1831 / 81 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 22 Mar 1831 18:00:01 GMT) scan diff

Wir haben also einen Krieg mit ganz Europa auf unsern Schultern, die fuͤnf Maͤchte muͤßten denn selbst in sol— cher Verlegenheit seyn, daß sie sich nicht ruͤhren duͤrfen, oder sie muͤßten unter einander uneinig seyn. Wie sieht es aber mit diesen beiden Voraussetzungen aus? Ist die Verlegenheit der Maͤchte so gtoß, daß sie bei uns Alles muͤssen gehen lassen, wie es eben geht? Frankreich ist allerdings gehemmt; England aber bei weitem weni⸗ ger, denn wir wuͤßten nicht, was es hindern koͤnnte, unsere Haͤfen zu blokiren, Antwerpen zu besetzen, unsere Schiffe zu nehmen und unserem Handel den Todesstoß zu geben. Preußen hat keinen Aufstand zu unterdruͤcken gehabt, es ist ruhig und hat stets eine furchtbare Armee schlagfertig. Es waͤre also thoͤricht, wenn man glauben wollte, daß es nicht, ganz ohne Gefahr fuͤr sich, etliche Tausend Mann ge— en uns abschicken koͤnnte. Rußland ist weit von hier und zat mit der Polnischen Revolution zu thun; aber ist wohl zine Aussicht dazu da, daß Polen den Kaiser lange abhalten

kann, mit den uͤbrigen Maͤchten gemeinschaftliche Sache zu

machen? Oesterreich wird Italien beruhigen wollen. Allein es ist wahrscheinlich, daß es daselbst nicht die Haͤlfte des Widerstandes finden wird, wie ihn die Russen in Polen zu bekaͤmpfen haben. Das Einzige, was die Maͤchte also noch von uns abhalten koͤnnte, waͤre ihre Uneinigkeit, ihre gegensei⸗ tige Eifersucht. Hierauf laͤßt sich nur bemerken, daß sie bis jetzt wenigstens ziemlich uͤbereinstimmend zu Wege gegangen sind. Frankreich selbst wenigstens die Regierung hat gemeinschaftliche Sache mit den uͤbrigen vier Maͤchten ge⸗ macht; Frankreichs Verfahren legt es in diesem Augenblicke klar genug an den Tag. Sind nicht die Befehle in Hinsicht der Spanischen und Italiaͤnischen Fluͤchtlinge, das strenge Benehmen gegen die Maͤnner vom Juli und die Ernennnng Périers zum Premier⸗Minister die besten Beweise dafuͤr? Ludwig Philipp ist augenscheinlich nicht geneigt, sich unsert⸗ wegen mit den Maͤchten zu entzweien. Nun ist zwar die Regierung nicht Frankreich, und ein Theil der Nation wird vielleicht einen Einfall in Belgien nicht billigen. Aber wie will diese Partei ihn verhindern? Sie kann es nur durch eine neue Revolution, eine Revolution, die der Demokratie und Anarchie den Sieg in die Haͤnde geben und uns ur⸗ ploͤtzlich zum Jahre 1793 und dessen Graͤueln zuruͤckfuͤhren wuͤrde. Entweder also die fuͤnf Maͤchte treten vereinigt gegen uns auf und wie wollen wir ihnen da widerstehen? oder Frankreich wird eine Republik und sagt sich von den Maͤchten los. Das Erste, was Frankreich dann thut, ist, daß es uͤber unser Land herfaͤllt. Dann erlischt der Traum unserer Unabhaͤngigkeit, und wir muͤssen die unheilvolle Bahn einer fremden Revolution durchlaufen. Einen Mittelweg aber giebt es nicht.“ 8 In Hinsicht auf denselben Gegenstand spricht sich das Journal d'Anvers folgendermaßen aus: „Das System unserer Revolution und dessen Folge, der Umsturz der ge⸗ sellschaftlichen Ordnung, hat die Vertheidiger der Revolution selbst ganz verwirrt gemacht. Wenn man ihre Raisonne⸗ mments liest, wird es in der That schwer, zu begreifen, wie Maznner, die auf Vernunft Anspruch machen, so schreiben connten. Statt daß sie, da das Elend allgemein, die Muth⸗ sosigkeit uͤberall und jedes Interesse verletzt ist, den Grund dazu in der verfehlten Revolution suchen muͤßten, aus der weder etwas Gutes, noch ein System uͤberhaupt hervorging, glauben sie ihn in Frankreich, in seinem Koͤnige und in sei⸗ ner Regierung zu finden. Um die Gewerbthaͤtigkeit wieder herzustellen, verlangen sie mit lauter Stimme den Krieg; ohne Huͤlfsquellen, ohne Unterstuͤtzung, ohne eine andere Macht, als eine kleine Armee, deren Tapferkeit und Muth zwar bekannt sind, die man aber nicht sechs Wochen wuͤrde unterhalten koͤnnen, will man Europa trotzen, sich verwege⸗ ner Weise als ein Hinderniß den großen Maͤchten entgegen stellen und sie zwingen, zum Aeußersten zu schreiten, um Sieser laͤcherlichen Opposition endlich ein Ende zu machen. Zu unseren kriegerischen Tagesblaͤttern gehoͤrt namentlich der Independant. Er wirft der Regierung vor, daß sie ein⸗ schlafe, und daß sie unterhandle; er will durchaus in die Kriegstrompete blasen und ruft: „„Krieg muͤssen wir haben, nur er allein kann uns retten. Das kleinliche Franzoͤsische Miinisterium und sein Koͤnig wagen es nicht, entscheidend aaufzutreten; sie schließen die Augen, um nicht die Wolken zu sehen, die sich am Horizont sammeln. An uns ist es, Frank⸗ reeich zur Entscheidung zu zwingen; Belgiens Heil macht es uns zum Gesetz.““ Gewiß ist es nicht unsere Absicht, die Franzoͤsische Regierung und Frankreichs hochgesinnten Koͤnig gegen diese Schreier vertheidigen zu wollen. Frankreich billigt durch seine Kammer das politische Verfahren seiner Reglerung. Angegriffen wurde dieses Verfahren nur von Herrn een.

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auf der rechten Seite, von den Karlistischen Tages⸗Blaͤttern und von denen, die den Anarchisten, den Kirchenstuͤrmeru, den Verwuͤstern von Denkmalen der Kunst und allen Feinden der oͤffentlichen Ordnung als Organe dienen. Die Urheber unserer Unruhen sind in den letzten Zuͤgen und suchen Mit⸗ schuldige und Beschuͤtzer, daher ihr Geschrei; besonders gegen Hrn. Sebastiani und gegen das neue aus der linken Seite und dem linken Centrum gebildete Ministerium schuͤtten sie ihre Schmaͤhungen aus. Herr Sebastiani bleibt aber Mi nister des Auswaͤrtigen und liefert dadurch den spre chendsten Beweis des Zutrauens und der Achtung, die ihm der Koͤnig und Frankreich zollen. Der Krieg ge⸗ hoͤrt zu jenen gesellschaftlichen Nothwendigkeiten, die nur durch die Sorge fuͤr die eigene Erhaltung, durch einen un⸗ gerechten Angriff oder durch die Pflicht, einen Verbuͤnde⸗ ten zu vertheidigeu, motivirt werden kann. Im Auslande Unruhen zu erregen oder zu beguͤnstigen, den oͤffentlichen Frie⸗ den zu brechen und Europa zu insurgiren und dadurch ge⸗ gen die Grundsaͤtze des Voͤlkerrechts und der allgemeinen Moral zu handeln, hieße sich in den Augen der Welt und Nachwelt entehren. Frankreich kann nur einen gerechten Krieg wollen, und um im Kriege stark zu erscheinen, muß es dazu provocirt worden seyn.“ Zu den kriegerisch gesinnten Bruͤsseler Journalen gehoͤren außer dem oben erwaͤhnten „Independant“ auch der „Cour⸗

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Ueber den in Gent herrschenden Geist druͤckt sich der

Naͤnner der Revolution nicht sonderlich zu uͤberraschen, went wir ihnen erzaͤhlen, daß unsere Stadt jetzt noch bei weitem mehr, als vor zwei Monaten, hinter der sogenannten allgemei nen Bewegung zuruͤckgeblieben ist. Da die Revolutionsmaͤn⸗ ner, ihrem eigenen Gestaͤndnisse zufolge, den Zweck hatten,

auch nicht wundern, wenn unser Haß gegen die jetzige Ord⸗ nung der Dinge in dem Maaße, als sie uns straften, auch immer mehr wuchs, und daß in demselben Maaße, wie ihr Joch auf uns lastete, auch unser Gewissen sich immer mehr

maͤnner haͤtten vielleicht die Freiheit, die wir nicht haben

ren jedoch in entgegengesetzter Weise und behandelten uns vie ein erobertes Volk; die aͤrgsten Gewaltstreiche gestattete man sich gegen uns; woher sollte da nun wohl die Liebe kommen?“ Der in Antwerpen erscheinenden Flamaͤndischen Zeitung zufolge, soll in der dortigen Citadelle unter der Hollaͤndischen Besatzung ein blutiger Streit stattgefunden haben. Aehnliches schon fruͤher berichtet wurde, ohne das es sich als wahr erwies, so ist auch von der gegenwaͤrtigen Nachricht erst noch eine Bestaͤtigung zu erwarten. 8 p“

Bes. 1111414*4*“ Hannover, 18. Maͤrz. Vorgestern geruhten Se. Koͤ⸗ nigl. Hoheit der Vice⸗Koͤnig von einer Deputation der all⸗ gemeinen Staͤnde⸗Versammlung, welcher eine große Zahl der Mitglieder beider Kammern sich angeschlossen hatte, in Er⸗

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entgegen zu nehmen: „Tief bewegt von mannichfaltigen Gefuͤhlen nahen Ewr. Koͤnigl. H. die getreuen Staͤnde des Koͤnigreichs, um den Dank des Landes auszusprechen fuͤr das Vertrauen, das Zeit zu den Stufen des Throns berief. Treue gegen das erhabene Haus der Guelfen, von warmem Eifer fuͤr das Wohl des Landes, haben sie jederzeit die verfassungsmaͤ⸗ Figen Arbeiten begonnen; aber in keinem Jahre noch waren die Pflichten so schwer, die Erwartungen so groß, Zeit und Noth so dringend. Abgerufen vom Throne seiner Vaͤter ist Ewr. Koͤnigl. Hoheit erhabener Bruder, der Koͤnigl. Gruͤnder diche⸗ Versamm⸗ lung; und Se. Maj. Koͤnig Wilhelm IV. ist Erbe seiner Kronen.

liche Liebe, auf Ewr. Koͤnigl. Hoheit unerschuͤtterliches Wohlwol⸗ len und weisen Sinn, auf des Volkes treues Gemuͤth giebt Hoff⸗ nung, daß auch aus dieser Zeit des Landes Gluͤck vermehrt her⸗ vorgehen koͤnne. Ein Pfand dieser Hoffnung ist dem Lande der Rathschluß Sr. Maj. gewesen, der Ew. Koͤnigl. Hoheit zum Vice⸗⸗Koͤnig dieses Koͤnigreichs ernannt hat. Die Staͤnde, ver⸗ sammelt aus allen Theilen des Landes, bringen den Jubel des Volks, Dank, Freude und Hoffnung, als schoͤnsten Gluͤckwunsch mit sich. Moͤgen bei ihrer Ruͤckkehr die Fruͤchte auch ihrer Ar⸗ beit dem Lande zeigen, daß jenes Unterpfand nicht werth⸗ los gewesen, daß die Weisheit Sr. Majestaͤt das Rechte

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rier“ und die „Emancipation“, die saͤmmtlich unter dem be⸗ sondern Einflusse der dermaligen Machthaber stehen.

dortige Messager folgendermaßen aus: „Wir glauben, die

uns nicht sowohl zu bessern, als zu strafen, so duͤrfen sie sich ¹

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gegen den Einfluß ihrer Principien straͤubte. Kluge Staats⸗

wollten, recht anlockend gemacht und den Rand des Wer⸗ muth⸗Kelches mit Honig bestrichen; unsere Terroristen verfuhe.

widerung auf die Eroͤffnungs⸗Rede die nachstehende Adresse

v sie in dieser Erfuͤllt von Liebe und

In schwererer Zeit freilich; aber das Vertrauen auf seine vaͤter⸗:

ergriffen habe, um der Unterthanen Gluͤck aufs neue zu be⸗ len heegie Vorsicht verehren die getreuen Staͤnde in den wichtigen Arbeiten der Gesetzgebung, die, in ausgefuͤhr⸗ ter Gestalt oder in den Grundzuͤgen, ihrer Pruͤfung un⸗ terliegen. Sie werden reiflich pruͤfen und unter Ewr. Koͤnigl, Hoheit gnaͤdigsten Zustimmung beschließen, was die Wichtigkeit der Gegenstaͤnde und das Beduͤrfniß der Zeit fordert. Mit Ernst, Sorgfalt und Gerechtigkeit werden sie die Angelegenheiten des Haushalts untersuchen und nach Ewr. Koͤnigl. Hoheit so wohl⸗ wohlwollender als weiser Absicht dahin streben, daß den untern Klassen des Volks die schwere Last so viel als moͤglich abgenom⸗ men, die Noth des Augenblicks durch Huͤlfe und Hoffnung ge⸗ mildert, der Erwerb gefoͤrdert und gesichert werde. Sie hoffen Ewr. Koͤnigl. Hoheit Beifall nicht sicherer zu gewinnen, als wenn sie auch strenge und weise Sparsamkeit stets vor Au⸗ gen behalten. Bei solcher Thaͤtigkeit duͤrften die Staͤnde auf den Beifall des Landes zu jeder andern Zeit vertrauen; aber sie duͤrfen es nicht verhehlen, in diesem Jahre liegen schwe⸗ rere Arbeiten auf ihnen. Zeugen der Aufregung in manchen Gegenden des Landes, Zeugen der Mißverhaͤltnisse, der Erwar⸗ tungen, der Wuͤnsche beduͤrfen sie verdoppelter Kraft, um die Pflich⸗ ten zu erfuͤllen, die das Land, die Ewr. Koͤnigl. Hoheit gnaͤdigstes Vertrauen auf sie gelegt hat. Treu und ergeben ist das Land, und in seinen erhabenen Herrscher, in Ewr. Koͤnigl. Hoheit feste, reine, uͤber alle Parteiung gestellte Gesinnung setzt es Vertrauen. Dieses Vertrauen ist es, das die Bitten hervorrief, denen Ew. Koͤnigl. Hoheit mild ihr Ohr geliehen. Und das Vertrauen ist wohl gegruͤndet. Mit Dank erwiedern die getreuen Staͤnde die Allerhoͤchste Zusicherung, daß Se. Majestaͤt das Petitions⸗Recht ihrer getreuen Unterthanen aufrecht erhalten wollen; daß es fester Wille jederzeit war und seyn wird, bei Besetzung der Staats⸗ Aemter nicht Ansehen der Geburt, sondern nur Talent, Kennt⸗ niß, Geschaͤfts⸗Erfahrung und Reinheit des Charakters ent⸗ scheiden zu lassen. Aber Ewr. Koniglichen Hoheit huldrei⸗ che Worte bezeugen, daß noch weitere Wuͤnsche laut gewor⸗ den. Bessere Vertretung der Staͤdte, Entlastung des Landes, zeitgemaͤß verbesserte Verfassung sind vom Throne genannt; und viele Stimmen streben nach Oeffentlichkeit und freierer Presse. Wohl bedarf die Pruͤfung solcher Wuͤnsche der groͤßten Vor⸗ sicht, der ruhigsten Besonnenheit, der Achtung des Rechts und der Scheu vor Willkuͤr und Veraͤnderungssucht. Die Staͤnde werden Alles erwaͤgen und nicht vergessen, was von dieser Er⸗ waͤgung abhaͤngt. Die Guͤte des allmaͤchtigen Gottes, Sr. Mazestaͤt des Koͤnigs Weisheit und Ewr. Koͤnigl. Hoheit leitende Hand wird unser Land bewahren vor erneuerten Verbrechen, wie die, durch welche in zwei Staͤdten Recht und Ordnung gestoͤrt worden. Nur mit tiefer Trauer koͤnnen die getreuen Staͤnde des schmerzlichen Ereignisses gedenken. Gluͤcklich besiegt durch Ewr. Eznigl Hoheit Kraft und weise Maͤßigung, durch des Volkes und des Heeres Redlichkeit und Treue, wird dasselbe nun dazu dienen, die Gerechtigkeit und Weisheit ihres erhabenen Herrschers im hellsten Lichte zu zeigen. Die Gesinnungen ihres allergnäaͤdig⸗ sten Koͤnigs sind es, auf welche die getreuen Staͤnde mit Ruß⸗ und festem Vertrauen blicken. Er, dem sie fuͤr so viele Verwen⸗

dungen 38. Wohle seiner bedraͤngten Unterthanen den Dank des

Landes bringen, er wird noch groͤßere Rechte auf Dank und in⸗ nige Verehrung der Mitwelt und der spaͤtesten Nachkommen er⸗ werben. Ewr. Kinigliche Hoheit aber, dessen festem, ge⸗

rechtem, mildem und weisem Sinne das Land verdankt, daß Bluͤrgerblut nicht vergossen ist, auf den jedes bange Herz, jedes hoffende Auge mit Vertrauen blickt, unsern gnaͤdigsten Vice⸗

Koͤnig bitten die getreuen Staͤnde, auch ferner dem Lande die Fürsarge zu erhalten, die dasselbe in den Tagen der Gefahr ge⸗ chirmt hat, damit die Sorgen schwinden, die noch auf allen red⸗

lichen Gemuͤthern lasten, damit auch Hoͤchstdero Name mit dem

unsers erhabenen Herrschers von den Enkeln gesegnet werde!“ Seine Koͤnigl. Hoheit ertheilten der DBeputation fol⸗ gende Antwort: „Meine Herren! Durch die erneuerte Versicherung treuer Ergebenheit gegen Koͤnig und Vaterland, welche Sie Mir Namens der Stände des Koͤnigreichs uͤberbringen, ha⸗

ben Sie dem aufrichtigsten Wunsche Meines Herzens ent⸗ Unaufloͤsliche Bande der Liebe ketten Mich an die⸗

sprochen. ses Land; dasselbe gluͤcklich zu sehen, ist das einzige Ziel aller

Meiner Bestrebungen, Mein lebhaftester Wunsch. Um dieses

Ziel zu erreichen, habe Ich gern und willig Verpflichtungen Mich unterzogen, deren Groͤße Ich nicht verkenne, wel⸗ che Mir aber nicht zu schwer werden sollen, wenn es das Wohl dieses Meines zweiten Vaterlandes gilt. Mit Kraft und Ausdauer hierfuͤr zu wirken, bin Ich eben so fest entschlossen, als Erleichterungen und Verbes⸗ serungen zu gewahren, wo Ich kann, und weise Sparsam⸗ keit zu uͤben, so weit der Staats Zweck solches gestattet. Jetzt aber, wo die Staͤnde des Koͤnigreichs mit gewohntem Ver⸗

trauen Mir entgegen gekommen, wo sie Mir ihre Unterstuͤz⸗ zung und ein

e besonnene ruhige Erwaͤgung bei allem demje⸗

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nigen zugesagt haben, wo die Wohlfahrt dieses Koͤnigreichs in Frage kommt, sehe Ich um so ruhiger dem Ausgange Ihrer wichtigen Berathungen entgegen. Denn Ich weiß, daß Alle, was auch die Meinungen seyn moͤgen, nur das Gute und das Rechte, das Gluͤck und den Frieden dieses

Landes mit mir erstreben und durch die Erfuͤllung schwerer 8 Pflichten neue Anspruͤche auf den Dank des Koͤnigs und des Vaterlandes und auf das Anerkenntniß der hohen Achtung und Wohlgewogenheit sich erwerben werden, welches gegen Sie, Meine Herren, und gegen Ihre saͤmmtlichen Mitstaͤnde gern hierdurch oͤffentlich ausspreche.“ 8

Braunschweig, 18. Maͤrz. Des Herzogs Wilhelm Durchlaucht gedenken noch im Laufe dieses Monats das Schloß Richmond wieder zu beziehen. Der Raum des Bevern'’schen Palais ist zu beschraͤnkt, auch bietet die Lage desselben bei dem jetzigen Abbruch der benachbarten Stiftsgebaͤude wenig Annehmlichkeiten dar. Ueber den Bau des neuen Residenz⸗ schlosses ist hoͤhern Orts bis jetzt nichts Weiteres bestimmt worden.

Karlsruhe, 16. Maͤrz. Die neueste Nummer des Großherzogl. Staats⸗ und Regierungs⸗Blatts enthaͤlt eine landesherrliche Verordnung vom 17ten v. M., wonach, zur Erzielung eines einfachen Geschaͤftsgangs in der Leitung und Verwaltung der Staats⸗Anstalten und zugleich zur Bewir⸗ kung einer zweckmaͤßigen Ersparniß, die bisherige Staats⸗ Anstalten⸗Kommission vom 1. Juni d. J. ab aufgeloͤst wird. Was die Vertheilung der von derselben besorgten Geschaͤfte anlangt, so soll die unmittelbare Leitung und Beaufsichtigung der Straf- und Heil⸗Anstalten in polizeilicher, oͤkonomischer und finanzieller Hinsicht an die Kreis⸗Direktoren uͤbergehen, in deren Bezirk die Anstalten liegen; die bisher dem Mini⸗ sterium des Innern obliegende obere Leitung der Straf⸗An⸗ stalten geht auf das Justiz⸗Ministerium uͤber; die bisher von der Staats⸗Anstalten⸗Kommission besorgten Geschäͤfte in Be⸗ treff der General⸗Wittwen⸗Kasse werden, unter oberer Lei⸗ tung des Ministeriums des Innern, einem aus Staatsdienern zu bildenden Verwaltungs⸗Rathe und die Angelegenheiten der General⸗Brandkasse, ebenfalls unter jener oberen Leitung, theils den Kreis⸗Direktoren, theils dem vorgedachten Verwaltungs⸗ Rathe uͤbertragen.

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Von der Polnisch⸗Litthauischen Graͤnze, 17. Maͤrz. Die von dem Kaiserl. Russischen Ober⸗Befehlse haber abgesandten Truppen haben die Gegend von den herum⸗: schwäärmenden Krakusen gereinigt und viele davon zu Gefan⸗ genen gemacht. Die Tète der Russischen Garden ist am 17ten d. M. in Raygrod angekommen. Die zur Armee gesand⸗ ten Pontons sind schon den 13ten durch Lomza gegangen. Die Russischen Truppen befinden sich im besten Gesundheits⸗ Zustande. Dem Polnischen Oberst⸗Lieutenant Zwolinski, welcher von Modlin zu der Armee seines rechtmäͤßigen Be⸗ herrschers uͤbergegangen, ist fast sein ganzes Bataillon gefolgt. Von Modlin sollen viele Polnische Soldaten zu den Russen vepihon . r K r besteer e. 87,G . Cerst. Fee e

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Ueber die weiteren Operationen der K. K. Truppen im Herzogthum Modena und die Ruͤckkehr Sr. Koͤnigl. Hoheit des Herzogs in seine Staaten wird (dem Oesterreichi⸗ schen Beobachter zufolge) aus Modena vom 9ten d. M. Folgendes gemeldet:

„Auf die Nachricht von den ersten Bewegungen der Oesterreichischen Truppen und ihrem Einruͤcken in Ferrara und Novi, wo nur schwacher Widerstand geleistet wurde, verließen der Insurgenten⸗General Zucchi und die von den Rebellen eiugesetzte provisorische Regierung Modena und zerstreuten sich nach verschiedenen Richtungen. General Zucchi erschien jedoch, nachdem er sich vom ersten Schreck erholt und einige Leute in Sassuolo zusammengerafft hatte, am 7ten neuerdings in Modena, wo er folgenden Aufruf erließ: „„Bewohner der Provinzen Modena und Reggio! Zur Ver⸗ meidung jener, dem oͤffentlichen Wohl so verderblichen Anar⸗ chie, welche die unvermeidliche Folge des gaͤnzlichen Mangels an irgend einer Regierung zu seyn pflegt, sehe ich mich ge⸗ noͤthigt, einstweilen die Züͤgel zu ergreifen, damit jene Ord⸗ nung nicht gestoͤrt werde, welche nur der gute Geist der Be⸗ wohner dieser Provinzen unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden aufrecht zu erhalten wußte, wo die provisorische Regierung,

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