1831 / 156 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ammnn.

ausspreche, die den Umständen unterworfen seyen.

zu schätzen wissen), unter Bezeugung der vollen Zufriedenheit

26. Mai d.

bes Mal's, öoder wohl gar ven den letzten des Aprils datirt, und es gehe aus dem Briefe des Lords hervor, daß die Konferenz die in diesem Protokolle aufgestellten Ansichten geändert habe und die Räumung Luxemburgs nicht mehr von Belgien verlange. Das 22ste Protokoll dürfe um so weniger zu Befürchtungen An⸗ laß geben, da schon ein 23stes und Lästes existire; dies sey ein Beweis, daß das 22ste Protokoll nicht gegen die jetzigen Gesin⸗ nungen der Konferenz, welche in dem Briefe des Lords Ponsonby ausgedrückt seyen, als Zeuge dienen könne. Herr Jottrand sprach sich heftig für den Krieg aus. Er stimme für den Prin⸗ zen Leopold, aber nicht in dem jetzigen Augenblick, und glaube, daß der Krieg das beste Mittel sey, um einen Konig zu erhal⸗ ten. Herr Pirson erklärte sich für den Prinzen von Sachsen⸗ Koburg, aber unter der Bedingung, daß, wenn die Gebiets⸗Fra⸗ gen nicht in 25 Tagen entschieden wären, der Krieg erklärt würde. Graf Felix von Merode äußerte, daß er, als Mit⸗ glied der nach London abgeschickten Deputation, wohl im Stande sey, einige Auskunft über den Gegenstand zu geben, welcher die Versammlung jetzt beschäftige. Man sey nicht müde geworden, auf dieser Tribune und in einigen Journalen zu behaupten, daß die Schritte, welche man gethan habe, um die Gestmmungen des Prinzen von Sachsen⸗Koburg zu erforschen, eine reine Myhstifi⸗ cation gewesen seyen; ein solches Wort sey allerdings im Stande, die besten durch Thatsachen unterstützten Gründe zu entkräften, wem̃ die Gemüther der Verständigen sich durch die Sicherheit, mit der es ausgesprochen werde, blenden ließen. Die Mission habe Thatsachen gesammelt, und diese Thatsachen wären durch den Brief des Lords Ponsonby bestätigt worden. Daß dieselben gänzlich mit seinen Wünschen übereinstimmten, wolle er nicht be⸗ haupten, aber über einige wichtige Punkte sey dem Wunsche Belgiens gemäß entschieden worden. Die Sache Luxemburgs sey gewonnen; man solle daher des Protokolls vom 20. Januar nicht mehr erwähnen, da dessen Haupt⸗Bestimmung veraändert sey. Es blieben allerdings den Belgiern noch gerechte Ursachen zum Unwillen, und er, so wie seine Kollegen, hätten in London heftig gegen das Verbot protestirt, daß Belgien nicht das Recht haben solle, diejenigen Gebietstheile, welche ihm rechtmäßig gehörten, durch Gewalt der Waffen zu behaupten oder zu erobern. Der Kongreß möge sich daher überzeugt halten, daß kein Mitglied der Deputation sich zu einer Mhstification hergegeben habe. Der Fall mit dem Prinzen Leopold sey anders, als mit dem Herzog von Nemours. Man habe sich bei Letzterem nicht vorher der Einwilligung des Königs der Franzosen versichert, im Gegentheil habe derselbe stets erklärt, seine Genehmigung nicht ertheilen zu . Da man auch die Aeußerung, daß die Rolle der Di⸗ plomatie nur sehr kurz seyn dürfe, für eine Mystification erklärt habe, so glaube er bemerken zu müssen, daß man in diesen Mauern keine Orakelsprüche ertheile, sondern nur Meinungen p Der Redner schloß damit, daß er unter den drei Hypothesen, dem statu quo, dem Kriege und der Erwählung eines Prinzen, der sich der In⸗ teressen Belgiens schon kräftig angenommen habe und am besten geeignet sey, noch fernere Zugeständnisse zu erlangen, sich für die letztere entscheide. Nachdem sich noch Herr Helias d'Huddeghem gegen den Prinzen von Sachsen⸗Koburg aus⸗ gesprochen hatte, verlangte Herr Lecocq, daß die Debatte ge⸗ schlossen werde. Die Fortsetzung der Diskussion wurde demge⸗ mäß auf den folgenden Tag verschoben.

1 5 30. Mai. Das heutige Königl. Regierungs⸗ Blatt enthält Folgendes: „Se. Majestät der König haben sich unterm 26. Mai d. J. allergnädigst bewogen gefunden, die von dem Staats⸗Minister des Innern, von Schenk, erbetene Ent⸗

lassung von dieser Stelle (da Allerhöchstste den edlen Beweg⸗ grund, welcher ihn zu diesem Schritte bestimmte, erkennen und

mit seiner Geschäftsführung und der gegen Allerhoöchstdieselben bewiesenen Treue und Ergebenheit anzuneymen und denselben zum Staatsrathe im außerordentlichen Dienste und zum Gene⸗ ral⸗Commissair und Regierungs⸗Präsidenten des Regen-⸗Kreises, vom 1. Juni d. J. an, zu ernennen. Ferner haben Se. Miajestät der König durch weiteres allerhöchstes Reskript vom J. zu beschließen geruht, da durch vorstehende allerhöchste Verfügung das Staats⸗Ministerium erledigt worden, den Staatsrath von Stürmer zu dessen Verweser vom 1. Juni d. J. an zu ernennen.

In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten legte das Präsidium nach Bekanntmachung des Einlaufs die Fragen über den Antrag des Abgeordneten v. Kloösen, die Ver⸗ antwortlichkeit der Minister und die Kabinets⸗Befehle betressend, vor. Die Fragestellung wurde genehmigt.

Lübeck, 2. Juni. Heute ist der Schiffer Wenditz von Bolde⸗ raa in 5 Tagen in Travemünde angekommen und hat Briefe aus Riga bis zum 27. Mai mitgebracht, aus welchen hervor⸗ ging, daß man dort seit 6 Tagen Spuren der Cholera⸗Krankheit bemerkt hatte und den Tod von 16 Personen derselben zuschrieb. Machdem der Inhalt der gedachten Briefe hier bekannt gewor⸗ den, ist sogleich, obschon auf dem Schiffe Lllles gesund ist, der Befehl ergangen, daß alle Personen und Güter vorläufig am Bord bleiben und die schon gelandeten Passagiere mit allen ih⸗ ekten sich wieder aufs Schiff begeben müssen.

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Juni. Man schreibt aus Breslau vom 3.

Der Wollmarkt hat gestern seinen eigentlichen Anfang genommen, wiewohl schon zwei Tage vorher Verkäuse der eingehenden Wolle stattgefunden hatten. Bis zum 1. Juni Abends waren etwas über 39,000 Centner Wolle eingebracht worden, von denen 8125 ECentner auf hiesiger Wage gewogen wurden. Der Markt wird daher diesmal nicht stärker überführt werden, als im verflossenen Jahre. Nach den sichersten Nachrichten ist der Ertrag der Woll⸗ schur nicht ausgezeichnet ergiebig gewesen. Am besten und schnell⸗ stten wird diejenige Mittelwolle verkauft, welche früher im Preise

d. M.

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Rabaune und Mottlau⸗Flusse belegenen Häusern gezelgt. Bis zum 2ten Mittags waren nur 5 Krankheits⸗ und 2 Todesfalle hinzugekommen.

In Riga sind seit dem Ausbruch der Krankheit bis zum 30. Mai bereits 336 Personen von der Cholera befallen, davon 26 genesen und 189 gestorben. v

Ueber die Verbreitung der Cholera im Jahre 1831.

(Schluß.)

Es wäre voreilig, aus den bis jetzt vorhandenen nur man⸗ gelhaften Nachrichten über das Fortschreiten dieser Seuche all⸗ gemeine Schlüsse als zuverlässig ziehen zu wollen (es würde hierzu namentlich eine Sammlung genauer Angaben über die Tage erforderlich seyn, an welchen die Cholera in den einzelnen Orten ausbrach und aufhörte), nichts desto weniger lassen sich Vermuthungen über diesen Gegenstand nicht zurückweisen.

Ein Rückblick auf den Gang, den dieses Weltübel auf sei⸗ ner Reise seit dem Jahre 1817 vom Ganges bis zur Weichsel zurückgelegt hat, wird hier am rechten Orte seyn. Neben mehrerem Anderen hat Herr Dr. Schnurer in seiner geistreichen, 1831 bei Cotta erschienenen Schrift, interessante Notizen hierüber der Nach⸗ welt überliefert. Wir sehen hier die Meeresküsten und Strom— Gebiete besonders als Verbreitungs⸗Straßen der Cholera hervor⸗ treten; allein sie hat auch über die Gebirge des Kaukasus einen Weg nach Europa gefunden! Die Küsten und schiffbaren Strö⸗ me sind aber die Wege, auf denen der Welt⸗Verkehr sich bewegt, und sollte dies nicht auf die Uebertragung durch Menschen hin⸗ weisen?

Betrachtet man Brzesc-Litewski als denjenigen Ort, von wo die Krankheit in diesem Frühjahre sich zu verbreiten anfing, so ist das Verhältniß zwischen ihrem Vorschreiten nach Norden und dem nach Westen ziemlich gleich: von Brzesec bis Wilna 45 Meilen, von Brzesec bis Sluzewo 48 Meilen; nicht so das nach Nord⸗Westen: von Brzesc bis Lomza nur 22 Meilen. Gerade diese Richtung, die Hauptrichtung ihres Fortschreitens von In⸗ dien nach Europa, wird von ihr über die Ostpreußische Granze hinaus nicht verfolgt; es tritt vielmehr auf der südöstlichen Gränzspitze (in der Umgegend von Johannisburg) ein Spalten der Krankheitsverbreitung ein; sie legte in einem Monat gegen Westen (von Warschau bis Sluzewo) 25 Meilen und gegen Norden (von Bialystock bis Wilna) 45 Meilen zurück, während Preußen bis jetzt noch verschont blieb. Die Cholera folgt also hier offenbar nicht einer Richtung nach Himmelsgegenden oder Luftströmungen, sondern dem Zuge der kriegführenden Heere, und zwar auf den Chausseen, und auffallend genug auch längs die⸗ sen zuerst nur die zunächst gelegenen Ortschaften befallend.

„Dieser Gang der Krankheit beweist offenbar, daß ihrer Verbreitung ein eigenes Contagium, ein Ansteckungsstoff, der von Menschen zu Menschen übertragen wird, zum Grunde liegen müsse, und daß polizeiliche Maaßregeln allein im Stande sind, der noch weiteren Verbreitung der Krankheit über ganz Europa Einhalt zu thun. Wir können uns daher auch nur der Meinung eines rühm⸗ lichst bekannten, allgemein geschätzten und vorurtheilsfreien Arz⸗ tes, des wirklichen Staatsrathes Dr. Remann, anschließen, wemn er in der St. Petersburger Deutschen Zeitung Nr. 82 sich bei Gelegenheit der Recension der Lichtenstädtschen Schrift über diese Krankheit folgendermaßen ausspricht:

„Es ist überhaupt, wie ich glaube, endlich hohe Zeit, in einem Augenblicke, wo sich die Krankheit schon dem Centrum Europas nähert, jene spitzfindigen und oft wohl auch kurzsichti⸗ gen Vorurtheile, wodurch man dem Glauben an ein Contagium entgehen will, abzulegen, durch widersprechende oder vorgefaßte Meinungen die höheren Behörden in ihren Maaßregeln nicht irre zu führen und sich so vor dem übrigen Europa verantwortlich zu machen. Man möge nicht das Verhalten der Seuche an einem Orte, wo vielleicht günstige Lokal⸗Umstände die Ansteckung we⸗ niger auffallend und die Empfänglichkeit für dieselbe seltener machten, immer vor Augen haben, sondern man werfe einen ernsten und kritischen Forscherblick auf die ganze Geschichte und den Verlauf der Seuche, von den Ufern des Ganges bis nach Wologda und an die Polnische Gränze; man vergleiche dieselbe nicht immer mit der Pest, als dem gewöhnlichen Muüsterbilde anstek⸗ kender Krankheiten; sondern man stelle sie anderen gegenüber, und man wird endlich die überzeugendsten Beweise einer durch Com⸗ munication der Menschen von der Mitte Asiens bis zu uns ge⸗ langten Seuche allgemein erkennen. Auch werden in keinem Falle die durch die Erfahrung erprobten und mit Erfolg gekrön⸗ ten Sicherungs⸗Maaßregeln, wo dieselben mit der gehörigen Schnel⸗ ligkeit, Ordnung und Gewissenhaftigkeit ausgeführt wurden oder werden konnten, durch die von Einigen für die Nichtanstek⸗ kung angeführten unstatthaften Ansichten oder bloß negativen Gründe in ihrem Werthe, in ihrer Wichtigkeit und Nothwen⸗ digkeit für das öffentliche Wohl entkräftet werden können.“ Doch nicht einzelne am Krankenbette gemachte Erfahrun⸗ gen, sondern die ganze Gruppe der sich darbietenden Erscheinun⸗ gen muß also ins Auge gefaßt werden, wenn man über die Con⸗ tagiosttät des Uebels absprechen will; man muß vor Allem die Fragen lösen, wie das Uebel nach Rußland gekommen? warum es nicht bis Petersburg vorgedrungen, sondern 24 Meilen vor der Kaiserstadt stehen geblieben ist, während es sich von Moskau zwar nördlich, aber westlich fast gar nicht weiter verbreitet hat? wodurch die Krankheit ferner bis nach Gallizien vorgedrungen? wo⸗ durch und ob sle überhaupt bis Warschau und von dort bis an unsere Gränzen gekommen wäre, wenn die gegenwärtigen äußeren Ver⸗ hältnisse zwischen Rußland und Polen nicht existirten u. s. w., und man wird bald von dem Unglauben an die Contagiosität des Uebels zurückkommen.

Ein noch nicht gehörig beachteter Hauptumstand ist die ge⸗ ringe Empfänglichkeit der Menschen fuüͤr das Cholera⸗Contagium, welche vor Allem diesen Unglauben erzeugt und unterstützt hat. Es gehört nämlich zu den Eigenthümlichkeiten des Cho⸗ lera-Contagiums, daß in der Regel nur wenig Men⸗ schen dafür empfänglich sind, d. h. angesteckt werden kön⸗

zu 50 bis 60 Rthlr. pro Centner gehalten wurde. In der Re⸗ gel wird diese Wolle um 5, 10 bis 15 pEt. besser, als im vo⸗ rigen Jahre bezahlt. Die feinere Wolle, über 70 Rthlr. pro Centner, findet weniger vortheilhaften Absatz, und haben einige Producenten sogar mit einem, jedoch sehr geringen, Aufschlag ge⸗ gen den Preis des verflossenen Jahres verkauft. Ganz feine Wolle scheint schwieriger und nicht zu den gewohnten hohen Prei⸗ sen absetzbar zu seyn. Doch hat das Dominium Zweibrodt für 34 Centner extra feine Wolle, die es hierher brachte, 120 Rthlr.

pro Centner erhalten. .

-— In Danzig sind vom 28. Mai bis 1. Juni Mittags überhaupt 14 Krankheits⸗Fälle im Civil und 14 im Militair, dar⸗

Unter 15 Todesfälle, vorgekommen, worunter nur 13 unbezweifelt

als an der Cholera verstorben anerkannt wurden. Sämmtliche Krankheitsfälle hatten sich nur in der Altstadt in einzelnen am

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ne und sich von selbst wieder auflöse, sondern zur verheerenden

nen. Eben so gehöoören auch begünstigende Verhält⸗ nisse dazu, damit die Krankheit, wemn einmal die Ueber⸗ tragung stattgefunden hat, nicht bloß einzeln (sporadisch) erschei⸗

Epidemie gesteigert werde. Wir sehen sie auch in diesem Jahre, wenn in einem Orte die Individuen, denen solche Empfänglich⸗ keit inwohnte, als Opfer gefallen waren, nachlassen, wie solches jetzt in Warschau der Fall ist.

So gewiß nun beide Eigenthümlichkeiten der Cholera⸗ Krankheit dieselbe weniger furchtbar und verheerend als man⸗ che andere contagiöse Krankheiten für das Menschen⸗Ge⸗ schlecht machen, und so tröstend auch dieselben selbst für diejenigen sind, die sich in der Nähe der herrschenden Seuche, ja selbst in ihrer Mitte befinden, so ist es doch nicht zu läug⸗

das Melste dazu beigetragen haben, nicht bloß den Unglaud an die Contagiosttät des Uebels zu begründen, sondern auch d Fortgang und die Verschleppung desselben von einem Orte, ein Provinz, einem Land zum anderen zu begünstigen und die dag en getroffenen medizinisch⸗polizeilichen Maaßregeln zum gröft Theile unwirksam zu machen. Wenn z. B. von 100 Menschen die sich der Ansteckung aussetzen, nur etwa 3 wegen der ihn inhärirenden Empfänglichkeit angesteckt werden und 97 davon ag unansteckbar gesund bleiben, so ist es kein Wunder, daß met Menschen, wenn man bloß dieses Faktum vor Augen hat, and Nichtansteckbarkeit der Krankheit, als an das Gegentheil, glar ben; zumal die Stimme derjenigen, welche die entgegengesetg. Ueberzeugung erlangt haben, nicht bloß in der größeren Maß verhallt, sondern auch, da mindestens die Hälfte der Angesteckte stirbt, gar nicht gehört werden kamm.

Aber gerade diese geringe Empfänglichkeit für die Cholen Krankheit und ihr unaufhaltsames Fortschreiten aus einem Lam ins andere, ohne gerade allenthalben zur Epidemie auszuart, ist ein Beweis mit für ihre contagiöse Natur. Wäre sie dh Produkt einer besonderen Witterungs⸗Constitution, eines in! Lust befindlichen Miasmas ꝛc., so würde sie in ihrer Verbreitm. nicht allein ganz andere Richtungen nehmen, als sie bereits g nommen hat, sondern auch als ein weit verheerenderer Würge gel auftreten und gräßlicher in die Masse der Population ein greifen, als dies bisher aller Orten, wo ste sich gezeigt, geschehe ist; dagegen bei Miasmen in der Regel eine weit allgemeinere E pfanglichkeit der Menschen, als dies bei der Cholera wirklich Fall ist, zu herrschen pflegt.

Uebrigens fehlt es auch nicht an Beispielen von direkter A

steckung. Ohne die Tausende von älteren Beobachtungen h‚. anzuflühren, mögen bloß folgende neueste Erfahrungen hier m eine Erwähnung finden, die an und für sich schon hinreiche wären, die contagiöse Natur der Krankheit nachzuweisen, wm gleich Hunderte von anderen Beobachtungen das Gegentheil de zuthun scheinen.

In Warschau sind ganze Häuser nicht bloß von der Chole befallen worden, sondern sogar ausgestorben. Viele Todtenge ber sind gestorben, und namentlich diejenigen, von denen es; wiesen, daß sie die Leichen der Verstorbenen geplündert. 2 dem Militair⸗Lazareth von Ujasdow ist neben einem Krankat der die Cholera hatte, der von der einen Seite dicht an ist befindliche Patient ebenfalls ergriffen worden, und die Krankhe hat sich auf dieser Seite in dem Saale verbreitet; auf d anderen aber, wo zufällig ein leer stehendes Bette den ersten Kranken von seinem Kameraden trennte, setzte sich die P. steckung nicht fort.

In Ostrolenka starb der Feldprediger des Finnländische Scharfschützen⸗Corps, welcher mehreren sterbenden Cholera⸗Krak ken das Abendmahl gereicht hatte;

in Ciechanowiez der Polizei⸗Diener, welcher mit den Che lera⸗Kranken häufig in Berührung gekommen war ihm fozt ten seine Frau und Kinder; bei Chyzewo erkrankte ein Feldscheer des Russischen Garz Corps, welcher 3 Tage und 3 Nächte mit 3 Cholera⸗Kranken! e zugebracht hatte, und starb 12 Stunden nach dar Anfall.

Nach diesen Erfahrungs⸗Resultaten darf man also wohl vre den Sperrungs⸗Anstalten auf der Preußischen Gränze eine wirklichen Schutz erwarten, um so mehr, als schon im vorige Jahre das nahe bedrohte Petersburg durch strenge Sicherheit maaßregeln vor der Krankheit bewahrt wurde. Die Russsssch Regierung hat auch neuerdings wieder ähnliche Vorkehrunge zum Schutz ihrer Ostsee⸗Provinzen getroffen (indem von Polam gen aus laͤngs der Kurländischen Gränze gegen Samogitien ei Cordon gezogen worden ist) und dadurch ausgesprochen, daß st nicht an eine Uebertragung durch die Luft, sondern durch Me schen glaubt. Auch Oesterreich hat neuerdings die Aufstellun eines Cordons gegen Gallizien angeordnet.

Berlin, den 31. Mai. B. u. R.

Königliche Schauspiele.

Montag, 6. Juni. Im Schauspielhause, zum funfzigftent Male: Die Schleichhändler, Possenspiel in 4 Abtheilungen, vum EC. Raupach. In Folge Allerhöchster Genehmigung ist die En nahme dieser Vorstellung zur einen Hälfte für die Orchester⸗Wi wen⸗Kasse und zur anderen Halfte für die Unterstützungs⸗Kas⸗ hülfsbedürftiger Theater⸗Mitglieder (Spontini⸗Fonds) bestimm Vorher: Der Degen, dramatischer Scherz in 2 Abtheilungen.

Die freien Entreen und Abonnements zu dieser Vorstellun sind ohne Ausnahme nicht gültig. v“

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Königstädtisches Theater.

Montag, 6. Juni. Zum erstenmale wiederholt: Die lustt Werbung, komische Oper in 2 Akten, nach dem Französtischen Mustk von Konradin Kreutzer.

Dienstag, 7. Juni. Zum erstenmale: Herr Joseph und Fr. Baberl, oder: Der Viehhändler aus Oedenburg, Wiener Loka⸗ Posse mit Gesang in 3 Akten, von A. Gleich. (Dlle. Schreibe

vom K. K. Theater an der Wien: Sophie, als zweite Antrittt

rolle.)

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 31. Mai. b Niederl. Wirkl. Schuld 39 5¾. Kanz-Bill. 15. Russ. (bei Hlope 89. Oesterr. 5proc. Metall. 82.

1 Hamburg, 3 Juni. Oesterr. 5proc. Metall. 84 ¼. 4proc. 73 ½. Bank-Actien 106 8 Russ. Engl. Anl. 90 ⅞. Poln. 89 ½. 1

St. bPetersburg, 27. Mai. Hamhurg 3 Mon. 9 ½ t. Silber - Rubel 373 Kop.

8 .Sil. Gproc. Ins in Banknoten 111. 5proc. in Silber 88.

4proc. 71 ¼

el

5proc. Metall. 81 ⁄. Bank-Actien 1035S].

NEUESTE ECRSEN-NACHRICHTEN.

Paris, 30. Mai. 5proc. Rente 90. 70. Zproc. 65. 5 5proc. Neapol. 72. 75.

Frankfurt a. M., 2. Juni. Oesterr. 5proc. Metall. 84 79 8415. Aproc. 72 1½⁄. 72 ¾. 2z proc. 42 ½. 1proc. 18 ¾. Br. Bank Actien 1278. 1276. Partial⸗Oblig. 117 vQ. 117. Loose zu 100 Fl. 159 v½. B. Poln. Loose 43 ¼. 43 ¼.

Redacteur John. Mitredacteur Cottel.

nen, daß gerade diese für die Meuschheit günstigen Verhältnisse

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ern Gedruckt bei A. W. Hayn.

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gen Gebiet befinden, sind entweder,

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Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Aus unabweislichen Rücksichten hat die Immediat⸗Kommis⸗ on zur Abwendung der Cholerg den Beschluß fassen müsssen, bis auf Weiteres keine in Rußland, Polen und Gallizien usgestellte Gesundheits⸗Atteste für Reisende und Waaren als nzweifelhaft betrachtet werden sollen, und daher verfügt, daß alche Atteste auch nicht mehr von der vorschriftsmäßigen Kontu⸗ nazirung auf dem Preußischen Gebiete befreien dürfen. Es wird on jetzt ab keinem Reisenden und keinem Waaren⸗Transport us jenen Ländern ohne eine 20tägige Kontumaz der Eintritt s Inland gestattet werden; und alle diejenigen Personen, welche ch jetzt schon innerhalb der diesseitigen Gränzen befinden soll⸗ en, ohne diese Kontumaz⸗Zeit abgehalten zu haben und sich durch je Kontumaz⸗Altteste darüber unzweifelhaft legitimiren zu können, der welche nicht schon erweislich über 20 Tage sich im diesseiti⸗ wenn sie noch in der Nähe er Gränze seyn sollten, mit der gehörigen Vorsicht über dieselbe wückzugeleiten, oder da, wo sie sich befinden, einem vorschrifts⸗ näßigen Kontumaz-Verfahren zu unterwerfen. Waaren und ffekten müssen jedenfalls, wenn sie nicht schon in einer Kontu⸗ az⸗Anstalt gehörig desinficirt sind, unter der Beobachtung der estehenden Vorschriften der 20tägigen Kontumaz⸗Zeit und Rei⸗ igung unterworfen werden, falls sie nicht auch über die Gränze rückgewiesen werden. X“

Ich bringe diese Maaßregel hierdurch zur öffentlichen Kennt⸗ iß; zu deren unverzüglichen Ausführung die betreffenden Königl. Hber⸗Präsidien die nöthigen Anordnungen treffen werden.

Berlin, den 6. Juni 1831.

Der Chef der zur Abwehrung der Cholera niedergesetzten 1 Immediat⸗Kommission, v. Thile.

Im Bezirk der Königl. Regierung

ist an die Stelle des abberufenen Pfarrers Büren, des Prediger⸗Amts, Abraham Breithardt, sum Pfarrer der evangelischen Gemeinde Ruppichteroth im Sieg⸗ rreise erwählt und als solcher bestätigt, und an die Stelle des franz Adam Clemens, der bisherige Vikar zu Kierdorf, Franz Joseph Wirz, in gleicher Eigenschaft nach Rheinbach versetzt vorden.

her Kandidat

In der gestrigen Nummer der Staats⸗ Zeitung ist in dem Verzeichnisse derer, die von der Königl. Aka⸗ bemie der Künste die große silberne Medaille erhalten haben, tatt Getschke aus Berlin, zu lesen: Petschke. 8

Berichtigung.

Angekommen: Der General⸗Konsul der Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika für die diesseitigen Rhein⸗Provinzen, Böcker, von Basel.

itungs⸗Nachrichten HWEEIlan d.

Rußland.

St. Petersburg, 28. Mai. Se. Majestät der Kaiser haben mehrere von Seiten des General⸗Feldmarschalls Grafen Diebitsch⸗Sabalkanski, laut der demselben zustehenden Macht—⸗ ollkommenheit, ausgegangene Ordens⸗Verleihungen an Offiziere er Armee, die sich in den Gefechten gegen die Polen auszeich⸗ eten, zu bestätigen geruht.

Hier ist von Seiten des Finanz⸗Ministeriums folgende, vom 4. (26.) Mai datirte Bekanntmachung erschienen: „Da in ei⸗ igen Gegenden Litthauens die Cholera ausgebrochen ist, so sind ür jeden Fall Vorsichts⸗Maaßregeln genommen worden, und die Briefe werden in Narwa durchstochen werden. Dies dem Pu⸗ blikum zur Nachricht, um unnöthiger Furcht vorzubeugen.“ Der zeitherige Professor in Schulpforta, Dr. Chr. Friedr. Neue, bekannt durch seine Schriften über die Sappho und den Baschylides, ist als Professor der Literatur⸗Geschichte, altklassi⸗ scher Philologie und Pädagogik nach der Universität zu Dorpat be⸗ ufen und ihm dazu ein Reise⸗Geld von 200 Dukaten bewilligt vorden.

Nach amtlichen Berichten belief sich zu Ende des Jahres

829 die Gesammt⸗Bevölkerung Rußlands mit Einschluß des Königreiches Polen, Finnlands, der Völkerschaften jenseits des Kaukasus, der Civil⸗ und Militair⸗Beamten, einiger Sibirischen Völkerschaften und der Individuen weiblichen Geschlechts auf 9 Millionen, worunter 17,558,898 leibeigene und freie Bauern nd 243,548 Geistliche. Abgaben an den Staat zahlen 18,771,812 Individuen und 325,809 Familien. Dem Militairdienst unter⸗ segen 747,557 Individuen, nämlich 189,8è70 zu den Militair⸗ Kolonieen gehörende Bauern, 262,105 Kosaken, 167,269 Basch⸗ kiren, 31,159 Metscheriaken, 28,344 nomadisirende Kalmucken ind 68,810 Kirgisen.

Auf den im Gouvernement Perm belegenen Appanage⸗ Gütern hat man ein neues Mineral entdeckt und dasselbe zu Ehren des Ministers des Kaiserl. Hauses, Fürsten Wolchonski, mit dem Namen Wolchonskoit belegt. Dieses Mineral hat eine der dem Ma⸗ lachit und Grünspan gleicht; auch gewinnt man durch chemische Operationen ein schönes orangegelbes Chromium.

In der Stadt Ribinsk (Gouvernement Jaroslaw) hat die Kaufmannschaft zur Aufnahme von Volksschulen ein steinernes süc⸗ dazu gehörigem Lande, über 10,000 Rubel an Werth, geschenkt.

Im Jahre 1829 hat man auf den Kurilischen Inseln die rsten Kartoffeln und auch einige Küchen⸗Gewächse angepflanzt. In Kamtschatka bei dem Hafen St. Peter und Paul gedeihen

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Wasa⸗Roggen und Himalaja⸗Gerste, letztere in den Gegenden jenseits des Baikal. 8

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Warschau, 1. Juni. In der Sitzung der Landboten⸗ kammer vom 25ten v. M. wurden die am Sonnabend vor Pfingsten begonnenen Verhandlungen über einzelne Anträge und den Ministern gestellte Fragen fortgesetzt. Zuerst verlangte der Landbote Graf Johann Ledochowski, daß die in der Me⸗ tropolitan⸗Kirche zu St. Johann aufgehängte Türkische Fahne, welche von den Russen im letzten Türkenkriege erobert worden, und die Se. Maäjestät der Kaiser Nikolas den Polen geschenkt hatte, nach Konstantinopel zurückgeschickt würde. Der Landbote Swidzinski fügte hinzu, daß man ste mit den vier der Russi⸗ schen Armee abgenommenen Türken, welche auf Kosten der Pol⸗ nischen Nation in ihr Vaterland zurückkehren sollten, dorthin sen⸗ den möge. Zu Erledigung dieses und mehrerer anderen An⸗ träge beschloß die Kammer, daß der Marschall Senats⸗Präsidenten Rücksprache nehmen und in Gemein⸗ schaft mit diesem der Regierung den von dem Landbo⸗ ten Ledochowski gemachten Vorschlag zur Vollziehung vor⸗ legen, übrigens aber ihrem Gutachten die Wahl der Mittel und Wege überlassen solle, wie die besprochene Fahne den Türken zu⸗ rückgestellt werden köonne. Sodann machte der Landbote Jo⸗ seph Ledochowski die Kammer auf die wichtigen Geschäfte und häuslichen Interessen aufmerksam, welche jedes Mitglied der Landbotenkammer im nächsten Monat erwarteten, und trug darauf an, daß entweder die Reichstagssitzungen für den Monat Juni suspendirt würden, oder daß für die Dauer der beiden nächsten Monate der Reichstagsbeschluß, wodurch die gesetzlich erforderliche Mitgliederzahl in beiden Kammern auf ein geringe⸗ res Quantum herabgesetzt wird, wieder in Kraft treten solle. Der Marschall aber meinte, daß die erste von Herrn Ledo⸗ chowski vorgeschlagene Maaßregel, nämlich die Prorogation der Kammersitzungen für den Monat Juni, nicht angenommen wer⸗ den könne, und zwar hauptsächlich deshalb, weil mit dem Schluß dieses Monats gerade das zweite Quartal zu Ende sey, für wel⸗ ches der Regierung der provisorische Kredit bewilligt worden; daher wäre es umungänglich nöthig, imnerhalb des Monats Juni das Budget festzustellen. Nach langer Diskussion entschied die Kammer, daß die Kommissionen ihr in der Sonnabendsitzung über den Antrag des Landboten Joseph Ledochowski Bericht er⸗ statten sollten.

In Bezug auf den von den Kammern genehmigten Gesetz⸗ Entwurf, daß die Israeliten, anstatt selbst Truppen ins Feld zu stellen, eine vierfache Rekruten⸗Steuer entrichten sollen, sagt ein hiesiges Blatt unter Anderem: „Die Annahme des Gesetzes über eine neue von den Israeliten zu zahlende Rekruten⸗Steuer muß, als Verurtheilung von 400,000 auf Polnischem Boden ge⸗ borenen und erzogenen Menschen zur Demüthigung und Ernie⸗ drigung, die Aufmerksamkeit eines jeden Edelgesinnten auf sich ziehen; und um bei Erörterung dieses Gegenstandes denen, welche mit der Lage der Dinge und der Befähigung der in Polen woh⸗ nenden Israeliten wenig bekannt sind, zu Hülfe zu kommen, hal⸗ ten wir es für unsere Pflicht, einige Bemerkungen in dieser Hin⸗ sicht bekannt zu machen. Dem beredten Vortrag des Kriegs⸗ ministers ist die Annahme des erwähnten Prosekts vorzüglich zu⸗ zuschreiben; doch betrachten wir zuvörderst, inwiefern diese Rede sich auf die Grundsaͤtze der Wahrheit und Gerechtigkeit stützte, und dann, in wie weit der Erfolg, den sie hatte, dem Lande Nutzen bringen wird. Im Anfang seines Vortrags that der Kriegsminister Aeußerungen, deren er sich, wie es scheint, nur bediente, um seinen folgenden Anträgen einen Anstrich von Ge⸗ rechtigkeit und Wahrheit zu geben, deren sie jedoch für jeden der Sache Kundigen völlig entbehren. Denn was die Bemerkung des Ministers anbetrifft, daß es, um Polnischer Soldat zu seyn, nicht an dem gewöhnlichen Muth genüge, sondern daß dazu Wunder der Tapferkeit nöthig seyen, so erdreisten wir uns, zu fragen, ob alle Polnische Soldaten sogleich von einem so un⸗ vergleichlichen alle Schranken durchbrechenden Geist durchdrungen waren; wir erdreisten uns, zu fragen, ob einen solchen Geist am 19. und 20. Februar die Grenadier⸗Regimenter zeigten, ob ihn am 25sten die Masuren und Giden, eine aus der am meisten fürs Vaterland deklamirenden Jugend bestehende Schaar, zeigten, ob endlich das 2te Kalischer Kavallerie⸗Regiment bei Kurow ei⸗ nen solchen Geist zeigte. Einige dieser Regimenter haben, an den Kanonendonner und die Gefahren des Krieges gewöhnt, be⸗ reits die in sie gesetzte Hoffnung auf eine schöne Weise gerecht⸗ fertigt, andere werden sich mit der Zeit daran gewöhnen, aber mit einem Male haben sie sich nicht emporgeschwungen; warum also von den Israeliten etwas fordern, was selbst das 1ste Ka⸗ lischer Kavallerie-Regiment, das zu unseren tüchtigsten Truppen gehört, nicht leistete. Auch die Israeliten können, wenn sie sich, so zu sagen, einschließen, gute Soldaten werden; es haben dies ihre Freiwilligen bewiesen, die zur Armee gezogen sind, und wir selbst kennen deren zwei, welche ihrer Wunden wegen in War⸗ schau verweilen, und die bei Wengrow mit Ehrenkreuzen ge⸗ schmückt wurden. Wenn, wie der Kriegs⸗Minister sagt, die Zahl der Freiwilligen nicht viel mehr als zehn beträgt, so zeigt es sich um so klarer, daß sie nicht unwürdig sind, ihr Blut für Polen zu vergießen, da sich sogar unter einer so kleinen Zahl Einzelne ge⸗ funden haben, die sich durch Muth und Tapferkeit auszeichne⸗ ten.“ Hierauf heißt es, daß sich der Minister übrigens in der Angabe jener Zahl irre, indem aus Warschau allein 145, aus Kalisch über 80, aus Sochatschewo über 70 Israeliten freiwillig Kriegsdienste genommen hätten; dann wird fortgefahren: „Aber wenn auch nicht ein einziger Freiwilliger aus ihrer Mitte vor⸗ handen wäre, könnte man es den Israeliten übel nehmen, daß sie nicht in das Heer eintreten; sollen sie ihr Blut dafür ver⸗ gießen, daß man ste für unwürdig hält, den Namen Polen zu führen, sollen sie dafür untergehen, daß das Vaterland sie nicht für seine Söhne anerkennen will? Sogar zum Train der Ar⸗ mee, heißt es, sind sie nicht tauglich, denn aus Furcht (welche

. *

Beschuldigung jedoch, wie wir oben gezeigt haben, durchaus un⸗

mit dem g „Der Kriegs⸗Minister schließt damit, daß er die Kammern warnt, sich zu hüten, daß nicht dem am 29. Nov. gepflanzten Baume

gegründet ist) befinden sich unter ihnen die meisten Spione⸗ Wo sind diese Spione? Warum hangt man sie nicht? ha⸗ ben sie vielleicht um ein Ausnahmegericht für sich nachge⸗ sucht? haben sie vielleicht an den Reichstag appellirt? wo sind sie? Sie sind freigesprochen worden. Bis jetzt sind 3 Israeliten und ein Bürgermeister des Spionirens überführt und gehängt worden; in voriger Woche wurde über einen Israe⸗ liten und 2 Christen das Urtheil gefällt, den viel protegirten Herrn Cichozki nicht gerechnet; das Resultat ergiebt also 3 Israe⸗ liten und 4 Individuen anderen Glaubens, diejenigen nicht zu zählen, welche entkommen sind, welche man freigelassen hat und welche jetzt bloß deshalb gute Polen sind, weil sie sich nicht auf der geschriebenen Liste der Spione besinden.“ Sodann wird die Bemerkung des Ministers hinsichtlich der israelitischen Feste zund Lebensart, welche ihrem Eintritt in die Armee entgegenständen, widerlegt und zum Beweis angeführt, daß gerade die Israeliten in Ostrolenka an ihrem ersten Pfingstfeiertage am meisten zur Aufschlagung der Brücke beigetragen hätten. Ferner heißt es:

der Unabhangigkeit und Freiheit Zweige mit exotischem Saft ein⸗ eimpft würden, welche später bittere Früchte tragen möchten. Wir wissen aber nicht, wie dem die Kammer vorbeugen könnte, wenn z. B. die Israeliten 20,000 Freiwillige stellten, oder, was noch schlimmer wäre, wenn sich alle Israeliten taufen ließen; denn dam müßte man ste ja nothwendig als würdig anerkennen, für Polens Erde zu sterben.“ „Wenn die Revoltttion“, wird weiterhin gesagt, „das heißt die Umwäl⸗ zung der Dinge, die Polen befreit hat, so würde die Revo⸗ lution, das heißt die Veränderung des status quo, auch den der Israeliten verändert haben aber die Kammer hat davon nichts wissen wollen, ungeachtet der schönen, wahren und edlen Vor⸗ träge der Herren Swidzinski, Lempizki, Klimontowitsch und Gu⸗ stav Malachowski, daß man 400,000 freie Menschen, die durch Dankbarkeit an das gegen sie wohlthätige Land gefesselt wären und gern ihr Blut für dasselbe hingeben würden, einer Geld⸗ summe von 4 Millionen Gulden vorziehen müsse; die Kammer hat der Annahme jenes Gesetz⸗Entwurfes nicht entsagt, weil der Kriegsminister die Besorgniß in ihr erweckte, daß man sagen werde: die Polen, die keiner Hülfe bedürften, hätten doch sich ohne die Israeliten nicht behelfen können; als wenn die in Po⸗ len geborenen Israeliten keine Polen wären, oder als ob nicht jetzt Jemand sagen könnte, sie hätten sich zwar ohne israeclitische Soldaten beholfen, aber ohne israelitisches Geld hätten sie nichts vermocht, und als ob es nicht schöner und der Civilisation un⸗ seres Jahrhunderts würdiger wäre, zu sagen: Die Ifraeliten ha⸗ ben seit Jahrhunderten unsere Erde bewohnt, sie sind Bürger un⸗ seres Landes und sollen die mit diesem Namen verbundenen Freis heiten genießen; mögen sie in die Reihen unserer Krieger eintre⸗

ten, jedoch für die Erwerbung solcher Privilegien zur Unterstützung des Schatzes bei den gegenwärtigen dringenden Umständen 3 Mill. Gulden niederlegen. Dann würden die Israeliten nicht das Blut der Polen, sondern das ihnen ertheilte Bürgerrecht bezahlt ha⸗ ben, das Bürgerrecht, welches bis jetzt Ausländer und Fremd⸗ linge so leicht in unserem Lande erwerben konnten.“ „Dage⸗ en“, heißt es am Schluß, „werden die Israeliten von allen Bürgerrechten ausgeschlossen und sollen den Namen Polen nicht führen, obgleich sse dem Lande 15 Jahre hindurch 45,500,000 Fl. Steuern gezahlt haben, deren Summe sich gegenwärtig nicht we⸗ nig vermehrt hat.“

In der Staats⸗Zeitung befindet sich ein Aufsatz, worin über die ungleiche Gehaltsvertheilung unter den Beamten und die Bevorzugung der Einen vor den Anderen Klage geführt wird; es heißt darin unter Anderem: „Je eher das so lange erwartete Budget den Reichstags⸗Kammern vorgelegt wird, um desto näher ist der Ruin, welcher alle Beamte und alle besoldete Stellen er⸗ wartet. Man sollte indeß doch bei der Verminderung der Ge⸗ halte auf Maaßregeln denken, welche, indem sie die Bedürfnisse des Landes befriedigten, nicht so vielen Familien, die mit einem Male aller Erhaltungsmittel beraubt werden, zur Last fie⸗ len. Denn jede Sparsamkeit, welche nicht auf Gerechtigkeit gegründet ist, muß als Mißbrauch betrachtet werden und fuͤhrt nie zu dem beabsichtigten Zweck. müßte der Abzug an den Gehalten in gehörigem Verhält⸗ niß geschehen, denn derjenige, welcher 12,000 Fl. Gehalt bezieht, kann leichter ein Drittheil davon missen, als der, welcher nur 5,000 Fl. erhält.“ Hierauf wird gefordert, daß den Beam⸗ ten, welche sich im Ausland befänden und dort eine zweideutige Rolle spielten, ihr oft sehr bedeutendes Gehalt genommen, daß nicht mehrere besoldete Aemter von einem Einzigen be⸗ kleidet, und daß nicht die noch aus der Zeit der Russi⸗ schen Regierung herstammenden Beamten den aus der Revolu⸗ lution hervorgegangenen vorgezogen werden sollten. In dieser Beziehung heißt es: „Niemand wird wohl die Ansicht des Fi⸗ nanz⸗Ministers theilen, der, als er befragt wurde, warum die zur Flucht des Vice⸗Prästdenten Lubowidzki behülflich gewesenen Beam⸗ ten beibehalten würden, die großen Fähigkeiten dieser Männer vor⸗

übung ihrer Pflichten zu belassen. In einem constitutionnellen Staat, wo seit so langer Zeit Schulen und Akademieen bestehen, wo selbst so viele Personen sich mit der Finanz⸗Verwaltung des 8 Auslandes bekannt zu machen streben, verletzt eine solche Recht⸗ fertigung von Seiten eines Ministers das Land, erniedrigt die in demselben blühende Bildung, erstickt die Lust, sich der Admi⸗ nistrations⸗Carriere zu widmen, eröffnet falschen Meinungen freies Feld und macht mit einem Wort weder dem Minister, noch dem Bürger Ehre, der in demselben Lande, wo er keine tüchtige Männer gewahrt, doch seine Bildung erhalten hat.“ Hierzu macht die Redaction der Staats⸗Zeitung folgende Anmerkung: „Der Verfasser des Aufsatzes wird erlauben, daß auch wir mit dem Finanz⸗Minister dem Lande durch die Erklärung zu nahe treten, daß es bei uns wenige zur höheren Finanz⸗Verwaltung tüchtige Mänuer giebt; Liebhaber viel, aber Kenner wenig; und

daß jetzt eben nicht die Zeit ist, wo sich die Ersteren in unserem

Vor allen Dingen

schützte und damit die Nothwendigkeit begründen wollte, sie m Aus⸗ 8