ein ganzes Bataillon hatte diese Punkte besetzt; die Einwoh⸗ ner, an den verschiedenen Straßenecken, an den Fenstern und hinter den Barrikaden als Schuͤtzen aufgestellt, eroͤffneten ein moͤrderisches Feuer; die Hollaͤndischen Truppen mußten sich endlich, mit Hinterlassung einer Menge von Todten in die Eitadelle fluͤchten. Die Stadt befand sich in den Haͤnden der Einwohner, mit Ausnahme zweier noch von den Trup⸗ pen besetzter Posten, von denen einer am Thor von Mecheln stand. Gestern fruͤh aber drangen unsere Freiwilligen durch das rothe Thor in die Stadt, und griffen vereint mit den Einwohnern die genannten Posten an und uͤberwaͤltigten sie nach einem hartnaͤckigen Kampfe, bei dem eine große An⸗ ahl Soldaten umkam. Auf den Waͤllen hatte man 18 Stuͤck Helagerungsgeschüt gefunden und diese in die Stadt hinein⸗ gezogen, um sie gegen die Citadelle zu brauchen, in welcher damals alle Hollaͤnder, an Zahl hoͤchstens 4000, eingeschlossen waren. Die Fregatten und Kanonierboote lagen in der Naͤhe des Bassins vor Anker; auf dem jenseitigen Ufer var das Land uͤberschwemmt und hinderte jede Annaͤherung. Gegen 10 Uhr begannen Unterhandlungen mit dem die Citadelle be⸗ fehligenden General Chassé. Wie es heißt, machten die Bel⸗ gier zur ersten Bedingung, daß die Hollaͤnder ihre Waffen und alles in der Festung befindliche Kriegsgeraͤth ausliefern und die im Hafen liegenden Fahrzeuge den Unsrigen uͤberlassen sollten. Diese Aufforderung der Belgier wurde abgeschlagen, und ge⸗ gen 4 Uhr erhob sich eine furchtbare Kanonade. Einerseits feuerten die Citadelle und die Kriegsschiffe auf die Stadt und beschossen sie mit gluͤhenden Kugeln, Bomben und Hau⸗ bitzen; andererseits schossen die Belgier auf die Festung und auf die Schiffe. Das Magazin fing Feuer, das sich augen⸗ blicklich den umstehenden Gebaͤuden mittheilte. Man behaup⸗ tet, die Einwohner von Tamise waͤren Abends mit dazu be⸗ stimmten Brandern den Strom herabgekommen. Mehrere Hollaͤndische Schiffe lichteten die Anker, andere hingegen wur⸗ den von den Brandern erreicht und in Flammen gesetzt; un⸗ ter diesen soll auch eine Fregatte gewesen seyn. Die Kano⸗ nade dauerte beinahe die ganze Nacht. Gestern Abend sah man hier in der neuen Rue⸗Royale und auf dem Boulevard ganz deutlich den Wiederschein der Flammen am Himmel; die fortdauernde Kanonade erreichte in dumpfen Toͤnen das Ohr der Neugierigen, die aus allen Theilen Bruͤssels hinzu⸗ geeilt waren, um sich die gewisse Ueberzeugung von der Ka⸗ tastrophe zu verschaffen, die Antwerpen vernichtete. Alles ist stumm und still; jeder Kanonenschuß toͤnt wie der entfernte Widerhall der schrecklichen Scenen, mit denen unsere alten Nordischen Bruͤder von unsern Provinzen Abschied nehmen. Waͤhrend der ganzen Nacht gingen Abtheilungen von Frei⸗ willigen nach Antwerpen. Eine große Anzahl von grobem Geschuͤtz und Pulverkasten schlug denselben Weg ein; diese Bewegungen dauerten auch noch heute fruͤh fort.“
Bruͤssel, 28. Okt. Herr Charles Rogier, der mit dem Grafen von Robiano nach Antwerpen gereist war, um da⸗ selbst die provisorische Regierung zu installiren, hat an die hiesigen Mitglieder derselben einen Bericht gelangen lassen, der jedoch nur bis zum 27sten 8 ½˖ Uhr Abends reicht, und der, wiewohl sehr kurz, doch augenscheinlich in großer Ver⸗ wirrung abgefaßt ist. Es heißt darin am Schlusse: „Die Einwohner Antwerpens verlangen so eben die Ermaͤchtigung von uns, das Feuer der (wahrscheinlich gegen die) Citadelle aufhoͤren zu lassen, bis die Unterhandlungen morgen fruͤh wieder angeknuͤpft seyn koͤnnen. Ein von mir und dem Hrn. v. Robiano unterzeichnetes Schreiben ermäͤchtigt sie dazu, je⸗ doch mit der Festigkeit und Wuͤrde, die der Regierung zu⸗ kommen. Wir sehen diese Suspension fuͤr nichts weiter als einen Akt der Menschlichkeit an. Sollte von jetzt bis mor⸗ gen etwas Neues vorfallen, so werde ich Ihnen schreiben, wo nicht, werde ich Ihnen den Erfolg der Unterhandlungen mittheilen.“ — (In Folge dieser Unterhandlungen sollen die acesher Truppen die Stadt Antwerpen wieder verlassen haben.
Ueber die vom 24sten bis zum 26sten Okt. in der Naͤhe von Antwerpen vorgefallenen Ereignisse geben hiesige Blaͤt⸗ ter den folgenden Bericht; „Am 24. Morgens gingen die Freiwilligen unter dem Befehle des General Mellinet uͤber Contich vor, ein Dorf zwei Stunden von Antwerpen entle⸗ gen, welches der Feind verlassen hatte. Mittags bewirkte General Mellinet seine Vereinigung mit dem Oberstlieute⸗ nant Niellon, unfern Berchem. Beide Corps griffen lebhaft
die Hollaͤnder an, um dieselben aus ihrer Stellung bei Ber⸗
chem zu vertreiben. Die Herren Besehlshaber errichteten in Landhäͤusern zur Rechten und Linken der Straße ihre Haupt⸗ quartiere. Die Freiwilligen vertheilten sich als Tirailleurs in dem durchschnittenen Terrain, welches solchen Angriff un⸗ gemein beguͤnstigte. Das Feuer ward von 3 Uhr Nachmit⸗
tags bis Abends fortgesetzt. Am 25sten wollte General Mel⸗ linet um 7 Uhr Morgens versuchen, in Kolonnen auf der großen Straße gegen Berchem vorzuruͤcken; seine Plaͤnkler hatten ihm berichtet, der Feind zeige sich nicht mehr im Felde. Es scheint aber, daß die Hollaͤnder sich in den Anzug unserer Freiwilligen gekleidet und diese dadurch getaͤuscht hatten, so daß sie eine 8
von der Straße als zum Corps des Oberst⸗Lieutenant Niel⸗
lon gehoͤrig glaubten, weil die Leute die Blusen und Muͤtzen unserer Freiwilligen trugen.
General Mellinet ruͤckte also an der Spitze der Kolonne auf der Straße fort; den Vor⸗ trab bildeten die Freiwilligen von Jodoizne. Kaum mochte er fuͤnf Minuten im Marsche seyn, als die Batterie ihn mit Kartaͤtschen begruͤßte. Viele der Freiwilligen aus Jodoigne wur⸗ den hier getoͤdter, noch mehr verwundet. Hier fiel auch Herr von Eekhout, der Adjutant des General Mellinet. Die Ko⸗ lonne zog sich zuruͤck, und nun begann das Tirailleurfeuer wie⸗ der, wobei der Feind betraͤchtlichen Verlust erlitt. Am 26sten
ward die naͤmliche Stellung in der Naͤhe von Berchem be⸗ “ hauptet. Verstaͤrkungen Freiwilliger trafen von Mecheln und Das Tirailleurfeuer dauerte fort; aber man ver⸗
Loͤwen ein. ’ kuͤndet uns so eben, es sey Nachmittags eine Art von Waf⸗ fenstillstand geschlossen.“
Der Graf Vandermeere fordert, als Chef im Kriegs⸗
Departement, die jungen Leute Bruͤssel's auf, nach Ant⸗
werpen hinzueilen, um der bedraͤngten Stadt zu Huͤlfe zu
kommen.
Unter den ersten Subscribenten fuͤr die Anleihe der pro⸗
visorischen Regierung bemerkt man ben Grafen Felix von Mäérode mit 10,000, den Grafen Friedrich von Mérode ebenfalls mic 10,000, Herrn de Potter mit 5000 und Hrn. Gendebien mit 3000 Gulden.
Ein Beschluß der provisorischen Regierung ermaͤchtigt alle Gemeinden, die Gelder, welche sie vorraͤthig und nicht zu ihren eigenen Beduͤrfnissen noͤthig haben, zu der von der provisorischen Regierung eroͤffneten Anleihe von 5 Millionen zu verwenden, auch zu dem naͤmlichen Zwecke Gelder auf ihre Guͤter aufzunehmen.
Der ehemalige Major von Hane de Steenhuyze in Gent
ist zum Obersten eines Kavallerie⸗Regiments (Jaͤger zu Pferde) ernannt worden, das in Flandern errichtet wer-⸗
den soll.
von der Polizei im Mindesten belaͤstigt zu werden. Gestern wollte man in Mons die Nachricht haben, daß sowohl die Freiwilligen dieser Stadt als die von Luͤttich und Tournay (Doornick) bei Antwerpen ganz ausgerieben worden seyen. Der Courrier des Pays⸗Bas aͤußert: „Die Be⸗ wohner von Verviers sind, wenn man nach ihren Organen
urtheilen darf, entschieden fuͤr eine Vereinigung mit Frank⸗ 1. — seinerseits bisher gegen die An⸗
reich gestimmt, welches nahme dieser sich anbietenden Provinz protestirt. — Die
Zeitung von Verviers hat dem Courrier de la Meuse den Krieg erklaͤrt, weil dieser letztere die Nachtheile einer Verei-⸗ nigung mit Frankreich heraushob und sagte: „wir sprechen es laut aus, wir wollen mit Frankreich vereinigt seyn, wir⸗,
die wir im Namen des Volkes sprechen.“ — In dem pa⸗ triotischen Vereine von Verviers hat .
vorgeschlagen, daß die Kandidaten zum Kongreß vorlaͤufig
erklaͤren sollten, sie wuͤrden fuͤr die Einigung mit Frankreich 1b stimmen, was so viel heißt, als Belgische Deputirte zwingen,
zum voraus der Unabhaͤngigkeit ihres eigenen Landes zu
entsagen.“ 82 8 Ein von Antwerpen hier
mener Reisender versichert, daß ein Drittheil der Stadt von
Luͤttich, 29. Okt.
der Feuersbrunst vernichtet sey. Das Hafen⸗Auartier, der
Theil des großen Bassins und der von der Boͤrse bis zum Wir hoffen,
Rathhause sollen am meisten gelitten haben. daß diese Schilderung etwas uͤbertrieben sey.
Bei einer Versammlung von Advokaten, welche gestern
gehalten worden ist, wurde einstimmig entschieden: Es sollte dem National⸗Kongreß eine Adresse vorgeiegt werden, wel⸗ che die Ansichten des Luͤtticher Gerichtshofes uͤber die neue Gerichts⸗Organisation enthielte. Man sollte darin foͤrmlich erklaͤren, er betrachte die gegenwaͤrtige Zusammensetzung der
Gerichtskoͤrper nur fuͤr provisorisch, und, um definitiv zu werden, muͤsse diese Zusammensetzung nach den daang seö.
gen eines organischen Gesetzes der Gerichts⸗Ordnung ge⸗
schehen.
Deutschland. Hannover, 29. Okt. Sicherem Vernehmen nach, wird⸗ unser allverehrter General⸗Gouverneur, Se. Koͤnigl. Hoheit E 8 ““ 8
8
atterie und eine Abtheilung Infanterie rechts
Die in Mons erscheinende Zeitung wundert sich dar⸗ uͤber, daß dort so viele Fremde sich aufhalten duͤrften, ohne
Herr Clermont, der uns gestern „unter Frankreichs Botmaͤßigkeit stellen wollte”“,
hat sich das Geruͤcht ver
der Herzog von Cambridge, in den ersten Tagen des naͤchsten Monats seine Ruͤckreise von London antreten. Mit dem Bau einer neuen Kaserne fuͤr das Garde⸗ Grenadier⸗Regiment wird noch in diesem Herbste der An⸗ fang gemacht werden. Auch heißt es, daß auf Allerhoͤchsten Befehl mit dem Ausbau des Koͤnigl. Schlosses schnell fortge⸗ schritten werden solle, worin Viele eine Bestaͤtigung der schon fruͤher gehegten Hoffnung erblicken, daß Se. Majestaͤt im Laufe des kommenden Jahres Ihre Deutschen Staaten besu⸗ chen werden. 8 3 Der Uniformirung unsrer Armee stehen mehrere Veraͤn⸗ derungen bevor. Die Linien⸗Infanterie, welche bisher kurze Roͤcke trug, wird in Zukunft lange Roͤcke tragen. Auch der Schnitt wird veraͤndert, und, außer der Grenadier⸗Garde, rhaͤlt die ganze Infanterie neue Kopfbedeckung. Nach einer Bekanntmachung der Koͤnigl. Ober⸗Zoll⸗Di⸗ ektion ist der Eingangs⸗Zoll auf Erbsen, Bohnen, Speck,
Kartoffeln und mehrere sonstige Viktualien bis auf Weiteres aufgehoben.
Altona, 29. Okt. Die zur Feier des gestrigen Aller⸗ hoͤchsten Geburtsfestes J. M. unserer angebeteten Koͤnigin
beab sichtigte große Parade des Koͤnigl. und des Buͤrger⸗Mili⸗
tairs mußte, so wie alle anderen oͤffentlichen Feierlichkeiten, des unaufhoͤrlichen starken Regens und stuͤrmischen Wetters we⸗ gen wegfallen oder ausgesetzt werden. Um 12 Uhr Mittags
begruͤßte eine Salve von 27 Schuͤssen von dem Koͤnigl.
Wachtschiffe das allen Einwohnern so theure Fest. Die Mit⸗ glieder des hiesigen Museums hatten sich nebst ihren Gattin⸗ nen in ihrem Gesellschaftshause zu einem glaͤnzenden Mahle in großer Anzahl versammelt, wo Se. Exc. der Herr Ober⸗ dent Graf von Bluͤcher⸗Altona die Gesundheit J. M. einem schoͤnen Toast ausbrachte, der von allen Anwesen⸗ unter Trompeten, und Paukenschall mit dem begeistert⸗ Jubel erwiedert und mit den innigsten Wuͤnschen fuͤr Wohl der theuren Landesmutter begleitet wurde.
Schweiz.
Freiburg, 24. Okt. Der Kardinal von Rohan, der sich noch hier befindet, soll sich ehestens wieder nach Besan⸗ gon begeben.
— Mit der Nr. 84 des Courrier Fribourgeois hat fuͤr die⸗
ses Blatt ein anderes Leben begonnen, da es nun durch Fran⸗ 8 spsen hohen Ranges: Graf O' Mahoni, Ritter von Couchi,
Dr. Recamier u. s. w. redigirt wird.
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..HZ “ Spanien. — — Madrid, 14. Okt. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin befinden sich nebst der neugeborenen Infantin vollkommen wohl. — In Gemaͤßheit einer in Cadiz am 3ten d. M. von
hier aus eingetroffenen Ordre ist der dasige Gouverneur Don
Felipe de Fleyres abgesetzt und der Brigadier Don Antonio
ddel Hierro y Oliver, Oberst des in Cadiz in Garnison lie—
genden 1sten Linien⸗Regiments, an dessen Stelle ernannt wor⸗ den. Fleyres ist am 6ten d. M. nach Sevilla abgegan⸗ gen. Zwei Personen, welche ihn taͤglich umgaben, der ver⸗ abschiedete Oberst⸗Lieutenant Junquera und ein gewisser Go⸗ mez Segura sind, Ersterer nach Tarifa und Letzterer aus der Provinz, verwiesen worden. — Das Miliz⸗Bataillon Plasen⸗ cia, 600 Mann stark, ist am 7ten d. M. ploͤtzlich von San Fernando, wo es in Garnison lag, nach Tarifa marschirt. Man vermuthet, es sey eine Vorsichts⸗Maaßregel, wozu ein⸗ gelaufene Depeschen des General⸗Capitains vom Campo de San Roque Henetsnng gegeben haben duͤrften; gleichzeitig reitet, daß die Galeeren⸗Sklaven in Tarifa sich unruhig zeigen. — Eine Compagnie des 1sten Li⸗ nien⸗Regiments ist von Cadiz nach San Fernando gegangen, „um die Garnison daselbst zu verstaäͤrken. — Die kuͤrzlich aus einem der Haͤfen des suͤdlichen Frankreichs mit Auftraͤgen an die Franzoͤsischen Konsuln in den Spanischen mittaͤglichen Haͤfen gesandte Franzoͤsische Kriegs⸗Brigg „Hussard“ ist die Meerenge von Gibraltar passirt und westlich gesegelt. — — Madrid, 18. Okt. Diejenigen Jhee bnen, wel⸗ chen bei Gelegenheit der Geburt der Infantin Donna Maria Isabel Luisa K. H. Gnaden⸗Bezeugungen zu Theil gewor⸗ den, sind, so viel bis jetzt bekannt worden, folgende: Herr v. Salmon, welcher seit beinahe 5 Jahren das Amt eines
Ministers der auswaͤrtigen Angelegenheiten interimistisch ver⸗ waltet hatte, ist wirklicher Minister jenes Departements ge⸗ worden; dem Herzog von San Fernando ist der Orden des goldnen Vließes und dem Herzog von San Lorenzo das Großkreuz des Ordens Karls III. verliehen worden; Hr. Ca⸗
stillo, Dirigent des Ministeriums der auswärtigen Angelegenhei⸗
ten, hat das Commandeur⸗Kreuz dieses Ordens erhalten.
1I1
.“
Saͤmmtliche Minister sind zu wirklichen Staatsraäͤthen er⸗ nannt worden. — Vor mehreren Jahren hatte der Koͤnig ein Cirkular⸗Schreiben an alle Militair⸗, Gerichts⸗ und Civil⸗ Administrations⸗Chefs im Koͤnigreiche erlassen, worin ihnen anbefohlen wurde, gewissen Koͤnigl. Befehlen, Dekreten ꝛc., wenn sie (die gedachten Chefs) sich uͤberzeugten, daß deren Ausfuͤhrung fuͤr den Staat nachtheilige Folgen haben duͤrf⸗ ten, nicht Gehorsam zu leisten. Dies Cirkular ist am 7ten d. M. neuerdings an die betreffenden Behoͤrden in allen Zweigen der oͤffentlichen Verwaltung abgesandt worden; nach Einigen soll es auf Veranlassung des Kriegs⸗Ministers, nach Andern aber auf die des Justiz⸗Ministers geschehen seyn, und zwar mit Hinsicht darauf, daß, wie solches nicht selten der Fall ist, gewisse Koͤnigl. Verordnungen von Zeit zu Zeit neuer⸗ dings zur oͤffentlichen Kenntniß gebracht werden. Am 13ten d. M. bemerkten die Post⸗Offizianten, daß sich in dem Briefkasten auf dem Post⸗Amte zur Absendung nach den Provinzen eine uͤberaus große Anzahl Pakete von gleicher Groͤße und Form, an unbedeutende Personen adressirt, vorfanden. Dies erregte Verdacht, und als man eines jener Pakete oͤffnete, ergab es sich, daß deren Inhalt gedruckte Proclamationen waren, welche die apostolische Par⸗ tei erlassen hatte. Solche enthielten eine Protestation der Apostolischen und Karlisten, worin gesagt wird, daß der Koͤ⸗ nig nicht berechtigt sey, Familien⸗Pakten umzustoßen, und er folglich widerrechtlich gehandelt habe, indem er seine Toͤchter zu seinen Nachfolgerinnen und Erbinnen der Spanischen Krone, in Ermangelung maͤnnlicher rechtmaͤßiger Leibeserben, erklärt; die Spanier duͤrften diese Beeintraͤchtigung nicht er⸗ lauben, sonbern muͤßten sich dawider erklaͤren, und der In⸗ fant Don Carlos solle regieren. Die Polizei hat noch in der nam⸗ lichen Nacht in allen Buchdruckereien Untersuchung anstel⸗ len lassen, und ist bis jetzt ausgemittelt worden, daß die frag⸗ liche Proclamation in der Buchdruckerei von Ibarra gedruckt worden ist. Hierauf haben Se. Majestaͤt befohlen, allen Be⸗ hoͤrden im Reiche die gemessensten Ordres zu ertheilen, daß solche den Inhalt des obgedachten unterm 7ten d. M. an sie erlassenen Cirkulars als null und nichtig anzusehen und die erhaltenen Exemplare unverzuͤglich nach Madrid zuruͤckzusen⸗ den haben. Zugleich gab dieser Vorfall Anlaß zu dem am 14ten d. M. publizirten Supplement der Madrider Zeitung von dem naͤmlichen Tage, welches folgendergestalt lautet: „Koͤnigl. Dekret. Es ist Mein Wille, daß Meiner ge⸗ liebten Lochter, der Infantin Donna Maria Isabel Luisa, die nämlichen Ehrenbezeigungen erwiesen werden sollen, als einem Prinzen von Asturien, indem sie Meine Erbin und rechtmaͤßige Nachfolgerin in Meiner Krone ist, bis mir der Allerhöͤchste einen Sohn schenken moͤchte. Mit des Koͤnigs Handzeichen versehen. Gegeben im Pallast, am 13. Oktober 1830.“ — Dem Grafen Lucchesi Palci, außerordentlichen Ge⸗ sandten und bevollmaͤchtigten Minister Sr. Neapolitanischen Majestaͤt am hiesigen Hofe, ist von Sr. Katholischen Maje⸗ staͤt das Großkreuz des Ordens Karls III. verliehen worden. — Die constitutionnellen Insurgenten sind, 1700 Mann stark, in Spanien eingefallen, 1000 Mann sind uͤber die Pyrenaͤen im Koͤnigreiche Arragonien eingedrungen und haben die Rich⸗ tung nach Jaca genommen, und 700 sind uͤber Zugarramur⸗ di und Urdache in Navarra und Biscaya eingebrochen. Jenes Gesindel besteht aus Spaniern, Italiaͤnern, Franzosen, Por⸗ tugiesen, Griechen und andern Nationen. — Auf dem neu⸗ tralen Gebiet zwischen Spanien und Frankreich sollen sich die Franzoͤsischen Basker bewaffnet haben, in der Absicht, sich wegen des ihnen zugefuͤgten Unrechts, in Betreff der Huͤ⸗ tungs⸗Gerechtigkeit, zu raͤchen und in Spanien einzufallen, um mit Gewalt ihre Sache durchzufuͤhren. — In Galicien sollen mehrere Gemeinden die Koͤnigl. Freiwilligen entwaffnet und einen Kommandanten derselben, welcher Miene machte, auf die Einwohner Feuer geben zu wollen, haben todtschießen lassen. Man hat hierauf regulaire Truppen dahin geschickt und, wie es heißt, achtzig der empoͤrten Einwohner todtschie⸗ bon te
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Berlin, 3. Nov. Se. Maj. der Koͤnig der Niederlande
haßen dem K. Kapellmeister G. A. Schneider und dem Dichter
Ludwig Liber hierselbst, als Beweis der Allerhoͤchsten Zufrie⸗ denheit mit einer von dem Letztern gedichteten und von dem Erstern in Musik gesetzten Kantate zur Heesiuang, Iüren. Koͤnigl. Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Albrecht von Preußen, Jedem einen werthvollen Brillantring einhaͤn⸗