1831 / 134 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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““ 1 s. n I a n d. erlin, 13. Mai. Aus Xanten wird unterm 5ten d. M. ge⸗ meldet: Ihre K. Hoh. die Prinzessin Marianne, Gemahlin Sr. K. Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen, haben an den hiest⸗ gen Bürgermeister ein aus Berlin vom 19ten v. M. datirtes gnädiges Handschreiben erlassen, worin für die Beweise der An⸗ haͤnglichkeit und Theilnahme, welche unsere Stadt bei der im Monat Oktober v. J. stattgehabten Durchreise Ihrer K. Hoh. zu erkennen gegeben, von Höchstderselben, unter Versicherung Ihres der Behörde sowohl als den sämmtlichen Bewohnern der Stadt gewidmeten Wohlwollens, dem Herrn Bürgermeister der Auftrag ertheilt wurde, die zugleich mit übersandten Geschenke unter die beiden jungen Maäͤdchen zu vertheilen, welche bei der Ankunft Ihrer Königl. Hoheit die Glückwünsche der Stadt überreichten. Der Tochter des Herrn Majors und Landwehr⸗Bataillons⸗Com⸗ mandeurs, Louise von Ziemietzky, und der Tochter des Herrn Beigeordneten, Flora Vantreeck, wurden nun, dem höchsten Auf⸗ trage gemäß, im Namen Ihrer Königl. Hoheit der Prinzesstn Marianne von dem Herrn Bürgermeister die Geschenke einge⸗ händigt und von denselben mit dankbarer Anerkemnung der huld⸗ reichen Gestnnungen der erhabenen Fürstin in Empfang genom⸗ men. Wenn schon von J. J. K.K. H.H. bei Höchstderselben Anwesenheit unserm Herrn Burgermeister die huldreichsten Aeuße⸗ rungen über die von der Stadt aus wahrer Bürgertreue bewie⸗ 8 Theilnahme gemacht und hierin von den Bewohnern ein inceichender Beweis der Gesinnungen des Hochfürstlichen Paa⸗ das vorliegende Anerkenutniß doch

res gefunden wurde, so ist

um so erfreulicher, als dasselbe unserer Stadt ein schönes An⸗

denken hoher Fürstenhuld gewährt. Ueber den Werth der Getreideausfuhr Preußens.

In der Beilage zum Stück 95. der Berliner Vossischen Zeitung befindet sich em mit „Fbr.“ unterzeichneter Aufsatz, in welchem der Werth des aus den Preußischen Ostseehäafen im Jahre 1830 durch den Sund aus geführten Getreides auf 13,603,520 Rthlr. berechnet ist. Es scheint nicht unwichtig zu seyn, hierbei einige Bemerkungen zu machen, da jeder Staatswirth wünschen muß, sich über den Werth der Erwerbsquellen eines Landes so wenig als möglich zu täuschen, um sie weder zu gering, noch zu hoch anzuschlagen.

Wir nehmen an, daß die Zahl der Schiffe in dem genann⸗ ten Aufsatze zuverlässig angegeben sey, was sich nicht füglich be⸗ zweifeln läßt, obgleich sie mit anderen bekannt gewordenen Anga⸗

ben nicht genau übereinstimmt, und geben zu, daß durchschnitt⸗

lich jedes Schiff ungefähr 80 Lasten, jede zu 4000. Pfund, La⸗ dung gehabt habe. Scheffel von jeder Getreideart ausgeführt sind, da bekanntlich das Durchschnittsgewicht eines Scheffels bei dem Weizen zu 92, bei dem Roggen zu 85, bei der Gerste zu 68 und bei dem Ha⸗ fer zu 52 Pfunden angenommen wird. Ferner ist in der Allg. Staats⸗Zeitung Nr. 89. d. J. der Durchschnittspreis eines Scheffels Weizen zu 63 ⅛⅜,F Roggen zu 42, Gerste zu 29 ¼ und Hafer zu 21 ½ Sgr. für das Jahr 1830 im Preuß. Staate nach⸗ gewiesen. Dies zu Grunde gelegt, würden einen Werth haben 54,700 Lasten Weizen von 5,033,986 Rthlr. F. 29,200 Roggen 1,923,764

3,440 Gerste 197,294 S.

8 evamASMamamnsx vn ISe Summe 7,390,428 Rthlr.., und da in dem gedachten Aufsatze der Werth der genannten Getreide⸗Arten auf 11,163,520 Rthlr. berechnet ist, so würde hiernach diese Summe um 3,773,092 RNthlr. zu hoch ange⸗ geben seyn. Erwägt man überdies, daß auch Polen einen nicht unbeträchtlichen Theil zu der Gesammt⸗Ausfuhr des Getreides aus den Preußischen östsee⸗Hofen geliefert haben möchte, von welchem durchgehenden Getreide Preußen mur die

Speditions⸗Gebühren erhielt; .

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erwägt man ferner, daß bei der obigen von mir aufgestellten Berechnung die Durchschnitts⸗Preise des ganzen Staates zu Grunde gelegt wurden, während eigent⸗ lich nur die provinziellen Durchschnitts⸗Preise von Preußen, Pommern und Posen, welche im Allgemeinen bedeutend niedri⸗ ger, als die für den ganzen Staat, waren, zur Berechnung hät⸗ ten kommen sollen; so leuchtet ein, daß auch die obige Summe von 7,390,428 Rthlr. wahrscheinlich noch um Vieles zu hoch an⸗ gegeben ist. Dies anzunehmen, bin ich um so mehr geneigt, als ich zugleich schon früher auf einem anderen Wege nur höchstens 4 5 Millionen Rthlr. als den Durchschnitts⸗Werth für die jährliche Getreide⸗Ausfuhr Preußens gefunden habe. Doch ist nicht zu verkennen, daß das Jahr 1830 durch eine stärkere Aus⸗ fuhr zu ziemlich hohen Preisen über den Durchschnitts⸗Werth der früheren Jahre sich bedeutend erhob.

Was die gemischten Körner betrifft, deren Werth in dem genannten Aufsatze zu 2,440,000 Rthlr. berechnet ist, so erlaube ich mir dabei die Bemerkung, daß die bei weitem größte Masse dieses Artikels aus Russischem Leinsaamen bestanden haben möchte, der bekanntlich aus den Ostsee⸗Häfen vorzüglich nach Holland verschifft wird, und daher würde der größere Antheil von der berechneten Summe ebenfalls nicht den Preußischen Producenten zugute kommen, sondern mur die Speditions⸗Ge⸗ bühren an die Kaufleute bezahlen.

Es leuchtet von selbst ein, zu welchen Fehlschlüssen über die rasche Zunahme des Wohlstandes und die daraus hervorgehen⸗ den Hulfsquellen der Provinzen Preußen, Pommern und Posen man verleitet werden dürfte, wenn man die Haupt⸗Erwerbsquelle dieser Provinzen jährlich auf fast 14 Millionen Rthlr. anschlägt, während sie in der Wirklichkeit durchschnittlich 5 Millionen viel⸗ leicht nicht übersteigt.

Möchte doch ein verehrter Referent, welcher durch seine scharfsinnigen Berechnungen so oft die Leser der Allgem. Preuß. Staats⸗Zeitung erfreut, und welchem die Quellen unmittelvar zu Gebote stehen, recht bald auch die Getreide⸗Ausfuhr unserer Mo⸗ narchie zur Aufgabe seiner Berechnungen machen. M. H.

Literarische Nachrichten. Geschichte der Deutschen Reformation. Philipp Marheinicke. Zwei Bände. vermehrte und verbesserte Auflage. Duncker und Hiumblot.

Anstatt dieses so eben erschienene Werk, welches sich bereits durch sich selbst Bahn gemacht hat, hier zu charakterisiren oder zu kritisiren, was dieses Orts nicht ist, lassen wir vielmehr die Vorrede zur zweiten Auflage hier unverändert ihren Platz sinden.

„Was ich mit dem Unternehmen dieses Werks“, sagt der Verfasser, „beabsichtigt habe, ist von den geneigten Lesern so bald und richtig verstanden worden, daß ich wohl diesem Ver⸗

ständniß am meisten die große Gunst zuzuschrelben habe, welche dasselbe unter der Menge gleichzeitiger und noch mehr bald dar⸗ auf folgender

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Von Dr. Zweite, Verlag von

Hiernach läßt sich leicht berechnen, wie viel

Schriften über denselben Gegenstand gefunden hat.

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Insonderheit ist die lebhafte Theilnahme an dem ersteren Jubi⸗ fäaum der evangelischen Kirche der schnellen Verbreitung dessel⸗ ben, als früh erschienenen Vorbereitung darauf, so förderlich ge⸗ wesen, daß es zu dem zweiten längst nicht mehr im Buchhandel zu haben war. Ich kann es jetzt nur beklagen, daß mir durch mancherlei Ursachen, weder das Werk fortzusetzen und zu beendi⸗ gen, noch auch nur die neue Auflage, welches schon vor mehre⸗ ren Jahren hätte geschehen sollen, zu veranstalten gestattet war. Jetzt aber, da ich alles mein Denken und Arbeiten auf diesen Punkt wieder zusammen genommen, lasse ich nicht nur die zweite Auflage der ersten zwei Bande erscheinen, sondern auch die Fort⸗ setzung, vom Reichstage zu Augsburg an, unmittelbar darauf folgen und empfehle beides dem Wohlwollen des Lesers. Auch in dieser neuen Gestalt, hoffe ich, ist das Buch seiner früheren Bestimmung treu geblieben, welche vorzüglich war, einem Jeden, der allgemeinsten Bildung theilhaftig, zu dienen, wo nicht auch den Gelehrteren, wenigstens hier und da, einen neulen Aufschluß zu geben. Schon der äußere Umfang der zweiten Auflage jener ersten zwei Bände zeigt, im Vergleich mit der ersten, mit wel⸗ chen beträchtlichen Zusaͤtzen sie ausgestattet worden, wobei ich besonders dem inzwischen erschienenen höchst verdienstvollen Werk des Herrn von Rommel: Landgraf Philipp der Großmüthige, dessen dritter Band aus einer Menge meist noch ungedruckter Urkunden besteht, viel zu verdanken habe. Der Grundsatz, welcher mich vom Ansange an bei diesem Werke geleitet hat, mich mit Betrachtungen und Urtheilen so wenig, als möglich, in den Gang der Begebenheiten selbst einzumischen, hat sich mir um so mehr bewährt, je mehr ich in neueren Werken diese Selbst⸗ verläugnung vermißt und das Hervordrängen des Geschichtschrei⸗ bers vor seiner Sache, welches mehr oder weniger ein Verfälschen derselben ist, und das beständige Bevormunden des Lesers hurch allerlei Urtheile und Vorurtheile bei diesem Gegenstande sehr lübel angebracht fsinde. Es konnte daher nützlich erscheinen, einmal die Sache selbst, rein für sich, reden zu lassen und ste abgelöst von der Willkuür und Persönlichkeit des darstellenden Subjektes in ihrem eigenen Lichte darzustellen. Es ist für mich der Vor⸗

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theil daraus entstanden, den Leser so durch die Sache selbst zu

mehreren und besseren Gedanken veranlaßt zu haben, als ich ihm hätte geben köͤnnen. Aber diese Behandlungsweise, wie sie einerseits an den Darsteller die Forderung macht, auf sich selbst zu verzichten und den Gegenstand nicht nach unseren Zeiten und Sitten, Ansichten und Meinungen zu beurtheilen, fordert sodann andererseits um so mehr, sich ganz in den Standpunkt seines Gegenstandes zu stellen, sich lebendig in die Zeit seiner Geschichte zu versetzen und ein ungetheiltes Interesse daran zu neh⸗ men. Dies Interesse, wie es nicht aus dem Darsteller an die Sache, sondern aus dieser an ihn kommt, unterliegt wohl leicht dem Vorwurf der Parteilichkeit für seinen Gegen⸗ stand; aber diese Parteilichkeit, wenn man sie noch so nennen kann, ist die rechte und nothwendige, und wer es dazu noch nicht gebracht und es nicht über sich vermocht hat, sich in reiner Liebe an seinen Gegenstand ganz und gar hin⸗ und aufzugeben, viel⸗ mehr noch mit ihm im beständigen Zwiespalt und Kriege lebt, sollte billig nicht zum Geschichtschreiber desselben sich berufen füh⸗ len. Aus diesem Vorhaben ergab sich dann weiter die Noth⸗ wendigkeit, in der Geschichte der Kirchenverbesserung auf die ur⸗ sprünglichen Dokumente und Aktenstücke zurtckzugehen und nicht nur aus ihnen als Quellen, welche reichlich gemig fließen, zu schöpfen, sondern sie möglichst auch in ihrer Ursprünglichkeit zu lassen und sie, im Wesentlichen unverändert, in die Erzählung selost aufjunehmen. Indem nun diese so aus den geschichtlichen Denkmalen und Zeugnissen jener Zeit selbst zusammengeflochten worden, ist zwar mein Verdienst dabei in eben dem Maaß gerin⸗ ger und schier gar keines, aber um so mehr ein reines und treues Bild, gleichsam ein musioisches Gemälde entstanden und um so mehr auch eine eben so sichere und zuverlassige, als ungetrübte Anschauung des großen Werkes der Kirchenverbesserung und der Begebenheiten, Gesinnungen und Sitten jener Zeit möglich ge⸗ worden. Was mir dabei allein noch zu thun übrig blieb, war nur, die oft gar sehr zerstreuten Materialien zusammenzusuchen, aus ihnen das Wichtigste und Anziehendste auszuwaͤhlen, die aus ihnen hervorgehenden Thatsachen zu ordnen und ihnen eine solche Stellung zu geben, daß das Folgende durch das Vorhergehende gehörig beleuchtet war und so der reine Ausdruck der Gesinnun⸗ gen jener Zeit auch seines Eindrucks auf unsere Zeit nicht ver⸗ sfehlen mochte. Die hier unternommene Eintheilung in Kapitel (statt der alten, nach den Jahren, wie noch bei Seckendorf) er⸗ laubte insonderheit, das Gleichartige mehr zu einander zu rücken. Je mehr es denn in der Natur dieser Einrichtung lag, auch in das Einzelnste zu gehen und oft auch ganz spezielle, aber um so mehr charakteristische Züge nicht zu verschmähen, welche nicht selten auf das Allgemeine ein überraschendes Licht werfen, um so mehr ist das Alte neu geworden und einzelnes unbekannt Gewordenes wieder zu Tage gekommen, so daß, wenn ich nach mir selbst urtheilen soll, zumal in Bezug auf den noch folgenden dritten Theil, vielleicht noch mancher Leser, obgleich bisher nicht ohne allgemeine Kenntniß der Geschichte der Glaubens⸗Verbesserung, sagen wird, so habe er dieselbe bisher noch nicht gekannt. Eine solche Weise der Dar⸗ stellung, wie sie hier versucht worden, kann aber nicht allein mit der Absicht, ei möglichst treues und reines Bild der evangeli⸗ schen⸗Kirchen⸗Verbesserung zu erreichen, und also mit der Sache und dem Inhalt selbst entschuldiget werden, sondern noch mehr mit der Form, welche dieser Inhalt in seiner Ursprünglichkeit hat und, in die Darstellung mit aufgenommen, dieser nicht wenig Reiz verleiht. Bei jedem anderen geschichtlichen Stoff, an welchem die Form nicht so, wie bei diesem, einen besonderen Werth für sich hat, würde ich selbst eine solche Darstellungsweise, wie in sich selbst unausführbar, so auch ganz unangemessen finden. Hier hingegen nimmt, nächst dem Inhalt, auch die Alterthümlichkeit Deutscher Denkart und Sprache, der einfache, ungeschmückte Ton jener alten Erzählungen unser Interesse in Anspruch. Es ist die fromme, biedere, treuherzige Weise, zu denken und zu empfinden, wie wir sie sonderlich bei den Deutschen Fürsten jener Zeit finden, die auch ihrem Ausdruck ein eigenthümliches, ehrwürdiges Ge⸗ präge giebt. Es ist insonderheit die originelle Kern⸗ und Kraft⸗ sprache Luthers, wie sie seinem hellen und freien Geiste und dem gediegen frommen und christlichen Inhalt seiner Erkenntniß ent⸗ quillt und mit dieser wie unzertrennlich zusammengewachsen er⸗ scheint, was nicht nur dem, was er sagt, sondern auch der Art und Weise, wie er es sagt, ein eigenthümlich Interesse giebt. Indem sein Geist sich aus den Tiefen des Glaubens in die Sprache, diese bildend und schaffend, hineinzieht, finden in sei⸗ nen Schriften sich Stelien, welche dem Schönsten und Höchsten, was die Deutsche Literatur nachmals hervorgebracht hat, an die Seite zu setzen sind. Und dies ist besonders mit den Streit⸗ schriften der Fall, deren Bekanntschaft zu fördern ich mir um so mehr angelegen seyn lassen, je weniger ste in der Kenntniß der Zeit und in die mancherlei Auszüge aus Luthers Werken, die man jetzt hat, aufgenomnmen sind; denn sie hängen zu sehr mit der Geschichte zusammen und sind ohne diese ganz unverständlich;

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von dieser beleuchtet, gewähren sie ein hohes Vergnügen. Nas 8

endlich wäre vielleicht viel zu sagen über den Werth und e Nothwendigkeit der Kirchen⸗Verbesserung überhaupt, welche, mi sie in diesen ersten beiden Bänden beschrieben worden, noch sehr m der Person Luthers verknüpft erscheint, von dem Tage zu Augsbun an aber, darüber hinausgehend, in eine weit allgemeinere, für g. Zeit geltende, Bedeutung hinaustritt. Diejenigen Völker, welchehe zumal der Römischen Kirche sich entzogen, haben erreicht, w der mündig gewordene Geist mit Recht für sich verlangen konne eine von abergläubischen Zusätzen und willkürlichen Menschen Erfindungen gereinigte Kirchenlehre, Freiheit des Gedankens m Gewissens und eine in demsetben Sinn geordnete Staats⸗Va fassung. Im Besttz dieser kirchlichen und politischen Freiheit, dir fen sie nicht, wie so viele andere Völker, welche jetzt dem Räömg

schen Stuhl widerstreben, erst danach ringen und durch die Schughs

blutiger Revolutionen und namenloser Leiden gehen, sondern m. treu bewahren und sorgsam pflegen und ausbilden, was ste e reits haben und ihnen durch die treuen Bemühungen ihrer Va fahren, christlicher Lehrer und Fürsten im schönsten Einklang nicht ohne mancherlei Sorge und Aufopferung, erworben worgg ist. Wenn wir daher jetzt sehen, wie eine dunklere oder helle Sehnsucht nach dem Besitz jener Güter so viele Völker (Frau reich, Belgten, Polen, Italien), welche der Reformation dam beharrlich widerstanden, einer politischen und kirchlichen Ungg staltung entgegentreibt und, weil sie jetzt nicht, wie damals, uf wahrer Frömmigkeit ausgeht, nicht von dem heiligen Geiste

christlichen Glaubens geleitet ist, sie in jegliche Missethat u

schmachvolle Verirrung fallen, auch ohne jene nimmer zu Ruhe in sich kommen läßt: so sollen evangelische Völkern so mehr Gott danken für das reine Licht des Evangeliums, m. ches in ihnen aufgegangen, und ein klares Bewußtseyn darite haben, wie unertraglich für sie auch nur der Gedanke einer N. volution in ihrer Mitte ware, und daß eine solche bei ihnen ie den Gewinn, sondern allein den Verlust jener heiligen Güter Zweck und zur Folge haben könnte. Dieses Bewußtseyn Klacheit zu erheben, dazu mag denn auch, unter Gottes gnah ger Hülfe, diese Schrift dienen und beitragen. 11“ Berlin, am 6. April 1831.“

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 14. Mai. Im Opernhause: Don Calt Infant von Spanien, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von Sch ler. (Herr Devrient, Königl. Sächstscher Hofschauspieler, bie riges Mitglied des Hamburger Stadttheaters: Marquis v. P. als erste Gastrolle.) b

Im Schauspielhanse: Pour la seconde représentation Allle. Constance Deschanel, premieère actrice du théatre s çais de Varsovie: 1) T'école des vieillards, comédie en ön tes et en vers, par Me. Casimir Delavigne. 2) La premih représentation de: Zoëé, ou: L'amant prêté, vaudeville m veau en 1 ncte, par Seribe. Dans la première pièce]- Constance Deschanel remplira le röle de Mad. Danrille, dans la seconde celui de Zo.

Sonntag, 15. Mai. Im Opernhause: Oberon, König Elfen, romantische Feen⸗Oper in 3 Abtheilungen, mit Ball Musik von C. M. v. Weber.

Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen des ersten Ra

ges 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛc. Im Schauspielhause: Stille Wasser sind tief, Lustspiel 4 Abtheilungen, von Schröder. (Herr Devrient: Baron

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Hönigstädtisches Theater. Sonnabend, 14. Mai. Das Sonntagskind, komische d in 2 Akten, von Perinet; Musik von Wenzel Müller. Beschluß wird Herr van Klischnig seine letzte Kunstdarstellunz, ben, und nicht allein durch die Leiter kriechen, sondern noch an einer perpendiculairen Bohle hinauflaufen und an h obersten Ende sich an den Füßen ins Theater hineinstrecken. Sonntag, 15. Mai. Lindane, oder: Der Pantoffelmachen Feenreiche, großes romantisches Zauberspiel in 2 Akten.

Das Publikum wird hierdurch ergebenst in Kenntniß git daß der Verkauf der Billets zum Königstäaädtischen Theater 15ten d. M. ab während der Sommer⸗Monate mur von 9. Uhr Mittags in dem Billet⸗Verkaufs⸗Bureau in der alten stattfinden wird.

Berlin, den 12. Mai 1831.

Die Direction des Königstädtischen Theater

Fhenlinen br6ob. .“ Den 13. Mai 1831. . Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufs. Cas

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St.-Schuld - 90 1 89 ½ [Ostpr. Pfandbrl.

Pr. Engl. Anl. 18 98 [Pomm. Pfandbrf. Pr. Engl. Anl. 22 95 [Kur- u. Neum. do. Pr. Engl. Obl. 30 84 [Schlesische do. Kurm. Obl. m. l. C. [Kkst. C. d. K.- u. N. Ne ö. Z.-Sch. d. K.- u. N. 55 Berl. Stadt- ig. Königshg. do. G Elbinger do.

Danz. do. in Th. Westpr. Pfandhr. Grofshz. Pos. 878

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Auswürtige Börsen. seree. Za45t18 11. Mai. 111 Oesterr. 5proc. Metall. 86 Br. 4proc. 74 ¼ Br. Bank-A0 1055. Russ. Engl. Anl. 89 à 88 ¾. Russ. Anl. Hamb. Cert. 87*¹ Dan. 59 G. und Br. Poln. 92 Br. Preuss. Engl. 4proc. 8h Norw. 6proc. 101¾ G.

NEUESTE BERSEN-NACHRICHTEN.

Paris, 7. Mai. 5proc. Rente pr. compt. 88. 45. cour. 88. 50. 3proc. pr. compt. 62. 30. fin cour. 62. 5proc. Neapol. pr. compt. 69. 65. fin cour. 69 70. Span. Rente perp. 54.

Frankfurt a. M., 10. Mai. Oesterreichische 5procem Metalliques 84 ⅛,. 84 ½. 4procentige 73 ½½. 73 ¼5. 2procentgiae lprocentige 18 ⅛. Brief. Bank⸗Actien 1257.1254. alt Obligationen 116 . 116 ⅞. Loose zu 100 Fl. 159. Poly Loose 46 ½. Brief. -

KRedacteur John. Mitredacteur Cottel. 9

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ist in ihren der Gesellschaft nur Sieger und Besiegte; das Maaß, sagt sie alle Augenblicke, ist voll, man muß dem Dinge ein Ende machen. Wenn es aber wahr ist, daß der Krieg allein unseren Uebeln ein Ende machen kann; wenn es wahr ist, daß die Regierung Unrecht

anklebt, ist,

Nothwendigkeits⸗Politik geschaffen,

Verordnung vom 30sten v. ist, über 1000 an der Zahl, Versammlung in dem unter dem Namen miere“ bekannten Lokale eingefunden, um in Betreff der ge⸗ nannten Verordnung einen gemeinsamen Beschluß zu fassen. Unter den Anwesenden bemerkte man die Deputirten Laffitte, Graf Alexander v. Laborde, Odilon⸗Barrot,

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Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben dem Schulzen Neitzel zu rechel, Domainen⸗Amts Naugardt, das Allgemeine Ehren⸗ schen zu verleihen geruht.

Se. Durchlaucht der regierende Herzog von Braun⸗

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schweig ist von Braunschweig hier eingetroffen.

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Zeitungs⸗Nachrichten.

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Paris, 7. Mai. Als der König sich vorgestern nach Saint⸗Cloud begab, wurde er bei seiner Ankunft im Boulogner Fehölz von dem Maire von Boulogne unter einem Triumph⸗ ogen empfangen; alle Häuser des Dörfchens waren mit Blumen⸗ gewinden geschmückt und Abends erleuchtet. An der Brücke nuf dem Wege nach Saint⸗Cloud wurden Se. Majestät von dem räfekten der Seine und Dise und der Municipal⸗Behörde, und in Höofe des Schlosses selbst von dem Herzoge von Orleans be⸗ grüßt. Beim Aussteigen aus dem Wagen überreichten die jun⸗ gen Mädchen von Saint⸗Cloud Ihrer Majestät der Königin Körb⸗ chen mit Blumen.

Das Journal des Déöbats findet sich durch das gegen⸗ värtige Treiben der Oppositions⸗Partei zu folgenden Bemer⸗ ungen veranlaßt: „Hatte diese Partei nicht selbst Sorge getra⸗ gen uns zu sagen, daß sie ihre politische Laufbahn mit Ver⸗ schwörungen begonnen habe, so würden wir solches durch die Art nd Weise, wie sie sich opponirt, leicht errathen. Ist es nicht in der That merkwürdig, daß es kaum eine Handlung der Fammern oder der Regierung giebt, welche die Opposition nicht für geeignet gefunden hätte, die Revolution von vorn wieder

anzufangen? Alles erscheint ihr als ein Haupt⸗Verbrechen; Alles Augen eine Frage auf Leben und Tod; sie erblickt in

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dut, mit dem Blute und dem Gelde Frankreichs zu geizen; wenn Fwahr ist, daß der Staat seinem Verderben entgegeneilt, weil ie Herren Dupont und Odilon⸗Barrot nicht mehr in seinen Diensten stehen; wenn es wahr ist, daß das neue Wahl⸗Gesetz, obgleich es 140,000 Bürger mehr als bisher zu den Wahlen be⸗ ruft, nichtsdestoweniger ein schimpfliches, die Volks⸗Freiheiten be⸗ schränkendes Gesetz ist; daß die Associationen kein Uebel für das Land sind, daß Hr. Cas. Périer ein abscheulicher Minister und an dem wieder aufkeimenden Kredit, an der erneueten Handels⸗ und Gewerbsthätigkeit unschuldig ist; warum will man hierin immer sofort einen Anlaß zu einer Revolution finden? Warum ruft man gleich: dem Dinge muß ein Ende gemacht werden? Warum erwartet man nicht das Beste von seinem guten Rechte, von seiner Ueberredungsgabe, von dem Einflusse der Presse? Warum überlaßt man die Entscheidung nicht den Wählern, die doch die natürlichen Richter des politischen Systems des Landes sind?.. Eine zweite Gewohnheit, die den Oppositions⸗Männern daß sle sich um das Glück und die Ruhe des Vol⸗ kes wenig kümmern. Die meisten Verschwörungen sind in der That nichts als ungeschickte Versuche, worin man ein edles Blut für unreife Begriffe oder eingebildete Bedürfnisse verspritzen läßt. Nicht selten hört man einen Verschwörer sagen, daß das Volk nur das ist, wozu man es macht. Dieser leichtfertige Ton, womit man die Masse behandelt, erinnert mur allzu sehr an Buonaparte und den Konvent, und man kann wohl mit Recht behaupten, daß jene Partei, die sich aus⸗ schließlich für die junge ausgiebt, bloß aus Schülern zweier veralteten Systeme, des Radikalismus des Konvents und der Propaganda Buonapartes, besteht. Unzufrieden mit der Gegen⸗ wart und ohne politische Erfahrung, weil die Juli-Revolution sie noch unreif für die öffentlichen Angelegenheiten überrascht hat, hat sie sich in ihrer Gebrechlichkeit jene beiden großen Mei⸗ sier im Despotismus zum Vorbilde genommen und eine gewisse wonach im Nothfalle auch die Aufhebung jedweder Freiheit als Rettungsmittel für das Land erlaubt wäre. Die Zukunft Frankreichs hängt allein von der Meinung ab, die für das Organ der Majorität gilt, weil dieselbe das Vergangene nicht nachahmen, dem Künftigen nicht vorgrei⸗ fen, sondern zwei dem Anscheine nach heterogene Dinge, Stä⸗ tigkeit und Fortgang, mit einander verschmelzen will. Für eine Meinung dagegen, die die Vergangenheit nachäffen und die Zu⸗ kunft beschleunigen will, giebt es gar keine Zukunft, denn statt das Bestehende mit dem Fortschreitenden zu verbinden, wird sie immer nur das Eine für das Andere aufs Spiel setzen wollen.“

Die in Paris befindlichen Personen, denen durch Königl. M. das Juli⸗Kreuz ertheilt worden hatten sich gestern zu einer General⸗ der „Grande Chau⸗

Las Cases, den Kaire des 7ten Bezirks, Herrn Marchand, mehrere Mitglieder

des Stadt⸗Raths, Offiziere der National⸗Garde, der Municipal⸗ Garde und der Armee. In einer früheren vorbereitenden Siz⸗ zung war zum Prästdenten der Versammlung Herr Garnier⸗Pageès, zum Vice⸗Prastdenten Herr Cavaignac und zum Secretair Herr Etienne Arago ernannt worden. Nach einer Anrede des Prasiden⸗ ten und der deifallig aufgenommenen Vorlesung der verschiedenen Zeitungs⸗Artikel des Temps, des National und des Courrier

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. 1831.

francçais, worin die Bestimmungen der Königl. Verordnung über das Juli⸗Kreuz mehr oder minder scharf getadelt werden, faßte die Versammlung folgenden einmüthigen Beschluß: „In Be⸗ tracht, daß der Eid in Frankreich nur durch ein Gesetz verlangt werden kann, daß kein Artikel des Gesetzes vom 13. Dez. 1830, wodurch der Juli⸗Orden eingesetzt worden ist, irgend einen Eid vorschreibt; in Erwägung, daß, wenn man der Regierung das Recht zuerkennen wollte, eine in dem angegebenen Gesetze nicht enthaltene Bedingung aufzustellen, man ihr damit auch das Recht zuerkennen würde, dieses Gesetz nach Willkür zu verän⸗ dern, den erworbenen Orden Personen zu verweigern, oder ihn ohne Zuziehung der Kommisston Anderen zu verleihen; in Be⸗ tracht, daß der König, als Repräsentant der Nation, den mit dem Juli⸗Kreuze Beliehenen das Ordens⸗Zeichen, das sie tragen sollen, einhändigen kann; daß ihn aber nichts ermächtigt, diesen Orden in seinem Namen zu geben; in Erwägung, daß die Worte: „Gegeben vom Könige“ die Natur der Belohnung verändern würden, die alsdann aufhört, eine National⸗Belohnung zu seyn, um eine Königliche Gunstbe⸗ zeugung zu werden; in Betracht, daß die Ereignisse, wegen de⸗ ren der Orden gestiftet ist, älter sind, als die Regierung des Koͤ⸗ nigs, und daß der einzige in diesem Falle zu verlangende Eid der der Treue gegen die Grundsatze seyn würde, die dem Volke die Waffen in die Hand gegeben und mit dem National⸗Orden belohnt worden sind; aus allen diesen Gründen verpflichten sich die der Berathung beiwohnenden Burger, sich der Bedingung des Eides, die ste als ungesetzlich betrachten, nicht zu unterwer⸗ fen; außerdem verpflichten sie sich, unmittelbar nach dem von der Versammlung gefaßten Beschlusse die Decoration so zu tra⸗ gen, wie ste nach dem von der Kommission angegebenen Modelle angefertigt worden ist.“ Nachdem noch beschlossen worden, das von der Regierung bestimmte blaue Band mit rother Einfassung anzunehmen, wurde die Sitzung aufgehoben, und mehrere Mit⸗ glieder legten sogleich dieses Band an. Zum Schlusse wurde eine Kollekte zu Gunsten der wegen politischer Vergehen gefäng⸗ lich eingezogenen Individuen veranstaltet.

Gestern wurde vor dem hiesigen Assisenhofe der Prozeß des Herrn Roqueplan, verantwortlichen Herausgebers des Figaro, wegen eines in der Nummer dieses Blattes vom 21sten v. M. unter der Ueberschrift: „Quasi⸗Königl. Session“ enthaltenen Auf⸗ satzes, worin der General⸗Prokurator eine Beleidigung des Konigs und der Königl. Familie erkannt hatte, verhandelt. Es ereignete sich dabei ein nicht unwichtiger Neben⸗Vorfall. Nachdem nämlich der Angeschuldigte Namen und Alter (24 Jahre) angegeben hatte, fragte ihn der Prästdent, was er für ein blaues Band im Knopfloche trage. Herr Roqueplan: „Es ist die Decora⸗ tion des Juli.“ Prasident: „Haben Sie schon den Eid ge⸗ leistet?“ Herr Roqueplan: „Nein, aber mein Namee be⸗ findet sich auf der im Moniteur erschienenen Liste, und ich glaubte also, das Band schon vor der Eidesleistung tragen zu önnen. Ich ging dabei von dem Gesichtspunkte aus, daß die Mitglieder der Ehrenlegion das Band dieses Ordens eben⸗ falls anzulegen pflegen, ehe sie den Eid geleistet haben, und ich dachte nicht, daß man es mit dem Juli⸗Kreuze strenger, als mit der Ehrenlegion nehmen würde.“ Prä⸗ sident: „Meine Absicht ist auch nicht, es mit dem Juli⸗ Kreuze so gar strenge zu nehmen; das Gesetz verlangt aber, daß man ein Amt nicht eher ausübe und einen Orden nicht eher anlege, als bis man der Regierung den Eid geleistet hat.“ Herr Roqueplan mit bewegter Stimme: „Ich mag mich dem Gesetze nicht widersetzen. Kann daher das Tragen des Ban⸗ des der Juli⸗Decoration mir als ein Vergehen angerechnet wer⸗ den, so bin ich bereit, es abzulegen.“ Der Angeschuldigte schickte sich hierauf eben an, das Band abzunehmen, als sein Advokat, Herr Dupont, das Wort ergriff und sich also äußerte: „Wenn man meinem Klienten einen Vorwurf daratis machen wollte, daß er die Juli⸗Decoration vor der Eidesleistung angelegt hat, so würde ich augenblicklich die meinige anlegen, weil ich nicht glaube, daß ein von der Nation bewilligter Orden durch ei⸗ nen dem Könige der Franzosen zu leistenden Eid bestätigt zu werden braucht.“ (Murren und Beifall.) Der Präsident: Ich mache dem Auditorium bemerklich, daß jede Mei⸗ mungs⸗Aeußerung streng verboten ist, und daß ich da⸗ her, wenn solches noch einmal geschieht, den Saal räumen lassen werde.“ Der General⸗Advokat, Herr Persil, machte dem Streite dadurch ein Ende, daß er erklarte, man solle von der Frage, ob der Angeschuldigte das Juli⸗Kreuz vor der Eides⸗ leistung zu tragen berechtigt sey oder nicht, vorläufig abstrahiren und bloß des Vorfalles im Protokolle erwahnen. Herr Ro⸗ queplan nahm daher das Band nicht ab. Es begann hierauf die eigentliche Prozeß⸗Verhandlung. Der General⸗Prokurator behauptete die Anklage; Herr Dupont ließ sich zur Vertheidigung seines Klienten vernehmen. Nach einer Replik des Hrn. Persil, und einer Gegen⸗Replik des Hrn. Dupont, faßte der Praͤsident die Verhandlung zusammen, worauf die Geschwornen sich zurück⸗ zogen und nach einer 2 ⁄stündigen Berathung die beiden ihnen gestellten Fragen mit: „Nein, der Angeklagte ist nicht schul⸗ dig“, beantworteten. Herr Roqueplan wurde daher sofort in Freiheit gesetzt.

Auch gestern noch ist am Fuße der Säule auf dem Vendoͤme⸗ Platze eine große Menge von Blumen⸗Kränzen niedergelegt worden. Im Courrier français liest man in dieser Beziehung: „Der untere Theil der Säule auf dem Vendome⸗Platze war gestern vor lauter Blumen und Guirlanden fast gar nicht zu se⸗ hen; auch waren kleine Statuen, Kupferstiche und verschiedene andere Embleme am Fuße derselben aufgestellt. Von Morgens früh an hatten sich Blumenverkäuferinnen um das Gitter auf⸗ gestellt und bildeten einen zweiten Blumen⸗Markt. Dieser An⸗ blick zog den ganzen Tag über eine Menge von Menschen her⸗ bei, die sich durch das schlechte Wetter nicht abhalten ließen, ihre Neugier zu befriedigen. Ahends war die Sänle erleuchtet.“

Herr von Chaͤteaubriand wird Paris nächsten Sonntag ver⸗ lassen.

s Herr von Lamartine, der sich gegenwärtig in London befin⸗ det, ist Willens, eine Reise nach dem Orient at ser aen

Der gewesene Bischof von Blois, Abbé Gregoire, ist vorge⸗ stern hierselbst mit Tode abgegangen. 1

Alle Provinzial⸗Blätter sind mit ausführlichen Beschreibun⸗ gen der Feier des Namensfestes des Königs angefüllt. Parader der Linien⸗Truppen und der National⸗Garden, Illuminationen, Bälle, Sammlungen zu wohlthätigen Zwecken und Stiftungen milder Anstalten bezeichneten fast überall diese Feier. .—

Ganz Paris kennt den Marquis v. Chabannes und die un⸗ geheuren Anschlagzettel, mit denen er seinen Laden im Palais⸗ Royal beklebt. Um das Publikum mit den Artikeln seines Buch⸗ handels bekannt zu machen, wendet er auch das sonderbare Mit⸗ tel an, daß er Leute mit hohen dreieckigen Hüten umherwandeln läßt, auf denen die Ankündigungen der bei ihm erschienenen Bücher und Broschüren angeklebt sind. Unter diesen bemerkte man unlangst folgende beide Anzeigen: „Das Ministerium für zwei Sous; die Deputirten⸗Kammer für drei Sous.“ Das Tri⸗ bunal erster Instanz hatte den Marquis dieserhalb der Uebertre⸗ tung des Gesetzes über die Anschlagzettel und der Aufreizung zu Haß und Verachtung der Regierung angeklagt; der Königl. Ge⸗ richtshof hat jedoch jetzt entschieden, daß dieser Anklage keine Folge zu geben sey.

Dem Courrier français zufolge, wollen die Zöglinge der polytechnischen Schule eine Subscription für die jungen Offtziere der Garnison von Metz eröffnen, welche wegen ihres Beitritts zu dem patriotischen Verein des Mosel⸗Departements auf ein Jahr ohne Sold entlassen worden sind.

Einige hiesige Blätter wollen wissen, daß der General Schnei⸗ der, wegen seiner geschwächten Gesundheit, um seine Abberufung von dem Kommando des auf Morea stehenden Truppen⸗Corps ge⸗ beten habe, und daß er den General Trezel zum Nachfolger er⸗ halten werde.

Der Grafev. Pfaffenhofen, der gegenwärtig Se. Majestät Karl X. wegen Wiedererstattung einer diesem Monarchen wäh⸗ rend der Emigration vorgeschossenen Summe vor den Schotti⸗ schen Gerichten verfolgt, hat ein Schreiben in die hiesige Gazette des Tribunaur einrücken lassen, worin er erklärt, daß ihn, einen 80jährigen Greis, nur die drückendste Noth zu diesem äußersten Schritte habe bewegen können.

Großbritanien und Irland. London, 7. Mai. Die Nachricht vom Tode Sr. Maj. des Königs Karl Felix von Sardinien kam vorgestern mit einem Courier hier an, welchen der Sardinische Gesandte erhielt, der sogleich eine Mittheilung davon nach dem auswärtigen Amte sandte.

Die Wahl bei der Universität Cambridge ist gestern been⸗ digt worden und so ausgefallen, wie es die zuletzt bekannt ge⸗ wordene Stimmen⸗Vertheilung erwarten ließ. Herr Goulburn ist mit 806 und Herr W. YNates Peel *) mit 805 Stimmen zum Vertreter der Universltät erwählt worden. Lord Palmerston zählte beim Schlusse der Abstimmung nur 610 und Herr Caven⸗ dish 630 Stimmen. Als sich die verschiedenen Kandidaten aus der Wahl⸗Versammlung entfernten, wurden die beiden Erwahlten vom Volke ausgezischt; dem Lord Palmerston jedoch und Herrn Cavendish spannte man die Pferde vom Wagen, den man im Triumphe aus der Stadt zog. Im Ganzen sind jetzt 402 Mit⸗ glieder erwählt, von denen 231 für und 171 gegen die Re⸗ form seyn sollen; im Vergleiche zu dem vorigen Parlamente hat, dem Courier zufolge, die Frage durch die bisherigen Wahlen 83 Stimmen gewonnen. Im Ganzen rechnet das genannte Blatt in England und Irland auf einen Gewinn von 140 Stim⸗ men, in Schottland jedoch auf eine Einbuße von 11 Stimmen, so daß sich als Resultat eine der Reform günstige Majorität von 129 Stimmen ergeben würde.

Das Resultat der Cambridger Wahl giebt dem Morning⸗ Herald zu folgenden Betrachtungen Stoff: „Das Verfahren bei dieser Wahl wird von den Freunden der Kirche in der City und die Kirche hat dort viele Freunde so angesehen, als ob es derselben mehr Schaden thun würde, als irgend etwas, das seit einer langen Reihe von Jahren vorgefallen ist. Die Wahl der Herren Peel und Goulburn wird die jetzt nur zu all⸗ gemeine und, wie wir fürchten, nur zu sehr begründete Mei⸗ nung bestätigen, daß die Geistlichkeit nicht mit dem Volke sym⸗ pathisirt; daß sie, als Körperschaft, der Oligarchie anhaͤngt, und ein bitterer Feind aller, sowohl politischer als geistiger, Reform sst. Das Kundgeben dieser Gesinnungen ist in dem jetzigen Augen⸗ blick eben so unsinnig, als gefühllos. Die geistlichen Wahler von Cambridge können durch ihren Widerstand die Reform nicht um einen Augenblick verzögern, und ihre Stimmen gegen die⸗ selbe sind ganz gefahrlos. Wir glauben, daß die Geistlich⸗ keit, wenn sie sich von ihrem esprit de corps. von ihrer Neigung zum Befehl und zur weltlichen Herrschaft losge⸗ macht und eine Uebereinstimmung mit den Gefühlen des Volks gezeigt hätte, mehr Vertheidiger der Kirche in einem reformirten Parlamente, als jemals in einem unreformirten, ge⸗ funden haben würde. Aber so, wie die Sachen stehen, wird dies schwerlich der Fall seyn. Was auch immer die Privat⸗Meinung der Parlaments⸗Mitglieder in Bezug auf die Angemessenheit, die Kirche zu unterstützen, seyn mag, so hat sich die Geistlichkeit doch so durchaus unpopulair gemacht, daß sie fürchten werden, ihre Meinung einzugestehen. Fern sey es übrigens von uns, zu be⸗ haupten, daß es keine vortreffliche Kirchenmänner gäbe Män⸗ ner, die so freisinnig in ihren Meimungen sind, als sie edemü⸗ thige und wahrhaft christliche Gefühle besitzen. Wir sprechen nur von der Mehrheit, und daß diese Mehrheit nicht auts Uberaten Politikern besteht, ist eben nicht sehr wunderbar, wenn maun be⸗ denkt, wem in den letzten funfzig Jahren die Besetzung der geistlichen Würden zustand. Wir müssen bekennen, daß wir nicht zu denen gehören, welche die Art billigen, wie der jetzige vortreff⸗ liche Lerdkanzler sein kirchliches Patronat benutzt hat. Aus den allerliebreichsten Beweggründen, wie wir nicht bezwei⸗ feln, hat er in mehr als einem Falle Geistliche vorgezogen, die der Tory⸗Politik anhingen, während kaum ein einziger

*) Bruder des Sir Robert Peel, der bisher irrthuͤmlich als gandidat dej 1 Cambridge bezeichnet worden ist. 1II“ 1 üen E“