1831 / 195 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 16 Jul 1831 18:00:01 GMT) scan diff

Der Wars Zeitung zufolge, organisirt der Wol⸗ hynische Bürger Ludwig Stezki ein Wolhynisches Regiment un⸗ ter dem Namen: „Freie Kosaken.“ 1

Dasselbe Blatt meldet, daß jetzt viele von den Polnischen Insurgenten, welche genöthigt waren, sich nach Gallizien zurück⸗ zuztehen, in Warschau angelangt seres vEIIW

Die Staatszeitung erzählt Folgendes: „Eine Abtheilung Kosaken legte in einem einzigen Tage den Weg vom Bug bis Zelechow, eine Strecke von 14 Meilen, zurück; dort angelangt, sießen sich dieselben von dem Burgermeister und mehreren Ein⸗ wohnern eine Bescheinigung ertheilen, daß sie keine Polnische Truppen dort angetroffen haͤtten, fütterten dann ihre Pferde und kehrten wieder üder den Bug zurück.“

Der Generalisstmus hat, der Warschauer Zeitung zu⸗ folge, den in Warschau angekommenen Podoliem und Ukrainern 12 Militair⸗Kreuze für ihre Hingebung angeboten; diese haben dieselben jedoch abgelehnt und zur Vertheilung unter die Solda⸗ ten überwiesen. 1 2

Einer Bekanntmachung der Municipal⸗Behörde zufolge, soll, nach dem Reichstagsbeschluß vom 25. Juni, unverzüglich zur Re⸗ qutrirung aller in der Hauptstadt befindlichen Pferde geschritten werden. Es ist dazu in jedem Bezirk eine Deputation, bestehend aus einem Mitglied des Municipalraths, aus dem Bezirks⸗Kom⸗ missar und Emem von dem Kriegs⸗Ministerium abgeordneten Of⸗ fizier, ernannt worden. Kein Pferd irgend eines Gewerbtreiben⸗ den ist ausgeschlossen, nur die Post⸗ und Fuhrmanns⸗Pferde und die vom Auslande eingeführten sind von der Regutsition frei. Die Inhaber erhalten eine eee über die gelieferten Pferde.

In Beziehung auf das Entkommen mehrerer Russischen Gefangenen wird in der Staats⸗Zeitung vorgeschlagen, allen in Gefangenschaft gerathenen Russen das Ehrenwort abzuneh⸗ men, daß sie nie wieder gegen Polen fechten würden, und sle durch ein Zeichen kenntlich zu machen; die von den Russen da⸗ gegen genommenen Revpressalien, heißt es, könnten den Polen nicht sehr gefährlich werden, da einestheils weniger von ihnen in Gefangenschaft gerathen seyen, anderentheils die einmal gefan⸗

gen genommenen in das Innere Rußlands abgeschickt würden, so daß sie doch nicht zu entkommen vermöchten.

In einer der letzten Reichstags⸗Sitzungen wurde die von der Wojewodschaft Kalisch an den Schatz rückständige Summe auf 3 Millionen angegeben; der Landbote B. Niemojowski macht dagegen jetzt in der Warschauer Zeitung bekannt, daß sich die Rückstände jener Wojewodschaft bis zum 21. Juni d. J. nur auf 31,583 Fl. 18 Gr. belaufen.

In der Sta 8 heißt es, daß der Pole Theodor Morawski, nach vielen Schwierigkeiten, die er unterweges zu be⸗ stehen gehabt, von Paris in Krakau angelangt sey und in die⸗ sen Tagen in Warschau erwartet werde.

Dasselbe Blatt sagt: „Eine bei Uscilug dem Feinde ab⸗ genommene Standarte und mehrere Kosaken⸗Effekten, welche der Invaliden⸗Lieutenant Giedroye erbeutet hat, sind nach War⸗ schau gebracht worden.“ 1

Unter amtlicher Rubrik meldet die Staats⸗Zeitung;: „Das außerordentliche Kriegsgericht, welches in der Sache gegen die einer Verschwörung innerhalb der Mauern der Hauptstadt angeschuldigten Personen niedergesetzt ist, hat dem Gouverneur der Stadt Warschau vorgestellt, daß sowohl die Wichtigkeit des Gegenstandes, der die sorgfäaäͤltigste Untersuchung erheischt, als auch die Nothwendigkeit, die zahlreichen Papiere der Inkriminir⸗

ten durchzusehen, es vn msgtsch mache, daß die Instruction und

der Urtheilsspruch in dieser Angelegenheit binnen 24 Stunden,

wie es durch den Artikel 16 der Verordnung der National⸗Re⸗ gierung vom 20. Februar d. J. gefordert werde, erfolgen könn⸗ ten. In Folze dessen ist das erwähnte Kriegsgericht, nach Be⸗ nachrichtigung der National⸗Regierung, kraft des Artikels 20 der genannten Verordnung, durch den Gouverneur der Hauptstadt er⸗ mächtigt worden, in dieser Sache nach den für die gewöhnlichen Kriegsgerichte vorgeschriebenen Grundsaͤtzen zu verfahren.“

Das in Französischer Sprache geschriebene Blatt, der Mes⸗ sager Polonais, hat mit dem Ende des vorigen Monats hier zu erscheinen aufgehört.

Frankreich.

Sas, 8. Juli. Der König kam vorgestern und gestern von Salnt⸗Cloud nach der Stadt und präsidirte an beiden Ta⸗ gen in einem mehrstündigen Minister⸗Rathe.

Herr C. Périer, Sohn des Präsidenten des Minister⸗Ra⸗

thes, ist gestern Abend als Courier nach London abgegangen. Bei dem gestern stattgefundenen zweiten Skrutinium ergab sich über die drei noch unentschiedenen hiesigen Wahlen folgendes Resultat: im zehnten Bezirk erhielt der General Lobau unter 1001 Stimmen 588 und wurde demgemäß zum Deputirten aus⸗ gerufen; Herr Chardel erhielt nur 404; im zwölften Bezirk, wo bei der ersten Abstimmung die absolute Majorität zwischen Herrn Panis und Herrn Arago geschwankt, wurde bei der zwei⸗ ten der Letztere mit 253 unter 495 Stimmen zum Deputirten ewählt; Herr Panis erhielt nur 14 Stimmen weniger; im Wahl⸗Kollegium des dreizehnten Bezirks erhielt der Maire von Berey, Herr Renet, 226 Stimmen unter 398, sein Mit⸗ bewerber, Herr Desgranges, nur 144. Von den Departements⸗Wahlen sind im Laufe des heutigen Tages folgende bekannt geworden: Departement der Aube; in Troyes Herr C. Prier“, mit 239 unter 314 Stimmen; der Kandidat der Opposition, Herr Stourm, erhielt 55. Rhöne⸗ Mündungen; in Aix Herr Thiers.“ Goldhügel; in Dijon die Herren Hernoux“ und Cabet; in Semur Vatout, Königl. Bidliothekar. Nordküsten; in Dinan Beslay. Dordogne; in Bergerac Prévost Leygonie; in Lalinde Gar⸗ raube; in Nontron Merilhou“; in Perigueux Perrin.“ EAure; in les Andélys Bignon“; in Verneuil und Brionne Odilon⸗Barrot; in Bernay Dupont v. d. Eure“; in Evreux Dumeylet; in Pont⸗Audemer, Legendre*; in Lou⸗ viers, Passy.“ Eure und Loir; in Nogent⸗le⸗Rotron, Texier“; in Dreux, Firmin Didot ; in Chateaudun, Rim⸗ bert Sévin. Finistère; in Chateaulin, Blancque Belaire; in Morlaix, Kératry'; in Quimper, le Bastard de Ker⸗ guifinee. Gironde; in Blaye, Aubert; in Bazas, Merilhou; in Bordeaux, Dariste“, Dufour de Bessan’⸗ und Henri Fonfrède; in Lesparre, Gaillard; in Libourne, Martele; in la Réole, Jay.“ Ober⸗Marne; in Lan⸗ gres, Carraillon de Vandeul; in Bourbonne, Virey; in Chaumont, Toupot de Bevaux. Ille und Vilaine; in Remmes, Jollivet und Mangin von Oins. Isére; in Latour⸗du⸗Pin, Prunelle’“*. Loire und Cher; in Vendome, Crignon⸗Bonvallet“. Nieder⸗ Loire; in Nantes, Dubois, ehemaliger Feah, eeh cch des Globe, jetzt General⸗Studien⸗Inspektor, in Ancenis, Levail⸗ lant ; in Paimboeuf, Aug. v. St. Aignan *; in Saveney, Varsavaux *; in Pont⸗Rousseau, Luminais“.“ Lot und

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gen würde. schieht es weder aus Stolz, noch aus befriedigter Eitelkeit. Gott wolle verhüten, daß wir uns etwas zum besonderen Triumph anrechnen sollten, was der Triumph des Genius von Frankreich ist! Nicht das Ministerium trug in den Wahlen den Sieg da⸗ von, sondern die Juli⸗Revolution; Frankreich will Freiheit und keine Anarchie, Fretheit mit Ordnung verbunden, damit sein Handel blühe und sein Gewerbfleiß sich entwickele; ruhig will es im In⸗ nern seyn, um nach außen hin kräftig und mächtig auftreten zu können.“ Der Temps sagt über denselben Gegenstand: „Alle Ernennungen der Wahl⸗Kollegien, die uns zukommen, tragen den gestern von uns angedeuteten Charakter; es spricht sich in ihnen der Sinn für Ordnung und Stätigkeit aus, der den Ver⸗ handlungen dieser Kammer ein großes Gewicht geben wird. Bis jetzt bieten sie keine entschiedene Opponenten dar, die das Mini⸗ sterium bekämpfen wollen, sondern zuverlässige Namen, Deputir⸗ te, die ihre Pflicht nicht verletzen und der Verwaltung etwas zu schaffen machen werden, wenn stie nicht fest entschlossen ist, alle noch in ihrer ganzen Kraft bestehende Mißbräuche der Restau⸗ ration zu beseitigen. ministeriellem Einfluß geschriebenes Blatt, daß die Wähler sich für die Juli⸗Regierung aussprechen, so wie sie nach den 3 Ta⸗ gen gebildet wurde; mit Unrecht aber fügt es hinzu, daß sie sich aus demselben Grunde auch für die seit einem Jahre befolgte Politik aussprächen, da man seit einem Jahre drei ganz verschie⸗ dene politische Systeme befolgte und jetzt nicht ein einziges als Muster vor sich hat. in diesem Sinne haben sie gewählt, sie wollen aber auch Erspar⸗ nisse, Departemental⸗Einrichtungen u. s. w., und in diesem Sinne dürften ihre Wahlen nicht minder bezeichnend seyn: die Verhand⸗ lungen über das Budget werden es den Ministern beweisen.“ Die Gazette de France bemerkt: „Was wir hinsichtlich der neuen Wahlen vorausgesehen haben, trifft allenthalben ein: das rechte Centrum ist verschwunden, und das linke wird die Majorität haben; das linke Centrum aber ohne das rechte wird bald durch die Presse und die Verhandlungen von der linken Seite zurückgedrängt werden.“ Der Courrier français sagt: „Den allmälig eingehenden Nachrichten zufolge, fallen die Wahlen verschiedenartig aus.

aber die wahre Majorität der Kammer seyn? Dies kann man erst nach den ersten Sitzungen beurtheilen, und sobald eine eini⸗ germaßen wichtige Frage das Daseyn einer vernünftigen Mei⸗ nung dargethan haben wird. die Zahl für sich zu haben scheint, so hat es auch einige bedeu⸗ tende Niederlagen erlitten. Kollegien durchgefallen; in Toktlon gegen den abgesetzten Präfek⸗ ten des Var, Herrn Bernard; in Briey, wo der Minister Louis, sein Onkel, mehreremale gewählt worden gen Herrn der Reise

gegen den großen Bürger, gegen den er so unbegreiflicher Weise aufzutreten wagte. Herr Laffitte, in Paris erwählt, ward es auch

Herr Odilon⸗Barrot, der in Paris nicht gewählt wurde, weil sein Gegner ein Patriot war⸗ den das vierte Arrondissement

burger Wähler und wurde noch in verschiedenen anderen Arron⸗ dissements gewählt; das Deputirten⸗Mandat der Wähler von Mamers belohnt Herrn Ch. Comte für seine kürzlich erfolgte Absetzung; Herr Cormenin empfängt in mehreren Kollegien den Lohn für die Freimüthigkeit seiner Meinungen und für die Un⸗ eigennützigkeit seiner Vaterlandsliebe. Männern, die sich durch ihren Ruf und durch ihre Anhänglich⸗

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Merle⸗Massoneau; sert.“ Maas; in Commercy, Etienne*;

und Thouvenel *; in Luneville, Gen. Salins, v. Ludrez in Toul, Tardieu d. Aelt. vandier. Nievre; in Clamecy, Dupin d. Aelt.”“

Nieder⸗Pyrenäenz in Orthez v. St. Cricq“, in Pau Gen. Harispe, in Oleron Lacaze. Ober⸗Saône; in Vesoul Ge⸗

und Fournier', in la Fleèche Goupil“, in Mamers Char⸗ les Comte und Camille Perier.“ Niedere Seinez in Havre Duvergier de Hauranne.“ Seine und Marne; in Melun Baillot», in Coulommiers Georg La⸗ fayette.“ Seine und Oise; in Corbeil Berard“, in Mantes Fiot, in Rambouillet Lepelletier d'Aulnay.“ Somme; in Montdidier Rouillé de Fontaine.“ Tarn und Garonne; in Montauban Ponx, in Caussade Boudet, in Moissae Duprat. Vendée; in Lusson Marchegay, in Fontenay Chaigneau, in Bourbon⸗Vendée Perreau, in les⸗-Herbiers Duchaffault.“ Vienne, in Poitiers Dupont⸗ Minoret , in Chatellerault, Martineau, in Loudun, Mil⸗ lori, in Montmorillon, Junyen. Vogesen: in Epinal, Gen. Jacqueminot’, in Mirecourt, Gouvernel, in Neuf⸗ chaͤteau, Gaugier, in Saint⸗Dié, Vaulot“, in Remiremont, Bresson. Yonne: in Auxerre, Larabit, in Avallon, Fi⸗ not, in Joigny, Cormenin“ (die gemeldete Wahl des Herrn Virollot war ein Irrthum), in Sens, Bellaigne, in Tonnere, Noöldes Vergers. Kanal: in St. Lo, Havin. Aisne: in Chaun), Odilon⸗Barrot. Allier: in Moulins, v. Tracye, in Montlugçon, v. Richemond. Haiden: in Saint⸗Sever, Gen. Lamarque °. Loiret: in Gien, Ba⸗ ron Roger, in Pithiviers, J. v. Larochefoucauld*. Rhone: in Lyon, Coudere *. Calvados: in Caen, de la Pommeraye *,

Nach der Berechnung des Journal des Débats gehören von den bis jetzt bekannt gewordenen 157 Wahlen 109 der ge⸗ mäßigten constitutionnellen Meinung an. as genannte Blatt äußert über die Wahlen: „Un⸗ sere Hoffnung ist nicht getäuscht worden; wir vertrauten dem gesunden Sinne der Wähler. Unser Vertrauen ward nicht be⸗ trogen; der Geist der Mäßigung ist bei den Wahlen vorherr⸗ schend. Wir hatten es vorher gesagt; wir konnten nicht daran glauben, daß eine ihr Schicksal in Händen habende Nation es wegen einiger Abenteurer in der politischen Logik in Gefahr brin⸗ Wenn wir uns über dieses Ereigniß freuen, so ge⸗

Mit Recht sagt daher heute ein unter

Die Wähler wollen Ordnung und Frieden;

Bis etzt hat das Ministerium die muthmaaßliche Majorität; was wird

Wenmn das Ministerium bis jetzt Herr von Rigny ist in drei Wahl⸗ war, ge⸗ Charpentier, einen Justiz⸗Beamten, der auf

des Königs an denselben eine durch entschlosse⸗ ne Sprache ausgezeichnete Anrede hielt; in Meaux endlich

n Bayonne; Brest bewirbt sich mit Paris um Herrn Daunou; C

jebte, folgt Herrn Benjamin Constant im Vertranen der Straß⸗

Kurz, es giebt unter den

Garonne; in Marmande, Bory v. St. Vincent; in Agen,

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keit an die Juli⸗Grundsätze den Wählern empfahlen, gewiß wenige, die nicht gewählt wurden.“ ä6.

in Villeneuve d'Agen, Lafon⸗Bla⸗ niac.“* Maine und Loire; in Saumur, Benj. Deles⸗ in Verdun, Genin.“— Meurthe; in Nancy, die Herren Marchal* Lobau ; in Chateau⸗ ;zin Saarburg, Che⸗ ; in Cos⸗ ne, Lafon, Oberst der 12ten Legion der Pariser National⸗Garde. Norden; in Lille Barrois⸗Virnot“, in Douai die Herren v. Montozon’ und Martine, in Bergues Paul Lemaire“, in Cambray Lallier und v. Estourmel %, in Valenciennes v. Vatimesnil“. Oise; in Beauvais Herr Danse und der Marquis v. Mornaye. Orne; in Alengon Baron Mer⸗ cier’, in Seez Desprez, in Mortagne Ballot“. Pas⸗ de⸗Calais; in Arras Lesergent', in Bethune Gosse, in Boulogne Harlé d. Vater, in Montreuil Harlé d. Sohn.

noux. Sarthe; in Le Mans die Herren Picot⸗Desormeaux

Der Moniteur enthält nunmehr das ausführliche 9 gramm der Feier der 3 Juli⸗Tage, dessen Haupt⸗Bestimmun in dem (neulich mitgetheilten) Berichte des Ministers des 58 dels und der öffentlichen Arbeiten enthalten waren.

Der Minister des Handels und der öffentlichen Arbeiten z, an die Präfekten der Departements ein Rundschreihen hinsih lich der Feier der Juli⸗Tage gerichtet; er bemerkt darin, daß! einigen Orten eine dreitägige Unterbrechung der Feld⸗Arbeit und der Handels-Geschäfte vielleicht von nachtheiligen Folge

Dauer und die Details dieses Festes zu bestimmen und daß

Gegenwart und der Zukunft nicht aus den Augen zu verliern Schließlich fordert der Minister die Präfekten auf, sich mit; len Behörden ihres Departements über diesen Gegenstand verabreden und wohlthätige Sammlungen zum Besten der P men zu veranstalten.

Dem Constitutionnel zufolge, wäre dem Ministeriw ein Plan zur künftigen Konstitutrumng der Pairie vorgelegt vg den, wonach die Pairs vom Könige aus einer von den Wählz festgestellten Liste lebenslänglich ernannt werden sollen; der

seyn und auf die Liste gebracht werden.

stifter, welche den öffentlichen Frieden unaufhörlich zu stören se chen, sollen die Absicht hegen, zum Vorwande der Unordnunga alle auf die vorige Dynastie bezügliche Kupferstiche und En bleme zu nehmen und diese gewaltsam zu zerstören. Es reich hin, auf dieses Vorhaben aufmerksam zu machen, um 68 vereiteln. Die Kupferstichhändler und andere Kaufleute, ag welche diese Warnung Bezug haben kann, werden von der P. hörde aufgefordert werden, die nöthigen Maaßregeln zu trefe und Alles zu entfernen, was die Ausführung jenes Plans e günstigen könnte.“

Herr Aguado macht im Moniteur bekannt, daß bis zmu 30. Juni d. J. 513,783 Fr. Spanischer Rente (95,145 han Piaster) getilgt worden sind, welche 5,340,492 Fr. gekostet haba

Der Prozeß der Herren v. Montalembert, Lacordaire me Decoux, wegen ungesetzlicher Eröffnung einer Freischule, wih am 14ten d. M. vor dem Königl. Gerichtshofe verhandelt vor den. Herr v. Montalembert, der bekanntlich durch den Tod see nes Vaters, nach dem jetzt bestehenden Rechte, Ansprüche gagf die erbliche Pairs⸗Würde erhält, hat eine Protestation gegen n Kompetenz des Königl. Gerichtshofes an den Präsidenten ie Pairs⸗Kammer, Baron Pasquier, gerichtet.

Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Unterhaus. Sig⸗ zung vom 6. Juli. (Nachtrag.) Sir Rob. Peel fuhr seiner Rede folgendermaßen fort;

„Die wahre Frage besteht nicht sowohl darin, ob Sie den kl⸗ nen Burgflecken ihr Recht nehmen, sondern ob das System, de Sie gufstellen wollen, der Art ist, daß es die bestaͤndige Ruhe he Gesellschaft, den Genuß der Freiheit und den Besitz des Eigenthum verbuͤrgt. Ich muß gestehen, daß ich den Grundsaͤtzen, auf welch Sie diese Veraͤnderung begruͤnden wollen, mißtraue. Existenz der erwaͤhlenden Burgflecken dem allgemeinen Stimm⸗Sg stem vor, welches Sie durch Ihre Bill cinfͤbren wollen; denn jh finde kein Beispiel in der Geschichte, daß in irgend einem Lande auf Erden eine gemaͤßigte Monarchie mit einer solchen Repraͤsennatin vertraͤglich war. Zu keiner Zeit der Franzoͤsischen Geschichte, au⸗ genommen im gegenwaͤrtigen Augenblick, war ein solcher Gru⸗ der Vertretung in Wirksamkeit. Die National⸗Versammlung Franß⸗ reichs traute ihrem Repraͤsentativ⸗System, das ein allgemeines Stimn⸗ recht feststellte, durchaus nicht. Sie werden in keinem Lande, außern Republiken, finden, daß, wenn dem Eigenthum, ohne Ruͤcksicht unf den Betrag desselben, ein Stimmrecht eingeraͤumt wird, die alm⸗ Privilegien daselbst lange unangetastet bleiben. In den Franzoͤsischa Wahl⸗Kollegien hatte bis vor einem Jahre der Betrag des Eiga⸗ thums ein besonderes Gewicht. Unter den Mitgliedern, welche n Arrondissements und Departements waͤhlten, befanden sich 176,,ℳ durch eine gewisse Klasse von Waͤhlern, naͤmlich durch die Hochste steuerten, gewaͤhlt wurden. Man fuͤhlte in Frankreich, daß das e wicht des Eigenthums gegen die Anspruͤche der Zahl schuͤtzen mi Dieses System ist jetzt vernichtet, und was ist die Folge davon? h. ben Sie die heutigen Berichte aus Frankreich gelesen? Die offentli Meinung ist dermaßen vorgeschritten, daß, in Folge dieser Veraͤnderun diejenigen Maͤnner, die vor einem Jahre die Leiter des Volks w ren und die Bewegung organisirten, durch welche die Bourbong vom Throne gestoßen wurden, nach Verlauf eines Jahres dus Maͤnner von demokratischerem Geiste verdraͤngt worden sind. (LUM. hafter Beifall.) Aber darauf wird gewoͤhnlich erwiedert: warum sil man dem Englischen Volke nicht trauen, haͤngt es nicht der Monn⸗ chie an? Darauf antworte ich: warum soll man dem Franzoͤsischa Volke nicht trauen, denn ich klage es nicht feindseliger Gesinnunga gegen monarchische Institutionen an. Aber in beiden Faͤllen behaunte ich, daß eine solche Veraͤnderung in den Grundsaͤtzen der Reprse⸗ tation die oͤffentliche Meinung unvermeidlich in dem Grade nuit⸗ daß alte Institutionen nicht dagegen bestehen koͤnnen. In dfeem Augenblick, wo wir berathen, wird das neue System in Frantreic seine Probe bestehen. Wir sollten den Erfolg abwarten, Ae wit denselben Grundsaͤtzen huldigten. Lassen Sie uns, m. H., nach den Regeln der Vorsicht verfahren und nicht in dem Eifer, eingeßen⸗ dene Fehler auszurotten, eine Constitution vernichten, die seit st langer Zeit dem Englischen Volke, vor allen anderen, Gluͤck un Freiheit gewaͤhrt hat.“ (Beifall.) Nachdem der Redner durch ber⸗ schiedene Beispiele zu beweisen gesucht hatte, daß durch die nach del bestehenden Grundsaͤtzen gewaͤhlten vaafas⸗ die allerfreisinnigste und populairsten Maaßregeln eingefuͤhrt worden seyen, und in die ser Beziehung auf Huskissons Handelssystem und auf die katholisch Frage hingewiesen hatte, schloß er mit den Worten: „Ich bin un so mehr veranlaßt, in meiner Opposition zu verharren, wenn ich he⸗ denke, daß die Bill ein System zerstoͤrt, welches sechs Jabrhunden lang gedauert, die groͤßten politischen Aufgaben gelbdst, die Freiheitan des Volks gesichert und der Regierung eine groͤßere Kraft verlieha hat, als dies zu irgend einer Zeit oder bei irgend einem andera Volke auf Erden der Fall war.“ (Lauter und anhaltender Beifall.)

„Sir Fr. Burdett nahm nun das Wort und sagte zu⸗ nächst, daß die eben gehörte Rede nicht sowohl der Rede einte Gesetzgebers, als der eines Advokaten gleiche, der an der Ban⸗ des Hauses die Burgflecken⸗Eigenthümer zu vertheidigen bemütt sey, und der in der Ausübung seiner Pflicht sich auf eine go⸗ schickte Weise bemühe, den ehrenwerthen Mitgliedern Sand in die Augen zu streuen und diejenigen, welche über die Fragt noch nicht mit sich einig wären, irre zu führen. Der ehren⸗ werthe Baronet sey durchaus nicht bei der Sache geblieben, 4 habe auf eine sehr geschickte Weise das Haus zu verleiten und die Aufmerksamkeit desselben von der vorliegenden Frage abzuzie⸗ hen gesucht; aber als er von der Constitution gesprochen, hate er weder einen richtigen Gesichtspunkt ins Auge gefaßt, no sey er namentlich darauf eingegangen, ob es einen Theil der Constitution ausmache, daß Pairs oder Andere Mitglieder deßs Unterhauses ernennen dürften. Denn dies sey die eigentliche Frage, über die man zu entscheiden im Begriff stehe. (Lebhaf⸗

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ter Beifall.) „Ist es,“ fuhr der Redner fort, „laͤnger zu dulden, daß A

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seyn dürfte, und überläßt es dem Ermessen der Präfekten,

über der Feier eines geschehenen Ereignisses die Bedürfnisse de

mentanen teste Sohn eines gestorbenen Pairs würde als solcher Kandäoeztlth

Der Messager des Chambres bemerkt: „Die Unrahe

nen sein Eigenthum und Leben abhaͤngt.

Ich ziehe ur⸗ diese Reform⸗Bill.

15 der Constitution begriffen.

gairs 150 Mitglieder dieses Hauses ernennen? Der sehr ehrenwer⸗ the Baronet hat uns gesagt, daß das Volk sich in einer momenta⸗ en Aufregung befinde einer Aufregung, die sich von dem gegen⸗ väͤrtigen ustande fremder Laͤnder herschreibe. War dies wohl des sehr chrenwerthen Baronets Ernst? Sollte dies der seyn, so rlaube ich mir, ihm zu sagen, daß er die Geschichte seines eigenen Landes vergessen hat; denn so lange ich in das oͤffentliche Leben und in die oͤffentlichen Ehägeher gte eingetreten bin, hat diese grage das Volk lebhaft bes⸗ Kftigt, ja, in einem solchen Grade auf⸗ veregt, daß die Regierung gen r. ist, diese Aufregung durch militairische Gewalt zu unterdruͤcken. (Beifall, und Rein, nein!“ von der Opposition.) Haben die ehrenwerthen Herren, wel⸗ enein rufen, die Ereignisse in Manchester vergessen? Haben sie die Suspendirung der Habeas-Corpus-Akte vergessen? Wie kann man daher sagen, daß die Reform⸗Frage der Gegenstand einer mo⸗ Aufregung, eine gewissermaßen ganz neue Ansicht sey,

der das Volk fruͤher nie Aufmerksamkeit geschenkt habe? Im J. 1795 legte Lord Grey eine Bittschrift auf den Tisch, worin uͤber die zusammenstellung des Hauses geklagt und unter anderen Miß⸗ traͤuchen besonders die Thatsache aufgefuͤhrt wurde, welche ich eben rwaͤhnt habe, naͤmlich die Pre ns von Mitgliedern durch Pairs. Von dem Tage an bis jetzt hat das Volk uͤber die Art und Peise, wie es repraͤsentirt werde, geklagt. Als der ehrenwer⸗ e Baronet von Grundsaͤtzen sprach, hat er die beiden haupt⸗ vergessen, naͤmlich, daß das Volk nicht besteuert wer⸗ den duͤrfe, wenn es nicht repraͤsentirt wird, und daß die Wahlen ftei seyn muͤssen. (Hoͤrt, höͤrt!) Dieses sind die alten und ur⸗ sprruͤnglichen Grundsaͤtze der Constitution! Warum zittert der sehr ehrenwerthe Baronet bei den Begebenheiten, welche in Frankreich fattgefunden haben⸗ Amerika sollte ihm doch als Beispiel dienen, daß der Stimme des Volks gehorchen nicht nothwendigerweise Anarchie, Verwirrung und Zerstoͤrung herbeifuͤhrt. Das Volk von England beklagt sich uͤber das verfassungswidrige Verfahren, daß die Pairs, anstatt seiner, seine sogenannten Repraͤsentanten erwaͤhlten; und was es daher mit Recht verlangt, ist, eine Wiederherstellung seines Rechts, eine Stimme bei der Wahl derer zu haben, von de⸗ 1— Dieses Verlangen des

Polks ist nicht das Resultat einer momentanen Aufregung, wie es uns der sehr ehrenwerthe Baronet gern einreden moͤchte, sondern dans Echo eines laͤngst ausgedruͤckten Wunsches der Mittelklassen. Hört!), Als Lord Cochrane noch mein Kollege war, haben wir Cee die Tafel des Hauses mit Bittschriften um Reform bedeckt; das Haus wollte denselben kein Gehoͤr schenken, und dies wuͤrde, ohne den Einfluß der oͤffentlichen Mͤeinung, noch so seyn. Der sehr ehrenwerthe Baronet hat uns traurige Folgen von der Annahme der Bill prophezeit; aber wer erinnert sich nicht der eben so klaͤglichen von Jahr zu Jahr wie⸗

sichlichsten

derholten Prophezeiungen uͤber die Gefaͤhr, welche der Constitution

durch Emancipirung der Katholiken drohe, und der eben so heftigen Gegen⸗Weissagung von der noch groͤßeren Gefahr, falls man die Annahme dieser weisen Maaßregel verweigere? Choͤrt) Feeichane erinnert sich noch der feierlichen Protestationen gegen die Zuruͤck⸗ nahme der Test.⸗ und Corporations⸗Akte 881 und eben so erinnern wir uns Alle, wie sorgsam der sehr ehrenw. Herr spaͤter sich be⸗ muͤhte, die Abgeschmacktheit seiner eigenen Erklaͤrungen zu beweisen. Und so nimmt er es jetzt wieder uͤber sich, in Bezug auf die Re⸗ form⸗Bill zu prophezeien, obgleich ihn die Erfahrung gelehrt haben sollte, wie wenig zuverlaͤssig sein Blick in die Zukunft ist. Aber, sagt der sehr ehrenwerthe Baronet, das Englische Volk war, der Zahl nach, der katholischen Bill entgegen, so daß, wenn wir zu der Zeit ein keformirtes Parlament gehabt haͤtten, sie nicht difchg⸗hangen seyn wuͤrde; Uhhe⸗ von der Opposition.) erzo, sind wir Burgflecken⸗Repraͤsentanten säͤger, als das Englische Volk, und ergo besteht keine Nothwendigkeit fuͤr Nun bestreite ich aber sowohl den Vordersatz, als die Schlußfolge. Nicht allein der aufgeklaͤrte Theil, sondern auch die Masse des Volks war der katholischen Bill guͤnstig (Hoͤrt0; so daß, wenn das Haus dieselbe nicht angenommen haͤtte, dies nur in Beweis mehr gewesen seyn wuͤrde, daß das Volk schlecht repraͤ⸗ smirt sey und reformirt werden muͤsse.“ Der Redner suchte ferner unbeweisen, daß aus der Bill keine Gefahr fuͤr die Stabilitaͤt der efassungsmaͤßigen Privilegien der Pairs hervorgehen koͤnne. Daß se sich die Gewalt angemaaßt haͤtten, Mitglieder dieses Hauses zu eenennen, sey nichts weniger als verfassungsmaͤßig; so daß man es der Bill nicht vorwerfen koͤnne, daß sie dieser Usurpation ein Ende mache. Die Pairs moͤchten sich auf die ihnen zukommende Stellung und auf die Ausuͤbung ihrer Pflichten beschraͤnken und sich nicht an die des Volks vergreifen, so wuͤrde das Volk auch ihre Privilegien unangetastet lassen. Wenn sie aber glaubten, keine besseren Stuͤtzen werfagene ETö“ u n. fed. ey es augenscheinlich, daß sie weder da eoretische das beüt⸗ ugegsch Das 5 r. andels sey nicht laͤnger zu dulden. „Es hat uns“, sagte der Red⸗ ner, wamnseita gekostet es hat den Krieg mit Frankreich zu Wege ebracht, dem wir den Druck der Industrie dieses Landes, in Ge⸗ salt einer ungeheuren Schuld, zu danken haben; und noch mehr, es fesselt uns so, daß wir nicht wagen duͤrfen, in fremde Angelegen⸗ heiten einzuschreiten, nicht einschreiten duͤrfen in den Kampf der Polen, selbst wenn wir von der Ehre, der Gerechtigkeit und der KRational⸗Politik dazu aufgefordert werden. (Hoͤrt, hoͤrt!) Aber, sagt ein ehrenwerther Baronet (Sir J. Malcolm), bedenkt, daß, wenn Ihr die Burgflecken schließt, die Maͤnner, welche Erfahrung in den Kolonial⸗Angelegenheiten besitzen, keinen Zugang zu dem hause finden koͤnnen, und daß Ihr dadurch genoͤthigt werdet, im unkeln tappend Gesetze fuͤr die Kolonieen zu geben. Nun frage sch aber den ehrenwerthen Baronet, ob er, mit allen seinen umfassenden Kenntnissen von den Angelegenheiten Indiens, ein Revraͤsentant dieser toßen Kolonie oder der Ernannte eines Burgfleckenhaͤndlers ist? (Hoͤrt, soreh) Befindet er sich nicht auf seinem jetzigen Platze unter der zusdruͤcklichen Bedingung, daß seine Vota und sein Betragen in diesem hause genau mit den Gesinnungen des Burgflecker.⸗Eigenthuͤmers, der ihn hierher gesandt hat, uͤbereinstimmen muͤssen? Fes hoͤrt.) und ist nicht die Vertheidigung des verfallenen Burgfle en⸗Systems ein wesentlicher Theil jener Gesinnungen? Wenn er daher gegen dieses System stimmte, wuͤrde er nicht, trotz seiner ausgebreiteten Kenntnisse der Indischen Angelegenbeiten, von seinem Patron sogleich ausgestoßen werden? (Hoͤrt, hoͤrt.) Was kuͤmmert sich der Herzog von Northumberland um 120 Millionen Britischer Unterthanen in Indien, wenn dabei der Besitz eines seiner in Betracht ommt? Dies Argument ist daher ganz truͤgerisch.“ Am Schlusse seiner Rede sagte Sir Fr. Burdett, daß es jetzt die Pflicht des Par⸗ laments sey, die Bill in einer solchen Gestalt anzunehmen, daß sie den Wuͤnschen des Volks entspraͤche und zu gleicher Zeit die Quelle unschaͤtꝛzbarer Wohlthaten nicht allein fuͤr dasselbe, sondern auch fuͤr dessen spaͤteste Rachkommen wuͤrde. (Das Resultat dieser Debatte, die schließlich noch von Lord John Russell resumirt wurde, ist tereits im vorgestrigen Stuͤcke dieser Zeitung gemeldet worden.) London, 8. Juli. Als beim Beginn der heutigen Sitzung ds Unterhauses Herr Hunt eine von 19,400 Einwohnern der atbeitenden Klasse von Manchester unterzeichnete Bittschrift, um größere Ausdehnung der Reform, namentlich um die Bewilli⸗ ung eines allgemeinen Stimmrechts, um jährlich zu erwählende arlamente und um Abstimmen durch Kugelung, überreichte, bemerkte er, daß die Bittsteller sich vergebens bemüht hätten, einen Vertreter der Grafschaft Lancaster zur Ueberreichung der Bittschrift zu bewegen, wiewohl sich doch das Mitglied, an wel⸗ ches sie sich gewandt, ganz ohne Vorbehalt zu Gunsten der Re⸗ formbill erklaͤrt habe. Herr O'Connell sagte, daß die Abgeord⸗ neten jener Bittsteller aus Manchester bei ihm ebenfalls gewe⸗ sen seyen und ihn gefragt hätten, ob er nicht auch der Meinung sey, daß Hr. Hunt von der Times bestochen worden? (Großes Gelächter.) *) Er habe ihnen darauf erwiedert, daß er das nicht glaube;

5 unt in Nr.

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denn erstlich wolle Njemand Hru. Hunt bestechen (Gelächter), und zwei⸗ tens würde Herr Hunt, falls sich auch Jemand fände, der ihn bestechen wollte, keine Bestechung annehmen; diese Gründe seyen ihnen sehr einleuchtend gewesen, und damit hätten sie, überaus zufriedengestellt, sich wieder entfernt. Auf diese, von fast unun⸗ terbrochenem Gelächter begleitete Mittheilung bemerkte Herr Hunt, es sey ganz unverantwortlich, daß man die arbeitenden Klassen in der Reform⸗Bill so wenig bedacht habe, und er glaube, es sey dabei hauptsächlich auf Preston, seinen Wahl⸗Ort, gemünzt ge⸗ wesen; er prophezeie, daß, wenn man in der Bill nicht einige Aende⸗ rungen mache, die Aufregung im Volke eben so groß seyn würde, als wenn man ste gar nicht hätte passtren lassen. Oberst Evans meinte dagegen, üble Folgen seyen nur zu befürchten, wenn die Bill gar nicht durchginge; übrigens aber müsse er das von Herrn Hunt beobachtete Verfahren mißbilligen und bedauern.

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Brüssel, 9. Juli. Kongreß⸗Sitzung. Nach der An⸗ nahme des Protokolls verlas Herr Liedts eine gegen die Prä⸗ liminar-Artikel gerichtete Protestation, welche mehrere Offiziere und Unteroffiziere der Bürgergarde des Kantons Spaa an den Kongreß übersandt hatten. An der Tagesordnung war die Fort⸗ setzung der Diskusston über die Vorschläge der Konferenz. Herr Duval de Beaulien bemerkte, daß nach gtägiger Erörterung, und nachdem 69 Redner gehört worden, es wohl Zeit sey, den Debatten ein Ende zu machen und zu einem Resultate zu ge⸗ langen; er schlage demnach vor, daß die Versammlung sich für permanent erkläre. Dieser Vorschlag, von den Herren v. Ro⸗ baulx, Trentesaux und Forgeur bestritten und von den Herren von Secus Vater, eleeuw und Delhougne unterstützt, wurde angenommen. Nachdem sich Herr Deleeuw für, Herr von Robaulx gegen die Präliminarien ausgesprochen hatten, verlangte Herr Delhougne den Schluß der Debatte. Herr Devaugx widersetzte sich, weil er es unbillig fände, daß nach einer so langen Diskussion dieselbe mit der Rede eines Mitgliedes der Opposttion endige. Herr Deleeuw verlangte, daß man vor dem Schlusse noch Herrn Lehon höre. Mehrere Mitglieder sprachen noch für und gegen den Schluß. Herr Le⸗ beau schlug vor, man solle es machen, wie bei der Wahl des Herzogs von Nemours, daß man nämlich vor dem Schlusse der Debatte noch einen Redner für und einen Redner gegen höre. (Nein, nein!) Der namentliche Aufruf wurde verlangt und dem⸗ nächst der Vorschlag, die Diskusston zu schließen, mit 104 Stimmen gegen 84 verworfen. Herr Ch. Lehon sprach sich darauf in einer ausführlichen Rede zu Gunsten der Präliminarien aus. Nachdem noch Herr Jottrand gegen die Vorschläge gehört worden war, wurde endlich die Diskussson geschlossen. Der Präsident ließ zuerst über die von Herrn von Robaulx in Antrag gebrachte vorläufige Frage abstimmen; dieselbe wurde von 144 Stim⸗ men gegen 51 verworfen. Hierauf verlangte Herr von Robaulr das Wort und sagte, daß ihm eine constitutionnelle Pflicht zu er⸗ füllen übrig bleibe. Er sey Inhaber einer Protestation ge⸗ gen das Abstimmen über die 18 Artikel. Er werde dieselbe vorlesen und auf das Bureau niederlegen. Herr von Robaulx verlas hierauf eine schon früher in den Zeitungen erwähnte, von 38 Mitgliedern des Kongresses unterschriebene Protestation, worin auf den Grund, daß die Constitution die Gränzen Belgiens fest⸗ stelle, daß nach derselben Constitution §. 80. der König diese Constitution beschwören müsse, daß der Prinz von Sachsen⸗Ko⸗ burg durch den 1sten Artikel des Dekrets vom 4. Juni noch ganz besonders dazu verbunden sey, auf das förmlichste gegen die An⸗ nahme der Konferenz⸗Vorschläge protestirt und, im Fall diesel⸗ ben doch angenommen würden, die Wahl des Prinzen Leopold für nichtig erklärt wird, weil alsdann Personen daran Theil ge⸗ nommen hätten, die nicht zum Belgischen Kongreß gehörten. Diese Protestation war unterzeichnet von den Herren von Ro⸗ baulx, Seron, Jottrand, Thuns⸗Amand, C. de Smet, Bischoff, Speelmann, Ch. von Brouckere, J. von Neeff (aus Löwen), J. Frison, J. B. Gendebien, L. Coppens, L. Bredeat, Pirson, Helias d'Huddegham, Ch. Coppens, Beaucarne, Blargnies, Vandeker⸗ kowe, E. de Smet, Abbé de Haerne, Delhougne, de Reze, Rosseuw, Dams, Jam ine, Watelet, Verga⸗ wen⸗Goethals, A. Gendebien, A. Rodenbach, Graf v. Robiano, Gelders, Vanderlooy, Naline, Vanart, Teuwens, de Meer von Moersel. Herr von Robaulr bemerkte noch, daß man den Namen des Herrn Lebégue, der anfänglich mit unterzeichnet, ausgestrichen habe. Herr Lebdgue sagte, daß dies auf sein Verlangen geschehen sey. Die Herren Beaucarne und L. Coppens verlangten ebenfalls, ihren Na⸗ men zu streichen, dagegen verlangte Serr Lardinois, den sei⸗ nigen hinzuzufügen. Mehrere I. wünschten, daß man ihre Vota zu Protokoll nähme. err A. Gendebien fügte diesem Wunsche noch die Bemerkung hinzu, daß er, im Wider⸗ spruche mit seiner früheren Drohung, im Kongresse bleiben werde, um seine Pflicht zu erfüllen; dies geschehe unter der Aegide der Protestation, welche er unterzeichnet habe. Man schritt nunmehr zum namentlichen Aufruf über die Vorschlaͤge der Konferenz, welche mit 126 Stimmen gegen 70, also mit einer Majorität von 56 Stimmen, angenommen wurden. Als der Präsident das Re⸗ sultat bekannt gemacht hatte, erschollen von allen Seiten des Saales und der Tribunen laute Beifalls⸗Bezeugungen. Hr. Osy trug darauf an, daß eine Deputation von fünf Mitgliedern an den Prinzen von Gachsen⸗Koburg gesandt werde, um ihm die Annahme der Präliminarien anzuzeigen und um ihn einzuladen, sich so bald als möglich nach Belgien zu begeben. Er halte es nicht für passend, sich bei einer so feierlichen Gelegenheit mit Ab⸗ sendung eines Couriers zu begnügen. Hr. Forgeur widersetzte sich diesem Vorschlage, weil man dadurch unnütze Kosten veran⸗ lasse. Es sey Sache der Regierung, die mit den Unterhandlun⸗ gen beauftragt sey, die Annahme der 18 Artikel nach London zu berichten. Hr. Lebeau unterstützte den Vorschlag des Hrn. Osy, welcher angenommen wurde. Zu Mitgliedern dieser Deputation wurden die Herren Lebeau, Felix von Mörode, J. d'Hoog⸗ vorst, v. und Fleussu erwählt. Es entspann sich noch eine Diskusston darüber, ob man dem Ministerium, ehe der Kongreß auseinander ginge, noch einen provisorischen Kredit für den Monat Juli eröffnen solle. Endlich wurde ent⸗ schieden, sich morgen mit dieser Angelegenheit zu beschäftigen. Die Sitzung wurde um 5 Uhr aufgehoben.

Hiesige Blätter publiziren das nachstehende Schreiben aus Löwen: „Die Zeitungen haben erzählt, daß die Thatsachen zu reden beginnen, daß man über das nachdenken möge, was sich in Löwen zugetragen, und dann sagen möge, ob die ukunft wohl zufriedenstellend aussehe? Doch lassen Sie sich dadurch nicht er⸗ schrecken, die Thatsachen haben nicht geredet. Die unserer Un⸗ abhängigkeit feindlich gesiunten Journale haben erzählt, . Löwen eine Volks⸗Bewegun stattgefunden; sle haben es voller Freude hundertmal wiederholt und jedesmal die Thatsachen auf

Jheine schändliche Weise übertrieben; es ist

endlich Zeit, daß wit

. EEEEEE die Wahrheit zur Kenntniß bringen; hier ist sie, man lese und urtheile dann: Sonntag und Montag Abends haben sich einige Leute aus dem Volk und mehrere hundert Kinder auf dem gro ßen Markte versammelt und haben dort gegen die Präli⸗ minar⸗Artikel, die wahrscheinlich keiner von ihnen gelesen hatte, unendlich viel geschrieen. Voll von dem Bier, das man unter sie ausgetheilt hatte, tanzten sie unter dem Freiheitsbaume und zerstreuten sich endlich, einige Straßen unter Absingung patriotischer Lieder durchziehend. Kann man nun wohl einem solchen Possenspiele, das so wenig national war, und das alle anständige Leute mit Unwillen erfüllte, den Na⸗ men einer patriotischen Bewegung geben? Man hat das Be⸗ nehmen einiger Hitzköpfe sehr getadelt, die sich nicht gescheut ha⸗ ben, das Volk aufzureizen, ohne daran zu denken, daß eine solche Bewegung die öffentliche Ruhe schwer kompromittiren und Scenen der Ausschweifung zur Folge haben konnte. Ganz eben so verhält es sich mit den Ereignissen in Lüttich; die Hälfte

der Einwohner hat dort kaum eine Notiz davon genommen.

Ueberall hat man versucht, das Volk in Aufstand zu bringen, aber das Volk hat seine Dimisston eingereicht.“

Aus Gent vom Zten d. M. schreibt man: „Der Advokat de Souter, Präsident der hiesigen National⸗Association, ist heute Abend um 7 ¾ Uhr verhaftet worden; man brachte ihn sogleich nach der Citadelle. Die Militair⸗Behörde entwickelte bedeutende

Kräfte, um diese Verhaftung zu bewerkstelligen. Infanterie,

Kavallerie, Gendarmerie, Artillerie nichts wurde vergessen;

die ganze Garnison war auf den Beinen; alle Straßen, alle Plätze waren besetzt; die Bestürzung war allgemein, welches auch

wohl bei dem Anblick brennender Lunten nicht anders seyn

konnte.“

Brüssel, 9. Juli. Das Schicksal unseres neuen Staates ist heute vom National⸗Kongreß entschieden worden. Die Annahme der Proposltionen der Londoner⸗Konferenz fand mit einer überwiegenden Stimmenmehrheit statt. Von 196

Mitgliedern stimmten 126 für und 70 gegen die Annahme. Die

Freude ist nicht mit Worten zu beschrelben, welche das Resultat

der Abstimmung hervorbrachte. Es ist merkwürdig, daß von den Tribunen, die außerordentlich angefüllt waren, an diesem Tage während der Diskussion und Abstimmung Ruhe und Anstand im höchsten Grade beobachtet wurden, und daß nach Bekanntwerdung des Resultats der Abstimmung die Gefühle der Freude und des Danks sich auf die lebendigste Weise verkündeten. Man sieht hieraus, daß die Vorgänge der früheren Tage nicht der Aus⸗ druck des Volks, sondern der Erfolg der Bemühungen der Oppo⸗ sition und Association gewesen ist. Diese hatte auch noch in dem letzten Augenblicke ihre ohnmächtigen Versuche nicht aufge⸗ geben. Noch vor der Abstimmung übergab Herr von Robaulr

eine von 39 Mitgliedern des Kongresses unterzeichnete Protesta-g tion, nach welcher sie die Wahl des Prinzen Leopold für

null und nichtig erkannt wissen wollten, weil dieser Wahl die Bedingung zum Grunde läge, daß die Integrität des Territoriums, wie solches der National⸗Kongreß bestimmt habe, unverletzt bliebe. Der Unwille drückte sich hierüber jedoch allgemein und sehr laut aus, man schritt zur Abstimmung, und der höchste Applaus in der Kammer selbst und von allen Tribu⸗ nen folgte derselben. Sobald solche außer dem Hause bekannt wurde, strömten Tausende von allen Seiten herbei, und das Vi⸗ vat⸗ und Bravo⸗Rufen hatte kein Ende. Mit diesem Applaus wurden auch die Minister und alle Mitglieder begrüßt, wie sie

das Haus verließen, wogegen die Mitglieder der Opposition

sich ganz still davon machten; doch ist man nicht ohne Sorge, daß sie noch heute Abend einen Versuch machen werden, um auf das gemeine Volk zu wirken. Der Geist der National⸗ Garde ist vortrefflich, und rings um die Stadt liegen Truppen. Auch sucht man das Gerücht zu verbreiten, daß die Einwohner von Venloo diese Stadt in Brand stecken wollten. Morgen geht eine Deputation von fünf Mitgliedern nach London, um

unserem Könige Leopold IJ. die Annahme der Bedingungen an⸗

zuzeigen, unter welchen er die Krone von Belgien acceptirt hat. Lüttich, 10. Juli. Hier ist folgende Proclamation er⸗ schienen: „Einwohner der Provinz! Der Mational⸗Kongreß hat mit einer Majorität von 126 Stimmen gegen 70 die große Frage, welche ihn seit mehreren Tagen beschäftigte, bejahend entschieden. Alle Meinungen waren frei; und die Behörde, treu ihrem Ma date, hat den Bürgern, welche ebenfalls eines besaßen, weder das Recht, es kund zu thun, noch die constitutionnellen Mittel, es gel⸗ tend zu machen, bestritten. Eine einzige dieser Meinungen slegt, denn alle konnten nicht siegen; die anderen unterliegen einer

Reebeeneigtet der gesellschaftlichen Ordnung. Talent, Wahr⸗

heit, Gefühl nichts hat den Anstrengungen der Minorität ge⸗ mangelt; aber wenn die Zahl das Recht 8 Majorität erlaubt, zu glauben, daß die Vernunft die Zahl gebil⸗ det hat. Jetzt, da die Diskusslon beendigt ist, liegt uns Allen dieselbe Pflicht ob. Es ist die Majorität des Kongresses, nicht der Sieg der herrschenden Meinung, welche uns diese Pflicht vorschreibt; es ist ein allen Meinungen gemeinschaftliches Inter⸗ esse, es ist der Feind von außen, welcher uns besiehlt, im In⸗ nern einig zu bleiben. Der König von Holland hat früher gegen die Protokolle protestirt, obgleich er sie annahm; wird er jetzt die Friedens⸗Präliminarien und seinen ungeheuren Theil an der Schuld annehmen? Er wird zögern, es zu thun. Hüten wir uns, daß er in der Zwischenzeit nicht Gelegenheit finde, uns in⸗ mitten bürgerlicher Streitigkeiten der egarchie und aller ihrer Ausschweifungen, angreifen zu können. Hüten wir uns, daß wir im Kampf der Parteien ihn nicht als einen Befreier herbeiwün⸗ schen müssen, und daß wir nicht dem Gram und der Schande anheimfallen, das Vaterland in einem Augenblick zerrissen zu haben, wo es sein Heil in die Eintracht seiner Kinder gesetzt hat. Der Gouverneur der Provinz (gez.) Tielemans.“

Der Bürgermeister und der Magistrat haben ebenfalls eine

Proclamation an die Bewohner Lüttichs erlassen, worin sie den

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Beschluß des Kongresses zur öffentlichen Kenntniß bringen.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 5. Juli. Ein Rmtsssischer Offzier ist mit Ge⸗ schenken des Kaisers, bestehend in kostbaren Porzellan⸗Vasen für den König und krystallenen für den Kronprinzen, hier ange⸗ kommen.

Vorgestern hatten der Königl. Französische Gesandte, Mar⸗ quis von Dalmatie, der, so wie auch Lord Bloomfield, zum Ge⸗ brauche der Seebäder nach Uddewalla reist, und der Kaiserl. Russische General van Suchtelen zu gleicher Zeit Privat⸗Au⸗ dienzen beim Könige.

Stockholm, 8. Juli. Am 4ten d. M., dem G

burtstage des Kronprinzen, hat der König, Seiner gewöhnlichen

Freigebigkeit gemäß, 1000 Rthlr. gegeben, um Brennholz für die Armen zu kaufen, und 1000 Flaschen Wein, um unter arme Kranke vertheilt zu werden. Das Departement der Wasser⸗ bauten hat so

rigen Jahre ausgeführten Arbeiten abgestattet. Das beträcht⸗

ildet, so ist es der

eben dem Könige seinen Bericht über die im vo⸗-⸗

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