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UAnterhalt muͤssen sie sich durch Arbeit verdienen, wenn nicht ten lassen. Kommt man uͤber diese Graͤnze und uͤber bdas
ode ddie entehrende Gunst ihrer Gebieter sie aus dem Bagno her⸗ Weichbild der andern großen Staͤdte hinaus, so hat der Grund vorzieht. Gewoͤhnlich befinden sich 1300 Christen⸗Sklaven in und Boden keinen Besitzer und das Land keine Regierung
1 den Bagno's von Algier und 700 bei den Privatleuten. Zu mehr. Der erste beste besaͤet das Feld und flieht mit der
den Zeiten der Macht der Algierer, unter den beiden Barba⸗ F Beute, da⸗
Aerndte, wie mit einer dem Feinde abgenommenen rossa’s und deren ersten Nachfolgern, wo ihre Seemacht allen von. In diesem sich jaͤhrlich wiederholenden Kampfe zwischen Europaͤischen uͤberlegen war, uͤbten sie gegen alle christlichen
stlic der Raͤuberei und der Barbarei hat die moralische Natur des Voͤlker ohne Unterschied Seeraub aus; aber seitdem ist ihre
— Menschen noch mehr als die Industrie gelitten. Die schmaͤhlich Macht durch die natuͤrlichen Folgen ihrer Lebensart und ih⸗ der Herrschaften hat ihrer wuͤrdige Fruͤchte gebracht. Die 1 rer Verbrechen unaufhoͤrlich im Sinken begriffen. Ihre
schende Miliz, obgleich der Abschaum des Tuͤrkischen Volkes, Flotte besteht nur noch aus 12 bis 15 Schiffen mit etwa 200 1 sche olkes,
S ist noch der am wenigsten veraͤchtliche Theil der Bevoͤlke⸗ Kanonen zusammen. Auch haben sie seitdem Vertraͤge abge⸗ rung Algiers. Bei aller Lasterhaftigkeit und Grausamkeit schlossen und respectiren die Flaggen der Maͤchte, die ihnen
1 hat sie Mannszucht und Tapferkeit bewahrt und ihre Macht furchtbar sind, gegen jaͤhrliche Tribute. Mit denjenigen Staa⸗ hat ihr eine gewisse Wuͤrde des Benehmens gegeben. Lüch⸗ ten dagegen, die sie nicht zu fuͤrchten haben, schließen sie nie G
— alle unterjochten Staͤmme sind furchtbar a“ einen Vertrag und erklaͤren ohne Veranlassung dem Papste, Kuloglis, deren Anzahl Renaudot auf 150,000 angiebt, und den kleinen Italiaͤnischen Staaten und den Hansestaͤdten den 8
chen St. — welche durch die Politik ihrer Vaͤter von der Armee und von Krieg, nicht, daß sie sich uͤber ein erlittenes Unrecht zu be⸗ aller Theilnahme an der Regierung ausgeschlossen sind, geben
sich allen Lastern und weibischer Verweichlichung hin. Die
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1 — und drang durch zwe hinab, jedoch ohne zu zuͤnden
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Gemeinde, zersplitterte einen Sparren und Flurdecken in den Keller Jemand zu beschaͤdigen.
2 ⅞a Meile entfernten Westpreußischen Stadt Baldenburg stuͤrzten 11 Scheunen ein. — Im Neu⸗Stettiner Kreise wuͤ⸗ thete der Sturm eben so furchtbar. Im Amte Draheim fie⸗ len Hagelschlossen mitunter von der Groͤße eines Huͤhnereies n und vernichteten die herrliche Saat mehrerer Feldmarken o— Vermischte Nachrichten. aͤnzlich, daß nicht eine Spur mehr davon vorhanden ist. — 5 1 1 Lim aͤhnliches Schicksal traf die Umgegend von Koͤrlin und . Ueber die Expedition gegen Algier. den Lauenburgschen Kreis. — Waͤhrend des heftigen Stur:- ((Fortsetzung des gestern abgebrochenen Artikels.)
mes ertrank ein Bootsfahrer aus Neuwasser bei Rügenwalde „Alle Reisenden, die Algier gesehen haben, und alle uͦ ber diese mit 5 Gefaͤhrten, welche sich in einem Boote auf der Fahrt
Regentschaft erschienenen Schriften schildern uns die selb e als nach Danzig befanden. den groͤßten Raubstaat, der jemals auf Erden exi stir t hat. 8 Aus Koͤln vom 6ten d. wird gemeldet: Heute fand Seit dem Jahre 1516, in welchem der Korsar Horu ch, Aruch
in der evangelischen Kirche hierselbst die Eroͤffnung der Pro⸗ oder Arudsch Barbarossa, durch den damaligen Ma urischen vinzial⸗Synode fuͤr die Provinz Juͤlich⸗Cleve⸗Berg und fuͤr Koͤnig dieses Landes, Selim Eutemy, nach Algier berufen, den Regierungs⸗Bezirk Achen statt. Der Pfarrer Engels aus seinen Wohlthaͤter umbringen ließ und sich seines Thrones MMuhlheim an der Ruhr hielt die Einweihungs⸗Predigt, wor⸗ bemaͤchtigte, ist die Souverainetaͤt stets in den Haͤ nden der auf an die saͤmmtlichen Geistlichen und zur Synode berufe⸗ Raͤuberbanden gewesen, die von diesem ersten Kor saren ge⸗ nen Gemeinde⸗Aeltesten die Austheilung des heiligen Abend⸗ bildet, von seinem Bruder und Nachfolger Hariad en orga⸗
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mahls erfolgte. Hr. Ober⸗Konsistorialrath und Propst Roß aus nisirt und durch Rekruten aus der fernen Levante dergestalt b ergaͤnzt wurde, daß sie stets etwa 12,000 Mann stark war. Diese Tuͤrken aus der Levante, die sich zum Verbrechen ver⸗ bruͤdern, nachdem sie von den Gerichten verfolgt und aus der Gesellschaft ausgestoßen worden sind, werden von i hren eigenen Landsleuten so gehaßt, daß es etwas Beispiell oses ist, daß eine Tuͤrkische Frau sich jemals so weit ernied rigt haͤtte, einen Algierer zu heirathen. Dennoch laͤßt jeder die⸗ ser Banditen, sobald er in die Algierische Miliz aufgen om⸗ men ist, sich Efendi (gnaͤdiger Herr) nennen und betra chtet sich als Theilhaber an der Souverainetaͤt. Nur fuͤr ihn und
Berlin ist, als K. Kommissarius bei der Synode, hierselbst ein⸗ getroffen. Die Berathungen werden sich auf die allgemeinen kirch⸗ lichen Angelegenheiten in den genannten Landestheilen, nament⸗ lich auf liturgische Einrichtungen, erstrecken. — Mit dem Eintritte der bessern Jahreszeit haben hier die staͤdtischen Beauten und Verschoͤnerungs⸗Anstalten wieder begonnen. Die
rususgasse ist bedeutend erweitert und dadurch viel an Raum und Licht gewonnen worden. Eine gleiche Erweiterung wird an der Ecke der „am Hof“ genannten Straße vorgenommen werden, wo einst das dem beruͤhmten Wallraf geschenkte Haus stand, welches derselbe bis zu seinem im Jahre 1824 erfolg⸗ ten Tode bewohnt hatte. Jetzt, da seine Sammlungen, die er mit edlem Patriotismus der Stadt Koͤln vermacht hat, in das staͤdtische Museum gebracht sind, ist das Wohnhaus niedergerissen, wodurch die Umgegend desselben eine gar nicht unbedeutende Verschoͤnerung erhaͤlt, und durch die Straße, welche nun gerade auf den Dom zufuͤhrt, dies erhabene Ge⸗ baͤude weit großartiger erscheint, als es fruͤher der Fall war. Der Platz, wo Wallrafs Haus stand, wird geebnet. Ob die Dankbarkeit seiner Mitbuͤrger hier etwas zur Erinnerung an
einen Mann thun wird, der blos fuͤr seine Vaterstadt lebte
und sammelte, laͤßt sich noch nicht mit Bestimmtheit angeben. Jedoch sollen bereits Vorschlaͤge zu einer wuͤrdigen Erinne⸗ rung von den Bauverstaͤndigen gemacht seyn. Bei dieser Gelegenheit, und da Wallrafs Name unter den Kunstfreun⸗ den in Preußen sowohl, als im uͤbrigen Deutschland, eine ver⸗
diente Beruͤhmtheit erhalten hat, scheint es nicht uninteres⸗
sant, zu bemerken, daß der Aufsatz der Frau Joh. Schopen⸗ hauer uͤber Wallraf, der in den „Blaͤttern fuͤr liter. Unter⸗ halt. v. d. J., Nr. 122 — 125“ steht, richtigkeit enthalte. Verehrung gegen Wallraf abgefaßt: aber gerade deshalb ha⸗ ben unterrichtete und glaubwuͤrdige Maͤnner in Koͤln, deren Erinnerungen in die Zeit von Wallrafs regster Thaͤtigkeit rei⸗ chen, sich verwundert, in jenem Aufsatze Begebenheiten er⸗ waͤhnt zu finden, die ihnen ganz unbekannt sind. Die Quel⸗ len, aus denen die geschaͤtzte Schriftstellerin schoͤpfte, moͤgen also wohl nicht uͤberall die zuverlaͤssigsten gewesen seyn. — Die Abtragung des schadhaften Thurmes an der St. Mau⸗ ritius⸗Kirche hat ebenfalls bereits begonnen. In architekto⸗ nischer Hinsicht erleidet die Stadt dadurch keinen Verlust, wie es leider bei dem Einsturze des Kuniberts⸗Thurmes am 28. April der Fall gewesen ist. Wer in Koͤln war, wird sich mit Vergnuͤgen an diesen Thurm erinnern, der auf eine sehr wuͤrdige Weise den Halbzirkel der Stadt auf der einen Seite begraͤnzte und schon aus sehr weiter Entfernung gesehen wer⸗ den konnte. Eine Herstellung desselben in seiner fruͤheren Groͤße und Hoͤhe ist wohl kaum zu erwarten. — Eine be⸗ deutende Verschoͤnerung wird die Stadt auch durch die Er⸗ bauung eines neuen Regierungs⸗Gebaͤudes erhalten, fuͤr wel⸗ ches jetzt ein Platz, unfern des vor einigen Jahren erbauten Justiz⸗Gebaͤudes und des im vorigen Jahre aufgefuͤhrten Theaters, definitiv bestimmt ist. — Der Mechanikus Mauch zu Koͤln hat kuͤrzlich einen Aerometer ver⸗ fertigt, um dadurch die Bestimmung des speeifischen Gewich⸗ tes der fluͤssigen Arzneimittel zu erleichtern. Es besteht der⸗ selbe aus drei Spindeln fuͤr schwere und leichte Fluͤssigkeiten, und die Skale auf demselben ist nach Prozenten berechnet, wobei das destillirte Wasser als Einheit angenommen worden ist. Das Koͤnigl. Rheinische Medizinal⸗Kollegium zu Koblenz und die Koͤnigl. Regierung zu Koͤln haben diesen Aerometer durch das Amtsblatt empfohlen.
— Bei den vorgestern Nachmittags hier stattgehabten heftigen Gewittern traf ein Blitzstrahl das in der Friedrichs⸗ Straße Nr. 129 befindliche kleine Hospital der Franzoͤsischen
zubringen, gehen die Seeraͤuber Algier's ins Meer und er⸗ heben die Bey's, von ihren Truppen begleitet, Steuern im Lande; er steigt nach der Anciennetaͤt allmaͤlig bis zu den hoͤchsten Stellen in der Miliz und setzt sich, wenn Tre ulosige keit oder die Erbitterung der Parteien ihn beguͤnstigt, auf den Thron des Dey. Nur Levantische Tuͤrken und Re⸗ 8 negaten werden in die Miliz aufgenommen; jed er im Algierischen Staate Geborene ist auf immer davon ausge, schlossen, weder ein Maure, noch ein Araber, noch ein Ihhe erhaͤlt Zutritt in dieselbe. Sogar die Kinder der Tuͤrk en von der Miliz, die Kouloglis genannt werden, so wie die der Beys, ja sogar die des Deys selbst, duͤrfen nie in dieses Corps eintreten, denn nichts kann sie von dem Fle cken 1.“ waschen, von einer Maurischen Mutter oder einer Sklavin
mehr als eine Un⸗ Der Aufsatz ist mit vieler Achtung und
geboren zu seyn. — Das Oberhaupt, welches diese Raͤuber “ unter sich erwaͤhlen, und das sie ihren Dey nennen, steigt nur uͤber den Leichnam seines ermordeten Vorgaͤngers auf den Thron, und jede Wahl ist von einem Blutbade begleitet. 6
Der siegreiche Praͤtendent laͤßt keinen seiner Mit bewerber 1
am Leben, und wenn er nicht selbst schon am er sten Tage seiner Regierung umgebracht wird, so muͤssen die Koͤpfe al—⸗ jer seiner Nebenbuhler fallen. Uebrigens ist diese so theuer erkaufte Wuͤrde hoͤchst muͤhevoll. Seine fruͤheren Kameraden,
die ihn erhoͤht haben, damit er die Mannszucht au frecht ei: halte, ihre Streitigkeiten schlichte und Recht spreche, lassen ihn kaum einen Augenblick in Ruhe. Von Sonne naufgang an sitzt er alle Tage der Woche, mit Ausnahme der Donners⸗ tage und Freitage, auf einer Loͤwenhaut im Di vanssaale,
um zunaͤchst mit seinen Ministern Staatsgeschaͤfte zu verhan-⸗: deln, und dann, um zu richten und seine Urtheilssp ruͤche volla ziehen zu lassen. Die letzteren Functionen verricht et er ohne Achtung vor dem menschlichen Leben, ohne Maͤßigu ng in den
Strafen, aber auch ohne Verzug, ohne Kosten und mit einer plumpen Unparteilichkeit, wie man sie bei Raͤuber⸗ hauptleuten, bei Anfuͤhrern von Zigeunerhorden, hei See⸗ raͤubern, kurz bei allen findet, die, wie der Dey von Algier an der Spitze von Vereinen stehen, deren Zweck es ist, sich im Kriegszustande mit der ganzen menschlichen Gesellschaft zu befinden.“ “ „Die Raͤubereien Algiers lasten mit gleicher Sch were auf dem Meere und auf Laͤndern. Die aus 12,000 Tuͤrken bestehende Miliz, in deren Namen der Dey regiert, kennt keine Industrie; sie sind nur zusammengetreten, um die Schwachen zu berauben und die Beute unter sich zu theilen. Die Seeraͤub erei wird als die erste Quelle des Staatseinkommens betr achtet. Der oͤffentliche Schatz erhebt die Haͤlfte von dem Ve rkaufs⸗Preise des gekaperten Schiffes, die Haͤlfte der Ladung und die Haͤlfte des Werthes der Sklaven, die auf dem oͤffentli chen Markte meistbietend verkauft worden, indem man sie vor den Kaͤufern laufen, springen, Lasten tragen und ihre koͤrper lichen Gebre⸗ chen, ohne Ruͤcksicht auf Alter und Geschlecht, untersuchen laͤßt. Diese Sklaven werden darauf in’'s Bagno gebracht, wo sie taͤglich drei schwarze Brodte, jedes von einem ha lben Pfunde,
leinige Oliven und etwas Essig zur Nahrung erh alten; diesen
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2 8 uletzt am 29. Maͤrz 1790 bestaͤtigt wurden, die schimpfliche um seinen von Jahr zu Jahr wachsenden Sold zusammen⸗ “
— großen Wuͤste gelegene Land.
klagen haͤtten, sondern weil ihr Schatz leer ist und sie ihn
fuͤllen wollen. Diese Raͤuber stehen außerhalb des Voͤlker⸗ rechts, sie selbst haben es so gewollt, indem sie es als einen hinreichenden Grund zum Kriege betrachten, zu einem andren Volk zu sagen: „„Wir wollen eure Guͤter, um sie unter uns zu theilen, Und eure Personen, damit ihr uns als Sklaven dient.““ Insofern ist jeder Krieg gegen sie dadurch ein gerechter, daß man ihnen denselben erklaͤrt. Sie beschweren sich jetzt daruͤber, daß der Franzoͤsische Konsul Roͤmische Unterthanen in seinen Schutz genommen habe; denn Frankreich sey durch Vertraͤge, die
Bedingung eingegangen: „seine Flagge nicht andern zu lei⸗ hen und Schiffe fremder, im Kriegszustande mit der Re⸗ gentschaft befindlicher Maͤchte nicht zu beschuͤtzen.“ Die Re⸗ gentschaft hatte aber keinen andern Beweggrund, dem Papste den Krieg zu erklaͤren, als den Wunsch, seine Unterthanen auszupluͤndern, und dieser Grund ist auch hinreichend, um ihr selbst den Krieg zu erklaͤren. Die Raͤubereien der Tuͤr⸗ kischen Miliz in Algier erstrecken sich uͤber alles zwischen Marokko und Tunis, dem Mittellaͤndischen Meere und der Dieses wird das Koͤnigreich Algier genannt, wiewohl viele unabhaͤngige Voͤlker darin woh⸗ nen, die jaͤhrlich durch die Algierer gepluͤndert werden, nach⸗ dem sie sich nach Kraͤften vertheidigt haben. Perrot giebt diesem Lande eine Kuͤstenlaͤnge von 220 Lieues, und eine Breite von 150 Lieues; Renaudot berechnet die erstere auf 220 Lieues und die Ausdehnung von Norden nach Suͤden auf 180 Lieues; auf der Karte von Dufour endlich sind 205 Lieues Laͤnge, 140 L. Breite und 19,000 [◻ Lieues als der Flaͤchen⸗Inhalt angegeben. Nach der niedrigsten dieser Be⸗ rechnungen ist Algier wenigstens so groß wie Italien, das es an Schoͤnheit des Klima's und Fruchtbarkeit des Bodens noch uͤbertrifft, dergestalt, daß es doppelt so viel Einwohner ernaͤhren koͤnnte, wie Italien; und es hatte in der That eine so starke Bevöolkerung, als es die gluͤcklichste und reichste un⸗ ter den Roͤmischen Provinzen war, so wie spaͤter, als die Herrschaft der Kalifen es zum zweitenmale der Civilisation wieder gab, zahlreiche Arabische Universitaͤten daselbst stiftete und das Land zu einer Zeit, wo Unwissenheit und Barbarei in Europa herrschten, zum Sitze der Literatur, der Kuͤnste und Wissenschaften machte; das tyrannische Joch der Algie⸗ rischen Miliz hat aber spaͤter so schwer auf dem Lande gela⸗ stet, daß die Bevoͤlkerung auf 2 ½ Millionen Einwohner zu⸗ sammengeschmolzen ist, die aus Ueberresten der alten Ber⸗ bern, Mauren, Araber, Spanischen Moresken und Juden bestehen. Das einzige Prinzip der Algierischen Regierung ist dieses, den ungluͤcklichen Einwohnern Alles zu nehmen, was genommen werden kann. Nur die in den Staͤdten wohnen⸗ den Kuloglis (Abkoͤmmlinge von Tuͤrken), die sklavischen und entarteten Mauren und die Juden genießen einer Art von Schutz und Gerechtigkeit, aber auch nur in dem engen Um⸗ kreise der Staͤdte, wo sich ihre Felder und Gaͤrten befinden. Einst volkreiche und bluͤhende Staͤdte haben keinen Gewerb⸗ fleiß, keinen Handel, keine Manufakturen mehr, entvoͤlkern sich und sinken groͤßtentheils in Truͤmmer. Die entfernter liegenden Felder werden von Berbern und Mauren bebaut, die sich nur waͤhrend der Zeit der Arbeit einfinden und nach der Wuͤste zuruͤckfliehen, sobald sie die Aerndte beendigt haben, von der sie einen Theil mitnehmen und den andern in die Erde vergraben. Jedes Jahr ruͤcken die drei Beys von Oran, Titerie und Konstantine mit drei Tuͤrkischen Corps aus, um von diesen Voͤlkern den jaͤhrlichen Tribut zu erhe⸗ ben. In einem Umkreise von drei Stunden um Algier soll man 10—12,000 Landhaͤuser und Gaͤrten zaͤhlen, in denen die Fruchtbarkeit des Bodens mit der Nachlaͤssigkeit und Un⸗ kenntniß der Bebauer kaͤmpft, die alle Fruͤchte haben ausar⸗ v 11““
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nichts mehr von dem Muthe ihrer Ahnen;
Mauren, die Berbern und die Spanischen Moresken besitzen ’— sie haben die Kriegskunst, die Wissenschaften, in denen sie glaͤnzten, die Kuͤnste des Gewerbes, wegen deren sie einst bewundert wur-⸗ den, so wie den Ackerbau vergessen, den sie in Granada und Valencia in der hoͤchsten Vollkommenheit trieben. Die in den Staͤdten lebenden unter ihnen sind dem Trunke und der Sklaverei anheim gefallen, und diejenigen, bauen und bei Annaͤherung der Tuͤrken in die Wuͤsten und Berge fliehen, sind zu der niedrigsten Stufe der Wilden herab⸗ gesunken. Die Juden endlich, von allen anderen Klassen der Bevoͤlkerung verachtet und noch niedriger als die Sklaven gestellt, duͤrfen nicht an den öͤffentlichen Brunnen ihren Durst loͤschen, bevor der letzte der Sklaven daraus getrunken hat.“ „Wie glorreich fuͤr Frankreich, wie begluͤckend fuͤr die Menschheit ist unter solchen Umstaͤnden eine Expedition, deren Zweck es ist, diesem Aergerniß der gesellschaftlichen Ordnung ein Ende zu machen, einen Raͤuber⸗Haͤuptling aus der Reihe
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der Souveraine auszustoßen und einem Verein von Ver⸗ brechern die Herrschaft uͤber ein Volk und ein großes Land u entreißen! Welcher Ruhm fuͤr Frankreich, nachdem es merika und Griechenland befreir, die Civilisation in das Va⸗ terland des heiligen Augustin zuruͤckzufuͤhren! Das ganze schoͤne Land, das sich von der Sahara bis zum Mittellaͤndi⸗ schen Meere, vom Atlantischen Ocean bis zum Nil erstreckt,
das reichste und gluͤcklichste des Roͤmischen Reiches, das nnI“
mit bluͤhenden Staͤdren prangte, die noch im vierten Jahr⸗ hundert 400 Bischoͤfe zu den Afrikanischen Koncilien abschick⸗ ten, wird dann dem Gluͤcke, dem Reichthum, der Industrie, den Wissenschaften und der Tugend wiedergegeben werden, wenn die Franzosen Ordnung und Freiheit dahin bringen. Es handelt sich um ein großes Interesse fuͤr Frankreich, es handelt sich um die Eroberung eines Landes, das fast eben so groß wie Spanien, unter demselben Himmel, ja fast unter denselben Breitengraden gelegen, denselben Reichthum an schoͤnen Quellen, dieselben Erzeugnisse und eine noch groͤßere Fruchtbarkeit, als jenes, besitzt; es handelt sich um die Erobe⸗ rung eines Landes, das, nebst Spanien, eigentlich nur Frank⸗ reich zum Nachbar hat. Algier ist von Toulon nur 135 Seemeilen entfernt, die eine Flotte in 8 Tagen, ein Kauf⸗ fahrteischiff in 3 Tagen, ein Kriegsschiff in 36 und ein Dampf⸗ boot in 24 Stunden zuruͤcklegen kann. Dieses Meer verbin⸗ det die Laͤnder, waͤhrend die hohe Pyrenaͤen⸗Kette Frankreich und Spanien von einander trennt. Toulon, Marseille koͤn⸗ nen mit dem gegenuͤber liegenden Algier die Mittelpunkte kommerzieller Thaͤtigkeit werden, waͤhrend die Nachbarschaft von Roses und Perpignan eine bedeutungslose ist. — Algier wird nicht nur eine Eroberung, sondern auch eine Kolonie, ein neues Land seyn, uͤber welches der Ueberfluß der Bevoͤl⸗ kerung und der Thaͤtigkeit Frankreichs sich verbreiten kann. Man hat die Wichtigkeit der Kolonieen oft uͤberschaͤtzt, so ist z. B. St. Domingo, das nicht den zehnten Theil so viel werth ist, wie Algier, als die Quelle des Reichthums des alten Frankreichs dargestellt worden. Auf der anderen Seite haben die Bekaͤmpfer dieses Irthums den Werth der Kolonieen zu niedrig angeschlagen. Die heutigen Europaͤi⸗ schen Voͤlker haben, wie die des Alterthums, das Beduͤrfniß, Abzugsorte zu besitzen, wohin sie den Ueberfluß der Bevoͤlke⸗ rung und der Lebenskraft, welche die Civilisation in ihnen erzeugt, senden koͤnnen. Frankreich ist allerdings groß und fruchtbar genug, um zweimal mehr Einwohner ernaͤhren und doppelt so viel Kapitalien anlegen zu koͤnnen, wie es gegen⸗ waͤrtig besitzt. Dennoch ist es Thatsache, daß Frankreich von seinem Ueberflusse an Talenten und Kapitalien jetzt keinen Gebrauch machen kann, daß alle Faͤcher des Staatsdienstes
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die das Feld be⸗