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beschäftigen. — Hier⸗ die Adresse, und na⸗ wieder aufgenommen.
in ihrer nächsten Sitzung, am 15ten, zu auf eden 88 g. 1r nentli über den 9ten aragraphen 88 hsarana verlangte, man solle den Umstand ½ ⸗ herausheben, daß die gegenwärtige Handelskrise keine Folge der Revolution sey, sondern daß sie sich schon vor dem . derselbven bemerklich gemacht habe; er schlug sonach vor, den zweiten Satz des gten H§. also abzufassen: „Die Krise, die Handel und Gewerbfleiß betroffen hat, und die durch die unvermeidliche Erschütterung, welche eine große Revolution in der Gesellschaft herbeiführt, vermehrt worden ist, muß in demselben Maße verschwinden u. s. w.“ Dieser Antrag wurde angenommen. Der dritte und letzte Satz des neunten §. lautete ursprünglich folgendermaßen: „Wir verdanken vielleicht die betrübende Ver— lanzerung dieses leidenden Zustandes allein jener Ungewißheit, an deren Ziel wir glücklicher Weise zu seyn scheinen.“ Herr Barbet schlug vor, daß man das Wort vielleicht weglasse und hinter Ungewißheit die Worte: und den Volksaus⸗ laufen einschalte. Dieser Antrag gab Herrn Arago Ver⸗ anlassun nat dse. d. J. in der Hauptstadt durch die Feier in der Kirche St. Germain⸗I'Auxerrois veranlaßt wurden, und die die Verwüi⸗ stung des erzbischöflichen Palastes zur Folge hatten, zurückzu⸗ tommen. Lange Zeit, äußerte Herr Arago unter Anderem, sey er damals an der Spitze eines Detaschements der National⸗Garde
mußiger Zuschauer der betrubendsten Auftritte gewesen, als er!
sich endlich entschlossen habe, auch ehne höheren Befehl und un⸗
ter eigener Verantwortung in den Palast einzudringen, um dem d hre 9 gekauft und vertheilt worden; wollte man jetzt noch 2 Millionen
Unfuge zu steuern; in dem Augenblicke aber, wo er sich hierzu angeschickt, sey ein ihm damals fremder Mann, der sich als Mit⸗ glied der Deputirten⸗Kammer ausgegeben, erschienen und habe laut geäußert, es sey nicht rathsam, daß die National⸗Garde un⸗ ter Umständen, wie die damaligen, mit dem Volke handgemein würde; dieser Mann sey Herr Thiers gewesen. Am meisten habe ihn (den Reduer) an jenem Tage die Herabnahme des Kreuzes von der Kathedrale geschmerzt, und nach Allem, was sich dabei zugetragen, leide es keinen Zweifel, daß solches auf Befehl der Behörde geschehen sey. Herr Thiers erwiederte zu seiner Recht⸗ fertigung, daß, als er an dem gedachten Tage vor dem erzbischöf⸗ lichen Palaste angelangt, dieses Gebäude bereits gänzlich verwü⸗ fiet gewesen sey, und daß er sonach gegen die bewaffnete Macht allerdings geäußert habe, er halte es unter solchen Umständen nicht für angemessen, unnützes Blut zu vergießen. Im lebri⸗ gen müsse er sich sehr wundern, daß man ein an sich so ganz unerhebliches Faktum aufs neue und gleichsam absichtlich in der Kammer zur Sprache bringe. Nach einigen Bemerkungen der Herren von Schonen, Odilon⸗Barrot und Comte über denselben Gegenstand, ergriff der Graf von Montalivet zur
Vertheidigung des damaligen Verfahrens der Regierung das Wort. Hr. Arago replicirte, er habe nicht behauptet, daß das
Ministerium bei den Verwüstungen des erzbischöflichen Palastes durchaus unthätig gewesen sey; so viel sey indessen gewiß, daß die National⸗Garde keinen Befehl gehabt habe, sich denselben zu widersetzen. Der Großsiegelbewahrer bemerkte, daß, wenn Hr. Arago eine Anklage gegen die damaligen Mitglieder des Ministeriums beabsichtige, er es wenigstens frei und offen thun solle. Nachdem der Streit etwa eine Stunde gewährt hatte, verlangte die Mehrzahl der Versammlung endlich unge⸗ stuüm, daß man auf den Gegenstand der Berathung zurückkomme. Es herrschte indessen, als der Präsident über das obige Amende⸗ ment des Hrn. Barbet abstimmen ließ, noch eine solche Bewe⸗ gung im Saale, daß mehrere Deputirte an der Abstimmung gar nicht Theil nahmen, und daß sonach jenes Amendement un⸗ versehens und vielleicht gegen die Absicht der Majorität ange⸗ nommen wurde. Das Erstaunen der Versammlung war groß, als der Präsident dieses Resultat verkündigte. Von beiden Sei⸗ ten rief man: „Das ist wohl unmöglich; wir wußten gar nicht, wovon die Rede war!“ — „Warum hören Sie nicht?“ erscholl es aus den Centris. Der Präsident bemerkte, das Bureau sey einstimmig der Meinung, daß das Amendement angenommen worden sey, und verlas hierauf den 9ten §. mit
dem bereits Tages zuvor angenommenen Zusatze des Vicomte v. in den Departements den 9. August, Tag der Thronbesteigung
Cormenin. Mehrere Stimmen verlangten jetzt, daß man noch einmal über den ganzen §. abstimme. Hierüber erhob sich eine weitläuftige Debatte. Es frug sich nämlich, ob das Amendement des Hrn. v. Cormenin als ein integrirender Theil des 9ten §. oder als ein besonderer §. zu betrachten sey. Versammlung entschied sich zuletzt für die erstere Ansicht. Hier⸗ mit war die Sache aber noch nicht abgemacht, denn Hr. Girand trat jetzt mit dem Antrage hervor, den gesammten §. noch ein⸗ mal an die Kommission zu verweisen. Dieser Antrag veranlaßte abermals eine lebhafte Diskusston. Hr. v. Larochefoncauld
bemerkte nämlich, daß die Kommission alsdann leicht in dem Zu⸗ Julikämpfen in den Reihen der Königl. Garde bezeichne, aus⸗
satze des Hrn. v. Cormenin eine Aenderung vornehmen könnte, dieser Zusatz aber bereits Tages zuvor von der Kammer ange⸗ nommen worden sey.
men, und als dieses geschah, wurde ;Herselbe (wahrscheinlich wegen des Amendements in Bezug auf die Volks⸗Aufläufe) mit großer Stimmenmehrheit verworfen. Eest jetzt wurde die Versamm⸗ lung gewahr, daß die Adresse hiernach eine wesentliche Llcke ent⸗ halte, da sie einen Theil der Thronrede ganz unberührt lasse. Wahrend noch hierüber debattirt wurde, entwarf Hr. Jaubert statt des verworfenen emen neuen 9ten §. und reichte ihn dem Prastdenten ein, der solchen sofort vortrug. Nachdem der Ver⸗ fasser ihn naher entwickelt hatte, schlug Hr. Gillon eine andere Redaction desseiben vor, der Hr. Jaubert beitrat. Hiernach ging der gedachte § endlich in folgender Abfassung durch: „Alsdann werden sich alle Quellen der National⸗Wohlfahrt aufs neue öff⸗ ne’. — Dee Krise, die den Handel und Gewerbfleiß betroffen hat, und die durch die Eschüutterung einer großen Revolutton echöht worden ist, muß in demselben Maaße verschwin⸗ den, als die öffentliche Drdnung verburgt wird. Die Verlangerung dieses leidenden Zustandes verdanken wir al⸗ len einer Ungewißheit, an deren Ziel wir glücklicher Weise zu seyn schemen. — In der Sorglosigkeit, die alle Gemüther be⸗ ruhizen wird, werden wir uns auch mit der Verbesserung aller Theile unserer gesellschaftlichen Ordnung, mit der Ermäßigung der Steuern beschaftigen können, die allzusehr auf den ärmeren und leidenden Klassen lasten; diese werden in der Rückkehr des
werd wiederfinden, und das blühendere Staats⸗Vermögen selbst wird ihnen endlich die längst erwartete Wohlthat des unentgeltli⸗ chen Elementar⸗Unterrichts gewähren können.“ Der 10te §. der Adresse ging in seiner ursprünglichen Abfassung durch. Zu dem liten hatte Herr Larabit einen Zusatz des Inhalts gemacht, daß bei der zweifelhaften Politik Deutschlands die Deputirten⸗ Kammer von der Regierung einen Gesetz⸗Entwurf erwarte, um
mobiler National⸗ Garden verdoppeln zu konnen. Der
noch einmal ausfuührlich auf die Umuhen, die im Mo⸗
zogen worden ist.
v
6 Auf den Antrag des Präsidenten entschloß man sich zuletzt, noch einmal über den gesammten §. abzustim⸗
ersorderlichen Falls das stehende Heer durch Bataillone
G rier nach Belgien abgegangen, um die Herzoge von Die Mehrzahl der
diesem Berichte heißt es:
d lichsten allgemeinen Vertrauens den zu ihrem Ülnterhalte noͤthigen Er⸗
Z1111““; Kriegs⸗Minister widersetzte sich diesem Antrage. „Ich kann“, äußerte er, „die Besorgnisse des vorigen Redners nicht theilen. Schon lange spricht man uns von feindlichen Ab⸗ sichten der fremden Mächte; wir haben deshalb aber unsere Stel⸗ lung nicht geändert, sondern sind immer nur darauf bedacht ge⸗ wesen, Europa zu zeigen, daß wir allen möglichen Ereignissen die Stirn zu bieten vermöchten. Den ersten Beweis hiervon haben wir durch den Einmarsch einer Armee in Belgien gege⸗ ben. Hiernach mag man beurtheilen, wie wir uns vertheidigt haben würden, wenn unsere eigne Unabhängigkeit bedroht wor⸗ den wäre. Nebenbei bemerke ich, daß die Holländische Armee von ihrem Souverain den Befehl erhalten hat, ihre Bewegun⸗ en einzustellen und sich vor unseren Truppen zurückzuziehen. Die Nachricht hiervon ist der Regierung amtlich zugegangen. Doch werden unsere Truppen deshalb nicht gleich zurückkehren; erst müssen wir die Gewißheit haben, daß der obige Befehl auch voll⸗ Der vorige Redner ist im Irrthum, wenn er glaubt, daß andere Mächte uns mit einem Angriffe drohen; die Regierung hat die bestimmteste Versicherung erhalten, daß diese Mächte friedliche Gesmmnungen hegen. Man sey also auch in dieser Beziehung ganz ruhig und vertraue der Voraus⸗ sicht der Regierung.“ — Nach einer Entgegnung des Hrn. La⸗ rabit gab Hr. Cas. Périer einige Aufschlüsse über den gegen⸗ wärtigen Zustand der im Lande organistrten National⸗Garden. Die Zahl derselben belaufe sich auf 3,775,000 Mann, wovon 900,000 auf die Städte von 1500 Seelen und darüber, 2,600,000 Mann aber auf die Land⸗Gemeinden kämen; für die dem Kriegs⸗ Minister bewilligten Gelder seyen bereits 860,000 Gewehre an⸗
Gardisten mit Gewehren versehen, so würde dies eine aberma⸗ lige Ausgabe von 70 Millionen Fr. nach sich ziehen, was um so uüberflüssiger erscheine, als durchaus kein Grund zu Besorgnissen vorhanden sey; übrigens könne die Kammer sich fest darauf verlassen, daß die Politik derer, die an der Spitze der Verwaltung stehen, nie eine Politik der Furcht seyn werde. Der Marschall Soult fügte den obigen Angaben noch hinzu, daß außer jenen 860,000 Gewehren noch 30,000 Pistolen, eine große Menge von Lanzen und Säbeln und 600 Stück Geschlütz vertheilt und für das Ganze 31 ½ Millionen verausgabt worden wären. Herr Salverte fragte, ob es nicht wahr sey, daß Oesterreich und Preußen eine bedeutende Trup⸗ penzahl, die jeden Augenblick ins Feld rücken könne, an den Französischen Gränzen zu stehen hätten; jedenfalls könne es nichts verschlagen, wenn man auf seiner Hut sey. Der General De⸗ margah behauptete, daß Herr Castmir Périer sich in einem ge⸗ waltigen Irrthume befinde, wenn er glaube, daß die Zahl der schon jetzt organistrten National⸗Garden sich auf 3 ⅞˖ Mill. be⸗ laufe; nöthigenfalls könne das Land wohl eine solche Zahl stel⸗ len, bis jetzt stehe sie aber bloß auf dem Papiere. Herr Lara⸗ bit nahm hierauf sein obiges Amendement zurück, wogegen ein anderer Deputirter mit einem ähnlichen hervortrat; er verlangte nämlich, die Kammer solle in der Adresse die Hoffnung aussprechen, daß die National⸗Garden der Gränz⸗Departements ohne Zweifel bin⸗ nen wenigen Tagen vollständig bewaffnet seyn würden. Dieser Antrag wurde indessen nach einigen Bemerkungen des Hrn. Cas. Périer verworfen und der 11te §. mit einer unerheblichen Aenderung in der Abfassung angenommen. In dem 12ten §., welcher also anhebt: „Ew. Majestät wünschen sich Glück zu den Verhält⸗ nissen, welche die auswärtigen Regierungen mit der Ihrigen un⸗ terhalten“, wurde dagegen auf den Antrag des Grafen v. Laro⸗ chefoucauld folgender wichtige Zusatz eingeschaltet: „Wir wollen hoffen, daß sle (die Verhältnisse) jene allgemeine Entwaffnung herbeiführen werden, die Sie wünschen, und die in den Augen der Menschheit der schönste Sieg der Französischen Loyalität seyn wird.“ Zu dem 13ten §. waren ebenfalls verschiedene Amende⸗ ments in Vorschlag gebracht worden. Da es indessen bereits 6 Uhr war, so wurde die Fortsetzung der Berathung bis auf die nächste Sitzung (15ten) verschoben.
Paris, 14. Aug. Vorgestern Abend ertheilte der König dem Königl. Niederländischen Gesandten, Baron v. Fagel, eme Privat⸗Audienz.
Der Messager des Chambres meldet, daß viele Städte
Ludwig Philipps, als ein Nationalfest begangen haben.
Dem Journal du Commerce zufolge, waͤre ein Cou⸗ Orleans und Nemours nach Paris zurückzuberufen.
Der Courrier français meldet, das 11te Linien⸗Re⸗ giment, das zu emer der Divisionen der Nord⸗Armee gehoört, habe an der Gränze den Befehl erhalten, nach Ham zurückzu⸗ marschiren. In diesem Regimente herrsche große Gährung; die
Soldaten hätten die Absicht kund gegeben, 26 neu angestellte
Offiziere, die man als Karlisten und als Theilnehmer an den zustoßen; der Marschall Gérard habe sofort dem Kriegs⸗Mini⸗ ster davon Meldung gemacht und dieser dem General Meunier Befehl ertheilt, eine Untersuchung darüber einzuleiten.
Der Minister des öffentlichen Unterrichts, Graf v. Monta⸗ livet, macht in einem Berichte an den König den Vorschlag, den Plan, den Hr. v. Vatimesnil im Jahre 1828 als Minister des öffentlichen Unterrichts faßte, zu verwirklichen und eine gewisse Anzahl von Bibliotheken zu gründen, wo alle für den Elemen⸗ tar⸗Unterricht geeignete Bücher gesammelt werden sollen. In „Den Absichten Ewr. Maj. gemaß, muß ich alle Mittel aufsuchen, welche die möglichst schnelle Ver⸗ breitung des Elementar⸗Unterrichts befördern. Die Anzahl der vor⸗
handenen Schulen entspricht noch keinesweges den Bedürfnissen des
Volkes, hat aber feit der Juli⸗Revolution schon bedeutend zugenom⸗ men. Normal⸗Schulen zur Bildung von Elementar⸗Lehrern sind be⸗ reits in vielen Departements gegründet worden, und wir dürfen hof⸗ fen, daß in eimgen Jahren jeder Franzose in seinem Geburtsorte“ sich jene ersten Kenntuisse wird erwerben können, die eine Schuld des Staates gegen jeden Bürger sind. Dazu reicht aber die Vermehrung der Schulen und Lehrer und die Verbreitung guter Lehrmethoden nicht hin; man muß den Kindern auch gute VBü⸗ cher in die Hand geben. Dieses Bedürfniß fühlte der Minister, der 1828 dem öffentlichen Unterrichte vorstand und beschlossen hatte, für die Elementar⸗Schulen eine gewisse Anzahl von Bibliotheken zu errichten, wo die für den Unterricht taug⸗ Werke gesammelt würden, um unter die Kinder
armer Familien vertheilt zu werden. Ich habe geglaubt,
Ew. Majestät werden die Ausführung dieses Plans billigen. Haupt⸗Gegenstaͤnde des
Elementar⸗Unterrichts außerdem müssen
sind Lesen,
Schreiben, Rechnen; sie aber auch heil⸗
same Lehren über Moral, Vaterlandsliebe, Haushaltung und
einfache, klare Aufschlüsse üher die Wunder und Erscheinungen der Natur, über die nutzlichen Gewerbe, den Ackerbau erhalten und die Hauptereignisse der vaterländischen Geschichte kennen lernen. Diese wesentlichen Bedingungen wird der Elementar⸗ln⸗ terricht leicht erfüllen, wenn zweckgemäße Bücher in den Schulen
vi11“ “
in Gebrauch seyn werden. Büchern ist in Frankreich, wie im Auslande, erschienen. Nat den in Deutschland, Holland, England und Schottland gesan melten Angaben habe ich einen raisonnirten Katalog von 18b Werken anfertigen lassen. Die Prüfung dieser Bücher und Auswahl der für unsere Zwecke geeigneten würde einer Komm ston zu übertragen seyn. Die von ihr nützlich befundenen fren den Bücher würden mit den von unseren Sitten, Interest und unserem Glauben erheischten Aenderungen ins Französsse übertragen werden. Ferner hätte die Kommission diejenigen Them des Unterrichts anzugeben, welche neuer Werke dedürfen, und emg lich hätte sie einen Katalog zu einer Central⸗Bibliothek einzureiche in welcher die Resultate der in der ganzen civilisirten Welt si den Volks⸗Unterricht unternommenen Arbeiten zu-sammeln mi ren. Sitz dieser Central⸗Bibliothek würde Paris seyn, und naß ihrem Muster würden ähnliche in allen Haupt⸗Orten gegrünge werden, wo sich Akademieen befinden; die Zahl derselben wümg sich dann allmälig vermehren und nur die Anzahl der Elemen tar⸗Schulen zur Gränze haben. Ich bitte Ew. Majestät, obig Vorschläge zu genehmigen und mich zu Ernennung der genam ten Kommission zu ermächtigen.“ — Die Königl. Genehmigun ist bereits erfolgt. 1 Der General Guillleminot, bisheriger diesseitiger Botschafte in Konstantinopel, ist mit seiner Familie den 8ten d. M. Toulon angekommen. b Das Journal du Commeree berichtet, die drei Julitag seyen von unserem Geschwader im Tajo glänzend gefeiert worden die Festlichkeiten hätten drei Tage gedauert, und alle in Lissabe wohnenden Franzosen wären aufgefordert worden, daran Theil! nehmen. Die Flotte war den Tajo nach der Barre hinabges elt und hatte unter den Thürmen von Belem Anker geworfen. Dae Constitutionnel meldet, daß am 11ten d. bereits vier Linien⸗ schiffe von dem unter dem Befehle des Contre⸗Admiral Hu⸗ gon stehenden Geschwader in Toulon angekommen sehyen. Der Moniteur enthält folgende offizielle Nachrichte von Algier: „Nach dem Gefechte vom 18. Juli zeigte sich de Kabailen⸗Scheik Benzamun nicht mehr, und die östlichen Straßa wurden ganz frei. Man glaubte, nach der Niederlage dieset Häuptlings werde auch der Sohn des ehemaligen Beys von T. teri sich zurückziehen. Dieser aber, durch einige Banden vog Zeitun und durch Arabische Stämme von Bagdadi und Orch
verstärkt, streifte noch 2 — 3 Tage in einiger Entfernung vem
Algier umher. Ein anderer Stamm, den er erwartete, wurd unterweges durch die Truppen des uns treu gebliebenen Mara⸗ bout von El⸗Koleah geschlagen. Am 20. Juli näherte er sich einem unserer Blockhäuser am Qued-⸗el⸗Kermês, wurde zurückge⸗
worfen und wollte nun die Verbindung zwischen Algier und da
Meierei abschneiden. Der Oberst⸗Lieutenant Lavoyerie marschinte mit einem Bataillon ihm entgegen, tödtete ihm 50 Mam und warf ihn in die Gräben der Oued-el⸗Kermes zurüch Der Oberst Arlanges machte einen Ausfall aus der Meierei und ließ diesen verworrenen Haufen von Arabern aus Kanonen und
kleinem Gewehr beschießen, während derselbe die Brücke zu ge
winnen suchte. Der Feind verlor viel, kam aber dennoch am anderen Tage wieder. General Berthezone traf Anordnungen ihm den Ruͤckweg abzuschneiden, wenn er wieder eben so wetß vorrücken sollte, wie Tages zuvor. Auf seinen Befehl begab sich General Feucheères Abends mit seiner Brigade nach der Meiere’
und am 22sten folgte er selbst mit 4 Bataillonen und 5 Kanonen,
er wandte sich direkt nach der Brücke, und die Araber, welch abgeschnitten zu werden besorgten, zogen sich sogleich zurück. Einige Haubitzen⸗Kugeln, die ihnen auf dem Marsche von der Artillern hinübergesandt wurden, beschleunigten ihren Rückzug. Die Arab welche eine halbe Stunde lang unter dem Feuer der Tirailleurs d General Feucheres defiliren mußten, die in geringer Entfernun von den Fußsteigen, auf welchen der Feind sich zurückzog, hinter Gesträuch verborgen waren, erlitten großen Verlust. Genera Berthezene drängte sie, zwei Stunden lang, auf dem Wege na Blida bis zum ersten Brunnen und ließ sie von seiner Käaval rie, die viele derselben niederhieb, von dort bis nach Buffarl verfolgen; sie zerstreuten sich nach allen Richtungen hin, nach⸗ dem sie an Todten und Verwundeten wenigstens 800 Mam verloren; unter ihren Todten befanden sich, nach der Schönheit der Waffen zu urtheilen, einige Personen von Rang. Wir ho⸗ ben nur einige 20 Todte und 100 Verwundete. Die Ebene is von Arabern und Kabailen ganz befreit. Diese Krise, die man als beendigt betrachten kann, wird die gute Wirkuug haben, diesen Völkerschaften die Fruchtlosigkeit ihrer Angriffe auf uns . zeigen. Briefen vom 2ten August zufolge, hatten sich die Arabet bis zu diesem Tage nicht wieder sehen lassen, und waren die Märkte von Algier eben so reichlich und sast noch reichlicher mit Lebensmitteln versorgt, als vorher.“
Das Zuchtpolizei⸗Gericht veruürtheilte vorgestern von sleben Individuen, welche bei den Unruhen, die am 15. Juli v. 7 stattfanden, theils die National⸗Garde insultirt, theils mit Sttn⸗ nen nach ihr geworsen hatten, vier nach Maaßgabe der Straß fälligkeit zu einjähriger, halbjähriger und vierteljähriger, zm andere nur zu 14tägiger Haft und den stebenten zu einer Geld⸗ strafe von 20 Fr.
Der Assisenhof verurtheilte vor einigen Tagen den junge Destrabode, Studirenden der Medizin, der, wie man sich er⸗ innern wird, bei den Unruhen am 14ten v. M. verwunde wurde, und einen Handlungs⸗Kommis, Namens Martin, u halbjährigem Gefaͤngniß und einer Geldstrafe von 16 Fr., wl sie auf der Straße gerufen hatten: Es lebe die Republik! Lud⸗ wig Philipp sterbe!
Die Ferien des Königl. Rechnungs⸗Hofes werden, einer Ko⸗ nigl. Verordnung zufolge, vom 1. September bis 31. Oktobern dauern. 8 G P aris, 15. August. †)) Der heutige Moniteur ent⸗ hält folgenden Artikel: „Das Aufhören der Waffenruhe, die zwischen Holland und Belgien bestand, war von dem General Chassé, Befehlshaber der Citadelle von Antwerpen, im Namen seines Souverains angekündigt worden. Die Feindseligkeiten! sollten den 3. August um 9 ½ Uhr Abends wieder beginnen. Se⸗ Majestät der König der Belgier trug bei dem König der Franzosen schriftlich darauf an, eine Armee in das Belgische Gebiet einrücken zu lassen, die der Holländischen gegenüber gestellt werden solle. Diese Nachrichten kamen in der Nacht vom Zten auf den 4ten anz am Morgen versammelte der König sein Conseil; es wurde ein Beschluß gefaßt, und sogleich wurden Befehle ertheilt Marschall Gérard wurde mit dem Oberbesehl der Armee bekleidet⸗ Die Herzöge von Orleans und Nemours gingen nach Maubeuze
.1) Die Redaction findet sich zu der Anzeige vevanlaßt, daß die ihr auf außerordentlichem Wege zukommenden Nachrichten kuͤnftig im⸗ mer mit zwei Sternchen bezeichnet seyn werden. Auf mehrfache Au⸗ fragen fuͤgt dieselbe hinzu, daß die mit zwei Strichen bezeichneten Mit⸗ theilungen Privat⸗Korrespondenzen sind.
Eine große Anzahl von Elemente b
ba 1.
vbe“ 1 b „ wo das Hauptquartier errichtet war. Es wurden Befehle ggesandt, in Givet, Maubeuge, Valenciennes, Lille 4 Infan⸗ rie⸗ und 3 Kavallerie⸗Divisionen mit 13 Batterien und dem nzen zur vollständigen Organisation einer Armee von 50,000 ann gehörigen Personal zu versammeln. Noch nie wurde 6 Zusammenziehen einer so bedeutenden Truppenmasse mit lcher Schnelligkeit ausgeführt. Am 5ten erhielt der Mar⸗ hall Gérard Befehl, am 7ten Morgens in Belgien ein⸗ ücken. Die erste Infanterie⸗Division sollte von Givet Namur, die zweite von Maubeuge auf Charleroi, die dritte in Valenciennes auf Mons, die vierte von Lille auf Ath und surnay marschiren; die Kavallerie⸗Brigaden gingen dieser Be⸗ ng voran, oder folgten. Zum Concentrations⸗Punkt dieser olonnen war Löwen bestimmt, wo sie in 4 bis 5 Tagen bei⸗ men seyn konnten. Anordnungen, welche der Generalstab mit r Belgischen Regierung treffen mußte, verzögerten das Einrük⸗ unserer Truppen um zwei Tage. Am gten setzte die Armee b in Bewegung; an demselben Tage zog der Herzog von Or⸗ ans an der Spitze des 5ten Dragoner⸗ und 12 Infanterie⸗ egiments in Mons ein. Das Haupt⸗Quartier wurde in ese Stadt verlegt; die erste Diviston bivouakirte in Di⸗ int, die dritte hinter Mons, die vierte in Tournay. je Bewegung wurde am folgenden Tage den 10ten fortgesetzt, nd die Armee besetzte an demselben Namur, Charleroi, Soig⸗ es und Ath; am 12ten war sie in Gembloux, Sombref, Ni⸗ lles, Soignies, Hall, während der Herzog von Orleans an der pitze des 5ten Dragoner⸗ und des 12 inien-Regiments in rüssel einrückte. Das Hauptquartier war in Nivelles. Der Karschall Gérard marschirte den Holländischen Streitkräften ent⸗ gen, die, nachdem sie der vom General Daine angeführten elgischen Maas⸗Armee eine Niederlage beigebracht, auf St. ond und Tirlemont vorrückten und Detaschements nach Jo⸗ e und Wavre vorpoussirten, als er am 12ten Morgens vom anzöstschen Gesandten im Haag ein Schreiben vom 10ten d. it der Nachricht erhielt, daß nach der Notification, die er Sr. Raj. dem Könige Wilhelm gemacht, dieser Souverain dem rinzen von Oranien Befehl ertheilt habe, nach der Ankunft r Französischen Truppen in die Gränzen des Holländischen ebiets zurückzukehren. Demgemäß wird die Armee ihre Con⸗ intrations⸗Bewegung auf Löwen fortsetzen und der Hollandischen mee, bis diese über die Gränzen Belgiens gegangen ist, De⸗ schements folgen lassen. Wir werden die Bewegungen des Farschals Gérard und den rückgängigen Marsch der Holländi hen Armee successiv mittheilen.“ v
Großbritanien und Irland. 6
Parlaments⸗Verhandlungen. Der Ausschuß des nterhauses war in seinen Sitzungen vom 9. bis zum 13. ug. fortwährend mit den Berathungen einzelner Bestimmungen r Englischen Reform⸗Bill beschäftigt. Des besseren Verständ⸗
es wegen stellen wir das in diesen fünf Sitzungen nach vie⸗
, ins Einzelne gehenden, wenig Interesse darbietenden Debatten angte Resultat hier zusammen. In der Sitzung vom 9. wurde fünfte Abschnitt der Bill erledigt, wonach gewisse mit eman⸗ vereinigte DOrte, wie Kingston upon Hull mit Sculcoates, meyn mit Falmouth, Portsmouth mit Portsea, Rochester mit hatham und Stroud, Sandwich mit Deal und Walmer, im⸗ uer zwei Mitglieder in das Parlament senden sollen. — Am 10.
n der sechste Abschnitt an die Reihe, wonach gewisse Orte an
Erwählung eines Mitgliedes für jede Grafschafts⸗Stadt oder
mit derselben in Verbindung stehenden Burgflecken in Wales eil haben soll. Die Orte wurden ohne Abstimmung geneh⸗ gt, mit Ausnahme von Merthyr Tydvil, von welchem gesagt rde, daß es einen Vertreter für sich allem im Parlament ha⸗ i sollte. Als das Haus darüber abstimmte ergaben sich für n ursprünglichen Vorschlag der Minister 164, dagegen 123 timmen, so daß derselbe durch eine Majorität von 41 Stim⸗ n genehmigt wurde. Auch der siebente Abschnitt, wonach wansea, Lougher u. s. w. jedes emn Mitglied erwählen sollen,
de sodann angenommen. Die Diskussion des achten Ab⸗ nitts, der von den Wahlbeamten der Orte handelt, welche neue ahlberechtigungen erhalten haben, wurde noch verschoben, weil einige Schwierigkeiten darüber erhoben, wem die Befugniß, se Beamten zu ernennen, zugetheilt werden sollte. Die Opposi⸗ n nahm von dieser Verschiebung Anlaß, zu bemerken, ß die Bill eigentlich mit größerer Eile vorschreite, als die Mi⸗ er selbst dazu vorbereitet sehen. Der neunte Abschnitt, wel⸗ r der Grafschaft York sechs Vertreter (statt der bisherigen r; zwei für jeden der drei Distrikte) giebt, wurde sodann in trag gebracht. Hr. Wrangham wollte der Grafschaft zehn itglieder zugetheilt wissen und meinte, dies erst würde ein tiges Verhältniß herstellen. Dem in dieser Hinsicht gemach⸗
Amendement widersetzten sich die Minister, und der Antrag rde demnächst auch in seiner ursprünglichen Fassung angenom⸗ en. Die Erwägung des zehnten Abschnittes, welcher der Graf⸗ aft Lincoln vier Mitglieder zutheilt, wurde ebenfalls verscho⸗
.— Am folgenden Tage schritt man zum eilften Abschnitt, nach vorgeschlagen wurde, daß 25 namhaft gemachte Graf⸗ aften in zwei Abtheilungen jede zerfallen sollten, und daß jede otheilung inskünftige zwei Parlaments⸗Mitglieder für sich er⸗ ählen sollte, gleich als ob sie eine besondere Grafschaft bildete. ine lange Debatte entspann sich über diesen Gegenstand, da lan über das Prinzip der Theilung verschiedener Meinung war. s wurde das Amendement vorgeschlagen, jeder Grafschaft ganz fach vier Vertreter zuzutheilen imnd es im Uebrigen bei der ten Einrichtung zu lassen. Sir Rob. Peel verglich die Tren⸗ ung der Grafschaften mit der von Holland und Belgien und einte, es würde dann jeder Theil seine besonderen Interessen aben. Die Minister widersetzten sich jedoch dem Amendement,
dhas auch bei der Abstimmung verworfen wurde. — Am 12. Au⸗ ust wurde zunächst der vorgestern verschobene zehnte Abschnitt nehmigt. Der zwölfte Abschnitt, der von den Freisassen in n getheilten Grafschaften handelt, wurde unter Zustimmung der inister gestrichen, indem ihn diese mit dem 16ten Abschnitt ver⸗ igen wollten. Mit der Diskusston über den dreizehnten Ab⸗ hnitt, der einigen genannten Grafschaften drei Mitglieder zu⸗ eilen sollte, kam man in der heutigen Sitzung nicht zu Ende.
Am 13. Aug., einem Sonnabend, hatte sich das Haus schon
12 Uhr Mittags versammelt. Der dreizehnte Abschnitt wurde nehmigt, worauf Lord Althorp mehrere Veränderungen aus⸗ nandersetzte, welche die Regierung in einigen noch zu erwägen⸗ en Bestimmungen der Bill angebracht wissen wollte. Diese Veränderungen betreffen die sogenannten 10 Psd.⸗Rentner, welche zsolche in Grafschaften und Burgflecken Wähler sind; unter nderem wird dadurch nachgegeben, daß auch diejenigen, welche hre Miethe (von mindestens 10 Pfd. jährlich) in wöchentli⸗ hen Raten entrichten, als Wähler berechtigt seyn sollten. Lord
orp meinte, daß er in Manchester und anderen Fabrik⸗Or⸗ u Erkundigungen eingezogen und gefunden habe, daß es oft cht achtbare und gebildete Leute seyen, die ihre Miethe wöchent⸗
11““
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lich entrichteten. Inzwischen wurde die neue Bestimmung dafür eingeschaltet, daß der Miether seine Wohnung mindestens schon ein Jahr inne haben müsse. In der Bestimmung, daß, wer Wähler seyn wolle, alle fällige Abgaben entrichtet haben müsse, schlug der Minister vor, das Wort „Alle“ zu streichen, weil sonst darunter auch die Kirchen⸗Abgaben begriffen seyen und sich ein ehrsamer Theil der Bevölkerung, der niemals Kirchen⸗Abgaben entrichte, von der Wahl ausgeschlossen sehen würde. — Die vor⸗ geschlagenen Veränderungen wurden zum Druck beordert, und die nächste Sitzung des Ausschusses wurde auf Dienstag den 16. Aug. anberaumt.
— In der Sitzung des Unterhauses vom 13. August fragte Hr. James, wie groß die Summe sey, die man auf die Krönungs⸗Ceremonie verwenden wolle? Er habe gehört, daß sie 50,000 Pfd. betragen werde, er sehe jedoch nicht ein, welcher Anlaß zu einer Krönung überhaupt da sey, da der König bei seiner Thronbesteigung die nöthigen Eide geleistet habe. Se. jetzt regierende Maj. bedürfe eines solchen unnützen Schauge⸗ pränges nicht; der König finde nicht, wie sein verstorbener Vor⸗ fahr, bloß in Prunk und Verschwendung Vergnügen. Der Red⸗ ner wurde hier von einigen Mitgliedern zur Ordnung gerufen, wiederholte jedoch, daß der jetzt regierende König einen größeren Werth auf die gute Meinung seines Volkes, als auf ein bloßes Schaugepränge setze. Lord Althorp erwiederte, es sey ein Irr⸗
thum, wenn das ehrenwerthe Mitglied glaube, daß der König schon die nöthigen Eide geleistet; die Krönungs⸗Ceremonie sey darum auch nicht überflüssig; inzwischen könne er dem Hause die Versscherung ertheilen, daß die ganze Ausgabe kaum ein Krönung Georgs IV.
Fünftel dessen
die gekostet habe. 8
betragen w
London, 13. Aug. fen St. Martin von Aglie, außerordentlichen Gesandten und be⸗ vollmächtigten Minister des Königs von Sardinien, eine Audienz zu ertheilen und aus dessen Händen ein Schreiben des Königs und der Königin von Sardinien entgegenzunehmen geruht.
Mehrere Irländische Parlaments⸗Mitglieder hatten gestern mit dem Grafen Grey eine Unterredung, um sich über ihre Be⸗ schwerden, in Bezug auf den langsamen Gang der Verwaltung hinsichtlich der Verbesserungen in Irland, auszusprechen. Sie be⸗ standen hauptsächlich auf der Nothwendigkeit, augenblicklich Maaß⸗ regeln in Betreff der Veomanry zu ergreifen, und ließen nicht undeutlich wahrnehmen, daß, im Fall ihre Beschwerden nicht be⸗ rücksichtigt werden sollten, sie die Minister nicht länger unter⸗ stützen würden. Graf Grey stellte ihnen vor, was alles schon für Irland geschehen sey und noch geschehen würde, daß es aber der Regierung in diesem Augenblick nicht möglich wäre, die Neo⸗ manry aufzulösen; es könne nichts die Minister bewegen, von dem Wege abzuweichen, den sie für den richtigen erkannt hätten. Die Unterredung scheint nicht zu gegenseitiger Zufriedenheit aus⸗ gefallen zu seyn.
Nied ande.
Aus dem Haag, 16. August. Neuerdings ist folgender Bericht Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Oranien einge⸗ gangen:
„An den Koͤnig. Loͤwen, 13. Aug. 1831. Nachmittags 3 Uhr.
Ich habe die Ehre, Ew. Majestaͤt zu berichten, daß heute um 12 Uhr, in Folge der gestern geschlossenen Uebereinkunft, die Stadt Ldwen von den unter Niellon stehenden Truppen an die erste Bri⸗ gade der dritten Division uͤbergeben worden ist. Die Truppen Ew. Majestaͤt fanden in der Stadt eine gute Aufnahme. Als ich von Thienen (Tirlemont) nach Loͤwen ritt, begegnete ich dem Franzoͤsi⸗ schen Gesandten Grafen Belliard und dem General Lawoestine, der uͤber die Avant⸗Garde des Franzoͤsischen Heeres unter dem Mar⸗ schall Gérard den Befehl fuͤhrt und an mich von diesem Marschall abgesandt worden war, um mich zu benachrichtigen, daß das Fran⸗ zoͤsische Heer nun schon nach Grez, vorwaͤrts von Wavre, auf mei⸗ nem linken Fluͤgel vorgeruͤckt sey. Beide Herren theilten mir den amtlichen Bericht von dem zwischen Ew. Majestaͤt und Frankreich getroffenen Uebereinkommen mit, wonach der Friede von Holland und Frankreich aufrecht erhalten wird. Ich bin mit ihnen dahin uͤber⸗ eingekommen, daß ich morgen mit meiner ruͤckgaͤngigen Bewegung nach den Nord⸗Brabantschen Graͤnzen den Anfang machen wuͤrde. — In Folge dessen will ich morgen den 14ten um 10 Uhr Loͤwen ver⸗ lassen. Die zweite Division wird Thienen und die Umgegend be setzen; die dritte in einer zweistuͤndigen Entfernung von Loͤwen und den umliegenden Doͤrfern sich lagern. Die erste Division besetzt heute Diest, und ihre Nachhut steht zu St. Joris Fenibe. Die Kavallerie folgt diesen Bewegungen, und die Reserve⸗Artillerie⸗Bat⸗ terie bleibt unter der Bedeckung der schweren Kavallerie. — Je mag diesen Bericht nicht schließen, ohne Eurer Majestaͤt noch ein besonders vortheilhaftes Zeugniß von dem ausgezeichneten Benehmen des ganzen Artillerie⸗Corps, das in dem Gefecht bei Loͤwen im Feuer gewesen ist, abzulegen; namentlich muß ich auf die Batterie des Hauptmanns van de Wal, welche die dritte Division begleitet, und auf die Batterie Haubitzen unter dem Hauptmann Cochoorn hinwei⸗ sen. Ich habe auch allen Grund, der Gunst Eurer Maiestaͤt alle Offiziere des allgemeinen Stabes sowohl als der besonderen Staͤbe zu empfehlen, indem sie mit eben so vielem Eifer als Kaltbluͤtigkeit unter dem feindlichen Feuer ihren Dienst verrichtet haben. Ich er⸗ warte die Vortraͤge der Divisions⸗Generale und der Corps⸗Chefs hinsichtlich der Offiziere, Unter⸗Offiziere und Soldaten, die sich durch Tapferkeit und Umsicht ausgezeichnet haben, um sie dem Wo - wollen Eurer Majestaͤt besonders zu empfehlen. 3 “
Der Ober-Befehlshaber des Heeres,
Wilhelm, Prinz von Oranien.
Tagesbefehl. „Loͤwen, 13. Aug. 1831. Ihr habt meiner Erwartung entsprochen. Ich vertraute auf Eure Tapferkeit und auf Euren unwandelbaren Muth. Ich weiß die Ausdauer zu schaͤtzen, mit der Ihr alle Muͤhseligkeiten uͤberstanden und Euch uͤber die Beschwerden hinweggesetzt habt, welche mit Kriegsmaͤrschen in der Raͤhe des Feindes immer verbun⸗ den sind. Groß ist Euer Lohn. Der Sieg, den unsere Waffen er rungen, ist vollstaͤndig. Nach einem Feldzuge von kaum zehn Tagen befinden wir uns im Herzen von Belgien. Zwei Mal begegneten wir dem Feinde, zuerst in Hasselt, dann bei Loͤwen, und dies war hinreichend, um die beiden Belgischen Heere zu schlagen und voller Unordnung in die Flucht zu jagen. — Gestern und heute standen un sere Vorposten nur zwei Stunden vonBruͤssel entfernt, und keine Belgische Armee ist mehr vorhanden, die unseren Einzug in H hindern koͤnnte. — Der Koͤnig, mein Vater, hat den von uns bei Hasselt er⸗ rungenen Sieg mit Freuden vernommen. Durch mich bezeugt Er Seine innigste Zufriedenheit mit Euch und allen Truppen aller Waf⸗ fengattungen, die an diesem Gefechte und an den fruͤheren Theil genommen haben und ihre Bestrebungen dahin vereinigten, um das Heer zu vernichten, das unter dem Ramen „Armee de la Meuse⸗ sich unuͤberwindlich waͤhnte. — Wir haben nun unsere Aufgabe er⸗ reicht. Wir haben gethan, was Koͤnig und Vaterland von uns for⸗ derten. Wir haben uͤber den Feind triumphirt, segen den wir in den Streit zogen. Mit Ehren kehren wir nach unseren alten Graͤn⸗ zen zuruͤck. Ein zahlreiches Heer aus Frankreich ruͤckt in Belgien ein; seine Vorposten erreichen die Unsrigen. Wir kehren zuruͤck in
Waffenbruͤder!
Belgiens Hauptstadt
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Franzosen getroffen hat.
Wilhelm, Prinz von Oranien.“
In der Staats⸗Courant liest man: „Bei den für un⸗ sere Truppem so ruhmvollen Gefechten, die am 12. August zwi⸗ schen Thienen und Löwen stattgefunden, hat der tapfere Prinz von Oranien, Ober⸗Befehlshaber unseres Heeres, wiederum den Heldenmuth und zugleich die Geschicklichkeit an den Tag gelegt, die man von ihm, als einem Abkömmling des Hauses Nassau, erwarten durfte. Durch eine feindliche Kanonenkugel ist ein Pferd unter dem Prinzen todtgeschossen worden, doch hat es deat, olfehun gefallen, seine Person dem Vaterlande zu er⸗ alten.
Der Bredaer Zeitung zufolge, wurde bald darauf, nach⸗ dem im Gefechte bei Löwen dem Prinzen von Oranien das Pferd unterm Leibe erschossen worden, ein Blaukittel (Blousenträger) gefäͤnglich eingebracht, der, in einem Kartoffelfelde versteckt, dem Prinzen aufzulauern schien, und mit Gewehr und drei scharfen Patronen versehen war. Dieser Elende, sagt das genannte Blatt, ein Drucker⸗Gehülfe beim Brüsseler Courrier, trug eine kleine silberne Medaille auf der Brust, mit der Aufschrift: Aux défen- seurs de la patrie; auf der Rückseite las man: Vaincre ou mourir; er ist in strengsten Gewahrsam gebracht worden.
Aus Staats⸗Flandern wird gemeldet, daß der Oberst Ledel am Morgen des 11. August eine Bewegung nach vorwärts ausgeführt habe, um den Feind aus der Nähe von Aardenburg, Ende und der Umgegend zu vertreiben. Zwei Kolonnen, die eine unter dem Major Stok, und die andere unter dem Obersten Ledel selbst, vollführten diese Bewegung, die Heerstraße auf Stroobrugge und den Weg von Ende entlang, mit dem Erfolge, daß der Feind nach allen Richtungen aus seinen Posttionen ver⸗ trieben und bis hinter die Lieve zurückgedrängt wurde, wo die Unsrigen Posto faßten, nachdem sie drei Verschanzungen auf der Heerstraße, auf deren einer zwei Kanonen sich befanden, einge⸗ nommen hatten. Da die Macht des Obersten Ledel nicht hin⸗ reichend war, um den eroberten Punkt an der Lieve besetzt zu halten, so zog er, nachdem er einige Stunden dort Stand ge⸗ halten, ohne weiter vom Feinde beunruhigt zu werden, nach Aardenburg zurück. Unsererseits wurden 25 Mann getödtet und verwundet.
Niachdem unsere Truppen stegreich m Beeringen (Limburg)
eingerückt waren, entstand daselbst, vielleicht in Folge der frühe⸗ ren Kanonade, ein Feuer, das in einem Augenblicke gleich so um sich griff, daß 8 — 10 Häuser eine Beute der Flammen wurden. Unbezweifelt würde der ganze Ort in Asche gelegt worden seyn, wenn nicht unsere Schuttereien und Soldaten voller Eifer zu Hülfe geeilt wären. Jeder derselben sagte sich, daß man sich durch Wohlthaten am edelsten an seinen Feinden raͤche; groß war daher auch die Rührung der Einwohner, als sie vernahmen, daß unter den Soldaten eine Kollekte zum Besten der Abgebrannten eröffnet und der Ertrag in die Hände des Orts⸗Pfarrers überge⸗ ben worden sey.
Noch an demselben Tage machten die Belgier wieder einen ernstlichen Angriff auf der Straße von Maldeghem nach Aarden⸗ burg. Nach einem heftigen Gefechte bei Stroobrugghe (Pont-de- paille), hat die Garnison von Aardenburg, durch Schutterei verstärkt, die Belgier über Eede bis Maldeghem verfolgt, wo sie heftigen Widerstand fand, da die Einwohner aus den Häusern auf sie schossen und sogar Frauen und Kinder am Gesfechte Theil nahmen. Dennoch besteht unser Verlust nur aus 4 Todten und 16 Verwundeten; der der Belgier muß bedeutend gewesen seyn. Zu Maldeghem wurde die dreifarbige Belgische Fahne vom Thurme heruntergenommen.
Die Staats⸗Conrant enthält den nachstehenden offiziel⸗ len Artikel:
„In Bruͤsseler Zeitungen hat man kuͤrzlich folgendes Schreiben gelesen: „„Aerschot, 8. Aug. 1831. Herr Minister! Se. Majestaͤt beauftragen mich, Ihnen anzuzeigen, daß Hoͤchstdiesel⸗ ben in diesem Augenblick uͤber England die wichtige Nachricht er⸗ halten haben, daß die auf der Insel Java befindlichen Truppen eine Insurrection veranlaßt und die Belgier, als die zahlreichsten unter den anderen Europaͤern, sich der Gewalt bemaͤchtigt und eine Re⸗ gierung im Namen der Belgischen Nation errichtet haben. Die ganze Insel hat sich dieser Regierung unterworfen. Der Koͤ⸗ nig fordert Sie auf, unverzuͤglich einen Agenten nach Batavia zu senden. Der Kriegs⸗Minister ad interim, Constant d'Hane. — An den Hrn. Minister Lebeau in Loͤwen.““
„Die bestimmte und offizielle Weise, in der in diesem merk⸗ wuͤrdigen Aktenstuͤcke eine so wichtige Nachricht, wie der Verlust von Java, mitgetheilt worden, hat uns veranlaßt, der Quelle, aus der dieselbe geflossen ist, mit einiger Sorgfalt nachzuforschen. Hier ist nun das Resultat der angewandten Bemuͤhungen, das uns von guter Hand zugekommen ist: Das einem Antwerpener Hause gehd⸗ rende Schiff „Ortelius“, das am 11. Maͤrz d. J. von Batavia ab⸗ ging, zaͤhlte unter seinen Passagieren den Capitain vom Genie, P. A. Huybrecht, einen Mann, welchen Belgische Offiziere, denen Ehre und Pflicht keine leere Worte sind, mit Bedauern zu ih ren Landsleuten zaͤhlen werden. Der Wiederbeginn der Feindselig⸗ keiten hat den Cargadeur des Schiffes „Ortelius“ bewogen, sich mit demselben nach England zu begeben, und dort ist der Capitain Huy⸗ brecht ans Land gestiegen. Bei seiner Ankunft in London hat er die eben gemeldete Nachricht dem Botschafter van de Weyer auf⸗ zubinden gewußt, und dieser beeilte sich, sowohl durch Engli⸗ sche Zeitungen bekannt zu machen, als seigem Fuͤrsten in einem offiziellen Berichte anzukuͤndigen. Nichts aber ist weiter von der Wahrheit entfernt, als diese Meldung. Nachrichten aus Java, die wir mit dem Schiffe „Mercator“ empfingen, geben die sichere Ueberzeugung, daß diese Insel am 30. Maͤrz d. J., und demnach neunzehn Tage nach der Abreise des Huybrecht, noch der vollkommensten Ruhe genoß. Der General⸗Gouverneur meldet in seinen Berichten, daß die Belgischen Offiziere und Soldaten — die uͤbrigens bei weitem die Minoritaͤt unserer Truppenmacht bilden . Allgemeinen ruhig und ordentlich benaͤhmen, und daß sein Einschreiten nur ein Mal noͤthig gewesen, um 3 Personen, die sich aufruͤhrerische Reden erlaubt hatten, in sichere Verwahrung zu bringen; diese drei waren ein gewisser Louis, ehemaliger Offizier und jetzt Land⸗Eigenthuͤmer, van den Kerkhove, Stabs⸗Wund arzt, und van Dressel, ein Gastwirth in Samarang. — Durch diese einfache Erzaͤhlung werden unsere Leser wohl uͤber das Schick sal Java's ganz zufriedengestellt seyn, und duͤrften dieselben mit uns Uber das seltsame Schauspiel eines Diplomaten erstaunt seyn, der nicht ansteht, erdichtete und der Natur der Sache nach hoͤchst un⸗ wahrscheinliche Geruͤchte zum Gegenstande positiver Mittheilungen an seine Regierung zu machen, und eines Fuͤrsten, der sich beeilt, auf solche Mittheilungen die oͤffentliche Ankuͤndigung einer amtlichen Maaßregel folgen zu lassen. Ob dieses der Ungeuͤbtheit und Unkunde der neuen Belgischen Machthaber oder dem Wunsche zuzuschreiben ist, durch ausgeschmuͤckte Nachrichten dem sinkenden Muth ihrer Partei aufzuhelfen, das wird vielleicht die Zeit lehren.“
In der Javaschen Courant vom 17. März findet man die erste dort bekannt gewordene Nachricht von dem im Oktober zu Antwerpen an unseren Truppen veruͤbten Verrath und der dar⸗ auf erfolgten Züchtigung jener Stadt durch General Chassé.
Brüssel, 15. August. Der König Leopold hat Mecheln
gestern Mittag verlassen und sich nach Löwen begeben, welches
Folge eines Abkommens, das unser/Souverain mit dem Koͤnige der
Der Ober⸗Befehlshaber des Heere,