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wir uns dadurch konfus machen lassen? (Man lacht.) Hat Prinz Leopold eine solche Forderung wirklich gemacht, so hat er eine Handlung der gröbsten Treulosigkeit begangen. Prinz Leopold ging unter Zustimmung der großen Mächte nach Belgien, und wenn er des Beistandes bedurfte, so hätte er sich nicht an Frank⸗ reich insbesondere, sondern an die Konferenz wenden sollen. Es zeugt von einem großen Mangel an Voraussicht von Seiten des edeln Grafen, wenn er den Weg, den Prinz Leopold für den Fall einer Kollision der Belgischen und Hollandischen Truppen zu. befolgen hatte, gar nicht vorher bestimmt hat. Hätte sich
Peinz Ledpold an die Konferenz gewandt, so würde entschieden worden seyn, ob Preußische oder Englische Truppen in Belgien einmarschiren sollten; die Franzosen mußten jedenfalls die letzten seyn, denen nnan es gestattete, von Belgien Besitz zu nehmen. gea⸗ der vom edien Grafen gegebenen Erklärung bin ich doch fest über⸗ zeugt, daß jetzt Unterhandlungen im Gange sind, deren Zweck es ist, die Französischen Truppen in Belgien zu dehalten. Soll⸗ ten die von Fcankceich gegedenen Zusicherungen nicht erfüllt wer⸗ den, so würde sich die Gesinnung Englands sehr baid in einer Weist manuifestiren, die nicht zu verkennen wäre. Ein edler Ba⸗ ron (Holland) gab neulich seine Freude darüber zu erkennen, daß er mich mit einem Male zufriedengestellt sah; ich kann ihm
deres zufriedenstellen kann, als die Räumung Belgiens von den Franzosen. Der edle Baron, Kanzler des Herzogthums Lanca⸗ ster, oder vielmehr Vice⸗Minister der auswärtigen Angelegenhei⸗ ten — denn ich glaube, er nimmt einen gar thätigen Antheil an der Leitung bieses Ministeriums — ist mit den Vorgängen dder Revolution von 1793 besser bekannt, als ich. Er wird sich dem⸗ nach auch unbezweifelt einer berühmten Erklärung erinnern, die ein gewisser Hr. Egalité solgendermaßen abgab: „Je vote pour la mort saus phrases.“ Nun ich stimme jetzt pour la retraite sans phra- ses und hätte nichts dagegen, wenn es auch sans collision geschähe. Jetzt noch ein Wort über die Belgischen Festungen. Sollte die Schleifung derselben an den Rückzug der Franzosen als Bedin⸗ gung geknüpft seyn, so wäre dies das abscheulichste Verfahren in den Annalen der Diplomatie. Hoffentlich wird uns der edle Graf versichern können, daß die Anordnungen dieserhalb von der Gesammtheit der vier Mächte getroffen werden würden; ich habe jedoch gehört, daß man an Frankreich die alleinige Kontrolle über die Schleifung von sechs Festungen, mit Einschluß von Courtray, überlassen wolle, und daß es außerdem mit Belgien beson⸗ ders hinsichtlich anderer Festungen ein Uebereinkommen treffen würde.“ — Graf Grey beschwerte sich zunächst wieder über die Ordnungswidrigkeit, in der der Marquis den Gegenstand zur Sprache gebracht, indem er ihm keine vorherige Anzeige davon gemacht. Nächstdem stellte er es dem Hause anheim, ob es wohl jetzt, da so wichtige Verhandlungen obschwebten, von de⸗ nen nichts Geringeres, als die Frage über Krieg und Frieden ab⸗ hinge, an der Zeit sey, über solche Dinge genaue Erörterungen zu verlangen. Er wiederholte sodann seine frühere Versicherung, daß Marschall Gérard den Befehl erhalten habe, sich mit seiner ganzen Macht zurückzuziehen. Uleber die Umstände, die seitdem einge⸗ treten, und über die Ereignisse, die daraus hervorgehen könnten, müsse er sich indessen für jetzt jeder Aeußerung enthalten. Der Herzog v. Wellington erklärte, er glaube an das Gerücht, wonach König Leopold — er nenne ihn König, weil er vom Könige von Großbri⸗ tanien anerkannt worden sey — den König der Franzosen ersucht habe, einen Theil seiner Truppen in Belgien zu lassen. Aber selbst wenn der König Leopold dies gethan, wäre der König der Franzosen noch nicht berechtigt, den Wunsch zu erfüllen, indem 12 — 15,000 Mann in Belgien als die Apant⸗Garde einer Französischen Armee anzu⸗ sehen seyen. Nachdem der Herzog alsdann noch der früheren Besetzt⸗ haltung Neapels von Oesterreich und der Besetzthaltung Spaniens von Frankreich gedacht, schloß er damit, daß er die Regierung bat, diese beiden Fälle und das dabei von England beobachtete Verfahren sters im Auge zu behalten. — Die Bill, wodurch der Herzogin
2 8 8
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vpon Kent und der Prinzessin Victoria ein größerer Jahrgehalt
ausgesetzt wird, wurde sodann zum zweitenmale verlesen. — Eine vom Bischof von London überreichte Bittschrift in Bezug auf das Gesetz wegen Freigebung des Bier⸗Verkaufs gab wiederum Veranlassung zu einer Debatte über diesen Gegenstand, an der auch der Lord⸗Kanzler Theil nahm, welcher sich dahin aussprach, daß er immer dafür gewesen, den Bier⸗Verkauf zu begünstigen, um dadurch dem übermäßigen Gebrauch des Branntweins Ein⸗ halt zu thun, welchen er immer als eines der größten Uebel an⸗ gesehen habe.
— Unterhaus. Sitzung vom 29. August. Hr. Sad⸗ ler machte einen Antrag hinsichtlich der Uebertragung der Eng⸗ lischen Armen⸗Gesetze auf Irland. Er berief sich auf Autoritä⸗ ren, wie Locke, Blackstone, Swift und Johnson, und machte so⸗ deann auf die unmenschliche Behandlung der Armen in Irland
aufmerksam, wobei er namentlich als Grundübel dieses Landes, die Abwesenheit so vieler Landbesitzer hervorhob. Der Kanzler der Schatzkammer meinte, daß ein Versuch des von Herrn Sadler vorgeschlagenen Experimentes Erwartungen erregen möchte, die niemals erfüllt werden würden. Sollte auch eine augenblick⸗ liche Hülfe dadurch gewährt werden, so würde doch das letzte Resultat gewiß nachtheilig seyn. Demnächst trage er auf die vorläufige Frage an. Nach einer in die Länge gezogenen Dis⸗ kussion, die bemahe bis 3 Uhr Morgens dauerte, wurde die vor⸗ äufige Frage durch eine Majorität von 12 Stimmen genehmigt, indem für den Antrag des Herrn Sadler 52, dagegen aber 64
Der All⸗
Stimmen sich zeigten. . — Unterhaus. Sitzung vom 30. August. derman Thompson bemerkte, daß Schiffen von Irland der
Eintritt in Sicilische und Neapolitanische Häfen verweigert wor⸗
den, weil daselbst das Gerücht über den Ausbruch der Cho⸗ lera in Großbritanien verbreitet worden sey. Er wünsche zu wis⸗
sen, ob die Regierung Mittel ergriffen habe, um diesen Irrthum aufzuklären? Herr P. Thompson sagte, daß in dieser Bezie⸗
hung Vorstellungen an die Residenten dieser Länder in England gemacht worden wären, deren Erfolg nicht zu bezweifeln seh. — Herr Courtenay aäußerte, daß er erfahren habe, der edle Lord gegenüber (Palmerston) sey geneigt, die von ihm geforderte Vor⸗ legung der Papiere in Bezug auf Portugal zu bewilligen, sobald es möglich seyn würde. Diese Erklärung mache ihn zweifelhaft, ob er seinen Antrag in dieser Beziehung jetzt machen oder noch verschieben solle. Er fordere daher den edlen Lord auf, sich selbst darüber zu erklären. Lord Palmerston versprach, daß keine unnöthige Zögerung bei Vorlegung der Papiere stattfinden solle, daß er es übrigens dem eigenen Ermessen des vorigen Red⸗ ners überlassen müsse, seinen Antrag zu machen oder nicht. Herr Courtenay trug sodann auf Vorlegung sämmtlicher Papiere über die Verhandlungen zwischen der Englischen und Portugie⸗ sischen, so wie zwischen der Englischen und Französischen Regie⸗ rung an, welche auf das Verfahren der Englischen und Frauzösischen Flotten im Tajo Bezug hätten. Herr Robin⸗ son sagte, er beeile sich nunmehr, die Frage zu wiederholen, welche er schon gestern an den Kanzler der Schatzkammer vp e-ll.: m.. nFm, 4. 108 Ihnera9 in o 006,01—
Ungeachtet
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gerichtet habe. Er wünsche nämlich zu wissen, ob die Re⸗ gierung davon unterrichtet sey, daß der Französische Admiral, nicht zufrieden damit, die verlangte Genugthuung von der Por⸗ tugiesischen Regierung erlangt zu haben, jetzt Unterhandlungen kommerzieller Art beginne, — Unterhandlungen, welche, wenn sie gelängen, . ser
den? Er besitze ferner einen Brief aus Lissabon, worin ihm an⸗ gezeigt würde, daß beim Abgang desselben 8 Portugiestsche Kriegs⸗ Schiffe im Begriff gewesen wären, unter Französtscher Flagge den Tajo zu verlassen. Nun glaube er aber zu wissen, daß die; Fran⸗ zosen vor erlangter Genugthuung schon 40 Kauffahrtei⸗Schiffe genommen hätten, was wohl hinreichend seyn würde, um diesel⸗ den für jeden möglichen pecuniairen Verlust zu entschä⸗ digen. Man dürfe nicht übersehen, daß diese Verminderung der Portugiestschen Flotte eiger der beiden Parteien einen entschiedenen Vortheil gewähre, da doch die Englische und Französische Regierung sich zu einer strengen Neutralitaͤt verpflichtet haäͤtten. Er glaube,
daß diese Gegenstände eine Aufklärung von Seiten des edlen Lords erforderten. Lord Palmerston bemerkte, daß er die letzte Frage des ehrenwerthen Mitgliedes zuerst beantworten würde.
Er könne in dieser Beziehung indeß mur wiederholen, daß, dem
bewährtesten gesetzlichen Rathe gemäß, den die Regierung habe;
jedoch die Versicherung ertheilen, daß mich eigentlich nichts An⸗ erlangen können, die Französische Regierung dem Völkerrechte ge⸗
mäß ermächtigt sey, jene Schiffe als gesetzmäßige Kriegs⸗Prisen zu betrachten. Er glaube deshalb kaum nöthig zu haben, zu be⸗ merken, daß die Regierung nicht eingeschritten sey, um die Franzosen an dem Behalten gesetzmäßiger Prisen 1 verhindern. Was die erste Frage des ehrenwerthen Mit⸗ gliedes anbetreffe, so müsse er bemerken, daß, nach Berichten aus Paris und Lissabon, die ganze Französtsche Flotte, mit Aus⸗ nahme einer einzigen Fregatte, den Tajo verlassen habe. Er be⸗ nachrichtige zugleich den ehrenwerthen Herrn, daß aus keiner ein⸗ zigen von den den Ministern zugegangenen Nachrichten hervor⸗ gehe, daß man den geringsten Grund habe, zu vermuthen, daß
irgend ein Handels⸗Traktat zwischen der Französischen und Por⸗ tugiesischen Regierung verabredet oder abgeschlossen worden sey.
Dem Englischen Gesandten in Paris sey von dem Französtschen Minister angezeigt worden, daß der Französische Admiral Befehl erhalten habe, den Tajo zu verlassen, und als die Depeschen des General⸗Konsuls von Lissabon abgingen, habe man daselbst ver⸗ nommen, daß die Flotte unter Segel gegangen sey, um nach Hause zurückzukehren. — Nach dieser Erklärung ging das Haus in einen Ausschuß über die Reform⸗Bill über. “
“
London, 31. Aug. Gestern fand im auswartigen Amte eine Konferenz zwischen den Bevollmächtigten der fünf Höfe statt, welcher auch der Holländische Bevollmächtigte, Baron Zuylen van Nhyevelt, beiwohnte. Die Konferenz dauerte andert⸗
halb Stunden. 1
Der Belgische Gesandte, Herr van de Weyer, stattete ge⸗ stern dem Viscount Palmerston einen Besuch im auswärtigen Amte ab.
Nachstehendes ist (Französischen Blaͤttern zufolge) das Z1ste Protokoll der hiesigen Konferenz:
„Auswaͤrtiges Amt, 6. August 1831. In Gegenwart der Be⸗ vollmaͤchtigten von Oesterreich, Frankreich, Großbritanien, Preußen und Rußland. — Der Bevollmäaͤchtigte Großbritaniens eroͤffnete die Konferenz, indem er den Bevollmaͤchtigten der vier anderen Maͤchte die Erklaͤrung abgab, daß die Regierung Sr. Großbritanischen Ma⸗ jestaͤt in dem Augenblick, wo Sie die Nachricht von dem Wiederbe⸗ ginn der Feindseligkeiten zwischen Holland und Belgien erhalten, einer Abtheilung der Flotte Befehl gegeben habe, sich so bald als moͤglich bei den Duͤnen zu versammeln, wo sie im Stande seyn wuͤrde, zu jeder Maaßregel mitzuwirken, welche zur Wiederherstel⸗ lung des Waffenstillstandes, den die fuͤnf Maͤchte zwischen Holland und Belgien aufrecht zu erhalten sich verpflichtet haͤtten, fuͤr noͤthig erachtet werden duͤrfte, und daß nach Ertheilung dieses Befehls der neue Monarch von Belgien den Beistand der fuͤnf Maͤchte und ganz besonders die See⸗Huͤlfe Großbritaniens in Anspruch genom⸗ men habe. — Der Bevollmaͤchtigte Sr. Majestaͤt des Koͤnigs der Franzosen erklaͤrte, daß der Monarch von Belgien, in Folge der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten zwischen Holland und Belgien,
die bewaffnete Dazwischenkunft Frankreichs in Anspruch genommen und
sogar hinzugefuͤgt habe, daß die Nothwendigkeit des Beistandes der Fran⸗ oͤsischen Regierung außerordentlich dringend und keine Minute zu ver⸗ ieren sey, um einem allgemeinen Kampfe fapacesgamnen. — Da nun die Gefahr so dringend sey, so habe der Koͤnig der Fraggsen augenblick⸗ lich beschlossen, eine Armee zusammenzuziehen, um den Belgiern zu Huͤl⸗ fe zu eilen und die Holandischen Truppen auf ihr Gebiet zuruͤckzutreiben. Nachdem die Bevollmaͤchtigten der vier anderen Hoͤfe den Bevoll⸗ maͤchtigten von Frankreich mit den Erklaͤrungen bekannt gemacht hatten, welche die Franzoͤsische Regierung uͤber denselben Gegenstand den Gesandten dieser vier Hoͤfe in Paris hatte zugehen lassen, be⸗ zog sich der Bevollmaͤchtigte Frankreichs auf diese Erklaͤrungen und ab zu erkennen, daß die Franzoͤsische Armee, sobald der beabsichtigte weck erreicht seyn wuͤrde, in das Nord⸗Departement zuruͤckkehren solle. — Nach diesen Erklaͤrungen beruͤcksichtigte die Konferenz, daß einerseits Frankreich, beim Frßreaffn des gefaßten Entschlusses, nicht Zeit gehabt habe die Verpflichtung zu erfuͤllen, welcher es sich so ee- unterzogen haͤtte „ im Einverstaͤndniß mit seinen Alliirten zu andeln; andererseits aber die Absicht cbeee habe, die ergriffe⸗ nen Maaßregeln nicht zu eigenem Vortheil, sondern zur Ausfuͤhrung der Verpflichtungen benutzen zu wollen, welche zwischen den fuͤnf Maͤchten in Bezug auf die Aufrechthaltung des Waffenstillstandes gen Holland und Belgien bestaͤnden. — Demzufolge betrachteten ie Bevollmaͤchtigten der fuͤnf Maͤchte das Einruͤcken der Franzoͤsi⸗ schen Truppen in Belgien nicht als einen Schritt, der aus einer eigenthuͤmlichen Absicht, sondern zu einem Zweck gesche⸗ en sey, auf den die Berathungen der Konferenz gerichtet waͤren, und es wurde fuͤr einverstanden angenommen, daß die Ausdehnung, welche den Operationen dieser Truppen zu geben sey, und die Dauer ihres Aufenthaltes in Belgien durch die gemeinschaftliche Uebereinkunft zwischen den fuͤnf Hoͤfen in der Konferenz zu London festgesetzt werden solle. — Es wurde ebenfalls fuͤr einverstanden angenom⸗ men, daß, im Fall die Mitwirkung der Englischen Flotte erfordert werden sollte, diese Flotte zu dem Zweck handeln solle, dieselben Absichten nach denselben Grundsaͤtzen auszufuͤhren. — Außerdem kam man daruͤber uüͤberein, daß die Franzoͤsischen Truppen die alten Hollaͤndi⸗ schen Graͤnzen nicht uͤberschreiten, daß sich ihre Operationen nur
auf das linke Ufer der Maas ausdehnen, und daß sie unter keinen,
Umstaͤnden die Festungen Mastricht oder Venloo besetzen duͤrften, weil dann der Krieg zu nahe an die Graͤnzen Preußens und Deutsch⸗ londs gezogen werden und Anlaß zu ernsthaften und verwickelten Fragen geben düͤrfte, welche die Maͤchte sehnlichst in vermeiden wuͤnschten; und endlich, daß, in Uebereinstimmung mit den Erklaͤ⸗ rungen der Franzoͤsischen Regierung an die Repraͤsentanten der vier Hoͤfe in Paris, die Franzoͤsischen Truppen sich in die Graͤnzen zuruͤckziehen sollten, sobald der Waffenstillstand in der
rt wiederhergestellt worden waͤre, wie er vor dem Wiederbeginn der Feindseligkeiten bestand. — Schließlich kam die Konferenz dahin
uͤberein, daß die letzten Ereignisse noch dringender dazu aufforderten,
sich mit einem definitiven Traktat zu beschaͤftigen, welcher darauf berechnet seyn muͤsse, allen Streitigkeiten zwischen Holland und Bel⸗ gien ein Ende zu machen; ein solcher sey unumgaͤnglich noͤthig fuͤr die vust chthostun des allgemeinen Friedens. Gez.) 1 a cr. 1S Sahefen Palmer⸗ Buüͤlom. even. ewicz.“ rsrmssesn nech. 867 den. ar 8 biS.
dem Interesse dieses Landes nachtheilig seyn wür⸗
zu
Die hiesigen Zeitungen enthalten Nachrichten aus sabon bis zum 13ten d. Der Framzosische Admiral beabsichte am folgenden Tage alle im Tajo genommene Kriegsschiffe ne Brest und Toulon absegeln zu lassen, mit Ausnahme der bei früher erwähnten Linienschiffe, welche zurückgegeben wurden, z sie beim Eintreffen der Französischen Flotte nicht in einem Krith Equipirungs⸗Zustande augetroffen wurden. Die Prisen beste im Ganzen aus 8 Schiffen, nämlich 3 Fregatten, 2 Korvettg 2 Briggs und 1 Schooner. scheine es keinem Zweifel unterworfen, daß der verlängerte a enthalt des Französischen Admirals im Tajo und die Absenha der Prisen durch die Nicht⸗Erfüllung der Verpflichtungen De. Miguels, in Betreff der Entschädigungen, veranlaßt werde. in dem Traktat festgesetzte Summe sey durch Wechsel auf Par bezahlt worden, diese aber mit Protest zurückgekommen.
Das Paket „Goldfinch“, von Buenos⸗Ahres kommend, Briefe aus Rio Janeiro vom 14ten v. Mts. mitgebracht. hatte daselbst eine theilweise Veränderung des Ministerinme fin gefunden, und das öffentliche Vertrauen in den gegenwärtge Zustand der Dinge besestigte sich täglich mehr. Der Handel wann täglich mehr an Leben.
Die Times erwähnt eines Gerüchts, daß Lord Augus Fitzelarenee zum Bischof von Killaloe erhoben werden würde, dieser Sitz durch die Beförderung des Dr. Ponsonby zu dem „ Derry erledigt sey, und bemerkt in dieser Beziehung: „Wir w
sen nichts Bestimmtes über diese Thatsachen, aber wir könme
sagen, daß, wenn der Charakter des Lords Augustus Fitzelarm
als Geistlicher nichts Anstößiges, wenn er das vorschriftsmäßg
Alter hat und genügende Talente besitzt, sich nichts in den genthümlichkeiten seiner Verbindungen befindet, welches sein Beförderung auf die Bischöfliche Bank im Wege steht. „ letzte Erzbischof von Canterbury wurde, wie wir glanben, i Bischof ernannt, so früh es die kanonischen Gesetze erlaubten,
Wiederum hat sich auf dem Meere ein großer Unglücktse ereignet. Das Schiff „Lady Sherbrooke“, von Londondem nach Quebek bestimmt, ist mit 273 Passagieren bei Mom
Island Heschettert⸗ Nur 32 Menschen sind Füftte ser
RNhe delanh.6ömn
Aus dem Haag, 1. Sept. Man meldet aus Breda wi gestrigen Tage: Heute früh sind Ihre Majestäten der Kim und die Königin, so wie J. K. H. die Prinzessin Mariamm von Tilburg abgereist, Mittags bei der hiesigen Festung vorit gekommen und nach dem Haag zurückgekehrt.
Se. Maj. haben der ganzen Armee zum Zeichen Ihrer ze friedenheit den Sold eines Tages zum besonderen Geschenke willigt.
Die Staats⸗Courant enthält abermals ein nachträglitze Verzeichniß von 4 Verwundeten und 3 Soldaten, die nach em letzten Feldzuge vermißt worden.
„Dem Vernehmen nach“, heißt es in hiesigen Bli tern, „ist Hr. Dr. Ernst Münch, bisheriger Königl. Bibliotz kar hierselbst, zum Bibliothekar und Professor am Zlrhenämn Stuttgard ernannt worden.“
Man meldet aus Axel, daß am 23. d. Nachts um 11 Mh drei Belgische Soldaten in eine auf dem Gebiete von Seelc
disch Flandern belegene Wohnung eingedrungen sind und sich pegen die Infanterie vorgerückt und beschoß dieselbe; bald wich
wohl Lebensmittel als Geld mit Gewalt forderten.
Von Herrn Jakobus Scheltema, dem Verfasser einer! Holland viel gelesenen Beschreibung des Feldzuges im Jahre 181 wird nächstens auch eine zusammengestellt? Relation über? diesjährigen Feldzug der Nord⸗Niederländer in Belgien erscheina
Das Königl. Niederländische Institut für Wissenschafg Literatur und schöne Künste in Amsterdam hat vorgestern sttch 24ste allgemeine Versammlung gehalten und bei dieser Geltegg⸗ heit den Herrn J. de Vries zu seinem ersten Präsidenten nannt.
Brüssel, 31. Aug. Durch eine Königliche Verordun ist der Gesundheits⸗Dienst in der Armee neu organisirt worze
Der Marschall Gérard und der General Belliard halhg gestern beim Könige gespeist. Der Marschall kehrt heute mg Nivelles zurück, wo sich das Hauptquartier schon befindet. Etmm Adjutanten werden ihn begleiten. Herr von Latour⸗Maubem wird unverzüglich die Rückreise nach Frankreich antreten.
Es befindet sich gegenwärtig ein Park von 70 Belgisc Kanonen in Brüssel; bis auf weitere Ordre wird hier das Doe alles Materials dieser Waffe gebildet werden.
Der Französische Artillerie⸗General Ewens, welcher seit 18 dem General Gassendi als Oberst beigegeben war und ihn g letzt bei der General⸗Direction der Artillerie in Paris ersetzte, in Brüssel angekommen. Man vermuthet, daß er ersucht ven den wird, die Belgische Artillerie⸗Verwaltung mit seinen Rat schlägen zu unterstützen.
Der General Miellon ist gestern nach Gent abgereist, un in Abwesenheit des Generals von Wautier interimistisch M Kommando der dortigen Militair⸗Diviston zu übernehmen.
Aus Beveren meldet man, daß die Holländer am 29. Am gegen 10 Uhr Morgens das Fort St. Marie geräumt und jse alte Stellung auf der Schelde wieder eingenommen haben.
Der Belge sagt: „Unser Kriegs⸗Minister beschäftigt sh unermüdlich mit der Bildung der Armee, welche in kurzer 30 auf einen ansehnlichen Fuß gebracht seyn wird; die Milizen (e verschiedenen Klassen werden wieder einberufen und Lager, U. sie einzuüben, gebildet werden. Man wird die Bürgergarde de neuem mobil machen; aber diesesmal wird man sie in Handze bung der Waffen unterrichten. Der Oberst Fleury⸗Düurag nach Flandern geschickt worden, um 10,000 Mann des erst Aufgebots zu organisiren, welche, wie man sagt, augenblicht gegen die Gränzen vorrücken sollen. — Man versichert, daß . fehl ertheilt worden seyn soll, den Kapitalen⸗Damm mit Gewal wiederzunehmen, wenn die Holländer ihn nicht gutwillig ra men wollten.“
Herr Lebeau ist im Brüsseler Distrikt zum Senator und t Lüttich zum Deputirten erwählt worden.
Man trifft gegenwärtig die nöthigen Anstalten, um d Lokal der vormaligen ersten Kammer der Generalstaaten für N Sitzungen des Belgischen Senats einzurichten.
Man schreibt aus Lille vom 28. August: „Heute Morza um 5 Uhr ist die Wölbung der Gallerie unseres naturhiften
schen Kabinets mit großem Geräusch zusammengestürzt und g
einen Theil der kostbaren Gegenstände dieser Sammlung ther zerstört und theils beschädigt. So sehr der aus diesem Ereign entstandene Verlust zu bedaueru ist, so muß man sich doch Gll wünschen, daß Niemand dabei zu Schaden gekommen ist.“ Gent, 30. Aug.
macht, die Predigt in der Kirche St. Pierre zu stören;
wurden gezwungen, sich ruhig zu verhalten und den
Ort zu verlassen. Gestern haben ste die Bosheit ihrer gottesl
sterlichen Angriffe von neuem begonnen. Ein Elender, wel N um sn o bhditin 1
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Denselben Nachrichten zufog
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Glic
Im Journal des Flandres lel man: „Vorgestern hatten einige junge Leute den Versuch s aber s heiligen
st lauter Stimme die heilige Jungfrau lästerte, wurde von ei⸗ em Haufen von Gläubigen aus der Kirche vertrieben. Sogleich attete sich die Menge zusammen, und als sie diese Beschimpfung bres Glaubens erfuhr, mißhandelte sie, von Unwillen erfüllt, jesen Menschen und würde ihn vielleicht, ohne die Dazwischen⸗ uft eines Polizei⸗Agenten, ermordet haben. Die Polizei be⸗ ite sich, denselben in einem benachbarten Wirthshause unterzu⸗ ringen; da man aber dennoch die Wuth des Volkes fürchtete, hielt man es für gerathen, ihn in der Kaserne von St. hierre einzusperren, bis er den Gerichten ausgeliefert werden wird. Der Messager de Gand berichtet über denselben Vor⸗ jall folgendermaßen: „Vorgestern befand sich ein Genter Privat⸗ Kirche von St. Pierre, während daselbst eine Pro⸗
ssion umging: Einige Personen behaupteten, ihn lächeln gese⸗ in zu haben. Sogleich wurde er angefallen, hinausgestoßen nd mißhandelt, und ohne das energische Auftreten einiger Po⸗ ei⸗Agenten würde er das Opfer eines neuen Auftritts à la
worden seyn.“ Boortman ge vprhen seh Ser V 1““
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Aus dem Hauptquartier Nadarzyn, 16. (28.) Aug. er durch seine im Lande verübten Plünderungen bekannte Pol⸗ ische Parteigänger Gedroitz hatte sich, wie der General Rüdi⸗
er unterm 22. August meldet, mit etwa 600 Mann auf dessen 1— zerbindungs⸗Linie mit der Weichsel geworfen, um einen von
Lublin erwarteten Transport Lebensmittel aufzufangen. Zur Pereitelung dieses Vorhabens wurden ein Bataillon des Regi⸗ ints Pultawa und zwei Schwadronen des unter den Befehlen 18 Oberst⸗Lieutenants Bulgarow stehenden Dragoner⸗Regiments kordert. Diese Truppen erreichten jenes Corps bei Kwatka Kro⸗ weka und machten nach einem hartnäckigen Gefechte Gedroitz elbst nebst 13 anderen Offizieren und 105 Jägern zu Gefange⸗
Was von dem Detaschement entkam, flüchtete sich in die Pälder. Ein Oesterreichischer Offizier, den Gedroitz seit kurzem ist gefangen mit sich führte, erhielt bei dieser Gelegenheit seine Freiheit wieder. — Der General Baron Rosen meldet, daß er ch, den ihm ertheilten Befehlen gemäß, auf Kaluszyn zurückge⸗ ogen und dort erfahren habe, daß eine starke Division des Re⸗
kellen⸗Heeres auf das rechte Weichsel⸗Ufer übergegangen sey.
ls sich eine Schwadron des Kalischer Lanciers⸗Regiments vor Milosna zeigte, griff das dort stehende Kosaken⸗Piket selbige un⸗ escumt an, tödtete ihr einige Mann und machte 30 zu Gefan⸗ enen. Nach den eingezogenen Erkundigungen haben die Polni⸗ en Truppen ihre Richtung nach der Wkra genommen. — Die haupt⸗Armee hält noch immer die Posttion besetzt, die der dHber⸗Befehlshaber ihr angewiesen hatte. Am 27.
5 Schwadronen rückten anf unsere Vorposten vor, die sich zu⸗ ückogen. Die feindliche Infanterie gewann die Chaussee und ellte sich auf derselben mit 4 Stücken Geschütz auf, während je Kavallerie den linken Flügel bildete. Nachdem der Graf Witte sich sofort an Ort und Stelle begeben hatte, befahl er em Kosaken⸗Regimente des Hettmanns und dem Greckhoffschen, je feindliche Kavallerie anzugreifen; diese wurde geworfen und wei Werst weit verfolgt. Die Rebellen verloren auf der Flucht ine gute Anzahl Leute in Todten und Verwundeten, so wie 42 Fefangene. Mittlerweile war eine reitende Artillerie⸗Batterie
sie seindliche Kolonne, worauf ein Kosaken⸗Regiment, unterstützt on einigen Schwadronen Husaren und reitender Jäger von er Garde, den Befehl zum Einhauen erhielt. Die Polen äumten jetzt das Feld; um uns in der Verfolgung des Feindes ufzuhalten, mußten die auf den Verschanzungen der Stadt be⸗ ublichen Batterieen unsere Kavallerie beschießen. age der Gefangenen haben die Empörer 80 Mann an Todten
ind Verwundeten verloren; unsererseits wurde nur 1 Kosak ge⸗ dtet, und 14 wurden verwundet. — Das Detaschement unter em General⸗Lieutenant Knorring näherte sich am 24sten der 1
in den Jahren
Ftadt Kalisch; die städtischen Behörden und eine große Ein⸗ vohnerzahl gingen ihm entgegen, und unter dem freudigen Rufe er Menge hielt dieser General seinen Einzug in die Stadt. lle Klassen der Einwohner haben ihm ihre IZufriedenheit dar⸗ ber bezeugt, daß sie sich endlich von den sie unterdrückenden re⸗ olutionnairen Banden befreit sähen. Die gesetzliche Ordnung st in Kalisch sofort wiederhergestellt und den Einwohnern nd ihre Waffen abgenommen worden. Da indeß der General
Knorring seine Truppen nicht in die Stadt einrücken lassen wollte,
vbeauftragte er die National⸗Garde, für die öffentliche Ruhe nd Ordnung zu sorgen, und ließ sie zu diesem Behufe mit 300 piken oewaffnen. Er selbst schlug ein Lager in der Umgegend zuf, um auf die Operationen des Feindes ein wachsames Auge haben. — Der feindliche Major Sandrowicz hielt am 22sten Nalisch besetzt, als er die Annäherung unserer Truppen erfuhr; vpfort brach er mit seiner übrigens wenig zahlreichen Kavallerie züf; das Fußvolk lief größtentheils aus einander; der Rest wurde uf Wagen mitgeschleppt. — Die beiden ersten Echelons des reutzschen Armee⸗Corps sind am 26sten und Ls8sten bei der haupt⸗Armee eingetroffen; das letzte wird sich morgen mit der⸗ Iben vereinigen.
Krakau, 1. Sept. Der hiesige Kurier giebt nach der hreußischen Staats⸗Zeitung die Nachrichten über die Vorfälle
Varschau am 15. und 16. August und fügt am Schluß Fol⸗ mndes hinzu: „In diesem Augeublick erfahren wir, daß, nach Meldungen, welche bis zum 20. August reichen und mit Stafette estern hier anlangten, General Krukowiezki wirklich mit unum⸗ hränkter Gewalt Diktator ist. Die Ruhe und Ordnung in der Hauptstadt sind wieder völlig hergestellt; 40 Personen, welche den Aufruhr anstisteten, deren Namen bis jetzt aber noch nicht kannt sind, wurden auf Befehl des Diktators erschossen. Es heißt, daß General Skrzynezki wieder Generalissimus ist.“
— — Von der Polnischen Gränze, 3. Sept. Von der nteren Weichsel her vernimmt man, daß ein Polnisches Corps, kessen Stärke nach unverbürgten Nachrichten sich auf 5000 bis 7000 Mann belaufen, in den letzten Tagen des verwichenen Mo⸗ ats von Plozk über Lipno gegen Ostek vorgedrungen ist, ver⸗ muthlich in der Absicht, sich eines daselbst befindlichen Russischen Magazins zu bemächtigen und auch wohl über die dort befind⸗ sche Brücke auf das linke Weichselufer überzugehen, um der Kussischen Haupt⸗Armee in den Rücken zu kommen. Der im SGrückenkopf bei Osiek kommandirende Russische General Rönne 9 dem Vernehmen nach, auf die erste Nachricht von dem Pordringen der Polen, bereits in der Nacht vom 29. zum 30. ugust ein Kosaken⸗Detaschement gegen Lipno hin ge⸗ hickt, um Erkundigungen über dessen Bewegungen einzuzie⸗ in. Nach einem Gefechte mit den überlegenen feindlichen Streitkräften, wobei zwei Kofaken getödtet wurden, zog das edachte Detaschement sich zurück, um nicht von dem Corps ab⸗ ischnitten zu werden, indem der General Rönne sich nunmehr eranlaßt fand, die Schiffbrücke zwischen Weichsel⸗
8
August ersuchten die Empörer eine Rekognoscirung; 4 Bataillone und
und Kosten auf die 8 8 “
1403
Ufer und der dort im Strome befindlichen kleinen Insel abbre⸗ chen zu lassen, weshalb eine Anzahl Kosaken 2 in der darauf folgenden Nacht noch auf Kähnen über die Weich⸗
sich genöthigt sah,
sel zu setzen. Durch das Abbrechen der gedachten Brücke, und da auch die Magazin⸗Vorräthe bereits in Sicherheit gebracht waren, ward das Vorhaben des Polnischen Corps, welches am
folgenden Morgen wirklich in dasiger Gegend erschien, vereitelt.
Gestern Nachmittag hat man zwar noch in der Nähe von Ostek eine Kanonade gehört; seitdem ist jedoch Alles ruhig geblieben, und man vermuthet, daß die Polnischen Truppen sich wieder zurückgezogen haben, zumal da, wie es heißt, noch bedeutende Russtsche Streit⸗ kräfte von dem Tolstoischen Corps aus Litthauen her im Anmrük⸗ ken sind. — Aus der Gegend von Kalisch erfährt man, daß die Russischen Truppen diese Stadt bereits wieder verlassen haben, und nach der Gegend von Czenstochau aufgebrochen sind, um die dortige Gegend von den noch herumziehenden Polnischen Insur⸗ genten zu reinigen. — Zur Bewachung von Kalisch sind gegen 150 Mann in der Umgegend der Stadt einquartiert worden, was von gutem Erfolg für die Autorität der neu eingesetzten Behör⸗ den seyn wird, an deren Spitze der zum Wojewodschafts⸗Präst⸗ denten ernannte und als rechtlicher Mann bekannte Gutsbesitzer Schmiedicke steht. ns w che se 8. Kdarter11“
In einem Schreiben aus Konstantinopel vom 26. Juli (welches die Allgemeine Zeitung mittheilt) heißt es: „Wir leben hier fortwährend in Rüngewißheit über den Ausgang der Albanesisch⸗Bosnischen Insurrection und werden mit drückenden Abgaben heimgesucht, die der Schatz zu Deckung der dringenden Ausgaben fordert, welche die Vorkehrungen gegen die rebellischen Paschas erheischen. Es ist daher der allgemeine Wunsch, die Ruhe bald wieder hergestellt zu sehen und der Contributions⸗La⸗ sten enthoben zu seyn, welche bei der Stockung aller Geschäfte bald nicht mehr zu ertragen seyn werden. Die bis jetzt friedli⸗ chen Provinzen könnten, der unaufhörlichen Anforderungen müde, bald in die Reihe der widerspenstigen treten, da sie dabei ihre Rechnung fänden und mit mehr Schonung behandelt würden, als jetzt. Der Sultan zeigt sich zwar gegen die unteren Volks⸗ Klassen sehr human und spendet ihnen häufige Almosen, allein damit ist dem Uebel nicht abgeholfen; so lange nicht die Llbga⸗ ben vermindert, der unverhältnißmäßige Militair⸗Etat reduzirt und überhaupt Ordnung und Sparsamkeit im Haushalte einge⸗ führt werden, kann Niemand die Ruhe des Landes verbürgen und die zum Ungehorsam sich hinneigenden Gemüther beschwich⸗ tigen. Mit dem Auslande scheint übrigens die Pforte ziemlich gut zu stehen, und dies macht, daß sie die Hoffnung, Griechen⸗ land wieder zu erobern, keinesweges aufgiebt, sondern den Ver⸗ such dazu nur auf einen günstigen Zeitpunkt hinauszuschieben scheint. In dieser Rücksicht mögen auch wohl so große Sorgfalt Marine verwendet werden.“”)
1 8* Berlin,
6. Sept. Aus Königsberg wird gemeldet:
Akademie der Wissenschaften zu Paris hat die goldene Medaille dem Hrn. Professor von Baer und dem Hrn. Hofrath und Professor Bur⸗ dach hierselbst ertheilt: dem Ersteren für sein Werk: „Ueber die Entwickelung der Thiere und besonders der Vögel“, dem Letzte⸗ ren für sein großes Werk: „Ueber den Bau des Gehirns“ und
Neugeschloßne Ehen..
sein Werk über die Erzeugung.
Nachrichten und Bemerkungen über die Geburten, Nach Aus⸗
Trauungen und Todesfälle in den sämmtlichen Re⸗ gierungsbezirken des preußischen Staats, mit Einschluß des Militärs, im Laufe des 8 Jahres 1830. Im preußischen Staate sind
aalso Ueber⸗
schuß der
Gebornen
verblieben. 147,574 149,799 158,316 187,489 216,587 188,438 179,787
neue Ehen
geschlossen
worden.
112,305 111,275 111,084 109,625 106,000 106,160 102,247
geboren gestorben
454,609 463,554 492,799 484,398
504,160 188 502,962
141823 498,686
307,035 313,755 334,483 296,909 287,573 314,524
318,899
1820 1821
m 7 Jahren 3,707,155 27,775,778 1,757,050 758,586
186,818 196,299 170,491 125,090 126,627 107,228
E6 390,702 106,539 110,534
107,472 112,171 111,999 106,270 104,788
505,338 523,653 525,623 490,675 499,507
318,520 327,354 355,132 365,585 372,880 388,255
in 7 Jahren 3,537,520 2,518,428 1,019,092 761,861
— navuae enmvHN NaI *r in 14 Jahren 6,938,688 4,691,606 2,247,082 1,520,557
Durchschnitt aus den 7 ersten Jahren 485,881 7 andern Jahren 505,360 359,775 145,585 allen 14 Jahren 495,621 335,115 160,506
stahA HH bxR N E,AAve,ExSwgveA Sw—” raAaxan ⸗ Die Volkszahl war am Ende des Jahres 1820, also nahe in der Mitte des ersten siebenjährigen Zeit⸗ 1 raums „77. 4141,22W und am Ende des Jahres 1827, also nahe in der 1 Mitte des andern siebenjährigen Zeitraums .12,552,257 Werden die vorstehenden siebenjährigen Durchschnitte mit diesen Volkszahlen verglichen: so ergiebt sich, daß auf zehn Mil⸗ lionen gleichzeitig Lebende kamen vl14“*X“ i1414“*“ʒ Zeitraume Zeitraume 431,034 702,606 275,409 286,622
155,625 96,151
108,385 108,837 108,611
im zweiten sie⸗
E
Gestorbne ö. .
Ueberschuß der Gebornen über die Gestorbnen
Oder es betrugen nahhe
die Gebornen die Gestorbnen “ der Zuwachs durch den Ueberschuß der Geburten.. 1 2 die Anzahl der neuen Ehen 0„2 2
der gleichzeitig Lebenden.
ihhc, nee
89 7754 3 2,24*
1,2 6 0 8
0,44 8
xgA vA Mg.8
Es hat also allerdings eine n,: der neugeschloß⸗ nen Ehen und der Geburten, dagegen aber eine Vermehrung der Todesfälle stattgefunden. 6 Das erstere wird sehr erklärlich durch die große Zahl der Ehen, welche in den ersten Friedensjahren von denen geschlossen wurden, die nur für die Dauer des Krieges in das Heer getre⸗ ten waren, und nach Beendigung desfelben allmälich eine feste Stellung im Leben fanden. Dieses außerordentliche Verhältniß erzeugte eine ungewöhnliche Erhöhung ebensowohl der Anzahl der neuen Ehen, als der Anzahl der Geburten. Das Uebergewicht des ersten siebenjährigen Zeitraums über den zweiten, welches hieraus ent⸗ stehen mußte, würde noch auffallender sein, wenn nicht in den zweiten siebenjährigen Zeitraum die natürlichen Folgen der ungewöhnlich wohlfeilen Jahre 1824 und 1825 fielen, welche das Leben der Tagelöhner und des Gesindes in solchem Maaße erleichterten, daß sich sowohl die Trauungen als die Geburten in den Jahren 1825 und 1826 außerordentlich vermehrten. Die Zahl der Todesfälle ist seit dem Jahre 1825 jährlich in größerm Maaße, als im Verhältnisse der Zunahme der Be⸗ völkerung gewachsen: die nasse Witterung, die kältern Winter, die Ueberschwemmungen, welche denselben folgten, auch die Karg⸗ heit der Erndten in einigen der lezten Jahre und der östlichen Landestheile konnten hinreichende Veranlassung dazu geben. Das Jahr 1830 scheint indessen ein Wendepunkt in dieser Hin⸗ sic en. ües den 12,726,110 Einwohnern ischen Staats, welche zu Ende 111uA6“] des Jahres 1828 gezählt wurden, waren 8 1. nämlich im Laufe des Jahres 1829 ge⸗ de storben EI11* das ist beinahe 3, Prozent. Am “ 851825. Schlusse des Jahres 1829 betrug die
Lö1““ Volkszahl — 12,833,333 „ — und es hätte hiernach, wenn eben die: selben Veranlassungen zu Todesfällen— würksam geblieben wären, die Anzahl 6814 der Gestorbnen im Jahre 1830 betra⸗ 884 8⸗ gen müssen . . I 889. 1“
Es sind aber würklich nur gestorben. 4 390,702 5 AMswonxfrzr also weniger 826 8
und es hat demnach, wenn auch diese geringe Abnahme der Sterblichkeit nur zufällig erscheinen könnte, jedenfalls wenig⸗ stens keine Steigerung derselben, wie in den nächstvorhergegang⸗ nen fünf Jahren stattgefunden, indem die Zahl der Todesfälte iim Jahre 1825 gegen 1824 stieg um 8,834 11 Z““—“ 18322 1113“ 1828 ⸗ 1827 11u641“ 18295 „18576909
und in diesen fünf Jahren also überbaupt ge⸗ wachsen war um 609, 7,3
V8
In der That aber haben überhaupt ganz andre Verhältnisse auf die Sterblichkeit im Jahre 1830 gewürkt, als diejenigen, wodurch sie in den nächstvorhergehenden fünf Jahren gesteigert wurde. Die Betrachtung der Angaben für die einzelnen Lan⸗ destheile wird dieses weiterhin näher ergeben.
Im Allgemeinen ist zunächst noch Folgendes zu bemerken. Am Ende des Jahres 1828 wurden würklich gezählt... . „12,726,110 Einw. wird hierzu eingerechnet der Zuwachs aus dem Ueberschusse der Geburten tüber die Todesfälle —
im Laufe des Jahres 1829 mit 107,228 . . 2 2 .30 1 106,539
So ergiebt sich für das Ende des Jahres 1830 eine Einwohnerzahl von . 12,939,877
Die Veränderungen dieser Zahl durch die jährlichen Einwande⸗ rungen und Auswanderungen können nur durch würkliche Zäh⸗ lungen ermittelt werden, welche verfassungsmäßig jezt nur am Ende jedes dritten Jahres vollzogen werden: sie sind indeß
die Veränderungen, welche durch das Verhältniß der Geburten zu
den Todesfällen entstehn. Für die einzelnen Landestheile ergaben die Bevölkerungslisten
für das Jahr 1830 übersichtlich Folgendes EE1AX“X“X“
I var Ceet J e
blieben also wurden neue Regierungsbezirken. Ueberschuß. Ehen ge⸗ Königsberg
schlossen.
21,659 7,115 5,835
Gumbinnen 15,797 7,385 4,505 Danzig 13,308 — 3,015 Marieuwerder... 19,981. 4,829 Posen.. 25,775 2,213 6,384 Bromberg. 13,563 585 3,435 Potsdam mit Berlin 25,213 7,972 7,484 Frankfurt 17,235 7,543 5,666 Stettin 3,516
9,762 6,197 Stralsund.. 1,223
5,036 3,693 1,343 Breslau 36,87 27,749 9,127 7,979 Oppeln 36,265 24,945 11,320 7,192 Fegnis.... 28,99 22,484 6,510 6,585 Maͤgdeburg 20,368 14,704 5,664 4,855 Merseburg 23,561 15,559 8,002 5,035 Erfurt 10,362 6,916 3,446 2,302 Münster 11,417 10,533;4 883 2,976 Arnsberg 16,818 15,038 1,275 168 Köln 13,661 14,252 3,035 Düsseldorf 24,687 22,047 1 5,645 Koblenz. 15,887 11,428 4,459 3,458 Trier.. 14,328 8,821 5,507 2,949 Achen. 11,736 2,610 110,534
sind geboren worden. 28,774 23,182 12,123 19,045 27,988 14,148 33,185 24,778 15,959
starben.
—U— — Summe „497,241 „390,702 109,251
Ueeberschuß der Gestorbnen bei
““ 8 — 1 EEEEEET11616 “ 8 Marienwerder 936 Ser . e 114“
H ½ A121 1.
R1 tEHFPn- UMbSbunbvxexr es wodurch von dem Ueberschusse der Drbochnen heürh huan 88681 5..
1,185
4„„ z Prozent 4,.. Prozent . 1
abgehn. 2,712 Der ganze Staat 497,241 390,702 106,539 110,534
vws saxsavnebe vdeven exx RHagkbvevdxmeweaede vecisn
In welchem Verhältniße die Geburten, Todesfälle und Trauungen zu der Anzahl der Einwohner in jedem der einzelnen Regierungsbezirke standen, ergiebt folgende Uebersicht
mgsö i
den bisher gemachten Erfahrungen gemäß sehr viel geringer, als