genliebe geht aber nicht so weit, daß wir einen über die “ Zeit goerten Aufenthalt unserer Fhpan e soollten, und indem wir zweimal auf den Besitz Sg 15 teten, haben wir Europa zur Genüge gezeigt, „* g unserem Interesse liegt, die Belgier zu Freunden, a sie Fülschen terthanen zu haben. Wenn Gründe die Haͤlfte der gractst Armee noch einige Zeit in Belgien zurückhalten, so⸗ 1 sie 6 einleuchtend und sachgemäß, daß sle Jedermann b Fersst die den. Der Hauptgrund ist, daß England und Be gien selbst die Nothwendigkeit davon einsehen und uns um Verlängerung des Aufenthalts bitten werden. Nach einer Invasion, die in Bel⸗ gien Alles üͤber den Haufen geworfen hat, und durch welche die Holländische Armee ihres Sieges wegen noch stärker als zuvor geworden ist, kann Belgien nicht sich selber überlassen bleiben. Wir erfahren durch die Brüsseler Blätter, daß die Belgische Armee entlassen werden soll, um eine völlig neue Organisation zu erhalten. Frankreich würde daher in zwei Monaten oder veelleicht gar schon in einigen Tagen seine jetzige militairische Promenade zu wieder⸗ holen haben, und der Belgische Staat würde nie der Sicherheit genießen, die ihm bis jetzt gefehlt hat, um sich selbstständig zu konstituiren. Der gesunde
nö⸗
ser Kabinet nicht irre leiten lassen; wäre dem anders, so würde auf die Freundschaft Englands gar nicht mehr zu rechnen seyn, und Frankreich würde aufhören, ein freundschaftliches Verhältniß zu unterhalten, dessen Unmöglichkeit dann erwiesen wäre.“
Der Courrier français sagt: „Man versichert, daß nur 2 v halten werden, bis die Erörterungen zwischen den Belgiern und Holländern über die Gränzen und die Theilung der Schulden gänzlich beendigt seyn werden; 30,000 Mann wer⸗ den sofort nach Frankreich zurückkehren.“
Die Deputirten des Wasgans überreichten gestern dem Ge⸗ neral Jacqueminot im Namen dieses Departements einen Eh⸗ rendegen, als Feichen des Dankes und der Zufriedenheit für die Art, wie derselde das Departement in der Kammer repräsentirt.
Herr Duvergier de Hauranne der Vater, Devputirter der Stadt Haͤvre, (Departement der Niedern Seine) ist vorgestern hierselbst mit Tode abgegangen; er gehörte zu den Anhängern des Périerschen Ministeriums. (S. Deputirten⸗Kammer.)
Der Königl. Gerichtshof hat den Redacteur und den Ge⸗ schäftsführer der Tridune, Marrast und Bascaus, wegen Diffa⸗
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mation des Herrn C. Périer und des Marschall Soult vor den
Assisenhof gewiesen.
Der Messager des Chambres berichtet, einer telegra⸗ phischen Depesche zufolge, sehen in Marseille bei Gelegenheit ei⸗ ner Prozession der Kapuziner, welche die Karlisten hätten be⸗ schützen, die Liberalen aber stören wollen, Unruhen ausgebrochen.
In Grenoble haben am 15ten und 16ten d. M., in Folge der Verurtheilung einiger jungen Leute, die eine Prozession in der Kirche gestört hatten, einige Unruhen stattgefunden; ein Volkshaufe zog vor die Wohnungen der Richter, die das Urtheil gesprochen hatten, und brachte ihnen eine Spottmussk. Die National⸗Garde stellte die Ordnung wieder her.
Die Revolution hatte in einem Schreiben als Bor⸗ deaux vom 10ten d. M. gemeldet, General Mina, der Tages zuvor dort angekommen, sey sehr unzufrieden mit dem Kriegs⸗
ken wollen; er (Mina) habe aber diesen Antrag abgewiesen und dem Marschall Soult erklärt, sein einziger Zweck sey, nach Spa⸗ nien zurückzukehren, um dort die Constitution der Cortes zu pro⸗ klamiren.“ Der Moniteur erwiedert hierauf, der Kriegs⸗ Minister habe den General Mina weder gesehen, noch ihm vor⸗ geschlagen, nach Belgien zu gehen, noch überhaupt in einer Ver⸗ bindung mit ihm gestanden; demgemäß habe der General Mina keine Gegenerklärung machen können.
Großbritanien und Irland.
HParlaments⸗Verhandlungen. Wiewohl der von Hrn. Hume in der Sitzung des Unterhauses vom 16. Aug. ge⸗ machte Vorschlag zur Ertheilung von Vertretern im Parlament an die wichtigsten auswärtigen Besitzungen und Kolonieen Groß⸗ britaniens ohne Erfolg geblieben ist, so hat derselbe doch durch
seine Neuheit ein gewisses Interesse und verdient darum wohl,
etwas ausführlicher, als es anfangs geschehen konnte, mitgetheilt zu werden. Hr. Hume sagte zunächst, daß Großbritaniens Ost⸗ indische Besitzungen eine Bevölkerung von 90 Millionen Seelen enthielten; außerdem besitze es mit Einschluß der beiden Kana⸗ da's 34 Kolonieen, deren Interessen er im Unterhause vertreten zu sehen wünsche. Denjenigen Kolonieen, die keine Lokal⸗Legis⸗ latur besäßen, thäte eine solche Repräsentation ganz besonders Noth. Das Nichtvorhandenseyn derselben und die daraus er⸗ wachsende Unkenntniß habe alle die schlechten unheilbringenden Gesetze veranlaßt, über welche sich die Kolonieen sos ehr zu be⸗ schweren hätten. Durch die Reform⸗Bill würde die Anzahl der Unterhaus⸗Mitglieder um 32 vermindert werden; hiervon ver⸗ lange er nur 19 für die Kolonieen, und zwar 4 für Ostindien, 8 für die Kron⸗Kolonieen, 3 für Britisch Amerika, 3 für Westindien und 1 für Jersey, Guernsey und Alderney. Eines der Ostindischen Mitglie⸗ der sollte Madras, das andere Vombay, das dritte Kalkutta und das vierte den Indischen Archipelagus vertreten. Von den Kron⸗ Kolonieen sollten Trinidad und St. Lucia ein Mitglied, Deme⸗ rara, Essequibo und Berbice 1, Ceylon 1, Mauritius 1, das Vor⸗ zebirge der guten Hoffnung 1, Malta 1, Australien 1 und Gi⸗ braltar 1 haben. Im Britischen Nord⸗Amerika würden ein Ver⸗ treter an Nova Scotia, einer an jedes der beiden Kanadas und einer an Neu⸗Braunschweig, Newfoundland und Prinz⸗Eduards⸗
Insel zu ertheilen seyn Von den 3 Westindischen Mitgliedern über den wesentlichen Nachtheil, der dadurch für die Reform⸗
würde einer auf Jamaika, der andere auf Barbadoes, St. Vin⸗ cent, Grenada und Tobago und der dritte auf Demerara, Mont⸗ serat, St. Kitts und Tortola kommen. Hr. Hume rechtfertigte die eben vorgeschlagene Eintheilimg durch statistische Angaben. Im Britischen Indien sollten alle freie Eingeborne, die sich auf den Geschwornen⸗Listen befinden, das Wahlrecht erhalten, doch wollte er das Gesetz auch auf diejenigen Orte ausgedehnt wissen, wo es den freien Eingebornen noch nicht gestat⸗ tet sey, an der Jury Theil zu nehmen. In den Kron⸗ Kolonieen würde ssch dasselbe Gesetz mit einigen Modifi⸗ cationen einführen lassen. In Bezug auf die Inselgruppen, die zusammen ein Mitglied erwählen sollten, schlug er vor, Abge⸗ ordnete der Lokal⸗Legislatur zusammentreten und die Wahl treffen zu lassen. Die Frage, auf welche Weise die dergestalt erwählten Vertreter mit England in Verbindung gesetzt und wie lange sle ihr Mandat ausüben sollten, beantwortete er in nach⸗ stehender Weise: Die Kolonial⸗Vertreter sollten entweder auf drei bestimmte Jahre erwählt werden, gleichviel ob während die⸗ ser drei Jahre dasselbe Parlament in England bestehe oder zwei und 889 mehr neue Parlamente hier erwählt werden, oder sie ollten ebenfalls für Ein Parlament ernannt werden, sedoch im
all einer Anflesung se lange ihren Giy behalten, vis die neu⸗
Sinn des Englischen Volkes wird
sich durch die Angriffe der Tories gegen unsere Nation und un⸗ kam der 14te Abschnitt der Bill an die Reihe, welcher besagt,
Mann in Belgien bleiden und mehrere feste Plätze so
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Wahl nach England gekommen, und würde er in dieser Hinsicht für Westindien als Maximum einen Zeitraum von sechs Mo⸗ naten festsetzen. — Hr. Labouchere meinte, der Plan sey nicht so ganz neu, als er scheine; aber selbst Burke, der beste Freund der Kolonieen, sey der Meinung gewesen, daß er sich nicht ausführen lasse. Wie würden z. B. die Vertreter von Kolonieen über Steuern, die England auferlegt werden sollen, oder über Fragen der Europäischen Politik ohne Nachtheil ab⸗ stimmen können? Unstreitig würden sie eine kleine Coterie für sich bilden, die man immer durch Versprechungen zu Gunsten ihres besonderen Interesse gewinnen müßte. — Die Minister stellten dem Hrn. Hume vor, wie sehr es die Reform⸗Bill auf⸗ halten würde, wenn, seiner Absicht gemäß, seine Vorschläge dem Ausschusse empfohlen werden sollten. Hr. Hume aber meinte, daß, wenn die Sache auch jetzt noch nicht zur Berathung komme, doch früher oder später, sobald erst die Reform⸗Bill durchgegan⸗ gen seyn würde, an eme Repräsentation der Kolonieen gedacht werden müßte. . 1
— Folgendes ist wiederum eine Uebersicht der Verhandlun⸗ gen des Ausschusses über die Resorm⸗Bill während der Unter⸗ haus-Sitzungen vom 16. bis zum 20. August: Am 16. August
daß die Insel Wight, als eine Grafschaft für sich, einen beson⸗ deren Vertreter soll erwählen dürfen. Herr H. Hughes und Herr Gurney wollten der Insel zwei Vertreter zuzetheilt wis⸗ sen und schlugen dies als Amendement vor, das von Lord Mil⸗ ton unterstützt wurde. Andere Mitglieder dagegen meinten, die ganze Insel sey gleichsam mur eine Vorstadt von Southampton, werde zum bloßen Ernennungs⸗Distrikt herabsinken und sey be⸗ reits hinlänglich repräsentirt. Der ursprüngliche Vorschlag wurde indessen angenommen und das Amendement verworfen. — Der 15te Abschnitt, über den am 17. August debattirt wurde, und der von gewissen Städten handelt, deren Wähler auch in den Grafschaften, zu denen sie gehören, das Wahlrecht üben und mithin bei zweierlei Wahlen zugleich betheiligt seyn sollen, fand vielen Widerspruch und wurde mir durch eine Majorität von 40 Stimmen (164 gegen 124) genehmigt. Man ging noch in derselben Sitzung zum 16ten Abschnitt über, wonach den jetzt vorhandenen Freisassen das Wahl⸗Recht gelassen werden G dasselbe Recht erhalten oder auf seine Pacht übertragen soll. Da man nicht damit zu Stande kam, so wurde die Fortsetzung der Debatte auf den nächsten Tag verschoben, an welchem der Mar⸗ quis von Chandos das Antendement machte, daß Jeder, der auf eigene Rechnung Land besitze und anbaue, das ein jährliches Einkommen von mindestens 50 Pfd. abwerfe, das Wahlrecht in den Grafschaften ausüben soll. Hiernach würden zwar die blo⸗ ßen Pacht⸗Inhaber (auf 60 oder 99 Jahre) als solche von den Wahlen ausgeschlossen, allein eine großere Anzahl von Länderei⸗ Besitzern würde darum doch den Wahlkörper konstituiren. Die Minister widersetzten sich dem Vorschlage, der nicht in ihrem ur⸗ sprünglichen Plane lag; da jedoch das Amendement nicht bloß von den gewöhnlichen Opponenten der Bill, sondern auch von vielen Freunden eines ausgedehnteren Wahlrechts unterstützt wuürde, so ward es bei der Abstimmung von 232 gegen 148 Stimmen, mit⸗ hin durch eine Majorität von 84 Stimmen, genehmigt. — In der Sitzung vom 19ten schlug Lord Althorp, in Folge des
Minister, der ihn mit seinen Soldaten habe nach Belgien schik⸗ durchgegangenen Amendements, eine Abänderung des 16ten Ab⸗
schnittes vor, die auch genehmigt wurde. Der 17te Abschnitt, der von verpfändeten Ländereien handelt, wurde ohne viele De⸗
batten angenommen. Man kam sodann auf den 8ten Abschnitt,
der früher verschoben worden war, und der die Wahl⸗Beamten der mit neuen Wahlrechten versehenen Orte betrifft, zurück und stellte dieselben fest. — In der Sonnabend⸗Sitzung vom 20sten August wurden der 18te, 19te und 20ste Abschnitt der Bill, welche noch einige nähere Bestimmungen hinsichtlich der Wähler in den Grafschaften enthalten, angenommen. Bemerkenswerth war in dieser Sitzung nur, daß Lord Milton, dem jene Be⸗ stimmungen nicht liberal genug waren, wiederum als heftiger Gegner der Minister auftrat.
London, 21. Aug. Der Spanische Gesandte hatte gestern eine Unterredung mit Lord Palmerston im auswärtigen Amte.
Der Viscount Althorp und Lord John Russell hatten gestern eine sehr lange Zusammenkunft im Armee⸗Zahlamte.
Der Erzbischof von Dublin ist am 18ten d. M. mit Tode abgegangen. Sein Nachfolger wird, wie es heißt, der Bischof von Cloyne, Dr. Brenkley, seyn.
Im Atlas liest man: „Der Umstand, daß der Ausschuß des Unterhauses in seiner Sitzung vom 18ten d. das Amende⸗ ment des Marquis von Chandos wider den Willen der Minister annahm, veranlaßte das Gerücht, daß diese resigniren wollten. Wir glauben nicht an dasselbe und sind vielmehr der Meinung, daß es der feste Entschluß des Ministeriums ist, bis zum Aeußer⸗ sten bei der Reformbill, deren langsamer Fortgang kürzlich viele Unzufriedenheit erregt hat, zu beharren. Der thätige Eifer eint⸗ ger Irländischen Mitglieder dürfte nicht ohne Erfolg bleiben. Herr Stanley hat, wie es heißt, den Wunsch geäußert, auf sein Amt (das Irländische Sekretariat), zu welchem er, wie von allen Seiten zugegeben wird, unfähig ist, zu resigniren. Es ist nun ausgemacht, daß entweder Etwas für Irland gethan werden muß, oder daß die besten Freunde seiner Verbindung mit Groß⸗ britanien dem Plan einer Auflösung der Union Gehör leihen werden. Worin dieses lang versprochene Etwas bestehen mag, sind wir begierig zu erfahren.“
Die Times bemerkt ihrerseits über die Annahme des frag⸗ lichen Amendements: „Wir können unser tiefes Bedauern über das Resultat der Abstimmung am vergangenen Donnerstag und
Bill entstanden ist, nicht verhehlen. Was auch leichtfertige und
gutartige Leute, die Optimisten des Tages, diejenigen Freunde
der Reform, welche sehr erbaulich sprechen, auch rechtlich handeln, aber Alles von der guten Seite nehmen und, gleich frommen Muhamedanern, sich bei dem Schlimmsten freuen, daß es nicht noch schlimmer ist — was auch solche Leute bei dieser Gelegen⸗ heit Tröstendes vorbringen mögen, wir gehören nicht zu ihnen. Es ist uns unmöglich, zu längnen, daß den Grundsätzen der wah⸗
ren Reform der allerempfindlichste Schlag beigebracht worden ist.“
Nachrichten aus Lissabon vom 30. Juli zufolge, hält sich Dom Miguel im Palaste von Queluz eingeschlossen, wo er eine Garde von ungefähr 3000 Mann, auf die er sich verlassen zu können glaubt, um sich hat. In Lissabon soll es sehr unruhig aussehen; ein Theil des Französtschen Geschwaders befand sich noch im Tajo.
— — London, 20. Aug. — Es scheint, als wenn ein Theil der Reformers anfinge, zu glauben, sie könnten dem Va⸗ terlande mehr nützen, wenn sie darauf bedacht seyen, die Reform⸗ Bill zu vervollkommnen, als wenn sie sich blindlings den Mini⸗ stern verhesen und ohne Bedenken für jede Klausel stimmen, so wie dieselbe von ihnen zu entwerfen beltebt worden, Am Mitt⸗
und derjenige, der eine Pacht von 60 Jahren besitzt,
woch Abend z. B. erhob sich ein Oberst Davies, welcher
Jahren für einen Radikal⸗Reformer gegolten, und schlug Veränderung in der 15ten Clausel vor, nachdem er mit vieß Umsicht die Irrthümer und Widersprüche in anderen dargethe Natürlich schlugen sich alle diejenigen zu ihm, die, wie Sir Peel, Sir E. Sugden, Hr. Eroker, unter dem Vorwande, Bill zu verbessern, das Ministerium zu stürzen suchen. D. trug dieses diesmal noch den Sieg davon. Aber nicht
gestern Abend. Die Rede war nämlich davon, Pächta welche durch einen siebenjährigen Kontrakt gegen den mittelbaren Unwillen ihres Grundherrn gesichert Wahlrecht zu geben. Aber dieses war den Guts⸗Besstte nicht genug; sie sagten den Ministern: „Wenn ihr in Stäh einem jeden Hausbesitzer von 10 Pfund jährlichem Zinsweam eine Stimme gebt, wenn derselbe auch seinen Zins wöchentn bezahlte und jedes Vierteljahr von Haus und Hof gejagt n. den könnte, und nichts weiter von ihm verlangt, als daß er Haus ein Jahr lang vor der Wahl bewohnt und seine Steug entrichtet habe, so verlangen wir, das ihr Paͤchter, deren 50 Pfund Zins werth ist, auf denselben Fuß setzet, und ihng eine Stimme bei der Wahl der Vertreter der Grafschaften ge Wir verlangen dies besonders, da ihr Grundeigenthümern Städten eine Stimme in den Grafschaften gebet und so in me chen Fällen die Vertretung des ländlichen Grundeigenthumg dem städtischen Interesse unterordnet.“ Die Minister leisten
hiergegen keinen sonderlichen Widerstand, indem Lord Althorp
einzige war, der dem in diesem Sinne von Lord Chandos vong schlagenen Amendement Widerstand leistete. Doch mußte es kränken, daß 86 von denen, welche bis jetzt immer auf ih Seite gewesen, dafür stimmten und so ihren Gegnern den Ef mit einer Mehrheit von 84 Stimmen gaben. Auch schmeicheln sich Tories mehr als je, daß es ihnen doch noch gelingen werde, in Gegner vom Ruder zu treiben, obgleich sie sichs dabei nie verhehlen können, daß ihr erstes Geschäft im Ministerium Entwerfung einer neuen Reform⸗Bill mit einer sehr bedeutente Ausdehnung des demokratischen Elements seyn muß. Zu diesct Zwecke setzen sie denn auch ihre Angriffe in Hinsicht der ausn tigen Politik fort, wobei denn das gewöhnliche Thema ist,
die jetzige Regierung den Franzosen den Vortheil und die Eh der Nation aufgeopfert und die einzige Bewaffnung, die vorgenommen, gegen Englands ältesten Alliirte, Portugal m. Holland, gerichtet gewesen. Dabei verfehlen besonders die der Castlereaghschen Schule nicht, ihr Mißtrauen gegen Frankren an den Tag zu legen und Drohungen gegen dasselbe laut werden zul sen. In diesem Sinne machte gestern Sir R. Vyvyan die Forderm daß die Minister alle auf die Verhandlungen über Belgien Bezug bende Papiere dem Hanse vorlegen sollten, indem er meinte, 8
der Einsetzung eines Königs in Belgien die Sache nothwent zum Schluüsse gekommen seyn müsse. Dagegen aber behaupeg die Minister ein unverletzliches Schweigen; sie sagen, sie mit ten sich alle diese direkten und indirekten Angriffe gefallen lassa denn da es sich nicht darum gehaͤndelt, Belgien einen König
geben, sondern Europa den Frieden zu erhalten, so könnten
auch, so lange dieser Zweck nicht erreicht und alles Gefahr Bm gende aus dem Wege geräumt sey, keine nähere Erklärung ih Verfahrens ertheilen. Merkwürdig indessen war die gestrige ]
batte deswegen noch, weil Sir R. Vyvyan, indem er die Fua zösische Revolut!on, trotz Allem, was daraus entstehen könnte, lobte, nebst allen Anderen auf seiner Seite den König von 9 auf Kosten
land, so wie die Holländer überhaupt,
der Belgi bis in die Wolken erhob. 1
X““
Aus dem Haag, 23. Aug. Morgen, als an seinem burtstage, wird der König in der Mittagsstunde große Audi ertheilen, um die Glückwünsche der Behörden und des diplom tischen Corps zu empfangen. Der Prinz von Oranien und Pnt Friedrich werden morgen aus Tilburg, dem jetzigen Hauptame tier, hier erwartet. Zu ihrem festlichen Empfange sind bere Anstalten getroffen worden.
Am 18ten d. hat Prinz Friedrich einen unerwarteten Besu in der Festung Mastricht abgestattet. Se. K. H. wurde un dem Donner des Geschützes vom Kommandanten der Festu und dessen Stab, so wie vom Magistrate der Stadt, empfang Nachdem der Prinz über die dortige Garnison Musterung gehe ten und die verschiedenen bürgerlichen und geistlichen Behone empfangen, kehrte Se. K. H. Nachmittags über Bilsen m Hasselt zurück.
— — Rotterdam, 23. Aug. Heute Mittag gegen 12 sind Ihre Königl. Hoheiten der Prinz von Oranien und . Prinz Friedrich mit ihren Gemahlinnen und 3 Söhnen des b steren auf ihrer Reise nach dem Haag hier durchgekommen. ihrer Ueberfahrt mit dem Dampfschiff über die Maas fuhren zwischen zwei Ostindienfahrern hindurch, welche mit vielen Flagg verziert waren und das Königliche Fahrzeug mit 101 Kanone schüssen salutirten. Eine unermeßliche freudig bewegte Voll menge war den Königl. Prinzen entgegen gezogen und empfre dieselben mit dem Jubel und Enthustasmus, welcher die helte müthigen Söhne unseres verehrten Monarchen auf jedem Schn bis in die Arme ihres Königlichen Vaters begleiten wird.
Antwerpen, 22. Aug. Gestern Abend um 7 Uhr erh’
der General v. Tabor durch eine Estafette Nachricht von der beb stehenden Ankunft des General Belliard, welcher auch wirkl um 1 Uhr Nachts in der Stadt eintraf. — Man glaubt, de die Gegenwart des General Belliard auf die Mittel Beg haben dürfte, welche anzuwenden wären, um den Ueberschwen mungen unserer Polder Einhalt zu thun. Am 20sten d. M. kam der Französische General Hent in Bar⸗le⸗duc an, um sich zu überzeugen, ob die Holländische Truppen das Belgische Gebiet geraumt hätten. Dies war! demselben Tage gegen 5 Uhr Morgens geschehen.
Brüssel, 22. Aug. Die Herzoge von Orleans und b Nemours sind in Begleitung der Generale Baudran und Mu bot gestern in Brüssel angekommen und haben beim Könige speist. Sie werden sich heute nach Tirlemont begeben. — Marquis von Latour⸗Maubourg und der General Belliard spe sten Rclalls bei Hofe.
Nach gestern Abend verbreiteten Gerüchten, soll der Ee⸗ neral Belliard den Oberbefehl über die Hechenan gea halten und die Herren Tiburtius Sebastiani, Negre, Haxo un Loevestines ebenfalls in der Belgischen Armee angestellt werder
Herr Lebeau hat seine Entlassung als Mitglied des Min ster⸗Rathes eingereicht.
Bevor die Entlassung des Herrn Lebeau als Mitglieds 1 Conseils bekannt war, las man in der Emancipation Folgen des: „Herr Lebeau wird nicht Minister der auswärtigen Ange enheiten werden; aber er ist noch Kabinets⸗Minister, wohnt de erathungen bei und vertheidigt die Politik, die er zum Unglü Velgiens geltend gemacht hat. Wir müssen uns darüber wu dern, daß der Wunsch, der szffentlichen Meinung genug zu!
.
sind, q
vnden mochten, unter den
nd eine vollständige Trennung der neuen von der alten ieecab
zu bewirken, nicht aus der Entlassung dieses Ministers eine othwendigkeit gemacht hat. Wir fragen uns, wie diejenigen, siche dazu riethen, Frankreich zu Hülfe zu rufen, sich mit einem anne verständigen können, der dies um keinen Preis zugeben ollte. Von der anderen Seite wissen wir nicht, wie Herr beau sich dem System der Minorität des Kongresses anschlie⸗ u kann, welches die Herren Raikem und Ch. von Brouckdre zch ohne Zweifel im Rathe des Königs unterstützen werden; un wir setzen nicht voraus, daß diese beiden Minister sich jemals an verstehen werden, ihre Ideen und Meinungen denen des errn Lebeau unterzuordnen. Wer ist für die letzten Ereignisse rantwortlich, die Nation oder Herr Lebeau? Kann Herr Le⸗ au die Uebel wieder gut machen, welche er durch seine Sorg⸗ sigkeit und seinen politischen Starrsinn über Belgien gebracht at? Wir geben dies seinen neuen Kollegen zu bedenken, denen ir den Wunsch, die Wunden des Vaterlandes zu heilen, zu⸗ auen, und die deshalb Alles entfernen müssen, was ihren An⸗ engungen Hindernisse in den Weg legen könnte.“
Man schreibt aus Gent, es heiße, daß Herr van Com⸗ ugghe sich weigere, wieder an die Spitze der dortigen Munici⸗ al⸗Verwaltung zu treten.
err Lecocq, Deputirter für Tournay im National⸗Kon⸗ ez, hat erklärt, daß, so ehrenvoll auch die Stimmen der Wäh⸗ r, welche ihn für die künftige Repräsentanten⸗Kammer in Vor⸗ hlag gebracht hätten, für ihn seyen, er doch den festen Entschluß faßt habe, dieses neue Mandat nicht anzunehmen. — Herr hendebien Vater hat ein Gleiches erklärt.
Herr Cassas, früherer General⸗Konsul in Lissabon, ist zum anzösischen Konsul in Antwerpen ernannt.
Durch eine Königliche Verordnung vom heutigen Tage ist err Xavier Lion, bisheriger Direktor der Domainen in Lüttich, um General⸗Secretair im Finanz⸗Ministerium ernannt worden.
Die Forst⸗Beamten des Großherzogthums Luxemburg, welche
die Wegweiser⸗Compagnieen eingetreten waren, sind proviso⸗
sch zu ihren respektiven Posten zurückberufen worden.
Aus Mons meldet man, daß daselbst ein beträchtlicher Trans⸗ ert von Feld⸗ und Belagerungs⸗Artillerie angekommen sey. Hieses Material soll dazu bestimmt seyn, das Artillerie⸗Depot r Französischen Armee zu bilden, und soll bis a weiteren zefehl in Mons bleiben. “
Schweden und Norwegen.
— — Stockholm, 16. Aug. Die Regierung fährt fort, Naaßregeln zur Abwehrung der Cholera zu nehmen, und trifft aneben auch Anordnungen für den Fall, daß diese furchtbare ankheit, aller angewandten Vorsicht ungeachtet, sich in unser and einschleichen sollte. So eben ist eine Königl. Verordnung schienen, worin alle Vorschriften enthalten sind, die im Falle 6 Ausbruchs der Seuche und Behufs der Hinderung ihres eiteren Umsichgreifens beobachtet werden sollen. Dieser Ver⸗ dnung zufolge, werden Gesundheits⸗Comité's in allen Gemein⸗ n des Königreichs errichtet werden, welche über den Gesund⸗ its⸗Zustand ihrer Ortschaften zu wachen und dafür zu sorgen aben, daß die für die Heilung der Cholera nöthigen Medika⸗ ente stets in hinlänglichen Quantitäten vorhanden sind. Nicht
rein den Städten, sondern in jeder Pfarr⸗Gemeinde sollen sie
voraus Hospitäler für die Armen, so wie für alle diejenigen, elche nicht in ihren Wohnungen gepflegt werden können, mit rankenwärtern, Leuten für die Fortschaffung der Leichen u. s. w. nrichten. Alle diese Comité's werden unter der Leitung einer er ihren Sitz habenden, vom Könige bereits ernannten, Central⸗ kommission stehen. Die erwähnte Verordmung enthält als An⸗ ng eine von dem Medizinal⸗Kollegium verfaßte gemeinnützige hekanntmachung über den unterscheidenden Charakter der Asia⸗ schen Cholera, über die augenblicklich dagegen anzuwendenden sittel, so wie über die Vorsichts⸗Maaßregeln, die sowohl im Ugemeinen, als von den einzelnen Individuen zu treffen sind, im sich vor Ansteckung zu bewahren
Päanemark.
Kopenhagen, 21. August. Zu den vielen Gerüchten, die ber die Fortschritte der Cholera im Umlauf sind, gesellten sich ch sogenannte Nachrichten aus Island, nach welchen die Krank⸗ it dort wüthen sollte. Die letzten von dort angekommenen ßchiffe bringen die bestimmteste Widerlegung dieser Gerüchte ait, und es sind zwei von den dortigen Behörden unterm 28.
ünd 29. Juli ausgestellte Berichte über den Gesundheitszustand
uf der Insel bekannt gemacht, nach welchen durchaus keine Spur von einer Krankheit sich dort geäußert hat und die Mor⸗ lität mehr als gewöhnlich gering ist.
Aus Stavanger wird vom 9ten d. M. gemeldet: „In den jerden hier umher sind an verschiedenen Stellen Thiere gesehen borden, welche die Fischer und Lootsen nie vorher auf dieser üste gesehen haben; sie geben ihnen den Namen Seewürmer, ovon einer sich nahe vor der Stadt gezeigt hat, und soll einer arunter besonders sehr lang und groß seyn.“
Vorigen Donnerstag wüthete ein starkes Ungewitter über
Stadt, und es fielen ungemein große Schlossen. Sonder⸗ ar genug, daß sich das Ungewitter nur auf die eigentliche Stadt eschaankte, und daß, während es da in Strömen herabgoß, ein num bemerkbarer Regen auf Christianshafenn fiel.
ssssltland.
Stuttgart, 20. Aug. Eingegangenen Nachrichten aus Biberich zufolge, ist Ihre K. H. die Frau Herzogin von Nas⸗ au, Nichte Sr. Königl. Maj., am 13. d. von einer Prinzessin lücklich entbunden worden.
Hesterreich.
Wien, 22. Aug. Die Preßburger Zeitung enthält vlgende Bekanntmachung: „Obgleich mehrere sehr schwächende Diarrhöen vorkommen, so ist doch der Gesundheitszustand in der Stadt und den sämmtlichen Vorstädten im Ganzen noch beruhi⸗ eend. Preßburg, den 18. Aug. 1831. Die städtischen Physici.“
Die vereinigte Ofner und Pesther Zeitung vom 18. lug. meldet: „Seit dem 13. Juni d. J., wo zuerst die anstek⸗ ende Krankheit in Ungarn ausbrach, sind bis jetzt in 53 Juris⸗ bictionen dieses Königreiches — zusammen in 532 Ortschaften — 85,342 Personen von besagter bedenklicher Krankheit ergriffen worden. Davon sind genesen 6078, gestorben 16,887 und in der Heilung verblieben 12,377 Personen. “
Schweiz. Se
„ Zürch, 20. August. Durch eine unterm 13ten d. M. von Zeiten unserer Regierung an die Tagsatzungs⸗Gesandtschaft er⸗ gangene Instruction ist dieselbe angewiesen worden, sich an die 2 zuction des gns vüüir in 18g . vnleh bnesen, von der hohen KTagsatzung die geeigneten Mittel angewande 8 20 Fargecn hes hohen Standts Mafel
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zu Stadt und Land Aussöhnung und Vereinbarung herzustellen. Zu diesem Ende sollen eidgenössische Kommissarien an den großen Rath des Standes Basel mit dem Auftrag abgesandt werden, an denselben die ernste Bitte und dringende Aufforderung ergehen zu lassen, ohne Verzug eine unbedingte Amnestie für alle jene Personen auszusprechen, welche an den letzten politischen Ereig⸗ nissen im Kanton Basel Antheil genommen und in Folge dersel⸗ ben gerichtlich verurtheilt worden ind.ß
—. — Bologna, 12. August. Unsere seit dem Abzuge der Kaiserl. Oesterreichischen Truppen sich selbst überlassene Stadt befindet sich in einem Zustande, den man keinesweges einen für die Dauer, Ruhe und Sicherheit verbürgenden nennen kann. Die Organisation der Bürger⸗Garde, dieses für die Aufrechthal⸗ tung der Ordnung dringendsten Bedürfnisses, rückt nur langsam vorwärts, weil es an der Hauptsache, nämlich an Waffen für dieselbe, fehlt. Wie bei den alten Römern „Panem et Circen- ses“, so sind hier die Worte „Bürger⸗Garde und Flinten“ die allgemeine Losung. Der Prolegat, Graf Grassi, beschwört in sei⸗ nen Proclamationen das Volk, ruhig zu bleiben, verspricht ihm, daß keine Päpstlichen Truppen kommen sollen, gegen die man hier große Abneigung hegt; die Bürger⸗Garde solle vollständig mit Waffen und allem übrigen Bedarf versehen und nur den Händen achtungswerther Bürger sollen die Waffen anvertraut werden, aber man möge Ordnung und Ruhe halten, da⸗ mit die Romagna aus der jetzigen Krisis der Staaten ohne neue Verwirrung hervorgehe. In diesem löblichen, aber die Aengstlichkeit unseres Zustandes bekundenden Sinne abgefaßte Pro⸗ clamationen und Bekanntmachungen werden fast täglich sowohl vom Prolegaten, als von dem Stabe der Bürger⸗Garde u. s. w. erlassen. Inzwischen zeigte der Escadron⸗Chef der Bürgergarde, Conte Ca⸗ stelli, das Herannahen von 2000 mit Genehmigung der Regie⸗ rung für die hiesige Bürgergarde in Parma angekauften Geweh⸗ ren an, und eine Abtheilung dieser Garde wurde beordert, nach der Gränze zu marschiren, um sie in Empfang zu nehmen, als statt der erwarteten Waffen die Nachricht einging, der Oesterreichische Kommandant von Ferrara habe ihren Durchzug verweigert und wolle sie den Päpstlichen Beamten nicht verabfolgen lassen. Der Chef der Bürgergarde verkündigte dies durch einen Tagesbefehl, indem er zugleich die Absendung einer Deputation nach Ferrara anzeigte und aufs neue bemerklich machte, wie nothwendig unter diesen Umständen die Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung sey. In Forli finden dieselben Vorgänge statt; auch dort wartet man auf Waffen für die Bürgergarde, und der dortige Prolegat, Marchese Paulucei, erläßt in demselben Tone verfaßte Procla⸗ mationen, worin er die Bürger auffordert, sich ruhig zu ver⸗ halten. Unterdessen gelangen von Ankona aus andere Waffen⸗ Transporte in die Provinzen; auch in Livorno soll eine bedeu⸗ tende Masse angekauft, aber in Florenz, wie es heißt, auf Ver⸗ langen einer Päpstlichen Behörde zurückgehalten worden seyn. Die Widersprüche dieser sonderbaren Verhältnisse weiß Niemand zu deuten. Die Bürgergarden werden mit Genehmigung der Re⸗ gierung eingerichtet, Waffen für dieselben werden mit Genehmigung und unter Autorität der Verwaltung (denn als zu dieser gehö⸗ rend muß man doch die von der Paͤpstlichen Regierung in ihre Stellen eingesetzten Prolegaten von Bologna, Forli u. s. w. be⸗ trachten) angekauft, und dennoch sucht man von Seiten anderer Päͤpstlichen Behörden ihre Einführung zu hindern. Zu diesem Labyrinthe dürfte das Schwanken in den Maaßregeln, das ge⸗ ringe Vertrauen in die durch den gebieterischen Drang der Um⸗ stände hervorgerufene Verwaltung der Provinzen und das Mißtrauen gegen die Bürgergarde, ohne die man zwar nicht fertig werden zu kön⸗ nen einsteht, die man aber doch gern wegschaffen möchte, einen Ariadne⸗Fademliefern. Ein Volk, das seine Treue und Anhänglichkeit an den heiligen Vater in allen seinen Protestationen und Recla⸗ mationen, deren jeder Tag gedruckte und handschriftlich cirkuli⸗ rende Hercerhe 8 vorausschickt und sich dennoch weigert, die Truppen seines Beherrschers bei sich aufzunehmen, ist auf der anderen Seite eine nicht minder merkwürdige und bedenkliche Er⸗ scheinung. Nur in Rimini steht eine Truppenmacht von einiger Bedeutung, und zweimal schon hat die hiesige Jugend gedroht, in Masse hinzuziehen, um den Obersten dieser Truppen, Gra⸗ fen Bentivoglio, dem man sehr abgeneigt ist, zu vertrei⸗ ben. — Manche wollen, in welcher Absicht, läßt sich leicht durchschauen, behaupten, die Priester und Mönche suchten die unteren Klassen aufzureizen und so einen Bürgerkrieg zu veranlassen. Vor einigen Tagen war ein großer Auflauf in den Straßen; ein Haufe klebte eine Proclamation an die Mauern und ließ sie dann von Einem aus seiner Mitte laut vorlesen; die Gefahren, welche angeblich durch die Intrignen der Geist⸗ lichkeit drohten, wurden darin geschildert und das Volk zur Ver⸗ theidigung aufgefordert. Und diese aufrührerische Proclamation blieb einen Theil des Tages über angeheftet. — In der Polizei⸗Verwal⸗ tung sind bedeutende und heilsame Veränderungen vorgegangen und mehrere wohlgelittene Personen zu einer Kommisston berufen worden, die unter dem Namen einer Militair⸗Kommisston mit einem Chef die Angelegenheiten derselben besorgen soll. Der Erzbischof Kardinal Oppizzoni lebt zurückgezogen; sein wohlthäti⸗ ger Einfluß auf eine geregeltere Sech ha der Dinge wird allgemein vom Volke anerkannt, das seine arak lle Ge⸗ rechtigkeit widerfahren läßt. “
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— — Rio⸗Janeiro, 14. Juni. Die öffentliche Ruhe ist zwar neuerdings hier nicht wieder erheblich gestört worden, und man hoöͤrt auch weniger, als eine Zeit lang vorher, von einzelnen Gewaltthätigkeiten, indessen sind die Gemüther doch noch nicht beruhigt, und der thörichte Haß der Eingebornen gegen die Por⸗ tugiesen dauert fort, obwohl sie ihn jetzt nicht so sehr auslas⸗ sen dürfen, als es in den Tagen des April der Fall war. Die Straßen sind von Abends 6 Uhr an ziemlich leer, indem zu der Zeit und schon früher die meisten auf dem Lande wohnenden Kaufleute nach Besorgung ihrer täglichen Geschäfte die Stadt schon verlassen haben, in der Besorgniß, daß die aus Mulatten be⸗ stehenden Polizei⸗Soldaten ihnen nicht genugsame Bürgschaft für die Wahrung der nächtlichen Ruhe und Sicherheit gewähren möchten. — Die Kammern sind dermalen mit den Vollmachten für die Re⸗ gentschaft beschäftigt, deren definitive Wahl in der nächsten Woche erfolgen soll. Von den Mitgliedern der jetzigen provisorischen Re⸗ gentschaft dürfte nur Herr Lima bleiben; im Uebrigen glaubt man allgemein, daß Herr Martin Francesco de Andrade zum Mitglied werde erwählt werden; dagegen zweifelt man sehr, ob die Wahl auf den Marquts Barbacena fallen werde. Ob dem⸗ nächst das Reich noch in seiner jetzigen Totalität bleiben werde, steht noch sehr dahin; die Föderalisten erheben sehr ihr Haupt, und selbst in den Kammern haben sie bedeutenden Einfluß; sle sprechen schon laut von Aenderung der Constitution, Abschaffung o wie auch aller Titel und Orden zꝛe. — Von Ba⸗
des is dia, Feneas, 82 letzten Gräuelseenen die Ordnung sich herzustel⸗
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len scheint, ist der 70jährige Greis Barata, der dort im Frei⸗ heits⸗-Taumel die Bürger aufwiegelte, hierhes gesaudt worden; man ist jeboch hier unschlüssig darüber, was man mit ihm an⸗ fangen soll; denn während zwei Deputirte darauf antrugen, ihn 8 mit dem Tode zu bestrafen, ward er von anderen als Märtyrer der Freiheit vertheidigt. — Die Handels⸗Geschäfte sind hier noch sehr in Stockung, in Bahia aber liegen sie ganz danieder. ““ tzeRssih HstvII Ah. un n 114““ 142b 1
Berlin, 28. August. Gestern feierten die ehemaligen Of-⸗ fiziere der Berliner Landwehr aus dem Befreiungs⸗Kriege in dem Güntherschen Lokal im Thiergarten mun schon zum 10ten Mal den Jahrestag des Gefechts bei Hagelsberg durch ein fröh⸗ liches Mahl. Hat auch der Monat August des für Preußens Ruhm ewig denkwürdigen Jahres 1813 die größeren Schlachten Groß⸗Beeren, an der Katzbach und bei Kulm aufzuweisen, deren glorreiche Siege ein bedeutenderes Gewicht in die Waag⸗ schaale des Krieges legten, so darf auch des Treffens bei Hagels⸗ berg nie vergessen werden, in dem die Berliner Landwehren zu erst den kriegserfahrnen überlegenen Schaaren Napoleons den Sieg abrangen, ihren Ruhm gründeten und durch manches theure Opfer die Sicherstellung der Mark und der Hauptstadt erkauften, so wie auch die engere Einschließung der wichtigen Feste Magdeburg beförderten. Um deßwillen schien den ehemaligen Offizieren der Berliner Landwehr gerade der 27. August am ge⸗ eignetsten, um dem Andenken an die große herrliche Zeit, in der Preußen seine Wiedergeburt feierte, und an das vereinte Wirken zur Erreichung des glorreichen Zieles gewidmet zu werden. Un⸗ ter Erinnerungen an gemeinsam überstandene Gefahren und Kämpfe, so wie an manche geweihte und frohe Stunde brüder⸗ lichen Zusammenlebens, trat auch diesesmal wieder den ehemali⸗ gen Waffengefährten das Bild jener thatenreichen begeisterungs⸗ vollen Zeit belebend und erfrischend vor die Seele, und alle Ver⸗ sammelte, wie verschieden auch im Laufe der Jahre und in ge⸗ sichertem Frieden ihre Berufskreise und Lebenserfahrungen sich gestaltet haben mochten, fühlten sich innig verbunden in dem ge⸗ meinsamen Ruhme und Glücke, dem Volke der Preußen anzu⸗ gehören. Und wie hätte sich bei der diesmaligen Feier des Festes dies Gefühl nicht noch steigern sollen durch den Rückblick auf das letztverflossene Jahr, in welchem unser theures Vater⸗ land unter den Stürmen, die fast ganz Europa bewegten, durch die Weisheit und Gerechtigkeit seines Gott vertrauenden Königs und durch die Treue und Eintracht seiner Bürger gleichsam als ein Felsen im Meere dastand, an welchen die Brandungen der Wogen vergeblich anschlagen. Wie hätte die Erinnerung an die große Zeit der Jahre 1813 — 1815 nicht von neuem es allen Versammelten recht lebendig vor Augen stellen sollen, daß nur durch Eintracht zwischen König und Volk und durch frommen Sinn ein bürgerliches Gemeinwesen aus Tagen der Noth und des Kampfes zu neuer Kraft und Blüthe hervorgeht, und daß durch dieselben Tugenden allein unser Vaterland in allen Käm⸗ pfen, welche ihm noch bereitet seyn mögen, seinen Ruhm wahren und seine große Bestimmung inmitten der Völker Europa's erfüllen kann. So erklangen denn zuerst die Gläser, um den König zu feiern, dessen heldenmüthiger Sinn sein Volk zu Kampf und Sieg rief, und der demselben als sicherer Stern voranleuchtete. Aber auch der großen Todten ward gedacht, der Helden jeuer Zeit, Blüchers und Scharnhorst's vor Allen, und mit inniger Liebe und Wehmuth besonders das theure Andenken des Mannes ge⸗ seiert, der erst vor wenigen Tagen dem Heere und dem ganzen Vaterlande, immer zu früh, entrissen ward, und dessen Name mit unvergänglicher Schrift in den Geschichtsbüchern unseres Vol⸗ kes, so wie in den Herzen aller derjenigen verzeichnet steht, die ihm irgendwo nahe standen und seine Verdienste zu würdigen wissen! Kräftige Deutsche Lieder erhöhten die gesellige Freude, unter der auch der invaliden Landwehrmänner durch eine Samm⸗ lung gedacht wurde.
— Aus Danzig wird gemeldet: Am 13. August begingen wir hier ein Fest, welches jedem Freunde des Vaterlandes wich⸗ tig seyn muß, für uns aber gerade jetzt doppelt erhebend war. Unter den Verwüstungen, die der Tod seit einiger Zeit in unse⸗ rer Stadt angerichtet, hat die Vorsehung uns bis jetzt unseren verehrten ersten Kommandanten, General⸗Lieutenant von Lossau, erhalten und uns die Freude gegönnt, am 13. August den Jah⸗ restag seiner dem Erlauchten Preußischen Königshause seit 50 Jahren gewidmeten treuen Dienste feierlich zu begehen. Dieser Tag wurde um so bedeutsamer, als er vor 50 Jahren eine gleiche Feier des Vaters unseres Kommandanten, damaligen General⸗ Lientenants und Chefs des in Minden stehenden Infanterie⸗Re⸗ giments (zuletzt von Lettow) bezeichnete, so daß der 13. Aug. uns die schöne Erinnerung einer hundertjährigen, von Vater auf Sohn ver⸗ erbten, nur durch Tugenden bezeichneten, Dienstführung vor die Seele rief. Die große Anspruchlosigkeit unseres General⸗Lieutenants von Lossau erlaubte ihm nicht, die feierliche Begehung des Ta⸗ ges, welche Stadt und Garnison für ihn bestimmt hatten, an⸗ zunehmen. Nachdem er sich solche schon einige Tage zuvor ver⸗ beten, verließ er am 13ten, noch vor Anbruch des Tages, die Stadt, um in der Einsamkeit seinen Gedanken und Empfindun⸗ gen Raum zu geben. Inzwischen ließ sich der Enthusiasmus
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seiner Verehrer nicht abhalten, sich auf den unfern der Ostsee belegenen Höhen von Hochwasser unter einem Zelte zu versammeln und dort bereinem frohen Mittagsmahl, wozu sich auch die hier anwesenden fremden Konsuln und sämmtliche höhere Militair⸗ und Civil⸗Au⸗ toritäten einfanden, mit Liebe und Verehrung des Gefeierten zu gedenken; wobei der Donner des bei dem Toast auf sein Wohl abgefeuerten Geschützes die Wünsche seiner Verehrer auch in sei⸗ ne stille, unfern davon belegene Einsamkeit trug und ihn unwill⸗ kürlich zur Theilnahme an dem Feste nöthigte. Zugleich war die Abwesenheit des General⸗Lieutenants von Lossau in der Stadt benutzt worden, um ihn bei seiner Rückkehr durch einen aberma⸗ ligen Beweis der Liebe und Hochachtung zu überraschen, und er fand Abends den Gouvernements⸗Garten erleuchtet und mit einem ihm gewidmeten Tempel geziert, in welchem Soldaten im An⸗ zuge des Jahres 1781 die Wache hielten. Gleichzeitig versam⸗ melten sich die Offizier⸗Corps der zweiten Diviston und der übri⸗ gen Truppentheile der Garnison bei großem Zapfenstreich unter Führung des Divistons⸗Commandeurs, General⸗Majors von Rum⸗ mel, in den Zimmern des Gouvernementshauses; es wurde das Wohl des Gefeierten bei 50 Kanonenschüssen ausgebracht, und in demselben Augenblick brannte, zur Freude der auf Lanzgarten wogenden zahlreichen Volksmenge, ein Feuer⸗ werk ab. Der schönste Moment der Feier trat jedoch ein, als dem Jubilar von dem General⸗Major von Rummel eine Allerhöchste Kabinets⸗Ordre eingehändigt wurde, durch welche Se. Maj. der König ihm mi Anerkennung seiner dem Vaterlande ge⸗ leisteten treuen und ausgezeichneten Dienste, in den huldvollsten Ausdrücken den Rothen Adlerorden 2ter Klasse mit Stern und
Eicheniaub zu verleihen geruhten, — Uebenaschend und um ss⸗