die verschiedenen Waf⸗ fen⸗Gattungen der hiesigen Landwehr ihre Uebungen auf dem Marsfelde beschlossen hatten, wurden sie heute Vormittags, zwischen 7 9 Uhr, von dem Kriegs⸗Inspektor, Herrn Obersten Grafen von Buttler, auf dem Maximilians⸗Platze inspicirt. Sie bildeten von dem einen Ende dieses Platzes bis zum andern eine weit ausgedehnte Linie. Auf dem rech⸗ ten Fluͤgel, gegen das Karlsthor hin, stand das sehr schoͤne Schuͤtzen⸗Bataillon; das Centrum bildeten beide Bataillone des Infanterie⸗Regiments, mit der Artillerie, die 6 Piecen mit sich fuͤhrte, in der Mitte; der linke Fluͤgel bestand aus der Kavallerie⸗Division. Nach geschehener Inspection defilir⸗ ten saͤmmtliche Truppen im Paradeschritte vor dem inspici⸗ renden Herrn Obersten vorbei und kehrten hierauf in gleicher Ordnung nach ihrem Sammelplatz zuruͤck. Das Ganze war von dem heitersten Wetter beguͤnstigt.

Darmstadt, 20. Mai. Der K. K. Kaͤmmerer Graf Moritz Dietrichstein, beauftragt, Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Großherzog die Gluͤckwuͤnsche Sr. Maäjestaͤt des Kaisers von Oesterreich zu Ihrer Thronbesteigung zu uͤberbringen, ist ge⸗ stern von Sr. K. H. in einer Privat⸗Audienz empfangen worden, in welcher er zugleich die Ehre hatte, Allerhoͤchst⸗ denselben die Insignien des Ungarischen St. Stephanordens zu uͤberreichen. Der Herr Graf wurde hernach Ihrer Koͤnigl. Hoheit der Frau Großherzogin und Sr. Hoheit dem Erb⸗ großherzog in eigenen Audienzen vorgestellt.

Folgendes ist der (gestern erwaͤhnte) Bericht aus Offenbach uͤber den Ausfall der letzten dortigen Messe: „Waren auch die Erwartungen hinsichtlich unsrer juͤngst beendig⸗ ten Oster⸗Messe, in Folge des mit dem Anfange dieses Jahrs in Kraft getretenen Handelsvertrags mit den Kronen Baiern und Wuͤrtemberg, hoͤher gespannt als in allen vorhergehenden Zeitpunkten seit Offenbachs Erhebung zu einem Meßplatze, so haben wir doch die Befriedigung, zu melden, daß die that⸗ aͤchlichen Resultate jenen Erwartungen vollkommen entspro⸗ chen haben. Die Zahl ber Kaͤufer und Verkaͤufer, die sich diesmal einfanden, war ungleich betraͤchtlicher, als zur vor⸗ jaͤhrigen Herbst⸗Messe, und verhaͤltnißmaͤßig um so mehr der Umsatz, nicht blos nach der Masse, sondern auch nach der Verschiedenartigkeit der Waaren, da sich unter den Verkaͤu⸗ ern etwa ein Dutzend Handelsleute und Fabrikanten aus

em Koͤnigreiche Baiern befanden, die man fruͤher hier noch

nicht gesehen hatte, und die mit ansehnlichen Lagern von

Spiegeln, Nuͤrnberger Glas⸗ und Spielwaaren ausstanden. Mehrere von diesen Handelsleuten haben sogar hoͤlzerne Bu⸗ den kaͤuflich an sich gebracht, was denn darauf hinzudeuten scheint, daß sie mit diesem ersten Versuche, Offenbachs Messe zu beziehen, vollkommen zufrieden waren, auch auf eine fer⸗ nere Fortdauer der zwischen den respektiven Staaten ange⸗ knuͤpften Handelsbeziehungen mit Bestimmtheit rechnen. Ue⸗ berhaupt geben die amtlichen Verzeichnisse der Fremden, welche zu dieser Oster⸗Messe in Offenbach Waarenlager un⸗ terhielten und die daselbst vom 5 bis zum 20. April ange⸗ kommen waren, 356 verschiedene Firma's von Handelsleuten und Fabrikanten an. Hierunter aber sind die einheimischen Verkaͤufer, d. h. alle diejenigen Handelsleute ꝛc. nicht mit in⸗ begriffen, die zu Offenbach auch außer den Messen Comptoire und Waaren⸗Niederlagen unterhalten, und unter denen sich ebenfalls Auswaͤrtige befinden, durch deren Hinzurechnung jene Zahl noch bedeutend steigen duͤrfte. Als Kaͤufer mach⸗ ten sich, neben unseren fruͤheren Besuchern, besonders viele Baiern und Wuͤrtemberger bemerklich. Inzwischen duͤrften wir uns wohl mit Grund versprechen, daß sich die Zahl der Ersteren schon bis zur naͤchsten Herbstmesse bedeutend vergroͤ⸗ ßern wird, weil diesmal die Rheinbaiern fast gaͤnzlich fehl⸗ ten. Die Ursache ihres jetzigen Ausbleibens aber scheint darin zu liegen, daß sich dieselben, weil sie bis zu Anfang dieses Jahres noch von der Zolllinie ausgeschlossen waren, welche die uͤbrigen Baierschen Provinzen umguͤrtet, mit allerlei

Waaren⸗Vorraͤthen zu ihrem Bedarf fuͤr die naͤchste Periode Da aber bis zum Herbste

abgabenfrei versorgen konnten. diese Vorräaͤthe wohl aufgezehrt seyn moͤchten, so schmeicheln wir uns, dieselben alsdann ebenfalls als unsere lieben Gaͤste bewillkommnen zu koͤnnen. Was nun das Quantum der an den Markt gebrachten Waaren Vorraͤthe betrifft, so ver⸗ moͤgen wir nur das des Leders mit einiger Bestimmtheit an

Dieses betrug eirca 89000 Ctr., mithin um ein

. Namhaftes mehr, als zur vorjaͤhrigen Herbstmesse. Nach dem,

was wir oben bemerkten, ist es jedoch keinem Zweifel unter⸗ worfen, daß die ganze Masse der am Pläatze befindlichen Feil⸗

schaften aller Art verhaͤltnißmäßig noch bedeutender war, wie⸗ wohl wir Grund zu glauben haben, es wuͤrde dieselbe noch stärker ausgefallen seyn, haͤtte nicht der lange anhaltende und strenge Winter mancher Fabrikation Naturhindernisse in den Weg gelegt, welche die Industrie mit aller ihrer Regsamkeit nicht zu gewaͤltigen vermochte. Von diesen Hindernissen wurden namentlich die farbigen Baumwollenzeuge betroffen, wiewohl es auch in die⸗ sem Artikel eben nicht an hinreichenden Vorraͤthen fehlte, um die Nachfrage zu befriedigen. Was nun die einzelnen Hauptzweige unsers Meßverkehrs betrifft, so spielte auch dies⸗ mal wieder das Leder dabei die Hauptrolle. Von dem be⸗ reits angegebenen Quantum dieses Fabrikats hatten auch dies⸗ mal wieder, wie fruͤher, die Preußischen Rheinprovinzen den groͤßern und vorzuͤglichern Theil geliefert. Allein auch aus Baiern und Wuͤrtemberg war Leder dem Platze zugefuͤhrt worden, mehr noch aus dem Großherzogthume Hessen selbst, vornehmlich aus Ober⸗Hessen, dessen Gerbereien viel Kalble⸗ der verfertigen. Man wollte die Beschaffenheit der Waare eben nicht allgemein loben; das Sohlleder besonders, behaup⸗ tete man, habe durch die lange Dauer des Winters gelitten, weil diese nicht 181 dasselbe gehoͤrig aufzutrocknen. Es gingen auch die Geschaͤfte am Ledermarkte etwas langsamer als zur vorjaͤhrigen Herbstmesse von statten, und die Preise, um welche man sich endlich vereinigte, duͤrften im Durch⸗ schnitte um etwa 5 pCt. niedriger ausgefallen seyn. Inzwi⸗ schen befanden sich doch bis gegen Ende der ersten Meßwoche die meisten Geschaͤfte abgemacht und die Lager der Fabri⸗ kanten und Großhaͤndler so ziemlich geraͤumt. Mit Wol⸗ lentuͤchern war unser Markt fast uͤberfuͤhrt, vornehmlich durch die vielen Tuchhaͤndler, welche die Fabrikanten bei

Weitem uͤberfluͤgelten und durch ihre Konkurrenz die Preise

bis auf ihren moͤglich tiefsten Stand herabdruͤckten. Man hoͤrte sogar von Verschleuderungen sprechen. Indessen steht in

Tuch sowohl, als in andern Wollenfabrikaten, die Ostermesse ge-

meinhin der Herbstmesse nach, und aus dieser Ruͤcksicht erklaͤrt es

sich schon, wenn man von Seiten der bei diesen Artikeln be⸗

theiligten Verkaͤufer manche Aeußerungen der Unzufriedenheit vernahm. Dagegen fanden Baumwollen⸗ und Leinen⸗Waa⸗

ren aller Art, als Barchent, Drillich, Zwillich, gedruckte Zeuge

u. s. w., womit vornehmlich die Industrie der Provinz Ober⸗ Hessen den Platz reichlich versorgt hatte, raschen und guten Absatz. Der Gewerbfleiß der Staͤdte Alsfeld, Lauterbach u. s. w. verdient bei dieser Gelegenheit ruͤhmliche Erwaͤhnung.

Er ist sichtbarlich im Steigen begriffen, und ihm scheint be⸗

sonders die neue Verbindung mit Baiern und Wuͤrtemberg sehr erfreuliche Fruͤchte zu tragen; denn nach diesen Koͤnig⸗ reichen, so wie auch nach dem Großherzogthume Baden, sind

die Fabrik⸗Erzeugnisse jener Staͤdte in großen Ma

ssen abge⸗ setzt worden. Von dem ordinairen Leinen, das die genannte Pprovinz liefert, ist sehr viel nach den westlichen Provinzen

der Preußischen Monarchie gegangen. Allein auch die Preu⸗

ßischen Fabrikanten aus Elverfeld, Barmen u. s. w., welche

die Messe mit Seiden⸗, Halbseiden⸗ und Baumwollen⸗Waaren bezogen hatten, so wie die Leinwandhaͤndler aus Reichenbach, Landshut u. s. w. in Schlesien, haben gewiß keinen Grund, uͤber schlechte Geschaͤfte zu klagen. Ihnen kamen ebenfalls die naeu eroͤffneten Absatzwege nach Baiern und Schwaben zu stat⸗ ecen, wohin viel von ihrer Waare gegangen ist. Ganz spezielle Erwaͤhnung verdienen endlich noch die schoͤnen Callicos aus Eulenburg (Preußisch Sachsend. Sie zeichneten sich besonders durch hoͤchst geschmackvolle Desseins aus, welche das Nichtvor⸗ handenseyn der gleichartigen Englischen und Franzoͤsischen Waa⸗ reen auf unsrer Messe nur wenig vermissen ließen. Der Detail⸗ handel befand sich freilich, durch die waͤhrend eines großen Theils der Dauer der Messe anhaltend uͤble Witterung, etwas ge⸗ stoͤrt. An den Tagen jedoch, wo der Himmel heiter war, und die gerade in die letzte Meßwoche sielen, war der Platz mit solchen Einkaͤufern aus der Nachbarschaft, die sich nur fuͤr ihren eigenen Bedarf versorgen, so uͤberfuͤllt, daß man in den Hauptstraßen des Meßverkehrs fast Muͤhe hatte, durch⸗ zukommen. Ungeachtet des regsten Willens unserer Staats⸗ Regierung, den Meßhandel Offenbachs durch die Errichtung aller zu diesem Zwecke dienlichen Anstalten zu befoͤrdern, hatte namentlich der Bau des neuen Lagerhauses bis jetzt noch nicht so weit vollendet werden koͤnnen, um dasselbe dem oͤffentlichen Gebrauche zu uͤbergeben. Der fruͤhe Cintritt des Winters hatte die Ausfuͤhrung des Plans verhindert, wonach dasselbe bis zur Haͤlfte seines ganzen Umfangs bereits Mitte Novembers fertig seyn sollte. Allein es wird jetzt so eifrig Hand ans Werk gelegt, daß man nicht zweifeln darf, der ganze Ban werde bis zur naͤchsten Herbstmesse vollkommen hergestellt und seiner Bestimmung uͤbergeben werden. Auch spricht man davon, daß noch im Laufe dieses Sommers zu einem neuen Main⸗Uferbau, um einen bequemen Ab⸗ und Einladungs⸗Platz zu erhalten, geschritten werden soll. Dieser Bau, so wie der eines neuen Krahnens, werden aber um so dringender gefordert, je groͤßer der Aufschwung ist, den Offen⸗ WÄÄWW11141414AA4A4A4“

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Madrid, 10. Mai. Zur Feier der (wie bereits gemeldet) vorgestern durch ein außerordentliches Blatt der hiesigen Zeitung bekannt gemachten Schwangerschaft Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin ist heute in Aranjuez große Gala hei Hofe, Gratulations⸗Cour und Handkuß, morgen und uͤbermorgen kleine Gala, und den am letzteren Tage Handkuß fuͤr alle hohen Tribunale. Hier ist heute ebenfalls große Gala, morgen und uͤbermorgen kleine Gala, und sowohl Aranjuez als Madrid werden diese drei Naͤchte hindurch erleuchtet seyn. In dem gewoͤhnlichen Blatte der gedachten Zeitung vom selbigen Tage ist eine sehr wichtige Verordnung enthalten, durch welche das unlaͤngst erlassene Verbot, im Freihafen von Cadix mit Taback zu handeln, wiederum aufgehoben wird. An die Stelle des kuͤrzlich verstorbenen General⸗Capitains der Koͤniglichen Flotte, Don Juan Maria Villavicencio, ist der General⸗ Lieutenant der Marine, Don Juan Ruiz de Apodaca, Graf von Venadito, zu diesem Posten ernannt worden. Da nach Inhalt der Dekrete vom 1. Maͤrz die noͤthigen Verfuͤ⸗ gungen zu der Renovation und Liquidation der ruͤckstaͤndigen Zinsen und zur Berichtigung der Zinsen fuͤr das erste halbe Jahr 1830 der Gesammtzahl aller konsolidirten Vales von den Creationen des Januar, Mai und September 1824, welche von nun an in eine Creation vom 1. April vereinigt werden sollen, getroffen worden sind und ein Gleiches hin⸗ sichtlich der Liquidation der Zinsen der im großen Buch eingetrage⸗ nen Schuld beschlossen werden ist, so werden in der Madrider

Zeitung von Seiten der Direction der Amortisations⸗Kasse

alle Inhaber jener Klassen Staatspapiere aufgefordert, sich in den sowohl in der Hauptstadt als auch in den Provinzen bestehenden Buͤreaux der genannten Kasse einzufinden und die Vales der verschiedenen Creationen gegen die der kuͤnf⸗ tighin bestehenden einzigen Creation vom 1. April auszutau⸗ schen; und sollen alle Vales bis zu einem bestimmten Termin eingeliefert werden. Die dagegen einzutauschenden neuen Vales consolidados werden den Eigenthuͤmern vom 7. Juni bis 6. Juli nach festgesetzten Abtheilungen eingehaͤndigt. Am 1. Juli d. J. nimmt die Bezahlung der Zinsen des ersten halben Jahres 1830 ihren Anfang, und zwar sowohl der Vales als der konsolidirten Schuld. Zur Ausbesserung der Festungswerke von Cadix und der dazu gehoͤrigen Forts hat der Koͤnig der Junta de fortificaciones daselbst die Erlaubniß

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2₰ℳ

ertheilt, zweihundert Stiergefechte halten zu duͤrfen, un sich aus deren Ertrage die noͤthigen Fonds zu jenen Ausbes⸗ serungen zu verschaffen. Ein gewisser Herr Burgos, wel⸗ cher, seitdem er zwei Jahre hindurch Spanischer Commissair der Tilgungs⸗Kasse in Paris gewesen war, pioͤtzlich außer⸗ ordentlich reich geworden ist, hatte sich fuͤr 100,000 Realen einen Kastilianischen Titel: Marques de San Francisco de

Asis, gekauft. Da es sich jedoch jetzt ergeben hat, daß er

außer Stande ist, die ihm auferlegten Adesobeweise zu geben,

so hat er zu seinem großen Verdruß auf den Gebrauch des gedachten Titels Verzicht leisten muͤssen. Es will jedoch ver⸗ lauten, daß das hiesige Franziskaner⸗Kloster, welchem von

Sr. Katholischen Majestaͤt vier Kastilianische Titel geschenkt

worden waren, um sie zum Besten des Klosters zu verkaufen,

und welches den oben erwaͤhnten Titel an Burgos verkauft

hatte, jetzt Schwierigkeiten mache, den Kaufpreis wieder zu

statten. 1164“4*“

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In einem von der Allgemeinen Ze g mitgetheil⸗ ten Privatschreiben aus Konstantinopel vom 26. April heißt es: „Sie wurden neulich durch außerordentliche Gele⸗ genheit von dem Entschlusse der Pforte, den Londoner Pro⸗ tokollen beizutreten, benachrichtigt. Heute benutze ich die Gelegenheit der Post, um Sie von einigen dabei stattgehab⸗ ten Umstaͤnden zu unterrichten. Wie es scheint, hatte die Pforte Anfangs große Lust, nach den ihr von den Botschaf⸗ tern unterm 11ten d. M. gemachten Communicationen ihre ge- wohnte Methode zu beobachten und sich mit der Antwort nicht zu beeilen, ob die Maͤchte gleich eine schnelle und ent⸗— scheidende Entschließung begehrt hatten. Alle gegen die Dol⸗ metscher gemachten Aeußerungen gingen darauf hinaus, daß die Pforte es sich zur Pflicht machen werde, die mitgetheil: ten Aktenstuͤcke in reifliche Erwaͤgung zu ziehen und mit dem Divan, der aus erfahrenen und sachkundigen Maͤnner bestehe, uͤber die Mittel zu berathen, wie der Griechischen Sache ein gluͤcklicher Ausgang zu verschaffen sey. Diese Sprache war deutlich genug, um die Fraͤnkischen Diplomaten zu uͤberzeu⸗ gen, daß die Pforte abermals nur Zeit zu gewinnen suche. Sie wuͤrden es auch fuͤr eine vergebliche Muͤhe angesehen haben, dagegen Schritte zu thun, wenn nicht der Reis⸗Efendi,

bei einer fruͤheren Unterredung mit dem Grafen Orloff, den F

Lunsch des Sultans zu erkennen gegeben haͤtte, die Griechi⸗ schen Haͤndel, die ihm gleich seit ihrem Entstehen bedenklich geschienen, einmal beendigt zu sehen. Graf Orloff, welcher noch immer in außerordentlicher Mission sich hier aufhaͤlt, suchte daher Gelegenheit, mit dem Reis⸗Efendi in eine naͤhere Eroͤrterung einzugehen; er schilderte ihm aufs Buͤndigste die Nachtheile, welchen sich die Pforte bei laͤngerem Zoͤ⸗ gern aussetzen werde, indem die Maͤchte dadurch leicht in die Nothwendigkeit gerathen koͤnnten, dem neuen Grie⸗ chischen Staate eine groͤßere Graͤnz⸗Ausdehnung zuzugestehen, um ihn gegen die feindlichen Absichten der Pforte, die man bei ihrer Verzoͤgerung, den Londoner Protokollen beizustim⸗ men, voraussetzen muͤsse, voͤllig zu sichern. Diese Vorstel⸗ lungen machten Anfangs keinen großen Eindruck auf den Ottomanischen Minister; als er aber von den Beguͤnstigun⸗ gen hoͤrte, welche die Pforte von den großmuͤthigen Gesin⸗ nungen Sr. Majestaͤt des Kaisers von Rußland zu erwarten habe, falls sie sich beeilte, den Beschluͤssen der Protokolle bei⸗ zutreten, ward er fuͤr alle Gruͤnde empfaͤnglich, die Graf Orloff ihm vortrug, und versprach, die Zustimmung des Sul⸗ tans fuͤr die Anerkennung Griechenlands auszuwirken. In der That ließ er schon am 24. April eine Note an die Bot⸗ schafter der verbuͤndeten Maͤchte ergehen, worin der Wille des Sultans, den Verfuͤgungen der Londoner Konferenzen beizutreten, erklaͤrt wird. Es heißt, die Pforte solle fuͤr ihr nachgtebiges Benehmen in dieser fuͤr Europa so wichtigen Angelegenheit einen Nachlaß von mehreren Millionen Duka⸗ ten an der stipulirten Kriegskosten⸗Entschaͤdigung erhalten, und die Unterhandlungen Halil⸗Pascha's haͤtten dadurch eine so gluͤckliche Wendung genommen, daß dessen laͤngerer Aufent⸗ halt in Petersburg als uͤberfluͤssig zu betrachten sey. Auch wird er in Kurzem hier erwartet, und ein Tuͤrkisches Kriegs⸗ schiff wird in Bereitschaft gesetzt, um ihn von Odessa abzu⸗ holen. Jussuf⸗Pascha von Seres, welcher seit der Ueber⸗ Fab⸗ von Varna in Odessa lebte, ist am 23. hier eingetroffen, hat aber bis jetzt noch nicht die Erlaubniß erhalten, im Pfor⸗ tenpallaste zu erscheinen. Die obige Auseinandersetzung liefert einen neuen Beweis von der Beflissenheit des Russischen Kaisers fuͤr die Erhaltung des errungenen Friedens, so wie von seinen wohlwollenden Gesinnungen fuͤr die Pforte. Letztere sind auch dem Sultan nunmehr so wohl bekannt, daß ihn die aͤußern Verhaͤltnisse seines Reichs weit minder, als das Schwankende der