1831 / 128 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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von Hran auf der Rhede von Marfeille angekommen; sie sollte sogleich wieder unter Segel gehen, nachdem sie den ersten Dol⸗ metscher des Beys von Tunis, Hassuna Morali, ans Land ge⸗ setzt hatte.

Der Spanische Oberst Jose Vasquez, der bei der mißlun⸗ genen Expedition, die von Cuba aus vor zwei Jahren gegen Tampico unternommen wurde, unter Barradas kommandirte, ist ans der Havanna hier angekommen und hat, nach einer Unter⸗ redung mit dem Spanischen Botschafter, seine Reise nach Ma⸗ drid fortgesetzt.

In Havre sind Briefe aus Gnadeloupe bis zum 18. März eingegangen; da sie keine politische Nachrichten enthalten, so

8 laäßt sich annehmen, daß in dieser Kolonie fortdauernd Ruhe eeherm 1 ch 1. e⸗

,

London, 1. Mai. Gestern sind beim auswärtigen Amte Depeschen von Lord Granville, unserm Botschafter in Paris, eingegangen. Dem Vernehmen nach wird darin von einem No⸗ ten⸗Wechsel berichtet, der zwischen der Französtischen und Oester⸗ reichischen Regierung über die an der Piemontestschen Granze beabsichtigte eenaga wn⸗ eines Oesterreichischen Heeres stattgefunden hat.

Folgendes ist ein hier umlaufendes Verzeichniß sämmtlicher anwesender Pairs, die zu Gunsten der Reform⸗Bill sind, und auf deren Votum bei der Abstimmung gerechnet werden darf: Herzoge: von Sussex, Norfolk, Somerset, Richmond, Argyll, Bedford, Devonshire, Grafton, Hamilton, Portland und Lein⸗

ster. Marquis: v. Winchester, Lansdowne, Stafford, Angle⸗

sey, Cleveland, Downshire, Clanricarde, Wellesley, Ormonde und Hastings. Grafen, Viscounts und Barone: Shrews⸗ bury, Derby, Suffolk, Thanet, Essex, Carlisle, Alberrarle, Fitz⸗ wiilliam, Grosvenor, Fortescue, Grey, Dacre, Stourton, Petre, Holland, Durham, Brougham, Foley, Yarborough, Dundas,

Bes borough, Errol, Donegal, Anson, Winchilsea, Radnor, Rom⸗

ney, Willoughby de Eresby, Howard of Effingham, Orford, Manvers, Cowper, Stanhope, Waldegrave, Egremont, Ilchester,

Mulgrave, EClifden, Minto, Melbourne, Spencer, Chichester, de Ellifford, Say and Sele, Rosebery, Breadalbane, Ducie, Suf⸗ field, Lyttleton, Vernon, Sherborne und Dundas. 6 Die Sunday⸗Times äußert: „Viele, die sich der Reform bisher widersetzten, weil sie gewissenhaft der Meinung waren, daß sie beunruhigenden Neuerungen die Thür öffnen und die öffentliche Ordnung gefährden möchte, sind nun überzeugt,

daß eine Verweigerung der Reform gefährlich seyn würde, und werden demnach Konvertiten. Andere, die es für thöricht hielten, erinne pecht durchgreifende Reform zu verlangen, weil es ihnen un⸗ degreiflich schien, daß ein Verein von Mannern, den man als

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verderbt darstelle, dieses Urtheil durch sein eigenes Votum unter⸗

sscchreiben werde, sehen jetzt, wie ihnen ein unerreichbar gehaltenes Ziel mit Hülfe des Königs und seiner Minister so nahe gebracht worden, und vereinigen sich nun mit denjenigen, von denen sie vorher sich abgesondert hatten. Diese und viele andere Betrach⸗ tungen haben die Reihen der Anti⸗Reformisten so gelichtet, daß in der That jetzt gesagt werden kann, die ganze Nation verlange, deaß die Bill durchgehe.“ Einer unserer berühmtesten Wettlustigen im West⸗Ende der Steadt hat bereits 100 gegen 5 als Werte angeboten, daß die Ranzer die Reform⸗Bill im neuen Parlamente mit einer Ma⸗ joritat von 120 Stimmen durchbringen würden. 6 Gestern Nachmittags sind in Guilford an die Stelle der Herren H. Summer und Baring Wall zwei Reform⸗Freunde, dSdie Herren Norton und Mangles, zu Parlaments⸗Gliedern er⸗ wählt worden. . Oberst de Lach Evans, früher bereits Parlamentsglied für das Städtchen Rye, hat sich nach Preston begeben, um dort, wo moglich, Hrn. Hume aus dem Sattel zu heben. Hr. Dun⸗ combe, Anti⸗Reformist, soll die Kandidatur für Yorkshire aufge⸗ geben haben. 1“ Die am 2ästen v. M. verstorbene Herzogin von Wellington wmar eine Schwester des Pairs, Grafen von Longford, und im Jahre 1772 geboren. Sie wurde im Jahre 1806 mit dem Her⸗ zoge vermählt und hinterläßt ihm zwei Söhne, den Major Mar⸗ quis von Douro und den Hauptmann Lord Charles Wellesley. Heute sindet das Leichenbegängniß der Herzogin statt, die auf dem Herzoglichen Landsitze Strathsieldsay beerdigt werden wird. Die Verstorbene wird von zahlreichen Freunden aufrichtig be⸗ trauert.

Der Lord⸗Lieutenant von Irland, Marquts von Anglesea, hat das Amt eines Friedensrichters für die Grafschaft Kildare dem berühmten Dr. Doyle, katholischen Bischof von Kildare und Leighlin, übertragen. Es ist dies das erste Beispiel seit der Revolution, daß ein katholischer Priester ein solches Amt bekleidet, und dies wird, wie die Times bemerkt, mehr dazu thun, der Regierung die Liebe des Volkes zu gewinnen, als vielleicht irgend eine großartigere Handlung des Lord⸗Lieutenants.

Der Globe widerruft die am vorigen Tage von ihm mit⸗ getheilte Nachricht von einer Verletzung, die Herr Hume bei einem Sturz vom Pferde erlitten haben foll.

Ven dem Gouverneur der Jonischen Inseln, General⸗Lieute⸗ nant Sir F. Adam, sind bis zum 4. April und von dem Gou⸗ verneur General⸗Major Ponsonby in Malta bis zum 9. April Depeschen eingegangen.

. Niederlande.

Aus dem Haag, 3. Mai. Nachdem Se. Königl Ho⸗ heit der Prinz Frehdrich am 30. April Abends in Herzogenbusch eingetroffen war, wohnte derselbe vorgestern dem Gottesdienste der Besatzung bei und fuhr sodann mit dem Dampfboote „Anna Paulowna“ nach dem Fort Crevecoeur, um dasselbe in Augenschein zu nehmen. Mittags inspizirte Se. Königl. Hoheit die vor der Stadt liegenden Kanonier⸗Schaluppen, die in Parade aufge⸗ stellte Garnison und die Festungswerke.

Die von der General⸗Versammlung der Niederländischen Handels⸗Gesellschaft genommenen Beschlüsse haben bereits die önegl⸗ Bestätigung erhalten.

dem Vernehmen nach wird sich Herr Gericke, ehemaliger Administrator des Einregistrirungs⸗Wesens, als Civil⸗Gouverneur nach Mastricht begeben. 1b Brüssel, 2. Mai. Der General Belliard gab gestern zur Feier des Namenstages Sr. Majestät des Königs der Franzosen ein großes Mittagsmahl, welchem Lord Ponsonby, der Präsident und mehrere Mitglieder des Kongresses, die Minister, der Ober⸗ General der Bürgergarden, so wie die höheren Beamten der Provinz und der Stadt, beiwohnten. Es wurden 3 Toasts aus⸗ gebracht; der erste vom Lord Ponsonby auf das Wohl des Kö⸗ nigs der Franzosen; der zweite vom Minister des Auswärtigen auf das Wohl der Königlich Französfchen Familte und der dritte vom General Belliard auf das Wohl des Regenten und das Wehl, so wie die Unabhangigkeit Belgiena— ,E amchLK mn m menmensmae gemn. mi tand emer

Der hiesige Courrier enthält Folgendes: „Die am 20sten in London angekommene Deputation ist am 22sten vom Prinzen Leopold empfangen worden. Eine zweite Zusammenkunft fand am 24sten statt. Um eine Idee von dem Charakter ihrer Unter⸗ redungen zu haben, muß man bedenken, daß diese Mission ganz verschieden ist von der, womit eine Deputation an Ludwig Phi⸗ lipp beauftragt ward. Wenn man vor der Wahl des Herzogs von Nemours die Vorsichts⸗Maaßregel angewandt hätte, die Ge⸗ sinnungen Ludwig Philipps näher zu erforschen, so hatte man dem Lande jenen ablehnenden Bescheid erspart. Unsere Depu⸗ tirten haben nicht den Auftrag, dem Prinzen Leopold die Bel⸗ gische Krone zu Füßen zu legen denn diesen Ausftrag könnte ihnen nuec der Kongreß geben sondern sie sollen den Prinzen mit der Lage der Dinge in Belgien bekamnt machen und seine Gesinnungen ausforschen, für den Fall, daß der Kongreß ihm frei die Krone übertrüge. Man sieht ein, daß es der erste Wunsch des Prinzen seyn muß, sich über die Lage des Landes, seine Interessen, seine Wünsche, den Stand seiner inneren und äußeren Angelegenheiten aufs genaueste Bericht abstatten zu lassen. Wie man hoört, hat er, indem er diese Er⸗ klärungen veranlaßte, Beweise von großem Verstand, sehr aus⸗ ebreiteten Kenntnissen und einer lebhaften Sympathie für das Belgische Volk gegeben. Der Prinz soll die neue Belgische Constitution sehr gut kennen. Seine feste Ueberzeugung ist, daß der künftige König Belgiens der Kandidat von Belgien und nicht der von dieser oder jener Macht seyn und daß die Erfah⸗ rung allein das Belgische Volk belehren muß, ob sich in der neuen Con⸗ stitution mangelhafte Bestimmumgen finden. Der Prinz zeigt in seinen Unterhaltungen oft ein Gemüth, das gern sein Inne⸗ res aufschließt, und eine sehr freimüthige Herzlichkeit. Bei dem Diner, das der Prinz am 23sten gab, wobei sich die Minister und sonst viele der angesehensten Engländer, wie die Herzoge von Richmond, von Devonshire ꝛc., befanden, ward den Belgischen Deputirten der Ehrenplatz angewiesen. Der Prinz saß zwischen den Herren von Merode und Vilain XIIII. Am 2ten Mai wer⸗ den die Deputirten beim Lord Grey zum Diner seyn. Die Un⸗ terhandlungen erleiden einige Verzögerung durch die Englischen Wahl⸗Angelegenheiten. Es ist noch nichts entschteden; ganz falsch ist, daß bis jetzt der Anschein einer negativen Entscheidung vor⸗ handen sey.“

Weiterhin sagt dasselbe Blatt: „Was unsere Gränzen betrifft, so erinnert man sich, daß, als es sich darum handelte, den Prinzen Leopold auf den Thron von Griechenland zu be⸗ rufen, gerade das die Ursache der Weigerung des Prinzen war, daß die Mächte Akarnanien und Aetolien von Griechen⸗ land getrennt hatten und der Prinz sich nicht mit den Wün⸗ schen des Griechischen Senats und Volks in Widerspruch setzen und sich des Einflusses, den er über den Senat hätte ausüben können, um dessen Einwilligung zu bewirken, nicht bedienen wollte.“

Die Emancipation, bekanntlich das Blatt, das bisher am feindlichsten gegen den Prinzen Leopold auftrat, außert in ihrer letzten Nummer: „Wir bedauern, daß wir das Publikum von uns selbst unterhalten müssen. Wir thun es jedoch, weil das, was wir zu sagen haben, mit enter wichtigen Frage von allgemeinem Interesse in Verbindung steht. Seit drei Tagen hat man uns wiederholt wissen lassen, daß ein Komplott gegen unsere Druckerei und unsere Bureaus bestände, weiches den Zweck habe, uns das seinem ZJorn nachgebende Volk zu zeigen, das auf den ungllüäcklichen Standpunkt gebracht worden, sich selbst

Recht verschaffen zu müssen; in welcher Beziehung, davon sagt man nichts. Einer gewissen Klasse von Leuten hat un⸗ sere Sprache, ihrer Freimüthigkeit wegen, vielleicht mißfallen. Diese mag uns nun durch Drohungen zum Stillschweigen be⸗ wegen wollen oder gar die Absicht haben, diese Drohungen wahr zu machen das kümmert ims wenig. Unerschütter⸗ lich in unserer Ueberzeugung, werden wir um keinen Preis und keiner uns bedrohenden Gefahr wegen stillschweigen. Um ganz verloren zu seyn, fehlt nur noch die Anwendung sol⸗ cher Maaßregeln in Bezug auf die Angelegenheit des Prinzen Leopold. Wir werden das Kommende ruhig abwarten; ver⸗ trauend übrigens auf eine wachsame Obrigkeit, die dem schand⸗ lichen Plane bereits auf der Spur ist, haben wir zahlreiche An⸗ erbietungen zurückgewiesen, die uns beweisen, daß, wenmmn wir auch einige Menschen gegen uns aufbrachten, es uns andererseits auch gelungen ist, Freunde zu gewinnen, die uns immer dazu aufmuntern werden, bei unserem zeitherigen Verfahren zu be⸗ harren.“

Das Journal des Flandres erzählt: „Wir vernehmen, daß ungefahr 20 Deputirte, meistens aus Flandern, in kurzem zusammentreten werden, um vom Regenten die schleunige Einbe⸗ rufung des Kongresses zu verlangen.“

Aus Ostende meldet man vom 29. April, daß ein Englisches Paketboot mit 1400 Flinten für die Belgische Armee in den Ha⸗ fen eingelaufen ist. Diese Flinten waren die einzigen, welche bei der Abfahrt des Bootes schon für uns fertig waren; nächste Woche erwartet man eine zweite Sendung. Aus Antwerpen schreibt man unterm 2. Mai, daß die Gemeinden Lillo, Stabroek und Sandvliet in Folge Holländi⸗ scher Ueberschwemmungen unter Wasser stehen, daß alle diese Landstriche besäet gewesen wären und man allgemein die großen irer9 beklage, deren wahren Nutzen für den Feind man nicht egreife. Brüssel, 2. Mai. Es bestätigt sich nicht, was gestern über einen Bericht des aus London zurückgekehrten Abbé de Foere gemeldet wurde. Vielmehr soll dieser mit Zuversicht auf die Annahme des Prinzen Leopold rechnen, wenn ihn der Kongreß zum Könige erwahlen sollte. Daß der Kongreß zu diesem Schritte, falls er zur Anregung kommt, schreiten dürfte, ist kaum zu bezweifeln, wemn man das Verlangen kennt, mit der Alles im Lande, was nicht eben durch den jetzigen precairen Zustand seine Existenz findet, einer definitiven Ordnung der Dinge entgegensieht. Selbst die vielen geheimen Anhänger des Hauses Hranien, die es noch giebt, sehen die neue Combination, da nun einmal ohne Krieg, der auch wiederum seine gefähr⸗ lichen Seiten hat, kein Mittel vorhanden zu seyn scheint, zur alten zurückzukehren, als den besten Ausgang an, der unter den gegenwärtigen Umständen der Belgischen Revo⸗ lution zu wünschen ist. Die beiden Haupt⸗Parteien, die es in Belgien giebt, die katholische, an deren Spitze sich sonst der Graf Felix v. Merode, Baron v. Hooghvorst, Graf Vilain XIIII., v. Gerlache, v. Secus, Coppin u. Andere befanden, so wie die unionistisch⸗liberale, welche die jüngeren van de Weyer, Gendebien, Tielemans, Rogier, Jottrand u. s. w. in ihrer Mitte zählte, scheinen über die Erwahlung des Prinzen einig zu seyn und daran zu arbeiten. Dies wird hinreichen, um den Kongreß Phenstig zu stimmen, der auch wohl zu jedem noch so ansehnlichen ld⸗Opfer bereit seyn möchte, um das Großherzogthum Luxem⸗ burg dem neuen Belgischen Staate wo möglich zu erhalten.

Die außerhalb jener beiden Parteien in der neuesten Zeit

Diebitsch selbst auführte, auszuhalten wußte.

sich der

hier entstandene Belgische Association hat sich, wiewohl der Genter Filial⸗Verein sich bereits heftig dagegen aussprach zwar noch nichrt gegen die Erwählumng des Prinzen Leopaßt erklärt, doch sandte sie dieser Tage eine Deputation an den Re⸗ genten und ließ demselben sagen, daß, wenn der Prinz Leopoh die Krone nicht annehmen sollte, dann in jedem Falle an Hol⸗ land der Krieg erklart werden müßte, und würde die Association, falls der Regent den Befehl datu nicht ertheilen sollte, die Füß⸗ rung des Krieges allein übernehmen. Dem Vernehmen nach s die genannte Association zu diesem Schritte durch die vor eins gen Tagen hier angekommenen Abgeoreneten der Französsschen Gesellschaft: „Hilf dir, so wird dir der Himmel helfen” bewe⸗ gen worden. Diese Gesellschaft hofft dadurch den Keim zu eing Zwietracht ausgestreut zu haben, in Folge deren sle die Erwaz⸗ lung des Prinzen Leopold, die ihr sehr nnangenehm zu sewn scheint, zu beseitigen denkt. Der Einfluß dieser, so wie jeen anderen Framosischen Partei, weiche Belgiens Selbststandigken untergraben will, ist jedoch hier im Laude nicht grost, und mie⸗ wohl jett haͤufig Belgische Familien, die fruher nach Frankreit geflüchtet waren, hierher zuruckkehren, so geschteht dies doch nu⸗ um einer Zwangs⸗Maaßregel von Seiten des Kongresses, mit welcher alle Emigranten bedroht worden, auszuweichen, und en neues Uebergewicht Französtischer Ideen ist von dieser Seite nickt zu befürchten. General Mellinet hat von der Regierung i Weisung erhalten, sich nach Namur zu begeben; es ist dies aus Vorsicht geschehen, weil ein Theil der fruher unter seinem Ba fehle gestandenen, in der letzten Zeit sehr bertichtigt gewordenm Freiwilligen hier erwartet wurde. Diese fanden sich auch sehe getäuscht, als sie den bei ihnen in hohem Ansehen stehenden Ee⸗ neral nicht mehr hier fanden, und weigerten sich, aus Aerga darüber, anbefohlenermazen ihre Waffen abzulegen; es sind se nen deshalb auch keine Einquartierungs⸗Billets in der Stadt en theilt worden. 8 Warschau, 5. Mai. In der gestrigen Reichstags⸗Sitzung wurden die Verhandlungen über den Gesetz⸗Emwurf hawsichtüc des den Litthauern, Wolhyniern u. s. w. zu gewahrenden Beu⸗ standes noch fortgesetzt; auch kamen wieder emige diplomatische und Reglements⸗Angelegenheiten zur Sprache, welche eine naͤc⸗ stens zu erwartende Modification in den die Regierung bildenden Personen muthmaßen ließen; unter Anderen zeigte der Deputirt Dembowski der Kammer an, daß der Minister der auswaͤrt⸗ gen Angelegenheiten, Graf Malachowski, der Rational⸗Reg erung sein Entlassungs⸗Gesuch eingereicht habe, und der Staatsrat Wielopolsti erklärte, daß er, wenn dieselbe bewilligt winde, ebenfalls seinen Sitz auf den Reglerungsbanken verlassen werde, Auf Vorstellung des Ministers der auswärtigen Angelegem⸗ heiten, hat die National⸗Regierung den Grafen Johann Kow. synski zum Staats⸗Referendar im Ministerium der auswartigen Angelegenheiten und Herrn Johamm Myßzkowski zum stellvertm⸗ tenden General⸗Secretair in demselben Ministerinum ernamt. Die Staats⸗Zeitung euthaält folgende Nachrichten: „Am 2ten d. rückte das Poinische Hauprquartier noch weiter vor, umd es sollen an einigen Orten Scharmutzel stattgefunden haben. Am 29sten v. M. setzte der Oberst Mlokostewicz mit einer Ab⸗ theilung seines Regiments von Soler nach Kamien über die Weichsel und zersprengte ein feindliches Kavallerie⸗Piquet von 40 50 Mann. In Lublin herrscht große Sterblichkeit umg den Israeliten; die Russen haben für diejenigen unter denselbeng welche an der Cholera leiden, ein Lazareth in einem dortigen Kloster eingerichtet. Von den Litthauern, welche in unsere Ge⸗ fangenschaft gerathen sind, haben mehrere an den letzten Gefech⸗ ten gegen die Russen Theil genommen. Vorgesteen wurde der Jahrestag der Constitution vom 3. Mai 1791 in kleineren Kr⸗ sen der Hauptftadt gefeiert, da die öffentlichen Festlichkeiten da Cholera wegen imterblieben sind. Der Senat, die Landboten⸗ Kammer und vie National⸗Regierung hatten sich zu emem gr⸗ meinschaftlichen Mittagsmahl versammelt, und es wurden für dir Lazareth⸗Kranken und die verarmten Bewohner des rechten Weit⸗ sel⸗Users Kollekten gesammelt.“ 1 Die Staats⸗Zeitung giebt auch einen offiziellen Lr mee⸗Bericht des Generalissimus Skrzhnerki, datirt aus dem Haupe⸗ quartier Jendrzejow vom 2. Mai und folgenden Inhalts: „Als Ergänzung meines Berichts vom 28. April habe ich de Ehre, der National⸗Regierung zu melden, daß in dem Treffen, welches am 25sten bei Kuftew stattfand, der Oberst Dembinst mit dem 4ten Uhlanen⸗Regiment, mit 3 Schwadrenen Podla⸗ chischer Kavallerte, 1 Masuren⸗Schwadron, 2 Infanterie⸗Ba⸗ taillonen und 4 Stück leichter Artillerie zu Fuß, von emer sehr vortheilhaften Stellung unterstützt, einen langen anhaltenden Kampf unter einer Kanonade von 16 Positions⸗Geschützen gegen die Front der feindlichen Haupt⸗Armee, welche der Feldmarschal Endlich zog e sich, dem erhaltenen Befehl zufolge, in der größten Ordmung nach Ceglow zurück. Unser Verlust in diesem Treffen betrug einen die fizier und 17 Gemeine an Todten und 23 Mamn an Verwundeten; e⸗ zeichneten sich dabei besonders der Major vom Quartiermeister⸗ Stabe, Potkanski, und der Capitain Sablucki dom Aten Ub⸗ lanen⸗Regiment aus. Am 26sten, in dem bei der Arriere⸗Garde vorgefallenen Treffen unterhalb Minsk, hatte der General Gitt⸗ gud 8 Infanterie⸗Bataillone, 6 Positions⸗ und 12 leichte Ge⸗ schütze auf einer Position, hinter Minusk und hielt die Stadt selbst mit einem Bataillon besetzt. Vor Minsk stand der Ge⸗ neral Kastmir Skarzynski mit dem 2ten Chasseur⸗ und dem 3teu Uhlanen⸗Regiment unter dem Kommando des Generals Kick, nebst 4 Batterie⸗Geschützen und 1 Stück leichter reitender Ar⸗ tillerie. Seine übrige Division stand hinter Minsk auf dem lin⸗ ken Flügel der Infanterie des Generals Gielgud. Der Feind näherte sich Ceglow, und um 11 Uhr Vormittags begannen seint Kolonnen aus dem Walde zu rücken und unsere Kavallerie an⸗ zugreifen, welche ihren ersten Andrang zurückhielt. Als sich jedoch das ganze Pahlensche Corps vor ihr entwickelte, eine mehr als zweimal so starke Macht als unsere ganze Arriere⸗Garde, zog sich der General Skarzynski in die Posttion hinter Minsk zurück, un⸗ General Gielgud hielt zwei Stunden lang die Attacken des ihn verfolgenden Feindes aus; da er aber immer neue Massen gegen sich heranrücken sah, begann er, den erhaltenen Instructionen ge⸗ mäß, in Echelons ohne Hinderniß und Unordnung, indem er ale Angriffe zurückwies, in die Posttion bei Stojadle und dann bei Dembe Wielkie zurtickzuweichen. Ich muß hierbei den Auond⸗ nungen des Generals Gielgud waährend des ganzen Rückzuges, so wie den Truppen, welche sie muthig und kaltblütig ausfuhrten, das gebührende Lob ertheilen; vorzüglich zeichnete sich in dem Tref⸗ fen bei Minsk die halbe Batterie reitender Artillerie des Lieutenants Przezdziecki aus. An diesen Tagen verloren wir an Todten 3 Offiziere und 85 Unteroffiziere und Gemeine; verwundet wur⸗ den 8 Offiziere, 184 Unteroffiziere und Gemeine, unter dener berst⸗Lieutenant Jorski befindet. Unsere Artillerie, welche aus verborgenen und vorher ausgewählten Stellungen

wohlgerichtete Schüsse that, brachte dem Feinde weit groͤßeren Verlust bei. Nach Amssage der Gefangenen ist von seiner Seite der Artillerie⸗Oberst Boryssoff geblieben und der General⸗Lieute⸗ nant Skobeleff, nebst dem General⸗Major Faesi, sind schwer ver⸗ wundet. Der Besehlshaber des Corps, General Pahlen, selbst, hat eine heftige Kontusion erhalten. Nach dem Treffen bei Minsk nahm ich meine Positioön bei Dembe, wo ich den Feind erwartete und die Schlacht anzunehmen beschloß, die uns der Feind anbieten zu wollen schien; denn anders ließ sich diese offensive Bewegung, welche er mit seinen ganzen Streitkräften unternahmm, die er nun vor der Position von Dembe zusammengezogen hatte, nicht erklären. 1

in der Nacht vom 9. auf den 30. April den Rückmarsch an. Unsere Avantgarden folgten ihm und bringen von verschiedenen Seiten Gefangene ein. In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai umging der Lieutenant Sterawoskt mit 30 Mann vom zten Chasseur⸗Regiment das Lager eine ments bei dem Dorfe Trzebucz, griff es imoermuthet im Rcken an, nahm einen Theil desselben zefangen und machte einen Theit nieder; der Rest zerstreute sich in den Wäldern. Geuera! Dite⸗ fonski, welcher das Kommando auf dem linken Weichselufer er⸗ halten hat, bewerkstelligte nach seiner Ankunft an Ort und Stelle einige glückliche Ausfalle in die Wojewodschaft Lublin, welche, ohne eigenen Verlust, dem Feinde emen Veriust an Todten und Verwun⸗ deten verursachten; es wurden Gefangene oabei genommen und au⸗ serdem die Summe von 7156 Fl. 5 Gr., welche aus den Russtschen Re⸗ zierungs⸗Kassen entwendet wurde, in den National⸗Schatz gesandt.“ Hierauf deschwert sich der Generalissimus über die Verwü⸗ stunzen, welche an einigen Orten durch Russische Truppen an⸗ erichtet worden seyen, und daß man mehrere in das Eholera⸗ azareth von Mienia abgeschickte Alerzte als riegegefangene mit fortgenommen habe, fügt aber hinzu, daß er auch der Mensch⸗ lichkeit mehrerer Russischer Feldherren Gerechtigkeit widerfahren lassen müsse; so habe der Feldmarschall Diebitsch, da er in Minsk gegen 50 verwundete Polen angetroffen, den Befehl gegeben, denselben sorgfaltige Pflege zu Theil werden zu lassen, und das Benehmen des Generals Kreuz gegen die von ihm gefangen ge⸗ nommenen Offiziere vom Sierawskischen Corps sey wahrhaft hechherzig gewesen. Dann theilt der Generallssimms der Natto⸗ nal⸗Regierung folgenden, vom General Dwernicki eingegangenen Rapport aus dem Feldlager bei Kolodno vom 24. April mit: „Nachdem ich am 16. d. M. aus Droskopol ausgerückt war, langte ich an demselben Tage gegen Mittag in Boromel, einem Städtchen am linken User des Styr, an. Ich ertheilte sogleich den Befehl, die Brucke über diesen Fiuß, weiche der Feind bei seinem Ruckzuge vernichtet wiederherzustenen, und nachdem dies innerhalb 4 Eunden be⸗

werkstelligt worden war, befahl ich dem ersten Insanterie⸗Batail⸗

lon, den tiefen Wald zu besetzen, welcher an der anderen Seite des Flusses liegt, und durch den der Weg nach dem feindlichen Feldlager fuhrte. zu, genaue Nachrichten über die Starke des Feindes einzuziehen, vwelche, wie ich noch an diesem Tage personlich mich zu überzeu⸗ en Gelegenheit fand, 12,000 Mann regelmaßiger Kavallerie und tn nebst 22 Geschützen betrug. Am 18ten mit Tages⸗ Anbruch griff der Feind mit seiner ganzen Infanterie, die sich auf 8 Bataillone belief, den Wald an, in dem eines unserer Bataillone auf Wache stand, hob es auf und suchte über die Brücke zu gehen, indem er 6 Kanonen aufpflanzte, unter deren Echutz er seinen Zweck zu erreichen gedachte; aber nach emer mehrstündigen heftigen Kanonade von beiden Seiten war das einzige Resultat, welches er erlangte, daß ihm vier Geschütze demon⸗ tirt und eine Menge Mannschaft durch unser Kartatschenfener getödtet wurden, indem letzteres den feindlichen Infanterie⸗Massen, weiche aus dem Walde vorzudringen suchten, einen bedeuten⸗ den Verlust beibrachte. Von unserer Seite hatten wir an diesem Tage gegen 20 Berwundete, unter denen 2 Osfstziere besindlich waren, die ihce Wunden vom Kartätschenfener empfangen hat⸗ ten. Eine zerplatzte Granate traf den Major Szymanvwski in hie Seite, jedoch ohne ihn bedeutend zu verletzen. Am 19ten begab sich der Feind, nachdem er den Wald mit Infanterie und Artillerie ftark besetzt hatte, mit seinen ganzen Streitkräften nach den Dörfern Chryliki und Krasne, eine Meile unterhalb Boro⸗ mel, und nachdem er dort über den Styr gegangen war, kon⸗ tentrirte er sich bei dem am linken Uifer des Flusses liegenden Dorf Nowosiolkt. Ich zog sogleich den heranrückenden feindti⸗ chen Massen, die vom General Rüdiger kommandirt wurden, entgegen und ließ meine Infanterie nebst 2 Geschützen zurück, um dem Feinde den Uebergang über die Brücke zu wehren, deta⸗ schirte auch 6 Kavallerie⸗Schwadronen, um den Weg nach Bere⸗ steczko zu beobachten, auf den Fall, daß der Feind, wie ich es er⸗ wartete, mich von dort aus sollte angreifen wollen. Der Kampf begann mit einem hestigen Feuern der ganzen feindlichen Alrtil⸗ lerie, zu der auch die durch den Türkenkrieg berühmt gewordene Häste Compagnie gehörte. Auf diese Kanonade antworteten von unserer Seite 8 Geschütze, da die übrigen an anderen Punkten zebraucht wurden. Zwei muthige Angriffe meiner Kavallerie warfen den Feind in der größten Unordnung bis zum Dorse No⸗ wosiolki zurück, wo er seine zersprengten Kolonnen wieder sammelte und sich durch den an das Dorf angränzenden Wald deckte. Die spate Tageszeit erlaubte es nicht, den Feind weiter zu verfolgen, dem wir in diesem Treffen 8 Kanonen nahmen, von denen 3 so von Kugeln beschäadigt sind, daß sie nicht gebraucht werden kön⸗ nen; außerdem hatte der Feind eine Menge Todte und 800 Verwunde⸗ te, unter denen sich der General Plazkoff, tödtlich verwunder, befindet. Sefangen nahmen wir 100 Mann, darunter den Major Piotrkowski von den Dragonern und einige Subaltern⸗Offiztere., Won un⸗ serer Seite geriethen 2 schwer verwundete Offiziere in Gefan⸗ zenschaft, 50 Unteroffiziere und Gemeine blieben oder wurden zu Gefangenen gemacht, 8 Offiziere und 60 Unteroffiziere und Gemeine aber wurden verwumndet. Nachdem ich auff diese Weise das mir von dem Feinde in den Aeg gelegte Hinderniß an meinem veiteren Vordringen hinweggeraumt hatte, brachte ich die Nacht auf dem Kampfplaz zu und marschirte am 20sten d. mit Ta⸗ Lesanbruch von da nach Beresteczko, wo ich ungehindert den Styr passirte und mein Feldlazer bei Cholhn aufschlug. lsten früh kam ich in Radziwillew an, am 22sten in Taraz und am 23sten in Kolodno.“

Nachrichten aus Brody vom 26. April zufolge, welche das⸗ selbe Blatt mittheilt, haben die Polen am 22. v. M. Ra⸗ zziwillow wieder verlassen, und Dwernicki hat sich mit seinem gerps nach Podolisch⸗Kamieniec gewandt; bei Kolodno soll am bösten ein kleines, für die Polen günstig ausgefallnes Gefecht stattgefunden habe; an demselben Tage kehrte ein Theil der Russt⸗ schen Zollbeamten und Truppen, welche sich nach Brody geflüch⸗ tet hatten, unter Oesterreichischem Geleit nach Radziwillow zurück; das Gepaͤck aber ist noch an der Graänze befindlich, weil man je⸗ den Augenblick die Rückkehr der Polen befürchtet.

Im Warschaner Kurier heißt es: „Alle in Warschau eingegangene Rachrichten stimmen dahin überein, daß die Russi⸗

Indessen trat der Feind treides beginnen soll, und fordert die Bäcker, Müller und An⸗ dere, welche solches kaufen wollen,

ganzen Kosaken⸗Regi⸗

sche Armee auf allen Punkten eine rückgängige Bewegung macht. von unserer Seite der

In einem Gefecht mit den Kosaken soll Ofsizier Graf Fredro geblieben seyn.“

Auf Befehl des General⸗Gouverneurs von Warschau hat der Besfehlshaber der Reserve eine Aufforderung an diejenigen Mitglieder der Litthauisch⸗Wolhynischen Kavallerie⸗Division er⸗ lassen, welche, obgleich letztere schon nach dem Polnischen Haupt⸗ uartier ausgerückt ist, noch in Warschau zurlickgeblieben sind, sich bis zum heutigen Tage bei ihm zu melden, indem sie sonst als Deserteure betrachtet werden sollen.

Der Mi. nicipal⸗Rath der Hauptstadt macht bekannt, daß der Verkauf des in den Warschauer Magazmen aufgespeicherten Ge⸗ bere, auf, sich bei dem Magazin⸗ Comité zu melden.

Auf den letzten Warschauer Märkten würrden folgende Preise ge⸗ zahlt: für den Korzec Roggen 28 32 Fl., Weizen 31 34 Fl. 22 ½ Gr., Gerste 23 ¾ 25 ½ Fl., Hafer 13 ¾ 16 Fl., für das einspännisge Fuder Heu 26—36 Fl., für das zweispännige 38 40 Fl., für die Fuhre Stroh 8—14 Fl. 81

8b Nach Briefen aus Wien vom 3. Mai war daselbst die Nachricht eingegangen, daß der General Dwernicki mit seinem vorps sich aus Wolhnnien nach Gallizien geworfen und die Baffen niedergelegt habe. Den naheren Details dartäber sah man noch entgegen. e, A-hh eb e9). zmuten a28 arnenhd 98 a Deutschland. München, 2. Mai. Nach dem Inhalte des Armee⸗Be⸗ fehls vom gestrigen Tage ist der K. Feldmarschall Fürst Wrede an semem 67sten Geburtstage (29. April) von seinem ihn eh⸗ renden Monarchen zum Inhaber des 9ten Linien⸗Infamterie⸗ Regiments ernannt worden, und zwar mit der Bestimmung, daß es zum dankbaren Andenken an die ausgezeichneten Verdienste dieses erprobten Felsherrn dessen Namen, so lange solches besteht, sortführen soll. hher 11mhis I88.1942 1

hatte,

Den 17ten brachte ich in Bsromel damit

Florenz, 26. April. Die Oesterreichischen Teuppen seuen ihren Rückzug aus der Romagna fort, und bis zu Ende dieses Monats soll das ganze Päpstliche Gebiet von ihnen ge⸗ räumt seyn. Der Zweck der Unternehmung, Herstellung der öffentlichen Ruhe durch Wieder⸗Ulmerwerfung der empörten Pro⸗ vinzen unter die zeitliche Herrschaft des Papstes, ist sonach er⸗

reicht, glücklicherweise ohne vieles Blutvergießen, da die Dester⸗

reichische Regierung die größte Maͤßigung bewiesen und die Italiäner kaum einen Schatten von Widerstand geleistet haben. Oo nunmehr, wie man sich schmeicheit, die Päapstliche Regierung sich bewogen finden möchte, den Legationen und der Mark einige neue Einrichtungen, welche manledhaft wunscht, zu gewähren und somit eine Umgestaltung der Dinge im kegalem Wege zu bewirken, steht zu erwarten und dürfte wohl wesentlich davon abhaͤngig seyn, ob der gegenwärtige Zeit⸗ punkt zu dergleichen Reformen fur angemessen erachtet wird.

So viel ist indeß wohl gewiß, daß auf solche Weise die aufge⸗

Befestigung der öffentlichen Ruhe sehr befördert werden würde; auch scheint es außer Zweifel, daß gerade der jetzige Zeitpunkt, wo die Haupt⸗Urbeber und Beförderer des Aufstandes großten⸗ theils entfeint sind, wo überdies Waffen, Geld und andere Hülfsmittel fehlen und Entmuthigung über die fehlgeschlagenen Plane herrscht, die gümstigste Gelegenheit darbtete, ditrch Maaß⸗

regten Gemüther am sschersten gewonnen und somit die friedliche

Ergebenheit bezeigen alle Städte, Loyalität blüht auf in al⸗

len Ortschaften, aber furchtbar herrscht das Elend auf dem Lan⸗ de, und in Rom selbst übersteigt die Armuth allen Glauben.

Traurig ist es, daß die ganz erschöpfte Schatzkammer keine Hülfs⸗

mittel in solcher Noth darbietet. Eine Anleihe in Genua abzu⸗ schließen, ist in Anregung gebracht. Vorgestern am 21sten er⸗ neuerte sich der Gründungstag der Stadt Rom. An diesem Tage hielt das seit dem Jahre 1827, unter der Protection des Kronprinzen von Preußen, gestiftete Institut für archäelogische Korrespondenz im Lokal desselben auf dem Kapnol seine dritte

Personen, Gelehrte und Alterthumsfreunde beiwohnten. Dies Institut zählt gegenwärtig in den verschiedensten Gegenden von Europa 142 Subskribenten, 86 Mitglieder und 70 Korresponden⸗ ten, welche aus eigenen Mitteln archäologische Unternehmungen jeder Art befördern. Die dermaligen Direktoren sind Männer⸗ ausgezeichnet in der gelehrten, Kunst⸗ und diplomatischen Welt. Für Italien sind es die Herreu Bunsen, Fea, Gerhard, Kestner und Thorwaldsen in Rom; für Frankreich der Herzog von Luynes und Hr. Panofka; für England Mr. Millingen und für Deutsch⸗ land Professor Welker in Bonn.“ 1“ i and Iir eseaeeim Wrüerk

Die Schlesische Zeitung meldet (im Widerspruc heren Nachrichten und mit dem vorgestern aus dem Mürnberger Korrespondenten von uns mitgetheilten Schreiben aus Konstan⸗ tinopel), daß Briefe aus dieser Stadt vom 11ten d. nicht das Mindeste von der angeblichen Hinrichtung des Vice⸗Admirals Ta⸗ hir⸗Pascha enthalten und die diesfaͤllige Nachricht songch unge⸗ gründet zu seyn scheine. Weiter berichtet dasselbe Blatt aus Kon⸗ stantinopel vom 11. April: „Der Russische Botschafter, Herr Bu⸗ tenieff, hat bereits eine Konferenz mit dem Kaimakam (Stell⸗ vertreter des Groß⸗Wesirs) gehabt, das ganze Gesandtschafts⸗ Personale begleitete ihn dabei, jedoch hatte der sonst übliche Pomp nicht statt; in den nächsten Tagen wird derselbe eine Audienz beim Sultan erhalten, um seine Kreditive zu überreichen.“

Rach einem von der gedachten Zeitung mitgetheilten Schreiben von der Wallachischen Gränze vom 18. April, haben die Russischen Garnisonen in den Fuürstenthümern Moldau und Wallachei diese, nachdem sie eine Verstärkung von einigen Tausend Mann nach Sitlistria geworfen hatten, mit Durücklassunz kleiner Besatzungen in Bucharest und Jassy, bereits geraumt und den Pruth wieder überschritten. Sie richten ihren Marsch unter? dem Oberbefehl des Generals Roth gegen Polen; man glaubt aber, daß sie nur in die früher zu Polen gehörigen Provinzen verlegt werden, um daselbst die Ordnung und Ruhe ju sichern.

Aus Belgrad vom 25. April wird (ebenfalls in der Schlesischen Zeitung) gemeldet: „Der Pascha von Sku⸗ tari, welcher in Skopia eingerückt, scheint seinen Plan, selbst ge⸗ gen den Groß⸗Wesir zu marschiren, aufgegeben zu haben, und zwar in Folge der ihm von den zahlreichen, der neuen Oronung abholden Parteien in Rumelien und Macedenien gemachten Vor⸗ stellungen und Bitten, vorerst in diese Provinzen einzudringen. Er will nun, wie man schreibt, unverzüglich nach Sophia mar⸗ schiren und von dort aus die Commumication des Groß⸗Wesirs mit der Hauptstadt abschneiden. Aus diesem Grunde, hat er sei⸗ nem Schwiegersohne, welcher sich allein gegen den Groß⸗Wesir halten soll, ein betrachtliches Truppen⸗Corps als Verstärkung nach Dibra zugeschickt. Von dem Manifest, welches er in Skopia erlassen wollte, melden diese Briefe nichts. Der Groß⸗Wefir steht fortwahrend hei Bitoglia und hat sich auch ansehnlich verstarkt. Reisende, welche aus Sophia hlerher kommen, haben von dem

regeln der obgedachten Art und überhaupt durch Milde das Volk zur Pflicht und Anhänglichkeit an seinen rechtmaͤßigen Herrscher zurückzuführen und auf diese Weise ohne Krieg und Blutvergie⸗ ßen Italien die Ruhe wiederzugeben, deren es zu seinem Ge⸗ deihen und Glücke bedarf. Das Benehmen und die Verord⸗ nungen des Kardinals Oppizzoni zu Bologna, welchem einst⸗ weilen die Verwaltumg der vier Legationen übergeben worden ist, scheinen auch eine Gewahrleistung für die in der fraglichen Be⸗ ziehung gehegten Hoffnungen geben zu wollen. Er, hat nicht nur manche Erleichterungen in den Abgaben, die unter der pro⸗ visorischen Regierung eingeführt worden waren, beibehalten, son⸗ dern auch in dem System der Gerichts⸗Verfassung Veränderungen vorgenommen, die man nur als Verbesserungen betrachten kann. Das Edikt des Staats⸗Seecretairs, Kardinals Bernetti, vom 14äten d. M., wodurch die Einsetzung einer Civil⸗ und Militair⸗ Kommission, jene zu Ankona, diese zu Rom, verordnet wird, um über die Theilnahme an dem Aufstande zu richten, hat dagegen die Besorgnisse hinsichtlich der Maaßregeln des Päpstlichen Stuhls (welche schon durch das Gerücht von emer Mißbilligung des Ver⸗ fahrens Oppizzoni's zu Rom rege gemacht worden waren) wie⸗ der etwas erhoht, indem man darin weniger Duldung zu erken⸗ nen glaubte, als unter den gegenwärtigen, wie man sich freilich gestehen muß, schwierigen Verhaltnissen rathsam scheinen möchte. Die Universitäaten Bologna, Perngia und Rom sind einstwei⸗ len geschlossen worden. Die Auswanderungen aus dem Kirchen⸗ staate, namentlich durch das Toskanische, wahren noch imnter fort. Die Meisten begeben sich nach Livorno, um sich von dort nach Korsika oder Frankreich einzuschiffen.

In einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheil⸗ ten Privat⸗Schreiben aus Rom vom 23. April heißt es: „Die öffentliche Aufmerksamkeit richtet sich jetzt hier hauptsächlich auf die Konferenzen, welche zwischen den Gesandten der großen Mächte hier gehalten werden. Der Päpstlichen Regierung guten Rath in ihrer schwierigen Lage zu geben, scheint die nächste Ab⸗ sicht dieser ministeriellten Versammlumgen zu seyn, und die erste

Am

Frucht, welche man mit Gewißheit von ihnen erwartet, ist die Umgestaltung des Straf⸗Edikts in eine großmüthige Amnestie. öö solcher Art tragen schon in ihrer delckaten Natur viele Schwierigkeiten in sich. Indessen genießen die Personen, welche diese Versannnlung bilden, hier allgemein einer hohen und in der That sehr verdienten Achtung; ihr Talent, ihre Rechtlich⸗ keit und ihr edler Wille laßt die Beseitigung und Besiegung aller Schwierigkeiten hoffen, und auch von hier aus können sich neue altgemeine Friedens⸗Aussichten für Enropa aufthun. Unterdessen herrscht in Nom fortwahrend eine trübe Stim⸗ mung der Ungewißheit, durch das Edikt erregt. Dennoch glaubt Niemand hier ernstlich an die Ausführung strenger Maaßregeln, und von allen Seiten hört man es positiv ausgesprochen: es werde kein Blut fließen. Jene düstere Stimmung ist also wohl das Resultat des Schwantenden, Unbestimmten, Hin⸗ und Her⸗ zudeutenden jenes Edikts, welches immer der Natur des Men⸗ schen zuwider ist. Die Kommissarien zu den Kommissionen wer⸗ den jetzt ernannt; es könnte sich ereignen, daß, ehe sie ihre Sitzungen beginnen, schon Aenderungen eintreten. Von allen Stadten erscheinen jetzt Deputationen, dem heiligen Vater ihre Erge⸗ benheit zu bezeigen. Der Papst empfängt sie mit großer Huld und verspricht ihnen Erleichterung für die Zukunft; ich bemerke, daß auch die Abgeordneten der Städte Perugia und

Imoela mie gleicher herablassender Güte empfangen wurden.

dort stehenden Karapheys Oglu die mündliche Versicherung er⸗ halten, daß der Handels⸗Verkehr durch die Armee des Mustapha⸗ Pascha's nicht die mindeste Beeinträchtigung zu befurchten habe; wir glauben deshalb auch, daß die aus Konstantinopel mitgetheikte Muthmaßung, wir werden die nächsten Posten über Bucharest er⸗ halten, nicht in Erfüllung gehen wird.“

Die Agramer politische Zeitung meldet von der Bosnischen Gränze vom 16. April: „Der unter der Alsche glimmende Funke des Aufruhrs in Bosnien ist zu Ende März in volle Flammen ausgebrochen. Die Hauptlinge der Unzufrie⸗ denen, an deren Spitze die Machthaber von Garajewo (deren Auführer Mujaga Zlatar ist) nebst den Capitains von Derwent, Gradatschatz, Maglaj, Tusla und Teschan (im Drina⸗ und Bosna⸗ Bezirke), dann des Gradatschatz Bruder, Pascha von Belina *), endlich der Bamnjaluker Ober⸗Kadi Imsaga, sind gegen den Bos⸗ nischen Wesir, Ali⸗Namik⸗Pascha, nach Travnik gerückt, um ihn mit den unter ihren Fahnen gesammelten Unzufriedenen (bei 2000 an der Zahl) zu bekriegen und zur Ablegung der Statthalterschaft zu zwingen. Der Westr hat die der Pforte treu gebliebenen Herzegowiner unter dem Kom⸗ mando des Soliman Paschich (Sohn des in früheren Jah⸗ ren strangulirten Bosnischen Wesirs Soliman Pascha) und des Ali Beg (Brigadier im Banjalnker Distrikt) an sich gezogen und sich in der Festung eingeschlossen; die Capitains von Türkisch⸗Kroatten und der berüchtigte Hassan Aga Petschki beob⸗ achten für dermalen eine vollkommene Neutralität. Die Pläne der Unzufriedenen gehen dahin, die alte Ordnung der Dinge (vielmehr absolute Anarchie der Demagogen) einzuführen, das Exercier⸗Neglement und die Montirung der Truppen, nebst den anbefohlenen Abgaben, einzustellen; den Wesir aus Bosnien zu verdrangen und sich die Oberhereschaft, die sich bereits durch alle Arten von Erpressungen und Grausamkeiten auszeichnet, anzu⸗ maßen; die Anordnungen der Pforte rücksichtlich des Servischen Fürstenthumes zu annulliren, und endlich durch Vereinigung mit dem im Aufstande befindlichen Wesir von Albanien, Mustai Pa⸗ scha (der dermalen von dem Großwesir Reschid Mehmed Pascha, in Skutari, belagert wird), einen allgemeinen Llufruhr zu bewir⸗ ken und den Großherrn zur Widerrufung der neuen Organistrung zu zwingen. Dem Vernehmen nach soll es zwischen den Rebellen und den Anhängern der guten Sache bereits am 14. April zu blutigen Auf⸗ tritten gekommen scyn; der Travniker Wesir jedoch hat sich mit seinem Hofstaate und der Leibwache (bei zwei Hundert Mann) eingeschlossen und verschanzt; sich jedes unmittelbaren Einflusses enthaltend, wartet er auf die ihm von Seiten des Groß⸗Wesirs zugesicherte schleunige und thätige Hülfe, welche jedoch um so zweifelhafter scheinen dürfte, als die Gefahr von Seiten des Pascha von Skutari und des im Hinterhalte befindlichen, bisher sich noch nicht erklärenden Pascha von Novi Pazar in Bosnien um so drohender sich darstellen würde. Im Falle einer ungünstigen Wendung, haben die Capitains ihre respektiven Festungen und Schlös⸗ ser verschanzt und sich hinlaänglich mit Munition und Proviant versehen, um dort die letzte Zuflucht zu suchen; auch werden alle Rajas (nicht Muhamedanische Unterthanen) mit allen zu Gebote siehenden Zwangsmitteln, theils zum Ausmarsche, theils zu Festungszwang⸗

) Der Pascha von Belina (uͤchi tugli von zwei Roßschweifen) ist Bruder des Capitains von Gradachacz, in der Naͤbe von Zworn⸗ nik (Anmerk, d. Agram. Zeitt) 16 6

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Jahres⸗Sitzung, welcher viele der angesehensten diplomatischen