238 Wagen und v8 Reiter; uͤberhaupt also 918 Wagen und — 75. Reiter auspassirt.
“ I. 1 Finchrichten aus Liegnitz zufolge, hat die fruchtbare Witterung im verwichenen Monat Mai⸗ sehr wesentlich dazu beigetragen, daß diejenigen Wintersaaten, die im Monat
April noch sehr wenig erwarten ließen, sich in vielen Gegen⸗ den bedeutend erholt haben. Noch guͤnstiger wirkte dieselbe
auf die Fruͤhjahrssaat, die fast uͤberall ungestoͤrt vor sich ge⸗ hen konnte und durch ihr bisheriges Gedeihen zu froͤhlichen Erwartungen berechtigt. Auch der Graswuchs ist meist er⸗ freulich und verspricht eine ergiebige Heu⸗Aernte, die in dasi⸗ ger Gegend schon begonnen hat. Dagegen haben die Rau⸗ pen, aller angewandten Gegenvorkehrungen ungeachtet, auf sehr vielen Orten große Verheerungen angerichtet, so daß Aepfel⸗, Birn;, und Pflaumenbaͤume, aller ihrer Blaͤtter be⸗
raubt, ganz kahl dastehen. Demzufolge duͤrfte der diesjaͤhrige
HObst⸗Ertrag spaͤrlich ausfallen. Der Weinstock bietet die Hoff⸗ nung zu einer gesegneten Aerndte, wenn die folgende Som⸗ mer⸗ und Herbstwitterung, besonders aber die Zeit der Bluͤthe,
uͤnstig ist.
8 n. san⸗ Merseburg schreibt man: Die haͤufig wech⸗
selnde Witterung des vorigen Monats ist der Vegetation und namentlich den Getreidefruͤchten sehr gedeihlich gewesen, und besonders guͤnstig waren die warmen Tage im Anfange des Monats der Acker⸗ und Garten⸗Bestellung, so daß der Wei⸗ zen durchgaͤngig sehr gut steht und fuͤr den Roggen und die Futterkraͤuter, welche sich dadurch erholt haben, ve
Fedih ve sen 88 . 8 G4 ¾ 294
];
8 Am 25sten Juni Mittags um 12 ⅞½ Uhr fand auf der hiesigen Friedrich⸗Wilhelms⸗Universitaͤt die dritte Saͤkular⸗ Feier der Uebergabe der Augsburgischen Confession statt, nachdem das ganze Personal der Professoren und Docenter hiesiger Universitaͤt nebst den Beamten um 9 Uhr Morgens
Endlich wurde von dem Rektor die von der theologischen Fakultaͤt hiesiger Universitaͤt gestellte Preisaufgabe: Ueber die Veraͤnderungen, welche Philipp Melanchthon im Laufe der Zeit mit seinem dogmatischen System vorge⸗ nommen, 1 mit dem Preise von hundert Thalern mit der Eroͤffnung be⸗ kannt gemacht, daß die Abhandlungen bis zum 4. Mai naͤch⸗ sten Jahres eingeliefert werden muͤßten, und der Preis bei der Feier des dritten August 1831 ausgetheilt werden wuͤrde. Darauf wurde das Lied: EEIö1ö“ „Eine feste Burg ist unser Got-a“„ nach einer Lateinischen Uebersetzung angestimmt und abwech⸗ selnd vom Musik⸗Chor, (welches auf der amphitheatralischen Erhoͤhung seinen Platz fand, und aus hiesigen Studirenden unter der Direction des Herrn Professors Zelter bestand,)
und von der Versammlung gesungen. Rede des Dekans der
Die hierauf folgende Lateinische theologischen Fakultaͤt, Herrn Professor Dr. Marheinecke, hatte zum Zwecke: zunaͤchst eine historische Schilderung des ganzen Vorgangs der Uebergabe der Confession zu Augsburg im Jahre 1530 und sodann die Widerlegung eines zwiefachen Vorwurfs gegen die Bekenner des evangelischen Glaubens, worauf sodann mit den heißesten Wuͤnschen fuͤr die Verbrei⸗ tung des evangelischen Lichts unter allen Voͤlkern und fuͤr den Koͤnig, „der nicht allein fuͤr die evangelische Kirche sei⸗ nes Landes sorgt,“ geschlossen wurde.
Das Fest endigte mit feierlicher Absingung des Lateini⸗ schen Ambrosianischen Lobgesanges, und allseitig wurde aner⸗
voll gewesen.
Es duͤrfte manchem unserer Leser nicht unerwuͤnscht seyn, nachstehend die (in obigem Artikel erwaͤhnte) von dem ver⸗
setzung des Liedes:
hatten ;ʒ sie lautet: Arx firma Deus noster est,
„Eine feste Burg ist unser Gott“ zu 2
kannt, daß die Feier eben so erhebend, als einfach und wuͤrde⸗
storbenen Professor Buttmann herruͤhrende lateinische Ueber⸗
116“”“
4 aber nicht der Fall,
— . wie der Lectionis⸗Plan fuͤr das naͤchste emester beweisen wird. Es war zwar anfaͤnglich der Plan,
die Forst⸗Akademie von hier nach Neustadt⸗Eberswalde
— 6 Meilen von hier — zu verlegen;
es wurde aber mit Allerhöchster Koͤniglicher Genehmigung ein praktisches Forst⸗ Lehr⸗Institut dort errichtet, auf welchem, unter der Leitung des Herrn ; Dr. Pfeil und einiger Huͤlfslehrer, die inlaͤndischen Forst⸗Kandidaten im Praktischen noch vollkommen ausgebildet werden sollen, weil das theoretische Studium der Forst⸗Wissenschaft und der Huͤlfs⸗Wissenschaften nicht so oft durch Exkursionen unterbrochen werden kann und darf, als es noͤthig erachtet ist, sich zu einem ganz praktischen Forstmanne zu bilden. — Die Bestimmung, daß jeder in⸗ ländische Forst-⸗Kandidat vor dem sogenannten Oberfoͤrster⸗ Examen das praktische Institut zu Neustadt⸗Eberswalde ein
8 Jahr lang besuchen soll, duͤrfte allerdings von großem Nutzen
fuͤr den Staatsdienst seyn. Dadurch ist aber der hiesige
akademische Unterricht in der Forst⸗Wissenschaft und in den
damit verwandten Huͤlfs⸗Wissenschaften nun keinesweges auf⸗ gehoben, sondern vielmehr durch das Hinzukommen eines zweiten Lehrers der Forst⸗Wissenschaft und der Jagd noch erwei⸗
rtert worden. — Statt des Herrn Ober⸗Forstraths Dr. Pfeil
lesen nun ich, der Ober⸗Land⸗Forstmeister Hartig, und der Oberfoͤrster Hartig Kollegia uͤber alle Theile der Forst⸗ und Jagd⸗Wissenschaft, und die Herren Professoren ꝛc. Hoffmann,
ermbstaͤdt, Hayne, Ideler, Klug, von Lancizolle, Laspeyres, Link, Lichtenstein, Schmalz, Stoͤrig, Turte, Weiß u. A. m., lesen, nach wie vor, uͤber alle beim Forstwesen noͤthige Huͤlfs⸗ Wissenschaften. Auch wird der Oberfoͤrster Hartig die Her⸗
rren Forst⸗Studenten waͤhrend der Ferienzeit in benachbarte
8
Forste fuͤhren, um ihnen das theoretisch Gelehrte praktisch zu zeigen, und ich selbst werde, so oft es meine Amts⸗Geschaͤfte erlauben, an diesen Exkursionen Theil nehmen. — Durch die Errichtung des Instituts zu Neustadt⸗Eberswalde ist uͤbri⸗ gens durchaus kein der Wissenschaft nachtheiliger Zwang in Nuͤcksicht des theoretischen Studiums der Forst⸗Wissen⸗
schaft, beabsichtigt, sondern es sind nur die inlaͤndischen Forst⸗
die Verzweiftung des Kampfes gegen Welt und Schicksal, endlich stumme 15 und vre e Erliegen unter den vervielfachten Schlaͤgen des Geschicks, diese Schauer der Nemesis weiß sie zu einer Hoͤhe der Leidenschaft zu steigern, die uns mit unwiderstehlicher Gewalt fortreißt. Wie Ge⸗ witterschwuͤle liegt die Schwere des drohenden Verderbens auf uns, wenn sie als Isabella in der Braut von Messina die Soͤhne warnt, dem unsinnigen Hasse zu entsagen, das Haar straͤubt sich uns, wenn sie den Goͤttern, wenn sie dem Sohne flucht, und wie sie am Ende gebrochnen Her⸗ zens in sprachloser Verzweiflung dasteht, stellt sie recht eigentlich die Schlußworte des herrlichen Gedichtes dar, das mehr als irgend ein anderes seine Verwandschaft mit den Alten eben darin bekundet, daß es die ganze Scala jener tragischen Gefuͤhle durchlaͤuft. Indem sich die verehrte Kuͤnst⸗ lerin nur dem hoͤchsten tragischen Ernste zuwendet, wird sie gleichwohl dem Gesichtskreise eines groͤßeren Publikums nicht entruͤckt; denn gerade die Leidenschaft, mit der sie jenen hoͤchsten tragischen Ernst, vor dem wir alle zittern, auffaßt und darstellt, ergreift am maͤchtigsten die Menge, die sich, was man auch sagen mag, gern am Gewaltigen aufrichtet. Die mimischen Darstellungen der Kuͤnstlerin, lebende Bilder, deren jedes den Ausdruck einer bestimmten Leiden⸗ schaft durch bedeutsame Stellung und charaktervolle Drappi⸗ rung treffend darstellt, so wie die Recitation des Liedes von der Glocke ließen uns noch ganz besonders den Umfang der bedeutenden Kunstbildung bewundernd uͤberschauen, welche Mad. Schroͤder sich durch ein tiefes und anhaltendes Stu⸗ dium erworben hat. Vor allen Dingen aber ist es die Sicherheit, mit der sie in jedem Augenblicke uͤber die ihr zu Gebote stehenden Kunstmittel gebietet, welche die Meisterin bekundet: denn so wie das Handwerk sich durch gesteigertes Bewußtseyn zur Kunst erheben kann, so muß sich der Kuͤnst⸗ ler die auf muͤhsam erworbenen Resultaten eines angestrengten kuͤnstlerischen Verstandes beruhende Ausuͤbung, wenn er sie die seine nennen will, bis zur Gewohnheit und Fertigkeit des Handwerks angeeignet haben. Unsre aͤlteren Schauspieler
leisteten auch ihrerseits im Zusammenspiele mit dem Gaste gewohnterweise Ausgezeichnetes: eine desto schwankendere Rolle spielten im Gegensatze zu solchen Leistungen die juͤnge⸗
dem Gottesdienste im Dom auf den, der Universitaͤt ange⸗ wiesenen Plaͤtzen beigewohnt hatte. 1 Die Feier auf der Universitaͤt, zu welcher der akademi⸗
Kanrdidaten angewiesen, dieses Institut — wo uͤbrigens eben⸗
JE1I11“ g falls Theorie gelehrt wird — zur vollstaͤndigen Erlernung der
löl1s telum, quo nitamur. 8 . Praktik zu besuchen, bevor sie sich zum Examen melden duͤr⸗
sl1s8s explicat ex omnibus Fa asse beas⸗
che Senat durch einen lateinischen Anschlag eingeladen hatte, und welcher saͤmmtliche Mitglieder hiesiger Friedrich⸗Wilhelms⸗ Universitaͤt und der Akademie der Wissenschaften, so wie die zahlreiche studirende Jugend beiwohnten, und zu der sich Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath und Direktor der Kenigl. Ministerien der Geistlichen, Unterrichts⸗ und Medi⸗ zinal⸗Angelegenheiten und der Justiz, Herr von Kamptz, die Naͤthe des erstgenannten, so wie anderer Hohen Ministe⸗ rien, viele Mitglieder der Geistlichkeit und eine große An⸗ zahl von Freunden der Wissenschaften versammelt hatten, be⸗ gann mit Absingung des Liedes: “ Veni Sancte Spiritus! PEE“ Hierauf betrat der zeitige Rektor der Universitaͤt, Herr Pro⸗ fessor Hr. KHeger. den Kaͤtheder, und hielt zur Eroͤffnung des Festes eine Lateinische Rede, worin er die, durch die Wieder⸗ herstellung der reinen evangelischen Lehre bewirkte Aussoͤh⸗ nung der geistlichen und weltlichen Macht abhandelte und besonders zeigte, wie die Reformation, — als das gemein⸗ schaftliche Werk der Fuͤrsten mit ihren Unterthanen und der Geistlichkeit, — die Uebereinstimmung des Gewissens mit den Gesetzen und der Religion mit dem Staate begruͤndet habe, indem diese wahrhafte Einigkeit derselben allein auf den Grundsaͤtzen und⸗Lehren der evangelischen Kirche beruhe. Derselbe proclamirte ferner die von den Fakultaͤten der Universität vollzogenen Doktor⸗Promotionen. Von der theologischen Fakultaͤt waren 1“ Herr Johann Wilhelm Gottfried Roß, General⸗Superin⸗ tendent und Ober⸗Consistorial⸗Rath in Berlin, Herr Bernhard Moritz Snethlage, Consistorial⸗Rath in Berlin zu Doktoren der Theologie; von der juristischen Fakultaͤt Se. Excellenz Herr Karl Albert von Kamptz, Wirklicher Geheimer Rath und Direktor der Koͤnig! Ministerien deer Geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten und der Justiz, zum Doktor beider Rechte; “ von der philosophischen Fakultaͤt 881. 8 Se. Excellenz der Herr Freiherr Karl Wilhelm von Hum⸗ boldt, Geheimer Staats⸗Minister, (Se. Excellenz der Geheime Staats⸗Minister Herr Karl Frie⸗ tddrich von Beyme, 1— Herr Johann Gottfried Schadow, Direktor der Akademie der Kuͤnste zu Berlin, und Herr Friedrich Zelter, Professor und Mitglied des Senats dder Akademie der Kuͤuste zu Berlin, zu Doktoren der Phi⸗ losophie creirt.
112- AB149 Queis malis implicamur. 82 Nam cui semper mos,
lam ter terret nos:
Per astum, per vim “
Saevam Iev6t bittanz ihegsgheesec.e
Nil par in terris illil.
8
*½
In nobis nihil situm est, uivE Ee sth uo minus pereamus: (QOuem Deus ducem posuit, “ 8 Is faceit, ut vivamus. “ Scin' quis hoc potest?
SI2 az8 ae-d9
68
gesus Christus est, 3 ui dux caelitum 8 Non habet aemulum,; 9 Is vicerit profecieio. 88
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1114“ 8 Sit mundus plenus daemonnm, “ 8 NNlos enpiant vorare; 1““ Non timor est: victoria 1n2 * Ail potest nos frustrare. shem dur sseeuliiik 6 es eises Imvituh übin 11““ trte . 21n g08 wil potb.ua,;,, 1e 8. 1r,5Ncn juͤdicatus es; Vel vocaula te sternat. K.ö 1 1 Hoe verbum non pessumdabunt, Neec gratiam merebunt: ü In nobis Christi spiritus Et munera vigebunt. 8 Tollant corpus, rem Mandique omnem spem: ngesgs. Non lucrum hinc ferent; 88 e k Hebit regaum nobis.
1 4 * .
8
Mehrere mir zugekommene Anfragen uͤberzeugen mich, daß man uͤber die jetzige Lage der im Jahre 1821 hier in Berlin errichteten, mit der Universitaͤt verbundenen, Forst⸗ Akademie, sowohl im In, als im Auslande nicht vo llstaͤndig unterrichtet ist, und daß man glaubt, die hiesige Universitaͤt
sey jetzt ganz ohne Lehrstuhl der Forst⸗Wissenschaft. Dies
S
8
stitut zu Neustadt⸗Eberswalde waͤhlen will.
fen. Bei dieser Einrichtung haͤngt es daher von dem Gut⸗
inden eines jeden Inlaͤnders ab, ob er zum Studium der
Theorie die Akademie zu Berlin, oder das Forst⸗Lehr⸗In⸗ Es liegt also
“ keinesweges in der Absicht unsers erleuchteten Gouvernements, die ausgezeichnete Gelehrsamkeit der hiesigen Herren Profes⸗
unbenutzt zu lassen.
nach so vielen Seiten
2
soren — die bisher bei der Forst⸗Akademie so ruͤhmlich und so nuͤtzlich mitgewirkt haben — und die vortrefflichen akade⸗ mischen Huͤlfsmittel fuͤr das Studium der Forst⸗Wissenschaft
1 F; IeXvanich.
Berlin, im Juni 1830. 8
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Ueber die Gastspiele der Mad. Sophia Schroͤder.
Die Erscheinung der Mad. Schroͤder auf der Koͤnigl. Buͤhne ist um so dankenswerther und bedeutender, als unser hin an⸗ und abgezogenes Publikum gerade an solchen Darstellungen die Eindrucksfaͤhigkeit pruͤfen mag, die ihm fuͤr das Große und Erhabene noch geblieben ist. Es war erfreulich zu bemerken, daß die Gastspiele der
Mad. Schroͤder, die im Anfange nur wenig besucht wurden,
sich einer steigenden Aufmerksamkeit zu erfreuen hatten.
b
meistern droht, eine daͤmonische Macht der Empfindung st
Und wie sollte auch das Interesse fuͤr eine so große Schauspielerin erstorben seyn, die mit der tiefsten Einsicht ein so entschiedenes Naturell verbindet. Eine ungeschwaͤchte Lebenskraft, wie sie starken Naturen selbst noch in vorgeruͤcktem Alter eigen zu seyn pflegt, ein machtvolles Organ, eine berauschte und be⸗ rauschende Phantasie, die zuweilen der Meisterin sich zu be⸗ em⸗ peln sie vorzugsweise zur Darstellerin gewaltiger Leidenschaf⸗
ren, in deren dunkles Getriebe sie tiefe Blicke gethan hat.
Die sanften Anfaͤnge, die ruͤhrenden Uebergaͤnge der Leiden⸗ schaft verkennt sie, die bewäͤhrte Kuͤnstlerin, zwar keinesweges,
doch ist in ihr kein behagliches Ausruhen in zarten Empfin⸗
161“*“ 2
nicht allein Liebe, Eifersucht,
dungen, sie stuͤrmt uͤber dieselben hinaus, und man fuͤhlt
bald, daß sie in ganz anderen Regionen heimisch ist. Aber
Zorn, Rache, Raserei u. s. w.
stellt sie unnachahmlich dar, sie weiß auch — und dies er⸗
hebt sie zur Meisterin der tragischen Kunst — die Stufenlei⸗ ter der tragischen Grundklaͤnge, das bange Erzittern auf der hoͤchsten Staffel des Gluͤcks, die geheimen Schauer, welche
das Ungluͤck verkuͤndigen, den wilden Uebermuth der Kraft,
ren, in keiner Schule gebildeten Schauspieler. Einem jeden Kunstfreunde wurde es wieder einmal klar, daß die Schau⸗ spielkunst gruͤndlich erlernt werden muͤsse, und das Beduͤrf⸗ niß einer tuͤchtigen Kunstschule trat bei dieser Gelegenheit dringender als jemals hervor. 11“
Madame Jenny Vertprs. 8 Es duͤrfte hier wohl nicht am unrechten Orte seyn, noch einer andern fremden Kuͤnstlerin — und zwar einer fremden
in der eigentlicheren Bedeutung des Wortes — zu gedenken. Madame Jenny Vertpré, vom Théatre Royal de Madame
zu Paris, giebt bereits seit mehreren Wochen Gast⸗Darstellungen
auf unserer Buͤhne und erfreut sich mit Recht des Beifalls Der⸗ jenigen, die mit ungeschwaͤchter Theilnahme die Vorstellungen
der immer mehr hier heimisch werdenden Franzoͤsischen Schau⸗
spieler besuchen. In Kunst und Literatur sind die nationalen Absonderungen, die fruͤher ein minder regsamer geistiger Ver⸗
kehr unter den Europaͤischen Nationen beguͤnstigte, zuerst verschwunden; die alten Graͤnzen und Schlagbaͤume werden
im Gebiete des Schoͤnen nicht mehr respektirt, und die Sprache,
die zum Herzen redet, macht sich allen Voͤlkern gleich ver-⸗ staͤndlich. Sogar mitten in einer scheinbar ganz fremdartigen Umgebung wird das Kunstverwandte heimisch, und waͤhrernd die Deutsche Demoiselle Sontag unter Italiaͤnern ein Franzoͤsisches Publikum hinreißt, wagt die Englaͤnde⸗
rin Smithson den allerdings noch kuͤhneren, aber daa⸗-; rum nicht minder gelungenen Versuch, auf einer Franzbseaz— sischen Buͤhne, unter Franzoͤsischen Schauspielern, uUnd zwar. ohne den maͤchtigen Beistand des großen Britischen Dichter⸗ Genius, die Pariser in einem ernsten Schauspiele zu unter⸗ halten. *) Was sonst zuweilen uns Deutschen zum Vor⸗ wurf gemacht wurde: daß wir dem Auslaͤndischen zu viel Geschmack abgewinnen, wird jetzt zum Zeichen einer edlen Universalitaͤt des ganzen gebildeten Europa; ja, in England geht man darin so weit, einer neuen Oper nur dann ganz 8 besondere Aufmerksamkeit zu schenken, wenn sie mit einem Deutschen Titel auf dem Zettel prangt, und wiewohl in Englischer Sprache aufgefuͤhrt, werden doch in London der Freischuͤtz, die Raͤuberbraut (von F. Ries) und 1 2. Miß Smithson ga bekanntbch in den Monaten Mait und Juni d. J. mehrere Wochen hinter einander auf dem Thea⸗ ter der komischen Oper in Paris die Rolle der Cicilia von Mon-⸗ talban in dem lyrischen Drama „L Auberge d Auray.
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