iin Rom, in 1 scchraͤnkt, seine Herrschaft ohne Nebenbuhler. in Oesterreich aufgeopfert, habe man Belgien England preisgegeben,
“ willen und Erstaunen Belgien unter Eng
man ihnen
111“ Explosion
das Reglement jede
aauf diesem Throne sitzen wuͤrde, wenn seine Gattin noch lebte.
vppon einer Mauer aufgehalten zu werden.
ben
gen seinem
halten). 2 kusston fortsetzen, zuvor aber verlangte der Fin
das Wort und legte der Kammer einen neuen⸗ vor, wodurch die provisorische Fort⸗Erhebun 1 2t noch um 2 Monate, naämlich bis zum 1. November, verlängert und den Ministern zur Bestreitung der gewöhnlichen Ausgaben ihrer Departements ein nachträglicher Kredit von 125,000,090 Fr. eröffnet werden soll. General Lam argne setzte hierauf die Berothungen über die Adresse in folgender Weise sort;
„Das so laut geforderte Abtreten unserer Minister ließ uns be⸗ fuͤrchten, daß sie die Unmdͤglichkeit fuͤhlten, ihr System zu verthei⸗ digen; in diesem Falle waͤre es wenig großmuͤthig gewesen, Gegner zu bekaͤmpfen, welche Gnade rufen und sich fuͤr uͤberwunden beken⸗ nen. Auf einen Augenblick durch die sich aͤußernde offentliche Mei⸗ nung erschuͤttert, hat das Ministerium aber wieder Muth gefaßt und nimmt vollstaͤndig die unlaͤngst so verlassene Bank ein. (Vier Mini⸗ ster sind gegenwaͤrtig, naͤmlich die Herren Sebastiani, Barthe, Louis und Rigny.) Fuͤr uns entsteht daraus die Pflicht, aufs neue Feh⸗ ler und Jerthuͤmer hervorzuheben, welche die Wuͤrde und die In⸗ teressen Frankreichs bloßgestellt haben; wir sind dabei um so mehr im Vortheil, als die Ereignisse alle unsere Prophezeiungen gerecht⸗ fertigt haben. Wir haben Euch, vorausgesagt, daß Ihr, indem Ihr die von Euch auf dieser Rednerbuͤhne feierlich aufgestellten Prinzipien verletzen ließet, von einem Zugestaͤndnisse zu dem anderen fortgeris⸗ jen werden und die Zuncigung der Voͤlker verlieren wuͤrdet, ohne das Vertrauen der Koͤnige zu erhalten. Das Einschreiten Oester⸗ reichs in Modena, das shr zugabt, nachdem Ihr Euch demselben umtlich widersetzt, hat diese Macht nach Bologna und Ankona ge⸗ fuͤhrt und sie zum Herrn von ganz Mittel⸗Italien gemacht. Oesterreich hat das erlangt, wonach es seit mehr denn drei Jahr⸗ hunderten strebte, und was unsere Vaͤter seit mehr denn drei Jahr⸗ hunderten zu verhindern suchten, was im Jahre 1629 sogar den schwachen Ludwig XIII. zu den Waffen greifen ließ; es herrscht uͤber IFtalien.“ * 8 Praktaten zuwider, die ihm nicht gestatteten, sich auf dem rechten üfer des Po festzusetzen, Ferrara, Comacchio und den wichtigen Punkt Piacenza militairisch besetzt; es behandele Parma, worauf es feine Reversibilitaͤts⸗Anspruͤche besitze, wie Modena; auch Massa habe es besetzt, und die Oesterreichische Armee bilde jetzt eine Linie vom Adriatischen bis zum Mittellaͤndischen Meere; in Neapel wie Florenz wie in Turin sey Oesterreichs Einfluß unbe⸗
Angelegenheiten die Rednerbühne einen Auszug 8 Vortrage müssen wir uns aus Mangel an Raum vorbe⸗ Der General Lamargue wollte demmichfi die Dis⸗ anz⸗Minister
Gesetz⸗Entwurf
und hier koͤnne das Ministerium nicht einwenden, daß es einen Krieg um Prinzipien habe vermeiden und sich nur mit den Interessen des Landes beschaͤftigen wollen; nirgends habe Frankreich positivere, un⸗ bestreitbarere Interessen gehabt, und uͤber keinen Punkt sey die offentliche Meinung einstimmiger gewesen; in eFege-. habe man mit Un⸗
Englische Herrschaft kommen sehen. Deerr Franzoͤsische Bevollmaͤchtigte in London habe vollbracht, was sogar der altere Zweig der Bourbonen nie zugegeben haben wuͤrde; er habe den einzigen politischen Fehler gut gemacht, den Napoleon in seinen Memoiren dem egoistischen England vorwerfe; dieses sey naͤmlich jetzt im Besitze Belgiens. Durch Hannover staͤnden England alle Absatzwege nach dem noͤrdlichen Deutschland, durch Portugal alle Handelsstraßen nach der Pyrenaͤischen Halbinsel offen, und Bel⸗ gien werde fuͤr England zugleich ein Bruͤckenkopf in militairischer Hinsicht und ein zweites Hannover seyn, um mit seinen Erzeugnissen
das noͤrdliche Frankreich und das suͤdliche Deutschland zu uͤber⸗
schwemmen. Das Ministerium werde vielleicht einwenden, der von den Belgiern frei gewaͤhlte Prinz Leopold sey kein Englaͤnder, und er sey nur darum gewaͤhlt worden, um aus dem unentwirrbaren La⸗ byrinthe der Diplomatie herauszukommen. Das sey aber unge⸗ gruͤndet; die Belgier haͤtten ihn vielmehr nur darum gewaͤhlt, weil alle Hoffnung zum Eintritte in die große Familie geraubt und ihnen einen Sohn Ludwig Philipps verweigert haͤtte, und weil er eben
ein Englaͤnder waͤre und ihnen den Schutz dieser großen Nation verspraͤche.
Jeden Zweifel benehme in dieser Hinsicht die Aecußerung, welche,
8 88 üm den unentschlossenen Kongreß zu bewegen, in der Sitzung vom
3 Juli Herr Lebeau, der Sebastiani Belgiens, gethan habe. (Allge⸗ 1 der Mißbilligung; mehrere Stimmen: das ist nicht parlamentarisch! Zur Ordnung!/ Zur Ordnung! Der Prasident: Ich habe, meiner Pflicht gemaͤß, den Redner daran erinnert, daß da Persoͤnlichkeit untersagt.“) General Lamarque fuhr, nachdem er die Absicht einer Persoͤnlichkeit gelaͤugnet, fort: „Herr Lebeau sagte damals: „„unsere Zukunft hat zur Buͤrgschaft den edlen Charakter dieses 99 der der Koͤnigl. Familie Eng⸗ lands angehoͤrt und die Aussicht auf die dereinstige Regentschaft die⸗ ses Koͤnigreiches hat.“% ꝑEr ist also ein Englaͤnder, dieser Prinz, der sich mit der Englischen Thron⸗Erbin vermaͤhlte und der biest
an hat also die Protokolle, welche die fuͤnf großen Maͤchte ausschlossen, verletzt, und zwar zum Nachtheile Frankreichs. Die weise Politik unserer Vorfahren hatte kleine Staaten zwischen die großen zu stellen versucht, um jeden Vorwand zu Kollistonen zu vermeiden; wir aber, nicht da⸗ mit zufrieden, daß wir Preußen zum Nachbar haben, lassen die Eng⸗
aͤnder uͤbers Meer kommen, um ihnen einen Theil unseres Galliens
vreiszugeben. Unbesonnene Minister! sind die Lehren der Vergangen⸗ heit fruchtlos fuͤr Euch? Wißt Ihr nicht, daß 300 Jahre des Krie⸗ ges und Ungluͤcks auf die Preisgebung der Guyenne an England folgten? Sind die Namen Crecy, Poitiers, Azincourt aus Eurem
Gedaͤchtniß entschwunden? Glaubt Ihr, daß ein Englischer Prinz
in Bruͤssel fuͤr Paris jetzt nicht gefaͤhrlicher sey, als im 13ten Jahr⸗
hlunderte einer, der in Bordeaur residirte; Man sagt, die Bel⸗
Festungen sollten geschleift werden; das ist aber nur
gischen
DRkeeine unbestimmte Zusicherung, die stuͤrmischen Diskussionen offe⸗ nes Feld
diese haben schon in den Belgischen Blaͤt⸗ tern und im Englischen Parlament mit Bitterkeit begonnen. Welche Festung will man schleifen? Ostende ht England wird diesen fuͤr dasselbe so wichtigen Hafen nicht ohne Waäͤlle lassen wollen. Etwa Ppern, wohin so viele Chausseen fuͤhren? Oder Mons und Tournay, welche die Ebenen von Jemmappes und Fontenoy beherrschen? Nein, man wird uns beweisen, daß wir an⸗ dere Festungen den Belgischen gegenuͤber liegen haben, die unsere Graͤnze beschuͤtzen, und man wird jene fuͤr die Vertheidigung Bel⸗ giens nothwendig sinden. Um Frankreichs Graͤnzen zu schwaͤchen, wurde die furchtbare von Vauban's Genie errichtete Vertheidigungs⸗ Linie auf drei Hauptpunkten durchbrochen. Landau oͤffnet den Oester⸗ reichern und Baiern den Elsaß und die Defiléen der Vogesen; Saar⸗
laͤßt;
louis giebt Lothringen den Preußen preis, die, zwischen Metz und
Saargemuͤnd durchmarschirend, nach Nancy
Llanger koͤnnen, ohne verd. Der gefaͤhrlichste Paß, weeil er den geraden Weg nach Paris oͤffnet, ist aber der, welcher durch die Abtretung von Philippeville und Marienburg an die Nie⸗ derlande entstanden ist. Zwischen Rocroi und Avesnes durchdrin⸗ gend, kann der Feind auf Vervins und Laon marschiren, Soissons umgehen und von einer einzigen Schlacht das Schicksal unserer Hauptstadt abhaͤngig machen. Aber gerade Philippeville und Ma⸗ rienburg wird man schleifen; fuͤr uns waͤre es aber besser, wenn sie bestehen blieben, denn wir werden sie uns doch einst wieder erobern und haͤtten dann nicht Millionen fuͤr neue Festungsbauten auszuge⸗ Das Benehmen unseres Bevollmaͤchtigten ist eben so strafbar, als unbegreiflich; zwanzig Protokolle haben erklaͤrt, daß Belgien nur
auf das 1789 von ihm besessene Gebiet Anspruch machen koͤnne; da⸗
mals besaß es aber weder das Herzogthum Bouillon, noch Marienburg, nooch Philippeville; diese Plaͤtze gehorten seit Ludwig XIV. Frankreich, und wir haben also nicht einmal das Erbtheil unserer Vaͤter zuruͤck verlangt. Das heißt die Liebe zum Frieden zu weit treiben, und trotz aller Opfer wird er nicht erhalten werden. Nachdem wir den Belgischen Tvhron ausgeschlagen, um Krieg zu vermeiden, beginnen wir ihn,
um einen Englischen Prinzen zu vertheidigen; dessenungeachtet muß
ig der direkten Steuern
Oesterreich halte, fuhr der Redner fort, den Wiener
Nachdem man Italien
gewiß nicht, denn
1324
man einraͤumen, daß das Ministerium in diesem Falle gethan hat, was die Klugheit erforderte. Doch verhehlen wir es uns nicht: Es ist so viel entzuͤndbarer Stoff in Europa vorhanden, daß ein Schuß auf der Schelde und der Maas eine große Feuersbrunst herbeifuͤhren könnte. Huͤten wir uns, den Rath zu befolgen, den uns gestern unser Pre⸗ mier⸗Minister gab, daß wir naͤmlich keinen Krieg um Prinzipien fuͤhren sollen. Ein solcher Krieg ist aber der einzige der uns zusagt, der einzige, in welchem wir unuͤberwindlich seyn werden. Die Kugeln reichen weit, wenn Grundsaͤtze darauf eingegraben sind, die allen Voͤlkern werth sind. Uns auf einen mechanischen, materiellen Krieg beschraͤnken, hieße das Vaterland verrathen und in einen ungleichen Kampf stuͤrzen, wo die Mehrzahl siegen wuͤrde. Nur auf Kriege dieser Art kann man den Grundsatz anwenden: Gott ist stets fuͤr die großen Ba⸗ taillone; wenn aber ein Heer voll Begeisterung, wie das Gustav Adolphs, oder voll Vaterlandsliebe, wie das Polnische, auf dem Schlachtfelde erscheint, um zu siegen oder zu sterben, so uͤberwindet es die Mehrzahl. Lassen sie uns daher einen politischen Glauben haben und fuͤr ihn kaͤmpfen. Indem ich den letzten Schritt des Mini⸗ steriums, das auf unsern Baͤnken nie eine systematische Opposition erfah⸗ ren wird, billige, — tadle und beklage ich sein Benehmen gegen Italien, Belgien und namentlich gegen Polen. Um Polen zu retten, sagte man in Bruͤssel und Paris, habe man den Thron dem Prinzen Leopold gegeben. England habe nur um diesen Preis dafuͤr mitwirken wollen. Man täuschte uns; haͤtte man wirklich diesen Entschluß gefaßt, so wuͤrde man ihn laut aussprechen. Sie wird also in Erfuͤllung gehen, jene traurige Prophezeiung, die der Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten auf dieser Tribune ausgesprochen haben soll, denn ich selbst habe sie nicht gehoͤrt: Polen wird untergehen, die Franzosen des Nordens werden untergehen. (Stimmen von der Linken: „Wir ha⸗ ben es gehoͤrt.“ Graf Sebastiani: „Sie haben es nicht gehort!“ Hr. Mauguin: „Wir koͤnnen viele Zeugen dafuͤr aufstellen.“) Wir sollten also 1500 Millionen hergegeben haben und ein Heer von 500,000 Mann besitzen, um der Hinrichtung Italiaͤnischer Patrioten, der Thronbesteigung eines Englischen Prinzen und dem Leichenbe⸗ gaͤngniß einer befreundeten Nation beizuwohnen? Sie werden sich solchen Akten nicht beigesellen und nicht ein System billigen, das fuͤr die Geschichte Seiten liefert, wie die letzten Jahre Ludwigs XN.; Sie werden daher eine Adresse verbessern, die nicht die wahren Gesin⸗ nungen Frankreichs enthaͤlt.“ . 1
Nachdem zur Widerlegung des Generals Lamarqgue der Graf Sebastiani zum zweitenmale das Wort ergriffen hatte, ließen sich noch die Herren Maugnin, Bignon, der Graf Sebastiani
zum drittemnale, und endlich Herr Salverte vernehmen, wor⸗
auf die Fortsetzung der Diskussion auf den folgenden Tag anbe⸗ 111131“
Paris, 11. Aug. Der Kbönig ertheilte gestern dem Groß⸗ Referendarius der Pairs⸗Kammer, Marquis von Semonville, eine Privat⸗Audienz und besuchte Nachmittags, von der Königl. Familie begleitet, die Gemalde⸗Ausstellung im Louvre, die mit dem 15ten d. geschlossen wird.
Die Regiernng hat die vom Journal des Débats gestern gegebene Nachricht von neuen Umuhen in den Päpstlichen Le⸗
gationen durch einen Anschlag an der Börse für ungegründet
erklären lassen.
Der Temps bemerkt über die vorgestrige Sitzung der Depu⸗ tirten⸗Kammer: „Der aufmerksame Beobachter sah, daß die Kammer sich weder von Besoranissen noch von Leidenschaften hinreißen lassen wollte. Die Adresse wurde mit ruhiger Kälte angehört, die Rede des Präsidenten erregte weder Mißbilligung noch Beifall. Der weniger gemessene Vortrag des Herrn Thiers ließ die Kammer besser erkennen. Sie zeigte keine große Furcht vor dem Kriege; die Besorgniß vor der Propaganda hat bei Niemand Eingang gesunden, das Lob des Konvents fand auf keiner Bank Anklang, die Bemerkung, daß wir unsere Pläne auf Belgien aufschieben müßten, wurde von der rechtlichen Gesinnung zuruckgewiesen; mißbilligendes Gemurmel, als von dem stalu quo der Verwaltung die Rede war, zeigte, daß man das Bedürfniß von Reformen fühlt, und die Aeußerung, daß neunzehn seit einem Jahre, so zu sagen, verbrauchte Minister die Zahl der fahigen Maänner des Landes erschöpft hätten, zeigte durch die Wirkung, die sie hervorbrachte, daß die Kammer in sich selbst Kraft fühlt, so empfindliche Verluste wieder gut zu machen.“
Eben dieses Blatt erhebt sich gegen das von mehreren Oppositions⸗Blättern und in der letzten Zeit namentlich von der Tribune befolgte System, die Minister und die Staatsmänner berhaupt wegen ihrer früheren Handlungen anzugreifen und da⸗ bei ihre Talente und ihre Geschäfts⸗Tüchtigkeit ganz aus dem Spiele zu lassen. „Die Wissenschaft der Gesetzgebung, der Justizpflege und der Verwaltung“, äußert derselbe, „lernt sich nicht von selbst. Man mag immerhin sagen, der Mar⸗ schall Soult sey Major⸗General bei Waterlvo und Minister Ludwigs XVIII., der Baron Cuvier sey Kaiserlicher Rath und Regierungs⸗Kommissarius unter den Bourbonen gewe⸗ sen, der Herzog Decazes habe unter der Restauration ein Schaukelsystem befolgt, Fürst Talleyrand vierzehn Eide geleistei, der Baron Louis sey Abbé gewesen, und der Graf von Rigny habe bei Navarin unter weißer Flagge gestegt; es bleibt darum nicht minder wahr, daß der Marschall Soult ein trefflicher Mi⸗ litair-Verwalter, daß Baron Cuvier einer der gelehrtesten Män⸗ ner der Zeit ist, daß der Herzog Decazes große Menschenkennt⸗ niß und Fähigkeit, zu regieren, besitzt, daß Niemand besser, als der Fürst Talleyrand, die Europäische Diplomatie kennt, daß der Ba⸗ ron Louis schon fünfmal Ordnung in unsere Fagse gebracht hat, und daß Graf v. Rigny ein vorzüglicher Seemann und ein nicht weniger guter Verwalter ist.“
Der National enthält ein von dem Redacteur des Cour⸗ rier de Smyrne, Hrn. Blacque, aus Konstantinopel vom 11. Juli an die Redaction jenes Blattes gerichtetes Schreiben, worin der⸗ selbe erzählt, er habe zwei sehr vertraute Unterredungen mit dem Grafen Guilleminot gehabt, in denen dieser geäußert habe, er werde nach seiner Rückkehr nach Paris den Grafen Sebastiani
angreifen, weil dieser die Interessen Frankreichs verrathen und
seine (des Hrn. Guilleminot) Ehre befleckt habe; er seh im Be⸗ sitz der offenbarsten Beweise einer Art von politischem Unter⸗ schleif von Seiten des Ministers, der sich jetzt durch eine ante⸗ datirte Abschrift einer chiffrirten Depesche zu decken suche, die der General Guilleminot nie erhalten habe. Uebrigens könne er versichern, daß die Unthätigkeit Frankreichs allen Türkischen Mi⸗ nistern unerklärlich sey.
Der Graf August v. Labourdonnaye und dessen Schwager Marsille sind in der Vendée verhaftet worden, weil sie bei der Entwaffnung zweier Gendarmen durch einen Haufen Chouans bei Auray indirekt mitgewirkt haben sollen. Sechs zu jenem Haufen gehörige Chouans sind ebenfalls festgenommen worden.
Briefen aus Madrid vom 2ten d. zufolge, finden zwischen dem Spanischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten und
dem diesseitigen Botschafter, Grafen von Harcourt, häusige Kon⸗
ferenzen statt. Die Gaceta de Madrid enthält ein Dekret, wodurch die sosortige Aushebung von 20,000 Mann angeorodnet wird, um, wie es darin heißt, den Friedensfuß der Armee zu vervollständigen.
Nachrichten aus Lissabon vom 27. Juli zufolge, hatten 5 unserer Linienschiffe den Tajo am 24sten verlassen; vor Lissabon
waren noch 9 Kriegsschiffe von verschiedener Größe gebliet um die Personen und das Eigenthum der Franzosen zu beschüß Ein in nicht sehr gemessenen Ausdrücken abgefaßter Bericht 1 das Einlaufen des Französischen Geschwaders in den Tajo, im Correo do Porto erschienen war, hatte den Vice⸗Adm Roussin veranlaßt, die Thatsachen in demselben Blatte berich gen zu lassen 1
Der ehemalige Dey von Algier ist von Livorno hier ein troffen.
Hr. Michaud, der bekannte Historiker, ist von seiner R. durch das gelobte Land zurückgekehrt und am 6. d., zunächst Malta kommend, in Marseille eingetroffen.
Großbritanien und Irland.
London, 12. Aug. Der Graf und die Grafin von A marle haben Ihren Majestäten in Windsor einen mehrtägig Besuch abgestattet.
Der König wird morgen um 10 ½ Uhr im St. James⸗Pag eintreffen, um ein Lever abzuhalten, und zu Mittag wieder m. Windsor zurückkehren.
Die Morning Post enthält solgende Betrachtunge „Die Nachricht von dem Eimücken einer Französischen Armee Belgien hat hier einen Eindruck hervorgebracht, wie, seit! Rückkehr Napoleons von Elba, kein anderes Ereigniß. Frage, welche sich sogleich einem Jeden aufdrängt, ist: wann m dieses Französische Heer wieder zurückgezogen werden? Wir gieh ben, wir können diese Frage, ohne Uebereilung, mit dem Won niemals beantworten. Herausgetrieben werden sie etwa da werden, wenn England und die anderen Mächte Europa’'s 1 genug gehabt haben, um sich zu einem zweiten Waterloo vor bereiten; aber nur ein Schwachköpfiger kann glauben, daß freiwillig wieder herausgehen werden. Der König von Belgi der neu erwählte König einer Nation, die weit „ahlreicher ist,“ die, von der ste angegriffen wird, und auch, venn man den „ wunderern des Barrikaden⸗Heroismus Glanben schenken soll, weitem tapferer, treuer und enthustastischer ist, hat es für nöth gehalten, den Beistand und Schutz des Königs der Franzosen gegy eine sonst nicht aufzuhaltende Invaston in Anspruch zu nehma und sein treuer und sehr befreundeter Altirter, der Kän der Franzosen, hat gern eingewilligt, ihn mit einer Armee unterstützen, welche nicht allein hinreichend ist, um den Belgit ein entschiedenes Uebergewicht über die Angreifenden zu versche fen, sondern auch vollkommen genügt, um Holland und Belge zu erobern. Es ist in der Geschichte der Völker kein Beiss⸗ einer Truppen⸗Bewegung, bei der Zweck und Folgen so klar! Augen lagen, als bei dieser. Wer kann zweifeln, daß Leoy sich nach seiner ruhigen Zurückgezogenheit in Claremont 1 nach dem sorgenfreien Genuß seiner Englischen Pension seh oder daß Louis Philipp mit einer begreiflichen Begierde de günstige Gelegenheit ergriffen hat, um die lärmende, ehrgeig und nicht zu regierende Partei der Bewegung in Frankreich gewinnen und zu beruhigen? Ueber Belgien und Leopold ist! her, unserer Meinung nach, schon entschieden, und zwar auf eer Weise, die Beiden nicht unangenehm ist.“
Der Counrier äaäußert sich über denselben Gegenstand gendermaßen: „Es giebt Leute, die sich einbilden, daß die Ma⸗ regel, welche die Französische Regierung ergriffen hat, nothwend einen allgemeinen Krieg herbeiführen müsse, und daß die Fr zösischen Truppen, einmal in Belgien eingerückt, dasselbe nie wieder verlassen würden. Dies ist abgeschmackt. Durch eine Treubruch dieser Art würde Frankreich einen Krieg hervorrufe auf den es nicht vorbereitet ist. Durch eine gewissenhafte füllung der in Bezug auf Belgien eingegangenen Verpflichtung hingegen wird Frankreich an Kraft und Einfluß gewinnen ü Europa von seiner raschen Entschlossenheit, wenn es die Sac der Freiheit betrifft, überzeugt haben. Die bloße Thatsat einer Bewegung von 50,000 Franzosen für eine solche Sache ist Frankreich ein zufälliger Triumph, den keine Geschicklichkeit on Voraussicht ihm hätte verschaffen können; und die Voraussetzun daß Frankreich einen so unwürdigen Weg einschlagen werde, dem Betragen durchaus zuwider, welches es, in Bezug auf die schwierige Frage, an den Tag gelegt hat. Daß in dem Entzt siasmus der ersten Augenblicke der Revolution die Belgier! Franzosen mit offenen Armen empfangen haben würden, darn ist nicht zu zweifeln. Frankreich hat weder damals noch seitd einen Schritt dazu gethan, und wir sind der Meinung, daß me ihm für diese Unterlassung und Mäßigung Vertrauen schuldig ist.
Niederlande.
Aus dem Haag, 14. August. Gestern wurde hier folge der Bericht Sr. Konigl. Hoheit des Prinzen von Oranien be kamnt gemacht: „An den König.
.“ Hauptquartier St. Truyen (St. Trond), hen den 10. August 1831. Ich habe die Ehre, Ew. Majestät zu benachrichtigen, ich gestern mein Hauptquartier in Hasselt aufschlug und die I sicht hatte, heute gegen Tongern vorzurücken und den Feind zwingen, sich auf Lüttich zurückzuziehen, als der Major Rol⸗ mir die überraschende Nachricht brachte, daß Tongern durch de General van Boecop mit einer aus Infanterie, Kavallerie uf Artillerie zusammengesetzten Abtheilung der Garnison von Ma richt besetzt worden sey. Ich hatte gerade den genannten Maj am Sten d. M. nach Mastricht gesandt, um den General⸗Lier tenant Dibbets von der Einnahme Hassetts und den von um erlangten Vortheilen in Kenntniß zu setzen und ihn zuglet aufzufordern, am folgenden Tage, als am 9ten d. M., ein Ausfall auf Tongern zu unternehmen. Der General Dat hatte sich bereits am Tage vorher bis nach Lüttich zurückgezogen Das Corps, welches unter seinen Befehlen stand, scheint st jetzt beinahe ganz aufgeloͤst zu haben; weggeworfene Waffen un militairische Kleidungsstücke bedeckten den Weg und das Fel und die Flüchtlinge irrten überall umher; nur ein kleiner The erreichte Lüttich. In Folge dieses Ereignisses habe ich beschle sen, auf Löwen zu marschiren. Die zweite Division sandte darum bereits heute vorwärts von St. Truyen nach Thient Die dritte Diviston besetzte St. Truhen. Die erste Dirvisve konzentrirt sich wieder in Diest. Der General Cort⸗Hexyligel halt Hasselt besetzt. Die leichte Kavallerie unter dem Befeh des General Boreel steht zwischen St. Truhen und Thienn Die Brigade schwerer Kavallerie unter dem General Pest⸗un die Reserve⸗Artillerie⸗Batterieen halten Looz besetzt. Mein Haut quartier habe ich hier in St. Truhen aufgeschlagen.
12g. Der Ober⸗Befehlshaber des Heeres, Wilhelm, Prinz von Oranien. Eiin heute erschienenes Supplement zur Staats⸗Co⸗ rant enthält nachstehendes:
1831.
Der Major von Omphal, der heute aus dem Hauptquar
har.
“
„Im Haag, 14. —
Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Hranien angekommen
at die wichtige und frohe Nachricht überbracht, daß das Heer
Pr. Majestäat am 12ten d. M. den Belgiern, die von dem Prin⸗
er Leopold von Sachsen⸗Koburg und unter ihm vom General Tieken de Terhove angeführt wurden, eine Schlacht geliefert ud den Sieg lüber dieselben davongetragen hat, und zwar mit em Ersolge, daß die Stadt Löwen an Se. Königl. Hoheit durch apitulation, die wir hier unten folgen lassen, übergeben worden 1.— Prinz Leopold hat nach Mecheln flüchten müssen, weil im der Weg nach Brüssel durch die zweite Division unter dem zefehle Sr. Hoheit des Herzogs Bernhard von Sachsen⸗Weimar ggeschnitten war. — Dem schriftlichen Berichte über die De⸗ ails dieses glorreichen Sieges wird entgegengesehen, und soll der⸗ be auf das schleunigste mitgetheilt werden.“
Bedingungen einer Einstellung der Feindseligkei⸗ n zwischen Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen von Hranien und dem interimistischen Chef des
1b Geueralstabes.“
Art. 1. Die Stadt Löwen soll morgen am 13. Aug. Mit⸗ z von den Belgischen Truppen geräumt und den unter den zefehlen Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Oranien stehen⸗ i Truppen übergeben werden. Art. 2. Die Thore der Stadt id die vornehmsten Posten sollen morgen vor der Mittagsstunde on den Wachen der Belgischen Truppen an Wachen der Hol⸗ ndischen Truppen übergeben werden. Art. J. Die Feindselig⸗ iten sollen schon jetzt bis morgen am 13. Aug. um 12 Uhr ittags 5ꝙ seyn.
Auf Befehl Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Oranien, der General⸗Lieutenaunt, Chef des Generalstabes, (gez.) Baron de Constant de Rebecque.
Angenommen vom Brigade⸗General, interimistischen Chef
des Generalstabes, 865
(gez.) A. Goblet.
Auf dem Pellenberg bei Löwen, den 12. Aug. 1831.“
„Ich verbürge mich dafür, daß der Prinz von Oranien sein zort gegeben hat, daß die Belgischen Truppen den Platz mit ßaffen und Gepäck und allem Material räumen können.
Der Oberst, Adjutant Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Oranien, (gez.) Graf von Stirum.“
. Staats⸗Courant enthält die nachstehenden Armee⸗
achrichten: He „Man meldet aus Axel, wo das Hauptquartier des Ge⸗ ral⸗Lieutenants de Kock immer noch aufgeschlagen ist, daß bis mn 10. Aug. keine neuen Gefechte an der Seite von Staats⸗ aandern stattgefunden haben. Der Feind schien dort einen An⸗ iff von unserer Seite zu befürchten und war damit beschäftigt, h auf seiner Linie zu befestigen. Er hielt unter Anderem Bou⸗ aute, Watervliet, St. Margriet und Maldeghem sehr stark be⸗ pt. Am letztgenannten Orte hat, wie man glaubt, der Gene⸗ de Wautier sein Hauptquartier aufgeschlagen. Von Reisen⸗ in, die auf großen Umwegen aus Brüssel in Staats⸗Flandern gekommen sind, erfährt man, daß zwar in dieser Stadt und ren Umgegend einiger Enthussasmus vorhanden ist, daß man boch in St. Nicolas, so wie überall in Flandern, keinen Eifer gt, gegen die Holländer zu Felde zu ziehen.“
II. „Der General⸗Major von Boecop hat am 9ten d. M. i der Besetzung von Tongern noch einige Pferde, Protzkasten, unitionswagen, 5— 600 Gewehre, einen großen Vorrath von derzeug und Geräthschaften erbeutet, die noch am selbigen Tage sch Mastricht gebracht worden und dort wohlbehalten angekom⸗ u sind. Aus der eben genannten Festung war am 10ten des oegens früh ein Detaschement des 3ten Bataillon Feld⸗Artil⸗ ie gerückt, mit der Absicht, das Geschütz und das Material, von den Unsrigen nach der Niederlage des Daine bei und Hasselt erobert worden, ebenfalls nach Mastricht zu bringen. ser Weg zwischen Mastricht und Eindhoven ist jetzt natürlich z frei, und es sind Maaßregeln genommen worden, um die bmmunication fortwährend offen zu erhalten. Am 10. August rwauf der ganzen Landstraße von Tongern nach Lüttich kein ind zu sehen gewesen, so daß Daine, der einen Llugenblick dar⸗ gedacht zu haben scheint, einen Theil der Ueberbleibsel seines eres in Juprelle Posto fassen zu lassen, diesen Plan nun schon fgegeben hat.“
III. „Am 9ten und 10ten d. M. haben sich einige feind⸗ he Truppen, dem Anscheine nach größtentheils aus Bürger⸗ arden bestehend, an der Seite von Maashees, Uffelt und ormeer am linken Ufer der Maas und demnach auf Nord⸗ abantschem Gebiete gezeigt. Sowohl aus Grave als aus mwegen wurden mobile Kolonnen abgesandt, um dergleichen eifzüge zu verhindern. Die aus der letztgenannten Festung smarschirte, unter dem Befehl des Oberst⸗Lieutenants Ardesch hende Kolonne hat sich unter Anderem zu Gennep der Ge⸗ hre der Bürger⸗Garde bemächtigt. Die eigentlichen Belgi⸗ en Truppen, die sich in diesem Theile des Limburgischen be⸗ den, scheinen indessen auf die Nachricht von Daine's Nieder⸗ e mit der größten Eile abgezogen zu seyn.“
In der Arnheimschen Courant liest man: „Der König der lgier hat für gut befunden, seine Unterthanen durch folgende ge zu trösten: (Es folgt nun die offizielle Meldung des Bel⸗ chen Kriegs⸗Ministers von der angeblich in Batavia erfolgten surrection, worauf das Holländische Blatt hinzufügt): Es ßt, daß die Mission eines Agenten nach Batavia dem blinden j. Rodenbach anvertraut worden ist.“
— — Aus dem Haag, 14. Aug. In diesem Augenblicke kündigt eine Salve von 100 Kanonenschüssen den Bewohnern ser Hauptstadt den am 12ten von unseren Truppen über die lgier erfochtenen glänzenden Sieg. — Se. Königl. Hoheit der inz von Oranien hat ein Pferd unterm Leibe verloren, befin⸗ sich aber Gottlob ganz wohl, wie auch des Prinzen Friedrich nigl. Hoh. und der Herzog Bernhard von Sachsen⸗Weimar, beim Verfolgen des Feindes mit der ihm eigenen Umsicht b Thätigkeit verfährt. Unsere Truppen haben nur wenig im mpf, desto mehr aber durch eine Verraͤtherei der Belgier verloren, che nach bereits geschlossenem Waffenstillstand mit einem Male Kanonen unvermuthet gegen jene abschossen. — 40,000 Fran⸗ n sollen in der Gegend von Wavre stehen, und unter deren hut; ist die Einstellung der Feindseligkeiten bei Sr. Königl. heit dem Prinzen von Oranien von den Belgiern und den glischen Partamentairs nachgesucht worden.
— — Amsterdam, 13. Aug. Der Preisestand der Staats⸗ iere ist beinahe eben so wie vor acht Tagen und erfuhr wenig bechselung von Wichtigkeit; die kleine Verbesserung, welche sich Folge der Fortschritte der Hollaͤndischen Truppen einstellte, ver⸗ pand wieder dei der Nachricht, daß Frankreichs Waffen den Bel⸗
u Vorschub leisten wuͤrden. Der Glaube, daß nicht bloß alle olgesinnten, sondern auch alle Enthusiasten in Europa der Hol⸗ 1 sen Seite beitreten werden, hat indessen die Furcht vor den altigen Truppenmassen Frankreichs verringert und den Fonds⸗
ase. 8 1““
nntsen eine bessere Haltung gegeben, wie man hei den Zwangsmit⸗
welche die Londoner
- Konferenz gegen Holland anwendet, zu rten berechtigt war. 8
Russische Fonds sind, ohne daß man
Gruͤnde dafuͤr angeben koͤnnte, zuruͤckgewichen; auch Btasiltanische gingen bis 43 vCt. herunter, weil man das Zuruͤckbleiben der nahen Zinszahlung befuͤrchtet. — Am Getreide⸗Markt ist keine Veraͤnde⸗ rung eingetreten; der Handel in Weizen sowohl als Roggen bleibt hoͤchst unbedeutend; Kleinigkeiten gingen an Verbraucher zu folgen⸗ den Preisen ab: Fuͤr 127pfünd. alten weißbunten Polnischen Weizen zahlte man 400 Fl, fuͤr 124pfuͤnd. neuen bunten dito 340 Fl., fuͤr 125pfünd. jaͤhrigen bunten Koͤnigsberger 355 Fl., fuͤr 118.119120. 121 pfüͤnd. Preuß. Roggen 185. 190. 192 Fl., fuͤr 120pfͤüͤnd. neuen Libauer 170 Fl. und fuͤr 120pfünd. alten gedoͤrrten 165 Fl.
Brüssel, 12. Aug. Der König Leopold hat den Grafen
von Aerschot, Mitglied des Kongresses, zum Großmarschall des Palastes, und den General von Chasteler zum Groß⸗Stallmei⸗ ster ernannt. Heute Morgen um 4 Uhr wurde hier Generalmarsch ge⸗ schlagen. Es hatte sich das Gerücht verdreitet, daß die Hollaͤn⸗ der sich von der Seite von Tervueren gezeigt hätten. Die Bürgergarde versammelte sich; zwei Kanonen wurden am Lö⸗ wener Thore aufgestellt, man fing an, Barrikaden zu errichten; aber es erwies sich bald, daß es ein falscher Lärm gewesen sey.
Der Minister des Innern hat folgenden Tagesbesehl erlassen: „Man hinterbringt mir, daß Bürgergarden und Freiwillige meh⸗ rerer Gemeinden seit gestern die Posten, welche ihnen anvertraut waren, ohne irgend einen Besehl verlassen haben, was den Er⸗ folg unserer Operationen gegen den Feind kompromittiren kann; ich fordere daher die Herren Commandeurs der verschiedenen Corps dringend auf, sogleich energische Maaßregeln zu ergreifen, um der Wiederholung solcher Mißbräuiche vorzubeugen. — Eben so fordere ich alle diejenigen auf, welche die Waffen ergriffen haben, um durch neue Siege die Ehre und die Würde der Nation zu begründen, sich mehr zu beeilen, an den ihnen bezeichneten Orten einzutreffen, um sich beim ersten Trommelschlag zu versam⸗ meln. — Da der Feind so nahe ist, muß der Soldat beim ge⸗ ringsten Zeichen bereit seyn, seinen Platz unter den Waffen ein⸗ zunehmen. — Die Commandeure der Compagnieen und die Bür⸗ germeister sind übrigens für die Waffen verantwortlich, welche ihnen übergeben worden sind. Lowen, 9. August 1831. Der Minister des Innern, Oberst beim Generalstabe.
(gez.) Chs. von Brouckere.“
Unter der Rubrik: Nachrichten von der Französischen Armee, enthalten die hiesigen Blätter Folgendes: „Das Hauptquartier der Französischen Armee ist seit dem 11ten d. in Nivelles. Der General Chasteler, der vom König Leopold abge⸗ sandt worden war, um die beiden Französischen Prinzen auf Bel⸗ gischem Gebiet zu begrüßen, speiste mit diesen und dem Mar⸗ schall Gérard am 10ten d. in Mons. Die Prinzen zogen heute an der Spitze des 12ten, 19ten und 38sten Linien⸗ und des 5ten Dragoner⸗Regimentes in Brüssel ein. — Alle Wege von Frankreich nach Belgien, welche auf Lüttich zugehen, sind mit Französischen Truppen bedeckt. Die Artillerie, vom General Haro kommandirt, befindet sich im besten Zustande.“
Die Emancipation theilt nachstehendes Schreiben mit: „Sire! Als Belgischer General befinde ich mich in dem Augen⸗ blick im Gefängnisse, wo der Feind den Boden des Vaterlandes betritt. Ich bitte Ewr. Majestät um die Erlaubniß, mich als Freiwilliger zur Armee begeben zu dürfen; wenn der Feind zu⸗ rückgetrieben und vom Belgischen Gebiet verjagt seyn wird, ver⸗ pflichte ich mich auf meine Ehre, mich wieder als Gefangener zu stellen, um mein Urtheil zu vernehmen, welches meine Unschuld verkiindigen wird. Alles, was Ew. Majestäͤt seit Ihrer Ankunft in Belgien gethan haben, ist mir Bürge dafür, daß Sie wissen werden, mein Ansuchen nach seinem wahren Werthe zu schätzen.
(gez.) Lehardy von Beaulien.“
Aehnliche Schreiben haben die Herren Lehardy Sohn und ·18 bekannte Baron von Armagnac au den König Leopold ge⸗ richtet.
Lüttich, 13. Aug. Es hat sich seit gestern Abend hier das Gerücht verbreitet, daß zwischen Tirlemont und Löwen eine Schlacht vorgefallen sey, in welcher die Belgier den Sieg davon⸗ getragen hätten. — Bis heute Mittag ist indeß noch keine offi⸗ zielle Anzeige darüber eingegangen, sondern die in unseren Zei⸗ tungen enthaltenen Mittheilungen beschränken sich auf Aussagen von Reisenden und Postillonen, die aus dortiger Gegend gekom⸗ men sind. — Der Courrier de la Meuse meldet darüber Folgendes: „Das Gefecht hat zwischen Tirlemont und Löwen stattgefunden. Unsere Linien⸗Truppen griffen zuerst an; die Bür⸗ gergarden und besonders die Brüsseler unterstützten dieselben durch ein wohlgenährtes Artilleriefeuer und trugen dadurch dazu bedeutend bei, uns den Sieg zu sichern. Der König Leopold soll im Treffen verwundet worden seyn. Von Seiten der Hollander soll der Prinz Friedrich ebenfalls verwundet, der Herzog von Sachsen⸗ Weimar getödtet, dem General Tripp sollen beide Beine weggeschossen und eine große Anzahl Soldaten soll getöd⸗ tet worden seyn. — Das sind die Nachrichten, die uns von mehreren Seiten zugehen. Wir läugnen nicht, daß diese Berichte übertrieben seyn können, indeß scheint doch im Allgemeinen daraus hervorzugehen, daß wir Vortheile errun⸗ gen haben.“ —, Das Journal de la Province meldet über denselben Gegenstand: „Die beiden Armeen haben sich zwei Tage lang ununterbrochen geschlagen; in Folge dieser Schlacht sollen die Holländer St. Trond geräumt haben. Der Prinz Friedrich soll getödtet und der Herzog von Sachsen⸗Weimar gefährlich ver⸗ wundet worden seyn. Nach der späteren Aussage eines Schirr⸗ meisters wären die Holländer noch in St. Trond gewesen; aber man habe in der ganzen Gegend von einem Siege gesprochen, den die Belgier erfochten hätten.“ (Vergl. die Artikel Haag und Belgische Gränze.)
Das Lager bei St. Walburge ist gestern aufgebrochen; über die Bestimmung der Armee ist nichts Näheres bekannt. Man sagt, daß sie zur Verstärkung der Haupt⸗Armee abgegangen sey. Der General Daine hat Lüttich hente Morgen gegen 8 Uhr verlassen.
Aus Löwen wird gemeldet, daß der Kriegs⸗Minister, Ge⸗ neral von Hane, durch eine Flintenkugel leicht am Schenkel verwüundet worden sey.
— — Von der Belgischen Gränze, 13. August. Die in dem gestrigen Schreiben ausgesprochene Vermuthung, daß es in der Gegend von Löwen am gestrigen Tage zu einer Schlacht ekommen seyn würde, hat sich vollkommen bestätigt; doch die Aovsicht des Königs Leopold, dadurch die Ehre der Belgier zu retten, ist nicht in Erfüllung gegangen. Vielmehr haben sich die tapferen Blousenträger eine zweite, ihnen von den vielver⸗ spotteten Holländern beigebrachte Niederlage gefallen lassen müssen, und König Leopold selbst, der die Flucht ergriff, hat, dem Vernehmen nach, einen Schuß in der Schulter erhalten. Löwen hat, in Folge dieses vom Prinzen v. Oranien errungenen neuen Sieges, kapitulirt, und Brüssel barrikadirt sich aufs neue, zählt jedoch dabei weni⸗ ger auf den Muth seiner September⸗Helden, als auf die Aegide der Frauzosen, die den Belgiern versprochen haden, ein gutes Wort für sie einzulegen. Ohne diese Verwendung würden wir unstreitig sehr bald von der Einnahme Brüssels gehört haben.
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In jedem Falle ist doch nun die Holländische Ehre gerettet; und dem übrigen Europa ist gezeigt worden, wie kraftlos das Ge⸗ bäude war, das die Belgischen Lärmmacher, die der ganzen Welt trotzen wollten, aufgeführt hatten. en2 — 1 Shhv. ü
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einigten Kammern schritt man zur Senatoren⸗Wahl für Z3 Kastellan⸗Vakanzen. In die vom Senat verfertigte Kandidaten⸗ liste waren aufgenommen worden: der Opatower Deputirte Lud⸗ wig Lempizki, der ehemalige Prästdent des Municipalraths, Sta⸗ nislaus Wengrzezki, der Brigade⸗General Graf Xaver Niesiolowski, der Dombrower Landbote Johann Augustowski, der Präsident der Haupt⸗Direction des landschaftlichen Kredit⸗Vereins, Ignaz Cieszkowski, der Warschauer Deputirte Franz Wolowski. Außer⸗ dem schlug der Senat, in Folge eines Reichstagsbeschlusses vom 14. Mai, den Wolhynischen Repräsentanten Grafen Olizar und den Anführer des Wolhynischen Kosaken⸗Regiments, Ludwig Stezki, als Kandidaten zur Senatorenwürde vor. Gewählt wur⸗ den durch Stimmenmehrheit die Herren Wengrzezki, Lempigki, Niesiolowski und Olizar. Heute soll zur Wahl von 4 neuen Wo⸗ jewoden geschritten werden. Als Kandidaten dazu sind ausge⸗ zeichnet die Grafen Kajetan Sierakowski, Stanislans Mala⸗ 9 Thaddeus Tyszkiewicz, Michael Po⸗
„ Thomas Lubienski und di Franz Nakwaski
Abar Benicnan die Herren Franz Nakwaski und
ie Warschauer Zeitung meldet: „Der Feldmarschall Paskewitsch hat 2 aus lauter Kavallerie 82 Corps in die Wojewodschaften Masovien und Kalisch geworsen. Dieselben führen mehrere Geschütze von der reitenden Artillerie mit sich. Eines dieser Corps überfiel am öten d. M. bei Nacht eine in Kolo stehende Reserve⸗Abtheilung unserer Kavallerie und, nahm derselben mehrere Pferde ab. — Der General Rüdiger hat einige Kavallerie, 300 Mann Infanterie und 6 Kanonen auf das linke Weichselufer übergesetzt. Die Brücke, welche er über die Weich⸗ sel geschlagen, wurde durch das anschwellende Wasser zerstört:; doch arbeiten einige hundert Menschen, denen täglich 6 Fl. bezahlt werden, an deren Ausbesserung.“
In der Staats⸗Zeitung heißt es: „Dem Russischen Feldlager bei Ciszyza an der Weichsel gegenüber, wo der Gene⸗ ral⸗Lieutenant Ismar vom Rüdigerschen Corps kommanditt, steht unser Lager, bestehend aus Wolhyniern und Sandomirschen Ja⸗ gern, in Pawlowska Wola. Die Kosaken in jener Gegend wer⸗ den von dem Polen Rzewuski befehligt.“
General Rozyzti hat das Kommando über die dem Rüdi⸗ gerschen Corps entgegenstehenden Truppen erhalten und soll einen bedeutenden Theil des Dembinskischen Corps mit gegen Rüdi⸗ ger führen. Es heißt, daß auch der Brigade⸗General Wengierski sich zur Armee begeben wird.
Das Dembinskische Corps hat Warschau wieder verlassen und sich auf dem linken Weichselufer bei Powonzki gelagert.
General Uminski befehligt gegenwärtig wieder einen Flügel der Polnischen Haupt⸗Armee.
Eine hier verbreitete Nachricht, daß Brzesc⸗Litewski von den Russen verlassen worden sey, hat sich nicht bestätigt.
In Milosna, so wie auch in der Gegend von Grochow, ha⸗ ben sich neuerdings Kosaken gezeigt.
Die Staats⸗Zeitung giebt solgenden Brief des Ge⸗ nerals Chlapowski, vom 16. Jult aus der Gegend von Memel datirt:
„Nach Verbrauch aller Munition befand sich das Gielgudsche Corps, auf 3 Seiten von einer viermal staͤrkeren Anzahl Russischer Truppen eingeschlossen und bis auf 3000 Mann zusammengeschmolzen, meine Abtheilung mit eingerechnet, in der Alternative, entweder sich niedermetzeln zu lassen, oder sich den Russen gefangen zu geben, oder auch sich der Preußischen Regierung zu uͤberliefern. Alle zur Be⸗ rathung herbeigerufene Offiziere stimmten fuͤr das Letztere, welches auch als eine Protestation gegen die Vereinigung Polens mit Ruß⸗ land dienen sollte. Am 14ten gegen Abend gingen wir uͤber die Preußische Graͤnze. Eine Abtheilung unseres Corps wurde von ei⸗ nem Offizier aufgereizt, der den armen Soldaten eine Moͤglichkeit zeigte, sich bis nach Warschau durchzuschlagen; sie folgten demselben 24 Stunden lang; da sic jedoch sahen, daß er sie geradezu in Russische Gefangenschaft fuͤhrte, schritten auch sie uͤber die Preußische Graͤnze, wo wir jetzt Quarantaine halten. Gielgud wird keinen Bericht mehr erstatten; Offiziere und Soldaten, uͤber die Nachlässigkeit, mit welcher er Alles leitete, und uͤber die dadurch in seiner Division entstandene Unordnung empoͤrt, hatten laͤngst Drohungen gegen ihn ausgestoßen; schon auf der Preußischen Graͤnge traf ihn der gegen ihn gerichtete Pistolenschuß eines Offiziers gerade ins Herz Ich habe in den letzten Tagen viel gelitten. Moralische Leiden hatten meinen Koͤrper becgwche Da ich nun sah, daß ich nichts helfen konnte, und daß sich alle nach Preußen begeben wollten, mußte ich Alles, was in diesem Schritte Widerwaͤrtiges fuͤr mich lag, erdulden. Ich fand, daß die Warschauer Recht hatten; ich habe ihnen die Sache erleichtert.“
Eben dieses Blatt enthält einige Notizen über den General Romarino. Diesen zufolge ist derselbe ein Genuneser von Geburt und im Jahre 1806 von Napoleon in die Kriegsschule von la Fléche aufgenommen worden. In dem Feldzuge von 1812 war er Artillerie⸗Capitain, später Chef einer Schwadron, und im Jahre 1815 befand er sich bei dem Stabe Napoleons. Nach dem Sturz des Letzteren lebte er in Zurückgezogenheit, begab sich dann nach Italien, als im Jahre 1821 die Revolution daselbst ausbrach, und kehrte nach Unterdrückung derselben wieder nach Frankreich zurück, von wo er in diesem Jahre mach Warschau kam.
Gestern waren die in Warschau anwesenden Bürger aus der Provinz Grodno versammelt und wählten zu ihren Repräsentan⸗ ten auf dem Polnischen Reichstage die Herren Kaszyz, Niemee⸗ wicz den Jüngeren, Breza und Wielopolski. -
Der Vice-Präsident der Bank, Herr Lubowidzki, hat eine Bekanntmachung erlassen, worin die Grundsätze angegeben sind, nach denen die Bank⸗Billets zu 1 und 2 Fl. in Umlauf ge⸗ bracht werden sollen. 1
Der Präsident des Untersuchungs⸗Comité's in Angelegen⸗ heiten der geheimen Polizei, Staats⸗Referendar Hube, macht die Namen von 48 Personen bekannt, deren Aufenthalt bis jetzt. von den Behörden nicht hat ansgemittelt werden können, oder die sich auf die an sie ergangene Aufforderung nicht gestellt ha⸗ ben, und erklärt, daß, wenn sie sich nicht binnen 30 Tagen ein⸗ fänden, um sich wegen der auf ihnen lastenden Vorwürfe zu rechtfertigen, gegen dieselben in contumaciam verfahren wer⸗ den solle. .
Der Präsident des Warschauer Central⸗Sanitäts⸗Comité’s, Dr. Maltsch, macht Folgendes bekannt: „Da man bei der ge⸗ genwäaͤrtig grassirenden Cholera äußerst behutsam seyn muß, um seine Gesundheit zu konserviren, so wird hiermit das Publikum durch das Central⸗Sanitäts⸗Comité gewarnt, sich des Genusses von Obst, zumal wenn dasselbe nicht vollkommen reif ist, desglei⸗
chen von Gurken und Salat, zu enthalten, auch kein Wasser nach vorhergegangener Erhitzung zu trinken; denn viele Personen ha⸗ ben sich hierdurch allein die Cholera zugezogen.“ — Der Oberst Uziemblo ist in diesen Tagen an der Cholera
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Warschau, 9. August. In der gestrigen Sitzung der ver⸗