1830 / 331 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 29 Nov 1830 18:00:01 GMT) scan diff

haͤusern ausgesetzten Legate mindestens zur Haͤlfte zuruͤckerstattet werden. Der General Demargay unterstuͤtzte den Antrag, da dergleichen Schenkungen in den letztern Jahren auf eine hoͤchst aͤrgerliche Weise zugenommen haͤtten. Der Graf von Noailles meinte, man solle wenigstens einen Unterschied zwischen den Schenkungen, die geistlichen Stiftungen, und denen, die Armenhaͤusern zugefallen, machen. Die Eingabe wurde dem Justiz⸗Minister uͤberwiesen. Der Antrag eines Pariser Buchdruckers auf Freigebung des Buchdrucker⸗ Ge⸗ werbes, wurde auf die Bemerkung des Praͤsidenten des Mi⸗ nister⸗Rathes, daß die Regierung sich mit einem Gesetz⸗Ent⸗ wurf uͤber diesen Gegenstand beschaͤftige,

Innern zugestellt. Hr. Hu mblot⸗Conté entwickelte hier⸗ auf seinen Tages zuvo’ gemachten Vorschlag, daß die Sis⸗ zungen der Kammer kuͤnftig um 1 Uhr beginnen sollen. Hr. Petou trat demselben bei. „Gestern“, aͤußerte er, „hatten sich zum erstenmale 291 Deputirte eingefunden; es fehlten in⸗ deß immer noch 109, d. h. mehr als der vierte Theil der aufgenommenen Mitglieder; es ist Zeit, daß diesem Aerger⸗ nisse ein Ende gemacht werde.“ Die Versammlung be⸗ schloß fast einstimmig, den Antrag in Erwaͤgung zu ziehen. Der Graf von Sade erstattete jetzt einen dritten Petitions⸗Bericht. Zu einer lebhaften Dis— kussion gab die Eingabe eines Tuchhaͤndlers in Nismes, Na⸗ mens Jullian, Anlaß, welcher darauf antrug, daß der Ele⸗ mentar⸗Unterricht im ganzen Umfange des Reichs unentgelt⸗ lich sey. Herr Petou bemerkte, daß die in den Gemeinden niedergesetzten Comité's fuͤr den Elementar⸗Unterricht voͤllig desorganisirt waͤren, indem die Pfarrer seit der Einsetzung

dem Minister des

der jetzigen Regierung sich weigerten, daran Theil zu neh⸗ men; andererseits verlange man von denen, die sich als Leh⸗ rer meldeten, nicht bloß ein Sittlichkeits⸗ und Faͤhigkeits⸗At⸗ test, sondern auch ein Certifikat uͤber ihre religioͤse Ausbildung; Frankreich sehe sich sonach aufs neue durch die Scheinheilig⸗ keit bedroht; er halte es fuͤr seine Pflicht, den neuen Mini⸗ ster des oͤffentlichen Unterrichts auf die Nachtheile aufmerk⸗ sam zu machen, die aus der Gegenwart des Pfarrers in den gedachten Comité's entspraͤngen. „Mehrere Geistliche“, be⸗ merkte der Redner, „nehmen ohnedies schon ihren Abschied, um den von ihnen verlangten Eid nicht zu leisten. Warum wollen wir uns noch groß um sie bemuͤhen? Warum wollen wir sie unentbehrlich machen, da wir doch so gut ohne sie fertig wer⸗ den koͤnnen? (Beifall zur linken Seite) Der Augenblick ist ge⸗

kommen, wo der Pfarrer sich bloß auf seine Kirche beschraͤn⸗ ken, wo der Maire sich allein um den oͤffentlichen Unterricht kuͤmmern, und wo die bisher den Lehrern gemachte Bedingung der Beibringung eines Attestes uͤber ihre religioͤse Ausbildung abgeschafft werden muß. Wir werden auf diese Weise die scheinheiligen Lehrer entfernen.“ Der Minister des oöoͤffent⸗ lichen Unterrichts ergriff sofort das Wort und aͤußerte sich in folgender Weise: „Ich besteige bloß die Rednerbuͤhne, um meinen Vorgaͤnger (den Herzog von Broglie) gegen die

Angriffe des Hrn. Petou zu vertheidigen. Meiner Meinung nach, trifft ihn kein Vorwurf; er hat fuͤr den Elementar⸗Un⸗ terricht gethan, was er bei dem Mangel irgend eines Fonds zur Besoldung der Lehrer nur immer thun konnte. Ich weiß

nicht, worauf der vorige Redner die Behauptung gruͤndet, daß der Elementar "Unterricht in Frankreich nicht frei sey; ein Jeder, der sich die noͤthigen Faͤhigkeiten zutraut, kann sich als Lehrer bei der Behoͤrde melden und die erforderliche Autorisation nachsuchen, die ihm auch, sobald man sich von seiner Moralitaͤt uͤberzeugt hat, niemals verweigert wird. Diese letztere Bedingung ist zur

Aufrechthaltung der guten Sitten nothwendig, und man sollte sie daher niemals von dieser Rednerbuͤhne herab tadeln. Es ist noch kein Bei⸗

spiel vorhanden, daß einem Lehrer, der sich uͤber seine Sitt⸗ lichkeit ausgewiesen, die Erlaubniß zur Kroͤffnung einer Schuls verweigert worden waͤre. Hr. Petou hat, meiner Meinung nach, Unrecht, wenn er behauptet, daß der Pfarrer bei der Ausstellung des Sittlichkeits⸗Attestes keine Stimme haben duͤrfe; im Uebrigen ruͤhrt diese Bestimmung nicht von mei⸗ nem Vorgaͤnger her; er hat sie bei der Uebernahme seines Minnisteriums bereits vorgefunden und die Ausfuͤhrung der⸗ felben auf alle nur moͤgliche Weise erleichtert.“ Hr. Karl Dupin sprach sich in derselben Weise aus. „Huͤten wir uns wohl“, bemerkte er, „in denselben Fehler zu gerathen, worein die Regierung nach der ersten Franzoͤsischen Revolution ver⸗ fiel. Damals waren die besten Schusen veroͤdet, weil man die Geistlichen gemißhandeit und ihren Antheil an dem Unterrichtswesen zuruͤckgewiesen hatte. Wir duͤrfen in unse⸗ rem Argwohn gegen die Pfarrer auch nicht allzu weit gehen, wenn wir nicht den geheimen Feinden, woran es einer neuen Regierung niemals sehlt, Waffen gegen üns selbst in die Häaͤnde geben wollen. Man schildert die Schulhalter,

die ein von ihm selbst

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V uͤber ihre religioͤse Ausbildung Hebörfengen, als schein⸗ heilig.

he Die Scheinheiligkeit, meine Herren, kann in einem Staate nur Wurzel fassen und sich verbreiten, wenn die Re⸗ gierung selbst sie beguͤnstigt; unter der jetzigen haben wir sie nicht mehr zu fuͤrchten. Herr B. Constant sprach sich fuͤr eine unbedingte Unterrichts⸗Freiheit aus und verlangte so⸗ nach auch die Abschaffung der Sittlichkeits⸗Atteste, indem je⸗ der Familienvater, bevor er sein Kind einem Lehrer anver⸗ traue, sich von selbst schon vergewissern werde, ob der sitt⸗ liche Charakter dieses Letzteren ihm solches auch gestatte. Im Uebrigen sey es nicht wahr, daß die Erlaubniß zur Eroͤff⸗ nung einer Schule nie verweigert werde; ihm selbst sey ein solcher Fall bekannt; er wolle hiermit nicht sagen, daß der jetzige Minister des oͤffentlichen Unterrichts nicht bemuͤht sey, Mißbraͤuchen zu steuern; es gehe indeß aus jenem Faktum

hervor, daß, wenn es in allen Professtonen nothwendig sey,

seine Probezeit zu bestehen, auch die Minister derselben nicht uͤberhoben seyen. Herr Mérilhon sah sich hierdurch ver— anlaßt, zum zweitenmale die Rednerbuͤhne zu besteigen. FA vorige Redner,“ aͤußerte er, „behauptet so eben, daß die Mi⸗ nister nothwendig auch ihr Probejahr bestehen muͤßten. Wohl weiß ich, daß in allen oͤffentlichen Aemtern eine mehr oder minder lange Zeit erforderlich ist, um sich mit der der Pflichten, die man bekannt zu machen. Es ist moͤglich, daß ich mein Jahr noch nicht uͤberstanden habe, und daß mir noch viel zu lernen uͤbrig bleibt; gleichwohl glaube ich schon jetzt aufs neue versichern zu koͤnnen, daß die Regierung Ladwig Philipps nicht nur niemals den Elementar⸗Unterricht zu hemmen, sondern ihn vielmehr uͤberall moͤglichst zu befoͤrdern gesucht hat. Das von dem vorigen Redner angefuͤhrte Faktum schreibt sich vom Jahre 1828 her, und man kaunn dasselbe also nicht fuͤglich einem Ministerium zur Last legen, das Probejahr noch nicht uͤberstanden hat.

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F

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in denselben zu erfuͤllen hat, gehoͤrig

Man nenne uns ir⸗

gend einen Lehrer, dem von dem Probe⸗Minister, der gegen: waͤrtig zu Ihnen spricht, oder selbst von seinem Vorgaͤnger,

die Erlaubniß zur Eroͤffnung einer Schule verweigert worden waͤre. In Faͤllen, wo das erforderliche Sittlichkeits⸗Attest

klamagtionen immer mit nen gerecht

Mißbrauch, daß naͤmlich ein Lehrer dei den besten Empfeh⸗ kungen die Erlaubniß zur Eroͤffnung einer 6 halten koͤnne, wenn er nicht zugleich auch ein Attest des Pfaerers beibringe, nichtsdestoweniger fortbestehe. Hr. Ber⸗ nard bemerkte dagegen, daß man bei der Konsenses zur Eroͤffnung einer Schule nicht vorsichtig genug

vorenthalten worden ist, wird das Ministerium etwanige Re⸗

der groͤßten Sorgfalt pruͤfen und ih⸗ werden.“ Hr. Peton fand sich durch diese Er⸗ klaͤrung noch nicht zufriedengestellt, indem der von ihm geruͤgte

Schule nicht er⸗

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Ertheilung des

zu Werke gehen koͤnne; es sey ihm ein Fall bekannt, wo

ein freigelassener Galeeren⸗Straͤfling bei der Regierung um die Erlaubniß eingekommen sey, eine Elementarschule eroͤffnen zu duͤrfen. Hr. v. Tracy glaubte, daß es hinreichend sey, wenn der Schul⸗Kandidat ein Sittlichkeits⸗Attest beibringe; ein Certiftkat des Pfarrers uͤber seine religioͤse Ausbildung sey aber voͤllig uͤberfluͤssig. Nachdem noch der Graf v. Noailles die Meinung ausgesprochen, daß der Religions⸗Unterricht mit dem Elementar⸗Unterrichte Hand in Hand gehen muͤsse, wurde die Bittschrift des Jullian, die zu dieser langen De⸗ batte Anlaß gegeben hatte, dem Minister des oͤffentlichen Un⸗ terrichts uͤberwiesen. In einer andern Bittschrift ver⸗ langte ein gewisser Polin, daß alle Jesuiten aus Frankreich verkrieben und nach Afrika deportirt wuͤrden, daß man alle Bisthuͤmer abschaffe u. s. w. Die Versammlung schritt na⸗ tͤrlich daruͤber zur Tagesordnung. Auf den Antrag des vierten Berichterstatters, Hrn. Cunin⸗Gridaine, wurden mehrere Bittschriften, worin die Herabsetzung des Wahl⸗Cen⸗ sus auf 150 Fr. verlangt wurde, auf das Nachweis⸗Bureau niedergelegt. Ein Einwohner von Coulommiers trug auf ein Gesetz zu Ehren des Generals Lafayette an. (Dieser be⸗ eilte sich, sofort den Saal zu verlassen). Der Bittsteller ver⸗ langte, daß die Nation dem General den Titel eines Groß⸗ Buͤrgers ertheile, daß die Stadt Rosoy, in deren Naͤhe des Generals Schloß liegt, hinfuͤhréo den Namen Lafayette⸗ Ville fuͤhre und daß die von dem General gestiftete Elementar⸗Schule kuͤnftig auf Kosten des Staats unterhalten werde. „Frankreich“, bemerkte Hr. Cunin⸗Gri⸗ daine, „hat laͤngst schon als einen seiner ersten Buͤrger den Mann anerkannt, der sein ganzes Leben der Sache der Frei⸗ heit gewidmet hat. Welche Auszeichnung, welche Ehrenbe⸗ zeugung koͤnnte das Vaterland ihm aber bieten? Nie wuͤrde er es zugeben, daß man ihn des Gluͤckes beraubte, gemein⸗ schaftlich mit den uͤbrigen Gliedern seiner Familie die von der Mutter seiner Gattin gestiftete fromme Anstalt oder die errichtete Elementar⸗Schule zu unterhalten.

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Reisegelder verlangte,

dem lautesten Unwillen Platz,

zung wurde um 5 Uhr aufgehoben.

ruf und Nothgeschrei folgen unmittelbar

Englische Ministerwechsel das hat, weniger Anla des

ndem die Bittschriften⸗Kommission hiernach den guten Ab⸗

Bittstellers Gerechtigkeit widerfahren laͤßt, glaubt den bescheidenen Sinn des Generals ehren muͤsse, und aus diesem einzigen Grunde traͤgt sie auf die Ta— ges⸗Ordnung an. Letztere wurde beschlossen. Am Schlusse der Sitzung stattete noch Hr. Etienne einen fuͤnften Peti⸗ tions⸗Bericht ab. Großes Gelaͤchter erregte die Eingabe eines Bewohners des Departements des Gard, welcher um der Regierung eine von ihm

schoͤne Erfindung mitzutheilen; er habe

Mittel erfunden, wie 500 Soldaten, ohne Gefahr zu laufen, 20,000 Feinde in die Flucht Die Versammlung schien der Wirksamkeit n besonderen Glauben zu schenken und hieit es daher fuͤr angemessener, dem Erfinder die Reise, der Regierung aber die Kosten zu ersparen. Die lustige Stim⸗ mung, worein die Kammer sich versetzt fuͤhlte, machte gar bald als die Eingabe eines gewissen worin dieser dem Verhalten der Deputirten in den drei Revolutionstagen eine schoͤne Lobrede hielt, demnaͤchst aber ihnen in duͤrren Worten er⸗ klaͤrte, daß ihr Mandat seit dem 29. Juli erloschen, und daß mithin Alles, was sie spaͤterhin gethan, unbefugterweise gesche⸗ hen sey. Die Versammlung schritt rasch daruͤber zur Tages⸗ ordnung. Die uͤbrigen Petitionen, woruͤber Hr. Etienne be⸗ richtete, waren von keinem erheblichen Interesse. Die Siz⸗

sichten des sie, daß man

herruͤhrende naͤmlich ein irgend eine schlagen koͤnnten. dieses Mittels keinen

Gorgeret zum Vortrage kam,

Paris, 21. Nov. Der Koͤnig fuͤhrte gestern den

Vorsitz in einem dreistuͤndigen Minister⸗Rathe.

Das große Wahl⸗Kollegium des Departements dern Loire hat an die Stelle des Barons Dudon minais zum Deputirten gewaͤhlt.

Der Moniteur beschaͤftigt sich heute in mehreren klei⸗ nen Artikeln mit der Widerlegung irriger Angaben hiesiger Blaͤtter. So erklaͤrt er unter Anderm die Behauptung einiger Zeitungen, daß fuͤr die Soiréen im Palais⸗Royal eine beson⸗ dere Hoftracht vorgeschrieben sey, fuͤr ungegruͤndet. Die Ga⸗ zette de France hatte gemeldet, daß die Wegnahme des Mis⸗ sionskreuzes in Angers unter der dortigen Einwohnerschaft Bestuͤrzung verbreitet habe. Der Moniteur berichtigt die Sache dahin, daß dieses Kreuz gar nicht weggenommen und daß auch gar kein Versuch dieser Art gemacht worden sey. Die Tribune des Departements hatte angezeigt, daß mehrere Pfarrer des Bezirks von Poitiers sich geweigert haͤtten, das Domine salvum u. s. w. zu singen. Der Moniteur macht dazu folgende Bemerkung: „Wir koͤnnen versichern, daß die—⸗ ses Aergerniß nicht stattgefunden hat. Die Geistlichkeit des Departements der Vienne kennt ihre Pflichten zu gut, um dazu einen Anlaß zu geben.“

Die National⸗Garden, die sich in Lyon zu der großen von dem Herzoge von Orleans dort abzuhaltenden Revue ver⸗ sammeln, werden, Briefen von dort zufolge, ein Heer von 30,000 40,000 Mann bilden. Alle Schneider der Stadt und der ganzen Umgegend sind mit Anfertigung von Unifor⸗ men beschaͤftigt. 8

In Folge der neuen Organisation der polytechnischen Schule werden unter den Beamten und Professoren derselben mehrere Veraͤnderungen stattsinden. Der bisherige Gou⸗ verneur, General⸗Lieutenant Bordesoulle, und der Unter⸗Gou⸗ verneur, General⸗Major Pailhou, so wie der Studien⸗In⸗ spektor Binet, haben bereits ihr Amt niedergelegt.

Der Plan, 500,000 Gewehre in England kaufen zu las⸗ sen, scheint von der Regterung aufgegeben zu seyn. Die der Kirche Saint⸗Germain⸗l'Auperrois gegenuͤber liegenden Galle⸗ rieen im Erdgeschoß des Louvre sollen in Werkstaͤtten verwan⸗ delt und darin Gewehre angefertigt werden.

Der Temps sagt heute unter Anderem: „Man muß ein großes Vertrauen zu dem Lande und dessen Institutionen haben, um sich nicht durch die Schwankungen jener bewegli⸗ chen Meinung, die in den Salons und eider auch an der Boͤrse herrscht, mit fortreißen zu lassen. Den einen Tag ist Alles gerettet, den andern Alles wieder verloren; Sieges⸗

der Nie⸗ Hrn. Lu⸗

man uͤbertreibt das Gute wie das Boͤse. Wir wollen versu⸗ chen, die Dinge auf ihren wahren Werth und die Gemuͤther zu einer Ruhe zuruͤckzufuͤhren, die sie vor den Taͤuschungen der Furcht wie der Begeisterung bewahre. Bankerutte bre⸗ chen aus; man sah sie aber am Schlusse eines durch wichtige Ereignisse bezeichneten Jahres voraus. Die Belgische Frage erregt Besorgnisse, wozu aber in einem Augenblicke, wo der Prinzip der Nicht⸗Intervention vorhanden ist. Die Ernennung

man

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Marschall Soult zum

auf einander, und

Kriegs⸗Minister und die Maaßre⸗

geln, die er seit dem Antritte seines Amts getroffen, um den ins Stocken gerathenen Geschaͤften des Kriegs⸗Departements neues Leben zu verleihen, erwecken Zweifel uͤber die Aufrecht⸗ erhaltung des Friedens. Inzwischen giebt Jedermann zu, daß in der gegenwaͤrtigen Organisation der Armee Unord⸗ nung herrscht; man verlangt Waffen fuͤr die neu ausgehobe⸗ nen Mannschaften und die National⸗Garde, und dennoch be⸗ unruhigt man sich uͤber die Ausfuͤhrung derselben Maaßregeln, auf die man fruͤher gedrungen hat. Marschall Soult weiß, daß Frankreich des Ruhmes nicht mehr bedarf; er weiß dagegen, daß die Freiheit des Friedens bedarf, und wird daher gewiß nicht unterlassen, das Publikum und die Kammern uͤber das Ziel und Maaß seiner Anordnungen aufzuklaͤren; er wird fuͤhlen, daß diese Erklaͤrungen fuͤr Eu⸗ ropa selbst nothwendig sind. Glauben an einen Krieg er⸗ wecken, hieße, ihn beinahe hervorrufen; wer ihn hervorriefe, muͤßte dafuͤr verantwortlich seyn, und welche furchtbare Ver⸗ antwortlichkeit wuͤrde dies unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤn⸗ den seyn. Wir sind ungeduldig, die Kammer ihre ruhigern Beschaͤftigungen beginnen zu sehen. Morgen nimmt die Dis⸗ kussion uͤber den Rechnungs⸗Abschuß von 1829 ihren Anfang; in drei bis vier Tagen wird das Budget vorgelegt und die Aufmerksamkeit des Publikums auf Zahlen gerichtet werden, und diese sind ein niederschlagendes Mittel. Unser Kabinet, das allerdings noch nicht viel Kraft gezeigt hat, wird diese wahrscheinlich aus Nachahmung, oder durch die Nothwendig⸗ keit getrieben, gewinnen. Wir wollen hoffen, daß es, von den Sorgen seiner innern Organisation nunmehr befreit, sich ganz wichtigen Arbeiten hingeben werde. Freiheit der Staats⸗ Gewalten, organische Institutionen, Verbesserungen im In⸗ nern, kraͤftige Handhabung der Gesetze, Unterdruͤckung aller Ausschweifungen, Buͤrgschaften fuͤr Frieden und Ordnung, das sind die Forderungen, welche Frankreich an seine Regie⸗ rung stellt.“

Die Polizei hat Marseiller Hymne gedichtetes Lied konfiszirt, worin jeder Vers mit dem Ritornell endet: „Marchons, Marchons, pour rétablir le tröne des Bourbons.“

Eine Deputation junger Israeliten machte vor einigen Tagen dem Minister des tus ihre Aufwartung, um ihm fuͤr den in 13ten d. M. der Deputirten⸗Kammer vorgelegten Gesetz⸗Ent⸗ wurf, wonach die juͤdische Geistlichkeit kuͤnftig ebenfalls Staate besoldet werden soll, ihren Dank abzustatten. Die⸗ selbe Deputation begab sich darauf zum General Lafayette und nahm seine Unterstuͤtzung und Fuͤrsprache

uͤber diesen Gesetz⸗Entwurf in der Kammer in Anspruch. Der

oͤffentlichen Unterrichts und des Cul⸗ der Sitzung vom

vom

bei der Diskussion

General hat diese von seiner Seite zugesagt und den Abge⸗

ordneten Hoffnung gemacht, daß der gemaͤße Antrag des Herrn Merilhou der Kammer finden werde.

In Saint⸗Louis am Senegal von dort vom 19. Sept. zufolge, Mann starke Garnison war durch diese

das gelbe

so einfache und natur⸗ keinen Widerspruch in

herrschte, einem Schreiben Fieber; die 700 Krankheit auf 100

zum Dienste faͤhige Soldaten 1isggi gencheh⸗

Dem Memorial⸗Bordelais zufolge, Morillo, Graf von Carthagena, nebst

wanderten vornehmen Spaniern, vom

ist der General einigen andern ausge⸗ Koͤnige Ferdinand VII.

begnadigt worden und im Begriff, in sein Vaterland zuruͤck⸗

zukehren.

Fast saͤmmtliche aus Perpignan vom 14ten d.: der Graͤnze in der gestern datirte 300 Mann befehligt, hat sich, da er in dringen konnte, mit Heftigkeit durch auf Urgel geworfen und den Grafen verwundet worden ist, voͤllig fehlen des Letztern stehendes avallerie⸗Regiment hat sich weigert, an dem Gefechte Theil zu nehmen. Die Constitu⸗

tionnellen haben sich nach Puycerda gewendet, das sie mili⸗

tairisch besetzt halten.““ e. hier angekommene Briefe sprechen ebenfalls von diesem Ereigniß und fuͤgen hinzu, daß das Kavallerie⸗Regiment sich gegen den Graßen Espana ge⸗ wendet habe, und daß die Wunde des Letztern toͤdtlich sey.“ Ein Blatt macht jedoch zu dieser Nachricht die Bemerkung, daß andere Briefe von der Spanischen Graͤnze dieses Ereig⸗ nisses mit keiner Sylbe erwaͤhnten, das man fuͤr ganz un⸗ wahrscheinlich halten muͤsse, wenn man bedenke, daß beim Abgange der letzten Post die Truͤmmer des Corps von Gur⸗ rea entmuthigt und entwaffnet waren und an nichts weniger dachten, als an einen neuen Einfall in Spanien. Eine aus Bayonne hier eingegangene telegraphische Depesche meldet, daß von dort mehrere Transporte Spanischer Fluͤcht⸗

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Blaͤtter enthalten folgendes Schreiben „Unser Praͤfekt hat voon Richtung von Puycerda nachstehende von Depesche erhalten: „„General Gurrea, der Arragonien nicht ein⸗-⸗ das Thal von Arran Espana, der schwer Ein unter den B⸗⸗ 99u 1

in Marseille ein nach der Weise der

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