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durch die von ihm vorgelegten Gesetz⸗Entwuͤrfe antworten. Nur in der Wahl der Maͤnner, die es anstellt, sollte es vorsichtiger verfahren; unter diesen sind einige, deren Ansichten von den sei⸗ nigen abweichen und dies oft gezeigt haben, indem sie seine Maaßregeln und sein Verfahren angriffen. An diese schließen sich, ohne Zweifel ohne deren Wissen, die Parteimaͤnner an, die wir in allen Aufstaͤnden und Unruhen erblicken; sie dienen, ohne es zu wollen, 8 Ministerium muß sich von diesen Maͤnnern trennen oder sich vor ihnen zuruͤckziehen; dieß gebietet das Wesen der Repraͤsentativ⸗ Regicrung, welche Einheit der Ansichten und des Handelns ver⸗ langt. E⸗ nicht thun, heißt Mangel an Muth zeigen, seine Seinnungen verdaͤchtig machen und den unverdienten Vorwurf veranlassen, das Ministerium wolle sich in die Arme derer wer⸗ fen, deren Grundsaͤtze es zu bekaͤmpfen vorgiebt. Die Principien des Ministeriums haben die Ereignisse des 14. Februar nicht her⸗ beigefuͤhrt, und eben so wenig konnte es ihnen unter den gegebe⸗ nen Umstaͤnden vorbeugen. Alles, was es thun konnte, war, daß es Beamte in die Kirche schickte, um die dortigen Vorfaͤlle u konstatiren; dies hat es gethan. Polizei⸗Kommissarien ha⸗ en Protokolle aufgenommen, zahlr stattgefunden, und die Sache ist bei den Gerichten anhaͤngig. Der erste Praͤsident des Koͤnigl. Gerichtshofes selbst leitet diese Untersuchung; Sie koͤnnen daͤher sicher seyn, daß nichts verab⸗ saͤumt werden wird, um die Schuldigen zur Bestrafung zu zic⸗ hen. Der ersten Unordnung folgten Seenen der Verwuͤstung, durch die nicht der Erzbischof oder sein Klerus, sondern die Stadt Paris uͤber 1 Million verliert. Unter dem Vorwande, die Re⸗ volution zu raͤchen, die man mit Recht durch die Feier von St.
Germain l'Auperrois beschimpft glaubte, reizten Unruhestifter, die uns wohl bekannt sind, das Volk gegen die National⸗Garde und
die Deputirten⸗Kammer auf; se schossen auf die National⸗Garde, entwaffneten einen ihrer Posten und zogen mit Mordgeschrei nach der Wohnung eines unserer Kollegen. Haben das Ministerium und seine Agenten unter diesen Umstaͤnden ihre Schuldigkeit ge⸗ than Sie selbst, m. H,. sollen daruͤber urtheilen. Kaum waren die Vorgange in der Wohnung des Herrn Dupin bekannt, als der Koͤnigl. Prokurator von ihm naͤhere Erkundigungen einzog. Dieser ehrenwerthe Deputirte schickte sie ihm mit zwei anonymen
Schreiben, die er Abends zuvor erhalten hatte. Sogleich begann
die Untersüuchung und wird vom Koͤnigl Gerichtshofe fortgesetzt. Diejenigen, welche den 1 1 auf die letztere geschossen haben, sind verhafter; man hat sie mit den Waffen in der Hand ergriffen; das Verbrechen konstirt, und es soll Gerechtigkeit geuͤbt werden. Von den stattgefunde⸗ nen Verwuͤstungen zu sprechen, kommt mir nicht zu; dies ist die
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den Verschwoͤrern als Leiter und Anfuͤhrer. Das
zahlreiche Vechaftungen haben
osten der Natisnal⸗Garde entwaffnet und
Sache des ersten Beamten der Hauptstadt, der mit dem Praͤßek⸗
ten Titel die Functionen eines Maire von Paris versteht, Ich zweifle nicht, daß er sich an Ort und Stelle begeben, daß er an die irregeleitete Menge ermahnende Worte gerichtet haben wird;
ich mussen, um den ersten Stein wegzureißen und das erste Moͤbel fortzunehmen. Ich fuͤr meinen Theil kann der Kammer ver⸗ sichern, daß die Urheber dieses der Zeiten der Barbarei und Un⸗ vgr eit wuͤrdigen Verbrechens nicht ungestraft bleiben werden. vern
schulbig. Man hat den Gerichten insbesondere Vorwuͤrfe ge⸗ macht, die ich nicht unbeantwortet lassen darf. Man sagt, es seyen Personen verhaftet und lange Zeit im Gefaͤngniß ge⸗ lassen worden, ohne verhoͤrt zu werden; Andere leich wieder frei gelassen. ga Verhaftete sind binnen 24 Stunden verhoͤrt worden, wie ich aus den Protokollen nachweisen kann. Die zweite macht einige Erlaͤuterungen nothwendig. Bei Unruhen werden haͤu⸗ sig bloß neugierige Zuschauer verhaftet, denen uͤbrigens nichts voͤrzuwerfen ist, und die sogleich nach den ersten Verhoͤren wie⸗ der in Freibeit gesetzt werden. Andererseits hat die National⸗ Garde noch zu wenig 1 u fetzen, den wahren Strafbaren hexauszusinden; sie fuͤhrt vft Individuen auf den Wachtposten, ohne anzugeben, worin ihr Ver⸗ ehen besteht, und wenn dann der Polizei⸗Kommissarius herbei⸗ ommt, so kann man ihm die Ursache der Verhaftung nicht an⸗
gemerkungen nicht schließen, ohne meine Ansicht uͤber die wahren
eben; so wird oft der Schuldige frei gelassen⸗ — Ich kann diese behsg der allgemeinen Unruhe, die uns unmerklich untergraͤbt,
offen auszusprechen. Ein Jeder von uns scheint mir seinerseits et⸗ was dazu heizutragen.
gewißheit, die es erregt, indem es in gewissen Haͤnden große Ge⸗ walt aßt, so wie durch die Zoͤgerungen, die man ihm behacst
tungen. Es verhindere und zerstreue dieselben, denn es hat die Mittel dazu; wenn es im Namen des Gesetzes spricht, wenn die bewaffnete Macht nur fuͤr die Vollziehung desselben handelt, so wird es uͤberall Unterwerfung und Gehorsam finden. Die Re⸗ gierung muß sich an der Spitze der National⸗Garde und nicht im gefolge derselben zacgen. Auch Sie, m. H., verzeihen Sie mir die Bemerkung, haben Fehler begangen, die der Regierung
und der oͤffentlichen Ruhe schaden. Sie haben sich oͤffent⸗
lich bschehepfen lassen; aus einem uͤbelverstandenen Zartge⸗ fuͤhl haben Sie verabsaͤumt, sich Genngthuung zu verschaffen. Daher nimmt jeder Volkshaufe einen Vorwand zum Angriff auf
manchmal vorwirft, besonders in de auf die Zusammenrot⸗
Bajonnetten umgeben unsere Sitzungen zu halten; daher oumttt
weifle nicht, daß man den Weg uͤber seinen Leib hat nehmen
erechtigkeit ist der Civilisation ein warnendes Beispiel veranstaltete.
talivet,
Uebung, um die Gerichtsbehoͤrde in Stand
tutragen as Ministerium, nicht durch seine Principien, die ich fuͤr vortrefflich halte, sondern durch die un⸗
Verwuͤstung der fentlichen Denkmaͤler.
uvvretAh sbeih rvit9 a bh cleut narn in ürnh i der Mangel an Achtung gegen eine Regterung, die sich auf die Kammer stuͤtzt. Ihr Stillschweigen hat seine Fruͤchte getragen; von ihnen wendet man sich zur National⸗Garde, die man seit
einigen Tagen in Opposition mit dem Volke zu bringen trachtet.
Wir werden dieser neuen Richtung der Gemuͤther aufmerksam folgen, und indem jeder von uns die Verpflichtung eingeht, den Grundsaͤtzen der Charte zu folgen, werden wir, so muß man we⸗ nigstens hoffen, zu jener innern Ruhe gelangen, ohne die es dem Skaate an Macht und Wuͤrde fehlt.“ (Lebhafter Beifall in den beiden Centris.) 1.
Auf die (gestern ihrem Hauptinhalte nach) mitgetheilte
Rede des Herrn Odilon⸗Barrot erwiederte der Minister
des Innern: Nur weil seine Ehre dabei im Spiele sey und weil sein Gewissen ihm solches zur Pflicht mache, setze er einen Wortwechsel fort, der mindestens durch ihn nicht veranlaßt worden sey; dafuͤr, daß Herr Oditlon⸗ Barrot das Ministerium vertheidigt habe, danke er ihmz der Herr Praͤ⸗ fekt habe aber zugleich eine persoͤnliche Beschuldigung gegen ihn vorgebracht und dadurch der Kammer das traurige Schauspiel eines Untergebenen geliesert, der seinen Minister gleichsam vor ihre Schranken lader. Die Beschwerde, daß man ihn (Herrn Odilon⸗Barrot) von den getroffenen Maaß⸗ regeln nicht in Kenntniß gesetzt habe, sey voͤllig grund⸗ los; denn da die Erhaltung der Kirchen und der darin ent⸗ haltenen Denkmaͤler gesetzlich dem Polizei⸗Praͤfekten zustehe, so habe er (der Minister) in dem vorliegenden Falle nur diesen mit Instructionen zu versehen gehabt; daß er dem Praͤfekten der Seine nicht sein Cireular⸗Schreiben an die Maires mirgetheilt habe, erklaͤre sich wohl hiulaͤnglich durch die Dringlichkeit der Umstände, und er haäite nicht geglaubt, daß Hr. Odilon⸗Barrot so großen Werth auf die Beohachtung
der Formen lege; er habe jenes Schreiben in dem Augenblicke Herlassen, wo man ihm gemeldet, daß die National⸗Garde nicht zahlreich genug sey, um den Volkshaufen die Spitze zu 8
ten; da sey keine Zeit mehr zu verlieren gewesen, und er habe sofort die Maires selbst angewiesen, daß sie sich mit
ihren dreifarbigen Schaͤrpen vor den Kirchthuͤren aufstellen moͤchten, uͤberzeugt, daß ihre Gegenwart mehr wirken wuͤrde, als die Gewalt der Bajonette. Eine solche Empfindlichkeit
stehe ihm (dem Minister) uͤbrigens eher, als Hrn. Odilon⸗ Barrot zu; sie lasse sich leichter vom Obern gegen den Nie⸗ dern als vom Niedern gegen den Obern erklaͤren. (Bewe⸗ gung.) „ Warum“, so schloß der Graf von Mon⸗ „hat der Herr Praͤfekt nicht ein einziges Befehle und Instructionen eingeholt? Da
Mal meine
mir kein Bericht von ihm abgestattet wurde, so mußte ich
aus eigener Bewegung handeln; ich war daruͤber weniger
empfindlich, als Herr Odilon⸗Barrot, und, jede Etikette bei dieser traurigen Veranlassung bei Seite setzend, erfuhr ich
kaum, daß die Wohnung eines ehrenwerthen Deputirten er⸗
brochen worden sey, als ich auch sogleich eine Untersuchung Als der Herr zember täͤglich nach dem Palais⸗royal oder nach dem Palaste
babe man so⸗ Luxemburg verfuͤgte, um die Gemüͤther zu besaͤnftigen, da ie erste Angabe ist falsch; alle
wartete er nicht erst auf einen besondern Befehl dazu von mir; er fand sich von selbst und von Amts wegen ein. Hr. Odilon⸗Barrot lobt den Malre des 4ten Bezirks, daß er sich
aus eignem Antriebe dahin begeben habe, wo der Unfug am Ich wuͤnschte, daß ich dasselb? Lob in Hr. Odilon⸗Bar⸗; rot erwiederte, daß, wenn er bei den Dezember⸗Unruhen thaͤ⸗ tiger als diesmal gewesen, solches deshalb geschehen sey, weit man ihm damals die Ehre angethan, ihn in den Schooß des Minister⸗Rathes zu berufen, um ihn von den zur Wiederher⸗ .
gröͤbsten gewesen sey. w dem Herrn Praͤfekten ertheilen koͤnnte.“
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stellung der Ruhe und Ordnung beschlossenen Maaßregeln in
Kenntniß zu setzen; diesmal habe man dagegen wahrscheinlich eglaubt, daß es seiner Mitwirkung nicht beduͤrfe; er beklage V sich auch weiter nicht daruͤber; vielmehr bedauere er, daß die
gegenwaͤrtigen Privat⸗Streitigkeiten die Aufmerksamkeit der
Versammlung von wichtigeren Gegenstaäͤnden ablenken; der Mi⸗ 1 nister habe, wenn er sich fuͤr verletzt halte, ein viel einfachew. res Mittel, sich Genugthuung zu verschaffen. — Der Mini⸗ ster des oͤffentlichen Unterrichts bemerkte zuvoͤrderst zur Rechtfertigung des Erzbischofs von Paris, dieser Praͤlaa habe, als ihn ein Pfarrer wegen der beabsichtigten Todtena-⸗:
feier befragt, erklaͤrt, daß eine solche Feier schlimme Folgen
haben koͤnne; sodann habe er (der Erzbischof) sich auch pe⸗ soͤnlich zu dem Pfarrer an der St. Rochus⸗Kirche begeben
und ihn veranlaßt, die Feier nicht zuzugeben. Ueber die Folgen dieser Feier aͤußerte der Minister dermaßen: „Wir beklagen mehr als irgend Einer die
Kirchen und die Beschaͤdigung der oͤf⸗
Praͤfekt der Seine sich im De⸗
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Frankreichs Hauptstadt, der Mit. uns; dadurch sind wir in die Nothwendigkeit gerathen, nur k oohn * Beilage .
die heiligen Kreuze gleichsam auf ihr Geheiß umgestuͤrzt wor⸗
daß
telpunkt der Civilisation, ist Zeuge
v“ EEEI1““ b Preußischen Staats⸗Zeitu
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ge von Verheerungen gewesen, daß die Mehrzahl ihrer Bewohner daruͤber erroͤthen
muͤßte, wenn sich kein Entschuldigungs⸗Grund dafuͤr finden
ließe. Ich sage Entschuldigung, und Sie werden mich verstehen. Jene Verheerungen sind nichtsdestoweniger in meinen Augen ein Verbrechen; ich kann nicht rechtfertigen, was mein Gewissen verwirft. Was mich vor Allem bewogen hat, diese Rednerbuͤhne zu besteigen, ist eine Beschuldigung, die aͤrgste, die sich nur immer gegen eine Regierung vorbrin⸗ gen laͤßt, daß sie naͤmlich die Verwuͤstung gebilligr, und daß
den seyen. Ich frage Herrn von Salvandy, was ihn bewe⸗
gen konnte, mit einer solchen Beschuldigung gegen uns her⸗
vorzutreten. (Herr von Salvandy verlangt das Wort.) Nur noch wenige Worte seyen mir vergoͤnnt. Laͤugnen laͤßt sich nicht, daß die Geistlichkreit durch ihre Theilnahme an dem Systeme der vorigen Regierung die Gemuͤther sehr gegen sich eingenommen hat. Jetzt weiß sie aber, jede politische Einmischung ihr verboten ist, und wir hoffen daher, daß der Kultus keinen neuen Beschimpfun⸗ gen mehr ausgesetzt werden wird. Den letzten Ereignissen haben wir einige gute Rathschlaͤge zu verdanken; sind sie wirklich gut, so wollen wir sie nicht ungenutzt lassen. Ob es aber angemessen seyn moͤchte, die vorige Dynastie gesetzlich zu verbannen, wollen wir dahingestellt seyn lassen. Bisher waren wir der Meinung, daß es dazu keines Gesetzes be⸗ duͤrfe, indem jene Verbannung durch die Juli⸗Barrikaden und die Erwaͤhlung einer neuen Dynastie, von der Frankreich
seine ganze Zukunft erwartet, fuͤr immer ausgesprochen wor⸗
den sey. Die Regierung will die ihr durch unsere Revolu⸗ tion vorgezeichnete Bahn redlich verfolgen; sie verlangt nicht von einem Beamten, daß er bei seinem Eintritte in diese Kammer sein Gewissen ablege, seine Grundseaͤtze verlaͤugne und sie nach denen seines Vorgesetzten modele. Nur wenn sich ein Zwiespalt in der Verwaltung selbst offenbarte, muͤßte die Regierung alles Moͤgliche thun, um die von Jedermann fuͤr so nothwendig erkannte Einheit auf die eine oder die andere Weise wiederherzustellen. Mag daher die Beamten Klasse sich immerhin von dieser Rednerbuͤhne herab auslassen, wie ihr Gewissen es ihr eingiebt; nur wenn sie in ihrem amtlichen Berufe der Regierung entgegenwirkt, wird diese die ihr zu Gebote stehenden Mittel anwenden, um die Diseiplin der Verwaltungs⸗Hierarchie aufrecht zu erhalten. Wir scheuen weder die Partei der Karlisten, noch die der Anarchisten;
keine von beiden hat tiefe Wurzeln im Lande geschlagen; keine
von beiden bietet also dem Lande Gefahren dar. Dagegen koͤnnen leider die wahren Freunde unserer Institutionen, der Freiheit und oͤffentlichen Ordnung sich unter einander entzweien. Aufeinen solchen Zwiespalt wartet mit Ungeduld eine gewisse Par⸗ tei; sie muͤht sich, ihn herbeizufuͤhren oder zu naͤhren, und freut sich, ihn sogar in eine Versammlung eindringen zu sehen, die im Grunde aus lauter dem Lande ergebenen Maͤnnern besteht. Bei unserm gemeinsamen Patriotismus beschwoͤre ich Sie, m. H., lassen Sie uns solchem Zwiespalt entsagen: nur so koͤnnen wir das Beste des Landes foͤrdern. Dies ist der Wunsch, nicht der Rath, den ich das Beduͤrfniß fuͤhlte Ih⸗ nen hiermit zu erkennen zu geben.“ — Den Beschluß der Debatte an diesem Tage machte Hr. von Salvandy mit folgender kurzen Bemerkung als Erwiederung auf einen Theil der Rede des Herrn Barthe: „Es ist nie meine Absicht gewesen, gegen das Kabinet eine so schwere Beschuldigung vorzubringen, als der vorige Redner mir zugemuthet hat. Ich habe bloß wiederholt, was der Moniteur, der Minister des Innern und zwei Praͤfekte uns gesagt, daß naͤmlich die Behoͤrde, um die Ruhe desto schneller wiederherzustellen, die Kreuze von einigen Kirchen selbst habe herunternehmen lassen. Diese Nachgiebigkeit habe ich als ein boͤses Zeichen, als eine tadelns⸗ wuͤrdige Handlung, als einen Beweis von Schwaͤche bezeich⸗ net, deren Ursache uns die heutige Session hinlaͤnglich offen⸗ bart hat. Nichts weiter als dieses habe ich sagen wollen. Fern von mir war es vorzuͤglich, dem Minister des Innern irgend einen beleidigenden Vorwurf zu machen. Vielmehr weiß ich ihm, wie gewiß die ganze Kammer, Dank dafuͤr, daß er schon seit mehreren Tagen einen ernsten Kampf gegen einen seiner Praͤfekte (Odilon⸗Barrot) unternommen hat; er hat den Angriff, so furchtbar er auch fuͤr die Minister wer⸗ den kann, nicht gescheut. Es fragt sich nun, ob diesmal wieder das Ministerium unterliegen wird.“ —
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In der Sitzung vom 19. Februar wurde, nach einem unerheblichen Bittschriften⸗Berichte, die Debatte fortgesetzt. Dem Hrn. von Quelen (Bruder des Erzbischofs) erkannte die Versammlung außer der Reihe das Wort zu. Es sey, aͤußerte er, ein Vorfuͤhrungs⸗Befehl gegen den Erzbischof ausgefertigt und demselben in sehr herben und drohenden Worten zugestellt worden; die oͤffentlichen Blaͤtter haͤtten dieses Befehles erwaͤhnt, und das mit den gerichtlichen For⸗ men wenig vertraute Publikum habe nicht ermangelt, aus einem bloßen Vorfuͤhrungsbefehle einen Verhafts⸗Befehl zu machen; das Geruͤcht von einer solchen Verhaftung habe sich auch sofort verbreitet und den Erzbischof dem aͤrgsten Verdachte preisgegeben; er halte sich hiernach verpflichtet, den Herrn Polizei⸗Praͤfekten zu fragen, weshalb und von wem jener Vorfuͤhrungsbefehl erlassen und spaͤterhin zuruͤckgenommen wor⸗ den sey. Herr Baude erwiederte, daß, als man ihm waͤhrend der letzten Unruhen von mehreren Seiten den Herrn Erz⸗ bischof als Mitschuldigen bezeichnet gehabt, er es fuͤr seine Pflicht gehalten habe, gegen ihn eine polizeiliche Vorladung in derseiben Form, wie gegen die uͤbrigen Theilnehmer an den Unruhen, zu erlassen; da der Herr Erzöischof nicht zu Hause gewesen sey, so haͤtten die Polizei⸗Beamten ihn da suchen muͤssen, wo sie ihn vermuthet (bei dem Abbé Desjar⸗ dins, Großvikar von Paris); es habe sich jedoch nachher er⸗ wiesen, daß der Herr Erzbischof verlaͤumdet worden sey und von der beabsichtigten Feier in der Kirche St. Germain⸗ l'Auxerrois durchaus keine Kunde gehabt habe; daher auch die Vorladung sofort zuruͤckgenommen worden sey. Herr Baude schloß auf den Wunsch des Herrn von Quelen, daß er seine Meinung uͤber den Charakter seines Bruders abge⸗ ben moͤchte, mit der Bemerkung, daß er ihn (den Erzbischof) nicht anders als von der vortheilhaftesten Seite kenne, und daß, wenn alle Geistliche ihm gleich saͤhen, die Religions⸗Un⸗ ruhen in Frankreich ohne Zweifel bald besaͤnftigt seyn wuͤr⸗ den. — Hr. Kératry fand es laͤcherlich, daß man geglaubt habe, durch die Verbannung der Lilien der Gaͤhrung der Ge⸗ muͤther ein Ende zu machen; man koͤnnte, meinte er, alle in Frankreich befindliche Kreuze mit Lilien niederreißen, und die Aufregung wuͤrde doch fortdauern; das Uebel liege weit tie⸗ fer; man bedenke gar nicht, daß die Lilien nicht ausschließlich das Symbol der vorigen Dynastie gewesen seyen, sondern daß auch der jetzige Koͤnig sie in seinem Schilde gefuͤhrt habe; man habe sie verdannt, und dies sey ein Mißgriff; er wuͤnsche nur, daß derselbe keine verdrießliche Folgen haben moͤge. Der Red⸗ ner gab hierauf sein Bedauern uͤber die letzten Verwuͤstun⸗ gen zu erkennen, die der Hauptstadt einen Schaden von min⸗ destens 1 Million zugefuͤgt haͤtten; er hoffe, daß ein solcher Vandalismus sich nicht erneuern werde; Niemand koͤnne in Abrede stellen, daß dergleichen Verheerungen der Contre⸗Re⸗ volution mehr Vortheil braͤchten, als die Todtenfeier in der Kirche St. Germain l'Auxerrois der wahren Freiheit gescha⸗ det haben wuͤrde; es gebe aber Anhaͤnger einer unbegraͤnzten Freiheit, die jene strafbaren Bewegungen absichtlich veranlaß⸗ ten und mit dem Plane umgingen, das ganze gesellschaftliche Gebäaͤude umzustuͤrzen, um es auf neuen Grundlagen wieder aufzufuͤhren; ein solcher Plan ergebe sich deutlich aus ihren Handlungen und Worten, aus ihren haͤufigen Angriffen auf das Grund⸗Eigenthum, aus ihrem unzweideutigen Wunsche, das besitzende Frankreich von dem besitzlosen Frankreich be⸗ herrschen zu lassen, endlich aus den Schmeicheleien und Lobeserhebungen, die sie taͤglich an die Jugend verschwen⸗ deten, um ihren Ehrgeiz zu wechen. „Der regelmaͤßl⸗ ge Gang der Dinge“, sagte der Redner am Schlusse seines Vortrages, „ist uͤberall unterbrochen; nicht mehr in den Schulen bringen die jungen Leute ihre dem Unterrichte gewidmeten Stunden zu; sie halten sich schon fuͤr weise ge⸗ nug, um selbst zu regieren; in den Gassen, auf oͤffentlichem Markte, in Winkel⸗Versammlungen verbringen sie die Tage und Naͤchte; in alle Volksbewegungen mischen sie sich; ja, es giebt deren, die uns in unserem eigenen Sitzungs⸗Saale zu drohen wagen; ich habe im Hofe dieses Palastes einen jungen Mann verhaften sehen, der den Dolch in der Hand und die rothe Muͤtze auf dem Kopfe trug. Moͤglich, daß ein Karlist darunter steckte; nichtshestoweniger bleibt es ein schlimmes Zeichen, daß man die Maske des Republikaners
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waͤhlen muß, um sich in Gunst zu seten. SEs ist endlich