1I1nmn”“ N Ien, uͤnd maaß dieselbe den Volks⸗Vereinen, und namentlich der Gesellschaft der Volksfreunde bei, die ganz offenkundig gegen die Regierung auftrete und Grundsaͤtze verkuͤndige, die zuletzt die oͤffentliche Ruhe und Ordnung nothwendig untergraben muͤßten. Der Redner forderte da⸗
her die Regierung auf, gegen jene Gesellschaften mit aller
Strenge zu verfahren. Nach einer Erwiederung des Herrn v. Tracy, welcher die Verwaltung ziemlich heftig angriff, bestieg der Minister des Innern die Rednerbuͤhne. Sofort trat die tiefste Stille ein. „Meine Herren!“ begann derselbe, „das Schweigen, womit Sie die Worte des ersten Redners aufgenommen haben, die Schnellig⸗ keit, womit mein ehrenwerther Vorgaͤnger auf dieser Red⸗ nerbuͤhne sich beeilt hat, darauf zu antworten, beweist, wie es mir scheint, wie zeitgemaͤß und wichtig die in Anregung ge⸗ brachte Frage ist; sie beschaͤftigt alle Gemuͤther und bewegt ganz Frankreich. Sie mußte daher auch in dieser Versamm⸗ lung zur Sprache kommen. Fast moͤchte ich glauben, daß in den durch die Volks⸗Versammlungen erregten Besorgnissen ei⸗ nige Uebertreibung herrsche; dieselben scheinen mir bis jetzt we⸗ der ein großes Uebel verursacht, noch eine bedeutende Macht entwickelt zu haben. Ich glaube, der Schrecken, den sie ein⸗ floͤßen, wird durch die Erinnerung an die Vergangenheit ver⸗ groͤßert. Inzwischen ist wirklich eine Aufregung vorhanden, und die Besorgnisse sind eine Thatsache. Das ganze Publi⸗ kum beschaͤftigt sich mit dieser Angelegenheit, und dieses Vor⸗ handenseyn der allgemeinen Aufregung, mit allen Sympto⸗ men, welche eine solche offenbaren, ist schon an fuͤr sich ein großes Uebel, welchem bald Abhuͤlfe gewaͤhrt werden muß. Sie sehen, daß man uͤberall die Kapitalien zuruͤckzieht, daß der Gewerbfleiß sich in seinen Unternehmungen beschraͤnkt und daß in den arbeitenden Klassen, die den Kern der Gesellschaft ausmachen, Unruhe herrscht. Ich weiß, daß die Besorgnisse, welche diese Gesellschaften erregen, etwas uͤbertrieben sind, an⸗ dererseits haben dieselben aber einen guten Grund. Der großellebel⸗ stand der Volks⸗Vereine ist, daß sie den revolutionairen Zustand
mit jedem Tage hoͤher hinaufschrauben und die Gemuͤther er⸗ V
hitzen. Wir haben eine Revolution vollbracht, dabei aber keinesweges die Absicht gehabt, Frankreich in einen fort⸗ dauernden revolutionairen Zustand zu versetzen. Die hervor⸗ stechendsten Zuͤge eines revolutionairen Zustandes sind aber folgende: Alle Angelegenheiten werden in Frage gestellt, un⸗ bestimmte Forderungen werden in Antrag gebracht; bei jeder Gelegenheit fordert man zur Gewaltthaͤtigkeit auf. Dies ist der wahre Charakter des revolutionairen Zustandes, und ein solcher herrscht in den Volks⸗Vereinen und in dem Einflusse, den sie zu gewinnen streben. Ich habe gesagt, alle Angele⸗ genheiten werden in Frage gestellt; es handelt sich naͤmlich in diesen Vereinen nicht um bloße philosophische Theorieen; nicht diese oder jene philosophische Wahrheit wird darin eroͤrtert, sondern von der Wirklichkeit ist in denselben die Rede; die Grundlagen der buͤrgerlichen Gesellschaft, die Revolution, der Staat, die Vertheilung des Vermoͤgens und des Eigenthums, — Fragen dieser Art werden dort taͤglich verhandelt. Diese Gaͤhrung verbreitet sich auch außerhalb dieser Vereine und beunruhigt alle Gemuͤther. Eben so wenig handelt es sich dabei um irgend eine Reform, die man durchsetzen, um ir⸗ gend ein Ziel, das man erreichen will; es handelt sich nicht um eine bestimmte politische Arbeit, sondern um endlose Forde⸗ rungen, uͤber welche man selbst nicht im Reinen ist; auch ist Ehr⸗ geiz im Spiele, der sich aber seines Zweckes nicht bewußt ist. Mit einem Worte, es ist ein fortdauernder Zustand der Gaͤhrung, keineswegs aber der Plan einer wirklichen politi⸗ schen Reform. Was ferner den revolutionairen Zustand der Volks Vereine charakterisirt, ist der von ihnen ausgehende immerwährende Aufrufzur Gewalt, und die Drohungen, die man unaufhörlich gegen alle Existenzen und Ideen richtet. Dieß ist der Grund⸗Charakter solcher Vereine; sie sind ein wahrer Tummelplatz fuͤr alle Leidenschaften. Man verlangt keine Verbesserungen, sondern bloße Veraͤnderungen. Man will die nothwendigen Folgen der letzten Revolution ins Werk gerichtet sehen. Nun wohl, meine Herren, Niemanden kann mehr als uns das Fortschreiten der buͤrgerlichen Gesellschaft am Herzen liegen, aber Unordnung ist kein Fortschreiten, und ein revolutionairer Zustand ist nicht der Weg zum Bessern. Die von den Volks⸗Vereinen ausgehende Gaͤhrung entspricht nicht den Wuͤnschen Frankreichs, welches keinesweges in dem Zu⸗ stande einer fortdanernden Revolution verharren will. Funfzehn Jahre lang hat Frankreich gegen die Gewalt⸗Herrschaft ge⸗ kaͤmpft, ehe es sich zur Revolution entschloß; in der Zwischen⸗ zeit fanden einzelne kleiꝛe Verschwoͤrungen und Meutereien, aber keine wirklich revolutionairen Um ern :hmungen von Sei⸗ ten der Nation statt. Erst als die Negierung unsere ganze
gesellschaftliche Ordnung und unsere ganze Zukunft gefaͤhr⸗
64“”“ aur
dete, stand Frankrei in drei Tagen. Eine fernere revolutionaire Bewegung laͤuft den Wuͤnschen und Beduͤrfnissen des Landes zuwider, und wenn man dasselbe in einen solchen Zustand versetzen will, so thut man ihm nicht nur Unrecht, sondern man fuͤgt ihm auch Gewalt zu. Dies ist der uͤble Einfluß der Volks⸗Ver⸗ eine; sie bringen Frankreich wider seinen Willen in Gaͤhrung. Wenden wir unseren Blick auf das Ausland, so sehen wir, daß die Volks⸗Vereine nicht weniger nachtheilig fuͤr unseren Staat sind.“ — Nachdem der Minister hierauf den unguͤn⸗ stigen Eindruck beruͤhrt hatte, den diese Vereine auf die fremden Maͤchte machen wuͤrden, fuhr er in folgender Weise fort: „Blicken wir auf unsere Gesetzgebung, um in ihr ein Heilmittel fuͤr dieses Uebel zu suchen, so finden wir nur den Art. 291. des Strafgesetzbuches; dieser Artikel ist, ich stehe nicht an, es zu sagen, schlecht; er kann nicht lange in den Gesetzbuͤchern eine freien Volkes bleiben. Die Buͤrger haben das Recht, sich zu versammeln und sich ihre Ansichten mitzutheilen, und ich er⸗ kenne an, daß es gut ist, wenn sie es thun. Allein der jetzige Zustand kann nicht fortdauern; die Volks⸗Vereine duͤrfen nicht ferner ein Heerd innerer Gaͤhrung seyn und im Auslande Mißtrauen erregen. Der Artikel 291 des Straf⸗ Gesetzbuches, so schlecht er auch seyn mag, ist einmal eine ge⸗ setzliche Bestimmung und gehoͤrt auch nicht unter diejenigen Gesetze, welche folgerungsweise durch die neue Charte aufge⸗ hoben sind. Nicht dieser Artikel 291 ist gefaͤhrlich, wohl aber sind es die Volks⸗Vereine. Sie, meine Herren, werden spaͤter⸗ hin einen besseren Artikel an dessen Stelle setzen, zuvoͤrderst aber muͤssen Sie die am naͤchsten liegende Gefahr beseitigen. Die Regierung will keinesweges regelmaͤßig gegruͤndete Ver⸗ eine aufloͤsen, sondern sie will nur nachforschen, wo eine Ge⸗ fahr droht, und derselben, wo sie sie findet, vorbeugen, ja sie hat dieß bereits gethan. Die Entscheidung des Koͤnigl. Gericht⸗ hofes wird mit dem heutigen Tage vollzogen. Die Mitglieder
eines Volks⸗Vereins sind vor das Zuchtpolizei⸗Gericht geladen
worden. Hoffentlich wird aber nicht das Zuchrpolizei⸗Gericht, sondern eine Jury, in Folge des der Kammer vorliegenden Gesetzes uͤber Anwendung der Assisen auf Preßvergehen, an dessen baldiger Annahme nicht zu zweifeln ist, in dieser Ange⸗ legenheit das Urtheil faͤllen. Wir sind funfzehn Jahre lang dec Freiheit beraubt gewesen; wie ist es gekommen, daß wir dieselbe fuͤr immer errungen haben? Weil die Reform eine langsame und muͤhevolle war, weil wir gelernt hahen, mitten unter Gefahren unsere Wuͤnsche festzuhalten. Diese
funfzehn Jahre duͤrfen nicht fuͤr Frankreich verloren seyn; lassen Sie uns die Gewohnheit langsamer Reformen bewah:
ren und nicht an einem Tage alle Fruͤchte der Revolution einernten wollen. Es wird eine Zeit kommen, und ich glaube, sie ist nicht fern, wo der Artikel 291 mit manchen andern Artikeln aus unsern Gesetzbuͤchern verschwinden wird; aber diese Artikel sind einmal vorhanden, und die Existenz der Volks⸗ Vereine ist ein hinreichender Grund fuͤr die Regie⸗
rung, die ersteren in Anwendung zu bringen. Sie besitzt Waffen, welche fuͤr die Groͤße der Gefahr hinreichen; sie wird dieselben
zu handhaben wissen, und dies so oft thun, als das Interesse des Landes es erheischt.“ — Nachdem die Herren Salverte,
B. Constant und Mauguin ihre Meinung uͤber denselben
Gegenstand abgegeben hatten“*), ließ Hr. Dupin d. Aelt. sich daruͤber in folgender Weise vernehmen: „ZIch halte es fuͤr nothwendig, mit Kaltbluͤtigkeit aufzutreten, waͤhrend unsere Gegner dieselbe verloren zu haben scheinen. Haͤtte der vorige Redner seinen Antrag vorher gehoͤrig uͤberlegt, so wuͤrde er ihn auf das Buͤreau des Praͤsidenten niedergelegt haben. Er hat aber eine Anklage erhoben, und jede Anklage verlatggt eine Widerlegung, damit die Angeklagten zeigen koͤnnen, daß sie das Vertrauen des Landes eben so gut verdienen, wie diejenigen, welche, ich wage es zu sagen, sich auf eine so leichtsinnige Weise zu Anwalten der Nation aufwerfen. Nach der letzten Revolution hat man Reformen in der Gesetzgebung verlangt; sie sind bewerkstelligt worden; man nenne uns einen einzigen Fall, in welchem dies nicht geschehen waͤre, wir werden stets zur Antivort bereit seyn. Das Ministerium wird sein Benehmen und seine Absichten immer offen vdar legen, und Frankreich wird dann zwischen uns, die wir die Revolution zu schließen streben, und denen, die gern eine
neue zu Stande bringen moͤchten, richten. Wir haben zumm Volke gesagt: „Ihr wollt Ruhe, wir werden sie Euch geben”“, Was man auch sagen mag,
und wir haben sie ihm gegeben. ich wiederhole es, wir haben uns um Frankreich wohl ver⸗ dient gemacht. Man sagt uns, die Freiheit sey bedrohr; ein Redner hat sogar einen Aufruf an die Hauptstadt
*) Einen Auszug aus den Reden dieser drei Deputirten be⸗ halten wir uns auf morgen vor.
1“
*
n ven 8 1 8 11I“““ sch auf und vollbrachte seine Revolution
die Stra
aütain h Arinn eeAr eh., assmt Aa. zisane gerichtet. Wohlan, man bef age die Hauptstadt. Was ver⸗ langen die Handwerker? Sie wollen arbeiten uud von ihrer Arbeit leben; wie koͤnnen aber die Meister Gesellen in Ar⸗ beik nehmen, wenn man das Land und die gewerbtreibende Klasse fortwaͤhrend in Unruhe und Besorgniß erhaͤlt, und sich mit allen nur moͤglichen Theorieen beschaͤftigt, die der mensch⸗ liche Geist erfinden kann. Man lasse die Hauptstadt ent⸗ scheiden, und sie wird antworten, daß man verhindert wird, in einen Laden zu gehen und etwas zu kaufen, wenn man Unruhestifter und Volksaufreizer auf den Straßen umherzie⸗ hen sieht. Was die aͤrgerlichen Volks⸗Vereine betrifft, so hat die Regierung sich in Bezug auf diefelben klug benommen; kei⸗ nesweges darf man derselben Schwaͤche verwerfen. Die Ge⸗ richte sind gegenwaͤrtig mit Thatsachen beschaͤftigt, die bereits
durch eine Entscheidung fuͤr Vergehen erklaͤrt worden sind, und sie
werden ein Urtheil daruͤber faͤllen. Wir koͤnnen uns daher
uͤber diese im Namen des Landes gegen uns erhobene An⸗ klage beruhigen. Es giebt in Frankreich 32 Millionen Men⸗
schen, welche nicht eine immerwaͤhrende Aufregung, sondern Ruhe und Frieden und eine kraͤftige Regierung wuͤnschen. Man hat von einem. Gesetze gesprochen, wodurch das Beste⸗ hen dieser Vereine genehmigt werden soll; ich behalte mir vor, dasselbe seiner Zeit zu beleuchten. Wie kann man an ein solches Gesetz denken, waͤhrend uns noch ein Municipal⸗ Gesetz mangelt, welches den unter unseren Fuͤßen schwanken⸗ den Boden befestigen soll. Bei diesem noch ungeordneten Zustande spricht man von einer Maaßregel, deren Tendenz eine voͤllig desorganisirende sein wuͤrde! Vergessen Sie nicht, m. H., daß das, was zum Zerstoͤren gut ist, zum Aufbauen und Befestigen nichts taugt.“ 1 Nach dieser Rede trat eine Pause von mehreren Minu⸗ ten ein, waͤhrend welcher die Deputirten ihre Sitze verließen, verschiedene Gruppen bildeten, und sich unter einander sehr lebhaft unterhielten. Demnaͤchst wurde der Petitions⸗Bericht fortgesetzt und damit bis zum Schlusse der Sitzung fortge⸗ fahren. 1“ “ ““ C1““ 114X“ v1 v 3 8 Paris, 26. Sept. Gestern fuͤhrte der Koͤnig in einem dreistuͤndigen Minister⸗Rathe den Vorsitz. Saͤmmtliche Mi⸗ nister waren zugegen. . Der Moniteur enthaͤlt eine Koͤnigl. Verordnung, wo⸗ durch das Corps der hiesigen Stadt⸗Adjutanten aufgeloͤst wird. In verschiedenen Zweigen des Finanz⸗Ministeriums und namentlich bei der Muͤnz⸗, Lotterie- und Zoll⸗Verwaltung, so wie bei den General⸗Directionen der indirekten Steuern und der Post, haben mehrere Ernennungen statt gefunden. Dem Vernehmen nach wird Hr. Berenger, Berichter⸗
statter der Anklage⸗Kommission der Deputirten⸗Kammer, statt
des Hrn. Clausel de Coussergues, der die zur Leistung des neuen Eides gestellte Frist unbenutzt hat verstreichen lassen, zum Rathe am Kassationshofe ernannt werden.
Die General⸗Majore Gueheneuc und Danlion werden, wie es heißt, Kommandos bei der Expeditions⸗Armee in Afri⸗ ka erhalten. Die General⸗Majore Graf v. Bouillé und Vi⸗ comte v. Berthier sind auf Reform⸗Gehalt gesetzt worden.
Der erst vor Kurzem aus Algier zuruͤckgekehrte Mar⸗ quis von Bethizy, Pair von Frankreich, ist gestern im 21sten Jahre seines Alters hier mit Tode abgegangen.
Der Fuͤrst Talleyrand ist am verwichenen Donnerstage in Calais angekommen, konnte sich aber, da die See sehr un⸗ ruhig war, nicht einschiffen; zwei Packetboote, welche unter Segel gegangen waren, mußten in den Hafen zuruͤckkehren.
Im heukigen Moniteur liest man; „Obgleich von meh⸗ reren Blaͤttern foͤrmlich Luͤgen gestraft, wiederholt das Jonr⸗ nal la Revolution: der Herzog von Orleans habe der Ge⸗ sellschaft der Volksfreunde am Mittwoch durch eine Person seines Hoöfstaates anzeigen lassen, daß nur ein Zufall ihn ver⸗ hindert habe, sich einzufinden, und daß er einer der naͤchsten Sitzungen beizuwohnen wuͤnsche. Wenn diese Angabe niche gaͤnzlich eine Erfindung des Zeitungs⸗Schreibers ist, so muß man annehmen, daß die in diesen Sitzungen herrschende Unord⸗ nung nicht gestattet, sich naͤher von dem Charakter derjenigen Personen zu uͤberzeugen, die mit solchen Auftraͤgen in jenen
Klubs erscheinen.“ Der Messager des Chambres meldet; „Gestern
Abend bildeten sich, waͤhrend die Gesellschaft der Volksfreunde
in ihrem gewoͤhnlichen Sitzungs⸗Lokale in der Straße Mont⸗ martre versammelt war, vor der aͤußeren Thuͤr einige nicht sehr zahlreiche Gruppen, aus deren Mitte sich Gezisch und der Ruf: Nieder mit den Klubs! vernehmen ließ. Bald hatte sich eine Menge Neugieriger auf Resen Punkte zusam⸗ mengedraͤngt, so daß die Straße gesperrt war. Die Natio⸗ nal⸗Garde erschien jedoch bald, zerstreute die Gruppen, stellte ßen⸗Communication wieder her und beschwichtigte
“
dadurch die Besorgniß , welche dieser Anschein von Unord⸗ nung in der Nachbarschaft verursacht hatte.
Gestern und vorgestern sind funfzig Personen, angeb⸗ lich Handwerks⸗Gesellen, welche in der Mitte von tumultua⸗ rischen Versammlungen an den Barrieren von Neuilly und du Trone das Wort fuͤhrten, verhaftet worden. 8
Der Temps glaubt, in dem Berichte der Anklage⸗Kom⸗ mission eine irrige Zahl⸗Angabe zu finden. Der Berichterstat⸗ ter habe naͤmlich gesagt, daß 45 Verhaftsbefehle am 27. Juli erlassen worden, und daß dieselben auch noch gegen andere Personen gerichtet gewesen seyen, als wider die Zeitungs⸗ schreiber, welche die Protestation gegen das Preß⸗Gesetz un⸗ terzoichnet haͤtten, weil diese nur 38 an der Zahl gewesen waͤren. Diese Angabe sey ungenau; die vom National be⸗ kannt gemachte Liste der Unterzeichner jener Protestation
enthalte 44 Namen, und sie sey die einzig richtige, weil sie
nach dem Original abgedruckt worden. Der 45ste Verhafts⸗ befehl sey wahrscheinlich gegen C. Dunoyer, den ehemaligen Redacteur des Censeur, gerichtet gewesen, der an demselben
Tage einen Brief bekannt gemacht habe, worin er erklaͤrte, er verpflichte sich bei seinem Leben, bis zur Zuruͤcknahme der
Verordnungen vom 25. Juli keine Abgaben zu bezahlen.“ Die Gazette de France bemerkt: „Waͤhrend die vor⸗ waͤrts schreitende Bewegung von Paris in ihrer Schnellig⸗ keit die Regierung mit sich fortreißt, erfahren wir, daß sich b 92 ie sffenrliche Meinu ¶†si 9 dio in Lyon die oͤffentliche Meinung nachdruͤcklich gegen die Bewegung ausspricht. In diesem Sinne abgefaßte Bit schriften werden mit Unterschriften bedeckt, und Alles beweist, daß die Entwickelung des Prinzips der letzten Revolution in den Provinzen mit ernstlicher Besorgniß betrachtet wird.“ Horaz Vernet hat um Entbindung von seinem jetzigen Amte als Direktor der Franzoͤsischen Kunst⸗Akademie in Rom, und um Erlaubniß zur Ruͤckkehr nach Frankreich nachgesucht. (Die Pariser Blaͤtter vom 26. Sept. sind auf dem ge⸗ woͤhnlichen Wege heute ausgeblieben)
4
Niederlande.
Luͤtrtich, 29. Sept. Die hier erscheinenden Blaͤtter be⸗ richten, daß die National⸗Truppen in der Nacht vom Son⸗ tag auf den Montag (den 27. Sept.) die Stadt Bruͤssel verlassen und sich zuruͤckgezogen haben. Es war dem Kom⸗
mandanten Don Juan van Halen gelungen, eine guͤnstige
Position zu finden, von welcher aus die Kanonen der Ju-⸗ surgenten, von einem Offizier befehligt, den Park, in wel⸗ chem die Koͤniglichen Truppen aufgestellt waren, bestrichen
Das Feuern hielt von 11 Uhr Vormitrags bis 3 Uhr Nach⸗
mittags an, und diejenigen Soldaten, welche einzelne Haͤu⸗
ser in der Naͤhe des Pallastes der General⸗Staaten besetzt hatten, sahen sich dadurch genoͤthigt, sich ebenfalls nach dem
Parke, nach der Seite des Koͤniglichen und des Prinzlichen
Pallastes zuruͤckzuziehen. Nach 3 Uhr wurde das Feuern, das bis 6 Uhr fortgesetzt wurde, etwas schwaͤcher; um 6 Uhr aber geriethen die in der Naͤhe des Pallastes liegenden Haͤu⸗ ser in Brand und beim Einbrechen der Nacht erleuchteren die Flammen den Platz und die Straßen vor dem Parke. Gegen 4 Uhr Morgens erfolgte der geordnete Ruͤckzug der Truppen, die als sie Bruͤssel angriffen, nicht staͤrker als 6000 Mann gewe⸗
sen seyn sollen, und mit Tages⸗Anbruch stroͤmten die In-
surgenten⸗Haufen auf die von den Soldaten verlasse⸗ nen Punkte, die, so wie die ganze Stadt Bruͤssel, ein fuͤrchterliches Schauspiel der Vermwuͤstung darbieten.
— Der Kommandant Don Inan van Halen hat sein Haupt:⸗: ₰ Palen h
quartier in einen der Pallaͤste verlegt, wohin sich auch am Sonntage Morgens der Baron von Hooghvorst begeben hat.
Die hiesigen Blaͤtter nennen auch folgende Maͤnner als Mitglieder einer provisorischen Regierung: Baron Vander⸗
linden⸗Hooghvorst, Ch. Rogier, Jolly, ehemaliger Ingenieur⸗ 5 Offizier, Joseph Vanderlinden, J. Nicolat und F. de Cop⸗ pins, Secretair. Alle diese Maͤnner haben ihre Ernennung angenommen. . 8. Viele hiesige Einwohner sind gestern Abend aus der Stadt gezogen, um auf freiem Felde ihre Wohnungen aufzu- schlagen. Auf einige bewaffnete Haufen, die sich der Citadeslse zu sehr naͤherten, hat die Besatzung mit Karraͤtschen geschos⸗ sen; zwei Maͤnner wurden dadurch verwundet, von denen Einer bereits gestorben ist. Auf eine in der Vorstadt St. Walburge errichtete Barrikade, die fast bis an das Thor der Citadelle reicht, wird vor den letzteren aus seit heute fruͤh gefeuert. Einige Haͤuser dieser Vorstadt haben durch diese Kanonade bereits gelitten. — Die Stadt Lütkich hat beschlos⸗ sen, eine Steuer von 50,000 Gulden auszuschreiben, die nach dem Fuße der direkten Steuern den Pflichtigen auferlegt wer⸗ den soll. — Die Hamburger Boͤrsenhal
le meldet, daß eine
2 1
.