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Stücken und willigen Abgebern war kein Manßel, waͤhrend auch die von Wien kommenden Notirungen der Speculation keinen Aufschwung geben konnten. Am 24. Juni ward es etwas leb⸗ hafter, jedoch nur in dem Sinne, daß man auf Fve 2- gesun⸗ fener Rente⸗Notirung von Paris starke Partieen De erreichischer Effekten zum Verkauf an die Börse bringen sah, wodurch denn die 5proc. Metall. von 81 ⁄. auf 80 ⁄˙, die 4proc. von 70 ⁄. auf 69 ½., die Aetien von 1239. auf 1222,, die Partial von 115;. auf 115. heruntergingen. Gegen Ende der Börse zeigte sich je⸗ doch einiges Gesuch, und es trat eine kleine Besserung ein. Am 25. Junt erhielt man wieder etwas höhere Rente⸗Coͤurse, so wie die Gewißheit, daß das Sinken vom Tage zuvor keinen bewn4 Grund, als salsche Börsengerüchte, gehabt hatte. Darauf hin faßten auch unsere Haussters neuen. Muth und trieben die 5proc.
Metall. auf 81⁄, die 4proc. auf 69 ¼, die Actien auf 1233 und die Partial auf 115 ⁄.—
Der Inhalt der heute hier erwarteten Enaglischen rlaments⸗Eröffnungs⸗Rede wird nun bestimmen,
2₰ Lenr 9ane noch weiter steigen oder wieder zurückfallen sol⸗ lexn. Was in abgewichener Woche die Flauheit im Geschäfte unterhielt, war wohl auch die Nähe des Ultimo, wo die Gelder immer etwas theurer werden, und man daher besorgen muß, bei irgend einer ungünstigen Nachricht die Fonds bedeutend sin⸗ ien und die Uebernahmen in
Prolongation erschwert zu sehen. Von Zeitkäufen auf fixe Lieferung war wenig die
Rede; auf Ablieferung nach Wahl des Beziehers wurde einiges gemacht; man zahlte dabel die
5 und 4proc. Met. um 72 bis ½, die Aec⸗ tien um 2 bis 3 Fl. theurer, als pr. comptant. Zum Praämien⸗ geschäft bemerkte man geringe Neigung, nur in öproc. Metal⸗ liques und Bank⸗Actien wurde Einiges auf Ende August ge⸗ schlossen. In den Oesterreichischen Nebenpapieren war es fort— wahrend flill, solche sind immer am Markt zum Verkauf ausge⸗
boten, finden aber wenig Nehmer. Preußische Aproc. Staats⸗ Fo etschelne halten sich ohne Aenderung atif 91⁄¼1. In Hollän⸗ dischen Fonds war es gegen Ende der Woche etwas lebhaft. In den 2 proc. Integralen fanden mehrere Umsätze statt, in deren Folge sich auch der Cours auf 38¼ hob. Die Darmstadtschen, Nassauschen und Baierischen Staatspapiere blieben preisbehaup⸗ tend. Zu bproc. Meapolitanischen Obligationen machte sich An⸗ sangs der Woche Kauflust bemerklich, und wurde für dieses Ef⸗ sekt schon 64¼ bezahlt; später ging jedoch die Notirung der Pariser folgend — wieder auf 63 ¾ zurück. Polnische Loose wa⸗ ren in kleinen Posten zu 431⁄¼ begehrt. In Wechseln auf fremde Plätze war vergangene Woche über nur geringer Umsatz; die Course gingen zum Theil etwas zurück. Amsterdam k. S. war zu 137 ⅜, Hamburg k. S. zu 145 ½ und Paris k. S. zu 78 i½ zu haben. London 2 Monat fand zu 147 keine Nehmer. Das Diskonto steht fest auf 2 ½ pCt. fürs Jahr. MNachschrift. Man hat die Parlaments⸗ Eröffnungsrede heute Vormittag erhalten. Obschon in der einzigen, die auswaäͤr⸗ tigen Verhaͤltnisse namentlich Polen und Belgien betref⸗ senden Stelle die Hoffnung auf Erhaltung des Friedens ausge⸗ sprochen ist, so hat doch die Rede zu London, Paris und hier die Fonds nicht gehoben, sondern noch mehr gedrückt. Auch von Amsterdam kamen heute Notirungen, die ½ pCt. niedriger waren, als die vorigen. Unter diesen Umstaͤnden war hier das Geschäft flau.
Ddesterreich.
Wien, 25. Juni. Am 27. August v. J. wurde zu Was⸗ bington eine auf den Grundsätzen ganzlicher Schifffahrtsfreiheit und einer vollkommenen Reciprocität beruhende Handels⸗ und Schifffahrts⸗Convention zwischen der Kaiserl. Oesterreichischen Regierung und den Freistaaten von Nord⸗Amerika unterzeichnet; die Auswechselung der gegenseitigen Ratisseations⸗Urkunden hat ebendaselbst am 10. Febr. d. J. stattgefunden. In der heuti⸗ gen Hof⸗Zeitung wird die gedachte Convention, ihrem vollständi⸗ gen Iunhalte nach, zur offentlichen Kenntniß gebracht.
Die Agramer politische Zeitung vom 18ten d. M. ent⸗ halt Folgendes von der Bosnischen Gränze: „Zavalye nächst B ⸗ hacs, am 16sten Juni. Dem Bosnischen Wesir Ali Namik Pascha ist es gelungen, in Begleitung von ungefahr zwei Hun⸗ dert Bewaffneten seines eigenen Hosstaates, von Buszovaesa, enem vier Stunden von Travnik, auf der Straße von Sara⸗ sevo gelegenen Dors, allwo er von den Rebellen gesangen ge⸗ balten wurde, in der Nacht zu entkommen, und sich auf das Kai⸗ Konigl. Oesterrelchische Gebiet näaͤchst Imoczky zu retten. Von da begab er sich nach Stolacz, einem in der Herzego⸗ vina, mu seinem Paschalik geboörigen Schlosse. Dort will er semnen Aunbang durch diesenigen, die dem Großherrn. getreu ge⸗ blieben sind, verstarken, und sich sonach gegen Travnsk in Be⸗ wegung setzen. Dieses glückliche Ereigniß, daß naͤmlich Ali Mamitk Pascha der Haft sich zu enthieben wußte, so wie auch die Siege des Groß⸗Westrs, haben die Bosnischen Rebellen sehr be⸗ stüͤrgt: einige zeigen sich schon reuig, die wenigen treugebliebenen suchen idre Jahl zu vermehren, dagegen die entschiedenen Re⸗ vellen⸗ Hauptlinge um so mehr alle Kräfte zu sammeln bemuht nd, das Aeußerste zu wagen.”" Portugal.
Pariser Blatter melden aus Lissabon vom 8. Juni: „Der Telegrapd an der Barre signalisirte beute das aus einer Fregatte, hwet Korvetten und einer Brigg bestehende Franzosssche
Feschwader westtich vom Cap Roca. In der verwichenen Nacht gelaug es einer Portugiesischen von Cork kommenden Nacht, dem Beom Fimu, in den Taso einzulaufen. Seit dem aten sind drei Couriere nach Madrid abgesertigt worden. Hausig geben Englische Paket⸗Boote mit Depeschen aus dem Talo nach Eng⸗ land ab; gestern ging ein Paket⸗Boot derselben Mation vor Be lem vor Anker; die von demselden mitgebrachten Depeschen ver amlatten sofort eine Versammlung der Minister vn Palaste von
Queluz.“
serl.
KRärle. Die Schlesische Feitung gieht solgendes Privat⸗Sschrei en Auus Belgrad vem 13. Juni: „dins Momastir sind folgende neue Machrichten dierder gelangt: Nach der letzten Miederlage, welche die Armee des Pascha von Dkutart der Derben „Chane er tt, el, wie wir schon gemeldet daden, der großte Theil seiner Verbundeten von ihm ad. Diese, welche sodann in einem Derfe in der Naͤde von Perlepe eine Insammenkunst mit dem Groß⸗ Wesir datten, um idm idre Geizein zu ündergeben, sind folgende, aia. der Bristintit Jasa Pascha, der Ulskudlt, der SDeskovzalt, der Mramalt, der Dedossalt und der Aban von Welissow, Emimn Aga. Diese alle zusammen erbielten dierauf Besedt, seldst gegen den Pascha ven Skutari zu agtren und sind dis an die Granzen sei⸗ nes Paschaliks vorgertckt; vod ste dieselben schon üderschritten ba⸗ ben, ist noch nicht dekannt. Mustapda Pascha hat sich i Hanptstadt Seutari zurückgezegen und ist emsig de⸗ dieselbe zu verproviamtiren und in kraͤftigen Vertheidt⸗ ungsstand zu setzen. Unterdessen dat der Groß Wesir ge⸗ gen die dei Gorza unter dem Seodne des Seliktar Poda verfammmelten Unter⸗Albanesischen Redellen ein detrKchtliches Trup⸗ ven⸗Corps adgeschickt und von demselden auch schon die Meldung
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erhalten, daß es die Insurgenten total geschlagen, zerstreut und vier zugleich überschickte Häuptlinge gefangen genommen habe. Unter diesen, welche bereits auf dem Fischmarkte in Monastir enthauptet worden sind, befand sich namentlich der Plassali Hassan Bei (ein Neffe des Kiaga Bei des Groß⸗Wesirs, welcher zeshalb das Vertrauen der Pforte für sich, beim ersten Anlasse aber mit den Rebellen gemeinschaftliche Sache gemacht hatte) und Deli Jasso, der Sohn des Seliktar Poda, hat sich in den auf dem Gipfel eines unwegsamen Berges gelegenen, auf Jahre verproviantirten und unbezwinglichen Wohnsitz seines Vaters ge⸗ flüchtet. Von den dem Groß⸗Wesir aus Adrianopel zugeschickten Verstärkungen, treffen nun täglich Abtheilungen in Monastir ein, wonach der Groß⸗Wesir sich in den Stand gesetzt sieht, ein be⸗ sonderes Corps zur Unterwerfung Bosniens zu beordern.
11A11“ 8 s. n a n d. 1 1 1““ Berlin, 30. Juni. Die Königsberger Zeitung mel⸗
det: Des Königs Majestät haben nach Allerhöchster Kabinets⸗
Ordre vom 25. März 1831 der Dom⸗Kirche zu Königsberg in
Preußen in Bezug auf den früheren großen Reparatur⸗Bau und
zur Erfüllung des etatsmäßigen Bedarfs aufs neue ein Gna⸗
den⸗Geschenk von 9132 Thalern zu verwilligen geruht, nachdem schon vor einigen Jahren die Summe von 11,519 Thalern Aller⸗ gnädigst überwiesen worden war. Mit freudigem Danke ist die⸗ ses Gnaden⸗Geschenk des besten Königs empfangen worden, der, wie er so viele Kirchen erbaut, auch die herrlichen und ehrwür⸗ digen Gotteshäuser, welche die Vorzeit gründete, erhält. So oft sich die Gemeinde in frommer Andacht in dem alterthümlichen schönen Dom versammelt, betet sie in treuer Liebe für den wei⸗ sen und gütigen Landesvater, der sie auch in der bedrängtesten
Zeit nicht verließ und ihr ein Helfer in der Noth war. Dieses
Gnaden⸗Geschenk erhält aber jetzt für die Dom⸗Gemeinde noch
einen besonderen Werth, da es gerade in der Zeit verliehen
wurde, wo die 500jährige Feier der Gründung der Dom⸗Kirche bevorsteht. Im Jahre 1332 nämlich begann der fromme Bischof
Johannes von Samland den Bau des Doms, wozu er im fol⸗
genden Jahre die Zustimmung des Hochmeisters Luther von Braun⸗
schweig erhielt. Die Feier eines so seltenen Jubiläums kann um so freudiger begangen werden, als am Schlusse von fünf⸗ hundert Jahren die ehrwürdige Domkirche durch die landesvä⸗ terliche Kuld und Gnade des edlen Königs auf das schönste wieder hergestellt ist und kräftig den kommenden Jahrhunderten entgegentritt, um noch die spätesten Geschlechter zur gemeinschaft⸗ lichen Erbauung zu versammeln. Mannigfaltig und groß sind die Erimnerungen, die sich an diesen alterthümlichen Dom knü⸗ pfen. In ihm wurden die edlen Hochmeister des Deutschen Or⸗ dens nach Luther von Braunschweig beigesetzt. In ihm ruht er selbst, der unbescholtene Hochmeister Herzog Luther von Braun⸗ schweig, in ihm ruht Heinrich Reuß von Plauen und der letzte
Hochmeister und erste Herzog in Preußen, der unvergeßliche Al⸗
brecht, der Urheber der Reformation in Preußen. Hier ruht
auch Dr. Brismamnn, der erste evangelische Prediger, so wie in
Königsberg überhaupt, so auch bei dieser Kirche, hier ruht der
unsterbliche Kant und andere Männer und Frauen ruhmwürdi⸗
gen und gesegneten Andenkens. In dieser Kirche wurde vom
Dr. Brismann am 27sten September 1523 die erste evangelische
Predigt in Königsberg gehalten, in ihr wurde die Königl. Con⸗
firmation der Universttät 1560 verkündet, in ihr fanden zahl⸗
reiche akademische Feierlichkeiten und Promotionen statt. Und so soll denn auch das fünfhundertjährige Jubiläum des Doms
im nächsten Frühjahr auf eine würdige Weise begangen werden. — Die Königsberger Zeitung berichtigt die früher
von ihr mitgetheilte Nachricht über die Ankunft des Kaiserl.
Russischen Feldmarschalls Grafen Paskewitsch⸗Eriwanski in Me⸗
mel dahin, daß derselbe nicht von Libau, sondern von Peters⸗
burg aus mit dem Kaiserl. Dampfboot direkt in jener Stadt angelaugt war.
Ueber das (gestern von uns gemeldete) Ableben des Kö⸗ nigl. Wirklichen Geheimen Raths und Ober⸗Prasidenten von Pommern, Hru. Dr. Sack Excellenz, ist nachstehende Bekannt⸗ machung der Königl. Regierung zu Stettin erschienen:
„Heute srüh um halb zwei Uhr eutschlief sanft, in Folge eines Nervenschlages, der Königl. Wirkliche Geheime Rath und Ober⸗Präsident von Pommern, Ritter des rothen Adler⸗Ordens erster Klasse mit Eichenlaub und des eisernen Kreitzes, Hr. Dr. Johann August Sack Excellenz, in seinem 67sten Lebens⸗ sahre. Der Staat, welchem der Verewigte fast ein halbes Jahr⸗ hundert hindurch, unter der Regierung dreier Monarchen, selbst in den schwierigsten Verhaltnissen, mit unerschütterlicher Treue, Ausdauer und seltener Auzeichnung diente, verliert in ihm einen seiner bewährtesten Staatsdiener; die Provinz Pommern, wel⸗ cher er sunszehn Jahre hindurch vorstand, einen ihr unvergeßlichen Wohlthäter, dem sie mit inniger und allgemeiner Liebe zuge⸗ han war; wir aber einen eben so kraftigen als guti⸗ gen Chef und einen treuen und vaäͤterlichen Freund. Was der Verstorbene in seinem langen und vielbewegten Leden segens⸗ reich leistete, was sein krastiger und religioser Sinn, seine uner⸗ müdete Thatigkeit und sein reiches, alle Menschen mit Wohl⸗ wollen umsassendes Gemuth sur den Staat und namentlich fur das Beste der ihm anvertraut gewesenen Provinz Pommern und deren Bewohner wirkte: das sichert ihm ein dankbares und ehrendes Andenken bei unsern Nachkommen und eme Stelle in der Reihe unserer ausgezeichneten Staats⸗Maͤnner. SWStettin, den 28. Juni 1831.
Die Regierung..
So ebrenvoll und berzlich die Theilnahme der Koͤnigl. Re⸗ gierung sich in vorstehender Bekanntmachung ausspricht, eben so außert sich dieselbe üuberall. Die Trauer (schreibt man aus Stettin) ist eine wahrhaft allgemeine, Jedermann deklagt den
8 .
8 g.
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väterlich gessunten Vorstehers der Provinz und zahllos sind die Thranen des innigsten Dankes, die von so manchen Bedrangten sur die ihnen von ihm im Stillen geleistete Hülse vergossen werden.
Die Wiener Feitung meldet: Nach den an die Sani⸗ täͤts Hos⸗Kommissien eingelangten Berichten dat die Cholera un Chertkower und Tarnopoler Kreise, wo sie srüher am deftigsten gewüthet hatte, dedeutend nachgelasfen. Die Stadt Czernowitz ist als der Außerste Punkt der Bukowina anzuseden, üder wel chen dinans das Uedel sich nicht weiter nach Suden erstreckt. Dasegen sind die Kreise IFlocesow, Kolomea, Stanislan, Brze⸗ zan, WBiry und Lemderg davon desallen.
Kürzlich zeigte sich die Cbolera auch in Przemwsl und Ja
roslaw.
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Elhbinger do.
berben Verlust des hochverehrten Staats⸗Mannes und verewigten
“
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Nachstehendes ist die Uebersicht der vöon der epidemisch Brechruhr ergriffenen Kreise Galiziens vom ersten Ausbruche⸗ Krankheit im vorigen Winter angefangen, und zwar in An hung der Personen. vom Civilstande bis zum 4. Juni l. J. (üh sichtlich der Stadt Lemberg bis zum 15. Juni), in Ansehm, der in den Galizischen Militair⸗Spitälern behandelten Indiv duen bis zum 10. Juni. 1
1
Name des Krei ses.
Hiervon sind
d. ergriffenen Ortschaften. Gesammt zahl der Kranken handlung verbliebene fSerazmz Ee-
genesen. gestorb.
In der Be⸗
A. Beim Civi
4596 5 15 4 280 . 107 165 91 9 8 13 420 z. 548 724 530 167 1262 556 488
— 8227 -
—. ☛‿ ₰ —
Czortkow .
Gthh. . Brzezan... Stanislau . Zolkiew ... Zloczow... 1614 Kolomea .. 1421 Tarnopol.. 3306 Bulowina...... 593 334 220 39 Lemberg, Hauptstadt 1471 192 714 565
Gesammtzahl 18308]/ 7997 6838 / 3770 3 B. Beim Militair.
Czortkow .. .. 5 28 IGh . . 135 2
Kolomea 55 2
Lemberg, Kreis 3 winkbwina.. 5 4 R.ZL 1 ꝙ 35 17 11““” 169 68 Lemberg, Stadt .. 33 12
Gesammtzahl bei dem Militair. beim Civile.
Gesammtzahl bei dem Civile u. Militaeir. — [18748] 8128 ] 7009 3611
Die Spuren der Cholera in Przemyfl und Jaroslaw haben die Galizische Provinzial⸗Sanitäts⸗Kommisston bewogen, dar Cordon vom San⸗Flusse an die Wisloca über Brzostek, Jast und Zmygrod zurückzuziehen und Kontumaz⸗Anstalten in Piltm⸗ und Dukla zu errichten.
Von Ungarischer Seite sind gegen Galizien Kontumaz⸗Am⸗ stalten zu Körösmezö in der Marmaroscher, zu Vereczke in da Beregher, zu Komarnik in der Sarosser Gespanschaft, dann uü Neumarkt auf Galizischem Boden aufgestellt worden.
8810 35 479 470 109
64 4
56618
440
18308
131 7997
171 6838
138 3473
Königliche Schauspiele. Freitag, 1. Juli. Im Opernhause: Jessonda, Oper ne 3 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von L. Spohr. (Mad. Seir⸗ ler: Jessonda; Fräul. v. Schätzel: Amazili.) Zu dieser Oper bleiben die bereits gekauften und mit „Mitr woch“ bezeichneten Opernhaus⸗Billets gültig.
Königstädtisches Theater.
Freitag, 1. Juli. Zum erstenmale wiederholt: Bis Mis
ternacht, Posse in 3 Akten, nach dem Französischen, von Julius
von Ribitsch. Hierauf: Der Dachdecker, komisches Gemalde i 5 Rahmen, von L. Angely.
Be. I 1. . BBS85.
u6“ Den 30. Juni 1831. 88 Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Cour
. Brief.] Geld.] [ZfBries. Ul neasv. ev
¹ n St.-Schuld-Sch.] 4 90 ¾8 90 ½¼ Ostpr. Pfandbrt. — 9 Pr. Engl. Anl. 18, 5 99 ¾ 99 ⅔ [Pomm. Pfandbrf. 1⁰ Pr. Engl. Anl. 22 5 — 96 ¼ Kur- u. Neum. do. 1049 Pr. Engl. Obl. 30 8t [Schlesische do. 906 [105† Kurm. Obl. m. J. C. Rkst. C. d. K.- u. N. 54 — Neum. Int. Sch. do Z.-Sch. d. K.- u. N. 8 — Berl. Stadt-Oblig. königsbg. do.
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Holl. vollw. Duk.
Neue dito 19 ½ —
Friedrichsd'or. . 13 ½⅜ 121
Disconto. . .. 4 —
Preu /S. Cour. HIzmhthe
Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr. Grofshz. Pos. do. 96 ⅔ IArammeÜemehaegen
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250 Fl. Nkurz 2 Mt. Kurz 2 Mt. 3 M. Mt. Mi. Mt. Mt.
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dito 8 London Paris Wien in 20 Xr. 565 b Augsburg 1 Breslau Leipzig Tage
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Petersburg Woch. Warschau urz
Auswäürtige Börsen.
Hamburg, Z28. Juni.
Oesterr. Sproc. Metall. 82. 4proc. 70. Bank-Actien 1⁰³⁷⁷
Russ. Engl. Anl. S*. Russ. Anl. Hamb. Cert. 85. Poln. 86 ¼. Dan. 59% Wien, 25. Juni.
5proc. Metall. 80 Aproc. 69. Part.-Obl. 114 ½. Bank-Actien 102
auppee
NEUESTE BERSEN-NACHRICHTEN.
Paris, A. Juni. öproc. Rente pr. compt. 89. 25. flf cour. 89. 30. 3proc. pr. compt. 61. 20. fin cour. 61. 25. 5proc. neue Anleide der 120 Mill. 89. 25. 5proc. Neapol. f1 cour. 69. 15. öproc. Span. Rente perp. 52 ¾.
Frankfurt a. M., V.
Aproc. 69 ¼. 69 ¾. 2%proc. 42 ¼. 1proc. 18 ½. Br. Bank⸗Att⸗ 1229. Partial⸗Odlig. 115 ½. 115 ¾. Loose zu 100 Fl. 156
Loose 42%. 42.
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Redacteur John. Mitredacteur Cottel. ℳ* —::s
Gedruckt dei A. W. Hayn.
Juni. Oesterr. ö5proc. Metall. 80¾8—
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Amtliche Nachrichten. 114A4“
Seine Majestät der König haben dem bisherigen Polizei⸗ Präsidenten, Major von Esebeck zu Berlin, den St. Johan⸗ niter⸗Orden zu verleihen geruht.
Der Notariats⸗Kandidat Johann Baptist Burckhardt
zum Notar im Friedensgerichts⸗Bezirke Duttweiler, Landge⸗
echts⸗Bezirks Trier, mit Anweisung seines Wohnorts in St. Jo⸗ hann⸗Saarbrücken bestellt worden.
Angekommen: Der Kurfürstl. Hessische Geheime Rath nd Vorstand des Ministeriums des Innern, Rieß, von Kassel.
Abgereist: Der Kaiserl. Russische Rittmeister, Graf zu Solms⸗Laubach, als Courier über Thorn, nach dem Kaiserl. Russischen Hauptquartier. 18
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St. Petersburg, 22. Juni. Am letzten Sonntage, den gten d. M., hatten Herr Magennis von der Englischen Ge⸗ andrschaft, der Graf von Mornay, Französtscher Reisender, und ber Major von Alvensleben, Gesandter des Herzogs von Koburg, die Ehre, Sr. Maj. dem Kaiser im Lustschlosse auf der Jelagin⸗ Ensel vorgestellt zu werden. Der Französische General⸗Konsul Baron v. Malvirade, der seinen Posten verläßt, hatte hierauf die Ehre, bei Sr. Kaiserlichen Maj. die Abschieds⸗Audienz zu rhalten. Der bei der Kaiserlichen Suite stehende General⸗Major von Berg hat für seine Tapferkeit in den Gefechten gegen das vor⸗
malige Dwernizkische Detaschement, und besonders für die wohl⸗
husgeführte Entwaffnung desselben, den St. Annen⸗Orden erster Klasse mit der Kaiserlichen Krone empfangen.
Der Kommandirende der ganzen Infanterie des Gardecorps, meral⸗Adjudant und General⸗Lieutenant von Byström, ist zum Froßkreuz des St. Georgen⸗Ordens zweiter Klasse und der Ge⸗ geras⸗-Major Scheremetieff zum Großkreuz des St. Wladimir⸗ chens zweiter Klasse ernannt worden.
Ein Kaiserliches Manifest enthält die Bestimmung, daß us Großherzogthum Finnland in 8 Gouvernements eingetheilt eden soll, nämlich in die Gouvernements: Neuland, Abo, Kawasthus, Wiburg, St. Michael, Kuopio, Wasa und Allea⸗ org. bem 18ten d. M. um Mittagszeit gerieth in dem hiesigen tadttheile Wassily⸗Ostroff ein hölzernes Haus in Brand. ie Dürre und ein frisch wehender Wind verbreiteten, aller Anstren⸗ ungen von Seiten der Lösch⸗Anstalten ungeachtet, die Feuers⸗ runst mit reißender Schnelligkeit über die nahe gelegenen Ge⸗ üꝛude, so daß 9 Häuser, unter denen 3 große steinerne, ein sFaub der Flammen wurden. Se. Majestat der Kaiser fand ch bald nach dem Ausbruche des Feuers ein, war selbst überall ggenwärtig, ohne der furchtbaren Glut und der stürzenden krimmer zu achten, hemmte durch zweckmäßige Anordnungen ge Wuth des Feuers, ermuthigte durch sein erhabenes Beispiel Ceden in seiner Pflichterfüllung und verbreitete Trost und Zu⸗ belicht um sich her.
Zur Wiederherstelluug der gehörigen Ordnung im Gouverne⸗ nent Wilna wird, einem Allerhöchsten Befehl zufolge, in den ¹ Samogitischen Kreisen desselben eine besondere temporäre Civil⸗ Verwaltung errichtet werden, die, unter einem provisorischen bbiets⸗Chef, ihren Sitz in der Stadt Telsz haben soll. In je⸗ sem der erwähnten 4 Kreise ist, diesem Befehle gemäß, der Be⸗ ehlshaber des Truppen⸗Detaschements, das in jedem Kreise ver⸗ bleiben soll, nach der Bestimmung des Ober⸗Befehlshabers der Reserve⸗Armee zu ernennen, ihm die dortige Stadt⸗ und Land⸗ polizei unterzuordnen und er selbst in unmittelbare Dependenz bon dem Gebiets⸗Chef zu stellen. In den erwähnten Kreisen ollen unverzüglich Russische zuverlässige Beamte als Stadt⸗ Zefehlshaber und Kreis⸗Hauptleute angestellt, zu Besitzern der Nie⸗ her⸗Landgerichte aber, aus der Zahl der Beamten und Edelleute des rtes, diejenigen gewahlt werden, die keinen Theil an dem Auf⸗ kande genommen haben oder wenigstens eine aufrichtige und vohlmeinende Reue bezeugen. Schließlich soll es den höchsten ttsbehörden anheimgestellt seyn, die Ernennung von militairi⸗ chen Kreis⸗Chefs nach ihrer Einsicht auch auf andere Kreise des Pouvernements Wilna auszudehnen, die nach den darüber ein⸗ ehenden Nachrichten nicht als völlig von Aufwieglern gesäubert igesehen werden können, und auch selbst auf Kreise anderer Polnischer Gonvernements, wo es nöthig erscheinen dürfte; mit em Vorbehalt jedoch, daß die in letzteren einzusetzenden Kreis⸗ hefs sich mit ihren Berichten, in eigentlicher Beziehung auf die idil⸗Verwaltung, an den Gouverneur zu wenden haben.
Einem öffentlich bekannt gemachten Berichte der hiestgen Gefängniß⸗Gesellschaft“ zufolge, betrug die Einnahme dersel⸗ en vom 1sten Jan. 1830 an bis zum s1sten Mai d. J. 11,401 ubel. Vermittelst einer Summe von 8813 Rubeln kaufte sie 7 für Schulden Verhaftete los, denen von ihren Gläubigern 640 Rubel nachgelassen worden waren. In Kronstadt waren bis zum 16ten d. M. 555 Schiffe ingelaufen und 270 abgesegelt; in Archangel waren bis zum ten d. M. 106 Schiffe angekommen. Im Weißen Meere atte das Eis 3 Englische Schiffe zertrümmert; die Mannschaft ar gerettet worden.
Odessa, 10. Juni. Das zwischen hier und Konstantinopel ahrende Dampfboot die „Newa“ kehrte von dort nach einer 9tägi⸗ Abwesenheit wieder hierher zurück und brachte goldene Qua⸗ rupeln, Piaster, Edelsteine, Orientalische Perlen, Seide, Kaffee,
Berlin, Sonnabend den 2 ten Jul
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Leinen⸗Waaren, Tuch, Mastix und verschiedene andere Waaren mit, nachdem es nur 53 Stunden unterweges gewesen war. Diese schnelle und regelmäßige Verbindung mit Konstantinopel wird von dem hiesigen Handelsstande dankbar anerkannt. vé “ 6 „Warschau, 27. Juni. Bei Beginn der Sitzung der ver⸗ einigten Kammern am 25. d. M. gab der neu eingeführte Repräsentant für Luzk, Herr Godebski, zuerst eine Schilde⸗ rung der Insurrection in Wolhynien. Hierauf nahm der De⸗ putirte Zwierkowski in einer Präliminar⸗Angelegenheit das Wort und trug darauf an, daß die Generale, welche während 9 letzten militairischen Operationen das Corps des Generals üdiger hätten entkommen lassen, zur Verantwortung gezogen würden. Dieser Antrag wurde sehr heftig von dem Deputirten Gumowski unterstützt, der außerdem noch forderte, daß man auch zur gerichtlichen Untersuchung der Vorwürfe schreiten solle, die auf denjenigen Generalen lasteten, welche daran Schuld ge⸗ wesen, daß Radom früher von den Russen eingenommen wor⸗ den; derjenigen ferner, welche während der Schlacht bei Iganie nicht, wie ihnen anbefohlen worden, mit der nöthigen Unterstüz⸗ zung herbeigeeilt wären; welche zugelassen hätten, daß der Feld⸗ marschall Diebitsch sich ungehindert mit seinen ganzen Streit⸗ kräften nach Ostrolenka hinziehen konnte; endlich welche durch ir⸗ rige Meldungen, daß der Feind nachher über die Narew gegan⸗ gen sey, die Pläne des Generalisstmus zerstört hätten, und An⸗ dere. Der Landbote Jasinski erklärte als Ergänzung jenes Antrages, daß die Kammern ausdrücklich vom Generalissimus fordern müßten, er solle die Generale Dziekonski, Stryjens⸗ ki, Uminski, Ambrosius E1““ und Bukowski zu gerichtlicher Verantwortung ziehen. Der Deputirte Wiszniewskiaber verlangte, es solle nach den Namen der angeführ⸗ ten Generale noch: „und Andere“ hinzugefügt werden, indem er be⸗ hauptete, daß es schwierig sey, die Vergehungen aller Einzelnen ausfindig zu machen, und daß man es daher dem Gutachten des Generalissimus überlassen müsse, diejenigen zu bezeichnen, welche sich zu verantworten hätten. Es erfolgten hierauf lange Ver⸗ handlungen über diesen Gegenstand, wobei unter Anderem ange⸗ führt wurde, daß in vielen Fällen die bloße Entlassung der Mi⸗ litairs für Vergehen, welche sie sich während des Krieges zu Schulden kommen ließen, keine hinlängliche Genugthuung für die allgemeine Sache sey; daß die gerichtliche Verantwortung bei einer solchen Lage der Dinge nicht nur für die öffentliche Sache, sondern auch für sie selbst erwünscht seyn müsse, indem sie ih⸗ nen die Gelegenheit verschaffe, sich von Vorwürfen zu reinigen, die vielleicht ungerechter Weise auf ihnen lasteten; daß es gewiß viele dem Kriegsdienst entzogene Generale gebe, hinsichtlich deren die Kammern vollständige Aufschlüsse wünschen möch⸗ ten, wie unter Anderen hinsichtlich der Generale Kruko⸗ wiezki und Szembek. Endlich beschlossen die Kam⸗ mern mit einer Majorität von 46 gegen 22 Stimmen, daß bei der Vorstellung an den Generalissimus die Generale nicht namentlich bezeichnet werden sollten. In Beziehung auf die Hauptfrage, nämlich ob man von dem Generalisstmus fordern solle, die Generale, welche bei Erfüllung ihrer Pflichten Fehler begangen hätten, vor Gericht zu stellen, oder nicht, behauptete der Kriegsminister, daß nachtheilige Resultate der Operatio⸗ nen eines Commandeurs, welche von dessen böser Absicht herrühr⸗ ten, von den bloß zufällig erfolgten unterschieden werden müßten, und daß es deshalb nicht angemessen sey, einen General, der schuldig zu seyn scheine, geradezu anzuklagen, sondern daß man die Entscheidung darüber ganz der Einsicht des Generalissimus selbst überlassen müsse. Diesen Antrag unterstützte der Deputirte Wolowski, indem er sich auf einen Reichstagsbeschluß berief, der die Rechte des Generalissimus bestimme, und kraft dessen es demselben allein zustehe, Militair⸗Personen vor Gericht zu stellen. Diese Ansicht wurde von der Majorität der Kammern getheilt, in Folge dessen man beschloß, den Generalisstmus, indem man ihm durch Vermittelung der National⸗Regierung den Auszug aus dem Protokoll dieser Sitzung übersende, zugleich aufzufor⸗ dern, daß er unverzüglich die Umstände hinsichtlich des Verfah⸗ rens der angeklagten Generale untersuchen lassen und die Kam⸗ mern von dem Erfolg dieser Untersuchung benachrichtigen solle. Der Kriegsminister legte demnächst einen Gesetz⸗Entwurf vor, dem zufolge alle zum Kriegsdienst taugliche Pferde im gan⸗ zen Lande als öffentliches Eigenthum in Beschlag genommen werden sollen, und zwar für eine Vergütigung nach derselben Art und Weise, wie bei der Getreide⸗Requisition. Da sich alle Mitglieder einstimmig für die Annahme des Entwurfs erklärten, so wurde nur über die einzelnen Artikel verhandelt und folgende Modificationen darin vorgenommen: daß die Post⸗, Fuhrmanns⸗ und alle vom Ausland eingeführte Pferde von der Requisition ausgeschlossen und statt deren alle Pferde, wenn ihr Werth auch 600 Fl. überstiege, darin begriffen werden sollten.
Durch einen Tagesbefehl vom 15ten d. M. hat der Gene⸗ ralissimus im Hauptquartier Praga mehrere Beförderungen in der Armee vorgenommen und unter Andexem den Oberst Szy⸗ dlowski zum Chef des dem Generalissimus attachirten Stabes eruannt. Durch einen anderen Tagesbefehl vom 18ten d. M., in Sienniza erlassen, giebt derselbe den Militairs einen Verweis darüber, daß sie ihn selbst oder den Chef des Generalstabes mit Gesuchen belästigen, und befiehlt ihnen, sich an die betreffenden Behörden zu wenden.
Die National⸗Regierung hat mum das Aufgebot an die letzte Reserve, wie sie durch Verordnung vom 17ten Febr. d. J. be⸗ schlossen worden, ergehen lassen. Zu diesem allgemeinen Land⸗ sturm gehört die sämmtliche mänmnliche Bevöll. ung von 17 bis 50 Jahren. Edelleute und Pächter, welche im Stande sind, sich mit Pferden zu versorgen, werden die Kavallerie bilden; alle andere hingegen gehören zur Infanterie. Die Bewaffnung der Kavallerie soll aus Piken, Säbeln oder Pistolen bestehen; die der Infanterie aus Sensen, Piken und Büchsen, insofern Je⸗ mand letztere besitzt. In jeder Wojewodschaft ernennt die Na⸗
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tional⸗Regierung einen Chef des Landsturms. Dieser
dann Hauptleute für die Distrikte, Bezirke und Kirchspiele. Das Kriegs⸗Ministerium wird den Chefs der Wojewodschaften und Distrikte so viel als möglich Offiziere zur Hülfe zustellen. Fur das Aufgebot eines jeden Kirchspiels soll ein Ortsgeistlicher, Propst oder Vikarius durch die Wahl des Hauptmanns ernannt werden. Die Israelitische Bevölkerung ist vom Landsturm nicht ausgeschlossen. Der Landsturm soll sich in den von den betref⸗ fenden Chefs angezeigten Orten versammeln, entweder auf deren Befehl, oder auf allgemeines Allarmzeichen. Wer dem Feinde Beute abnimmt, darf dieselbe, wenn er will, für sich behalten. Dieselben Belohnungen, welche für das Militair bestimmt worden sind, sollen auch denjenigen aus dem Landsturm, welche sich besonders auszeichnen oder in Folge erhaltener Wunden verstümmelt werden, so wie den Witwen der Gebliebenen, zu Theil werden. Von dem Augen⸗ blick an, wo ein Jeder in den Landsturm eintritt, wird er als Soldat betrachtet und in Uebertretungsfällen den Kriegsgerichten überliefert. Wer sich zum allgemeinen Landsturm nicht stellt, soll eben so betrachtet werden, wie derjenige, welcher sich der Conscrip⸗ tion entzieht. Derjenige hingegen, welcher die Reihen des Land⸗ sturms verläßt, soll als Deserteur betrachtet werden. Die Ver⸗ gehungen gegen die Disciplin werden nach dem militairischen Strafgesetz geahndet. Jeder zum Landsturm Gehörende muß auf 8 Tage mit Lebensmitteln versehen seyn. Das Kriegs⸗Ministe⸗ rium wird außerdem noch besondere Instructionen für den allge⸗ meinen Landsturm herausgeben, und für den Land sturm in der Hauptstadt wird noch eine abgesonderte Verordnung erlassen wer⸗ den. Die gegenwärtige Verordnung läßt die Regierung durch Cirkulare und von den Kanzeln herab im ganzen Lande bekannt machen, und mit Vollziehung derselben und Organisation des Landsturms sind die Ministerien des Innern und des Krieges beauftragt.
2 Einigen zwanzig jungen Bürgern aus Podolien, sagt die Warschauer Zeitung, sey es gelungen, sich nach Polen durchzuschlagen und am 23sten nach Waͤrschau zu entkommen, wo sie versichert hätten, daß das ganze Gouvernement von Kijow im Aufstand bexgriffen sey.
Ueber die Expedition gegen das Corps des Generals Rüdi⸗ ger enthält die Staats⸗Zelitung folgende nähere Nachrichten aus dem Briefe eines Offiziers höheren Ranges in dem Corps, welches General Jankowski kommandirte: „Aus dem Feldlager bei Laskarzew. Unsere Expedition, die einen glänzenden Er⸗ folg hätte haben können, hat uns mit Betrübniß und Unmuth erfüllt. Voll von Freude und Hoffnung, den General Rüdiger zu schlagen, eilen wir nach Kozk; unterweges, in Stoczek, über⸗ nimmt zu unserem Unheil General Jankowski das Kommando. Wir sollten über den Wieprz setzen, um dort dem -General Rü⸗ diger zu begegnen und ihn mit überlegener Macht zu umringen; da kömmt er uns plötzlich, man weiß nicht, in welcher Absicht, selbst in den Weg. Einige vom Major Kaminski bei Serokomla gefangen genommene Soldaten sagen dem General, daß der Feind bei Lysobyki mit 6000 Mann Infanterie, 4 Regimentern Ka⸗ vallerie und 10 Geschützen über den Wieprz gegangen seyh. Ge⸗ neral Jankowskt hält nun einen Kriegsrath, in welchem, wahrscheinlich nach der Angabe des Majors Breza vom Quartiermeisterstabe, folgender Plan angenommen wurde: General Turno sollte von der Front in der Richtung von Serokomla her angreifen, General Jankowski ihm auf den ersten Kanonenschuß mit ansehnlichen Streitkräften zu Hülfe eilen, das Corps des Generals Romarino auf den linken Flügel und der General Bukowski, der als Vorhut gegen einen Angriff in Kolk stand, von Bialobrzegi aus auf den rechten Flügel ein⸗ dringen. Auf diese Weise ware der Feind binnen wenigen Stun⸗ den aufgerieben worden, selbst wenn er den Rest seines Corps an sich gezogen hätte, da wir nicht nur eine ihm überlegene Macht besaßen, sondern auch die Moralität unserer Soldaten aus⸗ gezeichnet war, wie es der Angriff des Generals Turno bewies. Diese ganze Combination, deren Ausführung General Jankowski sich vorbehalten hatte, zerfloß jedoch in Nichts. — Turno, ge⸗ wissenhaft in Erfüllung des Plans, greift mit großer Heftigkeit den fast dreimal stärkeren Feind an und behauptet sich, indem er von 3 Seiten Hülfe erwartet, unter dem heftigsten Kanonen⸗ und Tirailleur-Feuer und wiewohl selbst im Rücken aus dem Walde her von der Russischen Infanterie angegriffen; in dieser Lage, wo unsererseits ein einziges Infanterie⸗Regiment, das 3te Jäger⸗Regiment, mit wahrhaftem Heldenmuth der gan⸗ zen seindlichen Infanterie Widerstand leistete, verharrt dieser Ge⸗ neral 6 Stunden hindurch — wahrend unterdessen die Generale Jankowski und Bukowski, welche etwa 6 Werst von ihm ent⸗ fernt standen, vorzüglich der Letztere, der 16 Schwadronen und einige Geschütze bei sich hatte und das Feuer der Kanonen fast sehen mußte, in völliger Unthätigkeit bleiben. Ja noch mehr; während der General Turno angreift, bewegt sich die Arrieère⸗ Garde des Feindes aus ihrer Stellung zwischen die Corps der Generale Jankowski und Bukowski hin, nimmt ungefähr 3 Werst von dem Stab des Corps Ammunition, Gepäack und eine Kasse, die man ohne allen Schutz gelassen hatte, weg, und die Kosaken, welche sich versteckt heranschleichen, ergreifen die abgeschickten Ad⸗ jutanten. General Turno zeigte sich, wie es einem Polen geziemt, tapfer und edel; er kämpfte unerschrocken, wiewohl er ohne Hülfe ge⸗ lassen wurde; endlich erhält er, so wie der General Romarino, der eben unterweges war, um ihm sein Corps zur Unterstützung herbeizuführen, den definitiven Befehl, sich zurückzuziehen. Und um das Ganze zu krönen, läßt man bei dem Rückzuge 300 Ka⸗ valleristen in Kozk zurück, als wollte man sie mit Absicht dem Verderben preisgeben, da sie von einem feindlichen Kavallerie⸗ Regiment, 2 Bataillons Infanterie und 2 Geschützen umringt waren und nur durch ein seltenes Glück den erstaunten Russen ohne Verlust zu entkommen vermochten. General Rüdiger wird wahrlich vor Verwunderung gar nicht zu sich kommen können daß er, nachdem er ein solches Wagestück unternommen, auf drei Seiten von überlegenen Streitkräften umgeben, den Fluß und Sümpfe im Rücken, im Stande war, sich zurückzuziehen und einer gänzlichen Niederlage zu entgehen. Unser ganzes Corps
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