1830 / 342 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

warum ich mich nach den Tuilerieen begab, war, den zahlreichen Haufen auszuweichen, die nach dem Hotel der auswaͤrtigen An⸗ elegenheiten stroͤmten. Die Unthaͤtigkeit der Regierung erklaͤrt ich aus der Concentration aller Vollmachten in die Haͤnde des Marschalls in Folge des Bela erungs⸗Zustandes. Seit der Unter⸗ zeichnung dieser Verordnung hatten die Minister alle Functionen in Paris eingestellt, und es ist unrichtig, daß ich allein mit dem Hofe zu korrespondiren fortgefahren oder an allen Ereignissen einen thaͤtigern Antheil, als meine Kollegen, genommen⸗ haͤtte, wie der Bericht an die Deputirten⸗Kammer gern glauben machen moͤchte. Fr. Haben Sie die Ihnen als Praͤsidenten des Minister⸗Raths, der das besondere Vertrauen Karls X. besaß, obliegende Pflicht, den Koͤnig wiederholt von Stunde zu Stunde, jg gewissermaßen von Minute zu Minute, von der wahren Lage der Dinge und von dem Ungluüͤck, das die Hauptstadt erdruͤckte, in Kenntniß zu setzen, haben Sie diese Pflicht erfuͤllt? A. Da der Herr Marschall mit dem Koͤnige korrespondirte, so schrieb ich nur an den Koͤnig, wie ich es mit dem Marschall verabredet hatte, um ihm den Zweck des Besuches der Herren Laffitte und Casi⸗ mir Périer anzuzeigen. Fr. Haben Ste sich mit Ihren Kol⸗ legen uͤber den beklagenswerthen Zustand, dessen Angenzenge Sie waren, berathen? Haben Sie waͤhrend des Aufenthalts

derselben mit Ihnen im Hauptquartier ihr Gutachten eingezo⸗ gen? A. Ich, habe bereits gesagt, daß es woyl noch Minister, aber kein Ministerium mehr gab; wir konnten die traurigen Er⸗ eignisse, die sich unter unsern Augen zutrugen, nur beklagen.

r. Wie war es moͤglich, daß es kein Ministerium mehr gab?

atten Sie aus dem einzigen Grunde, weil Paris sich im Be⸗ lagerungs⸗Instande befand, keine anderen Pflichten gegen den Ko⸗ nig zu erfuͤllen? A. Ich meine dies so, daß das Ministerium in der Hauptstadt keine Wirksamkeit mehr hatte. Man durfte uͤbri⸗ gens noch hoffen, daß die ausgebrochenen Unruhen beschwich⸗ tigt werden koͤnnten. Fr. Trat der Marschall, Herzog von Ragusa, nicht Mittwoch fruͤh in den Minister⸗Rath, um Ihnen zu sagen, daß die in dem Luxembourger Viertel stehenden Ab⸗ theilungen der Linien⸗Truppen mit den Buͤrgern fraternisirten? Haben Sie ihm nicht erwiedert, daß man in diesem Falle nicht nur gegen die Buͤrger, sondern auch gegen die Truppen, die sich mit ihnen vereinigen wuͤrden, militairisch verfahren muͤsse? A. Ich kann mich dieses Umstandes durchaus nicht erinnern. Fr. Haben Sie sich nicht geweigert, die Abgeordneten von Paris

5 empfangen, welche gekommen waren, um Sie flehentlich zu itten, dem Gemetzel Einhalt zu thun? A. Der Marschall kam und sagte mir mit wenigen Woͤrten, daß einige Abgeordnete von

es sey nothwen⸗ dig, daß die Verordnungen zuruͤckgenommen wuͤrden, worauf ich erwiederte, daß ich fuͤr mein Theil dies nicht thun koͤnne, aber dieserhalb an den Koͤnig schreiben wuͤrde; vorlaͤufig hatte ich ei⸗ nen Offizier vom Generalstabe gebeten, mich zu benachrichtigen, sobald jene Herren den Marschall verlassen wuͤrden. Der Offizier that dies; ich schwankte einen Augenblick, ob⸗ ich diese Herren sprechen sollte oder nicht; nachdem ich aber uͤberlegt, daß ich ihnen keine andere Versicherung geben könnte, als diejenige, die ich ihnen bereits durch den Marschall mitgetheilt hatte, ließ ich sie bitten/ nicht laͤnger zu warten, da der Marschall mir habe sagen lassen, er werde mir die Details ihrer Unterhaltung mittheilen. Fr. Hatten Sie Ihre Kollegen um Rath befragt, ob Sie die Deputirten empfan⸗ gen sollten oder nicht? A. Nein; der Vorgang war die Sache weniger Augenblicke. Fr. Da Sie Ihre Kollegen leicht und schnell sprechen konnten, haben Sie denselben nicht wenigstens das, was sich so eben zugetragen, angezeigt, und waren diese nicht der Meinung, daß man auf die Antraͤge eingehen, das Feuer einstellen und daruͤber an den Koͤnig berichten muͤsse? A. Meine Kollegen erfuhren den beim Marschall geschehenen

Paris gekommen waͤren und ihm erklaͤrt haͤtten,

Schritt. Ich mache hier bemerklich, daß der Marschall mir vom

Einstellen des Feuers nichts gesagt und mir nicht einmal die Personen angegeben hat, mit denen man unterhandeln koͤnnte; es war nur von der Zuruͤcknahme der Verordnungen die Rede. Fr. Kannten Sie nicht die Namen der Pariser Abgeordne⸗ ten, welche im Hauptquartier erschienen waren? A. Nur von Herrn Laffitte und Herrn Casimir Perier wußte ich. Fr.

aben Sie geschrieben, um den Koͤnig von dem Schritte der

eputirten in Kenntniß zu setzen? A. Jg. Fr. Haben Sie dem Koͤnige Karl X. nicht geschrieben, daß die Rebellen in allen Richtungen verfolgt wuͤrden, und daß man im Begriff sey, sie aus den Barrièren hinauszuwerfen? A. Ich erinnere mich nicht, etwas Aehnliches geschrieben zu haben; ich schrieb nur einige Worte. Ich weiß, daß der Marschall seinerseits Rechenschaft ab⸗ gelegt hat. Fr. Es scheint, als habe der Marschall dem Koͤ⸗ nige denselben Tag, Mittwochs, segen Mittag den sehr bedenk⸗ lichen Zustand von Paris und zugleich die kritische Lage gemel⸗ det, in der er sich befand; da der Koͤnig aber mit dem Marschall allein nicht korrespondirte, so hat er auch hieruͤber mit Ihnen, als Praͤsidenten des Conseils und als Kriegs⸗Minister, korrespon⸗

diren muͤssen. Es scheint, er sey gegen 4 Uhr vollkommen sicher

er und habe an den allseitigen gluͤcklichen Erfolg seiner affen geglaubt. Stammte sein Irrthum nicht von den Berich⸗ ten her, die Sie ihm zukommen ließen? A. Ich kenne den Be⸗ richt nicht, von dem Sie sprechen. Der Herr Marschall hat mir nie einen gezeigt, den er abfertigte, nnd ich habe mit dem Koͤ⸗ nige keinen anderen Briefwechsel gehabt, als den, dessen ich so eben erwaͤhnte. Fr. Haben Sie dem Koͤnige Karl X. entweder damals oder spaͤter gemeldet, daß man im Begriff sey, die An⸗ fuͤhrer des Aufstandes zu verhaften und sie einer Militair⸗Kom⸗!

mission zur Verurtheilung zu üüberliefern? A. Ich habe ihm

nicht melden koͤnnen, weil man erstlich niemals Jemanden ver⸗ haftete, und weil man weiten⸗ niemals eine Militair⸗Kommis⸗

sion ernannte. Fr. noch am Donnerstag Morgen dieselben Ansichten hatte; koͤnnten Ste odurch sie veranlaßt wurden? A. Ich kann es nicht sagen. .ee(Fortsetzung folgt.) oo

ritanten und Irland London, 30. Nov. In der gestrigen Sitzung des Ka⸗

binets⸗Rathes sollen die Verhandlungen sich nur auf auswaͤr⸗

tige Angelegenheiten bezogen haben. Ein Hauptgegenstand der Berathung war, wie es heißt, die Frage, ob es geeignet sey, die wegen Belgien bestehenden Unterhandlungen abzu⸗ brechen oder fortzusetzen, und das Resultat ging dahin, bei dem seitherigen System zu verbleiben. Zu heute Nachmit⸗ tags ist eine abermalige Kabinets⸗Sitzung angesagt worden.

Eine Edinburger Zeitung enthalt folgenden Artikel uͤber Karl X.: „Es muß dem Gefuͤhl des ungluͤcklichen Monarchen aͤußerst wohlthaͤtig seyn, daß sein Empfang in Edinburg von Seiten aller Klassen ein allgemeines „Will⸗ kommen“ gewesen ist, und ihm einen Beweis von der men⸗ schenfreundlichen Gesinnung der Schotten liefern. Wie sehr

z scheint indessen, daß der König Karl X.

er auch mißleitet seyn mag, und wie irrig auch seine Regie⸗

rungs⸗Ansichten gewesen seyn moͤgen, wir koͤnnen ihm nur unsere Theilnahme zu erkennen geben und stolz auf die Art und Weise seyn, wie unsere Mitbruͤder ihren fruͤheren Freund und Wohl⸗ thaͤter in Holyrood empfingen. Auf seinem neuen Jagdsitz Baberton scheint er sich sehr zu gefallen, ist sehr gesund und bewegt sich wie ein junger Mann von 20 Jahren. Als ein besonderes Zusammentreffen mag hier erwaͤhnt werden, daß Karl X. der zweite Koͤnig ist, der sich in Baberton mit der Jagd belustigt; es war fruͤher der Aufenthalt Jakob's VI. von Schottland und hat eine sehr reizende Lage.“

Aus Stirling in Schottland schreibt man, daß dem Ver⸗

nehmen nach der dortige Sheriff vom Staats⸗Secretair des

Innern den Befehl erhalten habe, so schnell als moͤglich eine Nachweisung aller Personen einzusenden, die aus ihrem Be⸗ sitzthum eine jaͤhrliche Rente von 10 Pfd. und mehr beziehen.

Es sollen aͤhnliche Befehle an andere Sheriffs in Schottland

erlassen worden seyn.

In Dublin ging das Geruͤcht, daß Herr Shiel General⸗ Fiskal von Irland werden wuͤrde. 6 Der Marquis von Sta. Amaro wird in Folge erhalte⸗

ner wichtiger Depeschen aus Rio Janeiro wieder hier erwar⸗ tet, und, wie man sagt, mit der erneuerten festen Erklaͤrung des Kaisers, Dom Miguel nie anerkennen, noch dessen Ver⸗ maͤhlung mit seiner Tochter zugeben zu wollen. 1

Die letzten Berichte vom Schwanen⸗Fluß sind nicht sehr guͤnstig. Von 1500 Personen, die dort angekommen waren, sollen 400 sich wieder wegbegeben haben; die uͤbrig gebliebe⸗

nen vertheilten sich in Perth, dem Hauptort, in Freemantie und Clarence. Krankheiten sollen zunehmen, was man dem schlechten Wasser und dem Umstande zuschreibt, daß sich die Kolonisten von eingesalzenen Lebensmitteln naͤhren; das Vieh⸗ sterben war bedeutend, und was von Vieh am Leben blieb, ist schwach und ungesund.

Am gestrigen Getreidemarkte war die Zufuhr von Engli⸗ schem Getreide ziemlich bedeutend; indessen hob sich der Weizenpreis dennoch um 1 Schilling der Quarter, und fuͤr alten fremden Weizen zahlte man 1 2 Schillinge mehr als am letzten Montage. Gerste wich 1—2 Schillinge, und Hafer war zu den fruͤheren Preisen nur schwer zu verkaufen.

—. London, 30. Nov. Die Unruhen in den Pro⸗ vinzen beschaͤftigen fast ausschließlich die oͤffentliche Aufmerk⸗

samkeit, obgleich die mannichfaltigen umstaͤndlichen Angaben, welche die hiesigen Zeitungen aus den Provinzial⸗Blaͤttern

aufnehmen, oft uͤbertrieben und nicht selten ganz unwahr sind. Die neue Regierung hat sich unermuͤdlich bewiesen,

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diese Unruhen zu unterdruͤcken, und die Gutsherren, welche

großentheils auch Friedensrichter sind, haben endlich zu der artei gegriffen, die sie nicht haͤtten so lange vernachlaͤssigen ollen, naͤmlich zu einer mit Milde gepaarten Strenge. Wer

die Englische Verfassung nicht kennt, dem mag es hoͤchlich

surrection (obgleich nicht gegen die Regierung, doch gegen al⸗

auffallen, daß die Unterdruͤckung einer so ausgebreiteten M.

les Eigenthum) Einzelnen uͤberlassen bleiben solle. Man muß jedoch wissen, daß in England die Regierung fast nichts wei⸗ 1

ter thut, als das Land mit Richtern zu versehen, h e

bestimmten Zeiten in den Provinzen erscheinen und uͤber a

Verhaftete Gericht halten. Sonst ernennt sie fuͤr jede Graf⸗ schaft einen Lord⸗Lieutenant, welcher meistentheils ein Edel⸗ mann ist und sich einen Deputirten waͤhlt, der fuͤr gewoͤhn⸗ lich das Amt versieht. Der Lord⸗Lieutenant ernennt die

u

. Friedensrichter, welche alle ihr Amt umsoͤnst verwalten, und ddiese erwaͤhlen den Gerichtsschreiber, welcher bei den Friedens⸗

gerichten die Akten fuͤhrt und der einzige besoldete Beamte ist. Die Friedensrichter schlagen jaͤhrlich dem Koͤnige drei angesehene Maͤn⸗ ner fuͤr das Sheriffsamt vor, woraus der Monarch Einen erwaͤhlt, und in diesem (oder vielmehr in dessen Deputirtem, welcher immer ein Rechtsgelehrter ist) ruht eigentlich die ausuͤbende Gewalt. Uebrigens verwaltet jeder Ort seine eigene Polizei und hat, außer in ganz besonderen Faͤllen, keinem hoͤheren Beamten Rechenschaft abzustatten. Alles dieses ist der per⸗ soͤnlichen Unabhaͤngigkeit sehr guͤnstig und unstreitig von we⸗ sentlichem Einstuß auf die Englische Freiheit; auch ist die Einrichtung bei dem gesetzlichen Charakter der Nation unter gewoͤhnlichen Umstaͤnden ganz hinreichend, um Ordnung und Sicherheit zu erhalten. Aber wenn, wie in dem jetzigen Au⸗ genblick, eine allgemeine Gaͤhrung die Gemuͤther ergreift und ein Theil des Volks pflichtvergessen sich gegen den anderen

4 bewaffnet, so bleibt diesem nichts Anderes uͤbrig, als sich dem

Gesindel ebenfalls in Masse gegenuͤberzustellen. Daher hoͤ⸗ ren wir denn auch allenthalben nicht nur, daß die Beamten alle friedlich gesinnten Buͤrger als Special⸗Constabel in Pflicht nehmen, sondern daß sich die bemittelten Klassen in Vereine bilden, um ihr Eigenthum vor Angriffen zu sichern. Die Regierung kann ihnen dabei nur an die Hand gehen; die Truppen, die sie schickt, koͤnnen und duͤrfen fuͤr sich selbst nichts thun, stehen aber jedem Friedensrichter zu Gebot, der ihre Dienste verlangt. Theils mit, theils ohne Huͤlfe dersel⸗ ben, haben diese dann auch bereits mehrere hundert Insur⸗ enten gefangen genommen, und die Regierung hat nun be⸗ ondere Kommissionen ernannt, um dieselben zu richten. Bei jeder dieser Kommissionen befinden sich mehrere der gewoͤhn⸗ sichen Landesrichter, vor welchen eigentlich die Prozesse ge⸗ fuͤhrt werden, bei denen auch eine Jury zu entscheiden hat

und sonst alle Rechtsformen wie bei gewoͤhnlichen Kriminal⸗

Prozessen beobachtet werden muͤssen. Der einzige Unterschied ist, daß die Ernennung solcher Kommissionen den Prozessen mehr Feierlichkeit giebt und, was hier besonders wichtig ist, die Verbrecher schnell zur Strafe bringt. Die Unentschlos⸗ senheit und Schuͤchternheit, welche die Beamten bis vor kur⸗ zem blicken ließen, hat den Arbeitern den Muth gegeben, von der gerechten Bitte um Erhoͤhung des Tagelohns, welche ihnen fast allenthalben gewaͤhrt worden, sich bis zu Geld⸗Er⸗ pressung, Pluͤnderung und Straßenraub zu versteigen; und es steht zu hoffen, daß die nunmehr eingetretene Strenge sie bald zur Ordnung zuruͤckbringen wird. Aber damit waͤre erst einem Uebel abgeholfen; denn weit entfernt, der Brand⸗ stifter habhaft geworden zu seyn, welche eigentlich die erste

Veranlassung zu den Aufstaͤnden gegeben haben, ist man

denselben noch nicht einmal auf die Spur gekom⸗

men. Einige Personen, und darunter Maͤnner von Rang und Ansehen, wollen behaupten, diese Verbrecher seyen, wo

nicht alle, doch groͤßtentheils, Auslaͤnder, und namentlich Franzosen, wie in Proclamationen behauptet wird, welche man in der Naͤhe von Windsor unter dem Volke verbrei⸗ tet hat; aber aus dem, was der Herzog von Wellington, der sich seit seinem Austritte aus dem Ministerium als Lord⸗Lieu⸗ tenant von Hampshire sehr thaͤtig bewiesen, gestern Abend im Oberhause gesagt hat, ist fuͤr diese Behauptung gar kein Grund vorhanden. Doch gab er es zu, daß die Brandstif⸗ tungen das Werk einer Verschwoͤrung seyen. Graf Grey sagte, die Regierung sey mit der Untersuchung beschaͤftigt, auf welche Weise die Lage der Tageloͤhner fuͤr die Zukunft zu verbessern sey; er wolle aber deswegen keiner Untersuchung in den Weg treten, welche das Parlament veranstalten koͤnne. Demnach ward ein Ausschuß uͤber die Verwaltung der Ar⸗ men⸗Gesetze ernannt, welche anerkannter Weise sehr mißbraucht worden sind. Das Unterhaus versammelt sich diesen Abend wieder, und der Zustand des Landes wird auch da die Haupt⸗ frage seyn. Alenthalben werden Versammlungen zu Gun⸗ sten der Parlaments⸗Reform gehalten, und zwar von Leuten aus den hoͤheren und mittleren Staͤnden. Auch die politi⸗ schen Vereine verbreiten sich und duͤrften gefaͤhrlich werden, wenn die Regierung nicht bald Verbesserungs⸗Plaͤne vor⸗ schlaͤgt, welche den besseren Theil der Nation befriedigen koͤn⸗ nen. Die Radikal⸗Reformer zufrieden zu stellen, waͤre auf jeden Fall unmoͤglich. 1

* RMebdeorlanbd e

1.

Aus dem Haag, 4. Dez. Die zweite Kammer der Generalstaaten hat gestern den Bericht uͤber den Gesetz⸗Entwurf hinsichtlich des dem Kriegs⸗Ministerium zu bewilligenden Supplementar⸗Kredits, so wie uͤber den Ge⸗ setz⸗Entwurf hinsichtlich der Abaͤnderungen im Zoll⸗Tarif, ver⸗

nommen. Die von der Regierung in Ansehung des ersteren

ertheilten Aufschluͤsse sind fuͤr genuͤgend befunden worden; in

Bezug auf den zweiten Gesetz⸗Entwurf ist jedoch der Wunsch geaͤäußert worden, daß bei einer etwanigen Revision des gan⸗ zen Zoll⸗Tarifs das Interesse gewisser Gegenstaͤnde des inlaͤn⸗ dischen Gewerbfleißes ganz besonders beruͤcksichtigt werden möge. Hr. Collot d'Escury hat fuͤr sich und im Namen seiner 3 Kollegen, welche die bekannte Adresse unterzeichnet haben, darauf angetragen, daß, in Beruͤcksichtigung der von vielen Mitgliedern gemachten Bemerkungen, die Erwaͤgung dieser Adresse bis nach den Ferien der Versammlung ausge⸗ setzt werden moͤge.

Ueber das, was in den Sectionen der zweiten Kammer hinsichtlich des Gesetzes uͤber den Supplementar⸗Kredit fuͤr Aufschluͤsse gegeben worden, erfaͤhrt man nachstehendes Naͤ⸗ here: Nachdem uͤber den politischen Zustand des Landes, uͤber den Stand der Unterhandlungen und uͤber die Aussichten fuͤr die Zukunft mehrere Fragen vorgelegt worden, so hat man von Seiten der Regierung die Antwort ertheilt, daß die Fragen zu zarter Natur waͤren, als daß man selbst im In⸗ teresse der Einwohner der noͤrdlichen Provinzen naͤher darauf eingehen koͤnnte; daß, was auch daruͤber in Zeitungen und auf andere Weise publizirt werde, nichts Anderes dermalen festgestellt sey, als eine vorlaͤufige Einstellung der Feindselig⸗ keiten, waͤhrend deren Dauer keiner der von unserer Kriegs⸗ macht besetzten Punkte geraͤumt werden wuͤrde, und daß, falls desinitiv ein Waffenstillstand zu Stande kommen sollte, dies nur unter Garantieen geschehen koͤnnte, die unserer gu⸗ ten Sache, so wie der Ehre und dem Interesse der getreuen noͤrdlichen Provinzen, entsprechen wuͤrden.

Wie man vernimmt, wird an die Stelle des nach Lon⸗ don abgegangenen Freiherrn von Wessenberg der Freiherr von Binder als Kaiserk. Oesterreichischer Gesandter hierher kommen.

General Vauthier gehoͤrt ebenfalls zu den hohen Mili⸗ tairs, die kuͤrzlich außer Aktivitaͤt gesetzt worden. b

Zwei Compagnieen der Middelburger Schutterei sind zur Besetzung der Inseln Schouwen und Suͤd⸗Beveland (See⸗ land) abgegangen.

Im Journal de la Haye wird erzaͤhlt, daß sich ein junger Schottischer Studirender, Namens Lowther Hamil⸗ ton, bei den Van Damschen Jaͤgern als Freiwilliger gemel⸗ det und die Versicherung ertheilt habe, daß ihm noch andere 12 auf der Universitaͤt von Orford studirende junge Leute, die eben so wie er von guter Familie seyen, folgen wuͤrden,

um fuͤr die gerechte Sache des Koͤnigs der Niederlande zu

kaͤmpfen. Antwerpen, 3. Dez. In Folge der provisorisch er⸗

folgten Freigebung der Schelde⸗Schifffahrt ist heute das erste

Fahrzeug aus Vließingen, welches mehrere Capitains von ö am Bord hatte, hier angekommen. ruͤssel, 4. Dez. Herr v. Coppin, bisheriger Secre⸗ tair der provisorischen Regierung, ist an die Stelle des Ge⸗ neral⸗Prokurators van Meenen zum Civil⸗Gouverneur der Provinz Suͤd⸗Brabant ernannt worden. Um dem fuͤhlbaren Mangel an Kavallerie abzuhelfen, hat

die provisorische Regierung verordnet, daß jede Land⸗Ge⸗

meinde gehalten seyn soll, zwei ihrer besten Pferde nach dem Hauptorte ihres Bezirks abzuliefern; sie selbst erhaͤlt dafuͤr

nach einer von einem Kommissarius vorzunehmenden Ab⸗ schaͤtzung einen am 1. Juli 1831 zahlbaren Schein, ist je⸗

doch gehalten, den Eigenthuͤmern, denen die Pferde gehoͤrt

haben, den Preis baar zu entrichten. Diejenigen Gemein⸗ den, die keine disponibeln Fonds haben, duͤrfen den Kosten⸗ betrag der Pferde unter den angesehensten Einwohnern re-⸗

partiren, und diese koͤnnen sodann den Schein bei den Abga⸗ ben fuͤr das Jahr 1831 an Zahlung geben. Fuͤr Rechnung derjenigen Gemeinden, die keine geeigneten Dienstpferde be⸗

sitzen, sollen in anderen Gemeinden Ankaͤufe gemacht werden. In der Provinz Limburg beschaͤftigt man sich mit der Befestigung von Hasselt und Tongern. In Hasselt hat Hr.

v. Tieker de Terhove, der sich Oberbefehlshaber der Maas⸗ Armee nennt, einen Aufruf an die Einwohner erlassen, in

welchem er sie auffordert, sich freiwillig zu bewaffnen, um 8 dem Feinde, falls er abermals einen Einfall unternehmen

sollte, kraͤftigen Widerstand zu teisten.

Hr. Kaufmann, Banquier in Luͤttich, der eine Schrift 8 uͤber den Gewerbfleiß von Belgien hat erscheinen lassen, ist von der provisorischen Regierung hierher berufen worden,

wo er ein Mitglied der Finanz⸗Kommission werden soll.

Dresden, 5. Dez. (Aus der Leipziger Zeituug.)

Durch ein unguͤnstiges Ereigniß wurde gestern unerwartet,

jedoch nur augenblicklich, unsere hiesige Ruhe gestoͤrt. Die

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