1831 / 275 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

1u“.“ mit Kauten nur diejenigen zugelassen werden sollen, deren Kan⸗ ten nicht breiter als 1 Zoll sind; die mit breiteren Kanten dage⸗ gen sind als verboten anzusehen. Vom 20sten bis 22sten d. sind hier 15 Personen an der Cho⸗ lera erkrankt, 3 genesen und 7 gestorben. I6 Frankreich. 1686

Paris, 26. Sept. Gestern Vormittag begab der König sich in Begleitung seiner beiden ältesten Söhne, so wie des Mar⸗ schalls Soult, des Generals Pajol und mehrerer Adjutanten, nach Vincennes, um die in der dortigen Umgegend im Bau begriffe⸗ nen Festungswerke in Augenschein zu nehmen. Tages zuvor hatte die Marquise v. Loulé die Ehre, von dem Könige und der Königin empfangen zu werden.

Der 4te Wahlbezirk des Departements der Marne zu Séö⸗ zanne hat statt des Hrn. C. Périer, der für Troyes optirt hatte, mit 174 unter 242 Stimmen den Finanz⸗Mmister Baron Louis zum Deputirten gewählt. Der l1ste Pariser Wahlbezirk hat übermorgen, ebenfalls an die Stelle des Hrn. C. Périer, eine neue Wahl zu treffen. Unter den Kandidaten befindet sich der Präsident des Civil⸗Tribunals, Hr. Debelleyme, ehemaliger Po⸗ lizei⸗Präfekt.

Die hiesigen Oppositions⸗Blätter geben eine Liste derjenigen Deputirten, die in der Sitzung der Kammer vom 22sten gegen die motivirte Tages⸗Ordnung gestimmt haben; die Liste enthält 117 Namen, so daß noch 19 sehlen, um die Ge⸗ sammt⸗Zahl jener Deputirten zu ermitteln. Die gedachten Blätter geben ferner die Namen von 21 Deputirten an, die bei jener Abstimmung gar nicht mit votirt hätten, und fordern nummehr die ministeriellen Blätter auf, auch ihrerseits diejenigen Deputirten namhaft zu machen, die zu Gunsten der motivirten Tages⸗Ordnung aufgetreten wären.

Der Courrier frangais enthält einen Aussatz, worin aus den Ereignissen des 6— 10. August v. J., so wie aus den dama⸗ ligen Berichten des Moniteur selbst, bewiesen werden soll, daß die Wahl⸗Kammner allein das Recht habe, die Pairs⸗Kammer neu zu organistren. Nachdem nämlich die Deputirten⸗Kammer in der Sitzung vom 7. August den Thron für erledigt erklärt, die Charte verändert und dem General⸗Statthalter unter der Bedingung der Annahme dieser letzteren die Krone angetragen habe, hätten Se. Königl. Hoheit in der Audienz, die Sie den Deputirten be⸗ willigt, geäußert, daß Sie diese Declaration als den Ausdruck des National⸗Willens betrachteten; dies habe sich zwischen Z und 4 Uhrzugetragen; erst um 8 Uhr Abends sey jene Declaration der Pairs⸗Kammer mitgetheilt worden, worauf der Moniteur am folgenden Tage in einem Postskriptium gemeldet habe, die Pairs⸗ Kammer habe dem Herzoge von Orleans ihre Huldigung darge⸗ bracht und ihren Beitritt zu der mehr erwähnten Declaration zu erkennen gegeben. Endlich habe auch in der feierlichen Siz⸗ zung vom 9. August der Herzog den Präsidenten der Deputir⸗ ten⸗Kammer aufgefordert, er möge die Declaration der Depu⸗ tirten⸗Kammer, und den Präsidenten der Pairs⸗Kammer, er möge die Beitritts⸗Erklärung der Pairs⸗Kammer vorlesen. „Aus diesem Allen“, heißt es nun in jenem Aufsatze, „ergiebt sich klar, daß die Deputirten⸗ Kammer damals in ihrer Omnipotenz einen Akt der Volks⸗Souverainetät übte, und zwar mit Ausschluß der beiden anderen Staats⸗Gewalten. Alles geschah ohne das Zuthun der Pairs⸗Kammer, die ganz im Hintergrunde blieb, noch mehr aber ohne die Mitwirkung der Königlichen Gewalt, die noch gar nicht existirte. Die Pairs⸗ Kammer und die Krone spielten eine vollig passive Rolle, die sich dort auf einen einfachen Beitritt, hier auf die Annahme beschränkte. Wenn man also damals der Deputirten⸗Kammer die konstituirende Gewalt zuerkannte, um eine Charte und einen König zu machen, so muß ihr auch jetzt allein das Recht zuste⸗ hen, den 23sten Artikel der Verfassungs⸗Urkunde zu ändern.”

Das Journal du Commerce will wissen, der Gesetz⸗ Entwurf über den Aufenthalt der Ausländer in Frankreich, von welchem der Moniteur in einem seiner Artikel über die letzten Unruhen gesprochen, werde der Deputirten⸗Kammer nächstens vorgelegt werden.

Dasselbe Blatt meldet, im Ministerrathe habe man sich mit den Ausschweisungen der Presse beschäftigt, und der Groß⸗ siegelbewahrer habe in dieser Hinsicht Maaßregeln vorgeschlagen, die von den Ministern des Krieges, der Marine und der Finan⸗ zen gebilligt worden wären, die Herren Cas. Périer, Sebastiani, v. Argout und Montalivet hätten sich aber dagegen ausgespro⸗ chen, und bei gleicher Theilung der Stimmen der Minister habe der König für die Verwerfung der in Antrag gebrachten Maaß⸗ regeln entschieden.

Die Quotidienne hat seit heute (wie sie bemerkt, auf den Wunsch mehrerer Royalisten) den Wahlspruch angenommen: „Alles für Frankreich und durch Frankreich!“ In ihrer diesfalli⸗ gen Anzeige sagt sie: „Wir willfahren diesem Wunsche um so lieber, als wir ihn schon lange selbst empfanden und, um ihn auszudrücken, nur noch auf eine Aufforderung warteten. Man täusche sich indessen nicht. Es handelt sich hier nicht bloß um eine Sache des Gefühls, oder um eine Frage um Ehre und Pflicht; man muß zugleich darin ein hohes politisches Interesse erkennen. In einem Augenblicke, wo die letzte Revolution jeden Augenblick ihre Früchte tragen kann, ist es nothwendig, daß die Rohalisten gleichsam durch ein politisches Sinnbild ihre unver⸗ anderlichen Grundsätze aussprechen und auf solche Weise im An⸗ gesichte von Europa den Charakter der Nationalität entwickeln, der heutiges Tages vornehmlich ihnen beizuwohnen scheint, und wovon sie bei jeder Gelegenheit dem Lande die glänzendsten Be⸗ weise geben werden.“

Der Graf v. Pontécoulant wird, wie mehrere hiesige Bläͤt⸗ ter berichten, bei der ersten sich darbietenden Gelegenheit in der

Pairs-Kammer nähere Aufschlüsse über die Zurückberufung des

General Guilleminot aus Konstantinopel verlangen.

Aus Valenciennes meldet man, es scheine nunmehr gewiß zu seyn, daß auf der Ebene von Bruille⸗ les⸗St.⸗Amand, am Zusammenflusse der Schelde und der Skarpe, ein Lager aufge⸗ schlagen werden würde. Das Terrain war am 22sten von dem Marschall Gérard, dem General St. Cyr und dem Inten⸗ danten der Armee in Augenschein genommen worden, die sich demnächst über Valenciennes nach Maubeuge zurück begaben.

Das Tribunal in Béziershat, im Widerspruche mit dem vom Pairshofe unlängst gefällten Urtheile, das Dekret vom 13. November 1811, welches auf die Eröffnung einer Schule ohne Erlaubniß der Universität eine Strafe festsetzte, für verfassungs⸗ widrig und ungültig erklärt, weil in Strafsachen nur das Gesetz rechtskräftig seyn könne.

In der Gazette des Tribunau liest man: „Gestern und vorgestern wurden unter die Stadt⸗Gergeanten, welche sich bei der Unterdrückung der Unruhen des 17ten, 18ten, 19ten und 20 sten d. M. ausgezeichnet haben, auf der Präfektur Belohnun⸗ gen ausgetheilt; einige erhielten 40 Fr., andere weniger; auch

die Polizei⸗Kommissarien sollen Belohnungen empfangen.“

s Ses

1514

Vorgestern Abend wurde auf dem Platze St. Martin ein Indi⸗ viduum, das der Pöbel für einen Municipal⸗Gardisten erkannte, dergestalt gemißhandelt, daß es nach dem Lazarethe gebracht werden mußte.

In Toulouse sind am 2lsten d. M. in Folge der durch den Telegraphen eingegangenen Nachricht von den in Paris aus⸗ gebrochenen Unruhen die Pressen zweier der vorigen Dynastie ergebenen Blätter, des Memorial und der Gazette du Languedoc, zerstört, und die Druckereien verwüstet worden. Das in der ge⸗ nannten Stadt erscheinende Journal politique vom 22sten d. M. enthält folgende nähere Angaben über dieses Ereigniß: „Als vorgestern die Einnahme Warschaus bekannt wurde und man zugleich erfuhr, daß eine in Bordeaux eingegangene telegraphische Depesche aus Paris von dort am 17ten vorgefallenen ernsthaften Un⸗ ruhen Meldung thue, bemächtigte sich aller Gemüther ein Gefühl der Trauer. Am Schlusse der Vorstellung wurde im Theater die Varsovienne verlangt und von dem Publikum im Chor mitgesungen; hierauf verließen die Zuschauer das Schauspielhaus, aber die in letzterm vorgefallene Scene erneuerte sich auf den Straßen, welche von zahlrei⸗ chen Volksgruppen durchzogen wurden, die patriotische Lieder sangen. Dies dauerte bis tief in die Nacht fort, ohne in Thätlichkeiten auszuarten. Gestern Abend aber war es mehr als ein bloßer Volks⸗Auflauf; man nahm eine gewisse Regelmäßigkeit in der Unordnung wahr; eine dreifarbige Fahne wurde vorangetragen; die auf dem Königs⸗Platze versammelte Volksmenge bildete, durch Neugierige verstärkt, eine Kolonne und zog nach der Druk⸗ kerei des Mémorial, drang in dieselbe ein, zerstörte Pressen, Th⸗ pen, kurz alles Material, und warf es auf die Straße. Auch das Wohnzimmer des Druckereibesitzers wurde nicht geschont, sondern Möbel, Wäsche u. s. w. auf die Straße geworfen. Hier⸗ auf zog der Haufe nach der Druckerei der Gazette du Languedoc, verdrängte ein Piquet reitender Artillerie, erbrach die Thüren und wiederholte dieselbe Scene, wie in der Druckerei des Möä⸗ morial; nur die vier Wände ließ man stehen, alles Uebrige wurde aufgeräumt.“ 8

In Bourges ist, wie der Courrier frangais erzählt, eine in dem Bureau der dort erscheinenden Revue du Cher ct de PIndre ausliegende Bittschrift an die Deputirten⸗Kammer, worin auf die Versetzung des Ministeriums in Anklagestand an⸗ getragen wird, bereits von vielen angesehenen Bürgern dieser Stadt unterzeichnet worden.

Der Kaiserl. Russische Gesandte am Sehegit chen hafe Herr von Oubril, ist auf seiner Rückreise von Paris nach Madrid am 22ͤsten durch Bordeaux gekommen.

Der hiesige Erzbischof hat durch seinen Secretair, den Ka⸗ nonikus Tresvaux, alle Pfarrer seiner Diöcese auffordern lassen, ihm über die Profanationen, die während der Februar⸗Unruhen in ihren Kirchen stattgefunden, über die Anzahl der weggenom⸗ menen Kreuze, so wie über die persönlichen Beleidigungen, die ihnen selber etwa widerfahren seyn möchten, genauen Bericht zu erstatten.

Der Dichter Béranger sordert in einem Liede, welches das Journal des Débats und mehrere andere Blätter mittheilen, den Vicomte Chateaubriand auf, sein Vaterland nicht zu verlassen, damit Frankreichs Firmament nicht einen Stern weniger zähle.

Der hiesige Magistrat hatte die Absicht, die Straßenreini⸗ gung der Hauptstadt dem Mindestfordernden in Entreprise zu ge⸗ den. Vorgestern sollte der Zuschlag erfolgen. Acht Anerbietun⸗ gen waren gemacht worden, die höchste zu 1,226,000 Fr., die niedrigste zu 1,095,000 Fr. Da indessen der Stadtrath das Maximum auf 900,000 Fr. festgesetzt hatte, so erfolgte kein Zu— schlag, und der General⸗Secretair erklärte, daß unter diesen Um⸗ ständen die städtische Behörde gesonnen sey, das Geschäft nach wie vor für eigene Rechnung besorgen zu lassen.

Aus Toulon vom 20sten d. M. wird gemeldet: „Das letzte von Algier hier angekommene Schiff bringt die Nachricht mit, daß sich in den dortigen Lazarethen eine Menge kranker Soldaten befinde; alle litten an der Ruhr, die sie sich durch unmä⸗ ßigen Genuß des Obstes zuzögen. Die Zahl der Kranken sey so bedeutend, daß man einen Theil derselben nach Marseille brin⸗ gen werde. 3

Der Constitutionnel meldet in einem Privatschreiben aus Madrid vom 12ten d. M., die Spanische Regierung hege die Absicht, durch ein Dekret die Tilgung und Verzinsung der im Auslande befindlichen Spanischen Renten einstweilen zu suspendiren, um dem Schatze eine Erleichterung von 172 Mil⸗ lionen Realen zu gewähren. Auf diese Nachricht sfiel an der heutigen Börse der Cours der Spanischen immerwährenden Rente auf 45 ½, hob sich jedoch bald wieder auf 47, nachdem man die Gewißheit von dem Ungrunde jener Nachricht erhalten zu haben glaubte.

Das Frankfurter Journal enthält folgenden Auszug aus einem Privatschreiben aus Straßburg vom 25sten d. M. Abends: „Heute ist es hier den ganzen Tag sehr unruhig ge⸗ wesen. „„Nieder mit der Mauth! Nieder mit den Monopo⸗ len! Es lebe die Freiheit!““ so ruft der Bürger, und Alles, was Hände hat, greift zu den Waffen, für den Fall, daß etwa die Behörden ihre Zuflucht bei den Linientruppen suchten. Die National⸗Garde und ihre Chefs haben dem Stadt⸗Komman⸗ danten erklärt, daß heute das Militair in seinen Kasernen blei⸗ ben müsse; in Sachen des inneren Staatslebens und der Admi⸗ nistration habe der Soldat kein Wort zu reden; sie seyen die Bürger und verweigerten einstimmig die Brod⸗, Salz⸗ und Schlachtstener. Schon hat der Telegraph die Kunde der hie⸗ sigen Bewegungen nach Paris gebracht, und fürs Erste ist die Schlachtsteuer, die Auflage auf das Schlachtvieh bei seinem Eingange ins Land, zur Hälfte herabgesetzt. Die Bürger er⸗ warten bewaffnet die definitive Antwort von Paris, und noch wirbeln die Trommeln fort.“³) ihchen

Großbritanien und Irland. . 8

London, 25. Sept. Der General Sir G. Bingham ist mit seinem Generalstabe nach Fermoy abgegangen, um dort eine große Musterung und demnächst ein Feld⸗Manöver abzu⸗ halten, bei welchem auch der Oberbefehlshaber unserer Truppen zugegen seyn wird.

Es heißt, daß das Franzöͤsische Paar, welches kürzlich in Liverpool verhaftet worden, und bei dem man einen Theil der Diamanten der Prinzessin von Oranien gefunden hat, nach den Niederlanden zur ferneren Untersuchung gesandt werden soll.

Die Times vertheidigt sich gegen die von einigen Mitglie⸗ dern des Unterhauses erhobene Beschuldigung, daß sie das Land für den Fall, daß das Oberhaus die Reform⸗Bill verwerfen sollte, zur Empörung aufzureizen suche. „Wenn“, sagt das genannte Blatt, „ein solches Mitglied uns vorwirft, das Heer zur Re⸗

*) Nach Privatbriefen aus Frankfurt a. M. vom 29. Septem⸗ ber, hatte man an diesem Tage aus Straßburg die Nachricht, daß

die Ruhe daselbst bereits wiederhergestellt war. en II

bellion aufgefordert zu haben, so brauchen wir es wohl nur, w. es förmlich zu widerlegen, auf das zu verweisen, was wir gentlich gesagt haben, nämlich, daß, wenn die Tory⸗Faction ve suchen sollte, das Unterhaus, das Volk und den König auf bloße Autorität der Lords durch die Bajonette unterdrücken wollen, dann die Truppen nicht gehorchen würden; denn ü würde in diesem Falle der Rebell seyn? Gott sey Dank, d Unterhaus hat das Seinige gethan, obwohl einige nachläͤss Mitglieder durch ihr Nicht⸗Erscheinen bei der letzten Abstimmu einer Verantwortung sich ausgesetzt haben. Was den ungliͦe

lichen Sir Rob. Peel betrifft, der darüber jammert, daß er,

nur ein persönliches Interesse bei dem Systeme der verrotten

Burgflecken habe, sich vergebens geschmeichelt, seinen Kinde das ererbte Lehen hinterlassen zu können, so zweifeln wir nicht, daß die Nachkommen des sehr ehrenwerthen Baronets darüber freuen werden, daß die beabsichtigte väterliche Wohltz hintertrieben worden sey.“

Bei der vorgestern stattgehabten Versammlung der Ba Actionaire wurde ihnen die Mittheilung gemacht, daß der trag der in Umlauf befindlichen Banknoten seit kurzem um gefähr 4 Millionen Pfd. vermindert worden sey. Unsere Kan leute sind von dieser Mittheilung ungemein überrascht word hierdurch ist ihnen erst der Geldmangel, der seit einiger Zeit an Börse geherrscht, und in Folge dessen das Geschäft sehr erschne worden und einige Bankerotte kürzlich ausgebrochen sind, klärlich geworden. Der Globe außert in dieser Hinsicht: ist abscheulich, daß die ganze Geld⸗Circulation so von dem Gr. dünken der Bank abhängt, und daß der Werth aller Lande Erzeugnisse durch den Willen zweier oder dreier Bank⸗Direkto auf diese Weise gedrückt oder gesteigert werden kann.“

Niederlande.

Aus dem Haag, 28. Sept. Aus Breda wird gemelte daß Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen von Oranien und Fur drich diese Stadt passirt sind und sich nach dem Hauptquarte Tilburg begeben haben. Heute wollten beide Prinzen in Berx op Zoom eintreffen, um die dortigen Festungswerke und die T fatzung in Augenschein zu nehmen.

Die ordentliche Session der General⸗Staaten wird, de Vernehmen nach, am bevorstehenden 4. Okt. geschlossen werde

Gestern sind zu Westwesel abermals 450 unserer Krieger! wartet worden, die seit dem Beginn des Aufstandes in Belg⸗ gefangen gehalten wurden und sich zuletzt in Bouillon befunde haben. Der Major Roloff hat sich nach Groß⸗Zundert begebe um diese Leute in Empfang zu nehmen. Nächstdem hat m. auch die Nachricht erhalten, daß die 17 Offiziere und andere T litairs, die wegen ihrer im letzten Feldzuge erhaltenen schwen Wunden in Tirlemont zurückgelassen werden mußten, am 279 d. unter gehöriger, von der Belgischen Regierung angeordn Eskorte von dort über Löwen, Mecheln und Lier abgegang sind, um am Lgsten über Westwesel nach Groß⸗Zundert beft dert zu werden. Ein Gesundheits⸗Beamter wird für die g Aufnahme dieser Verwundeten sorgen, unter denen sich auch Oberst Gallières befindet.

Einem Schreiben aus Staats⸗Flandern zufolge, ziehen Belgier in der Nähe unserer dortigen Gränzen eine sehr ansch liche Streitmacht zusammen, und in den Doörfern Eccloo, M deghem und Umgegend sollen bereits 6000 Mann vereinigt se oberhalb St. Amaa ter Munde sind sie beschäftigt, Battertt aufzuwerfen. Es soll ihren Truppen jedoch an vielen Lebens dürfnissen mangeln, und nur die Furcht, bei den Holländern ei üble Behandlung zu erfahren eine Furcht, die ihnen von d Belgischen Zeitungen vorgespiegelt wird hält sie davon rück, in größeren Massen noch, als es bereits geschieht, zu zu desertiren.

Im Journal de la Hahe liest man: „Die Französtsch Regimenter gehen zwar über die Belgische Gränze nach Fra reich zurück; bald darauf kehren jedoch von jedem Regim etwa 5 600 Mann, in Blousen gekleidet, wieder um, geben für Belgier aus den südlichen Provinzen aus und werden 8e Heere des Königs Leopold einverleibt. So treten nach und me in die Belgischen Reihen diese verbündeten Soldaten ein, oh welche die Belgier nichts vermögen, und wenn der Waffens stand abgelaufen ist, werden es Franzosen und nicht Belgier se welche von den Holländern bekämpft werden müssen. Da Fruu reich die Mittel besitzt, einen solchen Betrug noch lange fortse zu können, so ist es eine Nation von 32 Millionen, die, in Absicht, die Belgische Ehre wiederherzustellen, eine Nation! ungefähr 2 Millionen bekämpfen will! Wir haben lange stand genommen ja, wir thun es, aller diesfälligen Beiz ungeachtet, noch immer an eine solche Heuchelei von C ten einer Macht zu glauben, die in den Augen der T ker niemals für heuchlerisch galt. Wenn Herr Périer, we die Französische Regierung einer solchen Täuschung fa wären, so müßten die Franzosen vor ganz Europa ge so unwürdige Kunstgriffe protestiren. So sehr auch die Ans ten der Bürger Frankreichs von einander abweichen mögen, viele Regierungen sich auch schon in diesem Lande gefolgt 1 niemals hat doch die loyale Nation bis zum politischen Betn⸗ sich herabgelassen. Man blicke nach der Republik von den gen bei Fleurus bis zur Schlacht an den Pyramiden, man h nach dem Kaiserthum in der großen Zeit von Austerlitz n Wagram, man blicke endlich nach der Monarchie, die in Span und Algier Krieg führte überall haben die Krieger, von verschiedensten Gesinnungen beseelt, sich Ruhm erkämpft, immer sind die Gesinnungen lohal gewesen, und die kriegerise Unternehmungen wurden offen angekündigt. Und jetzt Maskerade in Blousen, Siege, die man nicht wagen würde, sich selbst auszusagen, und die man den Belgiern, selber unfäh Stege zu erkämpfen, zuschreiben müßte! Ein solches Verfah ist nicht bloß unloyal, sondern auch gemein und niedrig. W. es von Frankreich geduldet wird, so weiß es Frankreich mj denn es würde sich unmöglich von einem Ministerium, das Stande wäre, es so weit zu verkennen, der Art erniedrigen sen. Unbezweifelt wird man über diese Manöver, die von Gerüchte laut bezeichnet werden, Aufklärungen verlangen. M ten sie doch auch den leisesten Verdacht entfernen! Wir st sind geneigt, Frankreich dagegen zu rechtfertigen und, falls Sache begründet seyn sollte, dem Ministerium allein, von es angeordnet worden, alle Schuld beizumessen. Solche An⸗ nungen werden übrigens auch dem Marschall Gérard gar n zusagen; eine Armee mit solchen Dispositionen müßte in That vom Marschall Vidoe befehligt werden.“

Brüssel, 27. Sept. Die gestrige Sitzung der Rep sentanten⸗Kammer wurde der Berichterstattung über ein laufene Bittschriften gewidmet. Zu einer weitläuftigen Debe gaben die Gesuche vieler Offiziere Anlaß, welche sich über von Seiten des, Kriegs⸗Ministers verfllgte willkürliche Ent sung beklagten. Sie beriefen sich auf die Dienste, die sie in seit den September⸗Tagen geleistet, und denen sie es zu verd

n hätten, daß der Regent sie in ihren Graden bestätigt habe. je Kommisslon war der Meinung, daß das Gesuch der Bitt⸗ ller der Art sey, die Aufmerksamkeit der Kammer in Anspruch nehmen, und brachte die Ueberweisung der Bittschriften an n Kriegs⸗Minister in Antrag, damit dieser die nöthigen Auf⸗ ärungen über die in Rede stehenden Entlassungen geben nne. Der Kriegs⸗Minister verlangte sogleich das Wort, m die von ihm angeordneten. Maaßregeln zu rechtfertigen. r beklagte sich zuvörderst über die vielsachen Verleumdungen, sche die Unterzeichner der Bittschrift gegen ihn vorbrächten, dem sie sich für Opfer eines persönlichen Hasses ausgäben. der Regierung sey eher der Vorwurf zu machen, mit zu großer ilde, als mit zu großer Strenge, verfahren zu haben. Er fragte, man denn verlangen könnte, daß Leute, die nichts wüßten d sich dessen noch rühmten, ein Amt beibehalten sollten, dem urzustehen sie nicht fähig wären? Daß slie sich ihrer Unwissen⸗ it berühmten, habe er aus einem Journal ersehen, worin ein grief dieser Offihiere bekannt gemacht worden sey, in welchem

einräumten, daß sie weder den Bataillon⸗Dienst, noch den fachen Soldaten⸗Dienst verstünden; aber vor dem Feinde rden sie wissen ein Gewehr zu ergreifen und sich dessen

bedienen. Als ob die Offiziere dazu da wären, Gewehre gzufeuern! Dann würde man überhaupt keine Offiziere brauchen, nd die ganze Armee könne aus gemeinen Soldaten bestehen. an verlange von einem Offizier nicht, daß er auf den Feind hießen, sondern daß er die unter seinen Befehlen stehenden boldaten gehörig leiten könne. Uebrigens seyen auch die Bitt⸗ ller niemals Armee⸗Offiziere gewesen; einige hätten gar kein atent gehabt, andere haͤtten bei Frei⸗Corps gestanden. Schließ⸗ h suchte sich der Minister noch von dem Vorwurf zu reinigen, er die September⸗Männer zu entfernen trachte; er sey selbst n Mann des September und habe bei seinen diplomatischen nterhandlungen im Haag vielleicht eben so viel Muth entwickelt, s diejenigen, welche in Brüssel gekämpft hätten. Herr A.

odenbach fragte, warum man den Offizieren des Generalstabes

n ganzes Jahr und den übrigen Offizieren nur einige Wochen eit ließe, um sich auf das Examen vorzubereiten? Herr von brouckere antwortete, daß dies ganz natürlich sey, da man on einem Offizier des Generalstabes ganz andere und ausge⸗ ehntere Kenntnisse verlange, als von einem Offizier der Linie. die Herren Vandebroek, Nothomb, de Theux und Rai⸗ metrugen auf die Tagesordnung an, wahrend die Herren Slargnies und Gendebien sich mit Heftigkeit der Bittstel⸗ r annahmen. „Ohne den Beistand der Offiziere, welche man tt absetzt,“ sagte Letzterer, „würde die Revolution nie zu Stande ekommen seyn, und Sie, m. H., würden heute nicht als Reprä⸗ ntanten der Nation hier sitzen. Es ist unerhört, daß man an en Jahrestagen des Septembers eine solche schreiende Ungerechtig⸗ it bestätigen will. Wenn auch die Bittsteller nicht gerade n Gesetz oder das Recht für sich haben, so ist es doch für di kammer eine heilige Pflicht, gerechter als das Recht zu enr sch trage darauf an, eine genaue Untersuchung zu veranlassen, vor eine Entscheidung in dieser Sache erfolgt.“ Dieser Vor⸗ ag erregte einen so lebhaften Beifall in den öffentlichen Tri⸗ sunen, daß der Prästdent sich veranlaßt fand, dieselben zur Kuhe zu ermahnen. Herr Lebeau, der sich durch einige Be⸗ nerkungen des vorigen Redners über die frühere Verwaltung ersönlich angegriffen glaubte, äußerte sich sehr leidenschaftlich ber diese fortwährenden Angriffe, und verlangte, daß man lie⸗ r die vorige Verwaltung in den Anklagezustand versetzen solle, bodurch die Mitglieder der jetzigen Opposition als Verleumder kannt werden würden. Der Kriegs⸗Minister verlangte die ortsetzung der Debatte auf übermorgen, welches genehmigt burde, worauf sich die Versammlung in lebhafter Aufregung ennte.

Zu der Sitzung der Senatoren⸗Kammer hatte sich ge⸗ ern wieder nicht die erforderliche Anzahl von Mitgliedern einge⸗ nden, weshalb keine Berathung stattfinden konnte. Der Prä⸗ ident zeigte dies mit der Bemerkung an, daß das Namens⸗ Perzeichniß der anwesenden Senatoren den Zeitungen zur Publi⸗ rung mitgetheilt werden würde.

Der König ist in der Nacht um 1 Uhr von seiner Reise ach Gent zurückgekehrt und in seinem Schlosse in Laecken ab⸗ estiegen. Gegen Ende dieser Woche wird der König in Ant⸗ erpen erwartet.

Der General Niellon ist zum Ober⸗Befehlshaber in Ost⸗ ind Westflandern ernannt worden.

Der General Grundler macht durch den hiesigen Moni⸗ ur bekannt, daß er nach dem Lager bei Diest abgehe, und sor⸗ rt die zu seiner Verfügung gestellten Offiziere, welche nach sei⸗ t Abreise in Brüssel eintreffen sollten, auf, sich an den Gene⸗ al⸗Lieutenant Desprez zu wenden, der sie von ihrer weiteren Zestimmung in Kenntniß setzen würde.

Der Lynx theilt solgenden Auszug eines Artikels aus einem polländischen Blatte mit: „Die ganze Holländische Nation hat, ir den Augenblick ihre gewohnte Weise aufgebend, eine kriege⸗ sche Stellung angenommen. Sie ist niemals in einer ähnlichen btimmung gewesen, und obgleich Jedermann einen ehrenvollen Frie⸗ wünscht, so würde doch Holland, wenn die Feindseligkeiten wie⸗ rbeginnen sollten, einen bisher unbekannten Anblick darbieten. Die ation ist zu einer Bewaffnung in Masse entschlossen, und es würde r Ausführung dieses Vorhabens nur eines Wortes des Königs dürfen. Weder Geld, noch Güter, noch Blut wird von Alt⸗ olland geschont werden, sobald die Interessen des Vaterlandes e Nation an die Gränzen rufen sollten. Die geräuschlosen, ber thätigen Anstalten, welche man allenthalben trifft, geben en Begriff von den bisher unbekannten oder vielmehr ver⸗ unten Kräften dieser Nation, die mit so inniger Liebe an katerland und König hängt. Das Belgische Ministerium ver⸗ richt der Nation eine Armee von 65,000 Mann; unser König rspricht nichts, und dennoch sind wir vollkommen überzeugt, unsere Streitkräfte bedeutender seyn werden. Der verflos⸗ ne Monat hat überdies unsere Ueberlegenheit an moralischen räften hinlänglich bewährt.“

Brüssel, 27. Sept. Zur Feier der vorjährigen beptember⸗Tage sieht man im Park eine Belgische Fahne auf⸗ stellt, in deren Mittelfeld ein Todtenkopf abgebildet ist; nächst⸗ mefindet heute auf Kosten des Staats ein Trauergottesdienst m Gedaͤchtniß der Gefallenen statt; dies ist aber auch Alles, as trotz dem, daß uns die Franzosen mit ihrer Juli⸗Feier vor⸗ * sind, zum Andenken der Revolution geschieht, die durch re Erfolge in der That nicht zu sonderlichen Belustigungen auffor⸗ rt. Der König Leopold ist in diesem Augenblicke mit der Muste⸗ 28 der in Flandern aufgestellten Truppen beschäftigt. Während sei⸗ 8 Aufenthaltes in Gent hat er persönlich viele Theilnahme, aber auch udeutungen genug gefunden, wie sehr sich der dortige Handels⸗

ind Fabrikenstand nach dem alten Regime zurücksehnt. Von

ner Minister⸗Veränderung wird neuerdings viel gesprochen; Hr. beau scheint wieder an das Ruder zu kommen, was ein Sie

b . ßigte Prinzip seyn würde. Dagegen giebt die Einverleibung ganzer Französischer Regimenter in die Armee zu dem seltsamen Gerüchte Anlaß, daß, an die Stelle des Hrn. von Broukére, ein Ausschuß, der aus lauter Franzosen be⸗ steht, die Leitung unseres Kriegs⸗Ministeriums übernehmen würde. Es soll hier ein neueres Protokoll angekommen seyn, das in Bezug auf die Theilung der Holländischen Schuld neue Vor⸗ schläge jedoch von unserer Regierung sormlich abgelehnt

orden se

Oesterreich.

Gestern Vormittag h nannten Schmölz vor der Mariahülfer Linie ein großes Exercier⸗ Manöver, zu welchem fünf Grenadier⸗, vier Füstlier⸗Bataillons und acht Eskadrons Kavallerie, nebst einer Kavallerie⸗ und zwei 6pfündigen Fuß⸗Batterieen, unter Kommando des Herrn Feld⸗ marschall⸗Lieutenants Freiherrn von Bakonyi, ausgerückt waren, stattgefunden. Die Truppen waren in drei Treffen aufgestellt: im ersten Treffen die vier Füssilier⸗Bataillons unter dem Kom⸗ mando des Herrn General⸗Majors Prinzen Gustav von Wasa; im zweiten Treffen die fünf Grenadier⸗Bataillons unter Kom⸗ mando der Herren Brigadiere von Wöber und von Resch; im dritten Treffen die vier Divisionen von Nostiz Chevauplegers un⸗ ter Kommando des Hrn. General⸗Majors v. Böhm. Sämmt⸗ liche nach dem Plane des Manövers vorgezeichnete Bewegun⸗ gen der verschiedenen Waffen⸗ Gattungen wurden mit der größ⸗ ten Präcision ausgeführt. Se. Maj. der Kaiser, Allerhochst⸗ welche, von Ihrer Maj. der Kaiserin begleitet, Schönbrunn um 10 Uhr Morgens verlassen hatten, JIJ. MM. der König und die Königin von Ungarn, Se. K. K. Hoheit der Erzherzog Franz Karl nebst Sr. durchlauchtigsten Gemahlin, der Frau Erzherzo⸗ gin Sophie, und die übrigen Erzherzoge KK. HH., verherrlichten dieses militairische Schanspiel, das von dem schönsten Wetter begünstigt wurde, mit Ihrer Gegenwart. Eine unermeßliche Menge von Zuschauern war nach dem Manöverplatze geströmt und ließ beim Anblicke des geliebten Herrschers und Seiner er⸗ lauchten Familie die Luft von Jubelgeschrei erschallen. beendigtem Manöver defilirten die Truppen in Abtheilungen vor den Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, welche sich sodann wieder nach Schönbrunn zurüickbegaben.

Der in Folge der landesvaͤterlichen Fürsorge Sr. Kaiserlichen Majestät gegründete (letzthin bereits erwähnte) Privat⸗Verein zur Beschäftigung brodloser Arbeiter hat im Nieder⸗Oesterreichi⸗ schen Regierungs⸗Gebäude am 26. d. M. seine erste Zusanmen⸗ tretung unter dem Vorsitz des K. K. Wirklichen geheimen Raths und Oberhof⸗ und Landjägermeisters Grafen von Hoyos gehal⸗ ten. Unter den ersten Konstituenten des Vereins waren bei dieser Sitzung auch Se. Durchlaucht der Haus⸗, Hos⸗ und Staats⸗ Kanzler Fürst von Metternich und Se. Excellenz der Staats⸗ und Konferenz⸗Minister Graf von Kolowrat gegenwärtig.

Von vorgestern bis gestern Mittags sind hier 61 Per an der Cholera erkrankt, 39 genesen und 36 gestorben.

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8 In einem (von der Allgem. Zeitung mitgetheilten) ivat⸗Briefe aus Neapel heißt es: „Da ich heute die förmliche Besitznahme der neuen vulkanischen Insel bei Sizilien durch die Engländer zu melden habe, so muß ich noch ein paar Worte von einem Berichte sagen, der die erste von den Engländern ange⸗ stellte Untersuchung derselben enthält. burne, Sloop „Rapid“, unterm 22. Juli an den Vice⸗Admi⸗ ral Hotham gerichtet, und es geht daraus hervor, daß Swinburne sich in einem Boote am 18. Juli dem Vulkan bis auf 20 Aards (60 Fuß) genähert hatte, wo er endlich in 50 bis 60 Fuß Tiefe Er bemerkte, daß ein Theil des Kraters 10 bis 12 Yards lang ganz wagerecht mit der Oberfläche des Meeres lag, und daß man an dieser Stelle am besten in den Krater sehen konnte, welcher mit einem schlammigen in großer Bewegung be⸗ findlichen Wasser angefüllt zu seyn schien, aus welchem Steine und Asche in die Höhe geschleudert wurden. also die Engländer noch nicht zur Besitznahme gelangen, ob sie gleich schon daran denken mochten, ja wahrscheinlich Capitain Swinburne sich vorzüglich deshalb der Insel so sehr genähert hatte. Aber kaum war vierzehn Tage nachher die Betretung der Insel möglich geworden, als diese Besitznahme am 2. Aug. durch den Capitain Senhouse vom Linienschiff „St. Vincent“ wirklich vollzo⸗ gen wurde, worüber die Zeitung von Malta aus dem Berichte an den Vice⸗Admiral Folgendes anführt: „Capitain Senhouse besuchte den neuen Vulkan auf dem Kutter „Hind“. Der Ausbruch war noch in voller Thätigkeit, daher hatte der Krater so zugenommen, daß er an den höchsten Stellen 200 Fuß über den Meeresspiegel hervorragte. Die Insel hat jetzt 1 ½ Miglien im Umfange und ist kreissörmig. Am 2. Aug. stieg C. Senhouse auf der neuen Insel ans Land und fand sie so solide und kompakt, daß er der Meinung ist, sle werde eine permanente Insel bilden. lische Unions⸗Flagge auf derselben auf und gab ihr den Namen Nach anderen Berichten wäre diese Besitznah⸗ Das Admiralschiff und eine Fregatte sollen in einiger Entfernung stationirt gewesen, vor der Besitznahme ein förmliches Protokoll aufgenommen worden und nach Auf⸗ e von jenen Schiffen eine Salve von 120 Schüs⸗ Das Publikum hat diese Thatsache erst spät er⸗ fahren, da sie, wie leicht erklärlich, nicht öffentlich bekannt ge⸗ ier eine unangenehme Sen⸗ sation gemacht, und wohl nicht mit Unrecht, da die neue Insel in der Mitte zwischen Sicilien und der dazu gehörigen Insel r gerade in solcher Entfernung (25 Mi⸗ als angeblich zu einer willkürlichen Be⸗ lich ist. Es wäre möglich, daß man da⸗ Die letzten Nachrichten von der jetzigen Insel Graham reichen bis Ende Angusts. Der Ausbruch hatte gaͤnzlich aufgehört, und man gab ihren Umfang damals auf 4 Miglien (eine Deutsche Meile) an.“

27. Sept. at auf der soge⸗

Er ist vom Capitain Swin⸗ Grund fand.

Damals konnten

Er pflanzte daher die Eng⸗ Grahams⸗Insel.“

me noch feierlicher gewesen.

pflanzung der Flagg sen erfolgt seyn.

Der Vorfall hat nämlich

Pantellaria und ungefäh glien) vom Lande lieg sitz⸗Ergreifung erforder gegen Einwendungen ma

Cholera.

In der Residenzstadt Berlin war

1“] erkr. gen. g bis zum 2. Oktober Mittags 939 n bis zum 3. Oktober Mittags

r‿ssoedx̃bxnnseu⸗

Bis zum 3. Oktober Mittags Summa 983 ijerunter aus dem weiteren Verwaltungs⸗ Bezirk von Berlin bis zum 28. Sept.. er Zahl Militair .. er⸗ Barnimscher Kreis.

hinzugekomme

In der Stadt Wrietz erkrankt genesen gestorben B bis zum 30. September 9 1 Darunter

Regierungs⸗Bezirk Stettin. 8

Kreis Greiffenhagen. Am 30. Sept. hat sich die Cho- lera in Sinzlow und Pakuleet gezeigt.

Regierungs⸗Bezirk Köslin. 8

Nachdem seit dem 15. September die Cholera in dem Dorfe Schluschow wieder aufgehört hat, ist dieser Regierungs⸗Bezirk von der Cholera ganz fret.

Regierungs⸗Bezirk Gumbinnen.

Kreis Lyck. In der Stadt Lyck sind vom 12. bis 22. Sept. 133 Personen erkrankt, 58 gestorben. In Mrosen ist die Cholera am 18. Sept. ausgebrochen.

Im Kreise Tilsit ist dieselbe nur noch in der Stadt Til⸗ sit, es sind daselbst aber bis zum 27. September 152 Personen erkraukt, 93 gestorben, 43 genesen.

Im ganzen Regierungs⸗Bezirk sind bis zum 17. September Üüberhaupt 1057 Personen erkrankt, 365 genesen, 620 gestorben, 72 noch krank.

An der Astatischen Cholera sind vom Tage des Ausbruchs

bis zum 32sten Tage ihrer Dauer von 1000 Einmohnern gestorben:

iin Lemberg . 39 Personen, genauer 38, .

Riga. 26 2 EA1““ Mitau 22 811“

Posen 10 ½

Petersburg 10 ¼

Königsberg

Elbing 8

Danzig . . 6

4

Berlin 2

1*

21, 10,. 19,42 8,60

78 2

6/098

4 4,07

v11.—

P“

Bei der hohen Wichtigkeit und dem allgemeinen Interesse des in den nachbenannten, neuerdings erschienenen, Druckschrif⸗ ten behandelten Gegenstandes, glauben wir die folgende, in den neuesten Heften der „Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik“ enthaltene, treffliche Recenston den Lesern der Staats⸗ Zeitung vollständig mittheilen zu müssen:

1. Ueber die Ostindische Cholera, nach vielen eigenen Beobachtun⸗ gen und Leichen⸗Oeffnungen von James Annesley. Nach der zweiten Ausgabe von 1829. aus dem Englischen uͤbersetzt von De. Gustav Himly. Hannover 1831. XVI. 220 S. 8.

II. Ueber die Cholera⸗Krankheit. Ein Sendschreiben J. Ch. von Loder’8. Koͤnigsberg 1831. 60 S. 8. Desselben Zusaͤtze zu seiner Schrift uͤber die Cholera⸗Krankheit. Ebendaselbst 45 8. d.

III. Beobachtungen uͤber die epidemische Cholera von Dr. R. J. W. P. Remer. Breslau 1831. XI. 125 8. 8. 8 Wenn das politische Leben der Nationen in einem Zustande un⸗

ruhiger Entwicklung oder Zerruͤttung begriffen ist und auf der an⸗

deren Seite die Natur, gleichsam in Uebereinstimmung mit der Ge⸗ schichte, auch das leibliche Daseyn mit außerordentlichen Uebeln be droht, so daß in jeder Beziehung Zwietracht und Irrsal, Angst und

Noth sich verbinden und in der großen Aufregung fast nur noch

Parteien und Widerspruͤche zu unterscheiden sind; dann ist es ein

undankbares und meistens auch vergebliches Geschaͤft, die ruhjge

Stimme fuͤr die Wahrheit zu erheben und unterweisend oder be⸗

schwichtigend sich einem Streite zu nahen, in welchem die Gerech⸗

tigkeit eben so schwer zu uͤben, als die Bescheidenheit zu bewahren ist. Schon aus diesem Grunde moͤchte es rathsamer seyn, das Urthbeil uͤber eine Seuche, die auch zu den schweren

Problemen dieser Zeit gehoͤrt, mit aller Ergebung der Zu⸗

kunft anheimzustellen, wenn nicht ein Jeder verpflichtet waͤre,

in Sachen des Berufes ohne Ruͤcksicht auf Zeit und Umstaͤnde nach bestem Wissen ein Zeugniß abzulegen, sobald ein solches ausdruͤcklich efordert wird und dazu die Noth immer dringender anzumahnen cheint. In so fern es nun hier auf die Beurtheilung des Gegen⸗ standes selbst vielmehr als der Buͤcher ankommt, ist die Auswahl der letzteren gleichguͤltig; die eben angefuͤhrten wurden aus der gro⸗ ßen Menge nur deshalb hervorgezogen, weil die Verfasser derselben die Krankheit in verschiedenen Laͤndern, naͤmlich in Ostindien, Ruß⸗ land und Polen, selbst beobachtet und eine groͤßere Unbefangenheit an den Tag gelegt haben, als es bisber bei den meisten uͤbrigen

Schriftstellern uͤber die Cholera der Fall gewesen ist.

Die erste Abhandlung bildet den ausgezeichneten Theil eines groögeren Werkes (Sketches of the most prevalent diseases olf In- dia. by . Aunesley. Esq. 2. Edition. Londoôn 1829. 8.), durch dessen Uebersetzung den Deutschen Aerzten ein angenehmer Dienst geschehen ist. Der Verfasser hat fuͤnf und zwanzig Jahre in Ostindien gelebt und waͤhrend der groͤßten Heftigkeit der Epidemie die medizinischen Angelegenheiten bei der Besatzung vom Fort St. George und im General⸗Hospital der Praͤsidentschaft Madras geleitet. Er zeigt sich in der Schrift als Englaͤnder von der besten Art, einfach und anspruchslos, aufrichtig und bestimmt, den Sinn durchaus auf das Praktische gerichtet, scharfblickend uͤberdies und voll von gesundem Menschenverstand. Die einzelnen Erscheinungen faßt er mit großer Klarheit auf, vermag aber den Reichthum feiner Beobachtungen nicht unter die Herrschaft allgemeiner Ideen zu bringen, daher oͤfters ge trennt und in zu viele Faͤcher getheilt wird, was nothwendig zu⸗ sammen gehoͤrt. Seine Erklaͤruͤngen sind sparsam angebracht und weder tiefsinnig noch originell; die sichtbaren Symptome, der Lei⸗ chenbefund und die Heilmittel sind ihm die Hauptsachen, in den

„buͤndig geschriebenen Krankheits⸗ und Sectionsgeschichten bewaͤhrt

sich jene Meisterschaft, die nur geuͤbten Beobachtern eigen ist. Unter der großen Mehrheit Ostindischer Aerzte, welche die Cholera fuͤr eine einfache Epidemie erklaͤren und ihr die ansteckende Eigenschaft unbe⸗ dingt absprechen, behauptet Annesley einen Fzerigtichen Platz

In dem Verfasser der zweiten Scheift und der dahin gehoͤrigen Zusaͤtze erkennen wir einen acht und stetzigjaͤhrigen Veteran, welcher, dem Treiben der Parteien laͤngst entruͤckt, in schlichter Weise und ohne Umschweife die Bemerkungen mittheilt, zu welchen ihm die Epidemie in Moskau Veranlassung gab. In den Zusaͤtzen besonders giebt sich seine Meinung am klarsten kund, und es ist nicht ohne Bedeutung, daß ein so beruͤhmter Anatom sich nur geringen Nutzen von den Leichendffnungen der an der Cholera Verstorbenen verspricht, ja diese Untersuchung fast fuͤr uͤberfluͤssig erklaͤrt. Die Seuche scheint ihm in Ostindien, wie in jedem anderen Lande, aus dem Zu sammenwirken siderischer und tellurischer Ursachen zu entstehen, uͤber⸗ all sich von selbst erzeugen, zuweilen aber auch ansteckend werden zu können, obgleich es noch sehr die Frage sey, ob man sie in den Faͤllen, wo ein Kontagium vorausgesetzt wurde, nicht vielmehr einer epidemischen Einwirkung, als einer wirklichen Ansteckung zuschreiben muͤsse. Bei den Blattern, bei der Ruhr und dem Scharlachfleber soll die Gefahr der Ansteckung noch groͤßer als bei der Cholera seyn Die Raͤucherung von Waaren und der lange Aufenthalt von Men⸗ schen in Auarantainen ist nicht allein fuͤr unnuͤtz, sondern auch fuͤr boͤchst schäͤdlich erklaärt, weil die Folgen dieser Maaßregeln noch schrecklicher als die Seuche sind. Der Mißbrauch der Arzneien wird wie billig scharf getadelt und insbesondere die Nachahmung der Eng⸗ lisch⸗Ostindischen Methode gaͤnzlich verworfen.

Die dritte Schrift ist ein wohl geschriebener Bericht, in welcher der zur Beobachtung der Cholera nach Warschau geschickte Verfasser von demjenigen Rechenschaft giebt, was er waͤhrend seines Aufent⸗ haltes in dieser Hauptstadt theils selbst gesehen, theils von Anderen erfahren hat. Der Erzaähler ist zu verstaͤndig, um die Krankheit nach den von ihm gesammelten Beobachtungen schlechthin fuͤr eine Kon⸗

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