sie sich uns nähern könnte, sich mit einer genaueren Untersuchung derselben beschäftigte und nach den besten Beschreibungen darü⸗ ber einen kurzen Abriß davon mit beigefügten diätetischen und ärztlichen Vorschriften zur öffentlichen Kenntniß brachte. Nach⸗ dem sich diese Krankheit aber in unserem Lande gezeigt hatte, setzte die Regierung, für die Sicherung der Gesundheit der Ein⸗ wohner besorgt, ein Central⸗Comité nieder, um dieselbe genauer zu prüfen und so viel als möglich ihrer zu großen Ausbreitung ein Ziel zu setzen. Dieses Comité nun, auf die Arbeiten des allgemeinen Medizinal⸗Conseils gestützt, handelte von jetzt an stets im Geist seiner Bestimmung, nicht mehr aus den Erfahrungen Anderer, sondern aus seinen eigenen, gleich von Anfang an ziem⸗ lich reichlichen Erfahrungen den Stoff zu seinem Werk schöp⸗ send. Es theilte unverzüglich dem Publikum die zweckmä⸗ ßigen Vorschriften und die Diätsregeln mit, welche gegen diese Krankheit schützen, erließ an die betreffenden Behör⸗ den die auszuführenden medizinalpolizeilichen Verordnungen, wie sie dem erwünschten Zweck entsprechen, und schilderte für die Kenntniß der Aerzte in charakteristischen Umrissen, die bereits aus der Natur entnommen waren, das Bild dieser Krank⸗ heit mit Beschreibung der wirksamsten, durch Erfahrung geprüf⸗ ten Heilmittel. — Von der Wichtigkeit einer so viel als möglich schleunigen Rettung der von dieser Krankheit befallenen Perso⸗ nen überzeugt, ordnete das Comité die ärztliche Hülfe so an, daß Jeder, welcher Beistand verlangt, ihn auf der Stelle erhalten kann. Auch hier gab die Regierung einen neuen Beweis ihrer Sorge für die Einwohner, indem sie, den Anträgen des Comité's zufolge, einen Fonds zur Vergrößerung des chirurgischen Beistan⸗ des in der Hauptstadt, wo diese Krankheit sich zuerst zeigte, und einen anderen zu Arzeneien für die Aermeren anwies, denen we⸗ gen ihres minder bequemen Lebens und Wohnens diese Plage besonders drohend wurde. — Damit endlich zu jeder Zeit der Zustand der Cholera in Warschau dem Comité bekannt werde, zog es täglich Berichte ein über die Zahl der neu erkrankten Per⸗ sonen, sowohl in der Stadt, als in den Hospitälern, mit beson⸗ derer Anführung der angewendeten Gegenmittel und des glück⸗ lichen oder unglücklichen Erfolgs der Heilung. Diese Anzeigen stellten dem Comité ein schmerzliches Bild der Krankheit dar, so⸗ wohl hinsichtlich der Menge der von ihr befallenen Personen, als noch mehr hinsichtlich der überaus zahlreichen Opfer. Das Comité wollte die Gemüther der Bewohner unserer Hauptstadt nicht durch Bekannt⸗ machung dieser Nachrichten in Furcht setzen, bemühte sich aber auf alle mögliche Weise, die Ursachen der Sterblichkeit auszu⸗ forschen, namentlich in dem Lazareth, welches im Feldlager für Cholerakranke allein bestimmt war und sich durch die größte Sterblichkeit auszeichnete. Wiederholte Untersuchungen der aus der Mitte des Conseils und Comité's abgeschickten Kommissionen wurden bald von dem gewünschten Erfolg gekrönt, und es offen⸗ barte sich, daß die Hauptursache der Sterblichkeit in dem genann⸗ ten Lazareth die rücksichtslose Transportirung der Kranken aus der Stadt oder deren Umgegend in das Feldlager war; indem eine große Menge dieser Unglücklichen, während dieses unbeque⸗ men Transports und der eben so beschwerlichen Unterbringung, dem Einfluß der Kälte, die bei der Cholera so tödtliche Folgen anrichtet, ausgesetzt, entweder schon leblos an Ort und Stelle ankam, oder bald darauf den Geist aushauchte. Diese Umstände zog das Central⸗Sanitäts⸗Comité in Verein mit dem allgemeinen Medizinal⸗Conseil in sorgfältige Erwägung, und überzeugt, daß für die von der Cholera ergriffenen Personen Wärme eine fast mmerläßliche Bedingung zu einem günstigen Erfolg der Heilung ist, auch ohne Beweise von der Ansteckung der Krankheit zu ha⸗ ben, verordnete es schließlich, daß kein von der Cholera Befalle⸗ ner in dasFeldlager abgeführt werden sollte, sondern daß er in dem Hos⸗ pital, wo er erkrankt, auch verbleibe und geheilt werde, und zwar in abge⸗ sonderten, zu diesem Zweck eingerichteten Sälen. — Run ist auf Verordnung des Comité's ein Spital für Cholera⸗Kranke aus der armeren Volksklasse, welche in ihrer eigenen Wohmumg, dem Mangel ausgesetzt, dem Tode ein nothwendiges Opfer fallen müßten, in Bagatelle eingerichtet worden. Andererseits sind alle Rettungsmittel für die Kranken in Betracht gezogen worden, und die in dem erwähnten Spital in nicht zu großer Anzahl Untergebrachten finden darin alle nöthige Bequemlichkeiten und sorgfaltige ärztliche Pflege. — Die erwünschtesten Veränderungen baben in kurzem dargethan, daß unsere Handlungen sich auf sichere Grundsätze stützten, indem das Verhältniß der Sterblich⸗ keit im Feldlager so abgenommen hat, daß, während früher von 1000 der dort untergebrachten Kranken täglich 100 — 150 starben, jetzt diese Zahl kaum einige und zehn erreicht; aber auch diese Sterblichkeit ist mehr dem späten Dahinbringen oder der Ver⸗ spatung des ersten Beistandes an Ort und Stelle, als dem Um⸗ sichgreifen der Cholera, zuzuschreiben. Die dort befindlichen Kran⸗ ken genießen schon größere Bequemlichkeit und sind mit einer gehöorigen Zahl von Aerzten versehen; daher vermehrt sich auch die Zahl der Genesenden um ein Bedeutendes.
Eben so zeigt sich unter den Einwohnern der Hauptstadt ein günstigerer Zustand, und während in der ersten Woche, als die Cyholera zu grassiren begann, gegen 200 Personen derselben un⸗ terlagen, belief sich deren Zahl in der zweiten nur auf 100, und in der letzten betrug sie nicht mehr als 60; in diesen Tagen aber hat sich namentlich die Zahl der neu Erkrankten so vermindert, daß am 11ten d. M. nur 6 Personen in der Stadt von der Cholera befallen wurden. Obgleich diese so günstigen Veran⸗ derungen in unserer Hauptstadt ein nahes Ende der Cholera an⸗ zudeuten scheinen, so können wir doch nicht zweifeln, daß die ge⸗ naue Befolgung der diätetischen und medizinalpolizeilichen Vor⸗ schriften der Verbreitung des Uebels ein ungemeines Hemmniß entgegengesetzt hat. Deshalb müssen wir auch, ungeachtet der scheinbar nachlassenden Epidemie, immer auf diese Plage auf⸗ merksam seyhn, welche sich wieder vergrößern und einen Jeden, der sich nicht sorgfältig hält, noch stets ergreifen kann.
Warschau, den 13. Mai 1831. 8
Der Präsident des Central⸗Sanitäts⸗Comité's, Dr. Malcz.“
Der Staats⸗Zeitung zufolge, hat die Cholera in der Hauptstadt fast ganz aufgehört; am 16ten war Niemand erkrankt.
Der Reichstags⸗Marschall Graf Wladislaus Ostrowski hat das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ausgeschlagen; an seine Stelle ist unterm 17ten d. der Staatsrath Andreas Horxodyski von der National⸗Regierung zur provisorischen Leitung dieses Departements berufen worden.
Der Warschauer Zeitung zufolge, soll die National⸗Re⸗ gierung an den seiner Gesundheit wegen in Kalisch sich aufhal⸗ tenden Staatsrath Morawski eine Staffette mit der Anzeige ab⸗ geschickt haben, daß er zum Finanz⸗Minister ernannt worden sey.
Das Untersuchungs⸗Comité in Angelegenheiten der gehei⸗ men Polizei macht bekannt, daß Kasimir Fngwei überführt, zu jener Polizei gehört zu haben, unter polizeiliche Aufsicht ge⸗ hellt und von allen öffentlichen Aemtern und Stellen ausge⸗ schlocen worden fey; im Jahre 1823 habe derselbe die Bekannt⸗ schaft des Chefs der geheimen Polizei, Heinrich Makrott, ge⸗
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macht und von demselben monatlich 140 Fl. für seine einge⸗ schickten Berichte erhalten.
Am 15ten d. ist, wie die Warschauer Zeitung meldet, der durch seine Kenntnisse und Beredsamkeit in Warschau be⸗ kannte Herr Thaddeus Krempowiecki von dem Dwernickischen Corps in der Hauptstadt angelangt. Er befand sich unter der Artillerie dieses Corps und wurde zum Offizier mit dem Mili⸗ tairkreuz befördert. — Auch der bekannte Xawer Bronikowski, der bis jetzt sich in den Schlacht⸗Reihen befunden hat, ist nach Warschau zurückgekehrt.
Vorgestern führte die Artillerie der Warschauer National⸗ Garde auf den sogenannten Schwedischen Schanzen jenseits Po⸗ wonzk Schießübungen aus. „Die neuen Artilleristen“, sagt die Warschauer Zeitung, „bewiesen, wie eifrig sie in diesem schwierigen Dienst gearbeitet haben, und ernteten alle Lob ein.“
Nach Privat⸗Nachrichten, meint die Staats⸗Zeitung, wäre der Chef der Wolhynischen Insurgenten, Ludwig Stecki, am 27. April nicht von den Russen erschossen worden, sondern nach Gallizien entkommen.
Demselben Blatt zufolge, sind die von Sr. Majestät dem Kaiser Nikolas zu Mitgliedern der provisorischen Regierung des Königreichs Polen ernannten Personen in Bialystock ange⸗ kommen und gedenken sich von da nach Lublin zu begeben.
Anstatt des Herrn Schuch ist der bisherige Bezirks⸗Kom⸗ missar von Stanislawow, Staats⸗Referendar Gerlitz, zum Vice⸗ Präsidenten der Hauptstadt ernannt worden.
Dieser Tage sind der Fürst Heinrich Lubomirski mit seiner Tochter, der Fürstin Sanguszkowa, der Leibarzt Napoleons, Dr. Antomarchi und ein Pariser mit dem Juli⸗Kreuz geschmück⸗ ter Arzt in Warschau angekommen. “
“ kö. “ Paris, 16. Mai. Vorgestern kam der König zur Stadt und bewilligte dem Grafen von Saint⸗Priest, so wie dem bisherigen Konsul in Lissabon, Herrn Cassas, eine Privat⸗ Audienz. Der Direktor der Französischen Akademie, Herr Par⸗ seval⸗Grandmaison, hatte die Ehre, dem Monarchen die beiden neu aufgenommenen Mitglieder der Akademie, Herren Cousin und Viennet, vorzustellen. Um 1 Uhr führten Se. Majestät den Vorsitz im Minister⸗Rathe und kehrten gegen 4 Uhr nach Saint⸗ Cloud zurück.
Gestern traf der König gegen 11 ½ Uhr hier ein, um endlich die, der ungünstigen Witterung wegen, zweimal abbestellte Revue über die National-Garde der Hauptstadt und des Weichbildes abzuhalten. Schon seit 8 Uhr Morgens befanden die Legionen sich in der schönsten Haltung unter den Waffen und marschirten aus ihren verschiedenen Stadtvierteln nach dem Marsfelde, wo sie sich in der anbefohlenen Schlacht⸗Ordnung ausstellten. Die Legionen der Hauptstadt standen zur Rechten, die des Weichbil⸗ des zur Linken der Militairschule, die reitende National⸗Garde und die Artillerie aber mit dem Rücken gegen die Seine. Um
113 Uhr verließ der König zu Pferde, in Begleitung des Her⸗
zogs von Nemours (der Herzog von Orleans befand sich bereits auf dem Marsselde an der Spitze seiner Batterie), des Mini⸗ sters des Innern, der Marschälle Soult, Macdonald und Gérard, des Grafen von Lobau und eines glänzenden Generalstabes, das Palais⸗Royal. Detaschements der reitenden National⸗Garde er⸗ öffneten und schlossen den Zug. Um 12 ¾ Uhr langten Se. Ma⸗ jestät auf dem Marsfelde an und wurden dort von dem, von sei⸗ nem Unfalle ganzlich wiederhergestellten General Jacqueminot empfangen. Nachdem der König vom Pferde gestiegen, empfing derselbe die Huldigungen des Stadt⸗Raths aus dem Munde des Präfekten des Seine⸗Departements. Se. Maj. übergaben so⸗ dann, der Verordnung vom 13ten d. gemaß, den beiden Unter⸗ Präfekten von Sceaux und St. Dénis, so wie den Maires der zwölf Pariser Stadt⸗Bezirke, das Modell der Juli⸗Kreuze und Medaillen, die den Theilnehmern an den Ereignissen des Juli bereits zuerkannt worden sind oder noch zuerkannt werden sollen. Der Monarch setzte sich demnächst wieder zu Pferde und durchritt sämmtliche Linien, bei welcher Gelegenheit Se. Maje⸗ stät dreien National⸗Gardisten, die während der letzteren Unru⸗ hen durch Steinwürfe verwundet worden, das Kreuz der Ehren⸗ legion zu verleihen geruhten. Um 2 ¾ Uhr formirten die Linien geschlossene Kolonnen, während der König das Marsfeld umritt, um sich der auf den Anhöhen befindlichen zahlreichen Volksmenge zu zeigen. Se. Majestät stellten sich alsdaun bei der Militair⸗ Schule auf und ließen sämmtliche Legionen vor sich vorbeidefi⸗ liren. Ihre Majestät die Königin und die Prinzessimnen des Königl. Hauses sahen dem militairischen Schauspiele, von dem Balkon jenes Gebaäudes aus, zu. Um 5 ½ Uhr traf der König wieder im Palais⸗Royal ein. Ueberall, wo er sich zeigte, wurde er mit dem lebhaftesten Jubel begrüßt. Gegen Abend kehrten Se. Majestät und die gesammte Königl. Familie nach Saint⸗ Cloud zurück. Heute tritt der König seine Reise nach der Nor⸗ mandie an.
Nach der Revue hat der König folgendes Schreiben an den General Grafen von Lobau erlassen: „Sie wissen, Mein wer⸗ ther General, daß Ich Mein Namensfest auf diejenige Weise feiern wollte, die Mir am meisten zusagte, nämlich durch den nochmaligen Anblick der National⸗Garde der Hauptstadt und des Weichbildes, so wie sie sich im Juli und August freiwillig gebildet hat. Ich wollte naͤmlich, bevor ihre Organisation die in dem definitiven Gesetze vorgeschriebenen Veränderungen er⸗ leidet, der National⸗-Garde das Zeugniß geben, daß sie durch ihren patriotischen und freiwilligen Eifer an Unterweisung, Manns⸗
b zucht und Ergebenheit Alles übertroffen hat, was Ich von ihr
erwarten und was Frankreich von ihr hoffen konnte. Ich sage es dreist, Mein werther General, die Geschichte bietet kein Beispiel von einem so hochherzigen Aufschwunge und einem so glänzenden Resultate dar, und Mein Nationalstolz läßt Mich glauben, daß nur Franzosen dessen fähig waren. Ich habe aber auch noch andere Schulden gegen die National⸗ Garde abzutragen. Zunächst muß Ich ihr die Erkenntlichkeit der Nation und die Meinige für die Thätigkeit, die Geduld und die Kaltblütigkeit (die oft schwieriger ist, als der Muth) bezeugen, womit sie unter den schmerzlichen Ereignissen, die wir in den verflossenen neun Monaten zu überstehen hatten, zur Unterdrük⸗ kung der Unruhen und zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung, ohne welche für Frankreich weder Freiheit, noch Glück möglich ist, so mächtig beigetragen hat. Zweitens habe Ich eine persönliche Schuld abzutragen und der National⸗Garde zu sagen, wie sehr Mein Herz von dem Empfange, den sie Mir bereitet, von den Gesinnungen, die sie gegen Mich an den Tag gelegt hat, so wie von der Zuneigung gerührt ist, die sie Mir bei jeder Gelegenheit beweist. Ich fühle, daß Ich dies der Kenntniß, welche die National⸗Garde von Meinem Patriotismus hat, so wie der Bürgschaft zu verdanken habe, die ihr Meine lange Laufbahn für Meine Treue zu Meinem Lande und Meine Hingebung für die heilige Sache ihrer verfassungsmäßigen Freiheiten bietet. Möge die National⸗Garde aber auch alle Meine Gesinnungen
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egen Sie kennen, möge sie erfahren, wie sehr Ich Mich in al⸗
en Diensten, die sie dem Vaterlande leistet, mit ihr identificire, und wie sehr sie stets auf Meine lebhafte und aufrichtige Zunei⸗ gung rechnen darf. Ich kann, mein werther General, keinen besseren Dollmetscher bei der National⸗Garde finden, als denjeni⸗ gen, der den wichtigen Posten, auf den Mein Vertrauen Sie berufen hat, so würdig ausfüllt. Haben Sie daher die Güte, ihr Alles, was ich so eben gegen Sie ausgesprochen habe, mit⸗ zutheilen. Ich füge die aufrichtige Versicherung Meiner ganzen Ach⸗ tung für Sie hinzu.
St. Cloud, den 15 Mai, Abends.“ „
Noch gestern Abend theilte General Lobau der National⸗
Garde obiges Schreiben in einem Tagesbefehle mit, den der Moniteur in seinem heutigen Blatte enthält. Deer Prinz von Joinville 199 nachdem er am 9ten Abends in Valence eingetroffen, diese Stadt am 10ten Morgens wieder verlassen und ist noch an demselben Tage Abends in Avignon eingetroffen. Mittelst des Telegraphen hat man hier auch schon die Nachricht von der Ankunft des Prinzen in Marseille erhal⸗ ten. Se. Königl. Hoheit wollten sich von dort am 13ten Vor⸗ mittags nach Toulon begeben und bis zum 1gten daselbst verweilen.
In seiner gestrigen Nummer giebt der Moniteur eine kurze Uebersicht von den politischen Ereignissen der vorigen Woche. Am Schlusse derselben heißt es: „Die vollkommenste Ruhe ist zurückgekehrt. Gleichzeitig gewinnt die öffentliche Meinung an Zuversicht durch neue Friedens⸗Versicherungen, durch Ereignisse, die diesen Frieden bestätigen, durch Unterhandlungen, die ihn be⸗ festigen. Man sieht, daß die Ordnung im Innern und der Friede nach außen hin solidarisch sind; man fühlt dies, und dieser heil⸗ same Gedanke flößt überall Vertrauen ein. Der rasche Wechsel der Begebenheiten und ihrer Resultate, die sich in eine einzige
Woche zusammengedrängt haben, bietet einen reichlichen Stoff
zu nützlichen Betrachtungen für die Wähler, die zwischen der Regierung und einer Handvoll Ruhestörer entscheiden sollen. Alle jene eitlen Versuche sind an der öffentlichen Macht gescheitert, und die bevorstehenden Wahlen werden beweisen, daß das Trei⸗ ben der Umruhestifter im Lande keinen Anklang findet; denn die hiesige Einwohnerschaft, die nichts verlangt, als Friede und Ar⸗ beit, und deren Zuversicht wir am vorigen Donnerstag bewun⸗ dert haben, ist das Bild der gesammten Französtschen Nation. Dieses Vertrauen, das hier am Orte den Kredit hebt, hat sich durch die stets wachsende Geschafts-Thatigkeit auch bereits an verschiedenen Handelsplätzen gezeigt; die Pariser National⸗Garde repräsentirt, was ihren trefflichen Geist betrifft, alle National⸗ Garden des Reichs. Der König wird dieses tröstenden Anblicks auf einer Reise genießen, die nichts als ein ununterbrochenes Fest seyn wird; denn er wird außerhalb der Mauern der Haupt⸗ stadt Alles wiederfinden, was er heute innerhalb derselben er⸗ blickt: Vertrauen in seine Weisheit, Eifer für das Gemeinwohl, Liebe zu unserer Verfassung, Ergebenheit für seine Person.“
Unter den Präfekten haben mehrere Entlassungen, Versetzun⸗ gen und freiwillige Abdankungen stattgefunden. Der ehemalige Präfekt, Herr von Sainte⸗Suzanne, ist statt des ausgeschiedenen Herrn Bogne de Faye (ehemaligen Deputirten) zum Präfekten des Departements der Aisne, und der Unter⸗Präfekt von Com⸗ piegne, Herr Thiessé, statt des ausgeschiedenen Herrn Rouillé d'Orfeuil, zum Prafekten des Departements des Jura etnannt worden. Die Präͤfekten der beiden Departements der Loire und der Dordogne, Herren Mourgue und von Norvin, haben ihre Posten unter einander getauscht. Herr Billiard, der bisher das Departement des Finisterre verwaltete, ist Prafekt des Departe⸗ ments der Haiden, statt des Herrn Goubault, geworden, der sei⸗ nerseits wieder das Departement des Var, statt des ausgeschit⸗ denen Herrn Bernard, erhalten hat. Das Departement des Fi⸗ nisterre ist dem Unter⸗Präfekten von Saint⸗Pol, Herrn Pellent, zu Theil geworden. Der bisherige Präfekt des Departements der Charente, Herr Besson, ist ausgetreten. Seine Stelle hat der Präfekt des Departements der Vauecluse, Herr Larreguy, er⸗ halten, der in seinem Posten durch den ehemaligen Prafekten, Herrn Derville⸗Maléchard, ersetzt wird. Endlich ist der ehema⸗ lige Präfekt, Herr von Talleyrand, statt des Herrn Cahouöt, zum Präfekten des Departements des Pas⸗de⸗Calais, und der ehe⸗ malige Präfekt, Herr Heim, statt oes Herrn von Soldère, zum Präfekten des Departements beider Ssêvres ernannt worden.
Durch Königl. Verordnung vom 1sten d. M. sind der Frei⸗ herr Alexander von Humboldt und Berzelius, Mitglieder der hiesigen Akademie der Wissenschaften, so wie Thorwaldsen, Mit⸗ glied der Akademie der schönen Künste, zu Offizieren der Ehren⸗ legion ernannt worden.
Der Vicomte von Chateaubriand ist gestern von hier nach Genf abgereist. Das Journal des Débats äußert bei die⸗ ser Gelegenheit unter Anderem: „Das vertraute Verhältniß, das uns seit dreißig Jahren mit dem größten Schriftsteller unseret Epoche verband, berechtigt uns, den Schmerg, den dieses Exl⸗ so freiwillig es auch ist, uns einflößt, offen auszusprechen. Wir leben in einer Zeit, wo die Entfernung für eine alte Freund⸗ schaft eben so bitter ist, wie für die lebhafte Leidenschaftlichkeit der Jugend. Es sey uns daher erlaubt, hier ein Gefühl aus⸗ zusprechen, dessen Gegenseitigkeit für uns stets ein Gegenstand des Stolzes gewesen ist, und es in ein Journal niederzulegen, welches das Glück hatte, sich öfter mit beredten Aufsätzen fu bereichern, deren unnachahmlicher Styhl den Verfasser bald verrieth. Vor seiner Abreise hat Herr von Chaͤteaubriand einen seiner und des Landes würdigen Abschied von Frant⸗ reich genommen. Sein letztes Werk, die historischen Stu⸗ dien, sind bereits in Jedermanns Händen. Sie sind ein dem Ruhme des Landes errichtetes Denkmal, einem Ruhmte, dem Herr v. Cheͤteaubriand stets seine Feder, seine Zeit, seine Existenz, kurz Alles gewidmet hat, nur nicht die Festigkeit seiner Grundsätze und die Unabhängigkeit seiner Meinungen, d. h. die Ehre, die bei einem großen Bürger auch dem Vaterlande zunl Ruhme gereicht.“ Schließlich spricht das genannte Blatt die Hoffnung aus, daß Herr v. Chaͤteaubriand später in sein Va⸗ terland wieder zurückkehren werde.
Der hiesige Erzbischof hat in Bezug auf den Abbé Gregonte unterm 13. d. M. das nachstehende Schreiben an die Pfarrer seiner Diöcese erlassen: „Die einfachen Vorschriften der Schick⸗ lichkeit gestatten mir nicht, mich über Hrn. Gregoire, ehemaligen constitutionnellen Bischof des Loir und Cher, der gegenwaͤrtig gefäͤhrlich krank liegt, so wie über sein Verhältniß zur geistlichen Behörde, weiter auszusprechen; aber ich muß mich beeilen, dem Eindrucke zuvorzukommen, den ein in einem Blatte (dem Tempo) heute erschienener Brief auf die Geistlichkeit und die Gläubigen meiner Diöcese machen könnte. Ich protestire im voraus gegen diesen Brief und gegen den darin enthaltenen Bericht. Sie wer⸗ den später erfahren, welche Schritte die Liebe zum öffentlichen Frieden, so wie die Liebe zu den heiligen Regeln des Glaubens,⸗ die hier mehr betheiligt sind, als die der Disciplin, mich haben unternehmen lassen, um, so weit dies in dem vorliegenden Jalle
(gez.) Ludwig Philipp.
lich war, meine Pflichten als Bischof und als Franzose mit uder zu vereinbaren. Ich erwarte von der Barmherzigkeit 6, die ich unaufhörlich anflehe, eine jener Wirkungen der de, welche rühren, beruhigen und trösten, und fordere Sie mit mir darum zu bitten. Empfangen Sie, Herr Pfarrer, Persicherung meiner aufrichtigen Zuneigung.“ — Die erste und dritte Kammer des Königl. Gerichtshofes gahmen am vorigen Sonnabend die Anträge des Gen eae prw⸗ bors Herrn Persil in der Sache des Priesters Dumonteil, Fem geistlichen Stande entsagt hat und sich nunmehr ver⸗ Achen will, wogegen von seinen Eltern vor Gericht Einspruch
an wird. Der General⸗Prokurator fand die Civil⸗Ehe der
lister von dem juristischen Standpunkte aus zulässig; nach ein⸗
sdiger Berathung erklärte aber der Gerichtshof, daß die Stim⸗ gleich getheilt seyen; die Sache muß daher vor allen drei nmern des Gerichtshofes nochmals verhandelt worden. Die wesenheit des Ersten Präsidenten Barons Séguier, der durch
Lod seines Bruders abgehalten war, der Sitzung beizuwoh⸗
würde die Theilung der Stimmen verhindert und die Sache, man glaubt, im Sinne der Anträge des General⸗Prokura⸗ entschieden haben.
Der Handels⸗Minister hat 34,400 Fr. zur Errichtung einer ysalen Statue des Generals Valhubert in Avranches (De⸗ jement des Kanals), 25,700 Fr. zum Bau einer neuen che in Neung⸗sur⸗Beuvron (Departement des Loir und Cher) *10,000 Fr. zur Unterstützung mehrerer Gemeinden des De⸗ ttements des Lot, die durch einen heftigen Gewittersturm stark ten haben, bewilligt.
err Séguier, diesseitiger General⸗Konsul in London und der des Ersten Prästdenten des hiesigen Königl. Gerichtsho⸗ „ist vorgestern hierselbst mit Tode abgegangen. Man glaubt, werde keinen Nachfolger erhalten, da die Regierung überhaupt Absicht haben soll in allen Städten, wo diesseitige Botschaf⸗ oder Gesandten residiren, die General⸗Konsulate aufzuheben.
Der verstorbene Labbey de Pompières, Deputirter des Aisne⸗ hepartements und ältestes Mitglied der Kammer, war in Be⸗ noon geboren. Vor der Revolution war er Artillerie⸗Offizier, n während der Schreckenszeit ins Gefängniß, wurde ader spä⸗
wieder frei und Abgeordneter des Aisne⸗Departements im gesgebenden Körper. Seitdem war er beständiges Mitglied der schiedenen Kammern. Er war es, der unter dem Ministerium lele die Anklage dieses Ministers sowohl, als der Herren von tbiere und Peyronnet, in Antrag brachte. Hauptgegenstand iner Beschäaftigung war das Budget, bei dessen Erörterung er g eine Menge von Ersparungen vorschlag. Er hinterläßt kei⸗ in Sohn. Eine Enkelin von ihm ist die Gattin des Herrn dilon⸗Barrot.
Der Oberst Baron Noel Girard, bisheriger Befehlshaber whiesigen Municipal⸗Garde, ist zum General⸗Major ernannt urden und hat den Obersten Feisthammel zum Nachfolger in dem nannten Posten erhalten.
Briefen aus der Vendée zufolge, soll bei Chollet (Maine d Loire) ein Lager errichtet werden. Ein Anführer einer Ban⸗ von Chouans, Namens Vignault, ist auf der Flucht von den in verfolgenden Truppen erschossen worden.
Aehnliche Unruhen, wie die vor kurzem in Bordeaux stattgefun⸗ nen, sind in der vorigen Woche in Falaise (Calvados) ausge⸗ schen; die Arbeiter rotteten sich zusammen, um die Maschinen zerstören; die National⸗Garde trat unter die Waffen und ver⸗ stete die Rädelsführer. Ein Detaschement der Gendarmerie
Caen ist dorthin geschickt worden. Diese Unruhen hatten nigens durchaus keinen politischen Charakter.
Auch in Lyon haben, wie dies bereits an mehreren anderen tten geschehen ist, die Vorträge der St. Simonlaner Unruhen inter den Zuhörern erregt, so daß der Eigenthümer des Lokals, bo die neule Lehre verkündigt wurde, sich genöthigt sah, dasselbe u schließen.
Der Messager jon von 23 Juli⸗Rittern des
des Chambres enthält eine Protesta⸗ 1sten Bezirks und eine andere von 9 Juli⸗Rittern des 5ten Bezirks gegen die Beschlüsse der Ver⸗ ummlung in der „Grande⸗Chaumière“; sie erklären sich sämmt⸗ sch bereit, den von der Regierung verlangten Eid zu leisten und das Kreuz mit der Inschrift: „Vom Könige gegeben“ zu tragen.
Das General⸗Conseil des Departements der oberen Garonne hat in der am 10ten d. eröffneten Sitzung den Grafen von Ca⸗ ielan, Pair von Frankreich, das der Gironde den Herzog von Decazes, das der Haiden den General Lamarque, das der Aisne den Grafen von Sades zu Präsidenten gewäͤhlt.
Aus Ajaccio vom 3. Mai schreibt man: „Am Abend ds 1. Mai, des Namesfestes des Königs, wurde die öffentliche Ruhe hier ernsthaft gestört. Gegen 10 Uhr Abends bildete sich ein zahlreicher Haufe vor dem von der Präfektur ziemlich ent⸗ fenten Stadthause und ließ den Ruf: „Es lebe Napoleon II.!“ vernehmen; man warf den dort errichteten Triumphbogen um und zerbrach die Lampen, womit er erleuchtet war. Den An⸗ srengungen des Generals Esteve und des Präfekten Herrn Jour⸗ dan gelang es, den Aufruhr zu unterdrücken. Am folgenden Kage wurden vierzehn Verhaftsbefehle erlassen; nur eine einzige pPerson, Namens Olera, Beamter bei der Prafektur, ist verhaf⸗ tet worden; man hofft auch die anderen Individuen bald zur haft zu bringen.“
Aus Toulon vom 10. Mai schreibt man: „Die Englische Brigg „Phénomène“, die auf hiesiger Rhede eingelaufen war, st nach Marseille abgesegelt. Die von diesem Schiffe mitge⸗ brachten Depeschen, deren wesentlicher Inhalt durch den Telegra⸗ ohen nach Paris gemeldet worden ist, scheinen hinsichtlich der von Portugal verlangten Entschädigungen befriedigend zu seyn, a noch der gestrige Telegraph den Befehl hierher brachte, die Ausrüstung der Schiffe auf den Kriegssuß einzustellen und ste nur auf den Friedensfuß zu beendigen. Auch soll die Abfahrt der beiden Lintenschiffe und dreier Fregatten, die sich in dieser Voche nach Lissabon begeben sollten, verschoben worden seyn.“
Das bisherige Seminar in Lyon ist zur Verfügung des Kriegs⸗Ministers gestellt worden. Fn
Das Leichenbegäͤngniß des Herrn Lab⸗ beh de Pompidres fand heute früh in Anwesenheit zahlloser Zuschauer statt, unter denen man viele Juli⸗Ritter, mit dem blauen Bande im Knopfloche, bemerkte. Piquets der National⸗Garde, die vornehmlich aus der ersten Legion genommen waren, erhielten die Cireulation
—,— Paris, 16. Mai.
frei. Der Sarg wurde abwechselnd von einer Deputation der Studirenden und von Juli⸗Rittern getragen. In dem der Leiche folgenden Zuge bemerkte man den General Lafayette, der mit Herrn Laffitte Arm in Arm ging, so wie die Herren Mauguin, Delaborde, von Schonen, den Dichter Berenger und den Prãa⸗ sidenten des Minister⸗Rathes, Herrn Casimir Perier. Der Zug kam Wum 12 Uhr in der St. Rochus⸗Kirche an, wo die Geist⸗ lichkeit eine Todtenfeier hielt; um 2 Uhr setzte sich derselbe nach
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Großbritanien und Irland. 6
„London, 15. Mai. Am vergangenen Mittwoch gab der König ein großes Diner, zu dem die Erzbischöfe von Canterbury, York, Armagh, Dublin, Cashel und Tuam und die Bischöfe von London, Llandaff, Chichester, Chester, Lichsield und Coven⸗ try, Bristol, Sodor und Man, Cangor und Gloucester einge⸗ laden waren. In der London Tavern wurde vor einigen Tagen zur Feier der Erwaählung der vier Reform⸗Freunde, als Vertreter der City, ein öffentliches Gastmahl gehalten. Es nahmen ungefähr 240 Personen daran Theil. Den Vorsitz führte Herr G. Grote, dem zur Seite der Lord⸗Mayor, die vier Londoner Parlaments⸗Mit⸗ glieder und die Herren Hume, Hobhonse, C. Calvert, W. Brougham und Easthope saßen. Nachdem die Gesundheit des Königs, des Herzogs von Sussex und der anderen Zweige der Königl. Familie getrunken war, verlas der Vorsitzer ein Schrei⸗ ben des Herzogs, worin Se. Königl. Hoheit es bedauerte, der Einladung zu diesem Mahle nicht Folge leisten zu können, da er an diesem Tage dem Könige aufwarten müsse; es thue ihm dies um so mehr leid, da es ihn einer Gelegenheit beraube, seine Meinung über eine Maaßregel auszusprechen, die seines Erach⸗ tens nach von allen, die jemals ins Parlament gebracht wor⸗ den wären, die bestgeeignetste sey, um die Festigkeit der Krone, Feagh der Aristokratie und das Wohl und Glück des Volks zu sichern. In dem Kanzelei⸗Gerichtshofe sprach der Lordkanzler gestern ein nicht uninteressantes Urtheil in nachstehender Angelegen⸗ heit: Ein Danischer Unterthan heirathete nämlich in Eng⸗ land sie gingen späterhin nach Dane⸗ mark und wurden dort von einer in diesem Lande kom⸗ petenten Gerichtsbehörde geschieden. Die Frau starb bald darauf in England, und der Mann entsagte allen Ansprüchen auf ihr Vermoͤgen. Nach dem Tode des Mannes kam ein sehr lange schwebender Prozeß zur Entscheidung, durch welchen der Frau eine bedeutende Summe zugesprochen wurde, die aus den Rückständen eines Jahrgehalts entsprang, das ihr vor ihrer Ver⸗ heirathung zugesichert worden war. Die Testaments⸗Vollstrecker des Gatten nahmen diese Summe für denselben als überleben⸗ den Theil in Ansprijch, die Verwandten der Frau aber verlangten dieselbe kraft der Scheidung und der Verzichtleistung des Man⸗ nes. Der Vicekanzler hatte zu Gunsten der letzteren entschieden. Der Lordkanzler stieß aber dieses Urtheil um und begründete seinen Spruch darauf, daß eine Scheidung in Dänemark eine Heirath nicht annulliren könne, welche unter den gesetzlichen For⸗ men in England vollzogen worden sey, und daß daher die eheli⸗ chen Rechte des Mannes dieselben wären, als ob eine solche Scheidung niemals stattgefunden hätte; was seine Verzichtlei⸗ stung anbetreffe, so könne dieselbe, da sie in Unwissenheit über den wahren Vermögenszustand der Frau geschehen und späterhin von den Administratoren widerrufen worden sey, seinen Rechten keinen Abbeuch thun. Der Lord⸗Kanzler erklärte daher, daß die Erben des Gatten zum Empfang der Gelder berechtigt seyen. Bei dem Schatzkammer⸗Gericht wurde kürzlich die Klage eines Herrn Freuch gegen den Drucker der Times verhandelt. Dieser Herr French, der früher Englischer Offizier war und jetzt auf halbem Sold steht, hatte vor einigen Jahren den Tivoli⸗ Garten zu Margate übernommen und dieser Anstalt zur voll⸗
eine Engländerin;
schießen, welche das Feuer unverzücglich beantwortete. Das Hin⸗ und Herschießen dauerte, bis die Dunkelheit eintrat; unsererseits
erhielten dabei 2 Soldaten leichte Kontusionen. Während des Gefechtes hatte der General Chassé oben erwähntes Schreiben be⸗ antworten lassen. In dieser Antwort beruft er sich, um die Be⸗ setzung der beiden Punkte zu rechtfertigen, auf den ersten und zweiten Artikel der Uebereinkunft und insbesondere darauf, daß von Seiten der Belgier schon seit längerer Zeit jene Ueberein⸗ kunft durch Anlegung von Batterieen an der Schelde verletzt worden sey, wobei er hinzufügt, daß sie allein nur alle aus die⸗ ser Verletzung entspringende Folgen zu verantworten haäͤtten.
In der Staats⸗Courant liest man auch: „Es ist in verschiedenen Tages⸗Blättern die Rede davon gewesen, daß Bel⸗ gische Posten, die sich auf den bei Antwerpen belegenen Batte⸗ rieen besinden, auf Fahrzeuge geschossen haben die sich nach der Citadelle oder von dort zurück begaben. Diese Angriffe hatten einen ernsten Briefwechsel zwischen den gegenseitigen militärischen Autoritäten zur Folge, aus welchem sich ergiebt, daß die Wieder⸗ vergeltungs⸗Maaßregeln, zu denen sich der General Chassé genöthigt sah, ihren Zweck erfüͤllten, und daß Alles in den vorigen Zustand der Dinge zurückgekehrt ist. Seit 5 Tagen sind bereits 2 Fahr⸗ zeuge unter Hollaändischer Flagge von der Citadelle am Nord⸗ Fort entlang die Schelde hinunter gesegelt.“
Antwerpen, 16. Mai. Gestern setzte einer von den Vor⸗ fällen, die bei unserer Stellung dem Feinde gegenüber fast nicht zu vermeiden sind, die ganze Stadt in Bewegung; gllüccklicher⸗ weise bot er keine wiekliche Gefahr dar. Die in der Citadelle befindlichen Holländer hatten sich nämlich in der vorletzten Nacht des St. Lorenz⸗Forts bemächtigt, das zeither von keiner der krieg⸗ führenden Parteien besetzt gewesen war, und um sich den Besttz desselben zu sichern, die dahin führende Straße durchstochen und dadurch alle diesseitige Communication unterbrochen. Außer⸗ dem waren aus der Citadelle Flintenschüsse gefallen, weil, wie hiesige Blätter vorgeben, Kinder auf dem Glacis eine Na⸗ tional⸗Flagge aufgesteckt hatten. Hierdurch veranlaßt zog gestern das Zte Bataillon des 9ten Regiments mit einer großen Auzahl Freiwilli⸗ ger dem Fort zu, und eröffnete ein Gewehrfeuer, das von den Hollan⸗ dern erwiedert, bis in die Nacht hinein dauerte. Die Holländer waren
hinter ihren Wällen fast gänzlich geschützt; unsererseits zählen wireinige
Verwundete, unter denen der Kapitain Lureau, dessen Wunde indessen nicht gefahrlich ist. Die Truppen blieben die Nacht über im Bivouac, so wie diejenigen, die bei Berchem und Bor⸗ gerhout stehen. Während des Ausmarsches des Bataillons be⸗ zog die Bürgerwache den Posten an der Börse, wo Waffen ver⸗ theilt wurden, und im Innern der Stadt zogen Patrouillen umher, um die öffentliche Ruhe aufrecht zu erhalten. Einige Flintenschusse aus der Eitadelle drangen bis in die Falschmünzer⸗Straße, wo ste mehrere Bürger verwundeten. Heute früh schossen die Holländer auf die Unsrigen, die damit beschäftigt waren, die Verwundeten mitzunehmen, die man gestern nicht aufgefunden hatte. General Dufailly hat den General Chassé aufgefordert, das Fort, dessen er sich angeblich gegen die eingegangenen Verträge bemeistert habe, wieder auszuliefern. In der Umgebung des Forts werden
3 Batterieen errichtet, die man, wie es heißt, heute Nachmit⸗ tags mit Mörsern besetzen wird. Bei alledem hofft man, daß Vorf 79 b1 To 82 / K 8* dieser Vorfall keine ernsteren Folgen haben werde. Kanonen wurden nicht abgefeuert, was den Bewohnern Antwervens die Ueberzeugung gewähren muß, daß sie keinen Angriff von Seiten
kommenen Zufriedenheit der Besucher vorgestanden. Im ver⸗ gangenen April ließ jedoch die Theilnahme des Publikums nach, und zwar in Folge eines Artikels in der Times, worin gesagt worden war, daß die große Jury von Middlesex eine Akte gegen einen Herrn Martin French erlassen habe, weil dieser dem Heren Trotter einen Brief geschrieben, in welchem er ihm mit Ermor⸗ dung und mit Verbrennung des ihnen gemeinschaftlich gehören⸗ den Tivoli gedroht hätte. — Der Vertheidiger der Times be⸗ merkte, daß, wenn es dem Kläger nur um Rechtfertigung seines Charakters zu thun sey, so würde ein Shilling Schaden⸗Ersatz zu diesem Zwecke so gut hinreichen, als Tausend Pfund. Wenn dies überhaupt seine wirkliche Absicht gewesen wäre, so würde er die Redaction der Times aufgefordert haben, den Verfasser jenes Artikels anzugeben, oder solchen zu widerrufen; da dies aber nicht geschehen wäre, so sey es augenscheinlich, daß es zwischen ihm und seinem Anwalt abgekartet sey, diesen Umstand zu benutzen, um sich ein Geld⸗Sümmchen zu verschaffen. Er hoffe, daß die Jury eine solche Verfahrungs⸗Art nicht aufmuntern werde, und
dieser nicht mehr als einen Pfennig betragen würde. Die Jury sprach nach halbstündiger Berathung dem Kläger einen Schaden⸗ Ersatz von 40 Shillingen zu. . Beim Anlegen des Grundsteins für die neue Goldschmiede⸗ Halle, entdeckte ein Arbeiter ungefähr 15 Fuß unter der Erde einen herrlichen Römischen Altar. Auf der Vorderseite befindet sich eine schöne Figur mit einem Bogen in der linken Hand und mit der rechten einen Pfeil aus einem Köcher ziehend, der ihr über der rechten Schulter hängt. Auf der Rückseite befin⸗ det sich die Form einer Lyra, welche aber durch die Werkzeuge der Arbeiter sehr beschädigt worden ist. Diese prächtige Antike wurde der Gesellschaft für Alterthümer in ihrer letzten Sitzung
ügestellt. daß Dom Mignel mit dem Befehlshaber
Den Gerüchten, gu⸗ der auf dem Tajo erschienenen Englischen Flotte in Unterhand⸗ or⸗
lungen getreten sey, fügt der Courier noch hinzu, daß die P tugiesische Regierung alle Forderungen des Britischen Kabinets zugestanden habe; die Beamten, deren Absetzung und Bestrafung man gefordert, seyen abgesetzt und bestraft, ihre Namen in der Lissaboner Zeitung publizirt und auch außerdem seyen alle ver⸗ langte Entschädigungen und Genugthunngen geleistet worden.
Niederlande.
Aus dem Haag, 18. Mai. Der General⸗Lieutenant de Kock ist aus Staatsflandern nach Middelburg zurückgekehrt, um die Garnison von Vließingen zur inspiciren. Auf den Gränzen der Provinz Seeland war nach dem Gefechte bei Hulst Alles unter den Waffen.
Ueber die letzten Ereignisse hiesige Staats⸗Courant einen Berich daß in Folge von Seiten der Belgier in Antwerpen genomme⸗ ner Maaßregeln, der General Chassé es für nöthig erachtet die zur Citadelle gehörenden festen Punkte Kiel und St. Lorenz zu besetzen und in Vertheidigungszustond zu bringen, ein Ver⸗ fahren, zu welchem er in Folge der bestehenden Bestimmungen vollkommen berechtigt gewesen sey. Von Seiten des feindlichen Befehlshabers sey dies jedoch als eine Verletzung der Waf⸗ fenstillstandes⸗Uebereinkunft angesehen worden, über wel⸗ che er sich in einem Schreiben an den Befehishaber des Hauptquartiers, Oberst⸗Lieutenant Rupertus, beschwert häͤtte. Eine Stunde nach Absendung dieses Schreibens, heißt es feruer, be⸗ setzten Belgische Scharfschützen die nahe beim St. Lorenz⸗Fort
bei Antwerpen enthäs
dem Kirchhofe des Pater Lachaise in Bewegung. Am Grabe wurden mehrere Reden gehalten.
belegenen Häufer und bezannen, auf die Besatzung des Forts zu
daß, wenn sie überhaupt zu einem Schaden⸗Ersatze verurtheile,
Bericht, in welchem es heißt,
habe,
der Citadelle aus zu vefürchten haben, so lange die Stadt nicht die Eitadelle angreift, was, wie das Journal d'Anvers versichert, nie geschehen wird. 8
Antwerpen, 17. Mai. Der Französtsche Gesandte, Ge⸗ neral Belliard, ist in Begleitung des Herrn Bressoͤn gestern hier eingetroffen. Man setzt diese Ankunft in Verbinduing mit den letzten hiesigen Vorfäͤllen und glaubt, der General habe sich über 8 dieselben an Ort und Stelle unterrichten wollen; heut Abend kehrt er wieder nach Brüssel zurück. — Auch der Ingenieur General Goblet, früherer Kriegsmümister, kam in diesen Tagen hier an, um, wie man sagt, die Angriffs⸗ und Vertheidigungs⸗ Anstalten, die anf das lebhafteste betrieben werden, persönlich zu leiten. — Ein Holländischer Reisender, der auf einen Holländi⸗ schen Paß reiste, ist hier festgenommen worden, und zwar an⸗ geblich als Wiedervergeltungs⸗Maaßregel für das Verfahren Hol⸗ lands hinsichtlich der mit Belgischen Pässen versehenen Reisen⸗ den. — Heute sehr früh am Tage bemerkte man auf der hohen See zwischen Lillo und dem Fort St. Marie zwei Dampfboote, von denen das eine als das Königliche, mit der Königl. Flagge geschmückt, erkannt wurde, was die Anwesenheit einer Person von Auszeichnung vermuthen läßt.
Brüssel, 17. Mai. Der hiesige Courrier äußert: „Ir Folge der zahlreichen uns zugekommenen Berichte steht nicht zu befürchten, daß die Deputirten bei der nächsten Versammlung des Kongresses ausbleiben werden. Nur in einigen Orten is eine geringe Anzahl, durch die Llussicht, daß die Belgische Re⸗ volution sich endlich ohne Restauration und ohne Vereinigung mit Frankreich endigen werde, in üble Laune versetzt worden, und diese Fraction nimmt sich vor, durch ihre Abwesenheit gegen die Verletzung ihrer kleinlichen Interessen Zu⸗ protestiren.“
Man meldet aus Gent: Herr Franz Vergauwen, Mitglied der Kommission für die öffentliche Sicherheit, ging in Beglei⸗ tung eines Portugiesischen Offiziers ruhig spazieren, als der Graf Karl d'Hane von Steenhuhze auf ihn losstürzte, ihm einen hef⸗ tigen Schlag auf den Koßf versetzte und beleidigende Schimpf⸗ worte gegen ihn ausstieß. Kaum hane Herr von Verganwen Zeit, sich von seiner Bestürzung zu erholen und die Hand an seine Pistolen zu legen, als auch schon eine Menge Menschen ihn von dem Grafen d'Hane trennte. Es hat früher kein Streit statt⸗ gefunden, der diese Sache erkfären könnte, von der man in der That nicht weif, wie sie eigentlich zusammenhängt. — Die ge⸗ richtliche Untersuchung ist bereits einzeleitet.
In der Nacht von Sonntag auf Montag hat eine der Ar⸗ tillerie⸗Batterieen, welche sich im Hofe eines unserer Schlösser be⸗ finden, den Befehl erhalten, sich ohne Verzug nach Antwerpen zu bezeben. Die Batterie ist bespannt worden und heute vor Tagesanbruch abgegangen. -
Der Courrier berichtigt die früher gemachte Anzeige von der Zahl der unter den Ruhestörern gefundenen Franzosen dahin, daß nur zwei dieser Nation sich unter den Verhafteten befun⸗ den hätten. G
Lüttich, 18. Mal. „Am heutigen Tage“, sagt der Cour⸗ rier de la Meuse, „wird sich unser Kongreß wieder versam⸗ meln. Zu keiner Zeit, seit dem Beginn unserer Revolution, war die Erwartung der Bürger so gespannt, als sie es in diesem Au⸗ genblick zu sehn scheint. Jedermann sieht es ein, daß der ent⸗ scheidende Augenblick naht. — Man ist zuvörderst neugierig, wie groß die Zahl der zu Brussel versammelten Deputirten seyn wird, und diese Neugierde ist sehr natürlich. Wenn die Anzahl klein und geringer ist, als sle seyn muß, so wird man dies, und nicht ohne Grund, für eine schlechte Vorbedentumg nehmen. Denn erstens würde eint unbedeutende
Maäjorität wahrscheinlich hinrei⸗