einer Englisch⸗Ostindischen nach Teheran
1“ Küste) begaben, theils,
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mich, ihr Medizin
Menaam, verbreite aͤngs der Küsten von Kochinchina und Tunkin, und zwar überall da, wo auf der Handelsstraße nach Kanton der Verkehr Berührungspunkte darbot, und erreichte endlich diese Stadt im Oktober 1820. Von da aus hat sie sich wahrscheinlich über ganz China verbreitet, denn in Pekin soll sie 1821, 1822 und 1823 geherrscht haben; es fehlen uns Nachrich⸗ ten, welchen Lauf die Cholera in diesem so sehr bevölkerten Rei⸗ che genommen habe. Wahrscheinlich hat sie schrecklich durch alle Provinzen gewüthet, denn erst im Jahre 1826 kömmt sie wieder im Norden der großen Mauer, in Kuku, einer Stadt, 100 Werst von ihr entfernt, zum Vorschein. Die Krankheit brauchte also, um China zu durchwandern, 6 Jahre. Ungefahr zu gleicher Zeit, oder etwas später wie Kanton, werden auch die Inseln Ternate, Zelebes und Banda, und endlich Amboine von ihr besucht. In Makassar wüthete sie furchtbar; man sah daselbst sogar Affen, Hunde und Ochsen an der Cholera sterben. In allen diesen Ge⸗ genden herrschte sie einige Zeit, ergriff diejenigen, die eine au⸗ genblickliche Empfänglichkeit für den Ansteckungsstoff hatten, er⸗ losch dann scheinbar oder wirklich, glimmte hier und da im Stil⸗ len fort und brach dann von neuem hervor, entweder weil sie von neuem übertragen wurde, oder weil sie nun wieder Menschen vorfand, die Empfänglichkeit für sie hatten. 2) Ver⸗ folgen wir nun die Richtung der Krankheit von Ben⸗ alen aus nach Nordwest! Diese Richtung ist uns viel wichtiger, weil sie auf uns unmittelbar losgeht. Wir haben hier zuvörderst Persien, den Perstschen Meerbusen und die Flußgebiete des Euphrat und Tigris zu betrachten. Denn ob die Krankheit auch Afganistan, Klein⸗Tibet und Beludschistan berührt habe, darüber fehlen uns bestimmte und sichere Nachrich⸗ ten. Allein über den Fortgang der Cholera im Persischen Meer⸗ busen und in Persien, so wie in den Flußgebieten des Euphrat und Tigris, sind wir genau belehrt. Hier treffen wir wieder auf eine sehr merkwürdige Thatsache, die deutlich die Ansteckungsfä⸗ higkeit und Uebertragbarkeit der Cholera beweist. Beruhte näm⸗ ich die Krankheit, wie einige Aerzte behaupten wollten, auf at⸗ mosphärischen, tellurischen oder sonstigen kosmischen Einflüssen, so würde offenbar der südöstliche Theil Perstens, der mit Vorder⸗ indien und den dazwischen liegenden obengenannten Landstrichen inen Kontinent bildet, zuerst ergriffen worden seyn. Das ist aber nicht der Fall gewesen; der genannte Theil Persiens ist viel päter und in viel geringerem Grade von der Cholera befallen worden, als die Küstenstriche am Persischen Meerbusen, und ge⸗ wiß nur aus dem Grunde, weil dort nach Afganistan und Be⸗ udschistan zu der Verkehr äußerst gering ist, wogegen hier see⸗ wärts ein ziemlich lebhafter Betrieb, sowohl durch Handel, als durch kleine Seeräuberei der Araber, stattfindet. Im Jahre 1821 war die Cholera in Surate an der Westküste Vorderindiens und am Eingange des Persischen Meerbusens, und ungefähr um dieselbe ISeit erschien sie auch in Muskate, an der Ostküste Arabiens und schräg gesgenüber von Surate. Fraser, ein Engländer, der um diese Zeit mit bestimmten Gesandtschaft Meerbusen in die Höhe fuhr, giebt als Augen⸗ zeuge genaue Auskunft über den Gang und die Verbreitung der Cholera. (S. J. B. Frasers Reise nach und in Khorasan in den FJ. 1821 — 22 ꝛc., aus dem sghen. 1. Theil, Weimar 1828, s8svo.) In Muskate und in der Umgegend will der Jmam 10,000 seiner Unterthanen an der Cholera verloren haben, und ste soll durch ein Sklavenschiff von Zanguebar herbeigeschleppt worden seyn; im Mai und Juni 1821 wüthete sie auf der heißen, dürren, un⸗ gesunden Insel Kischme, und zwar, wie Fraser erzählt, mit sol⸗ cher Heftigkeit, daß die Einwohner davonflohen, die Stadt fast leer ließen und sich theils nach Minab (an der Persi⸗
weil auch dorthin die Cholera bald nachkam, in die Gebirge eilten. Der Scheik in Kischme wollte behaupten, daß die Cholera auf der Insel entstanden seyn müsse, weil sie seines Wissens nicht dorthin gebracht worden; al⸗ lein da die Kischmesche Polizei nicht gerade so besonders umsich⸗ tig und wachsam ist und dort, wie bei allen Muselmännern, die öffentliche Gesundheitspflege dem lieben Gott überlassen bleibt, so ist auf den Ausspruch Sr. Excellenz des Scheik nicht viel zu geven. Von hieraus ging die Krankheit mit vollen Segeln nach dem unbeschützten Persten; in Minab Bender Abbassih und Bah⸗ rein brach sie sehr bald hervor und wurde, wie Fraser, ein Au⸗ enzeuge, schreibt, höchst wahrscheinlich durch die Ladung oder 1 Mannschaft der Schiffe übertragen (S. 56). Im August hatte ddie Krankheit Buschir oder Abuschir, welches etwas weiter von Kischme entfernt liegt, erreicht. „Anfangs“, schreibt Fraser, „ hatte die Krankheit einen milden leichten Charakter; mehrere Kranke wurden durch den Gebrauch des Branntweins wiederher⸗ gestellt; aber bald trat sie mit aller Heftigkeit auf.“ Einen Fall sah jetzt Fraser selbst im Gesandtschaftslager. „Als ich“, schreibt rr, „am 24. August des Morgens nach den Brunnen ging, be⸗ merkte ich an einem derselben eine auf der Erde liegende Frau, ddie mit einem Tuche bedeckt war und von mehreren Personen mmit kaltem Wasser, das sie in Schläuchen herbeitrugen, begossen wurde. Sie litt wirklich an der Cholera, und man hielt das Be⸗ gießen mit kaltem Wasser für das beste Gegenmittel. Die Krank⸗ heit hatte sich gerade vor Sonnenaufgang bei ihr gezeigt (also vor etwa 3 Stunden), und nach heftigem Erbrechen waren Kon⸗ vulstonen eingetreten. Als ich die Patientin sah, waren die Er⸗ tremitäten eiskalt und mit zähem Schweiße bedeckt, die Hände und Füße von Krämpfen zusammengezogen, die Zähne fest ge⸗ das ganze Gesicht blaß und eingefallen und hatte den eigenthümlichen todten Blick, der diese Krankheit charakterisirt. Sie war vom Wasser ganz durchnäßt, und in den Momenten des Bewußtseyns zitterte ste vor Kälte am ganzen Leibe. Ich erbot 8. zu schicken, und zuerst nahmen ihre Gefährten mein Anerbieten freudig und mit der größten Dankbarkeit an; aber als die Arzenei kam, fragten sie, ob Branntwein darin wäre, und als ich erwiederte, es sey wahrscheinlich etwas Aehnliches darin enthalten, so erklärten sie ausdrücklich, sie würden nicht zugeben, daß die Kranke ein solches Mittel einnähme. Ich erklärte ihnen, diese Arzenei gewähre noch die einzige Hoffnung ihr das Leben zu retten, und das Verfahren, das sie anwendeten, müßte die Patientin tödten; ich fügte noch hinzu, daß ich ja durchaus keinen anderen Grund zu meinem Anerbieten hätte, als den Wunsch, das Leben eines Mitmenschen zu retten. Sie drückten mir ihre Dankbarkeit aus, mich zu segnen, wollten aber mit meiner Arzenei durchaus nichts zu schaffen haben und gossen fortwährend kaltes Wasser über die arme Patientin, die bald dem Tode nahe war und gegen 11 Uhr wirklich starb. Dies war einer der heftigsten Fälle, denn die Krankheit hatte nur 5—6 Stunden gedauert.“ — Man hat hier zugleich einen Begriff, wie die Eingebornen die Krankheit behandeln; ste sind mit ihrer Heitmethode, die denen der Europäischen Aerzte fast ganz entgegengesetzt ist, sehr zufrie⸗ den, und Fraser selbst erzählt, daß sie mehrere Kranke und fast eben so viele geheilt haben, wie die Europäer. Von Buschir schritt die Krankheit schnell auf der großen Straße nach Schiraz. In Kazeruhn mußte die Gesandtschaft Halt machen, weil die Maulthiertreiber nicht weiter auf der großen Stra⸗
11“
den Persischen
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Ueberall hatten Schrecken und Furcht sich der Menschen bemächtigt; die Meisten entflohen in die Gebirge, die Zurückgebliebenen schossen Gewehre ab und machten allerlei fürchterlichen Lärm, um die Krankheit abzuhal⸗ ten; dieser Lärm war in Schiraz so groß, daß der Fürststatthal⸗ ter den Einwohnern sagen ließ, sie wären grobe Narren, daß sie einen solchen Lärm machten, ehe der Feind da sey, und endlich ließ er ihnen versichern, daß er einem Jeden, der diese Tollheit noch länger triebe, die Ohren abschneiden lassen würde. Am 3. September 1821 starb unter den in dieser Gegend befindlichen Europäern der erste, nämlich ein Engländer. Die Perser schrei⸗ ben die Entstehung dieser Krankheit dem Einflusse des Stern⸗ bildes Kanopus zu, von ihnen Zoheil genannt, welches damals kurz vor Sonnenaufgang sichtbar war. In Bussorah sollen von 50,000 Einwohnern binnen sehr kurzer Zeit 12,000 gestorben seyn. Fraser macht eine herzzerreißende Schilderung von dem furchtba⸗ ren Elende, welches weniger die Krankheit selbst, als die Furcht und der Schrecken vor derselben dort erzeugte. Aber alle Behör⸗ den waren auch feiger⸗ und niederträchtigerweise aus der Stadt entflohen, ohne die geringste Anstalt zur Erhaltung der inneren Ruhe zu treffen oder einen einzigen Versuch zur Hemmung der Fortschritte der Krankheit zu machen. „Die Krankheit“, sagt Fraser, „ließ bei so bewandten Umständen endlich nach, weil sie ausgetobt hatte, weil sie keine Nahrung mehr fand, und verlor sich allmählich aus Bussorah.“ — In Schiraz herrschte sie auch schon im September 1821, und als ste um sich griff, entflohen zuerst der Statthalter und sein Harem, dann die Minister, end⸗ lich sämmtliche Behörden, und überließen die Stadt ihrem Schicksale. Deshalb war auch hier, wie in Bussorah, die Sterb⸗ lichkeit fürchterlich, und es starb wieder ein Engländer, ein Mit⸗ glied der Gesandtschaft. Ein einziger Persischer Beamter, des⸗ sen Namen wir wohl nennen moͤgen, Aga Baba Khan, war aus bloßer Menschenliebe und aus reinem Pflichtgefühle freiwil⸗ lig in die Stadt zurückgekehrt und suchte, aller Gefahr trotzend, Ordnung und Ruhe so viel wie möglich aufrecht zu erhalten. Die Krankheit verbreitete sich nun nordwärts nach Zerguhn. Jetzt trat (im Oktober 1821) plötzlich eine ziemlich bedeutende Kalte ein, und die Cholera trat scheinbar in den Hintergrund. Frühjahr 1822 brach sie von neuem hervor, verwüstete die Staͤdte Nain, Kaschan, Kum, Koschrun, Jesd, Kilat, und gelangte, wahrscheinlich wegen der Kälte, wegen des dadurch erschwerten und verminderten Verkehrs und wegen der höheren und nördli⸗ cheren Lage, diesmal nicht nach Teheran. Dagegen gelangte sie nach Tauris und befand sich nun an der neuen Gränze des Rus⸗ sischen Reiches. Am 17. Juni 1822 erreichte sie Lankoran an der Küste des Kaspischen Meeres und an der Mündung des Kur, stieg diesen Fluß und die Hauptstraßen in die Höhe und kam nach der ersten großen Russischen Stadt, nach Baku, wo 12,000 Perser und 800 Russen sich befinden. Aber auch auf einem an⸗ deren Wege ging die Cholera vom Persischen Meerbusen aus nach dieser Gegend. Nämlich fast zu derselben Zeit, wie sie die Per⸗ sische Küste von Kischme aus erreichte, im August 1821, kam sie an die Mündung des Euphrat nach Basra, ging von da nach Hille, längs dem Flusse nach Haleb, stieg auch den Tigris in die Höhe, erreichte Bagdad und tödtete dort an 3000 Menschen. Ein damals gegen die Türken aufgestelltes Per⸗ sisches Heer, welches zwischen Bagdad und Kurdestan sich befand, verlor mehr als 2000 Menschen, und die Krankheit war die Ur⸗ sache des bald darauf eingetretenen Waffenstillstandes zwischen Persern und Türken. Nachdem die Cholera sich auch zwischen Euphrat und Tigris in Mossul, Mardine (August 1822), Diar⸗ beker (September) und Orfa (DOktober) verbreitet hatte, ging sie nicht weiter nördlich, gewiß, well die unwegsamen Gebirgsgegen⸗ den, in denen Erzerum und Achalzik liegen, nämlich die ganze Kette des Taurus, allen Verkehr erschwert und einen natürlichen Cor⸗ don darstellt. Aber von Baku aus fand die Krankheit ins In⸗ nere Rußlands viel gebahntere Wege. Sie ging stets den gro⸗ ßen Straßen und den für den Verkehr und den Handel dienenden Flüssen nach. Zwischen Baku und Astrachan ist der Verkehr immer noch sehr erschwert; dennoch gelangte die Krankheit im Jahre 1824 nach Astrachan und Krasno⸗Jar. Sie würde wahrscheinlich diese Städte früher erreicht haben, wenn sie jetzt nicht schon auf stren⸗ gere polizeiliche Maaßregein gestoßen wäre. Ein aͤngstlicher, ge⸗ nauer und anhaltender Cordon würde dort außerst zweckmäßig gewesen seyn und die Cholera höchst wahrscheinlich von Europa abgehalten haben. Allein Sitten, Gebräuche, Lokalitäts⸗Ver⸗ haltnisse, die dort noch völlig Astatisch sind, machen eine solche Absperrung fast unmöglich. Dennoch war es möglich geworden, die Cholera, nachdem sie große Verheerungen angerichtet hatte, eini⸗ germaßen aufzuhalten. Aber das Gift war nicht getilgt; es glimmte ruhig und im Stillen fort, und dann fand es unter den Völker⸗ schaften, Nomaden und Horden Mittel-Astens einen Heerd, wo es immer wieder von neuem angefacht wurde. Wir haben oben erwähnt, daß die Cholera i. J. 1826 die Stadt Kuku, in der Chinesischen Mongolei, nördlich von der großen Mauer, erreicht hat; zu derselben Zeit erschien sie am entgegengesetzten Ende Astens in Buchara, einer bedeutenden Handelsstadt in der klei⸗ nen Bucharei, an der Nordgränze Perstens. Wie die Cholera in den großen Gebieten zwischen diesen beiden Punkten, nämlich in der Mandschurei, großen Mongolei, Tibet, Turkestan und in den Kirgisischen Steppen, gewüthet, was sie dort ausgerichtet, und auf welche Weise sie sich verbreitet habe, läßt sich, weil alle Nach⸗ richten fehlen, nicht genau angeben. Es ist möglich, daß sie we⸗ gen der ungeheuren Gebirgsketten und der großen wüsten Step⸗ pen, die Mittel⸗Asten gleich den herrlichsten und sichersten Cor⸗ dons durchziehen und allen Verkehr verhindern, dort nicht so sehr ihre Wuth äußerte. Die Lebensweise der Nomaden und Horden, die in einzelnen, weit von einander gesonderten, kleinen Stämmen wohnen, muß hier auch mit in Anschlag gebracht werden, und so betrachtet, ist es denn immer noch früh genug, daß die Krankheit im J. 1828 und 1829 unter den Kirgisen herrschte und in Oremburg wüthete. In Buchara hatte die Cho⸗ lera seit 1826 und 1827 noch nicht aufgehört, Verheerungen an⸗ zurichten, denn diese Stadt fand durch den Verkehr mit den Völkerschaften im Osten immer wieder neuen Zunder. Von da ging sie wahrscheinlich durch Nord⸗Persten oder durch Schiffe über das Kaspische Meer nach Grusien; denn im J. 1829 brach sie abermals mit aller Wuth in Tauris hervor, erreichte von da im Frühlinge 1830 Tiflis, wüthete dort fürchterlich, herrschte in der Umgegend von Oremburg und von Astrachan, stieg von hier aus die Wolga in die Höohe, erreichte Sarepta, durchtobte im Sommer 1830 die Stadt und die Umgegend von Saratoff und gelangte endlich, indem sie Schritt vor Schritt die großen Stra⸗ ßen zwischen dem Don und der Wolga verfolgte, am 28. Sep⸗ tember 1830 nach Moskau. (Schluß folgt.)
ße gehen wollten.
Aber im,
Wissenschaftliche Nachrichten.
In diesen Tagen erscheint die erste Szektion einer, von dem 88 Bau⸗Kommissions⸗Rath Koppin zu Küstrin verfaßten, Spezialkarte vom Oder⸗Bruche, im Maaßstabe von 18888. Wenn jeder Beitrag zur genauern Kenntniß Dank aufgenommen werden muß, so verdient es insbesondere das in Rede stehende topographische Werk, welches sich über eine Gegend der Mark Brandenburg verbreitet, die noch nie in einem so großen Maaßstabe dargestellt worden ist. In seiner amtlichen Stellung, als Deich⸗Hauptmann, hatte Herr Koppin Gelegen⸗ 1 das Oder⸗Bruch theils selbst aufzunehmen, theils die vor⸗ andenen Vermessungen zu Abbild der Natur zu erkennen giebt, welches unter den topographischen Werken der neuern Zeit einen ausgezeichneten Rang behaupten wird. Der Verfasser ist durch die Künstler, die seine Arbeit in Kupfer gestochen haben, auf eine glänzende Weise unterstützt worden: die Herren Heinrich Brose und Jäck, durch frühere zahlreiche Leistungen rühmlichst bekannt, haben ihre Geschicklichkeit abermals und den Beweis geliefert, daß die geographische Kupferstecher⸗ kunst auch bei uns im schönsten Fortschreiten begriffen ist. Alle Freunde vaterländischer Topographie werden diese lehrreiche Karte mit Wohlgefallen betrachten.
ein treues geometrisches
Königliche Schauspiele. .
Freitag, 3. Juni. Im Opernhause: Romeo und Julia Trauerspiel in 5 Abtheilungen.
Im Schauspielhause: Pour la troisième représentation de Mlle. Constance Dechanel: 1) Angeline, vaudeville comique en 1 acte. 2) La premieère représentation de: Uno faute, drame-vaudeville nouveau en 2 actes, par Scribe. (Dans la première pièce Mlle. Constance Dechanel remplira le roͤle d'Angéline, et dans la seconde celui de Léonie.)
onnabend, 4. Juni. Im Schauspielhause: Der Mam von 50 Jahren. Hierauf zum erstenmale wiederholt: Richarde Wanderleben, Lustspiel in 4 Abtheilungen.
Sonntag, 5. Juni Im Opernhause: Jessonda, Oper in Abtheilungen, mit Tanz; Musitk von L. Spohr. (Mad. W geborne Gehse: Jessonda, als Gastrolle.)
Im Schauspielhause: Französische Vorstellung.
In Charlottenburg: Die Doppelverheiratheten, Lustspiel in 1 Akt. Hierauf: Richards Wanderleben, Lustspiel in 4 Abthei lungen.
Montag, 6. Juni. Male: Die Schleichhändler. In Folge Allerhöchster Genehmi gung ist die Einnahme dieser Vorstellung zur einen Hälfte füͤnt die Orchester⸗Witwen⸗Kasse, und zur andern Hälfte für die Un
terstützungs⸗Kasse hülfsbedürftiger Theater⸗Mitglieder (Spontinis
Fonds) bestimmt. Vorher: Der Degen.
Königstädtisches Theater.
Freitag, 3. Juni. Lindane, oder: Der Pantoffelmache im Feenreiche, großes romantisches Zauberspiel in 2 Akten.
Sonnabend, 4. Juni. Zum erstenmale: Die lustige Wer⸗ bung, komische Oper in 2 Akten, nach dem Französischen; Mustk von Konradin Kreutzer. 1
Die zu dieser Vorstellung gültigen Billets sind mit „Dien⸗ stag“ bezeichnet.
Uar IISSW “ Den 2. Juni 1831. “ Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Cour.) vʒoe v Se 4
90 ½ 89 ¼ †O'stpr. Plandbrt. 97 Pomm. Pfandbrf.
Kur- u. Neum. do. Schlesische do. Rkst. C. d. K.- u. N Z.-Sch. d. K.- u. N.
St.-Schuld-Sch. Pr. Engl. Anl. 18 5 Pr. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. Obl. 30 Kurm. ü 9l. m. l. C. Neum. Int. Sch. do. Berl. Stadt-Oblig. Königshg. do. Elbinger do. Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr Grosshz. Pos. do.
104% 103
L“ 4 104 ¾ I“ 686 — N8
Holl. vollw. Dauk. Neue dito
Friedrichsd'or..
Disconto
35 933 94
Preuss Cour.
Wechsel-Cours. — Brief.] Geld.
Amsterdam dito Hamburg dito
London Paris I in 20 Xr.
ugsburg geeg 8 Leipzig
1397 148 ¾ 1887
benutzen, so daß sich seine Karte alsf
an den Tag geleg
Im Schauspielhause, zum funfzigsten
genblicklich geschlagen, flohen eiligst 100 Gefangene in unseren Händen.
eines Landes mit
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Allgemein
Staats⸗
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Berlin, Sonnabend den 4ten Juni.
— —
Amtliche Nachrichte
CEEq’EELag.
W Bekanntmachung. Da neuerlich viele Einlaß⸗Karten zu der Vasen⸗ und Bron⸗ Sammlung des Königl. Museums ausgeblieben sind, so ist Anordnung getroffen — welche auch zur Bequemlichkeit des blikums beitragen wird — daß alle diejenigen Personen, welche Einlaß⸗Karten geschrieben haben, solche — wenn die bestimmte hl der einzulassenden Personen nicht überschritten ist — am edes Besuchs selbst, als an jedem Mittwoche, bei dem stellan des Museums persönlich abfordern und, in Em⸗ ng nehmen können. Berlin, den 2. Juni 1831.
852
General⸗Intendantur der Königl. Museen. 15
Der Königl. Schwedische General⸗Konsul zu Lundblad, nach Stralsund.
Durchgereist: Der Kaiserl. Russische Kollegien⸗Rath, n Poggenpohl, als Courier über Wien von Rom kom⸗ nd, nach St. Petersburg.
Abgereist: ralsund, von
Zeitungs⸗Nachrichten.
Ausland vq11öö1ö11“
St. Petersburg, 25. Mai. Se. Majestät der Kaiser
uhten, am Sonntage, den 22sten d. M., den Grafen von
monetti, außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten
Minister Sr. Majestät des Königs von Sardinien, in einer
vat⸗Audienz zu empfangen und die Notifications⸗Schreiben Betreff des Ablebens des Königs Karl Felix, so wie des Re⸗ rungs⸗Antrittes Sr. Maj. des Königs Karl Albert, entgegen⸗ ehmen. In der St. Petersburgischen Zeitung liest man: ach den zuletzt in den Zeitungen mitgetheilten Nachrichten er die neuen Vortheile, welche unsere Truppen unter dem ;mmando des Generals Baron Creuz über die Empörer er⸗ hien haben, hat der Ober⸗Befehlshaber der aktiven Armee „Majestät dem Kaiser den Original⸗Rapport des Generals uß unterlegt. Dieser Rapport wird weiter unten mitgetheilt rden. Zu gleicher Zeit berichtet der Ober⸗Befehlshaber über olgende, am 30. April (12. Mai) unternommene Bewegung der uptmacht der Armee. Derselbe hatte nämlich erfahren, daß Empörer sich sammelten, um unsere bei Siedlee stehenden uppen zu überfallen. Er beschloß daher, ihnen durch einen chen Angriff zuvorzukommen und eine entscheidende Schlacht liesern, oder, im Fall sie derselben, so wie früher, auswichen, aus der Nähe unserer Kantonnirungen zu entfernen. — Dem⸗ mäß rückte die Hauptmacht unserer Armee am 30. April (12. ai) Abends aus der von ihr besetzten Position. Um Mitter⸗ cht konzentrirte sich das 1ste Infanterie⸗Corps, welches an der pitze der Kolonne marschirte, auf den Anhöhen, nachdem es s Dorf Jablonna passirt war; die übrigen Truppen folgten dem en Corps und machten Halt hinter demselben. Um 2 Uhr, im ersten Streif der Morgenröthe, marschirte die Spitze der wlonne durch das Dorf Trzebucz, und mit Tagesanbruch be⸗ un der Angriff auf den Wald, hinter dem Kaluszyn liegt, und r von der Infanterie der Rebellen besetzt war, die im inneren kande desselben eine Vedettenkette aufgestellt hatten. Die 3te d 1ste Infanterie⸗Division, welche durch die Anhöhen verdeckt aren, dehnten sich in Schlachtordnung aus und rückten lebhaft r. Allein die Empörer machten auch nicht den mindesten Ver⸗ sc, den Wald zu behaupten, sondern zogen sich mit der äußer⸗ Eilfertigkeit nach Kaluszyn und von dort nach Jendrzejow ück. An letzterem Orte gaben sie sich Mühe, sich zu halten, urden aber durch das wohlgerichtete Fener unserer Truppen au⸗ nach Milosna und ließen Den Befehl über die Trup⸗
F;. . W . h2t pen der Rebellen führte Skrzynecki selbst, der den größten Theil
—
Petersburg BN. Warschau
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 28. Mai.
Niederl. wirkl. Schuld 39 ½. Kanz-Bill. 15 ½.
Oesterr. 5proc. Metall. 82 ⅛.
893. Russ. (bei Hope)
Hamburg, 31. Mai. Desterr. 5proc. Metall. 84. 4proc. 73 ½ Engl. Aul. 87 ⁰. Poln. 91. Dän. 60 ¾
Wien, 28. Mai. 5pbroc. Metall. 812912%3. 4proc. 71 ¼. Loose zu 100 Fl. 158. Part- ObIig f16,9. Bank-Actien!1036. 8 1 8
8 Actien 1082¹ Russ. 1ee
NEUESTE BERSEN-NACHRICHTEN.
Paris, 27. Mai. 5proc. Rente sin cour. 91. 50. Jproc. pr. compt. 65. 85. fin cour. 65. 90. 5proc. neue Anl. der 120 Mill. 91. 70. 5proc. Neap. pr. compt. 73. 45. fin cour. 73. 50. 5proc. Span. Rente perp. 54¼.
Frankfurt a. M., 30. Mai. Oesterr. 5proc. Metall. 83 1½ 83 ⁄3. Aproc. 72¼⅞. 72 ½⁄. 2¾proc. 42 ½. 1proc. 18 ¾. Br. Bank⸗ Actien 1278. 1275. Partial⸗Oblig. 117. 116 ¾. Loose zu 100 Fl. 158 ½. 158. Poln. Loose 46. 45¼.
Reedacteur Jo hn. Mitredacteur Cottel. ——
Gedruckt bei A. W. Hayn.
ner Infanterie mit 24 Kanonen in dieses Gefecht geführt ite. Am 2. (14.) Mai bezogen unsere Truppen, nach gehal⸗ mer Rast, wieder ihr Lager bei Sucha.“
Folgendes ist der oben erwähnte Bericht des Commandeurs g5ten Reserve⸗Kavallerie⸗Corps, Generals von der Kavallerie, v. Pveng. an den Oberbefehlshaber der aktiven Armee, vom
3.) Mai:
„Am 25. April (7. Mai) Morgens erhielt ich zuverlaͤssige Nach⸗
chten, daß die Truppen der Rebellen zum Schein an verschiedenen
rten den Wieprz passirt und gegen Pulawy geruͤckt waren, bloß i meine Aufmerksamkeit von ihrem Haupt⸗Unternehmen abzulen⸗ ,waͤhrend sie mit bedeutenden Streitkraͤften laͤngs dem Flusse fwaͤrts marschirten und noch Truppen zu ihrer Verstaͤrkung von r Haupt⸗Armee der Empoͤrer im Anzuge waren. Diese Nachrich⸗ veranlaßten mich, sogleich anzubefehlen, daß die Truppen sich der Richtung nach Garbow hin koncentriren moͤchten. Dem De⸗ schement des General⸗Majors Grafen Timan schrieb ich indessen r, ohne in Kozk zu verweilen, unverzuͤglich nach Kamionka zu mar⸗ hhiren. Der Rutzen dieser Maaßregel zeigte sich bald, denn einige stunden nach dem Ausmarsch des Detaschements des Grafen Ti⸗ an besetzten die Rebellen Kozk mit uͤberlegener Macht. Am 26. pril (8. Mai) versammelte ich in den Umgebungen von Garbowm e, mir anvertraute Truppen. Der General⸗Major Fesi, der noch ihnen mit der 3ten Brigade der 2asten Infanterie⸗Division stieß nd dort auch den Befehl uͤber das Detaschement des General⸗ ajors Grafen Timan uͤbernahm, erbielt den Auftrag, auf die Be⸗ gungen der Rebellen ein wachsames Auge zu haben. Am 27. April Mai) mit Tages⸗Anbruch ruͤckte ich aus Garbow nach Ka⸗ ionka aus und schrieb zugleich dem General⸗Major Fest vor, e Rekognoscirung nach Firley hin vorzunehmen, um uͤber die Be⸗ eeggungen und Absichten der Empoͤrer naͤbere Kunde einzuziehen. her General⸗Major Fesi stieß auf die Rebellen zwischen Kamionka d Firley in einem großen Walde, den ihre von den Kolonnen un⸗
——
——
—
terstuͤtzten Scharsschuͤtzen stark besetzt hatten. Der General, welcher die Nothwendigkeit einsah, durch den Wald zu dringen, um die Streitkraͤfte der Empoͤrer genauer kennen zu lernen, griff sie ent⸗ schlossen an. Diese Attake hatte anfangs einen glaͤnzenden Erfolg. — Unsere tapferen Truppen streckten ihre Gegner zu Boden und nahmen den Befehlshaber auf jenem Punkte, Romarino, nebst eini⸗ en Offizieren und gegen 100 Gemeine gefangen; allein dadurch, daß er General⸗Major Fesi so weit war, gewannen die Em⸗ poͤrer Zeit, mit 6 Infanterie⸗Bataillonen und dem 1sten Bataillon der fae Schuͤtzen ihn ganz zu umzingeln und mit einer betraͤchtlichen Kavallerie, die uͤber Skrobow nach Kamionka hin auf⸗ gestellt war, sich voͤllig zwischen das Detaschement des General⸗Ma⸗ jors Fesi und meine Hauptmacht zu draͤngen. In diesem Augenblick langte der General⸗Major Baron Delltngshausen mit den Quar⸗ tiermeistern an, um die Position um Kamionka zu besetzen. So bald er die schwierige Lage des General⸗Majors Fest erfuhr, sammelte er die Eskadron des Tiraspolschen reitenden Jaͤger⸗Regiments, welche der Ge⸗ neralmajor Fesi in Kamionka zuruͤckgelassen hatte, nebst allen bei ihm befindlichen Quartiermeistern und befahl der Eskadron des Dra⸗ goner⸗Regimentes Herzog Alexander von Wuͤrtemberg, mit zwei Ka⸗ nonen der reitenden Batterie⸗Compagnie Nr. 27, welche an der Spitze der Hauptkolonne voranzog, ihm so schnell als moͤglich zu folgen. Mit diesen unbedeutenden Streitkraͤften warf er sich auf die Empoͤrer und attakirte muthig die Kavallerie derselben, welche die Communicationslinie des General⸗Majors Fest besetzt hatte. Dieser entschiedene Anfall und die kraͤftige Wirkung zweier Kano⸗ nen der reitenden Batterie⸗Compagnie Nr. 27 hatten den erwuͤnsch⸗ ten Erfolg. Der General benutzte, als er die Kanonen vernahm, den Augenblick und schlug sich unter Hurrahgeschrei mit den Ba⸗ jonetten durch. Es entspann sich ein moͤrderisches Gewehrfeuer und Handgemenge und endete damit, daß die Avantgarde des Generals Fesi ihre Communication wieder eroͤffnete, wiewohl sie ihre fruͤher gemachten Gefangenen im Stich lasen mußte. Der General⸗ Major Baron Dellingshausen uͤbernahm hierauf das Kommando der Avantgarde, und es gelang ihm, durch meine Kavallerie nach und nach verstaͤrkt, 68 nur die Sache wieder gut zu machen, sondern er warf auch, mit ausgezeichneter Standhaftigkeit und Geschicklichkeit, die Empoͤrer, welche ihn zu wiederholten Malen mit überlegener Macht angegriffen, zuruͤck und zwang sie zur Flucht. Unterdessen ruͤckte ich mit der ganzen Kolonne vor, marschirte durch das Dorf Kozlowka und stellte mich den Rebellen gegenuͤber, die mit Anbruch der Nacht sich nach Lubartow zogen. Fhr Corps bestand aus der Brigade Romarino, dem lsten und 5ten Linien⸗ Regimente, die voͤllig komplettirt waren, aus zwei Regimen⸗ tern freiwilliger Schuͤtzen, dem isten reitenden Jaͤger⸗Regiment, dem Plozkischen Uhlanen⸗Regiment und zwei Regimentern Krakusen nebst 12 Kanonen, uͤberhaupt aus 16 Bataillonen, 6 Eskadronen und 12 Kanonen. Diese Truppen, welche zum Theil zum Corps des Gra⸗ fen Pace gehoͤren und mit der ““ Romarino von der Haupt⸗ Armee verstaͤrkt sind, standen unter dem Befehl Chrzanowski’'s. Zur Rekognoscirung ihres Lagers wurde in der Nacht der zur Grenadier⸗ Brigade des 6ten Corps zukommandirte Lientenant Mellin vom Leib⸗ Garde⸗Grenadier⸗Regiment abgeschickt. Dieser ausgezeichnete Offi⸗ sier verfuͤgte sich auf die Lublinsche Straße, gelangte auf derselben is dicht an das Lager der Rebellen, untersuchte ihre Position und kehrte nach dieser kuͤhnen Ausfuͤhrung des ihm ertheilten Auftrages mit den zuverlaͤssigsten Nachrichten uͤber die Stellung der Empoͤrer zuruͤck. Ihre Hauptmacht war vor Lubartow vereinigt, mit der linken Flanke an den Wieprz gelehnt und mit dem Gesichte nach Lublin ge⸗ wendet. Sobald ich diese unvortheilhafte Stellung der Rebellen erfuhr, machte ich alle Anstalten, ihren rechten Fluͤgel mit meiner ganzen Macht anzugreifen. Demnach ruͤckte die Grenadier⸗Brigade des 6ten Corps vor, an dem Dorfe Nowy⸗Dwor vorbei, machte in Schlacht⸗ ordnung pelotonweise eine Schwenkung rechts und verfolgte diese Bewegung queer bis zum Lager der Rebellen, unter dem Schutze der uns von selbigem trennenden Anhoͤhen, fort. — Die rechte Flanke unserer Linie, welche die rechte Flanke der Empoͤrer umgangen hatte, bildete Front und besetzte rasch die Anhoͤhen, auf welche sogleich die reitende Batterie⸗Compagnie Nr. 29 aufgestellt ward. Zu gleicher Zeit marschirte die linke Flanke, bestehend aus der 3ten Brigade der 2üsten Infanterie⸗Division, der 2ten Brigade der 2ten reitenden Jaͤ⸗ ger⸗Dipision und dem Dragoner⸗Regiment des Herzogs Alexander von Wuͤrtemberg, unter dem Kommando des General⸗Majors Sa⸗ borinski vorwaͤrts, rechts von der großen Straße, die von Kamionka nach Lubartow fuͤhrt. Der General⸗Major Paschkoff mit der isten Brigade der 2ten reitenden Jaͤger⸗Division und dem Kasanschen Dragoner⸗Re iment bildete die Reserve vor dem Dorfe N8owy⸗Dwor. Diese rasche Bewegung in Massen schnurgerade gegen die rechte Flanke der Gegner und die Eroffnung einer heftigen Kanonade von Seiten der reitenden Batterie⸗Compagnie Nr. 27 brachte Verwir⸗ rung unter die Rebellen und zwang sie, unter unserem moͤrderischen Feuer die Front zu veraͤndern und sich mit dem Nuͤcken nach dem Wieprz zu wenden. Um hierzu die noͤthige Zeit zu gewinnen, mach⸗ ten sie mit ihrer ganzen Kavallerie einen hitzigen An rif auf unsere Batterie. Doͤch die treffliche Wirkung unseres Geschützes, dessen erste Schuͤsse schon die Rebellen um den Commandeur des isten rei⸗ tenden Jaͤger⸗Regiments, Oberst Chmielewski, brachten, warf die Kavallerte und fuͤgte ihr großen Schaden zu. Nun waren schon alle Anhoͤhen von uns besetzt, und die Fuß⸗Artillerie der Grenadier⸗ Brigade, unter dem Befehl des Oberst⸗Lieutenants Jwin, begann egen die Artillerie der Empoͤrer zu overiren, welche gleichfalls ein bektiaes euer eroͤffnete. Unterdessen entspann sich auf der linken Flanke ein hitziges Kavallerie⸗Gefecht. Die Reiterei der Rebellen wurde vor Lubartow durch das Tiraspolsche reitende Jaͤger⸗Regi⸗ ment verjagt, und ihre ganze Linie begann eine Bewegung links. Zu gleicher Zeit befahl ich dem General⸗Major Fesi, den Flecken Lubartow zu besetzen; ich selbst nahm die iste Brigade der 2ten reitenden Jaͤger-⸗Division, das Kasansche Regiment und die iste Eskadron des Twerschen Regiments und fuͤhrte sie zum Angriff gegen die linke Flanke der Empoͤrer. Diese rasche Bewegung brachte dieselben in voͤllige Unordnung und zwang sie, ihren Ruͤck⸗ zug, unter Bedeckung einer starken Kette von Schuͤtzen, zu begin⸗ nen. Ohne auf diese Bedeckung zu achten, draͤngte die Kaval⸗ lerie, von mir persoͤnlich angefuͤhrt, sie unaufhaltsam, warf ihre Kolonnen und verwandelte ihren Ruͤckzug in Flucht. Der Major Tschertkow vom Kasanschen Dragoner⸗Regimente attakirte mit einer Diviston tapfer das Ende der feindlichen Kolonne und fuͤgte ihr einen bedeutenden Verlust zu. Unterdessen ruͤckte der General⸗Ma⸗ jor Dellingshausen mit dem Neßwischen Karabinier⸗Regimente, dem Dragoner⸗Regiment des Herzogs Alexander von Wuͤrtemberg und 4 Kanonen gerabe uͤber den Wieyrz, um zwei Infanterie⸗Bataillone der Rebellen abzuschneiden, welche, von der Hauptmacht getrennt und nach Lubartow bin geworfen, sich eiligst Muͤhe gaben, uͤber die Wiesen zu entkommen, allein durch die Kartaͤtschen aufgehalten wur⸗ den, deshalb theils durch den Wicprz schwammen und sich jenseits
desselben in die Waͤlder verliefen, theils nach Lubartow zuruͤckkehr⸗
ten. Der tapfere General⸗Major Fesi ruͤckte unter Trommelschlag auf den Flecken Lubartow los; da er aber von einem moͤrderischen Gewehrfeuer aus allen Haͤusern, in welche sich die Infanterie ver⸗ schanzt hatte, besonders aus der katholischen Kirche des Orts, die von einer steinernen Mauer umgeben war, empfangen wurde und sich zur Defensive genothigt sah, auch zwei vergebliche Angriffe ver⸗ sucht hatte, so befahl er der Artillerie, in jene Kirche Bresche zu schießen und das Staͤdtchen mit Brandkugeln anzustecken. Als der ganze Ort in Flammen stand und General Fest in Person einen neuen Sturm beginnen wollte, steckte die Besatzung eine weiße „ ge auf und er⸗ gab sich kriegsgefangen. Der Rest, der in den H ngen stack, wurde ein Opfer der Flammen. Die Rebellen erlitten waͤhrend ihres Ruͤck⸗ zuges uͤber den Wieprz bei dem Dorfe Zyrnika den empfindlichsten Verlust; allein mit Huͤlfe ihrer uͤberlegenen Infanterie und waldigen Gegend gelang es ihnen zuletzt, den d lerie aufzuhalten und, indem sie einer voͤlligen Niederlage entgingen, bei Zyrnika uͤber den Wieprz zu gelangen, waͤhrend sie, im vollsten Sinne des Worts, das Schlachtfeld mit Leichnamen und Verwunde⸗ ten uͤbersaͤet ließen. Die Verfolgung der Rebellen, welche bei Za⸗ wieprzy abermals auf das linke Ufer des Wieprz heruͤber und bei Lenczna auf das rechte Ufer zuruͤckgegangen waren, endete den 28. April (10. Mai) am letztgenannten Orte, wo sie die Bruͤcke ver⸗ nichteten. Vorwaͤrts von diesem Flecken aber gelang es dem Ata⸗ mans⸗Regimente, einige gluͤckliche Angriffe zu machen, bei welcher Gelegenheit der ausgezeichnet tapfere Oberst Kusnezoff eine Kontu⸗ sion an der Brust erhielt. Am 29sten verfolgte der General⸗Major Graf Tolstoi die Rebellen bis Zulin, waͤhrend ich mit der Hauptmacht, wegen großer Ermuͤdung der Infanterie, bei Siedliszeze Halt machte. Noch gelang es dem General⸗Major Grafen Tolstoi, der die Empoͤ⸗ rer nicht aus dem Gesicht verlor, ihnen bei Alt⸗Zamose einen be⸗ deutenden Schaden zuzufuͤgen. Der General⸗Major Schilling atta⸗ kirte mit dem Twerschen Dragoner⸗ Regiment wiederholentlich mit gutem Erfolge das iste reitende Jaͤger⸗Regiment. Die ganze Flucht der Empoͤrer geschah mit der groͤßten Eilfertigkeit. Infanterie und Kavallerice saßen abwechselnd zu Pferde. Se. K. H. der Prinz Adam von Wuͤrtemberg, der sich uͤberall im beftigsten Feuer befand, er munterte durch sein Vorbild die Anderen. Murawjeff bewies auch hier aufs neue Einsicht. Waͤhrend des Gefechts erbaute er, zug it dem Major Braker, mit besonderer Geschicklichkeit Batterieen uͤberall, w es noͤthig war. — Der General⸗Major Lobawski dirigirte persoͤnlich mit besonderer Einsicht und Tapferkeit die Ketten der Schuͤtzen. — Ue berhaupt zeigt sich in allen Graden des mir anvertrauten Detasche ments, gleichwie unter den bei mir neu angelangten Truppen der 3zten Brigade der 2isten Infanterie⸗Division und der 2ten Brigade der 2ten reitenden Jaͤger⸗Division, ein Eifer und eine Tapferkeit, die 1““ Ew. Erlaucht nicht genug ruͤhmen kann. Der Verein ihrer Anstrengun- en, ihre Tapferkeit und ihr einmuͤthiger Eifer haben das zahlreiche Forp⸗ der Empoͤrer aufgeldst. Ein Theil desselben ist auf dem Platze geblieben, und 13 Ober⸗Offiziere nebst 600 Gemeinen sind gefange enommen. Diese Anzahl wird sich wahrscheinlich noch vermehren, enn die Rebellen, nach verschiedenen Richtungen auseinanderge⸗ sprengt, irren in Haͤufchen von 30 bis 60 Mann umber, und die in Lubartow abgeschnittenen Bataillone haben sich noch bis jetzt nicht mit dem Corps vereinigt, sondern verkriechen sich in die Waͤlder. Unser Verlust betraͤgt nicht uͤber 400 Mann an Getoͤdteten und Verwundeten.“ . In derselben Zeitung liest man: „Der General⸗Lien⸗ tenant Baron von der Pahlen, welcher die zur Stillung de . Aufruhrs in den Kreisen Schawl und Telsch, so wie in den Um⸗ gebungen Polangens, bestimmten Truppen befehligt, hat nach mehreren den Rebellen beigebrachten Niederlagen und nach Ein nahme der Stadt Schawl, seinen Marsch von dort am 27. Apr (9. Mai) nach Telsch fortgesetzt und auch diese Stadt am 30sten besetzt. Vier Werst vor derselben stießen die Kosaken, welche die Avant⸗Garde des Haupt⸗Detaschements bildeten, auf die Empö⸗ rer, welche die Brücke bei Woschewäna besetzt hielten. Zur Ver stärkung der Kosaken wurde zugleich ein Peloton der reitenden Pionier⸗Eskadron der Garde unter dem Kommando des Stabs⸗ Rittmeisters Poklonski vom Klästischen Husaren⸗Regiment abge fertigt, und gleich nach ihnen vereinigte sich der Oberst Bartho lomai mit dem Rest der reitenden Pionier⸗Eskadron und 2. Ka⸗ nonen unter dem Kommando des Capitains Brümmer rasch mit der Avant⸗Garde, welche schon die Brücke besetzt hatte, und nöthigte mit einigen Schüssen, bei nachdrücklichem Andrange der Kavallerie, die Rebellen, sich im Walde zu zerstreuen. Die Mehrzahl derselben aber, die sich auf unsere linke Flanke warf, wurde von den Schützen des 8ten Jäger⸗Regiments empfangen und zu Bo⸗ den gestreckt. Neun unserer Gemeinen wurden verwundet. In Telsch wurde ein hinreichendes Kommando zurückgelassen, um so⸗ wohl in der Stadt als im Kreise die gehörige Stille und Ruhe zu erhalten und die durch die Empörer gestörte Wirksamkeit der Behörden wiederherzustellen. Am 1.(13.) Mai rückte das Haupt⸗ Detaschement aus Telsch nach dem Flecken Pluniani, woselbst sich mit ihm das Detaschement des Obersten Howen vereinigte, das aus dem Flecken Luknik nach Borno zu marschiren beordert war und dort einen Rebellentrupp von 400 Mann Fußvolk und 600 Reitern zerstört, 150 derselben niedergemacht und 135 ge⸗
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fangen genommen hatte. Am 3. (15.) Mai rückte das Haupt⸗Deta⸗
schement gegen den Flecken Kretingen und eröffnete die Verbin⸗
dung mit dem Detaschement des General⸗Majors Rennenkampf, welcher Polangen und dessen Umgebungen besetzt hielt.“ „Ueber die Operationen dieses Detaschements sind folgende Nachrichten eingegangen: 8 „Da der General⸗Major Rennenkampf erfahren hatte, daß die Empborer sich in dem Flecken Dorbitschki zahlreich zusammengefun⸗ den und Polangen mit einem neuen Ueberfall bedrohten, beschloß er, gegen sie offensiv zu verfahren, und beorderte am 27. April (9. Mai) den Commandeur des Reserve⸗Bataillons des Revalschen Regkmen⸗ tes, Oberst⸗Licutenant Kuralessow, der aus Mitau im Anzuge 88, mit 200 Mann Infanterie, 38 Kosaken, 21 Graͤnzreitern und einer Kanone, den Weg aus Buddenbruͤckshof nach Dorbian uͤber das Dorf Schebenik einzuschlagen, waͤhrend er selbst mit 2 Compagnieen, 90 Graͤnzreitern und einer Kanone, an demselben Tage, uͤber das Dorf Rudaiza nach Dorbiani zog, in der Absicht, die Rebellen von zwei Seiten anzugreifen und aus Dorbiani zu verdraͤngen. Bei dem Dorfe Rudaiza stießen sie auf eine Kolonne der Empoͤrer, bestehend- aus 200 Mann Fußvolk, daher er es fuͤr noͤthig hielt, um ei gige Faden zuruͤckzugehen und, waͤhrend er eine vortheilhafte Stellung einnahm, die Streitkraͤfte der Rebellen naͤher zu pruͤfen. Hier wurde durch die Wirksamkeit unseres Geschuͤtzes eine Kanone der Gegner demontirt, die Infanterie schlug das Centrum der Kolonne, und
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