v In bden Ja ZII
1820 1821 1822 1823 1824 1825 1826 2 4888 360 611
In diesen 9 Jahren 3,011 4,519 Es wurden folglich an Inländer wegen ihrer Aufnahme bei inländischen Unlversitäten ausgegeben b 11113“3“ oder der un⸗ oder der be⸗ oder der no bedingten dingten nicht erlang⸗ Reife ten Reife 889
527 293 650 334 1,128
überhaupt
349 413 473 511 586 485 479 612
erhalten hatten Zeugnisse Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 76 272 121 292 336 394 426 273 279 379
u d10 u —29* —2—
in den Jahren überhaupt
659 369 743 442 948 489 1,080 326 1,136 356 1,181 469 1,284 178
in diesen 9 Jahren 1,637 8,208 Faag 3550
————ö—————
Aehnliche Uebersichten für spätere Jahre sind noch nicht vooll⸗ ständig aufgestellt.
Die Zeugnisse der unbedingten und der bedingten Reife für den akademischen Unterricht werden von den Gymnasien und von den Prüfungskommissionen aus einerlei Ansicht ertheilt; und es ist allerdings auffallend, wie selten ein Unterricht ausser den Gymnasten eine unbedingte Reife hervorbringt. Aber bei den Zeugnissen noch nicht erlangter Reife besteht ein wesentlicher Un⸗ terschied zwischen dem Verfahren beider Prüfungsbehörden. In⸗ dem die Gymnasien in der Regel nur Schüler der ersten Klasse zur Prüfung der Reife für das akademische Leben zulassen, ist ein Maaß für den geringsten Grad der Kenntnisse derer gegeben,
223 189 201 194 208
222
welche das Zeugniß noch nicht erlangter Reife von ihnen erhal⸗
ten: sie müssen nämlich wenigstens so viel wissen, als erforder⸗ lich ist, um nach Prima versetzt zu werden. Die Prüfungs⸗ jommisstonen bei den Universitäten sind dagegen verpflichtet, einen Jeden zur Prüfung zu lassen, welcher sich dazu meldet. Aller⸗ dings sind sie befugt, denjenigen die Ausfertigung eines Zeug⸗ nisses ganz zu versagen, für welche bei der niedrigen Bildungs⸗ stiuse, worauf sie noch stehen, durchaus kein Nutzen aus dem Anhören akademischer Vorträge zu erwarten ist. Auch haben sie von dieser Befugniß zuweilen, und besonders seit dem Jahre 1824 öfter Gebrauch gemacht. Allein es muß doch schon ein ganz auffallender Mangel an Bildung klar ermittelt sein, ehe mit Bestimmtheit ausgesprochen werden darf, daß der Geprüfte gar keinen Nutzen aus akademischen Vorträgen ziehen könne: unnd es ist daher gewiß, daß ein großer Theil derer, welche mit dem Zeugnisse der Unreife von den Prüfungskommissionen zur Universität entlassen werden, noch weit unter derjenigen Bildungs⸗ stufe steht, wobei die Gymnasten überhaupt schon die Zulas⸗ sung zur Prüfung versagen. In der That kann auch hierm nicht wohl anders verfahren werden. Neben dem Bildungs⸗ gange, worin die wissenschaftliche Vorbildung in den Formen eines Gymnasti, auf welchem Wege sle auch erlangt worden sei, unentbehrlich erscheint, giebt es mannigfaltige Wege, worauf eine glückliche Organisation zu einem hohen Grade selbst wahr⸗ haft wissenschaftlicher Bildung, wenigstens für besondre Geschäfte und Verhältnisse, gelangen kann, die nicht verschlossen werden dürfen, wenn keine Anlage, woraus ein Gewinn für das geistige Leben hervorgehn kann, unbenutzt bleiben soll,
Diese Betrachtung, wie viele Andeutungen in der vorste⸗ henden Darstellung des höhern Untexrichts, leitet darauf hin, daß in den Bildungsanstalten des Zeitalters etwas keinesweges Unbeachtetes, aber wohl noch Unvollendetes liegt. Ueber der Bildungsstufe, welche die Gesetzgebung und Grundverfassung eines gegebenen Staats, als allgemein beftehend voraussetzen muß, und deren Erreichung die Elementarschule bewirken soll, giebt es zunächst eine höhere Stufe, worauf Jeder stehen muß, der einen Platz im Leben unter den gebildeten Ständen ein⸗ nehmen will. S 8
Mit welchem Namen man auch die gemeinhin Bürger⸗ schulen oder Mittelschulen benannten Anstalten bezeichne, und wieviel man auch an diesen Benennungen unpassend finden möge: es kommt darauf an, öffentliche Unterrichtsanstalten, wel⸗ che diesen hoöhern Grad von allgemeiner Bildung zu verdreiten bestimmt sind, in zureichender Anzahl zu haben. Gewiß ist viel dafüͤr geschehen, aber noch viel dafür zu thun übrig; wie na⸗ mentlich auch daraus hervorgeht, daß die untern Gymnastal⸗ klassen uoch so oft den Mangel von Mittelschulen ersetzen müs⸗ sen. Aus der Elementarschule geht die größre Masse der Schü⸗ ler unmittelbar ins Leden zum Anlernen durch Uebung und Ge⸗ wöhnung, zu einem Abrichten für ihre Geschafte über; der kleinere Theil gelangt zum sernern Unterrichte in der Mittel⸗ schule. Aber auch hier sindet am Ziele die gleiche Trennung statt. Der größre Theil der Zöglinge der Mittelschule tritt aus derselben ins Leben zu bestimmten Geschäften, und wird dazu theils auch nur durch praktische Anleitung, theils aber auch durch besondern Unterricht in Spezialschulen, früher oder später mit praktischen Uebungen verbunden, vollends ansgebildet. Aber dem Unterrichte, der eigentlich im Bereich der Mittelschule liegt, folgt auch zuweilen noch ein höherer, der jedoch auch nur ein allgemeiner, auf kein einzelnes Gewerbe oder Geschäft ge⸗ richteter, sondern nur eine Anregung zum wissenschaftlichen For⸗ schen, Prüfen und Erkennen ist. Dieser Unterricht ist zur Zeit noch in der Regel den Gymnasten, und zwar zunachst den obern Klassen derselben vorbehalten; wobei nicht verkannt werden mag, daß auch die untern Klassen, welche für die Zöglinge der Gym⸗ nasten die Stelle der Mittel⸗ und theils selbst der Elementar⸗ Schule vertreten, schon bestimmter auf die wissenschaftliche Rich⸗ tung des Geistes vorbereiten, als die niedern Schulanstalten, welche den vorbenannten allgemeinen Zwecken dienen. Hier aber scheint eine Lücke in dem Unterrichtssysteme des Zeitalters zu bestehen, welche scharf zu bezeichnen eine sehr schwere Aufgabe wird. Vielleicht muß dieses Zeitalter selbst noch weiter fortschrei⸗ ten, um auch hierin sein Bedürfuiß nicht blos zu fühlen, son⸗ dern auch zu erkennen.
Welche Vielseitigkeit auch dem Gymnastal⸗Unterrichte gegeben werde, seine Grundlage muß die klassische Literatur bleiben: er kann diese nicht aufgeben, ohne seinen wesentlichen Charakter, seine
zame Haltung zu verlieren.
8 1344
Die Kunst zu reden und zu schrei⸗
en überhaupt, und in der Muttersprache besonders, die Kennt⸗ niß der Geschichte, der Mathematik, der Naturwissenschaften, sind in dem Gange des Gymnastalunterrichts nur Pfropfreiser auf dem edlen Stamme der klasstschen Literatur. Wie reichlich dieser kräftige Stamm sie auch nähre, wie herrliche Früchte auch diese Pflege erzeuge: das Reich der Wissenschaften, wie es dem Zeitalter sich gegenwärtig darstellt, wird diese Früchte niemals missen, aber auch damit allein sich fortan nicht begnügen wollen. Was die klassische Bildung für die höchste Entwickelung der menschlichen Geisteskräfte geleistet hat, und ferner noch leisten wird und muß, kann nie verkannt werden, ohne in schmähliche Barbarei zu versinken. Wäre kein Gymnaslum vorhanden, das von Jugend auf zur klasstschen Literatur leitete; so würden den⸗ noch einige der reichbegabtesten Männer den alten Born der Weisheit aufsuchen, und durch seine Kraft ihren Geist erquicken, und ihre Ansichten adeln: aber die große Schaar der minder reich Ausgestatteten würde der höhern Entwickelung durch dieses Bildungsmittel entbehren, dessen Gebrauch sie nur unter sorgsa⸗ mer Anleitung zu erlernen vermag. Steht es aber anders auf andern Bildungsbahnen? So gewiß in den Wogen des Lebens einzelne Geister auftauchen, mit nicht minder hoher und edler Bildung, als jemals die klassische Literatur entwickelt hat, ob⸗ wohl sie niemals mehr von dieser Literatur in sich aufnahmen, als was bereits gemeinsames Eigenthum aller gebildeten Stände geworden ist: so gewiß giebt es auch noch eine andre Grundlage der wissenschaftlichen Bildung, einen an⸗ dern Stamm, worauf auch jede Kenntniß gepfropft werden kann, und worauf diese Pfropfreiser nicht minder herrliche Früchte, obwohl andrer Form und Farbe tragen. Aber weder höhere Gewerbeschulen, noch polytechnische Institute, wie hochge⸗ stellt ihr Zweck, wie wohlthätig ihr Würken sein möge, sind Un⸗ terrichtsanstalten, deren Aufgabe wäre, von solcher Grundlage ausgehend allge meine wissenschaftliche Bildung zu fördern. Eben weil diese Unterrichtsanstalten wenigstens selten sind, sind es auch die Männer, welche daraus hervorgehn sollten. Wir sehen in dieser Bildungsform fast nur Einzelne, deren gute An⸗ lagen die Gunst des Glücks ausgebildet hat; meist späte Früchte eines bewegten Lebens in einer lehrreichen Zeit.
Wahrlich dem seichten Halbwissen soll nicht weich unterge⸗ bettet werden, indem zur Sprache gebracht wird, was die Schule mit dem Leben entzweit. Jedes äußre Zeichen des Verdiensts sinkt in der öffentlichen Achtung eben so wohl, wenn es Unwürdige empfangen, als wenn es Würdigen vorenthalten wird. Wer hohe wissenschaftliche Bildung nur sucht, wo dieselbe auf der Grundlage klassischer Literatur aufblüht, schadet der allgemeinen Anerkennung der hohen Würde der Wissenschaft selbst; indem er einerseits der Versuchung kaum entgeht, den geistigen Werth der⸗ jenigen zu überschätzen, welchen der Besttz dieses Bildungsmittels doch nicht zur Erzeugung der Früchte desselben verhalf; wärend ihm andererseits mur zu leicht, als lose Tünche, als blendender Anstrich die hohe ächt wissenschaftliche Entwickelung derer erscheint, welche die Kraft ihres Geistes auf andern Grundlagen entfal⸗
teten. Allerdings ist es ein großer Schritt zur Vermittelung zwi⸗
schen den kämpfenden Meinungen, daß die Universität nicht auf
einer bestimmten Form der Vorbildung besteht, sondern Jeden zuläßt, der dieselbe auch auf anderm Wege, als auf dem Boden der klassischen Literatur erlangte. Aber sie zeigt noch immer eine
vorzügliche Neigung für diese Form der Vordereitung, indem das
eugniß der unbedingten Reife auch bei ihren Prüfungskommis⸗ „gelegen . Zeugniß 9 8 h 8 8 sind nämlich in demselben am 19ten und 20sten d. M. ein Schift
fkonen nur bei Kenntnissen ertheilt werden darf, welche dasselbe auch bei der Entlassung von Gymnaslen erworben hätten; und indem süie den Gebrauch der vorzugsweise gelehrt genannten Sprache, mithin das Vermögen, sich schriftlich und mündlich leicht und richtig darin auszudrücken, für jeden öffentlichen Be⸗ weis erlangter Kenntniß fordert, der unter ihrer Aufsicht und Würdigung abgelegt wird. Es mag nicht getadelt werden, daß die Universttät in dieser Richtung beharrt, so lange sie noch sich⸗
rer Mittel entbehrt, den Misbräuchen zu steuern, die zur Zeit eine
Veränderung derselben wahrscheinlich begleiten würden. Aber erlaudt sei es darum nicht minder, es als einen Fortschritt zu bezeichnen, der von der Zukunft erwartet wird, wenn neben den Anstalten zur Vorbereitung für eine wissenschaftliche Bildung auf der
Grundlage der klassischen Literatur, auch Anstalten zu gleichem
Zwecke auf einer andern Grundlage — welche kaum eine andre als die Größenlehre vereint mit den Maturwissenschaften sein dürfte — bestimmter und allgemeiner hervorträten, als es vor jetzt noch geschieht. So wie der edle Geist der ächten klassischen Bildung das kräftigste Mittel ist, die Phrasendrechsler zu bannen: so ist der nicht minder edle Geist eines großartigen Studiums der Erscheinungen in dem Panorama, das die Natur um uns aufgestellt hat, das würksamste Gegengift wider die Opiate, welche Trägheit und geistiges Unvermögen aus einer sehr miß⸗ bräuchlich praktisch genannten Richtung der Studien bereiten. Sobald auch eine unbedingte Reife für die wissenschaftliche Bil⸗ dung auf Universitäten auf andern Grundlagen, als denen der klassischen Literatur anerkannt sein wird, wird auch die Zuläßig⸗
keit derer, welche nicht mit Gymnastal⸗Zeugnissen entlassen sind,
überhaupt ein bestimmteres Maaß erhalten, und dem Andrange gänzlich Unvorbereiteter kräftiger, als bisher, gesteuert werden können. Die Universttät aber wird als die partheilose Pflegerin aller wissenschaftlichen Richtungen, als die wahre alma mater in ungetheilterer Achtung ihrem hohen Berufe leben. ““ 9 H. CHIe.
Aus der Provinz Preußen sind folgende Meldungen ein⸗ gegangen:
Im Regierungs⸗Bezirk Königsberg waren
in Memel und den Vorstädten Bestand erkrankt. genesen. gestorben. geblieben.
499 95 317 87 davon vom Millitair 32 82 17 8 vom Civil 467 88 300 79
Der ausgezeichnete Eifer, mit welchem die beiden Polnischen Aerzte, DDr. Schrader und Dr. Matiszewski, die Cholera⸗Kranken behandeln, hat nicht wenig zur Beruhigung der Gemüthsstim⸗ mung beigetragen und die Hoffnung erweckt, daß die gefürchtete Seuche dort bald ihre Verheerungen einstellen werde.
In den Doörfern Kassereggen, Lentinen, Kalleischken, Dum⸗ pen, Preszen⸗Bendig, Sohlengen⸗Andres, Inken und Szuczei⸗ ken⸗Jahe des Memelschen Kreises waren einzelne Erkran⸗ kungs⸗ und Sterbefaälle an der Cholera vorgekommen.
In Tapiau sind bis zum 12ten d. M. 21 Persoyen an der Cholera erkrankt und 7 gestorben.
In Pillan waren vom 18ten bis 21sten v. M. 2 Personen erkrankt und 2 gestorben, vom 2ten bis 11ten d. M. 24 erkrankt und 14 gestorben. n
bis zum 10ten d. M.
Elbinger do.
In Reldenburg war selt dem 20sten v. M., wo slch eg⸗ Sterbefall an der Cholera ereignete, bis zum 8ten d. M. kene neuer Cholerafall vorgekommen. Von da ab bis zum 11ten M. sind aber 5 Personen daran erkrankt und 3 davon gestorben
Im Regierungs⸗Bezirk Gumbinnen sind im Pil kallenschen Kreise
in Schirwind bis zum 11. Aug. .„112 13 9 im Stallupöhner Kreise 1“ in Stallupöhnen bis zum 8. Aug... 56
12
erkrankt gestorben.
u1A6A“*“ 2 1““ In den Dörfern Bartzkehmen, Gudwitschen, Sodargen un
98
11“
tssendmemant. hb g en8 160 ü5 12 h nenss Hh, N mchikerrsstuü⸗ mhreh hesß ceh. alndh Wearss e pe
8 7
† 4 8 8
Lauken hat die Seuche mehrere Opfer gefordert; genaue Ange 2
ben fehlen jedoch. In Johannisburg, wo 2 Personen a der Cholera erkrankt und verstorben waren, sind seit dem 4ten M. keine neuen Erkrankungen vorgekommen.
Im Danziger Regierungs⸗Bezirk sind in Marien burg vom 15ten bis 16ten d. M. 12 plötzliche Erkrankungn vorgekommen, von denen 7 durch den Tod endeten. Nach den
Urtheile der bortigen Aerzte zeigten sich dabei die Symptome d
Cholera.
Das 2te Bataillon (Stolpesche) 21sten Landwehr⸗Regimentz in welchem in den Cantonnements bei Neustadt einige der Chet lera verdächtige Krankheitsfälle vorkamen, hat am 7ten d. I. seine Contumaz⸗Zeit glücklich bestanden, und ist im besten Ge sundheits⸗-Zustande aus dem Neustädter Kreise nach Pommen abgerückt.
In der Provinz Posen waren
in Schwerin a. d. W. bis zum 16ten d. M. 62 nen erkrankt, davon 10 genesen, 9 gestorben und 23 kran blieben.
Im Regierungs⸗Bezirk Oppeln waren:
erse
erkr
ium Beuthener Kreise bis zum 10 Aug. 68 13 41 14
* Plesser 2 “ 6 2 4 — ⸗ Tost⸗Gleiwitzer v 1 1
Summa 75
Es kamen hinzu im Beuthener
Kreise: in Beuthen bis zum 13 Aug. 7
Deutsch⸗Pieckar ⸗ ⸗ 18
im Plesser Kreise Dzieczkowitz 10. ⸗ 9
Es sind also überhaupt 102 57 29. Am 14ten d. M. erkrankte und starb in der Kolonie de Eisengießerei bei Gleiwitz die Frau eines Musquetiers vom 22sͤten Infanterie⸗Regimente, welche ihren im Gräaäͤnz⸗Kordon stehenden Mann in Brzesowitz besucht hatte und am 12ten Abende zurückgekehrt war. Die herbeigerufenen Aerzte wollen bei ihr die Symptome der Cholera wahrgenommen haben. Es wurden se gleich alle Vorsichts⸗Maaßregeln gegen die Weiterverbreitung da Seuche getroffen; es kamen keine neuen Erkrankungen vor und bi zum 17ten d. M. erfreute man sich sowohl in der Kolonie albs in Gleiwitz selbst des besten Gesundheits⸗Zustandes. — Auch in Brzezinka, Brzemskowitz und Krefernstädtel haben keine neuen Erkrankungen stattgefunden. — Dagegen haben sich i Comin bei Deutsch⸗Pieckar und Imelin im Plesser Kreiß Spuren der Cholera gezeigt. Die näaäheren Berichte darüber sind jedoch noch nicht eingelaufen. An der Oder haden sich leider in einem vor dem Thore ver Garz gelegenen Hause die Symptome der Cholera gezeigt. Ee
—
46 14
12 16
—
ferknecht, welcher sich am 17ten d. M. daselbst krank eingeschl. chen hatte, dessen Frau und zwei Kinder desselben unter da Symptomen der Cholera verstorben. Ein drittes Kind liegt hof nungslos danieder. Es sind sogleich die kräftigsten Maaßregele
gegen die Weiterverbreitung des Uebels getroffen worden.
Königliche Schauspiele. Dienstag, 23. Aug. Im Opernhause: Der Templer unm die Jüdin, große Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz, Mus von H. Marschner.
Königstädtisches Theater.. Dienstag, 23. Aug. Zum Erstenmale: Der verkehrte man, Lustspiel in 4 Akten, von C. E. Grammerstätter.
2
0
Berliner B Den 22. August 1831. Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Cour
[2EüriJ ela.]. Ene 57 8
89 ⅔ 89 ⅔ 98 ⅞
— 98 ⅔
95 ¾
79 ½
St.-Schuld-Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. Obl. 30 Kurm. ö bl. m. l. C. Neum. Int. Sch. do. Berl. Stadt-Oblig. Königsbg. do.
Ostpr. Pfandbrf. Pomm. Pfandhrf. Kur- u. Neum. do. Schlesische do. Rkst. C. d. K.- u. N.- Z.-Sch. d. K.- u. N.
— 105 105 ½ — 106
80 87 87 ½ 90 ½ 89 34 94 ¾ 96 ½
IIoll. vollw. Duk.
Neue dito Friedrichsd'or.. Disconto..
18 19 12
3 ½
Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr. Grosshz. Pos. do.
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=Inenn
Aus wärtige Börsen. Amsterdam, 17. August. Niederl. wirkl. Schuld 36 ½. Kanz-Bill. 13 ½. Oesterr. 5pros- Metall. 77 ½. Russ. (bei Hope) 85 ½. Hamburg, 20. August. “ Oesterr. 5proc. Metall. 78. 4proc. 66 à 65 ⅜. Bank-Actien 989 Russ. Engl. Anl. 87. Russ. Anl. Hamb. Cert. 82 ½, do. in Inseriyl 83. Dän. 58 ¼. Poln. 85 ½. 1 London, 16. August. 3proc. Cons. 81 ¼. Bras. 44. Russ. 92 ⅛. Mex. 371 8 1“ si 18 hses Pen roc. Metall. 75 Sm. 4proc. 63 ¼. 2 ½ proc. 37 ½. 1proc. 17. Part- Oblig. 112 ½. Banl-Actien 9333. W 8 AMnMiAinAnx vexngnN AAv, ☚☚☚̃bhßeeexnnnn
NEUESTE BERSEN-NACHRICHTEN.
Paris, 16. Aug. 5proc. Rente pr. compt. 88. 80. fr cour. 88. 85. 3proc. pr. compt. 57. 80. fin cour. 57. 85- 5proc. Neapol. pr. compt. 68. 75. fin cour. 68. 70. 5proc- Span. Rente perp. 48 ¾.
Frankfurt a. M., 19. Aug. Oesterr. 5proc. Metall. 77 77⁄ ½. 4proc. 66 ½ ½. 66 8„7. 2 ⅞proc. 40 ¼. iproc. 16 ¾. Br. Banz Act. 1175. 1172. Partial⸗Obl. 114 ½. 114 ⅛. Loose zu 100 Fl. 155. Br. Poln. Loose 43 ⅛. G.
58
Dän. 60 ½.
4 Mitredacteur Cottel. Gedruckt bei A. W. Hayn.
Redacteur John.
Amtliche Rachrichten.
Kronik des Tages. G
Seine Königliche Majestät haben geruht, den Appella⸗ ons⸗ und bisherigen Landgerichtsrath Johann Baptist ellert zum Rath bei dem Rheinischen Appellationsgerichts⸗ fe, ingleichen den bisherigen Landgerichtsrath Friedrich Fer⸗ nand von Ammon zum Appellationsgerichtsrath bei gedach⸗
Kollegium zu ernennen.
Seine Königliche Majestät haben den Justizrath Metzke Breslau zum Rath bei dem Ober⸗Landesgerichte zu Frankfurt lergnädigst zu ernennen geruht. 1““
M Angekommen: Der Königl. Französische Kabinets⸗Courier
eisset, von Schneidemühl.
2
188*
Zeitungs⸗Nachrichten. aus l1an dG.
E“ 11“
Deputirten⸗Kammer. Die Sitzung vom 15. Au⸗ ast war eine der stürmischsten, die bisher noch stattgefunden ben. Herr v. Las Cases eröffnete dieselbe mit der Vorle⸗ g nachstehender Proposttion: „Ich wünsche, daß die Kam⸗ r die Herren Minister veranlasse, uns über die Lage von Eu⸗ pa, und namentlich über die von Portugal, Belgien und dem irchenstaate, diesenigen Mittheilungen zu machen, die mit dem aange und dem Geheimnisse der Unterhandlungen verträglich d.“ Der Minister der auswärtigen Angelegenhei⸗ n bemerkte, daß die Regierung gesonnen sey, den Kammern eAktenstücke vorzulegen, die dazu dienen könnten, sie mit dem ange der Unterhandlungen und dem Resultate derselben ver⸗ ut zu machen; wann solches indessen geschehen könne, dar⸗ er sey die Regierung allein Richterin; er hoffe, daß die Zeit zu nicht mehr fern sey, müsse aber erklären, daß von den Por⸗ giesischen, Italiänischen, Polnischen und Belgischen Angelegen⸗ iten vorläufig nur die ersteren mitgetheilt werden könnten. rr v. Las Cases wollte seine obige Proposttion nach Erledi⸗ ng der übrigen der Kammer gemachten Anträge entwickeln. Nachdem hierauf der Präsident drei Schreiben mitgetheilt tte, wodurch die doppeltgewählten Deputirten, Herren Vatout, St.⸗Aignan und Arago, resp. für die Bezirke von Sémur, Paim⸗ euf und Perpignan optiren, beschäftigte die Versammlung sich tdem Gesetz⸗Entwurfe wegen Forterhebung der Steuern bis zum Nov. Herr Mereier verlangte, daß man den Ministern die teuern gleich bis zum 1. Januar bewillige. Dieser Antrag dindessen keine Unterstützung, und der aus 2 Artikeln beste⸗ ide Gesetz⸗Entwurf wurde in seiner ursprünglichen Abfassung it 306 gegen 10 Stimmen angenommen. Nach dem Inhalte elben sollen die bis zum 1sten September bewilligten direkten d indirekten Steuern bis zum 1sten November fort erhoben rden, und es wird den Ministern zur Bestreitung der Ausga⸗ n ihrer Departements nachtraäglich ein provisorischer Kredit von 5 Mill. Fr. bewilligt. — Hierauf wurden die bis zum 13ten vorgerückten Berathungen über die Adresse fortgesetzt. Ein Hrn. Beaudet⸗Dulary in Antrag gebrachter Zusatz des halts, daß die Organisation der Kolonie Algier hoffentlich bald endigt seyn werde, fand keine Unterstützung. Ueber den 14ten „welcher von der Räumung des Römischen Gebiets durch die esterreicher handelt, ließ sich sehr ausführlich der Minister z öffentlichen Unterrichts vernehmen.
„Der zur Berathung vorliegende Antrag“, außerte derselbe, nthaͤlt keinen Tadel, sondern nur ein Bedauern; dagegen haben
n Tadel ausgesprochen. rderte die Regierung auf, sich daruͤber auszusprechen, ob es in sterreichs Belieben stehe, seine Heere von einem Punkte Italiens af den anderen zu werfen? Wir erklaͤren hiermit, daß die Franzoͤ⸗ che Regierung Oesterreich keinesweges dieses Recht zuerkennt; aber i der Nichtanerkennung eines Rechtes ist noch weit bis zu einer jegserkläͤrung. Das Gold und das Blut Frankreichs gehoͤren r seiner Wuͤrde und seinen Interessen an. Man wirft uns Un⸗ ue gegen unsere eigene Prinzipien vor, denn die Besetzung Ita⸗ ns durch Oesterrelch sey den Interessen Frankreichs zuwider. die Besetzung Italiens ist ein allgemeiner unbestimmter Ausdruck. talien besteht aus mehreren Staaten, die ihrerseits wieder aus ver⸗ hiedenen Revolutionen und zu verschiedenen Zeiten entstanden sind, rschiedene Regierungs⸗Formen und Prinzipien haben und naͤher er ferner von unseren Graͤnzen liegen. Frankreichs Interesse ist her auch bei der Eristenz aller dieser Staaten nicht in gleichem rade betheiligt. Als die Oesterreicher in Modena einruͤckten, miß⸗ sligten wir es und beschraͤnkten uns darauf, dies auszusprechen, se dies im Jahre 1823 ein Englischer Minister beim Ein⸗ cen unserer Truppen in Spanien that. Als die Oester⸗ icher auch Bologna besetzten, wurden unsere Interessen schon ehr gefaͤhrdet; wir aͤußerten nicht mehr bloßen Tadel, son⸗ in verlangten ausdruͤcklich, daß diese Occupation bald aufhdre. benn es sich um die Besetzung noch anderer Punkte Italiens han⸗ ste, so wuͤrde auch die Frage einen anderen Standpunkt gewin⸗
een, denn die Gefahr fuͤr die Interessen Frankreichs koͤnnte groͤßer
dunmittelbarer werden. Ueder die Italiaͤnische Frage in ihrer sonderen Beziehung auf die Roͤmischen Staaten scheint uns die
awposition ganz den richtigen Gesichtspunkt verloren zu haben; ihre
iner haben mit Berufung auf die Geschichte wiederholt von der llitairischen und politischen Wichtigkeit Italiens gesprochen, von iner religioͤsen Wichtigkeit aber nicht. Ist diese aber von kei⸗ m Belang? Ist die Aufhebung der weltlichen Macht des Papstes Italien in ihrer Beziehung auf seine geistliche Gewalt wohl eichguͤltig? Dies ist eine wichtige Frage des Europaͤischen Staats⸗ ts. Eine Revolution in Rom ist nicht der in anderen Stgaten dich; die Vertreibung des Papstes, die Vernichtung der Paͤpstlichen hewalt kann nicht bloß als der Sturz eines Thrones oder als eine kliche Revolution betrachtet werden, und Rom ist noch etwas an⸗ res, als ein militairischer Punkt auf der Karte von Europa.
Berlin, Mittwoch den
Frankreich. 6
a
Der Sturz des Papstthums wuͤrde ein Europaͤisches Ereigniß seyn und sich in seinen Folgen ö” auf die Graͤnzen der Ro⸗ magna beschraͤnken. Staatsmaͤnner duͤrfen daher diesen religidsen Mittelpunkt, auf den die Blicke des civilisirten Europa gerichtet sind, und dessen Schicksal fast alle Regierungen interessiren muß, nicht unberuͤcksichtigt lassen. Kein Staat ist mehr und spezieller un⸗ ter die Obhut des Voͤlkerrechts gestellt, als Rom, und diese Macht, die sich nicht durch Armeen, sondern nur durch Ueberlieferungen und Erinnerungen vertheidigen kann, darf daher nicht nach Belieben von einer Insurrection umgestoßen werden, die durch Gewalt einen Staat stuͤrzen will, der sich nur auf moralischen Einfluß gruͤndet. Die Revolution von 1830, deren erste Folge war, daß die Regierung auf die Bahn der Nationalwuͤrde geleitet wurde, durfte allerdings eine verlaͤngerte Besetzung des Kinceasaates durch Oesterreich nicht dulden; konnte aber sie, deren Hauptruhm und Charakter darin besteht, daß sie eine politische Reform, ein großer Fortschritt der Freiheit, keinesweges aber eine gaͤnzliche nmg sesh der Gesellschaft ist, dem Sturze des Kirchenstaates und mit ihm einer zuhleich das religioͤse Gefuͤhl verletzenden Stoͤrung des politi⸗ schen Gleichgewichtes gleichguͤltig zusehen oder ihn gar wuͤnschen? Nein, m. H.] Frankreich konnte in dem Augenblicke, wo es im In⸗ nern die Unabhaͤngigkeit des katholisch gesinnten Belgiens sicherte, und wo es die religidse Freiheit beschuͤtzte, um dem Fanatismus und der Intrigue allen Vorwand zur Aufwiegelung einiger unserer De⸗ partements zu nehmen, im Auslande nicht einen Umsturz beguͤnsti⸗
en, der den Einen agls eine Verletzung alter Rechte, den
nderen als eine Drohung fuͤr die ihrigen erschienen waͤre. Selbst Interessen der Freiheit stehen mit dem Paͤpstlichen Rom in Seebana Von den Feldern des heldenmuͤthigen Polens bis zu den Republiken Suͤd⸗Amerikas wird der Name des Papstes von Voͤl⸗ kern geehrt, die den Sturz seiner Macht mit Schmerz vernommen und mit Schrecken den Glauben erfaßt haben wuͤrden, daß die Frei⸗ heit sich bald von der Religion trennen moͤchte. Napolcon stuͤrzte in neuerer Zeit den heiligen Stuhl und verbannte den Papst gus seiner Hauptstadt. Napoleon fuͤhlte aber die politische und religioͤse Wichtigkeit des Papstthums genug, um es in Frankreich wiederher⸗ zustellen, nachdem er es in Italien vernichtet hatte; er wollte die geistliche Gewalt nicht zerstoͤren, sondern ihr einen anderen Sitz un⸗ ter seiner Gewalt errichten. Wenn der Papst jetzt aus seinen Staaten vertrieben wuͤrde, so wuͤrde er schwerlich in Paris, sondern in einer anderen Hauptstadt des katholischen Europa ein Asyl suchen und den Einfluß dieser Macht vergroͤßern. Ferner wuͤrde die Vernichtung der Paͤpstlichen Macht dem Franzoͤsischen Klerus, den die Anhaͤnger der vorigen Dynastie ohnehin argwoͤhnisch zu machen suchen, gerechte Besorgnisse einfloͤßen, wuͤrde den mit dem Kreuze in der Hand fechtenden Polen neuen Schmerz bereiten und unsere natuͤrlichen Verbuͤndeten, die Belgier, entzweien, deren katholische Geistlichkeit großentheils die Revolution gegen Holland hervorgebracht hat. Aus dem litischen wie aus dem religidsen Gesichtspunkte betrachtet, war also die Stellung der Regierung in gleichem Grade schwierig; sie mußte die Raͤumung der Romagna von den Oesterreichischen Truppen zu erlangen suchen, ohne die Hand hur Vernichtung einer Macht zu reichen, deren Fall in eini⸗ gen T eilen Europa's und Frankreichs zu ernsten Unruhen Anlaß eben wuͤrde. Dieses schwierige Resultat hat das Kabinet erlangt, indem es sich zum Vermittler zwischen der Roͤmischen Behoͤrde und den Roͤmern aufwarf, und das katholische Europa wird in seinem Gewissen nicht beunruhigt werden, denn die Macht des Papstes wird fortbestehen; die Wuͤrde Frankreichs wird unverletzt bleiben, denn Oesterreich wird die Roͤmischen Staaten geraͤumt haben; in der Romagna ist der Weg zu allmaͤligen Verbesserungen geoͤffnet, denn der heilige Stuhl wird den Rath Frankreichs befolgen.“
Nach dem Grafen v. Montalivet verlangte Herr Laf⸗ fitte wegen eines persönlichen Faktums das Wort. Der Prä⸗ sident des Minister⸗Raths, äußerte er, habe vor einigen Tagen erklärt, daß er bei der Uebernahme der Geschäfte bereits das Sy⸗ stem vorgefunden habe, welches Frankreich in Bezug auf Ita⸗ lien befolge; daß das Herzogthum Modena damals schon von den Oesterreichern besetzt und diese in vollem Marsche nach der Romagna begriffen gewesen seyen. „Ich begreife sehr wohl“, bemerkte der Redner, „daß Herr Castmir Périer nicht die Ver⸗ antwortlichkeit für wichtige Ereignisse tragen mag; ich meiner⸗
seits mag dies indessen eben so wenig. Auch mein System war
hrere Redner im Laufe der allgemeinen Berathung den foͤrmlich⸗ das System des Friedens, auch ich hatte das Prinzip der Nicht⸗
Einer derselben (Herr Odilon⸗Barrot)
einmischung angenommen und gründete hauptsächlich auf dieses die Würde und Sicherheit Frankreichs. Wohl weiß ich, daß, als der Herr Präsldent des Minister⸗Raths an das Staatsruder ge⸗ langte, die Oesterreicher bereits in Italien standen. Wenn derselbe sich indessen nur noch mit der Raumung der Romagna zu beschäftigen hatte, geht hieraus hervor, daß man mir den Ein⸗ marsch zum Vorwurf machen könne? Nein, meine Herren, ich habe keine meiner Verpflichtungen gegen Frankreich verletzt. Die Geheimnisse des Kabinets, dem ich angehört, darf ich freilich nicht verrathen; aber eben so wenig mag ich unter der Last einer ungegrümdeten Anklage bleiben. Glücklicher Weise kann ich mich rechtsertigen, ohne gegen die mir obliegende Discretion zu verstoßen. Fünf Minister bildeten die Majorität der vorigen wie der jetzi⸗ gen Verwaltung; ich konnte mich auf deren Zeugniß berufen, aber ich ziehe die Autorität der Thatsachen vor; die Oesterreicher setzten sich am 6ten März in Marsch; den 8ten reichte ich meine Ent⸗ lassung ein; den 10ten wurdeste angenommen. Was sich seitdem zu⸗ getragen, geht mich nichts weiter an; ich war bereits ausgeschieden, ehe
die Antwort des Wiener Kabinets auf unsere Reclamationen eintraf.
Ich habe von dieser Rednerbühne herab erklärt, wir würden es nie zugeben, daß das Prinzip der Nicht⸗Einmischung verletzt werde; dies ist auch weder durch mich, noch mit meiner Einwil⸗ ligung, jemals geschehen.“ Hr. Cas. Périer erwiederte: Er habe, als er erklärt, daß bei seinem Antritte Modena bereits von den Oesterreichern besetzt gewesen sey, nur ein positives Faktum anführen, nicht aber eine Anklage gegen irgend Jemand auf⸗ stellen wollen; Letzteres habe um so weniger der Fall seyn können, als sein System mit dem des Herrn Laffitte, dessen Kollege er gewesen, übereinstimme; eben durch die Nicht⸗Einmischung in die Angelegenheiten Modena's habe man damals beweisen wol⸗ len, daß das Interventions⸗Recht mur da zulässig sey, wo Frank⸗ reichs Interesse auf dem Spiele stehe; Letzteres sey bei den gedach⸗ ten Angelegenheiten nicht der Fall gewesen, weshalb man sich auch nicht eingemischt, sondern sich damit begnügt habe, dem Wiener Hofe auf die Anfrage, wie das etwanige Einrücken eines Oester⸗ reichischen Armee⸗Corps in irgend einen Theil Italiens von Frank⸗
24sten August.
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reich betrachtet werden möchte, zu erwiedern, daß bei einer Be⸗ setzung des Modenesischen der Krieg möglich, bei einer Besetzung der Legationen und des Kirchenstaats der Krieg wahrschein⸗ lich, bei einer Besetzung Piemonts aber der Krieg gewiß seyn würde; hieraus gehe klar hervor, daß das Laffittesche Ministerium nicht gesonnen gewesen sey, im Falle einer Besetzung Modena’'s Oesterreich den Krieg zu erklären. Hr. Laffitte bestätigte diese Angaben; das Prinzip der Nicht⸗Einmischung, fügte er hinzu, sey aber nicht auf eine so unbedingte Weise aufgestellt gewesen, daß das Ministerium nicht die Befugniß gehabt hätte, bei der Anwendung desselben die Zeit⸗Umstände in Erwägung zu zie⸗ hen. — Nach diesem Intermezzo verlas der Präsident die beiden zu dem 14ten §. gemachten Amendements. Das eine des Hrn. Augu is wurde verworfen; das andere rührte von dem General Lafahette her, welcher das damalige Einrücken der Oesterreicher in Italien aus⸗ drücklich als ein Attentat gegen die Unabhängigkeit dieses Lan⸗ des und gegen das von Frankreich aufgestellte Prinzip der Nicht⸗ Einmischung bezeichnet, zugleich aber einen Satz des Inhalts, die Kammer sey zu der Erwartung berechtigt, daß ein solcher Fall sich nicht wieder ereignen würde, in die Adresse eingeschal⸗ tet wissen wollte. Nachdem der General diesen Antrag ausführ⸗ lich motivirt hatte, richtete er an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten folgende Frage: „Wird die Französische Regie⸗ rung es zugeben, daß, falls es den Bewohnern der Romagna, Modena'’s oder Parma's noch einmal in den Sinn kommen sollte, ihre Rechte zu vindiciren, Oesterreich noch einmal ein Armee⸗Corp in eines dieser Länder senden?“ Der Graf Sebastiani begnügt sich, hierauf am Schlusse seiner Antwort zu erwiedern, daß in der Pro⸗ clamation, die der Oesterreichische kommandirende Generalbei seinem Abzuge aus der Romagna erlassen habe, kein Wort von einer Rück⸗ kehr der Oesterreicher im Falle einer abermaligen Insurrection enthalten sey. „Die Ereignisse“, fügte er hinzu, „die sich für einen solchen Fall in Italien zutragen können, lassen sich nicht voraussehen. Was ich aber versichern kann, ist, daß die Regie⸗ rung stets auf das Interesse, die Ehre und Würde Frankreichs ein wachsames Auge haben wird.“ — Der General Lafayette fand sich durch diese ausweichende Antwort keinesweges zufrie⸗ dengestellt. „Ich wünsche in destimmten Ausdrücken zu wissen“, äußerte er, „ob die Regierung gesonnen ist, künftig einen Ein⸗ marsch der Oesterreicher in einen ihnen nicht zugehörigen Theil Italiens zu gestatten, oder nicht?“ — Der Graf Sebastiani erwiederte von seinem Platze, er glaube, dem ehrenwerthen Ge⸗ neral schon gesagt zu haben, daß in diesem, wie in allen Fallen, Frankreich seine Ehre und das eigene Interesse ztt Rathe ziehen würde. Eine Stimme zur Linken meinte, solche Antwort.sey so gut wie gar keine. Hr. Cabet sprach sich sehr ausführlich über die Art und Weise aus, wie er das Prinzip der Nicht⸗Einmischung verstehe. Frankreich, äußerte er, habe dieses Prinzip nothwendig aufstel⸗ len müssen; die Revolution des Juli sey nicht gerechter gewesen, als diejenigen, zu denen sich seitdem andere Völker entschlossen hätten; wolle man sonach diese letzteren nicht anerkennen, verurtheile man dadurch die eigene; es leide gar keinen Zweifel, daß das gedachte Prinzip eine heilige Verpflichtung sey, die Frankreich gegen andere Völker übernommen habe; in diesem Glauben hätten auch die Italiäner ihre Revolution bewerkstelligen wollen, und Frankreich hätte sie also nicht verlassen müssen. Der Redner stimmte schließlich zu Gunsten des Amendements des Ge nerals Lafahette. Eben so Hr. Gauthier de Rumilly. Nach einer kurzen Debatte zwischen dem General Lamarqu und dem Grafen Sebastiani über das Besatzungs⸗Recht Oesterreichs in Ferrara, Comacchio und Piacenza, wurde das obige Amendement des Generals Lafahette verworfen, was eine lebhaft Sensation erregte. Nicht besser erging es einem anderer Amendement des Generals Lamarque, des Inhalts, da der Rückzug der Oesterreicher noch nicht vollständig erfolg sey. Auch dieser Antrag wurde verworfen und der 14te §. un verändert angenommen. Der 15te und 16te erlitten ebenfalls keine Aenderung; zu dem 17ten dagegen, welcher von Polen han delt, waren vier Amendements gemacht worden, nämlich von der Herren Périn, Lafayette, Bodin und Bignon. Das erstere fand keine Unterstützung. Das zweite, worin der Verfasf⸗ ser verlangte, daß Frankreich die Unabhängigkeit Polens faktisch anerkenne, gab zu einer lebhaften Debatte Anlaß, an welche der Handels⸗Minister, Herr Dupin d. Aelt., Herr Sal verte und zuletzt auch noch der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Theil nahmen, worauf sowohl das Amen⸗ dement des Generals Lafayette, als demnächst auch das dritte des Herrn Bodin verworfen wurden. Jetzt kam die Reihe an da Amendement des Herrn Bignon. Dasselbe lautete also: „Ir den rührenden Worten Ewr. Maj. über die Unfälle Polens fin det die Deputirten⸗Kammer mit Vergnügen eine ihr seh theure Gewißheit: die Nationalität Polens wird nicht unterge hen.“ Herr Bodin schlug vor, sich, statt Gewißheit des Wortes Hoffnung zu bedienen. Hr. Bignon entwickelt die Gründe zu seinem Antrage in einer sehr ausführlichen Rede an deren Schlusse er äußerte: „Ein Volk ins Leben zurückzur fen, dem ein naher Untergang droht, ist eine großmüthige, Frank⸗ reichs würdige Handlung, in dem vorliegenden Falle aber zugleich ein Akt der Dankbarkeit und der Pflicht. Sie können diese Pflicht erfüllen, m. H., ohne daß Sie zu befürchten brauchen das Ministerium dadurch in Verlegenheit zu setzen. Nur Ihre Gedanken, den National⸗Gedanken, wünsche ich in die Adress⸗ an den König einfließen zu lassen. Giebt es Einen unter Ih nen, der in den Untergang einer so tapferen Nation, wie di
Polnische, willigen könnte? Nein, die Vernichtung der Polnischen
Nationalität ist nicht möglich; Sie haben die Gewißheit, daß ste unvergänglich ist, und werden daher keinen Anstand nehmen, sol⸗ ches laut zu verkündigen. Und in der That, m. H., wie könn⸗ ten Sie anstehen, einem Heldenvolke in seiner Herzensangst Hoffnung zuzusprechen und ihm ein Pfand für eine bessere Zu kunft zu geben? Wie könnten Sie jenen Braven, die für ihr Nationalität in den Tod gehen, die Gewißheit der Unsterblich⸗ keit ihres Vaterlandes verweigern? Sie werden solches nicht thun und mein Amendement annehmen.“ Der Großsiegelbewah⸗