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den, das allgemeine
Volksgefähl zu
ben für jene Orte, ven sollten, zurückbehalten würde. die Niederlage der Burgfleckenhändler zu beschaffen und er hege die Zuversicht, die Bill werde durchgesetzt werden. Eine Prarogative hätten Se. Majestät ausgeübt, die zweite hät⸗ ten Sie, würde es nöthig, noch auszuüben, das Parlament näm⸗ lich aufs neue aufzulösen und alsdann den verfallenen Flecken die Wahl⸗Ausschreiben zu verweigern.“
Der Standart, bekanntlich eines der heftigsten Tory⸗ Blätter, sagt in säinem letzten Blatte: „Wir wiederholen zum hundertstenmale die Einwendungen, welche wir gegen Lord John Russels Bill zu machen haben; man hat uns niemals darauf geantwortet, und alles, was wir von denen, die diese revolutio⸗ naire Bill unterstützen, verlangen, ist eben eine Antwort auf jene Einwendungen. Zuerst wird Irland dadurch verloren gehen. Wir sagen zuerst, weil dies wahrscheinlich das nächste seyn wird. Die Bill wird Irland von der englischen Krone losreißen. Die gegenwaͤrtige Wahl wird, durch den Einfluß des Herrn O'Connel, einige Protestanten, die es dem Namen nach sind, in's Parla⸗ ment schicken, vorausgesetzt, daß sie Revolutionnairs sind; aber es werden nicht zwei Jahre vergehen, so ist die Protestantische Kirche in Irland vertilgt, und die Päpstliche wird an ihrer Stelle eingesetzt, und nicht fünf Jahre, so ist die Union aufge⸗ hoben, und das Reich getrennt. Der Fall mit Belgien und Holland ist nicht bloß ähnlich, sondern sogar identisch mit dem
eben angeregten. Die nächste Folge — wir bleiben in der Zeit⸗ pordnung — wird ein gänzliches Darniederliegen des Ackerbaues hiin England seyn. Wir dürfen nicht vergessen, daß die Minister sslch zu einer gänzlichen Aufhebung der Korngesetze verpflichtet heaben — daß es ihnen, als sie noch außer Amt waren, nur des⸗ halb mißlang, den Englischen Pächter zu Grunde zu richten, weil ihnen die Macht fehlte, die sie jetzt besitzen und die unendlich zu erhöhen, Zweck der gogenwärtigen Bill ist; wir dürfen dabei fer⸗ ner nicht vergessen, daß, wenn auch die Minsster so gleichgültig gegen das Ackerbau⸗Interesse wären, als sie demselben notorisch feindselig gesimt sind, sie doch durch ihre revolutionnaire Maaß⸗ regel ein Parlament zu Stande bringen werden, welches dem Ackerbau so wesentlich und entschieden entgegen ist, daß weder sie, noch irgend ein anderes Ministerium, wenn es nicht sein Amt verlieren will, die Aufopferung der Pächter vermeiden kann. Nachdem die Irländische Kirche vernichtet, der Ackerbauer an den Bettelstab gebracht ist, muß dann zunächst auch die Engli⸗ sche Kirche untergehen. Kein Todesurtheil war jemals so ge⸗ wiß, als dieses, wenn ihm die Zerstörung Irlands und die Ver⸗ armung des Englischen Pächters vorausgeht.“ — Am Schlusse dieses Artikels wird gesagt, daß nach allem diesen endlich auch die Fonds⸗Inhaber in Folge der Reform⸗Bill um ihre Rechte betrogen werden dürften.
Ein anderes Tory⸗Blatt (der Albion) spricht sich folgen⸗ dermaßen aus: „Wenn wir der radikalen Presse glauben, so wäre die Sache des Landes hoffnungslos — und der Sieg der Re⸗ volutionnairs vollkommen gewiß. Wenn wir dagegen auf die so sehr verachteten Dinge blicken, welche man Thatsachen nennt, so werden wir finden, daß alle dieses Aufhebeus aus der Abneigung herstammt, welche achtbare Männer wie Herr Ward und Herr Davies *) empfinden, sich der rohen Heftigkeit auszusetzen, zu welcher die Times und andere Blätter den Pöbel angefeuert ha⸗ ben. Wir sind bereit, zuzugestehen, daß eine solche Abneigung voll⸗ kommen natürlich ist; aber wir fordern in der gegenwartigen Krisis dringend dazu auf, sie zu unterdrücken, und den Schreiern da⸗ durch die Gelegenheit zu entziehen, zu frohlocken und zu mißleiten. Wir bekennen, daß es uns besser gefallen haben würde, wenn die sehr achtbaren Personen, auf die wir hindenten, zur gehöri⸗ gen Zeit jungen und feurigen Gemüthern den Weg geöffnet hät⸗ ten, deren Schwungkraft es gelungen seyn wurde, mit Erfolg der Rohheit der Opponenten zu widerstehen, und die auf diese Weise dem gesunden Sinn und dem Nachdenken der Engländer Gelegenheit verschafft hätten, sich zu überzeugen, daß sie, obgleich der Abstellung wirklicher Mißbräuche geneigt, doch entschiedene Feinde von Neuerungen waren. Was indeß geschehen, ist nicht mehr zu ändern; aber die Kandidaten an allen den Orten, wo die Wahlen nicht mit athemloser Eile betrieben sind, sollten es beständig vor Augen haben, daß bei dieser Gelegenheit persön⸗ liche Gefahr nicht einen Augenblick in Betracht kommen darf: denn diejenigen, welche sich dem thörigten Revolutions⸗Entwurf widersetzen, miissen der heiligen Sache des Vaterlandes alle ihre Krafte widmen — sollte es selbst ohne Erfolg seyn. Da⸗ mit dieses aber gesichert werde, mussen sie thatig, wachsam und umternehmend seyn; denn der Feind, welchen sie zu bekämpfen haben, ist unermiidlich in seinen Anstrengungen, gewissenlos in Bezug auf die Mittel, welche er anwendet und im höchsten Grade unbesorgt um die Folgen; denn an den Sieg knüuüpft sich seine Eristenz. Während sich aber die Kandidaten auf diese Weise anstrengen, sollen auch die Waähler ihrerseits nicht in ihrer Pflicht nachlassen. Von ihnen hängt es schließlich ab, ob wir unsere alten ehrwuür⸗ digen Institutionen, unter denen wir Reichthum und Größe er⸗ langt, und der Welt Neid und Bewunderung abgedrungen ha⸗ ben, behalten, oder eine Beute der Plunderer werden sollen. Der Wahler muß auch daran denken, daß der König selbst jedes Individuum, welches das Wahlrecht besitzt, aufgefordert hat, dierch seine Wahl zu erkläaren, ob es „die Bill, die ganze Bill und nichts als die Bill“ wunscht, und daß daher eine heilige Wahrheit in seine Hande gelegt ist, und daß er deshalb mit un⸗ williger Verachtung die schaͤndlichen Versuche der Einschüchte⸗ rung, die jetzt so thatig angewendet werden, von sich weisen mgêß. Ungeachtet an einigen Orten, wo sie die rohe Kraft der Menge aufregen konnten, die Resormisten den Sleg davon ge⸗ tragen haben, sind sie doch auf anderen Punkten auf eine ruhm⸗ volle Weise geschlagen worden. Sudbury und Wells bezeugen, daß selbst bedeutende Wahlkorperschaften, wenn sie nicht durch Drohungen eingeschüchtert sind, einen Abschen vor Revolntionen haben.“
„Es wird erzahlt,“ heißt es im Courier, „und wir hoffen, daß es wahr ist, Lord Lyndhurst habe die Meinung ausgesprochen, daß, im Fall die Reform⸗Bill im Unterhause mit einer Majoritaàt von mehr als sunszig Stimmen durchginge, es von dem Oberhause im höoöchsten Grade unangemessen seyn wüurde, dieselbe zu verwerfen. In Betracht des thatigen Antheils, den Lord Lyndhurst gegen die Bill genommen haben soll, fühlen wir uns verpflichtet, ihm umsere lebhafte Bewunderung über die Ansicht auszudrücken, welche er von der Sache gewonnen hat, und welche, wir zwei⸗ foln nicht daran, mur aus der leberzengung entstanden ist, wie hofsnungslos der Widerstand und wie wichtig die Versohmmg seyv. Lord Lyndhurst hat in Bezug anf die Bill nicht so gehan⸗ delt, wie wir es gewuünscht hätten; aber wir werden in unserer
—. —
*) Von denen der Erstere in Southwark und der Letztere in Bri⸗
mißachten, er beim Einbe⸗ rusen eines abermaligen neuen Parlaments die Wahl⸗Ausschrei⸗ welche billigerweise das Wahlrecht verlie⸗ Mit geringen Kosten werde seyn,
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Dankbarkeit dem Man
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giebigkeit und Versöhnung zu empfehlen. Unterhause funfzig oder fünf, ob sie größer oder kleiner seyn wird, ist von geringer Wichtigkeit. Es wird die einer offenen gegen eine geschlossene Vertretung seyn, und ein Mann mit sol⸗ cher Kraft des Geistes wie Lord Lyndhurst kann nicht umhin, die Gerechtigkeit sowohl, als die Nothwendigkeit der raschen Beendigung eines so peinlichen und nutzlosen Streites anzuer⸗ kennen.“
Aus Dublin schreibt man, daß Herr O'Connell am 2ten d. M. von dort nach Clare abgereist sey, und fügt hinzu, daß er durch Carlow reisen und dort eine Rede an die Wähler zu Gunsten der populären Kandidaten halten, dann aber sich durch Nenagh und Limerick nach Ennis begeben werde. Als den vor⸗ züglichsten Bewegungsgrund zu seinem Besuche in Clare wird die von ihm gehegte Hoffnung angegeben, in dem beklagenswer⸗ then Zustande der unglücklichen Irländischen Landleute durch sei⸗ nen Einfluß eine wohlthätige Veränderung hervorzubringen.
Es ist hier die betrübende Nachricht eingegangen, daß Sir Joseph Yorke, einer der tapfersten und geschaäͤtztesten Admirale, der sich zugleich in seinen Reden als Parlamentsglied durch tref⸗ fenden Witz auszeichnete, nebst zwei Capitains der Marine, Brodby und Young, im Southampton⸗Fluß, durch das Umschla⸗ gen eines kleinen Bootes, ertrunken sey.
Die Witwe des berühmten Lord Melson ist hier im 69sten Lebensjahre gestorben.
In der sogenannten Freimaurer⸗Taverne fand gestern das jährliche Mittagsmahl der St. Patricks Armenschulen statt. Se. Königl. Hoheit der Herzog von Sussex präsidirte dabei und hatte zu seiner Rechten den Herzog von Norfolk.
Zu der vorgestrigen Jahres⸗Sitzung der Britischen und aus⸗ wärtigen Bibel⸗Gesellschaft hatten sich eine unzählige Menge wohlgekleideter Personen, auch sehr viele Damen eingesunden; Lord Bexley präsidirte. Aus dem vom Secretair der Gesellschaft vorgelesenen Jahresbericht ergiebt sich eine Vergrößerung des Kapitals dieses Vereins von 10,400 Pfd.
Nach Briefen aus Rio⸗Janeiro vom 7. März war die Mar⸗ quise von Loulé mit ihrem Gatten am 28. Februar auf der Königl. Französischen Fregatte „Herminie“ dort eingetroffen. — Der Kaiser und die Kaiserin waren von ihrer Reise im Innern noch nicht zurückgekehrt; sie wurden aber binnen kurzem erwartet. Der diesseitige Geschäftsträger in Rio, Herr Aston, hatte, wie es hieß, in Folge sehr peremtorischer Vorschriften von Lord Pal⸗ merston, eine Note über die Forderungen Britischer Unterthanen mit der Erklärung übergeben, daß, im Falle solche nicht bald be⸗ friedigt würden, Revpressalien stattfinden sollten. —
Ein in Liverpool angekommenes Schiff, das am 23. März Vera Cruz verließ, hat die Nachricht mitgebracht, daß am 14ten desselben Monats das Paketboot „Mutine“ mit 200,000 Dol⸗ lars, wovon 10,500 für zu zahlende Dividende, von dort nach England unter Segel gegangen war.
Ein Schreiben aus Valparaiso vom 28. Dezember meldet das in den dortigen Gewässern stattgehabte Zusammentreffen der Königl. Kriegs⸗Schaluppe „Alert“ mit einer bewaffneten Kriegs⸗ Brigg ohne Flagge, in Folge dessen letztere untersank und 12, dem Vernehmen nach, farbige Menschen, den Tod in den Wellen gefunden haben.
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ne alles vergeben, der aus Grundsatz und richtigem Gefühl im Oberhause sich erheben wird, um Nach⸗ Ob die Majorität im
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schließliche Eigenthum dieses oder jenes Landes wurden, nachdem es den Souverainen gefiel, sie zu kultiviren oder dem Boden entfremden. Der von Heinrich dem Achten und Elisabeth aus⸗ geübte Einfluß, das Beispiel Gustav Wasa's, dem es gelang die alte Religion Schwedens so sehr zu unterdrücken, daß dort kein einziges Katholisches Kirchspiel mehr zu finden ist, durfte de Franzosen nicht dulden lassen, daß ein in der reformirten Rel⸗ gion erzogener Fürst den Allerchristlichsten Thron bestieg. Das würde gewissermaßen eben so viel gewesen seyn, als den meht oder weniger raschen Verfall der katholischen Religion in Frank⸗ reich zugeben; eine so mächtige Herrschaft übte zu jener Zeit de Religion des Fürsten aus. Der großen und liebenswürdigen Eigenschaften Heimichs des Vierten öhngeachtet, würde ich mit dem Grafen Robiano Liguist gewesen seyn, wenn wir beide im Jahre 1588 Franzosen gewesen wären. Dagegen aber stimme ich mit ganzer Seele für den Prinzen Leopold von Sachsen⸗ Koburg, weil ich überzeugt bin, daß Niemand besser ag er unser Vaterland und Mittel⸗Europa vor der Geißel eintg Krieges bewahren kann, deren Folgen man selbst durch Ver⸗ breitung der allerreinsten und poetischsten Grundsätze der polz tisch- religiösen Romantik nicht würde verleugnen könne Seit den ersten Augenblicken des Zusammentretens des Kon⸗ gresses hat mir die Stellung des Prinzen Leopold sehr günstg geschienen, um den Belgiern den guten Willen der großen Eu⸗ ropäischen Mächte zu sichern. Seit meiner Aunwesenheit in Lom⸗ don ist mir durch die glückliche Gelegenheit, mich dem Prinze in einigen Audienzen zu nähern, in welchen er unsere Devputze⸗ tion mit der ihm eigenen Güte empfing, die volle Ueberzeugmg geworden, daß er im Stande seyn werde, die Ordnung und zie gesellschaftlichen Garantieen mit einer dem Charakter unserer Na⸗ tion angemessenen Offenheit und Loyalität aufrecht zu erhalten. Genehmigen Sie u. s. w. Graf Felix von Merode.“
Das Journal de Verviers fordert die Emancipaticn auf, sich nicht abschrecken zu lassen, sondern nach wie vor in i⸗ rem alten (Französischen) Geiste zu schreiben; es selbst hätt ebenfalls auf der Proscriptions⸗Liste des Comité directeur ge- standen, aber schlecht würde es dem bekommen seyn, der mit ihm angefangen hätte. .“
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 29. April. Man vernimmt, daß schon ge⸗ gen Ende Februars der Befehl ergangen, einen Polnischen Gra⸗ fen oder anderen Polen, den die provisorische Regierung anus Warschau hieher senden mögte, nicht ins Land zu lassen. Der, mit dem Handels⸗Reisenden, Herrn Worms (welcher einen Wind erhalten, in einigen Tagen die hiesige Hauptstadt zu verlassen), nach Gothenburg gekommene Pole, der wieder zurückgewiesen worden, ist ein Herr Wolmer.
Briefen aus Wermland zufolge, übertrifft im dortigen (Karlsstads⸗) Lehne die Hungersnoth an Furchtbarkeit noch alles, was die Provinzial⸗Zeitungen aus den anderen westlichen Land⸗ schaften hierher gemeldet haben. Wermländer, die hier angekom⸗ men sind, versichern bestimmt, daß im Kirchspiele Dalby vier Bauernkinder im eigentlichsten Wortsinne Hungers gestorben seyen.
Polen.
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dem Grafen Robiano von Borsbeek, gegen unsere Londoner
sagen, nur da zulassig sey, wo die Kirche der höchste Rich⸗
Leopold Koönig wuürde, es ganz natürlich sey, daß der Graf Ro⸗
Bürgschaft in den Augen der zahllosen Majoritat der Bel⸗
stol feine Kandidatur aufgab.
Antwerpen, 6. Mai. Da die Holländischen Behörden in der letzten Zeit sich in verschiedenen Fällen geweigert haben, mit Belgischen Pässen versehene Personen weiterreisen zu lassen, so ist von hier ein Stabs⸗Offizier an den General van Geen abgefertigt worden, um ihm anzuzeigen, daß künftig von Belgi⸗ scher Seite gegen Inhaber Holländischer Pässe Repressalien ge⸗ braucht werden würden.
Zwei Compagnieen des 3ten Regiments, die heute früh nach St. Bernard abmarschirt waren, weigern sich, wie man heute Abend von dorther erfährt, die dasige Kaserne zu beziehen, angeblich, weil sie befürchten, verrathen zu werden; sie wollen durchaus entweder nach der Gränze marschiren, oder im Freien bivouacquiren. Man sieht näheren Nachrichten entgegen.
Brüssel, 6. Mai. Nachrichten aus Gent vom gestrigen Datum zufolge, hatte daselbst der Befehl des Kriegs⸗Ministers, dem dortigen Corps der Sapeurs⸗Pompiers, das bekanntlich das Meiste zur Unterdrückung des Aufstandes des Obersten Gregoire, beigetragen hat, die Kanonen abzunehmen, die es bisher besaß, große Gahrung hervorgebracht. Die dortige Komnnnission für öffent⸗ liche Sicherheit hat gegen diese Maaßregel in einem Schreiben an den General Wautier protestirt und dem Befehlshaber der Sapeurs⸗Pompiers, van de Poele, eingeschärft, kein Geschütz, Munition oder andere Mittel zur Vertheidigung aus den Han⸗ den zu geben. In Folge dieser Nachricht sind zwei Schwadro⸗ nen reitender Jaͤger in Eilmarschen von hier nach Gent abge⸗ gangen, wo sie heute Abend eintreffen werden.
Der Graf Felix von Merode, welcher sich bei der nach Lon⸗ don gesandten Deputation befindet, hat an die Redaction des hiesigen Courrier das nachstehende Schreiben gerichtet:
„London, 3. Mai. 1831.
Hierher gesendet, um die Gesmmingen Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Leopold von Sachsen⸗Koburg hinsichtllch eines Ge⸗ genstandes kennen zu lernen, der von dem großten Interesse für die Ruhe Belgiens und Europas ist, habe ich mit Bedauern den, von einem meiner der hochsten Achtung wuürdigen Freunde,
Sendung bekannt gemachten Artikel gelesen. Sie haben in Ih⸗ rer Nummer vom 30. April mit wenigen Worten den leiten⸗ den Bewegungsgrund des ehrenwerthen Opponenten ange⸗ deutet, dessen schönes Ideal einer Regierung, wie Sie ter der Wahrheit und des Rechtes ist. Sie fügen hinzu, daß, da es sehr schwierig seyn dürfte, einen solchen gesellschaftlichen Justand jemals in Belgien eingefüͤhrt zu sehen, wenn der Prinz
biano diese Kandidatur bekampfe. Er würde auch in der That fuür seine Person Recht haben sich gegen dieselbe auszusprechen, wenn anderweitige Combmationen eine Regierung in's Leben rufen sollten, die den Hanuptern einiger katholischen Theoretiker entsprangen. Zum Unglück für ihr System wüͤrde jeder Fürst genoöthigt seyn die Verfassung zu beschwören, deren kostbarste
gischen Katholiken,
gerade die Unterdrückung aller speciel⸗ len Beziehungen
der Kirche zur Civil⸗Verwaltung ist, welche die Religion nur beschützt, indem sle (fruüher oder spater) die materielle Unterstüͤtzung, die sie ihr zu geben versucht, nur zu theuer bezahlen laßt. Anders war es zur Zeit Heimrichs des Vierten und der Ligue; damals standen die ortho⸗ doren und disstdirenden Kirchen in enger Verbindung mit den
Warschau, 9. Mai. Die Reichstagssitzung der ver⸗ einigten Kammern vom 5. d. begann wieder mit Bemer⸗ kungen über die Uneinigkeit der Minister und die Nothwendig⸗ keit, eine Veränderung in den Personen vorzunehmen; während dieser Discussionen schickte die National⸗Regierung die Erkl⸗ rung ein, daß sie dem Zwiespalt der Minister ein Ende machen werde, und man schritt hierauf zum Schluß der Verhandlungen über den Gesetzentwurf hinsichtlich des den Litthauern, Wolhy⸗ niern u. s. w. zu gewährenden Beistandes, welcher demnächst mit einigen Veraͤnderungen in der Redaction fast einstimmig ange⸗ nommen und in einen Reichsbeschluß verwandelt wurde. Wäͤh⸗ rend der Berathungen dieses Tages ereignete es sich, daß eine Frau, welche sich auf der Gallerie der Zuschauer befand, mit lauter Stimme ausrief: „Ihr berathet hier, und ich verhungere’ man entfernte sie sogleich aus dem Hause und erklärte sie fir geistesabwesend. In derselben Sitzung trug auch der Landbott Swiniarski darauf an, daß die Vollziehung des über den Gutsbesitzer Raphael Cichocki gefällten Todesurtheils aufgeschoben werde. (Siehe weiter unten.)
Am 6ten hielt die Senatorenkammer eine abgesonderte Sitzung, in welcher beschlossen wurde, daß die geringste Mitglie⸗ derzahl derselben, um zu einem Beschluß berechtigt zu seyn, auf 11 festgesetzt werden solle.
In der Sitzung des Senats vom 7ten wurden von dem⸗ selben mit Stimmen⸗Mehrheit folgende Kandidaten zu Mitglie⸗ dern der Senatorenkammer gewahlt: der Landtagsmarschall Graf Wladislaus Ostrowski, der Graf Kaspar Potulicki, der Graf Lud⸗ wig Malachowski, Franz Wenzyk, Isidor Krasinski, Peter Lu⸗ bienski, Franz Soltyk und Anton Kochanowski.
An demselben Tage fanden in der Landboten⸗Kammen nochmalige Erorterungen über einen Ministerwechsel statt; sodamn wurde das am vorhergehenden Tage vom Senat angenommeune Projekt, wodurch das Ministerium seiner zur Berathung hintei⸗ chenden Mitgliederzahl auf 11 festgesetzt worden war, mit 60. gegen 8 Stimmen verworfen. (Da uns die Warschauer Zei⸗ tungen erst kurz vor dem Schluß des Blattes zugegangen sind, so müssen wir uns eine nahere Mittheilung noch vorbehalten.)
In der Staats⸗Zeitung heißt es: „Amtliche Nachrich⸗ ten von unserer Haupt⸗Armee sind nicht eingegangen. Am ten⸗ gegen Mittag fand ein für uns vortheilhaftes Gefecht auf dem rechten Flüͤgel der Armee jenseits Kaluszyn statt. Am 6ten wur⸗ den auf verschiedenen Punkten von unseren Truppen Rekognoscer⸗ rungen angestellt. Man ist von vielen Seiten der Meinung, daß der Feldmarschall Diebitsch, wie er sich fruher auf unseren rechten Flügel bei Kuflew werfen wollte, so jetzt sich nach dem linken Flugel hin bei Kamienczyk und Rpadzymin dem Bug zu wende. An der noͤrdlichen Granze des Koönigreichs sind die Rus⸗ sen aus Chorzellen verdrangt worden, und an dem diesseitigent User des Flusses Omulew befinden sich keine feindlichen Posten mehr. Am B. April hat Se. Kaiserl. Hoheit der Groffürf Michael sein Hauptquartier nach Suwalki verlegt, indem er mit den Garden auf dem Marsch nach Samogitien war.“
Die gedachte Zeitung enthalt auch noch unter amtlicher Rubrik folgenden Armee⸗Bericht des Generals Dwernicki an die National⸗Regierung, datirt aus Chlebanowka, 2 Meilen von Zbaraz, in Gallizien, vom 28. April: „Den erhaltenen Befeh⸗ sen zufolge, bin ich über Krhlow in Wolhynien eingerückt und habe an demselben Tage das Dragoner⸗Regiment des Generals Ruüdiger bei Poryck zersprengt. Durch die Wolhynier und selb durch Nachrichten von Warschau versichert, daß in Wolhynien
Regierungen; dergestalt, daß die religiösen Glaubensbekenntnisse
und Podolien die Russische Armee sich nicht über einige Tausend
wie gewisse, in den Regionen des Nordens und des Südens einheimische und an ihre Klimate gebundene Pflanzen, das aus⸗
uannt
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gann belaufe, verfolgte ich den General Rüdiger weiter; dieser ng über den Sthr und nahm eine Position an diesem Fluß Krasne bis Beresteczko, nachdem er überall die Brücken ver⸗ hatte. Als ich in Boremel angelangt war, schlug ich dort ihrend einiger Stunden eine Brücke auf, und alsbald ging eine Avant⸗Garde über den Fluß; aber einige Bataillone feind⸗ her Infanterie und 7 herbeigeschaffte Kanonen zwangen die⸗ sbe zur Rückkehr. Rüdiger setzte mit seinem ganzen Corps bei whniki über den Fluß, und ich kämpfte mit ihm bei Boremel, d ich ihm 8 Kanonen nahm, 100 Mann zu Gefangenen uchte und eine große Menge tödtete. Die seindlichen Streit⸗ üfte in diesem Kampf beliefen sich auf 10,000 Mann, hiel⸗ n aber, obgleich sie den meinigen bei weitem überlegen aren, doch meinen Marsch nicht auf; am zweiten Tage nach m Treffen marschirte ich in Eil nach Beresteczko und ging so ngehindert über den Styr, indem ich nur auf einige Hundert psaken stieß; denn Rüdiger hatte seine ganze Macht bei Bo⸗ mel zusammengezogen. Um den einen Flügel meiner Armee sichern, zog ich mich nahe an der Oesterreichischen Gränze hin drückte ruhig durch Radziwillow und Poczajow. Von da be⸗ ab ich mich nach Krzemieniec zu, aber dort war mir Rüdiger on dem nicht weit entfernten Boromel her schon zuvorgekom⸗ in, und der starken Posttion wegen, die er bei dieser Stadt innahm, konnte ich ihn nicht angreifen und ging nach Kolodno, bohin mich einige Kavallerie⸗Regimenter verfolgten. Von den urch meine Patrouillen eingebrachten Gefangenen erfuhr ich, aß Rüdiger nach Wyszogrodek marschirte, um eine sehr starke Position auf den Höhen zwischen Lutyner in Wolhynien und glince in Gallizien einzunehmen. Durch einen Marsch bei Nachtzeit kam ich ihm jedoch zuvor und besetzte die erwähnte position ein paar Stunden vor der Ankunft seiner Kolonnen. Er zog mit sehr verstärkter Macht heran, indem er jetzt 72 Schnadronen Kavallerie und 18 Bataillone Infanterie nebst einahe 50 Kanonen hatte. Doch wich ich vor der großen Ueber⸗ nacht nicht zurück, da ich eine von vorn und vom rechten Flü⸗ el unzugängliche Posttion ime hatte und im Rücken mich an gie Gallizische Gränze lehnte. Zwei Tage hindurch manövrirte Rüdiger mit seinen Streitkräften rechts und links, wahrschein⸗ ich um mich in Furcht zu setzen und zum Aufgeben meiner so portheilhaften Stellung zu nöthigen; da ihm dies aber nicht ge⸗ ng, so detaschirte er in der Nacht des dritten Tages ein paar Tausend Mann Kavallerie nach Gallizien hinter meinen rechten Flügel; diese Truppen zerstreuten die Oesterreichischen Gränzposten und nahmen ihnen die Sensen weg. Am 27sten begann das ganze Corps, auf meinen linken Flügel loszurücken, und einige Kausend Mann auf den linken, an demselben Ort, wohin sie des Nachts in Gallizien eingedrungen waren. Es war haher augenscheinlich, daß ich völlig eingeschlossen werden onnte, und daß die Gränze keinen Schutz mehr bot. Auch war es immöglich, einer acht Mal stärkeren Macht zu widerstehen und ine völlige Niederlage oder Zersprengung zu vermeiden; daher var ich genöthigt, mich nach Gallizien zurückzuziehen, wovon ich das Gränz⸗Kommando sogleich benachrichtigte. Den General Rü⸗ iger hielt die Gränze nicht auf; seine Kolonnen drangen mir auf das Oesterreichische Gebiet nach, und obgleich meine Arriere⸗ Garde nicht einen einzigen Schuß that, wie ihr anbefohlen wor⸗ den, feuerten die Russen doch immerwährend, verwundeten mir aehrere Mann und nahmen 20 gefangen. Das aus Husaten d Infanterie bestehende Oesterreichische Kommando hielt sie zu⸗ ck, aber sie blieben in einer Posttion eine halbe Meile von der Gränze ei dem Dorfe Lesieczaik und entfernten sich erst nach einigen Stunden. Ich verblieb bei Chlebanowka, an dem mir von dem zusaren⸗Oberst Fackh bezeichneten Ort, und fertigte Depeschen an den Fürsten Lobkowicz ab, worin ich um freien Durchzug nach Polen ersuchte. Die National⸗Regierung möge ebenfalls geruhen, alle Maaßregeln zur Rettung meines Corps zu ergrei⸗ ffen, damit dasselbe, wie es bis jetzt Alles that, was in seinen Kräften stand, so auch in Zukunft noch dem Lande nützliche Dienste leiste.“
Wegen der Meinungsverschiedenheit, welche sich bei den Reichstags⸗Verhandlungen unter den Ministern geäußert, haben der auswärtige Minister Graf Malachowski und nach ihm der Minister des Innern ihre Dimission eingereicht.
Der Warschauer Zeitung zufolge, wollten gestern Leute aus der Gegend von Kaluszyn eine Kanonade in der Nähe gehört haben.
Ein Courier mit Depeschen vom General Dwernicki ist hier nach dem Hauptquartier durchpassirt.
Der General⸗Gouverneur der Hauptstadt Warschau macht bekannt, daß in Folge Befehls der National⸗Regierung die Hin⸗ richtung, welche den 6. d. M. an dem Gutsbesitzer Raphael Eichockk, der den Russischen Truppen verschiedene Hülfsleistungen gewährte und ihnen Nachrichten von den Bewegungen der Pol⸗ nischen Armee hinterbrachte, vollzogen werden sollte, bis auf weitere Verfügung ausgesetzt worden ist.
Es wurde vor einiger Zeit in der hiesigen Staats⸗Zei⸗ tung darüber geklagt, daß die Fabriken des Landes durch den jetigen Zustand der Dinge sehr in Verfall gekommen seyen, und verschtiedene Mittel angegeben, um deren gänzlichen Ruin vor⸗ zubeugen; besonders wurde dabei über die traurige Lage der Hüt⸗ unwerke und Eisenhämmer, welche gegenwärtig zu Gewehr⸗Fa⸗ briken umgeschaffen sind, geklagt und auch bemerkt, daß die Ge⸗ wehr⸗Fabrikation eben nicht sehr schnell von Statten gehe. Da⸗ gegen wird jetzt in einem Artikel desselben Blattes behauptet, daß jener Vorwurf wenigstens in Bezug auf die letztgenannten Fabriken nicht gegrüindet sey, welche von der National⸗Re⸗ gierung, wie früher gemeint worden, keinesweges vernach⸗ lässigt würden, da dieselbe alles Mögliche thue, was zur Beschleunigung der Gewehr⸗ Fabrikation beitragen könne. Die Behörden hätten Befehl erhalten, keine Fabrikanten, weder zur Armee, noch zur Sicherheits⸗Garde, abzufüh⸗ ten, und es seyen im Gegentheil, statt eines Abganges von Ge⸗ hülfen, noch mehrere angenommen worden. Wenn daher die Production dieser Fabriken nicht ganz den Bedürfnissen des Lan⸗ des gleich käme, so rühre dies nicht von einem Verfall derselben, sondern vielmehr von den außerordentlich gesteigerten Anforde⸗ rungen her, welche sie nicht zu befriedigen vermöchten. Ueber⸗ haupt fehle es nicht sowohl an Händen zur Arbeit, als an den nöthigen Werkstätten und Einrichtungen, welche bei den jetzigen Umständen unmöglich schnell gefördert werden könnten. Ferner wird auch eine Behauptung widerlegt, als wären die Hütten⸗ werke und Eisenhämmer unter der vorigen Regierung vernach⸗ lässigt worden, da alle Beamte der drei Haupt⸗Inspectionen der Berg⸗ und Hüttenwerke zu Suchedniow, Bialogon und Sam⸗ sonow, die den größeren Theil des Mineur⸗Corps bildeten, so wie die Orts⸗Einwohner, Zeugen gerade des Gegentheils seyen. Die Polnische Zeitung hat seit emiger Zeit begonnen, die Verhandlungen des sogenannten patriotischen Vereins, an dessen Spitze sich noch immer Joachim Lelevel befindet, öffentlich
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gemacht werden, indem sie behaupten, daß dadurch jenem Verein eine Wichtigkeit beigelegt werde, welche er unmöglich haben dürfe, da neben dem Reichstag und der National⸗Regierung keine an⸗ dere politische Gewalt bestehen könne. Ueber diesen Vorwurf scheint sich der patriotische Verein sehr entrüstet gefühlt zu haben, und die Polnische Zeitung enthalt jetzt eine Erklärung, woraus hervorgeht, daß jene Gesellschaft die Revolution für ihr Werk ausgiebt und sich damit rühmt, allein den Fortgang derselben be⸗ fördert zu haben, während der Reichstag und die National⸗Re⸗ gierung nur ihren Eingebungen und Vorschlägen gefolgt seyen. Besonders heftig wird gegen die Diktatur und ba. Wen dersel⸗ ben geeifert, weil der patriotische Verein von Chlopicki unterdrückt und mit dem Namen Jakobiner⸗Klub gebrandmarkt worden ist.
— Der Oesterreichische Beobachter enthält in seinem Blatte vom 7. Mai den nachstehenden Bericht: „Ueber die wei⸗ teren Bewegungen des polnischen Generals Dwernicki melden die neuesten Berichte aus Lemberg vom 2. d. M. Folgendes: Nach dem am 20. April zwischen dem Russtsch⸗Kaiserlichen General Rüdiger und dem General Dwernicki bei Boremel stattge⸗ habten Gefechte, in welchem letzterer auf das linke Ufer des Styr zurückgedrängt worden war, ging derselbe in der folgenden Nacht bei Beresteczko wieder auf das rechte Ufer über und zog gegen Radziwilow. Er versuchte von da gegen Krzemieniec vor⸗ zudringen; allein theils der schlechte Fortgang der Revolutioni⸗ rung Wolhyniens, theils die Bewegungen des Generals Rüdi⸗ ger, der den Polen bei Beresteczko über den Sthyr gefolgt war, veranlaßten den General Dwernickt, die Richtung gegen Podo⸗ lien einzuschlagen, wobei er sich stets dicht an der Oesterreichischen Gränze hielt. In Folge dieser Bewegung hatte er sein Haupt⸗ quartier am 24. April zu Kolodno, nicht fern von der Gränze; General Rüdiger folgte ihm in der Entfernung von zwei Meilen, und seine Vorposten standen zu Wisniowice auf dem Wege von Krzemieniec; in der Richtung von Orzechowre aber, wohin der Marsch Dwernicki's ging, wichen die schwächeren Russischen Gränztruppen vor den Téêten der Polnischen Kolonnen zurück, und zogen ihre Vorposten bis Czasniowka. An diesem Tage flüchteten 17 Polnische Offiziere und 30 Soldaten — Kranke und Verwundete — auf das K. K. Gebiet, wo slie entwaffnet und in die Lazarethe untergebracht wurden. In der Nacht auf den 25. brach General Dwernicki von Kolodno auf und mar⸗ schirte nach Musarowce; hier gönnte er seinen Truppen einige Stunden Erholung und setzte dann den Marsch immer längs der Oesterreichischen Gränze — über Wereszaczki fort, wo es zwischen seiner Avant-Garde und dem Russisch-⸗Kaiserlichen General Kwietnicki zu einem Gefechte kam, der sich jedoch vor der Uebermacht unangetastet zurückzog. Die Polen zogen nun längs der Gränze noch bis auf die Höhe von Hnielce Wielkie fort, wo sie ein Lager bezogen. General Rüdiger, der ihnen auf dem Fuße gefolgt war, befand sich am 25sten zu Kolodno. Da der General Dwernicki vor sich keinen bedeutenden Wider⸗ stand fand, so scheint es, daß theils die Erschöpfung seiner Mannschaft und Pferde, theils die Besorgniß vor den anrücken⸗ den Russischen Verstärkungen ihn zu dem Entschluß vermochten, sich am 27. April früh, da er von den Russen auf al⸗ len Punkten angegriffen ward, zwischen Lysiczince und Hnielce
widrige Ausdehnung der der Censur unterworfenen Blaͤtter; da Blaͤtter, die sich mit der inneren Politik befassen, nach dem Preß⸗ Edikte der Censux nicht unterworfen seyen; 4) als Zusatz zur Verf.⸗ Urk. durch den Gebrauch des Wortes innere Politik; unter dem Worte Politik werde das innere Staatsleben nicht verstanden, weder nach dem wissenschaftlichen Sprachgebrauche, noch nach dem Sprach⸗ gebrauche des Volkes; dagegen, daß unter Politik aͤußere und innere verstanden wuͤrde, spraͤchen Grundsaͤtze der Logik, da nach dem III. Edikte politische und statistische Zeitschriften der Censur unterworfen seyen, Statistik aber ein Theil der inneren Politik, und es folglich nicht noͤthig gewesen sey, Statistik zu bezeichnen, wenn Politik diese ausgedehnte Bedeutung haͤtte; dagegen spraͤchen auch die Regeln der Auslegungskunde, indem nach diesen Ausnahmen, wie die Censur sey, aufdas strengste zu interpretiren seyen; dagegen spraͤche die Anerkennung der Staͤnde, welche im Jahre 1819 die Censur⸗Freiheit fuͤr die mit innerer Politik sich befassenden Blaͤtter ausgesprochen haͤtten; dagegen spraͤ⸗ che der Besitz, indem im Jahre 1819 die Landtags⸗Zeitung, das erste mit innerer Politik sich beschaͤftigende Blatt, keiner Censur unter⸗ lag, indem die Verweigerung zur Herausgabe eines mit innerer Po⸗ litik sich befassenden Blattes wohl die Nothwendigkeit eines Pri⸗ v.legiums, aber nicht die Nothwendigkeit einer Censur beweise; indem auch aus dem Umstande, daß dergleichen Blaͤtter der Cen-⸗ sur unterworfen worden, ohne daß sich die Herausgeber beschwer⸗ ten, die nunmehrige Rechtmaͤßigkeit der Censur nicht gefolgert wer⸗-⸗ den koͤnne, da das Stillschweigen dieser die Nation nicht zu praͤju⸗ dieiren vermoͤge. Die Censur⸗Verordnung verletze aber 5) die Ver⸗ fassung, weil sie eine Ungleichheit der Rechte enthalte; sey eine Cen⸗- sur eingefuͤhrt, so muͤßten die Censoren jede Art von Rechtsverlez⸗ zung zu verhindern suchen; dieser Grundsatz sey bei der Verordnung nicht befolgt; nach ihr muͤßten die Censoren nicht alle Angriffe auf die Ehre streichen; der Mißbrauch der Presse sey seit der Censur⸗ Verordnung nur “ eworden, ja man moͤchte fast glauben, sie sey nur deshalb erlassen worden, um bei dem Zustand, der ihr gefolgt, dem Volke die Preßfreiheit uͤberdruͤssig zu ma-⸗ chen; 6) endlich verletze die Censur⸗Ordnung die Verfassung, weil ihre Erlassung Mißbrauch der Gewalt sey; die Minister seyen naͤmlich auch dafuͤr verantwortlich, daß Rechte der Krone nicht zum Nachtheil der Nation ausgeuͤbt wuͤrden; die Regierung habe aber durch die Verordnung ihr Recht, Verordnungen zu erlassen, zum Nachtheile der Nation geuͤbt. — Fuͤr jede Verfassungs⸗Verletzung sey der Minister verantwortlich, er moͤge nun dolos, culpos oder aus Unwissenheit gehandelt haben; die hohe Stellung eines Mini⸗ sters gestatte die Entschuldigung mit Unwissenheit nicht. — Was die Anklage betreffe, so finde er darin, daß in dem Strafgesetzbuch auf Verletzung der Verfassung keine Strafe gesetzt sey, keine Luͤcke; ein Minister, der sich selbige zu Schulden kommen lasse, faͤnde seine Strafe in der oͤffentlichen Verachtung. Wolle man aber den Mini⸗ ster v. Schenk in Anklagestand versetzen, so muͤsse die Anklage das ganze ministerielle Wirken desselben umfassen und sich nicht auf einen Theil desselben beschraͤnken. Der Redner verlas nun eine in diesem Sinne abgefaßte Anklage⸗Akte, welche enthielt, der Minister v. Schenk sey Baierns Polignac. u Als der Reduer geendigt hatte, antwortete der Minister mit vieler Wärme, daß er auf die erste wider ihn vorgebrachte Beschwerde gründlich und sogar mit faktischen Argumenten sich vertheidigt habe und daß er auf gleiche Weise wider die neuer⸗ liche unwürdige Anklage sich vertheidigen werde.
In der heutigen öffentlichen Sitzung wurde die Debatte fortgesetzt. Der Staats⸗Minister v. Schenk erklärte, nachträg⸗ lich zu seinen früheren Bemerkungen, und um die Einwendungen gegen die Bedeutung des Wortes „politisch“ nach dem Sprach
Wielkie fechtend auf das Oesterreichische Gebiet zu werfen, wohin ihn die Russischen Kolonnen lebhaft verfolgten. Der K. K. Oberst von Fackh des Husaren⸗Regiments Geramb, der in dieser Gegend kommandirte, begab sich sogleich mit der nächsten Ab⸗ theilung seines Regiments zwischen die fechtenden Truppen, um dem Gefecht Einhalt zu thun, was auch augenblicklich erfolgte. Auf die Bemerkung des Obersten über die Verletzung des Ge⸗ biets gab der General Dwernicki sein Ehrenwort, sich nicht mehr auf Russischen Boden begeben, sondern hier die Waffen ablegen zu wollen, worauf er in Erwartung höherer Befehle nach Kleba⸗ nowka zu rücken und dort zu lagern angewiesen wurde. Gleiche Protestationen wurden dem Russischen General Laskareff gemacht, der mit seiner Kavallerie⸗Diviston in Verfolgung der Polen bis auf eine halbe Meile ins Land gedrungen war, auf die geschehene Aufforderung des Obersten Fackh aber sich auf das Kaiserl. Rus⸗ sische Gebiet zurückzog. — Der kommandirende General in Galizien, Feldmarschall⸗Lieutenant Baron Stutterheim ertheilte, auf erhal⸗ tene Meldung dieses Vorfalls, dem Obersten Fackh sogleich den Be⸗ fehl, die Polnischen Truppen zur freiwilligen Entwaffnung aufzufor⸗ dern, ihre Pferde, Artillerie, Waffen, Rüstungen und Kriegsgeräthe dem Russischen Befehlshaber ordnungsmäßig auszuliefern, die sol⸗ chergestalt entwaffneten Flüchtlinge aber insgesammt nach rück⸗ wärts gelegenen Punkten eskortiren zu lassen, bis höheren Orts über selbige die weitere Verfügung erfolgen würde. Zugleich aber traf der Kommandirende die zweckmäßigsten Maaßregeln, um bis zum 2. Mai 8 Bataillons und 24 Eskadrons bei Tar⸗ nopol zu koncentriren, und mit dieser Streitmacht den General Dwernicki, wenn er bis dahin den an ihn gestellten Anforderun⸗ gen sich noch nicht gefügt haben würde, gewaltsam zu entwaff⸗ nen und für die sich erlaubte Verletzung des K. K. Gebietes zu züchtigen. Der Polnische Anführer wartete diesen Augenblick nicht ab, sondern ließ dem Obersten von Fackh am 1. Mai seinen Entschluß, die Waffen augenblicklich niederzulegen, erklären, wel⸗ cher sofort nach den früher erwähnten Befehlen mit ihm verfuhr. In Folge dessen ward die Entwaffnung des Corps, und die Ab⸗ nahme des sämmtlichen Kriegsmaterials sogleich vorgenommen, dem Russischen Befehlshaber, General Rüdiger, Behufs der kommissionellen Uebernahme des Kriegsmaterials die Eröffnung gemacht, für den Transport der Flüchtlinge aber nach mehreren Punkten, so wie für die Unterbringung der Kranken und Bles⸗ sirten in den Spitälern die nöthige Einleitung getroffen. Bei Abgang dieser Nachrichten waren auch bereits die ersten Trans⸗ porte in Marsch gesetzt, den nach Tarnopol beorderten, und dort nicht mehr noͤthigen K. K. Truppen aber Gegenbefehl ertheilt worden.“ 1“ e ““
vns Deutschland. Mauünchen, 6. Mai. Im ferneren Verlaufe der (vorgestern erwähnten) Sitzung der Kammer der Abgeordneten vom üten d. M. bestieg der Baron von Klosen die Rednerbühne und suchte die Verfassungs⸗Widrigkeit der Censur⸗Verordnung zu erörtern. Der hiesigen Politischen Zeitung zufolge,
üußene C. die vorliegende Beschwerde sey im Allgemei In Beziehung auf die vorliegende Beschwerde 2 1 V1 nn von den Staͤnden eine Beschwerde als be⸗
nen zu bemerken, daß Be⸗ gruͤndet erklaͤrt werden muͤsse, wenn auch nur in einzelnen Punkten
eine Verfassungs⸗Verletzung sich zeige; es sey nicht noͤthig, daß je⸗ der e- Theil die Verfassung verletze, um Beschwerde fuͤhren zu koͤnnen. Die Censur⸗Verordnung vom 28. Januar⸗ verletze aber die Verfassung in 6 verschiedenen Punkten: 1) als authentische In⸗ terpretation; es habe zwar die Regierung das Recht, Instructio⸗ nen zu ertheilen, aber nicht, durch Instructionen eine streitige Frage zu entscheiden, wie im vorliegenden Falle eschehen; 2) we⸗ gen umgehung des Staats⸗Rathes und Minister⸗Rathes; denn
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gebrauche der Verfassungs⸗Urkunde zu beseitigen, daß sowohl in
über das Indigenat, mit dem Ausdruck „politisch“ bloß inner Verhältnisse bezeichnet seyen; in der vorigen Sitzung habe man mit Persönlichkeiten gegen ihn gekämpft; er hege jedoch die
Ruhe, Unbefangenheit und ohne Leidenschaft nur die Gründ für und gegen die Sache abwägen und danach entscheiden; man habe seinen politischen Charakter angeklagt, ihm vorge⸗ worfen, er sey den Principien des Absolutismus, der Aristo kratie und der Hierarchie zugethan, und suche diesen gemäß die Rechte und Freiheiten des Volkes zu untergraben; dies sey ferne von ihm, er ehre die Rechte der Krone, des Adels der Kirche, wie sie durch die Verfassung gewährt werden, abe auf dieselbe Weise ehre er auch die Rechte des Volkes und werde unaus gesetzt für die Erhaltung der Rechte aller Klassen von Staatsbürgerrn
um sich gegen den Antrag des Ausschusses zu erklären. Der Redner suchte in einem ausführlichen Vortrage jede gegen ihn gerichtete leidenschaftliche Anschuldigung des Servilismus von sich abzulehnen und die Gründe des Abgeordneten v. Klosen zu widerlegen, die hierauf von dem Abgeordneten v. Rudhart, der sich zwar gegen die Anklage des Ministers, jedoch auch für die Verfassungswidrigkeit der Censur⸗Verordnung erklärte, in Schutz genommen wurden. (Das Resultat der Debatte wird von der Münchener Zeitung noch nicht gemeldet.)
— — Frankfurt a. M., 8. Mai. Wären uns in den verwichenen acht Tagen, so wie von Paris, auch von Wien bessere Notirungen und günstige Privat⸗Nachrichten zugekommen, so würden die Fonds an unserm Platz gewiß eine sehr bedeu⸗ tende Erhöhung erfahren haben. Allein zum Bedauern unserer Spekulanten aufs Steigen, neutralisirten sich die von den beiden Endpunkten des Börsenverkehrs eingegangenen Mittheilungen, und so kam es, daß die Wirkung im Ganzen nicht viel ausgab. Während sich zu Paris das Vertrauen in den Staats⸗Kredit und die Hoffnung auf Fortdauer des Friedensstandes durch ein rasches, procentweise fortschreitendes Anziehen der Course kund gaben, blieb hier der Umsatz in den Effekten ohne rechten Auf⸗ schwung und gingen die Hauptpapiersorten nur wenig in die Höhe. Bank⸗Actien stiegen im Laufe der Woche von 1223 auf 1242, Partial von 115 ¾ auf 116 ⅜, 5proc. Metall. von 83 ½1 auf 83 ⅛, Aproc. von 72 QRͤauf 73571. — An den drei ersten Tagen (2. 3. 4. Mai) war es sehr stille im Geschaft; von Wien waren starke Aufträge zum Abgeben gekommen, und da sich die Nehmer rar hielten, so war an keinen Aufschwung in den Coursen zu denken. Die Differenz zwischen hier und Wien betrug anhal⸗ teud 2 bis 3 pCt. Erst am 5. Mai hatte man etwas bessere Notirung aus der Oesterreichischen Hauptstadt, und da gleichzei⸗ tig von Paris höhere Notizen bekannt wurden, so zeigte sich viel Leben an der Börse und die Umsätze gingen zu anziehenden Coursen leicht von statten. Unsere Spekulanten sahen sich dabei um so mehr ermuthigt, als auch von Seiten mehrerer Privat⸗ leute comptante Einkäufe in 4proc. Metall. und Bank⸗Actien gemacht wurden, was seit lange der Fall nicht war. Man zahlte diese Papiere gegen Ende der Börse mit 73 ⅛ und 1260. Auf fire Lieferung in 1, 2 Monaten wurde einiges gemacht. Am 6. Mai waren die Course neuerdings gedrückt, weil man von Wien Nachricht hatte, daß dort wieder ein Rückfall eingetre⸗ ten sey. Auch ergab sich neuerdings, daß mehrere hiesige Häu⸗ ser Zusendungen von Effekten zum Verkauf von dort erhalten hatten, die nun den Markt überführten. Indessen fanden die⸗ Papiere noch immer bereiten Abfluß, und es bewirkte die Kon⸗ junktur nur ein momentanes Hinderniß der steigenden Tendenz,
es sey Pflicht des Ministers, in wichtigen Faͤllen das Anhoͤren
mitzutheilen, worübe derselbe
von anderen Blättern Vorwürfe
des Staats⸗ und Minister⸗Rathes zu veranlassen; 3) als verfassungs⸗
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so daß solche sich gewiß wieder Bahn machen wird, wenn nur
dem §. 24 des Religions⸗Ediktes, als in dem §. 9 des Ediktes t
2 5 8 8s 6 ü 8 Zuversicht, die Kammer werde nicht nach diesen, sondern ’
kämpfen. Hierauf bestieg der Abg. v. Dresch die Rednerbuihne,