wird sle für unmöglich halten.
gorod von neuem gezeigt.
den von 5 Befallenen 3 gestorben.
Rorwegischen, 9 Englischen, 8 Hannöverschen, 4 Oldenburgischen, 17 Niederländischen und 1 Nord⸗Amerikanischen, und die ausge⸗ gangenen in 256 Preußischen, 8 Schwedischen, 5 Norwegischen, 8 Engalischen, 1 Hannöverschen, 3 Oldenburgischen, 17 Nieder⸗ ländischen Schiffen und 1 Nord⸗Amerikaner. — Aus Russischen und Französischen Häfen sind keine Schiffe eingegangen.
Der Messager des Chambres hat sich verleiten lassen, in seinem Heieügn 18. Föhn ein angebliches Schreiben aus Ber⸗ lin aufzunehmen, auf welches wir, wie auf ähnliche böswillige Entstellungen, nichts erwiedern würden, wäre nicht am Schlusse die⸗ ses Schreibens eben so frech als grunelos echem Prinzen des Königlichen Hauses eine Aeußerung in den Mund gelegt, welche zwar schon an sich aller inneren Wahrscheinlichkeit ermangelt, je⸗ doch in Betracht derjenigen Leser, die den gehaltenen Cha⸗ rakter und gemessenen Sinn des Prinzen näher zu kennen keine Gelegenheit haben, eine bestimmte Erklärung hervorrufen darf. Nachdem nämlich über vorgebliche Rüstungen, welche Preu⸗ ßen, seiner friedlichen Verstcherungen ungeachtet, theils offenbar, theils insgeheim fortsetze, ein so falsches als thörichtes Gerede geführt worden, das mir den ganz Unkundigen täuschen kann, wird von dem Prinzen Friedrich von Preußen gesagt, derselbe habe bei Gelegenheit seiner Besichtigung der Truppen am Rhein sich laut dahin geäußert, die Russischen Kraft⸗Anstrengungen wür⸗ den in Polen nun bald den Sieg davontragen und dann 200,000 Russen, vereint mit den verbündeten Streitkräften, die Französl⸗ schen Rebellen bekämpfen, welche an dem Unglücke der Welt ESchuld waͤren. Diese Erzählumng ist von Anfang bis zu Ende eine Lüge, und wir erklären sie ausdrücklich für eine solche. Eine Aleußerung der Art hat der Prinz niemals gemacht; ja, wer die Grundsätze, welche sein Benehmen leiten, im geringsten kennt,
Wie schlecht aber der Einsender sein Mährchen eingekleidet
und wie er selbst die äußere Wahrscheinlichkeit vernachlässigt hat,
zeht sprechend daraus hervor, daß jenes angebliche Schreiben
zus Berlin vom 6. Juni datirt ist, da doch die Truppen⸗Besich⸗
tigung, von der die Rede seyn soll, in Kleve erst am 7. Juni
ihren Linfang genommen hat! Ein Umstand, der die Glaub⸗ würdigkeit der ganzen Mittheilung hinreichend charakteri 8* I. EFtat “
Cholera.
Die Cholera hat sich in Twer, Jaroslaw und Nischny⸗Now⸗ ee. 1g Im Gouvernement Witepsk, im Kreise risa, sind ebenfalls einige Personen erkrankt und in 24 Stun⸗ . Außer den bereits in Narwa und Borowitschi bestehenden Kontumaz⸗Anstalten sind deren nunmehr auch bei Twer und Ischora eingerichtet, und die von Jaroslaw und Rybinsk kommen⸗ den Barken müssen ihre Mannschaft bis Ladoga dreimal wechseln. In einem in Petersburg fattgefundenen Medizinal⸗Con⸗ seil von 40 Aerzten haben 38 für und nur 2 gegen die An⸗ nahme der Kontagiosttät der Cholera gestimmt, außerdem hat diese zroße Mehrheit sich aber auch für den Nutzen und die Nothwendigkeit strenger Quarantaine erklärt. Nach den aus Riga eingegangenen Nachrichten ergiebt sich
krank, hinzugekommen, genesen, gestorben. 22. Juni Morgens 448 99 52 0 24. „ 2 .9472 6. 2 . 470 89 In der Besserung befinden sich 124 Personen. .9
Das neunte Bulletin über die Cholera in 28 giebt folgende tabellarische Uebersicht der an der Cholera Erkrank⸗ ten, der Genesenen und Gestorbenen: 8— Fsnik LIt Vom 18. Mai, als dem Ta⸗ 815 ge des ersten Ausbruchs der Epidemie, bis zum 2. Juni “ Abends 10 Uhr.
In der Cholera⸗Abtheilung des großen Stadt⸗ Krankenhauses a. vom Militairstande.. b. vom Civilstande... Im allgemeinen Cholera⸗Kran⸗ kenhause ... .. 91 2 Im Hebräer Cholera⸗Kranken⸗ hausfe 1 9— 6 In Privathäusern. . ... 16 1 6 Bis zum 3. Juni Abends 10 Uhr 8 3 Vom 3. Juni Abend 10 8 Uhr bis zum 5. Junt eben dieser Zeit. “] In der Cholera⸗Abtheilung des großen Stadt⸗Krankenhauses a. vom Militairstande.. b. vom ECivilstande... Im allgemeinen Cholera⸗Kran⸗ kenhause Im Hebraer Cholera⸗Kranken⸗ hause 86 In Privathäusen. Bis zum 5. Juni Abends 10 Uhr 18656 36 44 „Die meisten von den in letzten beiden Tagen hinzugekom⸗ menen Cholerakranken wurden zleich sehr heftig vom Uebel be⸗ fallen und waren daher unrettbar. Namentlich gilt dies von den Soldaten, die, kaum im Krankenhause angekommen, schon ver⸗ schieden. Einige, bei denen die Cholerazufälle gänzlich aufgehöoört hatten, verfielen in ein schnell todtendes Nervenfieber.“
„Lius allen Gegenden des Kurlandischen Gouvernements sind hingegen die beruhigendsten Nachrichten rücksichtlich der Cho⸗ lera eingegangen. Diese Seuche hat dort nirgends festen Fuß
fassen komnen, sondern ist lediglich auf die wenigen Individnen beschränkt geblieben, die sle sich aus Riga oder Polangen geholt 8 2b 77 Mitau lebt man zwar in Sorgen — so heißt er wei⸗ ter in jenem Bulletin — doch ist man noch immer Herr der Seuche; freilich nicht der Kr ankheit, denn diese ist in vielen Fallen so schanderhaft, daß alle ärztliche Wissenschaft und Kanst an jedem Erfolge ihrer Anstreugung verzweifeln muß; die Seu⸗ che aber sind wir auch immer im Stande zu beherrschen, d. h. ihre weitere und allgemeinere Verbreitung in der Stadt zu ver⸗ hüten, wie wir bisher verhütet haben, daß sie sich nicht auf dem Lande verbreitet hat, und daß Niemand von weitem aus ange⸗ steckt ist. Gelingt es uns fortdauernd, die Seuche auf Mitau zu peschränken, und in Mitau selbst auf einzelne Häauser, und erlischt sie dam, so wollen wir Gott auf unseren Knieen danken, dem⸗ naͤchst aber dem erhabenen Monarchen, dessen schon im vorigen
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Mitau
1146 Jahre gegebene weise Befehle und Vorschriften wir nur gewis⸗ senhaft zu befolgen gebrauchten, um das befriedigende Resultat zu erlangen, das unsere Herzen eben so sehr zum Dank als zur Freude bewegt.“ In Warschau ist die Cholera im Abnehmen. Am 17. und 18. erkrankten 11 Individuen. am 19. ““ ⸗ 20. h N. 22. 23. 24. Im Cholera⸗Hospital „Bagatelle“ besinden sich gegenwärtig in der Heilung 43 Individuen. 8 . 1 In den Provinzen hat sich die Cholera gezeigt in den Städ⸗ ten Solez an der Weichsel, wo einige, in Slomniki in der Wo⸗ jewodschaft Krakau, wo über 20 Personen von ihr befallen sind, in Sandomir, Chenciny, Konin an der Warthe und Siewierz, etwa 2 Meilen von der Schlesischen Gränze und Umgegend. Auch in der Festung Modlin ist die Cholera ausgebrochen. Die Doktoren, Leo, Toy und Moritz Wolff sind dorthin ge⸗ chickt. 59 Seit dem 27sten v. M. hat die Cholera in Lemberg noch nicht abgenommen und schreitet langsam der Schlesischen Gränze zu. 1 r Der Stand der Cholera in Lemberg ist folgender: erkrankt genesen gestorben 112 10 50 Personen 112 23 44 107 12 41 90 8 71 93 32 42 94 37 25 122 42 66 106 45 40 16“
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In 11 Tagen also 1299 h 600 Personen
Vom 2. Mai bis 23. Juni sind erkrankt 2345, genesen 453, gestorben 1140. Sperrungen der Häuser und Straßen ha⸗ ben bisher daselbst nicht stattgefunden; man hatte zwar einige Tage hindurch an diejenigen Häuser, in denen sich Cholera⸗Kranke befanden, schwarze Tafeln mit der Bezeichnung Cholera be⸗ festigt, jedoch ist auch dies wieder unterlassen worden. In der Provinz und auf dem Lande ist man strenger und erreicht oft sein Ziel, wie aus Berichten hervorgeht; z. B. im Stryer Kreise wurde Horodnice abgesperrt, die nahen Dörfer Strzylce und Po⸗ toczyska vermieden jede Communication und blieben verschont, nicht war dies so mit anderen Ortschaften der Fall, die in Ver⸗ bindung mit jenem Orte blieben. Ein neuer Beweis, wie wichtig es ist, Sperrungen augenblicklich um die von der Cholera befallenen Wohnungen oder Ortschaften zu bewirken und auf das strengste darauf zu wachen, daß jede ungehinderte Com⸗ munication mit ihnen unterbrochen und nur nach den Kontumaz⸗ Vorschriften bewirkt werde. 8
Nach glaubhaften Nachrichten, welche der Königl. Regierung zu Oppeln und dem landräthlichen Amte zu Pleß zugegangen sind, ist die Cholera nunmehr wirklich in Krakau und der etwa eine Meile von der Schlesischen Gränze gelegenen, aber noch zum Freistaat Krakau gehörigen, Stadt Chrzanow ausgebrochen. In Krakau herrscht sie bereits in fünf Haͤusern und wüthet beson⸗ ders heftig in der zu derselben gehörigen Judenstadt und auf einer Insel gelegenen Vorstadt Kastmir.
Nach Inhalt einer Bekanntmachung der Großherzogl. Meck⸗ lenburgischen Regierung vom 15. Juni ist die, zufolge einer frü⸗ heren Verordnung derselben, im Hafen von Wismar, zum Zweck der Vermeidung des Eindringens der Cholera, eingerichtete Qua⸗ rantaine⸗Anstalt eine Observations⸗Quarantaine, worin alle Fahr⸗ zeuge, welche in den Großherzoglichen Landen anlanden wollen, sie mögen herkommen woher sie wollen, einer ärztlichen Untersu⸗ chung unterworfen, und, nach naherer Bestimmung der Qua⸗ rantaine⸗Ordnung, kürzere oder längere Zeit unter Beobachtung gestellt werden. Was dagegen die aus wirklich inficirten Häͤfen, z. B. Riga, Windau, Danzig anlangenden, oder sonst der In⸗ fection verdächtigen Fahrzeuge betrifft, so sollen solche überall nicht zugelassen, und wenn sie sich dennoch im Hafen von Wis⸗ mar zeigen sollten, von dort ab- und an eine Reinjgungs⸗Qua⸗ rantaine verwiesen werden, so wie auch Schiffe, welche mit gift⸗ saugenden Waaren, als Häuten, Hanf, Wolle und dergleichen beladen sind, sobald site aus verdachtigen, wenn gleich noch nicht notorisch inficirten Häfen kommen, überall nicht zugelassen wer⸗ den können.
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letzten Jahren geschehenen 1b
namentlich der Unterrichts⸗Anstalten.
Wenn die Geschichte dieser Stadt der Epoche ihrer sonstigen Reichs⸗Unmittelbarkeit die Einverleibung derselben in dasjenige norddeutsche Königreich, dessen auszeichnende Bildungs⸗Fortschritte nach allen Seiten hin die Aufmerksamkeit des achtsamen Euro⸗ pa's auf sich ziehen, als auf⸗ und überwiegend gegenüberstellt, so beruht diese Abwägung nicht auf bloßen Aussichten und Hoff⸗ nungen, wozu die anerkannte Landesväterlichkeit unseres Fürsten⸗ hauses auch für die Zukunft berechtigt, sondern lediglich schon auf so viel vorliegenden Beweisen gewährter Theilnahme an den zeitgemäßesten Maaßregeln und Eimricctungen jeder Art, daß am allerwenigsten der abgemessene Raum eines Zeitungsblatts die Danksagung umfassen und selbst diese allgemeine Erwäh⸗ nung nur durch eine besondere Veranlassung erklärt wer⸗ den kanm. Diese Veranlassung ist zunächst die auf Fürsprache des Königlich Hochloblichen Provinzial⸗Schulkollegiums zu Mag⸗ deburg beim Königlichen hohen Ministerium bewirkte Zusendung eines mathematisch⸗physikalischen Lehrapparats, wie ein solcher schon früher den Gymnasien zu Torgau und Eisleben verwilligt worden ist, von den akademischen Künstlern Gebrüdern Müller zu Berlin (Friedrichsstraße Nr. 83) für 343 Rthlr., deren Zah⸗ lung auf öffentliche Fands angewiesen ist, trefflich und schoͤn an⸗ gefertigt, wie sich darüber berufene Kenner und, während der Ausstellung am hiesigen Schulfeste, Gebildete aus den verschie⸗ densten Ständen bei dem in unseren Tagen überhaupt gefühlten und dadurch nur noch mehr rege gemachten Interesse für Mathe⸗ matik und Naturlehre mit inniger Freude ausgesprochen haben. Und um so höher gilt jene Huldbezeigung Allen, die da wissen, wie viel die Königliche Behörde auch in Bezug auf andere Zweige des
Unterrichts, als des klassischen Studiums und der Kunst, sg
der Organisation unserer Gelehrten⸗Schule gethan und noch tin
lich in nicht geringem Maße thut, als dies in allen Preuß schen Landen zum Vorbilde anderer geschieht. Schwer allerdin würde der städtischen Patronats⸗Behörde jene Zahlung neben den Schulzwecken schon ausgeworfenen Summen und nach den grost Opfern an Mitteln geworden seyn, wodurch sie den Besitz eines eige nen Gymnastums zu schͤtzen gewußt, so daß nun auch die Landesk der der Umgegend nicht mehr auf ausländische Schulen zu 9
hen veranlaßt sind. Dankbar erkannte sie es, als von den ach Lehrern, die sie allein an jener Anstalt unterhält, binnen Jahresfeg drei einer Königl. Gratification gewürdigt wurden. Achtzig Rthle
die zuletzt durch verordnete und freiwillige Beiträge bis hundert ve mehrt wurden, sind jährlich für dle Bibliothek festgesetzt, die ze⸗ her in der Reihe anderer schon so manches größere literarische Unternehmen fördern half. Wer da weiß, was ein neues Schu Gebäude kostet, wird den Aufwand der Stadt berechnen, die;
Jahre 1830 eine neue Töchterschule baute, in diesem Jahre aie gleich kostspielige Volksschule errichtet und für das nächstfolgen, Jahr auch ein neues Gymnastal⸗Gebäude beabsichtigt, da e
Zahl der Klassen und Schüler zugenommen hat. Auf Anregmn
von Seiten des Königlichen hohen Ministeriums ist seit 18) ein historischer Leseverein von 60 Mitgliedern zu Stam gekommen, dessen Bücher (1830 für 70 Rthlr.) der ge lehrten Schul-Bibliothek beigeordnet werden; dagegen sh die Lehrer zum Theil zu belehrenden Vorträgen in deß hier gestifteten Gewerb-Vereine erbötig, dessen Bemühm gen für Gemeinwohl um so weniger ohne Erfolg bleibe können, als sie in Verbindung mit denen in anderen Stadten e schehen und unter Anderem vom Königlichen hohen Ministerim durch das lehrreiche Geschenk der herrlichen Sammlung von Vu bildern für Handwerker und Fabrikanten unterstützt worden simn Ueber alle diese Institute, auch über den ästhetisch so wirksameg. Musikverein, über die zur Beförderung der Wirthschaftlichkeit de unteren Stände errichtete Sparkasse, über das Waisenhaus mmh die Armenkasse, in die 1830 allein als freiwillige Beiträge 249 Rthlr. flossen, selbst über das milde Institut für verwahrlese Kinder sind verschiedene Aufsätze in den hier erschemend Wochen⸗ und Unterhaltungsblättern und besondere Einjzelscht ten in den beiden hiesigen Buchdruckereien erschienen, die in da beiden Buchhandlungen zu haben sind. Unter jenen ersterg zeichnet sich namentlich ein Aufsatz über den hiesigen Salzdett aus; über die Jubelfeier des Augsburger Glaubensbekenntnisse und die Feierlichkeiten am Geburtsfeste Sr. Majestat unserte Königs 1830 berichtet das letzte Programm. Aber auch e Kosten zu einer Thurn⸗ und Schwimm⸗Anstalt wird man um lieber aufzubringen suchen, als die Einführung gymnastische Uebungen den Beifall und die Empfehlung der hohen Behötden für sich hat. Zur Schonung der Gärten, die verhältnißmäßt zahlreicher als irgendwo die Stadt umkranzen, sind für Bezot lung gesammelter Puppen und Schmetterlinge in diesem Früt jahre vierthalbhundert Rthlr. verwendet; die Spaziergange mf den Stadtgraben sind, zum Theil durch freiwillige Anfuhren, zo ebnet und durch Sandwege und Blumenbeete verschönt, wobei e nicht fehlen kann, den Sinn für Schönheit und Anstand in . len Klassen des Volks zu wecken und zu heben; angefangen selbst, ohne Beschränkung des nuützlichen Aufwandes für die Pflt sterungen und Communicationsstraßen, eine städtische Chaussee nat den beliebtesten Land⸗ und Waldpartieen. Obschon ein Wch der neuesten Zeit, läßt unser Gottesacker sich gewiß schon ₰ einer der schönsten bezeichnen, sowohl um seiner freundlichen Ame⸗ lage als seiner Denkmale willen. Wenn aber für den Baum habener und wahrhaft erhebender Gotteshäuser schon die Vorfch⸗ ren des 13ten Jahrhunderts gesorgt haben, so verdienen die he hen außerordentlichen Beiträge der gottesfürchtigen Zeitgenossn zum Neubau zweier Orgeln für mehr als 8000 Rthlr. um rühmlichere Erwähnung, als die hiestgen Einwohner bei jeder a deren Gelegenheit, zur Aushülfe verunglückter Gemeinden, Verschönerung der Landwehr ꝛc. so gern und freiwillig beisteuen Möchte sie auch bald die im vorigen Herbst erhaltene Ausstt erfüllt sehen, irgend ein geliebtes und verehrtes Mitglied Königlichen Familie in ihren Ringmauern zu umfangen, u desto näͤher ihre Ergebenheit und Anhänglichkeit an den gerechn Regenten aussprechen zu können. Mühlhausen. 8 G—n.
Königliche Schauspiele.
Donnerstag, 7. Juli. Im Schauspielhause. Zum Erfter male: Die Frauen von Elbing, historisches Schauspiel in! Abtheilungen, von E. Raupach.
Sonntag, 10. Juli. Im Opernhause: Die gefährlicte Wette, komische Oper in 2 Abtheilungen, mit Tanz; nach einet neuen Bearbeitung der Oper: „Cosi fan tutte“, zur beibehalt⸗ nen Musik von Mozart. 11¼¾mqp
Donnerstag, 7. Juli. Lindane, oder: Der Pantoffelmachhe
im Feenreiche. Freitag, 8. Juli. Das Pfefferrösel, oder: Die Frankfurte
Messe im Jahre 1297, Gemälde der Vorzeit in 5 Akten.
—
Auswärtige Börsen.
Hamburg, 4. Juli. Oesterr. 5proc. Metall. 80 ¾ Br., 80 ½ G. 4 proc. 70 Br., 69 ¼ 6' Bank-Actien 1018 à 1016. Russ. Engl. Anl. 87 ½ Br., 87 ¼ G. RK Anl. Hamb. Cert. 83 ¾; 6proc. Pap. Inscript. 61 Br., 60 ¾ G. Dn. 58 ¾ Br., 58 ¾ G.
Wien, 1. Juli.
5proc. Metall. 79 ½. 4proc. 68 ¾. Part.-Oblig. 114 ⅛. Bank-
Actien 1004 . ,.„.“
NEUESTE BERSEN-NACHRICHTEN.
Paris, 30. Juni. 5proc. Rente 87. 10. Zproc. 58. 35 5proc. neue Anlethe der 120 Mill. 88. 50. 5proc. Neapol. 68. 25. 5 proc. Span. Rente perp. 51.
Frankfurt a. M., 3. Juli. Oesterr. 5proc. Metall. 79. 79 v⅛. Aproc. 68. 67 ⅛. 2 ½proc. 41 ½. 1 proc. 18. B. Bank⸗Ac⸗ ien 1208. Partial⸗Obl. 114. G. Loose zu 100 Fl. 155 ⅞. Poln⸗
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Gedruckt bei A. W. Hayn.
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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages. 3
Des Königs Majestät haben den Assessor Keigel bei der ntendantur des 4ten Corps in Magdeburg zum Intendantur⸗
ith ernannt, und das Patent für denselben in dieser Eigenschaft
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Ulerhöchstselbst zu vollziehen geruht. d
Wenn gleich, nach den höheren Orts getroffenen allgemeinen scherheits⸗Maaßregeln, mit Zuversicht zu hoffen ist, daß es ge⸗ ngen werde, eine weitere Verbreitung der Cholera abzuwehren, gebietet doch die Vorsicht für den unerwarteten Fall, daß eine zerschleppung der Krankheit bis hieher dessenungeachtet erfolgen te, diejenigen vorbereitenden Anordnungen schon jetzt zu tref⸗ u, wodurch eine eben so rasche als sichere Ausführung der durch e Ministerial⸗Instruction vom 1sten v. M. vorgeschriebenen Naaßregeln allein erreicht werden kann. Zu diesem Behufe ist schossen worden, eine aus der erforderlichen Zahl von Beam⸗ n, sowohl von der Polizei und Commune, als auch Militair⸗ no ärz ichen Mitgliedern bestehende „Verwaltungs⸗Be⸗ örde des Gesundheits⸗Comités für Berlin“ zu bil⸗ n, welche unter unserer oberen Leitung, unter dem unmittel⸗ iren Vorsitz des Polizei⸗Präsidenten oder dessen noch zu benen⸗ uden Stellvertreters, das Detail aller auf die Abwehrung der olera oder ihre Hemmung im Fall des Llusbruchs hierselbst zezug habenden lokalen Angelegenheiten verwalten und in dem bkale des Königl. Polizei⸗Prästdiums ihren Sitz haben wird.
Als die Organe dieser Verwaltungs⸗Behörde sollen zur dies⸗ lligen Geschäftsführung in den einzelnen Stadt⸗Revieren Schutz⸗Kommissionen“, aus Polizei⸗Beamten, Aerzten und ge⸗ gneten Civil⸗Einwohnern der hiesigen Residenz bestehend, und bar nach den Granzen der vorhandenen 61 Armen⸗Kommissions⸗ ezirke, gebildet und mit besonderen Instructionen, welche die t ihrer Mitwirkung für den erwähnten Zweck näher festsetzen, rsehen werden. Das hierzu erforderliche polizeiliche und ärzt⸗ hhe Personal wird das Königl. Polizei⸗Prästdium bestimmen, aus der Kommune zu ernennenden Mitglieder aber und de⸗ Stellvertreter werden für die einzelnen Bezirke gleich den stigen Bezirksbeamten, durch die Stadtverordneten⸗Versamm⸗ g gewählt und von dem Magistrat bestätigt werden.
Indem wir diese Bestimmungen hiermit zur öffentlichen ammß bringen, bemerken wir, daß das Königl. Polizei⸗Prä⸗ jum so wie der Magistrat bereits mit Anweisung zur Bildung r Verwaltungs⸗Bechorden des Gesundheits⸗Comité's und der dachten Schutz⸗Kommissionen versehen sind.
Berlin, den 6. Juli 1831.
v. Tippelskirch. v. Bassewitz.
—
Mit Bezug auf die früheren, schon öfters wiederholten, Be⸗ untmachungen wird hierdurch abermals in Erinnerung gebracht, der Besuch der Königl. Pfauen⸗Insel dem Publikum nur ienstags und Donnerstags gestattet werden kann, und daß jedem anderen Tage der Besuch von Seiten des Publikums veigerlich zurückgewiesen werden muß, damit die auf der In⸗ stets vorzunehmenden Arbeiten ungestört ihren Fortgang haben mnen. Eben so wird das Verbot, daß Speisen und Getränke der auf der Pfauen⸗Insel von dem Publikum gefordert, noch hin gebracht und dort verzehrt werden dürfen, und daß nicht dieser Insel gehörende Kähne aller Art und sonstige Wasser⸗ hrzeuge nicht an derselben, sondern nur an dem gegenüberlie⸗ den Ufer anlegen dürfen — auf das nachdrücklichste erneuert.
Berlin, den 2. Juli 1831.
Hof-Marschall⸗-Amt des Königs Majestät.
Das 9te Stück der Gesetz⸗Sammlung, welches heute aus⸗ geben wird, enthält: unter Nr. 1291. die Allerhöchste Kabinets⸗Ordre vom 29. März d. J., die Ernennung des Geheimen Regierungsraths von Lamprecht zum vierten Mitgliede der Haupt⸗Ver⸗ waltung der Staats⸗Schulden betreffend; den Tarif, nach welchem das Brückengeld bei der Lü bowschen Mühle zu erheben ist, vom 6. Mai
8 ZBZI Nr. 1292.
5 dr. 1293. die Allerhöchste Kabinets⸗Ordre vom 25sten desselben Monats und Jahres, das Armenrecht in den Rhein⸗Provinzen, und die Verordnung, den Volljährigkeits⸗Termin in Neu⸗ Vorpommern und Rügen betreffend, vom 6ten v. M. Zugleich wird den resp. Abonnenten bekannt gemacht, daß tdem 1sten d. M. ein neuer Pränumerations⸗Ter⸗ neingetreten ist. Berlin, den 8. Juli 1831.
Debits⸗Comtoir.
Abgereist: Se. Erzbischöfliche Gnaden der Erzbischof zu esen und Posen, von Dunin, nach Posen.
Durchgereist: Der Kaiserl. Russische Feldjäger, Lieutenant mmer, als Courier von St. Petersburg kommend, über nksurt am Main nach Paris.
r. 1294.
Zeitungs⸗Nachrichten. 8 v11“ 30. Juni. Der König wird her artet. Der Moniteur theilt den ferneren Bericht über die e Sr. Maäjestät mit. Am 25sten, früh um 11 Uhr, verließ König Belsort und kam nach anderthalb Stunden in Mont⸗
rd, der ersten Stadt im Departement des Doubs an, an deren en Se Majestät vom Maire an der Spitze des Munieipal⸗
mentirt worden.
Raths empfangen wurden. Vor der Stadt waren 5000 Mann National⸗Garden in Schlachtordming aufgestellt; an der Gränze des Departements waren Se. Majestät von dem Präfekten und dem die Militair-Division kommandirenden General bekompli⸗ 1b Der König ritt durch die Stadt und setzte, ohne weiter zu verweilen, seine Reise nach Besangon fort. Der durch das Städtchen Bourg le Dames längs des Doubs hin führende und durch Felsen gehauene Weg gewährte höchst male⸗ rische Ansichten, verzögerte aber durch seine Unebenheiten das Reisen. Um 8 ¾⅔ Uhr kamen Se. Majestat vor Besangon an, wo sie umer einem Triumphbogen vom Maire empfangen wur⸗ den, welcher die Schlüssel der Stadt überreichte; in diese hielten Se. Majestät, von der reitenden National⸗Garde und Kavallerie⸗ Detaschements umgeben, unter dem Kanonendonner der die Stadt einschließenden Forts Ihren Einzug, und stiegen im Ho⸗ tel des Präfekten ab, wo sie die Aufwartung der Behörden an⸗ nahmen; sämmtliche Häuser waren glänzend beleuchtet. „Wir wünschten,“ sagt der Moniteur, „mehr Mannigfaltigkeit in die Formen des Styls bringen zu können, um die Wirkung, welche die Anwesenheit des Koͤnigs in jeder Stadt hervor⸗ bringt, lebendig schildern zu können. Aber bei dem Berichte über eine Reise von dieser Länge ist es unmöglich, die Gefühle, welche überall zahlreiche Bevölkerungen beseelen, treu wiederzugeben; der Enthustasmus ist immer neu, die Erzäh⸗ lung aber wird eintönig und kalt, indem sie immer dieselben Ausdrücke wiederholen muß.“ Am 26sten früh empfing Se. Majestät die Deputationen der Städte Lons⸗le⸗Saulnier, Dole, Poligny, Salins und Arbois, welche vom Präfekten des Jura vorgestellt wurden; sämmtliche Maires hielten Anreden an den König, in denen sie die Wünsche und Bedürfnisse der unter ih⸗ rer Verwaltung stehenden Einwohner aussprachen und welche von Sr. Majestät mit wohlwollender Fürsorge beantwortet wur⸗ den. Demnächst besichtigte Se. Majestat die auf einem 500 Fuß hohen unzugänglichen Felsen von Vauban angelegte Citadelle und
untersuchte, von dem Chef des Ingenieur⸗Cocps begleitet, die
einzelnen Angriffs⸗ und Vertheidigungspunkte. Die Bevölkerung der ganzen Umgegend war herbeigeströmt, hatte die benach⸗ barten Anhöhen besetzt und begrüßte den König, als er von der Citadelle herabstieg, mit dem lebhaftesten Jubel. Des ungünstigen Wetters ungeachtet, musterte Se. Majestat die 10,000 Mann starke National⸗Garde und später auch die Linien⸗ Truppen, welche aus einem Regiment Artillerie mit 50 Ge⸗ schützen und 3 Lmien⸗Regimentern bestanden; den letzteren über⸗ gab Se. Majestät neue dreifarbige Fahnen und ertheilte mehreren dazu vorgeschlagenen Offizieren und Soldaten den Orden der Ehrenlegion. Abends besuchte der König den im Saale des Schauspielhauses veranstalteten, zahlreich besuchten und höchst glänzenden Ball und zog sich erst gegen Mitternacht zurück. — Unter den Antworten Sr. Majestät auf die von den verschiede⸗ nen Körperschaften Besancons gehaltenen Anreden ist die an den dortigen Königl. Gerichtshof gerichtete die interessanteste⸗ „Ich habe die Charte von 1830 beschworen“, sagte der König unter Anderem darin, „nachdem sie von Allem, was zu Doppelsinnigkeiten Anlaß geben konnte, geläutert und in einem Geiste abgefaßt worden, der die Freiheit und die Rechte des Französischen Volkes sichert. Diesem Eide werde Ich treu bleiben; stets war Ich ein Freund der Frei⸗ heit und der Rechte Meines Landes; in Meiner Jugend verthei⸗ digte Ich sie; im bejahrten Alter bin Ich dem Vaterlande noch eben so sehr ergeben und bereit, für dasselbe zu kämpfen; aber Ich glaube nicht, daß wir nöthig haben werden, zu den Waffen zu greifen, um die National⸗Ehre und unsere Unabhängigkeit zu behaupten; im Gegentheil hege Ich die Ueberzeugung, die Macht Frankreichs werde jetzt so stark gefühlt, daß wir dasselbe Ziel er⸗ reichen können, indem wir Europa und uns selbst die Vortheile eines allgemeinen Friedens zusichern, in dessen Schooß es uns leicht werden wird, unsere Institutionen zu konsolidiren, die Herr⸗ schaft der Gesetze zu befestigen und auf diese Weise unser schö⸗ nes Vaterland auf die Stufe des Glücks und der Größe zu füh⸗ ren, auf welcher Ich es so gern schon angelangt sehen möchte.“
Mittelst zweier aus Mühlhausen vom 23sten d. datirten Ver⸗ ordnungen hat der König unter den ihm vorgeschlagenen Kandi⸗ daten die Herren Sedillot und Lafond zu Obersten und die Her⸗ ren Chapuis und Lavocat zu Oberst⸗Lieutenauts resp. der vierten und zwölften Legion der hiesigen National⸗Garde ernannt.
Der Moniteur erklärt die von dem Journal „le Fini⸗ stere“ gegebene Nachricht, daß der Marquis von Palmella dem Kommandanten des zwischen den Azoren und Lissabon kreuzen⸗ den Französischen Geschwaders, Capitain Rabaudy, den Vorschlag gemacht habe, Landungs⸗Truppen an Bord seiner Fahrzeuge zu nehmen, mit dem Hinzufügen, daß er (der Marquis) für das Gelingen einer Expedition gegen Dom Miguel stehe, für unge⸗ gründet, da sich in der von dem genannten Capitain eingesand⸗ ten offiziellen Correspondenz von einem solchen Vorschlag keine Andeutung finde. “
Im Journal du Commerce liest man: „Gleich nach der Ankunft des Königs wird unter dessen Vorsitz ein Conseil gehalten werden, worin einige Punkte, über welche die mit Sr. Majestat gereisten Minister mit den hier zurückgebliebenen nicht einer Ansicht sind, gründlich erörtert werden sollen.“
Herr J. Lefeébvre, Prästdent der hiesigen Handels⸗Kammer und vieljähriger Deputirter der Stadt Paris, erklärt sich in einem Rundschreiben an die Wähler des 7ten hiesigen Bezirks, um de⸗ ren Stimmen er sich bewirbt, für einen Gegner der Erblichkeit der Pairie. Dasselbe that der Großslegelbewahrer Herr Barthe in der vorbereitenden Versammlung, welche die Wähler des eilf⸗ ten Bezirks vorgestern im Amphitheater der medizinischen Schule hielten; zugleich rechtsertigte sich derselbe gegen die heftigen An⸗ klagen, die in einer unlängst von der Gesellschaft „Hilf dir, so wird dir der Himmel helfen“ herausgegebenen Charakteristik der vorigen Deputirten⸗Kammer wider ihn erhoben wurden, in einer glänzenden Improvisation, welche 8¼ den Waͤhlern mit allge⸗ neinem Beifall aufgenommen wurde.
Sg Knsta 9. die ihm von der Mehrzahl der Wähler des dritten Bezirks angetragene Kandidatur definitiv angenommen,
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nachdem er sein Bedauern darüber ausgesprochen, daß zwischen seinen Mitbürgern und seinem alten Freunde, Herrn Odier, der bei demselben Kollegium als Kandidat auftritt, ein Bruch wegen der Erblichkeit der Pairswürde entstanden sey. Die Fahrt des unter den Befehlen des Contre⸗Admirals Hugon stehenden Geschwaders scheint durch widrige Winde ver⸗ zögert zu werden; nachdem dasselbe am 15. Juni zwischen Iviga und dem Cap San Martin gesehen worden, ist ihm am 17ten ein in Barcelona angekommenes Schiff vierzig Meilen vom Cap
Palos auf hoher See begegnet.
Mehrere Blätter melden, das Spanische Zoll⸗Amt in Vit⸗ toria habe eine Anzahl von Lithographieen, die den König Lud-⸗ wig Philipp mit der Unterschrift: „König der Franzosen“ dar⸗ stellten, in Beschlag nehmen lassen.
Briefen aus Lissabon vom 15ten Juni zufolge, war dort die Nachricht von der Ankunft Dom Pedro's in Frankreich ein gegangen und hatte eine große Aufregung in der Stadt hervor gebracht. Die Minister hielten sogleich im Palaste von Queluz eine Konferenz.
Der Messager des Chambres meldet heute die Durch⸗
reise der Herzogin von Berry durch Mainz und Mannheim und
fügt hinzu, die Prinzessin scheine ihre Richtung durch die Schweiz nach Italien zu nehmen; ihre beiden Kinder seyen in Holy⸗Rood geblieben; der Zweck der Reise sey noch unbekannt. 1 Der Courrier frangais meldet: „Die diplomatischen Mittheilungen unserer Regierung sind jetzt so häusfig, daß an manchem Tage drei Estafetten nach London, Belgien und Hol⸗ land abgehen; gestern wurde ein Courier nach Wien und ein anderer nach Neapel abgefertigt.“
Der hiesige erzbischöfliche Palast soll ganz abgetragen und der Platz nebst dem Garten in einen öffentlichen Spaziergang umgewandelt werden.
Die Regierung will noch in der ersten Hälfte des künftigen Monats mehrere bedeutende Arbeiten beginnen lassen, um den vielen brodlosen Arbeitern Beschäftigung und Brod zu gewäh⸗ ren; zwei Eisenbahnen, die eine in der Richtung nach Rouen, die andere nach Orleans hin, sollen angelegt und in der Stadt selbst der Bau mehrerer Brücken und neuer Straßen, unter an⸗ deren der Ludwig⸗Philipps⸗Straße, begonnen und die Kirche St. Germain l'Luperrois nebst einigen umliegenden Häusern abge⸗ tragen werden. —
Der Redacteur der Rövolution wurde gestern von den As⸗ sisen wegen eines Artikels, worin er die dekorirten Juli⸗Ritter aufge⸗ fordert hatte, den von dem Ministerium vorgeschriebenen Eid nicht zu leisten, der Aufreizung zu Haß und Verachtung gegen die Regierung für schuldig erklärt und demgemäß in contuma ciam zu einmonatlicher Haft und einer Geldstrafe von 3000 Fr. verurtheilt. —
Von der Kolonie St. Louis am Senegal sind in Haͤvre Nachrichten bis zum 21. Mai eingegangen. Der neue Gouver neur, Herr Renaud de St. Germain, wurde auf der Brigg „Railleuse“ erwartet. Der Gesundheits⸗Zustand der Koloni 1
war befriedigend. mqaün. 1“
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— — Paris, 27. Juni. Als ich Ihnen vor einigen Ta⸗ gen in der Absicht schrieb, die politische Farbe und Tendenz der Stimmführer des hiesigen Journalismus in ihren Grundzügen zu charakteristren, ging ich zugleich mit dem Gedanken um, mei⸗ nem ersten Schreiben einige andere Aufsätze folgen zu lassen und darin die Hauptgesichtspunkte hervorzuheben, aus denen die Pariser Blätter mehrere sogenannte Lebensfragen des Staats, welche seit der Juli⸗Revolution zur Sprache gekommen sind, zu betrach⸗ ten pflegen. Bei der Fertigkeit, welche jene Blätter durch viel⸗ jährige Uebung in dem Raisonnement über politische Gegenstände erlangt haben, ist es höchst interessant, zu sehen, wie die Oör⸗ gane der verschiedenen Partheien bei jeder einzelnen dieser Fra⸗ gen ihren Charakter durchzuführen suchen und zu welchen Mit⸗ teln und Kunstgriffen sie ihre Zuflucht nehmen, um einen einsei⸗ tigen Standpunkt, wie der einer Parthei nothwendig immer seyn muß, gegen ihren Gegner zu behaupten. Der wichtigste unter allen neuerdings in Anregung gebrachten Punkten, denn er steht mit dem Fundamente der jetzigen Staatsverfassung Frankreichs in der innigsten Beziehung, ist der über das Deputirten⸗Mandat; auf diesen will ich mich daher für heute beschränken. Veranlassung zur öffentlichen Erörterung dieses vitalen Punk⸗ tes gaben bekanntlich die Wähler von Troyes, indem sie vor einiger Zeit, offenbar auf Antrieb der Opposttion, dem jetzigen Präsidenten des Minister⸗Raths, als ihrem vieljährigen Deputirten, einige Hauptfragen, von denen sich voraussehen laͤßt, daß sie in der bevorstehenden Session der Kammern zur Sprache kommen werden, und zwar obenan die Frage über die Erblichkeit
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der Pairswürde, vorlegten und sich eine kategorische Antwort darüber 8 8 8
erbaten, in welchem Sinne er über dieselben zu votiren gedenke. Herr Casimir Périer lehnte, die im Hintergrunde wirkende Macht wohl erkennend, dieses Ansinnen entschieden ab, theils weil er sich über die vorgelegten Fragen, die für ihn als Premier⸗Mi⸗ nister doppelt verfänglich waren, überhaupt nicht aussprechen wollte, theils weil er nicht mit einem Beispiele vorangehen moch⸗ te, das, nach seiner Ueberzeugung, wenn es allgemein befolgt würde, die Natur der gesetzgebenden Gewalt von Grund aus verändern müßte. Sogleich bemächtigten sich alle Opposttions⸗ blätter dieses willkommenen Thema's und erörterten in einer Menge von Artikeln die Frage: Haben die Wähler das Recht, ihrem Deputirten ein specielles Mandat zu geben, oder mit an⸗ deren Worten, dem Kandidaten, der sich um ihre Stimmen bewirbt, die Bedingungen zu stellen, daß er über bestimmte Fragen in der Kammer in diesem oder einem andern Sinne votire? Alle beantworteten diese Frage bejahend. Die ultraliberalen und re⸗ volutionnairen Journale ließen sich auf die tiefere Erörterung, ob das specielle oder das allgemeine Mandat mit dem Geiste der jetzigen Verfassung im Einklang stehe, nicht ein, sondern betrach. teten den Gegenstand nur in seiner Beziehung auf die künftige Konstituirung der Pairswürde, auf welche es Seitens der Oppo⸗ sition bei der Anregung dieses ganzen Streites möglich abgese⸗
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