1831 / 162 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

nets Naturalisation und nimmt hierdurch wieder den eines Auslegers der Portugiesischen Gesetze an. Die Natura⸗ lisation fand unter allen gesetzlichen Formen in der Zeit der Cortes statt; und obgleich das Regierungs⸗System nachher durch einen leichten Uebergang zu der alten Ordnung der Dinge vermittelst ei⸗ nes Koͤniglichen Dekrets veraͤndert wurde, so bezog sich dasselbe doch nur auf die Zukunft, und beruͤhrte dasjenige nicht im gering⸗ sten, was fruͤher in Bezug auf Individuen gethan oder vollzogen war. Herr Sauvinet fuhr fort, die Vortheile seines neuen Buͤrger⸗ thums zu genießen, und bis jetzt waren uͤber diesen Punkt keine

den Charakter

Zweifel erhoben. Der Schreiber der Rote greift aufs neue die Kompetenz des außergerichtlichen Gerichtshofes an, uͤber die⸗

jenigen Verbrechen zu uͤrtheilen, welche aus der Verschwoͤrung vom Sten Februar entsprangen, und hatte bereits, selbst ehe der Gerichtshof noch zusammengekommen war, dagegen protestirt. Bei allen Nationen Eueopa's nimmt man, wenn durch ploͤtzliche und ausge⸗ dehnte Verbrechen die gewoͤhnlichen Tribunale den laufenden Geschaͤften nicht gewachsen sind, seine Zuflucht zu Special⸗Gerichtshoͤfen, die mit ausgedehnter Gewalt versehen werden. Dies ist in England bei Faͤllen des Hochverraths ein ganz gewoͤhnliches Verfahren, wo eine im Namen des Koͤnigs niedergesetzte Kommission unter dem großen Siegel uͤber alle solche Verbrechen das Urtheil faͤllt. Form und Gegenstand waren in Portugal wesentlich dieselben; und wenn ein Gerichtshof, auf diese Weise zusammengesetzt und durch die Dringlichkeit des Augenblicks unumgaͤnglich nothwendig gemacht worden ist, so ist es einem Fremden nicht zu verzeihen, wenn er sich auf eine offizielle Weise in das Verfahren oder die Handlungen desselben mischt. Noch unpassender aber war es von ihm, dem Mi⸗ nister eines unabhaͤngigen Monarchen zu sagen, daß er selbst „die Inkompetenz des Tridunals“ anerkannt habe, da doch die ganze fruͤhere Korrespondenz dieses Ministers im entgegengesetzten Sinne geschrieben war und das groͤßte Erstaunen sowohl daruͤber ausdruͤckte, daß eine solche Frage angeregt werde, als auch, daß ein so ungeeigneter Akt der Einmischung von Seiten einer nicht autorisirten Person her⸗ ruͤhre. Der Schreiber der Note versichert demnaͤchst, daß „„die gegen Sauvinet vorgebrachten Klagen in der Sentenz nicht begruͤn⸗ det gefunden worden sind““, da doch die Natur des Verbrechens in dem gerichtlichen Verfahren vollkommen erwiesen worden, und die Sentenz nur eine Recapitulation der Beweise enthielt, wonach der Spruch erlassen war. Die Theilnahme wird darin klar erwiesen, und da es den Portugiesischen eben so wie den Englischen Gesetzen entsprechend isn, daß bei dem Verbrechen des Hochverraths keine noch erschwerende Umstaͤnde vorhanden seyn koͤnnen, so kann der Urtheils⸗ spruch gegen Sauvinet, im Vergleich mit anderen, welche gegen mehrere Eingeborne erlassen worden sind, nur als eine Linderung betrachtet werden. Es ist auch einige Wichtigkeit darauf gelegt, daß vie Deportation nach einem Ort an der Kuͤste von Afrika stattfindet; aber man sollte nicht vergessen, daß die Portugiesen keinen anderen Ort haben, und daß die Eingeborenen eben dahin gesendet werden.“

uͤnftens. „Eine Genugthuung von Seiten Ew. Excellenz, fuͤr die beleidigenden Ausdruͤcke und ehrenruͤhrigen Angaben hinsichtlich meiner, die in Bezug auf die vonmir Tages zuvor Ihnen wegen der au⸗ ßerordentlichen Lissaboner Kommission gemachten Bemerkungen in Ihrer Note vom 12teu Februar enthalten sind.“ Antwort: „Der hier erwaͤhnte Brief war die Antwort auf ein Schreiben des Herrn Cassas vom 11ten Febr., in welchem er gegen die Gerichtsbarkeit der Spezial⸗Behoͤrde protestirt, die vermittelst eines Koͤnigl. Beschlusses vom 9ten ausdruͤcklich gebildet wurde, um gegen die, vor dem dten verhafteten Verschwoͤrer zu verfahren. Dieses Schreiben war ein Gewebe von Anklagen und beschuldigte die Richter der Ungerech⸗ tigkeit, der Unterdruͤckung oder Bosheit in der Verwaltuung der ih⸗ nen andertrauten Justiz, und zwar in Ausdruͤcken, die geradezu einer Ver⸗ achtung gleichkommen und offenbar darauf hinausgehen, die denselben uͤbertragene Autoritaͤt zu kraͤnken, wenn nicht gar sich ihr zu widersetzen. Der Ton dieses Protestes machte ihn in der That einer Drohung gleich, und der Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten druͤckte fehr rechtmaͤßig und lebhaft sein Erstaunen daruͤber aus, eine so merkwuͤrdige und unziemliche Mittheilung zu empfangen, die mit den von der Franzoͤsischen Regierung aufgestellten Gruͤndsaͤtzen hin⸗ sichtlich der Nicht⸗Einmischung in die Angelegenheiten fremder Na⸗ tionen in so voͤlligem Widerspruch stehen. Von Herrn Cassas mit⸗ hin ging der erste Angriff aus, und wenn etwas die Maͤßigung der Portugiesischen Regierung beweist, so ist es die Schonung, mit der sie den Urheber dieses beleidigenden und unverantwortlichen Beneh⸗ mens behandelte, das fuͤr sich allein schon hinlaͤnglich war, die zeit⸗ ööeeaedsgecrlichen Verhaͤltnisse zwischen beiden Regierungen aufzuldsen.

Sechstens. „Jedem Geistlichen, unter der strengsten Strafe, zu verbieten, in seine Predigten politische Declamationen gegen Frankreich zu mischen.“ Antwort: „Dies ist eine hoͤchst sonder⸗ bare und verkehrte Forderung. Wahr ist es leider, daß die politi⸗ schen Tages⸗Neuigkeiten den groͤßten Theil der Unterhaltung bei allen Staͤnden ausmachen, und so groß ist die Heftigkeit des Par⸗ tei⸗Geistes, daß sich haͤufig die groͤbsten Entstellungen und die belei⸗ digendsten Persoͤnlichkeiten in diese Unterhaltungen mischen. Die Verachtung vernuͤnfriger Individuen reichte nicht hin, die schmaͤhen⸗ den Zungen eigennuͤtziger Personen zum Schweigen zu bringen oder Uebelwollende in ihren gottlosen Plaͤnen zu entwaffnen. Die Fran⸗ zoͤsische Presse lieferte seit langer Zeit und taͤglich die beleidigendsten Ar⸗ tikel gegen den Souverain von Portugal und seine Minister, ja, bisweilen hoͤrte man von der Rednerbuͤhne herab, aus dem Munde von Deputirten, die mit der Regierung in den naͤchsten Beziehungen standen, die schre k⸗

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lichsten und gehaͤssigsten Anklagen. Die Portugiesische Geistlichkeit, ihre

Vorurtheile gegen fremde Nationen moͤgen seyn, welche sie wollen, glaubt sich in öö6 ehren⸗ und ruhmvollen Kampf zu befinden, und außer sich gebracht durch die unwuͤrdigen Schmaͤhun⸗ gen auf ihr Vaterland und ihren Souvergin, mag sie die Sprache der Vergeltung gefuͤhrt oder sich bemuͤht haben, ihre Heerden gegen die steigende Frechheit des Tages zu schuͤtzen; ziemt es aber, unter sooechen Umstaͤnden, einem Franzosen, sich zu beklagen? Oder ist dies 82 Art und Weise, um hinsichtlich dieses Punktes Genugthuung zu erlangen? Siebentens. /Ein foͤrmliches Versprechen, kuͤnftig in den der Censur der Portugiesischen Regierung unterworfenen periodischen

Schhriften keine Aufnahme von Ausfaͤllen gegen Frankreich und

seine „Regierung, welche die in Portugal wohnenden Franzosen durch Aufreizung des Hasses und der Leidenschaften des Vol⸗ kes gefaͤhrden koͤnne, zu gestatten.“ Antwort: „Diese For⸗ derung gleicht der vorigen. Die Lissaboner Zeitung ist das an⸗ erkannte Organ der Portugiesischen Regierung, und haͤtte sich in diesem Blatte, das ihre Gesinnungen ausspricht, eine Nei⸗ gung gezeigt, entweder die Autoritaͤten Frankreichs zu belei⸗ digen, oder die Volksstimmung gegen die in Portugal lebenden Franzosen aufzureizen, so waͤre vielleicht einiger Grund zu Klagen und auch Bereitwilligkeit da gewesen, Genugthuung zu geben; hier⸗ uͤber wird jedoch keine Klage gefuͤhrt und uͤberhaupt keines speziel⸗ len Falles erwaͤhnt. Verletzungen dieser Art wiesen die Franzosen gewoͤhnlich vermittelst der Presse zuruͤck, und Herr Cassas bestezt in seiner Forderung, den uͤͤber diesen Gegenstand bei seinen Landsleu⸗ ten zu Hause herrschenden Grundsaͤtzen ganz entgegen, augen⸗ scheinlich darauf, die Presse einer Censur zu unterwerfen. Wenn er von strengen Strafen gegen Personen spricht, die ge⸗ gen Frankreich schreiben, so setzt er ein summarisches und willkuͤr⸗ liches Gerichtsverfahren voraus, das man in Portuaal nicht kennt, und sicherlich wuͤrde ein foͤrmliches Versprechen zu dem beabsichtig⸗ ten Zweck eine Neuigkeit in den Annalen der Diplomatie seyn.“ Achtens. „Die genaue Beobachtung des Vorrechtes der Fran⸗ zosen, nicht anders verhaftet werden zu koͤnnen, als in Folge eines Befehl des Richters der priviligirten Nationen, die keinen eigenen haben.“ Antwort: „Das Recht, nur in Folge des genannten Rich⸗ ters verhaftet werden zu koͤnnen, ist ein durch Vertraͤge besonders ausbedungenes Recht, und da die Franzosen keinen Vertrag mit Por⸗ tugal haben, so darf eine solche Ausnahme nicht gefordert werden, obgleich sie der Gegenstand einer Unterhandlung werden kann.“

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Neuntens. „Eine Entschaͤdigung von 6,000 Franken fuͤr jeden an Herrn Gambey und Vellon, die 2 Jahre lang willkuͤrlich in Porto verhaftet waren, und eine von 3000 Franken fuͤr Herrn Du⸗ pont, der 1 Jahr in Lissabon gefangen saß; alle 3 wurden in Folge von Urtheilsspruͤchen aus dem Koͤnigreiche verwiesen, in denen sich kein eigentlicher Anklagegrund gegen sie vorfindet Antwort. „Diese Entschaͤdigungen werden fuͤr 3 Personen gefordert, die zur Zeit der Revolution verhaftet und spaͤter durch Herrn Cassas eigenes Einschreiten, das die Ortsbehoͤrden zugaben, um nicht genoͤthigt zu seyn, die Sache zum Prozeß zu bringen, aus dem Lande transportirt wurden.“

Zehntens. „Eine Entschaͤdigung von 10,000 Franken, die ich zu Gunsten des Kupferstechers Herrn Dubois aus den in meiner Note vom 27. November angefuͤhrten Gruͤnden, gefordert habe. Antwort: „Auch diese Entschaͤdigung wird auf willkuͤrliche Weise gefordert.“

Am Schlusse seiner Forderungen sagt der Franzoͤsische Beamte: „Ich habe nur noch hinzuzufuͤgen, daß die Portugiesische Regierung nuͤr durch Erfuͤllung obiger Bedingungen die Folgen der gerechten Bewegungsgruͤnde zu Beschwerden und der wiederholten Beweise eines doͤsen Willens und einer Feindseligkeit gegen Frankreich vermei⸗ den kann: und ich habe die Ehre, zu erklaͤren, daß meine Regierung mir den Befehl ertheilt hat, sobald als moͤglich mit den hier befind⸗ lichen Franzosen Lissabon zu verlassen, wenn den hier aufgestellten Forderungen nicht Folge geleistet wird, indem sie sich dabei das Recht vorbehaͤlt, zu anderen Maaßregeln zu schreiten, um sich Genugthuung

zu verschaffen.“

Inland.

Berlin, 11. Juni. Ein Schreiben aus Posen vom 7ten Juni enthalt Folgendes: „Während wir in fortwährender Span⸗ nung immer neuen Nachrichten von dem Schauplatz des Krie⸗ ges und der Cholera entgegensehen, haben wir in diesen Tagen hier einen neuen Beweis von der erhabenen Gesinnung des Kaisers von Rußland gehabt, wovon ich Ihnen nothwendig eine Mittheilung machen muß. Sie werden sich noch erinnern, wie dieser menschenfreundliche Selbstherrscher, gleich bei der ersten Nachricht vom Ausbruch der Cholera in Moskau, dorthin geeilt war, um durch eigene Anordnungen mitten unter seinen von großen Gefahren bedrohten Unterthanen der Verbreitung dieser unheilvollen Krankheit Einhalt zu thin. Das war edel und groß. Wenn aber derselbe jetzt, wo diese Epidemie auch in Warschau ausgebrochen ist, den Arzt Kildaschewski, welcher sie in Moskau die ganze Zeit hindurch, wo sie dort grassirte, genau beobachtet und in ihrer Behandlung an Ort und Stelle viel Erfahrung und Ruf erworben hat, mit Empfehlungen an unse⸗ ren Feldmarschall Grafen Gneisenau, mit dem Auftrage hierher gesandt hat, sich nach Warschau, der Hauptstadt der in blutiger Em⸗ pörung gegen ihn aufgestandenen Polen, zu begeben, ꝛun dieser un⸗ seligen Krankheit mit allen den Mitteln rettend entgegenzutreten, welche lange Beobachtung und Erfahrung an die Hand geben, und, während er selbst mit der Schärfe des Schwerdts den Aufruhr züchti⸗ gen muß, seiner erhabenen Herrscherseele die Genugthuung zu ver⸗ schaffen, daß daneben nicht auch noch schuldlose Opfer fallen müssen; dam muß man diesen wahrhaft erhabenen Monarchen bewundern und Seinem Kaiserl. Vorhaben den gesegnetsten Erfolg wünschen. Unser Feldmarschall, dem alles Große und Edle von selbst empfohlen ist, hat es natürlich an⸗ seiner Mit⸗ wirkung nicht fehlen lassen und den Arzt unverzüglich weiter be⸗ fördern lassen.“

Ueber den nun beendigten Breslauer Frühjahrs⸗Wollmarkt meldet man aus Breslau vom 8. Juni: Es wurden zu diesem Woll⸗ markte, nach Ausweis der Thor⸗Kontrollen, an bereits auswärts gewogener Wolle zu Markt gebracht 32,036 Ctnr. 106 Pfd. und auf der hiesigen Stadtwage abgewogen 9308 Ctur. 28 Pfd., wonach sich also ein Quantum von 41,345 Ctnr. 24 Pfd. als auf den Markt eingebracht feststellt. Hierunter befanden sich 6403 Ctnr. 50 Pfd. aus dem Großherzogthum Posen, 400 Ctur. aus dem Königreich Polen, 505 Etnr. 55 Pfd. aus Böhmen und 76 Ctnr. 106 Pfd. aus Oesterreich; alles übrige war Schle⸗ sische Wolle. Schon zu Anfange des Marktes zeigte sich, obschon sich zahlreiche Käufer eingefunden hatten, geringe Nachfrage nach allerfeinster und feiner einschüriger Wolle, wogegen fast alle ge⸗ ringere und Mittelwollen sehr begehrt wurden. Selbst Aus⸗ schuß- und Sterblingswolle sand raschen Absatz. diesenn Stande des Marktes mußten die Verkäufer der allerfeinsten Wolle von 120 180 Rthlr. mit 5—10 Rthlr. pr. Cemner unter dem vorjährigen Preise verkaufen, so wie dagegen die or⸗ dinairen Wollen um 3— 12 Rthlr. höher bezahlt wurden. Die feinen und mittelfeinen Wollen wurden am wenigsten gesucht und sind von diesen Sorten etwa 4400 Etnr. unverkauft geblie⸗ ben, von denen 1490 Ctnr. an die Seehandlung abgegeben wor⸗

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In Danzig waren bis zum 6ten Juni Mittags 11 Uhr

71 Personen erkrankt, darunter 18 Mann vom Militair; hier⸗

von waren gestorben 39, incl. 5 Soldaten. Bis zum 7ten wa⸗ ren im Ganzzen erkrankt 86, gestorben 51, genesen noch keiner. Am 8ten waren nur 11 neue Kranke und 5 Todte gemeldet. Die Krankheit hatte sich bis zum 6ten nur in dem an der Radaune belegenen Stadttheile gezeigt. Zur Verhütung einer weiteren Verbreitung sind die Häuser, in denen Personen er⸗ krankt oder gestorben, sofort gesperrt worden. Dies Verfahren hat gewiß der weiteren Verbreitung Einhalt gethan, und darum ist auch die Absperrung ganzer Stadtviertel noch nicht angeord⸗ net worden. Die an der Cholera erkrankten Personen befinden sich jetzt in einem auf dem Holm eingerichteten Lazareth. Im Hafen liegt jetzt keines der verdächtigen Rigaer Schiffe mehr; auf der Rhede halten gegenwärtig 17 Schiffe Quarantaine; auf denselben hatte sich noch kein Krankheitsfall gezeigt. In dem Brösen wird nun auch eine Kontumaz⸗Anstalt einge⸗ richtet.

Der in Nr. 154 der Staats⸗Zeitung aufgestellten Vermu⸗ thung, daß die Cholerain Danzig durch die Weichselschifffahrt herbei⸗ geführt worden sey, wird von Thornaus auf das bestimmteste wider⸗ sprochen. Es liegt nämlich die Weichselschifffahrt aus Polen gauz danieder, und nach offtziellen Nachrichten sind außer drei Oderkähnen, welche vor einigen Tagen die vorschriftsmäßige Kon⸗ tumaz bei der Quarantaine⸗Anstalt in Schillno überstanden ha⸗ ben, in diesem Frühjahre überhaupt erst drei Schiffs⸗Gefäße, und zwar vor Ausbruch der Cholera in Warschau, aus Polen ange⸗ kommen. Eine Täuschung kann in dieser Beziehung nicht statt⸗ finden, weil die Kontrollen hierüber dreifach geführt werden und jedes Schiffsgefäß bei dem Neben⸗Zollamte zu Schillno, bei dem Haupt⸗Zollamte zu Thorn und bei der Weichselbrücke in Thorn anlegen und sich melden muß, die Weichsel selbst aber bewacht wird, damit kein Schiff unangemeldet vorbeifährt. Alle jene 3 Kontrollen, welche jede besonders geführt wird, stimmen darin überein, daß bis jetzt nicht mehr als die angegebene Anzahl Ge⸗

fäße aus Polen angekommen sinnd. 8

Aus Stettin wird unterm 10ten d. M. Folgendes geme det: Um der Besorgniß zu begegnen, weiche sich durch den Au bruch der Cholera in Riga und Danzig hinsichtlich ihrer E. schleppung und Verbreitung in der hiesigen Provinz äußern möcht sind von Seiten der Behörden drie kräftigsten und zweckmäßigs Maaßregeln getroffen worden. Nicht allein wird die Kontumng

Provinz die Einleitungen zum sofortigen Zusammentritt der Or Kommissionen verfügt worden. Diese Kommission ist hier reits zusammengetreten und jetzt, auf die höchst zweckmäßige ordnung der Behörden, damit beschäftigt, die sämmtlichen Wo nungen besonders der ärmeren Volksklasse zu besichtigen, da Säuberung, Lüftung und Reinerhaltung zu untersuchen und kontrolliren und die Translocirung derjenigen Familien in genn migere und luftigere Wohnungen zu bewirken, welche zu eng einander wohnen. Eben so werden für die Unbemittelten deren Menge angemessene Anzahl von Leibbinden verfertigt n werden zum Schutz gegen die durch Erkältung vermehrte 6. fahr des Ausbruches der Seuche und der Ansteckung verthe werden. Ferner sind die hier schon bestehenden Suppen⸗Anst ten bedeutend vergrößert und vermehrt, um den Armen eine g. ßere Quantität kraftiger Nahrungsmittel verabreichen zu könn Auch sind bereits Lokale ermittelt und Anordnungen für dem Einrichtung zu Lazarethen für den Fall gemacht, daß die Sen hier wirklich zum Ausbruch kommen sollte. Um aber auch les zu entfernen, was, der Erfahrung gemäß, der Seuche ang deren Orten Vorschub geleistet hat und etwa ihrer Entsteh hier förderlich seyn könnte, so wird der am 14ten d. M. begp nende Wollmarkt für dies Jahr, anstatt auf der niedrig und sumpfigem Boden belegenen Lastadie, auf den beiden Pan plätzen, dem höchsten und gesundesten Theil der Stadt, wels eine geräumige Lagerung der Wolle verstattet, abgehalten

den. Eine besonders eingesetzte, aus Mitgliedern der Köng Regierung, der Polizei⸗Direction, des Magistrats und der Wollman Kommissionbestehende Kommission wird den Gesundheitszustand zu diesem Markte kommenden Personen und Wollen prüfen, schon jetzt in Wirksamkeit getreten und mit der Befugniß sehen, alle aus nicht unverdächtigen Gegenden kommende) sonen und Wollen zurückzuweisen. Auf diese Weise hef wir mit Hülfe Gottes und durch die energischen Maaßten unserer mit rastloser Thätigkeit beschäftigten Behörden, Alles, von menschlichen Kräften abhängt, gethan zu sehen, um Ausbruch der Cholera und deren Einschleppung und Verbrein

zu verhindern.

Königliche Schauspiele. Sonntag, 12. Juni. Im Opernhause: Oberon, K. der Elfen, Feen-Oper in 3 Abtheilungen, mit Ballets; N

von C. M. v. Weber. (Mad. Walker, geb. Gehse: Rezia, letzte Gastrolle.) Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen des ersten R

ges 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛc. Im Schauspielhause: Pour la eixième représentation

Mr. Closel: 1) Les premidres amours, vaudeville en 12 par Scribe. 2) La seconde représentation de: La fam Riquebourg, ou: Le mariage mal assorti, vaudeville noumm en 1 acte, par Scribe. 3) Les frères féroces, mélodyr en 1 acle. (Dans la seconde pitce Mr. Closel remplira rôle de Riquebourg.) In Charlottenburg: Der Fächer, Lustspiel in 3 Abthen Hierauf: Der Nasenstüber, Possenspiel in 3 Abtheiluug

gen.

8,88 Königstädtisches Theater. Sonntag, 12. Juni. Lindane, oder: Der Pantoffelme im Feenreiche, großes romantisches Zauberspiel in 2 Akten.

8. Berliner Börse. Den 11. Juni 1831. Amtl. Fonds- und Geld-Coure-Zettel. (Presssti. Com mns St.-Schald-Sch] 4 [90 ½ 89 ¾˖ stpr. Plandbri.“ 4 Pr. Engl. Anl. 18 5 99 ½ Pomm. Pfandhrf. 4 l. pr. Engl. Anl. 22 5 95 ½ Kur. a. Neum. do. 4 104 ¾ l. Pr. Engl. Obl. 30⁄ 4 82 812. Schlesische do. 4 l. Kurm. Obl. m. l. C. 4 88 RKkst. C. d. K.- u. N. 54 Neum. Int. Sch. do. 4 88 ½ [Z.-Sch. d. K.- u. N.. 55 Berl. Stadt-Oblig. 4 91 ¼ 8 Königshg. do. 4 Elbinger do. 4 ½ Holl. vollw. Dak. 18 ¾ Danz. do. in Th. 35. Neue dito —] 19¼ Westpr. Pfandbr. 4 93 ½ Friedrichsd'or.. —] 12 Grosshz. Pos. do. 4] 94 ¾ 94 ¼ Discentae . -1,4 8 8 Preussle Wechsel-GCGours. 2 Brief.¹ uneaxad‿μρμάηꝶ⁹ι‿μομ³̃ slAmmAanmüEFEe⸗ Amsterdaum. . „EEEIEEö1“ 140 ½ 14“ 250 Fl. 2 Mt. 139 Hamburg D 300 Mk. Kurz 148½ 111414“ 300 Mk. 2 Mt. 148 ¾ 4““ 1 LStl. 3 Mt. 6 20¾ I1166X“X“ 300 Fr. [2 Mt. 80½ Wien in 20 Kr.. 150 Fl. [2 Mt. 103 Augsbuurgeg. c . . 150 Fl. [2 Mt. 102 8Z8VZ8VZ11“”] 100 Thl. 2 Mt. 99 Leipricg .. . 100 Thl. 8 Tage 1 Franklurt a. M. WA. 150 Fl. 2 Mt. 101¾ Petersburg BN.. . . . . . . 100 Rbl. 3 Woch. 29 ¾ Warnchaa . 600 Fl. [Kurz 8 Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 6. Juni.

9 Niederl. wirkl. Schuld 39 ¾. Kanz-Bill. 15. Russ. (bei ü1-

89 ⅔. Oesterr. 5proc. Metall. 81 ⅛. HMambarg, 9. Juni. 88 Oesterr. 5proc. Metall. 84 ½, 4proc. 73 ½, Bank-Actien -

Polw-

Russ. Engl. Anl. 90 ½. Russ. Aul. Hamb. Cert. 87 ¼. Dän. 613.

NEUESTE BERSEN-NACHRICHTEN. Frankfurt a. M., 8. Juni. Oesterr. 5proc. Metall; 84. 4proc. 72 ⅞. 72¼ ⁄. proc. 424. 1proc. 18 ⅛. Br. Bank⸗A 1280. 1278. Partial⸗Oblig, 117 ¾. 117 ⅞. Loose zu 100 Fl. 158 ½. Poln. Loose 44 ⅛. 44 ⅛. Redacteur John. Mitredacteur Cottel.

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Anstalt bei Swinemünde nunmehr vollständig eingerichtet soh dern es sind auch, dem Vernehmen nach, überall in der ganß

waren.

Allgemeine

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Kronikl des Aages.

Des Königs Majestät haben die Assessoren und Stempel⸗ Fiskale, Fort zu Königsberg und Köhler zu Danzig, zu Re⸗ gierungsräthen zu ernennen geruht.

Zeitungs⸗Nachrichten.

Fastland.

8 . d1““ r Paris, 5. Juni. Der Königl. Baiersche Gesandte, so wie der Großherzogl. Toskanische und der Großherzogl. Hessische Minister⸗Resident, hatten gestern in Saint⸗Cloud Privat⸗Audien⸗ zen beim Könige.

Im hieslgen diplomatischen Corps fanden in der letzten Woche mehrere Gastmähler und andere Festlichkeiten statt; Graf Appony und Lord Granville gaben zwei Tagbälle, der Spa⸗ nische und der Sardinische Botschafter, so wie der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, diplomatische Diners.

Die Reorganisation der Pariser National⸗Garde ist ihrer Beendigung nahe. Nach dem Gesetze vom 22sten März d. J. sollte ste innerhalb dreier Monate, von dem Tage der Bekamt⸗ machung desselben an, stattfinden; es sind indessen dazu kaum zwei Monate nöthig gewesen, obgleich 1938 Offiziere, vom Ma⸗ jor abwärts, und 7,812 Unter⸗Offiziere und Korporale zu wählen Ueber den Geist, der bei den Wahlen vorgeherrscht hat, äußert sich der Moniteur folgendermaßen: „Die Bürger ha⸗ ben, gestützt auf die ihnen in dem neuen Gesetze bewilligte un⸗ bedingte Wahlfreiheit, im Allgemeinen diejenigen ihrer Waffen⸗ brüder ausersehen, die bisher die meiste Erfahrung, Festigkeit und Kenntniß im Kommando bewiesen haben. Der Geist, in welchem die Wahlen geschehen, zeugt unbestreitbar von dem Wunsche nach Ruhe und Ordnung, wovon die Nation das Be⸗ dürfniß so lebhaft empfindet; die Folge hiervon ist sehr natürlich gewesen, daß viele der bisherigen Offiziere in ihren Graden be⸗ stätigt worden sind, die ihnen jetzt als Lohn ihrer Dienstleistun⸗ gen und als ein Beweis der Erkenntlichkeit ihrer Mitbürger gel⸗ teu. In demselben Geiste der Ergebenheit für das verfassungsmäßige Königthum und des Gehorsams gegen die Gesetze, fallen auch die zut Hälfte bereits beendigten Wahlen der Kandidaten aus, worunter der König die Obersten und Oberst⸗Lieutenants zu er⸗ neunen hat. Se. Majestat werden hierbei, aller Wahrscheinlich⸗ keit nach, den Wunsch der National⸗Gardisten selbst, der sich in der Stimmenzahl am deutlichsten ausspricht, berücksichtigen. Wie groß auch die Schwierigkeiten bei der ersten Ausführung des Gesetzes vom 22. März seyn mögen, laugnen läßt sich nicht, daß dieser erste große Versuch den allgemeinen Grund⸗ sätzen, wonach das Gesetz abgefaßt wurde, günstig gewesen ist. Die zahlreichen Versammlungen von 100,000 Bürgern, die das Wahl⸗Geschäft im ganzen Laufe des vorigen Monats in Bewe⸗ gung gesetzt hat, sind auch nicht ein einzigesmal durch irgend ein oͤffentliches Aergerniß gestort worden, und dies ist vielleicht das nachdrücklichste und bedeutungsvollste Urtheil, das die öffentliche Meinung über andere Vereine fällen konnte, die den aufgeklär⸗ ten Theil des Volkes mit so großer und gerechter Betrübniß er⸗ füllt haben.“ Diesen Betrachtungen des Moniteurs gehen im

amtlichen Theile seines heutigen Blattes zwei Königl. Verord⸗ nungen, resp. vom 28sten v. und 3ten d. M., voran, wodurch die Kavallerie und Artillerie der National⸗Garde eine neue Drganisa⸗ tion erhalten. Die Kavallerie soll künftig eine einzige Legion bil⸗

den, bestehend 1) aus Compagnieen, mit der im 37. Art. des Gesetzes vom 22. März bestimmten Zahl von Offizieren, Unteroffizieren u. s. w.; 2) aus Schwadronen, eine jede zu zwei Compagnieen, und 3) aus einem Stabe, bestehend aus 9 Personen, worunter 1 Oberst, 1 Oberst⸗Lieutenant, 1 Major, 1 Regiments⸗Arzt u. s. w. Von den zwolf Pariser Bezirken kann ein jeder 1 Com⸗ pagnie zu 71 bis 150 Mann stellen. Hiernach würde also die ganze Legzon höchstens 1800 Mann zählen. Die Artillerie soll ebenfalls eine Legion bilden, bestehend aus zwölf Compagnieen (in 4 Schwadronen), einem Stabe und einem besoldeten De⸗ taschement zum Unterhalte des Materials und zier Unterweisung der Artilleristen. Jeder Bezirk stellt, wie bei der Kavallerie, 1 Compagnie. Die Legion führt 24 Stück Geschütz (also jede Compagnie 2) und zählt im Ganzen 840 Mann. Sechs Mo⸗ nate im Jahre, vom 1. April bis 1. Oktober, soll sie sich aus⸗ schließlich mit Manövers und Schießübungen beschäftigen; in

als Kandidat auf; in Nismes ist Oppositions⸗Kandidat Herr Teulon, Kandidat der Centra Herr Daunant. Die Herren Ma⸗ dier⸗Montjau und Herr A. Périer bewerben sich, Ersterer im De⸗ partement der Ardéche, Letzterer in dem der Iseère, um die Stim⸗ men der Wähler.

Die Gazette de France glaubt, ihren Lesern die Versi⸗ cherung geben zu können, daß aus den Wahl⸗Kollegien keine C. Périersche, sondern eine Lafsittesche Majorität hervorgehen werde. Eine solche, meint sie, sey von der Lafayetteschen eben nicht weit entfernt.

Wie das Journal du Haͤvre wissen will, hat der König in der Besorgniß, daß der Bericht des Hrn. v. Quelen über das Verhalten des Abbé Guillon (Almoseniers der Königin und designirten Bischofs von Beauvais), während der Krankheit des Abbé Gregoire, dem dieser Geistliche bekanntlich die Sakramente ertheilte, in Rom üblen Eindruck machen möchte, eigenhändig an den Papst geschrieben, um ihn von der wahren Lage der Dimnge zu unterrichten und auf baldige Ausfertigung der für den Abbé Guillon bestimmten Bulle zu dringen. Der Kardinal Isoard, behauptet das gedachte Blatt, sey beauftragt, das Königl. Handschreiben dem Oberhaupte der Kirche zu überreichen.

Nach einem Befehle des Polizei⸗Präfekten sollen alle seine Untergebenen künftig ein rothes Band um den Hut tragen. Die Gazette de France zeigt diese Verfügung mit folgendem Zu⸗ satze an: „Seit einigen Tagen bemerkte man, daß sehr viele junge Leute graue Filzhüte mit einem rothseidenen Bande trugen. Die Polizei scheint diese neue Mode für irgend ein Losungs⸗ Zeichen gehalten zu haben und ist daher, zur Entfernung dessel⸗ ben, auf den Einfall gerathen, allen ihren Beamten das Tragen eines rothen Bandes um den Hut anzubefehlen.“

Einige hiesige Blätter (unter anderen das Journal du Commerce) hatten vor einigen Tagen im geheimnißvollen Tone zu verstehen gegeben, daß am 29sten v. M. in Versailles bei Gelegenheit der Feier des Namensfestes des Königs eine Militair⸗Verschwörung entdeckt worden seh, in deren Folge zahl⸗ reiche Verhaftungen stattgefunden hätten. Der Prafekt des De⸗ partements der Seine und Oise, Staatsrath Aubernon, erklärt jetzt dieses Gerücht in einem Schreiben an den Redacteur des Moniteurs für eine reine Fabel.

Dem Journal du Commerce und dem National zu⸗ folge, haͤtten am 29sten v. M. abermalige Unruhen in Tarascon stattgefunden, wobei es zu blutigen Auftritten gekommen wäre. Der Präfekt und der kommandirende General des Departements der Rhöne⸗Mündungen sind am 29sten Nachmittags von Mar⸗ seille in Tarascon eingetroffen. Der Mastbaum, um dessen Fort⸗ schaffung es sich schon bei den ersten Unruhen am 23sten han⸗ delte, stand inzwischen auch am 30sten noch.

Dem Journal de Grenoble zufolge, ereignete sich in dieser Stadt am 29. Mai ein beklagenswerther Vorfall; 600 Kinder beiderlei Geschlechts waren mit ihren Eltern in der Kaͤ⸗ thedrale versammelt, um die Firmelung zu empfangen. Obgleich einige Individuen die Absicht geäußert hatten, eine öffentliche Prozession, wenn eine solche stattfinden sollte, zu stören, so wollte dennoch die Geistlichkeit der Kathedrale in Prozession aus der einen Kirchthüre über den Platz vor derselben gehen und durch die andere wieder in die Kirche zurückkehren. Einige glauben, es sey geschehen, um, dem Gebrauche gemäß, die Knaben von den Maͤdchen zu trennen, Andere, die Geistlichkeit habe einen Versuch machen wollen, die Prozesstonen außerhalb der Kirche wieder einzuführen. Funfzehn Soldaten waren aufgestellt, um den Platz vor der Kirche frei zu erhalten. Schon waren einige Knaben von der Prozession vorübergegangen, als mehrere unter den Zuschauern befindliche Individuen mit weißen Hüten, Jacken und Beinkleidern (dies schien eine verabredete Tracht zu seyn) eine dreifarbige Fahne entfalteten, ein Geschrei erhoben, die Geistlichen beschimpften und die Soldaten entwaffnen wollten. Sogleich wurde das Gitter der einen Kirchthüre geschlossen; das Gedränge erlaubte aber nicht, auch die andere zu schließen; in der Kirche selbst herrschte große Verwirrung, die Eltern suchten ihre Kinder, welche ihrerseits Angstgeschrei erhoben, die Mädchen flüchteten sich an den Altar; mehrere erwachsene Personen und Kinder wurden ohnmächtig fortgetragen. Vor der Kirche setzte die Menge einige Zeit ihre Drohungen und Schimpfreden fort, ohne jedoch zu Thätlichkeiten zu schreiten.

In Nancy ist dem dortigen Direktor der Einregistrirungs⸗ und Domainen⸗Verwaltung, der unlängst das Kreuz der Ehren⸗ legion erhalten hat, am 306sten v. M. Abends von dem niederen Volke eine Spottmusik gebracht worden. 1

Man spricht von der Negoctirung einer neuen Anleihe in

Renten, da die National⸗Substription nicht reichlich genug aus⸗ gefallen sey, um die Bedürfnisse des Schatzes damit zu bestreiten.

Der zumn kommandirenden General der westlichen Provinzen

den übrigen sechs Monaten des Jahres aber soll sie verhältniß⸗ mäßig an dem gewöhnlichen Dienste der⸗National⸗Garde Theil nehmen.

Das Journal des Commune

ihrer einflußreichsten Kollegen die Grundlagen eines Gesetzes über die Pairie festgesetzt, das vom Ministerium genehmigt wor⸗ den ist. Diesem Gesetz⸗Entwurfe zufolge, sollen die jetzigen Pairs bestehen bleiben, da nach der Berechnung der Kommissa⸗ rien nur höchstens 25 unter ihnen gegen die aus der Revolu⸗ tion hervorgegangene Regierung offenbar feindselig gesinnt sind eine Minorität, von der man nichts zu befürchten habe. Um der Kammer einen Schein von Volks⸗Investitur zu geben, sollen 200 neue Pairs von den Departements erwählt, aber die Erblichkeit soll beibehalten werden.“

Die Kandidaturen für die bevorstehenden Wahlen sind jetzt der allgemeine Gegenstand der Unterhaltung; folgendes sind ei⸗ nige der bekannt gewordenen: In Saint⸗AQuentin, wo Herr Labbey de Pompidres Deputirter war, ist Herr Odilon Barrot der Kandidat der Opposition; die gemäßigten Wähler wollen Herrn Casimir Périer als Kandidaten aufstellen. In Metz ist der Kandidat der Opposition der vom jetzigen Ministerium abgesetzte Maire, Herr Bouchotte; in Thionville tritt General Bertrand

s äußert: „Die Herren; Pasquier, Semonville und Simeon haben im Vereine mit neun

ernannte General Bonnet hat sich am 1sten d. M. nach Rennes begeben.

Der Staats⸗Rath hat durch eine Verordnung vom 4ten Juni entschieden, daß ein vom vorigen See⸗Minister unter der Hand abgeschlossener Lieferungs⸗Kontrakt gültig sey, weil diese Form der Abschließung durch kein Gesetz verboten werde.

Von den zehn Prozessen der „Tribune“ wurder gestern der fünfte vor dem Assisenhofe verhandelt. Man wird sich erinnern,

daß in einer der Februar⸗ Sitzungen der Deputirten⸗ Kammer Herr Dupin d. Aelt. im Laufe der Berathungen über das Wahl⸗

daß, wenn man das Wahlrecht auch den Proletarien einräumen wollte, zuletzt sogar der Bettler poli⸗ tische Rechte in Anspruch nehmen würde. In Bezug auf diese Aeußerung rief Herr Mané, damaliger Geschäftsführer der „Tri⸗ bune“, in einem Artikel dieses Blattes dem Volke zu: „Bei ei⸗ nem solchen Systeme seyd Ihr Alle Gesindel, mit Ausnahme einiger der reichsten unter Euch! Ihr waret Heloten und wer⸗ det Heloten bleiben!“ Wegen dieses Ausfalls ist Hr. Manẽê jetzt von dem Geschwornen⸗Gerichte zu dreimonatlicher Haft und einer Geldbuße von 3000 Fr. kondemnirt worden.

Dem in Nantes erscheinenden Breton zufolge, hat ein Zoll⸗Beamter an der Küste des Departements des Morbihan

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Gesetz eines Tages äußerte,

ein Englisches Schiff 500 Gewehre und 25 Fässer Pulver aus⸗ laden sehen; die durch ihn davon benachrichtigte Behörde in Vannes schickte sofort mehrere Compagnieen Linientruppen aus, welche die ausgeschifften Gegenstände in Beschlag nahmen und nach Vannes brachten. 1G unter den Augen der Soldaten die hohe See. Der Stadt⸗Rath von Metz hat, einem dortigen Blatte zu⸗ folge, für die Kosten, die der Aufenthalt des Königs in dieser Stadt veranlassen wird, 1200 Fr. ausgesetzt; die nwesenheit 88 X. in Metz vor einigen Jahren kostete der Stadt 80,000 ranken. Herr Aguado ist gestern nach London abgereist, dem Verneh⸗ men nach, um, den vom Spanischen Finanz⸗Minister erhaltenen

Instructionen zufolge, sich mit Englischen Banquiers zu verstän⸗

seine Abwesenheit wird nur vier Tage dauern.

Großbritanien und Irland.

London, 5. Juni. Gestern ward von Seiten der rung bekannt gemacht, daß alle im April, Mai und Juni des vo⸗ rigen Jahres ausgestellte Schatzkammerscheine bis zum Belaufe von ungefähr 12 Millionen Pfund bezahlt und neue täglich 1 ¾ Pence Vinsen tragende Scheine ausgegeben werden sollen. Man erblickt in dieser Maaßregel eine Widerlegung des Gerüchts von einer beabsichtigten Zinserhöhung.

Nach der Berechnung eines hiesigen Tagesblatts zählt Eng⸗ land zu Gunsten der Reform⸗Maaßregel eine Majorität von 85 Parlaments⸗Gliedern, von 9,938,869 Einwohnern und von 44,643,198 Pfund an Besitzthum. Für die Bill hat Wales eine Majorität von 3 Parlaments⸗Gliedern und von 15,342 Einwohnern; gegen die Bill eine Majori⸗ tät von 114,994 Pfd. an Besitzthum. In Schottland besteht die Majorität für die Reform gleichfalls aus 3 Parlaments⸗ Gliedern, und dieser entgegen steht eine Majorität von 104,270 Emwohnern. Irland zählt die große Majorität von 36 Parla⸗ ments⸗Gliedern und von 3,654,834 Einwohnern für die Maaß⸗ regel. Dieser Berechnung nach besteht die gesammte Majorität fuͤr die Bill aus 127 Parlaments⸗Gliedern und aus 13,504,775 Einwohnern.

Die bekanntlich im Geiste der jetzigen Opposition redigirte Morning-⸗Post macht zu ihren (gestern unter Portugal ge⸗ gebenen) Mitheilungen folgende Anmerkung: „Beim Durch⸗ lesen der schmählichen und gegen alle Ordnung verstoßenden Forderungen Frankreichs an Portugal ist es schwer zu sa⸗ gen, was mehr Erstaunen erregt: die seichten Gründe, auf welche ste sich stützten, oder der anmaßende Ton, in welchem sie abgefaßt sind. Sie tragen überdem die Unterschrift eines In⸗ dividuums im Namen eines Anderen, das nicht akkreditirt ist und mur als Französischer Beamter für Handels⸗Angelegenheiten geduldet wird. Augenscheinlich hat dieser Beamte viel auf sich genommen, und es steht nun dahin, inwiefern seine Regierung ihn in seinen Maaßregeln unterstützen werde. Absichtlich hat Por⸗ tugal nichts Beleidigendes gegen Frankreich gethan, und was die Verwaltung der Justiz betrifft, so machte es nur von derje⸗ nigen Unabhängigkeit Gebrauch, welche dem Wesen und der Würde einer souverainen Nation angemessen ist. Es hielt sich treulich an die Hauptgrundlagen, auf denen das Europäische Staatenwesen beruht, und mischte sich niemals in fremde Ange⸗ legenheiten. Auch mußte sowohl der Zustand, in welchem es sich waͤhrend der letzten drei Jahre befand, als die verwirrte Zeit, in der wir leben, berücksichtigt werden; und wenn es dargethan wird, daß der Französische Agent entweder die Gränzen der Billigkeit überschritten, oder die Lage, in welcher sich Portugal dermalen befindet, sich zu Nutze gemacht hat, so ist es unmög⸗ lich, daß der Französische Premier⸗Minister, der sich als ein Freund der Ordnung und Gerechtigkeit gezeigt hat, durch Erzwingung von Forderungen an eine andere Nation, die er mit Verachtung zurückweisen würde, wenn man sie an Frankreich richten wollte, den Ruhm seines Namens und seiner Verwaltung verdunkeln werde. Die in Rede stehende Angelegenheit interesstrt übrigens alle Eu⸗ ropäische Staaten. Das Wohl Aller ist so eng mit der Aufrecht⸗ haltung des Friedens verknüpft, daß es unmöglich ist, selbst für das schwächste Glied der großen Kette eine Scheidungs⸗Linie zu ziehen; und da es von allen Seiten anerkannt wird, daß bei der Peeete et gn kritischen Lage Europa's der kleinste Funke einen

rand veranlassen kann, den weder Sieger noch Bestegte im Stande seyn dürften, zu löschen, so läßt sich bei der in Rede stehenden Angelegenheit wohl erwarren, daß Frankreich nicht nur gerecht und billig, sondern auch geneigt seyn werde, persönliche Ansichten und Privat⸗Interessen der allgemeinen Gefahr zum Opfer zu bringen.“

Es heißt, daß die von der Französischen Flotte genommenen Portugiesischen Schiffe sämmtlich bei Lloyds versichert sind und die 1eh, ge Regierung mithin nichts dadurch verlteren würde.

In der vorigen Woche fand in der Exeter⸗Halle eine Ver sammlung der Gesellschaft zur Verbesserung der Gefängniß⸗Dis⸗ ciplin statt, bei welcher Gelegenheit der ungesunde Zustand vieler Londoner Gefängnisse und die in dieser Hinsicht vorzüglicheren Einrichtungen in den Vereinigten Nord⸗Amerikanischen Staaten zur Sprache kamen. Auch ward beschlossen, gehörigen Orts um Abschaffung der Todesstrafe zu bitten.

Vorgestern nahm im Ostindischen Hause die größte bisher stattgefundene Thee⸗Auction von 8,300,000 Pfund ihren Anfang.

Im Jahre 1801 zählte Brighton 7514 und 10 Jahre spaͤ⸗ ter 15,012 Einwohner; die diesjährige Volkszählung wird wahr⸗ eine Bevölkerung von mehr als 40,000 Einwohnern aus⸗ weisen.

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Nach der zwischen Herrn Paganini und Herrn Laporte, dem Direktor der Oper, getroffenen Uebereinkunft, erhält Ersterer zwei Drittheile und Letzterer ein Drittheil der Einnahme von den im Königs⸗Theater stattfindenden Konzerten.

Auch Indien hat seinen Paganini. Dieser ist ein Bramin im Dienste des Rajah von Tanjore, der durch sein wundervolles

Spiel auf der Violine und dem Piano ganz Madras bezaubert⸗

Das kleine Englische Fahrzeug gewann

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