1831 / 180 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

dingtes Vertrauen in seinen Plan⸗

gen stehen soll, ist ein rein republikanisches Blatt, das alle varigen an Heftigkeit übertrifft; sie beschäftigt sich jetzt, nach beinahe einem Ja hre, noch immer mit der Geschichte der drei Juli⸗Tage und der pesa82 kaden, und nach ihrer Ansicht scheint es fast, als verständen die Juli⸗Kämpfer allein, was dem Staate Noth thut und wie man regieren müsse. Als zwei höchst excentrische A der periodischen Presse sind noch der Globe und das Se”. zu erwähnen. Der erstere, einst als literarisches Blatt die des Journalismus, ist jetzt Organ der Lehre b“ g-⸗ worden; er ist in seinen politischen Artikeln Opposition 2 Le⸗ 3 theilt aber außerdem oft Vorträge der Jünger der neuen eas mit. Man kann nicht leicht etwas Verworreneres, vb esen, als eine solche St. Simonistische Predigt; sie 1sen: z. Fhon⸗ den Erzvätern, kommt dann auf die Griechische Plastik, auf Chri⸗ stus, die Baukunst des Mittelalters und schließt mit 1. Apotheose auf Napoleon oder Byron oder einen andern berühm⸗ ten Mann. Bei alle dem sind diese heterogenen Gegenstände mit einer Phantaste und an einander gefädelt,

Beredtsamkeit s daß die Lektüre dieser sonderbaren Ausgeburten doch zuweilen anziehend ist. Komisch wird

der Vortrag, wenn Ausdrücke und Formen des Alten und Neuen Testaments auf den Stifter der Lehre, Saint⸗Simon, angewendet werden, der in modernen, ja fast in abenteuerlichen Verhältnissen lebte und starb. Avenir, das sich die Aufgabe gestellt hat, dem Katholicismus eine „Zukunft“ zu sichern, wurde unmittelbar nach dder lution vom Abbé Lamennais gestiftet und steht in dem Rufe, die Priesterkappe unter der Freiheitsmütze zu verbergen. Es ist überall für Freiheit und Revolution, wo es Gewinn für den Katholicismus hofft, so in Belgien, Polen und Irland; als aber die Insurrection im Kirchenstaate ausbrach, verrieth es sich: nur die Päpstlichen Unterthanen sollten auf die Rechte, von deren Heiligkeit es so viel spricht, keinen Anspruch haben weil hier das Oberhaupt der Kirche bedroht war. Unter den Mitarbeitern dieses mit dem bekannten Talente seines Gründers redigirten Blattes befin⸗ det sich der Unheilstifter de Potter und der Baron v. Eckstein.

Juni. Der König ist am 2lsten, dem Abends um 6 nif Se .ggSe

1Schlettstadt eingetroffen; nachdem Se. ajestät auf dem 14 des Stadt gelegenen Marsfelde 4500 Mann National⸗Gar⸗ den gemustert hatten, zogen Sie zu Pferde und unter Glocken⸗ geläute und Artillerie⸗Salven in Schlettstadt ein; alle Häuser waren mit Teppichen und Blumengewinden behangen. In dem Augenblicke, wo der König im Stadthause ankam, überbrachte ihm eine Staffette Depeschen, die sehr wichtig zu seyn schienen; Se. Majestät traten sogleich ab, um dieselben einzusehen. Nach⸗ dem Se. Majestät hier einige Augenblicke verweilt und die Be⸗ hörden empfangen hatten, verließen Höchstdieselben unter dem lautesten Jubel des Volks die Stadt. An der Departements⸗ Gränze nahm der König vom Präfekten des Nieder⸗Rheins, der ihn bis dahin begleitet hatte, Abschied und wurde von der Oberrheinischen Behorde empfangen. Um 9 Uhr Abends ka⸗ men Se. Majestät zu Kolmar an und hielten bei Mond⸗ schein Musterung über 4000 Mann National⸗Garde; nach der Beendigung derselben begab der König sich nach der Präfektur, wo denselben die Civil-Behörden erwarteten und zahlreiche Reden an Se. Majestät hielten. Auch die Opposttion hatte eine Adresse verfaßt, in welcher die Erblichkeit der Pairs⸗ würde berührt und die bisherige auswärtige Politik der Regie⸗ rung getadelt wurde; diese Adresse erhielt aber nicht genug Un⸗ terschriften, um vorgetragen werden zu können. Am 22sten be⸗ suchten Se. Majestäͤt nach einem Frühstück, zu welchem die ange⸗ sehensten Bürger Kolmars und der Umgegend zugelassen wur⸗ den, mit den Prinzen, den Ministern und Ihrem ganzen Ge⸗ folge die große Fabrik der Gebrüder Hausmann am Logelbach, in welcher 3600 Arbeiter beschäftigt werden. Nach der Stadt zurückgekehrt, reiste der Köͤnig über Breisach nach Mühlhausen

ab, wo Se. Majestät am 22sten Abends eingetroffen fehrt Werdeg.

Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 23. Juni. (Nachtrag.) Lord King überreichte mehrere Bittschriften, worunter einige von Irland, gegen das Zehenten⸗System und für die Aufhebung der Union. Der Graf v. Winchelsea fragte, ob es die Absicht der Minister sey, eine Bill zur Unterstützung hülfsbedürftiger Ackerbauer durch ein⸗ heimische Anstedelungen oder auf andere Weise in Vorschlag zu bringen. Viscount Goderich bestritt zuvörderst die von dem vorigen Redner aufgestellte Ansicht, daß im ganzen Lande eine Uebervölkerung stattfinde. Democh sey es die Absicht der Re⸗ gierung, dem Hause zwei Bills in dieser Beziehung vorzulegen, wovon eine die Auswanderung zum Gegenstande habe. Was einheimische Anstedelungen betreffe, so sey dies ein sehr schwieri⸗ ger Gegenstand, und er könne nicht sagen, daß die Regierung darüber schon eine bestimmte Ansicht habe. Der Graf v. Win⸗ chelsea erklärte, daß er nicht gerade auf einheimische Anstede⸗ lungen bestehe, sondern nur irgend eine Maaßregel wünsche, um den Hülfsbedürftigen wahrend der Winter⸗Monate Arbeit zu ver⸗ schaffen. Der Graf v. Malmesbury trat der Ansicht bei, daß ein großer Mangel an Beschäftigung im Lande herrsche, und würde er sich sehr freuen, wenn man Maaßregeln ergriffe, um diesem Uebel abzuhelfen. Lord Suffield hielt diesen Gegen⸗

Straßburg, 24. J Tage seiner Abreise von hier,

stand für eben so wichtig als die Reform⸗Bill und drückte die

Hoffnung aus, daß die Minister schleunigst mit Maaßregeln zur Abhülfe des Uebels hervortreten würden, widrigenfalls er ent⸗ schlossen sey, Vorschläge in dieser Beziehung zu machen. Lord Melbourne sagte, daß ihn die Beantwortung der Frage, ob das Ministerium Maaßregeln zur Erleichterung der

Noth der arbeitenden Klassen vorschlagen werde, in einige Ver⸗ demm wenn er sage, daß das Ministerium sich

legenheit setze; 1 daß 4 nicht mit dergleichen Maaßregeln beschaftige, so könne man das⸗ selbe der Nachlässigkeit und der Gleichgültigkeit gegen die Noth

der Armen anllagen; und wenn er antworte, daß die Regierung

inen Plan in dieser Beziehung vorbereite, so errege er vielleicht 9 einen Ple 1 kurzem den Schluß der gewöhnlichen Sitzungen erwarten darf.

Hoffnungen, die späterhin eine Unzufriedenheit zur Folge haben dürften. Das Haus habe bereits durch seinen edlen Freund er⸗ fahren, daß man sich mit einer Emigrations⸗Bill beschäftige, und er (Lord Melbourne) verspreche auch, die einheimischen An⸗ siedelungen reiflich zu überlegen, ohne sich jedoch darüber jetzt schon weder eine günstige noch ungünstige Meinung zu erlauben. llebrigens bemerke er, daß das Ministerium durchaus kein unbe⸗ setze, und es ihm daher sehr anngenehm seyn würde, wenn Jedermann, der Vorschläge oder Bemerkungen zu machen habe, keinen Anstand nähme, dieselben auszusprechen. Der Lord⸗Kanzler machte die Bemerkung, daß seit einiger Zeit die Gewohnheit eingerissen sey, sich auf Debatten über Gegenstände einzulassen, welche dem Hause durch⸗ aus nicht vorlägen, welches zu großen Uebelständen Anlaß gäbe, da Niemand auf den Gegenstand vorbereitet sey. Der Redner ging darauf in der Kürze auf den Gegenstand selbst ein, und

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als er am Schlusse bemerkte, daß es noch ungewiß sey, ob die Regierung schon in dieser Sitzung ihren Plan vorlegen könnte, welches aber alsdann jedenfalls in der nächsten geschehen werde, zeigte der Graf von Winchelsea an, daß er am nächsten Montag einen Vorschlag einbringen werde, um den unbeschäftig⸗ ten Armen Arbeit zu verschaffen. Das Haus vertagte sich um

6 Uhr. Sitzung vom 23. Juni. (Nachtrag.)

Unterhaus. 8m 2. ni. ( Herr Maxwell gab folgenden Bericht über die in Newtown⸗ 8 „In jener Gemeinde ist die

barrh ausgebrochenen Unruhen: 1 egema Vergleichs⸗Akte in Kraft, so daß die Uebel, worüber man in anderen Gemeinden klagt, dort nicht bestehen. Der Geistliche daselbst, ein überaus menschenfreundlicher und vortreff⸗ licher Mann, war nicht im Stande, seine Zehenten von den ka⸗ tholischen Pächtern zu erhalten, obgleich sie dem Vergleiche bei⸗ getreten waren. Der Geistliche ging zu einem von ihnen, Na⸗ mens Dovyle, welcher ihm geradezu erklärte, daß er nichts zahlen würde, man möge ihn auspfänden, wenn man wolle. Hierauf entschloß sich der Geistliche, obgleich mit großem Widerwillen, auf Beschlagnahme anzutragen, und führte diesen Vorsatz aus. Der Verkauf des Viehs, welches mit Arrest belegt war, wurde auf den nächsten Sonnabend anberaumt. Zu gleicher Zeit ver⸗ breitete sich das Gerücht, daß man eine gewaltsame Befreiung des Viehs beabsichtige; auf diese Nachricht wurde die Aeomanry einberufen, ihr jedoch gemessener Befehl gegeben, nicht auf das Volk zu schießen. Als das Vieh aus dem Pfandstall gebracht wurde, versammelte sich ein Haufen von ungefähr 1000 2000 Menschen. Hierauf rückte eine Magistratsperson mit der Aeomanry und der Polizei an. Das Volk schoß augenblicklich auf diesel⸗ ben, tödtete einen Mann, und mehrere wurden tödtlich verwun⸗ det. Darauf glaubte sich die Aeomanrh zu ihrer Selbstverthei⸗ digung zum Schießen berechtigt, und die Folge davon war, ich be⸗ daure es sagen zu müssen, daß viele aus dem Volke getödtet wurden. Lord Milton bat das Haus, sein Urtheil über diesen unglücklichen Vorfall zu verschieben, bis alle Thatsachen genau bekannt wären; denn so sehr er auch geneigt sey, dem Berichte des vorigen Red⸗ ners allen Glauben zu schenken, so habe doch auch er Berichte erhalten, die einen ganz andern Charakter trügen; diesen zufolge habe z. B. das Volk gar kein Feuergewehr gehabt, sondern nur mit Steinen nach den Soldaten geworfen, was doch wohl einen wesentlichen Unterschied ausmache, da es den Vorwurf eines vor⸗ bedachten Angriffs hinweg nähme. Er selbst habe den Ort einen Tag vor diesem traurigen Vorfall verlassen, und verbürge sich sowohl für die Ruhe, die zu der Zeit dort geherrscht habe, als für die Anhänglichkeit und die guten Gesinnungen der Einwoh⸗ ner. Was auch die Verdienste des dortigen Geistlichen seyn möchten, so könne er doch aus eben so glaubwürdiger Quelle, als die des vorigen Redners sey, versichern, daß, seit er im Be⸗ sitz jenes Amtes wäre, keine Uebereinstimmung zwischen ihm und seinen Pfarrkindern geherrscht habe. Er wiederhole indeß nur seine Bitte, nicht eher zu urtheilen, als bis genauere Berichte eingegangen seyen. Hr. O'Connell sagte, daß er schon gestern der Regierung von diesem traurigen Vorfall Anzeige gemacht, und vom Secretair für Irland erfahren habe, daß die Irländi⸗ sche RFesieruge, die Sache genau untersuchen lasse. Er behalte sich also sein Urtheil vor, bis die Resultate dieser Untersuchung bekannt geworden seyen. Am Schlusse der Sitzung legte der Sprecher dem Hause die Frage vor, wann es wünsche, daß er in der Folge seinen Sitz einnähme; ihm scheine 4 Uhr die pas⸗ sendste Zeit. Die Versammlung erklärte sich damit einverstanden. Das Haus vertagte sich um 7 Uhr.

London, 24. Juni. Gestern fand eine General⸗Versamm⸗ lung der Besitzer von Ost⸗Indischen Actien statt. Herr Camp⸗ bell, der den Vorsitz führte, zeigte an, daß die Dividende für das am 5. Juli zu Ende gehende halbe Jahr 5 ¾ pCt. betrage. Er gab ferner der Versammlung davon Kenntniß, daß die Di⸗ rektoren von dem Sprecher des Unterhauses die Abschrift eines von jenem Hause gefaßten Beschlusses erhalten hätten, vermöge dessen die der Compagnie noch schuldige Summe von 1,207,559 Pfd. Sterling am 22. April 1834 bezahlt werden solle. Der Oberst Maxwell wünschte zu wissen, ob die Compagnie irgend etwas zur Unterstützung der hülfsbedürftigen Irländer unterschrie⸗ ben habe; worauf ihm der Vorsitzer antwortete, daß bis jetzt noch nichts unterschrieben sey, daß diese Sache aber den Direk⸗ toren zur Berathung vorliege. G 3

Aus Bahia wird unterm 23. April gemeldet, daß ein neuer Präsident von Rio⸗Janeiro angelangt sey, der sogleich Dom Pe⸗ dro II. als Kaiser proklamirt habe. Der frühere Prästdent und die Portugiesischen Einwohner, welche die Stadt verlassen und sich an Bord Portugiestscher Schiffe geflüchtet hatten, waren, jenen Nachrichten zufolge, von dem neuen Präsidenten aufgefor⸗ dert worden, wieder ans Land zu kommen indem ihnen der⸗ selbe die F8 ertheilte, daß ihre Personen und ihr Ei⸗

enthum der neuen Regierung heilig seyn würden. Auf diese achrichten sind die Brasilianischen Papiere an der Londoner Börse von 49 auf 51 gestiegen.

Niederlande. 25. Juni. Gestern verkündete hier eine

Aus dem Haag,

Salve von 51 Kanonenschüssen dem Publikum die durch den

Königl. Preußischen Kammerherrn Grafen v. Pückler anherge⸗ brachte frohe Nachricht von der glücklichen Entbindung Ihrer Königl. H. der Prinzessin Albrecht von Preußen, geborenen Prin⸗ zessin der Niederlande, von einer Prinzessin; bald darauf sah man von Kirchen, Thürmen und vielen Häusern der hiesigen Bewohner bunte Fahnen wehen.

Wie man vernimmt, ist in der gestrigen Sitzung der ersten Kammer der Generalstaaten der Gesetz⸗Entwurf in Betreff der Tresorscheine mit 8 gegen 6 Stimmen verworfen worden; heute beabstchtigte ste, sich mit dem in der zweiten Kammer angenom⸗ menen Anleihe⸗Gesetz zu beschäftigen. Einige Mitglieder der zweiten Kammer haben bereits diese Residenz verlassen, wonach man die Beendigung ihrer Arbeiten voraussetzen, und binnen

Der in Amsterdam unter dem Namen Zeemanshoop (See⸗ manns⸗Hoffnung) bestehende Verein hatte vor einiger Zeit für alle diejenigen, die sich freiwillig bei der Königlichen Flotte wür⸗ den anstellen lassen, außerordentliche Prämien ausgesetzt. In Folge dieser Maaßregel sind vereits in den Dienst der Flotte 377 Freiwillige getreten, unter die von Seiten des Vereines zu⸗ sammen 12,280 Fl. ausgetheilt wurden.

Am 22sten rückte in Gorcum eine Abtheilung Truppen ein, die Tages darauf nach der Citadelle von Antwerpen abmarschirte.

In einem hier eingelaufenen Schreiben aus Antwerpen vom 22sten heißt es: „Die Besatzung dieser Stadt wird binnen kur⸗ zem durch mehrere neue Bataillone vermehrt werden; wie man versichert, werden sich gegen Ende dieses Monats wenigstens 10,000 Mann hier befinden, die man bei den Bewohnern der Stadt und ihrer Umgebung einquartieren wird"”"“

Brüssel, 24. Juni. Kongreß⸗Sitzung. Hr. A. Re denbach verlangte das Wort und äußerte sich folgendermaßen, „Vor drei Wochen versprach uns der Minister des Innern, es nen Gesetz⸗Entwurf über die Organisation der Provinzen vorzu⸗ legen.

sst dies um so nothwendiger, da sich am ersten Dienstag des Juli die Provinzial⸗Räthe von Rechtswegen versammeln und dann Beschlüsse von Leuten gefaßt werden, die nicht vom Volt, gewählt sind. Ich protestirte im voraus gegen Alles, was der gleichen unconstitutiomelle Räthe unternehmen dürften.“ Hen de Theux unterstützte die Bemerkungen des Herrn Rodenbach.

Die Versammlung entschied, daß der Minister des Innern auß

gefordert werden solle, den Entwurf vorzulegen. Herr Vilain XIIII. verlas einen Brief des Herrn Sauvage, Ministers desß Innern, an den Prästdenten des Kongresses, worin Ersterer den Letzteren ersucht, ihm, in Folge dessen, was in der Sitzung vom 16ten Juni beschlossen sey, zur Auszahlung einer Summe a. die Italiänischen Flüchtlinge zu ermächtigen, welche nach Frankreich zurückzukehren wünschten. Herr de Theux be⸗ merkte, daß der Minister eine Ermächtigung verlange, die ihm schon gegeben sey. rit G Berathung über diesen Gegenstand einstimmig der S“ ge wesen, daß der Minister, nachdem er die gehörigen Erkundigun⸗ gen eingezogen habe, aus den in seinem Departement disponiben Summen diejenigen Gelder, welche er für nöthig halte, zahlen könne. Die Versammlung habe die Beschlüsse der Kommisssten angenommen, und auf die Frage des Ministers, ob die Versamm⸗ lung ihm dadurch die Ermächtigung ertheile, eine Summe aut⸗

zuzahlen, sey ihm bejahend geantwortet worden. Herr Ch. d

Brouckere erklärte sich mit dem ganzen Verfahren nicht eim verstanden. Dem Minister allein, und keinesweges dem Kom⸗ gresse, komme es zu, über diesen Gegenstand zu entscheiden. Wenn die Italiänischen Flüchtlinge mit Recht auf eine Unter stützung Anspruch machen könnten, so . der Minister sie be⸗ willigen, der Kongreß würde später bei Durchsicht seines Buh⸗ gets darüber entscheiden, ob er recht gehandelt habe. Wenn si zu einer Unterstützung berechtigt wären und der Minister ver weigere dieselbe, so sey er für diese Weigerung verantwortlich Auf jeden Fall müsse der Minister selbst über solche Ge⸗ genstände entscheiden und nicht bei jeder Gelegenheit En mächtigungen vom Kongresse verlangen, der sich damit gu nicht befassen dürfe. Herr von Robaulx verlangte, dis man die Sache auf eine oder die andere Weise entscheide, damt sich der Minister nicht etwa veranlaßt fände, die Unterstützung

verweigern. Er schlage daher vor, dem Minister sein Schreiba

mit der Aufforderung zurückzusenden, der Versammlung einm förmlichen Dekrets⸗Entwurf über diesen Gegenstand vorzulegen. Nach einer langen Debatte, worin unter Anderem Hr. A. Gen⸗ debien dem abwesenden Minister den Vorwurf machte, daß er da Gehalt für einen Groß-Jägermeister, der von der provisorischn Regierung abgeschafft sey, noch bis jetzt ausbezahlt habe, wuinde

beschlossen, daß der Prästdent dem Minister antworten solle, daß er ihn nur auf das Protokoll der Sitzung vom 16. Juni verz

weisen könne. An der Tages⸗Ordnung war die Berathung über das Gesetz, welches die Mobilien u. s. w. der in ihr Vo⸗ terland zurückkehrenden Belgier von jeder Abgabe befreien sollne Dasselbe wurde nach einer kurzen Berathung mit 57 Stimmmn gegen 45 verworfen. Die Sitzung ward um 4 ½ Uhr aufze⸗ hoben. b 1 Man schreibt aus Antwerpen vom 28sten d.: „In de Nacht vom 2lsten zum 22sten d. erschienen bewaffnete Verctue⸗ cher vor einem Landhause bei Schooten, welches von dem Eng⸗ lischen Konsul in Antwerpen bewohnt ist. Sie verlangten Geh⸗ und drohten im Weigerungsfalle das Haus anzuzünden und e. plündern. Als man ihre Forderung abschlug, schoß einer von ihnen ein Pistol ab, worauf man mit einem Flintenschuse antwortete, der einen von ihnen zu Boden streckte; die Andem ergriffen die Flucht. Unsere Stadt fährt fort Ruhe zu ge nießen. Die Bürgergarde hält im Verein mit der Garniscn die Ordnung aufrecht, und verhindert jede Annäherung an dur afen.“ fesdie Emancipation bemerkt über die angebliche Ankunft des General Quiroga in Brüssel, daß sie die Wahrheit diese Gerüchts noch nicht habe erforschen können; aber sie glaube s⸗ denfalls zu wissen, daß der General nur nach Brüssel kommn würde, um seine Schwägerin, Frau von Haalen, zu besuchen. Die patriotische Association in Gent hat ein Schreiben l den General Mellinet gerichtet, worin ihm das Bedauern auts

gedrückt wird, welches alle Patrioten über die Ungerechtigteh

deren Opfer er gegenwärtig sey, empfunden.

Der Belgische Moniteur sagt: „Die Regierung he seit langer Zeit Vorsichtsmaaßregeln getroffen, um die Einschlen pung der Cholera morbus in Belgien zu verhüten, und kürzlit noch ist dem Minister des Innern eine Kommisston von Aerjim beigegeben, um die passendsten Mittel zur Erreichung dilse Zwecks anzuordnen.“

Polen.

Warschau, 27. Juni. Am 25sten d. hielten die verte nigten Kammern eine Sitzung, in welcher der Deputitte Zwierkowski darauf antrug, die Uebertretungen gewisser Gene⸗ rale und den daraus hervorgegangenen Nachtheil für das Lanl streng zu bestrafen; einige von den Landboten führten die Gens rale namentlich an, welche ihren Landsleuten Anlaß zu Beschwer den gäben. Man beschloß, dem Generalissimus die Vollziehung des Antrages zu übertragen. Sodann stellte der Marschall Hem Xaver Godebski als Landboten des Distrikts Luzk der Versamm⸗ lung vor. Der neue Repräsentant hielt eine Rede an die Aw wesenden. Demnächst wurde noch ein Gesetz⸗Entwurf einzge⸗ bracht, wonach alle zum Kriegsdienst taugliche Pferde in Re⸗— quisition genommen werden sollen. Der Kriegs⸗Mimister, Gene⸗ ral Morawski, vertheidigte dieses Projekt, und es wurde schlief⸗ lich von der Kammer angenommen. Auf den Antrag de Deputirten Wolowski wurde eine Dank⸗Adresse an die Uum⸗ garn, für die den Polen bezeigte Theilnahme, beschlossen.

Der Doktor der Medizin und Chirurgie, Herr Leo, dessen Heilungs⸗Methode bei der Cholera unkängst in den Polnischel Blättern bekannt gemacht wurde, ist von der National⸗Regierun zum Beisitzer des Central⸗Sanitäts⸗Comité's berufen worden.

Die hiesige Staats⸗Zeitung enthält unter amtlicchen Rubrik folgende verschiedene Armee⸗Berichte:

1) Bericht des Befehlshabers eines abgesonderten Corps der Polni⸗

schen Armee, Brigade⸗Generals Gielgud, datirt aus Suwalki, vom 1. Juni: „Auf Befehl des Generalissimus verließ ich Lomza am 25. Maf und pg gegen Stawiski, Szezuczyn und Grajewo, wo ein Detaschememt der Truppen des Obersten Sierakowski sich mit meinem Corps ver⸗ einigte. Von da aus verfolgte ich den Feind nach Raygrod, und am 29. Mai stieß ich auf sein 8000 Mann und 16 Kanonen starket Corps, unter dem Kommando des Generals Sacken, dessen Avant⸗ Garde vor der Stadt ich sogleich anzugreifen befahl. Der Feind

Es scheint, daß der Minister kein gutes Gedächtniß hat un Ich ersuche den Herrn Präsidenten, dasselbe aufzufrischen. E

Tod

Die Bittschrifts⸗Kommission sehy be verd

seiner ersten Stellung verdraͤngt, nahm die Stadt Raygrod, e starke Position, in Besitz, die er darauf an verschiedenen Punk⸗ n verschanzte; doch auch daraus wurde er endlich von den tapferen Holnischen Truppen zuruͤckgedraͤngt. Der Kampf dauerte SStunden; sen⸗ Truppen kaͤmpften, trotz der durch den schnellen und unun⸗ erbrochenen Marsch von Lomza nach Naygrad erlittenen Anstren⸗ mit der groͤßten Heleigkeet Ich muß den Regimentern eser Affaire zugegen waren, das ßte Lob ertheilen. r trugen einen voͤlligen Sieg davon; denn her Feind verlor außer einer ansehnlichen Zahl von Todten und Verwundeten und mehreren Stabs⸗Offizieren auch noch einen Ober⸗ sen, mehrere Offiziere und 1200 Mann, die wir zu Gefangenen achten. Unser Verlust an Todten und Verwundeten belaͤuft sich nicht ganz auf 200 Mann; sehr empfindlich fuͤr das ganze Corps ist der es tapferen Majors, Grafen Franz Mycielski, der an der Spitze 5 Schwadron den Feind angriff und, von einer Karabi⸗ nerkugel getroffen, auf dem Felde der Ehren sein Leben endigte; desgleichen blieben einige Subaltern⸗Offiziere von verschiedenen Re⸗ gimentern. Von dg an floh der Feind in Eilmaͤrschen vor uns auf dem nach Kauen fuͤhrenden Wege. Ich muß hier erwaͤhnen, daß in der Schlacht vom 29. Mai die neu formirten Regimenter gleich alten Soldaten sich ruͤhmlichst im Kampfe ausgezeichnet haben. Ein Detail⸗Bericht soll der National⸗Regierung unverzuͤglich eingesandt en

gungen,

licher Waffengattung, die bei dieser 99 K. e

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2) Bericht desselben Generals, aus Nieder⸗Gielgudischken, vom 6. Juni: „Da ich keine Gewißheit daruͤber habe, ob mein Be⸗ icht vom 1sten d. M., worin ich der National⸗Regierung und dem Generalissimus uͤber einen am 29. Mai bei Raygrod errungenen Sieg Bericht zu erstatten die Ehre hatte, an den Ort seiner Be⸗ simmung gelangt ist, so benutze ich die sich mir heute darbietende Gelegenheit, um den Inhalt desselben zu wiederholen.“ Hierauf giebt er fast woͤrtlich dieselben Nachrichten, wie oben, noch einmal; dann heißt es weiter: „Waͤhrend ich den Feind nach diesem Siege bis zur Bruͤcke bei Kauen verfolgte, verbrannte derselbe diese und cheint seinen ferneren Ruͤckzug laͤngs des Wilia⸗Flusses nach Wilna bin zu bewerkstelligen; ich aber setzte so eben mit meinem Corps bei Rieder⸗Gielgudischken uͤber den Niemen. Die Nachrichten von dem Aufstande in Samogitien, wie ich sie seit einigen Tagen von den aus der dortigen Gegend hier Ankommenden empfange, sind üußerst guͤnstig; desgleichen diejenigen, welche ich als Abschrift eines

chreibens vom General Chlapowski der National⸗Regierung hier heizufuͤgen die Ehre habe.“

3) Bericht des Generals Chlapowski an den General Dem⸗ binski, aus dem Lager in Powerdownia bei Orany, 3 Meilen von Merecz, vom 4. Juni: „Da ich unterm 31. Mai mit Gewiß⸗ heit erfahren habe, daß Sie, Herr General, von Suwalki nach Kauen aufgebrochen sind, so beeile ich mich meinerseits, Ihnen von

einen Bewegungen Nachricht zu geben. Nachdem ich das Batail⸗ on, welches mir von der Bialowieser Wildniß her den Weg ver⸗ at, zersprengt und eine Kanone erobert hatte, begab ich mich nach Slonim, von wo sich der Feind gaͤnzlich zuruͤckgezogen hatte. Von dort aus wendete ich mich links, zog bei Marty uͤͤber den Niemen id richtete meinen Marsch gerade auf Lida los, woselbst ich 2 Com⸗ pagnicen gefangen nahm und 2 Kanonen eroberte; außerdem fielen 1200 den Gefangenen de Gewehre in meine Haͤnde. Ich habe die Hoffnung, daß ich dies Alles den Schamaiten, von denen eine Abthei⸗ ung vor 3 Tagen 3 Meilen von hier geschlagen wurde, werde zustellen oͤnnen. Die Russischen Truppen, welche sie schlugen, haben sich in der Meinung, daß sie von mir verfolgt wuͤrden, nach Trozki zuruͤck ge⸗ ogen. Ich hoffe, daß ich nach 2 Tagen jenes Corps erreichen und denen, in deren Verfolgung Sie, Herr General, begriffen sind, den Weg abschneiden werde. Benachrichtigen Sie mich also baldmöͤg⸗ ichst von Ihren Bewegungen. Alles brennt hier von unbegraͤnzter Begierde, sich fuͤr das Vaterland aufzuopfern. Ueberall ist man zum zefeng⸗ bereit. General Tyszkiewicz und Adam Soltan sind an meiner Seite; Grotowski ist Sar und mein Adjutant Potwo⸗ ronski von einer Kartaͤtsche schwer verwundet.“

9 Bericht des Generalissimus Skrzynezki, datirt aus War⸗ schau, vom 24. Juni: „Am 14ten d. M. begann die National⸗Ar⸗ mee eine offensive Operation gegen den die Wojewodschaften Pod⸗ lachien und Lublin innehabenden Feind; diese Operation hatte vor⸗ flalih zum Zweck, das in den Gegenden von Lublin stehende Ruͤ⸗ igersche Corys aufzuheben. Am 15ten war das Hauptquartier in Sienniza, wo ich mit den Reserven zuruͤckblieb, um einerseits die Expeditionen der Generale Jankowski und Rybinski und an⸗ dererseits Warschau geaen die Angriffe der feindlichen Haupt⸗ Armee zu decken. General Rybinski brach uͤber Wodynie und Domanice auf und nahm am 18. Zbuczyn und Siedlee ein, wo ihm ziemlich bedeutende Magazine in die Haͤnde fielen. Der schnelle Hücfus des Feindes naͤch dem Bug gestattete dem General Ry⸗ binski weder, dem Feinde eine Niederlage beizubringen, noch sich in eine fernere Verfolgung desselben einzulassen, wodurch er sich von dem uͤbrigen Theile unserer Armee entfernt haͤtte. Der General Jankowski, mit einer Infanterie⸗Division des Generals Muͤhlberg,

it einer Kavallerie⸗Division, unter dem Kommando des Generals Turmo, und General Romarino mit einem besonderen Corps waren beordert, sich nach Kozk ins Lublinsche zu begeben, um daselbst mit dieser uͤberwiegenden Macht den General iger anzugreifen und zu schlagen. Am 18. Juni nahm das Detaschement des Generals Jankowski, nachdem es einen Theil der sich dort befindenden Kosaken⸗Abtheilung zersprengt und einen beil zu Gefangenen gemacht hatte, die Stadt Lukow ein, woselbst zein ziemlich bedeutendes Magazin vorfand. Als der General Jankowski an demselben Tage in Gulow bei Adamow ankam, brachte er in Erfahrung, daß der Feind bei Lysobyki auf das rechte Ufer des Wieprz hinuͤbergegangen sey. Aus Besorgniß, daß derselbe ihm ent⸗ ommen möͤchte, theilte er sein ganzes Corps in kleine Detaschements, welche er in Kozk und auf dem Felde bei Ruda⸗Serkomel aufstellte. Der General Turno hingegen wurde mit 3 Bataillonen vom 3ten liger⸗Infanterie⸗Regiment, einem Grenadier⸗Bataillon vom aten sseur⸗Regiment und 3 Schwadronen des 7ten Uhlanen⸗Regi⸗ ments nebst 8 Kanonen von Adamow aus uͤber Gulowska⸗Wola und Budziska nach Lysobyki kommandirt. Schon bei Budziska be⸗ Fgnete General Turno mit dieser Macht, welche sich nicht üher 3000 Mann belief, am 19ten um 3 Uhr Morgens dem Feind, den er, auf die von Seiten des Generals Jankowski mit allen Kraͤf⸗ ten zu leistende Unterstuͤtzung rechnend, ohne Bedenken sogleich an⸗ grif. Dessenungeachtet zeigte sich unscrerseits gar keine Huͤlfe, waͤh⸗ rend das feindliche Corps theilweise auf mehr als 10,000 Mann an⸗ buchs; denn es war das ganze Ruͤdigersche Corps, dem General urno eine, sowohl fuͤr ihn selbst, als auch fuͤr die unter seinen Vefehlen fechtenden Truppen, hoͤchst ruhmvolle Schlacht lieferte. Der Kampf hoͤrte um 9 Uhr Morgens auf, und beide Parteien blie⸗ ben in ihren Stellungen. Endlich begab sich der General Turno, nachdem er ausdruͤcklichen Befehl zum Ruͤckzuge erhalten hatte, nach Czarna. Der Verlust des Generals Turno in diesem ruhmvollen Kampfe betraͤgt an Verwundeten und Todten 270 Mann, un⸗ ser denen sich 6 verwundete Offiziere befinden. Aber außer⸗ dem schlichen sich feindliche Abtheilungen zwischen die seistreuten gelonnen des Gencrals Jankowski ein und machten 2 Adjutanten, die dessen Befehle bei sich trugen, und den Quartiermeister⸗Major Butrym zu Gefangenen. Nach der vom General Turno gelie⸗ ferten Schlacht wurden an demselben Tage gegen Mittag alle unter em Kommando des Generals Jankowski befindliche Streitkraͤfte 8 Gulowska⸗Wola zusammengezogen; waͤhrend dessen vereinigte üͤdiger die seinigen bei Przytoczna. Der General Jankowski be⸗ 2 seinen Ruͤckzug nach Warschau, und General Ruͤdiger zog sich enfalls zuruͤck. Die Generale Jankowski und Bukowski sind begen ihres Verfahrens zur Verantwortung gezogen worden; auf etzterem lastet der Vorwurf, daß er, obgleich er mit seiner Kolonne 29 General Turno am naͤchsten stand, dennoch demselben beim jederhall des Kampf⸗Getdͤses nicht zu Huͤlfe gekommen ist.“

Nach einem Schreiben aus der Gegend von Kauen, vom 16.

Juni, meldet die Staats⸗Zeitu

: „In unseren drei ehema 91 „I xeatas ahe Hen b

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ligen Litthauischen Distrikten sind keine Russische Behörden mehr vorhanden; Kauen befindet sich seit einer Woche in den Händen der Insurgenten, und heute früh wird in einem Handelsbrief ge⸗ meldet, daß vom anderen Ufer des Niemen die Nachricht ange⸗ langt sey, die Insurgenten unter Oginski hätten Wilna genom⸗ men; dort seyen 4000 Gefangene in ihre Hände gefallen, und die Insurrection habe sich von Wilna nach Dünaburg fortge⸗ wälzt.“ (Vergl. dagegen unten die Nachrichten von der Litthaui⸗ schen Gränze.) Der Staats⸗Zeitung zufolge, sind jene von ihr mitgetheilten Nachrichten aus derselben Quelle eingegangen, durch welche die Berichte der Generale Gielgud und Chlapowski ange⸗ kommen sind; daher meint dieses Blatt, man dürfe glauben, daß sie authentisch sehen; übrigens ersehe man aus jenen Be⸗ richten, daß die Corps der beiden Generale mit einander kommu⸗ niceirten, und dies sey die beste Vorbedeutung für das Gelin⸗ gen der Operationen in jenen Gegenden. In ihrem letz⸗ ten Blatt sagt die Staats⸗Zeitung: „Als der Oberst⸗Lieute⸗ nant Zaliwski sah, daß den General Gielgud nur ein kleines Russisches Corps, bestehend aus 3 Kavallerie⸗Regimentern, ver⸗ folge, kehrte er wieder nach Mariampol zurück und beunruhigt die Russen immerwährend mit seinen Jägern. Am 16ten d. M. hatte er ste schon bis aus Raygrod herausgedrängt.“

Unterm 24sten d. M. meldete die Staats⸗Zeitung: „Privatbriefen aus Kozienice zufolge, hat General Chrzanowski am 20sten d. M. Lublin genommen.“ Am folgenden Tage be⸗ richtete dasselbe Blatt: „Die Generale Romarino und Chrza⸗ nowski haben sich am 23sten d. vereinigt. Lublin wurde durch Polnische Patrouillen eingenommen. General Rüdiger hat sich nach Lenczna zurückgezogen, wahrscheinlich um sich jenseits des Wieprz mit der in der Nähe von Zamose stehenden Diviston des Generals Kaissaroff zu vereinigen.“ Gestern dagegen sagt dieselbe Zeitung: „Aus dem auf einige Tage befreiten Lu⸗ blin sind viele Personen in Warschau angekommen. General he hge soll sich wieder über die Weichsel zurückgezogen

aben.

Die Warschauer Zeitung sagt, daß, laut einem von dem Postmeister aus Gora eingesandten Bericht, der General Rüdiger von Chrzanowski bei Lublin angegriffen und geschlagen worden sey, wobei die Polen 6000 Mann gefangen genommen und 8 Kanonen erobert hätten.

In der Staats⸗Zeitung besfindet sich eine Proclamation, welche der General Graf Toll, Stabs⸗Chef der Russischen Ar⸗ mee, unterm 12ten d. M. in Pultusk an die Polen erlassen hat, und die folgendermaßen lautet: „Bürger Polens! Nachdem die siegreiche Russische Armee das Sierawskische, Dwernizkische und Chrzanowskische Corps vernichtet und dem durch so viele Verluste geschwächten Heer der Rebellen bei Ostrolenka den To⸗ desstoß beigebracht hat, nähert sie sich Eurem Erbsitze, um die ruhigen Bewohner vor den gewaltsamen Requisttionen und Aus⸗ hebungen zu schützen, wodurch die Anführer der Meuterei Euch aufreiben, um ihre zügellosen Pläne zu unterstützen. Euer Schicksal hängt demnach von Euch selbst ab. Wenn Ihr Euch ruhig in Euren Häusern verhaltet und für baares Geld die Kriegs⸗Bedürfnisse bestmöglichst erleichtert, werdet Ihr Euch der von Eurem rechtmäßigen Monarchen in Seinem Maniseste und vom Feldmarschall Diebitsch⸗Sabalkanski in seiner Proclamation Euch kundgethanen Vortheile erfreuen; widrigenfalls hingegen, wenn Ihr bei der Hartnäckigkeit beharret, Euch empört und den Requisitionen der Rebellen Genüge leistet, ziehet Ihr auf Euch alle Unglücksfälle des Krieges und die von demselben unzertrenm⸗ lichen Verheerungen. So eben laufen Gerüchte ein, daß man Euch, um die unzähligen Verluste zu ersetzen, mit einer neuen Aushebung belastet; ich will Euch also Folgendes bekannt ma⸗ chen. Tausende von unschuldigen Opfern sind unter der Schärfe des Eisens gefallen, Viele leben in Gefangen⸗ schaft, in einer vom Vaterlande fernen Gegend; Tausende von Familien sind der letzten Stütze beraubt, und, kein Stückchen Brod besitzend, verfluchen siüe den Augenblick einer so unseligen Rebellion. Werfet die verderbliche Decke von Euren Augen, weiset Eure Tagesblätter, welche Siege verkünden, die nie statt⸗ gefunden haben, zurecht und überzeugt Euch, daß das Glück Eures Vaterlandes nur auf der schnellsten Beendigung der krie⸗ gerischen Operationen und auf der Großmuth Eures rechtmäßi⸗ gen Monarchen beruhen kann.“

Ferner enthält die Staatszeitung Folgendes: „General Toll hatte nur ein etwa 1200 Mannm starkes Kavallerie⸗Corps abgeschickt, welches von Wyszogrod durch Plozk und Dobrzyn der Weichsel sich näherte. Jetzt heißt es, daß General Toll sei⸗ nen Rückzug über die Narew beginne, um sich Bialystock zu nä⸗ hern und gegen die in Litthauen befindlichen Corps zu operiren. Es geht auch das Gerücht, daß der General⸗Adjutant Orloff bei seiner Abreise nach dem Tode des Feldmarschalls Diebitsch den Befehl hinterlassen habe, daß General Toll nicht eher etwas Ent⸗ scheidendes unternehmen solle, bis ihm weitere Befehle aus St. Petersburg zugingen. Des Nachts waren zwei Kosaken über die Weichsel gesetzt und bis Sochaczewo gelangt, wo unsere Bauern sie sogleich ergriffen. In Wyszogrod hatten die Israeli⸗ ten aus Dankbarkeit gegen die gerechte Amtsführung des dorti⸗ gen Bürgermeisters zu dessen Befreiung aus den Händen der Russen 600 Fl. zusammengebracht; ihr Vorhaben gelang ihnen, und der Bürgermeister wurde wieder freigelassen. Der Kom⸗ mission, welche über das Benehmen der Generale Jankowski und Bukowski das Urtheil fällen soll, wird der Divisions⸗Gene⸗ ral Kasimir Malachowski präsidiren.“

In der Warschauer Zeitung heißt es: „Das Betra⸗ gen des Generals Jankowski ist der Gegenstand des allgemeinen Gesprächs in der Hauptstadt; Viele klagen ihn des Hochverraths an. Als man dem General Bukowski zeigte, wie die Schwa⸗ dronen der feindlichen Kavallerie in einer Entsernung von 2 Wersten Pulver⸗Wagen mit Munition und unsere Regiments⸗ Kasse fortführten, schrieen die Soldaten mit Begeisterung: „Vorwärts! wir nehmen Alles wieder zurück und die Russen dazu.“ Doch General Bukowski soll darauf erwiedert haben: „Ich habe keine Befehle hierzu.“ Ueber beide Generale, heißt es, soll nach Kriegsrecht entschieden werden. 1

Der Geistliche Albert Szweykowski, ehemaliger Rektor der Warschauer Universttät, soll, dem Vernehmen nach, in kurzem zum Minister des öffentlichen Unterrichts, an die Stelle des ver⸗ storbenen Senators Buinski, ernannt worden.

Von der Litthauischen Gränze, 25. Juni. Ueber die Bewegungen der Insurgenten jenseits der Memel waren bisher so widersprechende Gerüchte in Umlauf, daß eine Meldung, die nur irgend als zuverlässig angesehen werden. konn⸗ te, ganz unmöglich war. Auch jetzt sind die Nachrichten, der unterbrochenen Communicationen halber immer noch nicht ganz sicher; doch geht aus deren Uebereinstimmung hervor, daß die Insurgenten nirgends den Erfolg gefunden zu haben scheinen, den sie sich von ihrer Expedition versprochen hatten. Nament⸗ lich haben dieselben in Szawle, wo sie von Kalinowski, der

durch 2000 Mann regulairer Truppen vom Gielgudschen Corps verstärkt worden war, angeführt wurden, einen bedeuten⸗ den Verlust erlitten. Sie wurden von einem ungefähr 6000 Mann starken Russischen Corps unter Anführung des Generals Schiermann und des Obersten Bartholomejeff aus dem Städt⸗ chen, das sie viermal hinter einander angriffen, zurückgedrängt. Die Russische Artillerie soll sich dabei ganz besonders wirksam gezeigt haben, so daß die Insurgenten über 2000 Mann an Todten und Verwundeten, unter denen sich die Insurgenten⸗Anführer von Jarud, von Hubarewicz, von Ostrowski und von Wittkowski befinden, verloren haben. Die Russischen Truppen haben sich seitdem in Szawle verschanzt und scheinen besonders diesen Punkt gegen jeden möglichen Angriff auf das Aeußerste vertheidigen zu wollen. Die Unternehmung der Insurgenten gegen die Gou⸗ vernements⸗Stadt Wilna soll ganz und gar mißglückt seyn, in⸗ dem General Chlapowski auf der einen und General Gielgud auf der anderen Seite geschlagen und zurückgedrängt worden. Der Kaiserl. Russische General⸗Adjutant von Tolstoi soll den Er⸗ steren und sein über 15,000 Mann starkes Corps ange⸗ griffen und dieselben bis auf einige Tausend Mann aufgerieben haben. General Gielgud, der auf der Straße nach Wilna schon sehr weit vorgedrungen war, soll, von den Russischen Truppen, die sich bei dem letztgenannten Orte koncentrirt hatten, gedrängt und auf dem Rückzuge begriffen, bereits wieder in Kaydany an⸗ gelangt seyn. Auch aus dem nördlichen Theile der Wojewodschaft Augustowo lauten die Nachrichten für die Insurgenten ungünstig. Der Insurgenten⸗Chef Puschet soll von den Russischen Truppen geschlagen und neuerdings schwer verwundet zum Corps des Ge⸗ nerals Gielgud gebracht worden seyn; dieses bedarf jedoch noch der Bestätigung, und nur so viel ist sicher, daß sich wiederum bei Wilkowiszki und Wirballen Russische Truppen⸗Abtheilungen gezeigt haben. Einem Schreiben aus Libau zufolge, sind da⸗ selbst 64 Stück Geschütz, von einem Truppen⸗Corps begleitet, ausgeschifft worden. Mehrere Russische Kriegsschiffe sind vor Libau stationirt. 4

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Schweden und Norwegen.

Stockholm, 21. Juni. Der König ist in letzter Woche

mehreremale nach Rosendal ausgefahren. Es wird nun gewöhnlich zweimal die Woche statt einmal Conseil gehalten, dagegen sind die sogenannten Staatsraths⸗Be⸗ reitungen vorläufig eingestellt, und es finden auch keine einzelne Vorträge vor dem Kronprinzen statt.

Der Anheimstellung der Reichsstände gemäß, hat die Regie⸗ rung nun beschlossen, daß die Seezoll⸗Gerichte von 1832 an auf⸗ hören und die dabei anhängigen Sachen unter die Rathhaus⸗ Gerichte kommen sollen. 9 1“

Deutschland.

München, 25. Juni. Auch in der 4g9sten und 50sten Sitzung der Kammer der Abgeordneten am 22. und 23. Juni wurden die Debatten über den Rechenschaftsdericht fortgesetzt; es sprachen im Ganzen 25 Mitglieder. Die Gegenstände, um welche die Berathung sich hauptsächlich drehte, waren auch dies⸗ mal wieder das Anerkennungsrecht der Stände überhaupt, dann die Anerkennung oder Verwerfung der vom Ausschuß beanstan⸗ deten Posten und endlich die verschiedenen in die einzelnen Zweige des Staatshaushalts einschlagenden Details. Das An⸗ erkennungsrecht wurde besonders von den Abgeordneten v. Korb und Schüler vertheidigt, durch v. Dresch und v. Harsdorf bestritten; nach der Letzteren Ansicht bleibt den Ständen bloß das Recht der Beschwerde oder Anklage offen, wozu aber hier kein genügender Anlaß vorliege; doch schlägt der Abgeordnete v. Hars⸗ dorf vor, bei der Staats⸗Regierung darauf anzutragen, daß die unzweckmäßig verwendeten Summen (wohin er aber nur einen Betrag von etwa 400,000 Fl. rechnet) der Staats⸗Kasse zurück ersetzt werden. Hinsichtlich der beanstandeten Posten waren die Meinungen getheilt; die wenigsten begutachtenden Stimmen fan⸗ den sich aber für die Ausgaben auf das Odeon und Kabinets⸗ Sekretariat. Als zu streichende Ausgabe wurden (vom Abgeord⸗ neten Schüler) auch die Hof⸗Pensionen von 207,000 Fl. bezeich⸗ net. Vielfältig unterstützt wurde der Wunsch auf Aufhebung des Lotto, Erleichterung der Ablösung von Grundlasten, Herabsetzung drückender Steuern, Ermäßigung der Zollsätze, Ermunterung ein⸗ zelner Industriezweige, Aufhebung der Sportel⸗Tantième der Rent⸗Beamten, Gehaltsverbesserung der Landgerichts⸗Assessoren, Einführung des Steuer⸗Definitivums zu Ausgleichung unverhalt⸗ nißmäßiger Belastung, Ausdehnung der Handels⸗Verträge u. s. w. Andere Wünsche betreffen die Abfassung des neuen Schulplans, Vermehrung des Ober⸗Appellations⸗Gerichts mit einem Senat und Errichtung einer eigenen Stelle zu Entscheidung der Kom⸗ petenz⸗Konflikte, Verminderung der Prachtbauten m der Resi⸗ denzstadt, Herabsetzung des Malz⸗Aufschlags und Aufhebung des Biersatzes, ꝛc.

Karlsruhe, 24. Juni. Der Königliche Französische Ge⸗ sandte am hiesigen Hofe, Hr. Graf von Bouillé, hat Sr. Königl. Hoheit dem Groß-⸗Herzog in einer vorgestern gehabten Privat⸗ Audienz, aus besonderem Auftrag Sr. Majestät des Königs der Franzosen, das Großkreuz des Oedens der Ehrenlegion für Se. Hoheit den Hrn. Markgrafen Withelm überreicht.

Kassel, 26. Juni. In der Sitzung der Stande⸗Ver⸗ sammlung vom 23sten d. entwickelte Hr. Eckhardt seinen An⸗ trag, die Staats-Regierung zu bitten, die versandeten und ver⸗ schlämmten Stellen des Fahrwassers der Werra sorgfältig unter⸗ suchen und Verfügung treffen zu lassen, um diese deste Wasser⸗ straße Kurhessens, woran die Wohlfahrt einer bedeutenden Ge⸗ bietsstrecke sich küpfe, in besserem Stande zu erhalten. Er setzte dann die Vortheile der Werra⸗Schifffahrt ins Licht und trug zugleich auf die Auswerfung eines Fonds an, aus welchem die Unterhaltungskosten der desfallsigen Wasserbau⸗Anstalten bestrit⸗ ten werden können, ohne erst jederzeit neue Bewilligungen ein⸗ holen zu müssen. Nach diesfälliger Debatte ward beschlossen, den Antrag zur geeigneten Berücksichtigung an die Staats⸗Re⸗ gierung zu überweisen, zugleich aber auch dem Finanz⸗Ausschusse Mittheilung davon zu machen.

Frankfurt a. M., 26. Juni. Die Course der Staatspapiere haben sich in letzter Woche nicht von dem Schlag erholt, der sie getroffen, als die Nachricht einging, Prinz Leopold habe die Belgische Krone abgelehnt. Obschon slch diese Angabe eigentlich gar nicht bestätigt hat, vielmehr die Englischen Zeitun⸗ gen noch die Hoffnung unterhalten, die Belgische Sache werde friedlich ausgehen, so stehen doch die Oesterreichischen Effekten fortwährend 2 bis 3 pCt. niedriger, als vor dem Verbreiten je⸗ nes unverbürgten Gerüchts. Wie die Dinge jetzt stehen, reicht eine ungünstige Nachricht hin, die Notirungen zu drücken, ohne daß später mit der Ursache auch die Wirkung aufhörte. Vom 20. bis 23. Juni war es übrigens am Papiermarkt ganz stille; bei der herrschenden Geschäftslostgkeit konnten sich auch keine Schwankungen in den Coursen ergeben; selbige blieben stationair, doch eher zum Weichen als Anziehen inklinirend, An effektiven