1831 / 209 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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sie kein Gehör hatte geben

Columbien. Briefe aus Maracaibo vom 20. Mai schildern den Zu⸗

stand von ganz Kolumbien als höchst beklagenswerth. Nur in wenigen der zahlreichen Provinzen dieses großen Landes war es

ruhig, und die Unterdrückung eines Aufruhrs an einem Orte,

war der sichere Vorbote eines neuen Aufstandes an einem an⸗ deren. In Venezuela hatte der erwählte Vice⸗Prästdent, Ge⸗

neral Monagas, die Fahne der Empoͤrung erhoben, weil die Ge⸗

noch nicht erledigten Forderungen an wollen. Er war bis 14 Meilen von

Carracas marschirt; seine Avantgarde stand sogar nur noch vier

neral⸗Verwaltung gewissen

Meeilen von genannter Stadt entfernt, als er, in Folge einer Niiederlage, die sein Bruder erlitt, genöthigt wurde, sich in die

Ebenen des Orinoco zurückzuziehen. In Westen hatte sich Rio Hacha unabhängig und für einen Freihafen erklart. Von der leber⸗ gabe Carthagena's an Luque und Carmona wußte man in Maracaibo nichts; manversicherte indessen, General Montilla habe sich erboten zu

esigniren und sich ins Privatleben zurückzuziehen, wenn man ihm sein Eigenthum verbürge, was ihm aber nicht zugestanden worden sey. Man glaubte nicht, daß General Flores, der als guter Offizier bekannt und sehr populair ist, lange ruhig in Guayaquil bleiben würde; Urdaneta, der jetzt an der Spitze der

Regierung von Neu⸗Granada steht, schien in großen Schwierig⸗ kkeiten verwickelt zu seyn. naennt, war sehr stark, und ihre Truppen unter Obando, hatten 1 vor Kurzem die Bogotaschen Truppen total geschlagen.

Die Paͤrtei, die sich selbst die liberale Der

Kommandant von Cucuta, General Briceno, war genöthigt ge⸗ wesen, sich in die Hauptstadt zurückzuziehen, nachdem er bei So⸗

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garmaro, auf dem halben Wege zwischen Bogota und Maracaibo

eine völlige Niederlage erlitten hatte. In letzterem Orte selbst war Alles ruhig und mit der Verwaltung des General Paez ganz zufrieden; nur Geld war sehr rar, der Handel lag fast ganz darnieder und die allemeine Noth des Landes nahm

Berlin, 28. Juli. Nach Berichten aus Stallupöhnen vom 23sten d. M., soll sich ein bedeutender Trupp Krakusen, an⸗ geblich unter Anführung des Insurgenten⸗Chefs Puschet, bei dem Dorfe Schittkehmen der Preußischen Gränze genähert und um Aufnahme und Schutz in Preußen gebeten haben. Ein Theil der Landwehr⸗Eskadron aus Stallupöhnen und ein Theil des Angerburger Landwehr⸗Bataillons aus Goldap sind, wie man vernimmt, sofort nach Schittkehmen zur Empfangnahme der Kra⸗ kusen marschirt.

Aus Ober⸗Schlesien schreibt man: Die mit der Wojewodschaft Krakau, namentlich mit dem Gebiet von Czensto⸗ chau grenzenden Gegenden von Ober⸗Schlesten, sehen die Cholera jetzt in bedrohender Nähe, und es fehlt nicht an ängstlichen oder übelwollenden Personen, welche die schützenden Vorkehrun⸗ gen an der Grenze theils für unzulänglich, theils für zu streng erklären und Besorgnisse verbreiten. Bis jetzt haben diese Vor⸗ kehrungen, Dank sey es der unermüdeten Thätigkeit der Behör⸗ den und dem bewundernswerthen Eifer der zum Grenz⸗Cordon commandirten Truppen⸗Abtheilungen, ihrem Zwecke vollkommen entsprochen, so daß, wenn es überhaupt möglich seyn sollte, dieser furchtharen Geißel durch menschliche Vorsicht ein Ziel zu stecken, die Hoffnung nicht unbegründet ist, ste von Ober⸗Schle⸗ sten abgewehrt zu sehen. Ungeachtet des begründeten Vertrauens auf die an der Grenze ergriffenen Schutzmittel bereitet man in⸗ dessen mit großer Energie in den bedrohten Gegenden sich darauf vor, das Uebel, wenn es die Grenze überschritte, auch im In⸗ nern zu bekämpfen. Unter kräftiger Mitwirkung der Gutsbesitzer wird für die Reinlichkeit der Wohnungen und für zweckmäßige und bessere Nahrungsmittel der Armen gesorgt. Auf Anordnung der Medizinal⸗Beamten werden überall von den Gemeinden die als Heilmittel erkannten Kräuter gesammelt, es werden Back⸗ Häuser, Krankenhäuser mit den nöthigen Apparaten, Contumaz⸗ und Reconvalescenten⸗Häuser errichtet und mehrere menschen⸗ freundicche Aerzte und Orts⸗Vorsteher widmen ihre ganze Thä⸗ tigkeit der täglichen Reviston der Häuser und sorgen fuͤr die Ent⸗ fernung aller Stoffe, welche ein Miasma erzeugen können.

Auch auf die Erhaltung der körperlichen Reinlichkeit wird mit möglichster Strenge gesehen. Wenn hiernach alles geschieht, was menschliche Vorsicht vermag, so muß man dem Erfolge mit

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stroms, ober⸗ und unterhalb der Stadt Posen, durch Schwimm⸗

Fassung und Gott⸗Vertrauen entgegen sehen.

Am 16ten d. M. wurden die Umgebungen der obern Malapane im Lublinitzer Kreise von einem Wolkenbruche betrof⸗ sen, dessen Fluthen an Eisenwerken, Wohnungen und Feldfrlich⸗ ten erheblichen Schaden anrichteten, namentlich litten die an der

aus Merseburg dorthin geschickten Regierungs⸗Medicinalraths und mehrerer Aerzte geöffnet worden war, ergab sich, daß der Ver⸗ storbene zwar an der Brechruhr, aber nicht an der ansteckenden Astatischen Cholera gelitten hatte. Das Haus desselben ist gleichwohl, nicht etwa aus neuer Besorgniß, als vielmehr zur Beruhigung der Be⸗ wohner der Umgegend, wo die Nachricht sich schnell verbreitet und übertriebene Gerüchte veranlaßt hatte, abgesperrt worden. Der Königl. Ober⸗Prästdent des Großherzogthums Posen hat unterm 23sten d. M. nachstehende Bekanntmachung erlassen: In dem Dorfe Grünberg, welches auf dem rechten Warthe⸗Ufer, der Stadt Obrzycko unmittelbar gegenüber, liegt, sind zwei In⸗ dividuen an der Astiatischen Cholera erkrankt. An der Richtig⸗ keit der Thatsache läßt sich leider nicht zweifeln. Beide Krank⸗ heitsfälle sind durch den Kreis⸗Phystkus Dr. Katerbau und den Kreis⸗Chirurgus Laschke, der zugleich Bürgermerster in Obrzycko ist, untersucht, und die Erscheinungen in den eingereichten Ver⸗ handlungen so umständlich aufgezeichnet worden, daß die Natur der Krankheit sogleich erkannt werden kann. Zuerst erkrankte ein dortiger Einlieger, Johann Briese, und bald nachher langte ein Schiffer, Namens Gall, mit allen Zeichen der ausgebildeten Krankheit dort an, dem es gelungen war, aller Anordnungen ungeachtet, am früͤhen Morgen desselben Tages von hier aus mit seinem Fahrzeuge abzusegeln. Die Untersuchung wegen Ver⸗ letzung der ertheilten Vorschriften ist Seitens der Königl. Regie⸗ rung eingeleitet. So betrübend dieses Beispiel einer Gewissen⸗ losigkeit von Seiten des erkrankten Schiffers ist, eben so sehr ge⸗ reicht es mir zur Freude, das durchaus zweckmäßige und lobens⸗ werthe Benehmen des Bürgermeisters und Kreis⸗Chirurgus Laschke, so wie des Kreis⸗Physikus Dr. Katerbau, bei der Entdeckung und Behandlung dieser beiden Krankheitsfälle zur allgemeinen Kenntniß bringen zu können. Die Kran⸗ ken sind, ohne mit andern Personen, als den dazu bestimmten, in Berührung gekommen zu seyn, sogleich in das dortige Cholera⸗ Lazarelh gebracht worden, werden mit großer Aufmerksamkeit be⸗ handelt, und gewähren Hoffnung zur Genesung. Das Lazareth⸗ Gebaude sowohl, als auch die Ein⸗ und Ausgänge des Dorfes, nicht minder die Ueberfahrt von Grünberg nach Obrzycko, sind durch Wachen abgesperrt und das Gefäß, auf welchem der Schif⸗ fer Gall angekommen, Behuss seiner Reinigung, sogleich ver⸗ senkt worden. Um ähnlichen Verletzungen der Schifffahrts⸗ Sperre auf der Warthe vorzubeugen, sind augenblicklich die ernst⸗ lichsten Maaßregeln getroffen, und sie werden für die Folge durch die schon vor einigen Tagen eingeleitete Schließung des Warthe⸗

bäume, bei welchen Wachen angestellt werden, unmöglich ge⸗ macht. Aus den übrigen Theilen der Provinz sind keine beun⸗ ruhigende Anzeigen eingegangen. Das hier erwähnte Ereigniß in Obrzycko möge aber den Einwohnern der Provinz zur ernsten Warnung gegen die Uebertretung der angeordneten Sicherheits⸗ Maaßregeln gereichen, indem daraus der augenscheinliche Beweis hervorgeht, wie leicht die Krankheit auf solche Weise von dem einen Ort zum andern übertragen werden kann.

An milden Beitraͤgen zur Erleichterung des Nothstandes in den durch die Cholera betroffenen Gegenden sind fernerweit vom 17ten bis 23ͤten d. M. eingegangen:

.37) Von Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Prinzen Wilhelm von Preußen, Sohn Sr. Majestaͤt des Konigs, 100 Rthlr. 38) Von Sr. Kdnigl. Hoheit dem Prinzen Karl von Preußen 100 Rthlr. 39) Von Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Prinzen August von Preußen 150 Rthlr. 40) F. und E. v. R. 5 Rthlr. 41) Fritz v. R. 1 Rthlr. 42) Blanca v. R. 1 Rthlr. 43) Von den Intendantur⸗Beamten des Koͤnigl. Garde⸗ Corps 8 Rthlr. 15 Sgr. 44) Fabrikanten Busse u. Soͤhne 30 Rthlr. 45) Oberst v. Huͤlsen 5 Rthlr. 46) J. P. 2 Rthlr. 47) Reg.⸗Rath Reichhelm 3 Rthlr. 48) Fr. R. Rthlr. 49) Frau v. S. 2 ½ Rthlr. 50) Ungenannter 1 Rthlr. 51) Desgl. 2 ½ Rthlr. 52) Prof. P. 7 Rthlr. 53) C. P. 5 Rthlr. 54) C. D. H. 10 Rthlr. Gold. 55) W. G. Kr. R. Muͤller 5 Rthlr. Gold. 56) C. B. 5 Rthlr. 57) Geh. Reg.⸗Rath v. Graͤvenitz 10 Rthlr. Gold. 58) Dr. E. Sk. 10 Rthlr. Gold. 59) K. G. Ref. v. Tuͤmpling 3 Rthlr. 60) H. R. v. Hart⸗ mann 5 Rthlr. Gold. 61) L. E. Jouanne 10 Rthlr. 62) J. Dann 10 Rthlr. 63) P. S. Berend 50 Rthlr. 64) Unbekannt, mit der Devise: „Erleuchte Gott die Aerzte, daß sie die Krankheit erkennen, und segne die Arzneien, daß sie den Kranken helfen“ 5 Rthlr. 65) Mit dem Siegel: „Thue Recht” 2 Dukaten. 66) C. F. Fr. 10 Rthlr. Gold. 67, P. J. 3 Rthlr. 68) v. u. z. M. 10 Rthlr. 69) Familie T. 5 Rthlr. 70) Genecral v. Thile 20 Rthlr. 71) N. N. durch H. 1 Rthlr. 72) F. W. durch K. 2 Rthlr. 73) Gen. d. Infanterie und Staats⸗Minister Gr. v. Lottum 10 Rthlr. 74) Ungenannt 3 Rthlr. 75) Desgl. 1 Rthlr. 76) Fr. Maj. v. Walther 2 Rthlr. 77) W. u. H. 5 Rthlr. 78) Geh. Kriegs⸗Rath Reichel 5 Rthlr. 79 Von mehreren Beamten des K. Kriegs⸗Ministeriums 16 ½ Rthlr. 80) Geh. H. R. Heun 2 Rthlr. 81) Kaven 2 Rthlr 82) G. R. R. Wollny 5 Rthlr 83) Ungenannt 3 Rthlr. 84) J. C. 10 Rthlr.

Malapane gelegenen Ortschaften der Fürstlich Hohenloheschen Herrschaft Koschentin. So weit es die vorhandenen Mittel ge⸗ statten, hat indessen der Fürst, stets bereit, dem Nothleidenden williges Gehör zu schenken, Hülfe gewährt und namentlich den Arffbau der von den Fluthen zerstörten Häuser für Seine Rech⸗ nung angeordnet. 4

Cholera.

In Pillau erkrankte am 17ten d. M. ein Norwegischer Matrose an den Folgen einer großen Völlerei. Er ward in das

b vor der Stadt entfernt und völlig abgesondert belegene Lazareth

gebracht, dort ärztlich behandelt, starb aber schon am Ltsten nach der Erklärung dreier Aerzte am Blutschlagflusse. Seine Wärte⸗ rin erkrankte in der Nacht vom 2tsten zum 22sten d. und ver⸗ schied am nächsten Mittag unter etwas der Cholera verdächtigen Symptomen. Alle Verbindung zwischen Lazareth und Stadt

wpurde sogleich abgeschnitten und jede nöthige Sicherheits⸗Maaß⸗

regel ergriffen. 1 Kee G In Tilfit erkrankte am 20sten d. M. plötzlich ein Knecht.

Da der herbeigerufene Arzt einige Symptome der Cholera wahr⸗

nehmen wollte, so wurde sogleich das Sterbehaus gesperrt.

2 Cholera verdächtig.

In Coadjuthen hat die Cholera seit dem 18ten d. M.

wieder einige Opfer gefordert, weshalb der Ort noch immer eng abgesperrt gehalten wird. Dagegen ist die Sperre der Dörfer Laugallen, Versmeningken, Medischkehmen und Akmonischken, wo der befriedigendste Gesundheits⸗Zustand herrscht, aufgehoben worden. 8 Im Lager des übergetretenen Polnischen Corps bei Me⸗ mel sind 4 Mann an der Cholera verstorben. Es ist daher enger und mit der größten Sorgfalt eingeschlossen worden. In Graudenz sind eben so wenig als in dem Unter⸗ schloß Mewe nach Berichten vom 23sten d. M. neue Erkran⸗ kungen vorgekommen. In dem Dorfe Alt⸗Jeßnitz bei Bitterfeld starb am 24sten d. M. ein 62 Jahr alter Schenkwirth.

erkrankte und Der

herbeigerufene Kreis⸗Physikus erklärte diesen Todesfall für der

Nachdem aber die Leiche im Beiseyn des

Gold. 83) Fr. Tuch 25 Rthlr. 86) Ungenannt 3 Rthlr. Gold. 87) Graͤfin Caͤcile Doͤnhof 50 Rthlr. 88) Mad. M. 10 Rthlr. 89) Von einigen Offizieren des General⸗Kommands's des III. A. C. 17 Rthlr. 90) H. v. K. 1 Dukaten. 91) L. v. H. 10 Rthlr. Gold. 92) G. Ch. Ph. 5 Rthlr. 93) A. Koͤhne 10 Rthlr. 94) W. L. R. v. Buͤlow 2 Dukaten. 92) K. B. 1 Rthlr. 96) B. J. Cantian 5 Rthlr. Gold. 97) Buchh. Asher 1 Rthblr. 98) S. J. Cohn aus Strelitz 10 Sgr. 99) Buchh. Eichler 1 Rthlr. 190) E und J. Ben⸗ dix 1 Rthlr. 101) P. 1 Rthlr. 102) Samuel Bernsdorf 10 Rthlr. 103) Sal. Meyer 10 Rthlr. Gold. 104) Gebr. Oppenheim 5 Rthlr. 105) Jac. Schmul aus Bromberg 3 Rthlr. 106) M. Samson 3 Rthlr. 107) D. J. Ries 20 Rthlr. 108) A H. H. et Comp. 5 Rthlr. 109) Agent Zaudy 2 Rthlr. 110) M. Kalmus 15 Rthlr. Gold. 111) Is. Salomon 5 Rthlr. 112) Fr. Wittwe Buͤtow 2 Rthlr. 113) Gebr. Joseph. 2 Rthlr. 114) C. R. Pr. C. 3 Rthlr. 115) H. u. G. 10 Rthlr. 116) G. Kinder 2 Rthlr. 117) Handlungs⸗Diener Bierstaͤdt 1 Rthlr. 118) Frl. v. P. 5 Rthlr Gold.

Obige Posten betragen 5 Duk., 110 Rthlr. Gold und

799 Rthlr 25 8 wovon die 5 Dukaten 119 ¼ pvCt. mit 16 M 12 88 Fes und die 110 Rthlr. Gold à 112 ¾ pCt. mit 124 5

verwechselt sind, der Gesammt⸗Betrag in Courant also

940

ausmacht.

Dazu der nach der letzten Bekanntma⸗ chung verbliebene Bestand mit 30

970

Davon sind: 1b ) an die Sanitaͤts⸗Kom⸗ mmission zu Danzig fuͤr die Stadt und ihren CLandkreis b) an den Regierungs⸗ Praͤsidenten Rothe fuͤr den Neustaͤdter Kreis. c) an die Sanitaͤts⸗Kom⸗ mission in Elbing... d) an die Sanitaͤts⸗Kom⸗ mmission in Posen.

400 Rthlr.

900 Rthlr. Sgr.

Dabei koͤnnen wir nicht umhin, einen Auszug aus dem Schrej ben der Sanitaͤts⸗Kommisston zu Danzig, welches wir mit lette Post erhalten haben, mit dem Wunsche zur allgemeinen Kennt zu bringen, daß der Inhalt recht viele menschenfreundliche T nahme errege. Er lautet:

„Das Elend ist mitunter unbeschreiblich groß, die Mehrzahl der Erkrankten gehoͤrt zur arbeitenden Klasse; es sind viele Fami lien darunter, die den Ernaͤhrer verloren haben und daher in ui hoͤchsten Verlegenheit sich befinden. Viele kleine Handwerker sin in gleicher Lage und um so ungluͤcklicher, da sie ohne allen Ver⸗ dienst sind und bei der eingetretenen Hemmung aller Gewerhe nicht sobald darauf rechnen koͤnnen, ihre Profession betreiben G duͤrfen, um dadurch sich und die Ihrigen zu ernaͤhren. in nun auch waͤhrend der Sperre fuͤr die Erhaltung der Lebenden aus oͤffentlichen Fonds nach aller Moͤglichkeit gesorgt ist und ge sorgt werden mußte, so tritt bei Vielen erst nach aufgehobener Sperre der eigentliche Mangel ein, und wird ihr Elend mit je⸗ dem Tage groͤßer, da die Mittel zu eigener Erhaltung fehlen, der Erwerb aufgehoͤrt hat und kein Fonds vorhanden ist, das erforder⸗ he Hraesns Feplgan g gewaͤhren, anderweiter Verdienst bei den ungluͤcklichen Zeit⸗Umstaͤnden nicht angewiesen werden kann un es außer der Kraft der Kommune liegt, die erforderliche Unter⸗ stuͤtzung weiter auszudehnen. Dazu kommt, daß eine nicht kleine Zahl unerzogener Kinder ist, die ihre Eltern oder Verwandten durch den Tod verloren haben und erhalten werden muͤssen, und wenn man hinzurechnet, daß manche Familie ihre einzige Lagerstelle, naͤmlich das Bette, worauf der Erkrankte gele⸗ gen, eingebuͤßt hat, so wird unsere Versicherung nicht auffallen daß in unserer Stadt bei der aͤrmeren Klasse der Einwohner das L einen hohen Grad erreicht hat und Huͤlfe sehr nͤ— hig i

Auch bitten wir Jeden, der seinen Beitrag fuͤr einen gewissen Ort oder eine gewisse Familie bestimmt, solches bei der Abgaͤhe aus⸗ druͤcklich anzuzeigen, indem wir sonst annehmen muͤssen, daß die Vertheilung unserem Ermessen uͤberlassen wird.

Berlin, den 27. Juli 1831.

Im Namen des Vereins: v. Boyen. Fraͤnkel. Poselger.

Königliche Schauspiele.

Freitag, 29. Juli. Im Schauspielhause: Die Dame auf Schloß Avenel, Oper in 3 Abtheilungen; Musik von Boyeldien; (Hr. Mantius: Georg Brown.)

Sonnabend, 30. Juli. Im Schauspielhause: Das Har⸗ fenmaͤdchen, Schauspiel in 3 Abtheilungen. Hierauf: Das erste Debtit, komisches Gemälde in 3 Abtheilungen.

Sonntag, 31. Juli. Im Schauspielhause: Der Freischütz Oper in 3 Abtheilungen; Musik von C. M. v. Weber. (Fräu. v. Schätzel: Agathe.)

In Charlottenburg: So gehts! Lustspiel in 2 Abtheilungen. Hierauf: Cäsario, Lustspiel in 5 Abtheilungen. (Hr. Muͤller, vom Herzoglichen Hof⸗Theater zu Dessau: den Major, als Gast⸗ 8

Königstädtisches Theater. Frreitag, 29. Juli. Lindane, oder: Der Pantoffelmacher im Feenreiche.

Sonnabend, 30. Juli. Abällino, der große Bandit, Melo⸗ drama in 5 Akten. (Hr. Rohn, vom Ständischen Theater zu Pesth: Flodoardo, als zweite Gastrolle.)

Wirthshaus

v. Auerswald. Friese. Muhr.

Sonntag, 31. Juli. Fra Diavolo, oder: Das zu Terracina, komische Oper in 3 Akten.

Berliner Hörse. 88 Den 28. Juli 1831. 8 Amtl. Fonds- und Geld-Cours Zettel. (Preuss. Cour.)

JZI Erc, dela. Z. Brief. Dell. Si.-Schuld-Sch. 90— 89 98* Pr. Engl. Apl. 18 5 99 ½ 981 2 Pr. Engl. Anl. 22 96 ½¾¼ 95 ¾ Pr. Engl. OblI. 30 80 ½ ,80 Kurm. S bl. m. i. C. 87 ½ Neum. Int. Sch. do. 87 ½ Berl. Stadt-Oblig. 90 ½ Königsbg. do. Elbinger do. Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr. ½ Friedrichsd'or.. 1 Grofahz. Pos. do. [94 ¼ Disconto

Wechse l Cgurs.

(Brief.] Geld. Amasse dem I11 Kurz dito 250 NI. 2 Mt. Hlamhurg 300 Mk. Kurz dito . 2 Mt. London .. 6 t. e1““ 300 Fr. 2 M—t. Wien in 20 Xr. 8ö.83 Augsburg. KEN8 Breslau 100 Thl. [2 Mt.

Dao11“ 100 8 Tage

Frankfurt a. M. W2Z. 1; 2 Mt.

Petersburg BN. 3 Woch. Varschau Kurz

Ostpr. Pfandbrf.] 4

Pomm. Pfandbrf. 4 1 Kur- u. Neum. do. 4 Schlesische do. Rkst. C. d. K.- u. N. Z.-Sch. d. K.- u. N.

104½ 4 8

90 ¼ 88 ½

E**EEE

HHoll. vollw. Duk.

91 ½ Neue dito

34 ½

+

Auswärtige Börsen. .“ Amsterdam, 23. Juli. Miedell. wirkl. Schuld 36 ½⅞. Kanz-Bill. 12 ¾.

1 n UeE 26. Juli. esterr. Sproc. Metall. 80 ⅜. 4proc. 68 ½. Bank-Actien 1010. Russ- Engl. Aul. 87 ½. Russ. Anl. s Cert. 82 . Dän. 58 ⅛. Poln. 84-

Wien. 23 Juli. öSproc. Metall. 79 81. 4proc. 68. Loose zu 100 Fl. 154 ¾. Part.-

Oblig. 114 5. ARMMMRzmea Eeereastaxnen

Paris, 22. Juli. 5proc. Rente pr. compt. 86. 45. fin cour. 86. 50. 3proc. pr. compt. 56. 55. sfin cour. 56. 60. 5proc. neue Anleihe der 120 Mill. 86. 45. 5proc. Neapol. fin cour. 67. 5proc. Span. Rente perp. 48 %.

Frankfurt a. M., 25. Juli. Oesterr. 5proc. Metall. 783. 78 ½. 4proc. 6718. 6776. 2 ⁄½proc. 41. 1proc. 17 ½. Br. Bank⸗ Act. 1215. 1212. Partial⸗Obl. 115 ¼.

156. Br. Poln. Loose 413. 41 ⅜½.

89

.7.. gtge

Russ. (bei Hope) 85¼.

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IEUESTE BURSEN-NAcHRTHTEN.

115. Loose zu 100 Fl.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tage:g..

Seine Majestät der König haben den Geheimen Bergrath Pohlers, bei der Ober⸗Berghauptmannschaft im Ministerium s Innern für Handels⸗ und Gewerbe⸗Angelegenheiten, zum beheimen Ober⸗Bergrath zu ernennen und das Patent darüber Alerhöoöchsteigenhändig zu vollziehen geruht.

Des Königs Majestät haben den bisherigen ersten General⸗ vokaten bei dem Appellations⸗Gerichtshofe zu Köln, Gehei⸗ men Justiz⸗Rath Oswald, den bisherigen Appellations⸗Ge⸗ ichts⸗Rath Graun, den bisherigen Ober⸗Prokurator Lombard und den bisherigen Landgerichts⸗Rath Esser zu Geheimen Ober⸗ Nevistons⸗Räthen bei dem hiesigen Revisions⸗ und Cassations⸗ zofe zu ernennen und die ausgefertigten Bestallungen Allerhöchst m vollziehen geruht.

Des Königs Majestät haben den bisherigen Ober⸗Landes⸗ sgichts⸗Assessor Jarke zum Rath bei dem Ober⸗Landesgerichte Königsberg zu ernennen geruht.

Des Königs Majestät haben den bisherigen Ober⸗Landes⸗ sichts⸗Assessor Geyert zum Rath bei dem Landgerichte in gnesen zu ernennen geruht.

Der bisherige Ober⸗Landesgerichts⸗Referendarius Ferdi⸗ gand Julius Hafemann ist zum Justiz⸗Kommissarius für die Kreise Strehlen und Ohlau und bei dem Land⸗ und Stadt⸗ gericht zu Nimptsch, mit Anweisung seines Wohnorts in Streh⸗ sen, bestellt worden.

Bekanntmachung.

In Folge einer Allerhöchsten Kabinets⸗Ordre vom 21. d. M. st nach einer Berathung der betreffenden Königl. Ministerien mit der Immediat⸗Kommission zur Abwehrung der Cholera beschlossen worden, zur Sicherstellung der westlichen Landestheile und da⸗ durch zugleich von dem übrigen Deutschland und westlichen Eu⸗ vpa gegen die Weiterverbreitung der Cholera außer den schon etehenden Gränz⸗Sperrlinien noch eine militairische Beobach⸗ umgs⸗Linie aufzustellen, welche vom Ausflusse der Leba in die isee im Aligemeinen den Lauf dieses Flusses und der Brahe der des Schwarzwassers bis zur Weichsel folgt, von Bromberg e Netze und Warthe hinab zur Oder und an dieser von Küstrin wwohl bis zu ihrem Eintritte in Ober⸗Schlesten hinauf, als bis rw Ausmündung ihres östlichsten oder Dieweno⸗Armes bei Cam⸗ in, hinab geht. Um aber auch nicht soaleich das Texrain der insteckung preisgeben zu duͤrfen, welches zwischen der Warthe, der und Obra liegt, soll auch von der Warthe längs der Obra udd von dieser bis nach Tschischerzig, zwischen Züllichau und brünberg an der Oder gelegen, eine vorgreifende Beobachtungs⸗ inie aufgestellt werden. Zweck aller dieser Cordons ist vorläu⸗ ig, darauf zu wachen, daß durchaus Niemand, ohne einen genü⸗ genden Nachweis geführt zu haben, daß er aus einer unver⸗ sichtgen Gegend komme, oder daß er vorschriftmäßig Kontumaz gchalten habe, diese Linie passirt. In derselben werden Kontu⸗ ma⸗Anstalten angelegt, und Jeder, ber nicht sich vollkommen aus⸗ desen kann, in diese geschickt und dort, den gegebenen Vorschrif⸗ ie gemäß, kontumazirt werden. Die Beobachtungs⸗Linie wird dam erst in das Verhältniß eines wirklichen Sperrunge⸗Cordons nelen, wenn die vorliegende Provinz von der Cholera so ergriffen weren sollte, daß dadurch der ganze Landstrich bis zur Beobach⸗ iungs⸗Linie verdächtig wird.

Die zur Ausführung derselben bestimmten Truppen vom hude⸗, 2ten, Zten, 5ten und 6ten Armee⸗Corps sind theils schon

[dem Marsche, oder werden unverzüglich in Bewegung gesetzt narden, so daß in wenigen Tagen die ganze Linie besetzt seyn iun; namentlich sind die dazu bestimmten Bataillone und Es⸗ erens des Garde⸗Corps schon am 28sten aus Berlin und otsdam ausgerückt.

Berlin am 29. Juli 1831.

Der Chef der zur Abwehrung der Cholera niedergesetzten Immediat⸗Kommissson, v. Thile.

Durchgereist: Der Königlich Französtsche Kabinets⸗Courier gierr y, als Courier von Paris kommend, nach St. Petersburg.

1.“

Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland. Frankreich.

Paris, 22. Juli. Vorgestern Abend ertheilte der König inBotschaftern von Rußland und England, so wie dem Ge⸗ faten der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Privat⸗Audienzen.

Der Kammer⸗Prästdent am Rechnungshofe, Herr v. Gasq der Requeten⸗Meister Herr Genty de Bussy sind zu Mit⸗ dern der Kommisston ernannt, welche mit der Prüfung der stnungen für 1830 beauftragt ist.

General Lobau hat unterm gestrigen Datum einen Tages⸗ fhl an die hiesige National⸗Garde erlassen, worin er derselben üräglich seine Zufriedenheit mit ihrem am 14ten d. bewiese⸗

Diensteifer bezeugt; er habe, sagt er, dies nicht früher ge⸗ in, weil er gewußt, daß die National⸗Garde das Bewußtsehn, iPflicht erfüllt zu haben, höher stellen würde, als öffentliches sein Stillschweigen sey aber falsch ausgelegt worden, man aie sogar darin stummen Tadel des Benehmens der National⸗ Ande zu finden gesucht und daraus Vorwand zu Angriffen auf sselbe genommen; er erkläre daher hiermit, daß die von der stional⸗Garde am 14ten d. bewiesene Festigkeit seine ganze mpathie und Bewunderung verdient habe. Schließlich wider⸗ tder General einige boshafte Verleumdungen der Tribune, che behauptet hatte, auf dem Revolutions⸗Platze habe am

E“

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14ten d. ein förmliches Gemetzel stattgefunden und die National⸗ Garde rechne es sich zur Ehre, ihre Waffen in Blut zu tauchen. Der Zweck, einen Theil der Bevölkerung gegen die National⸗ Garde aufzureizen und der letzteren selbst ihren ehrenvollen Be⸗ ruf zu verleiden, werde durch dergleichen Unwahrheiten nicht er⸗ reicht werden.

Der Befehlshaber der ersten Militair⸗Diviston, General⸗ Lieutenant Pajol, zeigt den hier befindlichen Generalen an, der König werde es mit Vergnügen sehen, wenn dieselben sich mor⸗ gen Mittag dem Gefolge anschließen wollten, das Se. Maj. nach der Deputirten⸗Kammer begleiten werde. Die Linien⸗ Infanterie und die National⸗Garde wercden ein Spalier von dem Palais⸗Royal bis zu dem Palast Bourbon bilden; auf den öffentlichen Plätzen werden Kavallerie⸗Abtheilungen aufgestellt seyn. Die reitende National⸗Garde und eine Schwadron Hu⸗ saren werden den Zug eröffnen, damm folgen die Adjutanten des Konigs, dann der König mit den Prinzen zu seinen Seiten, und im Gefolge die Marschälle und Generale. Eine Schwa⸗ dron Dragoner wird den Zug schließen.

Am 16ten d. M. wurde ein Herr v. St. Gonan in Van⸗ nes (Dep. des Morbihan) verhaftet; auch sollen die Herren Dubotdéru, v. Robien und v. Sécillon auf ihren Landhausern festgenommen worden seyn; noch mehrere andere Verhaftsbefehle wurden von der Gerichts⸗Behörde erlassen. In der Nacht vom 16ten auf den 17ten umzingelte eine Abtheilung der Garnison von Vannes das in der Nähe der Stadt am Meeresufer gele⸗ gene Schloß Arradon; das Ergebniß der dort angestellten Haus⸗ suchung ist noch nicht bekannt.

Aus Nantes wird unterm 19ten d. geschrieben: „Einige 30 Arbeiter hatten auf dem Platze am Hafen einen Freiheitsbaum gepflanzt; eine Patrouille der National⸗Garde kam in dem Au⸗ genblicke an, wo sie dieses Werk beendigten. Als sie aufgefordert wurden, auseinanderzugehen, widersetzten sie sich und warfen mit Steinen, als aber eine Abtheilung der reitenden National⸗Garde auf dem Platze erschien, ergriffen die Ruhestörer die Flucht; sechs derselben wurden verhaftet und der Gerichts⸗Behörde überliefert.

Die hiesigen Blätter enthalten die Aufforderung zu einer National⸗Subseription, um die Kinder der Juli⸗Kämpfer, welche das Kreuz oder die Medaille erhalten haben, in einer be⸗ sonders zu errichtenden Schule unterzubringen. Das Comité, welches sich zu diesem Zweck gebildet hat, besteht aus dem Her⸗ zog von Choiseul, Prästdanten, und den Herren Lafayette, Her⸗ zog von Montebello, Odilon⸗Barrot, Mauguin, Chaix⸗d'Est⸗Ange, Cadet Gassicourt, Cauchois⸗Lemaire, Crosnier, Tonnet und Blanc. Der König hat sich mit 6000, die Königin mit 2000 Fr. unter⸗ zeichnet.

Der Courrier frangais widerspricht der Behauptung ei⸗ niger anderer Blätter, die gemeldet hatten, daß General Lafahette Alters⸗Präsident der Kammer seyn würde. Herr Duchatel sey einige Jahre älter, als General Lafagyette.

Das Journal du Commerce meldet, daß die Behörde sich, auf den Antrag des Generals Lafayette, beeilt habe, den Siegern der Bastille und den Wählern jener Zeit einen beson⸗ deren Platz bei den Juli⸗Feierlichkeiten anzuweisen.

Vorgestern Abend gingen (wie die Gazette des Tribuneaur meldet) drei als Arbeiter gekleidete Personen durch die Straße Bourbon⸗Villeneuve und riefen ganz laut: „Die Republikaner sind Schufte; sie sind Schuld daran, daß die Arbeit nicht geht; man müßte sie Alle aufhängen.“ Zwei junge Leute, welche drei⸗ farbige Kokarden an ihren Hüten hatten, fragten, ob ihnen diese Reden gälten; daraus entstand ein Streit, der in Thätlichkeiten überging; zwei der Arbeiter ergriffen die Flucht, der dritte wurde verhaftet und unter dem Rufe: Nieder mit dem Polizei⸗Spion, zu einem Polizei⸗Kommissarius geführt.

Der Semaphore de Marseille enthält ein Schreiben eines Militairs aus Algier, worin die Nachtheile, mit denen der Rückzug des Generals Berthezone über den Atlas verknüpft ge⸗ wesen, nur den fehlerhaften Anordnungen dieses Feldherrn beige⸗ messen werden; namentlich wird getadelt, daß er, statt die den Weg beherrschenden Hügel durch Detaschements zu besetzen, die sich en échiquier hätten auf das Gros repliiren können, längs der ganzen Kolonne eine Tirailleur⸗Linie entwickelte, gegen welche die aus dem Gebüsch schießenden Araber im Vortheil waren. Die ganze Behandlungsweise des General Berthezene gegen die Araber sey überhaupt zu milde und gränze an Schwäche; wenn er von den Beduinenstämmen, die ssch ihm scheinbar unterwor⸗ fen, ihn später aber auf dem Rückzuge angegriffen, Geißeln mit⸗ genommen hätte, so würde dieser ganze Unfall vermieden worden seyn. In Algier sey durchaus eine energische, diesen wilden Völ⸗ kern Furcht einflößende Verwaltung noͤthig.

Der Courrier français enthält Folgendes: „Man kün⸗ digt an, daß Dom Pedro bald nach Frankreich zurückkehren und mit seiner Gemahlin, so wie mit der Königin von Portugal hierher kommen werde; dem Vernehmen nach, läßt er sich auf die drin⸗ genden Vorstellungen unserer Regierung in Frankreich nieder. Die Einwohner von Brest haben der jungen Königin Donna Maria viel Theilnahme bezeugt, die Behoͤrden hatten Befehl, das Incognito derselben zu respektiren; eine Viertelstunde nach ihrer Ankunft befahl eine telegraphische Depesche den Beamten, die Tochter Dom Pedros als Königin von Portugal zu behan⸗ deln; dieselbe empfing von diesem Augenblicke an die Ehrenbe⸗ zeugungen eines gekroönten Hauptes und der Kanonendonner ver⸗ kündigte den Einwohnern diesen Beschluß, der mit Freuden auf⸗ genommen wurde. Diese formliche Anerkennung der Donna Maria beweist, daß man Portugal von Dom Miguel befreien will. Die Königin der Franzosen soll Donna Maria und deren Stiefmutter, die gewesene Kaiserin von Brasilien, eingeladen ha⸗ ben, nach Paris zu kommen.“

Paris, 23. Juli. Königliche Sitzung zur Eröff⸗ nung der Session von 1831. Schon von 8 Uhr Morgens an drängte sich das Publikum an den Zugängen des Palastes der Deputirten⸗Kammer, deren Thüren erst um 12 Uhr geöffnet

wurden. Auf den beiden ersten Reihen der für das Publikum

bestimmten Tribunen nahmen die Damen, hinter ihnen die Her⸗ ren Platz. Der Saal war ganz so angeordnet, wie für die Kö⸗ nigliche Sitzung des vorigen Jahres. An der Stelle des Bu⸗ reaus des Präsidenten war der Thron errichtet; zur Rechten und zur Linken standen Sessel für die Herzoge von Orleans und Ne⸗ mours; rechts und links zu den Füßen des Thrones befanden sich die Pläͤtze der Minister und unmittelbar unter demselben die⸗ jenigen für die Marschälle von Frankreich. Für die Pairs wa⸗ ren die beiden letzten Abtheilungen der Bänke der rechten Seite und für die Deputirten der ganze übrige Theil der Kammer be⸗ stimmt. Die Bänke der Pairs waren nur sparsam be⸗ setzt; man bemerkte unter ihnen die Herzoge von Broglie, Decazes, von Choiseul, die Grafen Roy, von Semon⸗ ville, Talaru, die Barone Pasquier, Portal u. a. m. Die für die Deputirten bestimmte linke Seite war ganz besetzt; die Herren Lafahette, Guizot, Dupin, Laffitte, Roher⸗Collard, Mauguin, Ch. v. Remusat, Thiers, Viennet und eine Menge anderer Deputirten der vorigen Kammer waren auf ihren alten Plätzen; auf allen Bänken sah man eine Menge unbekannter Gesichter; unter den neuen Deputirten bemerkte man besonders die Herren Arago, Fonfrède, Pages, Teste, Fulchiron, Merilhou, Las⸗Cazes den Vater, Duvergier de Hauranne den Sohn, den General Pelet und Andere. Um 1 Uhr kündigte eine Artillerie⸗ Salve die Ankunft des Königs an, und die Deputationen der Kammern gingen ihm entgegen. Die Königin, von den Prin⸗ zessinnen und jüngeren Prinzen, so wie von Madame Adelalde, der Schwester des Königs, begleitet, erschien auf einer in der Nähe des diplomatischen Corps für dieselbe vorbehaltenen Tribüne. Hierauf trat der König in der Uniform der National⸗Garde, un⸗ ter Vortritt der Deputationen und gefolgt von einem zahlreichen Generalstabe, in den Saal und wurde mit dem Rufe: Es lebe der König! empfangen. Se. Maj. nahmen mit entblößtem Haupte auf dem Throne Platz, zur Rechten der Herzog von Orleans, zur Linken der Herzog v. Nemours, jener in der Uniform als Husaren⸗Oberst, dieser in der als Uhlanen⸗Oberst, und hielten, nach⸗ dem Sie die Versammlung aufgefordert hatten, sich zu setzen, mit bedecktem Haupte folgende Rede:

„Meine Herren Pairs und Meine Herren Deputirten!

„Ich bin glücklich, Mich in Ihrer Mitte und in diesen Mauern zu befinden, wo Frankreich Meinen Eid empfing. Durch⸗ drungen von den Pflichten, die er Mir auferlegt, werde Ich Mich stets auf den National⸗Wunsch stützen, dessen verfassungs⸗ mäßige Organe Sie sind, und erwarte von Ihnen jene aufrich⸗ tige und vollständige Mitwirkung, die Meiner Regierung dieje⸗ nige Kraft sichern muß, ohne welche dieselbe der Erwartung der Nation nicht entsprechen kann.“ 6

„Ich habe gesagt, M. H., die Charte werde eine Wahrheit seyn; Mein Wort ist in Erfüllung gegangen. Die Charte ist die constitutionnelle Monarchie mit allen ihren loyal aufrecht⸗ erhaltenen Bedingungen, mit allen ihren ohne Rückhalt ange⸗ nommenen Folgen. Es ist Zeit, daß wir durch das überein⸗ stimmende Wirken aller Staatsgewalten den sich verlängernden Aufregungen ein Ziel setzen, durch welche die strafbaren Hoffnun⸗ gen derer genährt werden, welche von der Rückkehr der des Thrones verlustig gegangenen Dynastie träumen oder uns das Hirngespinnst der Republik zurückführen möchten. Getheilter Ansicht über das Ziel, stimmen sie vergebens in dem Willen überein, die durch die Juli⸗Revolution gegründete politische Ord⸗ nung um jeden Preis umzustoßen; ihre Anstrengungen werden vereitelt oder bestraft werden.“

„Frankreich wollte, als es Mich auf den Thron berief, daß das Königthum ein nationales, nicht aber, daß es ohnmächtig sey; eine Regierung ohne Kraft würde für eine große Nation nicht passend seyn.“ 1

„Ich habe unlängst Frankreich durchreist; die Beweise der Liebe, die Ich auf dieser Reise empfangen, haben Mein Herz lebhaft gerührt; die Wünsche des Landes sind Meinem Geiste noch gegenwärtig; Sie werden Mir in der Erfüllung derselben beistehen. Die Ordnung wird beschützt, die Freihelt gesichert und jeder aufrührerische Versuch vereitelt und unterdrückt wer⸗ den. So wird jenes Vertrauen in die Zukunft wiederkehren, welches allein die Wohlfahrt des Landes wiederherstellen kann.“

„Um zu diesem Ziele zu gelangen, und um die constitu⸗ tionnelle Monarchie immer mehr zu befestigen, habe Ich die ver⸗ schiedenen Ihnen vorzulegenden Gesetz⸗Entwürfe vorbereiten lassen.“

„Sie werden, hoffe Ich, in dem Gesetz⸗Entwurse, welcher die Lösung einer großen, durch die Charte der Prüfung der Kam⸗ mern vorbehaltenen, Verfassungsfrage zum Gegenstande hat, an⸗ erkennen, daß Ich stets unsere Einrichtungen mit den durch die Erfahrung aufgeklärten und durch die Zeit zur Reife gebrachten Wünschen und den Interessen der Nation in Einklang zu bringen trachte.“

„Auch werden Sie, den Versprechungen der Charte gemäͤß, die Gesetz⸗Entwürfe zu prüfen haben, welche bestimmt sind, die Organisation der Departements und der Städte zu vervollstän⸗ digen, die Verantwortlichkeit der Minister und der anderen Staats⸗ Beamten zu bestimmen und die Freiheit des Unterrichts fest⸗ zustellen.“ 8

über das Strafgesetzbuch, die Finanzen und verschiedene andere öffentliche Interessen werden Ihnen ebenfalls zur Berathung vorgelegt werden.“

„Ich erkenne die drückende Lage, in welche die gegenwärtige Han⸗ dels⸗Krise die Nation versetzt hat, in ihrem ganzen Umfange, ertragen worden ist; Ich hoffe, sie ist ihrem Ende nahe, und die Befestigung der Ordnung wird bald die für den Umlauf der Kapitalien nöthige Sicherheit herbeiführen und unserem Handel und Gewerbfleiße jenes Leben und jene Thatigkeit wiedergeben, die unter einer stets von den National⸗Interessen geleiteten Re⸗ gierung nur vorübergehend gelähmt werden können.“

„Der Zustand unserer Finanzen ist beruhigend, und wenn die Bedürfnisse groß sind, so sind auch reiche Hülfsquellen zur

Bestreitung derselben vorbehalten worden.“

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„Andere Gesetzentwürfe über die Rekrutirung der Armee,

Ich bin betrübt darüber und bewundere den Muth, womit 1.