1830 / 215 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

digt wird. Doch war es ihr bereits gelungen, die Schutz⸗ wehren der Monarchie niederzureißen. Seit 15 Jahren naͤherte sie sich immer mehr dem eigentlichen Gegenstande ihres Angriffs, dem Koͤnigthume. Als sie sich endlich demselben gegenuͤber befand, da mußte es dem Monarchen gestattet seyn, in sich selbst das letzte Mittel zu suchen, der drohenden Ge⸗ fahr zu entgehen. Ohne Zweifel kann man sich einer gewis⸗ sen innern Bewegung nicht erwehren, wenn man sieht, wie ein Koͤnig von Frankreich dazu gezwangen wird, seine ganze Macht zu entwickeln. Selbst diejenigen Maͤnner, die bisher am wenigsten an eine bevorstehende Krise glaubten, werden jetzt fuͤhlen, wie drohend die Gefahr seyn mußte, daß eine Regte⸗ rung, wie die unsrige, die groͤßte Freundin der Freiheit und

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der Gesetze, sich genoͤthigt sieht, auf solche Weise Gesetze v

und Freiheit zu rerten. Moͤchten endlich doch alle aufgeklaͤrten und ordnungsliebenden Franzosen Vertrauen zu unserm be⸗ schirmenden Koͤnige haben. Die Revelution wird uͤberwun⸗ den werden; so sagten wir schon lange. Die Revolution ist uͤberwunden. Die Freiheit wird fortbestehen, aber ge⸗ regelt von starken und schuͤtzenden Gesetzen, welche die Fac⸗ tionen verhindern, aus der Gesellschaft einen Kampfplatz, aus der Berathung einen Meinungskrieg, aus dem Pruͤfungs⸗ rechte eine Empoͤrung, aus Beschwerden ein oͤffentliches Aer⸗ gerniß, und aus der Verfassung ein Werkzeug der Zwietracht und Staats⸗Umwaͤlzung zu machen.““

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London, 27. Juli. Ein gestern ausgegebenes außer⸗ ordentliches Supplement zur Hof⸗Zeitung enthaͤlt die beiden Proclamationen, wodurch das Parlament aufgeloͤst, die neuen Wahlen angeordnet und auch die Wahl der im Oberhause sitzenden 16 Schottischen Pairs anberaumt werden. Die Ausschreiben fuͤr die Mitglieder des Unterhauses sollen am 14. Sept. erledigt seyn und nach London zuruͤckgesandt werden; die Wahl der Schottischen Pairs soll am 2. Sept. in Edinburgh stattfinden, und wird dabei dem Provost dieser

Hauptstadt empfohlen, Sorge dafuͤr zu tragen, daß keine oͤf⸗

fentlichen Tumulte und Ruhestoͤrungen eintreten.

Vorgestern fand wiederum, und zwar zu Ehren des Koͤ⸗ nigs von Wuͤrtemberg, eine große Truppen⸗Musterung im Hyde⸗Park statt; 5 Infanterie⸗ und 2 Kavallerie⸗Regitnen⸗ ter, 2 Fuß⸗Artillerie⸗Brigaden und 3 Escadrons reitender

Artillerie waren in Parade aufgestellt. Um 11 Uhr erschienen

in einem Wagen die Koͤnige von Großbritanien und Wuͤrtemberg, denen in einem andern Wagen die Koͤnigin Adelheid mit den Koͤnigl. Prinzessinnen folgte. Die beiden Monarchen stiegen im Park zu Pferde und wurden bei ihrer Ankunft mit Kanonen⸗Donner empfangen. Die Herzoͤge von Cumberland und Glouecester, so wie der Herzog von Wellington, setzten sich an die Spitze ihrer Regimenter und fuͤhrten sie an Ihren Majestaͤten, Hoͤchst⸗ welchen sich auch der Prinz Friedrich von Preußen, so wie eine glaͤnzende und zahlreiche Suite, angeschlossen hatte, vor⸗ uͤber. Der Koͤnig von Wuͤrtemberg gab zu wiederholten Malen sein Vergnuͤgen uͤber die schoͤne Haltung der Trup⸗ pen, die saͤmmtlich von Lord Combermere kommandirt wur⸗ den, zu erkennen. Im Parke selbst, so wie in der Naͤhe desselben, hatte sich ein so zahlreiches Publikum eingefunden, wie man es hier lange, und zwar wie unsere Zeitungen meinen, seit der denkwuͤrdigen Anwesenheit der verbuͤndeten Monarchen im Jahre 1814, nicht beisammen gesehen hat. Man schaͤtzt die Anzahl der versammelt gewesenen auf 250,000 Menschen; einige hohe Baͤume im Park sind unter dem Gewicht der Neugierigen, mit denen sie belastet waren, gebrochen, und mehrere Menschen sollen dadurch Arm⸗ und Beinbruͤche erlitten haben. durch die Anstrengungen der neuen Polizei die muster⸗ hafteste Ordnung. Nach abgehaltener Truppen⸗Muste⸗ rung nahmen die beiden Monarchen ein Fruͤhstuͤck beim Herzoge von Wellington in Apsley⸗House ein.

Gegen Abend ward vorgestern das Kapitel des Hosen⸗ band⸗Ordens gehalten, wobei der Koͤnig von Wuͤrtemberg unter den uͤblichen Ceremonien als Mitglied dieses Ordens

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1I1A1A1XXAX“] 1“ *) Saͤmmtliche Pariser Zeitungen vom 28. Juli, mit Aus⸗ nahme des Messager des Chambres, den wir jedoch bereits ge⸗ stern fruͤh auf außerordentlichem Wege erhalten und zu einem Supplement benutzt hatten, sind heute ausgeblieben. Wir sehen uns daher gendthigt, uͤber die neuesten Ereignisse in Paris aus Englischen Blaͤttern Dasjenige herauszuheben, was in London daruͤber theils aus Pariser Zeitungen, theils nach Privat⸗Nach⸗ richten bekannt geworden ist. Wir verweisen dieserhalb auf den Artikel: London vom 30sten Juli.

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Im Uebrigen aber herrschte

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ein großes Diner in den

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aufgenommen wurde. Spaͤter fand Appartements des Koͤnigs statt.

In York hat eine Versammlung der Waͤhler stattge⸗ funden, wobei der foͤrmliche Beschluß gefaßt worden, den Herrn Brougham und Lord Morpeth auf die Kandidaten⸗ Liste der Grafschaft zu bringen und zu Vertretern derselben zu erwaͤhlen.

London, 27. Juli. Wie erwartet, wurde das Parla⸗ ment am Sonnabend durch Koͤnigliche Proclamation aufgeloͤst und die Wahl eines neuen Unterhauses, so wie der 16 Schot⸗ tischen Repraͤsentativ⸗Pairs, anbefohlen. Die Minister ver⸗ meiden es sorgfaͤltig ohne Zweifel weil sie alle Gaͤhrung zu vermeiden wuͤnschen in Orten, wo wegen der Menge der Stimmenden Gegensatz in den Meinungen zu erwarten steht, Kandidaten von ihrer eigenen Ernennung auftreten zu lassen, und obgleich man von weit mehr Resignationen alter Mit⸗ glieder hoͤrt, als sonst, so werden doch nur wenige stark be⸗ strittene Wahlen in England und Schortland erwartet; in Lendon wenigstens und den umliegenden Grafschaften hat sich noch kein Nebenbuhler der alten Mitglieder gemeldet, in Ir⸗ land aber ist in vielen Grafschaften große Gaͤhrung. Die Familie Beresford, welche im Parlamente nothgedrungen fuͤr die Emancipation gestimmt hat, doch aber dadurch in der Grafschaft Waterford ihren alten Einfluß wieder erlangt zu haben schien, den ihr die katholischen Priester bei der letzten Wahl entrissen hatten, ist in der Grafschaft Derry antikatho⸗ lisch aufgetreten und hat durch die Aufhetzung der dort uͤber⸗ wiegenden protestantischen Volksmenge den Herrn Dawson, einen der Unter⸗Staats⸗Secretaire und Schwager des Herrn Peel, genoͤthigt, sich von dem Kampf um die Vertretung der Grafschaft zuruͤckzuziehen, weil er, wie er sich in seinem des⸗ wegen erlassenen Rundschreiben ausdruͤckt, befuͤrchtet, die erneuerte leidenschaftliche Bewegung moͤchte zum Blut⸗ vergießen fuͤhren, da schon am letzten 12. Juli, der beruͤch⸗ tigten Jahresfeier der Schlacht an der Boyne, von den

Orangisten fuͤrchterliche Gewaltthaten begangen worden und

nur die Festigkeit des ausgeruͤckten Militairs und einiger Friedensrichter es verhindert hat, daß zwei bewaffnete Par⸗ teien einander im blutigen Kampfe begegneten. Man glaubt indeß, daß der Sieg dieser Familie in Derry ihr in Water⸗ ford verderblich seyn werde, wo Lord George Beresford selbst Kandidat ist und ohne diese offenbare Feindseligkeit gegen die Katholiken mit Gewißheit auf den Sieg haͤtte rechnen koͤnnen; denn O Connell, welcher trotz seiner geringen Ach⸗ tung im Parlamente doch wie ein Triumphator durch Irland geht und von mehreren Grafschaften das Anerbieten erhalten hat, als ihr Vertreter erwaͤhlt zu werden, hat sich fuͤr Water⸗ ford entschieden, und man zweifelt gar nicht, daß, obgleich der Kampf stuͤrmisch, vielleicht gar blutig werden duͤrfte, der Demageg den Edelmannssohn aus dem Felde treiben werde. In der Grafschaft Clare dagegen, deren Vertreter O'Connell gewesen, sind vier Kandidaten fuͤr zwei Ernennungen aufge⸗ treten, unter andern eines der thaͤtigsten Mitglieder des vor⸗ maligen katholischen Vereins, das aber bereit scheint, selbst

O Connell, wenn es seyn muͤßte, die Wahl hier streitig zu

machen. Hier in London ist es jetzt sehr lebhaft; der Koͤ⸗ nig, welcher selbst immer in Bewegung ist, setzt die ganze Stadt in Bewegung. Nachdem Se. Majestaͤt Freitag das Parlament verabschiedet, hatten Sie des Abendo den Koͤnig von Wuͤrtemberg zu Gaste. Am folgenden Tage besuchten JJ. MM., von Ihrem hohen Gaste begleitet, den im Bauen

begriffenen Pallast im St. James⸗Park und dann den

Pallast zu Windsor. Gestern hielten Sie eine Heerschau im Hyde⸗Park uͤber ungefaͤhr 5000 Truppen, vorzuͤglich von der Garde. Das Wetter war gluͤhend heiß, dennoch waren vielleicht 200,000 Zuschauer zugegen. Heute besuchen IJ. MM. den Tower und dessen beruͤhmtes Zeughaus und sodann den unvollendeten Weg unter der Themse, welcher, bis sich die Mittel finden, denselben fortzufuͤhren, am aͤußersten Ende wasserdicht vermauert ist und, schoͤn mit Gas beleuchtet, als eines der Wunder der Stadt von den Neugierigen besucht wird. Gegen den 1. Aug. erwartet man IJJ. MM. zu Portsmouth. Wie lange der Koͤnig von Wuͤrtemberg sich hier aufhalten wird, ist noch unbekannt. London, 30. Juli. Vorgestern Abend von Wuͤrtemberg mit Ruͤckreise nach Boulogne angetreten. Vorgestern fand bei Sr. Majestaͤt das zweite große Le⸗ ver statt, wo Hoͤchstdieselben wiederum mehrere Adressen ent⸗

hat der Koͤnig

gegennahmen und Sich eine große Anzahl von Personen Als Sir Rob. Wilson dem Koͤnige sich

vorstellen ließen.

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dem Dampfboote „Lightning“ die

genaͤhert und ihm fuͤr die Gnade, die dem General kuͤrzlich widerfahren, gedankt hatte, nahm ihn der Koͤnig bei der Hand und sagte (wie der Courier berichtet): „Sir Ro⸗ bert, danken Sie Mir nicht. Ich sage niemals eine Un⸗ wahrheit. Ihre Wiedereinsetzung in den fruͤhern Rang ist Mir von Meinen Ministern so angelegentlich empfohlen worden, daß es Meine Pflicht war, darein zu willigen; denn Gott behuͤte Mich davor, daß Ich jemals im Wege seyn sollte, wenn die Krone einem tapfern Offizier eine Gunst erweisen will. Es macht Mir jetzt Vergnuͤgen, Ihnen zu Ihrer Restauration Gluͤck wuͤnschen zu koͤnnen, und zwar weil Ich weiß, daß, wenn jemals Ihre Dienste gebraucht werden soll⸗ ten, Ich immer einen tapfern Offizier und einen loyalen Un⸗ terthan in Ihnen sinden werde.“ Die Parlaments⸗Wahlen haben bereits ihren Anfang ge⸗ uommen. Fuͤr die City von London sind die fruͤheren Mit⸗ glieder, die Aldermen Thompson, Wood und Waithman, so wie Herr W. Ward, neuerdings erwaͤhlt worden. Die Graf⸗ schaft Surrey hat sich fuͤr die Herren Briscoe und Denni⸗ son entschieden. In Southwark hat sich einer der beiden fruͤheren Vertreter, Sir Robert Wilson, des entschie⸗ denen Beifalls der Waͤhker zu erfreuen. Der andere jedoch, Hr. Calvert, wird einem Hut⸗Fabrikanten, Namens Harris, weichen muͤssen. b Das heutige Blatt des Sun meldet: „Wir erfahren in diesem Augenblicke durch einen Expressen aus Paris, der

Mittwoch spaͤt am Abende abgegangen ist, daß drei Linien⸗ 9 Regimenter dem Volke sich angeschlossen haben, und daß ein Aufruf an die National⸗Garde ergangen ist, sich zu organi⸗ siren. Dieselbe Nachricht, wiewohl nicht offiziell, besitzt auch die Regierung. Herr Rothschild hat sie dem Lord Aberdeen

mitgetheilt.“ Weiterhin sagt dasselbe Blatt: „Die Franzoͤsische Deputirten⸗Kammer hat, wie von vielen Seiten erzaͤhlt wird, den Beschluß gefaßt, foͤrmliche Sitzungen zu halten. Ja, sie ist sogar noch weiter gegangen: sie hat ihre Ver⸗ sammlung fuͤr permanent erklaͤrt, gegen die Verordnungen vom

25. Juli, als ungesetzmaͤßige Aktenstuͤcke, protestirt und den

Beschluß gefaßt, durch eine Deputation den Kommandanten

der Hauptstadt, so wie den Praͤfekten von Paris, zur Reor⸗

1 ganisation der National⸗Garde aufzufordern, und falls, diese Be⸗

doͤrden sich nicht willig zeigen sollten, die Garde selbst cin⸗

zuladen, sich wieder zu bilden und uͤber die Ruhe der Stadt

Paris zu wachen. Wir koͤnnen diese Nachrichten auf die

Gewaͤhrleistung eines Schreibens aus Paris vom 28. Inli

ggeben, das ebenfalls mit dem obenerwaͤhnten Expressen ein⸗

gegangen (1. 5 In einem Privatschreiben aus Paris vom 28. Juli wird berichtet: „Die Nationalgarde ist heute Mittags an mehre⸗ een Orten in ihrer Unisorm gesehen worden; mehrere Pa⸗ trouillen dieser Garde durchstreifen die Stadtviertel von Pa⸗ ris. Die Stadt selbst soll in Belagerungs⸗Zustand erklaͤrt worden seyn. Ungefaͤhr 50 hier anwesende Deputirte sind es,

ddie sich versammelt und fuͤr permanent erklaͤrt haben.“

käg Handels⸗Briefe aus Paris melden, daß es ein Befehl des Syndikats der Wechsel⸗Agenten gewesen, in Folge dessen die Pariser Boͤrse am 27sten d. M. geschlossen worden sey;

aauch soll ein anderer Befehl dieses Syndikats am 28. d. M.

alle seit sieben Tagen auf spaͤtere Lieferung abgeschlossenen Geschaͤfte in Staats⸗Papieren fuͤr unguͤltig erklaͤrt

haben, weil in jener Zeit mehrere Personen von den Absichten des Ministeriums unterrichtet gewesen waͤ⸗ ren und Andere dadurch hinters Licht gefuͤhrt haͤtten.

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Deerr Courier theilt aus der (in Berlin nicht angekom⸗ menen) Gazette de France vom 28sten d. eine vom Franzoöͤ⸗ sischen Minister des oͤffentlichen Unterrichts unterm 27sten d. an die Universitaͤt erlassene Aufforderung mit, in der es heißt: „Nachdem der Koͤnigliche Rath fuͤr den oͤffentlichen Unter⸗ rricht in Erfahrung gebracht, daß einige Studirende geneigt scheinen, an Versammlungen Theil zu nehmen, welche die gute Ordnung und die oͤffentliche Ruhe gefaͤhrden koͤnnen, hat eer, bewogen von dem Wunsche, sie vor den uͤbeln Folgen zu bewahren, die nothwendig aus den Unordnungen entspringen wuͤrden, zu welchen jene Versammlungen Anlaß geben duͤrf⸗ ten, und wegen der Strafen, welche die Universitaͤts⸗Behoͤr⸗ dden gegen den Kontravenienten aussprechen muͤßten, fuͤr an⸗ ggeemessen erachtet, die Studirenden aller Fakultaͤten, um ihrer Setudien, ihres kuͤnftigen Schicksals und ihrer Familien wil⸗ len, an folgende Artikel zu erinnern.“ Es werden nun mehrere aͤltere. Gesetze in Erinnerung gebracht, wodurch den Studirenden sowohl die Theilnahme an ungesetzlichen Ver⸗ sammlungen und oͤffentlichen Ane als das gemeinsame,

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wie von einer Corporation ausgehende, Verfahren oder Un-,— terzeichnen einer Schrift auf das strengste untersagt wirrde.

Dasselbe Blatt giebt folgende Auszuͤge aus dem Franzoͤsischen „National“ vom 27sten Abends: „Seit der ersten Zeit der Revolution ist Paris nicht in solchem Zu⸗-⸗— stande der Aufregung gewesen, wie in den letzten zwei Taa- gen. Der Mangel an HOeffentlichkeit traͤgt dazu Vieles bei. Die Polizei hat sehr viele Kaffee⸗Haͤuser, Lesezirkel und an-, dere Orte, wo gewoͤhnlich Zeitungen ausliegen, schließen lassen. Die diesen Morgeu ohne Autorisation erschienenen Journale werden mitten unter unzufriedenen Gruppen und fast unter den Bajonetten der Gendarmen verschlungen.

Die ungeheure Bevoͤlkerung von Paris will den Verordnungen

vom 25sten nicht gehorchen und protestirt dagegen aus allen Kraͤften. Die Werkstaͤtten sind uͤberall geschlossen; die reichen Magazine in den Straßen Richelien, St. Honoré und St. Denis sind nur halb geoͤffnet. Das Palais Royal gleicht einem dumpfen Gefaͤngnisse; die Thore sind geschlossen, der Gar⸗ ten und die Durchgaͤnge menschegleer. Die Tuilerieen sind ebenfalls geschlossen, und wo nur irgend eine Anzahl Leute sich versammeln kann, da sind auch Gendarmen, Gardisten und Linientruppen aufgestellt. Man versichert uns, daß Herr von Cormenin gestern in Orleans verhaftet worden sey. Als in Rouen die obgedachten Verordnungen bekannt ge⸗ macht wurden, hat ein großer Theil der dortigen Fabrik⸗Un⸗ ternehmer seine Werkstaͤtten sogleich geschlossen.“

Die Times begleitet die Mittheilung der in Paris er⸗ schienenen Koͤnigl. Verordnungen vom 25. Juli mit folgenden 2 Bemerkungen: „Wenn eine einheimische Presse nicht gedul, det werden kann, so laßt uns dafuͤr sorgen, daß nicht eine fremde den Streit erhitze und zu Vorwaͤnden benutzt werde; wir wollen dies wenigstens so lange thun, als man unsere Rechte nicht angreift. Damit unsern Lesern indessen die volle Ausdehuung der Revolution deutlich werde, die durch die Koͤnigl. Verordnungen bewirkt worden, brauchen wir nur einige naͤhere Umstaͤnde derselben anzufuͤhren. Bevor wir je⸗ doch dazu schreiten, sey es uns erlaubt, zu erklaͤren, daß das Franzoͤsische Ministerium die Nothwendigkeit einer Veraͤnde⸗ rung durch falsche Gruͤnde rechtfertige. Es klagt die Presse der Meuterei an, weil es zufaͤlligerweise unpopulaͤr ist; es erklaͤrt, daß die durch nach einauder folgende Gesetzgebun⸗ gen feierlich sanctionirten Wahlgesetze desorganisirend und antimonarchisch sind, weil es durch selbige die Majoritaͤt in der Kammer verloren und, anstatt uͤber Bord zu springen und ihren Koͤniglichen Herrn gegen den Sturm zu sichern, den sie selbst herbeiriefen, bestehen die Minister darauf, das Schiff zwischen Felsen und Triebsand auf die Gefahr hin⸗ durchzufuͤhren, eine Meuterei unter der Mannschaft zu er⸗ regen und das Leben aller in Gefahr zu setzen. Die Ordon⸗ nanz, wegen Aufhebung der Preßfreiheit, sagt, daß keine Zeitung ohne Genehmigung der Regierung erscheinen, und daz letztere diese Genehmigung nach Gutduͤnken wieder zu⸗ ruͤckziehen darf. Solchergestalt kann das Journal des DBé⸗ bats, oder irgend ein anderes populäaͤres Blatt, wenn seine Ausdruͤcke einem Polizeipraͤfekten oder irgend einem Sub⸗ alternen der Verwaltung mißfallen, zuruͤckgehalten werden.

Es soll eine strenge Censur eingefuͤhrt, jeder Paragraph von den mit rother Dinte und Scheren versehenen Censoren genau durch,⸗ gesehen und dem Publikum nichts bekannt werden, als was ihren Herren gefaͤllt. Auf diese Weise wuͤrde jede freie Dis⸗ kussion ein Ende haben. Politische Rechte koͤnnten nicht mehr vertheidigt und politische Irrthuͤmer nicht mehr ver⸗ kuͤndet werden, ohne die schwerlich zu erhaltende Erlaubniß derer, die sie begingen. Solchergestalt will man im 19ten Jahrhundert, in einer Zeit des tiefsten Friedens und in der Mitte einer von den Elementen oͤffentlicher Wohlfahrt umringten Nation das Vorrecht eines unabhaäͤngigen Ausdruckes von Lob oder Tadel einer aufgeklaͤrten und geschickten Presse versagen. 1 Die diesem Dekret untergelegten Gruͤnde verbuͤrgen fast die immerwaͤhrende Fortdauer der Censur. Die Zeitungen unter allen den verschiedenen Ministern seit der Restauration wer⸗ den als Aufregung und Unordnung veranlassend geschildert, und es wird daraus der Schluß gezogen, daß ihnen unter keinen Umstaͤnden Freiheit gewaͤhrt werden koͤnne. Um diese hoͤchst unpolitischen Beschraͤnkungen zu rechtfertigen, fuͤhrt man die ungegruͤndetsten Beschuldigungen gegen sie an. So sollen sie z. B. dem Feinde die Vorbereitungen zur Expedi⸗ tion nach Algier verrathen und die zu ihr gehoͤrige Armee verleumdet haben. Als pflichtmaͤßig aufmerksame Leser der Franzoͤsischen Zeitungen haben wir nichts davon gefun⸗ den. Die Opposition gegen die Maaßregeln des derma⸗ ligen Kabinets war immer heftig und oft ungerecht; man vergesse aber nicht, daß ein schwaches und unpopulai