1830 / 309 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ausfuͤhrlichen Bericht uͤber die Vorgaͤnge in Antwerpen er⸗ halten habe. Naͤchstdem klagt man auch daruͤber, daß nichts Amtliches uͤber die Ereignisse in Zeelaͤndisch⸗Flandern bekannt gemacht werde, was um so auffallender sey, als Jeder doch die Nothwendigkeit einsehe, daß man sich jenes Landstriches und besonders Breskens bemaͤchtigen muͤsse, um dadurch Herr der Schelde und der auf derselben liegenden Kriegsfahrzeuge zu werden.

Aus Bruͤgge wird unterm 29sten d. gemeldet: „Die anze Stadt ist in Bewegung; vor zwei Tagen waren einige Henhenumgen der Pariser Legion nach Sluys gegangen, wel⸗ ches drei Stunden von hier im Zeeiaͤndischen Flandern liegt; man hatte seitdem nichts von ihnen erfahren, als heute Mit⸗ tag ein Eilbote ankam und Huͤlfe von den hier befindlichen Truppen, verlangte. Sogleich wurde der General⸗Marsch geschlagen und 800 Mann, unter denen 200 von der Belgi⸗ schen Legion, versammelten sich auf dem Markte und gingen bald darauf mit zwei Feldstuͤcken uach Sluys ab. Es heißt, daß Hollaͤndische Truppen in Breskens gelandet seyen und in diesem Augenblicke zu Oostburg Batterieen aufpflanzen, um eine Linie im Lande von Cabsand zu ziehen und sich ge⸗ gen jeden Angriff sicher zu stellen. Unsere Soldaten waren gestern bis Ste. Anne ter Mieden, eine halbe Stunde von Sluys, auf Hollaͤndischem Gebiete vorgeruͤckt; heute fruͤh zeigten sich ihnen die feindlichen Truppen mit starker Macht. Die Freiwilligen versuchten aunfangs ein Tirailleur⸗Feuer, sahen sich jedoch bald genoͤthigt, sich nach West⸗Capelle auf Belgischem Gebiete zuruͤckzuziehen, wo sie ihre Stellung be⸗ hauptet haben. Die Hollaͤnder scheinen ungefaͤhr 1000 Mann stark zu seyn.“

Vor Nieuport haben sich mehrere Hollaͤndische Fre⸗ gatten blicken lassen. Der Oberst von Pontécoulant eilte so⸗ gleich dahin, um die Kuͤsten zu untersuchen und in Verthei⸗ digungsstand zu setzen. Da er jedoch hoͤrte, daß in Ypern und in Courtray Unruhen ausgebrochen seyen, so ging er nach diesen Orten ab und begnuͤgte sich, an die Einwohner von Nieuport eine Proclamation zu erlassen, in der er sie zur Eintracht und zur Gegenwehr auffordert.

Auch vor Terneuzen sind mehrer Hollaͤndische Kanonier⸗ Schaluppen und eine Brigg erschienen; die Einwohner fluͤch⸗ ten dort alle aus den Poldern, weil eine Durchstechung der Deiche und Ueberschwemmung des Landes befuͤrchtet wird.

Aus Maldeghem (Ost⸗Flandern) schreibt man: „Am 29sten d. erschien der Feind in unserer Gemeinde; sogleich wurde die Sturmglocke gezogen, und in weniger als einer Stunde war die ganze Bevölkerung, ungefaͤhr 600 Seelen, ohne Unterschied des Geschlechtes und des Alters, unter den Waffen.“

Die Einwohner von Calloo haben sich, wie man ver⸗ nimmt, der Ueberschwemmung der Polder von Liefkenshoͤk

widersetzt ob jedoch mit Erfolg, wird nicht gemeld

Daͤne mark.

Kopenhagen, 30. Okt. Das Geburtsfest der allver⸗ ehrten Landesmutter am 28sten d. M. ward hier freudig und dankbar in vielen privaten Kreisen begangen. Eine leichte Unpaͤßlichkeit Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin hinderte Allerhoͤchst⸗ dieselbe, die Gratulations Cour und das angesagte Hoffest zu empfangen. Am 29sten beehrten IJJ. MM. und der ganze Hof das Schauspielhaus mit Ihrer Allerhoͤchsten Gegenwart, wo zur Feier des gestrigen Tages ein von Herrn Bournon⸗ ville neu arrangirtes Ballet, „Panl und Virginie“, aufge⸗ fuͤhrt ward. JIJJ. MM. wurden bei der Ankunft mit en⸗ thustastischem Jubel begruͤßt und bei der Abfahrt eben so be⸗ leitet. Der Theil der Stadt, den die Koͤniglichen Herr⸗ schaften passirten, war erleuchtet. 1 Zufolge Koͤnigl. Reskripts vom 22sten d. M. ist die fuͤr die Westindischen Eilande bestehende Anordnung, daß die dor⸗ tigen Sklaven nicht in kriminellen und civilen Sachen zeu⸗ gen und ihre Aussage beeidigen konnten, dahin veraͤndert worden, daß dieselben in allen kriminellen Sachen sowohl ge⸗ gen Freie als Sklaven, sowohl gegen die weiße als farbige Population, wenn die Sache nur nicht den eigenen Brod⸗ herrn angeht, als Zeugen auftreten und ihre Aussage beeidi⸗ gen koͤnnen, falls sie getauft sind und es konstatirt wird, daß die Bedeutung und Heiligkeit des Eides ihnen klar ist. 1111XA“

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Leipzig, 4. Nov. Unsere heutige Zeitung enth

gende Beranntmachung: „Glaubwuͤrdigen Nachrichten zufolge streifen fremde Emissarien aus hoͤheren Staͤnden, so wie aus den arbeitenden Klassen, auch in hiesigen Landen umher, um strafbare Verbindungen anzuknuͤpfen und direkte Aufwiegelun⸗ gen in den Staͤdten sewohl als auf dem Lande zu Unter⸗

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die Spur zu kommen.

aͤlt fol⸗

8 nensvoll erwartet die Regierung von den

nehmen. Vertra

guten und treuen Gesinnungen hiesiger Unterthanen, daß sol⸗ che nur auf fremdes Interesse berechnete frevelhafte Unter⸗

nehmungen keinen Eingang finden werden, aber es ist auch hoͤchst wuͤnschenswerth, derartigen Verbindungen, die den ru⸗ higen Buͤrgern und Landbewohnern nur Unheil bereiten, auf Wenn auch von den Behoͤrden die groͤßte Wachsamkeit darauf verwendet wird, so ist doch allge⸗ meines dahin gerichtetes Bestreben das sicherste Mittel zur Erreichung dieses wichtigen Zweckes. 1 Es wird daher hiermit ein Jeder dringend aufgefordert, jede darauf Bezug habende Wahrnehmung der Obrigkeit ohne Verzug anzuzeigen, auch nach Befinden ihr solche verdaͤchtige Individuen zu uͤberliefern, was man um so mehr erwartet, als die Regierung bereits mehrere Beispiele solcher thaͤtigen Mitwirkung erhalten hat. 1“ Dresden, den 28. Oktober 1830. W“ Die zur Aufrechthaltung der oͤffentlichen Ruhe Allerhoͤchst vygyerordnete Kommission. 6 Johann, Herzog zu Sachsen.“ WMuͤrzburg, 2. Nov. So allgemein und verheerenb die Elemente im verflossenen Sommer in verschiedenen Ge⸗

genden, besonders im Obermainkreise Baierns, wuͤtheten, so allgemein und eifrig war auch bruͤderliche Wohlthaͤtigkeit be⸗

muͤht, den schwergepruͤften Landbauern mildernde Huͤlfe zu spenden. Das Beispiel freigebiger Großmuth, welches unser Koͤnig Ludwig gab, fand zahlreiche Nachahmung. Unter den Staͤdten des Obermainkreises verdient Bamberg ruhmvolle 8.. den 9 welches allein 1627 Fl. an die Behoͤrden ablie⸗ erte. Koͤnigl. Regimenter uͤberlieferten die ersten und reichlichsten Beitraͤge und gaben dadurch den herrlichsten Beweis, daß

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Die HH. Offiziere der beiden daselbst garnisonirenden 1

dieselben Ihrem Koͤnige nicht allein muthvoll in den Schlach⸗

ten, sondern auch freigebig bei Linderung zur Seite stehen. 2

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Bern, 29. Okt. Durch Kreisschreiben vom 20sten d. meldet der Geheime Rath des Vororts Bern den Regierun⸗ gen der Staͤnde, daß der Geschaͤftstraͤger in Paris, Herr v. Tschan, am 15ten dem Minister der auswaͤrtigen Angelegen heiten, Grafen Molé, sein neues Beglaubigungs⸗Schreiben uͤberreicht und daß derselbe alsdann auch am 16ten im Hoszirkel den Anlaß gehabt haät, aus dem Munde des Koͤnigs, neben wohlwollenden Aeußerungen fuͤr die Schweiz, den Ausdruck des Bergnuͤgens zu vernehmen, womit Se. Majestaͤt das ar Dieselben gerichtete Antwortschreiben der Eidgenossenschaft ge⸗ lesen haben.

Ein zweites vorortliches Kreisschreiben vom gleichen Tage macht die Staͤnde mit dem Inhalte einer Verbal⸗Note des Franzoͤsischen Geschaͤftstraͤgers bekannt, die durch zahl⸗ reiche entlassene Schweizer⸗Soldaten veranlaßt ward, welche, ohne mit regelmäßigen Paͤssen oder Wanderbuͤchern versehen zu seyn, nach Frankreich zuruͤckkehren, um Anstellung oder Arbeit zu suchen. In Ermangelung der erforderlichen Reise⸗ vapiere muͤßten aber dieselben, der zwischen beiden Staaten bestehenden Uebereinkunft zufolge, zuruͤckgewiesen werden, und der Vorort ladet die Regierungen ein, durch angemessene Kundmachungen ihre Angehoͤrigen vor unordentlichen Schrit⸗ ten zu warnen. 2.

Zu Genf haben sich in einigen Quartieren der Stadt die natuͤrlichen Pocken wieder gezeigt und neue Ermahnungen fuͤr Benutzung der Schutzpocken⸗Impfung an die Aeltern veranlaßt.

Zuͤrch, 30. Okt. Die auf den 1. Nov. außerordentlich einberufene Versammlung des großen Raths des Kantons Zuͤrch ward, wie das Einladungs⸗Schreiben sich ausdruͤckt, veranlaßt durch die von einigen Mitgliedern des großen Raths schriftlich eingelegten Antraͤge in Betreff mehrerer Verfassungs⸗ und Gesetzes⸗Bestimmungen, und es ist namentlich das soge⸗

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nannte Memorial von Uster, welches, mit umstaͤndlicher Wei⸗

sung des kleinen Rathes begleitet, der Berathung des großer Rathes unterlegt werden soll. Gerade dies war in dem ge dachten Memorial besonders in Antrag gebracht worden, da

mit der große Rath die Lage des Landes und verschiedene all⸗

fremden Ungluͤckes

gemein laut sich aussprechende Wuͤnsche des Volkes verneh⸗

men und alsdann pruͤfen moͤge, ob und wie denselben zu Be⸗,

foͤrderung allgemeiner Wohlfahrt entsprochen werden koͤnne. Als solche Wuͤnsche haben die 31 Mitglieder des großen Ra⸗

thes, die in Uster versammelt waren, in dem Memorial be-⸗ zeichnet: die Revision der Verfassung, besonders hinsichtlich

der Herstellung einer gleichmaͤßigen den Fortschritten der

Zeit entsprechenden Volks⸗Repraͤsentation, nebst Veraͤnderung

der bisherigen Wahlform fuͤr die indirekten Stellen im gro⸗

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8 ßen Rath, und weiterhin die Modification verschiedener Ge⸗

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setze, vorzuͤglich jener, die das Militair⸗Wesen, den Kasernen⸗

Dienst und die Montirungs⸗Kasse betreffen; endlich die Auf⸗

hebung der kleinen Zoͤlle (Octroi⸗Gebuͤhren der Stadt) und Verminderung der (gleichfalls der Stadt zustehenden) Kauf⸗

ten Be⸗

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8 Durch die im heute erschienenen Blatte der Gesetz⸗Sammlung enthaltene Allerhoͤchste Kabinets⸗ Ordre vom 30sten v. M. wird bestimmt, daß die unterm 30.

Okt. 1827 bekannt gemachte Eehebungs⸗Rolle der Eingangs⸗, Ausgangs⸗ und Durchgangs⸗Abgaben fuͤr das Jahr 1831 un⸗

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ter folgenden Modeficationen zur Anwendung kommen soll: 1) Von allen Roheisen⸗Arten ohne Unterschied, einschließ⸗ lich des alten Brucheisens, der Eisenfeile und des Hammer⸗

schiags, welche beim Ausgange theils mit 15 Sgr. und 72½

fuͤr den Centner zu entrichten.

Sgr. vom Centner besteuert, theils frei sind, ist sowohl in den oöͤstlichen als westlichen Provinzen uͤberall brim Ausgange eine Abgabe von Sieben Silbergroschen Sechs Pfennigen 2) Von Stabeisen und Roh⸗

stahl, von der Russischen Graͤnze bis zur Weichselmuͤndung

einschließlich, seewaͤrts eingehend, ist nur die allgemeine Ein⸗ gangs⸗Abgabe zu entrichten. 3) Von Wein und Most ist

beim Eingange in die westlichen Provinzen der Steuersatz

den westlichen in die oͤstlichen Provinzen versendet wird, die Steuer, in JI1I1“

von Acht Thalern fuͤr den Centaer, welcher in den oͤstlichen Provinzen gilt, zu erlegen, dagegen von Wein, der aus

Folge der Bestimmung des Gesetzes Mai 1318, F. 21., gaͤnzlich aufgehoben. 4) Das in der vierten Abtheilung Nr. 3. angeordnete Waage⸗

und Krahn⸗Geld von Vier Silbergroschen fuͤr den Centner,

von den auf der Elbe uͤber Wittenberge eingehenden auf

der Havel fuͤr das Inland verschifften Waaren ist aufgeho⸗

ben. 5) Zu §. 2. lil. c. der Allgemeinen Bestimmungen soll

in den Faͤllen, wo eine von der gewoͤhnlichen abweichende

Verpackungsart eingehender Waaren und eine erhebliche Ent⸗

bemerkbar wird, nicht nur den Steuerpflichtigen, sondern auch der Steuerverwaltung das Recht zustehen, die Netto⸗

fernung von den in der Heberolle angenommenen Tharasaͤtzen

Verwiegung und demgemaͤße Entrichtung der Steuer eintre⸗

ten zu lassen. 6) Zum §. 8. der Allgemeinen Bestimmun⸗

1 gen soll in allen den Faͤllen, wo die Entrichtung eines be⸗

stimmten Theils der Abgaben in Gold vorgeschrieben ist, dem Zahlungspflichtigen die Wahl bleiben, diesen Antheil entweder

Iin den obengedachten Muͤnzsorten, in Preußischen Goldmuͤn⸗

zen und in Dukaten, oder in Silber⸗Courant mit einem Auf⸗

gelde von ¾ Thalern auf jede Fuͤnf Thaler Gold zu ent⸗

richten.

unterm 1sten d. M.: Der 3lste Oktober d. J.

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Aus Grischow (bei Treptow a. T.) schreibßt man

J. war fuͤr die hiesige kirchliche Gemeinde ein Tag, den eine eben so einfache als herzerhebende Feier zu einem wahren christlichen Festtage erhob. Eine in der Nacht vom 25sten zum 26sten Junt 1825 im hiesigen Schulhause ausgebrochene Feuersbrunst hatte nicht nur dies Gebaͤude, sondern auch die nahe schoͤne Kirche nebst Thurm und Orgel und 51 Wohnungen die Haͤlfte des Dorfes in Schutt und Truͤmmer verwandelt. Die Wohn⸗

gebaͤude und das Schulhaus wurden nach und nach herge⸗

in diesem Jahre vollendet werden, feierlich eingeweitzt.

Der Bau der neuen massiven Kirche konnte aber erst und gestern ward sie Zu dieser lange ersehnten Feier versam⸗ melten sich der Superintendent der Synode, der Ortspfarrer nebst drei benachbarten Predigern, die Mitglieder des Ma⸗

gistrats zu Treptow a. T., die Kirchen⸗Vorsteher, die Bau⸗

und Werkmeister und die ganze Kirchen Gemeinde, nebst meh⸗

reren Gliedern der benachbarten Gemeinden, Vormittags in

und bei dem Schulhause. Von hier begab sich die Ver⸗

sammlung, nebst dem vorangehenden Saͤnger⸗Chore, im feier⸗

lichen Zuge, das Lied: „Lobe den Herren, den maͤchtigen

Koͤnig der Ehren ꝛc.“ anstimmend, nach der Kirche, vor de⸗

ren Hauptthuͤr der Superintendent Milarch, nach Absingung

eines kleinen mehrstimmigen Chors, den 100ten Psalm vor⸗

das Gotteshaus betrat.

gen Lobgesang allein an und leitete sodann,

las und mit einem frommen ausgesprochenen Segenswunsch Waͤhrend die Gemeinde sich in dem⸗ selben vertheilte, stimmte der Saͤnger⸗Chor einen vierstimmi⸗ statt der noch fehlenden Orgel, den Gesang der Gemeinde. Nach dem An⸗ fangsliede hielt der Supermtendent, unter Assistenz des Orts⸗ pfarrers Thilo und dessen Bruders, die Liturgie und sprach am Schlusse derselben das Weihe⸗Gebet. Nach dem Haupt⸗ liede hielt der Ortspfarrer mit frommer 8

Begeisterung die

Weihe⸗Predigt vor der tiefgeruͤhrten Gemeinde, die demnaͤchst „Nun danket Alle Gott ꝛc.“ anstimmte und, nachdem der Chor: „Jauchze du, Erde, Gott ꝛc.“ von dein Saͤnger⸗Chor mehrstimmig gesungen worden, das neue Gotteshaus in an⸗ daͤchtiger Stille verließ. Bei einem vom Patronate im Schulhause veranstalteten Mittagsmahle, zu dem sich die obenerwaͤhnten Individuen in christlicher Eintracht vereinig⸗ ten, ward vor Allem unserm allverehrten Koͤnige und Lan⸗ desvaͤter, dem Schutz⸗ und Schirmherrn der evangelischen Kirche, ein herzliches Lebehoch! ausgebracht. Mit Zeichen der innigsten Verehrung und mit frommen Segenswuͤnschen fuͤr Ihn und Sein Koͤnigl. Haus ward sodann die Feier unter Anstimmung eines Dank⸗Chors von Maͤnnerstimmen und des Vaterlanoͤsliedes von allen Anwesenden beschlossen.

Am Lästen v. M. wurde in der Stadt Bahn in Pommern eine eigene Naturerscheinung bemerkt. Der Mond erschien naͤmlich bei seinem Untergange in ganz feuriger Farbe und vier- und mehrmal so groß, als der Vollmond gewoͤhn⸗ lich ist. Der Umfang schien sich immer mehr zu vergroͤßern, und es wurde zuletzt ein eben so gefaͤrbter Wiserschein, halb nach unterwaͤrks und halb seitwaͤrts nach Suͤden, sichtbar; so daß das Ganze zwei großen Feuerkugeln glich, welche in Gestalt einer 8 aneinandeechingen. Noch bis 11 Uhr hielt sich da, wo der Mond untergegangen, ein breiter lichter Streif am Himmel.

Mit Vergnuͤgen wird man vernehmen, daß Dlle. Henriette Sonrag auf der Ruͤckreise von St. Perersburg wieder hier eingetroffen ist.

Ausstellung der Koͤnigl. Akademie der Kuͤnste. Dritter Artikel. Schadow’sche Schutc. (Schluß.) Pistorius, schon seit laͤngern Jahren unser beliebtester Genre⸗ maler, hat seit der letzten Ausstellung eine andere offenbar vor⸗ theilhaftere Art der Malerei angenommen. Von der spitzen pein⸗ lichen Ausfuͤhrung ist er zuruͤckgekommen und hat sich dagegen eine kraͤftigere breite Manier und eine Farbe angeeignet, welche der Natur naͤher entspricht. Ehemals ließ er mehr von einer braunen Untermalung sehen, wodurch seine Bilderchen zwar Ton und Reiz, aber auch Einfoͤrmigkeit und, durch letztere besonders, eine leisere Unwahrheit erhielten. Des Kuͤnstlers Kegelbahn ge⸗ hoͤrt ohne Zweifel zu den schoͤnsten Stuͤcken, die wir in diesem Fach aufweisen koͤnnen, wenn es nicht vielleicht selbst das vorzuͤglichste seyn sollte. Ein gebrechlicher Alter hat den Schub; mit großer Kraftanstrengung, wobei er den zahnlosen Mund zusammenkneift, setzt er die Kugel auf. Mit moquanter Miene sieht ihm ein kraͤftiger Bursch zu, aus dem einen Mund⸗ winkel den Tabacksdampf von sich blasend. Dem hinten stehen⸗ den, der zunaͤchst am Schub ist, sieht man Ueberlegenheit und Unge⸗ duld an, aber der Schreiber am Brett reckt so eben den Hals auf und schaut, nicht ohne wichtige Amtsmiene, nach den fern stehenden Kegeln uͤber das Bild hinaus und horcht augenschein⸗ lich auf den Ruf des Knaben, mit der Prise, die er nehmen will, waͤhrend solcher Amtsverrichtung noch innge haltend. Noch an mancherlei frappanten und launigen Zuͤgen ist das Bild reich. Ein anderes von Pistorins steht dem vocigen nur wentg nach⸗ ein junges Maͤdchen, die so eben das große Naͤhzeug ruhen laͤßt, um heimlich einen Brief zu lesen, wird von ihrer auf Struͤmpfen in großen Schritten heranschleichenden Mutter belauscht. Die Miene der Alten, welche von fern durch die Brille in den Brief bineinsehen will, ist sprechend und doch mit derjenigen leichten Heiterkeit gegeben, welche allein Bilder dieses Faches gegen hoͤ⸗ hbere Anspruͤche schuͤtzen kann. Die Leserin selbst, welche mit feg ßer Emsigkeit vertieft ist, scheint nur noch erst die Zeile zu suchen, welche den eigentlichen Punkt ihres lebbaften Interesses einschließt. Ein anderer Maler wuͤrde uns vielleicht den Jnhalt des Briefes in ihrer Miene verrathen haben; doch traf Pistorius wohl das Feinere. 8] 8 b Herr Sonderland zeigte sich diesmal mit einem Zigeuner⸗ trupp, der an einer Bauernschenke anhaͤlt; die alte Zigeunerin wahrsagt einem Maͤdchen aus der Hand. Nichts von Allem, was den Aufzug der Horde charakterisirt, ist hier vergessen. Die Schleichhaͤndler von Herrn Ebers, in dem wir hier zum ersten Mal ein gutes Talent kennen lernen, haben Beifall gefunden; das Bild ist aber auch vortrefflich gedacht. In einer Barke fah⸗ ren die kriegerischen Kraͤmer in ein versteckkes Wasser hart an einem alten Bemauer entlang; sie sind so eben im Begriff zu landen. Ein staͤmmiger Gesell, gespreizt stehend, mit einem Fuß auf dem Ufer, mit dem andern auf dem Bord des Fahrzenges, will letzteres an einen Baum befestigen. Mit gespannter Buͤchse paßt der eine auf etwanigen Widerstand, ein anderer, welcher schlaͤft, wird geweckt. 8 e an, aber auch zugleich, daß sie es nicht zum ersten Ma treibt. 8 8 8 Von Landschaftern der Schule ist naͤchst Lessing Schirmer zu nennen, der sich von ersterm viel angeeignet hat: in en ein⸗ samen Waldgegenden scheint seine Hauͤptstaͤrke zu liegen. Ein groͤßeres Bild dieser Art besaß die Ausstellung des Kunstvereins; dasselbe Waldschloß, das man dort erblickte, glauben wir auf

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an steht der Bande die Gefabr ihrts