1“ .“ v11“ 8 ““ gedehnt wird. Zunächst aber müßte unsere Regierung den Zoll auf ausländische Bücher aufheben; ohnedies ist das Einkommen, das diese Besteuerung von Wissenschaften gewaͤhrt, nur gering⸗ fügig und steht mithin nur als eine barbarische Maaßregel dem Anbau der Literatur des Auslandes im Wege.“
Ein hier eingegangenes Privatschreiben aus Ostende meldet, daß der Prinz Leopold, gerührt von der enthustastischen Aufnah⸗ me, die er bei den dortigen Einwohnern gefunden, die Versiche⸗ rung ertheilt habe, daß er in Ostende einen Pavillon erbauen und dort einen Monat in jedem Jahre zubringen wolle.
Einem an der heutigen Börse zirkulirenden Gerüchte zufolge, soll sich Dom Miguel in die Forderungen des Fränzöstschen Flot⸗ ten⸗Befehlshabers gefügt haben. .5 —
Ein hier sich aufhaltender Italläner, Namens Galli, hat ein Instrument zum
wier mit den Fingern in Bewegung gesetzt wird, mehrere Ab⸗
schriften zugleich liefern und jedem Redner bequem solgen kann.
Niederlilande.
22. Juli.
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Breda, Sr. K. H. dem a. elan und haben, nachdem Sie Sr. Köngl. H. dem Prinzen Friedrich einen Besuch abgestattet, die hiesigen Festungswerke in Augen⸗ schein genommen. b
Gemäß einer Königl. Verfügung vom 28. v. M. sind die Bestimmungen der am 31. März zu Mainz abgeschlossenen Rhein⸗ schifffahrts⸗Akte mit dem 17ten d. M. für die Niederlande in Kraft getreten.
Zu Herzogenbusch sind die Materialien in Entreprise gegeben
worden, welche gebraucht werden möchten, um durch das Abdam⸗
men der alten Maaß und der Donge das Land um Heusden
unter Wasser zu setzen.
— — Amsterdam, 23. Juli. Die Annahme der Belgi⸗ schen Krone durch den Prinzen Leopold und die Weigerung un⸗ seres Gouvernements, den neuen Vorschlägen der Mächte beizu⸗ treten, haben einen ungünstigen Einfluß auf den Stand der Holländischen Staatspaptere ausgeübt, weil in Folge jener Er⸗ eignisse die Aussicht auf eine uns vortheilhafte Beendigung der Belgischen Angelegenheiten, dem Anscheine nach, sehr entfernt wird. Indessen haben die Französischen Fonds sich gut erhalten, weil die Unruhen in Paris während der letzten Woche weniger bedeutend gewesen sind, als befürchtet wurde, und ein allgemei⸗ ner Krieg so viel weniger zu besorgen ist, als Ordnung und Ruhe in Belgien wiederkehren. Die Russischen Staatsyapiere bleiben gedrückt, und die Nachrichten vom Vorrtcken der Russi⸗ schen Truppen in Polen hatten beinahe keine Wirkung auf die Preise derselben. Im Ganzen sind nur wenig Geschäfte gemacht worden; in den Renversalen der neuen Anleihe war viel Ver⸗ kehr; dieselben sind, nachdem sie schon zu 19 pCt. gekauft wur⸗
den, wieder auf 13 pCt. zurückgegangen und blieben gestern wie⸗
der 14 pCt. — Am gestrigen Getreide⸗Markt stellte sich für Pol⸗ nischen Weizen etwas mehr Frage von Verbrauchern ein; dage⸗ gen ist Kubanka⸗Weizen zu merklich niedrigeren Preisen bei Par⸗ tieen abgelassen; Roggen erhielt sich zwar im Preise, doch fand wenig Umsatz statt; Gerste und Hafer blieben unverändert. 126 pfünd. bunter Polnischer Weizen galt 390.392 Fl., auch 396 Fl., eine Partie schöner 125pfünd. dito 390 Fl., 122pfünd. bun⸗ ter Königsberger 365 Fl., 119pfünd. rother 305 Fl.; 120. 121⸗ pfünd. alter Preuß. Roggen ist mit 195 und 198 Fl. bezahlt, 117 pfünd. neuer 185 Fl., 118pfünd. alter getrockneter dito 170 Fl.; 80. 81 pfünd. feiner Hafer 106.108 Fl.
Brüssel, 22. Juli. In der vorgestern, am Vorabend vor der Inauguration des Königs, noch um 9 Uhr stattgehabten Kongreß⸗Sitzung legten zuvörderst die Herren Devaux und F. Meeus einen Gesetz⸗Entwurf über die Formel des von den öf⸗ fentlichen Beamten zu leistenden Eides vor. Die Herren Rai⸗ kem, Brabant und einige Andere waren der Meinung, daß man den Beamten gar keinen Eid auferlegen solle. Da andere Mitglieder die entgengesetzte Ansicht hatten, so stimmte man darüber ab, ob überhaupt ein Eid geleistet werden solle. Diese Frage wurde bejahend entschieden. Herr Beyts schlug darauf vor, daß auch die Deputirten einem Eide unterworfen würden; die Versammlung, welche über diesen Gegenstand sehr ver⸗ schiedener Meinung zu seyn schien, nahm denselben zuletzt mit 87 Stimmen gegen 61 an. Ueber die Eidesformel wurde auch lange debattirt und dieselbe endlich für Militair⸗⸗ und Civil⸗Beamten folgendermaßen bestimmt: „8ch schwöre Treue dem Könige, Gehorsam der Constitution und den Ge⸗ setzen des Belgischen Volks.“ Die Mitglieder d⸗ Kammern schwören, auf den Vorschlag des Herrn Raike. , nur, die Constitution zu beobachten; sie leisten diesen Eid im Schoße der Kammer, in dem Angenblick, wo sie ihre Functionen antreten. Dieser Eid schließe den Eid der Treue ge⸗ gen den König in sich, dessen Rechte durch die Consti⸗ tution geheiligt sehen. Das Dekret wurde mit 94 Stimmen gegen 46 angenommen. Herr Raikem schlug vor, in den Ar⸗ tikeln 60 und 61 der Constitution die Namen und Titel des Prinzen Leopold von Sachsen⸗Koburg einzurücken, welches ohne Diskussion genehmigt wurde. Hr. Ch. von Brouckdre schlug folgenden Gesetz⸗Entwurf vor; im Namen des Belgischen Volks dekretirt der National⸗Kongreß: „Es kann Niemand wegen poli⸗ tischer Verbrechen, oder wegen Preß⸗Vergehen, die bis heute von Belgiern begangen sind, belangt und keine in dieser Beziehung einge⸗ leitete Untersuchung fortgesetzt werden. Dies Dekret tritt vom 21. Juli an in Kraft.“ Dieser Vorschlag brachte eine große Aufregung in der Versammlung hervor und gab Anlaß zu einer sehr leb⸗ haften Diskussion; am Schlusse derselben wurde der Gesetz⸗Ent⸗ wurf mit 96 Stimmen gegen 25 verworfen. Man ging dar⸗ auf zur Erörterung eines Dekret⸗Entwurfs über, durch welchen dem Regenten eine National⸗Belohnung für die ausgezeichneten Dienste, welche er der Nation geleistet habe, angewiesen werden sollte; es waren mehrere Entwürfe vorgelegt; in zwei derselben schlug man vor, dem Regenten ein Hotel in Brüssel und eine lebensläng⸗ liche Penston von 20,000 Gulden anzuweisen; in einem dritten trug man darauf an, zu dekretiren, daß der Regent sich um das
BPBaterland verdient gemacht habe. — Herr Forgeur glaubte,
daß der Regent sich mehr durch das letztere Dekret geschmei⸗ chelt fühlen würde, als durch irgend ein anderes. Außer⸗ dem glaube er, daß in Betracht der einfachen Lebensweise des Regenten eine Pension von 10,000 Fl. geuügen werde. Nach⸗ dem noch mehrere Mitglieder sich über diesen Gegenstand hatten vernehmen lassen, kam man über folgenden Entwurf überein. „Art. 1. Der Herr Baron Erasmus Surlet von Chokier, Regent von Belgien, hat sich um das Vaterland verdient gemacht. Art. 2. Es wird eine Medaille geschlagen, um das Andenken an die Verwaltung des Herrn Regenten auch für die Folgezeit zu erhal⸗ ten. Art. 3. Der Herr Baron Erasmus Surlet von Chokier wird aus dem öffentlichen Schatz eine lebenslängliche Pension von 10,000 Gulden genießen.“ Dieses Dekret wurde mit 105 Stimmen gegen 14 angenommen. Die Opponenten erklärten,
Schnellschreiben ersunden, das wie ein Kla⸗
öGöG“ 1. u. . daß sie mit den beiden ersten Artikeln einverstanden seyen, und daß sich ihr negatives Votum nur auf den dritten Artikel bezo⸗ gen habe. Es wurde demnächst eine Deputation von 9 Mitglie⸗ dern ernannt, um dieses Dekret dem Herrn Regenten zu über⸗ reichen. Hierauf wurde noch über einen Vorschlag des Herrn Nothomb diskutirt, dessen wesentlicher Inhalt dahin lautete, daß der Kongreß sich unmittelbar nach der Eidesleistung des Kö⸗ nigs vertagen solle. Am Tage der Versammlung der Kam⸗ mern würde er von selbst als aufgelöst zu betrachten seyn. Bis zum Zeitpunkte dieser Auflösung solle nur der König das Recht haben, den Kongreß zusammenzuberufen, welcher von jetzt an nur noch eine gesetzgebende Gewalt besitze. Die Herren Jottrand und Lebeau unterstützten diesen Vorschlag, weil man, im Fall eines Krieges mit Holland, die Regierung nicht ohne Mittel lassen dürfe, die Beduürfnisse des Kriezes zu bestreiten. Das Dekret wurde mit 73 gegen 39 Stimmen angenommen. Bevor der Prasident die
Des Königs Mäjestät, begleitet von V Prinzen v. Oranten, sind heute hier aungelangt Uhr Morgens aufgehoben.
Sitzung aufhob, schlug er vor, der Brüsseler Bürgergarde Dank⸗ sagungen zu votiren, welches mit Acclamation bewilligt wurde. Herr Rogier fügte hinzu, daß die Bürgergarde des ganzen Lan⸗ des dieselben Daunksagungen verdiene, welches die Versammlung
durch lebhaften Beifall anerkannte. Die Sitzung wurde um 2
Gestern nach der Inauzuration versammelte sich der Kon⸗ greß im National⸗Palaste. Der Präsident zeigte an, daß der König die Deputirten, nach den verschiedenen Provmzen, um 5 Uhr empfangen werde. Herr Picquet stattete im Namen der Kommission, welche damit beauftragt war, dem Regenten das gestern erlassene Dekret zu überreichen, Bericht über die Vollziehung ihres Auftrages ab. Der Herr Regent hätte ge⸗ wünscht, daß der letzte Artikel (s. oben) nicht in dem Dekret enthalten wäre. Der Prästdent, Herr von Gerlache, erhob sich hierauf und erklärte, nachdem er die Verhältnisse Belgiens seit Beginn der vorjährigen Revolution noch in der Kürze be⸗ rührt hatte, daß der Kongreß, in Gemäßheit des Dekrets vom 21sten d., vertagt sey. Die Versammlung votirte noch dem Bu⸗ reau Danksagungen, und die Sitzung wurde um 3 ½ Uhr aufge⸗ oben.
1 Folgendes ist die gestern erwähnte Rede des Königs bei Ge⸗ legenheit seiner Inauguration:
„Meine Herren! Der feierliche Akt, welcher jetzt vollzogen wird, vollendet das gesellschaftliche Gebäude, welches durch den Patriotismus der Nation und ihrer Repräsentanten begonnen war. Der Staat ist, in den von der Constitution vorgeschriebe⸗ nen Formen, definitiv konstituirt. — Diese Constitution geht ganz von Ihnen aus, und dieser Umstand, der der Lage, worin sich das Land befand, zuzuschreiben ist, scheint mir sehr erfreulich. Es sind dadurch Reibungen vermieden, welche sich zwischen den verschiedenen Gewalten erheben und die Eintracht stören kom⸗ ten, die unter ihnen herrschen muß. Daß ich mich unverzüglich auf den Belgischen Boden begeben habe, hat Sie überzeugen müssen, daß ich, treu meinem Worte, nur darauf gewartet hatte, daß die Hindernisse, die sich meiner Thron⸗Besteigung entgegen⸗ setzten, durch Sie selbst hinweggeräumt seyn würden. Die verschiedenen Betrachtungen, welche in der wichtigen Diskussion, die dieses Resultat herbeigeführt hat, zur Sprache gekommen sind, werden Gegenstand meiner sorgfältigsten Berücksichtigung eyn. — Ich habe, seit meinem Eintritt auf Belgisches Gebiet,
eweise eines rührenden Wohlwollens erhalten; ich bin da⸗ von noch eben so ergriffen, als ich dankbar dafür bin. — Beim Anblick dieser Volks⸗Massen, welche durch ihr Zu⸗ jauchzen den Akt der National⸗Repräsentation ratificiren, habe ich mich überzeugen können, daß ich durch den Wunsch des Landes berufen bin, und ich fühle mich davon durchdrungen, welche Pflichten mir ein solcher Empfang auferlegt. Em Bel⸗ gier durch Ihre Adoptirung, werde ich mir ein Gesetz daraus machen, es auch immer durch meine Politik zu seyn. — Ich bin ebenfalls auf dem Theil des Französischen Gebiets, den ich berührt habe, mit außerordentlichem Wohlwollen empfangen wor⸗ den, und ich habe in diesen Bezeigungen, auf die ich einen hohen Werth lege, die glückliche Vorbedeutung einer vertraulichen und freundschaftlichen Verbindung zu sehen geglaubt, welche zwi⸗ schen diesen beiden Ländern bestehen muß. — Jede politische Umwälzung hat nur momentane Verletzung der materiellen In⸗ teressen zur Folge. Ich begreife deren Wichtigkeit zu wohl, um mich nicht unverzüglich damit zu beschäftigen, durch die thätigste Sorgfalt dazu beizutragen, den Handel und Gewerbfleiß, diese belebenden Primipien des National⸗Gedeihens, aufs neue in Schwung zu bringen. Die Verbindungen, welche ich mit den uns angränzenden Ländern angeknüpft habe, werden, wie ich hoffe, die Anstrengungen unterstützen, die ich sogleich aufbieten werde, um jenen Zweck zu erreichen; aber ich überlasse mich der Hoffnung, daß das Belgische Volk, so ausgezeichnet durch seinen gesunden Sinn und seine Resignativn, der Regierung die Schwie⸗ rigkeiten einer Lage zu Gute halten wird, die mit dem Zustande des Unbehagens in Verbindung steht, wovon fast ganz Eu⸗ ropa ergriffen ist. Ich werde mich mit aufgeklärten Män⸗ nern umgeben, alle. Mittel zur Verbesserung hervorrufen und an Ort und Stelle selbst, wie ich damit bereits begonnen habe, die Notizen sammeln, welche am geeignetsten seyn dürften, den Gang der Regierung in dieser Beztehung zu erleuchten. — Meine Herren, ich habe die mir angebotene Krone nur in der Absicht angenommen, eine eben so edle als nützliche Aufgabe zu erfüllen, nämlich die, berufen zu seyn, die Institutionen eines edel⸗ müthigen Volkes zu befestigen und seine Unabhängigkeit aufrecht zu erhalten. Mein Herz kennt keinen anderen Ehrgeiz, als den, Sie glücklich zu sehen. Ich muß Ihnen, bei einer so erheben⸗ den Feierlichkeit, einen meiner heißesten Wünsche ausdrücken: möge an diesem Tage jeder Haß erlöschen, jede Abneigung ec⸗ stickt werden; möge ein Gedanke alle Belgier beseelen, der näm⸗ lich einer offenen und aufrichtigen Eintracht! Ich würde mich glücklich schatzen, zu diesem schönen Resultate beizutragen, wel⸗ ches durch die Weisheit des ehrwürdigen Mannes, der sich mit einer so edlen Vaterlandsliebe dem Wohle seines Landes gewid⸗ met hat, so gut vorbereitet ist. Meine Herren, ich hoffe für Belgien ein Pfand des Friedens und der Ruhe zu seyn; aber die Voraussichten des Menschen sind nicht unsehlbar. Wenn wir, trotz aller der Erhaltung des Friedens gebrachten Opfer, vom Kriege bedroht würden, so würde ich nicht anstehen, den Muth des Belgischen Volks aufzurufen, und ich hoffe, daß es sich in Masse um sein Oberhaupt, zur Vertheidigung des Vater⸗ landes und der National⸗Unabhängigkeit, versammeln würde.“
Die Deputirten des Magistrats und der Bürgergarde der Stadt Lüttich wurden heute Mittag vom Könige empfangen. Der Präsident derselben richtete eine Rede an Se. Majestät, worin er die Freude der Lütticher über Ihre glückliche Ankunft und deren ehrfurchtsvolle Anhänglichkeit ausdrückte und dem Könige besonders die Sache des so sehr danieder liegenden Ge⸗ werbfleißes ans Herz legte. — Der König erwiederte darauf:;
„Meine Herren! Ich empfange mit Dankbarkeit den Aus⸗ druck der Gesinnungen, welche Sie mir im Namen der Stadt
— 1
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Lüttich zu erkennen geben. — Mir ist die schöne Aufopferm der Lütticher während der Revolution mich: unbekannt; Ich wei auch, daß ste durch die gegenwärtigen Umstände leiden. Die Uebel sind von einer so heftigen Krisis unzertrennlich. Die R. gierung hat viel zu thun, um dieselben wieder gut zu machen und dieser Zweck kann nur mit der Zeit erreicht werden. P bedürfen guter Handels⸗Traktate, und ich werde dies meine Sorg seyn lassen. Die Eröffnung der Maas ist von einem großen Vom theil für Lüttich; ich habe dieser Angelegenheit schon mei Sorgfalt gewidmet. — Ohne die Hoffnung, das Belgische Poe glücklich zu machen, hätte Ich kemen Grund gehaht, mich; Ihre Mitte zu begeben. Ich werde Sie bald in Lüttich best chen; wir werden dann ganz besonders über Ihre Interessen ber handeln. — Unser Königreich hat keine große Ausdehnung, ahg ich hoffe, daß es glücklich seyn wird; die Regierung wird patria chalisch seyn. Verschiedene Meinungen theilen noch das Land Ich wünsche sie verschwinden zu sehen. Ich schmeichle mir, do man bald nicht mehr von Orangisten oder von Reunionisten sgr⸗ chen wird.“ — Nach dieser Rede stellte der Prästdent dem Ke nige die Deputation der Lütticher Bürgergarde vor, die Deß selbe auf eine sehr verbindliche Weise begrüßte. EE1I1I11““ EEEä 8.
Die Posener Zeitung meldet: „Der General⸗Feldmam schall Graf Paßziewicz⸗Eriwanski hat nachstehende Proclamato an die Einwohner des Königreichs Polen erlassen:“ „Nach me nem Uebergange auf das linke Weichsel⸗Ufer fordere ich alle Eir wohner des Königreichs Polen auf und ermahne sie, in ihre Wohnungen ruhig zu verbleiben und ohne Furcht ihren Beschef tigungen nachzugehen. Ich weiß, daß viele Landleute, dune Uebelgesinnte verführt, gegen ihre rechtmäßige Regierung . Waffen ergriffen haben. Ich fordere dieselben daher auf, d Waffen sogleich niederzulegen und in ihre Wohnungen zu ihrg Geschäften zurückzukehren. — Ich thue ferner kund und zu wisfen 1) Alle Landleute, welche mit den Waffen in der Hand ergriffen werde sollen von ihren Angehörigen entfernt werden. 2) Das Eigenthumm die Sicherheit der in ihren Wohnungen zurückbleibenden (img wohner soll nicht gefährdet, und alle Bedürsnisse der Russisce Truppen werden sogleich baar bezahlt, für die Lieferungen Heu und Holz aber Quittungen verabfolgt werden, welche seiner Zeit bei Entrichtung der Abgaben an Zahlungsstatt ang nommen werden sollen. 3) Zur Erhaltung der Ruhe und Handhabung der Gerechtigkeitspflege wird in den von den Ru— sischen Truppen besetzten Orten eine provisorische Regierung em gesetzt werden, zu deren Chef der General⸗Major v. Dom brome ernannt ist. Es wird daher den Einwohnern zur Pflicht g. macht, sich in allen vorkommenden Angelegenheiten an denselhe zu wenden und seinen Anordnungen ohne Widerrede Gehorse zu leisten. — Ich hoffe, daß diese von mir ergriffenen Maa regeln nicht ohne Erfolg bleiben und die Einwohner des K. nigreichs Polen wieder zu ihrer Pflicht zurückkehren werden. Der Ober⸗Befehlshaber der Kaiserlich Russischen Armee. En Paszkiewicz⸗Eriwanski.“
— — Von der Polnischen Gränze den 26. Jul Es war der im Slesiner Walde zum Theil versprengte Polnssc Landsturm, der gestern auf seiner Rückkehr nach Slupee Furt und Schrecken verbreitete; von diesem rührten die Schüsse he die an der Gränze gehört wurden, aber wie es scheint, fe feindliche Demonstration waren. Inzwischen hatte slch in Folg dessen die Nachricht verbreitet, daß in Slupce die Kosaken gerückt seyen, was sich jedoch heute als voreilig erwiesen e Es fehlt an jenem Orte, der von allen Behörden und selbst t Bürgermeister verlassen worden ist, durchaus an sicheren Nab richten über den Stand des Russischen. Heeres. In Kolo soneß als in Konin sind die Brücken über die Warthe abgebroch worden.
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Deutschland. 8 München, 23. Juli. In der gestrigen Sitzung der Kal mer der Abgeordneten wurde das Resultat der Abstimmung ih den Antrag des Abgeordneten Freiherrn von Closen, die Sich stellung der Person gegen Uebergriffe der Polizei⸗ und Miltite Gewalt, so wie der desfallsige Kammerbeschluß verlesen. — Kammer beantragte: 1) die Staats⸗Regierung wolle an Stände des Reichs ein Gesetz bringen, durch welches die in Verfassungs⸗Urkunde gewährte Sicherheit der Person volle 6 rantie erhalte; 2) vorläufig sollten schon die Dienstes⸗Vorschrift der Gendarmerie bei Arretirungen ꝛc. auch auf das Linien⸗Mp tair Anwendung finden; 3) bei Unruhen solle zuförderst die Lan wehr zum Dienste aufgefordert werden; 4ü) den Prosessoren! Universität zu München solle an der Polizei der Antheil gestatt werden, welche die Verordnung über die Polizei in Univef tätsstädten von 1818 festsetzt; 5) die Feier der Christ⸗Meite s von der Mitternacht⸗ auf eine Morgenstunde verlegt; 6) 1 strenge Untersuchung der Excesse des Militärs und der Genza merie während der Dezember⸗Unruhen veranstaltet und das N sultat derselben bekannt gemacht; endlich 7) die in Folge de Excesse Verwundeten und Beschädigten, namentlich der sche verletzte arme Bediente und der in Folge der Verhaftung mit lepste befallene Studirende auf Kosten des Staatsärars entsch digt werden. — Hierauf wurde der dem Resultate der Ahft mung gemäß redigirte Kammerbeschluß über die Rückantwort) Kammer der Reichsräthe, den Gesetz⸗Entwurf, die autthen sche Interpretation des §. 44 des X. Edikts betreffend, vekle und genehmigt. — Die Tagesordnung führte nun zur Bet thung über die Gesetz⸗Entwürfe, die Freiheit der Presse und! Mißbrauch derselben betreffend. Der Abgeordnete Rud hatt trat die Rednerbühne, um für die Entwürfe zu sprechen. 24 Redner stellte die Nothwendigkeit der Preßfreiheit als ober Grundsatz auf, und entwickelte, daß die Gesetzgebung, wenn. diesem Grundsatze huldige, auch Schranken gegen den Mißbra der Presse enthalten muͤsse. Mit diesen Grundsätzen verglic nun die vorgelegten 6 Gesetz⸗Entwürfe; er erklärte, sie gingen! dem Prinzipe der Preßfreiheit aus, dem Preß⸗Mißbrauche we⸗ durch gesetzliche Verfügungen gesteuert; durch sie sey die bih rige Censur über innere Angelegenheiten aufgehoben, die Sta diener seyen nicht mehr gehindert, in auswärtige Journale M kel über innere Politik und Statistik einrücken zu lassen; Censur sey bloß ausnahmsweise aufgenommen; der Begriff der unterworfenen Blätter sey genauer bestimmt, statistische Schr ten von ihr befreit, auch bei politischen Zeitschriften nicht ganze Inhalt derselben der Censur unterworfen, dieselbe überd nur in Beziehung auf Staaten eingeführt, welche die Recc cität beobachten; sie höre nebstdem auf, verfassungsmäßig ne wendig zu seyn, sondern werde facultativ; alles dieses seyen I züge im Vergleiche mit der bisherigen Gesetzgebung; es fe⸗ sich aber, ob die Censur nicht ganz aufgehoben werden solle; de Frage seyh zu bejahen. Nachdem der Redner die desfalls be⸗ henden Verhältnisse entwickelt hatte, beantragte er, es solle
Verfahren vorzüglich.
gensur auch in Beziehung auf die den Deutschen Bund betref⸗ senden Verhältnisse aufgehoben werden. Den Mißbrauch der Presse zu hindern, enthalte der Gesetz⸗Entwurf die Maaßregeln polizeilicher Aufsicht der Cautionen und der Strasen; erstere halte ich bloß in den durch die Natur der Sache gestützten Schranken; die Cautionen seyen nicht bestimmt, die Geld⸗Artstokratie in die Leiteratur einzuführen, sondern bloß zur Sicherung, daß von dem schüuldigen Schriftsteller auch die Strafen und Kosten des Prozesses intrichtet würden; bei dem Gesetz⸗Entwurfe über Verbrechen und Vergehen durch die Presse sey ein Vorzug die Bestimmung, zurch welche auch Verletzung von Privaten als strafrechtlicher Natur erklärt werde; eben so sey auch das Verfahren in Preß⸗ verbrechen und Preßvergehen im Verhältniß gegen das bisherige Der Redner schloß, nachdem er alle Vor⸗ üge der Gesetz⸗Entwürfe wiederholt zusammengestellt hatte, mit dem Antrage, dieselben anzunehmen, doch den Antrag zu stellen, die Censur solle gänzlich aufgehoben werden. — Hierauf betrat der Abgeordnete Lösch die Rednerbühne, um gegen die Gesetz⸗ Entwürfe zu sprechen. Er fand einen Hauptmangel der bisheri⸗ gen Gesetzgebung über Preßfreiheit darin, daß derselben ihre Auf⸗ gabe nicht gehörig klar war, einen Mangel, welchen auch die vorgelegten Gesetz⸗Entwürfe theilten; die Aufgabe eines Preß⸗ Gesetzes sey nämlich stets die Entscheidung der Frage, wel⸗ ches Feld der Presse offen zu stehen habe; dies sey nun sedenfalls das öffentliche Leben, ferne sey der Presse das Privatleben der Staatsbürger, so wie die Person des Monar⸗ chen; sey dieser Grundsatz Grundlage der Gesetzgebung, so sey selbige leicht, denn es handle sich darin bloß noch um die Frage, ob in Gegenständen, welche zu dem Gebiete der Presse gehör⸗ ien, die Wahrheit gesagt sey, oder nicht. Diese Grundsätze fand nun der Redner in den vorgelegten Gesetz⸗Entwürfen nicht an⸗ gewandt, er stimmte deshalb gegen ihre Annahme, gegen den die Geschwornen⸗Gerichte betreffenden besonders noch deshalb, weil er glaubte, ihre Einführung in vorliegendem Falle möge dem Institute schaden, daß seine so nothwendige allgemeine Ein⸗ führung in Baiern verhindert würde. — Dem Abgeordneten Losch folgte der Abgeordnete Gmeiner als Redner auf der Büh⸗ ne. Er sprach für den Entwurf, jedoch gegen die in selbigem beantragte Censur; weshalb er die Unterdrückung aller dieselbe betreffenden Stellen beantragte.
Bruchsal, 21. Juli. Gestern trafen Ihre Majestät die verwitwete Königin von Baiern, in Begleitung Ihrer Königl. zoh. der Prinzessin Marie von Baiern, zum Besuche bei Ihrer 8. H. der Frau Markgräfin aus München hier ein.
Hannover, 22. Juli. Se. Maj. der König haben es dem Dienste zuträglich erachtet, die Kriegs⸗Kanzlei als ein für sich bestehendes Kollegium vom 1sten k. M. an aufzuheben und dagegen den Geschäftskreis desselben mit demjenigen des bisheri⸗ gen Ministerial⸗Departements der Militair⸗Sachen, unter der Benennung Kriegs⸗Ministerium, zu vereinigen. Bei dem Kriegs⸗ Ministerium sollen in gleicher Maße, wie bisher bei der Kriegs⸗ Kanzlei, für die wichtigeren Geschäftszweige besondere Departe⸗ ments bestehen, und es soll zugleich demselben ein General⸗Se⸗ tretair beigeordnet seyn, welcher unter der oberen Leitung des Kriegs⸗Ministers die Ordnung des Geschäftsganges zu beachten und in Abwesenheits⸗ und Behinderungs⸗Fällen des Kriegs⸗Mi⸗ nisters dessen Function im Kriegs⸗Ministerium wahrzunehmen hat. Außerdem ist die Prüfung und Entscheidung derjenigen Recla⸗ mationen und Gesuche, welche von Seiten der schon dienenden
Militairpflichtigen wegen Versetzung in die Reserve oder wegen
Zulassung zur Stellvertretung, oder auch von Seiten der gewor⸗ denen Militairs wegen ihrer Entlassung vor Ablauf ihrer Capi⸗ tulationszeit, bisher an die Kriegs⸗Kanzlei gelangten, einer beson⸗ deren „Militair⸗Entlassungs⸗Kommisston“ übertragen, wobei jedoch denjenigen, welche durch die Entscheidung dieser Kommission sich beschwert halten möchten, gestattet ist, innerhalb 10 Tagen den Rekurs an das Kriegs⸗Ministerium zur Hand zu nehmen.
Kassel, 23. Juli. In einem, mit „Fehr“unterzeichneten Arti⸗ fel der hiesigen Zeitung heißt es: „Wenn man Gewerbthätigkeit und Industrie als die erste Ursache einer raschen und bedeutenden Zu⸗ nahme der Bevölkerung annimmt, dann wird Niemand begreifen kön⸗ nen, daß in Kurhessen Gewerbe und Industrie auf einer, wenig⸗ siens mittelmäßig hohen Stufe stehen, da die Bevölkerung seit inigen Jahren sich außerordentlich vermehrt hat. — Bekamntlich inthält der ganze Kurstaat einen Flächeninhalt von 201 Q. M. Hierauf lebten Ende 1822 überhaupt 578,501 und Ende 1829 in Summa 641,533 Seelen. Es hat also die Bevölkerung in einem Zeitraume von 7 Jahren einen Zuwachs von 63,032 und im Durchschnitt in einem Jahre 9004 Seelen erhalten. Hier⸗ nach würde die Bevölkerung gegenwärtig in etwa 650,700 See⸗ len bestehen, so daß auf einer Q. M. dermalen im Durchschnitt 3237 Menschen leben! — So sehr nun auch die Bevölkerung in Kurhessen seit wenigen Jahren sich vermehrt hat, so kann man sie doch noch keine Uebervölkerung neunen. Auswanderun⸗ gen fanden keine, oder doch nur sehr selten von einzelnen Per⸗ sonen, statt. Manche neue Wohnstätte wurde errichtet (in Kur⸗ hessen sind überhaupt 91,308 Wohnstätten). Gar mancher rauhe selsen ward in einen ergiebigen und fruchttragenden Boden um⸗ gewandelt, und es bleibt in dieser Hinsicht nur noch der Wunsch, daß die vielleicht hier und da noch unbewohnten Waldgegenden u. s. w. durch Anlegung neuer Dörfer und Kolonieen ur⸗ und bewohnbar gemacht werden möchten.“
— — Fraukfurt a. M., 24. Juli. Der sieberhafte Zu⸗ stand unseres Effekten⸗Marktes hat in der letzten Woche keines⸗ weges nachgelassen. Die Oesterreichischen Papiere sind, da sie zu Wien, an der einheimischen Börse, keine Nehmer fanden, fortwährend gewichen. Es fielen nämlich die 5proc. Metalliques von 80 ¾ auf 79 ¼, die 4proc. von 68 auf 67 ¼, Bank⸗Aectien von 1237 auf 1224 und Partial von 116 ¼ auf 115 ⅞. Dieses unhaltende Sinken der Oesterreichischen Staats⸗Fonds erregt um so größere Besorgnisse, als bis daher kein zureichendes politi⸗ sches Motiv bekannt geworden ist, woraus sich erklären ließe, warum die Papiere Frankreichs um 10 pCt. und die Preußens über 20 pCt. höher stehen. Besser erklärt sich aus Hollands gro⸗ ser Schuldenlast und bedrängter Lage, daß die 2¼„roc. Inte⸗ gralen diese Woche von 37 ¼¾ auf 36 ¼ fielen. Am 18. und 19. Juli wurden noch namhafte Posten der gangbaren Effekten ge⸗ gen baar und auf Lieferung zu steigenden Counrsen abgesetzt, auch fanden viele Kündigungen statt. Vom 20sten an nahm jedoch das Geschäft eine entgegengesetzte Wendung. Von den Haupt⸗ eeeee besonders aber von Amsterdam, kamen weichende
otirungen. Die Privat⸗Nachrichten aus Holland über den Stand der Finanzen lauteten ungünstig, und man erfuhr, daß bereits wieder von einem neuen 6 pCt. Zins tragenden Anlehn — wozu der König eine Million gezeichnet habe — die Rede sey. — Den Hauptstoß gab inzwischen den Papieren die ganz unerwartet gekommene Wiener Notirung. Man hatte doch von dem provisorischen Ausgang der Belgischen Streitfrage, den bes⸗ seren Coursen von hier und Paris und von der angekündigten
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Fhasehe der Kriegsrüstungen im Lande selbst einige Wirkung gehofft. Allein es zeigte sich, daß man zu Wien, selbst wenn der politische Horizont sich aufzuhellen scheint, die Effekten nicht höher gehen läßt, und mehr bedurfte es nicht, um die Specula⸗ tionslust an hiesigem Platz ganz zu lähmen. Noch kommt dazu, daß sich das baare Geld für Prolongationen rar macht, auch unsere Kapitalisten und Banquiers gar nicht mehr geneigt sind, die bisher üblichen Depot⸗Geschäfte fortzusetzen. Unter diesen Konjunkturen hatten die Baissters gutes Spiel, und man kann sagen, daß sie nicht unthätig blieben; ste drückten die Course her⸗ unter und zogen dabei schönen Nutzen auf ihre Versprechungen. Die angesehensten Häuser halten sich dabei ganz still, machen keine Ankäufe und warten ab, ob die fremden Börsen sich von ihrer Krankheit erholen oder in noch schwerere Krisen fallen wer⸗ den. — Aufträge von außen fehlen ganz. Im Lieferungs⸗Ge⸗ schäft ging wenig um; auf 1 —2 Monat fix stehen 5 und 4proc. Metalliques ½ pCt., Actien 2 Fl., Partial pCt. niedriger, als gegen baar. In Prämien ward Mehreres gemacht, beson⸗ ders auf 5proc. Metalliques. Man zahlte, um solche ultimo September zu 80 beziehen zu können, 1 ⅔⅞ p„Ct. Prämie. Die Partial, wie auch die übrigen weniger couranten Sorten Oesterreichischer Effekten, folgten zwar der sinkenden Bewegung, waren aber im Ganzen selten ausgeboten. Preußische Aprocent. Staats⸗Schuldscheine sind fortwährend gesucht und wurden zu 91 ⅞ bezahlt. Auch Baiersche und Darmstäädtsche Obligationen waren begehrt; der verkäufliche Vorrath dieser Fonds steht mit der anhaltenden Frage danach in keinem Verhältniß. Die Hol⸗ ländischen Effekten waren beständig ausgeboten; die 2 ⁄proc. In⸗ tegralen wichen, wie schon oben bemerkt, auf 36 ½¼. Für Kanzen und Restanten findet man gar keine Nehmer. Neapolitanische und Spanische Fonds hielten sich fest im Cours. Polnische Loose waren am Schluß der Woche zu 41 ¼ begehrt, während sie am Tage zuver zu 41 ¾ nicht anzubringen gewesen. Es ergiebt sich daraus, daß keine Speculation mehr darin ist; hat man zu kau⸗ fen, so sind keine Geber, und hat man abzugeben, so fehlt es an Nehmern am Markt. Im Wechselhandel war keine sonderliche Lebhaftigkeit zu bemerken. Saämmtliche Devisen waren ziemlich abundant, und die Verwendung für Briefe auf kurze Sicht blieb schwach. Doch wurde gegen Ende der Woche in Amsterdam und Hamburg K. S. Mehreres abgeschlossen. Paris, London, Ham⸗ burg und Wien waren in Briefen auf lange Sicht postenweis gut zu lassen. Der Diskonto steht 2 ¼ pCt.
Nachschrift. Die Fonds sind heute (Sonntag) abermals gewichen. Man hatte schlechte Course von Wien und ungün⸗ stige Nachrichten aus dem Haag. Im Endresultat gingen heute 5proc. Metall. auf 79 ⅞ und Aproc. auf 67 zurück — ohne Neh⸗
mer. ank-⸗Actien stehen 1214. 8
HOesterreich. 14“ Wien, 23. Juli. Aus Anlaß eines Gerüchts, daß in dem Markte Butschowitz eine Bürgersfrau erkrankt, vom Erbrechen ergriffen worden, und nach neun Stunden gestorben sey, ist von Seiten des Brünner Kreis⸗Amtes der Kreis⸗Physikus unverweilt nach Butschowitz gesendet, und durch die stattgehabte Ermittelung die beruhigende Ueberzeugung erlangt worden, daß die gedachte Bürgersfrau nicht an der Cholera, auch nicht an einer von Cho⸗ lera-Symptomen begleiteten Krankheit, sondern an dem Blut⸗ schlage, demnach keinesweges am Erbrechen und nicht nach neun Stunden, sondern während des Verlaufes einer halben Stunde, in ihrem 48sten Lebensjahre, gestorben sey und, wie sich bei der ärztlichen Untersuchung und Serirung ergab, die Dis⸗ position zu dieser Krankheit als Folge ihrer früheren Lebensweise und namentlich des Mangels an Bewegung, bereits gehabt habe. — Von diesem Vorfalle, welcher einen neuen Beweis liefert, wie wenig solchen Gerüchten Glauben beizumessen sey, wird das Publikum in der hiesigen Zeitung zur Beruhigung von Sei⸗ ten der K. K. Mährisch-Schlesischen Sanitäts⸗Provinzial⸗Kom⸗ mission in Kenntniß gesetzt. v“
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In einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheilten Schreiben aus Bologna vom 14. Juli heißt es: „Diesen Abend verläßt uns das Regiment Giulay nebst einem Bataillon Grän⸗ zer (Zsluina) und einer Schwadron Dragoner; morgen das Re⸗ giment Luxem (wovon ein Bataillon die Besatzung der Ro⸗ magna ausmachte), und ebenfalls eine Schwadron Dragoner. Somit werden übermorgen diese Provinzen von den Deutschen geräumt seyn. Sie werden von der in der Romagna nie aufge⸗ lösten und der hier wieder errichteten Bürger⸗Garde abgelöst. Ob später auch Päpstliche Truppen hinzukommen können, ist zu be⸗ zweifeln, weil man keine haben will, und weil der Papst, sey es aus Klugheit oder Güte, sich in den Willen seiner Unterthanen diesseits des Rubicon zu fügen sucht. Da er nicht genug Sol⸗ daten bei der Hand hatte, um gleich die Deutschen zu ersetzen, so beschloß er auch hier, die Wache für Ruhe und Ordnung den Bürgern anheim zu stellen, und da sie diese nur unter gewissen Bedingungen übernehmen wollten, so fand er für gut zu will⸗ fahren, und so wird es bald wieder bei uns aussehen fast wie in den Tagen der Revolution. Jung und Alt wird sich be⸗ waffnen, wird die Uniform jener Tage anziehen, wird paradi⸗ ren an Festtagen, meist unter denselben Obristen, Haupt⸗ leuten, die damals gewählt wurden, wird wahrscheinlich auch hin und wieder Freiheitslieder singen, wird zufrieden seyn? — das steht zu erwarten — wird Ruhe und Ordnung er⸗ halten? davon bin ich überzeugt, weil bei weitem die Mehr⸗ zahl der Bologneser vernünftig ist, und es zu jeder Zeit bewiesen hat. Marchese Alexander Guidotti, welcher sich unter Sercognani als ein eben so muthiger wie edelmüthiger Mann erprobte und nun auf Vermittelung des Obersten d'Aspre die Erlaubniß er⸗ hielt, aus seinem Exil heimzukehren, ist von seinen Mitbürgern eingeladen worden zu kommen und den Ober⸗Befehl über die vier Regimenter Bolognesischer Bürgergarde zu übernehmen. So wie über das schöne Betragen Guidotti's nur Eine Stimme im ganzen Lande herrscht, so herrscht im ganzen Lande nur Eine Stimme über das schöne Betragen des Generals Hrabowski. Es ist nicht zu sagen, wie sich dieser Mann hier beliebt gemacht hat; es ist für Jeden, der eine Idee von der feindseligen Stim⸗ mung hat, die hier, vorzüglich Anfangs, gegen die Deutschen vorwaltete, unglaublich. Morgen bei seiner Abreise will ihn das Volk in Masse feiern durch Sonnette, Segenswünsche, vielleicht durch Thränen der Rührung; die Gemeinde will ihm zum An⸗ gedenken ein Gemälde aus der Bolognesischen Schule geben, und selbst die Erhitztesten und die, welche sich so stellen, werden nichts dagegen zu sagen haben. Auch gegen die Deutsche Garnison wer⸗ den sie wenig zu sagen wissen. Offiziere und Soldaten haben sich musterhaft aufgeführt. Sie verlassen ungern Bologna und ge⸗ stehen einstimmig, daß es ihre angenehmste Garnison in Italien gewesen, was doch auch wieder beweist, daß die Einwohner es nur einigen Unbesonnenen oder Muthwilligen oder gar dem Ge⸗ sindel überließen, Eintracht und Anstand zwischen ihnen und den
Fremdlingen zu stören. Wenn nicht warmer Patriotismus hier zu Hause, und die Freude, wie natürlich, über die endliche Be⸗ freiung allzugroß wäre, so könnte man behaupten, daß man sich mit Wohlwollen der Deutschen Truppen erinnern, und die Stadt durch ihren Abzug viele Heiterkeit verlieren wird. Das Dester⸗ reichische Militair hat jetzt ein höchst glänzendes Aussehen; die Offtziere sind meistens junge, schöne, lebhafte Leute; die Be⸗ gierde, sich schlank und elegant zu tragen, fröhlich zu seyn, und die Löhnung und den Gehalt auszugeben, ist unter Obern und Gemeinen gleich groß; und das Alles bot angenehme Eindrücke dar; die Wachtparaden, das Scheibenschießen, die Exereitien, die militairischen Feierlichkeiten, das Spiel der wirklich bewunde⸗ rungswürdigen Musik⸗Corps, unterbrachen auf's heiterste das im übrigen einförmige Leben.“ 88 2 Portugal. 8
Die Times meldet: „Privat⸗Briefen aus Lissabon vom 9ten d. zufolge, ist das Französische Geschwader, aus 3 Linien⸗ schiffen, 2 Fregatten, einer Korvette und 3 Briggs bestehend, an der Barrière des Tajo angekommen. Der Französische Admiral sandte ein Parlamentair⸗Schiff in den Hafen und verlangte so⸗ sortige Genugthuung für alle früher von der Französischen Re⸗ gierung erhobenen Beschwerden. Gleichzeitig erging eine Mit⸗ theilung an die fremden Konsulate in Lissabon, in wel⸗ cher der Admmal denselben anzeigte, im Falle die Genug⸗ thuung von Seiten der Portugiesischen Regierung nicht so⸗ gleich bewilligt würde, sollten die Feindseligkeiten unverzüglich mittelst der Landung von Truppen beginnen. Die Fran⸗ zösische Expedition war von einer Menge von Transvportschiffen und Dampfböten begleitet, welche 3000 Mann Landtruppen am Bord haben sollen. In Lissabon selbst herrschte die größte Ver⸗ wirrung und Unordnung. Das Ministerium war fast aufgelöst. Der Justizminister D. Joao de Mattos war abgesetzt und nach Cascaes verwiesen worden. Zu seinem Nachfolger war Luiz de Paulo Furtado de Castro de Rio de Mendoça ernannt. Dieser lehnte zwar das Amt seiner Gesundheit halber ab, sah sich jedoch genöthigt, dasselbe wenigstens einstweilen anzunehmen. Der Pre⸗ mierminister Herzog v. Cadoval hatte seine Entlassung eingesandt, die auch angenommen wurde. Mittlerweile erlaubten sich die Migue⸗ liten die ärgsten Excesse gegen angebliche Constitutionnelle, die in der größten Gefahr schwebten, falls es D. Miguel gelingen sollte, sich mit dem Französischen Admiral zu verständigen. Ein pensionirter Offizier wurde am heilen Tage von 16 Elenden, worunter 3 Ofsiziere und 1 Priester, ermordet, nachdem er zwei seiner Gegner nieder⸗ gestreckt hatte. Drei andere Ermordungen fanden am 8ten d. M., wie es heißt, auf Dom Miguels Befehl statt. Unter den Ermordeten, die sich weiter nichts zu Schulden kommem lassen, als daß sie der Person Dom Miguels nicht gehörige Achtung bewiesen hatten, befand sich ein Frauenzimmer. — Am 10ten d.
M., früh Morgens, ging eine Depesche an den Französtschen
Admiral ab. Bei dem Abgange des Paket⸗Bootes war es in⸗ dessen noch gänzlich unbekannt, ob Dom Miguel nachgegeben oder nicht. — Nach der Lissaboner Hof⸗Zeitung bestände die ge⸗ sammte Französische Seemacht vor Lissabon gegenwärtig aus 6 Linien⸗Schiffen, 3 Fregatten, 2 Korvetten, 2 Briggs und 6 klei⸗ neren Fahrzeugen.“ ““ Ariet “ —
Die Schlesische Zeitung meldet in einem Privat⸗ 8 Schreiben aus Belgrad vom 11. Juli: „Ueber die Operatio⸗ nen des Groß⸗Wesirs gegen die Rebellen hört man sert mehreren Tagen nichts Neues, es scheint, daß diese gegenwärtig nicht energisch betrieben werden, indem Reschid Pascha sich vorzüg⸗ lich mit Organisation der wieder unterworfenen Theile Albaniens beschäftigt. — Er hat noch immer sein Hauptquartier in Och⸗ riwa, und seine Truppen stehen in Kantonirung bis Cavaglia. Mehrere von ihm bekannt gemachte Fermane beabsichtigen, die künftigen Verhältnisse der Albaneser zu ordnen, und dieselben zu einer andern Lebensart zu zwingen. Bisher nämlich hat der Albaneser, so geldgierig er ist, nie gesucht, durch seiner Hände Arbeit etwas zu verdienen; nur die Flinte war im Kriege wie in Friedenszeiten sein Erwerbszweig. Hatte er sich auf diese Art etwas erworben, so zwang er es den Griechischen und jüdi⸗ schen Bewohnern Albaniens, Thessaloniens ꝛc., früher auch in Morea als Anlehn gegen ein wenigstens 30 — 50 pCt. versprechendes Schuld⸗Dokument auf, legte die vierteljährigen Zinsen gleich wieder dem Kapitale zu und steigerte dieses auf solche Weise oft zu ungeheuren Summen, wodurch er viele Menschen, selbst ganze Städte und Dörfer von sich abhängig machte. In Morea allein rechnet man, daß die Albanesischen Häuptlinge 30 — 40 Millionen Piaster auf solche Art ausstehen haben. Um dieser Herrschaft der Reichen ein Ende zu machen, und auch um diese für ihre Theilnahme an den Aufständen zu skrafen, werden durch einen der erwähnten Fermane alle der Art Schuldverschreibungen für null und nichtig erklärt. Durch einen anderen wird jeder Familie in Albanien ohne Unterschied vorläufig eine jährliche Steuer von 40 Piaster (etwa 5 Fl. C. M.) auferlegt und durch einen dritten befohlen, die Einwohner von denjenigen 10 bis 12 Ortschaften, welche an dem letzten durch den Seliktar Poda ein⸗ geleiteten Aufstande Theil genommen haben, in die Sklaverei ab⸗ zuführen. müthigung ausdrücklich spottweise auf 20 Piaster für den Mann und 10 Piaster für das Weib festgesetzt. — Der Pascha von Skutari ist noch immer in seiner Festung und der Seliktar Poda auf seinem Bergschlosse eingeschlossen. — Aus Bosnien haben wir keine neue Nachrichten.“
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
New⸗York, 18. Juni. Vor ungefähr 10 Tagen ist einer der früheren Prasidenten von Mexico, Don Manuel Gomes Pedraza, in Philadelphia angekommen. Er ward bekanntlich durch militatrische Gewalt unter Anführung des verstorbenen Generals Guerrero, vom Pvrrästdentenstuhl vertrieben. heißt, hat ihn die dermalige Mexicanische Regierung des Landes verwiesen.
Der in Stelle des zeitherigen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers von Mexico, Oberst Tornel, neu⸗ ernannte Mexicanische Geschäftsträager Herr Montoya, hat dem Präsidenten seine Beglaubigungsschreiben überreicht. ¹
Im Gebiet von Michigan wurden gegen Ende des vorigen Monats öffentliche Ländereien für den Betrag von 20,700 Dol⸗ lars, und seit dem tsten März für zusammen 48,727 Dollars verkauft; in Milneburg (Neu⸗Orleans) ungefähr in derselben Epoche für 259,247 Dollars.
Hier sowohl als in mehreren Gegenden des Inneru herrscht seit einiger Zeit eine ununterbrochene ungewöhnlich starke Hitze, die in Baltimore bis 89 und hier bis 90 Grade Fahrenheit ge⸗ stiegen war. Das unvorsichtige Trinken von kaltem Wasser hat bereits viele Krankheiten und sogar einen plötzlichen Todessall 11141416666*“
Der Verkaufs⸗Preis für dieselben wurde zu ihrer De⸗