ͤ 8 8 ganzen Winter uͤber ohne Obdach im Freien zubringen, große Verwuͤstungen angerichtet. Wie man versichert, haben viele Kirgisen der Steppe Karakum und des Syr⸗Dar⸗Ufers, un⸗ geachtet der mehr suͤdlichen Lage dieser Gegenden, eine große Anzahl Schaafe, Kameele und Pferde verloren, dergestalt, daß einigen von ihnen kaum der dritte Theil ihrer Heerden ge⸗ blieben isst. 1.“ 1 Odessa, 11. Mai. Aus Kischeneff schreibt man unterm 3ten d.: „Die Geißel, die seit 8 Monaten auf unserer Pro⸗ vinz lastete, hat, dem Himmel sey Dank, aufgehoͤrt. Am 27. vorigen Monats wurden die angeordneten allgemeinen Reini⸗ gungen beendigt, die Stadtthore geoͤffnet, die Quarantaine⸗ Anstalten aufgehoben, und Alles stroͤmte mit inniger Lust auf das freie Feld hinaus, um in Gottes freier Luft den heitern Fruͤhlingstag und die Freiheit zu genießen. Am 29. April, ls am Geburtstage Sr. Kaiserlichen Hoheit des Thronfol⸗ ers, wurde das freudige Ereigniß der beendigten Quaran⸗ taine⸗Beschraͤnkungen durch oͤffentlichen Gottesdienst in der Kathedrale gefeiert; Mittags fand bei dem General⸗Lieute⸗ nant von Saß ein großes Festmahl statt, dem Abends ein zahlreich besuchter glaͤnzender Ball folgte. Bei Eintritt der Nacht gaben die Einwohner Kischeneff’'s ihre Freude durch
allgemeine Erleuchtung der Stadt zu erkennen.“ Die Israelitische Gemeinde in Sebastopol hat auf ihre Kosten den Unterhalt von 125 Armen ihrer Nation uͤber⸗ 8 v1XX“ Warschau, 23. Mai. Des Kaisers Majestaͤt, Aller⸗ hoͤchstwelche in Begleitung Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfuͤrsten Michaͤel zur allgemeinen Freude der hiesigen Einwohner am 20. d. M. des Morgens gegen 11 Uhr von St. Petersburg hier angelangt waren, nahmen Ihr Abstei⸗ gequartier im Pallaste Sr. Kaiserlichen Hoheit des Groß⸗ fuͤrsten Constantin. Gegen 1 Uhr begaben Sich Se. Ma⸗ jestaͤt nach dem Koͤnigl. Schlosse, auf welchem seitdem die Koͤnigl. Fahne wehet. Das Volk begleitete den Monarchen mit freudigen Ausrufungen. Des Abends war die Stadt
glaͤnzend erleuchtet. 8
Die durch die Ankunft Sr. Majestaͤt des Kaisers ver⸗ anlaßte allgemeine Freude der hiesigen Einwohner ist durch die gluͤckliche Ankunft Ihrer Majestaͤt der Kaiserin noch er⸗ hoͤhet worden; Allerhoͤchstdieselbe traf hier gestern Abends 11 Uhr im besten Wohlseyn ein. Se. Majestaͤt der Kaiser waren Ihrer erhabenen Gemahlin entgegen gefahren.
Im Gefolge Sr. Majestaͤt des Kaisers befinden sich die Generale Tolstoy und Benkendorff. Erwartet werden noch der Fuͤrst Wolkonski, Minister des Kaiserl. Hofes, der Vice⸗ Kanzler Graf Nesselrode, die Wirklichen Staats⸗Raͤthe Ta⸗ min und Sumborski, der General Miknlin, die Staatsraͤthe Baron von Sacken, Muͤller, Holczynski, der Kollegienrath Struve und der Hofrath Kudriaweki.
Gleich nach der Ankunft des Kaisers hatten die Mit⸗ glieder des Verwaltungs⸗Rathes die Ehre, zur Bewill⸗ kommnung Sr. Majestaͤt bei Allerhoͤchstdenenselben vorgelas⸗ sen zu werden. Tages darauf befanden sich Se. Majestaͤt auf der Militair⸗Parade, wo dem Monarchen die Generale und Stabs⸗Offiziere vorgestellt wurden.
Unsere Zeitungen enthalten das Allerhoͤchste Dekret vom 8ten (20sten) d. M., wonach der Administrations⸗Rath des Koͤnigreichs autorisirt wird, die fruͤher dem Koͤniglichen Statthalter uͤbertragen gewesenen und jetzt auf den gedachten Rath uͤbergegangenen Amts⸗Verrichtungen in ihrem ganzen Umfange auch waͤhrend der Anwesenheit Sr. Majestaͤt im hiesigen Lande auszuüͤben.
Mlle. Sontag wird hier den 27sten d. M. eintreffen und im Hoͤtel de Vilna wohnen. b -
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St. Cloud, 19. Mai. Heute Vormittag empfingen Se. Majestaͤt zum erstenmale den seit laͤngerer Zeit in der Haupt⸗ stadt anwesenden regierenden Herzog von Braunschweig. Se. Durchlaucht waren von zweien Ihrer Offiziere begleitet. — Der Erzbischof von Sens und der Bischof von Moulins, so wie demnaͤchst die beiden entlassenen Minister, Herr von Courvoisier und Graf von Chabrol, und zuletzt die beiden neuen Mitglieder des Conseils, Graf von Peyronnet und Fen Chantelauze, hatten Privat⸗Audienzen beim Koͤnige. —
achmittags arbeiteten Se. Majestaͤt mit dem Praͤsidenten des Minister⸗Rathes.
Gestern nach aufgehobener Tafel nahmen Ihre Sitcilia⸗ nische Majestaͤten in Begleitung der Herzogin von Berry und des Prinzen von Salerno die Koͤnigl. Porzellan⸗Manu⸗ faktur in Sgvres in Augenschin. S
Paris, 20. Mai. Gestern Mittag um 2 Uhr erac, ten Deputationen des Cassations⸗, des Rechnungshofes und des Koͤnigl. Gerichtshofes, des Rathes fuͤr den oͤffentlichen
Unterricht, der Franzoͤsischen Akademie, so wie der henen Garnison und des Invaliden⸗Corps dem Koͤnige und der Koͤ⸗
nigin von Neapel, im Palaste Elysée⸗Bourbon, ihre Huldi⸗
gung dar. — Ihre Majestaͤten werden der heutigen Deut⸗
schen Vorstellung des „Freischuͤtzen“ im Theater Favart bei⸗
8
wohnen. Ueber die letzten (in der Nachschrift zum gestrigen Blatte der Staats⸗Zeitung erwaͤhnten) Veraͤnderungen im Ministe⸗ rium spricht sich das Journal des Débats in folgender Art aus: „Zwei Mitglieder des Conseils, bekannt durch ihre
Maͤßigung und ihre fruͤheren ehrenvollen Leistungen im Staats⸗ a dienste, schienen dem Lande noch eine letzte Buͤrgschaft gegen die Gewaltthaͤtigkeiten zu gewaͤhren, womit die Organe der
contre⸗-revolutionnairen Faction ihm taͤglich drohen. Diese Maͤnner waren die Herren von Courvoisier und von Chabrol. Ungeachtet ihrer allzulangen Gegenwart im Conseil und der solidarischen Verbindlichkeit, die sie dadurch mit ihren absolu⸗ tistisch gesinnten Kollegen uͤbernahmen, haben wir sie doch nie mit diesen vermengen moͤgen; wir bedauerten es vielmehr, ihr politisches Schicksal an das dieser Letztern geknuͤpft zu sehen. Beide, Herr von Courvoisier sowohl als der Graf von Chabrol, haben gestern fruͤh ihre Abdan⸗ kung eingereicht. Dagegen gab es im Schooße des beklagens⸗ werthen Ministeriums einen Mann, den heftigsten unter den heftigen, den verblendetsten unter den verblendeten, der fuͤr sich allein all' die Abneigung, den Haß und den Unwillen, die das Villèlesche Ministerium erregt hat, zu rechtfertigen schien: dieser Mann war Hr. v. Peyronnet. Er ist Mini⸗ ster des Innern geworden. Herr von Montbel uͤbertraͤgt auf die Finanzen die geringen Faͤhigkeiten, die er fuͤr den oͤf⸗ fentlichen Unterricht bewiesen, und fuͤr das Innere selb st eingestanden hat. Herr Chantelauze ersetzt Herrn von Courvoisier. Waͤhler Frankreichs; Ihr seid auf den 23. Juni zusammenberufen; das Heil der constitutionnellen Mo⸗ narchie liegt in Euern Haͤnden!“
Der Constitutionnel fuͤgt hinzu: „Es wird von nun an (nachdem die Herren von Courvoisier und von Chabrol 11““
ausgeschieden) kein Zwiespalt mehr im Minister⸗Rathe herr⸗ schen; die aͤußerste Rechte siegt; morgen wird die Camarilla das Tedeum anstimmen. Werden aber die Waͤhler demsel⸗ ben beiwohnen? Dies ist die Frage; sie haben zu entscheiden, ob sie die absolute oder die verfassungsmaͤßige Regierung wollen. Eine solche Alternative wuͤrde, wenn das Resultat irgend zweifel⸗ haft seyrn koͤnnte, die ganze Nation in Bewegung setzen; man will ihr zu gleicher Zeit das unvertraͤgliche und das beklagenswer⸗
the Ministerium aufbuͤrden; hiervor bewahrt uns aber ö
Wille und ihre Kraft; und waͤren alle Jesuiten der Welt gegen sie im Anzuge, sie wuͤrde sich von ihnen das Joch doch nicht auflegen lassen. Die Nation verlangt die Charte, und
sie wird ihr zu Theil werden, sie will frei seyn, und le
wird es.“ 1
In dem Journal du Commerce liest man Folgen⸗ des: „Die Boͤrse ist in Folge der Nachricht von cinem Mi⸗ nister⸗Wechsel, die schon gestern einigen Glauben gewann und heute von der Gazette bestaͤtigt wird, in fortwaͤhrender Bewegung. Es liegt eine große Unvorsichtigkeit oder ein seltsamer Eigenduͤnkel in dem dem Monarchen ertheilten Ra⸗ the, das Ministerium des Innern, kurz vor den Wahlen, dem Hrn. von Peyronnet, und das der Finanzen, in einem Augenblicke, wo dieser Verwaltungszweig eines gewandten und erfahrnen Mannes bedarf, den ungeuͤbten Haͤnden des Hrn. von Montbel zu uͤbergeben. Wir haben es schon ein⸗ mal bemerkt: seitdem eine Revpraͤsentativ⸗Verfassung unse⸗ rem Lande den erforderlichen Kredit gegeben hat, aͤußert sich Mißtrauen an der Boͤrse nur in hoͤchst seltenen Faͤllen, und jener Verfassung muß ein ernstlicher Angriff drohen, um den Handelsstand in solchem Maaße besorgt zu machen. Die bestunterrichteten Personen an der gestrigen Boͤrse wollten wissen, daß bie Regierung schon im Voraus eine abermalige Aufloͤsung der Kammer beschlossen habe, falls, wie solches seit einigen Tagen allen Anschein gꝛwinnt, die neuen Wah⸗ len mit den Grundsaͤtzen, die in der letzten Kammer die Oberhand hatten, uͤbereinstimmen sollten.“
Dem Courrier frangais giebt die Ministerial⸗Ver⸗ anderung ebenfalls zu hoͤchst mißbilligenden Bemerkungen An⸗ laß; namentlich tadelt er die Wiederanstellung des Grafen von Peyronnet, des unpopulairsten Mannes in ganz Frank⸗ reich, (wie er sich ausdruͤckt). Von dem neuen Groß⸗Siegel⸗ bewahrer (Herrn Chantelauze) behauptet das gedachte Blatt, daß er weder oratorisches Talent, noch Geschaͤftskenntniß be⸗
“
sitze. „Im Uebrigen“ fuͤgt dasselbe hinzu, „gab es fuͤr die
Faction der Absolutisten nicht leicht ein wirksameres Mittel, dem Lande bei den Wahlen den Sieg zuzuwenden, als die Art und Weise, wie sie das Ministerium modificirt hat; diese zeigt deutlich, nach welchen Grundsaͤtzen die Verwaltung ver⸗ fahren will, sie sagt besser, als alle unsere Zeitungs⸗Artikel, um was es sich bei dem bevorstehenden Wahl⸗Kampfe ei⸗ gentlich handelt. Die Gazette sprach sich noch gestern sehr bestimmt gegen jede Ministerial⸗Veraͤnderung aus; wenn sie diese Nacht nicht erkauft worden ist, so sind wir begierig, zu hoͤren, welche Sprache sie morgen B.-r, wird.“ Der Globe aͤußert: „Der boͤse Geist siegt. Ein Mann, dessen Name Frankreich nicht mit kaltem Blute nennen kann, ist Minister des Innern geworden. Unter den jetzigen Um⸗ staͤnden steht bei uns Hr. von Labourdonnaye noch besser angeschrie⸗
ben, als Hr. von Peyronnet. Fast vermissen wir schmerzlich das
Ministerium des 8. August. Die letzten Veraͤnderungen im
Kabinette muͤssen jeden vernuͤnftigen und patriotisch gesinnten
Franzosen betruͤben. Nur einen Ersatz erblicken wir darin, naͤmlich den gluͤcklichen Einfluß, den dieselben nothwendig auf das Wahlgeschaͤft haben muͤssen. Unsere Majoritaͤt wird da⸗ durch nur um so staͤrker werden.“
Die heutige Quotidienne erwaͤhnt der Ministerial⸗ Veraͤnderung erst nach den Geruͤchten, die gestern bereits daruͤber blos Umlaufe waren. „Wir wiederholen diese Ge⸗ ruͤchte nach der Gazette,“ außert sie, „ohne sie irgend auf unsere Rechnung nehmen zu wollen. Wir wollen nicht, daß man von uns sage, wir geben diesem oder jenem Staats⸗ manne den Vorzug. Wir vertrauen unbedingt der Weisheit des Koͤnigs, und wir zweifeln nicht, daß die neuen Wahlen, wie sie auch ausfallen moͤgen, das Prinzip der Politik des 8. August's bestaͤtigen werden. Talent, Muth, weise und vorsichtige Festigkeit, — dies erwarten wir fuͤr das Heil des Thrones und zur Ehre Frankreichs. Einer Regierung, die auf solche Weise sich selbst treu uͤnd der Vertheidigung der gesellschaftlichen Interessen ergeben bleibt, versprechen wir unsere Mitwirkung.“
Die Gazette de France, welche als Abendblatt heute ebenfalls schon saͤmmtliche Koͤnigl. Verordnungen in Betreff der Veraͤnderungen im Ministerium giebt, enthaͤlt sich vor⸗ laͤufig noch jeder weitern Betrachtung daruͤber.
Das Journal des Débats charakterisirt die beiden Parteien, welche bei den bevorstehenden Wahlen als Kandi⸗ daten zur Deputation in die Schranken treten werden, in folgender Art: „Auf der einen Seite stehen einige Maͤnner, die seit 1789 nicht gelebt zu haben scheinen, die selbst jetzt, nach Verlauf von sechzehn Jahren seit der Wiederherstellung der Monarchie, und ungeachtet des Beispiels, mit dem ihr Koͤnig ihnen vorangegangen, es verschmaͤhen, sich der großen Familie anzuschließen; unverbesserliche und kurzsichtige Gei⸗ ster, fuͤr welche die Vergangenheit ohne Gewicht ist, Und von denen die Gegenwart nicht begriffen wird; Maͤnner, welche noch immer die alten Intriguen lieben und doch das Ge⸗ schick nicht besitzen, dieselben heute noch durchzufuͤhren; Feinde einer Gesetzgebung, die sie nicht kennen, und die sogar ihre kleinen Umtriebe beschuͤtzt, indem sie die Freih it Allen ohne Ausnahme gewaͤhrt; Maͤnner, welche die Personen mit den Sachen, die Charte mit der republikanischen Verfassung, die Deputirten⸗Kammer mit dem Konvente, das constitutionnel gesinnte Frankreich mit dem Jakobiner⸗Klubb verwechseln; Karrikaturen der Vergangenheit, die die Zukunft nach ihrem Sinne modeln wollen und bereit sind, Alles, ja sich selbst, um eines Hirngespinnstes willen an den Abgrund des Ver⸗ derbens zu fuͤhren. Ihnen zur Seite stehen einige Ehrgei⸗ zige, die oͤffentlich die alte Ordnung der Dinge vertheidigen, im Stillen aber sich daruͤber lustig machen; denen sich in den Fortschritten dieser Ordnung die Aussicht auf Aemter eroͤff⸗ net; die mit der Congregation einen Vertrag abschließen, bei dem sie Ehrenstellen und Gewinn als Entschaͤdigung dafuͤr sinden, daß sie sich dem oͤffentlichen Gelaͤchter aussetzen. — Auf der andern Seite stehen aͤchte und sich treu bleibende Fran⸗ zosen, aufrichtige, aber einsichtsvolle Freunde der Legitimitaͤt, welche den aus der Revolution hervorgegangenen Veraͤnde⸗ rungen zugethan sind, ohne die Verbrechen, von denen die⸗ selbe begleitet war, darum weniger zu verabscheuen; Maͤnner, die den Eroberungen des Kaiserreichs die Freiheiten der wiederhergestellten Monarchie vorziehen, wahrhafte Zeitgenossen des Jahrhunderts, in dem sie leben, ge⸗ maͤßigt und frei, wie dieses, und von keiner andern Leidenschaft beseelt, als von der fuͤr die Aufrechthaltung der bestehenden Gesetze. Dies sind die beiden Parteien, welche durch die Aufloͤsung der Kammer sich einander gegenuͤber ge⸗ stellt sehen. Man werfe einen Blick auf die Reihen beider gaee⸗ und keinen Augenblick kann man daruͤber in Zwei⸗ e
Der Bey von
seyn, welche von ihnen den Sieg davon tragen wird.“ —
Das genannte Blatt schließt diesen ufsatz mit folgendem
Aufrufe an die Waͤhler: „Waäͤhler! eessa. sat. F Ihr. zur Vertheidigerin der oͤffentlichen Freiheiten geschaffen hattet, ist aufgeloͤst; sie hat Eure Wuͤnsche getreulich erfuͤllt und ihre Pflicht gethan. Ihr werdet der Eurigen eingedenk seyn. — Das Schicksal des Landes, dessen Repraͤsentanten Ihr er⸗ nennt, liegt in Eurer Hand. Das Gesetz sichert die Unab⸗ haͤngigkeit Eurer Wahlen; macht von dem Gesetze zu Eurem wie zu Eurer Mitbuͤrger Besten Gebrauch; pruͤfet, beauf⸗ sichtiget die Wahllisten, bringet Eure Ausstellungen gegen dieselben vor, ohne auf diejenigen zu hoͤren, welche uͤber Anarchie schreien, weil man sich ihren Unterschleifen und Ge⸗
waltthaͤtigkeiten widersetzt; nehmt Eure Zuflucht zu den Ge⸗ richten; die Gerichtspflege ist gut in Frankreich, denn sie geht vom Koͤnige aus. Gebet uns, und wo moͤglich verstaͤrkt, jene constitutionnelle Majoritaͤt wieder, welche dem Lande fuͤr die
Entwickelung unserer Institutionen Gewaͤhr leistete. Euer Eifer hat seiner Zeit uͤber die List des Herrn von Villèle ge⸗
siegt, und heute habt Ihr das Gesetz vom 8. Juli 1828, so wie 8-
die Urtheilsspruͤche der Koͤnigl. Gerichtshoͤfe zu Eurer Seite,
und Herrn von Polignac zum Gegner! Die Zeit hat Eure Reihen verstaͤrkt und die Eurer Feinde geschwaͤcht. Was fuͤr Vorurtheile sind nicht seit drei Jahren verschwunden! Die 8 Praͤfekten (denn sie gleichen nicht alle den Herren v. Preis. sac, v. Beaumont und v. Lezardière) werden freilich zu Euch
sagen: „„Der Koͤnig will diesen oder jenen gewaͤhlt ha⸗ ben!““ Aber der Koͤnig will in Wahrheit nur Eines, und dies ist, er hat es tausendmal gesagt, das Gluͤck Frankreichs. Dieses Gluͤck, das sein einziger Gedanke ist, kann nur aus einer die Gesetze liebenden Majoritaͤt hervorgehen. Waͤhlet, und das Ministerium, das Frankreich in Unruhe versetzt, wird verschwinden und mit ihm sein ganzer Anhang auf im⸗ mer fallen. Ihr werdet durch Eure Wahlzettel die Freiheit der Gegenwart, so wie die der Zukunft, begruͤnden.“ 8 Die Medaille, die zu Ehren der 221 Deputirten, welche fuͤr die Adresse gestimmt haben, geschlagen werden und wo⸗ von einem jeden dieser Herren im Namen der Subscribenten ein Exemplar uͤberreicht werden soll, wird auf der Hauptseite Frankreich in einer allegorischen Figur darstellen, die sich mit dem einen Arme auf die Charte stuͤtzt und in der Hand des andern die Adresse haͤlt; im Abschnitte das Datum: f6. 28 käͤrz 1830. Die Ruͤckseite der Denkmuͤnze wird von den oͤffentli⸗
88
2208
11“
— Blaͤttern noch nicht angegeben. Der Subseription
reis betraͤgt 5 Fr. n 8 Drei Deputirte der Hauptstadt, die Herren Odier, Jarcques Lefoͤbvre und Vassal, die bisher, eben weil sie Depu⸗ tirte waren, Anstand genommen hatten, dem Pariser Steuer⸗ Verweigerungs⸗Vereine beizutreten, sollen solches gethan haben, sobald sie erfuhren, daß die Kammer aufgeloͤst sey.
Der bisherige General⸗Direktor der Bruͤcken, Chausséen
und Bergwerke, Staatsrath Becquey, ist, seitdem diese Ver⸗ waltungs⸗Zweige sammt Allem, was die schiffbaren und un⸗ schiffbaren Fluͤsse, die Kanaͤle, die Austrocknungen von Suͤm⸗ pfen, die oͤffentlichen Gebaͤude, die Verschoͤnerungen der Staͤdte und Landstraßen und dergl. betrifft, zu einem beson⸗ deren Ministerium gebildet worden sind, pensionirt, gleichzei⸗ tig aber zum Staats⸗Minister und Mitglied des Geheimen⸗ Raths erhoben worden. Miittelst zweier Koͤnigl. Verordnungen vom 16ten d. M. sind die beiden staͤdtischen Gymnasien in Tours und le Puy zu Koͤnigl. Gymnasien dritter Klasse und das Koͤnigl. Gym⸗ nasium dritter Klasse in Avignon zu einem Gymnasium zwei⸗ ter Klasse erhoben worden,
Aus Toulon wird unterm 15. Mai gemeldet: „Der Englische Admiral Malcolm liegt mit einem Dreidecker und zwei Linienschiffen von 74 Kanonen im Golf von Palma (auf Sardinien) vor Anker; er soll diese Stellung angenom⸗ men haben, „um die Nachrichten von Algier schneller zu er. halten. Die am 5ten d. M. aus dem Hafen von Genua ausgelaufene Sardinische Flotille segelt, wie es heißt, nach Tunis, um die Forderungen, welche der Koͤnig von Sardi⸗ nien an den Bey und die Regentschaft macht, zu unterstuͤtzen. Auf der hiesigen Rhede, so wie auf der von Marseille, be⸗ finden sich mehrere Englische Corvetten. Zwei auf der hiesti⸗ gen Rhede liegende Englische Kutter sollen in dem Augenblick, wo sie in See stechen wollten, benachrichtigt worden seyn, daß sie erst einige Tage nach der Abfahrt unserer Flotte un⸗ „H— ter Segel zu gehen haͤtten. Auch unter den gegenwaͤrtig hier befindlichen Fremden sind viele Englaͤnder. Gestern wurde ein Auslaͤnder unter Bedeckung von vier Fuͤsilieren durch die Stadt gefuͤhrt; es heißt, daß es ein Spion gewesen sey. —
Constantina soll sich
fuͤr Frankreich er⸗ klaͤrt haben; er ist der maͤchtigste unter den Statthaltern 8 des Algier. Wie man sagt, befindet sich
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