von Jemmappes, der mit seinen sieben Söhnen hier bei einer und derselben Compagnie steht. Um 7 ½ Uhr langte der Zug vor Epi⸗ nal an, wo ein Dragoner⸗Regiment und die reitende National⸗ Garde sich demselben anschlossen, nachdem der König zu Pferde gestiegen war. In der Stadt selbst bildete die National⸗Garde zu Fuß ein Spalier, durch welches Se. Majestät unter dem lau⸗ ten Jubel der Einwohner bis zum Präfektur⸗Gebäude ritten, wo Höchstdieselben abstiegen, sofort Audienz ertheilten, und, nach ein⸗ genommenem Mitttagsmahle, den Ihnen zu Ehren im Saale des Schauspielhauses veranstalteten Ball mit Ihrer Gegenwart beehrten *).
Aus Epinal hat der König unterm 15ten eine Verordnung erlassen, wodurch der Generalstab des Ober⸗Befehlshabers sämmt⸗ licher National⸗Garden des Seine⸗Departements, Grafen Lobau, in folgender Weise zusammengestellt wird: 1 General⸗Major und Chef des Generalstabes, 7 Brigade⸗Generale, 1 Intendant, 1 General⸗Chirurgus, 2 Obersten, 5 Oberst⸗Lieutenants, 12 Eska⸗ dron⸗Chefs und 43 Capitame. Chef des Generalstabes bleibt der General Jacqueminot. — In einer zweiten Königl. Verordnung, ebenfalls aus Epinal vom 15ten datirt, ernennen Se. Majestaät unter den Ihnen vorgeschlagenen Kandidaten den Fürsten von der Moskwa zum Obersten und Herrn Sencier zum Oberst⸗Lieutenant der Kavallerie⸗Legion der Pariser National⸗Garde.
Zwei Gerüchte, die gestern hier in Umlauf waren, daß näm⸗ lich in der Gegend von Lille ein Lager aufgeschlagen und daß die Garnison von Paris um 26,000 Mann vermehrt werden würde, erklärt heute der Moniteur für völlig ungegründet.
Eben dieses Blatt enthält Folgendes: „Die Ruhe der Hauptstadt ist wieder hergestellt. Gestern früh hatten sich noch einige Neugierige in der Gegend des Thores Saint⸗Denis eingefunden, die indessen den von der städtischen und der Po⸗ lizet⸗Behörde an sie gerichteten Ermahnungen größtentheils Ge⸗ hör gaben und sich zerstreuten. Einige minder folgsame Indivi⸗ duen wurden verhaftet. Den ganzen Tag über war die Dazwi⸗ schenkunft der Civil⸗Beamten hinreichend, um den Volks⸗Aufläu⸗ fen vorzubeugen. Beide Präfekten hatten Proclamationen er⸗ lassen, die von den Bürgern vertrauensvoll aufgenommen wur⸗ den. Man konnte gestern die Bemerkung machen, daß die Neu⸗ gierigen, sobald die unruhigen Auftritte des vorhergehenden Ta⸗ ges sich erneuert hätten, den Aufforderungen der Behörde bereit⸗ willig gefolgt wären, und diese Stimmung reichte hin, um den Eifer der Böswilligen abzukühlen. Aufrührerische Anschlagzettel, die an einigen Orten angeheftet worden, wurden fast unmittel⸗ bar darauf von den entrüsteten Bürgern heruntergerissen. Ge⸗ gen Abend erschienen etwa 200 Ruhestörer auf dem Platze vor
dem Palais⸗royal, bemächtigten sich der vor dem dortigen Kaffeehause wehenden Fahne und schienen sich nach dem Ca⸗ roussel⸗Platze begeben zu wollen. Ein Infanterie⸗Bataillon ver⸗ sperrte ihnen aber den Weg, während Dragoner⸗ und Husaren⸗ Detaschements sie bis nach der Rue Traversière vor sich hertrie⸗ ben, wo sie sich endlich zerstreuten. Hierauf trat überall Ruhe ein. Wir schließen diese Meldung nicht mit den gewöhnlichen Glückwünschungen, die wir schon so oft der Pariser National⸗ Garde und den Linien⸗Truppen darzubringen Gelegenheit hatten. Diesmal ist es ganz Paris, das ihnen seine Bewunderung und einen Dank zollt, dessen Ausdruck wir nur schwächen könnten.“
Der Temps außert: „Wahrscheinlich wird der Zweck der Ruhestörer bald bekannt werden, da täglich zahlreiche Verhaftun⸗ gen stattfinden; nech gestern Abend um 8 Uhr kamen drei mit verhafteten Indivituen angefüllte Wagen auf der Polizei⸗Prä⸗ fektur an; Statn⸗Sergeanten und Municipal⸗Garden bildeten die Bedeckung.“ — Unter den in der Straße St. Denis versam⸗ melten Gruppen wurde gestern ein schon dreimal verhaftet gewe⸗ sener und mit einem Dolche bewaffneter Bleistifthändler, so wie
ein Mechanikus, verhaftet, bei dem man eine geladene Pistole und ein Paket Patronen vorfand. In den Straßen Sainte⸗Foi und Beauregard, wo mehrere Barrikaden aus Wagen und Ton⸗ nen errichtet waren, kam es zu einem Kampfe, wobei einige Ruhestörer, und zwar einer tödtlich, verwunder wurden.
Der Präfekt des Seine⸗Departements giebt in einer Pro⸗ clamation an die Einwohner von Paris den National⸗Garden, so wie den Bürgern aller Stände, seinen Dank für ihre Mit⸗ wirkung zur Unterdrückung der letzten Unruhen zu erkennen. — General Lobau belobt in einem Tages⸗Befehle die National⸗
Gluarde für den bei derselben Gelegenheit von ihr bewiesenen Eifer.
1 General Bertrand, der in Thionville als Kandidat für die Deputirten⸗Wahlen auftritt, erklärt sich in seinem politischen Glaubensbekenntnisse ebenfalls für einen Gegner der Erblichkeit der Pairswürde. ,
Der Königl. Gerichtshof beschäftigte sich gestern mit dem Einspruche des Königl. Prokurators gegen ein Erkenntniß des Zuchtpolizei⸗Gerichts, das sich in der Angelegenheit des Albbé
Lacordaire, Herrn von Coux und Vicomte von Montalembert wegen Eröffnung einer Freischule ohne gesetzliche Erlaubniß für inkompetent erklärt hatte, weil diese Sache eine politische sey und als solche vor die Jury gehöre. Nach einstündiger Berathung gab der Gerichtshof folgendes Urtheil ab: „In Betracht, daß, wenn die Verfassungs⸗Urkunde von 1830 in ihrem Art. 69 erklärt, daß die Entscheidung über alle politische Vergehen der Jury unterworfen werden solle, dieser Artikel nicht näher bestimmt hat, welche Vergehen in die Klasse der politischen zu stellen sind, und also dem Gesetze die Sorge überlassen hat, zu bestimmen, was unter politischen Vergehen zu verstehen sey; — in Erwägung, daß das in Folge der Charte später hinzugekommene Gesetz vom 8. Oktober 1830 auf eine bestimmte förmliche Weise die Vergehen festgestellt hat, die als politische betrachtet werden sollen; — in Betracht, daß das den Angeklagten schuldgegebene Vergehen sich nicht unter den im Art. 7 des Gesetzes vom 8. Oktober 1830 als politisch be⸗ zeichneten Vergehen befindet, und daß die muthmaaßliche oder sogar offen erklärte Absicht diesem Vergehen keinen andern Cha⸗ rakter geben kann, als den ihm das Gesetz beilegt; — in Betracht alles dessen erklärt der Gerichtshof den Einspruch des Prokurators, so wie das Urtheil, wogegen Einspruch gethan, für null und nich⸗ tig, und zieht, in Ansehung, daß das Zuchtpolizei⸗Gericht, indem es sich für inkompetent erklärt, seine Jurisdiction erschöpft hat, die Sache vor sein eigenes Forum, indem er die Entscheidung auf den 28sten d. M. verschiebt.“
General Pajol erinnert, als Commandeur der ersten Mili⸗ tair⸗Diviston, alle auf Urlaub hierher kommende Offtziere dar⸗ an, daß sie sich spätestens binnen zwölf Stunden nach ihrer An⸗ kunft bei ihm zu melden und ihre Wohnung anzuzeigen hätten.
Der Gazette de France zufolge, befände sich die Herzo⸗ gin Hortense von Saint⸗Leu seit vier Tagen in Paris.
Der Königl. Spanische Botschafter am Neapolitanischen Hofe, Don Pietro Labrador, ist auf seiner Reise nach Madrid hier angekommen.
Der Portugiesische General Saldanha hat sich von hier nach Caen zu dem Kaiser Dom Pedro begeben.
Durch ein richterliches Erkenntniß des Appellations⸗Conseils zu Saint-Louis (Senegal) sind der Capitain der Goelette „Ca⸗ roline“, Namens Daniel, wegen getriebenen Sklavenhandels zu 10jähriger Verbannung, und der Supercargo Grisard in contu- maciam zu derselben Strafe, 6 Matrosen aber zu zweijähriger Haft, und Alle zusammen solidarisch zu einer dem Werthe des Schiffes und seiner Ladung gleichkommenden Geldbuße, so wie in die Kosten des Prozesses, verurtheilt, das Schiff selbst aber ist konfiscirt worden.
Straßburg, 19. Juni. Gestern gegen Mittag traf der König an der Gränze des Elsaß ein. Der General⸗Lieutenant Brahyer und der Präfekt des Niederrheins, Herr Nau de Champ⸗ louis, hatten sich zum Empfange Sr. Majestät von hier dorthin begeben. Eine große Volksmenge war aus allen Gegenden her⸗ beigeströmt, um den Monarchen zu begrüßen. Se. Majestät ka⸗ men Mittags in Zabern an und hielten eine Revue über etwa 7000 Mann National⸗Garden aus der Stadt und der Umgegend ab; 3000 Mann, die sich zu Waßlenheim versammelt hatten, wur⸗ den ebenfalls gemustert. Nach 6 Uhr Abends verkündete Kano⸗ nendonner die Ankunft des Königs vor unserer Stadt; 500 Schritt vor derselben wurden Se. Majestät von dem Maire, Herrn v. Türckheim, und dem Stadtrath empfangen. Der Kö⸗ nig hielt seinen Einzug zu Pferde, ihm zur Seite die Herzoge von Orleans und Nemours, hinter ihm ein zahlreicher General⸗ stab; die reitende National⸗Garde bildete das Geleit Sr. Maj., ein Jäger⸗Regiment schloß den Zug. Eine unzählige Volksmenge drängte sich in den Straßen und hatte, um den Zug zu sehen, alle Fenster besetzt; beinahe sämmtliche Häuser waren mit Fahnen und Blumen⸗Gehängen geschmückt. Im Schlosse angekommen, empfing der König sämmtliche Behörden und die verschiedenen Offizier⸗Corps. Die National⸗Garde hatte keine Rede votirt; der König trat in ihre Mitte und sprach ungefähr Folgendes: „Ich freue Mich, der Straßburger National⸗Garde bezeugen zu können, wie viel Vergnügen es Mir macht, Mich in ihrer Mitte zu befinden; das Zutrauen, das sie Mir längst eingeflößt hat, ließ Mich solches lebhaft wünschen. Ich kann auf die hiestge eben so kriegerische als patriotisch gesinnte Einwohnerschaft für die Vertheidigung dieses wichtigen Bollwerks unserer Gränzen zählen, das in seinen Mauern den Feind noch nicht gesehen hat. Nur wenige Veteranen Meines Alters, die für das Vaterland gestritten, sind noch am Leben; mit lebhaftem Vergnügen finde Ich deren daher in diesen Gegenden; Ich zweifele nicht, daß ihre Nachkommen in ihre Fußtapfen treten, und daß wir im J. 1831, gleichwie im J. 1792, Vertheidiger des Vaterlandes finden werden.“ Der wiederholte Ruf: „Es lebe der König! Es lebe die Freiheit!“ ertönte nach diesen Worten. Se. Maj. traten hierauf einige Schritte weit vor, legten die Hand aufs Herz und riefen aus: „Wer den König von der Freiheit trennt, ist ein schlechter Bürger; einen solchen giebt es unter Ihnen nicht. Es lebe die Freiheit!“ Zugleich drückte der König den meisten Offi⸗ zieren wohlwollend die Hand. Nach dem Empfange begaben sich Se. Majestät auf den Balkon des Schlosses und sahen die zahlreichen Kavalkaden unserer Landleute, so wie Wagen mit jungen Bäuerinnen, vorüberziehen. Abends waren alle öffent⸗ lichen Gebäude und die meisten Privathäuser erleuchtet. Gegen 11 Uhr wohnte der Monarch dem im Schauspielhause gegebe⸗ nen Konzerte des Elsassischen Musik⸗Vereins, wo eine glän⸗ zende Gesellschaft versammelt war, bei und verweilte bis zu dem Schlusse desselben.
In den letzten beiden Tagen sind folgende Personen hier eingetroffen: der Fürst von Löwenstein⸗Wertheim nebst Gefolge; der Großherzoglich Badische Ober⸗Marschall und Geheime Rath Baron v. Gahling, der Graf von Buol⸗Schauenstein, Kaiserl. Oesterreichischer, und der Freiherr v. Otterstedt, Königl. Preußi⸗ scher Gesandter am Großherzoglich Badischen Hofe; Herr Bille⸗ cocq, Attaché beim Französischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, und Herr von Valmy, Französischer Geschäfts⸗ träger in der Schweiz. “ “ Großbritanien und Irland. London, 18. Juni. Die gestrige Hof⸗Zeitung meldet die Erhebung des Lord Fingol, Lord Sefton, Lord Kinnaird (mit dem neuen Titel Baron Rossie) und des Herrn Agar Ellis (mit dem Titel Baron Dover) zu Britischen Pairs. Von der beabsichtigten Ernennung des Lord Leitrim verlautet noch nichts. Diese Ernennungen geben der Times Anlaß zu folgenden Bemerkungen: „Wir können nicht begreifen, wie irgend Jemand den Ministern den Vorwurf machen kann, durch Ernennung von fünf neuen Pairs dem Oberhause „die Bill“ aufzwingen zu wollen. Eine solche Voraussetzung ist lacherlich, weil es klar ist, daß die Bill nicht von einer großen Mehrheit der Pairs gemiß⸗ billigt werden kann, wenn fünf neue Pairs den Ausschlag ge⸗ ben könnten. Wir sind geneigt, diese Ernennungen aus einem viel höheren Gestichtspunkte zu betrachten, und wir behaupten, daß Minister, die, nach langer Ausschließung von der politischen Gewalt, ans Ruder gekommen sind, es ihrer Partei und ihren Grundsätzen schuldig sind, das Oberhaus in die Lage zu versetzen, jede Frage von Wichtigkeit unparteiisch erörtern und dem Ueber⸗ gewicht entgegen wirken zu können, welches irgend eine politische Partei durch das lange besessene und ausgeübte Privilegium, ihre Freunde und Anhänger ins Oberhaus zu bringen, erlangt haben dürfte. — Ein Pair, der erbliche Rathgeber der Krone, weder durch kleinliche Ansichten noch durch augenblickliche Aufre⸗ gung geleitet, kann der unparteiischste Richter über politische Gegenstände seyn; und so ist es vielleicht mit dem Oberhause, im Ganzen genommen, seit einer Reihe von Jahren der Fall gewesen; aber es ist wohl sehr einleuchtend, daß zu jeder Zeit, wenn eine Partei 50 oder 60 Jahre lang ausschließ⸗ lich im Besitz der politischen Gewalt gewesen ist, und wenn fast alle Pairs⸗Ernennungen in demselben Sinne geschehen sind, das Oberhaus eine entschiedene Neigung für die Gesinnungen der herrschenden Partei haben muß. Wenn dann am Ende eines solchen Zeitraums die entgegengesetzte Partei zur Macht gelangt, so muß sie sich im Oberhause im Nachtheil befinden. Im Un⸗ terhause findet sie wahrscheinlich eine entschiedene Majorität, denn sonst würde ste überhaupt nicht zur Herrschaft gelangt seyn; oder wenn dies nicht der Fall wäre, so würde sie dieselbe durch eine Auflösung erlangen; aber im Oberhause kann man auf keine an⸗ dere Weise dem unbilligen Vortheil der Partei, welche so lange die Gewalt in Haͤnden gehabt hat, entgegen wirken, als dadurch, daß man bis zu einer gewissen Ausdehnung das thut, was die Gegner so lange Jahre hindurch gethan haben — nämlich, einige seiner Freunde zur Pairie zu befördern. Diese Bemerkungen haben sich uns hauptsächlich durch die Beobachtung aufgedrun⸗ gen, daß die älteren Pairs im Allgemeinen der Reform günstig sind, während die Mehrheit derer, welche seit dem Jahre 1800 ernannt sind, dagegen eifern.“ Zur Unterstützung dieser Be⸗
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den Artikel „Straßburg“.
Sen
*) Uever die Ankunft des i gas in Straßbur
hauptung wird ein Verzeichniß beigefügt, woraus hervorgeht, daß unter den älteren Herzogen 7 für und 2 gegen, unter den
jüngeren Herzogen 2 für und 7 gegen die Reform ferner unter den aäͤlteren Marquis 3 für und 2 gegen; den jüngeren 2 für und 3 gegen; unter den älteren. fen 6 für und 4 gegen, unter den jüngeren 3 für 7 gegen; unter den älteren Viscounts 6 für und 1 gen, unter den jüngeren 4 für und 5 gegen; u den älteren Baronen 17 für und 3 gegen, u. den jüngeren 10 für und 10 gegen die Reform sind. Ganzen wären also, die Abwesenden und die, deren Mein zweifelhaft ist, abgerechnet, von den älteren Pairs 39 daß und 12 dagegen, und von den jüngeren 21 dafür umd dagegen.“
Der Sun meldet, daß die Lords der Admiralität am 9 d. M. nach Portsmouth gehen würden, um die Flotte, die Begriff stehe, 6 Wochen lang zu kreuzen, vorher zu besicht, Die Flotte würde später wieder in den Hafen zurückkehren,
lichen Kreuzen auslaufen.
Dasselbe Blatt berichtet, daß im Oberhause eln Am dement zu der Adresse an den König vorgeschlagen und von Majorität unterstützt werden dürfte. Wie sich die Minister einem so wichtigen Vorfall benehmen würden, das sey noch Geheimniß.
Die Anwesenheit des berühmten, auch auf dem Europässe Kontinente den Freunden der Sanskrit⸗Literatur nicht unbekn ten Indischen Gelehrten Ram Mohun Roy in London, g. der Times zu nachstehender Notiz Anlaß: „Ram Mohun! dessen Ankunft in diesem Lande ein so großes Aufsehen erne ist aus Bengalen gebürtig. Er war von Geburt ein Bram welche Kaste bekanntlich die erste und vornehmste ist und me die Geburt schon dem priesterlichen Stande angehört. Im I. 1812 wurde er der Freund und Gefährte des verstorbenen z⸗ Digby, welcher zu der Zeit General⸗Einnehmer in Rungy war. Herr Digby war in der klassischen Litteratur sehr bem⸗ dert, und setzte die Studien in seinen Mußestunden fort, welchen er Ram Mohun Roy Theil zu nehmen veranlat
Mohun Roy durch Umstände veranlaßt wurde, sich nach Kalkn zu begeben. Im Verlaufe seines dortigen Aufenthalts macht die Bekanntschaft des Bischofs Middleton und mehrerer ande ausgezeichneter Personen und lauschte mit der ernstesten U. merksamkeit auf alle Erörterungen, welche theologischer Na waren. Er vertiefte sich so sehr in einige häufig berührte g gen und bemerkte, daß so viele Meinungs⸗Verschiedenheit se unter den Christen herrsche, daß er sich entschloß, die heilg Schriften im Original zu studiren; zu dem Ende widmete erf dem Studium der Hebräischen und Griechischen Sprache, inn chen er bald ausgebreitete Kenntnisse erlangte. Das eifrige d‚ der heiligen Schrift führte ihn zur Verwerfung seines abzgt schen Glaubens und zur Annahme eines anderem, der als Art Unitarismus angesehen werden kann; aber er verläugme wie wir vernehmen, auf keine Weise die Göttlichkeit unse Heilandes, obgleich er in den Lehrsatz von der Dreieinigkeit,
ihn die Englische Kirche aufstellt, nicht einstimmit. — Es unmöglich, den Aufenthalt eines Mannes unter uns gleichgit zu betrachten, welcher der erste von so vielen Millionen sen Landsleute ist, der das Netz des abgöttischen Glaubens, mit d er auferzogen, zerrissen und die Fesseln abgestreift hat, wei ihn in seinem Vaterlande festgehalten haben würden. Die dier schiffen sich nämlich niemals ein. Wir begrüßen seine kunft als einen Vorboten jener Früchte, welche die Aussaat d ropäischer Kenntnisse und Literatur und der heilsamen He schafts⸗ und Regierungs⸗Grundsätze hervorbringen muß, den Verbreitung in ihrem weiten und schönen Reiche im Osten! heiligste Pflicht der Regierung Groß⸗Britaniens ist. Wir sein in Ram Mohun Roy ein Beispiel dessen, was wir von emn so aufgeklärten Politik zu erwarten haben. — Er soll entsch den zu Gunsten des gegenwärtigen Regierungs⸗Systems seh wie es von der Ostindischen Compagnie in Anwerndung gebrmt wird, und erkennt die Wohlthaten an, welche Indien durch dasse zu Theil geworden sind. Er ist kein Freund der Colonisation der weiten Bedeutung des Worts, da, seiner Meinung me aus dem gemischten und unbeschränkten Hinzuströnten derjenige welche im Mutterlande überflüssig und unversorgt sind, nur n.
theilige Folgen entstehen können; aber er billigt es, daß m. unter besonderen Einschränkungen Leuten von Vermlögen und t sehen, durch deren Anstrengungen die Fahigkeiten Indiens! wickelt werden können, den Zutritt gestatte. — Wir wollen e fen, daß ein längerer Aufenthalt unter uns ihn in der Ueben gung, von welcher er schon durchdrungen zu seyn scheint, bef ken wird, daß, während England selbst Vorrechte und Segm gen genießt, welche den Neid aller Nationen erregen, es ü seiner Haupt⸗Pflichten ist, dieselben auf diejenigen Reiche aus dehnen, welche die Vorsehuug unter sein Scepter gebracht e und daß keines derselben einen größeren Anspruch darauf matt darf, als unser Indisches Reich, von dern der interessante he— genstand dieser kurzen Notiz eines der ausgezeichnetsten Mig⸗ der ist.“ — In einem anderen Blatte der Times befindust ein Schreiben eines, der Angabe nach, alten und vertrammg Freundes Ram Mohun Rohy's, der einige falsche Ars⸗ ben in den obigen Bemerkungen berichtigt und sich mn Anderem folgendermaßen ausdrückt: „Sie sagen in Ihrer Nonz „„Er soll entschieden zu Gunsten des gegenwärtigen Regierung Systems seyn, wie es von der Ostindischen Compagnie in A. wendung gebracht wird, und erkennt die Wohlthaten an, welt Indien durch dasselbe zu Theil geworden sind.““ Die Anst Ram Mohun Roy's über diesen Gegenstand ist, daß, mit wissen Beschränkungen, die politische Gewalt der Compagnt wenn die Handels⸗Befähigung ihr gänzlich genommen wird, a fernerhin mit mehr Vortheil für Groß⸗Britanien fortdauct könne, als wenn diese Gewalt der Krone übertragen würt aber selbst diese Meinung, in so weit ich dieselbe in einem la. gen vertraulichen Umgang habe erforschen können, gründet auf die Furcht vor dem gefährlichen Einflusse des ministeriele Patronats, welches Argument auch von den Vertheidigern . Compagnie bei Gelegenheit der Indischen Bill geltend gemat wurde. Uebrigens ist selbst diese Ansicht von keinem großen 6. wicht; denn jeder unterrichtete Engländer ist im Stande, ele so gut über diesen Punkt zu entscheiden, als ein Eingebvorn der sein ganzes Leben in dem Lande zugebracht hat. Es ist!b Niemanden bestritten worden, daß die Gompagnie den Indic mehr Sicherheit für ihr Leben und Eigenthum darbietet, als de unter ihren früheren Moguln der Fall war; und in so fe hat sie Indien Wohlthaten erzeigt; aber wenn man auf der! nen Seite zugesteht, daß ihre Regierung besser ist, als die ih barbarischen Vorgänger, so darf man auf der anderen fragen,
sie der Britischen Nation oder des Britischen Namens wünd sey, und ob sie noch länger ohne wesentliche Reformen in de Justiz⸗ und Einnahme⸗System bestehen kann? Von der Noꝛt
wendigkeit einer solchen Reform ist Niemand inniger überzeu
Wasser einzunehmen, und dann aufs neue zu einem 6wöch
lüber meine, die Indische Frage u. s. w. betreffende Meinungen
Dieser vertrauliche Verkehr dauerte beinahe fünf Jahre, als Me.
Ram Mohun Roy. — Ueber das Kolonistrungs⸗System hat erade die entgegengesetzte Ansicht von der, die ihm in Ih⸗ em Artikel zugeschrieben wird. Er wünscht jede Beschränkung aufgehoben, die den Engländern das Anstedeln in Indien er⸗ chwert, da er in der großen Entfermung und in den Kosten der Reise eine hinlängliche Sicherheit gegen das Zuströmen einer hülflosen und lästigen Bevölkerung findet. Besonders wünscht r die Indischen Gouverneurs der Macht beraubt zu sehen, je⸗ den Engländer ohne irgend eine richterliche Form nach England zurückschicken zu können. Er hat eine Bittschrift an den Kö⸗ nig zu Gunsten eines solchen Kolonistrungs⸗Systems, und eine andere, worin um Aufhebung der Beschränkungen der ndischen Presse gebeten wird, mit unterzeichnet.“ — Eines der letzten Blätter der Times enthält endlich ein an den Re⸗ dacteur dieses Blattes gerichtetes Schreiben von Ram Mohun Roy selbst, das folgendermaßen lautet: „Mein Herr, einer der Haupt⸗Zwecke meiner Reise in dieses Land bestand darin, dem Britischen Publikum eine, wenn auch nur kurze, Darlegung mei⸗ ner Ansichten, in Bezug auf die jetzige Lage und auf die künf⸗ tigen Aussichten Indiens, zu übergeben. Unpäßlichkeit und be⸗ ständige Abhaltungen haben mich bis jetzt verhindert, meine Ideen. über diesen Gegenstand genau zu ordnen. Da ich aber zemerke, daß verschiedene Parteien — ich weiß nicht, ob es Freunde oder mir gänzlich Unbekannte sind — widersprechende Berichte
1s
abstatten, so erlaube ich mir, Ihnen zu sagen, daß, sobald meine Gesundheit, mit der es sich jetzt bessert, es nur gestatten wird, ich mich beeilen werde, meine Ansichten über den obigen Gegen⸗ stand, so unwichtig und unbedeutend dieselben auch seyn mögen, durch den Druck bekannt zu machen. Ich halte übrigens dafür, daß, so lange die vorliegende Reform⸗Bill noch schwebt, jede andere Frage, Verbesserungen in Indien oder in anderen Ländern unter Britischer Herrschaft betreffend, verhältnißmäßig von keiner Wichtigkeit ist. Da eine fernere Aufregung meine Wiederherstellung verzögern würde, so bitte ich Sie, mich da⸗ durch zu verbinden, daß Sie jeden Ihrer Korrespondenten davon abhalten, sey es nun zur Unterstützung oder im Widerspruch mit seiner Privat⸗Meinung, sich meines Namens zu bedienen. Ich habe die Ehre u. s. w. Ram Mohun Roy.“ Die Berichte aus Indien in Englischen Blättern lau⸗ ten dahin, daß der Bescheid auf die Denkschrift der Offiziere in Bengalen, in Betreff der Batta (Abzug des Servis), eine große Unzufriedenheit unter denselben hervorgebracht habe, und daß die große Mehrheit derselben entschlossen sey, durch eine Bittschrift an den König und an die beiden Parlaments⸗Häuser gegen die Entscheidung der Direktoren zu protestiren.
In Merthyr⸗Tydvil ist die Ruhe vollkommen wieder herge⸗ stellt, und die Eisen⸗Werke sind wieder in voller Thätigkeit. Die Englischen Blätter enthalten die Beschreibung einer großen Vase von Glas, die in Birmingham gearbeitet worden ist. Sie ist 14 Fuß hoch, hat 12 Fuß im Durch⸗ messer und kann 8 Pipen oder 5400 Flaschen Wein aufnehmen. Der Werth derselben wird auf 10,000 Guineen geschätzt. Herr J. Gunby, Verfertiger derselben, hat 4 Jahre lang ununter⸗ brochen daran gearbeitet.
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Aus dem Haag, 20. Juni. Gestern wohnten Se. Ma⸗
jestt der König und Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Oranien, nebst Höchstderen beiden ältesten Söh⸗ nen, einem zur Feier des Sieges von Waterloo veranstalteten Gentesdienste bei. Außerdem wurde dieser Tag durch Aufstecken von Fahnen und durch eine Kirchen⸗Parade des hier anwesenden Militairs gefeiert.
Einem Königl. Dekret vom 17ten d. M. zufolge, müssen alle aus oder über Belgien nach den nördlichen Provinzen kom⸗ mende Personen nicht nur die in den Dekreten vom 9. Oktober und 2. November 1830 enthaltenen Bestimmungen befolgen, son⸗ dern, wenn sie zu Lande kommen, ihren Weg nur über die Fe⸗ stungen Nymwegen, Herzogenbusch, Breda und Bergen⸗op⸗Zoom nehmen. In einer dieser Festungen angekommen, müssen sie sich unverweilt zum Ober⸗Befehlshaber begeben und, wenn sie wieder abreisen wollen, den Ort bezeichnen, an den sie sich begeben wol⸗ len. Wer die Land⸗Gränzen der nördlichen Provinzen passirt, ohne sich an einem der genannten Plätze gemeldet zu haben, wird sogleich wieder über die Granze zurücktransportirt; dasselbe ge⸗ schieht mit denen, die angeblich seewärts angekommen sind und sich darüber nicht hinreichend ausweisen können. In ganz beson⸗ deren Fällen sind die Ministerien der Justiz und des Inneren bevoll⸗ mächtigt, bei obgemeldeten Bestimmungen Ausnahmen zu machen.
Am 15ten stnd aus dem Reserve⸗Park von Gorinchem wie⸗
der 36 Munitionswagen mit einer halben Million scharfer Pa⸗ tronen zur Armee abgefertigt worden.
Brüssel, 19. Juni. In der gestrigen Sitzung des Kon⸗ resses wurde die Berathung über das Gesetz in Betreff der ürgergarden fortgesetzt und beendigt. Nachdem alle Artikel einzeln
angenommen waren, wurde, zu allgemeiner Verwunderung, der ganze Entwurf mit 57 gegen 48 Stimmen verworfen. Herr v. Brouckere setzte die Nothwendigkeit auseinander, das ver⸗ worfene Dekret durch ein anderes zu ersetzen, und schlug vor, dieses der Central⸗Section zu überlassen. Dieser Vorschlag wurde angenommen und die Sitzung um 4 ½ Uhr aufgehoben. In der Emancipation liest man: „Heute morgen haben sich die Herren Ducpetiaux, Levae, Bartels und F. Bayet, wel⸗ che von der Association bestimmt waren, den Regenten um die Entlassung des Ministeriums zu bitten, ihres Auftrags entledigt. Herr Surlet de Chokier hat dieselben mit der offenen und freien Zutraulichkeit empfangen, welche ihn auszeichnet, ihnen aber be⸗ merklich gemacht, daß vor dem 30. Juni auf keinen Fall eine Veränderung stattsinden könne. Die Abgesandten haben dem würdigen Staats⸗Oberhaupte die Besorgnisse nicht verhehlt, wel⸗ che aus der Unzulänglichkeit der Mittel, um die Feindseligkeiten wieder aufzunehmen, hervorgegangen sind, und die Unmöglich⸗ keit, von einem Ministerium etwas Gutes zu erwarten, welches das Zutrauen der Nation gänzlich verloren habe. Sie haben außerdem geglaubt, die Bemerkung nicht unterdrücken zu dürfen, daß es schwer seyn würde, der Initiative von Seiten des Volks Einhalt zu thun, wenn am 30. Juni der Prinz Leopold die Be⸗ dingungen des Kongresses nicht ohne Vorbehalt angenommen habe. Der Herr Regent hat erklärt, daß am 30sten jeder auf⸗ schiebende Vorschlag Seitens der Mächte, nach so häufigen Täu⸗ schungen, einer bestimmten Weigerung gleich gestellt werden müsse, und in diesem Falle würde sich dem Belgischen Volke die Gelegenheit darbieten, seine ganze Energie zu entwickeln, um die Hindernisse hinwegzuräumen, welche sich seiner gänzlichen und vollkommenen Befreiung entgegenstellen.“
Der Belgische Moniteur erklärt, daß das Gerücht, als
ob im Minister⸗Rathe davon die Rede gewesen wäre, die Be⸗
Schweden und Norwege LE“
Stockholm 17. Juni. Bis zum 14ten d. hatten Se. Majestät Ihre Zimmer noch nicht wieder verlassen und so auch den gag Ihrer vorgehabten Reise nach Rosersberg noch nicht be⸗ immt. Für den Bedarf von Dalekarlien, der sehr groß seyn soll, wurde hier Getreide zu hohen Preisen aufgekauft. Man glaubte, daß eine besondere Erlaubniß in Anregung kommen würde, nach jener Gegend ausländisches Getreide von der Niederlage über Westeräs abzuschicken. Auch für Ost⸗Gothland ward hier Rog⸗ gen zu 16 — 17 Rthlr. die Tonne aufgekauft. In West⸗Goth⸗ land und Smäland haben starke Regengüsse der kommenden Ernte großen Nachtheil gebracht. “
Hamburg, 23. Juni. Se. Majestät der König von Dä⸗ nemark sind gestern Abend, unter dem freudigsten Empfange, in Altona angekommen, wo das Hotel Rainville zu Ihrer Aufnahme bereitet war.
Hannover, 21. Juni. Auf der Landes⸗Universität Göt⸗ tingen befanden sich am 31sten v. M. 920 Studirende, nämlich: Theologen 177 Landeskinder, 58 Ausländer, zusammen 235. Ju⸗ risten 204 Landeskinder, 150 Ausländer, zusammen 354. Medi⸗ ziner 128 Landeskinder, 78 Ausländer, zusammen 206. Philoso⸗ phen ꝛc. 62 Landeskinder, 63 Ausländer, zusammen 125. In Summa 571 Landeskinder und 349 Ausländer.
Luxemburg, 18. Juni. Die Kontingente von Lippe und Waldeck für die Bund:s⸗ Befeszung von Luxemburg sind vorge⸗ stern in unserer Stadt angekommen. Unser Militair⸗Gouver⸗ neur, der Landgraf von Hessen⸗Homburg, war ihnen mit seinem Generalstabe entgegengekommen. Ein großer Theil der Bevöl⸗ kerung hatte sich eine weite Strecke außerhalb der Stadt bege⸗ ben, um sie einziehen zu sehen. Es sind ihnen bei den Bewoh⸗ nern Quartiere angewiesen worden. Wie man versichert, wird man Letzteren diese Last wieder abnehmen, sobald die Kasernen völlig eingerichtet sind, mithin im Laufe von 8 Tagen.
Ntalien.
Rom, 11. Juni. Der Prästdent des Militair⸗Wesens, G. Ugolini, hat eine Bekanntmachung über die Vermehrung der Linien⸗Truppen um 8000 Mann auf dem Wege freiwilliger Re⸗ krutirung erlassen. Wer in die Päpstliche Armee eintreten will und 100 brauchbare Rekruten stellt, erhält den Rang eines Lieu⸗ tenants, wer 200 stellt, den eines Capitains, wer 600 stellt, den eines Majors; den Rang eines Oberst⸗Lieutenants erhält, wer 800, und den eines Obersten, wer 1600 Rekruten stellt. Bei der Armee werden die Fähnriche, Unter⸗Offiziere und Sergean⸗ ten, die 50 Rekruten stellen, zu Unter⸗Lieutenants, die Unter⸗ Lieutenants, welche eine gleiche Anzahl stellen, zu Lieutenants, und die Lieutenants, die 100 Rekruten stellen, zu Capitains be⸗ fördert. Außer diesen Begünstigungen und Beförderungen wer⸗ den für jeden diensttauglich befundenen Rekruten vier Seudi ezahlt.
1 Am 28sten v. M. wurde in der Bibliothek des Kapitols die von dem Bildhauer Fabris verfertigte Büste des rühmlichst be⸗ kannten Italiänischen Philologen Antonio Cesari, Herausgebers des Wörterbuchs der Akademie della Crusca, aufgestellt.
— Der Hamburger Korrespondent meldet in einem Schreiben aus Venedig, vom 10. Juni: „Die mit dem Ge⸗ neral Zucchi vor Ankona in unsere Gefangenschaft gerathenen Italiänischen Insurgenten befinden sich noch immer hier in Ver⸗ wahrung. Dies geschieht indessen aus keinem anderen Grunde, als weil man noch keinen Beschluß gefaßt hatte, was mit ihnen anzufangen sey, am wenigsten in der Absicht, sie zu bestrafen. Nun aber ist es sicher, daß sie, ihrem Wunsche gemäß, nach Frankreich transportirt und zu diesem Ende nächstens nach Mar⸗ seille überschifft werden sollen. Ueberhaupt wird gegen die ver⸗ irrten Strafbaren in allen insurgirt gewesenen Provinzen mit möglichster Schonung verfahren, und nur in Modena ist das Blut zweier Menschen geflossen. Wie man versichert, hat sich nun aber auf Verwendung aller Glieder unseres Allerhöchsten Kaiserhauses auch die Strenge Sr. Königl. Hoheit des Herzogs von Modena gemildert, und alle später als schuldig Befundene wurden entweder nur leicht bestraft oder begnadigt.“
Spanien.
Madrid, 9. Juni. Die heutige Hof⸗Zeitung enthält das Staats⸗Budget für 1831 im Total⸗Betrage von 599,033,274 Realen, wovon 54,899,345 für die Civilliste, 177,359,422 für die Tilgungs⸗Kasse, 11,513,496 für das Staats⸗Ministerium, 14,136,120 für das Justiz⸗Ministerium, 254,608,326 für das Kriegs⸗Ministerium, 40,000,000 für das Marine⸗ und 46,516,563 für das Finanz⸗Ministerium ausgesetzt sind. 8
Berlin, 25. Juni. Aus Memel wird gemeldet, daß Kaiserl. Russische Feldmarschall, Graf Paskewitsch⸗Eriwanski, am 21sten d. M. mit dem Dampfboote daselbst eingetroffen ist.
— Die in Nr. 166 der Staats⸗Zeitung enthaltene Mel⸗ dung, daß der Gefängnißthurm in Danzig abgebrannt sey, wird von dort aus dahin berichtigt, daß die Flammen nur das Dach des Thurmes beschädigt hätten und daß man bereits nach einer halben Stunde Herr des Feuers gewesen sey.
— Aus Köln meldet man: „Die Feldfrüchte stehen gut und haben die in der Mitte des vorigen Monats eingetretenen Nacht⸗ fröste nur wenig empfunden, da der Roggen die Blüthe noch nicht erreicht, der Rappsamen aber dieselbe bereits bestanden hatte. Um so mehr aber haben der Weinstock, die Gartenge⸗ wächse und die Obstbäume gelitten. Von ersterem läßt sich an⸗ nehmen, daß wenigstens ein Drittheil der Schößlinge erfroren ist. Auch in den Walodungen ist die Beschaͤdigung bedeutend; in den Thälern und Niederungen sind alle junge Triebe und die Blüthe der Eichen und Rothbuchen erfroren, so daß die Mast eine traurige Aussicht gewährt. — Handel und Verkehr auf dem Rhein waren im verflossenen Monate nicht so bedeu⸗ tend, wie sie sonst wohl zu seyn pflegen, woran ohne Zweifel die stets gespannten Verhaltnisse zwischen Holland und Belgien und insbesondere der stockende Verkehr mit Antwerpen einen wesentli⸗ chen Antheil haben. Die Anzahl der im Monat Mai hier ange⸗ kommenen beladenen Schiffe betrug zu Berg 84, zu Thal 81, mithin im Ganzen 165, und der von hier abgegangenen zu Berg 92, zu Thal 106, zusammen also 198. Die Dampf⸗Schifffahrt auf dem Mittel⸗Rhein geht fortwährend einen regelmäßigen Gang, obwohl die Zahl der davon Gebrauch machenden fremden Rei⸗ senden unter den jetzigen Zeit⸗Umständen nicht so bedeutend wie früher ist. Das Dampfschiff „Prinz Friedrich von Preußen ⸗
den Dienst auf dem Mittel⸗Rheine, an die Niederländische Ge⸗ sellschaft verkauft hatte, ist, nachdem es einer sehr kostspieligen Reparatur unterworfen, gegen Ende des vorigen Monats zuerst wieder in Dienst gesetzt worden. Doch ist der Gang desselben immer noch nicht ganz befriedigend. Auf dem Ober⸗ und Nie⸗
eeeoeh hat sich übrigens der Zustand der Dampf⸗Schifffahrt no
nicht gebessert.
In der Provinz Pommern sind nunmehr überall die Kreis⸗ und Orts⸗Kommissionen zur Abwehrung der Cholera gebildet und ins Leben getreten, und bis jetzt hat sich, nach den neuesten amt⸗ lichen Nachrichten, in keinem Theile der Provinz auch nur die mindeste Spur der Cholera gezeigt. Vor einigen Tagen hat mehr als 20 See⸗Pahrzeugen in Swinemünde, als durchaus unver⸗ dächtig, die freie Praktika ertheilt werden können, von denen der größte Theil bereits in Stettin angekommen ist.
In Mitau wurden vom 18. Mai bis 1. Juni alten Styls von der Cholerg befallen 135 Personen; davon sind genesen 19, gestorben 66. Vom 1. bis zum 3. Juni a. St. erkrankten 163, genasen 26, starben 79.
Die Städte Wenden und Lemsal, in denen die Krank⸗ deit sich auch gezeigt haben soll, liegen in Lievland, nördlich von
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Gartenbau⸗Verein.
— Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Kö⸗ nigl. Preußischen Staaten beging am 19. Juni c. das neunte Jahresfest seiner Stiftung in öffentlicher Sitzung, in dem zur Feier des Tages, durch die künstlerische Anordnung der in ihren Leistungen vortheilhaft bekannten Mitglieder des Vereins, Herren Hofgärtner Brasch und Kunstgärtner Toussaint, im Einverständ⸗ nisse mit dem durch Kränklichkeit zurückgehaltenen Herrn Garten⸗ Direktor Otto, mit Florens Schätzen reich und sinnig geschmück⸗ ten Lokale der Sing-Akademie. In mannigfacher Farbenpracht strahlten an den Pilastern der Seitenwände des Festsaales herr⸗ lich gruppirte Pyramiden von ausgezeichneten Pelargonien, Azaleen, Rhododendren und Nerien in üppiger Blüthenfülle, die in gefälliger Verbindung den Blick auf das amphiteatralisch geordnete anziehende Bild im Hintergrunde leiteten, wo über einem, von Reseden, Campanelen und Hortensien eingefaßten, vorn durch eine dichte Reihe von Celosten gehobenen, sammetar⸗ tigen Moosteppich, aus einem Ringe von Rosen und Ranunkeln, die mit Lorbeer bekränzte Büste des vielgeliebten Herrschers, auf einfachem Piedestal sich erhob, umgeben von einem großartigen Halbkreise blühender Orangenbäume aus dem Königl. Garten von Monbijou und schlanken, hochanstrebenden, zum Theil blü⸗ henden Formen Neu⸗Hollands, als: Metrosideren, Melaleucen, Leptospermen, Calothamnen, aus dem Königl. botanischen Garten, mit zierlich eingestreuten hochstämmigen Rosen von der Pfauen⸗Insel. Vor diesem reizenden Bilde fesselte das über⸗ raschte Auge ein von dem Kunstgärtner Herrn Gäde geschmack⸗ voll geordneter Frucht⸗Tisch mit Feigen, Pfirsich, Pflaumen, Weintrauben, ausgezeichneten Erdbeeren, Melonen und Kirschen aus den Königl. Treibereien zu Potsdam und Schönhausen, und von hiesigen Handelsgärtnern, worunter 13 Spielarten Erd⸗ beeren vom Hofgärtner Herrn Voß umgeben von einem Halb⸗ kreise herrlicher Ananasfrüchte aus der Treiberei des hiestgen Handelsgärtners Herrn Fuhrmann, deren seltener Anblick noch gehoben wurde, durch zwei von dem Kunstgärtner Herrn Faust lieblich geordnete Blumenkörbe, aus deren Mitte kleine Dracaeen luftig emporschossen. Besondere Bewunderung erregten dazwi⸗ schen vier Pracht-Exemplare von Ananas, worunter zwei hier noch nicht weiter kultivirte ausgezeichnete Arten, nämlich neue weiße Providence und Neue Königin, gezogen in den Treibereien Sr. Königl. Hoheit des Prinzen August in Bellevue, von dem in dieser Kultur excellirenden Hofgärtner Herrn Brasch. Sowohl die Königl. Hofgärtner und die Landes⸗Baumschule bei Potsdam, als die hiesigen Kunst⸗ und Handelsgärtner und Privat⸗Gartenbesitzer hatten im rühmlichen Wetteifer Alles dar⸗ gebracht, was die Jahreszeit Schönes und Ausgezeichnetes noch darbot. Obgleich die vorgerückte Sommerwitterung schon vieles hinter sich gelassen hatte, so machte doch das Ensemble von mehr als 2400 blühenden und 600 grünen Pflanzen, also über 3000 Exemplare, einen imposanten Eindruck. Unter diesem Reichthum entgingen dem forschenden Auge des Kenners nicht: Cyrtopodium flavum, Pimelea decussata, Galardia bicolor, Lupinus lepidus, Rosa microphilla, Echinocactus Ottonis, Cypripedium spectabile, Tradescantia ciliata, Gesnera bul- boôsa und aggregata, Russelia multiflora, Elacocarpus denta- tus, Helichrysum proliferum, mehrere Ericeen in ausgezeichne⸗ ten Exemplaren, worunter E. ventricosa und floribunda, nebst vielen seltenen und neuen zum Theil nicht in unserem Klima ausdauernden Staudenpflanzen aus dem hiesigen botanischen Garten; Pracht-Exemplare von Andromeden aus der Landes⸗ Baumschule, ausgezeichnete Kalmien vom Hofgärtner Herrn Morsch; mehrere Exemplare gefüllter dunkelroth blühender Dian- thns barbatus in ausgezeichneter Schönheit, von dem Handels⸗ gärtner Herrn Mathieu; zwei Pracht⸗Exemplare von Cactus speciosissimus in reicher Blüthenpracht vom Handelsgärtner Ter Kraatz; mehrere neue und seltene Pelargonien vom Hof⸗ gärtner Herrn Brasch und Handelsgärtner Herrn Limprecht; Bur- chellia capensis mit ihren glühenden Blüthen, vom Kunstgärtner Herrn Teichmann; eine bis dahin hier noch nicht in Blüthe ge⸗ sehene Protea Cynaroides und Acacia undulaefolia von vor⸗ züglichem Wohlgeruch, vom Justizrath Herrn Meyer; auch darf die ausgezeichnete Schönheit und Fülle der vom Handelsgärtner Herrn Späth gezogenen zahlreichen Exemplare von Nerium splen- dens., so wie die seltene Pracht der vom Handelsgärtner Herrn Cobbin gelieferten Masse Hortensien nicht unerwähnt bleiben. Nachdem auf ausgegebene Einlaß⸗Karten über 2500 Per⸗ sonen aller Stände des schönen Anblicks sich erfreut und den Festsaal wieder verlassen hatten, begaben sich die Mitglieder des Vereins in den anstoßenden Nebensaal zur Wahl des Vorstan⸗ des, dessen bisheriges Personal durchgängig bestätigt wurde. Hiernächst kehrte die Versammlung in den Festsaal zurück, wo die zur Beiwohnung des Vortrages eingeladenen Damen und Herren in den Logen und an den Seiten⸗Estraden Platz genom⸗ men hatten. In Stellvertretung des in dringenden Geschäften abwesenden Direktors des Vereins, gab der Geheime Medizinal⸗ Rath und Professor, Herr Dr. Link, Nachricht von dem, was für den Gartenbau im verflossenen Jahre Merkwürdiges gesche⸗ hen ist, im Auslande sowohl, als in Deutschland, besonders aber
amten, welche der Association beigetreten seyen, abzusetzen, durch⸗ aus ungegründet sey. -5*²*“];
das die hiesige Gesellschaft wegen ungeeigneter Beschaffenheit für
von dem, was durch den Verein geleistet worden, wobei er an⸗ A““ 8 “ .““