des Ausgangs der Dinge die Ruͤckzahlung wohl in jedem Falle sehr zweifelhaft bleiben duͤrfte!“ — Luͤtrich, 13. Okt. Hier sowohl als in Bruͤssel war ge⸗ stern und heute die Nachricht verbreitet, daß in Antwerpen ebenfalls eine Empoͤrung ausgebrochen sey und das Volk sich der Citadelle bemaͤchtigt habe. (Man wird aus unsern bis zum 12ten d. M. reichenden Nachrichten aus Antwerpen er⸗ sehen, daß diese vom Courrier des Pays⸗Bas gewuͤnschte und erzaͤhlte Begebenheit aus der Luft gegriffen ist.) Die provisovische Regierung hatte am naͤmlichen Tage, wo sie beschloß, auf welche Art die Munizipal⸗Beamten er⸗ waͤhlt werden sollten, einen Schoͤffen der Stadt Luͤttich er⸗ nannt. Der Ernannte nahm diese Stelle nicht an. Eine hiesige Zeitung sagt daruͤber: „Diese Weigerung ist eine Lection fuͤr die provisorische Regierung, die im naͤmlichen Augenblicke, wo sie das Wahlrecht in Ansehung der Muni⸗ zipal⸗Aemter festsetzte, noch mehrere Buͤrgermeister ernannte. Dieses Verfahren hieß einen Grundsatz aufstellen und zugleich verletzen. Nicht in solcher Weise darf man verfahren, wenn man mit Wuͤrde und Unparteilichkeit regieren will. Uebri⸗ gens war es ein Eingriff in das Recht, das die Notabeln ald ausuͤben werden, und wir zweifeln nicht, daß sie die ungeschmaͤlerte Ausuͤbung verlangen werden, indem jede ohne
ihre Mitwirkunggeschehene Ernennung ungesetzlich ist.“ —
Herr Advokat Bayet, der zum Distrikts⸗Commissair zu Luͤt⸗ tich ernannt war, hat diese Stelle ebenfalls nicht angenom⸗ men und erklaͤrt, daß er auf der Oppositions⸗Sette stehen bleibe, auf die er ohne irgead eine eigennuͤtzige Absicht ge⸗ reten sey.
6 Die Luͤtticher Zeitung will glauben machen, daß Ge⸗ sandte von Frankreich und England den Prinzen von Oranien zu Antwerpen aufgefordert haͤtten, die Truppen nach Holland zuruͤckzusenden. b Der Courrier de la Meuse, der sich kuͤrzlich schon gegen das Projekt, aus den Belgischen Provinzen eine Re⸗ publik zu errichten, aus dem Geunde aussprach, weil man dadurch in mißliche Verwickelungen mit den auswaͤrtigen Maͤchten gerathen wuͤrde, die schwerlich ihre Zustimmung zur Realisirung eines solchen Plans ertheilen wuͤrden, beleuchtet im neuesten Blatte nun auch diesen Gegenstand in Bezug auf Belgien selbst. — „Die Frage zwischen dem Belgischen Volke und der Hollaͤndischen Regierung“, sagt derselbe, „ist entschieden; das Volk hat gesiegt. Die Gefahr, womit mar uns vor vierzehn Tagen im Haag bedrohte, ist verschwunden; allein eine andere Gefahr ist da, und diese Gefahr besfinder sich mitten unter uns. — Wir haben unsere Unabhaͤngigkeit errungen; wir werden sie bewahren, wenn wir weise sind, d. h. wenn wir unsere Angelegenheiten so ordnen, daß wir Ord⸗ nung bei uns selbst und Frieden mit den Nachbarn haben. Um nun aber Ordnung bei uns zu haben, muͤssen wir einig seyn, und um Frieden mit unsern Nachbarn zu haben, muͤssen un⸗ sere Constitution und unser Regierungs⸗System keine drohende Gefahr fuͤr ihre Ruhe darbieten.“
„Werden wir einig bleiben, wenn wir die republikanische Regierung waͤhlten? Wird Belgien unter der Demokratie je⸗ nen Zusammenhang, jenen Bund von Huͤlfsquellen und Kraͤf⸗ ten, jene Macht und jene Festigkeit darbieten, deren es bedarf, um mitten unter den es umgebenden großen Staaten zu bestehen? Wird Belgien, den tumultuarischen Bewegungen der Volksregierung ploͤzlich hingegeben, nachdem es einen so langen Zeitraum hindurch monarchisch regiert worden, sich vor Unordnung und Anar⸗ chie zu bewahren wissen? — Fragen wir wenigstens die Geschichte um Rath, wenn wir nicht raisonniren wollen; fra⸗ gen wir die Erfahrung und die Thatsachen um Rath. Un⸗ sere Nachbarn, die Franzosen, haben die Republik unter al⸗ len Formen versucht, und diese Versuche sind sehr ungluͤcklich ausgefallen. Man wird, wir wissen es, dieses Beispiel ver⸗ werfen. Wohlan! so befragen wir das Hollaͤndische Volk. Dieses Volk schien mehr als irgend ein anderes von Europa fuͤr die Republik gemacht; ein kleines Land bewohnend und seit laͤnger als zwei Jahrhunderten an eine miehr oder min⸗ der popnlaire Verwaltung gewoͤhnt, haͤcte man zmhen sollen, daß die Demokratie ihm vollkommen angemessen waͤre. Es machte nach der Vertreibung seines Statthalters den Versuch damit, und dieser Versuch war kein gluͤcklicher. Allein gehen wir nicht aus unsern Provinzen heraus; befragen wir uns selbst. Es sind gerade 41 Jahr, als auch das Belgische Volk die Republik und die Foͤderation versuchte. Der Augen⸗ blick schien damals guͤnstig; jede Provinz hatte noch ihre Rechte, ihre Gebraͤuche, ihre Gewohnheiten, ihre besondern Privilegien, die Sitten boten noch einen fuͤr die repablika⸗ nische Regierung sehr geeigneten Grad von Rauhheit und Strenge dar. Ungeachtet dieser Vortheile gelang die Repu⸗ blik nicht, und die vereinigten Belgischen Provinzen saher
8
sich veruneinigt und in Buͤrgerkrieg gestuͤrzt, gleich im er⸗
sten Jahre ihrer Existenz.“
„Wird die Geschichte fuͤr uns vergebens gesprochen haben? Wird das durch seinen gesunden Verstand bekannte Belgische Volk sich leichtfertig zu einer so gefaͤhrlichen Bewegung ent⸗ schließen? Wird es die an schrecklichen Lehren so reiche Ver⸗
angenheit vergessen? Wird es der Zukunft, wo so viele
Abgruͤnde sich zu bilden scheinen, die Augen verschließen und
die Gegenwart nicht begreifen?“
8
Deutschlan
Muͤnchen, 12. Okt. Vorgestern Nachmittags um 3 Uhr fand das zweite Pferderennen auf der Theresienwiese statt, nach⸗ dem vorher die Preisevertheitung an die Schuͤtzen vorge⸗ nommen worden war. Se. Maj. der Koͤnig war mit den Koͤnigl. Prinzen Oito und Luitpolo zu Fuß hinausgekommen und wurde uͤberall mit begeistertem Jubel und Vivatrufen empfangen. Die diesmal versammelte Menschenmasse war wohl nicht viel geringer, als bei dem ersten Pferderennen, obgleich dice meisten Fremden schon wieder abgereist waren und das Wetter nicht eben so heiter und sonnig sich zeigte. Die Rennbahn wurde viermal umritten. Gestern Abends wurden unsere Oktober⸗Feste mit einem brillanten Feuerwerk beschlossen, bei welchem sich vorzuͤglich der Anblick der Peters⸗ kirche zu Rom mit ihrer weiten Saͤulenhalle sehr schoͤn aus⸗ nahm. — Se. Majestaͤt der Koͤnig geruhten, auch dieses Volksschauspiel Ihrer Theilnahme zu wuͤrdigen, und wurden sowohl bei Ihrer Ankunft als Abfahrt von den freudigen Zurufungen Ihres getreuen Volkes umjubelt.
Ihre Maj. die Koͤnigin wird bis uͤbermorgen von Al⸗ tenburg zuruͤck erwartet. Am 16;ten oder 17ten werden beide Koͤnigl. Majestaͤten nach Regen burg abreisen.
Der Messager des Chambres und nach ihm andere Franzoͤsische Blaͤtter haben, zur großen Belustigung des hie⸗ sigen Publikums, die laͤcherliche Nachricht von einer angeb⸗ lich in den Tagen vom 24sten bis 26sten Sept. hier ausge⸗ brochenen Revolution gebracht. Ein Kavallerie⸗Regiment soll sich empoͤrt haben, der Prinz Karl K. H. verwundet, die Minister abgesetzt und die Herren v. Rudhart und v. Pfeffel an deren Stelle befoͤrdert worden seyn, und dergleichen Albernhei⸗ ten mehr. — In Bezug anf diese und fruͤhere Fabeln der Art, welche von Franzoͤsischen Blaͤttern verbreitet worden, aͤußert die hiesige politische Zeitung unter Anderem: „Moͤchten es doch enolich die Herausgeber namentlich Franzoͤsischer Journale muͤde werden, serner zu Werkzeugen solcher lichtscheuen Umtriebe sich brauchen zu lassen! Moͤchten sie es als eine Gewissens⸗ sache ansehen und ohne genaue Kenntniß der Person, die sich in ihr Vertrauen schleicht, keine Nachricht uͤber andere Voͤlker und am allerwenigsten eine solche aufnehmen, die eine Nation, deren Treue eine geschichtliche Tugend geworden, eines Vorzugs zu berauben sucht, in den sie ihren edelsten Stolz setzt; — eines Vorzuges, den man durch schaͤndliche Verlaͤumeung wohl anschwaͤrzen kann, den ihr aber kein Aus⸗ spruch der Wahrheit je wirod zu entziehen vermoͤgen.“
Karlsruhe, 13. Okt. Se. Koͤnmggl. Hoheit der Groß⸗ herzog haben heute eine Reise nach dem Maig⸗ und Tauber⸗ kreis angetreten, von welcher Hoͤchstdieselben naͤchsten Sonntag zuruͤckz kommen gedenken.
Kassel, 13. Okt. Nach einem Ausschreiben des Staats⸗ Ministeriums vom 7ten d. M. haben Se. Koͤnigl. Hoh. der Kurfuͤrst nicht allein die Verabfolgung von Saatkorn an die als beduͤrftig sich ausweisenden Landleute aus den landes⸗ herrlichen Fruchtvorraͤthen, so weit dieselbe thunlich ist, zu genehmigen, sondern auch eine (theilweise bereits bestehende) Anordnung zu erlassen geruht, wonach allen denjenigen, welche Kurhessischen Landleuten in diesem Jahre mit Vor⸗
wissen und auf Bescheinigung des Baͤrgermeisters in der Stadt, oder des Ortsvoestandes in der Landgemeinde, worin die
Anleiher wohnen, guten Saatroggen in Natur ohne Ueber⸗
setzung der Preise oder das zu dessen Anschaffung noͤthige
Geld vorstrecken werden, nach erfolgter Verwendung fuͤr die
diesjaͤhrige Aussaat zu der Erstattung solcher Korn⸗ oder Geldvorschuͤsse nebft gebuͤhrenden Zinsen schleunig, ohne ir⸗ gend eine Stempel⸗, Gerichts⸗, Beitreibungs⸗ oder sonstig 8 Gebuͤhr, wieder verholfen werden soll, und zwar vorzugs⸗ weise vor allen uͤbrigen Glaͤubigeen des Schuldners, sie seyen privilegirt oder nicht. Die hiesige Zeitung enthaͤlt im heutigen Blatte aus⸗ fuͤhrliche Betrachtungen in Bezug auf die bevorstehende Staͤnde⸗ Versammlung. „Noch einige Tage“, so lautet der Eingang des Artikels, „und das Fuͤrstliche Wort, welches eine neue
bessere Zeit herbeizurufen verhieß, wird eine erste Loͤsung
erhalten haben.
ter des oͤffentlichen und Privatlebens ausgestattet werden soll.
und Sitte; entwickelt nach der Fuͤlle der vielseitigsten Kraͤfte,
2 Die Vertreter des Landes werden vor dem 1 Throne versammelt seyn und dort die ersten Andeutungen ih: 9
1“ gr 8 2235 4
rer Mitwirkung zur Abhuͤlfe aͤlterer Uebelstaäͤnde und zum Aufbau neuer Wohlfahrt und Sicherheit empfangen. Sie werden dafuͤr jenen unbefangenen Ausbruch der Beduͤrfnisse des Landes, der gerechten Wuͤnsche der Buͤrger dort nieder⸗ zulegen haben, welcher in solcher Stunde und bei solcher Mahnung die schuldigste und guten Fuͤrsten die liebste Huldi⸗ gung ist. Mit tiefen Gefuͤhlen sieht Jedermann diesem Tage entgegen, an welchen so viele Erwartungen sich knuͤpfen. Schon erlangt nun auch das besonnenere Wort seine Rechte; die oͤffentliche Meinung erkeunt sich, die Buͤrger schicken sich an, den Landes⸗Repraͤsentanten die Ehren zu erweisen; selbst das stuͤrmische Treiben der letzten Wochen, das Gewuͤht leb⸗ haft erregter Gefuͤhle, loͤst sich in langsamern Takt, in ge⸗ faßtere Haltung auf, damit die berechtigtsten Stimmen wuͤr⸗ devoll vernommen werden koͤnnen und kein Makel der Un⸗ ordnung die ernste Handlung stoͤre.“ — Gegen das Ende des Aufsatzes heißt es: „So moͤgen denn unsere Staͤnde ver⸗ trauensvoll ans Werk gehen. Ihr Gewissen und ihre Ein⸗ sicht werden sie vor Allem das Augenblickliche und Zufaͤllige vom Bleibenden und Nothwendigen sondern lassen; sie wer⸗ den die Vergangenheit betrachten, mit dem Ernste, welcher nach Orientirung und Aufschluß forscht, das Beduͤrfniß der Gegenwart mit praktischem Sinn und staatswirthschaftlicher Fuͤrsorge, beide aber mit jener zugleich großartigen und ver⸗ mittelnden Wuͤrdigung, welche das Interesse einer Zukunft erzeugt, die nicht blos mit materiellem Besitz, sondern mit Rechten und Buͤrgschaften fuͤr die edelsten und heiligsten Guͤ⸗
Die Zeit ist dazu gekommen; sie ist gar weit vorgeruͤckt seit jenen Jahren unsicherer, zum Theil grillenhafter Theorieen, die noch vor 15 Jahren so viele, selbst gute Koͤpfe erfuͤllten. Damals sprach man von Deutschthum und von Volksthum; freilich oft mit der edlen Waͤrme patriotischer tief ergriffener Gefuͤhle und der Umfassung reich erweckter Gedanken; aber auch mehr mit erfuͤllter und gereizter Phantasie, als mit be⸗ wußter Erkenntniß und sicherm Gefuͤhl der wahren Zustaͤnde und Erfordernisse. Jetzt ist das Ziel ein Buͤrgerthum, im edlern Sinne des Worts, reich an Gesinnung, Intelligenz
in sich selber wuͤrdig, aber nach seinen wahrhaften, lebendigen Elementen gegliedert und von oben mit vaͤterlicher Sympa⸗ thie regiert und verwaltet. Das ist die klarere, bestimmtere Aufgabe unserer Tage.“
Braunschweig, 12. Okt. Dem Vernehmen nach wird unser braves Truppen⸗Corps einer zweckmaͤßigen Umgestaltung sich baldmoͤglichst zu erfreuen haben. Bereits ist mittelst Ta⸗ gesbefehls eine Kommission, bestehend aus den Herren: Ge⸗ neral⸗Major v. Schrader, Oberst v. Holstein, Major Graͤbe, Major v. Erichsen, Hauptmann v. Broͤmbsen, Hauptmann Orges, Hauptmann Leuterding, Oberlieutenant v. Bokelmann und Unterlieutenant Bauer, zusammenberufen, welche sich uͤber die vorzunehmende Organisation und demnaͤchstige so sehr gewuͤnschte Feststellung aller Verhaͤltnisse des Corps be⸗ raͤth und ihre desfallsigen Vorschlaͤge zur Entscheidung Sr. Durchlaucht uͤbergiebt. Auch haben ferner des Herzogs Durchlaucht einem Jeden der Subaltern⸗Offiziere, welche seit den Jahren 1814 und 1815 im Dienst sich befinden, eine außerordentliche Gehaltszulage von sechszig Thalern jaͤhrlich zu bewilligen geruht. Dieser Akt hoher Einsicht und Guͤte hat nicht nur beim Militair, sondern auch bei den Civilisten, die allgemeinste Freude verursacht.
— — Braunschweig, 15. Okt. Das alte Staats⸗ Ministerium ist nunmehr g artzlich aufgeloͤst; Mitglieder des neuen Ministeriums sind der Hof⸗Jaͤgermeister von Veltheim und der Geheime Rath von Schseinitz, denen die Herren Schulz und Kammer⸗Secretair Koch, als Geheime Secre⸗ taire, zugegeben sind. (Cetzterer ist der Verfasser der Bro⸗ schuͤre, betitelt: „Der Aufstand der Braunschweiger am 6. und 2Z. September, seine Veranlassung und seine naͤchsten Folgen.“) Die vormaligen Mitglieder des Staats⸗Ministeriums, na⸗ mentlich die Staats⸗Minister von Buͤlow und von Muͤnch⸗ hausen, werden wohl wieder ihre fruͤhere Chargen bekommen. — Der Herzog reitet jetzt alle Morgen nach dem Exercier⸗ platze, wo jeden Tag ein Bataillon manoͤvrirt. — Im Ue⸗ brigen kommt jetzt hier Alles nach gerade wieder in das alte Geleis. Die Verordnung, des Abends nicht ohne Laterne aus⸗ zugehen, ist aufgehoben, eben so ist auch die unterm 25. Februar c. verordnete Beschraͤnkung des Urlaubs der Herzoglichen Dienerschaft unterm 4. Oktober c. zuruͤckgenommen worden. — Die Tanzboͤden sind wieder eroͤffnet. — Vorgestern Abend brachten die Buͤrger dem Magistrats⸗Direktor Bode eine Fackelmusik und uͤberreichten demselben die Zeichnung eines Bechers, welcher fuͤr denselben in Arbeit, aber noch nicht
ein schoͤner Degen, der bereits in Arbeit ist, als Geschenk von der Buͤrgerschaft feierlich uͤberreicht werden. Leipzig, 16. Okt. Unsere heutige Zeitung enthaͤlt in einem Schreiben aus Dresden vom 14. Okt. eine aus offiziellen Anzeigen entlehnten Darstellung der im Erz⸗ gebirgischen und Voigtlaͤndischen Kreise, so wie in der Ober⸗ Lausit, an einzelnen Orten stattgefundenen unruhigen Auftritte, um die daruͤber verbreiteten groͤßtentheils uͤbertriebenen Ge⸗ ruͤchte in das wahre Licht zu stellen. — „Was (heißt es darin) den Charakter der allerdings beklagenswerthen Erscheinung im Allgemeinen betrifft, so haben sich zwar die vorgefallenen Stoͤrungen der Ruhe fast uͤberall auf dieselbe Weise durch Anfeindungen und persoͤnliche Angriffe obrigkeitlicher und an⸗ derer angestellter Personen oder solcher Individuen, die sonst mit oder ohne ihre Schuld den Haß des Volkes auf sich ge⸗ zogen, so wie durch Beschaͤdigung und an einzelnen Orten durch Zerstoͤrung oͤffentlicher und Privat⸗Gebaͤute und Woh⸗ nungen, kund gethan; dessen ungeachtet aber ergiebt sich aus den Thatsachen selbst und aus den sich zu Tage gelegten Be⸗ wegungsgruͤnden zur Zeit durchaus kein innerer Zusammen⸗ hang oder allgemeiner Plan. Vielmehr scheinen nach den bis⸗ herigen Ergebnissen der Untersuchungen die Veranlassungen uͤberall nur lokal gewesen zu seyn und nur das an einzelnen Orten zuerst hervorgetretene Beispiel anderwaͤrts ebenfalls das Signal gegeben zu haben, einem vielleicht hier und da lange verhaltenen Unwillen auf eine freilich gewaltsame und ver⸗ brecherische Weise Luft zu schaffen. Nirgends ist der Aus⸗ bruch gegen die Regierung gerichtet gewesen. Eben so beru⸗ higend fuͤr den theilnehmenden Beobachter des Ganzen ist die Gewißheit, daß die thaͤtlichen Aeußerungen der Unzufrieden⸗ heit meistentheils von einer Klasse ausgegangen sind, bei der die Aufregung der Leidenschaft sich auch im Privatleben ar leicht gewaltsam zu aͤußern pflegt und Selbsthuͤlfe be⸗ anntlich etwas Gewoͤhnliches ist, daß dagegen uͤberall der ge⸗ bildetere Theil, die Gefahr augenblicklich ermessend, sofort zu⸗ sammengetreten ist, um vorerst die gestoͤrte Sicherheit der Personen und des Eigenthums zu sichern und dann etwa⸗ nige Beschwerden auf gesetzlichem Wege zur Abhuͤlfe vorzu⸗ tragen. Im Erzgebirgischen Kreise ist unstreitig der bekla⸗ genswertheste Auftritt die in Chemnitz von einem aus der niedrigsten Volksklasse unerwarteterweise zusammenrottirten Haufen in der Nacht vom 11. bis 12. September unaufhalt⸗ sam ausgefuͤhrte Zerstoͤrung der Haͤuser und Waaren; Vor⸗ räthe der Italiaͤnischen Kaufleute Rompano und Gebruüͤder Sala. Die Ruhe wurde jedoch schon am andern Morgen durch eine von der Buͤrgerschaft sofort gebildete starke Kom⸗ munal⸗Garde hergestellt, welche selbst mehrere Dreißig der strafwuͤrdigen Excedenten zur Haft brachte. In Werdau traf der mit einzelnen Mißhandlungen verbundene Ausbruch des Unwillens vorzuͤglich mehrere dasige obrigkeitliche Personen, wurde aber, ehe derselbe zu groͤßern und allgemeinern Ge⸗ waltthaͤtigkeiten ausarten konnte, theils durch sofortige frei⸗ willige Resignation derjenigen Individuen, welche der Ge⸗ genstand der Aufreizung waren, theils durch sofortige kraͤftige Dazwischenkunft der Behoͤrden und besonderer Koͤnigl. Kom⸗ missarien, so wie die durch Ankuft des Militairs, beruhigt.“ (Wir uͤbergehen hier die in dem Schreiben enthaltene
weitere Aufzaͤhlung verschiedener theils im Erzgebirgischen, theils 8 Voigtlaͤndischen Kreise stattgehabten derartigen Auftritte.
en der Ober⸗Lausitz war nur das Dorf Neukirch Zeuge eines in der Nacht vom 12ten bis zum 13ten September veruͤbten Excesses, welcher, wegen der von den Tumultuanten gegen die dasige Gerichtsherrschaft und den daselbst wohnhaf⸗ ten Justitiar sich zu Schulden gebrachten groben Mißhand⸗ lungen, um so betruͤbter ist, als die Veranlassung dazu nicht in etwanigen Beschwerden der Gemeinde, deren die letztere bei dem dahin abgeoebaff Fommesate keine vorzubringen wußte, ihren Grund gehabt haben. 1
868 ee (heißt es am Schlusse des Schreibens) ist hiernach die Ruhe im Lande, theils durch die Vereinigung der Gutgesinnten zu einem festen Willen, theits durch den ernsten Gang der Regierung, die, wo wirkliche Beschwerden vorhanden waren, gern und schnell abhalf, andererseits, wo es noͤthig war, Strenge anwendete, allenthalben mobile Kolonnen und Kommissarien hinsendete, Raͤdelsfuͤhrer verhaf⸗ ten ließ und schleunige Justiz anordnete, vollkommen herge⸗ stellt. Die gegen die zur gefaͤnglichen Haft gebrachten Tu⸗ multuanten auf mehreren Puntten des Landes, in Dresden, Zwickau, Plauen, Bauzen, Koͤnigstein, im Gange sich befin⸗ denden kommissarischen Untersuchungen werden uͤber die ver⸗ schiedenen Veranlassungen der einzelnen unruhigen Auftritte vielleicht noch mehr Licht verbreiten, als sich bis jetzt noch in
fertig geworden ist. Naͤchstens wird dem General v. Herzberg
dem unerwartet raschen Wechsel der auf einander gefolgten