1831 / 167 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

sollen bei Zahlung aller dem Schatz Forderungen, so wie bei Cautionen, Vadien und Verbürgungen, nach dem Rominalwerth angenom⸗ men und die abgelaufenen Zins⸗Coupons von allen Regierungs⸗ Kassen als baares Geld betrachtet werden. Außerdem sollen 3 Jahre hindurch, vom 1sten Januar 1835 ab, die Obligationen ohne Prämien bei Entrichtung der Kaufgelder für Nationalgüter, sobald deren Verkauf verordnet seyn wird, nach ihrem ganzen Nominal⸗Werth angenommen werden. 8 Wie der Warschauer Kurier meldet, wird dem Reichs⸗ tage nächstens ein Gesetz⸗Entwurf vorgelegt werden, wonach alle Kapitalien, welche den, unter der Verwaltung und dem Schutz der Landes⸗Regierung stehenden, öffentlichen Instituten gehören und zu dem gegenwaärtigen Betrage von 15,255,329 Fl. 20 Gr. als immerwährende Rente in der Polnischen Bank deponirt sind, nach Art einer Anleihe Eigenthum des Schatzes werden und in dieser Beziehung die auf die Institute eingetragenen Pfandbriefe auf das Faenitadh des Schatzes des Königreichs Polen umge⸗ rieben werden sollen. b schsehen der vfalanchen Sitzung der Polnischen Bank am 6ten d. M. hielt noch der jetzt ausgeschiedene Finanz⸗Minister, Herr Biernazki, die Eröffnungs⸗Rede; nach ihm hielt der Viee⸗ Präsident der Bank, Herr Lubowidzki, einen Vortrag, worin er

I Die Obligationen zustehenden Schulden und

mehrere Bemerkungen über den jetzigen Stand der Kassen⸗

Billets mitthellte; hterauf wurde der Bericht über die Geschäfte der Bank während des Jahres 1830 vorgelesen, woraus hervor⸗ ging, daßt sle in diesem Jahre einen Gewinn von 2,594,087 Fl. 27 Gr. gehabt hatte. 8 Man sagt allgemein, daß die Münze in kurzem von der National⸗Regierung die Vollmacht erhalten werde, alle Besitzer von Silber aufzufordern, dasselbe zum Ankauf darzubringen und dafür Scheidemünze zu empfangen, welches vom Publikum sehr gewünscht wird, weil dadurch der Verkehr wieder etwas befördert und erleichtert werden möchte. 1 Vorgestern starb hier der Graf Onuphrius Podoski, ehe⸗ maliger Landbote des Distrikts von Lukowo, in einem Alter von 76 Jahren. Das Kriegs⸗Ministerium macht bekannt, daß die Zahl der Aerzte für die Armee und die Militair⸗Lazarethe bereits hinrei⸗ schend sey, und daß daher vom 30sten d. M. an keinem neu an⸗ kommenden mehr die Reisekosten vergütigt werden sollen.

Die Staats⸗Zei 18ng meldet, daß der durch Heilung der In⸗ dischen Cholera bekannte Englische Arzt Searle, der lange in Indien, besonders in Madras während des Anhaltens der Cho⸗ sera, sich befunden und selbst dreimal von dieser Krankheit be⸗

8 trossen worden, in Warschau angekommen sey, nachdem er vor

11 Tagen London verlassen hatte, wo ihn der Polnische Agent bewog, sich nach Polen zu begeben. Die Staats⸗Zeitung sagt, es befänden sich in diesem Augenblicke nicht nur aus allen Ge⸗ genden Europa's, sondern auch aus Asien, Afrika und Amerika Aerzte in Warschau.

Dem Bericht einer hiesigen Behörde zufolge, hat der hier praktizirende Dr. Leo den Wißmuth, als Mittel gegen die Cho⸗ lera, mit vielem günstigen Erfolge angewandt.

Uebermorgen soll in Warschau der Wollmarkt eröffnet wer⸗ den und bis zum 19ten d. M. dauern; das Wiegen der Wolle hat schon gestern begonnen. 1

Auf den letzten Warschauer Märkten zahlte man für den Korzez Roggen 28 30 ½ Fl., Weizen 30 34 Fl., Gerste 20 21 Fl., Hafer 17 —19 ¾ Fl., für das einspännige Fuder Heu 16 20 Fl., für das zweispännige 24—36 Fl., für die Fuhre Stroh 7—10 Fl.

Von der Polntschen Gränze, 14. Juni. Bei der Russischen Haupt⸗Armee, über welche, seit dem Ableben des Feldmarschalls Grafen v. Diebitsch⸗Sabalkanski, der Graf Toll den Ober⸗Befehl führt, ist seit der Schlacht von Ostrolenka kein Treffen vorgefallen. Am 10ten d. M. sind die in dieser Schlacht pei Ostrolenka von den Russischen Truppen eroberten 2031 Gewehre und71 Säbel nach einem nicht weit von der Preuß. Gränze entfern⸗ ten Dorfe gebracht worden. Vor mehreren Tagen haben sich wieder in der Gegend von Szezuczyn einige Krakusen⸗Haufen gezeigt, welche die Straßen dort unsicher machen. Es sieht in dieser Gegend überhaupt sehr traurig aus, indem die Kornfelder abgemäht und die Kartoffeln aus der Erde genommen worden sind, so daß kaum abzusehen ist, wovon die unglücklichen Einwohner, die zum Theil selbst, indem sie den Insurgenten sich anschließen, die Ver⸗ wüstung ihres Eigenthums bewirken, in der Folge leben sollen.

—— Von der Litthauischen Gränze, 12. Juni. Das Russische Corps, welches dem General Gielgud gegenübersteht, soll, Briefen aus Kauen zufolge, 22,000 Mann stark seyn. Dasselbe ist zum Theil aus Rußland gekommen, und General Tolstot ist, wie man vernimmt, mit der Töéte bereits in Kauen eingetroffen. Die Nachricht, daß der General Gacken bei einem Gefechte in Litthauen erschossen worden sey, scheint ungegrün⸗ det; derselbe soll vielmehr, eben so wie der General von Fricken, seine Vereinigung mit dem General Tolstoi in Kauen bewirkt haben, wo auch der General von Rennenkampf aus der Gegend von Polangen erwartet wird, und von wo aus man dem Aufstande mit einem kräftigen Schlage zu begegnen denkt. General Gielgud, der, wie man vernimmt, 16 Kanonen mit sich führt, soll nicht, wie man anfangs gelanbt hat, nach Polangen seinen Marsch nehmen, sondern die Absicht hegen, die Insurrection im Gouvernement Wilna auszubreiten. Ein Zusammentreffen mit dem obenerwähnten Russischen Corps ist daher zu vermuthen, jedoch vorlaufig nichts Zuverlässiges über die Ereignisse in Litthauen zu melden, da bei der Unsicherheit der Straßen und bei der strengen Kontumaz⸗Sperre, die an der Preußischen Gränze beobachtet wird, eine sichere Mittheilung nicht leicht zu erlangen ist.

Die Allgemeine Zeitung meldet von der Galizi⸗ schen Gränze, 30. Mat:, Seit Zerstreuung des Dwernizkischen Corps hat sich General Rüdiger mit dem größten Theile seiner Truppen gegen Zamosc gewendet und nur eine kleine Anzahl in Wolhymien zurückgelassen. Mehrere Polnische Offiziere, welche sich auf esterreichischen Boden geflüchtet und dadurch verpflich⸗ tet hatten, bis zum Ausgange des Krieges hier zu verweilen, haben diesen Zeitpunkt benutzt, um sich wieder heimlich nach Wolhznien zu begeben und den Aufstand anzufachen. Einige von ihnen sollen indessen schon in die Hände der Russen ge⸗ fallen sehn. Das Verfahren dieser Offiziere wird von unseren Behörden sehr gemißbilligt und könnte leicht strenge Verfügun⸗ gen gegen ihre zurückgebliebenen Gefährten zur Polge haben. In der Ukraine soll der Aufstand bereits völlig gestillt, in Po⸗ Folien aber neuerdings ausgebrochen seyn. Unter anderen wur⸗ den neuerlich einige tausend Bauern, welche, von ihren Geist⸗ lichen angeführt, das Land durchzogen, von den beweglichen Kolonnen des Generals Roth auf das Oesterreichische Gebiet herübergeworfen, wo man sie unverzüglich entwaffnete. Die Rusten serdemn zuf dia Gruns dfr bestshenzen Fhereslle dle üns⸗

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lieferung dieser Flüchtlinge. Aus Zamose sind viele gefangene Russen, welche daselbst zur Schanzarbeit verwendet wurden, nach Gallizten entkommen. Sie versichern, daß die Lage der Be⸗ satzung sehr traurig sey und die Ordnung nur mit Mühe er⸗ halten werden könne, da die Magazine erschöpft seyen und die Mannschaft an allen Bedürfnissen Mangel leide. Man vermu⸗ thet daher, daß der General Rüdiger einen Versuch, sich des Platzes zu bemachtigen, machen werde.“

Frankreich.

Paris, 11. Juni. Se. Majestät verließen Chateau⸗Thierry am 7ten Vormittags um 10 ½ Uhr. An der Gränze des Mar⸗ ne⸗Departements wurden Höchstdieselben von dem Maire, Herrn von Jessaint, bewillkommnet. In allen Gemeinden, durch die der König auf dieser Tour kam, waren die National⸗Garden auf⸗ gestellt und Triumphbogen errichtet. Um 2 ⅞a Uhr trafen Se. Majestät in Epernay ein, wo Höchstdieselben die National⸗Garde, etwa 3000 Mann an der Zahl, musterten, ein Ihnen von der Stadt bereitetes Frühstück einnahmen und demnaͤchst die herr⸗ lichen Weinkeller des Herrn Moöt besichtigten. Der ganze Aufenthalt in Epernay dauerte 3 Stunden. Um 7 ½ Uhr langte der König in Chalons⸗sur⸗Marne an. Bevor Se. Majestät sich nach der Ihnen auf der Präfektur bereiteten Wohnung begaben, nahmen Höchstdieselben die dortige Königl. Kunst⸗ und Gewerk⸗ Schule in Augenschein. In der Gießerei wurde in des Mo⸗ narchen Gegenwart eine bronzene Büste Sr. Majestät gegossen. Nachdem der König auch noch die Schmieden, so wie die übrigen Werkstätten in dieser Anstalt besichtigt hatte, schlug er den Weg nach dem Präfektur⸗Gebände ein, wo er die vornehmsten Behörden em⸗ pfing und demnächst zur Tafel zog. Nach Aufhebung derselben verfügten Se. Majestät sich noch mit Ihren beiden Söhnen nach dem Ihnen zu Ehren auf dem Rathhause veranstalteten Balle, wo Sie bis Mitternacht verweilten. Aus den Antworten, die der König auf die an ihn gerichteten Anreden ertheilte, heben wir die nachstehende an den Präsidenten des Ackerbau⸗Comité's des Marne⸗Departements heraus: „Die Freiheit besteht, Meiner Meinung nach, in der freien Ausübung aller Rechte, zu denen der Mensch berufen ist, und die Regierung muß ihn bei dieser Ausübung schützen. Ich vermag nach Meinem innersten Ge⸗ fühle nicht, den Gedanken der Freihelt von dem der öffentlichen Ordnung zu trennen. Nicht Ich allein verstehe auf diese Weise die Freiheit; auch zu Anfang der Revolution von 1789 ist sie also verstanden worden, und wenn man sie seitdem verfälscht hat, so geschah es, weil man sie da suchte, wo sie nicht zu fin⸗ den war, weil man sie auf Wegen erreichen wollte, die zuletzt einen Erfolg hatten, völlig entgegengesetzt demjenigen, den man davon erwartete. Ich spreche gleichwohl die Männer, die in diesen Irrthum verfallen sind, von jeglicher Schuld frei, weil Ich die Ueberzeugung habe, daß die Mehrzahl unter ihnen nur aus Mangel an praktischer Erfahrung fehlte; auf diese Weise mußten sie zu dem Resultate gelangen, als dessen erste Opfer sie selbst gefallen sind, und vor welchem das Land zu bewahren heute Meine erste Sorge ist. Ich trachte nach einer starken vernünftigen Freiheit, gestützt auf die öffentliche Ordnung und das Reich der Gesetze.“ Von den verschiedenen geistlichen Behörden hatte sich zwischen Chateau⸗Thierry und Chalons keiner zur Bewillkommnung des Monarchen eingestellt. Dagegen fanden Se. Majestät in dieser letzteren Stadt Deputationen des Muni⸗ cipal⸗Raths und der National⸗Garde von Rheims.

Am 8ten um 12 Uhr Mittags verließ der König Chalons, (nachdem er daselbst 8000 Mann von der National⸗Garde ge⸗

mustert) um seine Reise nach Sainte⸗Menéhould fortzusetzen. z 8 nen; ste werden nicht als eine Ursache von Ruhestörungen

Dieser Tag war vornehmlich dazu bestimmt, das Schlachtfeld von Valmy in Augenschein zu nehmen. Als Se. Majestät in der Nähe desselben angelangt waren, stiegen Höchstdieselben mit Ihren Söhnen und Ihrem Gefolge zu Pferde und ritten über Gizaucourt dem Dorfe Dampierre⸗sur⸗Aube zu, indem Sie un⸗ terwegs mehrmals anhielten, um den Marschällen Soult und Gé⸗ rard die Positionen zu zeigen, die im Jahre 1792 die beidersei⸗ tigen Armeen einnahmen, und ihnen die Dispositionen zur Schlacht näher zu erklären. In Dampierre besuchte der König das Haus,

worin er sich erinnerte damals mit dem General Kellermann

gewohnt zu haben. Von dort begab er sich nach den Höhen von Valmy. Am Fuße der dem Andenken Kellermanns exrich⸗ teten Pyramide fanden Se. Maj. einen Veteranen der Armee, der Hochstdieselben mit folgenden Worten anredete: „Sire, mein General, als ich bei Valmy das von Ihnen befehligte Geschütz bediente, wurde mir der eine Arm weggerissen. Der Konvent bewilligte mir eine Pension von 800 Fr.; diese ist aber auf 177 Fr. reducirt worden; ich bitte um die Wiederherstellung jener Summe.“ Der König knüpfte sich sofort das Band der Ehrenlegion aus, das er im Knopfloche trug, band es dem alten Soldaten, mit einigen Worten der Anerkennung seiner Verdienste, ein und ver⸗ sprach, sich auch mit dessen Pensions⸗Angelegenheit zu beschäfti⸗ gen. Der Mann heißt Jametz; außer ihm haben Se. Majestät, auf den Antrag des Kriegs⸗Ministers, auch noch einem zweiten Veteranen der Armee, Namens Tailleur, das Kreuz der Ehren⸗ legion bewilligt. Bei dem Denkmale Kellermanns war eine Batterie der National⸗Garde von Chalons aufgestellt, um durch ein wohl unterhaltenes Feuer dem Monarchen die Kanonade von Valmy ins Gedachtniß zurückzurufen. Se. Majestät ritten bei Ihrer Rückkehr noch einmal durch das Dorf Valmy; bei Dam⸗ martin stiegen Sie wieder in den Wagen, und gegen 7 Uhr langten Sie an dem Triumphbozen vor Sainte⸗Ménéhould an. Der Einzug in diese Stadt erfolgte zu Pferde. Auf dem Au⸗ sterlitz⸗Platze wurden sofort die National⸗Garden gemustert. Das Absteige⸗Quartier nahm der König bei Herrn Lepreux, d. h. in dem Hause, wo im Jahre 1792 Dumouriez gewohnt hatte. Hier bewilligten Se. Majestät sofort den Behörden, umer denen man auch die Orts⸗Geistlichkeit bemerkte, Audienz und wohnten, 88 Firntsmeenh Mittagsmahle, einem Balle auf dem Rath⸗ ause bei.

Der heutige Moniteur enthält folgenden, anscheinend aus ministerieller Feder geflossenen, Artikel über die Belgische Ange⸗ legenheit: „Aus den auf außerordentlichem Wege eingegangenen Englischen Blättern ersteht man, daß diejenigen unter ihnen, die in der Regel über die Angelegenheiten ihres Landes gut unterrich⸗ tet sind, heute ihre gestrigen Nachrichten über Belgien bestätigen und die Sache so darstellen, als ob der Prinz Leopold und die Londoner Konferenz sich genau noch in derselben Lage befänden, wie vor der Königswahl und vor der Ankündigung der Ab⸗ reise des Lords Ponsonb) und des Generals Belliard von Brüssel. Andererseits befinden sich die Kommissarien der Belgischen Regierung und die Deputirten des Kongresses egenwärtig in London, wo sie bereits aus dem Munde des Pennzen selbst seine Absichten haben vernehmen können, die, wie man glauben muß, den weisen und wohlwollenden Beschlüssen der fünf großen Mächte gemäß seyn werden. Beigien besaß die ganze Gewogenheit Frankreichs, wovon dieses ihm seft dem Ausbrüuche der Revolution in diesem Lande so viele Beweise gegeben hat.

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scheint es ihm beinahe unmöglich, daß

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Es ist nicht unsere Sache, daran zu erinnern, daß die Belzz unmöglich den Antheil vergessen können, den Frankreich an e ersten Maaßregeln nahm, durch welche ihre äußere Unabhäng keit und ihre innere Freiheit gesichert wurden. Belgien messe

Zeit, die von dem ersten Tage seiner Revolution bis zu de

seiner Aufnahme in die große Furopäische Familie verflossen is es ziehe in Betrachtung, wie viel Anstrengungen und Blut; Frankreich gekostet hat, um denselben Zwischenraum im durchschne ten; es vergleiche seine in vier Monaten vollendete Unabhäͤngg keit mit einer mühevollen Repolution von vierig dahrern, und es wi dann um so besser einsehen, wie viel es unserer Sympathie verdand

Die Frage wegen der Gränzen wurde nach der über die Un. hängigkeit beinahe eine untergeordnete; denn zunächst ist ein M

terland, wie groß es auch sey, die Hauptsache; doch mußte e ses Vaterland des durch Frankreich unterstützten Belgiens mi dig seyn. Es bot sich eine natürliche Begränmmg dar, wa man nach der Trennung Belgiens von Holland erstexes in Lage zurückversetzte, die es vor seinter Vereinigung mit Fra reich hatte, also ihm das Gebiet wiedergab, das es unter Oesta reichischer Verwaltung besaß. Die Landkarte von 1790 mwm

also, der Natur gemäß, die von 1831; denn zwischen beide

Epochen hatte kein Belgien existirt, sondern erst eine Französts und dann eine Holländische Provinz. Dies war die wahrha Wiederherstellung Belgiens auf seine alten Grundlagen.

diesem Theilungsplane der beiden Niederländischen Staaten .

sogar auf einem Punkte ein bedeutender Vortheil für Belzgie dessenungeachtet trat der König von Holland demselben Man mußte von Seiten der Belgter wenigstens dieselbe B willigkeit erwarten; sie machten aber Ansprüche, die über Grundlagen, deren politische Billigkeit sie nicht bestreiten kan ten, weit hinaus gingen. Die Belgier haben sueckessiv Luxg burg, ganz Limburg und das linke Schelde⸗Ufer verlangt, we sie sich auf Gebiets⸗Abtretungen berufen, die im Jahre

nicht an Belgien, das an und für sich selbst nichts war, sondg an Frankreich gemacht wurden, das es sich einverleibt hantg Diese übertriebenen Forderungen ließen glauben, die Belgierh ten dabei nur die Absicht, eine vortheithafte Ausgleichung zse alten Gränzen zu erlaugen, die an mehreren Punkten auf eine sie, wie für die Hollaͤnder, gleich ungünstige Weise gezogen wa eine Ausgleichung, welche die Londoner Konferein sich erbet hat, durch eine Unterhandlung, die durch Austauschungen und En schädigungen ausführbar seyn würde, zu erleichtern. Man hofft al noch immer, und zwar mit einer Zuversicht, die der Belgischen Nat die Achtung der Französischen Regierung beweist, man hofft, gen wir, noch immer, daß neue, durch die Einmüthigkeit Em pa's und das besondere Wohlwollen Frankreichs erleichterte du kunftsmittel sich nächstens eröffnen werden. Inzwischen habe

der General Belliard, so wie Lord Ponsonby, eine Stadt

lassen müssen, wo ihre Stimme nicht mehr Gehör fand. sere Regierung vornehmlich war, gerade wegen ihres sich si gleich bleibenden Wohlwollens für ein Volk, das so viele Bau und Erinnerungen an Frankreich knüpft, diesen Entschluß de Grundsätzen der Civilisation und den durch die Verträge gehe ligten Rechten schuldig. Wir glauben daher gern, daß die Be gier, statt der Leidenschaft allein Gehör zu geben, in kurzem verständigeren Gesinnungen zurückkommen und die Nothwende keit, wie die Schicklichkeit eines gemäßigteren, billigeren und geren Verhaltens einsehen werden. Ihr richtiger Sinn wird lehren, daß ein aufkeimender Staat sich 27* das Recht beileg kann, von allen anderen Mächten anerkannte Verträge nicht anzu⸗ kennen und seine Zulassung in das Staaten⸗Gystem Europa’'s dun einen gewaltsamen Angriff gegen dieses System selbst zu beuelch Europa auftreten und Unordnungen die Thür oͤffnen, die einigen leidenschaftlichen Gemüthern als das einzige Mittel Verwirklichung ihrer gefährlichen Pläne herbeigewünscht werden Die Oppositions⸗Blaäͤtter dagegen theilen nicht Hoffnungen des amtlichen Journals. Das Journal du Coß merce äußert in dieser Hinsicht: „Das Sinken unserer Fon erklärt sich durch den Eindruck, den die Nachricht von der We gerung des Prinzen von Sachsen⸗Koburg und das Beharten Konferenz bei den Protokollen auf die Spekulanten hervorgebre

hat, obgleich die ministeriellen Blaͤtter aller Länder eine ba 8

Beilegung der Belgischen Sache wahrscheinlich sinden. Mh

haben uns nicht den Vorwurf zu machen, unsere Leser in eig Hoffnung, die sich nie erfüllen konnte, bestärkt zu haben; es uns klar, daß der Prinz Leopold nicht König der Belgier n den würde, und wir haben es laut verkündigt. Jetzt eröffner eine neue Reihe von Ereignissen. Der Natkonal betracht die Weigerung des Prinzen Leopold nicht e, gohfete, db ein Prinz, der k Geundeigenthum in Belgien besitze, und den nichts wit sich selbst aufzuopfern, eine Apanage von 150,000 Pfd., deß er in England in aller Ruhe genießen könne, aufgeben wer um jenes Land vor der Anarchie zu bewahren.

Courrier frangais bemerkt: „An der gestrigen B

waren die übertriebensten Gerüchte über die Folgen der We.

rung des Prinzen Leopold im Umlauf; der Krieg war vor Thür, fremde Truppen waren bereits in Belglen eingerückt, ug der Marschall Soult sollte nach Paris zurückkehren, oder gar schon zurück. Allerdings haben die Beschlüsse der Konfeng unsere Mmister aus der Ruhe, der sie sich seit der We

des Prinzen Leopold hingegeben hatten, aufgeschreckt; sle fang

an, zu begreifen, daß die Kunstgriffe der Diplomatie die Ang legenheiten nur noch mehr verwickelt und die Schwierigkein vergrößert haben. Man ist jetzt sehr verlegen, wie man aus 1 ser Lage herauskommen soll. Der Mimster⸗Raͤth war vot stern mehrmals beisammen, und das diplomatische Corps wohn diesen Morgen einer Konferenz bei Herrn Fasimir Perier h um zu berathen, welchen Entschluß man been Belgien fast soll. Das Ministerium fürchtet weniger die escun der B gischen Provinzen durch fremde Truppen, als den Einfall Republik in Frankreich, deren Heerd die Minister nicht mehr h im Palast Luxemburg oder auf dem Vendöme⸗Platze, sondern Belgien erblicken. Von da aus, heißt es, würben die Belgisch Freiwilligen, 15,000 Mann stark, mit dreifarbigen Fahnen geg unsere Gränzen anrücken, nach einander alle unsere Städte obern und die Republik proklamiren; man glaube nicht, d.

wir scherzen, die Freunde des Ministeriums sprechen in voll

Ernste von diesem höllischen Plane.“ Der Constitutio nel erlaubt sich heftige Ausfälle gegen die Londoner Konfere und meint, die Beschlüsse derselben seyen in einem Frankre feindlichen Geiste abgefaßt. Der Tempe nennt Belgien eine zwischen das absolute und das konstitutionnelte Prinzip hingem fenen Zankapfel und spricht die ¹ esorgniß aus, daß die Beh sche Angelegenheit den Sturz des Pérzerschen Ministerlums h beiführen und damit den Deich, den dieses bisher dem revo⸗ tionnairen Strome entgegengesetzt, durchbrechen möchte.

Dem Journal du Commerte zufoige, hätte der Mi außwartigen Angelegenzesten pesern Albend Hetrn Le

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den Belgischen Gesandten, zu sich rufen lassen um ihm anzu⸗ zeigen, daß seine (Herrn Lehons) diplomatische Functionen auf⸗ gehört haͤtten, und daß man in ihm keinen offizlellen Charakter mehr anerkennen könne. 1

Mittelst Verordnung vom 6ten d. hat der König unter den ihm vorgeschlagenen Kandidaten die Herren von Marmier, Scho⸗ nen und von Sussy zu Obersten und die Herren von Rouxel, Rossigneur und Boulay de la Meurthe zu Oberst⸗Lieutenants zesp. der isten, 9ten und 11ten Legion der hiesigen National⸗ Garde ernannt. .

Die Gazette des Tribunauyx berichtet: „Vorgestern um 9 Uhr Abends bildete sich auf dem Chatelet⸗Platze ein Volks⸗ auflauf von 150 Individuen; eines von ihnen, das der arbei⸗ tenden Klasse anzugehören schien, trug auf der Spitze eines Stocks einen, Napoleon II. darstellenden, Steindruck und rief, undem es ihn schwang: „Es lebe Napoleon II! Es lebe der Kai⸗ er!“ Einige Stimmen vereinigten sich mit der seinigen. Der Sergeant des Postens auf dem Chatelet⸗Platze forderte die Gruppen auf, sich zu entfernen; diese wohlwollende Aufforderung wurde aber mit Schmähungen erwiedert, weshalb drei der Meuterer verhaftet und nach der Polizei⸗Präfektur geführt werden mußten.

Der Umstand, daß es der Behörde nicht gelungen ist, den in Tarascon aufgepflanzten Freiheitsbaum fortzuschaffen, giebt der Gazette de France zu folgenden Betrachtungen Aulaß: „Das Periersche Ministerium ist, wie das Laffittesche, durch die Anarchie überwunden worden. Der Aufruhr siegt in Taxascon; der Frethettsbaum, um welchen empörte Soldaten den Anarchi⸗ sten, die ste zu zerstreuen Befehl hatten, die Hände reichten, und Ar zu blutigen Handlungen gegen friedfertige Bürger Anlaß ge⸗ gehen hat, steht noch, und der Präsekt ist von Tarascon wieder bgereist, ohne daß er die Vernichtung dieses republikanischen Sinnbildes bewirken konnte. Der Agent des Herrn C. Pörier bat also auf dieser Reise nichts weiter gethan, als daß er die Fusignien der süegenden Anarchie begrüßt hat. Dies ist das Sestenstück zu den Begebenheiten, die die letzten Tage der Exi⸗ stenz des Herrn Laffitte bezeichneten; nur daß der Schauplatz berselben verlegt worden ist.“ .

Der neue Präfekt des Departements des Var ist, dem Aviso de la Méditerrannée zufolge, in Draguignan vom Volke schlecht aufgenommen worden.

Dem Temps zufolge ist die Mehrzahl der Wähler in den Departements der Aube, des Cher, des Goldhügels, der Nieder⸗ Pyrenaen, des Héraukt und der Oise entschlossen, keinen Kan⸗ didaten sähtlasgen, der sich nicht den ihm gestellten Bedingungen unterwirft. 88 Der Geschaftsführer der Quotidienne, Herr v. Brian, er⸗ chien gestern vor den hiesigen Assisen unter der Beschuldigung, durch die Aufnahme eines Artikels aus dem Brüsseler Courrter die Person des Königs beleidigt und zu Haß und Verachtung gegen die Regierung angereizt zu habven. Der Prokurator gab indessen die Anklage auf, da es kein Vergehen sey, aus einem

emden Blatte einen Artikel ohne Kommentar abzudrucken. Herr v. Brian hielt daher auch keine Vertheidigungs⸗Rede und wurde nach einer kurzen Berathung der Jury freigesprochen.

Der Contre⸗Admiral Roussin befand sich am 7ten d. M. noch in Brest und wartete auf die Ankunft des von Cherbourg kommenden Linienschiffs „Suffren“, auf welchem er seine Ad⸗ miralsflagge aufpflanzen wird. Der Contre⸗Admiral Hugon war den 4. d. M. wieder auf die Rhede von Toulon zurückge⸗ fehrt; man glaubte, daß er sich mit seinem Geschwader nach

dem Atlantischen Ocean begeben und mit dem Contre⸗Admiral

Reussim vereinigen werde. Großbritanien und Irland.

London, 10. Juni. Die Herzogin von Berry wird im Laufe dieser Woche in Edinburg erwartet, wohin sie sich von seenh aus, wo sie einige Wochen zugebracht hat, zu begeben ge⸗ denkt.

Die Nachrichten aus Brasilien haben an der gestrigen Börse ehr nachtheilig auf die Staats⸗Papiere jenes Landes gewirkt. Diese ftelen plötzlich bis auf 53 pCt., was ungefähr 10 pCt. nie⸗ diiger ist, als die Preise der vorigen Woche. Gegen Ende der Börse hoben sich dieselben wieder bis auf 54 ½ à 55. Diese eine Erhöhung rührte daher, daß Manche noch an der Rich⸗ igkeit der Nachrichten zweifelten und Andere aus den Umstän⸗ ben, welche bekannt geworden waren, schließen wollten, daß der ganze Charakter der Revolution nicht der Art sey, um nothwen⸗ dig eine Vernichtung des Kredits jenes Landes herbeizuführen.

Niederlande.

Aus dem Haag, 12. Juni. Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich überreichte am 7ten d. M. in Breda der zweiten Shffon der Geldernschen Schutterei eine neue schön gestickte Fahne.

In der Bredaschen Courant liest man: „Im Laufe des Monats Mai haben mehr denn 5000 Einwohner von Brüssel der Konferenz eine Blttschrift überschickt, worin ste den Prinzen von ranien zum Könige verlangen. Abschriften dieser Petition sind n sämmtliche Eurspäische Höfe gesandt worden; es befindet sich uch eine Kopie davon in Breda, wo mehrere glaubwürdige Per⸗ onen sie gesehen haben wollen.“ öt

Die gestrige Amsterdamer Börse war wenig belebt, was man der Nachricht von der Weigerung des Prinzen Leopold, die Bel⸗ gische Krone anzunehmen, zuschrieb, durch welche, so schloß man, die Konferenz sich in die Nothwendigkeit versetzt sehen würde, nergische Mittel anzuwenden.

Von der Schelde her wird gemeldet, daß die Belgier das Fort Frederic, zwischen Bath und Litlo, mit einer starken Garni⸗ on besetzt haben und beschäftigt sind, unter der Schuüßlinie der 4 deae Ufer liegenden Brigg „Dolphin“ Batterieen zu er⸗ ichten.

Brüssel, 15. Juni. Lord Ponsonby ist heute Nach⸗ ittag mit seiner Familie in Begleitung des Herrn White abge⸗ eist. General Belliard wird heute Abend unsere Stadt verlas⸗ en. Die heutige Kongreß⸗Sitzung hat wieder nicht statthaben önnen, weil die Zahl der Mitglieder, die sich eingefunden hat⸗ en, zu gültigen Beroathungen nicht ausreichte; es ist zwar eine ene Sitzung auf den 13ten d. M. anberaumt worden, doch laubt man nicht, daß sich an diesem Tage ein anderes Resultat perausstellen wird, da die Kongreß⸗Mitglieder sich vor Angriffen bes aufgereizten Pöbels nicht gesichert halten. Dieser hat, an⸗ etrieben durch elnige Demagogen, vorgestern in der Wohnung bes Lords Ponsonhy mehrere Fensterscheiben zerschlagen, ein Ereig⸗ niß, das, da die Regierung es so viel als möglich gut zu machen ind zu entschuldigen suchte, auch von den hiesizen Zeitungen erschwiegen worden ist.

DPeutschland.

Frankfurt a. M., 14. Juni. Gestern Abend ist ier aus Paxis auf qußexordentlichem Wege die Nachricht ein⸗ Ir. 776 Pnh 1“ 8 8

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Madrid, 27. Mai. Der Herho; Karl von Braun⸗ schweig, der einige Tage nach seiner Ankunft die nöthigen Schritte that, um sich Sr. Katholischen Majestät vorstellen zu lassen, hat einige Zeit darauf wirklich die Ehre gehabt, mit dem Konige in einer ihm besonders bewilligten Privat⸗Audienz sich zu unterhal⸗ ten. In Gemäßheit der am 13. und 26. April d. J. von Sr. Katholischen Majestät erlassenen Befehle ist den Häfen von Cartropol, Luarca, San Esteban de Pravia, Avila, Villavicivsa, Rivadesella und Llanes in Asturien und dem Hafen de la Guardia in Gallizien die Befugniß, den Küstenhandel betreiben zu dürfen, ertheilt worden. Die Communication zwischen Gibraltar und dem Spanischen Gebiet ist nun, nachdem die 39 Spanischen Rebel⸗ len unter Bedeckung von der Bai von Gihraltar aus nach Algier geseegelt sind, wieder auf den früheren Fuß hergestellt worden. Der Advokat Olozaga, welcher in die Verschwörung des vor mehreren Wochen am Leben bestraften Buchhändlers Miyar und des Marco⸗Artu, Pachin, Aranda, Bringas, verwickelt zu seyn scheint und seit längerer Zeit sich in Verhaft befindet, hat Ge⸗ legenheit gefunden, in der Nacht vom 20sten auf den 21sten d. M. aus dem Gefängniß zu entweschen, ohne daß es bis jetzt möglich gewesen wäre, auch nur die geringste Spur von ihm aufzufinden.

Semlin, 28. Mai. (Aus der Allgemeinen Zeitung.) Obgleich der Aufstand der Albaneser und die Widersetzlichkeit des Paschas von Skutari als beseitigt angesehen werden können, so fährt der Groß⸗Wesir nichtsdestoweniger fort, mit großer Umsicht vorzugehen, und eine Stellung anzunehmen, die der Rückkehr der Unruhen schnell und wirksam zu begegnen vermag. Alle An⸗ strengungen der noch in Bewegung gebliebenen Uebelgesinnten werden mithin fruchtlos bleiben, und dem jetzigen Stande der Dinge keine Gefahr mehr drohen. Anders verhält es sich in Kleinasien; hier findet das Ansehen des Sultans täglich größe⸗ ren Widerstand, und nach den letzten aus Konstantinopel einge⸗ gangenen Nachrichten könnte es sich leicht ereignen, daß der Groß⸗Wesir mit dem größten Theile seiner Truppen dahin beor⸗ dert würde. Welchen gefährlichen Einfluß aber die Entfernung Reschid Paschas auf die kaum beruhigten Europäischen Provin⸗ zen, die von kriegerischen, stets zum Aufruhr geneigten Völker⸗ stämmen bewohnt sind, haben kann, hat die Geschichte des Os⸗ manischen Reichs häufig genug gezeigt. Der Sultan, rastlos bemüht, seinen Neuerungen überall Eingang zu verschaffen, und jedes Hinderniß ihrer Ausführung zu beseitigen, soll frei⸗ lich den Fall, daß die ihm ergebenen und gut organisirten Truppen des Groß⸗Wesirs eine andere Bestimmung erhal⸗ ten müßten, vorausgesehen, und das Auslaufen mehrerer stark bemannter Kriegsschiffe, um an der Küste Albaniens zu kreuzen, anbefohlen haben. Auch hat er sich der Anhänglichkeit des Für⸗ sten Milosch, welcher bei den letzten Ereignissen so viel Klugheit als Treue gegen die Pforte bewiesen hat, hinlänglich zu versichern gewußt, um die einzelnen noch hie und da zum Vorschein kom⸗ menden Aeußerungen von Mißvergnügen ohne Besorgniß an⸗ sehen zu können. Der Pascha von Aegypten ist jetzt sehr bemüht, sich das Vertrauen des Großherrn zu erhalten; er bringt für dessen Schatz sehr große Opfer. Er scheint einzusehen, daß seit der Einnahme von Algier durch die Franzosen jeder Versuch, sich auch von der Pforte unabhängig zu machen, in England nur noch mehr Mißbilligung sinden müßte. Hr. v. Butenieff hat häufige Konferenzen mit dem Reis⸗Effendi, und das beste Ein⸗ vernehmen herrscht zwischen dem Russischen Hofe und der Pforte.

Inland.

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Berlin, 17. Juni. Es sind nunmehr 11 Jahre vergangen, daß mit der Stadt⸗Armenschule in Halle eine Arbeits⸗Anstalt verbun⸗ den wurde, die sich jetzt unter der speziellen Aufsicht des pfänner⸗ schaftlichen Rendanten Fuß und seit ihrem Beginn unter der Obhut der Witwe Lehmann eines fortwährenden Gedeihens zu erfreuen hat. Sämmtliche Institute, nämlich: a) Die weiblichen Arbeits⸗Klassen, b) die Spinn⸗Unterrichts⸗Anstalt für Knaben und Mädchen, c) die Arbeits⸗Anstalt für Knaben im Garten, liefern seit ihrer Vereinigung die erwünschtesten Resultate, und insbesondere hat sich eine sehr lebhafte Theilnahme der Einwoh⸗ nerinnen von Halle an jenen Anstalten bei Gelegenheit der zwei⸗ maligen letzten öffentlichen Ausstellung der weiblichen Arbeiten offenbart. Zur Aufmunterung der armen Kinder wurden dabei ansehnliche Prämien vertheilt; insbesondere sind bei der 300jah⸗ rigen Feier des Reformations⸗Festes 25 Mädchen und 12 Kna⸗ ben, die sich durch Fleiß und durch sittliches Betragen ausgezeich⸗ net hatten, neu bekleidet worden. Am 3. Angust, am Geburts⸗ tage Sr. Majestät des Königs, wurden von dem Kapital der

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1100 Rthlr., welches durch die Arbeiten eines Frauen⸗Vereins

beschafft worden ist, 44 Mädchen und 42 Knaben der ärmsten Klasse, und endlich zu Welhnachten durch Unterstützung mehrerer Familien 130 Kinder zum Theil bekleidet und sonst beschenkt. Im Kreise Waldbroel war, nach der Anzeize der land⸗ räthlichen Behörde im Monat Mai, die Noth unter der ärmeren Volksklasse so groß, daß sie augenblickliche Besorgnisse erregte. Die Königl. Regierung zu Köln bewilligte deshalb sofort den Hülfsbedürftigen eine außerordentliche Unterstützung von 1000 Rthlrn. und verpflichtete die landräthliche Behörde, für gewis⸗ senhafte Vertheilung der genannten Summe an die wahrhaft Bedürftigen und Würdigen zu sorgen. Diese Maaßrepel hat überall die lebhafteste Anerkennung gefunden und den Bedräng⸗ nissen der Kreis⸗Eingesessenen den nöthigen Beistand gewährt.

Erklärung. MNiach meiner Zurückkunft von Canton ward mir eine wäh⸗ rend meiner Abweseuheit in Paris gegen mich erschienene Flug⸗ schrift mitgetheilt, und ich glaubte, es meiner Ehre und der Würde der Allg. Preuß. Staars⸗Zeitung schutdig zu seyn, darüber au⸗ genblicklich eine öffemtliche Erklärung erscheinen zu lassen. *)

Ich habe niemals weder mündlich noch schriftlich behauptet, daß die Sinologen in Paris die Werke der Misstonäre für ihre eigenen Arbeiten ausgeben; ich habe niemals erklärt, daß Rému⸗ sat's Grammatik eine bloße Abschrift sey eines Werkes des Va⸗ noch habe ich Stanislaus Julien's Verdienste habe die trefflichen Arbeiten meines Lehrers

*) Man vergl. Nr. 129 und Nr. 189 der Staats⸗Zeitung vom Jahre 1830, wo die bier erwaͤhnten gegen Hrn. Prof. Neumann SEep. sener Abwesenheit erhobenen Beschuldigungen naͤber ange⸗

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Abel Rémusat auf dem Felde der chinesischen Literatur immer bewundert und gepriesen und namentlich erklärt, daß er den reichhaltigen Materialien des gelehrten Jesulten durch philosophi⸗ schen Geist und kritischen Scharfblick Leben einhauchte. Ich überxlasse es nun dem Leser, das Verfahren des Pamphletschreik-

bers mit dem passenden Namen zu bezeichnen.

In dem Verzeichnisse der von Sr. Excellenz dem Freiherrn von Humboldt der Königl. Bibliothek verehrten chinesischen Werke soll ich folgende Hauptfehler begangen haben:

„Ti y’ thsat tse shu“ soll „das Buch der ersten der schö⸗ nen Geister“, und nicht „das erste Buch der schönen Geister"’"„ heißen, wie ich nämlich übersetzte. Die Chinesen sind vernünf⸗ tig genug, in ihrer schönen Literatur keine solche abenteuerliche Eintheilung zu machen, wie folgende: Erste schöne Geister; zweite schöne Geister; dritte schöne Geister u. s. w. Wer mir eine solche Klasstficirung der schönen Literatur China's nachweisen könnte, dem würde ich eine vollständige Sammlung aller Tshai⸗ tse oder schönen Geister verehren. Die angefuührten Chinesischen Worte mussen streng grammatisch enefuneh. so übersetzt werden: „Erstes schöngeisterisches Werk“; meine frühere Ueber⸗ setzung sollte bloß dem Sinne nach richtig, wöortlich grammatische seyn.

Dem Chinesischen Vorredner der Geschichte der drei Reiche soll ich fälschlich die Behauptung in den Mund gelegt haben, „daß in diesem Werke Alles wahrhaftig und gar trefflich erzahlt wird, nicht mit Fabeln vermischt, wie in anderen Geschichten““, sondern die ganze Stelle, die der Verfasser des Pamphlets auch im Chinestschen Originale anführt, und die ich, man denke sich das Verbrechen, nur theilweise übersetzte, soll so heißen:

„Wir haben vernommen, daß unter den gesammelten Wer⸗ ken der schönen Geister sechs die vorzüglichsten sind (es folgen dann ihre Namen). Die früheren Schwierigkeiten derselben sind durch die Kommentare und Erklärungen gehoben; darin stimmen die talentvollsten Männer des Reiches überein. Wir aber glau⸗ ben, daß man wissen muß, was am nächsten liegt; und so haben wir zur Hand genommen die Geschichte der drei Reiche und sie gelesen und haben aus den darin enthaltenen Begebenheiten er⸗ sehen, daß Tschin nicht einer regellosen Einbildungskraft gefolgt, sondern sein Werk nach dem Vorbilde der alten Urkunden, der klassischen. und historischen Werke, verfaßt hat. Es enthält aber viel Wunderbares, das uns in Erstaunen setzt; denn nichts ist wunderbarer, als die Geschichte der drei Reiche.“

Der berühmte Chinesische Herausgeber der Geschichte der drei Reiche würde, durch solche unzusammenhängende und gegen⸗ seitig sich widersprechende Phrasen, mit Recht allen seinen Ruhm eingebüßt haben; er läßt sich weislich im Originale ganz anders vernehmen. „Alle Gelehrten des Reiches“, dies ist der Ideen⸗ gang des Chinesischen Herausgebers, „geben mir zu, daß ich die früher unternommenen oder herausgegebenen Werke u. s. w. hinlänglich verbessert und erläutert habe; da ich dies hörte, habe ich mich jetzt an die Geschichte der drei Reiche gemacht und sie als ein wahrhaftiges, auf guten historischen Quellen beruhendes Werk befunden, dessenungeachtet kommt hier viel Wunderbares vor, denn nichts ist wunderbarer, als die Geschichte der drei Reiche.“ Was uns nämlich fabelhaft klingt, erscheint dem gläu⸗ bigen Chinesen bloß wunderbar.

Der Griechische Katechismus des gelehrten Archimandriten Hyacinth soll bloß ein Auszug aus einem eben so betitelten Werke des P. Franciscus Buancatus seyn, und dieser Titel soll zu Deutsch „Unterhaltungen der Engel“ hesen. Ich weiß wahr⸗ lich nicht, ob dies Spaß oder Ernst seyn soll. Der Archimandrit hat wahrscheinlich das Werk des Katholiken nie gesehen und würde sicherlich einem Katechismus in keinem Falle einen solchen abenteuerlichen Titel geben. Thianshin heißt „Geist im Himmel oder Himmelsgeist“, und mit diesen Worten bezeichnen Mahome⸗ daner und Christen ihre Religion, um den materiellen Begriff, der dem Chinesischen Worte Himmel (Thian) anklebt, zu besei⸗ tigen. Ich besitze selbst eine Darstellung des Mahomedanismus in Chinesischer Sprache unter diesem Titel.

Ich kann der verehrten Redaction der Allgemeinen Preußi⸗ schen Staats⸗Zeitung nicht zumuthen, daß sie ihren, wichtigeren Gegenständen gewidmeten, Raum mit Berichtigungen einiger Druckfehler in der Schreibung Chinesischer und Mantschu⸗Cha⸗ raktere mit Europäischen Buchstaben anfüllen sollte; und Jeder weiß übrigens, daß in einer Zeitung Dinge und Notizen ohne Anführung der Quellen fürs größere Publikum abgedruckt wer⸗ den, die in einer Zeitschrift für Fachgelehrte am unrechten Orte wären. So viel über das Verzeichniß. Die Bemerkungen über meine berichtigte Uebersetzung einiger Stellen in dem von Davis übersetzten Trauerspiele, so wie einiges Andere, wird später und auf eine andere Weise beleuchtet werden.

Karl Friedrich Neumann. 1111“ Eö“ 11“u“

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keinesweges aber eine

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Das Königl. Ober⸗Prastdium von Pommern hat untem

16ten d. M. folgende Bekanntmachung erlassen: „Die Siche⸗ rung des Swinemünder Hafens gegen die Gefahr, welche aus dem Ungehorsam ankommender Schiffer gegen bestehende Sani⸗ täts⸗polizelliche Vorschriften entstehen könnte, hat die Aufstel⸗

shlung schwerer Artillerie am Eingange des Hafens nothwendig

gemacht. Es ist der Befehl gegeben, jedes Schiff, welches

den Anordnungen und Verwarnungen des, das Lootsen⸗Boot

Kommandirenden nicht unweigerlich Folge leistet und in dem Ungehorsam auch nach dem ersten, von dem Wachtschiffe zu lö⸗ senden Kanonenschusse verharrt, in den Grund zu schießen. Die Rheder werden diese Anordnung zur Kenntniß ihrer Schiffer zu bringen haben und sind die hier domicilirenden Herren Kon⸗- suln von dieser Maaßregel besonders in Kenntniß gesetzt. Stet⸗ tin, den 16. Juni 1831. Königl. Ober⸗Präsidium von Pom⸗ mern, im Auftrage v. Bonin.“

Einiges über die in Danzig herrschende Cholera. Schon seit dem Marz waltete hier eine allgemeine gastrische

Constitution vor, mit Hinneigung zum nervösen Charakter, ie

sich selbst in solchen Fällen durchblicken ließ, denen es sonst seellal ten eigen zu seyn pflegt, mit gastrischen Störungen verbunden aufzutreten. Doch im Ganzen war die Zahl der Kranken im April uno Mai nicht groß. Plötzlich erkrankten vier Leute aus der Nehrung, die die Woche hindurch im Fahrwasser bei der Bagger⸗Arbeit gestanden hatten und Sonnabend den 28. Mai Nachmittags nach ihren Wehnungen in der Gegend von Bohn⸗ sak zurückgekehrt waren, an Brechen, Purgiren, Krämpfen, allge⸗ meiner kalter Erstarrung ꝛc., kurz an Symptomen, die der am folgenden Sonntage dorthin geeilte Kreis⸗Phystkus für die der Astatischen Cholera erklärte; bei dessen Ankunft waren zwei jener Leute bereits verstorben, einer starb nach 36 Stunden, und der vierte genas. Nun erfuhr man auch, daß seit Tages zuvor 1 bis

2 Kranke aähnlicher Art sich im Militair⸗Hospital befan⸗

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