träumt, er sey ein Patriot. Doch ich bin überzeugt, kein Wäh⸗ ler wird eine solche Schmach auf sich kommen lassen. Er wird daran denken, was er seinem Könige, seinem Lande, sich selbst, den Seinigen und seinen Nachkommen schuldig ist. Sollten sich in⸗ dessen Wähler so schwach finden lassen, um von ihren büttersten Feinden Geld anzunehmen, so mögen sie ja nicht vergessen, daß, wenn den Burgfleckenhändlern ihr Plan gegen die Reform gelingt, es ihr Erstes seyn würde, durch neue Taxen ihre dermaligen Alusgaben reichlich wieder einzuholen. Doch, daß ihnen ihr Plan ge⸗ linge, istunmöglich; es sprechen dagegen Vernunft und Wahrschein⸗ lichkeit. Für jeden Shilt., den sie zusammenbringen, wird die Nation ein Goldstück geben, und für jedes Goldstück ein ganzes Hundert. Bereits bestehen im ganzen Lande Comité's, die solche patriotische Ga⸗ ben entgegen nehmen, um die zufalligen bei den Wahlen vorfallen⸗ den Kosten, wo es erforderlich ist, zu decken. Hier in London sind schon beträchtliche Summen unterzeichnet worden. Ein Je⸗ der gebe, was er vermag, und seh es auch noch so wenig; im⸗ mer wird er gerechten Anspruch auf die Dankbarkeit seines Va⸗ t rlandes haben.“ — Auch an der Börse und in Westmünster fanden gestern große Versammlungen der Wähler der City und Westmünsters statt, in welchen sich die allgemeine Stimme zu Gunsten der Reform aussprach. In der City⸗Versammlung wurde des beabsichtigten Bestechungs⸗Systems der Anti⸗Refor⸗ misten gleichfalls erwähnt; der Herzog von Northumberland soll 250,000, Sir. Robert Peel 50,000 und viele Andere zu 25, 12 und 10,000 Pfd. zu diesem Zweck unterzeichnet haben. In der Versammlung von Westmünster war auch Sir Francis Burdett zugegen. In einer von ihm unter lautem und oft wieder⸗ holtem Beifall gehaltenen Rede sagte er unter Anderem: „Zum erstenmal sind wir hier vereinigt, um unsern hochherzigen Konig in der Ausübung seiner Vorrechte und in der Vertheidi⸗ gung der Rechte und Freiheiten seines Volkes zu unterstützen. Aluf unserem Thron sitzt ein Mann, der schlechten Einflüsterungen kein Ohr leiht, der nicht der König einer Faction, sondern der Koͤnig seines Volkes seyn will — eines Volkes, das hoffentlich in Masse sich erheben wird, um den Entschluß seines Königes zu kraäftigen und ins Leben zu rufen. Bevor die Versammlung auseinanderging, ward eine Adresse an den König beschlossen, um Sr. Majestät den innigsten Dank für die weise, feste und verfassungsmäßige Benutzung Ihrer Vorrechte bei Auflösung des Parlamentes abzustatten. Ferner wurde die Erklärung abgege⸗ ben, daß die Wahler von Westmünster einen am 4. Mai 1807, bei Gelegenheit der Erwählung des Sir Francis Burdett zum Parlamentsgliede, gefaßten Beschluß, den von ihnen Erwählten keine Kosten tragen zu lassen, auch für die Zukunft bestätigen und die Wahler an allen anderen Orten auffordern, diesem Bei⸗ spiele zu folgen.
Der Wahl⸗Kampf hat eben so wie hier auch bereits in den Provinzen begonnen. In Liverpool wird wahrscheinlich Herr Ewart, der das aufgelöste Parlament wegen Unregelmäßigkeiten, die bei seiner Erwählung vorfielen, verlassen mußte, aufs neue erwählt werden, da derselbe sowohl bei den Kaufleuten als bei den übrigen Einwohnern in großem Ansehen steht und überdies
versprochen hat, daß er den ministeriellen Reform⸗Plan auf das
kräftigste unterstützen wolle. Hier in London hat eine Ver⸗ sammlung von Anti⸗Reformisten aus Porkshire stattgefunden, die sich vorgenommen haben, den Freunden der Minister in ihrer Grafschaft allen möglichen Widerstand zu bieten. Unter den Anwesenden befand sich auch Herr Duncombe, bisheriger Vertreter der genannten Grafschaft. In Norwich wollen die Tories ebenfalls dem Hrn. Rob. Grant einen Gegner der Reform in Hrn. J. Wigronn gegenüberstellen, und es sollen zur Unterstützung des Letzteren bereits 10,000 Pfd. zusammenge⸗ schossen worden seyn. Dagegen hört man, daß viele Reform⸗ Feinde ihre Kandidatur in Orten, die sie bisher vertreten, bereits aufgegeben haben sollen; unter Anderen der Admiral Sothron in Nothinghamshire, der sogenannte Ritter von Kerry, Hr. Fitz⸗ jerald, in Kerry und Sir E. B. Sugden in Weymouth. Der etztere wird jedoch, wie es heißt, durch die Protection des Her⸗ zogs von Buckingham für den Flecken St. Mawes ins Unter⸗ haus kommen.
In der Times wird eine patriotische Subscription vorge⸗ schlagen, um damit den Tories, welche (wie oben erwähnt) eben⸗ falls eine große Subscription veranstaltet haben, entgegen zu arbeiten. Ein Korrespondent der Times meint, daß die vatriotische Subscription in die Hände der Minister niedergelegt werden sollte.
Fast sämmtliche hiesige Blätter überströmen von Dank ge⸗ gen den König und von Lobeserhebungen der Minister über die kräftige Weise, in der die Auflösung des Parlaments den Lu⸗ cubrationen. des Unterhauses ein Ende gemacht hat. Nur die Mor⸗ ning⸗-Post, bekanntlich das Organ der jetzigen Opposition, spricht ihren Unwillen darüber auf das rücksichtlostgste aus; als Beispiel da⸗ von möge folgende Stelle dieses Blattes dienen: „Die Parlaments⸗ Session ist gestern zu einem plötzlichen Ende gebracht worden; die Prorogation, und demnächst die Auflösung des Parlaments, ist eine Handlung der souverainen Gewalt, die sich streng inner⸗ halb der verfassungsmäßigen Prärogative der Krone befindet und daher der Kritik nicht weiter unterworfen ist. Sie giebt in⸗ zwischen einen neuen Beweis von dem, was schon allzu deutlich war, daß nämlich die gegenwärtigen Rathgeber des Königs fest entschlossen sind, eben so wenig die Wohlfahrt und Ruhe des Landes, als die Sicherheit und Würde des Thrones berücksichti⸗ gend, sich so lange als nur irgend möglich im Amte zu behaupten. Blicken wir auf die Verhandlungen des auseinandergehenden Parlaments zurück, so haben wir im Ganzen keine große Ursache, seine vorzeitige und plötzliche Auflösung zu bedauern. Es kam niemals vergessen werden, daß es dieses Parlament war, wel⸗ ches die erhaltende Verwaltung des Herzogs von Wellington aus dem Amte trieb und der revolutionnairen Verwaltung des Gra⸗ fen Grey die Gewalt übertrug. Es scheint uns auch gar keine ungeziemende Wiedervergeltung dieser Handlung der Gedanken⸗ losigkeit und der Thorheit, wenn das Parlament das erste Opfer der von ihm selbst geschaffenen Revolutions⸗Minister wird, so⸗ bald es sich weigert, sich von ihnen blindlings auf die gefähr⸗ liche Bahn der Umwälzungen führen zu lassen. Unmög⸗ lich läßt sich jedoch der Unwille gehörig ausdrücken, mit dem man von den Männern reden muß, die das Land, und besonders Irland, absichtlich der größten Aufregung aussetzen, bloß um einen Monat oder 6 Wochen länger im Amte zu bleiben. Denn wir hegen die bestimmte Erwartung, daß uns die bevorstehenden Wahlen ein Parlament geben werden, das viel fester und unzweideutiger noch in der Vertheidigung der Englischen Constitution seyn, und das viel treuer das Eigen⸗ thum, die Intelligenz und den Patriotismus des Landes repräsentiren wird, als dasjenige, welches die Minister eben ohne alle Umstände entlassen haben. Die Regentschafts⸗ Bill — von der wir mit dem ganzen Lande aufrichtig
E“
836 hoffen, daß sie niemals in Wirksamkeit gebracht zu werden
brauche — war der erste wichtige Akt des letzten Parla⸗ ments, und wir irren uns wohl nicht, wenn wir hinzufügen, daß
einen Anspruch auf die Dankbarkeit des Landes giebt. Diese mit so vieler Umsicht entworfene Bill rührte jedoch noch von der Verwaltung des Herzogs von Wellington her, und so trefflich war sie zur Erreichung ihrer wichtigen Zwecke angelegt, daß selbst ein rivalistrendes eifersüchtiges Ministerium es nicht wagte, die geringste Veränderung darin anzubringen. Da nun, nächst der Regentschafts⸗Bill, nur noch die Civil⸗Liste zu den positiven Re⸗ sultaten des letzten Parlamentes gehört, so geht daraus hervor, daß sein Ruhm weit mehr auf seine negativen Verdienste, auf das, was es sich weigerte zu thun, als auf das, was es wirklich gethan hat, gebaut werden muß.“
In der hiestgen Zeiumg John Bull liest man: „Unsere Minister haben es für recht gehalten, mehrere Kriegsschiffe nach Lissabon abzusenden, um, wie es scheint, eine Erklärung über angebliche Ungerechtigkeiten von Seiten der Portugiesischen Re⸗ gierung gegen gewisse Britische Unterthanen zu verlangen. Das
ranzösische Ministerium hat gleichfalls einige Kriegsschiffe und,
sandt. Wenn es wahr seyn sollte, daß diese wo möglich einen Krieg mit Dom Miguel anknüpfen sollen, so wäre unsere Hin⸗ sendung eines Beobachtungs⸗Geschwaders in der That eine poli⸗ tisch kluge Maaßregel; weil es, so sehr wir auch Portugal ver⸗ höhnen und beleidigen mögen, doch gut wäre, wenn es unser Ver⸗ bündeter bliebe. Unsere Expedition muß daher allen Parteten sehr löblich erscheinen, denn wenn die Franzosen irgend geneigt seyn sollten, Portugal herauszufordern, so ist England verpflich⸗ tet, es zu beschützen. England ist durch Traktate verpflichtet, ihm zu seinem Beistande eine festgesetzte Macht an Kavallerie, In⸗ fanterie und Artillerie zu senden, und zwar in allen Fällen, möge nun der Krieg, in welchen es hineingezogen wird, ein gerechter oder ein ungerechter seyn. Seltsam ist es in der That, daß die Möglichkeit eines Krieges vorhanden ist, in welchem unsere libe⸗ ralen Minister mit dem monarchischen Portugal gegen das drei⸗ farbige Frankreich Partei nehmen müssen. Der Fall ist über⸗ aus merkwürdig, und dem Resultate desselben wird Jeder ängstlich entgegen sehen, der Verstand genug besitzt, um zu begreifen, welche Vortheile England von einer Allianz mit
Portugal zieht, und welche gefaͤhrliche Folgen es unvermeid⸗ lich haben muß, wenn es in die Hände des dreifarbigen Frank⸗ reichs faällt.“ — Der Courier, der diesen Artikel abdruckt, be⸗ merkt dazu: „Dies ist, um das Beste davon zu sagen, ein recht heimtückischer jesuitischer Artikel. Wir können auf das bestimm⸗ teste melden, daß die Britische Expedition nach dem Tajo den Zweck hat, eine Genugthuung für die Ehre des Landes zu for⸗ dern, und daß in Bezug auf Portugal das freundschaftlichste Einverstandniß zwischen uns und den Franzosen herrscht.“
Die hier angekommenen Lissaboner Zeitungen bis zum 9ten d. M. enthalten keine politische Neuigkeiten in Bezug auf Portugal. Privat⸗Briefe melden, daß die Portugiesische Regie⸗ rung auf die Remonstrationen des Französischen Konsuls noch keine Antwort ertheilt hat, und daß sich dieser demnach mit allen Französischen Unterthanen zur Abreise wirklich anschicke.
Lord Holland erschien vor einigen Tagen zum ersten Male seit seiner schweren Krankheit in einer Gesellschaft außer seinem Hause, nämlich beim Marquis von Lansdown, wo sich die Mi⸗ nister und die vornehmen Whigs versammelt hatten. Der Lord ist an den Füßen ganz gelähmt und mußte aus dem Wagen in einen Sessel getragen werden, der unten mit Walzen verse⸗ hen war.
Vor den Polizeirichter in der Bow⸗Straße wurden dieser Tage drei Menschen gebracht, die in den Straßen von London ein Pamphlet ausgerufen hatten, welches den Titel führte: „Ganze, getreue, vollstaäͤndige und besondere Geschichte eines un⸗ glücklichen Zweikampfes, der bei Chalk⸗Farm zwischen Hrn. Daniel O'Connell und Hrn. Henry Hunt stattgefunden hat.“ In dem Pamphlet, das von einer bildlichen Darstellung begleitet und mit derben Witzen ausgestattet war, wurde die angebliche im Zweikampf erlittene Niederlage des Hrn. Hunt sehr umständlich erzählt. Als der Polizeirichter bemerkte, es sey doch etwas ganz Unerhörtes und Gesetzwidriges, von zwei Leuten, die ruhig und friedlich mit einander lebten, drucken zu lassen, daß sie sich die Köpfe zerzaust hätten, meinte Einer der Angeschuldigten, das Ganze sey keine Betrügerei, sondern nur ein Spaß, denjenigen zur Un⸗ terhaltung, die es kauften. Der Richter wollte anfangs auf Gefängnißstrafe erkemnen, begnügte sich jedoch am Ende damit, die Vernichtung sämmtlicher noch vorhandenen Exemplare jener Geschichte anzuordnen und die Angeschuldigten mit einem Ver⸗ weise zu entlassen.
— — London, 27. April. Die Auflösung des Parlaments ist wirklich am Sonnabend erfolgt, und beide Parteien sind durch das ganze Land hin in Bewegung, um ihrer Seite die Mehr⸗ heit zu sichern. Zwar werden nur wenige Anti⸗Reformers den Muth haben, sich da, wo die Wahl nur einigermaßen populair werden dürfte, den Ausbrüchen des allgemeinen Unwillens aus⸗ zusetzen; ja, es giebt nur sehr wenig Orte und Grafschaften, wo nicht die Wahl in den Händen von Einzelnen liegt oder von Corporationen käuflich zu haben ist, worin ein Anti⸗Reformer gewahlt werden könnte; dennoch glaubt man nicht, daß die Mehr⸗ heit auf der ministeriellen Seite sehr bedeutend ausfallen wird. Wenn indessen das Volk nur sich selbst treu bleibt und durch Subscriptionen liberale Kandidaten ermuntert, so wie die Tories sehr bedeutend subfkribirt haben sollen, um die Kandidaten von ihrer Seite zu unterstützen, so kann ihm der Sieg nicht entste⸗ hen. Daß es diesen aber erlange, muß selbst der Gegner der ministeriellen Reform wünschen, wenn er sein Vaterland mehr lient, als seinen persönlichen Vortheil; da eine Beschränkung der Aristokratie auf gesetzlichem Wege, selbst wenn solche den mitt⸗ leren Klassen etwas zu viel Gewalt einräaumen sollte, unstreitig besser ist, als wenn derselben alle Macht und Einfluß durch phy⸗ sische Gewalt entrissen würde; was doch bei der großen Ausf⸗ regung, in der die Masse der Nation, der ganze thätige Theil derselben, besonders in den großen Städten, sich befindet, wohl nur allzusehr zu besorgen stünde. Schon am Freitag Abend war hier in London und der Umgegend manches Haus illuminirt, und gestern Abend waren es mehrere Hauptstraßen fast durchgehends. Die Froße allgemeine Beleuchtung aber ist auf das Gesuch des Lord⸗Mayors auf morgen Abend festgesetzt und wird ohne Zwei⸗ fel prachtvoll werden. Manche Gegner der Reform wollen sich dabei doch nicht ausschließen und bereiten seufzend und kopf⸗ schüttelnd ihre Lampen. Diese Klasse, und unter derselben gar mancher edhle Lord, äußert sich jetzt eben so heftig über den Kö⸗ nig, als sie es bisher gegen seine Minister gethan hat, und die Journale der Partei geben sich gar keine Mühe, ihren Unmuth gegen den Monarchen zu verbergen, der, wie sie vorgeben, sich
E..ee. Heverte s278 229. †, 1 a.
dies die emzige positive Handlung sey, die demselben Parlamente I
wie es heißt, zu einem ähnlichen Zwecke, nach dem Tajo ge⸗
Volk im Allgemeinen gauz enthustastisch für den „reformirenden König; wo er sich nur immer blicken läßt, wird er mit betal
bendem Freudengeschrei empfangen; in atlen Theatern muß
ganze Truppe wiederholt das „God save the king“ singen, nn alle Zuschauer fallen jauchzend im Chorus ein, und selbst d
Londoner Stockbörse fing am Sonnabend ihr Geschäft mit nen Hurrahs für den König an. Diesen Nachmittag hielt die Stat
eine Adresse für die Auflösung des Parlaments zu danken, und ähnliche Versammlungen sind fürs ganze Land angekündigt. Dj ganze Lage der Dinge ist so neu, daß man sich gar nicht darei zu finden weiß. Mehrere ausgezeichnete Tories wollen es nic wagen, wieder als Kandidaten für die Grafschaften oder Stäzg aufzutreten, deren Repräsentanten sie gewesen, obgleich unta, anderen Umständen Niemand sie haätte vertreiben können. Eingh haben jedoch den Muth, gerade auf ihre Opposition gegend ministeriellen Plan ihre Ansprüche zu gründen, sie verheißen se doch dabei ihrerseits eine Reform von mäßigerem UImfang. Ang versichern die Zeitungen, die Partei habe eine sehr große Get sammlung unter sich gemacht, um so viele Sitze zu erkaufen, a nur immer kauflich wären, und bestehen darauf, auch die M tion müisse durch eine starke Subscription den liberalen Kan, daten zu Hülfe kommen, wozu auch fast ein Jeder bereit; Ein Bruder des Lord Brougham wird an die Stelle des Cf Rob. Wilson gewahlt werden, und Lord John Russell ist we drei Grafschaften eingeladen, sich als Kandidat zu stellen.
der Stadt London werden wahrscheinlich die alten Repräsenten ten wieder gewählt werden, obgleich einer derselben gegen a Reform stimmt; aber dieser wird von denjenigen Kaufleuten m terstützt, welche in der Ostindischen Compagnie, der Bank un anderen Monovpolien interessirt sind und deren Umsturz von einen reformirten Parlament fürchten. 8 8
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Ricerl an den..
Aus dem Haag, 28. April. Heute wird sich hier wiß derum die zweite Kammer der Generalstaaten in öffentlicher Eh zung versammeln. Das Protokoll der in den Sectionen de ser Kammer gemachten Bemerkungen über das Budget ist w die Mitglieder vertheilt worden. Es geht, wie Holländisch Zeitungen berichten, daraus hervor, daß die zum Budget ge hörenden Gesetz-Entwürfe mit der größten Genauigkeit umte sucht und daß viele Bedenken dagegen erhoben worden sind. Im Allg⸗ meinen sind bedeutende Einschränkungen mit großem Nachdruth empfohlen worden; man hat sogar ein ganz neues Budget var
der
langt, das mit alleiniger Rücksicht auf das gegenwärtige „Reit vereinigten Niederlande“ entworfen seyn soll; die l tere Benennung oder eine andere ahnliche wünscht man i dem Gesetze angewandt zu sehen; auch wünscht man dae neue Budget nur auf Ein Jahr angelegt, da man glaubg daß das zehnjährige Budget, nach den in der Verfassung vong nehmenden Aenderungen, ganz wegfallen werde. Unter da Ausgaben, deren Abschaffung gefordert wird, befinden sich haupt sächlich wieder die Besoldungen und Pensionen von Belgien die noch im Königl. Staatsdienste sind oder es früher warmn, ferner wünscht man die Vereinigung der beiden Kult s⸗Depo⸗ tements mit dem Ministerium des Innern, die Abschaffung
Ministeriums für den Waterstaat, den Gewerbfleiß und die Fr⸗ lonieen, die Verminderung der Gehalte aller Provinzial⸗Gemw⸗ verneurs u. s. w. Nächst einer Aenderung oder Modificatio der Verfassung bitten die Mitglieder auch um eine neue Instiz⸗Organisation, um eine Revision des Tarifs und and mit dem gegenwärtigen Zustande der Dinge in Verbindu stehende Finanz⸗Maaßregeln. Am Schlusse des Protokoll wird der Verwaltung Dank gesagt für ihre Aufmuntermn der Marine und für die Instandsetzung so vieler Fahrzeuge, wes
selbst der Krone beraube. Dagegen sind die Liberalen und das!
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dies eine Maaßregel sey, wodurch die Niederlande ihren frühem Rang als Seemacht in der Folge wieder einnehmen könnten — Man erwartet nächstens die Antwort der Regierung auf e von den Sectionen gemachten Bemerkungen.
Dem Vernehmen nach ist die Deputation der Provirnjich Stände ermächtigt worden, denjenigen Mannschaften der Schwe terei, die früher eingetreten sind und jetzt ihr 34stes Lebensjete zurückgelegt haben, auf Verlangen ihre Entlassung zu bewilligen
Brüssel, 27. April. Herr Firmin Rogier ist gesim Abend wieder nach Paris zurückgereist. —
Die Emancipation protestirt gegen die (gestern mitge theilte) Widerlegung der früher von ihr gegebenen Nachrichten „Wir haben es aus loyalem Munde“, sagt das genannte Blatt, „und halten daher den mhsterioͤsen geheimen Vorschle des Herrn Lebeau für authentisch; wir bleiben bei der Behaw⸗ tung, daß die Frage einer Modification des Königl. Eides, weit er die Gebiets⸗Integritat betrifft, im Minister⸗Rathe ange regt worden sey.“
Der Ober⸗-Gerichtshof zu Brüssel hat entschieden, daß ! nach der beseehenden Gesetzgebung befugt ist, sich seinen Praß⸗ denten selbst zu wählen, und daß er demnach zu dieser Wah schreiten werde.
Gent, 26. April. Herr v. Robaulx, Mitglied des Kor⸗ gresses und der Untersuchungs⸗Kommission, ist vorgestern hie durchgereist, um sich nach Brügge, Ostende und Äpern zu bege ben. Er ist beauftragt, alle mögliche Nachrichten, über die in diesen Städten vorgefallenen Unordnungen zu sammeln.
Das Journal des Flandres (ehemals le Catholique spricht sich in Bezug auf die Erwählung des Prinzen Leopol von Sachsen⸗Koburg zum Könige von Belgien folgendermaftn aus: „Mehrere Blätter, sowohl Französtsche als Englische, sagen, daß die katholische Partei Belgiens der Combination dieser Er⸗ wählung günstig sey, und berufen sich dabei auf die Gefälligkei mit der der Graf Felix v. Merode und der Abt von Foere da neuen Mystification unserer inneren und auswärtigen Diplomattt ihren Beistand geliehen haben. Andererseits ist ein Mann — wir glauben, es ist der Englische Konsul von Ostende — beauf⸗ ragt worden, die Stimmung der Oberhäupter der katholischen Partei von Belgien auszuforschen. Wir bemerken hierauf, daß die Belgischen Katholiken, als politische Partei, durchaus keine Oberhaupter anerkennen. Der Instinkt der Zeit und daß Bewußtseyn der Freiheit sind ihre einzigen Leiter in allen ihren Verlegenheiten gewesen. Aus diesem Verfahren ist zum ersten⸗ male im gegenwärtigen Jahrhundert eine Revolution zu Gun⸗ sten der religiösen Interessen hervorgegangen. Die Masse der Katholiken hat zu viel Vertrauen in die allgemeine Stimmung der Gesellschaft, als daß sie irgend eine Combination annehmen sollte, die der neuen Ordnung entgegen ware; diejenige des Prinzen von Sachsen⸗Koburg gehört jedoch Wir wollen sie daher nicht!“ i
Polen.
— — Schreiben aus Minsk, vom 27sten April⸗
Nachdem der Feldmarschall Graf Diebitsch sich am 24sten d. M. von Siedlce aus wie Bewegung gesetzt und den Polen
Westmünster eine öffentliche Versammlung, um dem König dund
Mitglieder meinten, daß die Absendung eines einzigen Repräsen⸗
Anspruch nehmen könne, auf diesem Wege passender die ausge⸗
paralysiren müßte, so lehnte diese einstimmig ihren Beitritt zu
wollten, ohne sich vorher von deren Vollmacht überzeugt zu ha⸗
mächtigung besitze, obgleich ja schon durch die Mittheilung der
nehreremale die Schlacht angeboten hatte, so haben sich diese och, ohne eine solche anzunehmen, gegen Praga zurückgezogen; s sind hierbei nur einige, wenig bedeutende, Gefechte vorgefal⸗ en, und das Hauptquartier des Feldmarschalls befindet sich seit dem 26sten d. M. hier in Minsk. (Die näheren ausführliche⸗ en Nachrichten werden im nächsten Blatte nachfolgen.)
Warschau, 28. April. Bei Eröffnung der Sitzung der gandboten⸗Kammer vom 26sten d. wurden zuerst einige Unträge, die beim Marschallsstabe niedergelegt worden, vorgele⸗ en und an die betreffenden Kommissionen überwiesen; der Land⸗ bote Modlinski trug unter Anderen darauf an, daß zum Au⸗ denken der Schlachten bei Grochow, so wie auch zur Erinnerung in den 3. Mai, ein Denkmal errichtet werden solle. Hierauf heilte der Marschall der Kammer eine Proclamation der Na⸗ vional⸗Regierung mit, worin diese anzeigte, daß sie die Landboten Baczynski und Deskur in die Wojewodschaft Sandomir zu schik⸗ en beabsichtige, um den Grund zu erfahren, weshalb die Bür⸗ ger dieser Wojewodschaft zum größten Theil mit Entrichtung ih⸗
rer Abgaben zurückblieben, und die geeigneten Maaßregeln zu treffen, um ähnlichen Ausfällen für die Folge vorzubeugen. Die⸗ ser Umstand veranlaßte eine weitläuftige Diskussion. Einige
anten für den Zweck der Regierung schon hinreiche, und daß man nicht nöthig habe, die Kammer zugleich zweier ihrer Mit⸗ lieder zu berauben; ja die Landboten Kaczkowski, Johann edochowski, Swidzinski und Andere betrachteten die Sache noch aus einem anderen Gesichtspunkt und wollten sogar in der von der Regierung projektirten Mission zweier Kam⸗ mer⸗Mitglieder eine Art von Anmaßung gegen die Kam⸗ mer erblicken; denn sie behaupteten nicht nur, daß es mit der Würde eines Repräsentanten nicht vereinbar sey, sich mit der Einziehung von Abgaben zu beschweren, sondern auch, daß die Regierung, der die ganze Regierungs⸗Kommission der Finanzen und eine bedeutende Anzahl besoldeter Beamten zu Gebot stehe, und die sogar die Hülfleistung der Bürgerräthe in
bliebenen öffentlichen Lasten beitreiben würde. Da der Depu⸗ tirte Krysinski zu den obigen Bemerkungen auch noch hinzu⸗ fügte, daß die Anwendung von Beamten des gesetzgebenden Kör⸗ pers zu administrativer Thätigkeit die Verantwortlichkeit der Ad⸗ ministrations⸗Behörden für ihre Handlungen vor der Kammer
dem Antrag der National⸗Regierung ab. Sodann nahm der Landbote Graf Johann Ledochowski in einer Reglements⸗An⸗ gelegenheit das Wort, indem er erklärte, zu seinem Erstaunen in einigen Pariser Journalen gelesen zu haben, daß der in diesem Augenblick in Paris verweilende Hr. Adam Gurowski von die⸗ sen Blättern als Agent der Polnischen Regierung bezeichnet werde, und daß sich derselbe sogar bei einem von dem Polnischen Comité egebenen Gastmahl unter diesem Titel neben Kniaziewiecz und 8 Plater befunden habe. Er fragte daher den in dieser Siz⸗ zung anwesenden Minister der auswärtigen Angelegenheiten, ob dieser Gurowski, der während seines Aufenthalts in War⸗ schau das Parteiblatt „Neu⸗Polen“ mit unvernünftigen Verleumdngen gegen die National⸗Regierung angefüllt; der jetzt sogar in Paris unter seiner wohlbekannten Unter⸗ schrift, der Chiffre A. G., einen Artikel in ein dortiges Journal habe einrücken lassen, wodurch die Regierung und die Repräsentanten Polens dem Gelächter preisgegeben würden, und der sich auf solche Weise den Samen der Zwietracht unter den Helen auszustrenen bemühe; der bei seiner Abreise aus Warschau gegen Ende Februars sich geäußert, er werde wohl niemals wieder sjerher zurückkehren, denn bald würde die Fahne des Feldmarschalls Diebitsch in dieser Stadt wehen; der endlich, in Gemäßheit der oftmals von ihm im „Neu⸗Polen“ gegebenen Versprechungen, seine Penaten unter dem Geleit von 3000 Gulden, die er aus dem öffentlichen Schatz erhalten, an die Ufer der Seine versetzt hätte, — ob dieser Gurowski in der That Agent der Polnischen Regierung in Paris wäre. Als Erwiederung auf diese Frage begeugte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Graf Malachowski, daß die Regierung des Königreichs Polen Hrn. Gurowski keine Misston nach Paris ertheilt, sondern nur dessen Bereitwilligkeit sich zu Nutze gemacht, womit er sich erboten, einige Papiere nach Paris mitzumehmen, und diese ihm anver⸗ traut habe; wenn sich jedoch Hr. Gurowski in Paris den Titel eines Agenten der Polnischen Regierung anmaße und in dieser Eigenschaft auftrete, so thue er dies ohne alle Berechtigung. Hierauf forderte der Landbote Graf Ledochowski, indem er auf die Erklärung des Ministers fußte, daß der Letztere, nach⸗ dem die ungesetzliche Anmaßung des Titels eines Agenten der Polnischen Regierung durch Hrn. Gurowski zu seiner Kenntniß gekommen sey, amtlich bekannt mache, daß Jener eine solche Eigenschaft nicht besitze. Der Landbote Swidzinski aber be⸗ merkte überhaupt, daß nach der feierlichen Erklärung von Sei⸗ ten der Repräsentation, im Königreich Polen die Form der mo⸗ narchisch⸗constitutionnellen Repräsentativ⸗Regierung aufrecht erhal⸗ ten zu wollen, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten sich zu den diplomatischen Geschäften nicht solcher Personen bedienen solle, welche Jünger anderer Grundsätze und Theorieen waren. Dar⸗ auf entgegnete der genannte Minister: Wenn eine Person, die kein Regierungs⸗Agent sey, gleichwohl dafür gehalten werde, so liege solches lediglich an denen, welche dieselbe dafür erkennen
ben; der Regierung komme es daher nicht zu, öffentlich bekannt zu machen, daß diese oder jene Person von ihr keine Bevoll⸗
gegenwärtigen Verhandlungen in den öffentlichen Blattern die⸗ selbe Wirkung hervorgebracht werde. Was jedoch die Bemer⸗ kung des Landboten Swidzinski betreffe, so bekenne sich keiner der in seinem Departement gebrauchten Beamten hinsichtlich der Regierungsform zu Grundsatzen, die mit den von der Reprasen⸗ tation angenommenen im Widerspruch ständen. Hierauf machte der Deputirte Klimontowicz der Kammer bemerklich, daß nun schon zum zweitenmale dem Minister der auswärtigen An⸗ gelegenheiten eine Frage gestellt werde, welche sich, eben so wie die erste, in Nichts auflöse; er meinte daher, daß es, um über beide Fragen zu irgend einem Resultat zu gelangen, nothwendig sey, den von dem Deputirten Krysinski früher gemachten Vor⸗ schlag zu erneuern, daß die Kammer aus ihrem Schooß eine besondere Deputation erwahle, welche über den Gegenstand der beiden di⸗ plomatischen Fragen entscheiden und der Kammer Bericht dar⸗ über erstatten sollte. Auf diesen Antrag erwiderte der Landbote Swidzinski, daß, nachdem der Minister der auswärtigen An⸗ gelegenheiten in der Kommission für die organischen Gesetze auch die diplomatischen Dokumente niedergelegt, welche sich auf die von dem Deputirten Krysinski an ihn gerichtete Frage bezögen, der in dieser Kommission prästdirende Senator Wojewode schon eine Deputation zu deren Durchsicht ernannt habe, welche der Kam⸗
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tirte Krhsinski aber verlangte, daß es allen Mitgliedern er⸗ laubt seyn solle, die erwähnten Papiere einzusehen, oder daß die Kammer wenigstens zu der Zahl der Mitglieder, welche der Prä⸗ sident der für die organischen Gesetze bestimmten Kommisston dazu bezeichnet habe, noch einige andere hinzufügen möchte. Dieser Antrag ging jedoch nicht durch, weil bemerkt wurde, daß bei noch schwebenden diplomatischen Unterhandlungen jede Bekanntmachung derselben vermieden werden müsse, und daß, wenn der Vorschlag des Deputirten Krysinski angenommen würde, die in dieser An⸗ gelegenheit erforderliche Behutsamkeit schwerlich würde beobachtet werden können.
In der Warschauer Zeitung werden die Bewohner des Landes aufgefordert, alles Silber, was ste entbehren könnten, in die Münze und Bank zu bringen, weil die inmnere Communica⸗ tion aus Mangel an baarem Gelde, die auswartige durch den unterbrochenen Tuch⸗ und Getreidehandel sehr ins Stocken ge⸗ rathen und es daher unumgänglich nothwendig sey, neues Geld zu prägen, um die Papiere realistren zu können. Denjenigen, welche dazu bereit sind, wird angeboten, entweder für die Mari Silber 2 Gulden mehr, als früher, nämlich 86, in baarem Gelde, oder statt dessen Pfandbriefe zu dem Preise von 72 Fl.
anzunehmen.
C151 Kassel, 26. April. In der gestrigen Sitzung de de⸗Versammlung wurden aus dem Eingaben⸗Protokoll die Ue⸗ berschriften einer lange Reihe von Petitionen und Vorstellungen von Gemeinden und Privatpersonen vorgelesen; die darunter befindliche Eingabe eines Mannes, der die Kammer bat, seine Wiedervereinigung mit seiner Frau zu bewirken, erregte große Heiterkeit in der Versammlung. Der Abgeordnete Wiederhold außerte: vom vorigen Landtag seyen an 400 Bittschriften dem jetzigen übergeben; das Verzeichniß der seitdem hinzugekommenen möge diese Zahl schon wieder um 100 vermehrt haben; wenn das so fort gehe, würde die Versammlung gar keine Zeit, sich mit allgemei⸗ nen Landesangelegenheiten zu beschäftigen, übrig behalten. Zweckmä⸗ ßig dürfte es seyn, zu erklaren, daß kein Verwaltungsgegenstand durch Eingabe bei den Ständen zur Sprache gebracht werden könne, bevor derselbe in allen ordentlichen Instanzen erledigt worden, da⸗ mit der Landtag nicht, unaufhörlich bei allen Zweigen der Staats⸗ Verwaltung dazwischentretend, selbst zur Verwaltungs⸗Behörde werde. Viele Eingaben seyen auch, von Unkundigen verfaßt, ganz verworren und weitschweifig. Ob nicht der parlamentarische Brauch der Britten, daß Eingaben nur durch Mitglieder der Versamm⸗ lung eingebracht werden könnten, einzuführen seyn möchte? Dann fänden die Bittsteller Belehrung und Auskunft, und viele unge⸗ hörige Eingaben würden im voraus wegfallen. Er wolle keinen bestimmten Antrag machen, sondern wünsche, daß der Ausschuß für die Eingaben Mittel und Wege in Vorschlag bringen möge, wie dem Mißbrauch eines so kostbaren Rechts, welches dem Volke ungeschmälert zu erhalten eine heilige Pflicht sey, begegnet und überhaupt ein geordnetes Verfahren hierin festgestellt werden konne. Letzteres wurde bei der Abstimmung genehmigt. Karlsruhe, 27. April. In der gestrigen Sitzung der er⸗ sten Kammer wurde die Diskussion über den Kommissionsbericht, betreffend die Revision des gelehrten Unterrichtswesens, eröffnet, und von der Kammer einstimmig beschlossen, Se. Königl. Hoh. den Großherzog zu bitten, daß eine Revision des gelehrten Un⸗ terrichtswesens (der Padagogien, Lyceen und Gymnasten) ange⸗ ordnet werden möge. Zuletzt verlas das Sekretariat den Ent⸗ wurf der Adresse in Betreff der Errichtung eines evangel. Predi⸗ ger⸗Seminariums, welche genehmigt wurde.
Nürnberg, 30. April. Der hiesige Korrespondent ent⸗ hält Nachstehendes:
„Vom Rhein, 22. April. In unseren Gegenden sind, wie es scheint, junge Leute eifrig bemüht, aufrührerische Schriften unter das Volk zu verbreiten. Die Behörden sollen bereits auf der Spur mehrerer solcher Emissaire seyn. Möchte es doch ge⸗ lingen, derselben habhaft zu werden, um die Hyder zu erdrücken, die, im Finstern schleichend, Verderben brütet und in unserem Vaterlande — wie die von ihnen verbreiteten Schriften deutlich darthun — die Gräuel hervorrufen will, denen Frankreich bei seiner ersten Revolution preisgegeben war! Möchten unsere Land⸗ leute, welche jene Schriften besonders aufzureizen suchen, belehrt werden, wer diese angeblichen Weltbeglüͤcker sind, und welche schändliche Zwecke sie bei ihrem verderblichen Treiben zu verfol⸗ gen beabsichtigen!“
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Parma, 20. April. De kret Ihrer Majestät der Erzherzogin Maria Louise wird die Grä⸗ fin Elisabeth Scarampi zu der neu errichteten Würde einer Maggiordoma befördert und ihr als solcher die Verwaltung der Chatouille der Erzherzogin und die Ober⸗Aufsicht über die Gar⸗ deroben, die Wäͤsche u. s. w. übertragen.
— Die Allgemeine Zeitung giebt folgendes Privatschreiben aus Ferrara vom 21. April: „Am 18ten brachen in Faenza, das eben ohne Oesterreichische Garnison war, Unruhen aus. Die Arbeiter in den Vorstäadten ergriffen die Waffen und begannen, die Städter ohne Unterschied festzuhalten. Die eben in der Or⸗ ganisirung begriffene Päpstliche Gemeinde⸗Wache aber zerstreute die Unruhestifter, wobei es von beiden Seiten zum Feuern kam ind Einige blieben und verwundet wurden. Am 19ten wollten die Vorstädter den Augriff erneuern; da aber mit Anbruch des Tages eine Oesterreichische Streif⸗Kolonne aus Imola herbeikam, so unterblieb dies, und im Laufe des Tages glichen sich Städter und Vorstädter friedlich aus. — Die Hesterreicher halten nur Ankona und Bologna besetzt, durchstreifen aber alles Land dies⸗ seits der Appenninen mit kieinen Kolonnen, halten durch diese Maaßregel die Ruhe aufrecht und unterstützen die Regierung durch ihre Gegenwart, ohne sich im geringsten in das Thun und Las⸗ sen derselben zu mischen. Ihre Stärke im ganzen Römischen Staate ist nicht viel über 5000 Mann, und diese sowohl als ihr Verweilen in unserem Lande hängt, wie stie selbst sagen, einzig von dem Willen Sr. Heiligkeit ab, der es überlassen sey, zu be⸗ stimmen, welcher Hülfe und wie lange sie derselben benöthigt sey. Die ruhige Haltung dieser Truppen und ihre strenge Disciplin machen einen wohlthätigen und fast überraschenden Eindruck, in⸗ dem wir in den Haufen Zucchi's nur Prahlereien, Anmaßungen und Uebermuth zu sehen gewohnt waren. Die Magisträte beei⸗ len sich, um Truppen für ihre Bezirke zu bitten und durch die Gegenwart derselben die Bestrebungen für die Wiederherstellung und Begründung der Ordnung zu unterstützen. Die Gesimnun⸗ gen Sr. Heiligkeit sind zu bekannt, als daß wir .dn⸗ Zuver⸗ sicht jetzt, da der Boden durch die Beihülfe Sr. Majestat des Kaisers von Oesterreich so glücklich vorbereitet ist, auf die Reor⸗ ganistrung der Justiz und Verwaltung zählen dürften.
Spanien. — — Madrid, 12. April. Gestern um 12 Uhr Mittags
mer den nöthigen Bericht darüber erstatten werde. Der Depu⸗
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habender Mann, auf dem hierzu bestimmten Platze, de la Cebada genannt, als Revolutionnair gehangen. Folgender Vorfall hat hierzu die Veranlassung gegeben: Vor einiger Zeit kamen meh⸗ rere Gerichtsdiener, einen Hof⸗Alkalden an ihrer Spitze, zu dem Ingenieur⸗Obersten Marco⸗Artu, um ihn zu verhaften. Der Oberst rief, sobald die Worte: „Die Gerichts⸗Behörde!“ ertön⸗ ten, dem Buchhändler Miyar, der sich gerade bei ihm befand, zu, er möge ihm folgen und stürzte sich vom Balkon herab in die Straße. Miyar, der nicht Muth dazu hatte, verbarg sich unter ein Bett und wurde verhaftet. Auf dem Tische des Zim⸗ mers, in welchem sich Mihar und Marco⸗Artu befunden hatten,
lag ein noch unbeendigter, größtentheils in Chiffern geschriebener
Brief, der an Mina gerichtet zu seyn schien und worin gesagt wurde, daß man sich des Mineur⸗ und Sappeur⸗Regiments in Toledo ver⸗ gewissert habe, daß die Freunde in Valencia, Murria, Carthagena und Malaga zum Aufstande bereit wären, daß die Lauheit, welche Mina an den Tag lege, zu der Wichtigkeit des Unternehmens wenig passe und um so nachtheiliger werde, als es ihm (dem Brief⸗ steller) beinahe nicht mehr möglich sey, das dringende Verlangen der Vertrauten in den Provinzen, und namentlich in Valencia das Werk zu beginnen, mit Ermahnungen zur Geduld in Schran⸗ ken zu halten. Obgleich dieses Schreiben nach dem Urtheile Sachverständiger, die im Verlaufe des Kriminal⸗Verfahrens ver⸗ nommen wurden, nicht von Miyar geschrieben war, so wurde er dennoch als Mitschuldiger eines revolutionnairen Komplotts zum Tode verurtheilt und gestern in der angegebenen Art hingerich⸗ tet. Nach ersolgter Hinrichtung wurde ihm ein Zettel mit den Worten: „Als Revolutionnair“ auf die Brust geheftet. Der Polizei ist es trotz allen Nachforschungen noch nicht gelungen, den Aufenthalt des Marco-Artu ausfindig zu machen. Nach Einigen soll er in Cadix, nach Anderen in Biscaya seyn; noch Andere behaupten, er sey sogar noch in Madrid. — Der bis⸗ herige Oberst und Escadrons⸗Chef im Regiment der Garde⸗ Grenadiere zu Pferde, Vicomte von Mellignan, hat sei⸗ nen Abschied und zugleich die Erlaubniß zur Rückkehr nach Frankreich erhalten. — Der Dekan des hiesigen Gerichts der Hof⸗Alkalden, Don A. Oller, welcher dem am 29sten v. M. ge⸗ gen den Schuhmacher de la Torre ausgesprochenen Todesurtheile seine Beistimmung versagt hatte, ist auf den Antrag des Prä⸗ sidenten des Gerichtshofes, Don Esteban Asta, vom Justiz⸗Mi⸗ nister Calomarde seines Amtes entsetzt und mit der Halfte seines Gehalts nach Valencia verwiesen worden. — Den Kerkermeister des Gefängnisses Carcel de Corte hat man in strengen Verwahr⸗ sam gebracht, weil er mehreren angesehenen seiner Obhut auver⸗ trauten Staats⸗Gefangenen eines Abends erlaubt hatte, sich in ihre Wohnungen zu begeben, um gewisse Geschäfte in Ordnung zu bringen, die, wie man sagt, sich auf mit ihm verabredete ge⸗ meinschaftliche Entweichung bezogen haben sollen. 2
88 B erlin, 3. Mai. In der gestrigen Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen kamen zum Vortrage: der Kassen⸗Zustand des Vereins und der v. Seydlitzschen Stiftung für's erste Quar⸗ tal d. J.; Berichte der verschiedenen Abtheilungen: über die vor⸗ geschlagene Benutzung der Woll⸗Abgänge zur Gasbeleuchtung; über ein von einem Mitgliede vorgeschlagenes Pyroskop; über eine Toiletten⸗Seife des Herrn Stägemann; über Photometer⸗ Versuche mit Stearin⸗Lichten; über einen Vorschlag des Herrn v. Hartmann zur Anfertigung von Fischer⸗Netzen; über den Horn⸗ Leim des Weißgerbermeisters Herrn Müller; über die Arbeiten des Graveurs Herrn Pfeiffer; über einen Kitt zur Verbindung von Glas und Eisen; über die von dem Buchbindermeister Brecht in Naumburg übergebenen Sorten Lackfirniß; Mittheilungen Sr. Excellenz des Herrn Ministers des Innern für Handel und Ge⸗ werbe; Uebersichten des Wollverkehrs im Jahre 1830; von den in jenem Jahre gebauten Seeschiffen; von allen in jenem Jahre in allen Preußischen Häfen ein⸗ und eh. Seeschif⸗ fen; ein Exemplar des auf Kosten jenes Ministeriums heraus⸗ gegebenen Werkes des Herrn Dr. und Direktors Egen: „Unter⸗ suchungen über den Effekt einiger in Rheinland⸗Westphalen be⸗ stehenden Wasserwerke, Abtheilung I. und II., mit 12 Kupferta feln“;*) Mittheilungen über die Verhältnisse des Preußischen Handels in Mexiko. Herr Bau⸗Conducteur Jacobi theilte eine Zeichnung und Beschreibung eines Apparats zum Abdampfen in luftleeren Räumen mit; der Gewerbe⸗Verein zu Elbing eine Notiz über die von ihm erxrrichtete Gewerbe⸗Schule; Herr ꝛc. Feilner theilte eine Notiz über die Fabrication des Roman Ce⸗ ment in Hamburg mit; die Königl. Regierung zu Erfurt fragte über das Läuten mit Stahlstücken an; Herr Lemonius theilte die Resultate der Thatigkeit des Dampfschiffes „Elisabeth“ in Stet⸗ tin mit; die Herren Treu und Nuglisch Proben und Bemerkun⸗ en von und über Seife aus Kokos⸗Nuß⸗Oel, Palm⸗DOel, Baum⸗Oel, Talg, Schmalz, Butter; der Gewerbe⸗Verein in Görlitz legte Proben von polirtem Königsheimer Granit und Neuendorfer Kalkstein, vom dortigen Bildhauer Ludwig herrüh⸗ rend, vor und that einige Anfragen; der Herr Bau⸗Conducteur Hoffmann übergab ein Exemplar des 1sten Heftes seiner Dar⸗ stellungen der gebräuchlichen Maschinen. Vorgezeigt wurde das Modell einer Brigg, von dem Schiffsbaumeister Klawitzer im Königl. Gewerbe⸗Institute gefertigt; eine Tafel⸗Uhr von Herrn Rumpf in Göttingen; in der Werkstatt eine große Drehbank zum Räderschneiden, Kanneliren ꝛc. eingerichtet und eine Schrau⸗ ben⸗Schneidemaschine, beide von Zöglingen des Gewerbe⸗Insti⸗ tüts gefertigt.
— Durch die von dem Einwohner Fischbach zu Malmedy auf dem hohen Veen an der Barakke Michel errichtete (bereits mehrerwähnte) Signal⸗Glocke und Baumpflanzung sind in dem letzten Winter wieder viele Menschen, die von dem rechten Wege abgekommen waren, gerettet worden. Nach dem auf der Barak⸗ ke Michel geführten Register wurden in dem Jahre 1830 bis 1831: 17 Menschen, von denen mehrere in Torfmoore und Sümpfe gerathen waren, durch die Glocke nach der Barakke
eleitet. —
— Die arme Gemeinde Darsen, im Kreise Schlochau, erfreut sich seit kurzem eines Schulhauses. Die Erbauung des⸗ selben ward nur dadurch möglich, daß der Besitzer des adeligen Gutes daselbst, mit Namen Geiß, fast sämmtliche Materialien hergegeben und alle baare Kosten bestritten, auch die Fuhren, nebst Hand⸗Arbeiten, in Gemeinschaft mit der Gemeinde gelei⸗ stet hat. Diese gemeinsinnige Aufopferung Seitens des Guts⸗ herrn verdient um so mehr Anerkennung, als das Gut mur klein ist.
8 Aus Liegnitz meldet man: Die Stadt⸗ und Dorf⸗ Gemeinden, so wil die Dominien, fahren fort, die hülfsbedürf⸗ tigen Familien der zum Dienst eingezogenen Landwehrmänner theils durch Holz und Lebensmittel, theils durch baares Geld zu
unterstützen. *) In Kommission bei Duncker u. Humblot, 8 8