1830 / 280 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Gefahr. Um ihrer so gut als moͤglich los zu werden, hat man ihnen den Rath ertheilt, sich nach Bruͤssel zu begeben, wo man bald ihrer Huͤlfe beduͤrfen werde. Auch sind sie zu dem Ende mit einigem Reisegeld unterstuͤtzt worden. 8

Amsterdam, 2. Oktober. Waͤhrend der abgelaufenen Woche erlebten wir am hiesigen Fondsmarkte ein Zuruͤckweichen der Preise und eine allgemeine Muthlosigkeit, wovon gewiß nur wenig Beispiele sind. Der ungluͤckliche Lauf der Dinge in Bel⸗ gien und der sich daselbst immer ernsthafter zeigende Aufruhr hat⸗ ten starken Einfluß auf Hollaͤndische Effekten, welche jedoch erst den groͤßten Sturz machten, wie es bekannt wurde, daß die Ab⸗ loͤsung der Domainen⸗Loos⸗Renten, welche durch das Amortisa⸗ tions⸗Syndikat auf den gestrigen Tag festgesetzt war, durch die Zeit⸗Umstaͤnde verhindert sey. Die Besitzer dieser Fonds, welche auf solche Ablbsung rechneten, waren zu gezwungenem Verkauf genoͤthigt; dazu kam noch, daß diese Maaßregel ein allgemeines Mißtrauen erregte, und endlich mußte auch das letzte Fournisse⸗ ment in der 3zproc. Syndikat⸗Anleihe geschehen, in diesem Au⸗ genblick, wo beinahe weder auf Leihung, noch auf Prolongation, Geld, selbst zu 6 pCt. und hoͤhercen Zinsen, zu finden war. Hier⸗ durch erfolgte der gewaltige Ruͤckgang der Preise, vorzuͤglich von Hollaͤndischen Staatspapieren: jedoch auch von den auswaͤrtigen, denn alles mußte verkauft werden; einige Fallissemente fanden statt, indeß muß zur Ehre der hiesigen Boͤrse gesagt werden, daß kein einziges angesehenes Haus in der Erfuͤllung seiner Engage⸗ ments zuruͤckblieb. Die gestrige Boͤrse gab anfaͤngs einige Hoff⸗

nung pon Besserung, doch die Preise gingen wieder zuruͤck, auf

Nachricht von niedrigern Coursen von Paris. Man scheint einige gute Gruͤnde fuͤr die Erwartung zu haben, daß das Gouverne⸗ ment Maaßregeln ergreifen wird, den durch das Syndikat verur⸗ sachten nachtheiligen Eindruck zu beseitigen und den Landes⸗ Kredit aufrecht zu erhalten. Die gestrigen Preise waren, von wirkl. Schuld 403 pCt.; ausgestellte dito 12½; Kanz⸗Billets 182 Fl.; 4 ½proc. Amort.⸗Syndik. 70¼; 35proc. dito 53½4; Dom. Loos⸗ Rente 90 pCt.; alte Russische Oöligat. 94; neue dito 95; Fran⸗ zoͤsische Renten 64; Brasilianische wurden zu 62 pCt. verhan⸗ delt. Der Stand des gestrigen Getreidemaͤrktes ist der naͤmliche, wie vor 8 Tagen; man hat bezahlt fuͤr 125. 125pfuͤnd. schoͤnen bunten Polnischen Weizen 370.385 Fl.; fuͤr 120 pfüͤnd. rothen Köͤnigsberger 340 Fl.: fuͤr 117. 113. 120 121 pfuͤnd. Preußischen Roggen 233. 205.210. 213 Fl.; fuͤr 107. 113. 117 pfuͤnd. alten getrockneten 165. 185. 196 Fl.; fuͤr 124pfuͤnd. Pommerschen 222 Fl.; Alles in Consumpt.; unter Schloß fuͤr 118pfünd. Archang. Roggen 185 Fl.: fuͤr 117pfuͤnd. Petersburger 183 Fl.

1.“ 1 e““ E11626252 b Kopenhagen, 2. Oktober.

Kaiserl. Russische Admiral Graf Heyden auf der Rhede von Helsingoͤr angekommen.

Am 29sten v. M. kam mit dem Dampfschiff „Prinzessin Wilhelmine“ von Luͤbeck der Kaiserl. Brasilianische Geschaͤfts⸗ traͤger Hr. Carvalho mit seiner Familie hier an.

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nit einer Fregatte

Aufrechthaltung der gesetzlichen Ordnung.

Diesen Morger ist der

Dresden, 4. Okt. Se. Koͤnigl. Majestaͤt und des

Prinzen Mitregenten Koͤnigl. Hoheit haben dem Gesandten am Deutschen Bundestage, dem Geheimen Rathe Heinrich Anton von Zeschau, die erledigte Stelle eines Ober⸗Konsisto⸗ rial⸗Praͤsidenten, unter Beilegung des Charakters ei⸗ nes wirklichen Geheimen Rathes, verliehen, so wie den zeitherigen Kreishauptmann des erzgebirgischen Kreises, Karl August Wilhelm Eduard von Wierersheim, zum Direktor der Landes⸗Oekonomie⸗Manufaktur⸗ und Kommerzien⸗Deputa⸗ tion, ingleichen der Brandversicherungs⸗Kommission, zu er⸗ nennen und Letzterem den Beisitz in der Kommission zu Be⸗ sorgung der allgemeinen Straf⸗ und Versorgungs⸗Anstalten zu uͤbertragen geruht.

Dresden, 6. Okt. heime Kriegs⸗Kanzlei und der bisherige General⸗Kommando⸗

stab zu einer einzigen Behoͤrde unter dem Namen „Koͤnig⸗ erklaͤrt hat, nicht durchweg einverstanden ist.

licher Generalstab“ vereinigt worden sind, so haben Se. Ma⸗ jestaͤt der Koͤnig und Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Mit⸗ regent Allergnaͤdigst geruht, den General⸗Major der Infan⸗ terie von Cerrint zum Chef des Koͤnigl. Generalstabes und

Nachdem die Koͤnigliche ge⸗

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vertrauend haben Wir die Beihuͤlfe aller guten Buͤrger zu Wiederherstellung der gestoͤrten Ordnung in Anspruch ge⸗ nommen.

Der Erfolg hat diese Maaßregel bewaͤhrt; Vertrauen hat Vertrauen erweckt; fuͤr den guten Zweck haben sich alle Gutgesinnten vereinigt, und Wir fuͤhlen Uns begluͤckt, jetzt die oͤffentliche Versicherung abgeben zu koͤnnen, daß es der Ver⸗ einigung von treuem Buͤrgersinn mit dem ernsten Wirken der Regierung gelungen ist, die Ruhe des Landes uͤberall wieder herzustellen. .

Die von den Gutgesinnten bei dieser Gelegenheit vielfach ausgesprochenen Wuͤnsche haben die Ueberzeugung gewaͤhrt, daß eingreifende Verbesserungen in der Verfassung und Ver⸗ waltung nothwendig sind. In dieser Absicht ist bereits eine neue Gestaltung der staͤdtischen Verwaltung, die Bearbeitung eines Planes fuͤr Landes⸗Verfassung und Repraͤsentation und die Eroͤrterung eines zweckmaͤßigeren Abgaben⸗Systems ange⸗ ordnet worden. Mit Ernst, Sorgfalt und Besonnenheit sollen diese hochwichtigen Gegenstaͤnde erwogen, ihr Einfluß auf Unsere Lande und Unterthanen gepruͤft und, wenn dieser wohlthaͤtig befunden wird, rasch und kraͤftig zur Ausfuͤhrung gebracht werden.

Um aber dahin zu gelangen, bedarf es einer ungestoͤrten

Wir sind daher fest entschlossen, jede Widersetzlichkeit b

gen Behoͤrden, Mißhandlung von Beamten, jedes Eingreifen in oͤffentliches Eigenthum, gewaltthaͤtiges Erpressen von Ver⸗; sprechungen und jede Stoͤrung der öffentlichen Ruhe und

Sicherheit nach der vollen Strenge der Gesetze ahnden und da noͤthig mit militarrischer Gewalt unterdruͤcken zu lassen. Wir koͤnnen den Erfolg dieses Verfahrens nicht bezweifeln; denn wie Wir dabei keinen andern Zweck haben, als durch

Vervollkommnung der Landes⸗Verwaltung das wahre Beste und Wohlseyn Unserer Unterthanen dauernd zu begruͤnden und durch feste Aufrechthaltung von Gesetz, Recht, Sitte und

Ordnung das Koͤnigreich Sachsen geachtet, geehrt, wohlha-

bend und kraftvoll nach innen und außen zu machen; so halten Wir Uns auch des gemeinsamen Mitwirkens Aller zu Gegeben zu Dresden, den 5. Okt. 1830. 8 ““ Anton. Fritedrich Angust. 6 Bernhard August von Lindenau. ““ Dr. Maximilian Guͤnther.“”“ Leipzig, 5. Oktober. Heute gegen 12 Uhr trafen Ihre Majestaͤt die regierende Koͤnigin von Baiern von Altenburg in unserer Stadt ein, geruhten im Hotel de Saxe auszu- steigen und setzten nach kurzem Aufenthalte ihre weitere Reise nach Merseburg sort. Altenburg, 4. Okt. Die oͤffentliche Ruhe, welche in der Mitte vorigen Monats hier einige Stoͤrungen erlitten hatte, jedoch bald durch das freiwillige Zusammentre⸗ ten einer Buͤrgergarde in Verbindung mit den zweckdienli⸗ chen Maapregeln der Regierung wiederhergestellt wurde, ist seitdem nicht wieder unterbrochen worden. Behufs einer Hoͤchsten Orts genehmigten zeitgemaͤßen Umgestaltung des hie⸗ sigen Kommunalmwesens war von Seiten der Buͤrgerschaft ein provisorischer Ausschuß von 13 Personen, als Stimmfuͤh⸗ rer bei den diesfaͤlligen Verhandlungen mit der Regierungs⸗ Behoͤrde, ernannt worden. Neuerdings ist jedoch auf den Wunsch einer großen Anzahl der Buͤrger die Ernennung eines Buͤrgeranwalts in der Person des Hof⸗Advokaten Scholber erfolgt, und der gedachte Ausschuß hat in Folge des⸗ sen seine Thaͤtigkeit vorlaͤufig suspendirt, indem man mit der Wahl eines Mannes, der bereits in einer am 24sten v. NM. gehaltenen emphatischen Rede die Annahme der Anwaltschaft

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Nuͤrnberg, 3. Okt. Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz 1 sind in Begleitung des Hrn. Oberst und Adjutanten Freiherr

von Besserer, Hrn. Rittmeister Grafen von Fugger und Hrn.

zum vortragenden General⸗Adjutanten zu ernennen. Heute ist nachstehendes Allerhoͤchstes Mandat oͤffentlich bekannt ge⸗

macht worden: „Wir Anton, von Gottes Gnaden, Koͤnig von Sach⸗ sen ꝛc. ꝛc. ꝛc., und Friedrich August, Herzog zu Sachsen ꝛc.,

thun hiermit kund und zu wissen: Die im Laufe der ver⸗ gangenen Wochen an einigen Orten des Landes durch einzelne

Uebelwollende veruͤbten Excesse und stattgefundenen tumul⸗ tuarischen Auftritte haben Uns um so mehr mit schmerzlichem Bedauern erfuͤllt, als das Saͤchsische Volk unter allen Stuͤr⸗ men der Zeit die Liebe zur Ordnung und Ruhe stets be⸗ waͤhrt hatte.

Doch auch in dieser außerordentlichen Zeit hat sich jener Grundzug des National⸗Charakters nicht verlaͤugnet. Ihm

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Medizinalrath Distelbrunner auf der Reise nach Berlin hier

eingetroffen und im Gasthof zum rothen Roß abgestiegen.

Se. Koͤnigl. Hoheit haben heute Vormittag die Truppen der hiesigen Garnison auf der Peterhaide inspicirt und werden diesen Abend die Reise weiter fortsetzen. 8 Darmstadt, 3. Okt. In der am 28sten v. M. gehal⸗ tenen 112ten Sitzung wurde die Berathung uͤber den Haupt⸗ Voranschlag der Staats⸗Einahmen fuͤr 1830 32 begonnen; in der am folgenden Tage gehaltenen Sitzung wurde die⸗ selbe fortgesetzt und beendigt. 421 In der Sitzung vom 30. Sept. berichteten die Aus⸗ schuͤsse unter Anderem uͤber den Antrag der Abgeordneten E. E. Hoffmann und Brunck uͤber die Preßfreiheit. Dann wurde uͤber die Finanz⸗Verwaltung von 1877 29 Bera⸗ 178 deshN emn

thung geflogen. Die Kammer erklaͤrte sich mit den Beschluͤs⸗ sen der 1sten Kammer einverstanden, weshalb nunmehr eine gemeinschaftliche Adresse an Se. Koͤnigl. Hoh. den Großher⸗ zog erfolgt.

Ein gestern erschienenes Extra⸗Blatt enthaͤlt naͤchst der (von uns bereits mitgetheilten) Meldung von den Beschluͤssen des Bundestags hinsichtlich der im Hanauischen ꝛc. ausgebro⸗ chenen Insurrection, noch Folgendes:

„Wir beeilen uns, die neuesten Nachrichten von den Insur⸗ gentenhorden mitzutheilen. Vorgestern Abend zwischen 5 und 6 Uhr traf die Rotte in Nidda ein. Sie steckte daselbst das Schloß in Brand und schiug an mehreren Haͤusern die Fenster ein; dann zog sie weiter. Von hier aus, wie es scheint, theilte sich die Bande in mehrere Kolonnen, wovon sich eine uͤber Florstadt gegen Altenstadt, die andere uͤber Melbach gegen Friedberg oder Butzbach, die dritte gegen Hungen und Lich, die vierte gegen Schotten und den Vogelsberg hin wandte. In Melbach erschien in der Nacht von vorgestern und gestern ein Haufe von 4 500 Mann und veruͤbte da die groͤßten Frevyel. Die Einwohner von Melbach waren zu schwach, um Widerstand zu leisten; sie verhiel⸗ ten sich daher anfangs ruhig. Waͤhrend des Treibens der Auf⸗ ruͤhrer aber kamen die Einwohner von Soͤdel und Waͤchtersbach dem bedraͤngten Orte zu Huͤlfe, schlugen, mit den Mehlbachern vereint, die Rebellen aus dem Orte und machten 9 Gefangene, velche durch beurlaubte Soldaten und Sicherheitswache nach Friedberg abgefuͤhrt wurden. Die Gefangenen behaupten fest, daß sie von den Rebellen gezwungen worden seyen, mit ihnen zu ziehen; sie jammern um Gnade. Eine andere bedeutende Ko⸗ lonne von Insurgenten erschien in derselben Nacht zwischen 9 und 10 Uhr in Florstadt, wo sie sogleich Sturm leuteten, unter Fen⸗ stereinschlagen und fuͤrchterlichen Drohungen in den Freiherrn von Loͤwischen Hof eindrangen und dort Zerstoͤrungen mancherlei Art vornahmen. Mittlerweile hatten sich aber die Florstaͤdter Einwohner gesammelt, fielen uͤber die Rebellen her, schlugen sie aus dem Orte hinaus und nahmen 6 derselben gefangen. Auch diese Gefangenen wurden nach Friedberg gebracht.“

„Ehre den braven Bewohnern von Melbach, Soͤdel, Waͤch⸗ tersbach und Florstadt!“?

„Die Kolonne der Rebellen, die sich nach dem Vogelsberg ewendet hatte, langte vorgestern Abends um halb 8 Ubr, zum Theil uͤber Gedern, in Schotten an, wo sie die ganze Nacht uͤber in allen oͤffentlichen Gebaͤuden die groͤßten Graͤuel veruͤbten und das Haus des Rentbeamten fast gaͤnzlich demolirten. Der Land⸗ rath, der Landrichter und der Rentbeamte mußten fluͤchten, um nicht ermordet zu werden. Die Bewohner des Bezirks Schotten sahen mit Abschen diese Graͤuel und nahmen keinen Antheil an denselben. Gestern fruͤh verließ die Rotte die Stadt Schotten wieder und zog sich weiter nach dem Vogelsberg. Nur ein kleiner Theil der Rebellen ist mit Gewehren bewaffnet, die mei⸗ sten fuͤhren Pruͤgel. Die Insurgenten bestehen aus dem gemein⸗ sten Poͤbel, und der ausgesprochene und eingestandene Zweck der⸗ selben besteht in gar nichts anderem, als der vollstaͤndigsten Anar⸗ chie. Sie wollen jede Art oͤffentlicher Ordnung, ijede Autoritaͤt vernichten und einen Zustand gaͤnzlicher Ungebundenheit herbei⸗ fuͤhren, worin jeder ohne alle Beschraͤnkung thun koͤnne, was er nur wolle. Gestern Mittag (vor der Ankunft des General⸗Kom⸗ mandanten, Prinzen Emil Hoheit) war der General⸗Major Zim⸗ mermann, welcher bis dahin den Befehl uͤber die Militair⸗Abthei⸗ lungen gefuͤhrt hatte, von Friedberg aufgebrochen und gegen Hungen gezogen, wo er die Insurgenken zu finden hoffte. Ma⸗ rienschloß ist gedeckt.“

„Mittags 12 Uhr. Nach eben eingetroffenen weiteren Beriheen langte die aus Kavallerie bestehende Avantgarde der Großherzoglichen Truppen ekenn Abend, auf ihrem Marsch nach Hungen, zu Soͤdel an. Waͤhrend des Durchmarsches durch Soͤ⸗ del fiel aus einem Garten ein Schuß, der aber nicht traf. Die Ka⸗ vallerie sprengte in den Garten, ein Chevaurleger feuerte seine Pistole auf den Rebellen ab, der geschossen hatte: derselbe siel todt zur Erde. Die Chevauxlegers verfolgten cine weitere Anzahl

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von Rebellen, die sich in dem Garten befanden und hieben auf

sie ein; drei derselben wurden blessirt, wovon einer gleich darauf

starb. Bei den ferneren Nachforschungen fand sich keine Spur

von Rebellen mehr. Sonst fiel an diesem Tage nichts vor. Die hoͤchste Erbitterung gegen die Rebellen herrscht unter den Truppen. In der Gegend zwischen Berstadt und Hungen stießen Se. Hoh. der Prinz Emil zu den Truppen und erregten durch diese unvermuthete freudige Erscheinung einen allgemeinen En⸗ thusiasmus unter den Truppen, der sich durch einstimmiges Vi⸗ vatrufen kund gab. Die Truppen⸗Kolonne war heute Nacht in Hungen einquartirt.“

Kassel, 3. Okt. Se. Koͤnigl. Hoheit der Kurfuͤrst haben Folgendes zu erlassen geruht:

„Nachdem Wir durch die von den Vehoͤrden eingehenden Berichte je mehr und mehr die Ueberzeugung erlangen, daß die hin und wieder vorgefallenen Excesse und Ruhestoͤrungen nur das Werk einzelner Uebelgesinnten sind, die uͤberwiegende Mehrheit der rechtlichen und ordnungsliebenden Buͤrger und Unterthanen aber uͤberall es sich hat angelegen seyn lassen, jene gesetzwidrigen Ausbruͤche zu unterdruͤcken und ihnen fuͤr die Zukunft vorzuheugen; so haben Wir, in diesem Benehmen

den guten Geist und den bewaͤhrten treuen Sinn der Hesse

Boͤrse, vielmehr gingen die Course noch weiter abwaͤrts.

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mit Wohlgefallen erkennend, die Wiedererrichtung und Orga⸗ nisation der Buͤrger⸗Bataillone genehmigt und setzen in die⸗ seiben das volle Vertrauen, daß sie, ihrer verdienstlichen Be⸗ stimmung entsprecheud, zur Erhaltung der oͤffentlichen Ruhe und Ordnung eifrig mitwirken und in den hoffentlich selte⸗ nen Faͤllen, wo dieselben unterbrochen werden sollten, zu deren schleuniger Herstellung ihre nuͤtzliche Thaͤtigkeit anwen⸗ den, solchergestalt aber die allgemeine Wohlfahrt, wie die jedes Einzelnen, mitbefoͤrdern werden. s Wilhelmshoͤhe, 2. Oktober 1830. öeilheim, Annens Büe.

6*“*“ 1u.“.“ Kassel, 4. Okt. Den neuesten authentischen Nachrich⸗ 4 ten zufolge, ist die Ruhe in der Provinz Hanau vollkommen wiederhergestellt, wozu die rechtlichen und ordnungsliebenden 1 Einwohner der Provinz, welche den groͤßten Abscheu gegen diese Auftritte an den Tag legten, uͤberall auf das nachdruͤck⸗ lichste mitgewirkt haben. 8 Der Kaiserl. Russische General von Geismar ist, von Paderborn kommend, hier eingetroffen.

Frankfurt a M., 3. Okt. Seit langer Zeit erfuh⸗ ren die Staats⸗Effekten keinen haͤrteren Stoß, als in der abgelau- fenen Woche. Am ersten Boͤrsentag derselben (27. Sept) war es

in Folge des strengen israelitischen Festes ganz still im Geschaͤft;

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es ging nichts um, und die Course blieben unveraͤndert Am fol⸗ genden Morgen. nahm schon der Staatspapier⸗-Handel eine un⸗ guͤnstige Wendung. Alle Gattungen Fonds waren ausgeboten. Vorzugsweise galt dies von 4proc Metalliques und Bank⸗Actien, worin sowohl pr. Comptant als auf den ganz nahen Ultimo be⸗ traͤchtliche Verkaͤufe von fuͤnf bis sechs angeschenen Haͤusern be wirkt wurden Es waren dies Effekten⸗Partieen, die fuͤr Rechnung mehrerer Wiener und anderer auswaͤrtiger Firmen hier in Depot lagerten und nach deren Auftrag an den Markt gebracht wurden. Auch einige mittlere Spekulanten aufs Steigen, die noch Effekten zu beziehen hatten, suchten solche vor dem Abrechnungstag zu je⸗ dem Preis wieder unrerzubringen. Unter diesen Umstaͤnden wuͤrde auch ohne den hoͤchst nachtheiligen Einfluß der politischen Kon-⸗ junktur eine merkliche Flauheit die Course befallen haben. Kauf⸗ lust war von keiner Seite her zu beobachten. Am 29. September trat ein weiterer Ruͤckfall ein. 5proc. Metalliques gingen von

94 ¾ auf 93 ¾8, 4proc. von 87 ¾ auf 863, Bank⸗Actien von 1378I

auf 1344, Partial von 121 auf 120, Polnische Loose von 54 ½ auf 53 ½, und so im Verhaͤltniß fast alle Effekten⸗Sorten. So brach der Ultimo unter den duͤstersten Vorzeichen an. Wir hatten seit vier Tagen nur widersprechende unverbuͤrgte Nachrichten aus Bruͤssel; die Umgegend war durch die rebellischen Erkursionen der Hessischen Bauern geaͤngstet; Geruͤchte aller Art vermehrten die Ungewißheit und gaben den Spekulanten aufs Fallen Mutrh zu bedeutenden Operationeu. Und trotz aller dieser Ursachen, welche einen fuͤr die soliden Geschaͤftsleute unguͤnstigen Abrech⸗ nungstag schon erwarten ließen, siel derselbe in der Wirklichkeit noch weit schlimmer aus, als man gefuͤrchtet hatte. Alle Effekten,

vornehmlich aber die Haupt⸗Gattungen Oesterreichischer Papiere,

erlitten einen starken Fall Die Differenz betrug naͤmlich gegen den Cours vom Tage zuvor: bei 5proc Metall. 2 ½ pCt, bei aproc. dito 4 ½ pCt., bei Bank⸗Actien 41 Fl. pr. Stuͤck, bei Partial 22 Fonds im Verhaͤltniß. Die comptanten Stuͤcke druͤckten im gro- ßen Ueberfluß auf die Boͤrse; die mittleren und kleinen Speku- lanten waren mit Effekten so uͤberladen, daß sie solche bei schwa⸗ cher Kasse nicht zu beziehen im Stande waren und jedes Gebhot der Contremineurs bereitwillig annehmen mußten. Reelle Kaͤufer machten sich durchaus nicht bemerklich, und an Baarschaften fuͤr

deponirte Fonds war fuͤhlbarer Mangel. Man konnte daher nur

wenige Effekten in Depot und Prolongation unterbringen und

bewilligte gerne fuͤr einen Monagt: bei 5proc. Metall. 3 pCt, auf 4proc. * bis pCt., bei Bank⸗Actien 15 Fl. pr. Stuͤck, auf Par⸗ 4 tial 8 pCt., auf Poln Loose 1 Thlr. mehr als den Comptant- Cours. Am 1. und 2. Oktober ward es nicht besser an unserer Kunde von der ungunstigen Wendung des Buͤrgerkrieges in den Niederlanden, der ploͤtzliche Fall der 2 procent Integralen zu Aam-⸗ sterdam (die 39 ½ notirt kamen), das bedeutende Weichen der Fran- zösischen Rente, die anhaltenden Unruhen in der Umgegend; alle diese Erscheinungen fuͤhrten neue Schwankungen der Course, vermehrte Stockung des Geschaͤfts herbei. Von allen Seiten wurden zu weichenden Preisen Verkauf⸗Erbieten gemacht, waͤhrend es an Kaͤufern fehlt, da die Geldbesitzer die Besorgniß hegen, daß, bei weiterer Komplicirung der politischen Verhaͤltnisse, die Fonds noch tiefer sinken moͤchten. Es waren zudem die Hollaͤn⸗ 1 dischen Fonds, welche am meisten litten wie natuͤrlich, da die Amsterdamer kein Bedenken trugen, ihr eigenes Papier so zu wer-⸗ fen; die 24 proe. Integralen gingen um pCt., die Kanzen um 8 4 bis 5 Fl. pr Stuͤck und die Restanten um ues bis ¼ pCt. zu- ruͤck, und Niemand wollte kaufen. Schließlich ist zu bemerken, daß der feste Stand der Course an der Wiener Boͤrse hier unbe: achtet blieb: man erwartet zu sicher, daß die Nachrichten aus Bela gien auch dort eine starke Ruͤckwirkung nach sich ziehen werden. Von Wechseln auf fremde Plaͤtze waren im Laufe der Woche nur Augsburg, Bremen und Hamburg k. S. etwas gefragt, alle uͤbri⸗ en Devisen dagegen eher offerirt. D

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