1831 / 273 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

für gewisse Fälle sogleich bel der Hand

1“ 11“ Brüssel, 24. Sept. Die gestrige Sitzun a⸗ .E1 mer wurde mit dem Verlesen schriften eröffnet. Unter denselben befand sich eine des S. de Souter aus Gent, welcher auf Beschleunigung seines Pro⸗ zesses antrug und eine andere von mehreren 9n 1889 Regimentes, welche sich beklagten, von dem Kriegs⸗Minis er 99. lassen worden zu seyn. Sämmtliche Bittschriften wurden der Kommisston überwiesen. Der Präsident verlas hierauf einen von mehreren Repräsentanten auf das Bureau niedergelegten Vorschlag, folgenden Inhalts: „Die Unterzeichneten haben 8 Ehre, der Kammer vorzuschlagen, eine Untersuchung liber 9. Ursachen und Urheber unserer Niederlagen während des Feldzuges zu veranlassen.“ Herr Dumortier verlangte 188 Wort, um diesen Vorschlag zu entwickeln. Er bedauerte zuvör⸗ derst, daß es seine Mlichtesey, durch die ersten Worte, welche er in der Kammer spräche, an die Ungllcksfälle des Vaterlandes er⸗ innern zu müssen. Nachdem der Redner alle Schuld auf den damaligen Kriegs⸗Minister und einige Generale gewälzt hatte, bemerkte er, daß es, in einem Augendlicke, wo der een der Feindseligkeiten vielleicht nicht entfernt sey, dringend noth⸗ wendig wäre, die Ursachen der Niederlage genau kennen zu ler⸗ nen, damit man, durch Erfahrung belehrt, den erlittenen Schimpf rächen könne. Der Vorschlag wurde an die Sectionen verwie⸗ en. Der Justiz-Minister kegte hierauf einen Gesetz⸗Entwurs vor, durch welchen alle diejenigen, welche im Besitz von Kriegs⸗ Waffen sind, verpflichtet werden, vinnen 8 Tagen den Behörden davon Anzeige zu machen; widrigenfalls sle mit einer Gefängniß⸗ Strafe von 14 Tagen bis 6 Monaten belegt werden können. Der Kriegs⸗Minister legte ebenfalls einen Gesetz⸗Entwurf vor, welcher den König ermächtigen soll, fremden Truppen den Auf⸗ enthalt auf Belgischem Gebiet oder den Durchzug durch das⸗ selbe zu gestatten. Beide Entwürfe wurden den Sectionen zugewiesen. In einer früheren Sitzung hatte Herr Jamme, Bürgermeister von Lütttich, einen Artikel in dem Gesetz über die Mobilmachung der Bürgergarden dahin ausgelegt, daß der größere Theil der Equipirung dem Staate. zur Last fallen müsse. Der Kriegs⸗Minister fand sich jetzt, durch die Weigerung mehrerer Gemeinden, ihre Bürgergarden zu equipiren, veraulaßt, darauf zu dringen, daß dieser Gegenstand auf veine bestimmte Weise von der Kammer entschieden werde. Herr Jam öb- darauf folgenden Vorschlag ein: „Die Kleidungs⸗ und Equipi⸗ rungs⸗Stücke, welche die Gemeinden der Bürgergarden zu lie⸗ fern verpflichtet sind, welche nicht die Mittel haben, sich solche selbst anzuschaffen, bestehen in einer Blouse, einem Tschacko und einem Gürtel. Alle andere Kleidungs⸗ und Equipirungs⸗Ge⸗ genstände fallen dem Staate zur Last.“ An der Tagesord⸗ nunz war hierauf die Berathung über den Gesetz⸗Entwurf we⸗ gen der Stellvertreter, welcher mit einigen Amendements vom Senat zurückgekommen war. Es wurde derselbe ohne weitere Veränderungen u gegen 26 augenommen und je Sitzung um 3 Uhr aufgehoben. 1 G ü8s Dem hiesigen Courrier zufolge, hat der bisherige Mi⸗ nister des Innern, Herr Teichmann, seine Entlassung eingereicht, an seine Stelle würde Herr Meulenaere treten und Herr Lebeau das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten erhalten. Der General Mellinet befindet sich seit gestern in Brüssel. Das Journal d'Anvers enthält Folgendes: „Die Ver⸗ theilung des großen Preises in der Malerei hat in Amsterdam stattgefunden. Weder der Krieg, noch die Anleihen, poch die politischen Ereiguisse haben Holland auf dem friedlichen Weg der Künste aufgehalten, die bei uns in dem Schiffbruche des öffent— lichen Wohlstandes untergegangen sind. Als etwas Merkwurdi⸗ ges und mit einigem Stolz erwähnen wir, daß ein Schüler der Antwerpener Akademie den ersten Preis und ein anderer dersel⸗ ben Akademie das Accessit erhalten hat. Die Amsterdamer Aka⸗ demie wird also in 1 Jahr einen Schüler der Antwerpener Ak⸗ ie nach Rom schicken. 1 8 .“ 24. Sept. Das Gerücht, daß am 10ten Okt. die Feindseligkeiten mit Holland wieder beginnen würrden, scheint unsere Regierung absichtlich im Schwunge zu 11 Der Kriegs⸗Minister hält dies wahrscheinlich für das beste Mit⸗ tel, die Thätigkeit der mit der Reorganisation des Heeres 8 schaftigten Beamten anzuspornen. Allmälig wird auch in der That eine größere Mannszucht unter unseren Truppen bemerkt, und das hiesige erste Regiment, das seine Wachen täglich, als wenn es zum Ausmarsch ginge, mit Sack und Pack bezieht, hat wirklich durch seine bessere Haltung ein mehr kriegerisches Aus⸗ sehen gewonnen. Die hier anwesenden Französtschen Offiziere arbeiten sehr fleißig mit dem Kriegs⸗Minister; es ist, a's wollte man die Lehren, die General Lamarque auf der Französtschen Red⸗ nerbühne vorträgt, vorerst hier im Kleinen und zur Probe in Aus⸗ führung bringen. Unsere Zeitungen lassen täglich ein neues Protokoll ankommen; wie zuverlässig ihre Nachrichten aber sind, läßt sich schon daraus abnehmen, daß ste in einem angeb⸗ lichen A4sten Protokolle die Bestimmung enthalten seyn lassen, daß Belgien das linke Schelde⸗Ufer erhalten werde —. das inke Schelde⸗Ufer, das unter den bestrittenen Landestheilen dasjenige ist, das Holland am allerwenigsten abgesprochen wer⸗ den kann, indem seine Bewohner niemals aufgehört haben,

solchen Beschluß

haben wolle.“

lich waren im Königreiche Ungarn in 2 G welche von der Cholera befallen worden, 208,556 Personen daran

erkrankt, von denen 69,068 genesen, noch in ärztlicher Behandlung sind.

ten, etwa 1000 Mann stark, ldg sischen Repräsentanten, das Reygoldswhler Thal, Bubendorf und Zyfen ohne Truppencorps an drei Punkten selbst Liestal. 2 Truppen zu gewinnen. dert, 1 an; ab rücken und sogar Kanonen aufpflanzen 1G erte, ließen die Tagsatzungs⸗Commissatre Bubn 8 Debary und Egli gefangen nehmen und die Zunftaus⸗

schüsse

Hoffmann aus Berlin die in der kanische Insel besucht hatte, ite neue; nm 8 Englischen Schiffs⸗Capitain Senheuse, der sich mit dem Kutter „Hind“ dahin begeben hatte, nntersucht 18n indem es demselben glückte, auf der Insel selbst zu landen. Nach den Angaben des genannten Capitalns hatte der Rand des Kra— ters an einigen Stellen bereits die Höhe von Meeresfläche erreicht, und anzunehmen 1 hat er am 2. Augüst, durch Aufpflanzung der Britischen im Namen Sr. Majestat des Königs von Eugland davon genommen und Ob hiergegen spruch geschehen werde, steht zu erwaͤrten.

1504 Sa. 9 5 18 t⸗ Aluch in Mähren und Oesterreichisch Schlesten ist, namen in Shian 6 Krankheit nunmehr zum Ausbruch gekommen.

f stl d. M. Nach der Ofener und Pesther Zeitung vom 18ten 4 g- überhaupt 2043 Ortschaften,

99,004 gestorben und 40,484

Schweiiz. b Basel, 21. Sept. Am 15. Sept. besetzten die Insurgen⸗ trotz der Vorstellungen der eidgenof⸗ l7ten rückte das eidgenössische in den Kanton ein und besetzte Die provisorische Verwaltung suchte sogleich die Am 18ten wurde sie ernfilich aufgefor⸗ man hatte dabei die Truppen alts⸗ Als sie sich wei⸗ HH. Guüͤtzwiller,

Gegenwehr. Am

auseinanderzugehen;

auseinandertreiben.

e111111616“ Neapel, 3. Sept. Einige Tage, nachdem der Professor Nähe von Sicilten entstandene vul⸗ ist diese interessante neue Erscheinung

——

200 Fuß über der da nach seiner (des Capitams) Ausicht neue Insel permanent bleibe, so 1 Britischen Flagge, Besitz ihr den Namen „Grahams⸗Insel“ gegeben. von Seiten der Neapolitanischen Regierung Ein⸗

ist, daß die

bis zum 29. September Mittags hinzugek. b. z. 30. Sept. Mittags

Bis zum 30. Sept. Mittags Summna 870 Hierunter sind vom Militair....

den Hospitälern 36.

Chole

In der Residenzstadt Berlin 8 erkr. genes. gestorb. EE7 521

29

In ihren Wohnungen werden behandelt 81 P n

Reglerungs⸗Bezirk Potsdam. Kreis Teltow. plos bei Storkow ausgebrochen. Ober⸗Barnimscher Kreis. sind überhaupt vom 6. bis 28. Sept. 84 gestorben, 25 genesen, 11 noch krank. In walde befinden sich noch 5 Rekonvalescenten, Ortschaften des Kreises hat Regierungs⸗Bezirk Frankfurt. Da seit dem 20. September Cholera in Krossen vorgekommen, unverdaächtig zu betrachten. Regierungs⸗Bezirk Oppeln. Kreis Kosel. Am 22. Septemder ist

——*

Am 21. Sept. ist die Cholera in R

In der Sadt Wrießz Personen erkrankt, Neustadt⸗Eber in allen übre die Cholera ganz aufgehört. 1b

kein Erkrankungs⸗Fall an so ist diese Stadt als g

die Cholera im 6

nison⸗Lazareth zu Kosel ausgebrochen, woselbst bis zum 26

bereits 8 Mann an derselben gestorben sind. Kreis Ratibor. „Am 25sten d. M.

hat sich die Chc

in der Oder⸗Vorstadt von Ratibor gezeigt und somit auch

diesem Punkt das linke Oder⸗Ufer erreicht. Regierungs⸗Bezirk Danzig. Im Danziger Stadt⸗Bezirk waren erkr. genes. 8 bis zum 21. Sept. 1430 384 hinzugekommen am 22. 1I. .

2058

290.

gest. 1043

4 5

Summa 1437 385 Lusbrüche der Cholera sind bemeckt:

Nenstädter Kreis, in Sbichan;

1048

Beste

2 3

4 4

Stargard

Kreis, in Pelplin; Marienburger Kreis, in Neumt

sterberg und Pruppendorf. 4

An der Asiatischen Cholera sind vom Tage des

Ausbr.

dis zum 28sten Tage ihrer Dauer von 1000 Einwohnern gestordb,

in 24, 65

Niga 2

Mitau 16

Posen 9 ¾

Petersburg 92

Königsberg 8

Elbing..

Danzig. 2

Stettiun 3 ¾

Berlin 2 1 —) In Lemberg war die

28sten Tage am verderblichsten;

800 Menschen von einer

8

1 A

Inö

Lemberg 31 Personen, genauer 31,12*)

Krankheit zwischen dem 24sten es starben in diesen 4 Tagen ¹. auf 45,000 anzunehmenden Bevoͤlker

also von 1000 Menschen 18; beinahe der dritte Theil der Opfer,

die Krankheit waͤhrer:

d ihrer ganzen Dauer in Lemberg hinwegtn

Holländer zu seyn, Holländisch zu sprechen, den Hollän⸗ vern Abgaben zu zahlen und selbst unter den Holländi⸗ shen Fahnen zu dienen. Das Französtsche . joll vorgestern wieder mehr von der Französischen Gränze sich entfernt haben und uns näher gekommen seyn; wir sehen dies jedoch nicht für ein Zeichen an, daß in dem Beschlusse, das Französische Heer so weit es nämlich die Unisorm der Fran⸗ zösischen Regierung trägt zurückzuziehen, eine Aenderung ein⸗ getreten sey; vielmehr hat jene Verlegung wohl in den beständi⸗ gen Hin⸗ und Hermärschen des Französischen Armee⸗Corps ihren Grund. Die hier angekommenen dohen Verwandten des KönigsLeo⸗ vold halten sich im Schlosse von Laeken auf und haben den jetzigen An⸗ blick der neuen Königl. Restdenz eben nicht sehr erfreulich gefunden; Al⸗ les ist und bleibt hier still und öde. Selbst unser Theater ist geschlossen worden, weil, diejenigen Vorstellungen ausgenommen, die vom Köni⸗

ge besucht worden waren, die Tages⸗Einnahmen sich auf nicht viel 88 mehr als⸗Nichts reduzirt haben. Der Direktor erbot sich zwar, den Schauspielern auch ferner den vierten Theil ihrer bisherigen Gehalte zu bezahlen, doch haben sich diese zu einer solchen Re⸗ duction nicht verstehen wollen. Indessen spricht man davon, die Bühne bald wieder, wenn auch nicht von Künstlern, doch von Personen eröffnet zu sehen, die geringere Ansprüche machen und eben so, wie dann das Publikum, mit magerer Kost vorlieb

nehmen. Wien, 25. Sept. Am 21lsten d. M. unterlag hier der Cholera der Vice⸗Präsident der Allgemeinen Hof⸗Kammer, Frei⸗ herr von Eger.

8

Preise der

in den fuͤr die Preußische Monarchie bedeutendsten Marktstaͤdten im

vier Haupt-Getreide-Arten Monat August 183!1, nach einem monatlichen

Durchschnitte in Preußischen Silbergroschen und Scheffeln angegeben.

tlEʒs

nu, g AMAL-EfTxLrnn

ArnrarstresSn

Namen der Städte. Weizen Roggen Gerste Hafer

Namen der Städte. Ssetzen Roggen Gerste

Hafer

r 19¹*½ 26 12 15 12½ 42 1 8 8122 ¹ 7 60 95 9g. ö 8072 92 †2 691⁄⅔ 75*½ 73 * 80 295 6422 53 12

97 6

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1I 7 12 9172 79 ½½ 74 152

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Königsberg 88

Meornlel . et. Insterburg 1 Rastenburg.. Neidenburg 1““ Graudenz.

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I Posen.. V V

Danzig.. Elbing Fontgt. .

Bromberg Fraustadt . Rawitsch. Kempen.. Berlin Brandenburg 1 Kottbus ... . Frankfurt a. d. d..YY Landsberg a. d. W. Gettit.. Stralsund. 1 Kolberg. 1 Stolpe 3 Breslau... Grünberg... Glogau.. E“

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Hirschberg .. Schweidnitz. Glaz . 4“

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Malmedy

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40 368 3029 40 321 38 33 1 33 31 27 8 22 25 268 271 34 % 341 32 ½

Durchschnitts-Preise der 11 Preußischen Städte 5 Posenschen Städte 9 Brandenb. u. Pom⸗ merschen Staäͤdte.. 0 Schlesischen Städte 7 Sächsischen Staädte 1

1

Westfal. Städte.. Rheinischen Staäͤdte

1 8n n 1

V E1 V 4 8 4 98₰

1

mjie Wuͤrde der Kammer aufs Spiel gesetzt wuͤrde. Die

84

1111A1A1A1“X“

Der Justiz⸗Kommissarius Friedrich Karl Emil Schulze u Reppen ist zum Notarius im Departement des Ober⸗Landes⸗ richts zu Frankfurt an der Oder ernannt worden.

Der Ober⸗Landesgerichts⸗Referendarius Niewandt ist zum ustiz⸗Kommissarius bei den Unter⸗Gerichten im Bezirk des Land⸗ erichts zu Naumburg, mit Ausschluß der Praxis bei dem Land⸗ erichte daselbst, und mit der Anweisung des Wohnsitzes in Wei⸗ nfels, bestellt worden. 8

Abgereist: Der Kaiserl. Russ. General⸗Major Fen sh ave,

als Courier nach Breslau.

Durchgereist: Der Kaiserl. Russ. Feldjäger Esimoff, s Courier aus dem Haag kommend, nach St. Hewstsbusg.

I

Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland.

Frganrrpeich.

Deputirten⸗Kammer. In der Sitzung vom 23sten Bept., zu welcher sich, wie zu den drei vorhergehenden Sitzun⸗ n, eine große Menge von Zuhörern, und unter diesen auch ieder der Dey von Algier mit seinem Dollmetscher, eingefun⸗ een hatte, verlangte Herr Laurence von den Ministern Auf⸗ hhlüsse über die innere Lage des Landes.

„Als ich“, so hob er an, „vor acht Tagen diese meine Absicht nkuͤndigte, war eben erst die Nachricht von dem Falle Warschaus ier eingetroffen und hatte auf mich den schmerzlichsten Eindruck ge⸗ acht. Der Abend dieses Tages war Zeuge anderer Ereignisse in nserer Hauptstadt selbst. Daß jene Nachricht unter den Bewoh⸗ ern derselben Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Bestuͤrzung verbrei⸗ n wuͤrde, dies ließ sich erwarten; ich hatte also auf Gemuͤthsbe⸗ begungen, nicht auf Volks⸗Auflaͤufe gerechnet. Hiernach verwerfe ch zunaͤchst als eine Beleidigung jede Voraussetzung, daß ich, um as Ministerium anzugreifen, jenen Augenblick absichtlich gewaͤhlt aͤtte. Ich bitte die Kammer, mir in dem, was ich ihr zu sagen abe, ein geneigtes Ohr zu leihen; Unterbrechungen wuͤrden keine

Indere Folge haben, als daß eine kostbare Zeit verloren Aing⸗ 88 roße Un⸗ ehaglichkeit, die sich im Lande bemerklich macht, ist laͤngst ein Ge⸗ genstand des Nachdenkens fuͤr Sie und fuͤr die Regierung gewesen; e waͤchst aber mit jedem Tage, und waͤhrend uns vor einigen Mo⸗ aten ein Lichtstrahl des Ruhmes und der Wohlfahrt leuchtete, chwinden jetzt diese Taͤuschungen wieder und lassen in uns nur ein Zefuͤhl der Besorgniß uͤber eine nahe Zukunft zuruͤck, die sich uns den duͤstersten Farben darstellt. Was erblicken wir im Innern? parteienkampf, eine schwache und unentschlossene Verwaltung, n lauer und entmuthigter Beamtenstand, kuͤhne und drohende einde, Kuͤmmerniß und Elend. Was nach außen hin? Die maͤlige Unterdruͤckung aller der Voͤlker, die unserem Beispiele olgen wollten, und zwar durch dieselben Waffen, deren man sich paͤterhin auch gegen uns bedienen wird. Das Lebensprinzip einer ation, meine Herren, liegt in ihrer moralischen Kraft; damit diese ber wirksam sey, muß sie von geschickten Haͤnden geleitet werden. Der Einfluß der Verwaltung kann nun, je nachdem derselbe guͤn⸗ ig oder verderblich ist, die Vertheidigungsmittel gegen die in⸗ eeren und aͤußeren Feinde schaffen oder vernichten. Dieser Ein⸗ ist es, den ich untersuchen will. Lassen Sie uns sehen, bie die Huͤlfsquellen des Landes benutzt worden sind. Ge⸗ bissenhaft verlangte Aufschluͤsse werden hoffentlich auch redlich egeben werden, und sind sie von der Art, daß sie die Besorg⸗ isse verscheuchen, so werden sie auch den Unruhestiftern jeden rneren Vorwand zu Stoͤrungen der oͤffentlichen Ruhe nehmen. Vor Allem haͤtte man sich mit dem Zustande der Parteien in Frank⸗ ich beschaͤftigen sollen, und da in dieser Beziehung das Ministe⸗ um, wie mir scheint, in einen groben Irrthum verfallen ist, in⸗ mees die schwaͤcheren Parteien verfolgte, um die staͤrkeren zu scho⸗

nen, so moͤchte es wohl nuͤtzlich seyn, zu untersuchen, auf welche

251 291

264 25 2 30 303

10 0—

—nge

4722 32918

1

Leobschütz.. .

1ö89.

hen 30. September 1831. und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Cobr.)

Zf. Brief.) Geld. Zf. Srel 2⁷ 91 ½ 90 ¼

Ostpr. Plandbrf. †4 99 ¾ [pomm. Pfandbrf. 98 [Kur- u. Neum. 89 4 84 ½ 83 ¾ [Schlesische do. 89 88 ¾ [Kkst. C. d. K.- u. N. 89

Z.-Sch. d. K.- u. N. 53

.

Amil. Fonds-

99 l 10,% 105* 105 ½ 105 106 51

St.-Schuld--Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. Ohl. 30 Kurm. Obl. m. I. C. Neum. Int. Sch. do. Berl. Stedt-Oblig. Königshg. do.

Elbinger do.

Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr. 86ä Pos. do.

90⅔

90

UDoll. vollw. Duk.

Neuc dito. 19 Friedrichsd'’or. . 12 ¾ Disconto 4

-FEEPEGUCE g

2—

96 ¾ 99

Königliche Schauspiele. 1 Sonnabend, 1. Okt. Im Schauspielhause: Der T iplomat, Lustspiel in 2 Abtheilungen. (Hr. v. Schmidtkow, ehemaliges Mitglied des Breslauer Theaters: Chavigny, als Gastrolle.) Hierauf: Hans E1“ Skizze in 3 Abtheilungen. r. v. Schmidtkow: Rigolard.) 1 S s 2. Okt. Im HOpernhause: Jessonda, Oper in 3

Abtheilungen, mit Tanz; Mustk von L. Spohr. Nadori.) Montag, 3. Okt.

Im Schauspielhause: Die Lichtenste

oder: Die Macht des Wahns, dramatisches Gemälde in 5

zügen, nebst einem Vorspiele:

9, Belde's Erzählung, von Bahrdt. Köuigstadtisches Theater. Sonnabend, 1. Okt.

sches Schauspiel in 5 Akten.

als Gast.)

(Hr. Laddey: Richard

190 &8

NEUESPEN Paris, sin our. 59. 95. Rete perp. 48 †.

79 ⁄⅜ Aproc. 68⁄4 ½. 68 ⅛. 2 ⁄proc. 40 ½. Act. 148. 1145. Partial⸗Obl. 117 ⅛. 159 ½. G. Poln. Loose 50 ⅞,. 50 ¾.

8 Redacteur John. Mitredacteur Cottel.

117 ⅞. Loose

24. Sept. 5prove. Rente fin cour. 88. 80. I 5proc. Neap. En cour. 70. 25. 5proc. G

„Der Weihnachtsabend“;

Der Löwe von Kurdiftan, rom Löwen

Frankfurt a. M., 27. Sept. Oesterr. 5proc. Metall. 1proc. 17 ½. Br. I zu 1 G

rdruckt bei A. W. Hayl!

Beise sich diese verschiedenen Parteien bisher rekrutirt haben.“ Der edner wies hier darauf hin, daß es gegenwaͤrtig außer der Natio⸗ al⸗Partei oder derjenigen, die dem jetzigen Zustande der Dinge zu⸗ ethan sey, noch drei Parteien in Frankreich gebe, naͤmlich die re⸗ blikanische, die Napoleonische und die Karlistische; von allen sey ese letztere die gefaͤhrlichste; sie greife taͤglich mehr um sich; Marseille, Toulouse, Montpellier, Orleans, im gan⸗

u Westen und Suͤden Frankreichs habe sie ihre Ausschuͤs⸗ und scheue kein Geld, um die Zahl ihrer Anhaͤnger mehren; ihre Taktik bestehe darin, das, was sie habe, zu be⸗ alten, und das, was sie nicht habe, sich zu erwerben: ihre Haupt⸗ ütze sey die Geistlichkeit, durch deren Vermittelung sie sich in das nnerste des haͤuslichen Lebens einschleiche; von mehreren Seiten yen bereits Klagen uͤber diese Lage der Dinge eingelaufen, ohne ß das Ministerium darauf Ruͤcksicht genommen habe. Hr. Lau⸗ nee tadelte es hier, daß das der Herzogin v. Berry zugehoͤrige but Rosny noch ganz wie vor der Revolution verwaltet werde, d daß man der Herzogin selbst einen Aufenthalt in der Naͤhe der ranzoͤsischen Graͤnze gestatte; ferner, daß in Burgos und San hebastian, wie man ihm wenigstens versichert, Franzosen fuͤr die brige Regierung geworben wuͤrden, und daß die Franzoͤsischen Kon⸗ iln in Spanien daruͤber die Augen zudruͤckten; anderer Seits wei⸗ rten sich die Geistlichen in den suͤdlichen Provinzen, fuͤr den Mo⸗ rchen zu beten, vielmehr suchten sie den Volksgeist irre zu fuͤhren, nd in Avignon habe es noch vor wenigen Monaten eine hesellschast von Jesuiten gegeben, die, zwar bei verschlosse⸗ en Thuͤren, aber doch vor einem großen Auditorium, offene mpoͤrung und die verderblichsten Lehren gepredigt haͤtten; in nem Bezirke des Departements des Aveyron habe ein Pfarrer im ngesichte seiner Gemeinde die dreifarbige Fahne mit Fuͤßen getre⸗ n und die Buͤste Karl's X. in den Straßen herumtragen lassen. us diesem Allen ergebe sich aber, daß die Regierung nachsich⸗ g zu Werke gebr. „Die Karlistische Partei“’, fuhr der Redner rt, „gebraucht die Kriegslist, daß sie bestaͤndig dasjenige heraus⸗ ebt, was die Verwaltung thut, um ihren Ursprung gleichsam zu rlaͤugnen. So hatte man sich z. B. beschwert, daß unser Wahl⸗ hystem nicht liberal genug sey. Sofort schlaͤgt jene Partei das niversal⸗Votum vor, uͤberzeugt, daß sie dadurch nur guͤnstig auf e Massen wirken koͤnne. Andererseits verlangt sie die

-—

nterrichts⸗

Freibeit, obgleich es allbekannt ist, wie sie fruͤher uͤber diesen Ge⸗ genstand dachte. Gelingt es ihr, den Beifall des Volkes zu erhal⸗ ten, so geschieht es bloß, weil letzteres die Verbesserungen von ihr erwartet, die sie ihr verheißt. Die Feh errng muß also hierin eine Aufforderung finden, die Gesetze moͤglichst liberal abzufassen, um sich dadurch dem National⸗Wunsche zu naͤhern. Die letzte Revolution war ein Verbrechen in den Augen der vorigen Dynastie; natuͤrlich waͤre es also gewesen, wenn man die angeblich Schuldigen dazu be⸗ rufen haͤtte, ihr Werk zu vertheidigen. Statt dessen wurden sie bald wie Feinde behandelt und aus dem Conseil desselben Monarchen, dessen Stirn sie mit dem Diadem geschmuͤckt hatten, verbannt.“ Bei diesen Worten wurde der Redner durch die Bemerkung unter⸗ brochen, daß nicht einige einzelne Individuen, sondern die gesammte Nation dem Kh die Krone verliehen habe Als Hr. Laurence seine Ansicht in dem obigen Sinne weiter entwickeln wollte, unterbrach ihn der Praͤsident mit den Worten, man habe ihm (dem Redner) ja eben bemerklich gemacht, daß es die ganze Nation gewesen, die dem Koͤnige die Krone verliehen habe. Sofort rief der General Demargay: „Wie? Sie nehmen sich heraus, dem Redner vorzu⸗ schreiben, was er sagen soll?“ und von der Rednerbuͤhne herab fuͤgte er hinzu: wenn man nicht die guten Absichten des Praͤsidenten kennte, so muͤßte sein Betragen in den letzten Tagen zu den selt⸗ samsten Vermuthungen Anlag geben. Herr Girod erwiederte: Was sein Betragen als Praͤsident im Allgemeinen betreffe, so uͤber⸗ gebe er es dem Urtheile der Kammer und des Landes; den vorlie⸗ genden speziellen Fall anlangend, habe er den Redner nur erst un⸗ terbrochen, als dieser eine von der Kammer semigsene Phrase in anderen Worten wiederholt habe, und er glaube hierin nur seiner Pflicht nachgekommen zu seyn. Zwar wollte Hr. Demargay den Praͤsidenten wegen jener Unterbrechung noch weiter zur Rede stellen; Letzterer rief ihm aber zu: „Hr. Demargay! Ich dabe Ihnen das Wort bewilligt, um gegen mich zu sagen, was Sie sagen wollten; jetzt ist die Reibe wieder an Hrn. Laurence.“ Dieser fuhr hierauf in seinen Angriffen auf das Ministerium fort. Es lasse sich nicht in Abrede stellen, aͤußerte er unter Anderem, daß seit einiger Zeit viele Beamte abgesetzt worden waͤren; nur der Grund dazu sey nicht immer recht klar; so habe z. B. kuͤrzlich ein Steuer⸗Einnehmer seine Entlassung erhalten, weil er in einem Wahl⸗Kollegium einem Kan⸗ didaten der Opposition seine Stimme gegeben habe. Hr. Casimir Périer: „Nennen Sie ihn!“ Hr. Laurence: „Es ist Hr. Brousse!“ Hr. Casimir Périer: „Ich hoͤre den Namen zum erstenmale.“ Hr. Laurence: „Desto schlimmer; der Mann hat doch an Sie geschrieben, und Sie haben ihm geantwortet.“ Der Redner machte hierauf noch einige andere Absetzungen namhaft, die, seiner Behaup⸗ tung nach, aus nichtigen Gruͤnden erfolgt waͤren. Andererseits, meinte er, wuͤrden viele Offizianten im Amte behalten, die solches in keinerlei Weise verdienten; um dem Uebelstande abzuhelfen, gaͤbe es nur ein Mittel, naͤmlich eine Gevrral⸗Revision. Das Ministe⸗ rium begehe den großen Fehler, daß es allein die Boͤrse als das Thermometer fuͤr seine Handlungen betrachte; die Boͤrse sey aber nichts weiter als ein beseblich erlaubtes Spielhaus, mit dem allei⸗ nigen Unterschiede, daß bei den Hazardspielen der Spieler alle Chancen vorher kenne, wogegen man an der Boͤrse nur mittelst des Betruges, der Intrigue, der Luͤge und des Wuchers spiele; hier wuͤrden die Geheimnisse des Staats um baares Geld verschachert, und man spekulire auf das Ungluͤck der Voͤlker; Jedermann werde sich noch entsinnen, daß an dem Tage, wo die Nachricht von der Schlacht von Waterloo in Paris eintraf, die Fonds um 10 pCt. stiegen; eben so werde vielleicht die Rente jetzt auf Pari kommen, wenn erst das feindliche Geschuͤtz vom Montmartre herab gegen die Hauptstadt donnere; fuͤr das Ministerium gebe es einen besseren Fuͤhrer, als die Boͤrse, naͤmlich den Volksgeist; wo eine Regierung diesen wahrnehme, da werde sie auch stets Vertrauen einfloͤßen. Der Redner kam demnaͤchst auf den Vertheidigungs⸗Zustand des Landes zu sprechen, den er nichts weniger als 17 fand. Man habe ihm, aͤußerte er, versichert, daß die Graͤnz⸗Festungen Valenciennes, le Quesnoy, Maubeuge, Landrecies und Avesnes selbst in diesem Augenblicke noch nicht mit allem noͤthigen Kriegs⸗Material verseben waͤren, und man muͤsse sich hieruͤber um so mehr wundern, als man stets behaupte, d0 400,000 Mann unter den Waffen habe; eben so nachlaͤssig werde die Organisation der National⸗Garde betrieben; so gebe es z. B. im Elsaß eine Gemeinde von 2000 Ein⸗ wohnern, die nur 30 Gewehre erhalten, und wo es Muͤhe gekostet habe, 30 Leute zu finden, die sich damit haͤtten bewaffnen wollen; in Montpellier, einer Stadt von 38,000 Seelen, gebe es nur 2 Compagnieen National⸗Garde; aber auch im Norden sehe es nicht anders aus; Avesnes habe nur 50 Mann unter den Waffen, in Bouchain und Berlemont fehle es gaͤnzlich an Gewehren, und in Solre⸗le⸗Chateau sey die National⸗ Garde voͤllig desorganisirt; man spreche stets davon, daß 860,000 Flinten vertheilt worden waͤren; in diesem Falle sey es sehr tadelns⸗ werth, daß man die Graͤnz⸗Devpartements nicht reichlicher damit versehen habe. Nachdem der Redner noch einen Blick auf die all⸗ gemeine innere Lage des Landes geworfen hatte, aus der sich, aͤu⸗ ßerte er, uͤberall die Schwaͤche der Regierung ergebe, schloß derselbe mit folgenden Worten: „Ich erwarte von den Ministern Aufschluͤsse, die uns wo moͤglich uͤber die Gegenwart voͤllig beruhigen und uns eine bessere Zukunft verheißen. an beschuldige uns nicht, daß wir die Feinde der Regierung waͤren; wir verlangen Nichts von ihr, als Kraft und Dauer; wir fuͤhren keine systematische Opposition, son⸗ dern lassen nur in feierlichen Augenblicken eine Freundesstimme ver⸗ nehmen. Man spreche uns daher nicht Redlichkeit und Patriotis⸗ mus ab, und, wie wir uns selbst achten und uns die Achtung un⸗ serer Mitbuͤrger zu erwerben wuͤnschen, also moͤgen auch die Mini⸗ ster uns nicht die ihrige versagen”“

Kaum hatte Herr Laurence die Rednerbühne verlassen, als von mehreren Seiten der Schluß der Diskussion verlangt wurde. Herr Thiers, der das Wort hatte, erklärte daher, daß, insofern die Majorität der Versammlung sich für die Tagesordnung ent⸗ scheiden sollte, er sehr gern auf dasselbe verzichten würde. „Wie sieht es aus, m. H.“, so wandte er sich an die zu Gunsten der Proposition des Hrn. Laurence eingeschriebenen Redner, „stehen Sie von Ihrem Vorhaben ab?“ „Wie?“ rief hier eine Stimme, „dies gleicht ja einer Herausforderung und ist nichts weniger als parlamentarisch!“ Herr Laffitte fügte hinzu: „Noch niemals sind dergleichen Fragen an die Kammer gerichtet worden; wir wissen ohnedies, daß Sie einregimentirt sind, daß Sie heute die Majorität haben!“ Da die Tagesordnung nicht weiter verlangt wurde, so bestieg jetzt Herr Thiers die Rednerbühne und hielt zur Vertheidigung der Minister eine Rede, die im Wesentlichen also lautete:

„Unsere viertaͤgige und bisweilen stuͤrmische Debatte uͤber die aus⸗ waͤrtige Politik ist keinesweges erfolglos gewesen, wie einige Redner behauptet haben; sie hat vielmehr durch Ihr gestriges Votum den Einklang der Staatsgewalten zum ausgesprochenen Resultate ge⸗ habt. oͤge die heutige Diskussion, die weniger stuͤrmisch seyn wird,

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tements uͤber, in denen

diese Eintracht ‚noch vollstaͤndiger machen, Nach der etwas hoch⸗ klingenden Ankuͤndigung, die man am ubrigen Freitage machte, ge⸗ stehe ich, daß ich wichtigere Aufschluͤsse uͤber uͤnseren inneren Zu⸗ stand erwartet hatte, als diejenigen, die Sié so eben vernommen haben. Der Redner hat sich gegen die Karlistische Partei erhoben, hat erzaͤhlt, daß man in den Kirchen das Domine, salvum fac regem! nicht singe, daß man in der. Vendée den Chouans freies Geleit gebe, daß die Boͤrse ein Spielhaus sey u. s. w. Dies Alles hat aber so wenig Eindruck gemacht, daß Sie sich nach been⸗ digtem Vortrage gefragt haben, ob die Debatte fortgesetzt werden solle, oder nicht. Le⸗ teres darf jedoch nicht der Fall seyn; es muß erwiesen werden, daß die Regierung auch in ihrer inneren Verwal⸗ tung eben so wenig Tadel verdient/ als in der auswaͤrtigen Politik; daß sie gethan hat, was ihré Pflicht und das Interesse des Landes erheischten. Es sey mir vergoͤnnt, hier einige Bemerkungen uͤber das Prinzip der Juli⸗Repolution einzuschalten, dem das Ministe⸗ rium, seinen Gegnern Bqfalge untreu geworden seyn soll. Die Re⸗ volution von 1789 hat zerstort und mußte zerstoͤren, die Juli⸗Revo⸗ lution dagegen soll aufbguen und das Bestehende vervollkommnen. Aehnliches geschah in Engpand; auch dort zerstoͤrte die erste Revolu⸗ tion, waͤhrend die zweite eine Dynastie gruͤndete, die zum Ruhme und Gluͤcke Englands lange bestehen wird. Diejenigen, welche un⸗ ter der Restauration die Aehnlichkeit dieser Revolutionen laͤugneten, waren in einem Irrthum befangen, den das Kabinet der Tuitlerieen theilte. Die Opposition hingegen behauptete diese Aehnlichkeit, und die Ereignisse haben gefeigt⸗ daß sie sich nicht taͤuschte. Die Revolution von 1830 muß also bauen und befestigen; die Vernunft ist immer auf Seiten derer, welche gruͤnden und befestigen wollen. Man macht uns, den Vorwurf, wir haͤtten das Wesen der letzten Revolution verfaͤlscht, und fordert uns auf, unsere Ansicht uͤber das Prinzip der Volks⸗Souverainetaͤt zu sagen. Hier ist sie. Unter der vorigen Regterung besaßen wir nur das aͤußere Geruͤste der Repraͤ⸗ sentativ⸗Verfassung, die Kammern waren vorhanden, sie wurden aber nur gehoͤrt, wenn ihre Meinung mit der der Regierung uͤberein⸗ stimmte; als diese Uebereinstimmung im Jahre 1829 aufhoͤrte, machte man einen sten August und ein Jahr spaͤter eine Revolurion. Die Kammern muͤssen immer gehoͤrt werden, denn bei unserer Staats⸗ form regiert das Land sich selbst, und in diesem Sinne ist die Re⸗ praͤsentativ⸗Monarchie die beste der Republiken Die Buͤrger ver⸗ sammeln sich und ernennen ihre Deputirten, das Land berathschlagt durch seine Vertreter uͤber seine eigenen Angelegenheiten und hat auch auf die Ernennung der Minister durch sein Votum Einfluß. Dies verstehen wir unter Volks⸗Souverainetaͤt. Der Redner zing nunmehr zur naͤheren Widerlegung der von Hrn. Laurence em Ministerium gemachten Vorwuͤrfe und zunaͤchst zur Recht⸗ fertigung seines Verfahrens gegen die Parteien uͤber. Frankreich be⸗ greife zwei Landestheile von ganz verschiedenen politischen und reli⸗ gidsen in sich. Im Suͤden walte die sogenannte Kar⸗ listische, im Norden die Nationgl⸗Partei vor. Im Suͤden befaͤnden sich in kleinen Staͤdten und auf Landschloͤssern viele reiche Einwoh⸗ ner, welche das neue Koͤnigthum als etwas Unhaltbares und das jetzige Ministerium als einen Ueberrest von Ordnung betrachteten, der durch eine zweite Schreckensperiode untergehen werde. Diese Einwohner schienen sich ganz aus dem gesellschaftlichen Leben zu⸗ ruͤckgezogen zu haben, um das Volk der Ärbeit zu berauben, damit es von der Regierung Brod verlange Neben ihnen stehe der Kle⸗ rus, der in den Bewohnern des Suͤdens aufruͤhrerische An⸗ sichten unterhalte und ihnen sage, jetzt seyen die Tage der Pruͤfung gekommen, in denen man sein Herz und seinen Glauben staͤrken muͤsse. Daß dieser Zustand des Suͤdens und des Westens die wahren Freunde des Vaterlandes beunruhige, sey erklaͤrlich; nichtsdestoweniger aber sey es ungerecht, die Schuld davon auf das jetzige Ministerium zu waͤlzen. Es sey allerdings wahr, daß die Karlisten vor einem Jahre nicht so dreist aufgetreten waͤren, wie jetzt; dies habe aber seinen Grund darin, daß sie erst haͤtten abwarten wollen, ob die von der neuen Regierung versprochene politische und religidse Freiheit wirk⸗ lich eintreten werde, oder nicht. Nachdem sie sich von der Aufrich⸗ tigkeit der Regierung und von ihrer Toleranz gegen alle Parteien engasg seyen die Karlisten kuͤhner geworden und haͤtten sich so⸗ gar Beschimpfungen gegen die Regierung erlaubt. Es sey bekannt, daß diese Partei die strafbarsten Hoffnungen hege, jg daß sie viel⸗ leicht Verschwoͤrungen anzettele; wenn letzteres wirklich der Fall sey, so werde die Regierung bald dahinter kommen; bis jetzt habe sie aber, trotz aller Wachsamteit und Ahee Rechfogicasggec⸗ noch nichts der Art entdecken koͤnnen. Das Uebel des inneren Zustandes liege aber nicht allein in der Karlistischen Partei, sondern auch in der, freilich natuͤr⸗ lichen, Gereiztheit der Patrioten gegen die Karlisten und in dem Mißtrauen der Ersteren gegen die Staats⸗Beamten. Man verlange, die Regierung haͤtte nur anerkannte Maͤnner von der Partei der Bewegung anstellen sollen, weil diese bei den Einwohnern mehr Ach⸗ tung finden wuͤrden, als die Karlisten. Wenn es sich aber um Voll⸗ ziehung der Gesetze handle, wenn eine Prozession gestoͤrt und ein Wabl⸗Skrutinium gewaltsam unterbrochen werde, so sey ein Beam⸗ ter von der Partei der Bewegung gewissen Patrioten nicht lieber, als einer von der Partei des Widerstandes. Daher komme es, daß viele der Bewegung angehoͤrende Beamte im Suͤden ihres Postens bald muͤde wuͤrden. Man glaube, durch haͤuftgere Absetzungen der Karlistischen Beamten koͤnne dem Uebel abgeholfen werden; dieses Absetzungs⸗System finde aber viele Schwierigkeiten, deren erste eben darin bestehe, daß man zuvor entdecken muͤsse, wer ein Karlist sey, und wer nicht Oefter sey der Fall vorgekommen, daß ein Beamter, den die Maͤn⸗ ner der Bewegung als einen Karlisten denuncirt haͤtten, von dem Praͤfekten in seinem Posten bestaͤtigt worden sey, weil er ihn als einen tuͤchtigen Geschaͤftsmann kennen gelernt habe. Diese lobens-⸗ werthe Unparteilichkeit habe sogar Herr Odilon⸗Barrot als Praͤfekt des Seine⸗Departements bewiesen. Auch muͤsse man nicht uͤberse⸗ hen, daß es viele Beamte von gemaͤßigter Gesinnung gebe, die unter dem Ministerium Polignac der Partei der Bewegung wesent⸗ liche Dienste geleistet haͤtten, und die man, ohne undankbar zu seyn, nicht absetzen koͤnne; letzteres wuͤrde außerdem auch un⸗ klug gehandelt seyn, denn man wuͤrde jene gemaͤßigten Maͤn⸗ ner durch eine Absetzung zwingen, Anhaͤnger der vorigen Regie⸗ rung zu werden. Es 2 aͤußerst schwierig, zu konstatiren, wer ein Karlist sey; so werde z. B. er selbst (Herr Thiers) in sei⸗ ner Vaterstadt wegen seiner gemaͤßigten Gesinnung von vielen ein Karlist genannt, obgleich er ein aufrichtiger Anhaͤnger der jetzi⸗ gen Regierung zu seyn glaube. Die Partei, welche auf mehr Ab⸗ setzungen dringe, gerathe uͤberhaupt in Widerspruch mit sich selbst; einerseits verlange sie die Unabhaͤngigkeit der Beamten, andererseits die Verabschiedung der anders Denkenden. Der Vorwurf, daß zu wenig Karlistische Beamte nach der Revolution abgesetzt worden, er⸗ gebe sich bei naͤherer Beleuchtung uͤberhaupt als ungegruͤndet. Fast in allen Departements habe man die Praͤfekten, Unter⸗Praͤfekten, die kommandirenden Generale, die General⸗Prokuratoren, Maires, die General⸗ und Bezirks⸗Conseils u. s. f. veraͤndert. Der Redner ging hierauf zu dem Zustande der oͤstlichen und noͤrdlichen Depar⸗ die nationale Gesinnung die Oberhand habe,

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