fuͤgte er hinzu, habe er nichts einzuwenden, wohl aber gegen die Zahl eilf. In Betreff der Volks⸗Vereine war der Red⸗ ner der Meinung, daß die Civilisation ihnen viel zu verdan⸗ ken habe, und daß der Zustand der neuern Gesellschaft sich erst dann als vollkommen betrachten lassen werde, wenn es in Frankreich einen Klub von 32 Millionen Menschen gebe. — Nach Hrn. v. Laborde ließ sich Hr. Cas. Périer als Mitglied des Kabinets in folgender Weise vernehmen:
„Ich besteige diese Rednerbuͤhne, um meinen Antheil an den gegen das ganze Ministerium erhobenen Beschuldigungen in An⸗ pruch zu nehmen; als Mitglied des Minister⸗Raths werde ich auf die Angriffe gegen denselben antworten. Durch welches boͤse Verhaͤngniß muß als unser erster Gegner ein chrenwerther De⸗ putirter auftreten, der vor zwei Monaten das unbedingteste Ver⸗ trauen zu den Kabinets⸗Mitgliedern zu erkennen gab, welche groͤßtentheils aus den Maͤnnern der provisorischen Negierung, zu der auch er gehoͤrte, gewaͤhlt worden sind? Man behauptet, die Minister seyen aus der vorwaͤrts schreitenden Bewegung her⸗ ausgetreten. Was ist denn zwischen uns und unseren Gegnern vor⸗ 78639 Wie kommt es, daß dieijenigen, die zusammen auf dem
tadthause, wie in einem Feldlager, bivouaquirten, im Schooße dieser Kammer und im Namen Frankreichs in Kampf mit einan⸗ der gerathen? Lassen Sie uns unsere Handlungen naͤher beleuch⸗ ten. Wahrlich! das Ministerium muͤßte, um Grund zu dieser Kriegs⸗Erklaͤrung gegeben zu haben, sich strafbare Hand⸗ lungen erlaubt oder Grundsaͤtze einer Reaction geaͤußert haben. Lassen Sie uns Ihre Vorwuͤrfe und unsere Thaten, Ih⸗ ren Verdacht und unser Gewissen pruͤfen, und zwar lassen Sie uns diese Untersuchung mit Ruhe und Kaltbluͤtigkeit anstellen, denn wir glauben nicht, daß wir uns weder mit Frankreich noch mit Ihnen im Kriege befinden. Wir sollen weder die vorwaͤrts schreitende Bewegung noch das System, das daraus haͤtte hervor⸗ ehen muͤssen, begriffen haben; unsere Handlungen sollen unvoll⸗ aͤndig und widersprechend seyn, und Sie geben uns nun die Mit⸗ tel an, um die Ruhe und das Vertraͤuen wiederherzustellen. Dies ist, wenn ich nicht irre, der Inhalt der Proposition, in welche ich durch eine Zergliederung derselben einige Ordnung zu bringen hoffe. In jeder Revolution giebt es nach Ihrer Behaup⸗ tung Sieger und Besiegte. Allerdings ist dies bei Revolutionen der Fall, die durch den Buͤrgerkrieg vorbereitet und vollbracht worden sind. Verdient aber eine Partei, die nicht den Muth hatte, zu kaͤmpfen, eine besiegte genannt zu werden? Was haben wir seit zehn Jahren gesagt? Daß es sich um einen Kampf zwischen 32 Millionen Einwohnern und einer schwachen Coterie handele. Haben die Ereignisse diese Behgup⸗ tung nicht bestatigt, und ist es noͤthig, die Zahl der Besiegten zu vermehren, um einen durch Schnelligkeit, Maäßigung und Uneigen⸗ nuͤtzigkeit ohnehin schon glaͤnzenden Sieg noch glaͤnzender zu ma⸗ chen? Ohne Zweifel wuͤnschen Sie eben so wenig, wie wir, Pro⸗ seriptionen oder, was dasselbe seyn wuͤrde, eine neue Revolution. Die Staatsmaͤnner, welche den Sieg unbefleckt erhalten und be⸗ feßigen wollen, muͤssen sich damit begnuͤgen, die Besiegten ohn⸗ maͤchtig zu machen (ich spreche hier nicht von den Strafbaren), ihnen aber den Schutz der Gesetze gewaͤhren, wenn sie sich dessel⸗ ben durch geduldige Fuͤgung in ihr Schicksal, welche ihr eigenes Interesse ihnen vorschreibt, wuͤrdig machen. Dies ist ein der Fieger wuͤrdiges Benehmen, deren Ruhm, so wie die von ihnen errungene Chaͤrte, unserer Obhut anvertraut sind. Die Regic⸗ rung steht still, sagt man ferner. Was soll das heißen? Bleibt nicht vielmehr der Redner still stehen, der heute sich gegen die Minister Ludwig Philipps derselben Ausdruͤcke und Redensarten bedient, welche er vor drei Monaten gegen die Minister der vo⸗ rigen Regierung gebraucht haben wuͤrde, und eine Untersuchung gigen uns in Antrag bringt, aͤhnlich derjenigen, die so eben im
amen der Kammer gegen das vorige Ministerium eingeleitet worden ist? Die Trunkenheit des Sieges macht vergeßlich; man vergißt, daß vier und zwanzig Stunden vor einer Revolution, die keine menschliche Berechnung voraussehen konnte, die kuͤhnsten Hoffnungen sich auf die alte Charte beschraͤnkten, unter der Bedingung, daß dieselbe von einem loyalen Ministerium richtiger begriffen und besser angewendet wuͤrde. Und jetzt, wo drei Tage mehr ge⸗ güben haben, als man fuͤr mehrere Jahre verlangte, wo organi⸗ che Gesetze, die man von der Zukunft erwartete, fast improvisirt
werden, wo eine van; neue Ordnung der Dinge mit modifizirten
Kammern und nicht nur unter derevergaͤnglichen Buͤrgschaft gutgt⸗ sinnter Minister, sondern unter der dauernden Garantie einer erwaͤhl⸗ ten Dynastie und eines rechtlichen Koͤnigs, beginnt, — jetzt spannt man seine Forderungen nur immer hoͤher, je mehr dieselben befriedigt wer⸗ den, und verlangt von ciner vertrauensvollen Regierung mehr Buͤrg⸗ schaften, als fruͤher von einer mißtrauischen! Wie in zwei auf solche Weise verwendeten Monaten haͤtte ein Stillstand geherrscht? Vergessen Sie doch, meine Herren, auf einen Augenblick diese gehaltlose Anklage, um unbefangen unsere Thaten zu pruͤ⸗ fen, dic Ihnen durch ungegruͤndete Einfluͤsterungen aus den Au⸗ en geruͤckt werden! Andere werden Ihnen unsere Handlungen im Zusammenhange darlegen; ich beschraͤnke mich auf diejenigen, welche der Gegenstand von Beschwerden geworden sind. Lang⸗ samkeit oder Uebereilung, allzu entschiedene oder unvollstaͤndige Wahlen, dies sind die Vorwuͤrfe, die man der neuen Organisa⸗ tion des unuͤbersehbaren Franzoͤsischen Verwaltungs⸗Personals macht, — Vorwuͤrfe, die sich gegenseitig aufheben und ausschlie⸗ ßen. Diese Beschwerde verdient daher nur kurz erwaͤhnt zu wer⸗ den. Einer der Minister, so sagt man, hat bei weitem mehr ge⸗
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than, als seine Kollegen. Dies war ein Vortheil und eine Le⸗ dingung seiner Stellung. Da die Frage uͤber die Justiz⸗Beamtin durch die Charte in einem den Ansichten der ersten Wortfuͤhrer der vorwaͤrts strebenden Partei entgegengesetzten Sinne entschie⸗ den wurde, so mußte man in der fast gaͤnzlichen Veraͤnderung der Beamten des Parquets und in der sch
beklagte. Ein anderer Minister wird der Uebereilung in der Wahl der Beamten beschuldigt, und dennoch hatte man l die Absetzungen zu uͤbereilen.
haͤltnisse willen, Veraͤnderungen vermeidet.
schreibt, eben so zahlreich? Man beschwert sich ferner daruͤber, daß das Wahl⸗System zu lange unentschieden gelassen worden, daß es unvollstaͤndig sey. Dessenungeachtet ist
ein Verfahren, das man gewiß nicht ein aristokratisches nennen
kann, ersetzt worden; in kurzem werden 125 neue Wahlen die Kammer vervollstaͤndigen und die gegenwaͤrtige Richtung der oͤffentlichen Meinung darlegen. Nur ein Punkt ist noch fest⸗ zustellen, ich meine die Bestimmung des Wahl⸗ und Waͤhl⸗
barkeits⸗Census. Aber eben weil gerade dieser Punkt noch nicht festgestellt ist, legt man ihm einc uͤbertriebene Wichtigkeit bei, als wenn das ganze Wahlgesetz und alle Wahlfreiheiten allein in dieser Frage beruhten! Man nimmt keine Ruͤcksicht auf das, was
man bereits erlangt hat, um das Recht zu behalten, Alles, und
zwar wo moͤglich an einem Tage und in einer Sitzung, zu ver⸗ langen; man bedenkt nicht, daß auf diese Weise leicht Gesetze improvisirt werden koͤnnen, deren Dauer eben so kurz ist, als die auf sie verwendete Zeit, und die beim ersten praktischen Versuche
Ergebnisse liefern, die nur zu oft den Absichten ihrer Urheber
entgegen sind. Ist man denn in der That in Gewißheit uͤber die Wirkungen, die ein ganz neues Wahlgesetz hervorbringen wuͤrde, dessen Elemente unbekannt waͤren und das weder auf feststehende Zahlen noch auf die Erfahrung begruͤndet waͤre? Wuͤrde es klug seyn, den Versuch einer theilweisen Wieder⸗Erwaͤhlung, die dem
Gesetzgeber Thatsachen an die Hand geben wird, zu untersagen?
Wie will man der unvollstaͤndigen Kammer das Recht beilegeu, ein Wahlgesetz zu machen, wenn man ihr die Macht, minder wichtige Dinge zu entscheiden, streitig macht? Hat man die Aufregung der Gemuͤther in den Provinzen und in Paris bedacht, und 88 man das Resultat der bevorstehenden Wahlen im voraus bestim⸗ men zu können? Nein; aber man ist von einer fixen Idee einge⸗ nommen, naͤmlich von der Aufloͤsung einer Kammer, die man noch vor vier Monaten als die Befreierin des Landes begruͤßte, und die vor zwei Monaten den von ihr gehegten Hoffnungen
wuͤrdig entsprochen und sie sogar noch uͤbertroffen hat. Man ver⸗
langt die Aufloͤsung einer Deputirten⸗Kammer, welche die Zeit⸗ genossen unserer Revolution, die Mitschuldige an den Ereignissen derselben und fuͤr ihre Folgen solidarisch verpflichtet ist, um an ihre Stelle eine neue Kammer zu setzen, die der Revolution fremd, mit den Ursachen derselben unbekannt und an ihrem Ur⸗ sprunge unschuldig, allen kuͤnftigen Plaͤnen (selbst denen der Le⸗ itimitaͤt, wenn solche wahrscheinli
erkzeuge saͤmmtlich fuͤr die Revolution von 1830 verantwortlich sind. Was die Volksvereine betrifft, so weisen wir mit aller Kraft unseres
Gewissens den Verdacht zuruͤck, aus Furcht die Wichtigkeit und Gefahr dieser Vereine uͤbertrieben zu haben, die von dem Frei⸗
heitsstrudel, aus dem sie entstanden, fortgerissen, leider der Gesetz⸗ vabung zuvorgekommen sind, die ihnen ein geordnetes Bestehen aͤtte geben können. Die Einwohner haben sich mehr als die Regierung gegen die Besorgniß erregenden Versammlungen erho⸗ ben, und es war unsere Pflicht, die oͤffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, es mochten nun Gesetze uͤber diesen Gegenstand vor⸗ handen seyn oder nicht. Die Regierung wuͤrde Versammlungen nicht stören, die nicht selbst duͤrch eine zwecklose und unzei⸗ tige Oeffentlichkeit die Ruhe der Buͤrger stoͤrten. Ist bei diesen
Redeuͤbungen, zumal unter den verwickelten Umständen, welche Ereignisse, wie die neueste Revolution, ein⸗
nach einem so großen
treten und die ernsten Erinnerungen an die Revolution von 1789 wic⸗ der hervorrufen, ein auf den Straßen stehendes Auditorium noͤthig?
Dies ist eine Frage, welche der Gesetzgeber zu untersuchen hat, die Vereine wohl thun wuͤrden, dem
und bis zu deren Loͤsung Volke zu keinem Verdachte Anlaß zu geben. Unsere Revolution muß der Welt eben so viel Beweise von Klugheit als von Muth geben; dadurch werden wir Kraft im Innern und nach außen in erlangen. Unsere innere Ruhe wird der beste Gewaͤhrsmann fuͤr aͤußeren Frieden seyn. Unser ehrenwerther Gegner, der in einer Art von Widerspruch mit se. des Prinzips unserer Revolution uͤbertreibt, weil er vergißt, daß dasselbe fuüͤr Europa in der Person unseres Monarchen im beru⸗ higendsten Lichte erscheint, prophezeit Krieg, fra mee sey, und sieht unsere festen Plaͤtze in Trümmern. So viel
1.
. leunigen Ersetzung der abwesenden, ausgeschiedenen und nicht vereidigten Beamten ein Gegengewicht gegen die Unabsetzbarkeit suchen, uͤber die man sich
— n genoͤthigt, . Einen dritten klagt man der Traͤg-⸗ heit an, weil er nicht um der Menschen, sondern um der Ver⸗
, er Ist man denn ganz unbekannt mit dem zwischen dem Privat⸗Vermoͤgen und dem Staats⸗Vermoͤgen bestehenden Zusammenhange und mit den Ver-⸗ bindungen, worin dieses mit den Finanz⸗Einnehmern steht? Sind Absetzungen in diesem Verwaltungszweige eben so nuͤtzlich und ausfuͤhrbar, wie in andern Zweigen, und sind die neuen Be⸗ werber bei den Bedingungen, welche die Natur dieser Aemter vor⸗-
„unyvon⸗ 1 G das fuͤr die Waͤhlbar⸗ keit noͤthige Alter vermindert und die Wieder⸗Erwaͤhlung der Angestellten zum Prinzip gemacht worden; die neuen Waͤhler und Waͤhlbaren sind von der Bedingung des Jahres⸗Besitzes entbun- den, das doppelte Votum ist abgeschafft und provisorisch durch
waͤren) sich leichter zum darbieten wuͤrde, als die Kammer, deren Mitalider 8
edoöoͤrten, sind wieder zum Ministerium richts und des Kultus geschlagen worden.
mit seinen Grundsaͤtzen die Gefahr
ragt, wo unsere Ar⸗ 8 fragt, sere A Mauguin hehalten wi
“ 8 .“ . Muthlosigkeit auf der einen Seite vertraͤgt sich kaum mit so gro⸗ ßen Forderungen auf der anderen. Wir wollen den chrenwerthen Redner uͤber samn Besorgnisse beruhigen, wuͤnschen aber eben so, daß er uns uͤber die Besorgnisse beruhigen moͤge, die unbestimmte Forderungen in uns ctwa erregen koͤnnten. Die Armee organi⸗ sirt sich und die Verwaltung, der es keinesweges an den zu ihrer Organisation noͤthigen Elementen fehlt, befindet sich nur in der Verlegenheit, zwischen alten und neuen Verdiensten, welche glei⸗ chen Eifer an den Tag legen, zu waͤhlen. Auch unsere festen Plaͤtze werden in gutem zustande erhalten. Aber in unserem Jahrhundert und nach der eigenen Ansicht des Urhebers der Proposition ist die moralische Kraft eine bessere Garantie, als die materielle. Frankreich ist, wenn ist, unangreifbar und, wenn es angegriffen werden sollte, unver⸗ wundbar. Die Freiheit wacht im Innern fuͤr die Aufrechter⸗ haltung der Ordnung, die Ordnung wird nach außen hin uͤber unsere Unabhaͤngigkeit wachen. gegebenen Erlaͤuterungen zeigt auf eine Lobrede abgesehen ist, welche jede Eroörterung und Be⸗ lehrung etwa zuruͤckweisen will. Wir raͤumen im Gegentheil einen Vorwurf ein, den der Urheber der Proposition uns zu ma⸗ chen vergessen hat, naͤmlich den, daß wir vielleicht nicht schnell und entschlossen genug uns mit der noͤthigen Autoritaͤt bekleidet haben, um Ungewißheiten, Zweifeln und Schwankungen vorzu⸗ beugen. Dennoch hat dies die gute Folge gehabt, daß das Beduͤrfniß dieser schuͤtzenden Autoritaͤt sich allgemein fuͤhlbar gemacht und . die Macht, die wir uns nicht beilegten, sich uns selbst in die Haͤnde gegeben hat. Wirkennen das ganze Gewicht und den Werth der⸗
selben und werden die damit verbundenen Pflichten erfuͤllen. Die . 6 t lange fuͤr unfaͤhig gehalten, mit unsern Grundsaͤtzen ein Gebaͤude aufzufuͤhren. Lassen Sie uns
Feinde unserer Freiheiten haben uns
die Freude und die Hoffnungen derselben vereiteln; lassen Sie uns ihnen darthun, daß weder im Innern noch nach außen hin eine Trennung unter uns besteht, und daß, wenn sie es nicht verstanden haben, durch die Stagtsgewalt Freiheiten zu begruͤn⸗ den, wir es verstehen, durch die Freiheit und im Interesse dersel⸗ ben eine Staaatsgewalt zu errichten.“
Nach Herrn Cas. Périer verlangte der Vicomte von Martignac das Wort; der Praͤsident machte ihm indeß be⸗ merklich, daß bereits eine große Anzahl von Rednern vor ihm eingeschrieben seyen. Sonach bestieg Hr. Madier de Montjau die Rednerbuͤhne. Er tadelte die Minister, daß sie die Volks⸗Vereine, wodurch die oͤffentliche Meinung ein⸗ geschuͤchtert worden sey, so lange geduldet haͤtten, und ver⸗ theidigte demnaͤchst die Kammer gegen die ihr gemachten Vor⸗ wuͤrse, daß ihre Existenz gesetzwidrig sey, von ihr begonnene Werk nicht konsolidiren duͤrfe. — Der Oberst Paixhans behauptete, daß die festen Plaͤtze in Frank⸗ reich sich in gutem Vertheidigungsstande befaͤnden, die Zeug⸗ haͤuser wohl versehen und die Regimenter vollzaͤhlig und vom besten Geiste beseelt waͤren. — Hr. Viennet klagte uͤber die Langsamkeit des Ministeriums in der Vorlegung der von der Nation erwarteten Gesetze, doch stimmte er gegen den Antrag des Hrn. Mauguin. Ueber die Volks⸗Vereine aͤu⸗ ßerte der Redner sich folgendermaßen: „Diese Vereine be⸗ stehen groͤßtentheils aus jungen Leuten, die an den oͤffentli⸗ chen Angelegenheiten Theil nehmen moͤchten. Dergleichen Gesellschaften sind aber unter einer Repraͤsentativ⸗Regierung nicht zulaͤssig; sie ziemen nur der Republik. Die konstitui⸗ rende Versammlung war es, die die Volks⸗Vereine einfuͤhrte; sie berechnete gar nicht, welche Folgen diese letztern haben wuͤrden. Nachdem uns aber die Erfahrung hieruͤber belehrt hat, duͤrfen wir solche Vereine nicht ferner dulden; die Mit⸗ glieder der Regierung muͤssen sich wohl huͤten, daß man nicht von ihnen sage, was man von der vorigen Dynastie gesagt, daß sie nichts vergessen und nichts gelernt habe.“ — Nachdem noch Hr. v. Tracy gegen die Proposition des Herrn Mauguin aufge⸗ treten war, nahm dieser Letztere selbige zuruͤck, indem er sich darauf beschraͤnkte, auf die Bemerkungen des Hrn. Du⸗ pin und Cas. Périer zu antworten.“) Am folgenden Tage wollte die Kammer sich mit dem Gesetz⸗Entwurfe wegen Ab⸗
sschaffung der beisitzenden Richter beschaͤftigen.
Der Koͤnig hielt gestern fruͤh einen Minister⸗Rath und arbeitete Nachmittags mit dem Großsiegel⸗ bewahrer.
Paris, 1. Okt.
Verwaltungs⸗Buͤreaus der nicht katholischen Kon⸗ welche bisher zum Ministerium des Innern ge⸗ des oͤffentlichen Unter⸗
fessionen,
Der Herzog von Orleans zog gestern in der Artillerie⸗ Kaserne der National⸗Garde als Kanonier auf Wache und stand eine Stunde als Schildwacht.
Der Globe will den Grund der Entlassung der Herren Barthe und Bernard aus ihren Stellungen als Koͤnigl. Pro⸗
*) Einen Auszug aus dem betreffenden Vortrage des Herrn uns auf morgen vor
kurator am
es organisirt
Die Einfachheit der von mir hinlaͤnglich, daß es damit nicht
und daß sie das
1 “ 8. hiesigen Civil⸗Tribunale und als General⸗Prok
rator am Koͤnigl. Gerichtshof hierselbst darin finden, daß die-
selben, wie allgemein bekannt sey, sich
eweigert haͤtten, die
Volks⸗Vereine und einige Preß⸗Vergehen gerichtlich zu ver⸗
folgen. Insbesondere habe Herr Bernard sich geradezu ge⸗
†
weigert, eine Untersuchung gegen den Verein der Volks⸗
freunde kraft des Artikels 291. des Strafgesetzbuches einzu⸗
leiten. Der Minister des oͤffentlichen Unterrichts hat Hrn Cou⸗
sin, Professor der Geschichte der neueren Philosophie und
4
Mitglied des Universitaͤts⸗„Raths, zum Titular⸗Professor der Geschichte der alten Philosophie statt des auf Pension gesetz⸗
ten Hrn. Milon ernannt. Die Professur des hat Poncelet erhalten, da Herr v. Pardessus seinen Abschied genommen hat.
Vorgestern haͤtte sich beim Gusse der 18 Fuß hohen
bronzenen Bildsaͤule des Koͤnigs Stanislaus großes Ungluͤck 8
zutragen koͤnnen; man machte naͤmlich zum ersten Male im Großen den Versuch mit einem neuen Verfahren. Form, die vollkommen gelungen und beim Eingießen der Masse ganz leer war, sprang ploͤtzlich, und der umher spruͤ⸗ hende gluͤhende Sand, so wie die hervorquellende heiße Bronze⸗ Masse, setzten das Leben der Arbeiter und der in der Gieße⸗
rei befindlichen zahlreichen Zuschauer einen Augenblick in
Gefahr. kommen, schwere Verletzungen erhalten.
Zum Gluͤck ist Niemand dabei ums Leben ge⸗ nur einige Arbeiter haben mehr oder weniger Herr Quatremdère de Quincy
hat einige Quetschungen davon getragen und Herr v. Arcet
der juͤngere sich die Haare versengt und einige Stellen des Gesichts verbrannt. Der Oesterreichische Botschafter Graf von Apponi, der gleichfalls anwesend war, ist ohne alle Ver⸗ letzung davon gekommen. 8 Der Kriegs⸗Minister will diejenigen Soldaten der auf⸗
geloͤsten Schweizer⸗Regimenter, welche nicht geborne Schwei⸗ zer sind, in das in Franzoͤsischen Diensten stehende Deutsche
Regiment Hohenlohe eintreten lassen. Die fuͤr die Untersuchung der Getraͤnksteuer niedergesetzte Kommission soll dahin uͤbereingekommen seyn, daß diese Steuer um 37 Millionen verringert werden und daß in allen Staͤdten uͤber 4000 Seelen die Erhebung der Getraͤnksteuer an den Barridren mittelst der Thorgefuͤlle geschehen soll, wie dies be⸗ reits in Paris der Fall ist. Um den Ausfall von 37 Millio⸗ nen im Budget zu decken, sollen 7 Millionen durch diese neue Art der Erhebung bei den Verwaltungskosten erspart und die uͤbrigen 30 Millionen unter die Grund⸗ und Perso⸗ nalsteuer vertheilt werden.
Handelsrechtes
8
Die Gazette de France bemerkt: „Die Staats⸗Fonds,
Die
ö“
der Handel und der Gewerbfleiß scheinen seit der letzten Re⸗ 8
volution von einem immer mehr uͤberhandnehmenden Sin ken betroffen zu werden, dessen Grund man alle Tage zu er
forschen sucht.
ken, oder sind es die Nachrichten aus Bruͤssel? Nein; wenn
der oͤffentliche Reichthum abnimmt, so geschieht es, weil man die legte. Dasselbe Blatt aͤußert: „In der gestrigen Sitzung Hr. Casimir Perier zugegeben, die Regierung habe es Hr. Mauguin ist durch
9
hat bisher nicht verstanden, zu regieren.
8
4
dieses Gestaͤndniß zufrieden gestellt worden und hat seinen
Antrag zuruͤckgenommen.“ Auch in die Quotidienne hat der Graf von Kergor⸗ lay sein (gestern mitgetheiltes) zweites Schreiben an den
Praͤsidenten der Pairs⸗Kammer einruͤcken lassen. In Bezug F“
8 *
auf einen Tages zuvor im National erschienenen Aufsatze,
worin das erste Schreiben des Grafen von Kergorlay heftig 8
angefochten, die vorige Dynastie zugleich verunglimpft und der Koͤnig aufgefordert wurde, „die edle der Nation verdanke“, mit Wuͤrde zu behaupten, enthaͤlt das Eingangs erwaͤhnte Blatt Folgendes: „Wir halten es fuͤr uͤberfluͤssig, den edlen Pair gegen die Angriffe des National zu vertheidigen. Dieses Blatt scheint ganz und gar zu ver⸗ gessen, daß der Mann, gegen den es sich erhebt, weit ent⸗ fernt, der vorigen Regierung jemals Weihrauch gestreut zu haben, sie vielmehr stets uͤber ihre Fehler aufzukläͤren bemuͤht gewesen ist. Diese edle Freimuͤthigkeit hat sich zu keiner Zeit und auch bei dieser letzteren Gelegenheit nicht verlaͤugnet. Waͤre man minder parteiisch, so wuͤrde man fuͤhlen, daß die hoͤchste Achtung einem Manne gebuͤhre, der, nachdem er der gluͤcklichen Macht oft strenge Wahrheiten gesagt, ihr in ihrem Ungluͤcke seine unwandelbare Treue zu er⸗ kennen giebt. Nachdem der National seinen offiziellen Unwillen uͤber den Verfasser des Schreibens ausgedruͤckt hat, kommt er auch auf die Bourbons zu sprechen. Hier sollte er er aber doch endlich einsehen lernen, daß eine erlauchte Fa⸗
Legitimitaͤt, die er
Sind es die Klubs, dle dieses Sinken bewir⸗
Henne getoͤdtet hat, die goldene Eier
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— 2
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