1831 / 203 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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nien, welcher gewöhnlich

Pprotlamation erfüllt unsere schönsten Hoffnungen.

Eides in der Westminster⸗Abtei stattfinden,

und das Parlament mischte sich nicht eher darein, als bis es durch einen besonderen Fall dazu veranlaßt wurde. Was die Frage betrifft, ob das dem erlauchten Prinzen durch Parlaments⸗Akte zugesicherte Ein⸗ kommen ferner ausbezahlt werden wird oder nicht, so bemerke ich bloß, daß dies eine Frage ist, die weder vorgelegt noch be⸗ antwortet werden sollte, indem das Einkommen, des Prinzen durch Parlaments⸗Akte festgestellt worden, über die uns weder ein Recht, noch eine Kontrolle zusteht.“ Der Lord⸗Kanz⸗ Session von ihm vorge⸗ legte, jedoch diesmal mit einigen ngen und Verbesserun⸗ gen versehene, Bill zur Vereinfachung der Banquerott⸗Gesetze ein. Die Bill wurde zum erstenmale verlesen, worauf sich das Haäaus um 7 Uhr vertagte. 4 Im wurden die Berathungen über die Resorm⸗Bill im Ausschusse, der diesmal schon um 6 Uhr Abends zusammentreten konnte, fortgesetzt. Das einzige Mit⸗ glied, das sich gegen den üblichen Antrag, daß der Sprecher den Ppräsidial⸗Platz verlassen möge (um ihn dem Präsidenten des Ausschusses zu überlassen), vernehmen ließ, war Hr. C. Pel⸗ ham. Im Ausschusse selbst fand auf den Antrag des Lord John Russell die Lesung des ersten Paragraphen der Bill statt. Bei den Worten: „Daß jeder der in der Liste A. verzeichneten Burgflecken sein Wahlrecht verliere“, machte Sir A. Agnew das Amendent, daß die in der Liste A. verzeichneten Orte ihre Vertreter auch ferner ernennen sollten, jedoch nach einer in der Bill näher zu bezeichnenden Weise. Der Autrag wurde durch die Herren H. Gurney, Weyland, C. Wonn, S. Wortley, Croker, A. Baring, Freshfield, Sir J. Malcolm und Sir R. Peel unterstützt, jedoch von dem Kanzler der Schatzkammer, Hrn. C. Fergusson, Alderman Venables, dem Lord⸗Advokaten, Hrn. 8 W. Harvey, Lord J. Russell und Hrn. Stanley bekämpft. Bei der Abstimmung zeigten sich für das Amendement 205, da⸗ gegen 316 Stimmen, so daß es durch eine Majorität von 111 Stinmen verworfen wurde. Es ward darauf vorgeschlagen, daß der Ausschuß die Ansprüche der einzelnen in der Liste A ver⸗ zeichnenn Burgflecken durchgehe. Man stritt erst über das dabei zu beobachtende Verfahren und ging endlich zu der alphabetisch geordneten Liste über, wobei denm zunächst entschieden wurde, daß Aldebtrgh sein Wahlrecht verlieren und daß die Frage hin⸗ sichtlich des darauf folgenden Appleby erst am nächsten Dienstag zur Untersuczung kommen solle. Sir Rob. Peel bemerkte im Verlaufe de Debatte, daß sobald die ersten Burgflecken an die Reihe kommen würden, die augenscheinlich und unwiderlegbar weniger al“ 2000 Einwohner hätten, es seine Absicht sey, die Frage ganz einfach dahin zu stellen, ob den Orten ihr Wahlrecht zu nehmen ey, oder nicht. Das Haus vertagte sich um 2 Uhr.

Lonion, 16. Juli. Der König kam gestern Nachmittag um 1 Uhr im St. James⸗Palast an, woselbst Se. Majestät eine Gehemeraths⸗Sitzung hielten. 2

Heut Morgen um 7 Uhr verließ der Prinz Leopold, König von Belgen, Marlborough⸗House in einem mit 4 Pferden be⸗ spannten Reisewagen. Se. Majestät werden sich auf dem Pa⸗ ketboote ‚Salamander“ nach Calais einschiffen, wo Sie über⸗ nachten vollen. Die Pferde und Wagen Sr. Maj. sind heute Morgen ben dahin abgegangen. (S. Brüssel).

Eine zußerordentliche Beilage zur gestrigen Hof⸗Zeitung ent⸗ hält eine zueite Proclamation in Bezug auf die am 8. Septbr.

in der Meeninster⸗Abtei stattfindende Krönung, vermöge wel⸗ cher alle 7 2% durch alt⸗ Gebräuche und Sitten oder

durch frühere Rechte verpflichtet oder berechtigt sind, bei der Krönmung Dienste zu leisten, von der Prozesston und von allen Diensten dispensirt werden. Es werden übrigens allen künfti⸗ Monarchen ihre Rechte oder Privilegien in dieser Beziehung und den Unterthanen ihre Ansprüche auf zu leistende Dienste bei künftigen Krönungen vorbehalten. Der Theil der Ceremo⸗ in der Westminster⸗Halle stattfindet, bleibt fort, und das Ganze wird sich auf die Feierlichkeit und die übliche Krönungs⸗Ceremonie in der Westminster⸗Abtei beschrän⸗ ken. Die Times macht dazu folgende Bemerkungen: „Die er König, der in seinem Patriotismus seinen Unterthanen jede unnütze Ausgabe zu ersparen wünscht, und dessen männlicher Geist es begreift, daß eine schimmernde Pracht der wahrhaften Würde der Kroöͤnung des Souverains eines freien Volkes nichts hinzu⸗ fügen kann, hat seinen Willen kund gegeben, daß, mit Ausnah⸗ me der heiligen Gebräuche, welche bei Leistung des Königlichen die Krönung durch keine andere Ceremonie gefeiert werden soll. Jener glänzende Flitterprunk, jene barbarischen Abgeschmacktheiten, welche den Feudal⸗Feierlichkeiten in der Westminster⸗Halle einen Anstrich des Lächerlichen gaben, sind abgeschafft. Diese richtige Würdigung des aufgeklärten Geistes der Zeit wird den Thron mit Achtung, Treue und Liebe umgeben Begleiter von unendlich größerem Werthe, als alle pomphafte Pedanterieen des Wappen⸗Kollegiums, oder als der verschwenderische Luxus einer Königl. Tafel, wenn dieselbe auch mit dem steifen Anhang der Lords beehrt und von Rittern umgeben wird, die mit weißen und schwarzen Schüsseln in dem Speisezimmer einherschreiten.“

Die Times giebt in ihrem Börsen⸗Bericht Nachrichten aus Lissabon bis zum 26. Juni, worin es unter Anderem heißt: „Das Französische Geschwader nimmt fortwährend Portugiestsche Schiffe; seit dem letzten Berichte hat sich die Zahl derselben um 5 vermehrt. Ueber das Ausgeben von Kaperbriefen verlautet nichts Näheres, und kann die darüber aus Madrid erhaltene Meldung, wenn man die Daten vergleicht, unmöglich richtig seyn. Die Nachricht von der Abdankung des Kaisers von Bra⸗ silien hat die Besorgniß Dom Miguels in Bezug auf seine Stellung zur Französischen Regierung noch vermehrt.“

In demselben Blatte liest man: „Es waren heute verschiedenartige Gerüchte über den Ausfall der Wahlen in Frankreich, über die neuen Arrangements in Belgien und über die Art, wie selbige in Holland betrachtet werden, in Umlauf. Man sagt, daß der König von Holland sich auf das bestimm⸗ teste weigere, seine Zustimmung zu den Friedens⸗Präliminarien mit Belgien zu geben. In Bezug auf die Französischen Wah⸗ len scheinen die Freunde des Hrn. Cas. Périer im Ganzen nicht mehr so zuversichtlich zu seyn, und man schreibt das letzte Fallen der Französischen Fonds diesem Umstande zu.”

Es sind hier Zeitungen aus Quebek bis zum 12ten Juni eingetroffen, denen zusolge die Zahl sämmtlicher seit dem Be⸗ ginn der diesjährigen Schifffahrt dort angekommener Auswan⸗ derer aus Großbritanien und Irland 25,272 beträgt.

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Niederlande.

Aus dem Haag, 18. Juli Einer Bekanntmachung des Königl. Ober⸗Kammerherrn zufolge, wird die gewöhnliche Mitt⸗ wochs⸗Audienz bei Sr. Majestät dem Könige übermorgen nicht stattfinden. 1ö121 3g

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Der Kaiserl. Oesterreichische Gesandte bei der Londoner Kon⸗ ferenz, Baron von Wessemberg, hatte vor einigen Tagen eine lange Unterredung mit dem Minister der auswärtigen Angelegen⸗ bacen und kehrte gestern Abend von hier wieder nach London zurück.

Ein Königl. Dekret vom 12ten d. M. verordnet, daß die Verwaltung des Waterstaats vom 1. Okt. d. J. an mit dem Departement der inneren Angelegenheiten vereinigt werden soll. In einem zweiten Dekret von demselben Tage wird das Maxi⸗ mum der Gesammt⸗Summe der Staats⸗Ausgaben für 1832 auf 38,225,000 Fl. festgesetzt, wobei den Departements⸗Chefs die Bewirkung aller irgend thunlichen Ersparnisse mit dem Hinzufü⸗ gen anempfohlen wird, zu diesem Zweck des baldigsten ihre Vor⸗ stellungen über eine neue, dem dermaligen beschränkteren Wir⸗ kungskreise der Verwaltung angemessene Organisation der inne⸗ ren Büreaus vorzulegen. Ein drittes Königl. Dekret bestimmt unter anderm, daß Schiffe, die von den Niederlanden nach den Niederländisch⸗Ostindischen Besitzungen und unter Niederländi⸗ scher Flagge absegeln, nur in dem Fall die laut Verfügung vom 4. Mai d. J. zugestandenen Vorrechte in Ostindien genießen sol⸗ len, wenn sie mit gehörigen Dokumenten versehene einheimische Kattune geladen haben.

Die Staats⸗Courant enthält folgenden Bericht: „Am 14ten d. M. sind weder auf der Rhede von Vlie, noch auf der von Terschelling Schiffe aus der Ofisee angekommen; bemerkens⸗ werth ist es indessen, daß bei einem Personal von mehr als 1200 Seelen, das sich auf den bei Vlie vor Anker liegenden Schiffen befindet, man nicht nur von keinem einzigen Kranken hört, son⸗ dern daß sogar seitdem die Quarantaine in Thätigkeit ist, mit⸗ hin einen ganzen Monat lang, weder auf der Rhede von Vlie, noch auf denen von Terschelling, von Texel und Wieringen nicht ein einziger Mensch gestorben ist, was alle beunruhigende Vor⸗ aussetzungen verscheuchen und wenn man die gewöhnliche Sterb⸗ lichkeit berücksichtigt, in der That Aufmerksamkeit erregen muß.

Einem Schreiben aus Eindhoven vom 11ten d. M. zufolge waren mehrere nach Mastricht bestimmte, unterweges aber verrä⸗ therischer Weise den Belgiern überlieferte und nach Bree abge⸗ fertigte Artilleristen, auf diesseitige Vorstellung wieder freigelassen worden und bereits in Eindhoven angekommen. Ihrer Aussage nach hatte man sie in ihrer Gefangenschaft auf das Beste be⸗ andelt.

Aus Helmond meldet man, daß in der Nacht vom 13ten gegen 1 Uhr, 15 bewaffnete Schleichhändler, anscheinend aus dem Limburgschen von Venroy hergekommen, in der Wohnung des Zoll⸗Einnehmers gewaltsam einbrachen, und sich einer ansehnlichen Partie Waaren bemächtigten, die früher angehalten und in der Behausung des Einnehmers abgelegt worden waren, ohne übri⸗ ens die Kasse des Einnehmers anzurühren oder sich sonst lünderungen oder Mißhandlungen schuldig zu machen. Die⸗ ser Ueberfall hatte durch das Abschießen mehrerer Gewehre an⸗ fangs großen Schrecken veranlaßt; bald aber waren die Einwoh⸗ ner zum Widerstand gerüstet und bereits vor 5 Uhr Morgens hatte sich eine Abtheilung der in der Nachbarschaft kantonniren⸗ den Nordholländischen Schutterei eingestellt, die nicht lange dar⸗ auf noch durch 2 Compagnieen verstärkt wurde. Die Schleich⸗ händler waren indessen schon ungehindert nach Dairne zu, ab⸗ ezogen. 8 18 ent, 16. Juli. Die hiesige Kommission für die öffent⸗ liche Sicherheit hat ein Programm für den Einzug des Königs bekannt gemacht. ere von Sauvuge, Mintster des Innern, ist gestern hier eingetroffen und heute Morgen um 11 Uhr, nachdem er die Behörden empfangen und die hiesigen Merkwürdigkeiten besich⸗ tigt hatte, weiter gereist. Er begiebt sich über Brügge und Ostende nach Furnes.

Der Bischof von Gent, der sich auf einer Reise in dem vormaligen Kirchspiele von Brügge besindet, wird dem neuen Monarchen seine Ehrerbietung bezeigen.

Brüssel, 17. Juli. Der Belgische Moniteur mel⸗ det: „Wir erhalten über Lille die Nachricht, daß der König der Belgier gestern Nachmittag um 1 Uhr in Calais eingetroffen ist.“

„Das Gefolge des Prinzen Leopold“, sagt der Indépen⸗ dant, „besteht aus der Belgischen Deputation, einem Adjutan⸗ ten, sechs Bedienten und dreien zur Deputation gehörigen Per⸗ sonen; im Ganzen also aus 17 Personen.“

Der Belgische Moniteur sagt: „Die von dem Herrn Regenten ernannte Kommission, um das Ceremonial, den Em⸗ pfang und die Inauguration des Königs und den provisorischen Dienst im Innern des Schlosses anzuordnen, hat sich jeder Er⸗ nennung von Hof⸗Beamten enthalten. Sie hat gefühlt, daß es dem Könige selbst zukomme, seinen Haus⸗Staat zu bilden. Die Regierung hat demgemäß Herrn Galler beauftragt, eine ge⸗ wisse Anzahl von Bedienten zu versammeln, welche, unter seiner Verantwortlichkeit, und nur für einige Tage, den Dienst im Schlosse versehen sollen. Diese Einrichtung ist also nur pro⸗ visorisch.“

Nach den getroffenen Anordnungen wird der Weg, den der Krönungs⸗Zug nimmt, mit einer doppelten Reihe von Bäumen bepflanzt werden. Fahnen mit den National⸗Farben werden an den Zweigen befestigt, und mit Blumen⸗Guirlanden untereinan⸗ der verbunden seyn. Die Kosten werden durch eine Kollekte, die in der ganzen Stadt gesammelt wird, gedeckt; bis gestern waren schon 8000 Franken eingegangen.

Die ersten Anstalten zur Errichtung der Estrade auf der Place Royale sind bereits gemacht. Im Palais⸗Royal ist man mit den Vorkehrungen zum Empfange des Königs beschäftigt.

Man hat vor einigen Tagen dem Prinzen Leopold ein Mo⸗ dell der verschiedenen Belgischen Uniformen nach London geschickt, damit seine militairische Garderobe bei seiner Ankunft schon voll⸗ ständig sey. Die Blouse ist dabei nicht vergessen worden, und man hofft, daß er in derselben seinen Emzug in Brüssel halten werde. Die Devise des Prinzen ist: Je suis ferme et fier.

Der Vicomte von Culhat ist im Laufe des gestrigen Tages verhaftet, und nach dem Karmeliter⸗Gefängnisse gebracht worden.

Vorgestern Morgen sind 34 Holländische Unteroffiziere und Soldaten, die sich als Gefangene in der Kaserne der „Sieben Fontainen“ befinden, von Tournay nach Alost gebracht worden.

Brüssel, 17. Juli. Der Kongreß war auf heute zusammenberufen worden, um, da die von der Constitution an⸗ geordneten Kammern erst binnen einigen Wochen versammelt seyn können, die Vorschläge eines transitorischen Finanz⸗Gesetzes entgegen zu nehmen. Es konnte jedoch keine Deliberation statt⸗ finden, indem nur 100 Mitglieder sich eingestellt hatten und mit⸗ hin ein Mitglied noch fehlte, um die Sitzung vollständig zu ma⸗ chen. Die Einwohner Brüssels sehen mit Ungeduld der An⸗ kunft des neuen Königs entgegen; Ehren⸗Garden bilden sich und vereinigen sich hier selbst aus den benachbarten Städten. Je mehr der größere Theil der Belgier sich nun an den Gedanken des Friedens gewöhnt hat, um so zuversichtlicher

sieht er auch der Zukunft entgegen und lobt die anfangs von

Manchem noch heftig getadelte Annahme der 18 Präliminate Artikel. Selbst die zahlreichen Freunde des Hauses Oranien, die hier noch zu finden sind, erkennen die Nothwendigkeit dieser An⸗ nahme, da sie einsehen, daß ohne dieselbe ein Bürger⸗ und viel⸗ leicht auch ein auswärtiger Krieg unvermeidlich gewesen wäre. Dem Regenten soll die neue Combination keinesweges ganz ge⸗ nehm seyn; er hätte unstreitig eine Vereinigung Belgiens mit Frankreich lieber gesehen. Man glaubt daher auch, daß Herr Surlet de Chokier, nachdem der König Leopold die Regierung angetreten haben wird, werde.

seinen Aufenthalt in Paris nehmen

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Warschau, 19. Juli. In der Sitzung vom 15ten d. M. nahmen die vereinigten Kammern einstimmig folgenden Gesetz⸗Entwurf an, welcher demnach in einen Reichtags⸗Beschluß verwandelt wurde: „Die Senatoren⸗ und Landboten⸗Kammer auf Antrag der National⸗Regierung und nach Anhörung der Reichstags⸗Kommissionen, in Betracht, daß der durch die Reichz⸗ tags⸗Gesetze vom 1. Februar, 9. März und 8. Juni d. J. be⸗ willigte Kredit für das Budget theils völlig erschöpft, theite der Erschöpfung sehr nahe ist; in Betracht auch, daß die Dis⸗ kussion des in den Reichstags⸗Kammern schon von der Regie⸗ rung vorbereiteten und von den Reichstags⸗Kommissionen ge⸗ prüften Budget⸗Entwurfs für die beiden letzten Quartale des laufenden Jahres längere Zeit erfordert, während welcher Zett alle, selbst die dringendsten, Ausgaben für die Bedürfnisse des Landes aus Ermangelung einer Autorisation nicht würden statt⸗ haben können, haben beschlossen und beschließen, wie folgt. Art. 1. Die National⸗Regierung wird ermächtigt, für die be⸗ treffenden Regierungs⸗Kommissionen einen provisorischen Kredit für Rechnung des dritten Quartals laufenden Jahres zu eroöffnen, und zwar: a) für die öffentliche Schuld, besonders aber zu Be⸗ zahlung der fälligen Zinsen der Anleihe, welche nach dem Reichs⸗ tagsbeschluß vom 16. Juni d. J. auf die Bergwerksgüter und die von der Preußischen Regierung erworbenen Güter funditt worden, so wie anderer Anleihen, 1,117,233 Fl.; b) für das Kriegs⸗Ministerium 18 Mill. Fl.; c) für Proviant⸗Artikel, welche in den Requisttions⸗ und Lieferungs⸗Beschlüssen nicht mit be⸗ griffen sind, so wie für andere Bedürfnisse der Intendantur, 6 Mill. Fl.; d) für alle andere Verwaltungs⸗Ausgaben und die Erhaltung des öffentlichen Dienstes 5 Millionen Fl.; zusammen 30,117,233 Fl. Art. 2. Ueber diesen Kredit soll die National⸗ Regierung nach Verhältniß der einzelnen Etats verfügen, mit Rücksicht auf die von den Reichstags⸗Kommisstonen angeordne⸗ ten Ersparnisse, bis das dem Reichstag vorgelegte Budget geneh⸗ migt wird, von welcher Zeit an der gegenwärtig eröffnete Kredit aufhört und das von dem Reichstag bestätigte Budget in Kraft zu treten beginnt. Art. 3. Die Einziehung der Abgaben zu Befriedigung dieses Kredits und die Benutzung der im Besitz der Nation be⸗ findlichen Kapitalien zu diesem Zweck soll nach dem Art. 2 des Reichstags⸗Beschlusses vom 8. Juni d. J. erfolgen. Art. 5. Mi Vollziehung gegenwärtigen Beschlusses wird die National⸗Regie⸗ rung beauftragt.“ Der Marschall theilte hierauf der Kammer eine Adresse der National⸗Regierung mit, worin diese anzeigt, daß sie 3 Repräsentanten, nämlich die Landboten Swirski und Deskur und den Deputirten Venglenski, zu außerordentlichen Regierungs⸗Kommissarien für die Wvjewodschaften Lublin, San⸗ domir und Krakau ernannt habe. Ein Antrag des Landbotm. Slaski, daß die Regierung dieses Geschäft den Repräsentanten de betreffenden Wojewodschaften übertragen sollte, wurde von den Kam⸗ mern beseitigt und der Regierung unbedingte Freiheit der Auswahl in dieser Beziehung eingeräumt, Ein anderer Antrag des Landbote Chelmizki, hinsichtlich der Verbesserung des Zustandes der Bauem, wurde an die Kommissionen überwiesen. Mit Rücksicht auf das Verlangen des Landboten Stojowski, ihn seiner geschwächten Gesundheit wegen von fernerer Ausübung der Repräsentanten⸗ Pflichten zu entbinden, wurde für den Distrikt Lelow eine neu⸗ Wahl ausgeschrieben. Dagegen wurde das Gesuch des Kastellang Slubizki, der ebenfalls Unpäßlichkeit halber um Erlaubnif nachsuchte, sich im Ausland 3 Monate lang der Bäder zu bedie⸗ nen, nicht genehmigt, indem der Minister des Innern darauf antrug, erst die Entscheidung über ein von der Regierumg einzureichendes Projekt abzuwarten, wonach ein Jeder, der in Ausland reist, vorher eine Abgabe entrichten soll. Am Schluß der Sitzung wurde den Kammern der (gestern erwähnte) Berich des außerordentlichen Kriegs⸗Gerichts in der Sache der Genc⸗ rale Jankowski, Bukowski u. s. w. vorgelegt.

Es heißt, daß der Präsident des Municipalraths, Herr Ka⸗ jetan Garbinski, zum Minister des Kultus ernannt werden wild.

Die Staatszeitung meldet: „General Rüdiger ist übn den Wieprz gegangen und mit einem bedeutenden Theil seimm Streitkräfte in die Wojewodschaft Podlachien eingerückt. Ne Nachrichten von dem Corps des Generals Chrzanowski stimma darin überein, daß man, aus den beiderseitigen Manvövers 0 schließen, jeden Augenblick wichtigen Ereignissen entgegenseln muß. Das Dorf Mlynarze, bei dem die Kasanschen Dir⸗ goner, wie der amtliche Bericht meldete, gefangen genommen wurden, liegt in der Gegend von Rozan. Jenes Dragontt⸗ Corps war früher im Lublinschen bei dem Corps des Generals Creutz.“

Die Polnische Zeitung sagt: Der Feldmarschall Pas⸗ kewitsch soll sich, um Mißverstandnisse zu beseitigen, welche zwi⸗ schen den Generalen Creutz, Rosen und Rüdiger entstanden wären, in die Wojewodschaft Podlachien begeben und einstweilen dem General Toll das Kommando über die in der Gegend voln Nieszawa stehende Hauptarmee anvertraut haben.“ b

Das Corps des Generals Creutz ist, der Warschauer Zei⸗ tung zufolge, in 2 Theile getrennt worden, von denen der eine, unter dem Kommando des Generals Murawieff, sich mit der Haupt-Armee vereinigt hat, der andere, etwa 8000 Mann starke, unter die Befehle des Generals Golowin getreten senn soll. Dieser Letztere hatte Siedlce eingenommen und war von da nach Kaluszyn vorgedrungen, indem er, wie es heißt, die Stärke der dort stehenden Polnischen Truppen nicht kaunte; da es ihm nun durch die Unbehutsamkeit des Polnischen Befehls⸗ bers gelang, einige 50 Mann von der Avantgarde gefangen nehmen, so griff er, durch diesen Erfolg aufgemuntert, das Haupt⸗ Corps an, wurde aber zurückgeworfen und sein Corps zersprengt.

Die Staats⸗Zeitung enthält ein Schreiben von einem, Offizier aus Minsk vom 16ten d. M. folgenden Inhalts: „Von dem ruhmvollen Ausfall des vorgestrigen Treffens kann ich fol gende Details melden, bei denen ich selbst Augenzeuge war:

Nachdem wir von Sienniza aufgebrochen waren, langten wit am 14ten d. M. in Kobierne an der nach Minsk fuͤhrenden Chaussee an, wo sich die Division des Generals Rybinski mit uns vereinigte Am folgenden Tage fruͤh Morgens erhielt unsere Brigade, unte

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dem Kommando des Obersten Mlokosiewich, den Befehl, gegen Mins vorzuruͤcken; jedoch nach einem halbstuͤndigen Marsch uͤbers

Corps⸗Befehlshaber General Chrzanowski dem Oberst Mlo den Auftrag, mit 2 Bataillonen des 11ten Linien⸗Infanterie⸗Rege⸗

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Kechselbrücken sich stützen, ist befestigt worden üedigung beider Ufer, mit 40 Stück Geschütz versehen seyn. Am.

gen der Stände über den Verfassungs⸗Entwurf sind an die Re⸗

s, einem, Batalllon des 1sten Lin en⸗Infanteri Regiments, 2. allerie⸗Schwadronen und 4 leichten Geschuͤtzen sich links nach orfe Cyganka hin zu wenden, um auf der alten Landstraße Faluszyn dem Feinde in den Nuͤcken zu kommen. Wir brachen eich auf, und der Marsch nach dieser Straße zu wurde durch vielen Hohlwege sehr beschwerlich fuͤr uns. Als wir sie erreicht in, befahl der Oberst einem Bataillon des 11ten Regiments, links nach dem Dorfe Wisniew hinzuziehen, um zu verhindern, wir vom Feinde uͤberfluͤgelt wuͤrden; wir Anderen ruͤckten schnell en Laluston vor, indem wir vea. schon aus der Gegend Minsk her das Feuern der dort mit dem General Chrzanowskit umengetroffenen Russen vernahmen. Unsere Krieger waren erst ermuͤdet, da wir bereits 5 Meilen Weges, von Kobierne bis wan Kaluszyn, erfolglos zuruͤckgelegt hatten. Die letzte Meile die beschwerlichste; die Soldaten blieben ohnmaͤchtig auf dem ge liegen; sie haͤtten gern ausgeruht, aber der Oberst sagte, wuͤrden den ganzen Marsch umsonst gemacht haben, wenn wir tzur rechten Zeit an Ort und Stelle anlangten; wir feuerten ire Truppen an, und so ging es munter und froͤhlich weiter. tlangten gluͤcklich zu gehoͤriger Zeit und am bestimmten Ort an nahmen eine Position auf der linken Seite der Landstraße in im Walde ein; die Artillerie besetzte eine Anhoͤhe. Alsbald be⸗ unen auch die retirirenden Russischen Kolonnen sich von Minsk inzuziehen. Es wurde eine Kanonade eroͤffnet; wir entwickelten kalleurfeuer; sodann wurde zum Angriff marschirt; uͤber die Chaus⸗ drängten wir den Feind in den Wald zuruͤck und trieben ihn er weiter seitwaͤrts. Man kann sich den Muth unserer Tapfe⸗ vorstellen; die Haͤlfte der Infanterie mußte aus Ermattung vom mof ablassen, und mit nicht vollen 1000 Mann zersprengten wir ussische Infanterie⸗Regimenter. Unser Verlust war sehr gering dbestand nur aus einigen Todten und etwas uͤber 10 Verwundeten. ekämpften mit außerordentlicher Begeisterung; besonders zeich⸗ ie sich das iste Bataillon des 141ten Regiments, unter dem Kom⸗ ndo des Capitains Szweykowski, aus, welches einen Offizier hoͤ⸗ en Ranges, mehrere Subaltern⸗Offiziere und gegen 50 Gemeine ungen nahm. Gewehre erbeuteten wir so viel, daß die Sensen⸗ iger dieses Regiments alle mit solchen versehen werden konnten. enn die Kavallerie in hinreichender Zahl angegriffen haͤtte, so waͤre ganze Corps vernichtet worden.“

dem Warschauer Kurier zufolge, befindet sich der Ma⸗ Puschet jetzt in Pilwischken und führt einen kleinen Krieg gen die in der Umgegend herumstreifenden Kosaken.

Der Staatszeitung zufolge, hat ein Bürger aus Po⸗ seen, welcher dieser Tage in Warschau ankam, die Nachricht itgebracht, daß im Russischen Gonvernement Orel ein Auf⸗ nd ausgebrochen sey.

Aus der Gegend von Brzesc⸗Kujavien sind in diesen Ta⸗ n viele Einwohner nach Warschau gekommen, indem sie der rückenden Russischen Armee ausweichen.

Das Ministerium des Innern hat alle Verwaltungs⸗Beamte auftragt, sich unverzüglich an den Ort ihrer Bestimmung zu geben, oder sich wenigstens demselben zu näheren, je nachdem die ussischen Truppen irgendwo zurückweichen; wer diesen Auftrag cht erfüllt, soll zu strenger Rechenschaft gezogen werden.

In der Umgegend von Warschau wird jetzt, unter Leitung r Kegierung, eine bedeutende Quantität Pulver fabrizirt. Der tritsche Verein fordert daher alle Bürger auf, nach ihren äften zur Förderung dieser Arbeit beizutragen und vorzüglich aterialten zur Fabrication des Salpeters nach Stawki und volez zu schaffen.

Gestern ist, wie die Warschauer Zeitung meldet, der gent eines angesehenen Londoner Handelshauses in Warschau ggelangt, der die letzten hinsichtlich der zu eröff⸗ uden Polnischen Anleihe zur Bestätigung mitgebracht haben 8b, so wie außerdem diplomatische Papiere, welche sehr günstig polen lauten sollen.

Am 15ten d. fand auf dem hiestgen Rathhause die Instal⸗ fion des Referendars Herrn Laßezynski zum Prästdenten der tadt Warschau statt. Der Minister des Innern, Herr Gli⸗ cyhnski, führte denselben ein, und nach einer Anrede des neuen grästdenten nahm der frühere, Herr Wengrzegki, der Altersschwä⸗ e halber aus dem Amte scheidet, Abschied von den Bürgern.

Der Doktor Königsberg aus Gallizien ist in Warschau an⸗ kommen und hat bereits untertoeges, wie die Staats⸗Zei⸗ ug meldet, den Cholera⸗Kranken in den Wojewodschaften Kra⸗ au und Sandomir sehr erfolgreiche Hülfe geleistet.

Die Posener Zeitung vom 21. Juli meldet: „Si⸗ heren Nachrichten zufolge, ist das Hauptquartier der Polnischen rmee am 16ten d. M. nach Czysle unweit Warschau verlegt orden. Die Avant⸗Garde steht bei Lowicz und Sochaczew. der Generalissimus Skrzynezki ist für seine Person zum Corps s Generals Chrzanowski nach Kaluszyn abgegangen, welcher tztere mit dem Corps des Generals Rüdiger im Gefecht war. die Russischen Truppen von der Armee des Feldmarschalls Pas⸗ witsch hatten am 17ten bereits Wrozlawek, Brzes und Rac⸗ bijewo besetzt.“

Von der Polnischen Gränze, 20. Juli. Den euesten Nachrichten aus Warschau zufolge, welche indeß noch ser näͤheren Bestätigung zu bedürfen scheinen, soll die Polnische rmee vorgestern wieder auf das rechte Weichsel⸗Ufer gegangen on, um die Russischen in und bei Lublin stehenden Truppen nugreifen. Andererseits erfährt man aus der Gegend von Nie⸗ sava, daß der Uebergang der Russischen Truppen uüber die Weich⸗ el schon seit dem 17ten d. ununterbrochen fortdauerte, und daß n lhlen auch der Großfürst Michael mit den Kaiserl. Garden in jenseitigen Weichsel⸗Ufer erwartet wurde, um demnächst den bbergang zu bewirken; die Vorposten dieses Corps befanden sich n jenem Tage zu Kowal. Neben der in der Nähe von Nie⸗ savg schon vorhandenen Schiffbrücke hat man neuerdings auch ech eine Pontonsbrücke geschlagen, wodurch der Uebergang sehr seichtet worden, und über welche, außer den Truppen aller in, auch ein bedeutender Artillerie⸗Park, nebst einer Menge zum rrain gehöriger Wagen, gehen wird. Das auf dem linken eichsel⸗llfer operirende Russische Corps soll sich mindestens auf 0000 Mann belaufen. Die Insel, auf welche die gedachten und soll, zur Ver⸗

9 d. war das Russtsche Hauptquartier noch in Lipno, und am ebczen Tage soll zwischen dieser Stadt und Plozk ein, jedoch 9 unbedeutendes, Vorposten⸗Gefecht stattgefunden haben. e vorgestern in Warschau eingetroffene Posener Fahrpost hat hereits einen kleinen Umweg machen müssen, da sich auf der di⸗ titen Poststraße schon Kosaken gezeigt hatten. Beutschlan d.

Dresden, 19. Juli. (Leipziger Zeitung.)

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Die Erklärun⸗

bierung gelangt. Zur Beschleunigung des Geschäftsganges wer⸗ en dieselben, ohne erst im geheimen Rathe begutachtet zu seyn, onferenzen geprüft, an denen, unter der unmittelbaren Lei⸗ ung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Mitregenten, Se. Königl. ohrit der Prinz Johann, die Kabinets⸗Minister, Staats⸗Se⸗

von seinem Herzen so lebhaft gewünschten und dem Geiste des

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Mitglieder des geheimen Raths und der Präsident Konsistoriums Antheil nehmen.

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AIraCUren

Das Journal des Débats enthält folgendes Antwort⸗ schreiben des Kardinals Bernetti auf das Gesuch des Französt⸗ schen Botschafters, Grafen von St. Aulaire, um Räumung der Päpstlichen Staaten durch die Kaiserl. Oesterreichischen Truppen: „Rom, den 3. Juni 1831. Es konnte für das Herz des hei⸗ ligen Vaters kein schmerzlicheres Opfer geben, als dasjenige ist, das im Interesse des allgemeinen Friedens in der von Ewr. Ex⸗ cellenz an den unterzeichneten Kardinal gerichteten und von ge⸗ stern, dem 2ten d., datirten Note von ihm verlangt wird. Wie heiß auch der Wunsch des heiligen Vaters seyn mag, zu einem

Friedens, der den Statthalter Gottes auf Erden beseelen soll, so entsprechenden Resultate mitzuwirken, so hat Se. Heiligkeit sich dennoch die drohende Gefahr nicht verhehlen können, welcher die gänzliche Entfernung der Kaiserl. Oesterreichischen Truppen, die jetzt nur eine transttorische Besatzung in Ihren Staaten bil⸗ den, Höchstdieselbe aussetzen würde. Se. Hetligkeit, durchdrun⸗ gen von Erkenntlichkeit für den hochherzigen Beistand, den Sie von Sr. Apostolischen Majestät dem Kaiser von Oesterreich em⸗ pfangen hat, ein Beistand, dessen Zweck es war, den Päpstlichen Unterthanen den Frieden wiederzugeben und die Regierung des heiligen Stuhls überall wiederherzustellen, wo deren Wirksamkeit durch die letzten Unruhen unterbrochen war, würde nicht gewußt ha⸗ ben, wie Sie den Abzug der Oesterreichischen Truppen verlangen sollte, wenn nicht Se. Apostolische Majestät, um Ihrer Güte die Krone aufzusetzen, Sr. Heiligkeit die Entscheidung über die Zeit anheimgestellt hätte, wahrend welcher die Kaiserl. Truppen in den Päpstlichen Staaten bleiben sollen. Se. Heiligkeit, der es auf diese Weise frei steht, dem von Ewr. Excellenz im Namen der Königl. Französischen Regierung geäußerten Wunsche Gehör zu geben oder ihn abzuweisen, ordnet Ihre eigene Ruhe, so wie die Ihrer Unterthanen, dem allgemeinen Besten in der süßen Hoff⸗ nung unter, daß Se. Majestät der König der Franzosen durch das einflußreiche Mittel einer öffentlichen Erklärung zur Erhal⸗ tung der Ruhe Italiens und der Ordnung in dem mittleren Theile dieser Halbinsel wird mitwirken wollen. Nur dann wird der heilige Vater keinen Anstand nehmen, zu verlangen, daß die Oesterreichischen Truppen sämmtliche Legationen, in denen ste jetzt konzentrirt sind, in den ersten Tagen des Juli, vollständig räumen. Ich habe gesagt, der heilige Vater werde diese Räu⸗ mung verlangen, aber nur dann, wenn Ew. Excellenz, wie ich nicht zweifle, ermächtigt seyn wird, jedweder Ge⸗ fahr, die daraus entstehen könnte, durch Bekanntmachung einer amtlichen Akte vorzubeugen, in welcher Ewr. Excellenz „das lebhafte Bedauern, womit die Französische Regierung „den Ausbruch neuer Unruhen in den Staaten des Feilnäes „Stuhls vernehmen, so wie den Abscheu, womit dieselbe „jeden Anstifter oder Beförderer derselben betrachten würde, „aussprechen und die daraus für die päpstliche Regierung „entstehende Nothwendigkeit, aufs neue fremde Einmischung „und Hülfe zur Unterdrückung des Aufstandes in Anspruch „zu nehmen, anerkennen wird, ohne daß das Land derselben „das geringste Hinderniß entgegensetzte oder darin auch nur „den mindesten Grund zu Beschwerden fände.“ Der heilige Vater ist um so gewisser, daß Ew. Execellenz nicht ermangeln wird, Allem, was ich so eben auseinandergesetzt, beizu⸗ pflichten, als man fernerhin jedes aufrührerische Attentat in den Päpstlichen Staaten nur einem anarchischen und Ruhe stören⸗ den Geiste beimessen könnte. Die Gnade des heiligen Vaters gegen die Strafbaren wird nach der Erklärung, die der unter⸗ zeichnete Kardinal Ew. Excellenz zu übermachen die Ehre hatte, keine andere Gränzen haben, als diejenigen, welche ihm die schuldige Rücksicht für die öffentliche Sicherheit zur Pflicht macht. Seine Regierung, weit entfernt, der Strenge gegen die Schuldi⸗ gen angeklagt werden zu können, wird vielmehr zu nachsichtig gegen diejenigen erscheinen, die noch jetzt nicht aufhören, die öffentliche Ruhe in Gefahr zu setzen. Der unterzeichnete Kardinal nimmt keinen Anstand, sich hierüber auf das persönliche Zeugniß Ew. Excellenz, so wie auf das aller Französtschen Agenten im Inmern dieser Staaten, zu berufen. Inzwischen läßt Se. Heiligkeit Ihre väterliche und wohlthätige Fürsorge mit Ihrer souverainen Milde gleichen Schritt halten; Sie hat seit Ihrer Thron⸗Besteigung nicht aufgehört, sich mit der Anordnung dauernder Reformen in der öffentlichen Verwaltung zu beschäftigen, Reformen, die sowohl von den Umständen, als von den Bedürfnissen des Volkes und des Staates erheischt zu werden scheinen. Der unterzeichnete Kardinal hat die Ehre, Ew. Execellenz zu benachrichtigen, daß der hohen Einsicht des heiligen Vaters nichts von dem entgeht, was in der Reorganisation der öffentlichen Angelegenheiten für das Glück und die Zufriedenheit seiner vielgeliebten Unterthanen geschehen kann. Jede dieser Maaßregeln wird auf die Provinzen und die Hauptstadt in angemessener Weise angewendet werden. Die administrativen und richterlichen Functionen sollen nicht ausschließ⸗ lich einer bevorrechteten Klasse vorbehalten werden, und das motu⸗- proprio Sr. Heiligkeit wird die zweckmäßigste Entwickelung erhalten. Den Kommunen wird man ein System verleihen, welchem zu⸗ folge sie selbst sich mit ihren eigenen Bedürfnissen werden beschäf⸗ tigen und für dieselben sorgen können. Ein zweckdienlich abge⸗ faßtes Gesetz wird die Verwaltung derselben den Klassen der Grundbesitzer anvertrauen, ohne indessen die gebildeteren Perso⸗ nen und die Gewerbetreibenden eines verständigen Einflusses zu berauben, wobei dergestalt verfahren werden soll, daß das Inter⸗ esse der zahlreicheren Klasse, der Grundbesitzer nämlich, nicht den übrigen aufgeopfert werde. Auch die Provinzen selbst werden Verwaltungs⸗Räthe und Kommissionen erhalten, deren Element und Muster die Kommunal⸗Conseils bilden werden. Die Revi⸗ sion der Rechnungen der öffentlichen Verwaltung, die Tilgung der Staatsschuld, so wie die Finanz⸗Verwaltung, sollen dergestalt organistrt werden, daß kein vernünftiger Grund gegen die Recht⸗ lichkeit der Verwaltenden, gegen die gute Verwendung der Staats⸗Einkünfte und gegen die Weisheit, die bei der Bestim⸗ mung der Abgaben, so wie bei der Weise der Erhebung dersel⸗ ben, den Vorsitz führen soll, wird eingewendet werden kön⸗ nen. Die getrene und dauernde Beobachtung der Gesetze wird in angemessenen Institutionen ihre Bürgschaft finden. Wenn die oͤffentliche Verwaltung in dieser Weise organisirt seyn wird, unterliegt es keinem Zweifel, daß Niemand an eine Störung der öffentlichen Ruhe wird denken können, ohne seinen Privatwillen über den öffentlichen zu stellen und sich ty⸗ rannisch zum Herrscher über das allgemeine Geschick aufzuwerfen. Sollte es dennoch einige solcher Individuen geben, was der hei⸗ lige Vater nicht glaubt, so können es nur Freunde der Anarchie und öffentliche Feinde seyn, und der heilige Vater zweifelt nicht, daß sie als solche von allen auswaärtigen Regierungen, und na⸗

dem Eifer für die 2 1 und für die Unabhaͤngigkeit seiner Regierung keiner anderen nach⸗ steht. Der unterzeichnete Kardinal, der von Sr. Heiligkeit be⸗

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ntegrität der Staaten des heiligen Stuhls

auftragt ist, Eure Excellenz von obigen eben so weisen als un⸗ widerruflichen Absichten in Kenntniß zu setzen, zweifelt nicht, daß Eure Excellenz selbst, so wie die Französische Regierung, dieselben 88 mit dem Vergnügen aufnehmen werden, welches die Aussicht auf 8 die allgemeine Zufriedenheit der Päpstlichen Unterthanen und auf die zukünftige Ruhe gewähren muß, deren Wohlthaten sich be⸗ reits in der Form erkennen lassen. Der unterzeichnete Kardinal bittet Ew. Excellenz, zu genehmigen u. s. w. dm TEam Der Kardin al Bernetti, 1s dNsh, A In Pro⸗Staats⸗Secretair.“

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Inland.

Berlin, 23. Juli. Die Kölnische Zeitung enthält Folgen⸗ des aus Trier: „Die in dem Messager des Chambres vom 1. Juni 1831 Nr. 151 gegen die Landwehr in Saarburg ausgesprochene Verleumdung, so wie die in einem anderen Französischen Blatte angegebene Desertion einer Landwehr⸗Eskadron aus Prüm, sind natürlich grundlose Erdichtungen. Es ist dies nicht frü⸗ her bekannt gemacht worden, weil man sich nicht auf Widerle⸗ gung jeder einzelnen Fiction einlassen kann.“

Aus Frankfurt a. d. D. wird unterm gestrigen Da⸗ tum gemeldet: Die für den Engros⸗Handel nunmehr beendigte hiesige Margarethen⸗Messe wurde diesmal mit vielen Besorgnis⸗ sen wegen der Cholera morbus eröffnet. Die trefflichen Ein⸗ richtungen, welche die hiesigen Behörden gegen die Einschleppung dieser schrecklichen Krankheit angeordnet hatten, flößten jedoch bald überall Vertrauen ein, und dieses nahm mit jedem Tage so zu, daß Kauf und Verkauf regelmäßig von Statten ging. Bei mehr als 40,000 Centnern inländischer und 20,000 Cent. fremder Waaren, welche sich diesmal auf dem Platze befanden, wurden die Wollenzeug⸗Waaren, wie auch Tuch und tuchartige Waaren, am stärksten gesucht. Baumwollen⸗Waaren fanden ebenfalls starken Absatz, wie auch Leinewand und Leinen⸗Waaren. Für die Seiden⸗ und Halbseiden⸗Waaren war die Messe weniger gün⸗ stig. Kurze Waaren, Porzellan⸗ und Glas⸗Waaren, Eisen⸗, Holz⸗ und Leder⸗Waaren haben mittelmäßigen Absatz gefunden. Nach den anfangs gehegten Erwartungen der Verkäufer, die je⸗ doch bei zunehmendem Vertrauen von Tag zu Tag gesteigert wurden, ist die Messe im allgemeinen recht sehr gut ausgefallen. Rohe Produkte waren im Ganzen weniger auf dem Platze, als zu den seitherigen Sommer⸗Messen, und kamen, durch die Kontumaz⸗ Anstalten vielfältig aufgehalten, zum Theil späͤt an. Ochsenhäute fehl⸗ ten ganz, Kuh⸗ und Rindshäute waren ziemlich viel hier, fanden aber wenig Absatz. Schaaf⸗ und Kalbfelle waren viel vorhanden und wurden gut verkauft. Haasenfelle waren wenig, Hörner, Schweineborsten, Pferdehaare, Bettfedern, Federposen ziemlich viel hier und fanden sämmtlich Käufer. Wolle war etwas we⸗ niger, als zu der vorjährigen Margarethen⸗Messe auf dem Platze und wurde bei mehr als 7000 Centner zu erhöhten Preisen rasch verkauft. Der Pferdemarkt war diesmal nur schwach besetzt. Die Preise der Pferde standen sehr hoch. Einkäufer aus Ost⸗ und Westpreußen, Posen und Schlesten waren zahlreich erschie⸗ nen, und haben viel Waaren abgeführt. Aus Pommern und dem Herzogthume Sachsen, so wie aus den Staädten der Kur⸗ und Neumark waren ebenfalls viel Einkäufer hier, wiewohl aus diesen Gegenden doch auch Manche fehlten. Aus den Preußi⸗ schen westlichen Provinzen waren nur wenig erschienen. Von den ausländischen Einkäufern fehlten die Baͤiern, Würtemberger und Hessen diesmal ganz. Aus Frankfurt a. M., Hannover und Hamburg waren mehrere bedeutende Einkäufer für Tuch hier. Polnische Einkäufer aus Brody, Krakau, Kalisch und anderen Orten waren mehrere auf dem Platze, die eine große Menge Waaren abgeführt haben.

Auf dem am gten d. M. beendigten diesjährigen Johan⸗ nis⸗Markt zu Breslau befanden sich 1121 Feilhabende, un⸗ ter ihnen: 45 Händler mit baumwollenen Waaren, 49 Band⸗ händler, 50 Bötticher, 14 Eisen⸗ und Stahl⸗Waarenhändler, 12 Spitzenhändler, 11 Strumpffabrikanten, 23 Tuchhändler, 82 Töpfer, 24 Tischler, 15 Zwirnhändler. Von den Verkäufern waren 374 aus Breslau, aus anderen Städten Schlestens 664, aus anderen Provinzen der Monarchie 34, aus Sachsen 19, aus den Oesterreichischen Staaten 306. 8

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Nach amtlichen Nachrichten aus Posen vom 20sten d. M. waren bis dahin 27 Personen an der Cholera erkrankt, 14 vom Civil, 1 vom Militair gestorben, 1 genesen und es blieben mit⸗ hin noch 11 Personen krank.

Im Ganzen ist der Charakter der Krankheit immer noch sehr stürmisch gewesen, Stunden nach dem Ausbruche der Seuche erfolgt. Die bei wei⸗ tem größere Zahl der Kranken gehört noch immer der Vorstadt Wallischei und Zagurze an, und es sind Gründe vorhanden zu vermuthen, daß die Seuche ihren Ursprung in einem, von fremden Polen häufig besuchten Wirthshause in der Wallischei gesunden habe, was sich jedoch vielleicht erst in der Folge näher aufklären wird.

Für die in Posen durch den plötzlichen Ausbruch der Cho⸗ lera festgehaltenen Fremden, werden vorläufig 2 Kontumaz⸗An⸗ stalten errichtet, welche schon in 2 Tagen bezogen werden können.

In der Cordon⸗Linie, welche Posen in einer Entfernung von 2 bis 3 Meilen einschließen soll, werden 5 Kontumaz⸗Anstalten und 5 Rastelle errichtet und binnen 8 bis 10 Tagen ihre Vol⸗ lendung erreichen.

Ein am 12ten d. M. von Posen abgefahrner Schiffer, der sich bis zum 18ten ganz wohl befand, ist an diesem Tage auf seinem, bei Nowe⸗Miasto (Neustadt) auf der Warthe liegenden Gefäße plötzlich von der Cholera ergriffen und daran verstorben. Die dortige Behörde hat mit Zuziehung zweier Aerzte mit lo⸗ benswerther Sorgfalt die Beerdigung der Leiche besorgt und den Kahn, auf dem sich nur der 15 jährige Sohn des Verstorbenen 45 in gehöriger Entfernung vom Ufer unter Quarantaine

estellt. Aus allen übrigen Theilen der Provinz Posen sind bis jetzt nur beruhigende Nachrichten eingegangen.

Eine lobende Anerkennung verdient, daß der Landrath Hüll⸗ mann des Marienburgischen Kreises, Marienwerderschen Regie⸗ rungs⸗Bezirkes, für jenen Kreis 14 Kasten mit den nöthigen Arzenei⸗Mitteln hat anfertigen, dieselben in den verschiedenen Theilen des Kreises vertheilen und jedes Dorf mit einer Bade⸗

tetaire für die inneren und äußeren Angelegenheiten, sämmtliche 4 Haütendit 8 m8dg,awe

mentlich von der Französischen, werden betrachtet werden, die in

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wanne versehen lasen.

und der Tod gewöhnlich in wenigen