1831 / 196 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

vpoon heute

die Erziehung der reichen Jugend, die selber alle Universttäts⸗ Kasten tragen könne, zu sorgen habe. Hr. Spring Rice und Hr. Edm. Peel sprachen für Bewilligung dieses Postens. Hr. Hunt erhob sich und wollte auf die (gestern erwähnte) Bitt⸗ schrift der armen arbeitenden Klassen zurückkommen, wurde jedoch „niedergehustet“ und mit dem allgemeinen Ruf „zur Frage!“ wieder auf seinen Platz verwiesen. Da einge Mit⸗ glieder äußerten, es sehen sehr gelehrte und talentvolle Professo⸗ ren, deren Gehalte hier gefordert werden, so entgegnete Herr Labouchere, daß sich auch ohne von Seiten des Staates be⸗ willigte Gelder talentvolle Männer an der Universität würden finden lassen. Herr Hume ließ es zur Abstimmung kommen, konnte jedoch nicht mehr als 15 Stimmen für seine Ansicht ge⸗ winnen; 215 stimmten dagegen, und der bestrittene Posten wurde mithin bewilligt. Auf eine Frage des Herrn Hume erklärte Lord Althorp, daß die Minister zwar auch die Irländische und Schottische Reform⸗Bill in der gegenwärtigen Session wo mög⸗ sich durchbringen wollten, daß jedoch erst die Englische ganz er⸗ ledtgt seyn müsse, weil sonst leicht Kollistonen entstehen könnten. Das Haus vertagte sich um 2 Uhr.

London, 9. Juli. Ihre Majestäten beehrten gestern, in Begleitung der Landgräfin von Hessen⸗Homburg und der Herzo⸗ gin von Sachsen⸗Weimar, den Lord und die Lady Farnborough mit einem Besuche auf ihrem Wohnsitz in Brombey⸗Hill.

Prinz Leopold, der regierende Herzog von Sachsen⸗Koburg und der Prinz von Leiningen kamen gestern Morgen nach Wool⸗ wich und besichtigten das Königl. Artillerie⸗Etablissement.

Die Times sagt: „Die Angelegenheit der Krönung war ein Gegenstand von einiger Schwierigkeit. Die Form schien nothwendig, doch die Kosten sind abschreckend. Wir hoffen, daß Se. Maj. diese widersprechenden Elemente auszugleichen wußten. Man sagt, daß der Tag für die Ceremonie, welche mit weniger Pomp als gewöhnlich stattfinden wird, auf den 23sten Sep⸗ tember anberaumt ist. Unsere liebenswürdige Königin wird ohne Zweifel mit ihrem Königlichen Gemahl zugleich gekrönt werden; sange möge die Krone auf Ihren beiden Häuptern glänzen!“

Dasselbe Blatt giebt eine Liste der Minorität, die gegen die Reform⸗Bill gestimmt hat, und bemerkt dazu: „Diese Liste giebt, wenn man sich so ausdrücken darf, eine deutliche Ansicht der Räder und Springfedern wie des inneren Getriebes der Maschine, womit man sich der Bill widersetzt hat. Es geht daraus hervor, daß, mit der geringen Ausnahme von 31 Mit⸗ gliedern, die gesammte Opposition ein direktes Interesse hatte, sich gegen die Bill auszusprechen.“ ““

Am vergangenen Mittwoch gab die Ostindische Compagnie dem Braminen Ram Mohun Rohy ein großes Diner. Letzterer hielt dabei eine Rede, worin er der Englischen Regierung und den Behörden in Indien große Lobeserhebungen machte.

Niederlande.

Aus dem Haag, 11. Juli. Durch ein Königl. Dekre 5ten d. M. ist Herr H. Dibbetz, in Gemäßheit der Artikeln 101 und 102 der hinsichtlich der Rhein⸗Schifffahrt am 30. März d. J. in Mainz abgeschlossenen Convention, zum Inspektor die⸗ ser Schifffahrt auf Niederländischem Boden ernannt worden. Wie man versschert, hat Graf Heinrich von Merode, der älteste seiner Familie, in einer bei Sr. Majestät dem Könige eingereichten Bittschrift um Aufschub angehalten, sein Nachfolge⸗ Recht auf die in Holland belegenen Güter seines verstorbenen Bruders vorschriftsmäßiger Weise wahrzunehmen. 1 Im hiesigen Allgemeinen Handelsblatt liest man: „Der Bericht der ständischen Deputirten von Süd⸗ und Nord⸗ Holland, an die General⸗Staaten von Holland, verdient, vorzüglich in der Zeit, in welcher wir leben, mit besonderer Aufmerksamkeit gele⸗ sen zu werden. Niemals, wie in jenem Bericht sehr wahr geäußert wird, versammelten sich die Generalstaaten unter Umständen, wie die dermaligen. Es ist daher höchst erfreulich, zu sehen, daß die Herren Deputirten der Eingangs erwähnten Staaten Gelegenheit gefunden

habeu, eine günstige Schilderung des inneren Zustandes der Pro⸗

vinzen zu entwerfen, eine Schilderung, die unter verschiedenen Ru⸗ briken die Einzelnheiten entwickelt, die als Belege des von ih⸗ nen Angeführten dienen. In Betreff des Handels stellen sie dar, daß die bekannten großen Ereignisse, die das zwischen Nord⸗ und Süd⸗Niederland zeither bestandene Band zerrissen, eine der höchst wichtigen Angelegenheiten bilden, die für den Handels⸗Zu⸗ stand von Nord⸗Niederland im Allgemeinen, und insbesondere für die wichtige Provinz Holland, große und heilsame Veränderungen zur Folge haben können. Auch ersieht man mit Vergnügen aus dem Bericht, daß bereits mehrere reiche Ladungen Kolontal⸗Waaren, die außerdem vermuthlich für Antwerpen bestimmt gewesen wären, in unseren Häfen gelandet und dort schnell verkauft wurden. Was über die Niederlage⸗Docks in Amsterdam gesagt wird, ver⸗ dient gleichfalls beherzigt zu werden. Die zweckmäßige und kühne Anlage derselben erregt nach dem Zeugniß der Herren Deputir⸗ ten die Billigung und Bewunderung von Landesgenossen und Ausländern. Angenommen auch, daß diese Einrichtung ursprüng⸗ lich mit Rücksicht auf die Vereinigung mit Belgien begründet

wurde, so geht daraus doch keinesweges hervor, daß sie nicht

auch nach der Trennung noch von hohem Werth für den Han⸗ del bliebe. Der Raum erlaubt es uns nicht, uns länger bei die⸗ sem Bericht zu verweilen; wir lasen ihn mit dem Wunsch, daß Hollands Wohl durch keine äußere Erschütterungen leiden, und daß das Lesen dieses Berichtes auch in den übrigen Provinzen die Wirkung haben möge, die innigste Ueberzeugung zu befesti⸗ gen, daß mit Hollands Handel und Schifffahrt, mit Hollands Blüthe und Kredit auch die Wohlfahrt anderer Provinzen auf

deas innigste verbunden ist.“

Brüssel, 10. Juli. Im Belgischen Monitenur liest man: „Da der Kongreß durch seine gestrige Entscheidung die letzten Hindernisse hinweggeräumt hat, welche sich der definitiven Konstitnirung des Landes entgegenstellten, so haben die Herren Lebeau und Devaurx erachtet, daß der Zweck, den sie beim Ein⸗ tritt ins Ministerium im Auge hatten, erreicht ist. Sie haben beide ihre Entlassung eingereicht, und ist dieselbe angenommen worden. Die Nation wird darüber urtheilen, ob die Mo⸗ nate, während welcher dieses Ministerium den öffentlichen Ange⸗ legenheiten vorstand, nützlich von demselben angewendet worden sind, und ob die Unabhangigkeit des Belgischen Volks, welches an einen Rang unter den konstituirten Regierungen Europa's einnimmt, ihm etwas zu verdanken hat. Der Herr Regent hat, mit Rücksicht auf die wenigen Tage, welche noch vis zur Ankunft des Königs verfließen werden, und auf die Un⸗ wichtigkeit, welche in dieser kurzen Zwischenzeit die auswärtigen

Angelegenheiten haben werden, es nicht für zweckmäßig erachtet, dem Herrn Lebeau einen Nachfolger zu ernennen. Der Mini⸗ ster des Innern versteht interimistisch dessen Stelle.“

Die gestern vom Kongreß ernannte Deputation ist heute Morgen um 11 Uhr nach London abgereist.

Das Comité⸗directeur der Belgischen Association hat, wie

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und des Grafen Fr. von Robiano, alle adlige Glieder des Kon⸗

sprüche zum Opfer bringen und bedenken, daß, wenn alle Wün⸗

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der hiesige Courrier meldet, lben zeigt, daß es, in Betracht, daß die Annahme der Präliminarien die Integrität des Grundgebiets verletze, seine Vollmachten nie⸗ dergelegt habe, indem es nach diesem Akt des Kongresses der Association unmöglich würde, ihren constitutionnellen Zweck zu verfolgen, ohne sich in offene Feindseligkeiten gegen die Regie⸗ rung zu setzen.

Ueber die Verhaftung des Herrn de Souter sagt der jetzt wieder erscheinende Messager de Gand Folgendes: „Gestern Abend und während der Nacht hat der Instructions⸗Richter Steur eine Haussuchung bei Herrn de Souter angestellt; man sagt, daß wichtige Papiere gefunden und unter Siegel gelegt worden sind. Eine andere Untersuchung fand in dem Kaffehause „zur Rhetorik“ statt, welches dem Herrn de Souter gehört; man hat daselbst ungefähr 60 Sensen, nach Art der Polnischen, ge⸗ funden, welche beim Greffier des Tribunals niedergelegt worden sind. Eine dritte Haussuchung wurde bei Herrn de Schepper vorgenommen, welcher die Sensen für Rechnung der patrioti⸗ schen Association angefertigt hatte. Die Gerichts⸗Behörde setzt ihre Nachforschungen fort. Diese Nacht wollte man den Herrn Spilthoren verhaften, dem, um sich zu retten, nichts übrig blieb, als sich ins Wasser zu stürzen. Er ist ebenfalls Mitglied der Sicherheits⸗Kommission. Wir haben erfahren, daß alle diese Maaßregeln in Folge der Verhaftung eines gewissen Joseph Ans⸗ sens, Adjutanten der Bürger⸗Garde, und der Papiere, welche man bei ihm gefunden hat, ergriffen worden sind. Der Herr Anssens ist unter Eskorte nach Brüssel gebracht worden.“

Der Belgische Moniteur enthält Nachstehendes: „Man liest in mehreren Journalen folgenden Artikel: „„Ein Schiff, welches von Brüssel kömmt, ist angehalten und nach dem Kanal St. Jean geführt worden; man sagt, daß es die Mobilien aus dem Schlosse Tervueren, welches dem Prinzen von Oranien ge⸗ hört, enthält.““ Das Faktum ist unwahr; wovon sich alle Per⸗ sonen überzeugen können, wenn sie das Schloß Tervueren besu⸗ chen. Die Kisten, wovon die Journale sprechen, enthalten die Effekten des Sir Ch. Bagot, Englischen Gesandten im Haag, welcher sich über Brüssel nach London begeben hat.“

Der hiesige Courrier sagt: „Unter den 70 Mitgliedern der Minorität befinden sich: die beiden Vice⸗Präsidenten des Kongresses, die Bürgermeister von Brüssel, Löwen und Namur, die General⸗Prokuratoren der Brüsseler und Lüttticher Gerichts⸗ höfe, der Direktor der Brüsseler Bank, 15 plaidirende Advokaten, 12 Fabrikanten, drei einen Staats⸗Titel führende Personen und 2 Geistliche. Außerdem befinden sich noch 10 öffentliche Beamte darunter. Unter der Majorität befindet sich der Präsident des Kongresses, 4 Gouverneure von Provinzen, ein General⸗Secre⸗ tair, ein General⸗Direktor, 32 einen Staats⸗Titel führende Per⸗ sonen, 9 Geistliche, 11 Fabrikanten und 7 plaidirende Advokaten.

Man hat gestern von hier Tauben abfliegen lassen, um die Entscheidung des Kongresses nach London zu überbringen.

Die Stadt⸗Aachener Zeitung enthält folgenden Auszug aus einem Schreiben aus Brüssel vom 9. Juli: „Die Entscheidung des Kongresses wurde unter dem lauten Beifall⸗ klatschen der Versammlung und aller Tribunen proklamirt. Die Stadt ist ganz ruhig. Alle Bemühungen der Anarchisten sind an dem gesunden Sinne und der Rechtlichkeit des Volkes geschei⸗ tert und werden nur den Anstiftern selbst, deren Verschiedene be⸗ reits in den Händen der Gerechtigkeit sind, Andere in kurzem verhaftet werden dürften, Nachtheil Es hat sich hier eine Compagnie du silence aus guten Bürgern und wackern jungen Leuten gebildet, die in Kaffeehäusern, Estaminets und auf öffentlichen Plätzen das Geschäft übernehmen, die Franzosen, die sich unberufen in unsere Angelegenheiten mischen wollen, auf mehr oder weniger nachdrückliche Weise zum Stillschweigen zu bewegen. Die gute Wirkung hiervon hat man schon gespürt. Die aufrührerische Partei liegt in den letzten Zü⸗ gen; die Association hat in diesen Tagen nicht einmal eine Pro⸗ clamation zu erlassen gewagt; was man auch großentheils den Adressen der Armee und der Bürgergarde an den Regenten zuschreiben muß. Wir sehen daher der Auflösung dieser Associa⸗ tion entgegen. Der verhaftete General Lehardy de Beaulieu war ihr Liebling; sie wollte ihn zum Kriegs⸗Ministerium verhel⸗ fen; ab uno disce omnes! Heute Abend will die aus sehr guten Bürgern bestehende Musik⸗Gesellschaft de la grande har- monie dem Minister Lebeau ein Ständchen bringen, was einen guten Eindruck hervorbringen wird. Man bemerkt, daß, mit Ausnahme des Grafen Ansembourg, aus der Provinz Limburg,

die Annahme der Friedens⸗Präliminarien gestimmt aben.“ Lüttich, 11. Juli. Gestern Nachmittag haben die Gene⸗ rale Daine und Vandermeere eine Revue über die Truppen, welche sich hier und in der Umgegend befinden, abgehalten. Der hier erscheinende Courrier de la Meuse sagt über die Annahme der Präliminarien: „Das große Werk ist vollen⸗ det; der Kongreß hat entschieden; in wenigen Tagen wird der König unter uns seyn. Was bleibt uns nun zu thun übrig? Eine einzige Sache: in die Minorität zu dringen und sie im Namen des Vaterlandes zu bitten, sich aufrichtig dem übrigen Theil der Nation anzuschließen und das Vergangene zu verges⸗ sen, wie wir es ebenfalls vergessen wollen. Möge sie sich von der kleinen Zahl Aufrührer trennen, welche uns zur Unordnung und zur Anarchie verleiten wollen; möge sie diese Handvoll Un⸗ ruhestifter zurückstoßen, welche seit 14 Tagen auf die Leichtgläu⸗ bigkeit des Publikums, in der strafbarsten Absicht, spekuliren; möge sie das Ohr vor den Lluufreizungen jener Schriftsteller ver⸗ schließen, welche, des Namens Journalisten unwürdig, nicht ab⸗ lassen, das Volk dazu aufzureizen, sich selbst Gerechtigkeit zu ver⸗ schaffen! Belgien bedarf der Eintracht und des Zusammenwir⸗ kens, aber nicht der Aufstände und des Bürgerkrieges. Mögen die Parteien jetzt schweigen, mögen sie sich gegenseitig ihre An⸗

sche erfüllt werden sollten, keiner erfüllt würde. Vereinigen wir uns um unseren König und um unsere Repraͤsentanten; und wie groß alsdann noch die Anstrengungen seyn mögen, die wir noch zu bestehen haben, um unseren jungen Staat zu konsolidiren, so dürfen wir uns schmeicheln, dieselben zu überwinden!“

Das hiesige Französisch gesinnte Journal sagt dagegen: „Es ist nicht der Wunsch, Opposition zu machen, sondern eine innige Ueberzeugung, die uns in dem Glauben bestärkt, daß der Prinz von Sachsen⸗Koburg definitiv die Krone nicht annehmen wird, und wenn er sie annimmt, so können wir nicht an die Dauer seines Thrones glauben. Selbst diejenigen, welche ihn erwählt haben, welche hingehen, ihn zu holen, werden ihn eines Tages verlassen. Ist er, so wie man ihn uns schildert, so wird er über seinen Fehler seufzen, wenn er das Elend steht, woran seine Erhebung Schuld ist, noch mehr wird er vielleicht über Handlungen seufzen, die er nicht vorhergesehen hatte.. Grei⸗ fen wir indessen der Zeit nicht vor. Ereignisse werden sich zei⸗

den Mitgliedern derselben ange⸗

durch wurden langwierige Diskussionen veranlaßt,

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werden den Beweis liesern, ob wir uns über die Meinung des Landes und über die Absichten des Herrn Castmir Pörier ge täuscht haben.“

8 Polen.

Warschau, 12. Juli. In der Reichstags⸗Sitzung vom 7ten d. M. wurden die Verhandlungen über den Gese Entwurf, hinsichtlich einer Silbersteuer, fortgesetzt. Der Landbon Swintarski und der Kastellan Bienkowski waren vorzüg⸗ lich deshalb gegen den Entwurf, weil sie eine Requisttion ban Silber bei denjenigen Personen, welche dergleichen besäßen, fit angemessener fanden, als alle Einwohner nach Verhältniß ihtee Vermögens zur Entrichtung einer gewissen Quantität von Sgß ber zu verpflichten. Der Finanz⸗Minister widerlegte dieß Ansicht und meinte, daß die vorgeschlagene Abgabe keine Classe ficationssteuer zu nennen sey, weil die niedrigeren Klassen ga nicht dazu beitragen sollten; überdies sey sie billiger, als eine Re. quisition, und durch die Einführung von Geschworenen, welche dem Gesetz⸗Entwurf zufolge, das Vermögen abschätzen sollen würde die Sache dem guten Willen und der Gewissenhaftigken überlassen und jede unangenehme siskalische Inquisition verme den. Die Kammern stimmten dafür, daß das in dem Projet festgestellte Prinzip der Vermögens⸗Abschätzung beibehalten we⸗ den solle. Dessenungeachtet erklärte sich der Deputirte Kre⸗ sinski bei Diskusston des 5ten Artikels nochmals gegen diese Grundsatz und bekaämpfte den Finanz⸗Minister sehr heftig. Hie⸗ und Er klärungen erfolgten von Seiten des Finanz⸗Ministers und 8 Deputirten Wolowski. Endlich trug Herr Krysinski daram an, daß, trotz den Verordnungen des Projekts, ein Jeehm der Kontribuenten eine Erklärung über seinen Vermögene zustand ablegen und dieselbe eidlich bekräftigen, die Geschworene aber nur danmn herbeigezogen werden sollten, um in dieser Hin sicht eine Entscheidung zu fällen, wenn Einer der Kontribuen⸗ ten sich weigere, eine solche Declaration abzugeben, oder sich van selbst jener Entscheidung unterwerfe. Nachdem sich jedoch be⸗ der Diskusston des 8ten Artikels die Repräsentanten Wolowesh und Klimontowicz, so wie die Senatoren Wodzynski um Lewinski, gegen diesen Antrag erklärt hatten, wurde dersette verworfen. Zur Beendigung der Verhandlungen, welche sit sehr in die Lange zu ziehen drohten, trug am meisten der War⸗ trag des Kastellans Julian Niemecewicz bei, welcher mi folgenden Worten schloß: „Landsleute! Wie einst die Römer da Hannibal ante porias, so sehen wir jetzt die drohende Gefeäte in der Nähe; die Nothwendigkeit ist dringend; von der eiliga Annahme dieses Gesetzes hängt sehr viel ab. Die ausgesogenen Finanzen der Nation erheischen Unterstützung; jeder Verzug n dieser Hinsicht würde daher ein unpatriotisches Zeichen, ja ih sage noch mehr, es würde eine schwere Schuld in den Augen der ganzen civilisirten Welt seyn.“ Demnaächst wurde der Ge⸗ setz⸗Entwurf mit einer Majorität von 41 gegen 3 Stimmen au⸗ genommen.

Die National⸗Regierung hat in der Absicht, daß die Mii⸗ ster in Uebereinstimmung handeln sollen, beschlossen, daß alt Donnerstage, unter dem Vorsitz des Ministers des Innern, en Minister⸗Rath gehalten werden solle.

In der Staats⸗Zeitung liest man Folgendes: „Unsen Corps haben Nasielsk, Pultusk unb Wyszo grod bestzt Die Russen haben sich mit ihrer ganzen Armee an die Weichst gezogen und kantonniren in den Bezirken von Plozk und Lipyn Der Feldmarschall Paszkiewiecz ist sehr kühn in seinen Mandbbens und richtet sich nicht nach den gewöhnlichen strategischen Regen, mit den Persern und Türken ist ihm dies geglückt. Jetzt hate seine ganze Communications⸗Linie enthüllt; es fragt sich mur, 9 er im Stande seyn wird, über die Weichsel zu kommen. Voers gestern befand sich Paßkiewicz in Plozk; auf die Wojewodschafts Kommission, welche sich an dem gegenüberliegenden Ufer in Rr⸗ dziwie befindet, haben die Russen zwei Schüsse über die Weichtt herübergesandt, ohne jedoch einen Schaden anzurichten. N. Dragoner, welche, wie früher gemeldet, durch die Grothusscha⸗ Jäger gefangen genommen wurden, sollen heute in Warscu anlangen. Die Details über deren Gefangennehmung sollense teressant seyn; die kühnen Jäger zogen ihre Kleidungsstücke au⸗ legten dieselben auf zwei Kähne, schwammen in der Nacht ite einen Nebenarm der Weichsel und fielen plötzlich über die Rusie her. Der Commandeur der Dragoner, Major Graf Toll, Neft 5 Generals, welcher bei Diebitsch kommandirte, blieb auf den

atz.

Im Warschauer Kurier heißt es: „Die Feinde haben in diesen Tagen ihre Stellungen verändert; vorgestern eingegw⸗ genen Nachrichten zusolge, befindet sich der Großfürst Michau mit den Garden in Mlawa, und der Feldmarschall ist mittt⸗ ner bedeutenden Abtheilung Truppen und Artillerie in Plozk en⸗ gerückt, wohin auch Pontons geschafft worden sind. Man si daß die Feinde auf den Anhöhen von Plozk Kanonen aufgeselt haben und auf Alles schießen, was sich am anderen Ufer licen läßt. General Rüdiger entfernt sich mit seinem Corps wedet vom Wieprz⸗Fluß und nähert sich der Stadt Siedlee, von be

aus er sich vielleicht mit der Haupt⸗Armee zu vereinigen beäbe

sichtigt. Vorgestern Abend meldete man, daß der Groffist Michael auf einen Augenblick in Plozk angekommen sey, die Ar⸗ stalten zu der aufzuschlagenden Brücke besichtigt habe und sodam wieder nach Mlawa zurückgekehrt wäre. In Plozk befnndet sich auch der General Witt. Eine ansehnliche Abtheilung di Polnischen Armee, unter dem Kommando des Generals Tutno, ist dem Feinde nachgerückt. Es hieß, daß am 9. d. bei Mi⸗ lin ein bedeutender Kampf stattgefunden habe; doch scheint sch dieses Gerücht nicht zu bestätigen. Unsere Patrouillen haben einen Russischen Feldscheer aufgegriffen, welcher einen Befehl ki sich hatte, daß nicht in Lipno, sondern in Kikol sogleich ein dr⸗ zareth für 2000 Kranke eingerichtet werden sollte. Die Land⸗ wehr befindet sich in zahlreicher Masse am linken Weichsel⸗ Ulfeä gegenüber von Plozk, nebst Cadres unter den Besfehlen de Oberst⸗Lieutenants Pietrußynski. Es heißt, daß in vorgestef ger Nacht in Warschau über zehn Personen verhaftet wurden, auf denen der Verdacht lastet, Anhänger des Feindes zu sehn.— Gestern früh in Warschau angekommene Landleute aus Podla⸗ chien behaupten, daß vorgestern gegen Abend eine Kanonade ver⸗ nommen wurde. Der patriotische Verein berathschlagte gesten unter anderen Gegenstanden auch über die Mittel und Wege. um alle Bürger zum Kampf anzufeuern.“

Unter amtlicher Rubrik enthält die Warschauer Zeitund folgenden Auszug aus einem dem Generalissimus vom Brigade⸗ fgeheen Ehrzanowski unterm gten d. M. emgesandten B⸗ icht: . „Um einen Artillerie⸗Park, so wie andere Vorraͤthe und Lazc⸗ reth⸗Geraͤthschaften, bei ich 9- Zamose zuruͤckg rrarhe hatte, de mit die von mir beabsichtigte Bewegung mit groͤßerer Leichtigkat bewerkstelligt wuͤrde, nach Zawichost zu dem unter meinem Kom⸗

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tig und schnell genug entwickeln. Die Wahlen in Frankreich

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mando stehenden Corps zu transportiren und diesen Transport un⸗

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es gegen einen feindlichen Ueberfall zu sichern, detaschirte ich necgeris Abtheilungen, die das Gebiet, durch welches derselbe men sollte, zu soͤubern hatten. Auch schickte ich zu demselben weck ein Bataillon Scharfschuͤtzen nach Solez ab, um, in 2 Deta⸗ ements getheilt, als Posten das rechte und linke Weichsel⸗Ufer, uter dem Kommando der Capitaine Giyot und Giedroyc, zu be⸗ ben. In Folge eingezogener Nachrichten uͤber den Feind ver⸗ nigten sich diese beiden Detaschements und setzten am 2ten d. M. 66 Morgens um 1 Uhr bei Solez uͤber die Weichsel; am 4ten aber m 2 Uhr Morgens uͤbersielen sie eine Schwadron Kinburnscher ragoner, welche einen Posten bei der Stadt Belzyece besetzt hatten; diesem Scharmuͤtzel verlor der Feind an Gebliebenen den Mgjor oll, Commandeur der genannten Schwadron, den Rittmeister Re⸗ iw und 80 Gemeine; auch wurden ihm 15 Pferde getoͤdtet; in Ge⸗ ngenschaft aber geriethen 95 Mann, unter denen sich 2 Cornets nd 2 Junker befinden; auch wurden dem Feind 128 Pferde und ns Gepäck jenes Detaschements weggenommen. Der ganze Trans⸗ ort langte ohne Hinderniß in Gniewostow an und schloß sich an as unter meinen Befehlen stehende Corps an.“

Die Warschauer Zeitung meldet ferner: „Als sich der hesarewitsch Großfürst Konstantin in Bialystock aufhielt, befan⸗ en sich der Oberst⸗Lieutenant Olendzki und der Capitain Trem⸗ säk stets an seiner Seite. Der Fürst Roman Sangußzko, belcher sich unter dem Namen Lewartowicz verbarg, ist im Rus⸗ schen Lager erkannt und nach Kiew geschickt worden. Die polnischen Agenten in Brüssel sind sehr gut aufgenommen wor⸗ en. In den Kongreß⸗Sitzungen wurde ihnen neben den ande⸗ in fremden Gesandten ein Platz auf der diplomatischen Tri⸗ ume angewiesen. In kurzem wird einer unserer Landboten in Reichstage den Antrag einreichen, zum Andenken an die Vereinigung der Repräsentanten Wolhyniens, Podoliens und ir Ukraine mit denen des Königreichs Polen eine eiserne Me⸗ aille zu schlagen. Als in dem Warschauer Municipal⸗Rath über die Vertheilung der Steuer zur Organisation des 4ten, im Jäger⸗Infanterie⸗Regiment unter dem N der „Söhne

kamen Waschau's“ hinzuzufügenden, Bataillons berathschlagt wurde, ilte der eine Theil der Räthe dar, daß man die bedeutende⸗ zem Bierfabrikanten zu derjenigen Klasse zählen müsse, welche in höchsten Betrag dieser Steuer zahle; Andere dagegen be⸗ oiesen, daß bei den jetzigen außerordentlich hohen Preisen der Gerste und des Hopfens bei dem Bierbrauen gar kein Verdienst ih und Viele sogar dabei Verlust erlitten; als es jedoch zur Abstimmung kam, erklärten alle als Mitglieder des Raths an⸗ vesende Bierfabrikanten, daß sie für die erstere Ansicht stimm⸗ gen; denn wo es sich um die Unterstützung des Vaterlandes und die Vermehrung seiner Vertheidiger handele, würden alle Bür⸗ ger der Hauptstadt gern jedes Opfer darbringen.“

Die Polnische Zeitung sagt: „Plozk und die Umge⸗ gend sind wiederum von den Russen, und zwar in bedeutenderer ahl als früher, besetzt worden. Die feindliche Haupt⸗Armee, us den Corps des Fürsten Schachoffskoij und des Grafen Witt bestehend, bei welcher sich der Feldmarschall Paszkiewicz selbst be⸗

sindet, rückte aus Pultusk über Garnowo und Strzegocin vor.

Das erste Corps soll sich auf 10 Jufanterie⸗Regimenter, 6 Kü⸗ asser⸗ und 6 Husaren⸗Regimenter und 72 Stück Geschütz be⸗ laufen. Das Wittsche Corps zählt gegen 8000 Mann Kavalle⸗ tie und hat 14 Kanonen. Graf Pahlen und Fürst Lopuchin sind mit einer Armee von 13,000 Mann und 16 Kanonen aus Golymin in derselben Richtung aufgebrochen, und diese ganze Armee hat sich zwischen Plonsk und Ciechanowiez ausgebreitet. Ddie Garden sind aus Makow nach Mlawa gerückt. In Szlu⸗ vowo standen 3000 Mann Kosaken. Unser tapferer Oberst⸗Lieu⸗ mant Pietruszynski hat Berichte vom 9ten d. M. eingesandt, imen zufolge man von einem in Gefangenschaft gerathenen sendlichen Chirurgen erfahren haben soll, daß der Feldmarschall Pasgkiewicz, der Großfürst Michael und der General Wittsich miteiner 60,000 Mann starken Armee in Plozk befinden. So viel ist ge⸗ wiß, daß am 8ten d. M. die ganze Nacht über aus Posttions⸗ Geschützen auf unsere Seite herübergefeuert wurde, wodurch der Befehlshaber der Cadres und der Landwehr, welche durch den Eifer des Gostyner Bezirks⸗Kommissars stets vermehrt wird, sich genöthigt sah, die Fahrzeuge auf dem Fluß zu zerstören und sich etwas von den Ufern zurückzuziehen, weil er dort dem Feuer zu sehr ausgesetzt war. General Chrzanowski hat den Oberbefehl über unseren ganzen rechten Flügel erhalten. Die Generale Ry⸗ binski, Romarino und Jagmin sind seinem Kommando unter⸗ geordnet worden. In diesen Tagen zog ein Soldat von dem neuen Wolhynischen Grenadier⸗Regiment die allgemeine Auf⸗ merksamkeit des Warschauer Publikums auf sich. Seine Tracht gleicht derjenigen der alten Napoleonischen Garde. Alle Vater⸗ sandsfreunde bedauerten die Entfernung des Generals Kruko⸗ wiezki vom Militairdienst; denn sie wußten wohl, daß in den c seg entscheidenden Augenblicken das Zurückziehen von Männern, welche die Revolution begriffen, thätig unterstützten

und durch das Zusammentreffen verschiedener Umstände ihren

Arm der allgemeinen Sache nicht mehr widmen können, ein un⸗ ersetzicher Verlust für uns ist. General Krukowiezki ist zurück⸗ gekehrt. Das Vaterland ruft ihn daher auf, dessen Geschick zu unterstützen; er trat dem Revolutionswerk mit Bürgereifer bei, ir fügte bei Bialolenka seinen alten Lorbeeren neue hinzu; er ibertraf als Gouverneur der Hauptstadt noch die Hoffnungen, welche seine Thätigkeit und Energie versprachen. Wer bleibt uns übrig, wenn die Sache der Freiheit solche Bürger verliert? Es thut sich eine offenbare Verschwörung gegen Männer kund, welche ein liberales, ein dem 19ten Jahrhundert angemessenes Polen wünschen und daher dem Stolz und der Verkehrtheit er⸗ folgreichen Widerstand leisten. So macht man unter Anderem dem Deputirten Krysinskt deshalb, weil er bei der Diskussion über das Projekt hinsichtlich der Silbersteuer auf die Grund⸗ süte der Classtfication hingewiesen hat, den Vorwurf, daß er die theure Zeit vergeude; aber eine so wichtige Sache ist keine Zeit- Verschwendung, denn bei allen Steuer⸗Angelegenheiten hat man doch nie darauf gehörige Rücksicht genommen, daß die öffentli⸗ chen Lasten unter die Kontribuenten nach Prinzipien, welche auf en richtiges Verständniß einer wohl eingerichteten Gesellschaft begründet sind, vertheilt werden müssen. Aber dieser Vorwurf

wuͤrde nur herbeigeholt, um den Streit über die Regierungs⸗

Reform zu erneuern, den die Aristokraten noch immer nicht ver⸗ gessen kömnen, weil durch Beseitigung desselben ihre verderblichen Plane und persönlichen Rücksichten umgestürzt wurden.“

Unterm 6ten d. M. hat der Befehlshaber der National⸗ Garde, Graf Ostrowski, eine Dank⸗Adresse an diejenigen Deut⸗ schen erlassen, welche für die verwundeten Polen Charpie und Zandagen eingesandt haben; es heißt darmn unter Anderen: „Nicht auf undankbaren Boden ist, edle Menschenfreunde, der Same Eurer uns dargebrachten Hülfe gefallen; er wird vielmehr eine ergiebige Frucht gegenseitiger Gefühle hervorbringen. Mit zärtlicher Sorgfalt haden Eure mitleidigen Frauen, Schwestern und Töchter jene Mühe nicht gescheut, und mit ihren schönen und zarten Händen unternahmen sie freudig das fromme Werk des Charpie⸗Zupfens, wodurch die Heilung der schweren Wunden

seres Vaterlandes und der ganzen Menschheit! denn als solche betrachten wir Euch Alle, die Ihr uns wohlwollt; die Menschen, wenn auch durch Gränzen, Geburt, Sprache und Sit⸗ ten getrennt, sollen sich nichtsdestoweniger für Glieder einer und derselben Völker⸗Familie halten; diese Begriffe sind uns vom wahren Geiste des Christenthums, von der jetzigen Bildung und den gemeinschaftlich aus denselben entstandenen Bedürfnissen zu Theil geworden. Es erfüllt mich insbesondere mit großer Freude, daß ich mich als Befehlshaber der aus bürgerlichen Wehrmän⸗ nern bestehenden National⸗Garde berufen glaubte, der Dolmet⸗ scher der Gesinnungen meiner Landsleute für Euch zu seyn. Ge⸗ nehmigt den Ausdruck dieser Gefühle mit einem Wohlwollen, welches unserer Dankbarkeit für Eure edlen Gaben gleichen möge, genehmigt unseren innigsten Dank und glaubet, daß die Polen, Eure Nachbarn, stets von dem Wunsche beseelt sind und seyn werden, nach Wiederherstellung ihres Vaterlandes die Vortheile und Segnungen eines ersehnten Friedens mit Euch zu theilen.“

Von der Polnischen Gränze, 13. Juli. Nach⸗ richten aus Warschau vom gestrigen Abend zufolge, soll die Rus⸗ sische Armee, 60,000 Mann stark, am 11ten d. M. bei Plozk über die Weichsel gegangen seyn. General Skrzynezki hat mit einem auserlesenen Corps die Narew passirt. Warschau soll vertheidigt werden. ö11“

535 Wien, 9. Juli. (Aus der Schlesischen Zeitung.) Die Cholera morbus macht noch immer Fortschritte in Gallizien so wie m Ungarn, weshalb mehrere im Innern Oesterreich gele⸗ gene Regimenter Ordre erhielten, zur Bildung eines Cordons an die Ungarische Gränze zu marschiren. Hier sind alle erdenkliche Vorsichtsmaaßregeln für den Fall, daß die Cholera in unsere Stadt dringen sollte, getroffen, die ganze Stadt mit Vorstädten ist in kleine Distrikte eingetheilt, in deren jedem ein Haus zu einem Spital bestimmt ist, so daß, wenn sie sich in ir⸗ gend einem zeigen sollte, derselbe sogleich cernirt und jede Communication mit ihm abgeschlossen werden kann. Aus Jassy sind heute durch außerordentliche Gelegenheit Nachrichten vom 28sten v. M. hier eingetroffen. Diese Haupt⸗ stadt des Fürstenthums Moldau ist im eigentlichen Sinne des Worts nicht mehr. Nachdem nämlich daselbst die Cholera mor- bus schon seit Monaten wie im ganzen Fürstenthum gewüthet und eine ungeheure Anzahl Menschen dahingerafft hatte, brach vollends die Pest und zuletzt eine verheerende Feuersbrunst da⸗ selbst aus, wodurch die wenigen von den furchtbaren Seuchen verschont gebliebenen Menschen zur Flucht gezwungen wurden. An der Wallachisch⸗Moldauischen Gränze hat ein Cordon bis jetzt das Eindringen der Cholera in die Wallachei aufgehalten. Mit derselben Gelegenheit haben wir Briefe aus Konstantinopel vom 20sten v. M. erhalten, welchen zufolge auch dort die Pest zum Ausbruch kam und bedeutend um sich greift.

Lemberg, 4. Juli. In der heutigen Lemberger Zei⸗ tung liest man Folgendes: „So sehr das Königreich Gallizien durch die daselbst beinahe allgemein herrschende epidemische Brech⸗ ruhr das Mitleiden aller Nachbarstaaten in Anspruch nimmt, so beruhigend dürfte es doch auch andererseits seyn, zur Kenntniß jener Anstalten und Maaßregeln zu gelangen, welche von Seiten der Regierung getroffen worden sind, um das Weiterumsichgrei⸗ fen, so wie das Fortschreiten dieser furchtbaren Krankheit in dem noch bis jetzt verschont gebliebenen Theile Galliziens und in den Nachbar⸗Provinzen der Oesterreichischen Monarchie möglichst zu hindern. Alle jene Maaßregeln, die bei der Pest vorgeschrieben sind, wurden schleunigst durch die von Sr. Majestät in Lemberg angeordnete Sanitäts⸗Kommisston in Vollzug gesetzt, die Abson⸗ derung der Erkrankten und Gesunden eingeleitet, Spitäler einge⸗ richtet, das Land mit Aerzten und Wundärzten versehen, die mit Menschen überfüllten Wohnungen geräumt und die Armen, so wie die Bettler und Vagabunden, namentlich in Lemberg, au⸗ ßerhalb der Stadt untergebracht und mit Nahrungsmitteln per⸗ sehen. Zum Schutze der noch bis jetzt verschont gebliebenen Kreise Galliziens wurde im westlichen Theile dieses König⸗ reichs an dem Flusse Wisloko, zur Sicherung des Oesterreichi⸗ schen Schlestens an der Sola, und des Königreichs Ungarn längs den Karpathen Militair⸗Cordons aufgestellt, und zu diesem Zwecke für die nach den genannten Provinzen Rei⸗ senden die erforderlichen Kontumaz⸗Anstalten errichtet, aus wel⸗ chen dieselben nach 20tägiger Quarantaine und Reinigung der Waaren, Effekten u. s. w. ihre Reise weiter fortsetzen können. Die Zahl der bisher von der epidemischen Brechruhr befallenen Ortschaften in den verschiedenen Kreisen Galliziens ist: 188 Ort⸗ schaften im Czortkower, 72 im Tarnopoler, 33 im Zloczower, 32 im Kolomeaer, 10 im Stryer, 8 im Brzezaner, 1 im Sambo⸗ rer, 1 im Rzeszower, 2 im Zolkiewer, 10 im Stanislauer, 11 im Bukowinaer Kreise, nebst der Hauptstadt Lemberg. Die Zahl aller ergriffenen Ortschaften in den 11 genannten Gallizischen Kreisen ist 369; die Gesammtzahl der seit dem Beginne der Epi⸗ demie an der Cholera Erkrankten in der ganzen Provinz, nach den bis zum 18. Juni eingelangten Rapporten, ist 34,777; hier⸗ von sind 18,846 genesen und 12,362 gestorben; es bleiben daher noch 3569 in der ärztlichen Behandlung. Bei dem Militair erkrankten bis 21. Juni 1129, davon genasen 431 und starben 476; daher blieben noch 222 Cholera⸗Kranke in den Militair⸗ Spitälern in der Behandlung. Die Gesammtzahl der beim

daher 35,906, hiervon sind genesen 19,277 und gestorben 12,838; daher bleiben noch in der ärztlichen Behandlung 3791.

Schweiz. In der Rede, mit welcher die ordentliche Tagsatzung am 4ten d. zu Luzern von dem Präsidenten eröffnet wurde, wies derselbe zuvörderst auf die politischen Bewegungen hin, von denen Europa seit den verhängnißvollen Juli⸗Tagen des vorigen Jahres erschüttert worden, und deren Wirkung auch die Schweiz, schon um der äußeren Berührung willen, nicht entge⸗ hen konnte; sodann aber stellte er dar, wie sich schon seit dem Ende des 15ten Jahrhunderts im Schweizer⸗Volke das Bestre⸗ ben, seine Staats⸗Einrichtung nach besseren, die Rechte Aller verbürgenden, Grundsätzen zu ordnen, bei verschiedenen Ge⸗ legenheiten kund gegeben habe. Demnaäͤchst aber wies er darauf hin, daß die Eidgenössischen Regierungen in dem Vertrauen des Volkes ihre Kraft suchen, das Volk hinwieder seiner selbsterwähl⸗ ten Obrigkeit mit Liebe und Zutrauen entgegenkommen; Alle aber das Gefühl der Liebe zum gemeinsamen Vaterlande durch⸗ dringen müsse, und der feste Entschluß, für die Erhaltung seiner Ehre und Unabhängigkeit kein Opfer zu scheuen. Im Sitzungs⸗Saale wurde alsdann von dem Präsldenten über die Lage des Vaterlandes Bericht erstattet. In Hinsicht auf die Begebenheiten der letzten Monate des Jahres 1830 verwies der Redner auf den Bericht des Herrn Schultheiß Fischer vom 30. Dezember v. J.; seither habe die außerordentliche Tagsatzung

Zürch, 9. Juli.

unserer tapferen Krieger beschleunigt werden soll. Freunde un⸗

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rössischen Angelegenheiten bis vor wenigen Wochen selbst

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Civil und Militair seit Beginn der Epidemie Erkrankten beträgt’

““ geleitet. Das seit ihrer Auflösung sich im Vaterlande zugetra⸗ gene Wichtige habe der Vorort jedesmal durch Arelsschreiben den Ständen mitgetheilt, bis zum Ende des abgewichenen Mo⸗ nats; daher sey es hier nur um einen allgemeinen Rückblick zu thun. Alle Mächte sind gegen die Schweiz freundschaftlich gestimmt, aber die Schweiz ist der stete Gegenstand ihrer Auf⸗ merksamkeit; site darf daher nicht aus den Schranken heraustre⸗ ten, die ihr durch die Verträge von 1815 vorgezeichnet sind. Sehr ehrenvolle Aufnahme fand am 22sten v. M. die eidgenös⸗ sische Gesandtschaft bei dem König der Franzosen in Kolmar. Der Vorort hielt diese Sendung für nothwendig, als Beweis achtungsvoller Aufmerksamkeit; aber in Form und Sache durfte sie nicht das Mißtrauen anderer Mächte erregen. Zugleich sollte auch hier die Eidgenossenschaft dem Auslande gegenüber als Ge⸗ sammtstaat erschemnen. Die den Gesandtschaften ertheilte In⸗ struction wird der Tagsatzung später mitgetheilt werden; auf meh⸗ rere Geschäfte hat dieselbe mit Erfolg gewirkt. In Folge der Beschwerde des Kantons Tessin, daß die von seiner Behörde ausgestellten Pässe in Mailand nicht anerkannt werden, und daß ihm Zurückweisung im Lombardisch⸗Venetianischen König⸗ reiche angestedelter Angehöriger gedroht werde, hat der Vorort gegen Oesterreich und Sardinien das Asylrecht verfochten, zugleich aber den Regierungen der Gränz⸗Kantone Klugheit und Wachsamkeit empfohlen, damit nicht zu gerechten Klagen Anlaß gegeben werde. Die übrigen völkerrechtlichen Verhältnisse sind in erwünschter Lage. Zum Behufe eines Handelsvertrages mit Mexiko werden die nöthigen Angaben gesammelt, bevor zur Unterhandlung selbst geschritten wird. Man hofft für die Schweiz Gleichstellung mit Frankreich, England, Holland und den Hanseestädten zu erhal⸗ ten. Die innere 8eg⸗ der Schweiz läßt sich noch nicht hinrei⸗ chend beurtheilen, da Bern, Schwyz, Waadt, Wallis und Neuen⸗ burg noch mit ihren Verfassungsarbeiten, andere Kantone mit der Entwickelung ihrer organischen Einrichtung beschäftigt sind. Das Ganze wird erst dann als vollendet angesehen werden kön⸗ nen, wenn sämmtliche Verfassungen die Gewährleistung des Bundes werden erhalten haben. Hoffentlich wird diese Aufgabe noch im Laufe der gegenwärtigen Tagsatzung vollendet werden.

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗York, 7. Juni. Aus den amtlichen Berichten über die jetzt vollendete Volkszählung ersieht man, daß es in den Vereinigten Staaten 46 Städte giebt, die mehr als 5000 Ein⸗ wohner zählen. Die erste Stelle nimmt New⸗York mit 213,170 Bewohnern ein; dann folgen Philadelphia mit 161,412, Balti⸗ more mit 80,519, und Boston mit 70,464 Bewohnern; 4 Städte haben über 20,000, 11 über 10,000, 6 über 8000, 3 über 7000,: 11 über 6000 und 6 über 5000; am wenigsten York, nämlich 5205 Bewohner. Zusammen wohnen in diesen 46 Städten 971,457 Individuen beiderlei Geschlechts.

Die Bürger von Fredericksburg in Virginien haben an die Bewohner der Vereinigten Staaten einen Aufruf erlassen, um Beitraͤge für Errichtung eines Denkmals zu Ehren der Mutter des berühmten Washingtons einzusammeln. Sie starb in oben⸗ genannter Stadt, nachdem sie dort eine Reihe von Jahren gelebt hatte. Das Haus, welches sie bewohnte, ist jetzt die Wohnung des Predigers einer Kirche, in welcher man das beabsichtigte Denkmal aufstellen will.

Aus dem in der letzten Sitzung der Afrikanischen Colonisa⸗ tions⸗Gesellschaft vorgelesenen Jahres⸗Bericht geht hervor, daß im vorigen Jahre an Beiträgen 27,209 Dollars, mithin 8000 Doll. mehr eingegangen waren, als im Jahre 1829. Der gute Fortgang der auf der Afrikanischen Küste angelegten Kolonie Li⸗ beria hat die obgenannte Gesellschaft veranlaßt, an Anlegung neuer Kolonieen auf dem Vorgebirge Palmas oder auf der In⸗ sel Bulama zu denken; auch will sie im Laufe dieses Jahres 6 Schiffe mit Kolonisten nach Liberia abfertigen. Der Zustand dieser Kolonie bessert sich immer mehr; in ihrer Hauptstadt Mon⸗ ravia wurden in der letzten Zeit mehr als 25 ansehnliche stei⸗ nerne Häuser erbaut. Zwei dorttge Kolonisten waren im Be⸗ griff, eine Entdeckungsreise in das Innere anzutreten; mehrere Häuptlinge der Eingebornen hatten sich mit ihren Stämmen un⸗ ter den Schutz der Kolonie gestellt, und überall herrschte Eintracht

und Zufriedenheit. Süeht G. 8

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Berlin, 16. Juli. Gestern früh um 11 Uhr wurde in der Russisch⸗Griechischen Kapelle zu Alexandrowka bei Potsdam ein feierlicher Trauer⸗Gottesdienst für Se. Kaiserl. Hoheit den hoch⸗ seligen Großfürsten Cesarewitsch Konstantin von Rußland abge⸗ halten, welchem die Mitglieder der Kaiserl. Gesandtschaft bei⸗ wohnten.

Aus Königsberg vom 14ten d. M. wird gemeldet: So eben geht per Estafette die Nachricht von Memel hier ein, daß der General Gielgud mit 2000 Mann in Schnaugsten bei Laugallen angekommen ist und um Aufnahme in Preußen bit⸗ tet. Das in Memel stehende Bataillon ist sogleich dahin abge⸗ gangen, um ihn zu entwaffnen und zu umschließen.

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Nach einem Schreiben aus St. Petersburg vom 6ten d. M. waren die Erkrankungsfälle an der Cholera bis zum 5ten d. auf etwa 300 gestiegen. Die Aerzte hegten jedoch die Mei⸗ nung, daß die Cholera hier keinen so dösartigen Charakter habe, als an manchen anderen Orten, und zwei Englische Aerzte, wel⸗ che früher lange in Ostindien waren, jetzt aber zur Beobachtung der Cholera nach Rußland geschickt worden sind, äußern, daß es hier zwar die Indische, aber als solche eine Cholera dégénérée zu nennen sey.

In Kronstadt sind am 30sten v. M. gleichfalls zwei Per⸗ sonen von der Cholera befallen, und zufolge einer Nachricht aus Moskau vom 2ästen v. M. hatten sich daselbst von Neuem einige Erkrankungs⸗Fälle an dieser Seuche ereignet.

In Mitau sind vom 18. (30.) Mai, als dem Tage des ersten Ausbruchs der Cholera, bis zum 18. (30.) Juni Abends 10 Uhr Giewesias naisse umnm erkrankt genesen gestorben LE11““ 529 99 283 amm I. Iull. 650 27

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