1830 / 309 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

beide aͤlteste Soͤhne von Willemsdorf hier wieder ein und statteten sogleich einen Besuch bei Sr. Majestaͤt dem Koͤ⸗ nige ab.

Sonntag Morgens traf auch Se. K. H. der Prinz von Oranien aus Willemsdorf hier ein. Hoͤchstderselbe wohnte darauf mit Ihren Majestaͤten und den uͤbrigen Mitgliedern

der Koͤnigl. Familie dem Gottesdienste in der Kloster⸗Kirche bei.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben durch Beschluß vom 28sten v. M. das Marine⸗Departement ermaͤchtigt, das in Ladung liegende Transportschiff „Dordrecht“ sofort nach Ma⸗ hon abzusenden und mit demselben dem die Niederländische Flotte im Mittellaͤndischen Meere kommandirenden Contre⸗ Admiral van de Sande den Befehl zu ertheilen, mit seinen Schiffen sobald als moͤglich nach dem Vaterlande zuruͤckzu⸗ kehren, um dessen Stroͤme und Fluͤsse vertheidigen zu helsen.

Folgendes ist der offizielle an Se. Koͤnigl. Ho⸗ heit den Prinzen Friedrich der Niederlande, Admiral und General⸗Oberst der See⸗ und Land⸗ macht, abgestattete Bericht uͤber die seit dem 24. Okt. in Antwerpen vorgefallenen Ereignisse:

„Rachbem unsere Truppen die Stellung hinter der Nethe und dem Rupel verlassen und sich vor den Doͤrfern Berchem, Burgerhont, Kiel und Merxem aufgestellt hatten, gab der Gene⸗ ral⸗Lieutenant Baron Chasss am 23. Okt. den Befehi, die noͤrd⸗ lichen und suͤdlichen Gegenden der Festung Autwerpen, die Ge⸗ gend des Flandrischen Hauptes, so wie die der Forts Lillo und Liefkenshoek, unter Wasser zu setzen, so wie endlich die Gebaͤude und anderen Vorwerke in der Rahe von Antwerpen, die dem Feinde zur Deckung dienen koͤnnten, fortzuschafen. Diese Maaß⸗ regeln, so gebieterisch und nothwendig sie auch waren, erzeugten doch unter den Einwohnern ein allgemeines Mißvergnuͤgen; vor Allem aber verdroß es sie, daß einige Haͤuser in Brand gesteckt wurden. Am 2sten, an welchem Tage der vorgeschriebene Be⸗ fehl in Ausfuͤhrung gebracht worden war⸗ kamen des Abends die Herren Buͤrgermeister urd Schoppen der Stadt Antwerpen zum General Chassé auf die Citadelle, setzten ihn von der Erbitterung der Einwohner uͤber die von ihm genommenen Maaßregeln in Kenntniß und theilten ihm ihre Besorgniß mit, daß, wenn man fortführe, die Haͤuser außerhalb der Festung abzubrennen, das Volk in Aufstand gerathen moͤchte. Der General⸗Lieutenant, der dies einsah, beauftragte den Buͤrgermeister, die innerhalb einer Distanz vom 150 Ellen vom Glacis der Citadelle Haͤuser abbrechen zu lassen, welcher Auftrag von demselben auch angenommen wurde.”

„Waͤhrend des 25sten blieb es in der Stadt nicht allein ru⸗ hig, sondern man entdeckte nicht eiumal eine Spur, daß Aufruhr zu befuͤrchten sey, ja auch dann nicht, als die Truppen, ihre Stellungen außerhalb der Stadt verlassend, in dieselbe einzogen. In der Nacht vom 25sten zum 26sten blieb die Ruhe ebenfalls ungestoͤrt, doch am Morgen dieses Tages um 8 Uhr pluͤnderte der Poͤbel ein Schiff, in welches eine Anzahl Waffen des Regi⸗ ments Lanciers No. 10. geladen worden war; diesem wurde je⸗ doch zum Theil noch dadurch gesteuert, daß der Oberst der Seetrup⸗ pen, Lewe van Aduard, eine gewaffnete Schaluppe nach der Stelle hinsandte und das Schiff den Strom hinauf bringen ließ. Um 10 hr fand ein Poͤbel⸗Außauf in der Kirchstraße beim St. Andreas⸗Platz statt; ein Detaschement von 100 Mann wurde hingesandt, um diese Zusammenrottung aus einander zu treiben; es fand jeboch Widerstand, sy daß es sich gendthigt sah, Gewalt zu gebrauchen, wodurch denn guch fuͤr den Augenblick die Ruhe scheinbar wiederhergestellt wurde. Kurz darauf begab sich ein zweites Detaschement nach dem St. Andreas⸗Viertel, gerieth hier jedoch sogleich mit den Aufruͤhrern in ein Gefecht und wurde von den Kaͤusern aus beschossen. Von diesem Augenblicke an wurden auch alle Thor⸗Wachen und die Truppen, die inner⸗ halb der Stadt standen, von den Buͤrgern, die sich in die nahe gelegenen Haͤuser begeben hatten, beschossen oder von den auf der Straße sich befindenden angefallen, was unaufhoͤrlich den ganzen Tag und auch einen Theil der Nacht anhielt. Der General⸗ Lientenant Chassé hatte im Verlaufe des Nachmittags einige Schuͤsse auf die Haͤuser des St. Andreas⸗Viertels, aus welchen die Soldaten von den Buͤrgern beschossen wurden, richten lassen, eben so auch auf einen Zugang der Citadelle, wo ein Treffen mit den Meuterern stattgefunden hatte, jedoch beides nur, um Furcht einzujagen, und war denn auch der Erfolg hiervon, daß am Tage darauf um 7 Uhr fruͤh eine Deputation von Notabeln, die den Baron

Osy, Praͤsidenten der Bank, an ihrer Spitze hatte, bei Sr. Ercellenz

angemeldet wurde und dem General vorstelite, daß er alle Feind⸗ seligkeiten moͤge einstellen lassen, und zwar nicht blos um fernerem Blutvergießen zuvorzukommen, sondern guch um die Wohlgesinn⸗ ten gegen einen voͤlligen Untergang zu bewahren; sie sagten fer⸗ ner, daß sie von einem Einwohner der Stadt begleitet seyen, der es uͤbernommen haͤtte, Sr. Excellenz ein ihm von einem Ab⸗ gesandten der provisorischen Regierung Belgiens eingehaͤndigtes Schreiben zuzustellen. Dieses Schreiben enthielt den Vorschlag,⸗ die ineder Stadt befindlichen Truppen in das Kastell zuruͤckzu⸗ zichen und die Stadt von ihren Truppen besetzen zu lassen, je⸗ doch von diesem Augenblicke ab alle Feindseligkeiten einzustellen; der Abgeordnete stellte zugleich anheim, daß sofort eine Deputa⸗ tion an Se. Maj. gesandt werde, um uͤber die Raͤumung der Festung von hen Koͤnigl. Truppen Untertandlungen anzuknuͤpfen. Da unsere Truppen, zufolge der eingegangenen Napporte,

elegenen

von allen Seiten sehr gedraͤngt wurden und sich nicht laͤnger auf den von ihnen eingenommenen Stellungen an den Thoren behaupten konnten, so fand der General⸗Licutenant Chassé den Vorschlag annehmlich, indem er sich doch sehr bald gendthigt ge⸗ sehen haͤtte, die Truppen zuruͤckzuziehen, was, bei dem Feuer aus den Haͤusern, nicht ohne großen Verlust wuͤrde zu bewerk⸗ stelligen gewesen seyn. Der General zog jedoch, ehe er einen Beschluß dieserhalb faßte, die Meinung aller Corps-Chefs zu Rathe, und diese stimmten fuͤr den Vorschlag des gedachten Ab⸗ geordneten, worauf der General Befehl ertheilte, daß die Feind⸗ eligkeiten auf allen Punkten eingestellt werden und die Trup⸗ pen sich nach dem Werft⸗ und Bau⸗Magazin zuruͤckziehen follten; die Schluͤssel der Stadt⸗Thore wurden darauf an den

Deputirten der provisorischen Regierung nach dem Nathhause

gesandt, wo er sie auch, wie aus dem daruͤber ertheilten Em⸗ pfangsschein hervorgeht, wirklich erhalten hat.“ „Sobald dieser Waffenstillstand bekannt wurde, hoͤrte das

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Feuer an allen Punkten guf, und die Truppen begaben sich nach

bemeldeten Magazinen, jedoch

d zinen, i ward noch von Zeit zu Zeit uus den Haͤusern auf die Besatzung der Citadelle geschossen, wahr⸗

scheinlich von Seiten derijenigen, die keine Kenntniß von der ge⸗

troffenen Ucbereinkunst hatten Um diesem Schießen ein Ziel zu setzen, hielt es der General⸗Lieutenant Baxon Chasse fuͤr rath⸗ sam, auf einer der Bastionen der Citadelle eine weiße Fahne auf⸗ zichen zu lassen. se M Befehlshaber der Artillerie nannte, sich mit

wissen, weshalb die weiße Fahne aufgezogen worden sey. Der General antwortete, es sey geschehen, um einen Jeden daran zu mahnen, die geschlossene Capitulation zu respektiren.

ferner erklaͤrte er im Namen des Befehlshabers der Truppen, dessen Abgesandter er zu seyn vorgab, die abgeschlossene Capitu-

lation fuͤr ungesetzmaͤßig und ohne irgend eine verbindende Kraft und nahm endlich den Vorschlag des General⸗Lieutenants Chasss an, sich zu den Deputirten der provisorischen Belgischen Regie⸗ rung zu verfuͤgen und das Resultat seiner Unterredung mit den-⸗

felben in Person mitzutheilen. Nicht fruͤher als um 1 Uhr wur⸗

Diese Maaßregel vergnlaßte Kessels, der sich einem Oberst⸗

Lieutenant, Namens Niellon, als Parlamentaire bei dem General anmelden zu lassen; nachdem sie vorgelassen, verlangten sie zu

Antwort war Kessels nicht zufrieden und sagte, die buͤrgerliche Macht sey nicht befugt, eine militairische Uebereinkunft zu 1mqmp“

den Parlamentaire angekuͤndigt, die, ohne Einlaß zu verlangen, dem Befehlshaber der Wache zwei gleichlautende Aufforderungs⸗

chreiben zum Capituliren uͤbergaben, um selbige dem General⸗ sjeutenant Chass einzuhaͤndigen. der Waffenstillstand, welcher der fruͤheren Uebereinkunft zu⸗ folge auf unbestimmte Zeit abgeschlossen uUhr Nachmittags begraͤnzt, wo geantwortet werden ob man gesonnen sey, die Capitulations⸗Vorschlaͤge anzu⸗

nehmen. Gegen halb 2 Uhr begannen die Meuterer wiederum auf unsere innerhalb des Bezirkes des Werft⸗ und Bau⸗Maga-⸗ zins befindliche Truppen ein Gewehrfeuer, das sich immer mehr verstaͤrkte, dergestalt, daß der dort befebligende Oberst Sprenger

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zum zweitenmal anfragen ließ, ob er Befehl geben duͤrfe, gleich⸗

Capitulation im strengsten Sinne des Wortes befolgen wollte, wobei er zugleich befahl, eine weiße Flagge aufzustecken. Das

falls zu feuern, was aber der General verwelgerte, weil er die

machte jedoch nicht den mindesten Eindru if die und das Feuern wurde nur immer lebhafter, bis zuletzt gar ein Feldstuͤk vor den Haupteingang in den besagten Bezirk des Ma⸗

In dieser Aufforderung wurde war, bis um 4

auf die Aufruͤhrer,

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gazins aufgefuͤhrt und das Thor gesprengt wurde; unsere Trup⸗

pen geriethen hierdurch in große Verwirkung und sahen sich ge⸗

zwungen, sich auf das eiserne Thor zuruͤckzuziehen. Der General

Lieutenant Chassé, empoͤrt uͤber die Verletzung des geschlossenen

Waffenstillstandes, gab nun ungefaͤhr halb 4 Uhr den Befehl, auf das St. Andreas Cuartier, wo sich die Meuterer in großer Ana zahl befanden, nicht nur ein Gewehrfeuer zu eroͤffnen, sondern ies

zu bombardiren und Brandkugeln hinein zu werfen, wo⸗-⸗- mit bis halb 8 Uhr fortgefahren wurde, waͤhrend die Kriegs⸗ 1 Fluß⸗Seite 1up“

auch

Stadt von der

schiffe ihrerseits die hatte das

beschossen. Kaum Bombardement gufge

sich eine Kommission von Antwerpenzer Notabeln, einen Ma⸗ 8

jor der Schutterei, Namens Dubois, an der Spitze, zum Parla- Nachdem sie vorgelassen war, machte b

mentiren anmelden ließ. msie vorgel sie dem General⸗Lieutenant Chassé eine Schilderung der durch das Bombardement verursachten Verwuͤstung und bat um Ab⸗

schluß eines neuen Waffenstillstandes, um allem ferneren Unheil

vorzubeugen, wobei sie zwei Schreiben einhaͤndigte, deren eines

von Rogier, Mitglied der provisorischen Regierung, und von

Robiano de Borsbeek, Gouverneur der Provinz Antwerpen, und

das andere von Stevenotte, Befehlshaber in der Stadt Antwer⸗

pen, unterzeichnet war; in beiden ward zu erkennen gegeben, daß man beabsichtige, am folgenden Tage die abgebrochenen Unter⸗ 8

handlungen wieder anzuknuͤpfen. Der General⸗Lieutenant Chasst, das Loos der Einwohner beruͤcksichtigend, willigte in den Vor⸗

chlag der Notabeln und haͤndigte ihnen zugleich ein Schreiben 1

an Rogier und Robiano de Borsbeek ein, worin er zu erkennen gab, daß er seinerseits bis zum naͤchsten Morgen um 8 Uhr keine

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einkun zuschließen, wobe

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Feindseligkeiten anstellen wolle, zu welcher Stunde er verlange, daß sich eine Kommission von Seiten der provisorischen Re ee rung Belgiens zu ihm veß gen solle, um eine bestimmte Ueber⸗

er zugleich erklaͤrte, er wuͤrde ohne

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Verzug das Bombardement wieder beginnen, sobald man auf seine 28

8 gen eine Uebereinkunft getroffen wurde oder nicht.

bemerke ich, daß

von der provisorischen Regierun

befindet. Verguͤtigung fuͤr das seyn, was bereits hinweggefuͤhrt wor⸗ den ist.

ten jedoch ihre Waffen auf dem Glacts

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uppen feuern sollte.”

„Da der Unterzeichnete die Citadelle denselben Tag um 14 Uhr Abends verließ, so ist ihm unbewußt, ob am naͤchsten Mor⸗

e Der Unter⸗ eichnete findet es nicht fuͤr unzweckmaͤßig, zu melden, daß ein Leheil der Schutterei sich mit den Aufruͤhrern vereinigt und auf unsere Truppen gefeuert hat. Beim Ueberlesen dieses Berichtes ich es unterlassen habe, gehoͤrigen Orts einzu⸗ daß Se. Excellenz der General⸗Lieutenant Chassé die Belgiens ihm vorgeschlagene Capitulation nicht nur verwarf, sondern sie mit der Sprache des

schalten

peleidigten Ehrgefuͤhls beantwortete; ferner, daß am 27sten Abends

zwischen 6 und 7 Uhr einige wenige Mannschaft von dem allge⸗

meinen Depot der Landmacht die Werft⸗ und Bau⸗Magazine,

in welche sich die Meuterer geworfen hatten, wieder in Besitz

nahm und sie syaͤter in Brand steckte; und endlich, daß die Ar⸗

tilleristen alles Geschuͤtz, das sich dort befand, vernagelten.

Haag, den 30. Oktober 1830. 11“*“ dirigirende Oberst der Festungswerke, 8 Van der Wyck.“

Unter den diesem Berichte beigefuͤgten noch nicht auf

anderem Wege bekannt gewordenen Aktenstuͤcken befinden sich

nachstehende von den Herren Kessels und van den Herre⸗

weghe dem General Chassé am 27ͤten gemachte Vorschlaͤge

und dessen darauf ertheilte Antwort: I. „Das stets siegreiche Belgische Heer macht, nachdem es mit Huͤlfe der tapfern Einwohner Antwerpens hier einge⸗

euͤckt, folgende Vorschlaͤge:

1) Die Raͤumung der Citadelle und des Arsenals in der

Kloster⸗Straße von den Hollaͤndischen Truppen, welche das

eine wie das andere noch besetzt halten.

2) Alles Material in der Ciradelle, im Arsenale und an anderen Orten der Stadt muß da bleiben, wo es sich jetzt Diese Kriegsbeduͤrfnisse wuͤrden auch nur eine kleine

3) Die Kriegsschiffe, die sich auf der Rhede vor der Stadt

befinden, sind gleichfalls und ohne alle Widerrede National⸗

4) Die Offiziere sollen ihre Degen behalten, die Solda⸗ der Citadelle nieder⸗

legen; auch sollen die Hollaͤndischen Truppen nicht anders,

als in Corps von 100 Mann, zum Thore hinausziehen, oder

sie sollen sich auch im Namen der provisorischen Regierung

binnen zwei Tagen von der Annahme der gegenwaͤrtigen Be⸗

stimmungen einschiffen koͤnnen. r 5) Die gegenwaͤrtigen Vorschlaͤge sollen bis 4 Uhr Nach⸗ mittags angenommen seyn oder als nicht gethan angesehen werden. IlIl. Antwort des Generals Chassé. Meine Herren! Nachdem ich auf die Vorstellung eines Abgeordneten der provisorischen Regierung einen Waffenstill⸗ stand eingegangen war, bis Se. Majestaͤt unser Koͤnig be⸗ stimmt haben wuͤrden, ob das Heer vielleicht die Citadelle ver⸗ lassen soll, war ich auf das aͤußerste verwundert, eine Auf⸗ forderung zur Uebergabe der Citadelle zu erhalten, and zwar mit der Vorschrift, den Beschluß dieserhalb bis 4 Uhr Nachmittags zu fassen. Ich hatte das erste Ueberein⸗ kommen auf das Gesuch von Deputirten des Magistrats von Antwerpen abgeschlossen, lediglich um sernerem Blutver⸗ gießen zuvorzukommen und um den Einwohnern der Stadt, in der ich Jahre lang gewohnt habe, schreckliches und unbe⸗ rechenbares Ungluͤck zu ersparen. Ich mußte, m. H., darauf rechnen, daß dieses Uebereinkommen von Ihrer Seite mit der strengsten Genauigkeit beobachtet werden wuͤrde. Mit Leidwesen sehe ich jedoch, daß ich mich getaͤuscht habe, und daß Sie es haben auf sich nehmen koͤnnen, dasselbe mit Ver⸗ achtung aller Kriegsgesetze zu schaͤnden. Ich mache Sie, m. H., verantwortlich fuͤr diese treulose und veraͤchtliche Handlungsweise, die als solche von ganz Europa erkannt werden wird, und von der ich unserm Erlauchten Koͤnige An⸗ zeige machen werde. Ich erklaͤre Ihnen schließlich, m. H., daß ich die erniedrigenden Bedingungen, die Sie mir zu machen sich herausgenommen haben, von mir weise, daß ich die Festung, deren Befehl mir anvertraut wurde, auf das alleraͤußerste werde zu vertheidigen suchen, und daß ich nie⸗ mals eine Bebingung annehmen werde, wodurch meine Ehre, welche bisher auch nicht den mindesten Fleck erlitten hat, be⸗ sudelt werden wuͤrde.

Der General⸗Lieutenant, Kommandant der Festung

Antwerpen, Baron Chassé.“”“ 8

lgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung

Die letzten Nachrichten aus Antwerpen bestaͤtigen . daß seit der Nacht vom 27. Okt. die Stadt nicht mehr beschossen worden, und daß der General Chassé einen Vertrag genehmigt hat, dem zufolge bis zum 2. Nov. ein Waffenstillstand stattfinden soll.

Taͤglich gehen neue Abtheilungen bewaffneter Buͤrger nach dem Moerdyk und den nahe gelegenen Punkten aus verschiedenen Theilen des Reiches ab.

Die Rotterdamsche Courant sagt: „Am 257sten wagten die Insurgenten in Antwerpen auch einen Angriff auf die vor der Stadt liegende Flotte, doch wurden sie von derselben so gut empfangen, daß sie wahrscheinlich einen zwei⸗ ten Angriff der Art nicht unternehmen werden. Am Bord des „Komeet“ ist der Lieutenant Justus Klinkhamer schwer verwundet worden und 24 Stunden darauf den Heldentod gestorben. Man nennt auch den Lieutenant Maas unter den Verwundeten am Bord der Schiffe.“

Der General⸗Lieutenant Gunkel ist, wie man vernimmt auf sein Gesuch des Oberbefehls uͤber die Festung Breda ent⸗ lassen worden, und ist der General⸗Maͤjor Wildeman an seine Stelle dorthin abgegangen.

Im Laufe dieser Woche wird Hr. P. Varkevisser, Mit⸗ glied des hiesigen Magistrats, der sich bereits mehreremale bei der Errettung von Schiffbruͤchigen ausgezeichnet hat, mit sechs Kanonierbooten von Schevenigen nach dem Moerdyk abgehen, um daseibst Posto zu fassen.

Aus dem Zuchthause in Herzogenbusch sind 200 Straͤf⸗ linge auf zwei Schiffen unter gehoͤrigem Geleite nach Leyden abgesandt worden.

Antwerpen, 29. Okt. Fast die Haͤlfte der Be⸗ wohner Antwerpens hat sich gefluͤchtet. Auf den Straßen sieht man nichts als Barrikaden, rauchende Truͤmmer, Fluͤch⸗

tende und außer wenigen aͤrmeren Bewohnern ungeheure Massen von Brabantern und ihrem Aeußern nach wirkliche Jeder hat einen Kittel, und zum Theil haben sie

und Säaͤbel, doch Alle haben Militair⸗ oder

Brigands. auch Czakos

Jagd⸗Gewehre. Es ist auch ein ganz entsetzliches Corps,

grausam, keine Gefahr kennend und voller Verwuͤnschungen Wie das hier enden wird, mag Gott

gegen die Hollaͤnder. 2 wissen. Antwerpen ist sehr ruinirt, und beim naͤchsten Bom⸗ bardement flieht gewiß Alles von hier. Die Citadelle ist un⸗

nehmbar, und der General Chassé (ein geborner Belgier, von Napoleon der Général la Bayonette ou mon Epée genannt), hat gedroht, ersten Vorfall das Bombhardement zu erneuern weil es, ver⸗ ein Raub der Flammen Zweitausend Belgier, Leute aus allen Klas⸗ sen, haben sich erboten, ihr Leben daran zu setzen, um die Eine aͤhnliche Revolution hat die nan weiß hier nichts, will

auf den durchaus nicht zu wirken ist, bei dem und dann erestirt kein Antwerpen mehr, lassen von seinen Bewohnern,

werden wuͤrde.

Citadelle zu erobern. Welt vielleicht noch nicht erlebt,

nichts, als morden und zerstoͤren. Ob Brabant Franzoͤsisch

oder ob es eine Republik werden, oder wer dasselbe regieren Nur das weiß

soll, ist in diesem Augenblicke Nebensache. Jeder gewiß, nach Holland solls hin, und da will man Alles niedermachen. Nach Holland, nach Holland ruft Einer dem

Andern zu, und je zerrissener und zerlumpter die Banden aussehen, desto verwegener und zuͤgelloser gebehrben sie sich

in ihren Unternehmungen. Bruͤssel, 31. Okt.

Alles in demselben Zustande wie am 28sten und 29 d. befand

Die Freimilligen kommen von vielen Seiten herbei, doch die zum Waffendienste untauglichen Bewohner verlassen immer

mehr die Stadt.

Man hat hier Nachrichten aus Antwerpen vom gestrigen Tage, denen zufolge sich dort noch

Die vor Antwerpen bisher liegenden Kriegsschiffe haben, wie man vernimmt, eine andere Stellung eingenommen. Es soll ein Dampfschiff aus Holland mit Depeschen fuͤr den

Gouverneur angekommen seyn; auch hoͤrt man, daß viele

Belgische Truppen sich von Antwerpen auf dem Wege nach

Breda in Bewegung gesetzt haben.

Von Gent ist ein zweites Detaschement unter dem Be⸗

fehle des Majors van de Poele nach Antwerpen abgegangen.

Es ist hier eine Bekanntmachung erschienen, in der die verschiedenen Frei⸗Corps aufgefordert werden, nicht mehr

ohne ausdruͤcklichen Befehl nach Antwerpen zu marschiren,

.“

weil dort bereits ein Ueberfluß an dienstthuenden Truppen sey.

In hiesigen Zeitungen wird daruͤber Beschwerde gefuͤhrt, daß man seit drei Tagen keinen offiziellen oder uͤberhaupt

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