1831 / 191 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

varen, eine feindliche Rekognoscirung zeigte.

Bank die Befugniß, unter strenger Aufsicht der Tilgungs⸗Kom⸗ mission, Billets zu 1 und 2 Fl. für die Summe von 10 Mil⸗ lionen Polnischer Gulden anzufertigen und auszugeben. Billets zu 1 und 2 Fl. sollen eben so, wie die anderen Kassen⸗ und Bank⸗Billets, durch die Kasse der Bank auf jedes Verlangen ausgewechselt werden. Art. 2. Nach Ver⸗ hältniß der Verausgabung derselben soll die Polmische Bank der Staats⸗ Schulden⸗Tilgungs⸗Kommission eine gleichmäßige Quantität von Bank⸗Billets zu 50 Fl. übergeben, welche in Gegenwart der Tilgungs⸗Kommisston öffentlich verbrannt werden sollen. Art. 3. Die Mitglieder der Bank sollen mit ih⸗ rer Person und ihrem Vermögen verantwortlich seyn, wenn ste gestatten, daß die Gesammtsumme der Bank⸗ und Kassenbillets iu 1 und 2 Fl. die gegenwärtige oder in Zukunst zu vergrößernde Dotation der Bank überstiege. er m

len die Mitglieder der Tilgungs⸗Kommisston gezogen werden, wenn eine solche Uebertretung des Gesetzes mit ihrem Bissen geschieht. Art. 4. Mit Vollziehung gegenwärtigen Gesetzes wir

die National⸗Regierung beauftragt.“ Am Schluß der Situng

küͤndigte der Marschall den Kammern an, daß in Warschan die politische Adels⸗Versammlung für den Distrikt Rowno in Wolhynien abgehalten und in Folge dessen Herr Stanlslaus Worcel als Landbote dieses Distrikts für den Polnischen Reichs⸗ tag erwählt worden sey. 1 8 88 sen, wurde demnächst eine Deputation aus dem Senator Kastel⸗ jan Meneinskt, dem Landboten Godebski und dem Deputirten Mazurkiewicz zusammengesetzt.

In der politischen icane b erg wurde am 27sten v. M. unter dem Vorsitz des Kalischer Wose⸗ wodschafts⸗Raths, Herrn Gawelezyk, mit einer Mazjoritat von 210 gegen 9 Stimmen Herr Aloystus Biernazki, ehemaliger Finanz⸗ Minister, zum Deputirten gewählt.

Dasselbe Blatt sagt, es seyen vorgestern eine Menge Bürger und Bauern aus der Gegend von Siedlce in Warschaut angekommen, an demselben Tage sey auch eine beträchtliche Ab⸗ theilung neu ausgehobener Soldaten in der Hauptstadt angelangt.

Das genannte Blatt enthält ein Schreiben aus dem Feldlager des Generals Chrzanowski bei Gniewoszow, auf dem linken Weichselufer, vom 27sten v. M., worin es unter An⸗ derem heißt: „Am 29. Juni, früh um 6 Uhr setzten wir bei dem Dorfe Golomb glücklich über die Weichsel zurück und schlugen uns zum zweitenmale durch Rüdigers Corps hindurch, welches, als wir durch Lublin zogen, gerade nach Lenczna aufgebrochen war. Der bei Kozk begangene Fehler entzog uns den Sieg und die Aufhe⸗ bung des Rüdigerschen Corps, und unsere Truppen, weiche ihm im Rücken waren, geriethen dadurch in die Falle, aus der wir jedoch ohne Verlust auf das linke Ufer der Weichsel zurückgelang⸗

ten, welches den äußerst umsichtigen Manövers des Generals Chrzanowski zuzuschreiben ist. In Lublin ruhten wir nur acht Stunden aus und brachen dann wieder auf. Nach Zamose zu⸗ rüͤckzukehren, war nicht möglich und auch nicht unser Zweck, um so mehr, als von Krasnystaw her uns die Feinde den Weg ver⸗ traten, das Rüdigersche Corps in Lenczna uns in der Flanke war und Kaissaroff heranrlückte. Es blieb uns also nichts übrig, als vorwärts zu gehen, indem sich schon, als wir noch in der Stadt Wir zogen daher nach Pulawy hin; bei Golomb wurde in der Nacht eine Brücke aufgeschlagen, und am Morgen gingen wir über die Weichsel zu⸗ enck; indessen hatte uns der Feind nachgesetzt, denn eine Stunde nach dem Uebergange, als die Brücke schon zur Hälfte abgebro⸗ chen war, erschien die feindliche Avantgarde am anderen Ufer; mser Maͤrsch ging jedoch ruhig und in aller Drdnung von ztatten.“

In der Polnischen Zeitung heißt es: „General Chla⸗ powski hat bei seinem Corps bereits eine auserlesene Schwadron Tartaren. Mehrere Landboten haben den ersucht, daß zur Beruhigung der Hauptstadt das Gericht in der Sache Jankowski's alle seine Arbeiten öffentlich verrichten möge.

Es sind noch bei mehreren verdächtigen Personen Papiere in Beschlag genommen worden. Unter denen des Generals Hurtig hat sich ein Befehl des Diktators Chlopizki vorgefunden, wodurch jener aufgefordert wird, sich darüber zu erklären, weshalb er dem Großfürsten Cesarewitsch, bei dessen Abzug aus dem Königreich wolen, mehrere Kanonen ausgeliefert habe. Vorgestern wurde in Warschau ein Zwölspfünder gegossen.“

Herr Ambrosius Lienard, der die Bildsäulen des Kopernikus nd des Fürsten Poniatowski gegossen hat, macht in der War⸗ schamer Zeitung bekannt, daß die Behauptung, als wäre er zum Sleßen von Kanonen aufgefordert worden und ihm dies nicht velumgen, völlig ungegründet sey, und fügt hinzu, daß, wenn man n vei dem Beginn des Stückgießens zu Hülfe genommen hät⸗ te, er dem General Bontemps schon 100 tüchtige Knnonen würde geliesert haben.

In der Wojewodschaft Kalisch wird, dem Warschauer Kurier zufolge, der Landsturm mit außerordentlicher Schnellig⸗ keit organisirt.

Der Landbote des Distrikts Luzk in Wolhynien, YPaver Go⸗

debski, hat folgende Proclamation an die Bewohner jenes Di⸗

strikts erlassen:

„Als wir in den ersten Tagen des Monats April dieses Jah⸗ res, ohne Ruͤcksicht auf unsere Kraͤfte und die Tausende von Hin⸗ dernissen, welche zu bekaͤmpfen waren, und die zahlreichen Gefahren, welche uns von allen Seiten her bedrohten, unter den Ersten uns befanden, wir koͤnnen es mit Stolz sagen, welche in den entrissenen Provinzen die Fahne der Insurrection entfalteten und mit den

Waffen in der Hand der Nationalsache beitraten, nachdem wir vor (Gott und Menschen der Polnischen Nation den feierlichen Schwur

der Treue geleistet hatten, waͤhlten wir uns interimistische Distrikts⸗ Repraͤsentanten, welche, mit Civil⸗ und Militair Gewalt ausgestat ter, den dringenden Beduͤrfnissen des Augenblicks Huͤlfe schaffen sollten. e. Euch erwaͤhlt. Die ferneren Wechselfaͤlle unserer Insurrection sind Euch nur zu bekannt. Der verfehlte Zweck der Expedition des Gencrals Dwernizki und die daraus hervorgegangenen Kriegs⸗Er eignisse zwangen uns, auf bruͤderlichem Boden einen Zusluchts ort zu suchen, nicht um von den bestandenen Gefahren und Muͤhfeligkeiten auszuruhen, sondern um unsere Arme staͤrker zu bewaffnen und um neue Mittel ausfindig zu machen, damit wir das begonnene Werk zu Ende zu fuͤhren im Stande sind. In be⸗ feaͤchtlicher Anzahl in der Hauptstadt des Koͤnigreichs versammelt, fanden wir hier ein Reichstagsgesetz vom 19. Mai d. J. vor, wel⸗ ches den insurgirten Distrikten die Befugniß ertheilt, ihre Repraͤ⸗ sentanren hierher zu senden. Ihr werdet gewiß in die Beweggruͤnde eingehen, welche uns bestimmten, so schnell als moͤglich von dem Mitgefuͤhl unserer aͤlteren Bruͤder Nutzen zu ziehen. Auch dieses mal wurde ich wieder mit dem einmuͤthigen Vertrauen der Bevoll maächtigten beehrt. Ich nahm, ohne Ruͤcksicht auf meine Faͤhigkei⸗ ten und den beschraͤnkten Zustand meines Vermoͤgens, einen so eh⸗ renpollen Auftrag an und halte es nun fuͤr meine heiligste Pflicht, Guch davon zu benachrichtigen und alle meine Worte und Handlun gen dem strengsten Urtheil Eurer Meinung zu unterwerfen. Das in seiner ganzen Kraft entwickelte Volksleben, die von Dage zu Tage offener und drohender sich bildenden Insurrectionen in Litthauen

Zu gleicher Verantwortung sol⸗

Um die Gültigkeit dieser Wahl zu prü⸗ Vorstadt Praga, die am meisten durch den Krieg gelitten haben,

zu vertheilen, macht bekannt, daß sie sich nur noch bis zum 15ten

Generalisstmus

Unter diesen Repraͤsentanten wurde auch ich einstimmig

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4 X£᷑ und anderen Theilen unseres getrennten Vaterlandes floͤßen die suͤße und freudige Hoffnung ein, daß der Augenblick nicht mehr fern ist, wo wir mit vollem Willen zum Genuß der Landes⸗Freiheiten werden schrei⸗ ten koͤnnen. Dann werdet ihr die Wahl Eurer Repraͤsentanten nach den strengsten Vorschriften des Gesetzes beginnen; ihr werdet Viele, die faäͤhiger und wuͤrdiger sind, als ich, in Eurem Schooß finden; mit Vergnuͤgen werde ich ihnen meine Stelle einraͤumen, indem ich die reine Ueberzeugung auf mein kleines Erbe mitnehme, daß ich mich bemuͤhte, so viel es meine Kraͤfte erlaubten, um mein Vater⸗ land und Euch mich wohl verdient zu machen. Und wenn auch dann noch der Todeskampf um unsere gemeinsame Unabhaͤngigkeit fortdauert, werde ich mit Freuden meinen letzten Blutstropfen der Vertheidigung unseres Landes weihen.“

Die Warschauer Zeitung meldet, daß General Dwer⸗ nizki Se. Maj. den Kaiser von Oesterreich ersucht habe, ihm eine Reise nach Wien und ein geneigtes Gehör vor Seiner Allerhöchsten Person zu gestatten, daß aber die Antwort auf die⸗ ses Gesuch noch hinausgeschoben worden sey.

Der Warschauer Zeitung zufolge, soll der Belgische Kongreß die Absicht haben, einen Abgesandten nach Polen zu schicken.

Dasselbe Blatt meldet, daß gegen 50 junge Schweizer sich in die Reihen des Polnischen Militairs begeben.

Die Deputation des Bürgerraths, welcher es obliegt, den von der Regierung angewiesenen Fonds unter die Einwohner der

d. M. mit dieser Angelegenheit beschäftigen werde, und fordert

des Kreises von Sieradz daher alle dazu Berechtigte auf, sich bis zu diesem Termin zu melden, weil sie später ihnen nichts mehr gewähren könne.

üt Frankreich. h., 1685 Imn: Paris, 4. Juli. Der König ist gestern Abend von Fon⸗ tamebleau nach St.⸗Clond zurückgekehrt. Mehrere Blätter melden, der König habe das Pro⸗ gramm zur Feier der drei Julitage bereits unterzeichnet. Im Courrier frangçais liest man darüber folgenden Artikel, den der Messager des Chambres wiederholt, und ihm dadurch eine gewisse Authenticität verleiht: „Der Bericht an den König über die Jahresfeier der drei Julitage wird, wie man sagt, im naͤch⸗ sten Moniteur erscheinen, das Programm der Feierlichkeiten aber spater bekannt machen, mit denen die Regierung die Erinmnerungs⸗ seier des 14. Juli, als des Tages der Erstürmung der Bastille, verschmelzen wird, um sich einer besonderen Feier derselben zu überheben. Folgendes sind einige Details über die Feste, die an den drei Tagen stattfinden sollen. Der erste Tag soll der Trauer liber die für die Freiheit gefallenen Franzosen gewidmet seyn. Die Magdalenen-⸗Kirche, aus der Napoleon einen Tempel des Ruhmes machen wollte, wird der Tempel der Freiheit werden; ein Trauerzug wird sich auf dem Stadthause und dem Platze der Bastille versammeln und sich dahin begeben: die beiden Kam⸗ mern, die Schulen, die im Juli Verwundeten, die Ritter der Juli⸗Kreuze und Medaillen, eine Deputation von zehn National⸗ Gardisten aus allen Bezirken Frankreichs und von zehn Soldaten von jedem Regimente der Land⸗ und Seemacht, werden diesen Zug bilden, in dessen Mitte der König, von den Ministern und den Pariser Stadtbehörden umgeben, gehen wird. Das Stadt⸗ haus und die Magdalenen⸗Kirche werden schwarz behangen seyn; jede Deputation wird eine Fahne tragen, und alle Fahnen, des Zuges sowohl, wie die an den öffentlichen Gebäuden, werden mit schwarzen Binden versehen seyn. Die von den Bezirken des Landes abgeordneten Bürger werden während ihres Aufent⸗ haltes in Paris bei den Einwohnern, die Abgeordneten der Li⸗ nien⸗Regimenter in den Kasernen einquartirt werden. Der Zug wird sich vom Stadthause durch die Straße Saint⸗Antome und über die Boulevards nach der Magdalenen⸗Kirche begeben. Das auf dem Platze Ludwig's XVI. unter der Restauration begon⸗ nene Denkmal soll bis dahin abgetragen werden. Die Magda⸗ lenen⸗Kirche wird ein neues, vorläufig nur auf Leinwand gemal⸗ tes und später zu vollendendes Giebel⸗Feld, mit der Inschrift: „Frankreich seinen Befreiern!“ erhalten. Im Innern des Tem⸗ pels sollen eherne Tafeln mit den Namen der im Juli Geblie⸗ benen, so wie der mit dem Juli⸗Kreuze Dekorirten, aufgehangen werden. Der Abbé Paravey, derselbe, der am 30. Juli v. J. das Grab für die vor dem Louvre Gebliebenen einweihte, wird im Tempel eine Rede halten; auch einer der Minister wird das Wort nehmen. Truppen⸗Musterungen, Wettrennen, Illumina⸗ tionen und alles Schaugepränge gewöhnlicher Feste werden an den Tagen des 28. und 29. Juli stattfinden. Unter die armen Famtlien werden vom 27sten bis zum 29sten Lebensmittel in ih⸗ ren Wohnungen vertheilt werden. Ein in der nächsten Session

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vorzulegendes Gesetz wird die drei Juli⸗Tage zu National⸗Fest⸗

tagen erklären.“

Der hiesige Belgische Gesandte, Herr Lehon, ist vorgestern, nachdem er mit dem Grafen Sebastiani und dem General Bel⸗ liard Unterredungen gehabt, nach Brüssel abgereist, um über die wichtige, dem Kongresse vorliegende Frage mitzustimmen. (Seine Ankunft in Brüssel wurde bereits gestern gemeldet.)

Dem Courrier françgais zufolge, haben die Juli⸗Käm⸗ pfer, denen nur die Medaille verliehen worden ist, in emer gestern gehaltenen Versammlung eine Petition an die künftige Depu⸗ tirten⸗Kammer entworfen, worin sie um die Erlaubniß nach⸗ suchen, statt der Medallle das Juli⸗Kreuz am blaurothen Bande tragen zu dürfen, so daß zwischen ihnen und den Juli⸗Rittern, mit denen ste gleiche Gefahren getheilt, auch Gleichheit der Be⸗ lohnungen stattsinde.

In der vorgestern stattgesundenen vorläufigen Versammlung der Wähler des ersten Departements, an welcher 600 derselben Theil nahmen, legte der General Mathieu Dumas sein politi⸗ sches Glaubensbekenntniß ad, er verwies auf sein früheres Le⸗ ben, als die beste Bürgschaft für sein künftiges Benehmen, über die Frage wegen Erblichkeit der Pairs⸗Würde weigerte er sich wiederholt, eine Verbindlichkeit einzugehen, weil er das specielle Mandat nicht anerkennen könne; sein Mitbewerber, Herr Nitot, bestritt diesen Satz und verpflichtete sich, gegen die Erblichkeit u stimmen. Ein Waͤhler erklärte sich durch Herrn Casimir Pé⸗ rier für ermächtigt, ihn als Kandidaten aufzustellen, worauf eine große Menge der Wahler die Anwesenheit des vorgeschlagenen

Kandidaten verlangte; der Präsident des Minister⸗Raths erschien

aber nicht. Die Wähler gingen ohne eine vorläufige Abstim⸗ mung auseinander. Der Messager des Chambres erzahlt, die Kandidatur des Herrn Cas. Périer, die den meisten Wahlern bis dahin unbekannt gewesen, sey von der großen Mehrzahl der Versammlung sehr günstig aufgenommen worden, und seine Er⸗ wahlung scheme gesichert zu seyn. Die Waͤhler des 2ten und nund des liten Bezirks werden heute vorbereitende Sitzungen hal⸗ ten. Die Wähler des zwolften Bezirks versammelten sich vor⸗ gestern im Amphitheater des Pflanzengartens; die Zahl der Votan⸗ ten war 252; Hr. Arago erhielt 159, Hr. Panis 70. Stimmen. Uleber die vorbereitenden Versammlungen der hiesigen Wäh⸗ ler bemerkt das Journal des Débats: „Mehrere Bläͤtter

haben seit einigen Tagen die Resultate der vorbereitenden Wäag Versammlungen mitgetheilt und dabei sorgfältig die Kandidate nach der Zahl der ihnen wahrscheinlich zufallenden Stimme klassifizirt. Diese Liste hat nur einen Fehler, namlich den, dg sie das Werk einer Minorität und in einigen Fallen sogar eine dem Wahl⸗Kolleginm, dessen Namen sie usurpirt, fremden MA. noritaͤt ist. Die nmabhängigen Wähler wissen, was ste von ieh

sen angeblichen Listen zu halten haben, die man ihnen gern auf 8

dringen möchte, die aber zuweilen nur das Werk eines Klu oder einer Cotterie sind; ste warten den Tag der Wahlen ah um die wahre Majorität zu zeigen. Einige dieser Versammllug gen sind aufrichtiger und ernster gewesen und haben auch anden Erscheinungen dargeboten. Herr Ganneron, gestützt auf seng Lohalitat, hat den Kampf gegen die ganze Geschicklichkeit ze Hrn. Odilon⸗Barrot würdig bestanden. Hr. Barthe hat den verlaͤune derischen Biographieen ihr Urtheil gesprochen und wurde mit Be⸗ fall überschüttet, als er sich über sein Benehmen und seine politische Grundsatze aussprach. Hr. Delessert, der beieiner ersten Versammlun nur die Minoritat erhielt, kann beim entscheidenden Skrutinim auf eine große Anzahl von Stimmen rechnen. Der Name äiß ses ehrenwerthen Bürgers empfiehlt sich allen Freunden der deß nung und allen, die in einem edlen Charakter eine Garantie sf das öffentliche Leben sinden. Der achtbare Odier, der an allen Akten der Deputirten während der drei Juli⸗Tage Theil nahm findet in der Achtung seiner Mitbürger und in dem Wunsche dc gesammten hiesigen Handelsstandes nicht weniger sichere Aussith ten. Auch der berühmte Befehlshaber der hiestgen Mationg. Garden, der alte Krieger, dessen militairischer Ruf durch eing Epigramme unbedeutender Blätter nichts verlieren kann, imnt ebenfalls als Kandidat auf und hat zahlreiche Freunde in all Reihen der Bürger⸗Miliz, deren Anstrengungen er theilte. Ag diese Männer haben der Nationalsache und dem neuen Köng thum mit Hingebung gedient, und die Wähler werden ihnen Ge rechtigkeit widerfahren lassen.“

Herr Agier hat ein Rundschreiben an die Wähler des De. partements der beiden Ssvres erlassen, worin er sich für eing Gegner aller Privilegien erklärt, sich aber weigert, sein Votnmn über die Erblichkeit der Pairie im voraus zu binden.

Im Globe liest man folgende Erklärung: „Wir haben ie Erfahrung gebracht, daß viele, vornehmlich unter den niedern Klassen gewahlte Personen insgeheim zusammenberufen wordtn, um bei der Jahresfeier der Julitage an tumultuarischen Demor⸗ strationen Theil zu nehmen, und daß man dabei den Namm der Saint⸗Simonianer ausgesprochen hat. Im Namen dar Vorsteher der St. Simonschen Lehre weisen wir jede Theilnahme an solchen Versammlungen zurück; wir sind nicht gewohnt, im Dunkeln zu wirken, wir verbergen weder unseren Zweck, noch un⸗ sere Handlungen. Bei allen unseren Beziehungen zur arbeiten⸗ den Klasse üben wir auf dieselbe nur einen Einfluß des Friedeme und der Versoöhmnmmg. Uebrigens bezeugt unser politisches Glau⸗ bensbekenntniß, daß wir mit den Handlungen einer tumultuars schen Opposttion nichts zu schaffen haben können.“

Das Englische Paketboot „Camilla“ ist mit 116 Passagie⸗ ren von Southampton in Havre angekommen; seit langer Ziit sah man in diesem Hafen keine so große Anzahl von Reisenden ankommen.

Der Constitutionnel meldet, daß die Truppenmärsche nach den Alpen und der Belgischen Gränze hin, die eine kuürze Zeit lang in Folge einer telegraphischen Depesche unterbrochen worden, wieder begomnen hätten. General Simmer, der sich ser⸗ ner Wahl zum Deputirten wegen in Riom befunden, habe fehl erhalten, sofort zur Armee abzugehen, um das Kommande über eine Diviston zu übernehmen. Dem Journal du Com⸗ merce zufolge, hat General Negre, designirter Befehlshabat der Artillerie der nördlichen Observations⸗Armee, Paris gestem verlassen. Dasselbe Blatt meldet: „Drei Batterieen des in Vincennes stehenden Artillerie⸗Regiments wurden gestern vom Kriegs⸗Minister auf dem Marsfelde gemustert; ihr Abmarsch sel bevorstehen; sie defilirten mit brennender Lunte.“

In Folge der letzten Minister⸗Konferenzen sind Couriere nach Brüssel, dem Haag und London abgefertigt worden.

Der Präsident des Minister⸗Raths hat in Uebereinstimmung mit dem Befehlshaber der National⸗Garde, General Lobau, de hiesigen Wähler für die drei Tage, während deren die Wahlen stattfinden werden, vom Dienste als National-Gardisten beftreit

Im Departement der Meurthe sind Schmähschriften gegen den Vice⸗Admiral v. Rigny, den Baron Louis und den Gene⸗ ral Lobau verbreitet worden, wobei man sich des Präfektur⸗Sie⸗ gels zur Couvertirung bedient hat. Der Präfekt des Devparte ments hat alle Theilnahme an diesem sonderbaren Mittel, den Wählern die Pamphlete der Opposttion zuzustellen, abgelehnt.

Der Temps sagt: „Das Kabinet des Palais⸗Royal hut auf die Nachricht, daß die Herzogin von Berry sich nach Tos⸗ kana, oder sogar nach Nizza oder Genua begeben wolle, wo si sich mit einigen Männern zu verabreden hoffe, denen sie nech einigen Einfluß zuschreibt, Vorstellungen gethan, welche Gehit gefunden haben, und man sagt, die Herzogin werde bald wicker den Weg nach England zurück einschlagen.“

Aus Cherbourg wird gemeldet, daß die vormalige Kaisern von Brasilien, welche dort unter dem Namen einer Herzogin ben Braganca verweilt, sich in Folge gesegneter Leibes⸗UImstände un⸗ wohl befinde, ihre Zimmer hüte, und keine Besuche annehme. Von der jungen Königin Donna Maria war noch keine Nach⸗ richt eingegangen.

Der in Nantes erscheinende Ami de la Charte meldet: „In Lugon wurden am 24. Juni der ehemalige Post⸗Direktot Namens Briqueville und der erste Commis des Post⸗Büreaus verhaftet. Der Befehl dazu kam von Bordeaux, wo man Kor⸗ respondenzen in Beschlag genommen hatte, durch welche diest beiden Personen stark compromittirt werden; die Sache scheint mit dem Süden und mit Holy⸗Rood in Zusammenhang zu ste⸗ hen. Die Verhasteten werden nach Bordeaux gebracht.“ Der Fürst v. Kaunitz, der seit mehreren Monaten wegen Schulden in dem Gefangniß von Sainte⸗Pelagie in Haft sitt, ist auf sein Verlangen nach einem Krankenhause gebracht worden.

Das Journal du Havre aäußert: „Der Korrespondem des großen Spekulauten Oyiprard zufolge, werden die Wahlen in den Departements, der Mehrzahl nach, zu Gunsten der reinen linken Seite ausfalley.“

Das Journal de Paris erklärt sich für ermächtigt, zu

versichern, daß der bei Karl X. befindliche Kardinal v. Latil sein

erzbischoöfliches Gehalt nicht bezogen habe, noch beziehen werde, wie von einigen Blattern behauptet worden.

Die Gazette de France giebt heute den Schluß eines langen Aufsatzes gegen den Zwiespalt der Meinungen, dem darin alles Ungllick Frankreichs zugeschrieben wird. Einige Blatter wollen in diesem Artikel die Feder des Herrn v. Villele erken⸗ nen. Die Gazette kündigt an, daß der Aufsatz in Form einer Broschüͤre besondees abgedruckt erscheinen werde.

Straßburg, 5. Juli. Dem Niederrheinischen Cou⸗

jer zufolge, wollen die sogenannten patriotischen Wähler fol⸗ inde Kandidaten in den verschiedenen Kollegien des Departe⸗ nents aufstellen: In den drei Straßburger Kollegien den Ge⸗ d Herrn J. J. Coulman; in Zabern Herrn Saglio, in

eral Lafaͤhette, Herrn Odilon⸗Barrot, n Schlottstadt Herrn Champy, Feißenburg Herrn Muntz, Notar. 1u1“]

Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ ung vom 4. Juli. Graf v. Harewood führte, in seiner figenschaft als Lord⸗Lieutenant des westlichen Theiles der Gras⸗ haft York, Beschwerde gegen den Lord-Kanzler Bronugham. in der genamten Grafschaft war naͤmlich schon unter dem vo⸗ igen Ministerium eine Gerichts⸗Person des Meineides angeklagt orden. Der Aunteschuldigte hatte darauf an ein Mitglied der seiner Angelegenheit niedergesetzten Jury ein Schreiben gerich⸗ t, in welchem er dieses Mitglied zu seinen Gunsten zu stim⸗ en suchte. In Folge dieses Schreibens und der gegen ihn hwebenden Anklage wurde jene Gerichts⸗Person durch das vo⸗ ge Ministerium in ihrem Amte suspendirt, eine Entscheidung, le auch der jetzige Lord⸗Kanzler bei seinem Eintritte in das Pinisterium gelten ließ. Allein nachdem vor einiger Zeit der ngeschuldigte von dem Meineide freigesprochen worden, setzte ord Brougham denselben, ohne den Lord⸗Lieutenant der Graf⸗ haft, durch dessen Vermittelung es eigentlich hätte geschehen illen, davon in Kemntniß zu setzen, in sein Amt wieder ein. ord Harewood fand sich durch diese Uebertretung-sehr gekränkt id meinte außerdem, daß die Freisprechung vom Meineide al⸗ in nicht hiureichend gewesen wäre, die Suspension aufzuheben, e auch durch das Schreiben veranlaßt worden sey, wodurch ne Gerichts⸗Person einen Geschwornen von semer Pflicht habe wendig machen wollen. Der Lord⸗Kanzler antwortete, daß tedle Graf, der diese Diskussion in ganz ungehöriger Weise echer gebracht, vergessen habe, zu bemerken, daß er selbst die gtrefende Gerichts-Person nicht bloß im Jahre 1820, sondern ich im Jahre 1830, nach dem Ableben Georg's IV., zur Wie⸗ ⸗Einsetzumg in das Friedensrichter⸗Amt empfohlen habe. Nächst⸗ m sey der angeklagt Gewesene (ein Herr Storks) auf eine anzende Weise freigesprochen worden; er (der Lord) habe also ei jener Empfehlung und unter solchen Umständen gar keinen sstand nehmen können, den Mann, zu dessen Gunsten zahl⸗ ich unterzeichnete Bittschriften bei ihm eingegangen seyen, sein Amt wieder einzusetzen. Was das Schreiben an n Geschwornen betreffe, so sey dies zwar etwas sehr Unan⸗ messenes gewesen, allein darum verdiene noch Niemand seinem Amte suspendirt zu werden. Diese Aufklärung, die r Lord⸗Kanzler in einem ausführlichen Vortrage gab, war von nigen scharfen Wendungen begleitet, in denen er auf das Un⸗ ggemessene der ganzen Verfahrungsweise des Lord Harewood, r, ohne dem Hause Anzeige davon zu machen und nachdem er ihm selbst ein höfliches Billet geschrieben, gleichsam die An⸗ age eines Ministers hier zur Sprache gebracht. Die ganze diskusson, an der auch noch mehrere andere Lords Theil nah⸗ en, ging ohne weiteres Resultat vorüber. Der Herzog von Pellington fragte, ob der Graf Grey irgend eine Instruction her die Krönung des Königs besitze? Als der Befragte dies meinte, fragte der Herzog, ob es nicht nöthig sey, daß der pnig bimmen einer bestimmten Zeit gewisse Eide leiste, die mit ner Krönung in Verbmdung ständen? Graf Grey erwiederte, ienne diese Eide zwar, doch wisse er nicht, daß das Gesetz Zeit oder den Ort vorschreibe, wo sie geleistet werden müß⸗ n. Die Ursache der bisherigen Verzögerung würde er wohl in rFolge noch dem Hause mittheilen. Die Krönung sey bisher mer eine sehr kostspielige Ceremonie gewesen; es erscheine je⸗ ch wichtig, daß der feierliche Vertrag zwischen König und olk, der bei dieser Gelegenheit ratifizirt werde, mit so we⸗ ggen Kosten als möglich verbunden sey. Er wiederhole, ser keinen Befehl Seiner Majestät in dieser Hinsicht tz, gebe jedoch dem Hause die Versicherung, daß die vom setze darüber gegebene Vorschrift von Sr. Majestät auf eine er die andere Weise befolgt werden würde. Lord Mel⸗ urne trug auf die zweite Lesung der Bill an, welche den irkungskreis der Lord⸗Lreutenants von Irländischen Graf⸗ aften näher bestimmt. Nachdem sowohl der Antragende als

Herzog von Wellington und der Graf Grey einige Worte er die Principien der Bill hinzugefügt, wurde der Antrag ohne posttion genehmigt.

Unterhaus. Sitzung vom 4. Juli. Da für die⸗ Tag die zweite Lesung der Reform⸗Bill angekündigt r, so war die Gallerie schon um 1 Uhr Nachmittags von Zu⸗ auern besetzt, und auch im Innern des Saales, so wie in den eiten⸗-Gallerieen, waren alle Sitze von Mitgliedern bezeichnet dreservirt. Als um 4 Uhr der Sprecher seinen Präsidial⸗ az einnahm, waren schon an 300 Mitglieder versammelt. Herr üme nahm zunächst das Wort und beschwerte sich über die eise, in welcher die Plätze im Hause reservirt werden. Ihm st sey gesagt worden, daß man damit umgehe, ihn für den mligen Tag um seinen gewöhnlichen Platz zu bringen; er be daher schon um 10 Uhr Morgens diesen Plaätz durch nen Freund bezeichnen lassen; zu seinem Erstaunen habe dieser boch schon über 200 Pläͤtze um diese Zeit bezeichnet gefunden, dzwar seh dies schon um 7 Uhr geschehen; so daß er (Herr ume) zu seinem Bedauern jetzt die Nachbarn vermisse, die er voͤhnlich um sich habe. Da sich min das Haus am vorigen itage bis zum 4ten d. Morgens um 10 Uhr vertagt habe, so ge er, wie es einem Mitgliede möglich gewesen sey, schon um r hier zu seyn und so viele Plätze wegzunehmen, und ob MNitglieder hierdurch irgend ein Recht auf die Plätze erhiel⸗ Sein eigener Platz sey mit dem Namen des Oberst Lind⸗ bezeichnet gewesen; er habe sich jedoch die Freiheit genom⸗ n, diesen Namen, der bereits um 8 Uhr angeheftet worden sey, heinem anderen Platze zu versetzen. Der Sprecher antwortete,

Gedrauch besage eigentlich, daß nur diejenigen, die bei dem wöhnlichen Gebete im Hause anwesend seyen, ihre Plätze be— wnen könnten; der ungewöhnliche Andrang, der jedoch jetzt im⸗ tezum Parlamente stattfände, habe in diesem Gebrauche eine lderung gemacht. Inzwischen habe der, der vor dem Gebete en Platz bezeichnet, kein Recht darauf; auch gehe jedes Recht einen Platz verloren, so oft eine Abstimmung stattfände, oder ald die Mitglieder sich in corpore nach dem Oberhause ver⸗ ten. In jedem Falle ließe sich hier jedoch mehr von der ge⸗ seitigen Hoflichkeit der Mitglieder, als von der strengen An⸗ ldung des Rechtes erwarten. Nachdem einige Bittschriften rreicht worden waren, trug Lord John Russell auf zweite Lesung der Reform⸗Bill an. Zuvörderst wurde von d Althorp, der von einem Mitgliede dazu aufgesordert den war, dem Gerüchte widersprochen, daß ein Herr Gregson nd eine eigenmächtige Veräanderung in der Resorm⸗Bill ebracht; diese Veränderung, welche diejenigen Häusler betreffe, ihren Zins vierteljährlich entrichteten, seh vielmehr von den

gen

Ministern selbst veranlaßt worden, jedoch hätten diese schon seit⸗ dem eingesehen, daß dadurch zu Viele ihr Stimmrecht verlieren würden, und wären bereit, die Aenderung wieder aufzugeben. Als darauf die Bill selbst zur Sprache kam, erhob sich Sir John Walsh, der sich schon in der vorigen Sesspon dagegegen opponirt hatte, als erster Opponent. Die Bill, meinte er, würde die Bitterkeit der gegenseitigen Parteien des Landes nur noch vermehren. Schon bei der Zusammensetzung des gegenwärtigen Parlaments sey die bloße ohne weitere Kennt⸗ niß und Untersuchung der Bill gegebene Versicherung mancher Kandidaten, ste unterstützen zu wollen, himreichend gewesen diese Kandidaten ins Parlament zu bringen. Auf diese Weise höre die Regierung auf, eine Repräsentativ⸗Regierumng zu seyn (Ge⸗ laͤchter und Hört!); die Aufregung und die Tumulte im Lande würden dadurch vermehrt. Auch der politische Zustand des Kon⸗ tinents mache mißtrauisch gegen die Maaßregel; dem nur die Pariser Ereignisse im Juli v. J. hätten in England das Geschrei nach Reform veranlaßt. Er glaube nicht, daß die Franzosen lange im Stande seyn würden, ihr im Juli begonnenes System fortzusetzen, wiewohl er, ganz abstrakt genommen, der Meinung wäre, daß die letzte Französische Revolution glorreich seh und das Mitgefühl jedes anderen Volkes verdiene. Er fürchte nur, daß die Franzosen ganz unfähig seyen, mit Mäßigung zu verfahren, und daß der jetzige Französtsche Thron auf dem unhaltbarsten Grunde gebaut sey. Leicht könnte Ludwig Philipp ge⸗ stürzt werden, und habe dies erst stattgesunden, so seyen die Errichtung einer militairischen Republik und die Kriegführung mit allen Nachbarn die nächsten Folgen. Während also der Geist der Demokratie in einem Nachbarstaate zu befürchten sey wollten die Minister auch in England den demokratischen Ein⸗ fluß überwiegend machen. Aus diesen Gründen werde er sich der Bill in allen ihren Stationen offen widersetzen und hoffe dadurch, eine große Gefahr vielleicht den Ruin des Landes.

abzuwenden. (Beifall von der Opposition.) Schtießlich trug der Redner amendementsweise darauf an, daß die Bill erst in sechs Monaten zum zweiten Male verlesen werde. Hr. F. Clinton unterstützte dieses Amendement. Da dieser Redner, um seine Argumente gegen die Bill aus der Geschichte nachzuweisen, sich auch auf die (in Lardner’'s Kabinet⸗Encyklopädie enthaltene) Geschichte von England von Sir James Mackintosh berief, so nahm der Letztere, der wahrend der vorigen Session durch ein Unwohl⸗ seyn verhindert worden war, an der Debatte über die Reform⸗ Bill Theil zu nehmen, das Wort und sprach in einer ausführ⸗ lichen Rede seine Meinung zu Gunsten der Bill aus. Er wi⸗ derlegte zunächst die Ansicht, daß die Aufregung, die bei den letz⸗ ten Wahlen geherrscht, mit der ruhigen Diskussion, wie sie einer deliberirenden Versammlung gezieme, unverträglich sey. Eine solche Aufregung gehöre vielmehr zu den charakteristischen Merk⸗ malen freier Institutionen und müßte von jedem Freunde consti⸗ tutionneller Freiheit unterstützt werden. Sowohl der Theorie als der Praxis nach entspreche es vollkommen der Verfassung, wenn der Wähler sich von den Ansichten seines Kandidaten über Fra⸗ von besonderem Interesse genau unterrichte; ja, es sey nicht bloß sein Recht, sondern auch seine Pflicht, dies zu thun. Der König selbst habe bei der Auflösung des Parlaments gesagt, daß es seine Absicht sey, die Ansicht des Volkes über die Art und Weise, wie eine Aenderung in der Repräsentation ein⸗ zuführen sey, kennen zu lernen. Wie aber könne dies anders geschehen, als wenn sich das Volk auf den Wahl⸗Tribunen aus⸗ spreche. Der erste Redner (Sir John Walsh) habe aus⸗ wärtige Angelegenheiten berührt, auf die er (Sir J. Mackin⸗ tosh) sich nicht weitläuftiger einlassen wolle. Nicht etwa, daß er kein tiefes Mitgefühl für den berührten Gegen⸗

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stand empfände denn für einen Mann, der nur einen Funken

von Freiheit im Busen trage, sey es etwas Unmögliches, dieses Mitgefühl nicht zu empfinden allein er fürchte, daß eine Dis⸗ kusstion dieser Art der Maaßregel, wiewohl sie jener Sache selbst günstig sey, doch schaden könne. Uebrigens aber sey es ein Irr⸗ thum, wenn das ehrenw. Mitglied der Meinung sey, daß der demokratische Geist in einem Nachbarstaate vorherrsche; nicht das Volk habe die Schleuse der Revolution dort geöffnet, sondern zwei Männer hätten es gethan, die, beseelt vom Geiste der Feind⸗ seligkeit gegen alle bürgerliche Freiheit, den niedrigen Versuch ge⸗ macht, alle Staatsgewalten an sich zu reißen, und unter dem Vorwande, daß man sich gegen die Gefahr, dem Volkswillen allzu viel nachzugeben, hüten müsse, die freien Institutionen, die sie beschworen, umstürzen wollten. Micht die Gefahr der De⸗ mokratie sey es eigentlich, die das ehrenwerthe Mitglied in der Reform-⸗Bill sehe, sondern die Gefahr für Pläne, um dasjenige, was man den demokratischen Geist nenne, zu gesetzwidrigen Zwek⸗ ken zu unterdrücken. In Frankreich habe man solche Pläne im Auge gehabt, und auch in England würden ste aufkommen,

wenm die Feinde der Reform eine Macht hätten, die ihrem

Willen gleich käme. (Hört, hört!) An dieser Debatte (aus der wir eine nachträgliche Mittheilung uns vorbehalten) nah⸗ men auch noch die Herren Bruce, Fergusson und Lord Polchester Theil, worauf die Fortsetzung der Diskussion auf die morgende Sitzung verschoben wurde.

London, 5. Juli. Gestern gab der Prinz Leopold von Sachsen⸗Koburg dem Könige, dem Herzoge von Braganza, Dom Pedro, und den Mitgliedern der Königlichen Familie ein großes Mittagsmahl, dem unter Anderen auch noch der regie⸗ rende Herzog von Sachsen⸗Koburg und der Fürst von Leinin⸗ gen beiwohnten. 8

Gestern Morgen empfing Dom Pedro die Besuche vieler hier anwesenden Portugiesen und Brasilianer, so wie einer großen Anzahl von Engländern.

In Bezug auf die Verhandlungen im Parlament wegen der großen Krönungskosten bemerkt die Times: „Wie viel wür⸗ diger und feierlicher würde die Kronungs⸗Ceremonie seyn, wenn der König vor dem versammelten Parlamente gekrönt und seine Eide leisten würde, ohne die plumpe und burleske Umgebung von Rittern, die Niemand zu bekämpfen haben, und von Fal⸗ konieren ohne Falken, und ohne ein scheinbares Festmahl, bei dem nichts gegessen wird. Sicherlich köonnten diese Thorheiten, die bei der letzten Krönung die Scherzlust der Fremden und das Bedauern aller fühlenden Engländer erregten, abgeschafft werden, ohne daß die Krone dadurch etwas von ihrem Glanze oder der König etwas von seiner Größe und Macht verlöre.“ b

Dasselbe Blatt findet die Debatten im Unterhause über die Reform⸗Bill nicht besonders interessant; die öffentliche Mei⸗ mung, außert dasselbe, habe sich schon hinlanglich über diesen Gegenstand ausgesprochen; es wäre daher ganz uüberflüssig, ihn Tag für Tag durch stetes Wiederholen der nämlichen Gründe

heidigen zu wollen. 1 deteee g W. R. Sydney hat unterm 2ten d. M. die hier befindlichen Irländischen Parlamentsglieder zu einer am 6ten zu veranstaltenden Versammlung vermittelst eines Umlausschreibens einladen lassen, um über zweckmäßige Veränderungen in der Re⸗ sorm⸗Bill, über den inneren Zustand Irlands und Abhülfe des

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8 vA.“ .““ Axchiemunenn! h dort herrschenden Elendes, über die Gese schmwo nen⸗Gerichte und mehrere andere, Jnan deraftegee en Heüschngr⸗ zu berathschlagen. 4 g

Im letzten Sonnabend fand eine allgemeine 2 der Actionaire der hiesigen Universität stat. 8 esanghs heiten dieser Anstalt zu untersuchen. Auf den Antrag eines Ac⸗ tionairs wurde nach sehr lebhaften Diskusstonen die Ernennung eines Ausschusses beschlossen, um mehreren Mißbräuchen, die sich in der Verwaltung der Universttät eingeschlichen und von verschiedenen Seiten her zu Beschwerden Anlaß gegeben hatten abzuhelfen. 8

Von der nächsten Ernte hat man die besten und hält ein glückliches Ausfallen derselben in diesem Augen⸗ blick für um so wichtiger, als es wahrscheinlich das beste Mittel sehn würde, dem nachtheiligen Einflusse des Fallens der Wechsel⸗ 1es und der bedeutenden Ausfuhr kostbarer Metalle entgegen zu arbeiten. 4

2 * 8 .

Hoffnungen

Nieder lah

Aus dem Haag, 5. Juli. Der Baron von Wessember befindet sich noch in hiestger Restdenz und hatte gestern die Ehre, bei Sr. Majestät zu speisen.

Wie es heißt, ist die Königl. Korvette „Meermin“ stern aus Vließingen abgesegelt, um unsere Heerings⸗Fahrzeuge zu convoyiren und gegen Angriffe zu schützen.

Der General-Lieutenant de Kok hat sein Hauptquartier in

Arel aufgeschlagen. Auf den Vorposten bei Arel ist Alles gerü⸗ stet; jedoch hat die Zufuhr von Pferden, Pulverkarren, Kano⸗ nen, Waffen und anderen Kriegsbedürfnissen nach dem Aten und zten Bezurk von Zeeland jetzt aufgehört. Die Stellung und Zahl der Holländischen Truppen wird täglich stärker, und Alles ist bereit, jeden feindlichen Anfall krafti abzuwehren. . Die hiesigen Behörden haben die 1..-9 gemacht, daß in Folge der unter dem Schutz einer hiesigen wohlthätigen Ge⸗ sellschaft gestifteten Armen-Kolonieen sich die Zahl der Bettler in denselben sehr vermehrte, und sich in Folge dessen genöthigt gesehen, Maaßregeln dagegen zu treffen.

Brüssel, 5. Juli. In der heutigen Sitzung des Kon⸗ gresses zeigte Herr Vilain XIIII. an, daß von einer großen Anzahl der Einwohner Lüttichs und Löwens 2 Bittschriften auf dem Bureau niedergelegt seyen, um gegen die Präliminarien der Konfereng zu protestiren. Hr. Claes (von Löwen) beklagte sich darüber, daß der Bericht über sämmtliche Petitionen dieser Art der gestern angeordnet worden, von der zu diesem Behufe nie⸗ dergesetzten Kommisston noch nicht abgestattet sey. Auf sein Ver⸗ langen wurde die Liste der Personen, welche diese Kommisston bilden, vorgelesen, und Herr Claes selbst befand sich auf dieser Liste. Dieser Umstand erregte großes Gelächter. An der Ta⸗ gesordnung war die Feortsetzung der gestern abgebrochenen De⸗ batte. Herr Lebeau machte zuvörderst die Bemerkung, daß, wenn er auch gesagt habe, daß er sein Portefeuille niederlegen wolle, falls die Proposttionen der Konserenz verworfen würden, dies doch keinesweges implicire, daß er Minister bleiben wolle, wenn die Präliminarien angenommen würden. Er sey entschlos⸗ sen, sich zurückzuziehen, man möge die Vorschläge verwerfen, oder annehmen. Er werde die vorliegende Combination bis zum Schluß unterstützen, weil, seiner Ansicht nach, das Glück des Landes da⸗ von abhänge; aber wenn diese Sache auf irgend eine Weise entschieden sey, dann habe er ein Recht, an sich selbst zu denken, und auf der Deputirten⸗Bank den Platz einzunehmen, der der höchste Ehrgeiz jedes Mannes von Ehre sey. Der Minister fuhr als⸗ dann solgendermaßen fort: „Unter verschiedenen wenig parlamentari⸗ schen Ausdrücken, m. H., habe ich das Wort Feigheit aussprechen hö⸗ ren. Ich, als Deputirter, verstehe dieses Wort so: die Feigheit eines Deputirten besteht darin, daß er nicht wagt, das zu sagen, was er will, und das zu sagen, was er nicht will. Die Feigheit eines Deputirten besteht darin, anderswo, als m seinem Gewis⸗ sen, die Gründe für sein Votum zu suchen; die Feigheit eines Deputirten besteht endlich darin, zu schweigen und seine Meinung über eine Combination, die er für nützlich für das Land hält, nicht auszusprechen.“ Der Redner erklärte dann, daß er nicht anstehe, eine früher ausgesprochene irrige Ansicht zu widerrufen. In einer der letzten Sitzungen habe er nämlich gesagt, daß die Annahme der Präliminarien eine Veränderung in der Constitu⸗ tion zur Folge haben könnte. Sein Freund Devaux habe ihn aber bald von seinem Irrthum überzeugt, und sey ihm nunmehr klar, daß die Annahme die Constitution keinesweges verletze. Nachdem der Minister mehrere früher aufgestellte Bemerkungen der Opposition widerlegt hatte, äußerte er sich noch besonder über frühere Worte des Herrn von Brouckeére, der gesagt hatte daß man eine Linie ziehen werde, um den Belgischen Handel mit Deutschland gänzlich zu unterbrechen. „Selbst, m. H.“, sagte der Redner, „wenn wir nur den suatus quo aufrecht er⸗ hielten, würde jede Verbindung mit Deutschland möglich seyn. Untersuchen Sie die Karte, und sehen Sie, ob wir keine andere Verbindungswege als Venloo haben. Nicht etwa, als ob ich die Meinung hätte, daß wir gezwungen seyn werden, Venloo auf⸗ zugeben; denn ich hoffe, daß uns diese Stadt mittelst de Unterhandlungen bleiben wird. ferner gesagt, daß, wenn Sie, nachdem Sie so energisch geger die Ansprüche der Konferenz protestirt haben, jetzt die Vorschlag annehmen, Sie dadurch alle Ihre frühere Handlungen verläug⸗ nen. Ich kann mit den Aktenst Sie dadurch keine Ihrer früheren Handlungen verläugnen.“ Der Redner suchte nun ausführlich diese Behauptung darzuthun, in⸗ dem er besonders auf die Ausdrücke in der Protestation gegen das Protokoll vom 20. Januar hinwies, worin gesagt worden sey, daß man sich keiner anderen Entscheidung, als der der Na⸗ tional⸗Repräsentation, unterwerfen würde. 2 Ausdruck zu verstehen? Es solle doch wohl so viel heißen, daß der Kongreß gesonnen

vorge⸗

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Man hat Ihnen, mein Herr,

tücken in der Hand beweisen, daß

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Wie aber sey dieser

sey, sich keiner Entscheidung einer frem⸗

den Moacht zu unterwerfen, und es sey nicht darunter verstanden,

daß man sich einer Entscheidung nicht unterwerfen wolle, die von einer legitimen und kompetenten Behörde ausgehe. „Und wie,“ sagte Herr Lebeau „wenn sie nun aus Ursachen, welche ich nicht voraussehen kann, Sich veranlaßt fänden, einer fremden Macht irgend einen Landestheil abzutreten, so sollten Sie nicht dazu berechtigt seyn? Sie würden nur ein Recht ausüben, welches Sie sich in der Constitution vorbehalten haben. Ich sage wie Sie, nein! der Kongreß wird sich nicht unterwerfen, aber die Na⸗ tion wird sich den Dekreten der National⸗Repräsentation un⸗ terwerfen. Nur Aufrührer können eine andere Ehrache führen.“ Der Minister glaubte bei diesen Worten ein Pfeifen von der Gallerie zu vernehmen und forderte den Prästdenten auf, die Ruhestörer zurecht zu weisen. Der Präsident erklärte, daß er nichts gehört habe, bei dem geringsten Lärmen aber werde er seine Pflicht erfüllen. Herr Lebeau fuhr hierauf fort; „Dar⸗ aus, meine Herren, daß wir keinen Anspruch auf die streitigen Gebietstheile hätten, würde immer noch nicht hervorgehen, daß wir kein Recht auf die Bewohner derselben hätten! Reinn⸗ und hier schließe ich mich der edelmüthigen Sprache der ehrenwerthen