1831 / 127 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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diese Nachricht in der amtlichen Rubrik giebt, fügt hinzu, daß bis zur Ernennung eines Nachfolgers, der bisherige erste Ge⸗ sandtschafts⸗Secretair als Geschaftstrager fungiren werde.

Der Staatsrath und Deputirte, Baron Hély d'Dissel ist zum Präsidenten der vom Handels⸗Ministerium ressortirenden Bau⸗Kommission ernannt worden. Mit diesem Amte ist kein Gehalt verknüpft.

Heute, als am Vorabend des Namensfestes Sr. Majestät des Koͤnigs, werden in sämmtlichen hiesigen Theatern Frei⸗Vor⸗ stellungen gegeben. Morgen sollen in den zwölf Stadt⸗Bezirken

durch die Maire's und Mitglieder der Wohlthätigkeits⸗Buceaus Vertheilungen von Brod, Fleisch und Wein an arme Familien stattinden. Um 1 Uhr Nachmittags begimnen in den Elysaäi⸗ schen Feldern und an der Barrière du Trône die gewöhnlichen Volks⸗Belustigungen. Gegen 8 Uhr Abends sollen gleichzeitig auf dem Platz „de la Concorde“ und an der Barrière du Tröne zwei Feuerwerke abgebrannt werden. Im Park von St. Cloud werden die großen Wasserkünste springen. Für Versailles ist die Feier auf Sonntag den 8. Mai verlegt worden, an welchem Tage dort die herrlichen Springbrumnen ebenfalls spielen werden.

Der Kriegs⸗Minister hat das bevorstehende Namensfest des Königs wahrgenommen, um bei Sr. Majestät auf die Begna⸗ digung aller zur Kugelstrafe verurtheilten Militairs anzutragen, die sich während ihrer Strafzeit in den verschiedenen Werkstät⸗

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ten, denen ste überwiesen worden, durch ein tadelloses Betragen

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ausgezeichnet haben. Demnach sollen sofort durch die General⸗ Inspektoren Listen aller Verurtheilten angelegt und diese, nach Maaßgabe ihrer gänzlichen Begnadigung oder einer bloßen Mil⸗ derung ihrer Strafe, in zwei Klassen getheilt werden.

Der König hat die von der Akademie der schönen Künste getroffene Wahl des Bildhauers Herrn Roman, zur Wiederbe⸗ setzung der durch den Tod Lesueurs in ihrem Schoße erledigten Stelle, durch eine Verordnung vom 29sten d. M. bestätigt. Einer Verfügung des Präfekten des Seine⸗Departements

zufolge, wird die Wahl der Offiziere und Unteroffiziere der zwölf Legionen Infanterie der Pariser National⸗Garde bereits am 5. Miai beginnen und, bis zu deren gänzlicher Beendigung, täglich

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fortgesetzt werden. Unmittelbar darauf folgt die Wahl der Ar⸗ tillerie⸗Offiziere und Unteroffiziere. Das Journal des Débats erklärt sich für ermächtigt,

ddie Anzeige zu machen, daß der Fürst von Talleyrand sich weder ein Hotel in London, noch ein Landhaus in der Umgegend ge⸗

kauft habe, wie von Englischen und Französischen Blattern ge⸗ meldet worden ist.

Aus Toulon wird unterm 24sten d. M. gemeldet: „Die vier Linienschiffe und sechs Fregatten, welche hier auf den Frie⸗ densfuß ausgerüstet wurden, haben Befehl erhalten, ihre Rüstung. auf den Kriegsfuß zu beendigen. Zwei andere Linienschiffe, „le Superbe“ und „la Couronne“, sind nebst zwei Fregatten, drei Korvetten und drei Briggs in disponibeln Stand gesetzt worden. Zwei Linienschiffe und zwei Fregatten, die ebenfalls auf den Kriegsfuß ausgerüstet und von Brest abgesegelt sind, werden sich mit diesem Observations⸗Geschwader vereinigen, das demnach aus acht Linienschiffen, zehn Fregatten und einer verhältnißmaßi⸗ gen Anzahl von Korvetten und Briggs bestehen wird. Die Be⸗ stimmung dieser Flottille ist noch nicht bekannt; zunächst wird sie sich unter den Befehlen des Contre⸗Admiral Hugon, der seine Flagge von der „Jphigenie“ auf den „Trident“ verpflanzt hat, in verschiedenen Schiffs⸗Evolutionen auf der See üben.

Aus Langres schreibt man, daß auch dort, so wie in der ganzen Champagne, die Verkäufe von Staats⸗Waldungen sehr vortheil⸗ haft für den Schatz ausgefallen sind.

Das Journal l'Avenir enthält den Prospektus zu einer von dem hiesigen Verein für die Vertheidigung der religiösen Freiheit ohne Erlaubniß der Universität errichteten Freischule. Der Unterricht wird von den Mitgliedern des Vereins selbst, und zwar

von den Herren von Cour, Abbé Lacordaire und dem Vicomte

von Montalembert in den Elementar⸗Lehrgegenständen, so wie in den alten Sprachen, ertheilt werden. Die genannten Lehrer übernehmen die ganze gesetzliche Verantwortlichkeit für diese Schule.

Der hiesige Central⸗Verein für Beförderung des Ackerbaus hielt am 10ten d. M. eine öffentliche Sitzung, die von dem Handels⸗Minister, Grafen von Argout, mit einer angemessenen Rede eröffnet wurde.

Das Journal des Débats meldet: „Heute eingegan⸗ gene Briefe aus Turin bestätigen die Nachricht von der Ent⸗ deckung einer Verschwörung, die den Zweck hatte, die Pie⸗ montesische Krone durch eine Militair⸗Insurrection auf das Haupt des Herzogs von Modena zu setzen. Die in dieser Sache am meisten kompromittirten Personen sind der Privat⸗ Secretair des Königs, Avogrado de Collobiano, und die Generale Faverge und Omodei.“

Die Brigg „d'Assas“ ist am 14ten d. M., von Civita⸗Vec⸗ chia kommend, mit Depeschen für den General Merlin in den Hafen von Bastia eingelaufen. Sieben junge Korsen, Grimaldi,

estori, Pacconi, Gabrielli, Pasqualini, Gigliardi, sämmtlich Studirende der Medizin, und der Doktor Nicora, sitzen noch immer in den Gefängnissen von Rom.

Hundert Pulverwagen, 40 Kanonen und 10 Feldschmieden sind von Montpellier nach Auxonne geschickt worden.

Der Temps meldete gestern nach dem Journal du Haͤvre vom 26. d. M., daß der General Saldanha den Oppositions⸗ Blättern einen aus Lissabon erhaltenen Brief, worin der Graf Sebastiani auf das heftigste angegriffen werde, zur Publication mitgetheilt habe. Der Graf von Saldanha protestirt heute in den öffentlichen Blättern gegen diese Angabe mit dem Bemer⸗ ken, daß er gar kein Schreiben aus Lissabon erhalten habe, mit⸗ hin auch ein solches den Opposttions⸗Blättern nicht habe zufer⸗ tigen können. Er könne eine so offenbare Lüge nur böswilligen Menschen beimessen, denen die Achtung, die er sich von Seiten des Französischen Ministeriums zu verdienen bemüht gewesen, ein Dorn im Auge sey; er werde kein Mittel unbenutzt lassen, um dem Verbreiter solcher Unwahrheiten auf die Spur zu kommen.

Der Assisenhof sprach gestern den Pfarrer der St. Medardus⸗ Kirche, Abbé Duchaine, welcher beschuldigt war, während der Dezember⸗Unruhen durch öffentliche Aeußerungen zur Rebellion aufgereizt zu haben, frei, verurtheilte dagegen den Direktor des Vereins für Bekanntmachung von Broschüren, Benoist, wegen einer „das Recht und die Freiheit“ betitelten Schrift, worin die verfassungsmäßige Autorität des Königs angegriffen war, zu Zmonatlichem Gefängniß und 1000 Fr. Geldstrafe, und den Ver⸗ fasser der Broschüre, Chauvin⸗Belliard, zu Amonatlicher Haft und einer Geldbuße von 300 Fr. Der Drucker Dentu wurde freigesprochen.

Vor einigen Tagen erschien vor dem hiesigen Asstseuhofe ein gewisser Forgeur, der am 1. Februar in der Uniform eines Tam⸗ bour⸗Masor mit mehreren jungen Leuten, die bei der Rekruten⸗ Aushebung das Loos getroffen hatte, die Straßen von Paris, begleitet von einigen Arbeitern, welche Unterstützungen für die

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Hund bereits zu obigem Zwecke überwiesen worden.

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Rekruten sammelten, durchzogen hatte. Zwanzig Franken, die ihnen unter Anderen der General Lafayette gegeben, hatten sie noch an demselben Abend und am folgenden Tage in einer Schenke vergeudet, darauf Lärm gemacht und sich der National⸗ Garde, die sie verhaften wollte, widersetzt. Wegen der Gewalt⸗ thätigkeiten, womit diese Widersetzlichkeit verbunden gewesen, ver⸗

hurtheilte jetzt der Assisenhof den Forgeur zu 5jähriger und zwei

andere Individuen zu 6⸗ und Fjähriger Haft in einer Straf⸗ Anstalt und zur Ausstellung am Pranger. Die Geschwornen unterzeichneten indeß gleich nach Faͤllung des Urtheils eine Bitt⸗ schrift an den König wegen Milderung der Strafe.

Der Assisenhof zu Orleans hat ein Individuum, das an⸗ geklagt war, sich in einem dortigen Gasthofe im Gespräch mit einigen Reisenden beleidigender Aenßerungen über die Person des Königs und des Angriffs auf die Wuͤrde, die Rechte und die verfassungsmäßige Autorität des Monarchen, so wie der Auf⸗ reizung zu Haß und Verachtung gegen die Regierung, schuldig gemacht zu haben, zu 6monatlicher Haft, einer Geldbuße von 500 Fr. und halbjährigem Verluste mehrerer bürgerlichen Rechte verürtheilt.

Das Journal du Finisterre meldet: „Vor einigen Ta⸗ gen wurden zwei Gendarmen aus Grandchamps in einer Haide von drei mit starken Keulen bewaffneten Chouans angegriffen; der eine, ein Unteroffizter, fiel von dem ersten Schlage, der ihn traf, der zweite Gendarm aber zerschoß dem Mörder mit einem Karabiner das Bein, worauf die beiden anderen Chouans die Flucht ergriffen. Der verwundete Chouan wurde auf einem Wa⸗ gen nach Vannes gebracht; vielleicht wird man von ihm Auf⸗ schlüsse erlangen. Am 16ten d. M. wurden zehn Gendarmen durch eine Menge von Individuen unter dem Geschrei: „Es lebe Karl X.!“ von dem Markte zu Brandivy vertrieben und mit Steinwürfen verfolgt. Die Gendarmen flüchteten sich nach Pluvigné und kamen mit der dortigen Besatzung zuruck, welche neun Chouans verhaftete: diese sind nach Auray gebracht worden.“

Großbritanien und Irland.

London, 30. April. Se. Maäjestät haben den General⸗ Major Richard Bourke zum General⸗Capitain und obersten Gou⸗ verneur der Kolonie Neu⸗Süd⸗Wallis und Vandiemens⸗Land ernannt.

Für den patriotischen Fonds zur Unterstützung der Reform⸗ Frage sind bereits bedeutende Summen eingegangen. In Broo⸗ kers⸗Klub⸗Haus sind allein funfzehn Tausend Pfund gezeichnet Unsere Zei⸗ tungen publiziren eine lange Liste von freiwilligen Beiträgen zu jenem Fonds; man bemerkt darunter die Arbeiter aus mehre⸗ ren Fabriken. Lord Althorp hat ebenfalls 100 Pfd. gezeichnet.

Die heute bekannt gewordenen neuen Wahlen fallen im Durchschnitte sehr günstig für die Minister aus; bisher hat die Sache der Reform an neuen Vertheidigern gewonnen: 2 Mit⸗ glieder in London (Hrn. W. Brougham und Herrn Venables an die Stelle des Sir R. Wilson und des Herrn Ward); 2 Mitglieder in Dover; 2 in Lewes; 2 in Hastings und 2 in St. Albans. An allen anderen Orten, deren Wahlen bis jetzt bekannt geworden, sind die früheren Vertreter wieder erwählt worden, au⸗ ßer in Litchfield, wo Sir E. D. Scott den Herrn G. Vernon ersetzt, der für die Reform gestimmt hat. „In Liverpool“, er⸗ zählt die Times, „ist eine große wichtige Versammlung gehal⸗ ten und find mehrere Beschlüsse gefaßt worden, die dem General Gas⸗ coyne beweisen werden, daß er, was auch immer die gelehrigen Drathpuppen der Corporation für ihn thun moͤgen, doch beim Publikum von Liverpool unwiderbringlich verloren ist. Die Konsti⸗ tuenten des tapfern Generals erklären ihm offen, daß sein letzter Antrag gegen die Reform „ihren Unwillen“ erregt habe, weil der— selbe eine egoistische Factions⸗Maaßregel gewesen, die dem Staats⸗ Dienste schaden gewollt, die jedoch füͤr jetzt durch die weisen und großherzigen Entschlüsse Sr. Majestät hintertrieben worden sey.“ Dasselbe Blatt räth den Waͤhlern der Grafschaft Kent, ihrem bisherigen Vertreter, Sir Knatchbull, der jetzt behaupte, er sey von jeher ein Freund der Reform gewesen, keinen Glau⸗ ben zu schenken und an seine Stelle einen Reformer zu wäh⸗ len, über dessen Gesinnung keine Zweifel herrschten. Der Mar⸗ quis von Chandos hat in der Grafschaft Buckingham einen tüch⸗ tigen Gegner an Herrn P. Grenfell gefunden. Lord Low⸗ ther, ein Anti-Reformist, der dem Wellingtonschen Ministe⸗ rium angehörte, hat seine Kandidatur für Cumberland ganz aufgegeben. An der Universität Cambridge ist man zwar bemüht, ihre bisherigen Vertreter, Herrn Cavendish und Lord Palmerston, zu verdrängen, doch glaubt man nicht, daß es gelingen werde. Lord John Russell ist von mehreren Grafschaften aufgefordert worden, sich bei ihnen als Wahl⸗Kan⸗ didat zu stellen. Herrn Hume's Wieder⸗Erwählung in der Graf⸗ schaft Middlesex scheint unzweifelhaft. In Newark, wo es der Sergeant Wilde bis jetzt immer vergebens versucht hat, gegen den unter der Protection des Herzogs von Neweastle stehenden Herrn Sadler aufzutreten, besitzt der Erstere jetzt schon eine große Stimmenzahl und dürfte daher wahrscheinlich ins bevorstehende Parlament kommen. In England, meint der Globe, möchten kaum zwei Grafschaften sich finden, in denen die Anti⸗Refor⸗ misten nicht den Kürzeren ziehen würden.

Die Quarterly Review behauptet, die Partei der To⸗ ries und der hohen Geistlichkeit müsse aufhören, zu erxistiren, wenn die Reform⸗Bill durchginge. Der Globe theilt diese Meinung mit dem Zusatze: die genannte Partei müsse zu existiren aufhören, auch wenn die Bill nicht durchginge, und die dermalen begonnenen Wahlen würden es zeigen, daß die Tory⸗Partei, mit wenigen Ansnahmen, in ganz England ihren Einfluß verloren habe.

In der Morning Chroniele heißt es: „Das Betragen des Herrn Manners Sutton in der letzten Schlußscene des Par⸗ laments hat einen Eindruck hinterlassen, der wenig dazu geeig⸗ net ist, die Wieder⸗Erwählung zu seinem zeitherigen Amte zu be⸗ fördern. Seine persönliche Abneigung gegen die Reform⸗Bill ist hinlänglich bekannt; deswegen aber häͤtte er gerade ein gerech⸗ teres Verfahren gegen die dermalige Verwaltung beobachten und nicht, wie er es gethan, die Ordnung des Hauses in ihrer weite⸗ sten Ausdehnung benutzen sollen, um Sir Rob. Peel Gehör zu verschaffen. Wohl hatte Hr. Tennyson Recht, sich einer solchen Anwendung der bei den Debatten stattfindenden Gebräuche zu widersetzen; derjenige aber, der bei Frage über die Annahme einer Bittschrift zu Gunsten der Reform kein Bedenken trug, zu be⸗ haupten, daß es einem entlassenen Minister zieme, die Königl. Prärogative in Betreff der Auflösung des Parlaments zu be⸗ kämpfen, war sehr ungeeignet, die diesfälligen Regeln darzulegen, sey es nun aus Mangel an Kenntniß der Constitution, oder weil es ihm an der gehörigen Ruhe und Besonnenheit fehlte.

In einem hiesigen Blatte liest man: „Seit einer lan⸗ gen Reihe von Jahren ist kein Götze des Volks so schmählig von dem Gipfel seiner Celebrität herabgestürzt worden, als das Ex⸗ Parlamentsglied für Preston. Wo er auch nur erscheint, fliegen

würde, alle Fonds etwas niedriger gingen.

ihm Hrangeschaalen und andere Zeichen des Mißfallens entgegen, wo er nicht ist, macht man sich auf andere Weise über ihn lustig Hier sieht man das Volk seine Flaschen mit Stiefelwichse zerbre⸗ chen, dort seine gedruckten Ankündigungen verbrennen; an einem dritten Orte wird sogar das Bildniß des großen Rednerz öffentlich verbrannt und dadurch gewissermaßen das Ende da Laufbahn eines After⸗Politikers bezeichnet. Letzteres geschah namentlich auf dem Felde von Peterloo in Gegenwart von einer bei weitem größeren Anzahl von Menschen, als sich jemals friͤ⸗ her eingefunden hatte, wie er noch als der gefeierte Held des Volkes sich auf dem nämlichen Felde in seiner ganzen Glorie ung Redekunst zeigte. Beworfen zu werden und zu sehen, wie man Flaschen zerbricht, das mag noch zu ertragen seyn; sich aber so schmahlig in Peterloo, dem Schauplatze alles früheren Ruhmes verbrannt zu sehen, das dürfte denn doch sogar für die Geduh des Philosophen von Glastonbury etwas zu viel seyn.“

Es hat sich hier zu allgemeinem Bedauern die Nachricht verbreitet, daß Herr Hume, der sich seit einiger Zeit als Wahs⸗ Kandidat in Acton befindet, in diesen Tagen das Unglück ge⸗ habt habe, bei einem Sturz vom Pferde einen Arm und ein Bein zu brechen.

Eine heute hier eingetroffene Post aus Brasilien bringt aug Rio Janeiro vom 7. Febr. unter mehreren anderen Nachrich⸗ ten von untergeordnetem Interesse, auch eine amtliche Verfügumn des Brasilianischen Finanz⸗Ministers mit, welche dem Finanp⸗ Tribunal der Provinz Alagoas im Namen Sr. Majestat des Kaisers vorschreibt, eine in den dortigen Magazinen theils schan lagernde, theils noch zu erwartende Quantität von 5460 Quintas Brasilianischen Farbeholzes nach London an die Kontrahenten der Brastlianischen Anleihe zu senden, nämlich zwei Drittheile an Herrn Nathan Mayor Rothschild und ein Drittheil an de Herren Bazett, Farquhar, Crawford und Comp., Fletcher, Alexan⸗ der und Comp. und Thomas Wilson und Comp. 1

Aus Barbadoes sind hier Nachrichten bis zu Anfang März eingelaufen. Am 8. Februar hatte der dortige Gouvernem die Sitzungen der gesetzgebenden Versammlung mit einer Reee eröffnet, in welcher er unter Anderem ͤäußert: „Unvollkommen⸗ heit ist unzertrennlich von allen menschlichen Einrichtungen, un nur allmälich durch nähere Kenntniß der Dinge und durch En fahrung lassen sich wirkliche Mängel entdecken und zweckmäßg aus dem Wege räumen. Ich habe es hoffentlich nicht nöthig, Ihnen zu versichern, mit welcher Aufrichtigkeit ich bereit bihn, mich Ihren Bemühungen anzuschließen, um unsere Gesetze und Einrichtungen von ihren etwanigen Mangeln zu befreien; lassen Sie uns aber bei einem so lobenswerthen Zweck jede lebereilung vermeiden und ruhig zu Werke gehen. Es wäre überflüssig, die Ansprüche der freien farbigen Bewohner Ihrer besonderen baldigen Erwägung anzuempfehlen, indem es mir bekannt ist, daß nach der Meinung sehr vieler einsichtsvoller und freisinniger Mitglieda der Kolonie die Zeit eingetreten ist, um über die auf jenen Theil der Bevölkerung lastenden Beschränkungen mit Billigkeit und ohne Leidenschaft zu diskutiren. Ich bin überzeugt, daß die Nothwendigkeit und die Gerechtigkeit einer Maaßregel, die jene Lasten aufhebt, am lautesten zu ihren Gunsten sprechen. Die bereits vorgenommenen Verbesserungen in den Verhältnissen der freien farbigen Bewohner sowohl als der Sklaven haben ein um so angenehmeres Gefühl in mir erregt, da sie ihren Ursprung dem freien Willen der übrigen Zweige der Gesetzgebung und dem reinsten Wohlwollen für jenen Theil der Bevölkerung verdanken. Zur größten Freude muß es uns Allen gereichen, Zeugen daven zu seyn, wie sich nützliche und religiöse Kenntnisse immer mehn unter uns verbreiten.“ 3

Niederlande.

Aus dem Haag, 2. Mai. Am Losten v. M. ist der Pring Friedrich Königl. Hoh. in Nymwegen angekommen, wo derselbe vorgestern eine Musterung über die Schutterei und die Garnison hielt. Alsdann sind Se. Königl. Hoh. nach Herzogenbusch ab⸗ gereist.

Von den aus Löwen am 24sten v. M. entflohenen Hollän⸗ dischen Gesangenen sind am 26sten 6 und am folgenden Tage 3 Mann wohlbehalten in Mastricht angekommen. Sie wartn auf ihrer Flucht von den Landleuten im Limburgischen unterstützt worden.

Der rühmlichst bekannte Professor der Medizin, Dr. P. de Riemer, ist hier am 28sten v. M. mit Tode abgegangen.

- Amsterdam, 30. April. Die abgelaufene Woche hat sich im Fonds-Handel durch nichts Besonderes ausgezeichnet; mit weniger Ausnahme blieben die Preise auf derselben Höhe. Eben so sind die Russischen Staatspapiere, ungeachtet der für Rußland günstiger lautenden Nachrichten aus Polen, nur unbe⸗ deutend höher gegangen; am gestrigen Markte wichen die Preise jedoch wieder um etwas, weil auf die Vermuthung, daß der Herzog von Sachsen⸗Koburg den Belgischen Thron nicht annehmen Die am verwichenen Sonnabend geschlossene neue Holländische Anleihe hat einen Be⸗ trag von 21 Millionen Gulden erreicht; da indeß der Bedarf des Reichs weit größer ist, bleibt es noch zweifelhaft, ob eine gezwungene Gelderhebung folgen muß, und bei der Ungewißheit hierüber haben die Reversalien der freiwilligen Anleihe sich auf den erhöheten Preis ziemlich fest erhalten; dieselben blieben ge⸗ stern 9 ½ pCt. Englisch Spanische sind preishaltend, ungeachtet der Nähe der Fälligwerdung der Coupons; man glaubt nicht, daß von der vorgeschlagenen Konversion dieser Schuld⸗Dokumente viel Gebrauch gemacht werden wird. Am Getreide⸗Markt war es gestern sehr still, und nur das Bedürfniß zum unverzüglichen Verbrauch wurde abgenommen; bei solchen kleinen Partieen wurde bezahlt für 121pfünd. bunten Polnischen Weizen 390 Fl⸗ für 124pfünd. rothen neuen Königsberger 370 Fl., für 124 pfünd. alten geringen Pommerschen 342 Fl., für 116pfünd. neuen Pom⸗ merschen Roggen 215 Fl.; für 80. 82 pfünd. feinen Hafer wurde 124. 128 Fl. angelegt.

Brüssel, 1. Mai.

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Das Kriegsgericht wird übermorgen

seinen Urtheilsspruch in der Borremans’'schen Sache zur Oeffent⸗

lichkeit bringen. Bisher war zwar vorgeschrieben, daß ein solches Urtheil erst 14 Tage, nachdem dasselbe dem Staats⸗Oberhaupte vorgelegt worden, bekannt gemacht werden durfte. Der Re⸗ gent hat jedoch das Gericht von dieser Verpflichtung ein für alle Mal entbunden, und zwar um der Unabhängigkeit desselben durch⸗ aus nicht in den Weg zu treten.

Der General Vicomte v. Beaulieu, bisheriger interimisti⸗ scher Gouverneur der Provinz Antwerpen, hat, wie es heißt, dem Regenten seine Dimisston eingesandt.

Die Genter Association hat folgenden Protest gegen die Er⸗ wählung des Prinzen Leopold von Sachsen⸗Koburg an den Regenten eingesandt:

„Mein Herr Regent! Da sich das Gerücht verbreitet hat, daß vier Mitglieder des Belgischen National⸗Kongresses sich zum Prinzen von Sachsen⸗Koburg begeben haben, um ihn zu bitten, daß er die Belgische Krone annehme, und da dieses Gerücht

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zurch sehr bestimmte Anzeichen gerechtfertigt zu werden 1ah,

p glaubt der patriotische Verein von Gent gegen einen Schri se der Würde des Belgischen Volkes acgezce Ln, und . Frwählung eines Fürsten, den die Nation von sich weist, prote⸗ iren zu e Sen. u. s. w.“

Die in der Citadelle von Antwerpen befindliche oll sich auf 4000 Mann belaufen. 1 he sceeges

Die Bürgergarde von Mons hat von der National⸗Garde in Maubeuge die Einladung zu einer Festlichkeit erhalten, die am ettgenannten Orte zu Ehren des Namenstages Ludwig Philipps attfinden soll. Die erstere wird, nachdem sie dazu von ihrer Behörde die Erlaubniß erhalten, eine Deputation aus ihrer hitte nach dem nahegelegenen Französischen Gränzorte senden.

Auf dem Kattendyker Werft in Antwerpen werden jetzt meh⸗ ere Fahrzeuge für der Regierung gebaut.

Brüssel, 1. Mai. Man steht hier der Rückkunft pder einer definitiven Antwort der nach London gesandten De⸗ zutation mit Ungeduld entgegen. Je nachdem unsere Zeitungen lir oder wider die Erwählung des Prinzen Leopold sind, antici⸗ piren sie jene Antwort bereits und theilen sie so mit, wie sie in ren Wünschen liegt. Der hiesige Co urrier, der seit der Re⸗ volution immer an diejenige Partei sich hielt, die für den Mo⸗

int das Feld gewonnen hatte, der vor dem Ausschließungs⸗ Dekrete des Kongresses der Vertheidiger des Prinzen von Ora⸗ ien und alsdann mit immer gleicher Beredsamkeit der Wort⸗ ührer für den Prinzen von Batern, den Fürsten von Leuchten⸗ berg und den Herzog von Nemours war, ist jetzt eben so für den Prinzen Leopold, weil er die Gewißheit zu haben glaubt, daß drei Viertel sämmtlicher Kongreß⸗Mitglieder, zum Theil aus Verlangen nach einem minder ungewissen Zustand als dem bis⸗ herigen, und zum Theil durch den Einfluß des Ministeriums be⸗ pogen, dessen leitendes Organ jetzt Herr Lebeau ist, der euen Combination günstig seyn werden. Der Courrier weist jetzt auf England als auf das Ideal hin, das dnrch die Festigkeit, mit der es bei der Reform beharre, beweise, wie hoch es selbst über Frankreich stehe. Die Emancipation dagegen, eine von Franzosen redigirte Zeitung, will bereits er⸗ ahren haben, daß der Prinz Leopold niemals die Absicht gehabt, das ihm neuerdings gemachte Anerbieten anzunehmen, und daß r auch seitdem seinen Entschluß in dieser Hinsicht keinesweges verändert habe. Da indessen das Anerbieten einer Krone etwas Schmeichelhaftes sey, so habe der Prinz den Deputirten in sei⸗ ner Antwort zu erkennen gegeben, daß, falls ihm die Krone un⸗ ter Genehmigung der fünf großen Mächte angeboten werden ollte, er sodann, jedoch nur dann, darüber nachdenken würde, was er zu thun habe. Diese kleine Erfindung ist jedoch der zunschuldigste Kunstgriff der Emancipation, die sich täglich in den allerheftigsten Ausdrücken gegen die nach London gesandte Deputation, so wie gegen den Prinzen selbst, vernehmen laßt. ie könnte der neuen Combination in der Meinung des Publi⸗ ums vielen Schaden zufügen, wenn die Emancipation in dieser Meinung überhaupt etwas galte. Als der Ausdruck der Französischen Revolutions⸗Propaganda, hat sie von jeher auf die Errichtung iner Republik oder auf eine Vereinigung mit Frankreich hin⸗ gearbeitet, welche beide Combinationen jedoch hier durchaus nicht opulair sind. Der Name „Belgien“ und das Wort „Belgi⸗ sche Unabhaͤngigkeit“ sind Zauber⸗Formeln geworden, die hier eine Begeisterung erregen, welche, weil sie die Frucht eines ehren⸗ werthen Gefühls: der Vaterlandsliebe, ist, unter allen Resulta⸗ in der Belgischen Revolution das einzige ist, das den wahrhaf⸗ in Menschenfreund nicht betrübt. Daher und aus Gründen,

de der Zustand Frankreichs selbst darbietet, ist auch das Phä⸗ momen erklärlich, daß selbst ein Theil unserer bigotten Klerisei⸗ ie Erwählung des Prinzen Leopold lieber steht, als ein Anschließen

sefichatel auf welche Weise an Frankreich. Der bekannte Obskurant, Graf Robiano von Borsbeck, hat sich zwar in einem heftigen Aufsatze gegen diese Erwählung vernehmen lassen; sein Einfluß ist jedoch selbst unter den Obskuranten nicht groß, und der Lütticher Courrier (de la Meuse), sonst sein ergebener Be⸗ punderer, hat ihn bereits mehrfach widerlegt. Einer baldigen Wieder⸗Einberufung des Kongresses sieht man demnächst entge⸗ gen, mindestens deuten viele Aeußerungen darauf hin, unter An⸗ derem auch die, daß der Prinz Leopold den vorgeschriebenen Eid auf die Verfassung ohne Modification unmöglich leisten könne. bb es gegründet sey, daß der nach Brügge bereits zurückgekehrte Abbé de Foere in einem an den Grafen Werner von Merode gerichteten Schreiben das Mißlingen des Versuches der nach Lon⸗ don gesandten Deputation angekündigt habe, ist bis jetzt noch nicht ermittelt worden. ““

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Karlsruhe, 1. Mai. In dder gestrigen öffentlichen Siz⸗ zung der zweiten Kammer zeigte der Prasibent an, daß von der ersten Kammer eine Adresse an Seine Königliche Hoheit den Großherzog, einige Verbesserungen des Volksschulwesens betref⸗ fend, dann eine weitere, die Revision der Mittel⸗Schulen be⸗ treffend, zur Berathung vorgelegt worden sey. Beide Adressen wurden an die Abtheilungen überwiesen. Hierauf erstattete un⸗ ter Anderen der Abgeordnete v. Rotteck Bericht über den An⸗ trag des Abgeordneten Knapp auf Revision und Modification des Gesetzes von 1820 über die Ablösung der Herren⸗Frohnden.

Frankfurt a. M., 3. Maij. Die Ober⸗Postamts Zei⸗ tung meldet aus Wiesbaden vom 2. Mai. „Die gewöhnlichen diesjährigen Sitzungen der Landstände unseres Herzogthums sind

heute auf Befehl Sr. Herzoglichen Durchlaucht nach Vorschrift

des §. 3 der Verfassungs⸗Urkunde, durch welchen sich der Lan⸗ desherr das Recht vorbehalten hat, die Sitzung nach Gutbefinden zu unterbrechen, auf unbestimmte Zeit vertagt worden.“ Braunschweig, 28. April. Es war früherhin von den Bewohnern Braunschweigs beabsichtigt, zur Feier der dem Her⸗ soge Wilhelm am 25sten d. M. geleisteten Erbhuldigung und eines damit verbunden gewesenen Geburtsfestes, eine Illumina⸗ tion zu veranstalten, und die Vorbereitungen, welche dazu schon lͤngere Zeit vorher gemacht waren, ließen erwarten, daß dieselbe zußerst glänzend seyn würde. Der Herzog aber, welcher von dieser Absicht Kemntniß erhalten, hatte den Wunsch ausgespro⸗ chen, daß solche nicht ausgeführt werden, vielmehr die Kosten, welche eine Erleuchtung ihrer Häuser den Einwohnern der Rest⸗ denz verursachen würde, von selbigen zur Unterstützung der Ar⸗ men in die Armen⸗Kasse gesandt werden möchten. Dieser Wunsch des Fürsten, in welchem sich Seine Fürsorge für die är⸗ mere Klasse der Braunschweiger deutlich aussprach, ward von den Bürgern und Einwohnern mit der größten Freude aufgenommen, und viele Mitglieder der Bürgergarden erklärten sich bereit, die Einsamm⸗ lung der Beiträge zu übernehmen, deren Resultat, wie es verlautet, sehr reichlich ausgefallen ist. Von Seiten der Regierung war an dem Tage der Huldigung die Austheilung eines Pfundes Fleisch, ei⸗ nes Pfundes Reis, eines Brodtes und eines kleinen Geldbetra⸗ es an jeden Armen der Stadt verfügt, wodurch Letztere in den

der ersten Bedürfnisse.

tand gesetzt wurden, auch auf ihre Weise den schönen Tag fest⸗

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lich zu begehen, an dem die Herzen aller Braunschweiger von der reinsten Freude erfüllt waren. Gestern Abend wurde dem Durchlauchtigsten Landesvater von sämmtlichen Compagnieen der Bürger⸗Garden durch eine Fackel⸗Musik nochmals ihre Freude wegen der definitiven Uebernahme der Regierung dargelegt.

g Ftalien.

„— Turin, 27. April. Die lebhaften Besorgnisse, wel⸗ che die anhaltende Krankheit des Königs, besonders seit dem Rückfall, erregt hatte, sind zur traurigen Gewißheit geworden; Se. Majestät sind heute dem Uebel erlegen.

Modena, 23. April. Durch zwei aus Massa und Castel⸗ nuovo datirte Verfügungen hat der Herzog, um den Provinzen Massa, Carrara, Garfagrana und Lunigiana sein besonderes Wohl⸗ wollen zu bezeigen, die in den beiden ersteren Provinzen im Fe⸗ bruar eingeführte Abschaffung der Mahlsteuer bestätigt, in den beiden letzteren aber mehrere Abgaben erleichtert und ihnen die Personal⸗Steuer für das laufende and auch für die künftigen Jahre erlassen, jedoch mit Ausnahme der Ortschaften, wo sich Umuhen gezeigt haben oder in Zukunft noch zeigen würden. Das hiesige Adels⸗Tribunal hat in seiner Sitzung vom 12ten d. M. den General Joseph Stanzani, Kommandanten der Esten⸗ sischen Truppen, und seine rechtmaßigen Nachkommen in den Modenesischen Adelsstand erhoben.

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St. Gallen, 20. April. Nachdem der Verfassungs⸗Ent⸗ wurf durch das Volk in seiner großen Mehrheit zur wirklichen Verfassung erhoben worden, hielt der Verfassungs⸗Rath am 7ten d. seine Schluß⸗Sitzung und beschloß, dem Kanton durch eine Kundmachung die erfolgte Sanction der Verfassung und die weitere Einleitung zu den neuen Wahlen mitzutheilen. In Ver⸗ bindung mit diesem Beschlusse erließ der bisherige kleine Rath ebenfalls die nothwendigen Verordnungen. Zeither ist es bei uns ruhig, und man hat allgemein die Hoffnung, daß die Wah⸗ len nicht ungünstig ausfallen werden.

Griechenland.

Der Courrier de Smyrne berichtet in einem Schreiben aus Nauplia vom 15. Februar, mit Bezugnahme auf die in Hy⸗ dra ausgebrochenen Unruhen: „Diese Nachricht hat die Re⸗ gierung um so mehr beumruhigt, als die Apsarioten erklärt haben, sie würden alle dem Beispiele Hydra's folgen. Der öffentliche Geist in Aegina, dem Hauptsitze der Ypsarioten, ist der Regie⸗ rung sehr entgegen, wie aus mehreren Vorfällen hervorgeht. Seitdem Herr Mustoxidi auf Befehl des Präsidenten den öffent⸗ lichen Unterricht sehr beschränkt hat, sind in Aegina mehrere Privatschulen gebildet worden, wo der Unterricht nach ausge⸗ dehnteren Grundlagen ertheilt wird. Man liest in denselben die alten Autoren, die in der öffentlichen Schule verboten sind, wo nur die Kirchengebete in altgriechischer Sprache gelesen werden dürfen. Die Apsarioten verspotten diese öffentliche Schule, und als unlängst am St. Johannisfeste, das zu Ehren des Präsi⸗ denten gefeiert wurde, das ganze Gebäude erleuchtet war, bega⸗ ben sich die Zöglinge der Privatschulen in Masse dahin und warfen die Fenster ein. Am folgenden Tage ließ die Polizei die beiden Schulvorsteher verhaften und in zwei bewaffnete Barken bringen, um sie fortzuschaffen; eine große Anzahl Bpsariotischer Barken segelte aber sogleich nach und führ⸗ te die beiden Lehrer im Triumphe nach Aegina zurück. Von allen Seiten offenbart sich die ernsthafteste Opposition ge⸗ gen die Absichten und Maaßregeln der Regierung. Auch der Senat zeigt sich seit einigen Wochen gegen seine Gewohnheit widerspenstig gegen den Willen des Prästdenten. Koletti, Man⸗ ghina und sogar Kolokotroni sollen plotzlich unfolgsam gewor⸗ den seyn. Der Präsident hat in drei wichtigen Angelegenheiten eine Niederlage erlitten. Das von ihm vorgelegte Gesetz gegen die Preßfreiheit ist nicht angenommen worden; er wollte Herrn Kalergi für einen angeblichen Hausertausch Ländereien geben, der Senat versagte aber seine Einwilligung, und Kolokotroni wider⸗ setzte sich zuerst dieser Gunstbezeugung. Drittens wollte der Prä⸗ sident Herrn Rhodius, Secretair im Kriegs⸗Departement (der ernannt ist, um die Rechnungen für die sich auf 973,000 Piaster belaufenden geheimen Ausgaben des Grafen Augustin Capodistrias zu kontrasigniren), 200 Stremmata Läandereien unter dem Vor⸗ wande zum Geschenk machen, daß derselbe die Tochter eines Türkischen Beys, der große Güter in Griechenland besessen, ge⸗ heirathet habe; aber auch hier willigte der Senat nicht ein. Man slteht hieraus, daß ein Streben nach Unabhängigkeit in dieser Körperschaft Wurzel gefaßt hat, die sich bisher jedem Wun⸗ sche des Präsidenten willfahrig zeigte.“

Das Journal des Debats theilt folgendes Schreiben aus Nauplia vom 25. März mit: „Ich benutze ein morgen nach Zante abgehendes Jonisches Schiff, um Ihnen über die innere Lage Griechenlands einige interessante Details mitzuthei⸗ len. Ich zweifle keinen Augenblick daran, daß der Versuch des Petro Mauromichalis zu einer Rebellion im Auslande von man⸗ chen Personen als gerechtfertigt dargestellt worden ist, und daß diese den Lügen des Courrier de Smyrne Eingang verschafft ha⸗ ben werden. Indessen glaube ich, Sie werden mir Dank dafür wissen, wenn ich Sie über den wahren Zustand der Dinge durch genaue Darstellung der Thatsachen und durch amtliche Aktenstücke aufkläre. Die Opposttion gegen die Regierung entspringt aus der Unzufriedenheit einiger Hauptlinge, die jetzt gehorchen sollen, nach⸗ dem sie lange Jahre hindurch das Land willkürlich beherrscht haben. Sie sahen ungern eine feste und geordnete Regierung ihre Autorität auf Gerechtigkeit und die Liebe des Volkes gründen. Die neue Verwaltung fand Griechenland ohne Gesetze für den Schutz der Personen und des Eigenthums, ohne Einkünfte zur Bestreitung Jetzt erstreckt sich ein kräftiger Schutz liber Personen und Eigenthum, und von allen Seiten strömten Völkerschaften herbei, die hier Schutz suchen. Sichere Hülfs⸗ quellen, die Griechenland noch nie gekannt oder besessen hatte,

decken die Hülfsbedürfnisse des Staats. Diese unbestreitbaren

Wohlthaten sind der Gegenstand des Hasses der Opponenten ge⸗ worden; sie hoffen, Alles aufs neue in Verwirrung zu bringen, ihr altes System den Verschleuderungen wieder anwenden zu können und für ihren Ehrgeiz neue Aussichten zu gewinnen. Den Häuptlingen schließen sich einige Primaten an, die auch gern Antheil an den Emkünften des Staats als Gouverneure einer Provinz neh⸗ men möchten, so wie einige Ausländer, denen ihre Pläne auf Aemter und Reichthümer nicht geglückt sind, und deren gedemüthigter Stolz jetzt in Nauplia, London und Paris aus Rache an dem Um⸗ sturze der gegenwärtigen Regierung arbeitet. Hierzu kommen noch einige junge Griechen, die, nachdem sie längere oder kür⸗ zere Zeit in Europa gelebt, mit halben Kenntnissen in ihr Va⸗ terland zurückkehren und dieselben sogleich anwenden wollen, beschränkte Köpfe ohne irgend eine politische Einsicht, die aus Nachahmung, und ohne die Folgen zu überlegen, opponiren. Diese sind die Betrogenen und mehr bedauernswerth, als straf⸗

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bar. Der geheime Zweck aller dieser Freunde der Unordnung und Unruhe war, in den Provinzen einen allgemeinen Aufstand zu Stande zu bringen, um die Regierung, die seit einiger Zeit nichts mehr aus dem Auslande empfängt, in die größte Noth zu versetzen. Sie wollten der Regierung alle Hülfsquel⸗ len, die sie in den öffentlichen Einkünften hat, abschnei⸗ den und sie dadurch außer Stand setzen, die Truppen, die Flotte und die Verwaltungs⸗Kosten zu bezahlen. Diese Wahn⸗ sinnigen wollten also den Untergang Griechenlands, denn dieser wäre die nothwendige Folge des Gelingens ihrer Pläne gewesen. Die Pflicht der Regierung, auch abgesehen von dem Interesse ihrer eigenen Existenz, gebot ihr, diese Anmaßungen zurückzu⸗ weisen; sie beschränkte sich zunächst auf eine thätige Wachsamkeit, als ihre Feinde selbst, des Gelingens ihres Komplotts gewiß, An⸗ stalten machten, offen aufzutreten und die Maske abzuwerfen. Das Signal gab die Familie des Senators Petro Mauromichalis. Die Opposition hatte diese Familie sehr geneigt gefunden, in ihre Pläane und Ansichten einzugehen; die Mauromichalis herrschten seit langer Zeit in Maina als Beys unter den Türken und beeilten sich

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sie während der ganzen Revolution ausgezeichnete Dienste geleistet; aber damals herrschten sie noch, waren in der Armee und bei der Regierung mächtig und hatten die Zukunft vor sich. Jetzt scheint ihnen diese Zukunft keinen Horizont mehr zu haben; Maina, das eine Provinz des freien Griechenlands geworden ist, konnte nicht mehr das Erbtheil einer Familie bleiben. Mit der Ankunft des Präsidenten verloren die Mauromichalis ihre Macht, und seitdem suchten sie Gelegenheit, diese wieder zu erlangen. Die Griechische Regierung überhäufte sie mit Wohlthaten, Zuvor⸗ kommenheiten und Aufmerksamkeiten aller Art. Ich glaube Ih⸗ nen keinen bündigeren Beweis dafür geben zu können, als indem ich Ihnen hier einen treuen Auszug aus der Botschaft mittheile, die der Präsident am 23. Januar d. J. nach der Flucht Petro Mauromichalis aus Nauplia an den Senat richtete. „„Als Häuptling von Sparta mit dem Titel eines Bey vor dem Kriege, als Auführer der bewaffneten Spartiaten während des Krieges, als Mitglied der verschiedenen auf einander folgen⸗ den Regierungen in Griechenland mußte Petro Mauromichalis seit der Einsetzung der jetzigen Regierung seine Stelle finden und hat sie in der That zuerst im Panhellenium und dann im Senat gefunden. In dieser Stellung wollte er jedoch niemals die Na⸗ tur und Wichtigkeit seiner Pflichten einsehen. Statt sich als einen Beamten zu betrachten, dessen Absichten, Meinungen und

müssen, maaßte er sich hartnäckig die Gewalt an und nahm sie

gerade zu beherrschen und die Einkünfte zu erheben, so doch den öffentlichen Beamten in der Ausübung ihrer Functio⸗ nen hinderlich zu seyn, unter den Einwohnern dieser Provinzen den Parteigeist zu nahren und, so oft sich Gelegenheit dazu fand, die eingegangenen Zölle zu seinem Vortheil zu verwenden. Un⸗ bestreitbare Dokumente bezeugen nur zu sehr die mir der P. Mauromichalis und seine Familie die Langmuth der Regierung und die vielen Beweise des Wohlwollens, die sie von dieser empfingen, gemißbraucht haben. Durch einen Französi⸗ schen Kaufmann, Godebout, der Seeräuberei angeklagt und von den kompetenten Gerichten zur Erstattung der von diesem erlit⸗ Gesetze erfahren. Um sie dieser Schmach zu entziehen und zu⸗ Juchereau de St. Denis, zu befriedigen, bezahlte die Regierung die Forderung des Godebout mit 76,657 Piastern. Außer die⸗

lis oft noch andere Unterstützungen gewahrt, deren Gesammt⸗ Betrag sich nach den Registern der Finanz⸗Kommission auf 70,000 Phönix (eben so viel Fr.) beläuft. Fügt man die Ausgaben hinzu, welche die Regierung im vorigen Jahre hat machen müs⸗ sen, um die Unordnungen in den Provinzen, wo die Familie Mauromichalis wohnt, zu unterdrücken, so kostet diese Familie dem Staate seit drei Jahren über 120,000 Phönip.““

8 (Schluß folgt.)

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

New⸗York, 20. März. Im Laufe des verflossenen Jah⸗ res schickte der Staat Georgien, was er früher nie gethan hatte, Gold zum Ausprägen in die Münze der Vereinigten Staaten, und zwar für den Werth von 214,000 Dollars. Mehr als das 8 soll an Gold für andere Gegenstände verwendet wor⸗ en seyn.

In seiner letzten Botschaft an den ausübenden Rath von Florida giebt der dortige Gouverneur eine glänzende Schilderung dieses Gebietes; er sagt unter Anderem: „Seine Bewohner erfreuen sich eines gesunderen Klima's und eines heiterern Him⸗ mels, als die begünstigtsten Weltgegenden, während der Grund und Boden in seiner Mannigfaltigkeit und dem Werth, den er für alle Art von Ackerbau hat, selbst mit den üppigen Gefilden Indiens wetteifern kann. Der Unternehmungsgeist der Pflanzer hat die letzten übriggebliebenen Zweifel, ob der Boden Florida's eben so guten Zucker produciren könne, wie Louistana, völlig be⸗ seitigt. Es bestehen zu diesem Zweck bereits ausgedehnte An⸗ stalten, die den schönsten und solidesten in den südli⸗ chen Provinzen gleichkommen, und die letzte Ernte hat sich, sowohl in Qualitaät als Quantität des gewonnenen Zuckers, als eine vollkommen zufriedenstellende erwiesen. Einen gleich glück⸗ lichen Erfolg verspricht die immer zunehmende Kultur von Baum⸗ wolle und Taback. An diese werthvollen Natur⸗Erzeugnisse schlie⸗ ßen sich noch Indigo, Seide, Mandeln, Dliven, Feigen und Wein, die dem Klima von Florida völlig angemessen sind. In der Nachbarschaft von Tallahasso sind die Orange und die Ba⸗ nane seit einigen Jahren gleichfalls einheimisch geworden.“

Nach dem letzten Census besteht die Bevölkerung von Nord⸗ Carolina aus 472,433 Weißen, 19,575 farbigen Freien und 246,462 Sklaven, zusammen aus 738,470 Individuen, wonach sie seit 1820 um 99,641 Individuen oder über 15 pCt. innerhalb 10 Jahren zugenommen hat.

Nach der letzten Volkszählung zählt ganz Alabama 309,502 Einwohner, von denen 190,525 freie Weiße und 118,977 Skla⸗ ven sind; demzufolge hat die Bevölkerung seit 1820 um 127,901 Individuen zugenommen. Louistana zählt dermalen 214,693, also 61,286 Einwohner mehr, als im Jahre 1820.

Nach dem letzten Census zählt die Stadt New⸗Orleans 48,707 Einwohner, mithin 21,707 mehr, als im Jahre 1820.

In der Stadt New⸗York giebt es 115 Gotteshäuser, näm⸗ lich 24 presbyterianische; 15 Holländische reformirte; 21 bischöf⸗ liche; 13 anabaptistische; 14 Methodisten; ü4 Römisch⸗katholi⸗ sche; 4 Quäker; 3 Lutherische; 3 jüdische; 2 von Independen⸗ ten; 2 von Universalisten; 2 von Unitariern und 8 verschiedener anderer Konfesstonen.

In der Nachbarschaft von Windsor (Staat Vermont) kauf⸗

ten vor kurzem mehrere Personen alle noch auf den Schafen

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im Jahre 1821, das Joch der Pforte abzuwerfen. In der That haben 1

Wirksamkeit nur das Gemeinwohl der Nation zum Ziele haben 8

auch für die Seinigen in Anspruch, wenn auch nicht Sparta 8

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tenen Verluste verurtheilt, sollte diese Familie die Strenge der

gleich die wiederholten Gesuche des Französischen Agenten, Hrn.

ser bedeutenden Summe hat die Regierung den Mauromicha⸗

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