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oder der Hauswirthe schießen, sollen auf die verschickt werden.“
Eine zweite Bekanntmachung der Polizei erklaͤrt das auf Veranlassung der in Astrachan ausgebrochenen Cholera unter den Bewohnern der Residenz hin und wieder verbreitete Ge⸗
Zwangsarbeit
ruͤcht, als herrsche eine der Cholera aͤhnliche Krankheit im
Gdowschen Kreise des St. Petersburgischen Gouvernements, fuͤr voͤllig grundlos. Wahrscheinlich ist dieses Geruͤcht dadurch entstanden, daß in jenem Kreise, namentlich im Dorfe Lippa, eine Diarrhoͤ unter den Landleuten im Schwange gewesen ist, zu deren Hemmung alle gehoͤrigen Mittel ergriffen sind. Irgend eine andere bedenkliche Krankheit giebt es dort nicht und hat es auch nicht gegeben.
Die Ausbeute an Gold und Platina in den Kron⸗ und Privat⸗Bergwerken des Ural betrug waͤhrend der ersten Haͤlfte des Jahres 1830: an ersterem Metall 180 Pud, 14 Pfund, 84 Solotnik, wovon in den Kronwerken 82 Pud, 11 Pfd., 85 Sol., in den Privatwerken 98 Pud, 2 Pfd., 95 S. An Platina wurde gewonnen: in den Kronwerken und Privatwerken zusammen 61 Pud, 39 Pfd., 65 Solotn.
11“ Fränkreich.
eputirten⸗Kammer. tember. An der Tages⸗Ordnung war die Ernennung der 3 Kommissarien, welche die Anklage der vorigen Minister vor der Pairs⸗Kammer behaupten sollen. Der Praͤsident verlas zu diesem Behufe den betreffenden letzten Paragraphen des von der Anklage⸗Kammer in Antrag gebrachten Beschlusses. Hr. v. Corcelles verlangte, daß die Kammer statt 3 Kom⸗ missarien deren 5 ernenne; dieser Vorschlag wurde indeß ver⸗ worfen. Der unmittelbar darauf erfolgte Namens⸗Aufruf ergab 254 anwesende Deputirte; (absolute Majoritaͤt 128.) Hiervon erhielt Hr. Bérenger 226, Hr. Persil 122, Hr. Ma⸗ dier de Montjau 115, Hr. v. Schonen 95, Hr. Daunant 68 Stimmen u. s. w. Da hiernach Hr. Börenger allein die erforderliche Stimmenzahl hatte, so mußte zu einer zweiten Abstimmung geschritten werden. Die Zahl der Votanten be⸗ lief sich jetzt auf 260 (absolute Majoritaͤt 131). Hiervon wurden Hru. Persil 201, Hrn. Madier de Montjau 156, Hrn. v. Schonen 144, Hrn. Bernard 20, Hrn. Daunant 17 Stim⸗ men zu Theil. Dem gemaäͤß erklaͤrte der Praͤsident die Herren Bérenger, Persil und Madier de Montjau zu Kom⸗ missarien der Kammer. — Hr. Marchal berichtete hierauf uͤber den von Herrn Boissy d'Anglas in der Sitzung vom 11. Sept. emachten Antrag wegen der kuͤnstigen Pensionirung der hoöͤ⸗ eren Staats⸗Beamten. Er erklaͤrte, daß die Kommission da⸗ mit einverstanden sey, daß das Gesetz vom 11. Sept. 1807, wonach den Ministern, Marschaͤllen und anderen hoͤheren Beamten fuͤr ausgezeichnete Dienstleistungen eine Pension bis zu der Hoͤhe von 20,000 Fr. bewilligt werden darf, abgeschafft werden muͤsse, indem man es diesem Gesetze allein beizumessen habe, daß der Schatz in einem einzigen Jahre mit einer Summe von 172,000 Fr. an Pensionen fuͤr Minister belastet worden sey; doch weiche die Kommission in ihren Ansichten uͤber die an⸗ dern Artikel der Proposition des Herrn Boissy d'Anglas von denen des Urhebers derselben ab, der dabei nur die Zukunft im Auge gehabt, aber gar nicht die Gegenwart bedacht habe; das Pensionsbuch so wenig als die Steuerpflichtigen koͤnnten naͤmlich noch laͤnger mit jenen Jahrgeldern beschwert werden, wodurch die Unfaͤhigkeit belohnt worden sey; diese muͤßten vielmehr annullirt werden, weshalb die Kommission den Vor⸗ schlag mache, saͤmmtliche Pensionen einer General⸗Revision zu unterwerfen und dem zufolge den Antrag des Herrn Boissy d'Anglas folgendermaßen zu modificiren:*) „Art. 1. Das Gesetz vom 11. Sept. 1807 ist abgeschafft. Art. 2. Die in Folge des Gesetzes vom 11. Sept. 1807 seit dem 1. Januar 1828 bewilligten Pensionen sollen einer Revision unterwor⸗ worfen werden, die innerhalb 6 Monaten erfolgen wird. Aus dem großen Buche der oͤffentlichen Schuld sollen alle diejeni⸗ en Pensionen gestrichen werden, die nicht, wie das Gesetz olches verlangt, hinreichenden Dienstleistungen und unzulaͤng⸗ lichen Vermoͤgens⸗Umstaͤnden zu Theil geworden sind. Inhaber von annullirten Pensionen sind nicht gehalten, die von ihnen bereits erhobenen Pensions Quoten herauszugeben.“ — Nachdem die Kammer beschlossen, sich mit diesem Antrage erst nach Erledigung aller an der Tages⸗Ordnung befindlichen Gegenstaͤnde zu beschaͤftigen, stattete Hr. Persil den Kom⸗ missions⸗Bericht uͤber den von dem Finanz⸗Minister in der Sitzung vom 18. Septbr. (s. Nr. 268 der Staats⸗Zeitung) vorgelegten Gesetz⸗Entwurf ab, b rantie fuͤr die dem Handelsstande zu machenden Darlehen bis
*) Die urspruͤngliche Abfassung der Proposition siehe in Nr.
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zu der Hoͤhe von 60 Millionen uͤbernehmen soll.
Sitzung vom 29. Sep⸗
hung, meine
wonach der Staat die Ga⸗
— Er aͤußerte sich im Wesentlichen also: „Die letzten politischen Ereignisse haben der gewerbtreibenden Klasse einen gefaͤhrlichen Stoß versetzt; die Handels⸗Unternehmungen sind gelaͤhmt und das baare Geld ist zuruͤckgehalten worden. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, haͤlt die Regierung es fuͤr angemessen, zur Unter⸗
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stuͤtzung des Handelsstandes eine Summe von 60 Millionen . Die Kommission, der Sie die Pruͤfung EI“ betreffenden Gesetz⸗Entwurfes uͤbertragen haben, hat diesem
Fr. herzugeben.
Geschaͤft die groͤßte Aufmerksamkeit gewidmet; je mehr jener Entwurf von der allgemeinen Regel abweicht, und je achtungswer⸗ ther der Zweck desselben, dem Handelsstande beizuspringen, scheint, um so noͤthiger hat die Kommission es gehalten, die darin aufge⸗ stellten Grundsaͤtze und beadsichtigten Verfuͤgungen in reif⸗ liche Erwaͤgung zu ziehen; sie hat sich zu diesem Behufe nicht auf ihre Einsichten allein beschraͤnkt, sondern alle die Schrif⸗ ten gelesen, die zu Gunsten des Gesetz⸗-Entwurfes abgefaßt worden sind. Eben so hat sie verschiedene Personen zu Rathe gezogen, die, in der Absicht, den gesunkenen Wohlstand vie⸗ ler Kaufleute zu heben, den Plan der Regierung zu unter⸗ stuͤtzen kamen; alle diese Eroͤrterungen haben sie aber nur in der gleich anfangs von ihr gehegten Meinung bestaͤtigt, daß der Gesetz⸗Entwurf verworfen werden muͤsse.“ Der Red⸗ ner untersuchte hierauf die verschiedenen Nachtheile, welche die Kommission in dem Entwurfe erkannt habe, und fuͤgte demnaͤchst hinzu: „Der Handel lebt nur von der Ruhe des Augenblicks und von dem Vertrauen, das er in die Zukunft setzt; fehlen diese beiden nothwendigen Bedingungen sei⸗ ner Existenz, so stockt er, und dieses Stocken hat zwei Ur⸗ sachen: die offenbare Nichtvollziehung der Gesetze und den Mangel an Kraft von Seiten der Regierung. Daß die Gesetze nicht vollzogen werden, kann Niemand in Abrede stellen. Sie werden vielmehr, in Erwartung einer Revision derselben von Seiten der gesetzgebenden Gewalt, oͤf⸗ fentlich angefochten und uͤbertreten. In dieser Bezie⸗ Herren, haben Sie ein merkwuͤrdiges Bei⸗ spiel vor Augen; ich fuͤhre nur dieses eine an, weil dasselbe fuͤr sich allein jede Hoffnung auf eine dauerhafte Ruhe und Ordnung verscheucht. Der 291. Art. des Straf⸗ Gesetzbuͤches verbietet ausdruͤcklich oͤffentliche Versammlungen von mehr als 20 Personen; als diese Bestimmung gut ge⸗ heißen wurde, hatte man noch die von den Jakubiner⸗Klubs ausgegangenen Verbrechen vor Augen, — Gesellschaften, de⸗ ren Name allein uns noch jetzt mit Schaudern erfuͤllt und den gedachten Artikel des Straf⸗Gesetzbuches hinlaͤnglich rechtfer⸗ tigt. Heut zu Tage, wo die politischen Leidenschaften neue Kraͤfte aus den letzten Ereiguissen geschoͤpft haben, darf man sich wohl mit Recht fragen, warum jener Artikel nicht in Ausfuͤhrung kommt, warum die Regierung nicht die sofortige Aufloͤfung aller jener Volks⸗Vereine verlangt, die ihre Existenz vielleicht mehr noch dem getaͤuschten Ehrgeize, als jeder an⸗ dern Leidenschaft, verdanken? Der friedfertige Buͤrger, der thaͤtige Kaufmann giebt sich Besorgnissen hin, statz daß er sich aän der Boͤrse mit Handels⸗Speculationen, die er der Zukunft nicht anvertrauen zu koͤnnen glaubt, beschaͤftigen sollte, und verbringt seine Zeit mit der Unterzeichnung von Bittschriften gegen die Klubs. Die Zimmer der Notare sind jetzt der Sammelplatz zur Anbringung aͤhnlicher Reclamationen geworden und Alles verkuͤndigt uns, daß sich der Gemuͤther eine moralische Unruhe bemaͤchtigt hat, und daß das Vertrauen aus ih⸗ nen gewichen ist. Wir wiederholen daher, daß es vor Allem dar⸗ auf ankommt, dieses Vertrauen wiederherzustellen. Zu diesem Ende entferne man die Ursachen zu Besorgnissen und beweise dem Lande, daß, nachdem man fuͤr die Aufrechthaltung der Gesetze gestritten, man sich ihnen nach errungenem Siege auch zu unterwerfen und ihnen Achtung zu verschaffen wisse. Lassen Sie uns, meine Herren, der Regierung Kraft geben; und fordern wir von ihr, daß sie sich mit der ihr gesetzlich zustehenden Gewalt bekleide, um uns zu beschuͤtzen und zu vertheidigen und um das Werk einer Revolution zu befesti⸗ gen, welche die letzte seyn muß.“ Diese Phrase, welche von einem großen Theile der Versammlung mit Beifall aufge⸗ nommen wurde, erregte auf der Tribuͤne der Zeitungsschreiber Murren und zugleich ein solches Gelaͤchter, daß die ganze Versammlung dadurch gestoͤrt wurde. Mehrere Deputirte, namentlich vom rechten Centrum, beschwerten sich laut und verlangten, daß die Tribuͤne geraͤumt werde. Diesem Antrage wurde indessen keine weitere Folge gegeben, und nachdem die Ruhe wiederhergestellt worden, schloß Herr Persil seinen Bericht mit der Bemerkung, daß, wenn die Regierung den von ihm ange⸗ deuteten Gang befolge, sie nicht noͤthig haben werde, den Handelsstand mit Geldmitteln zu unterstuͤtzen, und es der Kommission Dank wissen werde, daß sie auf die Verwer⸗ fung des betreffenden Gesetz⸗Entwurfes angetragen habe.
Die Berathungen uͤber diesen nach Erledigung aller uͤbrigen an der Tagesordnung befind⸗ lichen Gegenstaͤnde beginnen. — mehrere wider erklaͤrte, so bestieg noch Herr Mauguin die Red⸗ naerbuͤhne, um seinen in der Sitzung vom 27. Sept. gemach⸗
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des Landes zu lenken. D Sie men, ist ein neuer Beweis der Wichtigkeit dieses Gegenstandes.
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Es war jetzt 5 Uhr, und Deputirte verlangten, daß die Sitzung geschlossen werde; da indessen die Mehrzahl der Versammlung sich da⸗
ten Vorschlag, daß man eine Kommission ernenne, welche Dokumente einsammle und uͤber die Lage Frankreichs be⸗ ichte, naͤher zu eroͤrtern. Es trat sofort die tiefste Stille ein. Der Redner druͤckte sich im Wesentlichen folgender⸗ maßen aus:
„Ich komme, m. H., um Ihre Aufmerksamkeit auf die Lage Der Bericht, den Sie so eben vernom⸗
Wenn ein Reisender sich in einer ihm fremden Gegend befindet, o steht er von Zeit zu Zeit still, sucht sich nach dem Himmel zu orientiren und uͤberdenkt den zuruͤckgelegten Weg, um desto siche⸗ rer zu erfahren, welche Strecke er noch zu machen hat. Auch wir, durch einen Sturm weit von der gewohnten Bahn verschla⸗ gen, befinden uns auf einem unbekannten Gebiete; lassen Sie uns daher einen Augenblick verweilen und einen Blick auf die Vergangenheit werfen; wir werden dann um so besser unsere Zu⸗ kunft errathen koͤnnen. Es giebt Wege, welche an Abgruͤnde fuͤh⸗ ren, in die weder Sie noch ich gerathen wollen, denn unsere erste Pflicht ist, uͤber das Heil des Vaterlandes zu wachen. Der Staats⸗ koͤrper hat, wie der menschliche, seine Zeiten der Krise und der Krankheit. Unter diese gehoͤren Revolutionen der Dinge und der Prinzipien; sie erregen und durchdringen die Gefellschaft bis in ihr Innerstes. Umwaͤlzungen dieser Art sind stets von einem blutigen Kampfe begleitet, an welchem jeder durch seine Hand⸗ lungen, oder wenigstens durch seine Wuͤnsche, Theil nimmt, und oft sind die letzteren in den Zeiten der Parteikaͤmpfe eben so ge⸗ fahrvoll, als die Handlungen. Jeder ist dann entweder der Sie⸗ ger oder der Besiegte, und es treten Erscheinungen ein, die von der menfchlichen Natur untrennbar sind. Die erste und gefaͤhr⸗ lichste dieser Erscheinungen ist eine allgemeine Unruhe, die sich der Gemuͤther bemaͤchtigt. Die Sicherheit Aller ist gestoͤrt, denn die besiegte gen werde, noch einmal die Oberhand zu gewinnen. Das Volk sieht durch einen wunderbaren Instinkt die Gefahr und fragt sich sogleich, ob ihm hinreichender Schutz gewaͤhrt werde. Nimmt es wahr, doß das Staatsruder in festen und geschickten Haͤnden ist, so faßt es Vertrauen. Der Soldat schlaͤft ruhig, wenn er weiß, daß sein Befehlshaber uͤber ihn wacht. Ist dagegen das Ruder in schwachen und schwerfaͤlligen Haͤnden, verstehen die an der Spitze beündlichen Maͤnner nicht zu berechnen und die kommenden Dinge vorauszusehen, so bemaͤchtigt sich Aengstlichkeit der Gemuͤther, und diese fuͤhlen sich von einem geheimen Mißbehagen ergriffen. Allmaͤlig erlischt dann das Leben in der Regierung — ein Uebel, das um so groͤßer ist, als man nicht weiß, wiec man ihm bei⸗ kommen soll. Es tritt auch noch eine zweite Erscheinung ein, welche hauptsaͤchlich in der Organisation der neueren Staaten ihren Ursprung hat. In unserer Zeit giebt es kein gesellschaft⸗ liches Leben ohne Handel und Gewerbfleiß; die Kapitalien ver⸗ langen vor allen Dingen eine ruhige Zukunft: bei der geringsten Aufregung im Staate kehren sie in die Haͤnde ihrer Besitzer zuruͤck, welche die Ereignisse abwarten wollen. Dadurch gerathen die ar⸗ beitenden Klassen in Noth, und da sie am Abend von dem Ver⸗ dienste des Tages leben, so werden sie zu Unruhen geneigt, weil sie unbeschaͤftigt sind, und vermehren dadurch die Besorgnisse. Auch muß man die Macht der Leidenschaften, die sich in einer Revolution entwickeln, mit in Anschlag bringen. Jeder Sieger will an den Fruͤchten des Sieges seinen Antheil haben, weil er an den Gefahren und Kaͤmpfen Theil genommen hat. Einige streben nach Vermoöͤgen und Ehrenstellen, Andere nach der Gel⸗ tendmachung ihrer Prinzipien, die sie mit der aͤußersten Konse⸗ quenz durchgefuͤhrt wissen wollen; sie verlangen das als ein Recht, was sie mit ihrem Blute bezahlt haben; ihre Ungeduld vermehrt die Unruhe des Handelsstandes; denn die Forderungen der sieg⸗ reichen Partei sind nicht die kleinste der Verlegenheiten, welche der Sieg erzeugt. Diese drei Erscheinungen mußten namentlich bei einer so lebhaften aufwallenden Nation, wie die unsrige, hervortreten, die noch voll von den Erinnerungen und Schrecken 9. ne ersten Revolution ist. Die Aufgabe des Ministeriums bestand also darin, die Bewegung der Gemuͤther zu leiten, den arbeitenden Klassen Arbeit zu geben und Allen Sicherheit zu ge⸗ waͤhren, und zwar mußte dies gleich geschehen; denn bei einer Re volution muß die Regierung stets der Nation vorangehen und sich nicht darauf beschraͤnken, sich von ihr leiten zu lassen und ihr zu folgen. Das Gefuͤhl der persoͤnlichen Sicherheit ist von allen das mißtranischste und unruhigste. Frankreich hatte nicht nur eine innere Parthei zu fuͤrchten, es mußte sich auch ge⸗ gen die auswaͤrtigen Maͤchte verwahren. Daher haͤtte man vor Allem eine Armee, nicht nur als Wall gegen das Aus⸗ land, sondern auch zur inneren Sicherheit, bilden sollen; Frankreich mußte von einer starken Alles umfassenden Hand und, wie im Jahre 1815, durch Kommissarien organisirt werden. Jedermann sieht jetzt die Nothwendigkeit dieser Maaß⸗ regeln ein. Was aber erst die Ereignisse dem Volke zeigen, das muͤssen die Minister schon voraussehen; sie muͤssen dergestalt Meister des Staats seyn, daß sie ihn im Augenblicke der Gefahr in ihrer
Hand halten, daß ihre Maaßregeln gut und schnell sind, und daß
Bericht werden ebenfalls erst
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sich Alles beeilt, ihren Befehlen zu gehorchen. Die erste Bedin⸗ gung dieser Uebereinstimmung in allen Bewegungen ist aber diese, daß die Minister nicht nur Vertrauen verdienen, sondern dasselbe schon besitzen. Darum ist es nothwendig, sie unter den Maͤnnern zu waͤhlen, die sich des Vertrauens der siegreichen Partei erfreuen und an deren Siege Theil genommen habest. Auch haͤtte man sich beeilen sollen, der niedern Klasse Arbeit zu verschaffen, Handel und Gewerbfleiß zu beleben, die Prinzipien der Freiheit konse⸗ quent durchzufuͤhren und die in der Charte versprochenen Gesetze zu geben, auf die man uns noch immer warten laͤßt. Ueber einige große Fragen herrschen verschiedene Ansichten unter uns; jeder wird die seinige offen aussprechen. Man gebe ein gutes Wahlgesetz, man setze den Wahl⸗Census auf 200 Fr. herab, und Frankreich wird einer groͤßeren Freiheit genießen, als jemals ein
anderes Volk auf der Erde genossen hat. Dies sind die Maaß⸗ regeln, die man nach meiner Ansicht ergreifen muͤßte. Lassen Sie
uns jetzt untersuchen, was man gethan hat. Nichts. Der Stadt Paris wurden fuͤnf Millionen gegeben, welche eine unzu⸗ reichende und rein oͤrtliche Huͤlfe gewaͤhrten. Der Handelstand hatte im Beginn des Monats August um ein ansehnliches Dar⸗ lehn gebeten, eine Kommission von Kaufleuten vollendete ihre Arbeit in zwoͤlf Stunden, aber erst heute ist der Bericht der
Kammer vorgelegt worden, nachdem er einen Monat in den
Partei versucht immer wieder, ob es ihr nicht gelin-
Haͤnden des Ministers war. Auch die Sicherheit nach außen hin hat man vernachlaͤssigt. Die Schweizer und die Koͤnigliche Garde wurden entlassen, und man mußte dies thun. Aber wo ist die Armee? In welchem Zustande befinden sich unsere Zeughaͤu⸗ ser und festen Plaͤtze. In Betreff der Organisation hat man das System des Centralisirens befolgt, das mit so vielem Grunde auf dieser Rednerbuͤhne getadelt worden ist. Man hat Alles in Paris thun wollen; hierher stroͤmten jene Massen von Bewer⸗ bern um Aemter, denen man Frankreich als Beute Preis gab. Dies ist ein schimpflicher Flecken unserer Revolution. Aber ge⸗ rade bei der Vertheilung der Aemter ist die im Ministerium be⸗ stehende Trennung hervoͤrgetreten; der Eine hat Alles veraͤndert, der Zweite nur die Haͤlfte, der Dritte gar nichts. Unter der jetzi⸗ gen Regierung ist Verwirrung in die Erhebung der Steuern gerathen und das alte Verwaltungs⸗Personal hat mit Erstaunen gesehen, daß es sein? Aemter behaͤlt. Derselbe Unterschied hat sich bei der Wahl der neuen Beamten gezeigt; der erste und durch seine politische Rechtschaffenheit bedeutendste unter den Ministern hat populaire Maͤnner gewaͤhlt, der andere hat sich durch Kotte⸗ rieen bestimmen lassen, und der dritte ernennt die Maͤnner, welche er in der Verwaltung vorfindet, d. h. solche, wie Hr. v. Polignac sie ernannt
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haben wuͤrde. Eine noch wichtigere!
raͤnetaͤt und das goͤttliche Recht; mit Erstaunen hat man gese⸗ hen, daß der Verfechter der Legitimität und der Patriach des goͤttlichen Rechts zum hoͤchsten Amte berufen worden ist. Soll
ich Ihnen die Folgen dieses Systems sagen? Wenn man den
Beduͤrfnissen des Volks nicht entgegen zu kommen weiß, so schafft es sich selbst Rath. Da man mit Absetzungen zoͤgerte, so haben Regimenter ihre Offiziere, Gemeinden ihre Maires, Departements ihre Praͤfekten von ihren Posten vertrieben. ben sich an mehreren Punkten des Landes Bewegungen unter der arbeitenden Klasse kund gegeben, und man wunderte sich allge⸗ mein uͤber die Unthaͤtigkeit der Regierung. So entstanden Be⸗ sorgnisse, der Kredit wurde erschuͤttert, ein allgemeines Mißbeha⸗ gen bemaͤchtigte sich der Gemuͤther, die unruhige Stimmung nahm
Zu gleicher Zeit ha-⸗
Thatsache har Jedermann befrem
det. Zwei Prinzipien kaͤmpfen mit einander, die Volks⸗Souve-⸗
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zu, und aus dieser Bewegung sind die Volks⸗Vereine entstanden.
Man hat ihnen Wichtigkeit gegeben, weil man sie zu fuͤrchten
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scheint. Man spricht von einer republikanischen Partei; hat man aber schon vergessen, daß diese Partei vor zwei Monaten ihre Grundsaͤtze zum Opfer gebracht hat? Kann sie heute wohl durch Unruhe und Uebertretung der Gesetze das zu erreichen suchen wollen, worauf sie mit den Waffen in der Hand verzichtet hat!
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Man hat sich mit einigen jungen Leuten beschaͤftigt, welche po⸗
litische Fragen mit der Waͤrme der Jugend eroͤrteten, und vergißt dagegen die 7 die uns im Stillen beobachtet und jeden Zwiespalt zu naͤhren bereit ist. In der Hauptstadt hat sich eine religids⸗ philosophische Sekte gebildet, welche besonders uͤber das Eigen⸗ thum ganz seltsame Ansichten hat: sie ist aber nicht gefaͤhrlich; man hat nicht zu fuͤrchten, daß in Frankreich jemals das Prinzip der Guͤter⸗Gemeinschaft zur Herrschaft gelangen werde. Jene Sekte ist ein ganz unbedeutender Theil der Gesellschaft, den man aber dennoch zum Gegenstande des allgemeinen Schreckens ge⸗ macht hat. Nach dem, was das Ministerium und seine Schrift
steller daruͤber gesagt haben, mußte man eine neue lex agraria vor der Thuͤre glauben.
Stimme haben, ohne handeln zu koͤnnen.
Zwiespalte nur eine Art von Laͤhmung entstehen. Inmitten einer
allgemeinen Aufregung ist die Unthaͤtigkeit der Regierung das groͤßte Uebel fuͤr einen Staat. Der Winter naht heran; zahl⸗
reiche Volks⸗Klassen werden vielleicht ohne Arbeit und also auch ohne einen Haushalt bleiben. daß ein maͤchtiger Feind diese materielle Noth und die K
politischer Unzufriedenheit benutze, um Unruhen anzustiften?
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Minister⸗Rathe vier Mitglieder sitzen, welche eine berathende Daraus kann bei einem
Ist es nicht moͤglich, cime
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Wir haben allerdings einen solchen nicht zu fuͤrchten, muß man
aber nicht Allem vorzubeugen suchen? Wuͤrde es nicht gut seyn, wenn man erfuͤhre, was im Westen und im Suͤden Frankreichs geschieht? Wie verhaͤlt es sich mit den geheimen Korrespondenzen,
von denen man spricht, und mit den Eiden, welche eine geheine
Macht, wie es heißt, von vielen Beamten verlangt. Im Innern,