kommen und würde sich bereits heute auf der Fregatte „Ar⸗ mide“ nach seinem Bestimmungsorte eingeschifft haben, wenn der heftig wehende Nordwestwind es erlaubt hätte. Die Brigg „la Floͤche“ schickt sich zur Abfahrt nach den Sicilianischen Gewässern an, um den an der Küste Siciliens entstandenen neuen Vulkan zu beobachten. — Seit einigen Ta⸗ gen zeigt sich hier und in der Umgegend eine Krankheit, deren Symptome mit denen der Cholera übereinstimmen, und die un⸗ ter den hiesigen Einwohnern, wenn sie weiter um sich greift, dei der Uebervölkerung der Stadt große Verheerungen anrichten kann. Drei bis vier vorher vollkommen gesunde Personen sind einige Stunden nach dem Anfalle mit heftigem Blutsturz ge⸗ storben.“
Der Assisenhof des Loire⸗Departements zu Montbrison be⸗ schäftigte sich am 1sten d. M. zum erstenmale seit der Revolu⸗ tion mit einem politischen Prozesse. Als nämlich am 6. Juli ein gewisser Hr. v. Boubée, der seines Vermögens und seiner Kenntnisse wegen unter seinen Landsleuten in großer Lchtung steht, im Wahl⸗Kollegium zu Feurs erschien, um an der Depu⸗ tirten⸗Wahl Theil zu nehmen, fragte er den Präsidenten, welche Förmlichkeiten er zuvor zu beobachten habe. Dieser antwortete ihm, daß er erst den gesetzlichen Eid leisten müsse, worauf Hr. v. Boubée entgegnete, daß er solches nicht könne und zu⸗ gleich eine Protestation folgenden wesentlichen Inhalts vorlas: Er habe die innige Ueberzengung, daß die unter der Herrschaft der vorigen Regierung gewählte Deputirten⸗Kammer das Recht nicht gehabt habe, den verlangten Eid zu dekretiren; umsonst wende man ein, daß die Verordnungen vom 25. Juli die Franzosen des Eides der Treue entbunden gehabt hätten; dies sey ein offenba⸗ rer Irrthum, da die Verantwortlichkeit der Minister den König hätte schützen müssen; nachdem aber sowohl dieser als sein Sohn freiwillig abgedankt, sey nach der bestehenden Verfassung Nie⸗ mand befugt gewesen, auch noch den Enkel seines Erbtheiles zu berauben; er habe die feste Ueberzeugung, daß, wenn die Fran⸗ zösische Nation, die sich keinesweges bloß auf die Bevölkerung von Paris beschränke, sondern in der Bretagne und in Anjoun, wie an den Ufern der Garonne, der Durance und des Var zu finden sey, befragt worden wäre, Heinrich von Bourbon nicht in der Verbannung leben würde; eben so sey er überzeugt, daß in einem Lande, wo die Volks⸗Sonverainetät ob mit Recht oder Unrecht, gelte gleich viel — öffentlich proklamirt worden, es eben so ungerecht als abgeschmackt sey, den Wählern eine Bedingung aufzulegen, wodurch viele unter ihnen fich gezwungen sähen, die Wahl⸗Kollegien zu meiden; man könne unter den obwaltenden Umstaänden durchaus keinen anderen Eid verlangen, als den der Treue gegen die Nation; er sey nicht gesonnen, das Beispiel jener schmiegsamen Personen nachzuah⸗ men, die sich in jede Lage zu schicken wüßten;: lieber entsage er vorläufig seinem Stimmrechte, protestire aber zugleich gegen die vorzunehmende Wahl; gleichviel gelte es ihm, ob man auf diese Protestation Rücksicht nehme eder nicht; er streue dadurch auf den ergiebigen Boden des Vaterlandes einen Samen aus, der über kurz oder lang doch seine Früchte tragen werde. — Der Präsident des Wahl⸗Kollegiums ließ damals diese Protestation nicht auslesen, indem sie, wie er äußerte, allzu feindselige Gesinnungen gegen die Regierung ausdrücke. Hr. v. Boubée hielt daher inne, ließ aber seine Protestation am 12. Juli in ein Lyoner Blatt ein⸗ rücken. Llus allen diesen Gründen erschien derselbe am 1sten d. M. unter einer vierfachen Anklage vor dem Asstisenhofe zu Montbrison. Es hatte sich zu diesem Prozesse ein eben so zahl⸗ reiches als glänzendes Auditorium eingesunden. Schon bei gu⸗ ter Zeit waren alle vorbehaltene Plätze mit zierlich geschmückten Damen besetzt. Die Anklage wurde von Herrn v. Thorigny, Königl. Prokurator, behauptet. Der Angeschuldigte führte seine Vertheidigung selbst in einer zu Papier gebrachten Rede, die beinahe 2 Stunden dauerte. Nachdem der Präsident die Ver⸗ handlungen zusammengefaßt hatte, zogen die Geschwornen sich in ihr Berathungszimmer zuruͤck und erklärten nach ihrer Rück⸗ kehr den Angeklagten in allen Punkten für unschuldig.
Der Constitutionnel erzählt, in einem der hiesigen Ba⸗ zars seh ein den Triumph Napoleons darstellendes, in Arabesken mit der Feder gezeichnetes, Bild ausgestellt, das beim ersten An⸗ blick nur mit Dinte gezeichnete höchst feine Linien und Striche darstelle, bei näherer Betrachtung aber, und durch die Lupe bese⸗ hen, eine Abschrift der vier Oktav⸗Bände der Geschichte Napo⸗ leons von Herrn v. Norvins sey. Diese Arbeit, die ungeheure Mühe und Zeit gekostet habe, sey das Werk eines jungen Ita⸗
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liänischen Flüchtlings, Namens Giacomo Maestro.
Großbritanien und Frland.
cwondon, 9. Sept. Se. Königl. Hoheit der Herzog von Susser wird als Großmeister der Englischen Freimaurer⸗Logen am 15ten d. M. den Grundstein zu einem großen Hospitale in Charing⸗Croß legen, zu welcher Feierlichkeit mehr als 500 Mit⸗ glieder der hiesigen Freimaurer⸗Logen eingeladen worden sind. Unsere Tory⸗Blätter äußern sich noch immer sehr heftig gegen die Politik der Französischen Regierung. In der Mor⸗ ning-Post liest man: „Nichts ist empörender für denjenigen, der den Verlauf der Französischen Politik aufmerksam beobachtet, als die Prahlerei der Franzosen, daß ihre Regierung während der letzten 13 Monate die höchste Uneigennützigkeit beobachtet habe. Eine solche Sprache kann nur den Unachtsamen täuschen; sie kann als eine augenblickliche Maske dienen, die jedoch früher oder später mit Schande herabfällt. Die Zwecke der Minister und die der Partei der Bewegung kommen seit einiger Zeit ein⸗ ander in die Queere, und noch ist es schwer, zu berechnen, wer von ihnen den Sieg davontragen werde.
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Ersteren dagegen beschwatzen sie, schmeicheln ihr und hoffen da⸗ durch, die Popularitaͤt des Königs zu vermehren, ihn selbst aber in den Stand zu setzen, seinen Thron zu konsolidmen. Die Kriegslustigen fordern Rache, nicht weil diejenigen, gegen die sie gerichtet seyn soll, sie verwirkt haben, son⸗ dern weil die Ruhe Europas erschüttert werden muß, da⸗ mit sie ihre besonderen Zwecke erreichen; je früher also die Feindseligkeiten beginnen, um so besser. Der Krieg wird für das beste Mittel angesehen, republikanische Grundsätze zu ver⸗ breiten, und revolutionnalre Bewegungen, gleichviel wo ste sich zeigen, sollen durch die Gegenwart einer Französischen Schiffs⸗ oder Militair⸗Macht unterstützt werden. Alles und Jedes, was Unordnung hervorrufen und das demokratische oder Französische Uebergewicht befördern kann, ist in Paris willkommen; daher sind auch die Italiänischen Karbonari dort mit Jubel begrüßt und gehätschelt, die Spanischen Flüchtlinge ausgerüstet und nach den Pyrenäen geleitet und Flotten zu zwei verschiedenen Malen nach den Gewässern des Tajo gesandt worden. Zwei Dinge sind es, die sich bei der auswärtigen Politik der Franzosen im⸗ mer als Zweck wahrnehmen ließen; die Einverleibung Belgiens und d
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888s . Die letztere will den Krieg, gleichviel ob mit Holland, Rußland oder Spanien, weil sie vom Kriege den Erfolg hofft, der ihr am Herzen liegt; die
ie Vernichtung des Britischen Handels und Einflusses auf
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der Halbinsel, wo sie überdies manche Demüthigung zu rächen haben. Die Bewegungsgründe der letzten Französischen Expedi⸗ tion nach Portugal find jetzt nur zu deutlich; noch klarer aber dürf⸗ ten die Absichten derer, die diese Expedition betrieben, hervortreten, falls es sich bewähren sollte, daß, wie uns atis Madrid gemeldet wird, die Französischen Diplomaten bemüht sind, den Beweis zu füh⸗ ren, daß der alte Familien⸗Traktat zwischen Spanien und Frank⸗ reich noch fortbestehe, und daß mithin letzteres auf alle Vortheile dieses Vertrages berechtigt sey. Uns ist diese Thatsache auf un⸗ verdächtige Weise mitgetheilt worden; sie macht in den politi⸗ schen Zirkeln von Madrid den Gegenstand der Unterhaltumg aus und verdient es wohl, daß einige geuauere Nachforschungen in Bezug darauf angestellt werden.“ Der Courier bemerkt zu obigem Artikel: „Wenn wir jetzt uns enthalten, in Erwiederung der Morning⸗Post, eine lange Be⸗ trachtung über das Benehmen der Französischen Regierung an⸗ zustellen, so geschieht es, weil unsere Ansichten über deren Politik bereits hinlänglich bekaunt sind. Wir können indessen nicht um⸗ hin, zu bemerken, daß unser Kollege etwas unglücklich in der Auswahl seiner Beispiele war, um den Französsschen Propagan⸗ dismus darzuthun, wenn er anführt, daß die Regierung Ludwig Philipps die Italiänischen Karbonari mit Jubel aufgenommen und die Spanischen Flüchtlinge ausgerüstet habe. Die Insur⸗ genten in Italien beklagen sich bitter darliber, von derselben Re⸗ gierung den Französischen Bajonetten aufgeopfert worden zu seyn, und die armen Spauier, statt ausgerüstet und nach den Pyre⸗ näen geleitet zu werden, sind in der That entwaffnet, zerstreut und in das Innere von Frankreich zesandt worden. Wem wir nicht irren, haben sich die Letzteren sogar geweigert, in die Fran⸗ zösische Fremden⸗Legion einzutreten, weil diese nicht die Bestim⸗ mung hat, in ihrem Vaterlande eine freie Verfassung herzu⸗ stellen.“ Nach dem Courier bezieht sich die Sendung des Franzö⸗ sischen Generals Bandrant weit mehr auf eine Intervention Englands und Frankreichs zu Gunsten Polens, als auf Belgien. Diese Intervention wird jedoch nur das eigentliche Königreich Peseh betreffen, dem seine Constitution unter der Herrschaft des
aisers als König, nebst wirklicher Unabhängigkeit garantirt wer⸗ den soll.
Die neuesten Briefe aus Lissabon vom 27fien v. M. berichten, daß eine Englische Korvette dem Börsenplatze gegen⸗ über vor Anker lag, um die Ermordung mehrerer Engländer zu verhüten, und eine Französische bei dem Cay de Sodre, um ähn⸗ liche Angriffe auf Franzosen zu verbindern, wozu die Polizei selbst den Pöbel aufreizte, welcher alle Fremden in ihren Häͤu⸗ sern belagere.
Vor einigen Tagen ist die Dienerschaft des Fürsten Talley⸗ rand in nicht geringe Unruhe versetzt worden, indem nämlich ein Französtscher Offizier, der zwei große Peitschen in der Hand hatte, vor dem Hotel beständig auf und abging und der Menge, die sich um ihn her versammelte, laut erklarte, daß er den Für⸗ sten Talleyrand „jusq'à la mort“ durchpeitschen wolle. Se. Excellenz wandte sich endlich an den Minister des Innern, Lord Melbourne, und bat um Schutz; demzufolge wurde der Offizier von Polizei⸗Agenten verhaftet. Beim Vechöre, das darauf mit ihm vorgenommen wurde, nannte er sich Buchor Linton, sagte, daß er Obderst im Franzoͤsischen Dienste gewesen, jedoch einer Verschwwo⸗ rung angeklagt, darauf degradirt und gefangen gehalten worden sey. Nach seiner Freilassung sey er nach Belgien gegangen, habe aber dort keine Anstellumg gefunden und sey sodann nach England gekommen, wo er dem Fürsten Tallehrand Papiere ein⸗ gehändigt, aus denen hervorgehen soll, daß er 60,000 Fr. fur sein Regiment verauslagt habe, zu deren Wiedererlangung er des Für⸗ sten Vermittelung in Auspruch genommen. Daer keine Antwort von der Französischen Regierung erhalten, so habe er eine Unterredung mit dem Fürsten verlangt, die ihm jedoch verweigert worden. Darauf habe er Rache zu nehmen beschlossen; was indessen die Peitschen betreffe, so versichere er, daß er damit Handel treibe, und daß es seine Absicht gewesen sey, dem Fürsten ein Paar für 5 Pfund zu ver⸗ kaufen. Der Polizeirichter forderte ihn auf, nach Frankreich zu⸗ rückzukehren, was der Inkulpat jedoch nicht wollte; vielmehr ver⸗ langte er, im Gesängnisse zu bleiben. Der König, fügte er hinzu, würde ihm schon Genugthunng geden lassen, sobald er sein Un⸗ recht erfuhre. Nach langem Verhör wurde der Inkulpat endlich mit dem Versprechen freigelassen, den Botschafter und sein Haus nicht weiter zu beunruhigen.
Seit einiger Zeit bedient man sich hier aller vur erdenkli⸗ chen Kunstgriffe, um dem drückenden Zeitungsstempel zu entge⸗ hen. Ein gewisser Hr. Berthold in Fleet⸗Street druckt eine voll⸗ ständige Zeitung für 4 Pence auf weißem Callicoe, welche das politische Schnupftuch (the political Handkerchief) heißt. Diese Kattun⸗Zeitungen besitzen den Vorzug, daß sie weder zerrissen, noch durch Nässe verdorben und nach sechsmonatlicher Circula⸗ tion und mannigfaltigem Gebrauche wieder ausgewaschen und zu neuem Drucke verwendet werden können. Es wird auf jeden Fall eine neue Parlaments⸗Akte erfordern, ehe man diese Schnupftu⸗ cher Newspapers nennen kann. Cotlon for ever! ist das Mottv. Die Regierung trifft alle mögliche Anstalten, um Hetherington, den Drucker des „Republikaners“, einer ächt Jakobmischen Zeit⸗ schrift, und anderer ungestempelten Zeitungen, ins Gefängniß zu dringen, was ihr bisher mißlungen ist und nur die Herausgabe von einem Dutzend anderer ungestempelter Blaͤtter veranlaßt hat, welche die gesährlichsten Lehren verbreiten. — Ein Deutscher hat das Drucken auf Kattun ersunden oder wenigstens in Gang ge⸗ bracht und wäre, wenn das alte Fremden⸗Gesetz noch existirte, so⸗ gleich mit Landes⸗Verweisung dafür belohnt worden; allein diese Bill wurde bekanntlich schon kurz nach dem Frieden abge⸗ schafft. Papier wurde schon früher zu so niedrigen Preisen vom festen Lande eingeführt, daß die Englischen Papiermüller die Konkurrenz nicht bestehen konnten und sich deswegen an die Re⸗ gierung wandten, die einen Einfuhrzoll von 1 Shill. pr. Pfund auf alles fremde Papier legte. Mehrere Buchhändler lassen aber neue Werke auf dem festen Lande drucken, wo auch der Drucker⸗ lohn nicht halb so theuer ist, als hier. — Folgende Probe aus einer der neuesten Nummern des Republikaners mag als Belag dienen, auf welche Weise revolutionnäre Emissäre die Gemüther des Volkes zu bethören suchen: „Constitution für das Jahr 1839. Eine gesetzgebende National⸗Versammlung soll alljährlich durch allgemeines Stimmrecht erwählt werden. Die Mehrzahl der Stimmen ist die einzige Qualification der Mitglieder. Alle Königl. Autorität soll auf friedlichem Wege durch ein Dekret der National⸗Versammlung abgeschafft werden. Alle erblichen Titel und das Gesetz der Erstgeburt sind aufgehoben. Die ächten Stellver⸗ treter des Volkes sollen alle Königl. Spitznamen und Titel ver⸗ nichten, so wie jenes unnatürliche Gesetz, welches dem altesten Sohne erlaubt, seine jüngeren Brüder zu berauben; eine so teuf⸗ lische Sitte darf nicht geduldet werden. Kein stehendes Heer soll in Friedenszeiten unterhalten werden, und nicht mehr Kriegs⸗ Schiffe, als zur Sicherheit der Nation nöthig sind. Keine un⸗ gerechte Kriege sollen von Seiten der Nation begonnen werden,
die mit allen Völkern in Freundschaft und Frieden zu leben win Was die Sicherheit der Nation betrifft, so mögen diejenigen s waffnen, die etwas zu bewachen haben, um ihr Eigenthu schützen. Sie mögen sich zu einer National⸗Garde bilden! wie Bluthunde kämpfen, verstehr sich, mit solchen, die nim geaesh zu fechten. Keine Staats⸗Religion soll exitt Alle Zehnten sollen aufhören. Jede Religion, Sekte, Fn Versammlung soll sich selbst untechalten und alle übrige dul Muhamedaner, Juden, Heiden, Christen, Deisten und Athen sollen ihre eigenen Decorationen und Mustk bezahlen und freie Diskussion gefallen lassen. Alle Monopole sollen aufhörenmgh Preßfreiheit unumschränkt seyn, welche stehende Armeen, dent die Zehnten und die Taxenfresser bald ausrotten wird. Alle K güter, Kirchengüter und milde Stistungen, so wie auch 1 unbebaute Land, sollen der Nation anheimfallen, und Niemg soll mehr als 100 Morgen Land besitzen, Abwesende me Weder Papiergeld noch National⸗Schuld soll existiren. Staats⸗Einkünfte sollen von den Krongütern, der Post, Branntwein, dem Waaren⸗Zoll und der Auflage auf die de senden erhoben werden. Irland soll seine eigene Gesetzget haben, der Kornhandel frei seyn ꝛc.“” Dies ist noch bei vii nicht das Aergste, was sich Blätter dieser Art erlauben. steht zu hoffen, daß die Regierung endlich durch Herabsetzung Stempel⸗Gebuühren die Lesung der besseren Blätter erleichtern, gleich aber durch nachdeückliche Maaßregeln jenem schaͤndit Unfuge ein Ende machen wird. Dieser Tage wurde Owen . vies, ein junger Mann, der Bertholds politische Schmupftit in den Straßen verkauft hatte, von der Polizei in Bowsstteg 14 Tage Gefängniß nach Stat. 16. Geo. II. C. 26. und Stal. Geo. III. C. 85. verurtheilt. Ersteres Gesetz bezieht sich auf Sam und Pergament und letzteres auf alte Stoffe und Materich
Der letzte Nachkomme des berühmten Addison ist küne in Straßburg (im Elsaß) gestorben. Es war ein junger M. Namens John Romaine Addison, Kandidat der Medizin eine Reise zu semer Ausbildung machte. Er ertrank beun den im Rhein.
Es sind hier jetzt viele falsche Goldstücke, Souvereigus! Halb⸗Sonvereigns, in Umlauf, die wahrscheinlich auch nach Kontinente gebracht werden dürften. Sie sind leicht als fa zu erkennen, indem sie, mit etwas Weinessig und Salz gereeng schwarz werden.
Der Hamburger Korrespondent giebt in ei Schreiben aus London folgenden ausführlicheren Bericht ig die (bereits kurz geschilderte) Krönungs⸗Feierlichkeit: „Die; nung IJ. MM. des Koönigs und der Königin wurde gäse mit mäßiger Pracht, aber größtem Enthustasmus, volloge Was dieser Ceremonie in Vergleich mit jener Georgs IM. ¼ Glanze gebrach, ersetzte sie reichlich durch öffentlichen Jubel ganzen Volkes. Bei Tages⸗Anbruch wurden alle auf dem M. der Prozession errichtete Gallerieen und Gerüste, so wiee Fenster und Dächer der Häuser in den nahegelegenen Stutß zu hohen Preisen besetzt. Um 5 Uhr Morgens kündigten Am lerie-Salven vom Park den Anfang der Feierlichkeiten anz! 6 Uhr marschirten 5 Kavallerie⸗Regimenter, die Leib⸗Gg die Schottischen Greys, die blauen Kuürassiere, das 7te Damg ner- und 9te Lancier⸗Regiment, so wie die Garde zu Fus Parade auf. Das Unterhaus in Galla versammelte nach 8 Uhr, und um 10 Uhr setzte sich die Prozesston in St. James⸗Palaste in Bewegung. Der König trug à. Admirals⸗Uniform und wurde von Tausenden und e Tausenden von Stimmen begrüßt, unter deren Auorufe gen „Reform“ am lautesten ertöonte. Er sah wohl und hef aus. Die Leibgaͤrde und dann die Konigl. Familie vod s. Umgebungen eroffneten den Zug, hierauf folgte der Königl. he staat in 10 sechsspännigen LWagen und endlich der achtspamn Staatswagen mit dem Könige und der Königin, welchem . Hellebardiere (Xeomen of the Guard) voraufgingen, mit in ligem Gefolge zur Seite und Leibgarden hinterher. Der 1m war durch die liebevollen und ehrerbietigen Begruüßungen des ze zen Volkes bis zu Thranen gerührt. Kurz vor 11 Uhr tut JJ. MM. in der Westminster⸗Abtei ein, und gegen 1 Uhr nachrichtigten Raketen und Artillerie⸗Salven das Publikum, die Krönung vollzogen sey. Jetzt trat heftiger Regen ein, u ein starker Wind zertrümmerte viele Fahnenstöcke, zerriß die ze gen und andere Triumphzeichen. Um 3 Uhr kehrte der Im und die Königin wieder unter Artillerie⸗Salven nach St. Jmm zurück. Die Herrschaften, die Karten und Zutritt zu dem d nern der Abtei hatten, hatten von 5 Uhr Morgens an daselbst chn steigen begonnen. Der Kanzler, Lord Brougham, fuhr in se nem altmodischen Staatswagen. Unter den nichtkönigleeh Equipagen, die das meiste Aufsehen erregten, befanden sich des Herzogs v. Northumberland und besonders die des Fünt Tallehrand, der sehr applaudirt wurde, so wie auch die desse sten Esterhazgy. Die Pairs und Pairs⸗Damen in ihrer Etaah Kleidung wurden auf ihre Pläͤtze geführt. Die hohen Stuh Beamten, die Erz⸗Bischöfe von Canterbury und York, und Adel, der die Regalien tragen sollte, versammelte sich vor 101. in der Jerusalemer Kammer. Die Regalien der Königin uo den solgendermaßen getragen: 1) der elfenbeinerne Stab A der Taube, durch Graf Cawdor; 2) das Scepter und das Fm durch den Grafen Jersehy; 3) die Krone, durch den Herzog . Beaufort. Sodann die Regalien des Königs: 1) der Stabdh heiligen Eduards, vom Heczoge v. Grafton; 2) die Spora vom Marquis von Hastings; 3) das Scepter und das Khh vom Herzog v. St. Albans; 4) das spitze Schwert der welttüch Gerechtigkeit, vom Marquis v. Cleveland; 5) das spitze Schvah der geistlichen Gerechtigkeit, vom Marquis von Downstie 6) Curtana, das stumpfe Schwert der Gnade oder Bam herzigkeit, vom Marquis v. Salisbury; 7) das Staats⸗Schwm vom Grafen Grey; 8) das Scepter mit der Taube, vom Helbt von Richmond; 9) die Weltkugel, vom Herzoge von Somerseh 10) das Kreuz des heiligen Eduard, vom Herzoge von Hanle ton: 11) die Patina (der Kelchdeckel, die Patene), vom N schofe von Carlisie; 12) der Kelch, vom Bischofe von Rochesta 13) die Bibel, vom Bischofe von Chichester. J. J. M. M. str gen an der westlichen Pforte ab und traten mit Ihrer zahele chen Begleitung ins Chor, wo die feierliche Einweihung sech fand. Die Gesellschaft war außerordentlich glänzend; denne waren die für die Plätze verlangten Preise so hoch, daß kanm die Hälfte derselben gefüllt war. Unter den Damen waren n Marguise von Londonderry, die Vicomtesse von Stafford un die Herzogin von St. Albans am prächtigsten mit Diamanten geschmückt. Der König und die Königin verrichteten ihre vat⸗Andacht dem Altare gegenüber kuteend. Nach Absingun einer Hymne empfingen J. J. M. M. die Anerkennung (Re. cognition), d. h. der Erzbischof von Canterbury fragte die Am wesenden viermal, von Osten, Süden, Westen und Nordeg her, ob sie König Wishelm IV. Huldigung leisten Worauf Alles antwortete: „Gott erhalte König den Vierten!“ Nach anderen religiösen
wollten! Wilhem
Eeremonien bvle⸗
aate der Bischof von London über 1. Petr. 11, 13. „Unter⸗ erft euch den Befehlen des Menschen um des Herrn willen“, ud erörterte die Pflichten der Unterthanen sowohl, als des Re⸗ enten ꝛc. Der König trug unterdessen die Staats⸗Kappe von urmoisinrothem Sammt, mit Hermelin besetzt. Nach Beschluß r Predigt legte der Konig in die Hände des Erzbischofs von anterbury den Eid ab und unterschrieb denselben; hierauf folgte ine Hymne und die Salbung, indem der Erzbischof das Haupt ind die Hände des Königs mit dem geweihten Hele aus einem oldenen Löffel und einer Ampula mit dem Zeichen des Kreu⸗ z einsalbte. Der Konig kniete meder und der Dechant von Festminster bekleidete ihn mit der Ueber⸗Tunica von goldver⸗ tämten Tuche; der Erzöischof weihte das Schwert der Gerech⸗ gkeit ein, welches der König ihm zurücksteilte. Der Mantel, se Weltkugel, der Ring und das Scepter wurden mit den üb⸗ chen Förmlichkeiten üvergeben. Ais die eigentliche Kronung attfand, sprach der Erzbischof ein Gebet über die auf dem stare liegende. des Königs Eduard des Heiligen, nd als er dieselbe auf das Haupt des knieenden Kö⸗ igs setzte, sprach er die Worte aus: „ Sey stark und uthig!“ Aller Augen waren darauf gerichtet, ein Signal wurde geben, und Artillertefalven verkündigten den Augenblick, wo die⸗ g geschah, der ganzen Hauptstadt. Sodann folgten die Ueber⸗ schung der heiligen Schrift und die Thronbesteigung; die Ein⸗ eihung, Salbung, Krömning und Thron⸗Erhebung der Köͤnigin. die umständliche Beschreibung der ganzen Ceremonie würde ein zuch füllen; es mag deshalb hinreichen, zu bemerken, daß Alles it großter Ruhe und Ordnung ablief, und daß IJ. MM. un⸗ t allgemeinem Jubel nach St. James⸗Palast zurückkehrten. ibends war eine beinahe allgemeine Illumination durch ganz ondon und seine Vorstädte; in den Theatern und öffentlichen ergnügungsorten hatte man freien Zutritt. Der neue Eingang on Carlton⸗Place nach St. James⸗Park wurde bei dieser Ge⸗ genheit dem Publikum geoffnet. Was am auffallendsten er⸗ bien, war die Beseitigung aller volitischen und persönlichen eindseligkeit während der Krönungs⸗Ceremonie. Der Herzog on Wellington und der Lord⸗Kanzler Brougham unterhielten ch so vertraulich zusammmen, als ob sie Busenfreunde wären. — In einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheil⸗ u Schreiben aus London vom 2. Sept. heißt es: „Die ge⸗ tige Times hatte ganz Unrecht mit der Versicherung, daß die ranzösische Regierung der hiesigen den Vorschlag gemacht habe, ne Besatzung von Englischen Truppen nach Antwerpen zu sen⸗ en, denn schon in der verflossenen Woche war er direkt vom könige Leopold durch Baron Stockmar an Lord Palmerston ge⸗ ngt, worauf die Regierung sogleich 2 Linienschiffe nach den Huͤnen zurück beorderte. Von Frankreich würde ein solcher An⸗ ag unschicklich gewesen seyn und Verdacht erweckt haben, so aß, gesetzt auch die Idee wäre ursprünglich daselbst entstanden, an sicher den König von Belgien zum Organ gewählt haben ürde. elllein die oft gestörte Schifffahrt der Schelde, der Be⸗ ß des Kaͤpitalendammes und der Schleuse, was die Hollander Nden Stand setzt, die ganze Gegend zu überschwemmen, waren inreichende Beweggrümde dazu, ohne, wie die Times es haben ll, auf Französtsche Eroberungssucht Rücksicht zu nehmen. jeses Blatt liebt zuweilen den Ton anzugeben und den Ge⸗ nungen des Bolks zu schmeicheln, wesches ihm aber nicht alle⸗ it glückt, und da dies neulich mehrmals der Fall war, nahm zden verzweifelten Entschluß, die Sturmglocke des Krieges zu iuten, vielleicht bloß weil es auf den Fall der Fonds spekulirte. dists ist nach den City⸗Artikeln zu vermuthen, die von einem er Eigenthümer geschrieben werden und mehr oder weniger nterdem Einflusse von Börsen⸗Speculationen stehen. Die Franzö⸗ schen Zeitungen und das dortige Publikum sind nicht wenig arüber eutrüstet; sie wissen sehr e Wohlfahrt beider Länder auf Frieden beruht; ja beide Re⸗ krungen thun ihr Möglichstes, um jeden Anlaß zu Mißver⸗ indnissen zu beseitigen. Am Mittwoch speiste Fürst Tal⸗ vrand bei dem Herzog von Wellington. Darin wollte man gleich die Auflösung von Lord Grey's Kabinet erblicken, zu⸗
Krone des
al da man Lord Althorps Abwesenheit vom Unterhause und
Unpäßlichkeit eine lahme Entschuldigung unnte, da er sich dennoch wohl genug befand, einem Kabinets⸗ the in Lord Palmerstons Bureau beizuwohnen. Allein er er⸗ hien gestern Abend wieder auf seinem Platze im Unterhaunse, e Reformbill wurde fortgesetzt, und die Consols stiegen heute uf 82. Die Luftschlosser einer Veränderung fielen nun ein, d Wellington blieb Ex⸗Minister.“
ine vorgegebene
Ftebderilande.
Brüssel, 10. Sept. In der gestrigen Sitzung der Re⸗ äsentanten⸗Kammer wurden mehrere Berichte über die gerisiceirung der Vollmachten abgestattet. Die Zulassung einiger deputirten, welche keine geborne Belgier sind, wurde vertagt, t sie die Beweise beigebracht haben würden, daß sie die von
Constitution verlangten Erklärungen abgegeben hätten. Herr swvil, Deputirter für Hasselt, Herr von Wael, Deputirter für intwerpen, und Herr Staelpaert, Deputirter für Mecheln, reich⸗ 1 ihre Entlassung ein. Die Sitzung wurde um 3 Uhr aufge⸗ oben.
Vor einigen Tagen traf hier eine Deputation des Antwer⸗ ner Handels⸗Verems ein, um dem Koͤnige wegen der zu er⸗ üjenden Sanitats⸗Maaßregeln Vorstellungen zu machen. Die whutation überzeugte sich indeß, daß durch die von dem Mini⸗ rdes Innern bereits angeordneten Vorkehrungen die Interessen tSchifffahrt und des Handels so zweckmaßig mit der Sorge it den öffentlichen Gesundheits⸗Zustand verbunden worden waä⸗ n, daß ihr m dieser Beziehung nichts zu wünschen übrig bleibt.
Die Regierung scheint geneigt, das erste Aufgebot der Lüt⸗ cher Bürger⸗Garde zu reorganisiren. Nach dem Hemnegau ist rBefehl abgeganhen, alle Bekieidungs⸗Gegenstände, die zum seinn eines Feldzuges unumganglich nöthig sind, eiligst an⸗ schaffen.
Gestern ist der Herzog von Orleans von Maubeuge in Mons ngetroffen und beim Marschall Gérard abgestiegen. Man glaubt, aß der Herzog heute in Brüssel eintreffen werde.
Die Lieferungen für das Französische Lager, welches bei aftean errichtet wird, sind bereits vergeben worden; es müssen gleich 1000 Baracken, deren jede 14 Mann enthalten kaun, ichtet werden.
„Die vom Minister des Innern ernannte Unterrichts⸗Kom⸗ ission besteht aus folgenden Personen: Herr Teichmann, Mi⸗ ster des Innern, Präsident; Herr Ernst, Professor der Lütti⸗ er Universität: Herr Arnault, Secretair der Löwener Universi⸗ t; der Advokat Ch. Lecocg aus Tournay; Herr von Cauchy, tofessor der Mineralogie; Herr Delpaire; Herr Ad. Quetelet, Pirektor der Sternwarte in Brüssel. „Es ist Zeit,“ sagt ber diesen Gegenstand das Journal d' Anvers, „daß die egierung sich mit dem Unterricht beschäftige. Es handelt sich ht allein von dem höheren Unterricht und von der skandalbsen
.“
von großem Gewichte sey.
güt, so wie das hiesige, daß
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Desorganisation unserer Universitäten, sondern es muß haupt⸗ sächlich der Elementar⸗Unterricht ins Auge gefaßt werden, der einer Konkurrenz überlassen worden, die de facto ein Monopol und deren leitender Grundsatz die Verhütung der Aufklärung ist.“ Am kuünftigen Montag wird in Mons der Prozeß des Oberst Gregoire und des Hauptmann Debast vor den dortigen Assisen eröffnet. Die Herren de Pauw und Vanüffel, Advoka⸗ ten von Gent, und die Herren Piquet und Dolet, Advokaten von Mons, haben die Vertheidigung der Angeklagten übernommen. Gent, 9. Sept. Unsere Truppen haben sich von Water⸗ vliet auf Bouchante und Caperyk zurüückgezogen. Man vermu⸗ thet, daß die Holländer von dieser Stellung Besitz nehmen werden.
In einem hiesigen Blatte liest man: „Die Armuth wird hier diesen Winter fürchterlich werden, wie man aus den Gesprächen schließen kann, welche die unbdeschäftigten Arbeiter auf den öffentlichen Plätzen führen. „„Es lohnte auch wohl der Mühe,““ sagte gestern einer von ihnen, „„den Dieb der 800 Fr. zu arretiren; bald werden wir Alle gezwungen seyn, es ebeu so zu machen!““ In kuzer Zeit wird das Elend recht⸗ liche Familien-Väter, welche keine Arbeit mehr finden, zu Ver⸗ brechern machen.“
Man spricht hier viel von der Erscheinung eines neuen Blat⸗ tes, unter dem Titel: „Der Catholique.“ Das Journal des Flandres, das diesen Titel bekanntlich früher geführt hat, ist im Begriff, Einsprüche dagegen zu erheben.
Antwerpen, 10. Sept. Das hiesige Journal ent⸗ hält Folgendes: „Unser Fluß bietet einen zerreißenden Anblick dar. Große Erdmassen, die Trümmer unserer Dämme, werden
durch die Wellen vorübergetrieben, und man ist sehr besorgt für die Schleuse bei der Tete de Flandres. Die ausgetretenen Gewäͤsser verbreiten weithin ihre Verwüstungen; die Chaussee von Gent dürfte, der tiefen Aushöhlungen halber, unfahrbar wer⸗ den. Die Dämme von Lillo sollen edenfalls in einer Breite von 1000 Metres durchbrochen seyn. Die Verluste werden un⸗ gebeuer seyn, und man kann die Kosten zur Wiederherstellung dieser Unglücksfälle noch gar nicht berechnen. Der General Bel⸗ liard, welcher unser Schuützengel zu seyn scheint, ist mit Herrn Adair herbeigeeilt; sie haben eiligst einen Conrier nach dem Haag expedirt. Darauf nahmen sie das Fort du Nord in Augenschein und überzeugten sich, daß man sich mit Entwaffnung desselben beschäftigte. Später besuchten sie den Hasen und die Bassins und sahen die Schelde mit Trümmern unserer Polder und Dänme bedeckt.“ Schweden und Norwegen.
Stockholm, 6. Sept. Die Reise des Königs nach Nor⸗ wegen ist auf einige Tage verschoben worden. Die Zeitung Swenska Medborgaren äußert sich folgendermaßen hierüber: „Die Reise des Königs ist ausgesetzt. Dies giebt uns zu der Vermuthung Anlaß, daß sie möglicherweise gar nicht stattfinden werde, was uns um so weniger wundern würde, da wir gar nicht auszumitteln vermögen, welcher Grund die Gegenwart Sr. Majestät in Norwegen veranlassen könnte. Von einem Storthing ist keine Nede. Kein neuer Reichsstatthalter soll eingeweiht wer⸗ den. Von irgend einem Mai⸗Feste ist auch nicht die Rede. Hin⸗ gegen scheint es uns, daß die Gegenwart Sr. Majestät hierselbst Wohin wir unsere Blicke wenden, Resormen vonnöthen.“ Die Fahrten des Dampfschiffes „Stockholm“ zwischen Stock⸗ holm und Lübeck, die vorigen Dienstag anfangen sollten, sind für dieses Jahr mit Hinsicht auf die Cholera eingestellt worden.
Deutschland.
Gotha, 12. Sept. Am 30sten v. M. ist, eingegangenen Nachrichten zufolge, die Herzogin Dorothea Luise Pauline Char⸗ lotte Friederike Auguste zu Sachsen, Durchlaucht, gedorne Prin⸗
zessin zu Sachsen⸗Gotha und Altenburg, in einem Alter von 30 Jahren 8 Monaten, nach einer langen und schmerzvollen Krank⸗ heit, zu Paris gestorbden. Des regierenden Herzogs Durchlaucht haben wegen dieses Todesfalls vom gestrigen Tage an eine acht⸗ tägige Landtrauer mit Glockengelaute und eine sechswöchentliche Hoftrauer anzuordnen geruht.
Karlsruhe, 8. Sept. Der viele Regen in der letzten Zeit hat einen ungewöhnlich hohen Wasserstand des Rheins veranlaßt. Sowohl in hiesiger Gegend, als auch mehr aufwärts, ist er aus
sind
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seinen Ufern getreten und überschwemmt zum zweiten⸗, ja an manchen Orten zum drittenmale die Felder. Mülhausen (im Elsaß) hat in der Nacht vom 4ten auf den 5ten sehr durch ein plötzliches Anschwellen der Ill gelitten.
— — Frankfurt a. M., 11. Sept. Von der Stetigkeit oder dem Schwanken der Notirungen laͤßt sich in der Regel auf Stille oder Lebhaftigkeit im Effektenhandel schließen; im Laufe der letzten Woche blieben die Course fast unveraͤndert, die Geschaͤfte aber auch sehr unbedeutend. Das Steigen der Franzoͤsischen Renten und der Hollaͤndischen Fonds an den einheimischen Boͤrsen blieb hier unbe⸗ achtet, indem unsere Spekulanten sich in ihren Operationen aus⸗ schließlich durch die von Wien eingehenden Berichte leiten ließen. Bis Mitte der Woche vartirten die Metalliqgues kaum um 1 pCt., Bank⸗Actien nur um 4 Fl. — Zu jeder Boͤrsenstunde fand man be⸗ reite Nehmer, und es wurde Einiges, vornehmlich pr. comptant, ge⸗ macht. Von Zeitkaͤufen auf fixe Lieferung war keine Rede. Die effektiven Stuͤcke, besonders der 4proc. Metalliques, waren eben nicht im Ueberfluß am Markt; auch konnte man sie willig in Prolonga⸗ tion unterbringen. Unsere angeseheneren Geschaͤftsleute und Kapi⸗ talisten halten dermalen mit ihren Papieren zuruͤck, obschon sich die, vorige Woche aufgekommene, Erwartung von einem suscessiven Bes⸗ sergehen keinesweges realisirt hat, vielmehr neuerdings Flauheit ein⸗ getreten ist. Uebrigens laͤßt sich auch jetzt auf keinen Effektenzufluß von außen rechnen, da theils die Course hier nicht hoͤber stehen, als an den anderen Boͤrsen, theils die Versendungen aus Wien und Berlin bei den hereschenden Krankheitsbesorgnissen sehr erschwert werden. — Waͤhrend der letzten drei Wochentage war es, der Israe⸗ litischen Feste wegen, ganz still im Geschaͤft. Dabei ergab sich jedoch an der Boͤrse vom 8. Sept. die einzige nennenswerthe Coursfluctua⸗ tion, indem die 5⸗ und aproc. Metalliques um ³ „Ct., die Bank⸗ Actien um 6 Fl. pr. Stuͤck sielen. Die Ursache dieser Erscheinung lag in den pr. Estafette kund gewordenen sinkenden Notirungen zu Wien. Auch konnte solche, bei der gegenwaͤrtigen Stimmung unse⸗ rer Boͤrsenmaͤnner, durch die gleichzeitig eingelaufene hoͤhere Rente⸗ Notirung keinesweges neutralisirt werden. Am 9. und 10. Sept. blieb der Umsatz noch beschraͤnkter, bloß Bank⸗Actien hielten sich ausgeboten und erfuhren noch einen weiteren Ruͤckfall von 2 Fl. pr. Stüͤck. Alle uͤbrige Staats⸗Effekten behaupteten sich fest im Cours. Bei Zeitkäaͤufen auf fixe Lieferung pr. ultimo Sept. wird bei 5⸗ und 4proc. Metalliques ½ pCt. weniger bezahlt, als pr. comptant. Bei Zeitkaͤufen aber, wo die Ablieferung nach Wahl des Beziehers taͤglich gefordert werden kann, bewilligt man den gleichen Cours, wie gegen baar. Im Praͤmiengeschaͤft blieb es ziemlich still; es zeigten sich nur wenige Nehmer. Partia⸗ len, so wie die uͤbrigen weniger couranten Oesterreichischen Fonds, erlitten keine Aenderung im Preis, da sich darin nur wenige Ver kaͤufer am Markte zeigten. Nach Preußischen Staats⸗Schuldschei⸗ nen und Darmstaͤdtschen Obligationen war stets Frage, weshalb sich auch die Notirungen eher steigend hielten. — Nach Hollaͤndischen 2 proc. Integralen war lebhaftes Gesuch; man bemerkte, daß meh⸗
rere Privatleute Posten dieses Effekts an sich brachten, theils weil
solches gute Zinsen gewaͤhrt, theils meil man hofft, die Belgische Sache werde nun bald zu friedlichen Ausgleichungen kommen. — Darmstaͤdter Loose waren sehr begehrt; man findet dieses Papier nur in kleinen Particen, und daher kam es, daß sich solches schnell auf 56 ½ hob. Gegen Ende der Woche war jedoch der Cours wieder
ren Notirung zu Paris, auch hier wieder hoͤher und wurden mit 64 ⅞ bezahlt. Nach Polnischen Loosen war die Frage nicht von Be⸗ deutung; solche hielten sich zu 46 ½ pr. compt. ausgeboten. — Im Wechselhandel war Leben: Hamburg, Paris, Amsterdam sind gesucht und im Steigen. Auch fuͤr London, Augsburg und Leipzig sind willige Nehmer zu finden. In den uͤbrigen Devisen war nur schwa⸗ cher Umsatz. Das gute Diskontopapier macht sich rar und ist da⸗ her auch zu 2 Ct. pr. Jahr gern zu placiren. 1 Schweiz. b Luzern, 6. Sept. In der Sitzung der Tagsatzung am 2ten d. brachte ein Bote von Liestal ein Schreiben von der in⸗ surgemischen Verwaltungs⸗Behörde, worin sie erklärt, daß sie sich konstituirt habe. Auf den Antrag von Zürch wunrde beschlossen, daß dies Produkt mit der Bemerkung, daß die Tagsazung keine Korrespondenz mit einer geächteten Behörde pflegen könne, zu⸗ rückgewiesen. Wallis wollte sogleich einige Bataillone marschiren lassen, die übrigen Kantone aber das Resultat des letzten Be⸗ schlusses abwarten. — In der gestrigen Sitzung wurde der Be⸗ schluß gefaßt, daß die aufgebotenen Truppen in den Hauptorten der betreffenden Kantone zusammengezogen und bereit gehalten werden sollen, auf den ersten Wink der Tagsatzung sich in Marsch zu setzen. „Schaffhansen, 9. Sept. Aus Bern vernimmt man über die Wahlen in den großen Rath nur Niederschlagendes. Auf der einen Seite hat das unter dem Landvolk gevpflanzte Mißtrauen gegen die Stadt Früchte getragen, auf der anderen haben einige politische Klubs Alles nach ihren Absichten geleitet. 1 Nürkel
Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Privat⸗ Schreiben aus Konstantinopel vom 10. August: „In mei⸗ nem früheren Schreiben sprach ich von der hier vorherrschenden Tendenz , die angefangenen Resormen in der Administration, wie in den Sitten, einzustellen und auf die alten mit der Regierung und dem Geiste der Nation innig verwebten Gebräuche zurüick⸗ zukommen. Der Divan beschäftigt sich damit, und bald werden wir die Pforte auf denselben Punkt zurückgekommen sehen, dem sie vor acht Jahren stand, und den der Sultan unter per⸗ sönlichen Gefahren verließ, um einen verbesserten Zustand des Landes herbeizuführen und den Sinn für Civilisation zu erwecken, von dem democh keine Spur hier vorhanden ist. Er komnte aber deren Verbreitung allein dann hoffen, wenn er seine bisher dürch die Janitscharen und die Ulema's paralystrte Macht durch die Organistrung eines geregelten Militairs ausdehnte und gegen die Hindernisse sicher stellte, welche diese beiden von dem Gesetze ge⸗ schützten privilegirten Klassen jedem Entwurfe der Regierung ent⸗ gegenstellten, von dessen Ausführung sie einige Beeinträchtigung ihrer großen Vorrechte und ihrer personlichen Vortheile besorgen konnten. Die Unterdrückung des Janitscharen⸗Corps ist seiner Beharrlichkeit gelungen. Allein die Unfälle des Krieges gegen Ruß⸗ land, der Verlust Griechenlands und mehrerer Provinzen m Asien, haben den alten Geist der Meuterei bei einem Volke wieder er⸗ weckt, das der wahren Civilisation noch ganz fremd ist. M
Man hat den Türken allgemein den Glauben beizubringen gewußt, daß der Untergang des Reiches unvermeidlich sey, wenn man die hel⸗ ligen Gebote des Korans zu verkennen und den sündigen Weg der Neuerungen zu versolgen fortführe, weshalb es Zeit sey, um⸗ zukehren, die gefahrlichen, von bosen Genien eingegebenen, Theo⸗ rieen zu beseitigen und den Sultan zu den alten Regierungs⸗ Principien zurückzusühren. Wer Augenzeuge des Brandes von Pera war (welcher dem ohnehin gelahmten Europaischen Han⸗ del nach der Levante den letzten Stoß gab, denn der Verlust der in den Magazinen angehäuften Waaren, welche dem Französi⸗ schen, Englischen und Italiänischen Handelsstande zugehorten, ist unberechenbar), der wird sich von der Stimmung überzeugt ha⸗ pen, die hier herrscht, und eingestehen, daß die Macht des Sul⸗ tans gebrochen ist und er nur zwischen Tod oder schneller rück⸗ gängiger Bewegung zu wählen hat. Mit hämischer Freude sah man die Muselmänner sich an dem schrecklichen Schauspiele er⸗ götzen und triumphirend den Verunglückten, deren Viele ihre Ange⸗ horigen und ihre ganze Habe verloren hatten, zurufen: das sey euch von Gott vergonnt, das ist das heilige Feuer der gerechten Strase für den bei Navarin verübten Frevel, das ist des Propheten Werk, der die Fackel über Ungläubige und Abtrünnige schwmgt, daß sie lernen mögen, was seinen Worten ziemt; daß sie nicht beleidigen sollen sein Reich, oder buhlen mit den Ungläudigen. Diese Drohungen wurden, aller Machtvollkommenheit des Sul⸗ tans zum Trotze, von einem barbarischen Verfahren, wofür das Menschengefühl keinen Namen hat, begleitet, indem die Türken mit gewaffneter Hand die Spritzen, die zum Löschen herbeieilten, zurückhielten und die Christen von den Brunnen verjagten, wo sie Wasser schöpsen wollten. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß das Feuer angelegt war, und sehr zu besorgen, den Brand er⸗ neuert zu sehen, wenn der Großherr nicht bald seine Reformen aufgiebt. Freilich wird er dadurch allein die öffentliche Meinung noch nicht befriedigen, die um jeden Preis die Wiedereroberung Griechenlands verlangt und der Pforte jede Unterstützung von Seiten des Volks dazu verspricht. Ist Griechenland nicht in kur⸗ zem nach den Verheißungen deer Lendoner Konferenzen konsti⸗ tuirt, und dauern dessen innere Zwistigteiten fort, so hat es ei⸗ nen neuen Invasions⸗Krieg zu erwarten. Sollten die Mächte diese Lage nicht zu Herzen nehmen und den unglücklichen Grie⸗ chen bald einen König geben?“ 11’6 Der Hamburger Börsenhalle zufolge, sind mit dem
V Schiffe „Amphitrite,“ welches Rio⸗Janeiro am 20. Inli ver⸗ lassen hatte, Nachrichten von bedeutenden Umuhen daseldst em⸗ gelausen; ein Schreiden aus genannter Stadt vom 18. Juli be⸗ richtet daruber Folgendes: „Unser kaum belebtes Geschäft ist auf eine höchst unangenehme Weise plotzlich wieder unterbrochen wor⸗ den. Es hat sich nämlich ein kleiner Theil der hiesigen Garni⸗ son gegen die Regierung aufselehnt und allerlei Excesse in den Straßen verübt, wodurch die Portugiesen nun gar eingeschüchtert worden sind. Da diesen Unordnungen eigentlich kein politischer Zweck zum Grunde liegt, so ist keine lange Dauer der jetzigen⸗ Stockung zu erwarten. Indessen werden sich die Portugiesen, von denen sich nahe an 10,000 auf Schiffe oder aufs Land ge⸗ flüchtet haben, so bald und leicht noch nicht von ihrem Schrecken
erhelen, mithin wird vorerst an keinen raschen Absatz von Ein⸗ fuhren zu denken seyn.“
— Ein früheres Schreiben aus Rio Janeiro enthält über die (letzthin gemeldeten) Mitglieder der Regentschaft folgendes Nähere: 1) Der General⸗Major Fraucisco de Lima e Silva, vorheriger provisorischer Regent, ward mit 81 unter 124 Stim⸗
men gewählt; 2) der Deputirte Jozé da Costa Carvalho, ein
etwas gewichen. Neapolitanische Fonds gingen, in Folge der bessee