1830 / 305 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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eine hoͤchst schmerzliche, zu erfuͤllen, indem ich Euren Boden verlasse, um anderswo den Ausgang der politischen Bewe⸗ gung Belgiens abzuwarten. Aber in der Ferne wie in der Nähe sind meine Wuͤnsche mit Euch, und werde ich stets zu Eurem wahren Wohle beizutragen suchen. Einwohner von Antwerpen, die Ihr mir waͤhrend meines Aufenthalts in Eurer Stadt so viele Beweise Eurer Anhaäͤnglichkeit gege⸗ ben habt, ich hoffe in ruhigeren Zeiten wiederzukehren, um mit Euch zur Erhoͤhung der Wohlfahrt dieser schoͤnen Stadt mitzuwirken. Gegeben zu Antwerpen am 25. Okt. 1830. Wilhelm, Prinz von Oranien.“ Die Koͤnigl. Truppen, welche vor Lierre, Duffel, Wael⸗ hem und weiter laͤngs der Nethe gestanden, haben sich lang⸗ sam auf Boekhout und Edighem, so wie weiterhin auf Kiel, Berahem und Bergerhout zuruͤckgezogen. Der General⸗Ma⸗ jor Favauge hat, in Folge großer Anstrengung, sein Kom⸗ mando fuͤr diesen Augenblick niederlegen muͤssen, und scheint es nicht, daß er dasselbe wieder wird uͤbernehmen koͤnnen.

Der General van Geen ist mit einem Theile der Kaval⸗ lerie und Artillerie von hier nach Breda abgegangen.

Vorgestern hieß es bereits, daß sich Insurgenten⸗Trupps dis nach Baerle gewagt haͤtten; jetzt wird aus Gorkum be⸗ richtet, daß zu Baerle bereits die dreifarbige Fahne aufge⸗ steckt worden, und daß, dem Vernehmen nach, dasselbe in Turnhout und Hoogstraten geschehen sey.

Antwerpen, 26. Okt. Mittags 4 Uhr. (Aus dem Schreiben eines Hollaͤnders). Das Volk ist heute Mittag in Aufstand gekommen und entwaffnet jetzt das Militair. Es hat zwei Schiffe mit Waffen gepluͤndert, und man hoͤrt in diesem Augenblicke durch die ganze Stadt schießen; auch wird vor der Stadt heftig gekaͤmpft. Der feindliche Trupp des Obersten Niellon, der seit heute fruͤh seine Pesition in Bergerhout genommen hat, macht eben einen Angriff auf das Kipdorper Thor. Die Verwirrung und Unruhe, welche in der Stadt herrschen, sind nicht zu beschreiben. Man zittert vor den Ereignissen der Nacht. Die meisten hier wohnenden Hollaͤnder haben Anstalten getroffen, um sich, so gut sie koͤn⸗ nen, durch die Flucht zu retten.

Antwerpen, 27. Okt. Mittags 12 Uhr. (Aus Nord⸗ Hollaͤndischen Blaͤttern.) Wir haben eine schreckliche Nacht verbracht; man hoͤrte nichts als ein unaufhoͤrliches Kleinge⸗ wehr⸗Feuer, ein wuͤstes Geschrei und ein fuͤrchterliches Ge⸗ jammer. Ich kann Ihnen beinahe gar keine Details melden, da nichts als Verwirrung sich meinen Augen zeigt, und ich es waͤhrend der Nacht nicht habe wagen duͤrfen, mich auf der Straße zu zeigen. Heute fruͤh um 8 Uhr sind die In⸗ surgenten zum rothen Thor eingezogen; dasselbe war zwar von mehr als 1000 Mann Hollaͤndischen Soldaten besetzt, doch haben diese beinahe gar keinen Widerstand geleistet. Die ganze Stadt war und ist noch voller Pulverdampf. Es wird sehr viel geschossen, jedoch meistens in die Luft, so daß wohl nicht sehr viel Blut geflossen ist. Bisher habe ich noch nicht vernommen, daß irgendwo gepluͤndert worden sey, doch hat man von dem wilden Poͤbel Alles zu befuͤrchten. In weniger als zwei Stunden ist die ganze Stadt, mit Aus⸗ nahme einiger Thore, wo man sich noch schlaͤgt, in die Haͤnde der Insurgenten gefallen; die Citadelle ist jedoch noch in der Gewalt der Hollaͤnder. Es laͤßt sich leicht denken, daß die⸗ ses unerwartete Ereigniß alle hier angesessenen Hollaͤnder in die groͤßte Verlegenheit bringt; denn nach den maͤchtigen Vor⸗ bereitungen, die man zur Vertheidigung der Festung getrof⸗ fen hatte, schien es vorerst gar nicht moͤglich, daß ein Haufe undisciplinirten Volkes in blauen Kitteln im Stande seyn koͤnne, die Stadt einzunehmen; auch war sie auf beinahe 2 Monate mit allen moͤglichen Kriegs⸗ und Mund⸗Beduͤrfnissen versehen worden. Die verschiedenen Kriegsschiffe, die auf der Schelde lagen, haben ebenfalls keine Dienste gethan; sie ließen es vielmehr ganz unbehindert zu, daß der Feind am Strom entlang Batterieen aufwarf. Man versichert, daß

1200 Löwenern und 4000 Bruͤsselern bestehen, hier eingeruͤckt sey. Man sagt sogar, daß bereits mit der Citadelle parla⸗ mentirt werde. Es ist jedoch gar nicht denkbar, daß General Chassé sich so leicht ergeben werde, da das Fort auf beinahe sechs Monate verproviantirt worden ist. In diesem Augen⸗ blicke, bei Abgang dieses, ist die Stadt ziemlich ruhig. (In Amsterdam wollte man am 28. Okt. die bestimmte Rachricht haben, daß am 27sten Abends auch die Citadelle von Antwer⸗ pen sich ergeben habe; dies scheint jedoch mit den hierunter befindlichen Nachrichten aus Bruͤssel nicht uͤbereinzustimmen.) Bruͤssel, 27. Okt. So eben vernimmt man, daß un⸗

sere Truppen heute fruͤh in Antwerpen eingeruͤckt sind, des⸗ Einwohner ihnen maͤchtigen Beistand geleistet haben. egen Abend um 7 ½ Uhr hoͤrte man noch heute nicht weit

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von hier auf der Straße nach Laeken und Antwerpen einen fuͤrchterlichen Kanonendonner, und zwar so, daß man glaubte, der Boden zittre unter den Fuͤßen. Bald darauf roͤthete eine ungeheure Flamme den ganzen Horizont nach der Seite von Antwerpen, und hat man Grund zu vermuthen, daß die Hollaͤnder von der Citadelle aus die Stadt bombardirt haben

worden sind.

General Nypels und Hr. Rogier sind heute fruͤh zur Armee nach Antwerpen abgegangen.

Der Courrier des Pays⸗Bas ertheilt den Rath, die Stadt Arlon unverzuͤglich zu befestigen; eine Besatzung g noͤthige Geschuͤtz wuͤrden sich leicht dazu herbeischaf⸗ fen lassen.

Die staͤdtische Verwaltung von Luͤttich ist zu einer An⸗

stattgefüunden haben.

gion ist nach Coolscamp abgegangen. die Buͤrgergarde zusammen, welche jetzt aus 6000 Mann be⸗ steht und zum Theil mit Piken bewaffner worden ist.

saßen auf verschiedenen Wagen, die sie bis Mecheln bringen.

und haben bereits gesagt, daß Intriguen verschiedener Art versucht werden. Wir sahen deren fuͤr die Anarchie, fuͤr eine militatrische Gewalt, fuͤr das Ex⸗Gouvernement; andere wer⸗ den fuͤr Frankreich und besonders fuͤr ein republikanisches und unruhiges Frankreich gestiftet, das die Volksversamm⸗ lungen in Paris begruͤnden moͤchten; es giebt deren fuͤr den Prinzen von Oranien, fuͤr fremde Prinzen, fuͤr eingeborne Praͤsidenten, und mitten unter diesen Parteien, die sich durchkreuzen, wird der National⸗Kongreß der Anker des Heils seyn. Um ihn muͤssen sich die guten Buͤrger versam⸗ meln; die Klugheit nuserer Repraͤsentanten kann ganz allein das Volk retten.“

Luͤttich, 28. Okt. Der Gouverneur der Provinz Luͤttich hat einen Beschluß in sieben Artikeln erlassen, der den Ein⸗

Montirungsstuͤcke, welche dem Gouvernement gehoͤren, zu⸗

Heute wird eine vorbereitende Versammlung im akade⸗ mischen Saale stattfinden, um die K ten fuͤr den

Nationalkongreß zu bestimmen. E“ u“ n

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Muͤnchen, 26. Okt. Ihre Majestaͤten der Koͤnig und die Koͤnigin geruhten gestern, den von dem hiesigen Museum veranstalteten Festball durch Allerhoͤchstihre Gegenwart zu verherrlichen. Allerhoͤchstdieselben wurden an dem reichbeleuch⸗

teten und mit Orangerie⸗Gewaͤchsen geschmuͤckten Aufgange

und in den mit einer uͤberaus zahlreichen und glaͤnzenden Versammlung angefuͤllten Saal geleitet. Se. Majestaͤt der Koͤnig geruhten in der den Ball eroͤffnenden Polonaise die Gemahlin des Herrn Hoftheater⸗Intendanten und Koͤnigl. Kaͤmmerers Freiherrn von Poißl zu fuͤhren; Ihre Majestaͤt die Koͤnigin wuͤrdigte der ausgezeichnetsten Ehre, Allerhoͤchst⸗ dieselbe in der Polonaise zu fuͤhren, den Herrn Hoftheater⸗ Intendanten Freiherrn von Poißl. In der zweiten Polonaise fuͤhrten Se. Majestaͤt der König die Gemahlin des Koͤnigl. Hauptmanns des General⸗Luartiermeisterstabes, v. Hartmann; Ihre Majestaͤt die Koͤnigin wurde gefuͤhrt von Sr. Durchl. dem Herrn Fuͤrsten Thurn und Taxis, Koͤnigl. Oberst⸗Lieute⸗

nant.

de Potter an der Spitze der Belgischen Horden, die aus vollste mit den Anwesenden sich zu unterhalten, und verließen

Ihre Koͤnigl. Majestaͤten geruhten, auf das huld⸗ gegen 10 Uhr den Ball, dem Allerhoͤchstdieselben mit sichtba-

rem Vergnuͤgen beigewohnt hatten. .

Karlsruhe, 27. Okt. Gestern Abend trafen IJ. KK.

H. der Großherzog und die Großherzogin von Hessen, in Begleitung JIJ. HH. des Erbgroßherzogs und des Prinzen von Hessen, zum Markgraͤfin Amalie hier ein.

Braunschweig, 30. Okt. Dem bisherigen Ober⸗Jaͤgermeister v. Praun ist auf sein Ansuchen hoͤchsten Orts gestattet worden, in seine fruͤheren Dienstverhaͤltnisse als Forstmeister zuruͤckzutreten. Der Hauptmann Wolff ist zum Platz⸗Major bei der hiesigen Kommandantur er⸗ nannt. Auch in Gandersheim und Eschershausen haben sich Buͤrgergarden gebildet; in Helmstaͤdt soll auf Hoͤchsten

es ens zeme eum nssrsemaemfmgsn.

und hierdurch die großen Oel⸗Magazine in Brand gesteckt

leihe von 10,000 Gulden ermaͤchtigt worden. 8

Aus Bruͤgge erfaͤhrt man, daß am 24sten d. wiederum sehr bedeutende Unruhen in der Umgegend dieses Platzes Die Thore von Bruͤgge sind deshalb geschlossen worden, und ein Detaschement der Belgischen Le⸗ In Bruͤgge selbst trat

Gestern Morgens gegen 10 Uhr verließen ungefahr 40 8 Chastelersche Jaͤger, unter dem Befehle des Capitain Delobet, die Stadt und nahmen ihre Richtung nach Antwerpen. Sie

Der Courrier des Pays⸗Bas aͤußert: „Wir wissen

wohnera der Provinz zur Pflicht macht, die Waffen und

ruͤckzuliefern. 1

von den Vorstehern des Museums ehrfurchtsvollst empfangen

hesuch bei Ihrer Koͤnigl. Hoheit der Frau

ster dieses Ordens in ihren

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enfalls eine solche Garde errichtet werden. Der Cramm ist bei seiner am 17ten d. erfolgten Sambleben mit großen Freudenbezeigungen eempfangen worden. Der ehemalige Kreishauptmann Hae⸗ bverlin ist wieder in seinen Gefaͤngnißthurm, die Nachti⸗ gall genannt, nach Ganthersheim gebracht worden.

Ruͤckkehr zu

Florenz, 22. Okt.

Großherzogin ist mit ihren beiden Toͤchtern und der Groß⸗

herzogin Witwe vorgestern aus Sachsen, ihrem Geburts⸗ jande, im besten Wohlseyn wieder hier eingetroffen.

Der Courrier de Smyrne theilt folgendes Schreiben gaus Konstantinopel vom 19. Sept. mit: „Die beiden verschiedenen Angaben uͤber die Unruhen in Albanien (daß naͤmlich der Groß⸗Wesir dieselben durch Geld und durch Ge⸗ walt gestillt habe) sind in gleichem Grade wahr. Der Groß⸗ Wesir hatte mit dem Pascha von Skutari ein Uebereinkom⸗ men getroffen, in Folge dessen er einen Theil des der Alba⸗ nesischen Armee schuldigen Soldes baar bezahlte und sich ver⸗ pflichtete, den Rest von den Einkuͤnften Rumeliens abzutra⸗ gen. In dem Augenblicke, wo der erste Theil dieser Bedin— gungen erfuͤllt worden war, lockte man die angesehensten Beys, deren Unterwerfung fuͤr die schwierigste gehalten wurde, in eine Schlinge, in welcher sie den Tod fanden. Die 200 Mann, welche ihr Gefolge bildeten, wurden gefan⸗ gen genommen und nach Konstantinopel geschickt, wo sie zur Arbeit im Bagno verurtheilt wurden. Auf die Nachricht von der Hinrichtung ihrer Haͤuptlinge, die sich nur auf die Ein⸗ ladung des Groß⸗Wesirs selbst zu ihm begeben hatten, zeigte sich aufs neue große Gaͤhrung unter den Albanesen, und man besorgt, daß das angewendete Mittel, sie durch Furcht im Zaume zu halten, ihnen im Gegentheil neue Kraͤfte geben und den Aufstand fortsetzen werde. Die Pforte hat die drei— farbige Flagge noch nicht offiziell anerkannt, doch ist es so gut als geschehen, da dieselbe auf dem Hotel des Fran⸗ zoͤsischen Botschafters und auf den Kauffahrtei⸗Schiffen weht, welche unter dieser Flagge Fermans zur Einfahrt ins Schwarze Meer erhalten. Der Nasir, den die Franken den Minister des Kultus fuͤr die katholischen Armenier nennen,

hat Abgeordnete dieser Nation zu sich kommen lassen und 8 ihnen angezeigt, daß sie fuͤr die Erbauung einer Kirche zwi⸗ schen dem Dorfe Orta⸗Kioy am Bosporus und Has⸗Kioy

am innern Kanal von Konstantinopel zu waͤhlen haͤtten. Die

Abgeordneten erwiederten, daß in ersterem Dorfe nur einige, in letzterem aber gar keine katholischen Armenier wohnten, und daß der groͤßte Theil ihrer Gemeinde in Galata und der Umgegend von Pera seinen Wohnsitz habe, daß sie sich uͤbrigens nicht ten, Hüu diesen Gegenstand zu fassen, der fuͤr ihre neue Organisation, als eine von den schismatischen Armeniern getrennte Klasse, von hoͤchster Wichtigkeit sey, und daß es endlich der Nation in diesem Augenblicke an den noͤthigen Mitteln zum Bau einer Kirche fehle. Diese Mittel wuͤrden sich indessen, wie man glaubt, bald finden, wenn man einen passenden Ort fuͤr die zu erbauende Kirche gewaͤhlt haͤtte.“ b Das genannte Blatt enthaͤlt ferner die Beschreibung eines Festes, welches der Franzoͤsische Handelsstand in Smyrna am 22. Sept. zur Feier der Thronbesteigung Ludwig Philipps veranstaltet hat, und welchem die Konsuln von Frankreich und England, der bevollmaͤchtigte Kommissarius der Vereinig⸗ ten Staaten, Herr Ch. Rhind, der Capitain der Franzoͤsischen Brigg „Palinure“, der Befehlshaber der Englischen Kor⸗ vette „Wasp“ und viele 2 kitglieder des Franzoͤsischen, Eng⸗ lischen und Amerikanischen Handelsstandes beiwohnten. Der Bischof von Syra hat nachstehendes Schreiben an den Redacteur des Courrier de Smyrne gerichtet: „M. H. Ich habe in Ihrem Blatte ein Schreiben aus Naxos ⁴) ge⸗ sesen, worin die Ankunft von vier Jesuiten in Syra gemel⸗ det wird, welche der Papst mit dem Befehle gesandt habe, die von dieser Ordens⸗Gesellschaft ehemals auf den Inseln des Archipels besessenen Guͤter wieder zu erwerben. Da ich diese Geistlichen persoͤnlich kenne und die Instruetionen ihrer Vorgesetz⸗ ten gesehen habe, so mache ich es mir zur Pflicht, Sie zu benach⸗ richtigen, daß dieselben auf Einladung der Bischoͤfe von Tino und Syra hierher gekommen sind, die ununterbrochen Prie⸗ Dioͤcesen mit Nutzen als Pfarrer

Diese Ordensgeistlichen haben muͤndlich vom den Befehl er⸗

angestellt haben. 2 . Papste und schriftlich von ihren Vorstehern halten, sich ausschließlich dem Seelenheil und nicht

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J. KK. H. die regierende Frau

fuͤr ermaͤchtigt hielten, einen Beschluß uͤber

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werbung zeitlicher Guͤter zu widmen, die ohnehin von ihnen gering geschaͤtzt werden und stets gering geschaͤtzt worden sind. Dem gemaͤß haben sie weder bei den buͤrgerlichen noch bei den geistlichen Behoͤrden Schritte in Betreff weltlicher Guͤter gethan und nur um die Kirchenschluͤssel gebeten, um die Messe zu lesen. Sollte diese Erklaͤrung nicht hinreichen, um die uͤber diese Priester umlaufenden Geruͤchte zu zerstreuen, so sind diesel⸗ ben bereit, durch ihr Benehmen waͤhrend der Zeit ihres Aufenthalts unter uns ungegruͤndeten Verdacht zu entkraͤsten, der nur in der Einbildung des Verfassers jenes Schreibens Realitaͤt hat.“ Das genannte Blatt aͤußert hierauf: „Dieses Schreiben wuͤrde zu einigen kleinen Bemerkungen Stoff geben; aus Achtung vor dem heiligen Charakter des Briefstellers und vor dem gemaͤßigten und geziemenden Tone, in welchem es abgefaßt ist, enthalten wir uns derselben. Wir uͤberlassen es sogar unsern Lesern, zu erwaͤgen, daß zu dem Zeitpunkte, in welchem dieser Brief geschrieben ist, die neue⸗ sten Ereignisse in Frankreich in Griechenland bekannt waren, um die Aeußerung des Hrn. Bischofs zu wuͤrdigen, daß die Jesuiten die zeitlichen Guͤter geringschaͤtzten, wie sie dieselben stets geringgeschaͤtzt haͤtten. Wir koͤnnen uns jedoch nicht enthalten, zu bemerken, daß die Jesuiten im Allgemeinen, mit Ausnahme der vier in Syra angekommenen, niemals die Guͤter dieser Welt geringgeschaͤtzt haben, wofuͤr wir tausend Beweise anfuͤhren koͤnnten. Um uns aber auf einen zu be⸗ schraͤnken, so fragen wir, wie die ehrenwerthen Vaͤter so be⸗ deutende Besitzungen auf den Inseln des Archipel, wie sie ehemals besessen haben, haͤtten erwerben koͤnnen, wenn sie stets eine so große Geringschaͤtzung gegen die Guͤter dieser Welt offenbart haͤtten?“

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

New⸗York, 16. Sept. Am 26sten v. M. ging die Russische Korvette „Kensington“ von Philadelphia unter Segel. Unter ihren Passagieren befindet sich der Russische Gesandte Baron von Kruͤdener, der sich auf Urlaub nach Rußland begiebt. An seiner Stelle wird der Baron von

Sacken als Geschaͤftstraͤger mit dem naͤchsten Schiffe aus

England hier erwartet. 1

In der Provinz Texas ist unter mehreren Indianischen Staͤmmen ein blutiger Krieg ausgebrochen.

Man geht hier mit dem Plane um, nach dem Beispiele, das Baltimore gegeben, von dem ausgezeichneten Bildhauer Causici eine Statue Washington's verfertigen zu lassen, um sie hier auf einem oͤffentlichen Platze aufzustellen.

Ein Korrespondent der hiesigen Abendpost schreibtuͤber den Zweck der Anti⸗Freimauer⸗Partei Folgendes: „Er besteht darin, das wahre demokratische Prinzip unserer Ver fassung zu Tage zu foͤrdern und zu diesem Behuf die Nation in Besitz der ihr zustehenden Macht zu setzen, um letztere nach Gefallen zur Abschaffung bestehender Mißbraͤuche anzuwenden. Zu dieser Macht kann man der Nation nur durch politische Maaßregeln verhelfen, und daher entspringt die Nothwendig⸗ keit einer politischen Anti⸗Freimaurerei, als das einzige Mittel, der Freimaurerei gaͤnzlich ein Ende zu machen.“ 6

In Charleston hatte im vorigen Monate ein fuͤrchterli⸗ cher DOrkan, der uͤber 24 Stunden anhielt, betraͤchtlichen Schaden besonders in den dortigen Schiffswerften angerich⸗ tet; mehr als 20 Schiffe wurden mehr oder weniger bedeu⸗ tend beschaͤdigt; auch ein Linienschiff schwebte eine Zeitlang

in großer Gefahr. 1

Die gesammten Buchhaͤndler der Vereinigten Staaten sind dahin uͤbereingekommen, jaͤhrlich zwei Buchhaͤndler⸗Mes⸗ sen zu halten, eine in Boston und eine in Philadelphia; die Buͤcher sollen in oͤffentlicher Auction versteigert werden.

In der Stadt Providence hat ein Mann bekannt ge⸗ macht, er wolle von der Spitze eines dortigen hohen Gebaͤu⸗ des, mit einem Regenschirm in jeder Hand, hinuntersprin⸗ gen; er hofft durch die Schirme die Kraft des Falles zu

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Am 24sten v. M.

erfolgte z Breslau die oͤffentliche feierliche Uebergabe und Uebernahme

5 1 Berlin, 2. November.

Universitaͤt in der Aula Leopol

des Rektorats der dasigen b Professor Dr. Steffens

dina. Der zeitherige Rektor, Hr. Dr. 8 sprach in einer Lateinischen Rede uͤber die Erei nisse, die bei der Universitaͤt im vergangenen Rektorats⸗Jahre stattgefun⸗ den haben, so wie uͤber den wissenschaftlichen Eifer und das sittliche Betragen der Studirenden, proklamirte darauf sei⸗ nen Nachfolger, den Hrn. Konsistorial⸗Rath und Professor Dr. Wachler, nebst den neuen Herren Dekanen und Senats⸗ Mitgliedern, und uͤberreichte dem attkib Statuten, die 8

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