der General Boyer unterm 12. Juni eine Proclamation, worin er seme Mitbürger aufforderte, sich bereit zu halten, ihre Unab⸗ hängigkeit gegen jeden fremden Angriff zu vertheidigen, zugleich aber den Behoörden anbefahl, die Person und das Eigenthum der Franzosen zu achten. „Der Abgeordnete der Republit“, heißt es in dieser Proclamation, „hatte den Befehl, nur einen Monat in Frankreich zu verweilen; statt dessen ist er ein volles Jahr abwesend gewesen und bringt uns et suen Traktat mit, zu dessen Unterzeichnung er in keinerlei Weise bevoll⸗ mächtigt war. Die in Frankreich stattgefundene Revolution hatte uns Hoffnungen schöpfen lassen, die sich leider nicht ver⸗ wirklicht haben. Und wie konnten wir nicht an eine glückliche Zukunft glauben, als wir in Frankreich dieselben Männer an die die in ihren Schriften, wie von
Spitze der Regierung sahen, 2 8 der Rednerbühne herab, so oft unsern Grundsätzen und gerechten Forderungen gehuldigt, und die übertriebenen Forderungen der
vorigen Regierung so laut und offen getadelt hatten.“ Am
Schlusse seiner Proclamation sordert der Prästdent die Behörden auf, sich durch jeigen, und auf den
Muth und nhei Schutz der Vorsehung zu bauen.
Gtokhritauu RMRl9.
London, 7. August. Der heutige Atlas enthält folgende Nachricht: ZBureau des Atlas. Sonnabend, 6. Aug. Machts. Wir konnen unsern Lesern die Mittheilung machen, daß un⸗ sere Mmister einen entschiedenen Schritt in der Belgischen Au⸗ gelegenheit gethan haben. Die Regierung hat, dem Vernehmen mach, schon am Mittwoch Abend die authentische Nachricht er⸗ halten, daß die Hollandische Armee die Gränzen überschritten hbabe, und noch vor Mitternacht wurde an General Codrington der Befehl ertheilt, sich sogleich nach den Dünen zu begeben, uüum, wie der Courier sagt, danach zu handeln, wie es die Um⸗ stande erheischen möchten. Der Schritt, welchen Frankreich ge⸗ than, indem es den Belgiern emi Hülfsheer zusandte, geschah autt völliger Uebereinstimmung der Konferenz, oder er wurde viel⸗ nehraugenblicklich als eine Folge des unter den 5 Mächtenbestehenden Uebereinkommens angeordnet. Eine Mittheilung, ganz so abgefaßt, wie diejenige, die an Ludwig Philipp übersandt worden, hat der Kö⸗ nig Leopold auch an Großbritanien und an die anderen großen
heil genommen haben. weil seine Nähe an Belgien es in den Stand setzte, zuerst von dem Zustand der Dinge Kenntniß zu erhalten. Die allgemeine vorherrschende Meinung ist, daß die von Frankreich und England so rasch gemachte Demonstration den Erfolg haben werde, zu gleicher Zeit die Feindseligkeiten zu beendigen und einen defmiti⸗ ven Feaedens⸗Abschluß zwischen Holland und Belgien herbeizu⸗ fuühren.“ 8
Die von unserm Botschafter in Paris eingegangene offi⸗ zielle Anzeige von dem Eimücken einer Französischen Armee in Belgien gad gestern zu einer kurzen Debatte im Unterhause An⸗ laß. Lord Palmerston erktarte, jene Anzeige erhalten zir haben, und fügte hinzu, daß keine frühere ausdrückliche Verpflichtung zu dem Einmarsch einer Französischen Armee zwischen England und Frankreich bestehen könne, einfach aus dem Grunde, weil eine solche Nothwendigkeit nicht vorausgesehen worden waäre. Der Konig von Holland habe den Krieg begomnen, ohne den Alliir⸗ ten vorher irgend eine Anzeige davon zu machen, indem er ge⸗ hofft habe, durch Ueberraschung große Vortheile zu erlangen. (Wir werden von dieser Debatte, da uns der Bericht darüber eest sehr spat zugekommen ist, morgen eine ausführlichere Mit⸗ theitung machen.)
Die Nachricht von dem Eimmarsche der Frauzosen in Bel⸗ gien hat an unserer gestrigen Borse großen Schrecken ver⸗ breitet und namentlich ausländische Fonds sehr gedrückt, doch sind die Course am Schlusse der Borse wieder etwas gestiegen.
“*“ Aus dem Haag, 8. Aug. Ein Supplement zur heutigen Staats⸗Courant enthält die nachstehenden Berichte: „An den König. Hauptquartier Gheel, 5. August 1831. Ich habe die Ehre, Ew. Majestät zu berichten, daß die Armce heute eine vortheithafte und, aus militairischem Gesichts⸗ punkte betrachtet, wichtige Bewegung nach Vorwärts auf fol⸗ gende Weise bewirkt hat: Die zweite Diviston unter dem Befehle des Herzogs von Sachsen⸗Weimar verließ frühzeitig Gheel und richtete ihren Marsch nach Diest. Einige feindliche Kavallerie war noch des Morgens in der Stadt, räumte dieselbe aber bei Armäherung der Kolonne, der ein Uhlanen⸗Detaschement vorausgeschickt worden und nahm ihre Richtung nach der Seite von Hasselt. Die zweite Diviston hat darauf Diest und die Umgegend besetzt, und zwar auf dem linken Flügel bis an das Dorf Sichem, auf dem rech⸗ ten aber bis dicht bei Halen. — Die erste Diviston unter dem Befehle des General⸗Lientenants Baron van Geen verließ Turn⸗ hout und besetzte Gheel und Casterle. — Die dritte Division un⸗ ter dem Befehle des General⸗Lieutenants Meyer, verließ Moll in der Absicht, Beeringen und Umgegend zu besetzen. Auf diesem Zuge begegnete sie dem Feinde in Oostham. Das Dorf wurde sogleich vom General angegriffen und der Feind zog sich bald nach Quaad⸗Mechemn zurück. In der Nähe von Beeringen fand der General den Feind wieder und zwar mit an⸗ sehnlicher Macht. Der General ließ sogleich durch die freiwilli⸗ gen Jäger und das Füstlier⸗Bataillon des 13ten Regiments ei⸗ nen Angriff gegen ihn ausführen. Der Feind nahm bald nach allen Seiten die Flucht, doch haben wir dabei den Verlust des Studierenden Beekman zu betrauern. Der General rühmt ins⸗ besondere das Benehmen des ganzen Corps Leidenscher freiwilli⸗ ger Jäger. In Beeringen selbst hat der General mehrere Kriegs⸗ gesangene gemacht und sein Hauptquartier aufgeschlagen. — Ich habe die Ehre, eine Abschrift des Berichtes vom General Meyer hier beizulegen. — Mein Hauptquartier ist hier in Gheel aufge⸗ schlagen. — Die ganze Armee wird morgen den 6ten d. M. Ruhetag halten und in den früher gemeldeten Positionen bleiben. Der Oberbefehlshaber des Heeres Wilhelm, Prinz von Hranien.“ 2. „An Se. Königl. Hoh. den Prinzen von Dranien. Hauptquartier Beeringen, 5. August 1831. Ich habe die Ehre, zur Kenntniß Ew. Königl. Hoheit zu pringen, daß ich nach Hinterlassung der Husaren⸗Eskadronen mit der reitenden Artillerie und einem Bataillon Infanterie heute Mit⸗ tag um 3 Uhr hier angekommen bin. Die Dragoner⸗Eskadro⸗ nen sind mit 1 Bataillon Infanterie nach Paal und 2 Batail⸗ lone Infanterie nach Coursel abgefertigt worden. Die übrigen Corps mit der Batterie haben hier auf einer Höhe vor der Stadt eine Stellung eingenommen; die Jäger⸗Corps sind zur Handhabung der Ordnung hier geblieben. Die Ursachen, warum
11““ 8— 4
die
Ergebenheit ihrer Stellung würdig zu
Ruhetag halten.
Kachte gerichtet, welche an den Unterhandlungen lber Belgien Frankreich handelte natürlich zuerst,
machte nach Maldeghem
2 8 8 8
1293
Truppen so spat ankamen, sind folgende: Als ich heute früh Oostham ankam, empfing ich Bericht, daß sich der ich fertigte darauf zum
beim Dorfe — — Rekognoseci⸗ nebst einigen Husaren ab,
Feind noch dort befand:; ren die freiwilligen Jäger bald auf den Feind sießen und mit ihm handgemein wur⸗ den; er zog sich indessen auf Quaad⸗ Mecheln zurück. Es war nicht möglich, ihn einzuholen, weil die Kavallerte, der Gebüsche wegen, keine Gelegenheit hatte, ihn zu erreichen. Bei diesem Angriff ward der Studirende Huet verwundet. Als wir damn mit der Kolonne in der Nähe von Beeringen ankamen, sanden wir den Feind in beträchtlicher Stärke vor; es war aber nicht moͤglich, einen regelmäßigen Angriff zu bewirken. Unsere Truppen, sowohl die freiwilligen Jäger als das Füstlier⸗Batail⸗ lon des 13ten Infanterie⸗Regimentes, stürzten lebhaft auf ihn ein und jagten ihn, nach allen Seiten hin, in die Flucht. Bei dieser Gelegenheit wurde der Studirende Beekman getödtet und der Studirende Stollé verwundet. In diesem Augendlick empfange ich die Nachricht, daß der Feind nach Diest retirirte, daß sich indessen noch mehrere feindliche Soldaten m. den Gebüi⸗ schen verborgen hielten, die versolgt werden. — In Gemäßheit der Depesche Ewr. Königl. Hoheit vom 4ten d. Nr. 1386, wird die Division und die Kavallerie⸗Brigade morgen, am 6ten d. Ich habe Sr. Excellenz dem General⸗Lieute⸗ nant Cort⸗Heiligers meine Ankunft in Beeringen angezeigt. Der General⸗Lieutenant, Befehlshaber der Zten In⸗ fanterie⸗Division, Meyer.“ Nachschrift. Die Lesdener sreiwilligen Jäger haben sich bei dieser Gelegenheit besonders gut betragen, besonders da sie zum erstenmal im Feuer waren. Ein Sergeant und 4 Mann vom Feinde sind zu Kriegsgefangenen gemacht worden. Die Staats⸗Courant enthält außerdem folgende richte: * 1. „DerGeneral⸗Lieutenant de Kock, der die Koniglichen Truppen in Seeland befehligt, berichtet unterm 3. August Nachmittags, aus seinem Hauptquartier Ysendyke, daß der Feind sich am Morgen jenes Tages mit einer Macht von beinahe 1000 Mann nebst 2 Kanonen nach den beiden von uns eroberten Posten Ver⸗ laat und Kapitalen⸗Damm in Bewegung gesetzt hatte. Als der General de Kock dieses erfuhr, traf er sogleich die nöthigen Maaßregeln und begab sich in Person nach den beiden genannten Punkten; der Feind indessen machte einige Märsche und Gegen⸗ Märsche und zog sich dann nach der Seite von Philippine zurück. Unsererseits ist während dessen ein Anfang ge⸗ macht worden, unsere Stellungen am Kapitalen⸗Damm und Verlaat zu befestigen. — Am Morgen des nämlichen Tages der Oberst Ledel aus Aardenburg eine Bewegung zu, vertrieb den Feind,
die auch
Be⸗
seines lebhaften Ti⸗ railleur⸗Feuers ungeachtet, aus dem von ihm besetzten Busche, so wie aus seinen Verschanzungen und Trauchéen, und versolgte ihn bis Stroobrugge. Nachdem Oberst Ledel seinen Zweck erreicht hatte, kehrte er nach Aardenburg zurtick, ohne daß ihn der Feind im mindesten beunruhigte. Der Oberst berichtet, daß die bei dieser Gelegeuheit vom 2ten Bataillon des 5ten Regiments an den Tag gelegte Kampflust über alles Lob erhaben sey. Unser Verlust besteht aus 4 Verwundeten, worunter der Lieutenant Wentholt. Unterweges hörte man, daß am Abend des 2ten zwei Wagen mit verwundeten Belgiern zu Ecloo angekommen waren, und daß ein feindlicher Ober⸗Offizier getödtet sey. Im Hauptaguartier Ysendyke war ferner der Berichteingegangen, daß Capitain Schwartz den 2. August ein Detaschement nach der zwischen Philippine und dem Kapitalen⸗Damm belegenen Isabellen⸗Schleuse ab⸗ gesertigt habe, welcher letztere Pumkt dem Feinde abgenommen und von den Unsrigen besetzt wurde. In Bezug auf die Erobe⸗ rung des Kapitalen⸗Damms ergiebt es sich auch aus den deim Marine⸗Departement eingelaufenen Berichten, daß unsere Seemacht dazu mitgewirkt habe, indem der Capitain⸗Lieutenamnt Meurer mit dem Kanonier⸗Boot Nr. 31. und einem Ruder⸗ Kanonier⸗Boot die Bewegung des Obersten Ledel unterstützt hatte.“
II.
„Nach Berichten des General⸗Lieutenants Dibbets, Oberbefehlshabers von Mastricht,
den General⸗Major von Boecop mit einer starken Kolonne nach
der Richtung von Lanaken, Veldweselt und Bessemer abgesendet, um die Umgebungen zu rekognosciren. Abends kehrte diese Ko⸗ lonne in die Festung zurück, ohne auf den Feind gestoßen zu seyn. Am Morgen des 3ten war eine Kolonne unter Befehl des Ober⸗ sten von Huadt gleichfalls nach Lanaken und Veldweselt zu aus⸗ gerückt und auch am Abend wieder zurückgekehrt, ohne eine Spur vom Feinde entdeckt zu haben. Am 4ten Morgens marschirte der genannte Oberst abermals mit einer Kolonne über Smeermas nach Lanaken. In den Dörfern, welche diese Kolonnen durch⸗ zogen, hatte der Ober⸗Befehlshaber den Einwohnern bekannt ma⸗ chen lassen, daß, wenn sie nicht von der Annäherung des Fein⸗ des gehörigen Bericht abstatteten, oder wenn sie auf unsere Sol⸗ daten schossen, ihre Gemeinden der Plünderung und Verwüstung ausgesetzt seyn würden. Auch fordert man die Auslieferung der sich vorfindenden Waffen. — Auf der Straße nach Tongeren waren am Morgen des 3. einige Doörfer durch Belgisches Kriegsvolk, worun⸗ ter Lütticher Freiwillige in Kitteln, besetzt worden; auch hatte sich eine starke Kolonne Belgier in jener Richtung ungefähr eine halbe Stunde von der Festung gezeigt. Eingelaufenen Berichten zufolge, soll ein Theil der Lütticher Bürgergarde darunter gewesen seyn. In der Stadt, wo General Dibbets am 2ten durch einen Tages⸗ Befehl den Wiederbeginn der Feindseligkeiten bekannt gemacht hatte, herrschte fortdauernd eine erwünschte Ruhe. Diese Bekannt⸗ machung sowohl, als die Nachricht, daß der Prinz von Oranien sich an die Spitze der Armee gestellt, hat unter den Soldaten den großten Enthustasmus erregt, deren Benehmen, auch auf den Streifzügen außerhalb der Festung, vom General Dibbets sehr gelobt wird.“
IUII. „In Breda sind am 5. August aus dem Haupt⸗ Quartier des Prinzen von Oranien in Turnhout 13 kriegsgefan⸗ gene Belgier angekommen, die mit den Tages zuvor dahin ge⸗ brachten 7 nach Loevestein abgefuhrt wurden. Am nämlichen Abend sind dort auch 3 von unfern bei Turnhout verwundeten Soldaten angekommen.“
Von dem Vortrage, den (wie gestern gemeldet wurde) der Minister auswärtigen Angelegenheiten in der zweiten Kammer der Generalstaaten hielt, geben wir nachstehend eine fortgesetzte Mittheilung:
„Neun Monate lang“, sagte der Minister, „gab das alte Nie⸗ derland die uͤberzeugendsten Beweise seiner Geneigtheit, die Diffe⸗ renzen mit Belgien auszugleichen, ohne das Schwerdt zu⸗ ziehen. — Die an der Graͤnze stets fortgesetzte Aufstellung der Bluͤthe der Na⸗ tion, der Aufwand von Millionen aus dem Schatze, die Gestattung der Fahrt auf der Schelde waͤhrend der Waffenruhe, die ungeraͤchten taͤglichen Invasionen in das Gebiet von Nord Brabant und See⸗ land, die Zulassung einer viele Wochen dauernden Berennung von Mastricht, die Schonung der Stadt Antwerpen, ungeachtet der un⸗ ertraͤglichsten Ausforderungen und die Anlegung von Festungswerken unter dem Geschuͤtze des Kastells und der Fiotte — solche Opfer⸗
11114“
der
“
—————
hatte derselbe am 2ten August
derlande einen Eingriff gethang
welche unter mehreren anderen das alte Nord⸗Niederland der Fu dauer der Einstellung der Feindseligkeiten gebracht hat, stellten, das National⸗Gefuͤhl und den Eifer der Flotte wie des Heeres, mit Ungeduld auf den Wink harrten, den Ruhm ihrer Vaͤter zu haupten, auf die Probe, und mehrmals mußte sich die Regierm fragen, ob diese nicht zu weit getrieben sey und ob man jenen Ei noch laͤnger zuruͤckhalten muͤsse. — Die Stunde ist gekommen, me che ihr die Pflicht, eine bestimmte Wahl zu treffen, auferlegt he Das Niederlaͤndische Manifest vom 12. Juli entwickelte die Gruͤmz welche sie verhinderten, die vorgeschlagenen 18 Praliminar⸗Artz anzunehmen, welche in das alte Grundgebiet der Vereinigten M. und uns mit einer unertre. lichen Staatsschulden⸗Last bedruͤckt haben wuͤrden. Sie sind us widerlegt worden. Nichtsdestoweniger hat der Koͤnig seine Bevoh maͤchtigten mit den noͤthigen Vorschriften versehen lassen, um der Londoner Konferenz selbst einen definitiven Vertrag zu eroͤrte festzustellen und zu unterzeichnen. Dieses allein loͤst jedoch eben wenig irgend eine Schwierigkeit auf, als es die Entwerfung Trennungs⸗Grundlagen oder der Praͤliminar⸗Artikel gethan he Nachdem Nord⸗Niederland den Anhang A. des 12ten Protokol und Belgien die damit ganz im Widerspruche seyenden 18 Praͤlim nar⸗Artikel angenommen, steht man sich jetzt, eben so wie vorhe schnurstracks einander gegenuͤber; und welche Hoffnung kann die gierung, besonders nach dem von dem erwaͤhlten Fuͤrsten abgelegt⸗ die Beraubung unseres Grundgebietes konsolidirenden Eid, von ner jetzt wieder anzuknuͤpfenden Unterhandlung ohne Unterstuͤtzu mit den Waffen hegen, da diese seit dem Herbste kein Resultat; liefert und seit den letzten Wochen eine unlaͤugbare Richtung zu G sten Belgiens genommen hat? — Der Konig hat fortdauernd undbei all vorkommenden Gelegenheiten von den bei der Londoner Konferenz vert tenen Maͤchten die unzweifelhaftesten Beweise aufrichtiger Theilnahr und Freundschaft gegen Nord⸗Niederland erhalten. Doch der Stan punkt dieser Maͤchte mit Beziehung auf die Belgischen Angeleg heiten ist der Natur der Sache nach ein ganz anderer, als der h Nord⸗Niederland. Ihr erstes Augenmert ist die Erhaltung des
gemeinen Friedens; das zweite die Beruͤcksichtigung unserer geret ten Forderungen. Fuͤr Nord⸗Niederland jedoch muß umgekehrt
erste Zweck die eigene Erhaltung und erst der zweite die Behauptm des Friedens seyn. Aus dieser Betrachtung der Maͤchte entsprmn nun waͤhrend der letzten zwei Monate die Einwilligung in die B. gischen Forderungen und die Stellung der Niederlaͤndischen in
Hintergrund. Seit dem Beginne der Empoͤrung wußte Belge jedoch von den Brandstoffen des Aufstandes, von dem Vorgeben e nicht zu beruhigenden bei seiner ganzen Bevoͤlkerung herrschend Aufregung der Gemuͤther, und von der Verwickelung Vortheil ziehen, welche seine geographische Lage hinsichtlich mehrerer maͤch gen Reiche erzeugte, um auf diese Weise, falls man in seine anme ßendsten Forderungen nicht willigen wuͤrde, den Frieden von Eun zu bedrohen. Des Koͤnigs Huͤlfsmittel, die sich auf die regelmaͤß und constitutionnelle Wirksamkeit unserer Institutionen, auf d Bestreben der Bevoͤlkerung, die gesellschaftliche Drdnung zu behau ten und auf den Muth einer ansehnlichen und trefflich eingericht
Land- und Seemacht gruͤndeten, uͤbertrafen die von Belgien, 9. sie dienten nur zu einer muͤßigen Darlegung, so lange man d Princip befolgte, sie niemals zu gebrauchen, waͤhrend das Belgise revolutionnagire Schreckbild in gleichem Verhaͤltnisse sich mehr
mehr bemerklich machte. So trug es sich denn zu, daß mn rielle Kraft einer ideellen Gestalt weichen mußte, daß Nord⸗Niehh lands Ansehen unaufhaltsam zu sinken begann und daß man d Belgischen Einfluß auf eine unerwartete Weise steigen sah.
Wiewohl des Koönigs Scharfblick, der diese Erscheinungen wad nahm, das Uebel sogleich erkannte und das Huͤlfsmittel dage, aufzufinden wußte, so zögerten doch Se. Mai. lange, zu diesem R. tungsmittel uͤberzugehen, obgleich Ihnen bewußt war, daß die ßerste Noth die Anwendung des Aeußersten rechtfertigen muͤsse. D. ses bestand darin, die Kraft von Niederlands Flotten und Heer die Waagschale zur Herstellung des Gleichgewichts zwischen Not Niederland und Belgien zu legen und den Vorhang wegzuzich hinter welchem das grinzende Bild der Belgischen Politik aufgeie war. Der Konig hat den Beschluß dazu endlich gefaßt und Befehl an seine Kriegsmacht ausgefertigt, die Unterhandlungen due die Waffen zu unterstuͤtzen. Erlangung billiger Trennungs⸗Belk qungen ist der ausschließliche Zweck jenes Befehls: aber um ihn erreichen, muß Europa sich uͤberzeugen, daß Holland eben so we als Belgien uͤbersehen werden darf, wenn der Friede behauptet n den foll und daß der ruhige stille Gang der Niederlaͤndischen Reg rung, welche die Ordnung aufrecht erhalten will, mindestens ch so sehr zu beachten ist, als das Belgische revolutionnaire Prinziy. — Der Koͤnig hat sich keinesweges verhehlt, daß der Erfolg des! thauen Schrittes im Bereiche einer festen Berechnung nicht liege, 4 die Voͤlker koͤnnen eben so wie einzelne Individuen unter Umstaͤn gerathen, in denen gerade dadurch, daß man nichts wagt, All auf das Sviel gesetzt wird. Sich den Belgischen Forderungen
terwerfen, hieße den Staats⸗Banquerott beschließen, Nord⸗Niede land der unentbehrlichen Graͤnzen berauben, die es durch das 0. Blut der Vaͤter erlangt hat, den Nationalruhm verdunkeln, den . tergang des Staates besiegeln und de lacte, die Niederlaͤnder der Reihe der unabhaͤngigen selbststaͤndigen Rationen streishen. † len die Loose nur einigermaßen natuͤrlich, so sieht der Koͤnig dü Resultate mit ruhigem Vertrauen auf die Vorsehung entgegen.“
(Eine schließliche Mittheilung aus dieser, so wie aus Rede des Präsidenten der Kammer, Herrn van Toulon, müst wir uns, wegen Mangels an Raum, noch vorbehalten.)
— Nymwegen, 7. Aug. Es geht aus neueren 2 richten, die wir aus der Umgegend von Mastricht erhalten, h vor, daß bis zum 5ten d. M. noch kein bedeutendes Hollaäͤn sches Corps zur Verstaärkung der Garnison dort angekomm war, und daß es vielmehr ein aus der Festung selbst entsande Streif⸗Corps gewesen, welches die Bürgergarden in der U. gegend entwaffnet und die Gewehre ꝛc. auf Wagen nach! Festung abgeführt hat. Vorgestern kam es zwischen einem chen Streif⸗Corps und einigen hundert Mann Belgischer Tuu pen zu einem Gefechte; nachdem sie die Belgier bis auf d halben Weg nach Tongern zurückgetrieben, kehrten die Unsrih wieder nach der Stadt zurück. Das rechte Maas⸗lfer in eit Entfermung von zwei Stunden außerhalb der Festung vor de Wyker Thore, nach der Seite von Eysden und Visé, war und der Weg nach und von Achen ohne Hinderniß zu passte Sett fünf Tagen werden die Thore verschlossen gehalten. Kö Einwohner darf ohne ausdrückliche Erlaubniß des Kommande ten die Stadt verlassen. Die Polizei in der Festung wird Strenge wahrgenommen, und es herrscht in derselben die ve kommenste Ruhe.
Antwerpen, 6. August. Unsere Stadt athmet wiede Freude und Hoffnung sind wieder in Aller Herzen eingekeg Heute Morgen ist folgende Proclamation und der nachstehen Tagesbefehl hier angeschlagen worden:
„Proclamation. Die Stadt Antwerpen ist unter den Sche Frankreichs, Englands und ganz Europas gestellt worden. Die Schutz sichert unsere Personen und unser Eigenthum gegen 10 Angriff von der Citadelle oder von den Hollaͤndischen See⸗Str kraͤften. Gegeben auf dem Stadthause, am 6. Aug. 1831. 2 Buͤrgermeister Gerhard Legrelle.“
„Tagesbefehl. Der Brigade⸗General, militairischer Goul neur der Provinz und Ober⸗Befehlshaber der Stadt und des Weit bildes von Antwerven, beeilt sich, den unter seinem Befehl steheng⸗ Truppen anzuzeigen, daß Se. Excellenz der General⸗Lieutenant uu Pair von Frantreich, Graf Belliard, und der General, Baron Chal Ober⸗Befehlshaber der Citadelle von Antwerpen uͤbereingekommg sind: daß ein Waffenstillstand zwischen der Citadelle, den H 9 ländischen Icfectreerkriften, und den Belgischen Truß
‚bis auf das Eingehen hoͤherer Befehle, welche der Baron hasse in dieser Beziehung erwartet, statt finden soll; waͤhrend der Hauer dieses Waffenstillstandes bleibt alles, was die Angriffs⸗Arbei n von beiden Seiten anbetrifft, in statu quo; und es werden Hol ändische und Belgische Kommissarien ernannt, um eine Demarka⸗ ions Linie zu errichten, welche, in Gemaͤßheit der Stipulationen der Vonvention vom 5ten November 1830, bezeichnet werden soll. — Der Beneral⸗Lieutenant, Graf Belliard, hat versichert, daß die Stadt Antwer⸗ en unter den Schutz von Frankreich, England und von ganz Europa estellt sey, ein Schutz, welcher die Personen und das Eigenthum egen jeden Angriff von Seiten der Citadelle und der Hollandischen otte sicher stelle. — Demzufolge hoͤrt jede Feindseligkeit, auf der nzen Linie, welche von der Stadt und dem Weichbilde abhängt, uf, und die geringste Verletzung dieser Verfuͤgung wird mit der oößten Strenge bestraft werden. Die Herren Befehlshaber der orps und der Posten sind persoͤnlich fuͤr die strenge Beobachtung es vorerwaͤhnten Uebereinkommens verantwortlich. — Im Fall. der egenwaͤrtige Waffenstillstand aufgehoben werden soll, wird 24 Stun⸗ en vorher davon Anzeige gemacht. Antwerpen, 6. August 1831. Her Brigade⸗General. (gez.) F. von Tabor.“
Gestern wurde der Major Gaelton, Commandeur des 3ten Zataillons des lsten Regiments, von einer starken seindlichen Holonne, welche bis 1 ½ Stunde diesseits Breschaet’s vorgedrun⸗ en war, angegriffen. Er rief den Obersten Delescaille, dessen hauptquartier in Merxem ist, zu Hülse, und der selbst mit dem ten Bataillon des 12ten Regiments ankam. garauf lebhaft angegriffen und aus seinen Stellungen verjagt. Die Holländer wurden von unseren Truppen bis West⸗Wezel ver⸗ plgt, wo sie sich indeß vor überlegenen Streitkräften zurückziehen ußten. Der von unserer Seite erlittene Verlust ist noch nicht enau bekannt, da das Gefecht bis tief in die Nacht fortgesetzt bdurde. Der Capitain Madelena ist schwer verwundet. Die Lieu⸗ enants Brandt, Marot und Campagny sind ebenfalls verwun⸗ et. — Mau hat sich die ganze Nacht bei dem St. Laurents⸗ ort geschlagen; der Feind machte einen Ausfall nach der Cita⸗ elle und griff unsere Vorposten an. Viele von den Un⸗ igen wurden aus den Trancheen vertrieben; aber wir be⸗ alten noch immer die Batterieen und Trancheen besetzt, belche der Major Stevens befehligt. Da der Feind bemerkte, aß wir, den erhaltenen Befehlen gemäß, nicht schossen, so warf
sich auf unsere Batterieen, und es gelang ihm, 3 Kanonen vernageln. Unsere Truppen sammelten sich indeß und ero⸗ erten ihre Stellungen wieder. Die Bürgergarden von Berchem, Brüssel, Borgerhont und Deurne waren mit im Feuer und ben sich tapfer geschlagen. Der Capitain Debruye hat sich sonders ausgezeichnet und wurde dem Könige vorgestellt. Dier olländer haben große Verluste erlitten. — „Die gestrigen Er⸗ gnisse“ (sagt das Journal d'Anvers) „haben uns fs neue Gelegenheit verschafft, den edlen Charakter un⸗ res Königs kennen zu lernen. Kaum erfuhr er, daß r Feind einen Ausfall aus der Citadelle gemacht habe, s er aungenblicklich sein Hauptquartier in Mecheln verließ, um ach dem Orte der Gefahr zu eilen. Mit dem General von abor, den der König nach Berchem rufen ließ, hatte er eine nterredung, welche über eine Stunde dauerte. Als der Feind erückgetrieben war, kehrte der König, in Begleitung des Kriegs⸗ inisters, zu Pferde nach Mecheln zurück.“
Brüssel, 6. Aug. Eme heute erschienene außerordentliche zeilage des Belgischen Moniteurs enthält Folgendes über e Aufnahme des Belgischen Gesandten in Paris: „Da der inister der auswärtigen Angelegenheiten Heern Lehon aungezeigt tte, daß Se. Majestat der Köonig der Franzosen ihn am 4ten igust in seiner Eigenschaft als bevollmachtigten Minister und ißerordentlichen Gesandten Sr. Majestät des Königs der Bel⸗ er empfangen würden, so begab sich Herr Lehon zur destimmten ötunde, in Begleitung der Herren Legations⸗Secretaire Rogier nd Vanderstraeten⸗Ponthoy, nach dem Palais⸗Royal. Daselbst gekommen, wurde Herr Lehon von den dienstthuenden Adju⸗ ten empfangen, welche ihn unmittelbar darauf in den Thron⸗ zaal zum Könige führten. Der Herzog von Nemours befand h bei Sr. Majestät; der Herzog von Orleans war abwesend, d Se. Majestät drückten mehrere Male das Bedauern aus, elches der Prinz empfinden würde, bei dieser sfeierlichen Au⸗ enz nicht gegenwärtig seyn zu konnen. Nachdem Herr Lehon m Könige der Franzosen das eigenhändige Schreiben Sr. Ma⸗ stät des Königs der Belgier, durch welches er akkreditirt wurde, erreicht hatte, richtete er an den König Ludwig Philipp einige Porte, womit er ihm die Thron⸗Besteigung des Königs der zelgier anzeigte und die Gesinnungen der Anhänglichkeit seines ouverains für den König, seine Familie und für Frankreich sdrückte. Er fügte hinzu, daß der Koͤnig Leopold auf die reundschaft und den Beistand Frankreichs rechnete, im Fall die mstände so schwierig würden, um dieselben in Anspruch zu ehmen. Er schloß mit der Aeußerung, wie glücklich er sich hle, die Belgier bei einem Monarchen zu revpräsentiren, eelcher ihnen eine so aufrichtige Freundschaft bezeigte. Der oönig Ludwig Philipp antwortete folgendermaßen: „„Der bnig Leopold kennt die wahrhafte Anhänglichkeit, welche Ich ihm hege, und eben so kennen die Belgier ganz das Inter⸗ e, welches Frankreich und Ich ihnen gewidmet haben. Bel⸗ en muß frei und unabhängig seyn; es kann auf den Beistand antreichs rechnen; Meine beiden Söhne und die Französtschen Fataillone werden ihm zu Hülfe eilen, wenn seine Unabhängig⸗ fit bedroht würde.““ Schließlich versicherte der König dem errn Lehon, daß er mit Vergnügen vernommen habe, daß der önig Leopold ihn von neuem an Seinem Hofe akkreditirt habe, nd wiederholte mehreremale, daß Er es ihm ganz besonders auf⸗ ige, dem Könige der Belgier die lebhafte Freundschaft, die efrichtige Anhänglichkeit und das Interesse, welches er unserem zonverain widme, auszudrücken. — Nach dieser feierlichen Au⸗ enz unterhielt sich der König in seinem Kabinet mit Herrn hon beinahe eine halbe Stunde lang und war so gnädig, ihm s Schreiben vorzulesen, welches er an den König Leopold, als twort auf dessen Schreiben, gerichtet hatte. — Vom Könige rde Herr Lehon durch die Adjutanten zur Königin geführt, eiche von ihren drei Prinzessinnen Töchtern umgeben war. Nach⸗ m Herr Lehon der Königin die Huldigung der Gesinnungen s Königs der Belgier dargebracht hatte, fügte er hinzu, daß Monarch die Hoffnung hege, daß seine neue Stellung die ande, welche ihn schon so lange an Ihre Majestat und Ihre amilie fesseln, nur noch verstärken könne. Die Königin drückte
en,
ihrer Antwort mit einer rührenden Empfindung ihre lebhafte
eilnahme für die Belgier aus: „„Ich gebe Ihnen heute““, gte sie, „„den Beweis davon; mein Sohn — auf den Her⸗ g von Nemours zeigend — ist im Begriff, zu ihrer Verthei⸗ gung zu eilen; Ich habe nicht nöthig, hinzuzufügen, für wen eine Wünsche sind.““⸗ Als Herr Lehon die Königin verlassen tte, wurde er der Madame Adelaide vorgestellt, welche ihm eeselben Gesinnungen für den König Leopold ausdrückte und
mit Versicherungen eines besonderen Wohlwollens entließ. — err Lehon zog sich darauf zurück, durchdrungen von dem über⸗ s wohlwollenden Empfang, welcher ihm vom Köntge und
Der Feind wurde
1299
Seiner erhabenen Familie zu Theil geworden war, und besonders ergriffen von den Worten der Theilnahme und der Liebe für die Belgier, welche er in dieser feierlichen Audienz vernommen hatte.“
Am 3. August, um 7 Uhr Abends, empfing Herr Lehon die Depesche, womit ihm der Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten das Schreiben des Generals Chassé übersandte. Herr Lehon theilte dasselbe unverzüglich dem Grafen Sebastiani mit, welcher noch denselben Abend einen Minister⸗Rath zusammen⸗ berief. Am andern Morgen wurde ein Courier nach dem Haag gesandt, welcher dem Herrn Polydor de la Rochefoucault den Befehl brachte, dem Koöͤnig von Holland zu erklären, daß jeder Angriff auf Belgien als ein Akt der Feindseligkeit gegen Frank⸗ reich betrachtet werden würde.
Der General Ghiny ist heute von Brüssel nach dem Haupt⸗
quartier in Mecheln abgegangen. Der General Goblet ist heute mit mehreren Offizieren des Generalstabes nach der Gränze gereist; er ist beauftragt, die ganze Linie zu inspiciren und dem Könige genaue Notizen über die Stellung beider Armeen zu ver⸗ schaffen und Tag für Tag einen Bericht über die Bewegungen der Truppen einzusenden. „Der Belgische Moniteur theilt nachstehende Berichte über die Kriegs⸗Ereignisse mit: „Unser Feind scheint in seinem Marsche anzuhalten. Es ist wahr, daß er bis Diest vorgedrun⸗ gen ist; aber dies darf keinen Grund zur Besorgniß geben. Man darf nur einen Blick auf die Karte werfen, um sich zu beruhi⸗ gen. Man steht, daß der Raum, den die Holländer bis jetzt zu⸗ rückgelegt haben, gerade zwischen der Maas⸗ und Schelde⸗Armee liegt. Es war ihnen also leicht, bis nach Diest zu kommen, da sie kein Hinderniß auf ihrem Wege fanden. Wenn sie aber wei⸗ ter vorgehen, so wird diese Bewegung wahrscheinlich nicht un- günstig für uns ausfallen. Nach Berichten, welche indeß nicht offiziell sind, wären die Holländer, die Prinzen von Oranien und Sachsen⸗Weimar an der Spitze, in Diest eingerückt. Es scheint, daß sie die Absicht haben, sich nach Hasselt zu begeben. In den Umgebungen dieser Stadt besindet sich die Maas⸗Armee. — Ue⸗ brigens sind heute keine wichtige Nachrichten von der Armee eingegangen.“
Aus Gent wird gemeldet, daß, nach einem Bericht des Obersten, welcher in Westflandern kommandirt, der Feind eine Bewegung gegen die Posten von Haregens und Houͤcke gemacht habe; es sey indeß eine Compagnie des 1sten Bataillons des 6ten Regiments nach diesem Punkte abgesandt worden, und es schiene, daß sich der Feind zurückgezogen habe.
Der Bürgermeister von Maldeghem hat durch einen Spion in Erfahrung gebracht, daß die Holländer 800 Matrosen erwarten, und er befuͤrchtet, daß dieser Ort morgen angegriffen werden wird.
— Brüssel, 6. Aug. Die Belgier scheinen die Probe, auf welche sie durch die unerwartete Demonstration der Hollän⸗ der gestellt worden, bestehen zu wollen, denn die Begeisterung, die sich hier jetzt und wie es scheint, überall im Lande kund giebt, läßt sich nur mit dersenigen vergleichen, deren Zeuge der Absen⸗ der dieses Schreibens vor 18 Jahren in Deutschland gewesen ist, als es dort ebenfalls galt, den auswärtigen Feind zu vertrei⸗ ben und die gefährdete National⸗Unabhängigkeit zu vertheidigen. Den Belgiern, wie sie sich jetzt zum Kampfe gerüstet, fehlt un⸗ streitig sehr viel, um einen Angriff tapferer und gut angeführter Soldaten auf die Länge der Zeit zurückzuhalten; denn Freiwilligen und Bürgergarden sind meistens noch schlecht exrercirt und in größeren Manövers noch gar nicht geübt; in offe⸗ ner Feldschlacht durften sie es daher mit einem strategischen Feinde nicht aufnehmen konnen, dagegen um so sicherer im klei⸗ nen Kriege, wo sie sowohl durch Gewandtheit als durch Bra⸗ vour nicht bloß einem gleich starken, sondern einem weit überle⸗ genen Feind die Spitze bieten werden. Der Zeitpunkt, den die Holländer zu ihrem Angriffe gewählt haben, ist, aus einem ganz ruhigen Gesichtspunkte betrachtet, nicht der richtige zu nennen. Vor der Erwählung und Ankunft des Prinzen Leopold, wo die Nation in ihren Wünschen und Bestrebungen mehr zer⸗ splittert war, hätte leicht eine Holländische Armee, wenn auch nicht bis Brüssel kommen, doch mindestens festen Fuß in Belgien fassen konnen. Dies aber wird jetzt, und wenn die Holländer nicht eine große Schlacht mit Vortheil liefern, nur mit vielen Aufopferungen für kurze Zeit möglich seyn. Das erste sowohl als das zweite Aufgebot der hiesigen Bürgergarde ist bereits zur Armee aufgebrochen, und ein großer Theil des dritten hat ebenfalls schon die Capitulation zum Ausmarsche unterzeichnet. Gestern, als die Chastelerschen Jäger ausmarschir⸗ ten, ereignete sich der Umstand, daß ein Individuum, das in diesen Tagen seinen Abschied von dem genannten Jäger⸗Corps ge⸗ nommen hatte und das zufallig auf der Straße in Civilkleidern gesehen ward, von dem Volke öffentlich verhöhnt und nur durch die Flucht vor Mißhandlungen sich retten kommnte. Dieser und andere Züge bezeichnen die Stimmung im⸗Allgemeinen, die sich jetzt bedeuten⸗ der als früher, für den König Leopold ausspricht, weil man in ihm auch die ganze Nation beleidigt glaubt und der Ruf „Es lebe Leopold!“ der jetzt durch die Straßen ertönt, ist aufrichtiger gemeint, als derselbe Ruf, den man bei der Ankunft des neuen Herrschers vernahm. Inzwischen ist doch auch wie⸗ derum der Begeisterung, wie sie in unseren Zeitungen sich darstellt, kein unbedingter Glauben zu schenken. Ge⸗ wohnt zu übertreiben, thun sie es noch mehr, wo es einem anscheinend edlen Zwecke gilt und hier scheuen ste sogar, wenn von den Holländern die Rede ist, die gröbsten Lügen nicht. Der Unbefangene nimmt daher auch die Berichte vom Sengen und Brennen, Plündern und Morden des Feindes, die gewöhnlich in unsern Zeitungen mit großen Buchstaben hervorgehoben werden, nur mit Vorsicht auf, verwirft aber unbedingt, was in dieser Hinsicht das Journal des Flandres und der Polttique er⸗ zählen, deren Wahrhaftigkeit längst schon nicht mehr die Probe bestanden hat. Die vorgestern verbreitet gewesenen Gerüchte haben sich nur theilweise bestaͤtigt; auch der angekündigte Ministerwech⸗ sel ist noch nicht eingetreten, dürfte jedoch in den morgenden Zei⸗ tungen publicirt werden.
Mons, 6. Aug. Der hiesige Beobachter meldet: „Ein Schreiben, das wir so eben aus Maubeuge erhalten, meldet uns die in dieser Stadt erfolgte Ankunft der beiden ältesten Söhne des Königs der Fraͤnzosen. Der Herzog von Orleans musterte die dortige Besatzung und richtete an dieselbe die nachstehenden Worte: „„Meine Freunde, der Marschall Gérard kommt mit 50,000 Mann; ich will neben ihm meine ersten Waffenthaten für die Sache der Völker und die Vertheidigung der Freiheit vollführen.’““— Man verstichert uns, daß die Franzosen bereits unsere Gränze von der Seite von Lille überschritten hätten, und daß sie mit forcirten Maͤrschen auf Gent losgehen.“
Lüttich, 7. Augyst. Das hiesige Journal theilt fol⸗ gende, angeblich offizielle, Nachrichten mit: „Man schlägt sich in der Gegend von Hechteren, nahe bei Peer. Die Hollän⸗ dischen Tirailleurs sind im Geschwindschritt zurückgedrängt. Wir fingirten einen Rückzug, aber der Feind ging nicht in die Falle
die
Der Oberst⸗Lieutenant Devillers, der, aus Mons gehürtig, in Holländischen Diensten geblieben ist, befindet sich unter den Todten. Sein Fall beschleunigte die Flucht seines Bataillons; 3 Kanonen, 1 Fahne, 1 Oberst und Gefangene von allen Waf⸗ fen⸗Gattungen sollen in unsere Hände gefallen seyn. Nach⸗ schrift. Ein so eben aus Hasselt eingegangener Brief verkün⸗
digt die Gefangennahme von 3000 Holländern.“”) “ vcees Polen. „ 5 H Warschau, 3. Aug. Die vorgestrige Sitzung der Land⸗ boten⸗Kammer begann damit, daß das diplomatische Comité über mehrere Anträge Bericht erstattete. Im Namen dieses Comité's machte der Landbote Morawski die Kammer zuerst auf den Antrag des Landboten Jelowizki aufmerksam, welchem zufolge eine Adresse an die Repräsentativ⸗Kammern Frankreichs und Englands gerichtet werden sollte. Das Comité, in Be⸗ tracht, daß in monarchisch⸗constitutionnellen Verfassungen die höchste Gewalt getheilt sey und nur ein Theil derselben, näm⸗ lich der legislative, in den Kammern beruhe, war der Meinung, daß es ungehörig sey, sich an letztere in Angelegenheiten zu wenden, die allein der exekutiven Gewalt zukämen; wenn auch durch das Zusammentreffen der Umstände in Polen die Kammern jetzt einen Theil der vollziehenden Gewalt ausübten, so verhalte sich doch im Auslande die Sache ganz anders, und man würde vergeblich von den Kammern eine Unterstützung erbitten, welche die Kabinette verweigerten; endlich komme noch hinzu, daß in Repräsentativ⸗Regierungen die Mini⸗ sterten sich nur insofern behaupten könnten, als sie die Majorität der Kammern für sich hätten, woraus sich ergebe, daß die Ab⸗ sichten des Französischen und Englischen Kabinets in Bezug auf Polen zugleich die ihrer Kammern seyn müßten, und daß daher eine Appellation an diese letzteren sogar überflüssig wäre. Der Landbote Jelowizki sagte, als Erläuterung seines Antrages, daß er dabei nicht den Zweck gehabt, von den Repräsentativ⸗ Kammern Frankreichs und Englands das zu begehren, was man lediglich bei den Kabinetten zu beantragen habe, sondern viel⸗ mehr ihre Sympathie für die Polnische Sache zu wecken und sie geneigt zu machen, in dieser Sache ihre Stimme an die Monarchen zu erheben. Doch erklärte er sich bereit, den An⸗ sichten des diplomatischen Comité's nachzugeben; um indeß die fremden Nationen genauer von der Lage Polens zu un⸗ terrichten, schlug er zwei Mittel vor, nämlich ein Manifest an Europa zu erlassen, oder auch eine amtliche Zeitung, als Organ des Willens der Kammern und der Regierung, einzuführen. Der Landbote Wenzyk erklärte das erstere für minder nöthig, da das diplomatische Comité durch Cirkulare an alle seine Agenten die wichtigsten Ereignisse in Bezug auf die Polnische Sache zu verbreiten pflege, dagegen war er einverstanden mit der Idee, ein offizielles Journal zu errichten. Ihm stimmte der Landbote Nakwaski bei, nur meinte er, daß jene Cirkulare nicht immer ganz den allgemeinen Wünschen entsprächen. Er verlangte über⸗ dies von dem diplomatischen Comité einige Aufklärungen in diese Hinsicht; da jedoch die Kammer entschied, daß dieser Gegen⸗ stand fücr die Sonnabend-Sitzungen gehöre, und der Land⸗ bote Jelowizki seine Anträge schriftlich einzureichen versprach, so ging die Kammer zu einer anderen Angelegenheit über. Zuletzt kam noch ein Gesetz⸗Entwurf zur Diskussion, wodurch die National⸗Regierung ermächtigt wird, für den Fall einer Bela⸗ gerung der Hauptstadt, wo die Zufuhr schwierig seyn würde, 6 — 12,000 Stück Schlachtvieh, welches eine Quantität von 24,000 Centner Fleisch liefern würde, zu requiriren. Von Sei⸗ ten der Regierung wurde die Nothwendigkeit dieses Projekts durch den Staatsrath Lewinski und von Seiten der Reichstags⸗Kommits⸗ sion durch den Deputirten Klimontowicz gerechtfertigt. Zwar liet sich im Allgemeinen keine Stimme dagegen vernehmen, doch sprachen Einzelne gegen gewisse Bestimmungen desselben und gegen das Vera-: fahren der Regierung, welche durch ihre Verordnung vom 16tehmn8 Juli schon Requisttionen von Schlachtvieh angeordnet hatte, ohne vorher den Kammern in dieser Beziehung einen Gesetz⸗Entwurf vorzulegen. Diesen Vorwurf beseitigten der Minister des In⸗ nern, der Staatsrath Lewinski und Andere dadurch, daß sie erklärten, es sey damals, als die Regierung diese Verfügung ge⸗ troffen, nur die kleine Vollzahl der Kammern versammelt gewe⸗ sen, und diese habe sich nicht für befugt gehalten, über einen solchen Gesetz⸗Entwurf zu entscheiden. Am Schluß wurde das eimgebrachte Projekt noch einmal an die Kommissionen verwiesen, um einige Artikel desselben umzuarbeiten. Gestern meldeten hiesige Blätter, daß am Sonnabend Abend (den 30sten v. M.) plötzlich alle Russische Truppen, welche, einige 1000 an Zahl, bei⸗ Siedlce ihr Feldlager hatten, sehr schnell. durch Losice über den Bug aufgebrochen seyen, und daß man sich dieses Manöver nicht zu erklären wisse. Es hatte sich in die⸗ ser Beziehung durch Juden, welche aus Siedlre, Konstantinow und Miendzyrzecz ankamen, das Gerücht verbreitet, daß General Dembinski sich von Swislocz der Stadt Brzesc⸗Litewski genä⸗ hert und dieselbe mit Sturm genommen habe. Aluch in dem Corps des Generals Rüdiger, der sich plötzlich wieder von der Weichsel zurückzog, wollte man eine große Bewegung wahr⸗ genommen haben. Heute widerlegt indeß die Staats⸗Zei⸗ tung die Nachricht von der Einnahme der Stadt Brzesc und erklärt die schnelle Wendung des Golowinschen Corps dadurch, daß, als Dembinski mit seinem Corps über den Bug gegangen sey, die Russen befürchtet hätten, er möchte sie im Rücken an-⸗ greifen. Gestern hat der genannte General seinen Adjutanten mit der Nachricht an den Kriegs⸗Minister gesandt, daß er sich der Hauptstadt nähere. Es heißt, daß er vorgestern in Stotczek, jenseits des Liwiez, eme sichere Posttion eingenommen hatte, wo ihn die Russen nicht angreifen konnten, und daß er den weiteren Befehlen entgegensehe, ob er sich entweder heute nach Praga heranziehen oder den General Golowin angreifen solle. Er soll 5000 Mann Kavallerie, 6 Geschütze und viele Verwundete, Ge⸗- fangene und Munition, die er unterweges genommen, bei sich b führen. In seinem Corps befinden sich angeblich Abtheilungen der Kalischer Kavallerie, des 18ten Infanterie⸗Regiments, der Schamaitischen Jäger und anderer Insurgenten⸗Corps; auch der Oberst Rozyzki soll sich mit ihm vereinigt haben. 1 Warschau, 4. August. In der Staats⸗Zeitung wird gemeldet: „Jenseits der Bzura streifen bis jetzt nur noch schwa-⸗ che Abtheilungen Russischer Kavallerie umher. Die Avant⸗Garde 11128 wird vom General Witt kommandirt. Der Feldmarschall Paske: witsch befand sich vor 3 Tagen in Kutno.“ .“ Die heutige Warschauer Zeitung meldet, daß der Ad⸗ jutant des Generals Dembinski den Letzteren in Jadow verlassen habe; gestern früh habe sich dieser General bereits auf seinem Wege nach Warschau in Radzymin befunden und sey am Abend in der Hauptstadt angelangt, wo er sich sogleich zu der National⸗ Regierung begab. Ferner berichtet dieses Blatt, daß nach neueren Nach⸗ richten aus dem Sandomirschen, der General Rüdiger von neuem
11“”“]
“
an mehreren Orten, namentlich bei Rachow, Josefow und So⸗
8