1831 / 171 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

musterhafte Tapferkeit vorzuͤglich die General⸗Majore Gerbel und Schilder aus. Am 10ten (22sten) unternahmen die Empoͤ⸗ rer weder gegen die Bruͤcke von Zoltki, noch gegen die von Tykocin etwas, nur war große Bewegung unter ihnen sichtbar. Am 11ten 9 lief von allen Vorposten die Nachricht ein, daß die Aufruͤhrer anfangs dem Anscheine nach sich der Ueberfahrten von Zoltki und Tykocin bemächtigen wollten, nachher aber, von al⸗ len Punkten mit großer Eilfertigkeit nach Rudki hin retirirt waren. Sogleich wurde der Oberst Nikolajew mit zwet Eskadronen des un⸗ ter seinem Kommando siehenden Leibgarde⸗Kosaken⸗Regimentes ih⸗ nen nachgeschickt, um die wahre Richtung, welche die Empoͤrer ge⸗ nommen hatten, auszuforschen. An demselben Tage, geg en Abend, ging der General⸗Major Graf Nostiz mit den Leibgarde⸗ ö Uhlanen⸗ und reitenden Jaͤger⸗Regimentern und mit zwei leichten Battericen der Leibgarde⸗Artilleric zu Pferde bei Tykocin uͤber die Narew. Der General⸗Major Graf Nostiz und der Oberst Niko⸗ lajew entdeckten, bei ihrer lebhaften Verfolgung der Aufruͤhrer, daß diese sich nach Rudki und Lomza zogen; ihr Ruͤckzug geschah mit großer Eilfertigkeit, indem sie ihre Verwundeten und einen Theil ihrer Waffen, Ammunition und Bagage uͤberall im Stich ließen; der Weg war bedeckt mit Rachzͤglern, welche unseren Truppen haufen⸗ weise als Gefangene in die Haͤnde fielen; solcher wurden gegen 300 Mann eingeholt und groͤßtentheils dem Militair⸗Be ehlshaber der Provinz Bialystock, General⸗Major Petersen, zugescht kt. Kurz, der Ruͤckzug der Empoͤrer verwandelte sich in eine vo staͤndige Flucht, wo⸗ von warscheinlich die Nachricht, daß die Hauptmacht unserer Armee sich ihnen in die Flanke und in den Ruͤcken werfe, die Ursache war. Des folgenden Tages, am 12ten (24.) Morgens fruͤh, wurden den Regimentern der leichten Garde⸗Kavallerie⸗ ivision des Chevalier⸗ Garde⸗Regiment, das Regiment der Garde zu Pferde und das Leih⸗ Kuͤrafster⸗Regiment Ihrer Majestaͤt der Kaiserin mit einer Batterie der Garde⸗Artillerie nachgeschickt. Diesen folgten aus Zoltki die 2te und dann die erste Garde⸗Infanterie⸗Diviston.é An diesem Tage standen die Avant⸗Garde im Dorfe Gatsch, die Regimenter der 1sten Kuͤrasster⸗Division in Menzenin und die ganze Garde⸗ Infanterie unweit Menzenin und Lopuchowa. Auch jetzt noch Furden viele Gefangene aufgegriffen. Am 13ten (25.) verfolgte die Avant⸗Garde, mit welcher die Kuͤrassier⸗Regimenter sich vereinigt hatten, ihren Marsch uͤber Sniadow nach Ja atsch Beide Garde⸗ Infanterie⸗Divisionen gingen von Lopuchowa nach dem Dorfe Gatsch und gelangten gegen Abend in Sniadow an. Sobald diese Truppen die obenerwaͤhnten Punkte erreicht hatten, griffen ihre Be⸗ wegungen in die allgemeinen Operationen der Armee ein. Der ganze Verlust des Garde⸗Corps ist, nach den jetzt erhaltenen Be⸗ richten, folgender: verwundet wurden der Kommandirende der Ar⸗ tillerie des Garde⸗Corps, General⸗Major Ssumarokow, die Obersten vom Leibgarde⸗Jaͤger⸗Regiment, Moller II. und Bascharumow, der Commandeur des Leibgarde⸗Bataillons der Finnischen Scharfschuͤtzen,

Fluͤgel⸗Adjutant Oberst Ramsay und der Oberst⸗Lieutenant Lager⸗

borg; verwundet und getoͤdtet wurden 34 Oberoffiziere und 689 Gemeine.“ (Fortsetzung folgt.) 8

Im vergangenen Jahre wurden im Gouvernement Jaros⸗ law 20,283 Menschen geboren; es starben 36,853; folglich be⸗ trug die Mehrzahl der Geborenen 3,430. Im Gouvernement Tula wurden 52,007 Menschen geboren; es starben 34,630; folglich betrug die Mehrzahl der Geborenen 17,377. Im Gou⸗ vernement Tobolsk wurden 55,679 Menschen geboren; es starben 29,232; folglich betrug die Mehrzahl der Geborenen 26,447. Im Gouvernement Astrachan wurden 3380 Menschen geboren; es starben 3825; folglich betrug die Mehrzahl der Gestorbe⸗ nen 445.

Von der temporairen Verwaltung zu Anapa sind folgende Maaßregeln für den Handel mit den Gebirgsvölkern bekannt gemacht worden: „Jeder darf an dem Tauschhandel mit diesen Völkern Theil nehmen. Der Preis der Waaren, welche die Gebirgsvölker liefern, wird zwei oder dreimal im Jahre von der temporairen Verwaltung zu Anapa und von einigen Aeltesten der Gebirgsvölker gemeinschaftlich bestimmt und diese Taxe in Russischer und Tatarischer Sprache im Tauschhofe angeschlagen. Strettigkeiten werden durch Schiedsrichter von beiden Seiten entschleden./⸗ 56 öä

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Aus dem Russischen Hauptquartier Pultusk 30. Mai (11. Juni). Der große, empfindliche Verlust, den wir gestern erlitten haben, wird Ihnen bereits auf außerordentlichem Wege bekannt geworden seyn. Der Held, der noch vor kurzem den Türkenstolz beugte und im Begriff stand, trotz der ungünstig⸗ sten Umstände, einen zweiten großen Krieg im Angesichte von Eu⸗ ropa zu entscheiden, der Sieger von Kulewtscha, Praga und Ostrolenka, der Feldmarschall Diebitsch⸗Sabalkanski, ist nicht mehr. Keine feindliche Kugel hat ihn getödtet der Tod über⸗ raschte ihn mitten im friedlichen Quartiere. Seit 8 Tagen stan⸗ den wir bei Pultusk, die Witterung seit der Ostrolenkaer Schlacht war fürchterlich, kein Tag ohne Regen, voll von Dünsten die Atmosphäre, die Wolken schienen dicht über die Erde zu hängen. Der Feldmarschall, der bisher einer festen Ge⸗ sundheit genossen, beklagte sich am 28. Mai (9. Juni) Abends über Schwere und Mattigkeit, ein Aderlaß erleichterte ihn. Am 29. Mai (10. Junt) früh befand er sich recht wohl, um Mittag war er todt. Ein Schlagfluß hatte sein Leben geendet. Unbeschreiblich war der Eindruck, den diese Nachricht bei dem Heer hervorbrachte. Wer war ihm genaht, ohne ihn zu lieben, wer hatte ihn näher gekannt, ohne ihn zu verehren! Seine militairischen Verdienste konnte man auch auswärts würdigen aber seinen milden, edein, gerechtigkeitsliebenden Charakter konnte man nur in der Nähe ganz erkennen. Nun ist er hin, und mit ihm tausend Erwartungen, tausend Hoffnungen, die an seinen Lebensfaden geknüpft waren! Ich breche ab, der Gedanke an den Verlust, den wir alle eben hier erlitten, bewegt mich noch zu schmerzhaft. Einstweilen, bis auf die Entscheidung des Kaisers, hat der Chef des Generalstabes der Armee, General der Infanterie, Graf Toll, den Oberbefehl übernommen. In unse⸗ rem allgemeinen Schmerz ist das noch unser Trost, daß dem Würdigen ein Würdiger folgt. Durch des Grafen Gegenwart bei der Armee sind wir nicht ganz verwaist. Als Vertrauter von des verstorbenen Feldmarschalls Ansichten, Entwürfen, Plä⸗ nen, würde er glücklich zu Ende führen, was jener begonnen. Aber er ist mehr noch als das er ist selbst großer Feldherr, und nur die Gelegenheit, nicht das Verdienst, hat ihm geman⸗ gelt, um es vor der Welt zu beweisen. Noch ein Sprößling des alten Heeres, ein Schüler von Suwarow und Kutusow, hat er alle Feldzüge der Russen gegen Napoleon nicht bloß mit gemacht, sondern zum Theil auch geleitet. Denn früh schon wurde er von den großen Männern Rußlands bemerkt und hervorge⸗ zogen. Als er noch Knabe im Kadettenhause war, ahnte Kutusow schon den künftigen Feldherrn in ihm und zeichnete ihn aus. In den wirklichen Dienst tretend, begleitete er Suwarow auf seinem denkwürdigen Feldzuge in Italien und der Schweiz und erregte hier schon als junger Offizier vom Quartiermeister⸗Stab die Aufmerksamkeit des alten Helden. Von nun an blieb kein Feldzug, keine Großthat des Russischen Heeres ihm fremd, an fast allen hatte er Theil und immer in den wichtigsten Dienst⸗ verhältnissen. Als Kutusow in dem unvergeßlichen Jahre 1812 an die Spitze der Russischen Heere trat, ersah er den jungen Obersten Toll, dessen Verdienst sein scharfes Auge zuerst erkannt

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hatte, zu seinem General⸗Quartiermeister und nun begann jene Reihe von Erfolgen, die den Sturz Napoleon’s bewirkten und Europa von der drückenden Herrschaft dieses Mannes be⸗ freiten. Nach Kutusow's Tode blieb er in gleicher Eigenschaft unmittelbar bei dem Kaiser Alexander. Hier konnte er noch mehr wirken, obgleich es verborgen blieb, wie groß sein Antheil an Allem war. Später bekleidete er die Stelle als Chef des Generalstabes bei der 1sten Armee. Und als der Graf Diebitsch die Leitung des Türkenkriegs erhielt, erbat er sich eigends den General Toll zum Gefährten dabei. Seitdem stand dieser dem Feldmarschall auf allen Feldzügen als sein Chef des Generalstabes zur Seite; die schönste Harmonie waltete unter ihnen ste hatten sich gegenseitig ganz erkannt und wußten, was einer dem Anderen war. Nur der Tod konnte dieses Band zerreißen.

Warschau, 16. Juni. Sitzung der Landboten⸗ Kammer vom 9ten d. M. (Nachtrag.) Diese Sitzung, in welcher zuerst über die Regierungs⸗Veränderung verhandelt wurde, eröffnete der Marschall, Braf . Ostrowski, mit einer Rede, worin er zunächst aus den Zeit⸗Umständen die Nothwendigkeit einer Veränderung darzulegen suchte, bei der man hoffentlich nicht den alten Vorwurf wiederholen würde, daß die Polen un⸗ beständig in ihren Mitteln und ungewiß über ihre Zwecke seyen. Sodann ging er die Hauptmomente der Insurrectionszeit durch, indem er von dem Administrations⸗Rath begann, den er ein dem Despotismus unterworfenes Phantom nannte; zwar, meinte er, habe man ihn in der öffentlichen Meinung zu befestigen gesucht, indem man ihm Personen aus der Opposttion zur Seite stellte, die an der Ausübung der Gewalt noch keinen Theil genommen hatten; aber dennoch hätte diese Regierung, welche aus Mangel an Zutrauen wenig Kraft besessen habe, zu nichts weiter gedient, als höchstens zum Beweise, daß sich das Land nicht in Anarchie befinde; der Unterstützung des Heeres beraubt, von den Factio⸗ nen bedroht, und unter deren Einfluß berathend, wäre sie nie im Stande gewesen, Meutereien zu unterdrücken, in⸗ neren Unordnungen vorzubeugen, zügellose Leidenschaften zu fesseln und die Bestrebungen Aller zu einem einzigen Ziel zu lei⸗ ten. Dadurch sey das Land in eine fürchterliche Krisis versetzt worden und nur durch die Gewalt eines Einzigen zu retten ge⸗ wesen; so habe sich der damalige Generalissimus Chlopizki an die Spitze gestellt und mit kräftigem Arm die Zügel des Staats er⸗ griffen; sein Name, von altem Ruhm umgeben, sey mit Ehr⸗ furcht unter allen Militairs genannt worden, und dieser General habe in der That Zucht und Ordnung aufrecht zu erhalten ge⸗ wußt, indem er die Civil⸗Beamten an ihrem Platz gelassen und den Factionen, die von allen Seiten sich zu erheben begonnen, Stillschweigen geboten. Hierauf kam der Marschall auf die Zu⸗ sammenberufung des Reichstages im Namen der Nation und rechtfertigte es, daß derselbe die bestehende Diktatur nicht verän⸗ dert hätte, weil noch kein anderes bedeutendes Talent die Augen auf sich zog, wie es der Krieg erst entwickeln konnte; doch sey die Macht des Diktators dadurch beschrankt worden, daß man ihm eine Reichstags⸗Deputation als Wachterin zur Seite gege⸗ ben und sich das Recht vorbehalten habe, diese Gewalt, sobald es nöthig wäre, wieder aufzuheben. Der Redner meinte, die

Creirung der Diktatur würde wahrscheinlich von der Geschichte

gerechter beurtheilt werden, als von manchen Personen in der Gegenwart, die Nachkommenschaft würde ihr vielleicht die Rettung Polens verdanken, und die Resuitate derselben würden ihre Rechtfertigung seyn. Nun suchte der Marschall den Ueber⸗ gang zur Natsonal⸗Regierung zu rechtfertigen, indem er das Ge⸗ fühl der elgenen Stärke von Seiten der Nation und des Schuz⸗ zes vor jedem feindlichen Augriff vermöge der damaligen Jah⸗ reszeit als Grund anführte, warum die Diktatur nicht mehr als nothwendig erschienen seh, wozu noch gekommen, daß alle Be⸗ ziehungen zu dem Kaiserl. Russischen Hofe abgebrochen worden und durch den Einfluß des Diktators und die Ungewißheit über die Zukunft einige Unruhe unter der Nation entstanden sey; so habe man es denn für nöthig gehalten, sich der unbe⸗ schränkten Gewalt eines Einzigen zu entziehen; man habe ferner Polen für unabhängig erklärt und zum Prinzip für die Zukunft eine constitutionnelle Monarchie und repräsentative Regierungs⸗ Form aufgestellt, jedoch in Betracht der gegenwärtigen Umstände einstweilen eine exekutive Gewalt gegründet, deren verschiedene Zweige vielleicht auf eine ungewöhnliche Weise und ohne strenge Genauigkeit, aber wenigstens in Uebereinstimmung mit dem Geist dieser Epoche, geschieden worden seyen; das Unangemessene aber, was aus einer unter 5 Mitglieder getheilten Gewalt hätte her⸗ vorgehen können, habe man durch die Wahl der Personen selbst aufgehoben, die, so zu sagen, die Haupt⸗Ansichten des Landes repräsentirt, im Gleichgewicht erhalten und einem und demsel⸗ ben Ziele zugeführt hätten. Jetzt aber, wo die allgememnen Wünsche von einer einzigen Triebfeder bewegt würden, der alle Polen gehorchten, sey die Nothwendigkeit verschwunden, die höchste Gewalt in den Händen eines Conseils von 5 Mitglie⸗ dern zu lassen, von denen man wohl mit Recht in der Procla⸗ mation vom 5. Febr. gesagt, daß jeder Einzelne von ihnen durch seine Talente und seinem von jedem Makel reinen Charakter das Vertrauen der Nation verdiene, mit deren Einsichten man aber nicht verschwenderisch umgehen und sie nicht alle auf einen Punkt konzentriren müsse, während die offentli⸗ chen Angelegenheiten vielleicht eben so gut durch eine kleinere Zahl geleitet werden könnten. Der Redner faßte jetzt noch ein⸗ mal alle diese Veränderungen zusammen und vertheidigte sie ge⸗ gen den Vorwurf, als ob sich dadurch das Prinzip einer Contre⸗ Revolntion außere, indem der Zweck der Revolntion keinesweges die äußere Form der Regierung betreffe; eme innere Reorgani⸗ sation, eine Vervollkommnung der Formen und Attribute der höchsten Gewalt könne man nicht Contre⸗Revolution nemnen, und ein Akt, wodurch man diese Gewalt einem Einzigen übertrüge, würde eben so wenig auf Despotismus abzwecken, als ein sol⸗ cher, wodurch man sie dreien oder fünfen anvertraute, auf De⸗ magogie. Die Freiheit oder Sklaverei hänge nicht von der Zahl der Personen ab, denen die höchste Gewalt anvertraut sey; überall seyen es die Gesetze, welche zur Grundlage der Freiheit dienten, und vor denen alle Menschen gleich seyen; und es frage sich nur, ob diese mehr Achtung einflößten, wenn die Sorge, sie in Ausübung zu bringen, fünfen, dreien oder einem Ein⸗ zigen anvertraut wäre. Indem der Marschall zuletzt er⸗ klarte, daß er die Entscheidung hierüber der Kammer an⸗ heimstelle und ihr keinesweges habe vorgreifen wollen, ent⸗ schuldigte er seinen Vortrag damit, daß er habe zeigen wollen, wie einerseits die früheren Regierungsveränderungen, so häufig sie auch gewesen seyen, keinen Bewegungsgrund abgäben, um die jetzt vorgeschlagene zu verwerfen, wenn man slie sonst für nöthig halte, und wie andererseits, wenn sich nicht wichtigere Gründe der Annahme derselben entgegensetzten, die Einwürfe, welche man aus einer vermeintlichen Unbeständigkeit in den Be⸗ schlüssen und aus einer Tendenz zum Despotismus oder zur Contre⸗Revolution abstrahire, von gar keinem Gewicht seyen.

gegen 2000 Gemeine.

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„Wir Alle hier“, schloß der Redner, „sind Polen und haß Alle schon Beweise unserer patriotischen Gesinnungen abgele, nicht durch Worte, sondern durch Thaten. Keiner läßt sich h durch Triebfedern persönlichen Eigennutzes leiten, und wir da fen dies mit Zuversicht behaupten, denn wäre es anders, würde Europa vermittelst der Freiheit der Presse davon a genug unterrichtet werden. Wir Alle beeilen uns auf glei Weise, dem Vaterlande unsere Arbeit, unser Vermögen u. unser Leben zu weihen; meine Herren, unter den großen wegungen, welche die Staaten erschüttern, verbreiten die Eig Dienste vielleicht weniger Glanz, als die Dienste des gers; aber sie sind dem Lande nicht weniger nützlich, n auf dem kurulischen Sessel oder auf dem Schlachtfelde ster ist beides der Tod für’s Vaterland. Im Begriff, uns mit tersuchung einer so wichtigen Frage zu beschäftigen, ob nämg eine Regierungs⸗Veränderung nothwendig sey, prägen wir u es wohl ein, daß alle Absichten rein sind, wenn auch die M nungen sich trennen, und wenn wir sie zu widerlegen suche der Wahrheit folgend und mit jener Wärme, die stets dem len eigen ist, sobald er das Glück seines Landes vertheidg dann laßt uns immer daran denken, daß wir Alle Kinder selben Mutter sind, daß wir Alle nach demselben Ziele streb und daß wir uns als Brüder lieben sollen.“ (Den Besc dieser Sitzung morgen.)

Die Staatszeitung enthält jetzt den längst versprochen Detail⸗Rapport des Generalissimus über die Schlacht von d lenka, welchen derselbe erst am 7ten d. an die National⸗Reg rung eingesandt hat, und der folgendermaßen lautet:

„ech habe die Ebre, der National⸗Regierung einen Detail⸗ richt uͤber die Schlacht bei Ostrolenka, als Ergaͤnzung meines heren Berichts vom 27sten Mai, zu uͤbersenden. Da die Veh

ung der Garden nicht weiter ausgedehnt werden konnte und ich fuͤr angemessen hielt, vor den vereinigten Streitkraͤften des Feldme schalls Diebitsch, naͤmlich dem Corps des Fuͤrsten Schachoffskoi, Generals Pahlen und des Garde-Corps, mich zuruͤckzuziehen, i traute ich die Arrière⸗Garde der Armee dem General Lubienski; Der erste Angriff des Feindes fand bei Nadbory und Kostery si aber die heftigen Chargen des 4ten und 5ten Chasseur⸗Regima vereitelten seine Anstrengungen. Mit Einbruch der Nacht zog General Lubienski, den erhaltenen Befehlen gemaͤß, auf Ostrola bis zum Dorfe Lawa zuruͤck und nahm seine Position 5 A. von dieser Stadt, mit dem rechten Fluͤgel gegen Riet hin und mit dem linken Fluͤgel in einzelnen Posten bis der nach Lomza fuͤhrenden Chaussee sich ausdehnend. Ge ral Boguslawski hatte mit 4 Bataillonen und 4 Geschütz den linken Fluͤgel inne und besetzte die Anhoͤhen bei Ostrolenka. Am 26sten um 9 Uhr Morgens wurde General Lubienski von h deutenden feindlichen Streitkraͤften und zahlreicher Artillerie gedre und bewerkstelligte seinen Ruͤckzug in der groͤßten Ordnung; ganze Kavallerie und der groͤßere Theil der in der Arrière⸗Gnk verbliebenen Infanterie gingen auf das rechte Ufer der Narew hinut Unterdessen begannen unter stetem Feuer mehr als zehn feindlie Kolonnen mit 2 Positions⸗Batterieen schnell gegen die Infante des Generals Boguflawski und Obersten Wengierski vorzudring Zwei Kavallerie⸗Regimenter sprengten aus dem Walde hervor un chargirten einigemale, doch erfolglos, auf das 3te Bataillon des 9 Regiments und das Bataillon der aktiven Veteranen. Alle Angs der Tirailleurs wurden ebenfalls abgewiesen, wobei der Feind geg 50 Gefangene einbuͤßte. Endlich, als das Kartaͤtschen⸗ und Ge natenfeuer einer so zahlreichen Artillerie immer mehr uͤberhand ngh und die Stadt Ostrolenka bereits in Flammen stand, sah sich C neral Boguslawski veranlaßt, den weiteren Ruͤckzug anzubefehna und dieser wurde von der Artillerie und dann von der Infgn terie ruhig und in voͤlliger Ordnung agusgefuͤhrt. Der Keig begann nun mit großen Massen von allen Seiten in die Stadt e zudringen. Unsere Infanterie wehrte ihn tapfer ab; jedoch, w einer zahlreichen⸗Artillerie unterstuͤtzt, die auf beiden Fluͤgeln unsc Kolonnen zu bestreichen anfing, folgte er ihr dicht S dem Fuß me machte so eine gaͤnzliche Vernichtung der Bruͤcke unmoͤglich. D zte Bataillon des 4ten Regiments, unter dem Kommando des N jors Majewski, formirte sich sogleich wieder, als es die Bruͤcke n sirt hatte, und bestrich die Nachfolgenden mit dichtem Kugelrege Unsere Positions⸗Artillerie feuerte mit solcher Hartnaͤckigkeit auff feindlichen Kolonnen, daß die Tirailleurs, welche zuerst uͤber Bruͤcke gingen, von der Deckung eines Dammes beguͤnstigt, bis unsere Geschuͤtze vorzudringen vermochten, so daß drei derselben in Kanoniere und Pferde verloren und nicht fortgeschafft werden kon ten. Der Feind fing nun an, seine Massen in dichtem Gedral uͤber die Bruͤcke zu fuͤhren, und die Aufstellung einer zahlreichen; tillerie laͤngs dem User der Narew erschwerte durch ihr Kreutfeu das Zuruͤckdraͤngen derselben an den Fluß. Von 11 Uhr M. gens an wurde der Kampf auf das rechte Ufer der Me rew versetzt. Mehreremale versuchte der Feind mit großer Hest’ keit, uns zuruͤckzuschlagen und zu Entwickelung seiner zahlreich Schaaren Platz zu gewinnen, aber immer wurde er mit dem Bo net bis hinter den Damm, der ihn schuͤtzte, und an die Bruͤcke ruͤckgedraͤngt; diese konnte jedoch, der zu zahlreichen Artillerie u Infanterie wegen, welche uns vom entgegengesetzten Ufer mit Kemn feuer bestrich, unmoͤglich erobert werden. Den ganzen Tag wurden die Bemuͤhungen des Feindes mit großer Anstrengung umg derholt; indeß die Angriffe unserer Infanterie, deren ich selbst me rere leitete, vereitelten stets sein Vorhaben; und die Chargen zten, 3ten und 5ten Uhlanen⸗Regiments, welche mit großer He naͤckigkeit ausgefuͤhrt wurden, obgleich sie des sumpfigen Terruh wegen die feindlichen Kolonnen nicht gaͤnzlich zersprengen konm trieben sie dennoch jedesmal wieder zuruͤck und gestatteten nen nicht, weiter vorzudringen. Auf diese Weise dauerte! einem Umkreise von einigen hundert Schritten um den Dan und die Bruͤcke der erbittertste Kampf bis zur Nacht. feindliche Aectillerie, in sicherer Stellung jenseits der Narew, bb nicht auf, uns mit Kugeln aller Art zu uͤberschüͤtten. Trotz de wichen wir auch nicht einen Angenblick vom Kampfplatze. Gegh Abend endlich beschloß ich, noch ein Manoͤver auf der ganzen Lin mit Tirailleurs auszufuͤhren und es mit 12 Geschuͤtzen von der unh tenden Aertillerie unter dem Kommando des Obersten Boͤhm zu ug terstuͤtzen; diese Bewegung, mit Muth und Ausdauer bewerkstellif noͤthigte den Feind, sich dis hart an das üUfer des Flusses zuruͤckz ziehen, wo er eine vortheilhafte Position hatte, aus der wir inn wegen der uͤberlegenen Artillerie am anderen Ufer, nicht verdraͤnge konnten; und so endete der Kampf um 10 Uhr Abends. Unsc Verlust in dieser so moͤrderischen Schlacht konnte nicht 9 ring seyn; er betraͤgt an Todten: 2 Generale, 9 hoͤhere Off ziere, 39 Subaltern⸗Offiziere und 1768 Gemeine; an We wundeten: 15 hoͤhere Öffiziere, 87 Subaltern⸗Offiziere un „Außerdem fehlen noch einige Hundert Sh. daten, welche theils bei der Einnahme von Ostrolenka in Gefangs schaft geriethen, theils in den Waͤldern sich verirrt haben. De. Feind bedeckte den Kampfplatz mit Leichen, und daß er an den fu genden Tagen keinen Angriff gegen unsere Arrière⸗Garde zu unte nehmen wagte, beweist, daß er einen beheutenden Verlust erlitte haben muß. Die ganze Armee gab Beweise von glaͤnzender Tapfch keit, besonders aber die Offiziere, welche uͤberall ihre Abtheilung mit Aufopferung anfuͤhrten. Die Generale Heinrich Kaminski un Kizki, der Oberst Gajewski, die Majore Wieczerski, Kowalski un Radlinski fielen den Tod der Tapferen. Der Oberst Krasizki, do eine Brigade zum Angriff fuͤhrte, gerieth verwundet in Gefangehn schaft. Es zeichneten sich in diesem Kampfe aus: die Generq vas Malachowski, Lubienski, Rybinski, Boguslawski; die Obecg

en Langermann, Wengierski, Muchawski, Czolezynski, M. cielski; die Oberst⸗Lieutenants Siemienski und Breanski; do Artillerie⸗Oberst Boͤbm gab glaͤnzende Beweise seines Muthet

von der Kavallerie standen das 4. und 5. Chasseur⸗, das 2, 5. und 6 Uhlanen⸗, das 1. und 2. Masuren⸗Regiment mit der groͤßten galtbluͤtigkeit einige Stunden hinter einander im feindlichen Feuer.

Ich will es oͤffen sagen, daß man mir den Vorwurf machen coͤnnte, warum ich nicht in der Nacht das Corps des Generals Lu⸗ bienski herangezogen und die Bruͤcke uͤber den Narewfluß in Brand gesteckt, und dieser Vorwurf waͤre nicht ganz ohne Grund; aber von der anderen Seite ist nicht zu laͤugnen, daß mir der Feind dadurch, daß er uüͤber die Bruͤcke auf meine Linie debouchirte, Vortheile ver⸗ chaffte, welche, wenn auch nicht ohne schmerzlichen Verlust, doch erreicht wurden, und noch dazu auf solche Weise, daß der Feind, sungeachtet er alle seine Streitkraͤfte zusammenzog, nicht im Stande ar, den Uebergang uͤber die Narew zu forciren, ja daß er es nicht einmal unternahm, unsere Armee zu verfolgen.“

Die Allgemeine Zeitung meldet Folgendes von der Gallizisch⸗Litthauischen Gränze, vom 3ten Juni: Von den Begebenheiten in Podolien hatten wir bisher nur o unverbürgte Nachrichten, daß sie sich zur Mittheilung nicht eigneten. Auch jetzt erfährt man nur so viel glaubwürdig, daß die Insurgenten, ungefähr 3000 an der Zahl, sich zwar bei Daschow gegen den Russischen General Lewaschew muthig ge⸗ schlagen, ihm auch schon 2 Kanonen abgenommen hatten, daß sie aber, schlecht bewaffnet und wenig exerzirt, durch die Rus⸗ sische Taktik endlich doch in Unordnung gebracht wurden, als ge⸗ rade im entscheidenden Augenblick sich der Graf Rzewuski un⸗ sichtbar machte, Isidor Sobanski aber tödtlich verwundet in die hände der Russen siel. In mehrere Abtheilungen zerstreut, haben die Insurgenten in Podolien ihren Widerstand doch noch nicht aufge⸗ geben, ob ihnen gleich, wie den hin und wieder in Wolhinien sich zeigen⸗ en Insurgenten, eine haltbare Unterstützung durch Aufstand in Masse

noch zu fehlen scheint. Auf Oesterreichisches Gebiet haben sich bei Tarnaruda an 600 berittene, aber schlecht bewaffnete Podo⸗ jer unter General Kolysko, durch Detaschements des Generals Roth gedrängk, geflüchtet und sind mit Pferd und Waffen ge⸗ gen die Siebenbürgische Gränze hin eskortirt worden.“ Von der Gallizisch⸗Polnischen Gränze vom 4ten Juni berichtet dieselbe Zeitung: „Von den aus Podolien üund der Ukraine nach ihrer Zerstreuung geflüchteten Insurgenten halten sich jetzt mehrere Edelleute in Lemberg auf; unter Ande⸗ en der Graf Rzewuski, der in der Ukraine eine Rolle spielte; da er auch in Gallizien begütert ist, wird er sich auf seine dor⸗ tigen Besitzungen zurückziehen. Die auf ihrer Flucht in den Tarnopoler Kreis eingebrochenen Podolischen Insurgenten sind ent⸗ waffnet und ins Innere abgeführt worden. Ungeachtet der noch hier und da in Podolien sich zeigenden Unruhen, ist das Umsich⸗ greifen einer geregelten Insurrection in dieser Provinz anschei⸗ nend nichr sehr zu besorgen; allein ein Ereigniß, das sich im Herzen Rußlands zugetragen haben soll, könnte, wenn es sich er⸗ baͤhrte, die wichtigsten Folgen haben. Es sollen nämlich ernst⸗ hafte Unruhen in Kiew ausgebrochen seyn, die angeblich bei der Entblößung dieses Gouvernements von Truppen sich mit großem Ungestum verbreiten und später bei dessen starker Bevölkerung schwer zu dämpfen seyn dürften.“

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P arie, 14. Juni. Der Königl. Preußische Gesandte be⸗ urlaubte sich gestern in St. Cloud bei Ihrer Maj. der Königin. (Derselbe ist bereits in Berlin eingetroffen.) Auch der Engli⸗ sche Botschafter hatte gestern Abend die Ehre, von Ihrer Majestät empfangen zu werden.

Die Influenza grassirt jetzt auch hier; unter Anderen sind Herr Casimir Périer und Herr von Vatimesnil davon befallen; auch Graf Sebastiani ist unwohl.

Der Maire von Doulens (Somme), Herr Housiaux, dem ürzlich das Kreuz der Ehrenlegion zu Theil geworden ist, hat sich veranlaßt gefunden, diese Auszeichnung zurückzuweisen. „Da ich“, außert derselbe in seinem desfallsigen Schreiben an Hrn. Eas. Périer, „in meinem Betragen, sowohl als Maire von Doulens, als wie als Bürger, nur die ganz gewöhnliche Er⸗ üllung der Pflichten eines guten Franzosen, sonst aber durchaus nichts erblicke, was eine so große Belohnung in meinen Augen

otiviren könnte, so bescheide ich mich von selbst und erkläre Ihnen hermit, daß ich diese Belohnung nicht annehmen kann.“

In der Gazette des Tribunauvx liest man Folgendes: ‚Die über die Ursachen des Todes des Herzogs von Bourbon, Prinꝛen von Condé, eingeleitete weitläuftige Untersuchung, in belcher nicht weniger als 120 Zengen verhört worden sind, ist ihter Beendigung nahe. Am nachsten Montag wird der damit eauftragte Rath, Herr v. Valigny, auf Ansuchen des General⸗ Prokurators, noch die drei Aerzte vernehmen, die am 27. August 5. J. den Körper des Verstorbenen geöffnet haben. Der Pro⸗ zurator wird wahrscheinlich im Laufe der künstigen Woche seinen Antrag machen, und wenige Tage darauf wird die Anklage⸗Kam⸗ ner, vereinigt mit der Appellations⸗Kammer in Zuchtpolizei⸗ Sachen, unter dem Vorsitze des Ersten Präsidenten, Barons Séguier, über diese wichtige und geheimnißvolle Angelegenheit ntscheiden. Es scheint, daß die Advokaten, Herren Hennequin nd Mermilliod, in ihrer Eigenschaft als Rechtsbeistände der Pivil⸗Partei (Familie Rohan), bis dahin eine bündige Ueber⸗ icht der Thatbestände, so wie des Resultates der Untersuchung, nit Bemerkungen begleitet, durch den Druck bekannt machen erden. Wir warten mit Ungeduld darauf, um endlich in dieser

ache, an welcher die öͤffentliche Meinung einen so lebhaften Antheil nimmt, klar zu sehen.“

Der Cassationshof ist gesetzlich verpflichtet, alfjährlich der Regierung eine Liste der Lucken und der nöthigen Verbesserungen i der Gesetzgebung einzureichen. Der Cassationshof hat von jeser Besugniß erst einmal Gebrauch gemacht. Auf den Antrag es General⸗Prokurators, Herrn Dupin, ist jetzt von dem ersten Präsidenten, Grafen Portalis, eine aus den Herren Favard de kanglade, Boyer, v. Bastard, v. Malteville, Zangiacomi, Car⸗ not, Ollivier und Isambert bestehende Kommisston ernannt wor⸗ en, welche entschieden hat, daß jene gesetzliche Bestimmung in

diesem Jahre zur Ausführung kommen, daß man sich hauptsäch⸗ ich mit den Bankerotten, der gewaltsamen Vertreibung der Ei⸗ genthümer aus ihrem Besitzthum und der Todesstrafe beschafti⸗ gen, und daß in Zukunft der Gerichtshof einen jährlichen Be⸗ icht über die wichtigsten der vorgekommenen Prozesse dem Kö⸗ ige einreichen solle. Die Regierung wird diese Berichte drucken nd an die Kammern vertheilen lassen.

Dem Constitutionnel zufolge, soll am 18ten d. M., als am Jahrestage der Schlacht bei Waterloo, in der erzbischöflichen Metropolitan⸗Kirche eine Leichenfeier zum Andenken der in die⸗ er Schlacht gefallenen vaterländischen Krieger gehalten werden.

Der verantwortliche Redacteur des Courrier frangais, Herr Delapelouze, erschien heute in Begleitung seines Advokaten, des

errn Odilon⸗Barrot, vor den Assisen, unter der Anklage, einen ngenauen Bericht über die Sitzung des Asstsenhofes, welche vor einigen Tagen auf eine so beklagenswerthe Weise unterbro⸗ hhen wurde (s. Nr. 169 d. St. Z.), abgestattet zu haben. Herr Odilon⸗Barrot trug darauf an, die Vorladung für ungültig zu

1033 erklären, da die gesetzliche Frist nicht beobachtet worden seh; das Gericht ging jedoch auf diesen Antrag nicht ein und verschob die Sache auf den —i8ten d. M.

Der Figaro enthielt am verwichenen Sonntag einen ver⸗ leumderischen Artikel gegen Herrn Jouy, worin dieser beschuldigt wurde, sich um die Stelle eines Directors des Buchhandels zu bewerben. Herr Jouy, obgleich über 60 Jahr alt, begab sich gestern, von einem Sekundanten begleitet, nach dem Bureau des Figaro und forderte eine Ehrenerklärung, die ihm auch ge⸗ währt wurde.

In Senlis haben am 9ten d. M., auf Anlaß der Erhöhung der’ Brodtaxe, Umuhen stattgefunden. Gegen 10 Uhr Abends gelang es indeß der National⸗Garde, die Gemüther zu beschwich⸗ tigen, nachdem die Unruhigsten zum Alrreste gebracht worden.

Den letzten Nachrichten aus Toulon zufolge, glaubte man, daß das dortige Geschwader unter den Befehlen des Contre⸗Ad⸗ mirals Hugon, mit 2000 Mann Truppen an Bord, am 10ten nach Lissabon unter Segel gehen würde.

Das Linienschiff „Suffren“ ist, von Cherbourg kommend, in den Hafen von Brest eingelaufen. Der Contre⸗Admiral Roussin hat sogleich seine Admirals⸗Flagge auf demselben auf⸗ pflanzen lassen und wird mit dem nächsten guten Winde nebst der Fregatte „Guerrière“ und einigen anderen Schiffen nach Lissabon unter Segel gehen.

Straßburg, 15. Juni. Der heutige Niederrheinische Courier enthält, wahrscheinlich auf Veranlassung der in Metz an den König gehaltenen Reden, folgenden Artikel: „Da die im Namen irgend einer Körperschaft an Se. Majestät gerichteten Anreden wichtig werden können, so sehen wir uns veranlaßt, das Dekret vom 25. Februar 1809, über die Art und Weise, wie solche Reden erörtert und abgefaßt werden sollen, in Erinnerung zu bringen: „„Art. 1. Jede, im Namen einer der politischen, ad⸗ ministrativen, gerichtlichen oder wissenschaftlichen Staats⸗Körper⸗ schaften von deren Prästdenten zu haltende Rede muß, bevor sie gehalten wird, der betreffenden Körperschaft zur Geneh⸗ migung vorgelegt werden. Art. 2. Ist die Abfassung des Entwurfs der Rede keiner besonderen Kommission übertragen worden, so ist der Präsident von Rechtswegen damit beauf⸗ tragt. Art. 3. Ist eine Kommission damit 1“ so er⸗ nennt diese eines ihrer Mitglieder zu diesem Geschäft, läßt sich die Rede vorlesen, schreitet nothigenfalls zur Erörterung, beschließt etwanige Aenderungen, Zusätze oder Abkürzungen, die alsdann der Verfasser selbst auszuführen hat, und der von der Kommis⸗ sion angenommene Ent.vurf wird hierauf der General⸗Versamm⸗ lung zur Genehmigung vorgelegt. Art. 4. Ist der Präsident

mit der Abfassung beauftragt, so wird eine Kommisston von fünf Mitgliedern durch das Loos obigem Artikel gemäß.““ 8

t, und verfährt

8 Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Der früheren Anord⸗ nung gemäß, war das neue Parlament am 14ten Juni zum er⸗ stenmale versammelt. Im Oberhause zeigte der Lord⸗Kanz⸗ ler den Pairs und den zur Eröffnungs⸗Feierlichkeit eingeladenen Mitgliedern des Unterhauses an, daß Se. Majestät es nicht für zweckmäßig erachteten, das Parlament in Person zu eröffnen, sondern zu diesem Zwecke eine besondere Kommission ernannt haͤtten. Sobald aber die Mitglieder des Parlaments den Eid eleistet, würden Se. Maäjestät in Person die Gründe kund ge⸗ en, welche Sie veranlaßt hätten, das neue Parlament zu ver⸗ sammeln. Der Lord⸗Kanzler forderte alsdann die Mitglieder des Unterhauses auf, sich zur Wahl eines Sprechers nach ihrem Versammlungs⸗Orte zu begeben. Nachdem mehrere Pairs den Eid geleistet hatten, vertagte sich das Haus.

Im Unterhause fand sich, dem Gebrauche gemäß, der Lord⸗Ober⸗Ceremonien⸗Meister sehr zeitig ein, um den sich dazu meldenden Mitgliedern den Eid abzunehmen. Diese hatten sich bereits in ungewöhnlicher Menge eingefunden. Nach der Rück⸗ kehr der Mitglieder aus dem Oberhause erhob sich Herr C. W. Wynn, um auf die Wahl eines Sprechers anzutragen. Nach⸗ dem er besonders darauf hingewiesen hatte, wie wichtig dieses Amt bei den diesesmal bevorstehenden Diskussionen seyn würde, glaubte er dem Hause keinen würdigeren Mann vorschlagen zu können, als den, der nun bereits seit 14 Jahren das Amt eines Sprechers bekleidet habe, und trug demnach auf die Erwählung des Hrn. Charles Manners Sutton an. Hr. M. W. Ridley unterstützte diesen Antrag, worauf Hr. Ch. Manners Sutton das Wort ergriff und dem Hause in schmeichelhaften Aued ucken für die Unterstützung, welche ihm in Ausunbhung seines Autes stets von allen Mitgliedern des Hauses zu Theil geworden sey,

das Vorschlagen zu dem Ehren⸗Amte werde, seinen Dank abstat⸗ tete. Die Versammlung trat hierauf durch Acclamation der Wahl bei, und Hr. Manners Suͤtton wurde von den Herren Wynn und Ridley nach dem Präsidenten⸗Stuhle geführt, von wo aus er noch einmal dem Hanse seinen Dank ausdrückte. Sir J. Graham und Sir Rob. Peel berührten noch in eini⸗ gen an den Sprecher gerichteten glückwünschenden Worten die Trefflichkeit und Zweckmäßigkeit der Wahl, worauf sich das Haus auf morgen vertagte.

London, 15. März. Se. Majestät haben den Sir Tho⸗ mas Foley an die Stelle des verstorbenen Grafen von Northesk zum Contre⸗Admiral zu ernennen geruht.

Am Montag Abend gaben Ihre Majestäten einen großen Ball im St. James Palast. Der König erschien in Admirals⸗ Uniform. Unter den Gästen befand sich Se. Durchlaucht, der regierende Herzog von Braunschweig.

zung hülfsbedürftiger Irländer mit Seiner Gegenwart und trug reichlich zu einem vortheilhaften Erlöse bei.

„Es ist nicht unwahrscheinlich,“ sagt der Globe, „daß der König im Laufe dieses Jahres Hannover besuchen wird, da von der zweiten Kammer jenes Landes beschlossen worden ist, Sr. Majestät eine Adresse zu überreichen, um Höchstdieselben auif das dringendste zu ersuchen, diesen Theil Ihrer Besitzungen zu besuchen. Man erwartet diesen Besuch um so zuversichtlicher, als es bekannt ist, daß Se. Majestät einem Mitgliede der De⸗ zutation, welche vor drei Monaten von Hannover hierher kam, die Versicherung gab, daß Ihre Hannöverischen Unterthanen ei⸗ nen Besuch im Laufe des Sommers erwarten dürften.”

Ihre Kaiserl. Hoheit die Großfürstin Helene von Rußland ist in England gelandet. r

Graf Grey und Lord Holland hatten gestern Audienzen beim

Könige. R Aus Dover meldet man, daß Lord Ponsonby daselbst am

13. d. von Calais angekommen sey. In Bezug auf die Ankunft des Kaisers Dom Pedro von

Brasslien bemerkt die Times: „Nachdem die Fregatte „Volage“, die Dom Pedro und seine Gemahlin an Bord hatte, in Fal⸗

so wie für das neue, Zeichen von Zutrauen, welches ihm durch

Der König beehrte den öffentlichen Verkauf zur Unterstüz⸗

mouth Lebensmittel eingenommen, segelte sie nach Cherbour Des Kaisers anfängliche Absicht, in England 888 Aufenthalt

zu nehmen, soll, wie man sagt, in Erwägung der bedeutenden

Kosten, die ein Aufenthalt in England verursacht eben worden seyn. Gegen einige Personen, .2 Plgt⸗ am Bord der Fregatte eine Unterredung bewilligte, soll derselbe ge⸗ äußert haben, daß er entschlossen sey, sich in das Privatleben zurückzuziehen und nie mehr zu regieren. Inwiefern diese Aeu⸗ ßerung gegründet und die vorgebliche Ursache der Veränderung seines Aufenthalts richtig sen, muß man natürlich dahinge⸗ stellt seyn lassen. Es drängt sich indessen unwillkürlich die Frage auf, ob er wirklich alle Hoffnung aufgegeben habe, nach Portugal zurückzukehren und seine Tochter den Thron seiner Väter besteigen zu lassen? Was das Resultat eines Versuches seyn würde, in Portugal zu landen, um Donna Maria an die Spitze der dortigen Regierung zu stellen, läßt sich freilich schwer voraussagen. om Pedro's eifrigste Anhänger sind zwar ent⸗ weder außer Landes oder nicht fähig, ihm beizustehen; die Armee, der Adel und die Geistlichkeit, wie ste dermalen in Portugal exi⸗ stiren, sind alle treue Anhänger seines Bruders, und die Masse der Nation steht auf einer so niedrigen Stufe, daß sle entweder gar keine, oder nur die Meinung ihrer Vorgesetzten hat. Von der anderen Seite aber dürfte er auch unter denen, die von Dom Miguel verfolgt wurden, eine Masse von Freunden finden, die, begünstigt durch die Einheit, die er seinen Operationen geben könnte, und durch seine persönliche Gegenwart, ihn in den Stand setzen müßten, jede Armee zu besiegen, die Dom Miguel ihm entgegensetzen möchte. In einer neulich erschienenen Schrift wird die Anzahl der auf Dom Miguel's Befehl verhafteten und ver⸗ wiesenen Personen auf 26,700 angegeben; 13,700 Andere wan⸗ derten nach verschiedenen Gegenden der Welt aus, 7000 von den Letzteren befinden sich in Terceira. Zu diesen kamn man noch beinahe 5000 Individuen hinzurechnen, die noch in Portugal theils verborgen leben, theils von einem Orte zum anderen flüch⸗ ten, um den gegen sie eingeleiteten Nachstellungen zu entgehen. Diese Gesammtzahl von 45,400 Individuen würde hinlängliches Material zu einer patriotischen Armee darbieten, der es nicht schwer werden könnte, Dom Miguel's Truppen zu besiegen, und namentlich in einem Augenblick, wo eine Französische vor dem Tajo liegende Flotte seine Hauptstadt zu beschießen droht, und wo er sich vor einer anderen großen Seemacht beugen müßte, von der Dom Pedro vielleicht keinen thätigen Beistand, aber auch keine thätige Widersetzlichkeit zu erwarten haben dürfte. Keine der großen Mächte hat Dom Miguel bis jetzt anerkannt; einige von ihnen sind so⸗ gar noch kürzlich von ihm beleidigt worden. Ein Angriff gegen seine Macht möchte jetzt mithin zur rechten Zeit sehn, wobei freilich auch die Schwierigkeiten zu erwaͤgen wären, die einem solchen Vorhaben entgegenstehen. Der Angriff müßte nämlich zu Wasser geschehen, da Portugal durch Spanien zu Lande ge⸗ sichert ist, und, dem gegenwärtigen friedlichen System zufolge, könnte keine Ausrüstung in irgend einem Europatschen Hafen stattfinden; auch fragt es sich, ob des Kaisers Hülfsmittel groß genug seyn würden, die Kosten eines solchen Unternehmens zu bestreiten.“ 9

In demselben Blatte liest man: „Unsere Nachrichten aus Lissabon gehen bis zum 4. d. Dom Miguel befindet sich augenscheinlich in einer ungewöhnlich schwierigen Lage; das Französtsche Geschwader hat, wie man sagt, schon 16 Portugie⸗ sische Schiffe genommen. Es ging das Gerücht, daß Dom Mi⸗ guel Kaperbriefe gegen die Franzosen erlassen habe, aber die Pri⸗ vatberichte, welche wir gelesen haben, sprechen nicht davon; auch würde eine solche Drohung nur lächerlich seyn. Dom Miguel scheint sich zur Beseitigung der Schwierigkeiten hauptsächlich auf England zu verlassen.“

Es sind hier aus Terceira amtliche Berichte bis zum 16. Mai eingelaufen, denen zufolge der Graf Villa⸗Flor mit einer aus Angra ausgelaufenen Expedition die Insel St. George am

9. Mai in Besitz genommen hat. Dieses Ereigniß war in An⸗

gra durch öffentliche Dankgebete gefeiert worden.

Niederlande.

Aus dem Haag, 14. Juni. Von der zweiten Kam⸗ mer der Generalstaaten ist der neue Gesetz⸗Entwurf hin⸗ sichtlich der Tresor-Scheine bedeutend verändert worden. Die wesentlichsten Veränderungen bestehen darin, daß 1) die großen Tresor⸗Scheine durch kleinere ersetzt werden sollen; 2) daß keine kleinere als bis zu 25 Fl. ausgegeben werden sollen; 3) daß, da auch diese letzteren den vorigen voöllig gleich sind, kein Unterschied zwischen zinszahlenden und nicht zinszahlenden Scheinen statt⸗ finden solle; 4) daß die größere Benutzung der Tresor⸗Scheine zu Ausgaben, als schon das Gesetz vom 22. November es vor⸗ schreibt, nicht mehr zu den Bestimmungen des neuen Gesetzes gehört; 5) daß die Verpflichtung, einen Theil der Abgaben in Tresor⸗Scheinen zu bezahlen, nicht eingeführt werden solle; 6) daß die Anweisung eines Fonds zur Zinszahlung und Ein ösrmng der Tresor⸗Scheine statthaben solle, unbeschadet einer jährlichen Berathung, um nach Anleitung des ursprünglichen Gesetzes grö⸗ ßere Einlosungs⸗Mittel anzuwelsen. 1

Brüssel, 16. Juni. In der gestrigen Sitzung des Kon⸗ gresses verlas Hr. Vilain XIIII. einen Vorschlag des Hrn. Gérard Legrelle (Bürgermeister von Antwerpen), der, ge tützt auf das Dekret vom 2ten d., wonach neue Uuterhandlunen ein⸗ geleitet werden und die Feindseligkeiten nicht vor dem 30sten d. beginnen sollten, folgendermaßen lautete: „In Betracht der Er⸗ eignisse, welche in Antwerpen stattgefunden haben, dekretirt der Kongreß: Die Regierung wird durch eine Deputation aufgefor⸗ dert, die schnellsten und wirksamsten Maaßregeln zu ergreifen, um zu verhindern, daß durch eine unzeitige Wiederaufnahme der

Feindseligkeiten den Unterhandlungen Schwierigkeiten in den Weg

gelegt werden. Dieser Entschluß des Kongresses wird der Armee beim Tagesbesehl bekannt gemacht.“ Da fast die ganze Ver⸗ sammlung sich erhob, um diesen Vorschlag zu unterstützen, so

erhielt Hr. Legrelle das Wort, um denselben zu entwickeln. Er äußerte, daß die Hinweisung auf das, was sich in Antwer⸗

pen zugetragen habe, die beste Entwickelung sey. Mehrere Stiin⸗

1

men verlangten die Verweisung an die Sectionen, worauf aber

Hr. Legrelle bemerkte, daß in dem Augenblick, wo man von

beiden Seiten Schüsse gewechselt habe, und wo man jede Stunde 8 durch ähnliche unvorsichtige Handlungen den Wiederbeginn der Feindseligkeiten befürchten müsse, eine Verschiebung seines Vorschlages um 24 Stunden gefäaährlich werden könne. Es gäbe gute

Patrioten in Antwerpen, welche durch Feindseligkeiten gegen die

Holländer den Wünschen der Regierung und des Kongresses zu Diese müsse man so schnell als möglich 8 8

1 1 Er schlage daher vor, daß man

sich sogleich mit seinem Vorschlage in den Sectionen beschäftige.

entsprechen

laubten. aus ihrem 8

Frrthume reißen.

Herr Jottrand war der Meinung, daß eine Zögerung von 24

Stunden nicht gefährlich werden könne, um so mehr, da der

Wunsch des Herrn Legrelle, daß die Meinung des Kongresses bekannt werden möchte, schon durch die Art, wie sein Vorschlag

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