davon zu reden.“ Er bemerkt darauf, daß in der Bill nur sol⸗ chen Häusern die Wahlfähigkeit zuerkannt worden seyh, die 10 Pfund jährlich eintragen, und fordert die Einwohner Irlands dringend auf, bei der Legislatur darum zu bitten, daß sie die 10 Pfund auf 5 reducire. Dann schildert er das große Miß⸗ verhältniß, in welchem, seiner Ansicht nach, im Verhalt⸗ niß zu England, die Irländischen Grafschaften hinsichtlich der Zahl der Wähler gestellt sind, und wovon in vielen Graf⸗ schaften eine Verminderung der Wähler die nothwendige Folge seyn würde. Endlich beklagt er sich, daß Englische mehr als 10,000 Einwohner zahlende Städte Parlaments⸗Glieder stellen, während es in Irland, mit Ausnahme von 4 Stadten, nicht der Fall ist, und daß die Zahl der Reprasentanten Dublins dieselbe bleiben soll, während in Edinburg die Zahl derselben verdoppelt werde.
Im New⸗Monthly Magazine liest man: „Als die Whigs und Tories im Anfange des Wellingtonschen Mini⸗ steriums mit einander vereint waren oder wenigstens zu einer Vereinigung gegenseitige Bereitwilligkeit zeigten, erklaärte man die alten Benennungen von Whigs und Tories für thöricht, un⸗ recht und unpolitisch. Seit dem Sturze der Tories und der Erhebung der Whigs bemerkten wir das Wiederaufleben dieser Benennungen in den ministeriellen Blattern an der Stelle der in den Jahren 1829 und 1830 so sehr anempfohlenen Bezeich⸗ nung Liberale und Illiberale.“ — Der Courier, der diesen Artikel bringt, bemerkt dabei, daß er sich beständig gegen den Gebrauch der Worte Tory und Whig ausgesprochen habe.
Der Courier äußert: „Schon hatten wir zeither Grund ge⸗ nug zu der Ueberzeugung, daß wir den Ministern nur Gerechtig⸗ keit widerfahren ließen, wenn wir ihre Theilnahme an der har⸗ ten Maaßregel in Hinsicht der eingestellten Penstons⸗Zahlungen an Männer, die sich unter der vorigen Regierung in der litera⸗ rischen Welt ausgezeichnet haben, auf das ernstlichste bezweifel⸗ ten. Jetzt wissen wir es bestimmt, daß die Minister durchaus keinen Antheil daran haben. Uebrigens ist es bekannt, daß Lord Grey eingewilligt hat, dem Hrn. Coleridge, der mit Entziehung sei⸗ ner Pension auch seine Existenz⸗Mittel verlor, ein Jahrgehalt auszusetzen, das dem Betrage der Penston gleich kommt; auch läßt sich erwarten, daß man für andere in gleichem Falle sich befindende Individuen Sorge tragen werde.“
Die hiesigen nach Ceylon handelnden Kaufleute gaben ge⸗ stern, um die Ernennung des Herrn Wilmot Horton zum Gou⸗ verneur dieser Kolonie zu feiern, ein großes Dejeuner, dem Lord Goderich, Herr Wilmot Horton und eine große Anzahl ausge⸗ zeichneter Personen beiwohnten. Das Fest fand auf einem nahe bei den Westindischen Docks liegenden Schiffe statt.
An der Börse war heute das Gerücht verbreitet, daß man die Erscheinung eines neuen Protokolls der fünf Maͤchte in der Belgischen Angelegenheit erwarte, wodurch jede dieser Mächte autorisirt werde, eine Armee von 30,000 Mann zu dem Zwecke zu stellen, die Vollziehung der in den früheren Protokollen enthal⸗ ienen Bestimmungen rücksichtlich der Gränzen u. s. w. nöthi⸗ genfalls zu erzwingen.
In Dublin haben 3 Fallissemente mit 70,000, 50,000 und 8000 Pfd. stattgefunden.
In einem im Courier enthaltenen und an dessen Redac⸗ teur gerichteten Schreiben erklärt Herr Paganini, daß er auf dem Kontinent gewohnt gewesen sey, doppelte Eintrittspreise zu fordern, und es mithin auch in London gethan habe. Nachdem
er sich aber überzeugt, daß die üblichen hiesigen Preise höher wä⸗;
als auf dem festen Lande, sey er völlig bereit, sich dem
ren, Schutz
Wunsche eines Publikums zu fügen, dessen Achtung und er für seine schönste Belohnung hielte. er sich übrigens auch bereitwillig finden lassen, unentgeltli Besten der Orchester⸗Kasse zu spielen. 1“ Niederlande.
Aus dem Haag, 4. Juni. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten wüurden die Bera⸗ thungen über den Zolltarif für die Ein⸗, Aus⸗ und Durchfuhr fortgesetzt; im Verlaufe derselben vertheidigte der Finanz⸗Minister den Gesetz⸗Entwurf aus dem politischen Gesichtspunkte und der mit dem Departement der National⸗Industrie, der Kolonieen und des Waterstaats beauftragte Staatsrath beleuchtete die besonde⸗ ren Bestimmungen desselben. Das Gesetz wurde sodann mit 38 gegen 8 Stimmen angenommen. — Die Kammer empfing hierauf von Seiten der Regierung einen Gesetz⸗Entwurf in Be⸗ treff der Tresor⸗Scheine, welchem zufolge Scheine zu 25, 10, 5 und 3 Fl. ausgegeben werden sollen, ohne Zinsen zu tragen; vom 1. Oktober d. J. an müssen alle gewöhnliche Steuern zur Hälfte, die Gehalte der Beamten dagegen konnen ganz in solchen
resor⸗Scheinen bezahlt werden; für dieses Jahr werden 450,000 Fl. und vom nachsten Jahre an 1,500,000 Fl. zur Tilgung und Verzinsung der Tresor⸗Scheine angewiesen; das Gesammt⸗Kapi⸗ tal der auszugebenden Tresor⸗Scheine bleibt auf 15,000,000 Fl. festgestellt.
Antwerpen, 3. Juni. Im hiesigen Journal heißt es: „Mehrere Personen, die an den gestrigen Zerstoörungen im Hause eines Offiziers der Bürgergarde Theil genommen hatten, sind verhaftet worden, und die Obrigkeit scheint entschlossen zu seyn,
unsere Stadt und für unsere Bevolkerung sind, zu besteafen. Es
die einzigen Grundoseiler der Gerechtigkeit und der öffentlichen Ordnung, unterdrlickt werde. Dergleichen Verwüstungen verletzen Alles, was man auf Erden Heiliges hat, und die Unztücklichen, die sich dieselben zu Schulden kommen lassen, denken nicht daran, daß sie sich nicht nur gegen die bürgerlichen Gesetze vergehen, son⸗ dern auch gegen Gott und alle Vorscheiften der Religion und
1032
Die Französisch gesinnte Emancipation verzweifelt wegen des schlechten Ersolges mrer Partei. „Drei Tage lang““ sagt sie, „strengen die Patrioten sich an, die Tribunen klatschen ihnen Beifall, und dennoch erliegen sie vor der Majorität, welche sich das Ministerium zu verschaffen gewußt hat. Es wird stegen. Aber was wird aus unserer Freiheit, aus unserer Unabhängigkeit? Wie schwach zeigt sich der zweiköpfige Lebeau⸗Devaux? Fuͤhlt er sich getroffen, so richtet sich der eine Kopf, Namens Devaux, auf und handhabt die Ironie, wie der Bär, der mit einer Ku⸗ gel spielt. Hr. Lebeau nennt sich den Mann der Bewegung. O ja, aber es giebt zwei Bewegungen, eine vorwärts, die andere rückwärts. Herr Lebeau haͤlt es mit der letzteren.“
Brüssel, 4. Juni. Der Zudrang zu der gestrigen Siz⸗ zung des Kongresses war eben so groß, als an den vorherge⸗ henden Tagen. Hr. Liedts trug mehrere Bittschriften vor, wo⸗ runter sich eine von 60 Einwohnern Gents befand, welche sich gegen die Erwählung des Prinzen von Sachsen⸗Koburg aus⸗ sprach. — An der Tagesordnung war die Diskussion über die Wahl des Staats⸗Oberhaupts. Hr. Seron sagte, daß er zwar im Voraus darauf verzichte, die Ausicht der Mehrheit des Kon⸗ gresses, welche sich bereits für den Prinzen Leopold ausgesprochen habe, wankend zu machen, daß er jedoch desenungeachtet seine Meinung gegen diese Wahl ausspreche, damit man ihm späterhin keine Vorwürfe wegen seines Stillschweigens machen könne. Er beleuchtete zuvorderst die Lage Belgiens mit dem Prinzen Leopold als König im Fall eines Krieges, und drückte die Besorgniß aus, daß dasselbe, trotz aller Protokolle, nie werde neutral bleiben konnen. Die Folge eines solchen Krieges dürfte der Verlust der Freiheit und wahrscheinlich die Restauration des Hauses Nassau seyn, die noch immer im Piane Englands liege, was, wenn er gut unterrichtet sey, die Diplomaten dieses Landes auch selbst jetzt nicht läugneten. Er ging sodann auf die Voraussetzung über, daß der Zustand des Friedens fortdauern würde und sagte, daß sich auch in diesem Fall kein Heil fur Belgien aus der in Rede stehenden Wahl erwarten dürfe,. Staats⸗Flandern und ein Theil Limburgs würde verloren gehen, Mastricht eine Preußische Besatzung erhalten; in Besitz Antwerpens würde man wohl bleiben; aber selbst die Folgen dieses Besitzes schilderte der Redner in den dunkelsten Farben; der Englische Handel, meinte er, würde daselbst zum Nachtheil der Belgischen Industrie das Uebergewicht erhalten. Antwerpen würde natürlich blühen — aber Antwerpen sey nicht Belgien. Die Constitution werde zwar beschworen werden, aber die Vergangenheit habe gelehrt, daß dies keine genügende Bürg⸗ schaft sey. Man sage bestaͤndig, daß Frankreich selbst die Wahl des Prinzen Leopold wünsche: dies sey aber nur in so fern ge⸗ gründet, ails es lediglich der Wunsch des Französtschen Ministe⸗ riums, und in diesem wieder nur der Wunsch zweier Männer wäre. Endlich sollte man bedenken, wie der Kongreß in der öf⸗ sentlichen Achtung verlieren müͤsse, wenn der Prinz Leopold, wie er nicht zweifle, die Krone ablehnen würde und man auf diese Weise die zweite abschlägliche Antwort erhielte. Wenn man durch⸗ aus jetzt schon ein definitives Staats⸗Oberhaupt haben wolle, so stimme er für einen einheimischen König. Herr Alex. Roden⸗ bach sagte, daß der Prinz Leopold die Krone nur annehmen werde, wenn sich der Kongreß den Protokollen unterwürfe; man müsse deshalb die gegenwaͤrtige Energie des Soldaten und Bür⸗ gers bemützen, und den Krieg sogleich beginnen. Der Krieg sey jetzt nicht allein die nothwendige Bedingung der Popularität und der Existenz, nicht allein eine energische Maaßregel, sondern auch eine Handlung der höchsten Kiüugheit. — Der Prasident gab hierauf der Versammlung Kenntniß von ei⸗
nem ihm so eben eingereichten Vorschlag: „Die Unterzeichne⸗
Zum 24sten d. M. hat (heimischen Fürsten vorzuschlagen.
diese abscheulichen Gewaltthätigkeiten, die ein Schandfleck für dieselben in London aufgenommen werden müßten.
ten haben die Ehre, dem Kongresse zu proponiren, einen ein⸗ Unterz. de Haerne. Se⸗ ron. von Robaulx. van Meenen. C. de Smets. Blargnies. A. Gendebien.“ Ails sich ein Streit dar⸗ über erhob, ob dieser Vorschlag entwickelt werden solle, oder nicht, erklärte Herr van Meenen, daß derselbe zur Tages⸗ ordnung gehöre und keiner Entwickelung bedürfe. Herr Vans⸗ nick und Herr Lebéque erklärte sich für den Prinzen Leopold; letzterer wünschte jedoch, daß in dem vom Könige zu leistenden Eide die Behauptung des linken Scheldeufers ausdrücklich ein⸗ begriffen werde. Herr Ch. Rogier äußerte, daß er sich gestern nach langem Kampfe mit sich selbst dem Votum angeschlossen habe, durch welches entschieden worden sey, daß man vor dem Ergreifen der Waffen den Weg der Unterhandlungen versuchen wolle, und da die Erwahlung des Prinzen Leopold das einzige
Mittel sey, den Erfolg dieser Unterhandlungen, der ihm übrigens
noch sehr ungewiß scheine, zu sichern, so glaube er der Consequenz halber ihm seine Stimme geben zu müssen. Er wolle indessen dieses Votum mit Aufrichtigkeit motiviren, und da müsse er zu⸗ nachst einraumen, daß die Londoner Konferenz eben keine gim⸗ stige Gesinnungen gegen Belgien hege. Die Lage der Dinge mache dies erklärlich, auch sey das bisherige Benehmen des Kongresses gegen die Konferenz gerade nicht der Art gewesen, um ein freundschaftliches Verhaltniß zu begründen. Er wolle sich zwar nicht zum Vertheidiger der Konserenz aufwerfen, aber er gebe doch zu bedenken, in wie weit solche Aeußerungen, wie die gestern von einem Redner vorcgebrachte, der Cholera morbas zu vergleichen ware, politisch seyen, und wie Er mache darauf aufmerksam, daß, wenn die Belgier ihren Stolz hätten,
daß die Repräsentanten der fuünf Mächte, welche doch einigen
RNang in Europa eimmähymen, auch ihren Theil Stolz den Bei⸗
giern gegenuber haben könnten, und wenn dieselben auch 10 Fuß
maäßen.
nehmen und nicht immer mit der Faust drohen.
Man solle nur vor der Hand einen höflicheren Ton an⸗
werde dann auch nicht hartnäckig bei einem einmal ausgespro⸗
der Kirche. Solche Unordmungen indessen, unter denen das Ganze
leidet, und die jeden Augenblick die achtbarsten Burger in Folge
von rachgierigen oder thörichten Anstiftungen der Volkswuth aus⸗ setzen können, müssen rasch und kraftig unterdrückt werden.
8 Von
—
gegen ihre Mitbtürger gehrauchen zu müssen, doch waren ste fest eutschlossen, ihre Pflichten als Beschützer der Orduung und Ver⸗ theidiger der Gesetze treulich zu erfullen. Wir hoffen, die Obrig⸗ keit werde sich mit Umstcht benehmen und unverbesserliche Bös⸗ willigkeit von Thorheit und Unwissenheit zu unterscheiden wissen. Recht aber muß geschehen und die Obrigkeit unerbittlich gegen diejenigen seyn, die, gesetzmaßig gewarnt, bei einer so strafbaren und für alle Bürger so beumruhigenden Rebellion beharren sollten.“ Brüssel, 2. Juni. Gestern hat man unter Trommel⸗ schall den General Freiherrn von Vandersmissen, früher Gou⸗ verneur der Provinz Antwerpen, aufgefordert, sich bis zum 15. Juli in dieser Stadt zu stellen, um sich vor dem hohen Mili⸗ tairgerichtsyhof gegen die Anklage wegen Hochverraths zu recht⸗ fertigen. Allen Civil⸗ und Militatr⸗Behörden ist befohlen, ihn zu verhaften, wo ste seiner habhaft werden können.
8 EA“*“ E1AX4A4X“ 8 2
chenen Worte beharren; man habe schon ein Beispiel davon; am 1. Jum habe das Protokoll Nr. 22
—2.
rung offiziell mitgetheilt werden sollen, man schreibe heute den
Wir
haben alte Militairs in Verzweiflung dartber gesehen, Gewalt zen Leopold übergehend, erklärte Herr Rogier, daß er gerade keine
Gefühle sich himneigen, aber Freunde, in deren Urtheil er Vertrauen
zieu und es sey noch nicht geschehen. Auf die Person des Prin⸗
sehr lebhafte Sympathie für ihn empfinde, man wisse, wo seine
setze, hatten den Prinzen als einen Mann von Verstand, von gefälli⸗ gen Manieren und sanften Sitten geschildert, der die Künste liebe und
die Lage des Landes begreife. Dies genüge für einen constitutionnellen Was die Demüthigung anbetreffe, der man sich durch
eine zweite Weigerung aussetze, so halte er dies für einen thö⸗ richten Einwand gegen die Wahl des Prinzen; denn Jedermann
b V
wisse, daß die Krone Belgiens nicht aus Verachtung ausge⸗ schlagen werde. eines sofortigen Krieges auseinander, und erklärte sich gegen die Wahl des Prinzen Leopold, weil die letzten Protokolle und das Schweigen der Minister, daß er nicht naher bezeichnen wolle, ihn über den Gang der Londoner Konferenz aufgeklärt hätten. Herr van Meenen glaubte nicht, daß es nöthig sey, sogleich zu einer
11A11X“
Vereinigung mit Frankreich zu verhindern. Ppriester in jenem Lande sey so unglücklich, daß eine Vereinign mit demselben die religiöse Unabhängigkeit vernichten hieße. Nall dem sich Herr Ch. Lecocg und Hr. Desmanet de Biesnl für, Herr Helias d'Huddeghem aber gegen den Primg
lungen miszglücken sollten.
Die Konferenz
der Belgischen Regie⸗ Stimmenmehrheit, daß die Israeliten aus Rücksicht auf die g.
Herr Emille de Smet setzt alle Vortheile
Wahl zu schreiten, und trug darauf an, daß die Wahl bis zu 30. Inni verschoben werde. Solle aber, sagte er, die Wahl ¹ genblicklich geschehen, so stimme er für einen einheimisc Prinzen. Herr Destouvelles bestritt hauptsächlich Ansicht des Herrn van Meenen, daß man den Erfe der Unterhandlungen abwarten müsse, ehe man eine W. vornehme. Um Unterhandlungen zu leiten, bedürfe man ein Unterhändlers, und der beste Unterhändler für Belgien sey Prinz von Sachsen⸗Koburg. Der Abbé6 Bouqueau de Vi leraye erklärte sich besonders deshalb für den Prinzen Leopo weil er dessen Erwählung als das beste Mittel betrachte, eir Der Zustand
Leopold ausgesprochen hatten, äußerte Herr Lebeau wieht holentlich die Ansicht, daß die sofortige Erwählung des Prim unendlich viel zu einem glücklichen Erfolge der einzuleitenden terhandlungen beitragen würde; auf alle Falle sey es ja im noch Zeit, die Feindseligkeiten anzufangen, wenn die Unterhan Herr v. Robaulgx und Herr d'e hougne stimmten für einen einheimischen Prinzen. Eben Herr A. Gendebien, der wiederum auf den Brief des 8. Ponsonby zurückkam und darauf beharrte, daß man Luxembu nur durch den Verlust Limburgs erhalten werde. Die Hen⸗ Jottrand, de Haerne, Forgeur, Lardinois und Bla gnies stimmten gegen den Prinzen Leopold. Die Diskuss ward hierauf geschlossen und die Wahl des Staats⸗Oberhaupt auf den nächsten Tag verschoben.
Ein Herr Duvivier vertritt ad interim die Stelle eines nanz⸗Min sters. . M
Auf außerordentlichem Wege ist hier in Berlin die Naz⸗ richt eingegangen, daß der Prinz Leopold von Sachsen⸗Kobn am 4ten Junt von dem Belgischen Kongresse zum Könige Belgien gewählt worden ist.
Lüttich, 5. Juni. Hiesige Blätter erzählen, daß ( neral Mellinet am Schlusse einer Rede, die er einem verseg melten Offizier⸗Corps hielt, ausgerufen habe: „Es lebe die] publik.“ Die Offiziere hatten sich bei diesen Worten unter ander angesehen und nicht gewußt, was sie von diesem Aus des Generals denken sollten.
Aus Mastricht schreibt man: „Nach Bekanntwerdung Protokolls Nr. 22 gaben die Ossiziere der Garnison dieser Stat ein großes Diner, wo folgende Toasts ausgebracht wurda „Dem Koͤnige Wilhelm!“ „Der Londouner Konferenz!“ „D Theilung Belgiens“. Eine Orange Fahne ward unter dem J. bel der Holländer auf dem Stadthause aufgepflanzt.
Es zeigen sich fortwährend viele Augenkrankheiten unter M. Soldaten in der hiesigen Eitadelle, obgleich, nach dem Rathe h geschicktesten Aerzte, alle Vorkehrungen getroffen sind, um Verbreitung derselben vorzubeugen. “
Dänemark.
— — Helsingör, 5. Juni. Gestern Abend kamen Ihnf Kaiserl. Hoheit die Großfürstin Helena auf dem Linienschff „Kulm“ auf hiesiger Rhede an; da der Wind nicht günstig mwa um bei der Festung Cronborg vorbeisegeln zu können, ging sowo das Linienschiff, als die dasselbe begleitende Korvette, vor Ankc Rhede. Furst Gagarin begleiten
Die Gräfin Nesselrode, das Fräulein Tolstoy und des Ihre Kaiserl. Hoheit auf der Reise nat
v
Pnle
Warschau, 6. Juni. Die National⸗Regierung war â
die in der Sitzung der Landboten⸗Kammer vom Lösten M. den Gesetz⸗Entwurf, wonach die Israeliten eine vierfache N. kruten⸗Steuer entrichten und dafür wahrend des laufenden Jat res vom persönlichen Dienst in der Armee befreit werden solle vorlegte. Zur Rechtsertigung dieses Projektes nahmen die M. nister der Finanzen, des Innern und des Krieges de Wort. Der Letztere namentlich suchte weitläuftig auseinanderg setzen, daß jetzt nicht die Zeit dazu wäre, die Israeliten zum pret sönlichen Dienst zuzulassen, weil ihre moralischen Fähigkeiten nit gestatteten, aus ihnen Ritter von Grochow und Wawr zu schch fen. Der Redner brachte dabei der Kammer die Aeußerung de Generals Dombrowski in Erinnerung, daß man die Israeliten
wenn man sie zur Armee nehmen wolle, erst dazu vorbereig
müsse. Gegen den Gesetz⸗Entwurf erhob sich besonders der Lam bote Swidzinski, indem er behauptete, man müsse den Israc ten den persönlichen Dienst gestatten, von dem site sich nur dum Stellvertretung befreien dürften; die Abgabe, welche ihnen dur das neue Gesetz auferlegt werden sollte, stehe mit den Kriegs⸗K sten in keinem Verhältniß, die gegenwärtig von der israelitische
und christlichen Bevölkerung zu gleichen Theilen genommen we
daß die Konferenz den sollten, und in jedem Fall müßte die von den Israeliten ei
gezogene Summe micht als Eigenthum des Schatzes, sondet als Eigenthum derer angesehen werden, welche statt jener zu Kriegsdienst berusen würden. Die Repräsentanten Zwitg
ist Zeit, daß das gehässige Peinzip der Volksgewalt, die nichts der sich bei dem geringsten Anschein einer Beleidigung gegen ih⸗ ko wski, Swirski und Andere sprachen für das Projekt, m. ren National⸗Charakter empöre, man auch wohl annehmen dürfe,
Anderes ist, als eine rohe und blinde Rache, durch die Gesetze, Hinsicht auf die Dringlichkeit der Umstände, und da Alle dat
übereinstimmten, daß man bei den Israeliten schwerlich die von de National⸗Armee verlangte Kühnheit und Hingebung finde möchte, so erklärte der Landbote Swidzinski, daß man aum diese Eigenschaften in den Israeliten erwecken könne, wenn be kannt gemacht würde, daß jeder Israelit, der in der Armee 9. dient hätte, nach Beendigung des Krieges alle Bürgerrechte eeh halten solle, welche die anderen Bewohner des Königreichs 9 meßen. Nach einigen Diskussionen entschied die Kammer m
genwärtigen Umstände für jetzt noch von persönlicher Erfüllun
des Mulitairdienstes befreit werden sollten, und beschloß zugleich
daß im Betreff des Grundsatzes, auf den die aufzuerlegenle Rekrutensteuer basirt werden solle, die Kommisstonen den eing brachten Entwurf noch einmal in Untersuchung ziehen möchten Am Schluß der Sitzung saßte die Kammer noch den Beschluß daß die Namen derjenigen, welche sich nicht zur bestimmten Stunde in den Sitzungen einfänden, wodurch der Beginn der
letzteren oft sehr verzögert wird, im Sitzungs⸗Protokoll verzeich
net werden sollten.
In einer geheimen Sitzung der Senatoren⸗Kamme vom 1. d. M. beschäftigte sich dieselbe mit der Wahl der Ka didaten zu 5 im Senat erledigten Kastellan⸗Stellen. Durch Stimmenmehrheit wurden zu Kandidaten ernannt: die Herren Lempizki, Niemcewicz, Ludwig Malachowski, Albert Ostrowsl Peter Lubienski, Slubizki, Niesiolowski, Wonsowicz, Istdor Kra sinski und Potulizki. 2 8
. 8 8 1 b. 111“*“*“
In diesem Augenblicke befinden sich beide Schiffe noch auf Mi.
An demselben Tage nahm die Landboten⸗Kammer zum Theil einen Gesetzentwurf an, wonach zur Verpflegung der Ar⸗ iee eine bestimmte Quantitaät von Getreide jeder Gattung, von zranntwein u. s. w. requirirt und dafür eine Remuneration bewilligt werden soll.
Am 3ten d. wurden in der Senatoren⸗ und Landboten⸗ ammer die Berathungen über die einzelnen Artikel des oben genannten Gesetz⸗Entwurfs fortgesetzt.
* Vorgestern verhandelte man in der Landboten⸗Kammer darüber, ob die in der Warschauer Kathedrale befindliche Türki⸗ che Fahne nach Konstantinopel zurückgeschickt werden solle, oder nicht. Die Majorität stimmte dafür, sie an ihrem Ort zu lassen. ßierauf schlug der Deputirte Szaniezki vor, daß die Reichs⸗ tags⸗Kammer erweitert werden möchte; Herr Descour trug darauf an, ein Corps der Polnischen Armee nach dem General Dwernizki zu benennen; Herr Klimontowicz wollte, daß das Gießen der Kanonen dem Polen Herrn Migdalski anvertraut würde. Dann suchte der Landbote Graf Johann Ledo⸗ howski zu beweisen, daß eine Regierungsveranderung durchaus othwendig sey, was auch mit dem Wunsch des Generalissimus übereinstimme, welchen derselbe am 1sten d. M. der an ihn ge⸗ fandten Deputation offenbart habe. Der Redner führte meh⸗ ere Fehler der Regierung an, und unter anderen auch den, daß e bis jetzt den Mißbräuchen der Preßfreiheit noch nicht vorge⸗ eugt habe, die zwar unter einer freien Nation sehr nöthig und ützlich sey, aber doch den geziemenden Einschränkungen unter⸗ vorfen seyn müsse. Dieser Antrag des Herrn Ledochowski soll chriftlich zur ferneren Berathung darüber eingereicht werden. Ferner wurde der Kammer die Nachricht mitgetheilt, daß mit den Russen Unterhandlungen über die Auslieferung der Mili⸗ airs Krzhzanowski, Lukasinski und Majewski angerpst wor⸗ den seyen.
In den vereinigten Kammern wurden vorgestern unter 0 Kandidaten folgende 5 zu Kastellanen ernannt: Julian Niem⸗ ewicz, Peter Lubienski, Slubizki, Ludwig Malachowski und ellbert Ostrowski. Die Senatoren, Landboten und die ganze nwesende Versammlung wünschten Hrn. Niemcewicz Glück zu einer neuen Würde.
Die hiesige Staats⸗Zeitung giebt unter amtlicher Rubrik zwei aus dem Hauptquartier Praga vom 1sten und 2ten d. M. datirte Armee⸗Berichte des Generalissimus Skrzynezki. Der erstere derselben lautet folgendermaßen: „Der mit so gro⸗ ßem Eifer für die Sache der Polnischen Nation und mit einer alle Schwierigkeiten hintansetzenden Hingebung begonnene Aufstand Lit⸗ hauens hat uns die Pflicht auferlegt, unseren Brüdern Hülfe zu lei⸗ sten, ohne die schwierige Lage zu berücksichtigen, in der wir uns selbst be⸗ jnden. Dies forderte auch die National⸗Regierung von mir. Besonders aiso in der Absicht, den Hülfstruppen, welche nach Litthauen ge⸗ chickt werden sollten, einen Weg zu bahnen, wurde die Expedi⸗ ion nach Tykocin unternommen. In einigen Tagen wurde die⸗ elbe mit erwünschtem Erfolg gekrönt. Der Feldmarschall Die⸗ bitsch befand sich ruhig in seinen Verschanzungen zwischen dem Kostrzyn und Liwiez und hatte kaum von unserem Marsch etwas rfahren, als bereits die Garden in die Gränzen des den Na⸗ men des Russischen Reiches führenden Gebiets zurückgesprengt waren und unseren ersten Kolonnen eine Straße eröffneten, welche ch denn auch unter dem General Chlapowski und dem Oberst Sierakowski mit unseren insurgirten Brüdern, die eine im Bialy⸗ gockschen, die andere im Augustowschen, vereinigten und gemein⸗ chaftlich mit denselben gegen die Communications⸗Linien und Depots des Feindes zu operiren begannen. Als endlich der Feld⸗
arschall mit seiner Hauptmacht in Eilmärschen heranrückte, um ch unseren Operationen entgegenzusetzen, verschaffte die mörderische Schlacht bei Ostrolenka dem Corps des Generals Gielgud die nöthige Zeit, um mit einem bedeutenden Hülfs⸗Corps ach Litthauen zu marschiren. Der in diesem Augenblick von General Gielgud hier angekommene Ofsizier hat den Be⸗ icht mitgebracht, daß dieser General in der Richtung seiner Bestimmung fortgerückt ist, ohne von Seiten des Feindes ein Hinderniß zu erfahren. — Da indessen die National⸗Armee, und war in Gegenwart aller versammelten Streitkrafte des Feindes, m das ganze Corps des Generals Gielgud vermindert wurde, ozu noch der im Kampf erlittene Verlust, so wie die Ermü⸗ hung des Heeres durch starke Märsche, hinzukommen, so ist es mmnumgänglich nothwendig, daß den Truppen eine Erholung ver⸗ onnt werde, und zu diesem Zweck haben dieselben das verschanzte ager vor Praga wieder eingenommen. Hier wird sich die Na⸗ ional⸗Armee, nach gehböriger Ausruhung und durch die von ver⸗ schiedenen Seiten her anlangenden, Hülfstruppen verstärkt, in rzem wieder im Stande sehen, die offensiven Operationen von euem zu beginnen, indem die den Litthauischen Brüdern zuge⸗ andte Unterstützung eine sehr vortheilhafte Diverston für uns lbst hervorbringen muß.“
Der zweite Bericht enthält Folgendes: „Ich habe die Ehre, er National⸗Regierung die Nachricht mitzutheilen, die ich so ben über die Operationen des unter den Befehlen des Generals Chlapowski stehenden Armee⸗Corps erhalte. — Dieser General
at, nachdem er sich mit einigen Tausend Bialvstocker Insurgen⸗ i vereinigt, bei Narewka am 26. Mai, also gerade zu der⸗ lben Zeit, als bei Ostrolenka gekampft wurde, einen glanzenden Sieg uͤber den Feind davongetragen. Die feindliche Kolonne, estehend aus 2 Infanterie⸗Regimentern, einem Kavallerie⸗Re⸗ iment und 5 Kanonen, die Kosaken nicht gerechnet, war von Brzesc⸗Litewski detaschirt worden, um die Insurgenten anzugrei⸗ een; ein gewisser Rengerdt führte dieselbe. Der General Chla⸗ owski kam dem Feind durch einen nächtlichen Ueberfall zuvor, ind zwar so günstig, daß das ganze Russische Corps umzingelt vurde. Die Russen verloren alle 5 Geschütze und sämmtliche Waffen; ihr Verlust an Todten beträgt gegen 300 Mann. Wir erloren einen Offizier von den regulairen Truppen, 4 Jäger von den Insurgenten und ein Pferd. rsprengt und gefangen genommen. Die Offiziere nahm der General Chlapowski auf seinem ferneren Marsch mit sich fort, die Sol⸗ hzaten aber ließ er, nachdem sie einen Eid abgelegt hatten, daß ie nicht mehr gegen Polen dienen würden, von den Einwohnern nach Bielsk abführen. Vier treulose Bewohner des dortigen andes, welche dem Feind den Weg zu den Unsrigen gezeigt atten, empfingen die geziemende Strafe. — Das Erscheinen es Generals Chlapowski belebte den Geist des Aufstandes in en dortigen Provinzen. Die ganze Volksmasse greift zu den Pafen. Außer dem glücklichen Treffen bei Narewka fanden schon vorher auf Russtlsche Transporte verschiedene Attaken statt, pelche größtentheils von den Einwohnern selbst ausgeführt wur⸗
en, und deren einer in der Bialystocker Haide auf einmal 120
Wagen in die Gewalt der Insurgenten brachte.“ Unterm 2ten d. meldet die Staats⸗Zeitung: „Die
Weichsel aufwärts ist Alles ruhig. In der Gegend von Zamose
ind die Russen dem Corps des Generals Chrzanowski näher ge⸗ ommen; General Dawidoff stand am 30sten v. M. in Alt⸗Za⸗ ose. General Rüdiger ist von Dubienka nach Hrubieszow vor⸗
Das feindliche Corps wurde völlig
gerückt und hatte sein Hauptquartier zu Hostynne. — Die In⸗ surrection in Podolien und der Ukraine verbreitet sich immer mehr. Die Distrikte von Olgopol, Balta, Brazlaw und Hahy⸗ syn sind bereits frei, eben so ein Theil der Distrikte von Jam⸗ pol, Mohilow und Uszyce, und in dem Gouvernement von Ki⸗ jow die Distrikte von Machnowka, Lipnowka und Human. Die⸗ ser Ort ist nach einem hartnäckigen Kampfe in die Hände der Insurgenten gefallen. In der Gegend von Balta befanden sich am 15. Mai gegen 6000 bewaffnete Reiter; in Balta selbst wa⸗ ren große Vorräthe von Leinwand, Leder und Tuch, über2 Mil⸗ lionen an Werth. Die Insurgenten waren im Besitz von 6 Kanonen, von denen sie 4 erobert hatten. Bei Machnowka standen ungefähr 2000 Insurgenten. Das Corps des Generals Roth stand in den Distrikten von Ptoskirow und Kamieniez; es war an 7000 Mann stark, hatte aber nur 800 Mann Kavallerie; des halb rückte es nicht gegen die Litthauer vor, deren Streitkräfte beinahe aus lauter Kavallerie bestehen, und weil außerdem das Charkower Uh⸗ lanen⸗Regiment zum Theil zersprengt ist, zum Theil sich mit den Insurgenten vereinigt hat.“
Dasselbe Blatt berichtet unterm Zten d.: „Gestern zer⸗ sprengten die Krakusen vom Corps des Generals Dziekonski bei Golomb eine Schwadron Dragoner und 2 Kosaken⸗Schwadronen, wobei sie 46 Mann mit Pferden und Gepäck zu Gefangenen machten. — Heute verbreitet sich hier die Nachricht, daß der Oberst Sierakowski im Augustowschen das Frickensche Corps, wel⸗ ches 2000 Mann stark gewesen seyn soll, zersprengt und ihm 4 Ge⸗ schütze abgenommen habe. Doch ist noch keine ofsizielle Bestätigung darüͤber eingegangen. — Aus Zamosec wird vom 29. v. M. gemeldet, daß der General Rüdiger, welcher mit seinem eigenen und ei⸗ nem Theil des Creutzschen Corps in das Königreich eingerückt ist, im Ganzen ungefähr 9000 Mann und 30 Kanonen habe, und daß sein Hauptquartier in Werbkowice sey. — Die Schlacht bei Human (zwischen den Russen und Insurgenten von Podolien) war sehr blutig; das Ober⸗Kommando hatte in derselben von Seiten der Insurgenten der Emir Graf Wazlaw Rzewuski, der Vater der in unserer Artillerie dienenden beiden Rzewuski’'s, Sta⸗ nislaw und Leontius; unter ihm kommandirten Vincenz Thsszkie⸗ wicz und Wladimir Potozki. Der Kampf war äußerst hartnäckig; gegen 1200 Russen blieben auf dem Platz. Von unserer Seite bedauert man besonders Alexander Sobanski, welcher nach Eini⸗ gen in Gefangenschaft gerathen, nach Anderen geblieben seyn soll. Die Gutsbesitzer jener Gegend haben ihre Bauern eman⸗ cipirt und sie dadurch für die Sache des Aufstandes gewonnen. Auch Griechische Geistliche sind dem letzteren beigetreten. Die Ukrainer haben Deputirte nach der Moldau und Wallachei, so wie an die Nie⸗ krasower in Dobruda, abgesandt. Nach den letzten Nachrichten ziehen die Russen dort aus verschiedenen Gegenden Verstärkun⸗ gen zusammen, und aus der Gegend von Zytomierz und Ber⸗
dyczew sind Corps dahin aufgebrochen, so daß die Insurgenten
eine regulaire Armee von 15,000 Mann sich gegenüber haben.“
In der gestrigen Staats⸗Zeitung heißt es: „Die Rus⸗ sische Armee hat auf das rechte User der Narew hinüberzurücken begonnen. Am 3ten d. M. hatte ein nahe an 14,000 Mann star⸗ kes Corps sein Feldlager in Prasnysz.“
Die heutige Warschauer Zeitung sagt: „Von den wei⸗
teren Operationen unserer Truppen in Litthauen haben wir keine sichere Nachricht. Zu den noch der Bestätigung bedürfenden Gerüchten gehört, daß General Chlapowski wieder mit einem bedeutenden Russischen Corps, unter dem Kommando des Ge⸗ nerals Wlodek, gekämpft habe.“
Der General Graf Thomas Lubienski und der Oberst Le⸗ winski sind von dem Generalissimus, der Erstere zum Chef, der Andere zum Unter⸗Chef des Generalstabes ernannt worden.
Der Finanzminister, Herr Aloisius Biernazki, hat der Na⸗ tional⸗Regierung seine Entlassung eingereicht.
Durch Verordnung vom 26. Mai hat die National⸗Regie⸗ rung den Staats⸗Referendar Ostrowski, bisherigen Chef der Kon⸗ trolle im Ministerium der Finanzen, zum General⸗Direktor der Kontrolle bei demselben Ministerium ernannt.
Vorgestern ist der Senator Wojewode, Valentin Sobolewski, unter der früheren Regierung Prasident des Administrations⸗Ra⸗ thes, mit Tode abgegangen.
— — Von der Polnischen Gränze, 7. Juni. Der Marschall Graf Diebitsch soll noch in semer früheren Posttion sich befinden, um auf diese Weise die Verpflegung seines Heeres⸗ zu erleichtern; doch sind 14000 Russen bis Prasnysz vorgegangen, wahrscheinlich um die Bewegung eines starken, zur Verfolgung des Generals Gielgud abgesandten Corps zu maskiren. Letzterer soll das Corps des Generals v. Sacken verfolgen, das, wie es jetzt heißt, die Richtung nach Kauen genommen hat. Kalwary ist, wie man vernimmt, im Vereine mit den Insurgenten von den Polnischen Truppen besetzt worden. — Um dem Polnischen Gouvernement mehr Einheit zu geben, wird der Fürst Czarto⸗ ryski wahrscheinlich zum Regenten ernannt werden.
DPeutschland.
München, 4. Juni. In der gestrigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurden von dem P äsldenten die Fragen über das Verfahren der Staatsschulden⸗Tilzungs⸗ Anstalt in den Jahren 1823b vorgelegt und nach einigen Bemer⸗ kungen genehmigt. Hierauf begann der Abgeordnete Vetter⸗ lein den Vortrag über die Rechenschaft des Finanz⸗Haushaltes; er wurde aber durch den Eintritt des Staats⸗Ministers v. Stür⸗ mer unterbrochen, welcher 1) den Entwurf einer Abänderung des Edikts über die Freiheit der Presse und des Buchhandels; 2) einen Gesetz⸗Entwurf über die Censur; 3) einen Gesetz⸗Ent⸗ wurf über die Polizei der Presse; 4) einen Gesetz⸗Entwurf über Vergehen und Verbrechen durch Mißbrauch der Presse; und endlich 5) einen Gesetz⸗Entwurf über das strafrechtliche Ver⸗ fahren vorlegte.
Dresden, 7. Juni. Se. Königl. Hoheit der Prinz Jo⸗ / — 2. 8 E6
hann sind gestern von hier über Dobelu und Leisnig nach Leip⸗
zig abgereist, um die daselost errichteten Kommunalgarden in Au⸗ genschein zu nehmen.
Lübeck, 6. Juni. (Aus der Hamburger Börsenhalle.) Vergangene Nacht kam das Dampfschiff „Nikolai I.“ von Kron⸗ stadt bei dem Wachtschiffe auf der Travemimder Rhede an und
wurde nach dem Quarantaine⸗Platz gesandt. Nachdem die Schiffs⸗
papiere und Pässe mit gebräuchlicher Vorsicht gereinigt und hier angekommen waren, hat der Gesundheitsrath Alles aufs strengste untersucht, und da sich aus den obrigkeitlichen Gesundheitspassen und aus dem Atteste des Hanseatischen Konsuls zu St. Peters⸗ burg, so wie aus sammtlichen Briefen, ergeben, daß daselbst der beste Gesundheits⸗Zustand herrschte, so wie aus der eidlichen Be⸗ scheinigung des am Bord besindlichen Russischen Kaiserl. Arztes, daß die gesammte Schiffs⸗Besatzung und die mitgekommenen 2 Passagiere vollkommen wohl sind, ist das Schiff heute Abend zu⸗ gelassen worden. Es wird wie gewöhnlich seine Reise nach St.
8—
Petersburg am nächsten Donnerstag antreten. In
vͥ“ e 8 “
St. Peters⸗
burg wußte man seit zwei Tagen den Ausbruch der Cholera in Riga. Es war zu Narwa, nach anderen Nachrichten auch bei Dorpat, ein Cordon gezogen, und man nahm die allerstrengsten Maaßregeln zur Abhaltung der Krankheiet.
*
Das Journal des Débats meldet aus Lissabon vom 18. Mai: „Endlich haben wir die dreifarbige Flagge auf zwei Französischen Fregatten, einer Korvette und einer Brigg in den hiesigen Gewässern ankommen sehen. Dieser Anblick hat bei allen Freisinnigen und namentlich bei den Franzosen Freude er⸗ regt. Die bei Belem in den Tajo eingelaufene Brigg brachte Depeschen, worin die Französische Regierung dem Vernehmen nach, für den den Franzosen Bonhomme und Sauvinet zugefüg⸗ ten Schimpf die Genugthuung verlangt, die schon der Konsul Cassas früher gefordert hatte. Der Vicomte Santarem hatte nach Durchlesung dieser Depeschen eine Unterredung mit Dom Mignel, und in einem zu Queluz gehaltenen Ministerrath wurde festgesetzt, welche Genugthuung man gewähren wolle; diese soll noch heute dem Befehlshaber des Französischen Geschwaders mitgetheilt werden.“ *)
TürWW — — Konstantinopel, 11. Mat. Die Blokade der Küsten von Albanien ist durch eine neuere Declaration der Pforte auf die Küstenstrecken von Durazzo bis zur Oesterreichischen Granze, also eigentlich bloß auf den Golf von Drino, beschränkt worden. — Nachdem mehrere kleine Abtheilungen der Flotte im Laufe der letzten Wochen unter Segel gegangen waren, ist endlich vorge⸗ stern der Rest derselben, bestehend aus 3 Kriegsschiffen, 5 Fre⸗ gatten und mehreren Korvetten in das Meer von Marmara aus⸗ gelaufen, und hat jenseits Konstantinopel die Anker geworfen. — Der Kapudan Pascha hat auf einer Fregatte seine Flagge auf⸗ gezogen, befindet sich jedoch noch im Arsenal, und man glaubt, daß sich sein Abgang noch um mehrere Tage verzögern werde, zumal, da seit heute früh sich wieder Südwind eingestellt hat. — Die Nachrichten aus Albanien lauten sehr günstig, und nach ei⸗ nem Bülletin, welches (ganz gegen den früheren Gebrauch) die Pforte den hier restdirenden Gesandschaften hat zustellen lassen, hat, außer dem Siege zu Perlepe, der Groß⸗-Wesir in der Ge⸗ gend von Kiupiurly die Albaneser in mehreren Treffen geschla⸗ gen, so daß selbst Mustafa⸗Pascha mit Zurücklassung seines Ge⸗ päckes und seiner Küche sich hat flüchten müssen. Ein Regiment regulairer Infanterie und einige Schwadronen regulairer Kaval⸗ lerie sollen sich bei diesen Gelegenheiten besonders ausgezeichnet und eine große Ueberlegenheit über die Albanesischen Truppen be⸗ wiesen haben. — Wenn diese Thatsachen richtig sind und der Groß⸗Wesir in seinen Fortschrittten keinen Stillstand erleidet, scheint es zweifelhaft, daß die Flotte noch nach den Küsten von Albanien segeln werde, und man glaubt hier allgemein, daß Hali⸗Pascha einen Besuch in Alexandrien abzustatten die Absicht habe. — Herr Schembri, Hasen⸗Capitain zu Malta, ist hier an⸗ gekommen, um, wie es heißt, die Errichtung einer Quarantaine zu leiten; man glaubt jedoch, daß in diesem Augenblicke Alba⸗ nien und Bagdad die Aufmerksamkeit der Regierung in zu ho⸗ hem Grade beschaftigen, als daß eben jetzt ein Plan in Ausfüh⸗ rung gebracht werden sollte, welcher Sorgfalt und Geld in einem Maße erheischt, in dem man Beides nur in tiefem Frieden dazu verwenden können dürfte. ““ Der Courrierde Smyrne schreibt aus Samos vom 3. April: „Im südlichen Theile der Insel hat sich in Folge heftiger Erdstöße das höchste, Ikarta gegenüber liegnde, Gebirge geöffnet;
eine der Seiten stürzte mit furchtbarem Gekrach ein, und eine unge⸗;
heure Wassermasse strömte, einem reißenden Flusse gleich, heraus, auf ihrem Wege zum Meer Alles mit sich fortnehmend. Die Baume aller Arten, Oliven⸗ und Weinpflanzungen, wur⸗ den von diesem Bergstrome, dessen Kraft unglaublich war, und der seine Verwüstungen mitten in der Nacht begann, ent⸗
wurzelt: 7 Mühlen, in denen zahlreiche Arbeiter mit der Fabri⸗ cation des Oels beschäftigt waren, wurden ebenfalls mit fortge⸗ rissen, und keiner dieser Unglücklichen konnte gerettet werden; man hat nicht einmal ihre Leichen aufgefunden. Diese un zewöhnliche Erscheinung hat die ganze Bevölkerung in Schrecken gesetzt. — Man versichert, daß die Uebereinkunft wegen der Unterwerfung unter die Pforte in Konstantmopel definitiv ahgeschlossen worden ist. Es wird kein Türkischer Gouverneur auf der Insel residi⸗ ren, und die Verwaltungs⸗ und Justiz⸗Beamten sollen von den Einwohnern gewahlt werden. Die Insel wird der Pforte dage⸗ gen jährlich eine Summe von 200,000 Piastern zahlen.“
U 8 4
8 8 3 Berlin, 9. Juni. Folgendes ist der vollständige Inhalt der (in Nr. 150 der St. Z. erwahnten) Bekanntmachung der Ge⸗ neral⸗Landschafts⸗Direction von Posen: „Um dem wiederholt geaußerten Wunsch der Mitglieder unseres Kredit⸗Vereins und mehrerer Inhaber unserer Pfandbriefe zu genügen, sieht die unterzeichnete General⸗Landschafts⸗Direction sich veranlaßt, nunmehr, nachdem unser Sostem als völlig geschlossen zu ach⸗ ten, indem (mit Ausschluß unbedeutender, wegen noch vorwal⸗ tender Hindernisse, nicht eintragungsfähiger Pfandbriefs⸗Dar⸗ lehne) fernere Bewilligungen nicht mehr stattfinden werden, das Publikum von dem Zustande unserer Fonds in Kenntniß zu setzen. Das gesammte bisher bewiliigte Pfandbriefs⸗Kapital be⸗ tragt die Summe von 11,411,575 Rthlr. Von diesem Kapital
ist zufolge des §. 32. u. f. unserer Kredit⸗Ordnung die Summe von 498,930 bereits getilgt, in Pfandbriefe umgesetzt, und es
den Tilgungs⸗
-
V
V V
wachsen die Zinsen davon, außer dem aufkommenden laufen⸗ den Tilgt Procent halbjahrig zu, dergestalt, daß dieser Fonds mit jedem Semester progressiv sich bedeutend vermehrt. Das eigenthlüumliche Vermögen des Vereins, welches der⸗ selbe außer dem Tilgungsfonds besitzt, besteht in einem Kapital von 245,855 Rthlr. 29 Sgr. 7 Pf., welches durch die Ueberschüsse
des Admmistrations⸗ ¼ pCts. und die von dem Kapital selbst
aufkommenden Zinsen mit jedem Jahre einen Zuwachs erhäͤlt. Der punktliche Eingang der Zinsen mit Einschluß des Amorti⸗ sations⸗Peorents ist vollständig gesichert, und es sind, der jetzigen allem Geld⸗Verkehr so nachtheiligen Zeitumstände ungeachtet, auch in dem letzt verflossenen Zinsen⸗Zahlungs⸗Termin, sammt⸗ liche Pfandbriefs⸗Zinsen bis auf eine unbedeutende Summe, von welcher jedoch schon jetzt der größte Theil eingezogen worden, ge⸗ zahlt, die Pfandbriefs⸗Inhaber stud wegen ihrer Zinsen sämmt⸗ lich befrtedigt, und auch die künftige promte Zinsen⸗Zahlung ist gesichert. Die bisher stattgefundenen zum Theil dedeutenden Kündigungen sind jederzeit realisirt worden, auch ist zur Berich⸗ tigung der im verflossenen Weihnachts⸗Termine gekündigten und in dem bevorstehenden Johannis⸗Termin zahlbaren Pfandbriefe *) Vergl. damit die gestern nach Englis 8 benen Nacheichten aus Lissabon. G hischen Ffsts gs⸗
8 “ eiee